Genuss statt Zigarettenrauch

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Genuss statt Zigarettenrauch
ORANIENBURGER GENERALANZEIGER, Artikel vom 24. März 2007
Genuss statt Zigarettenrauch
Wenige Gaststätten haben Raucher nach draußen verbannt - und machen positive Erfahrungen
HOHEN NEUENDORF/NEURUPPIN Auch wenn zwei Drittel der deutschen Bevölkerung nicht raucht
- qualmfreie Kneipen, Hotels oder Restaurants sind in der Region eine echte Rarität. Drei Einrichtungen
in Hohen Neuendorf und Neuruppin haben sich immerhin dazu durchgerungen, Raucher nach draußen zu
verbannen.
Roman Falkenberg hat solche Schilder in seinem Coffee Inn wieder abgehängt. Trotzdem hat er keine Probleme mit vollen Aschenbechern - sein Café ist Nichtraucherzone. Pleul/dpa
Von Dietmar Stork und Jürgen Liebezeit
Und sie machen damit fast durchweg gute Erfahrungen, wie Andreas Meyer vom Biohotel am Lunik-Park in
Hohen Neuendorf, Eva Tiffany Bollmann vom Kaffeehaus Morgenrot ebenfalls in Hohen Neuendorf und
Roman Falkenberg vom Coffee Inn in Neuruppin übereinstimmend erzählen.
K A FF E EH A U S M OR G EN ROT · INHABERIN: EVA TIFFANY BO LLMANN
VI L L A HU ND E SHAG E N · S C HA R FS C HW E R DT S T R A SS E 1 · 16 5 40 H O H EN NE UE NDO RF ( B EI B ERLI N) · T. 0 3 30 3 . 4 0 98 0 4 · F. 0 33 0 3. 40 9 8 0 2
Web: www.kaffeehaus-morgenrot.de · E-Mail: [email protected]
Allerdings wenden sich alle drei Einrichtungen auch an eine etwas andere Klientel als die Eckkneipen. Dass
sich die Ministerpräsidenten gestern in Berlin nicht zu einem konsequenten Rauchverbot für Kneipen haben
durchringen können, trifft sie also weniger.
Beim Biohotel ist es schon am Namen erkennbar: „Bei uns geht es um eine gesunde Lebensweise“, erzählt der
Geschäftsführer. „Wir bieten anspruchsvolle und leckere Ernährung“, erklärt Meyer sein Konzept. Zigaretten
passen dazu tatsächlich nicht.
Auch bei Eva Bollmann geht es in erster Linie um den Genuss: „Ich erkläre meinen Gästen, dass sie vor dem
Kaffee ein Glas Wasser trinken sollen, weil das Zunge und Gaumen reinigt.“ Erst dann könnten sie das Aroma des Kaffees so richtig wahnehmen. „Wenn am Nachbartisch jemand raucht, wird das natürlich zunichte
gemacht.“ Ganz ähnlich klingt das bei Roman Falkenberg: „Die Leute sollen den Kaffee bewusst genießen.
Da passt der Qualm ganz und gar nicht.“
Den Gästen im Kaffeehaus Morgenrot war das offensichtlich schon vorher bewusst: „70 Prozent meiner Gäste sind Nichtraucher, 20 Prozent rauchen zwar, haben es aber nicht bei uns getan“, sagt die Inhaberin. Deswegen sei es ihr auch leicht gefallen, zum 1. März Zigaretten vor die Tür zu verbannen - und nur selten habe es
Beschwerden gegeben. Vier Gäste - zwei Paare - seien in den vergangenen drei Wochen wieder gegangen, weil
sie nicht rauchen durften. „Die kannten das Haus wohl nicht“, glaubt Eva Tiffany Bollmann.
Falkenberg hatte sein Coffee Inn schon im Sommer 2005 für ein paar Wochen zur Nichtraucherzone erklärt. Deswegen habe das wohl niemanden überrascht, als er im vorigen September den endgültigen Schnitt
setzte.
Nur wenige Gäste hätten sich darüber geärgert, so seine Bilanz nach mehr als einem halben Jahr. Jugendliche,
die früher bei ihm saßen und pafften, würden nun wegbleiben. Dafür kämen des öfteren Firmenvertreter, die
eine geschäftliche Verabredung bei ihm durchführten. „Wir haben eine völlig neue Klientel“, sagt er.
Die größten Probleme hatte wohl Andreas Meyer, obwohl bei ihm Raucher weiterhin an der Bar in der so genannten „Smoker‘s Lounge“ ihrem Laster frönen dürfen. „Es gibt eingefleischte Raucher, die sich persönlich
angegriffen fühlen“, musste der Geschäftsführer feststellen. Über die extremste Reaktion muss er sich aber
selbst amüsieren: Ein Hotelgast, der seine Rechnung bereits im Voraus bar bezahlt hatte, wollte partout nicht
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einsehen, dass er höchstens an der Bar essen und rauchen dürfte. Der habe wutentbrannt wieder ausgecheckt
und gedroht: „Sie hören von meinem Anwalt.“ Passiert sei aber bislang nichts, erzählt Meyer.
Alle drei Inhaber ermutigen andere Gastwirte, den gleichen Schritt wie sie zu gehen - egal, welche Ausnahmen vom Rauchverbot das Land Brandenburg künftig zulassen sollte. „Sie werden positive Überraschungen
erleben“, sagt zum Beispiel Roman Falkenberg. So würden sich zum Beispiel Mütter mit kleinen Kindern
in die Gaststätten trauen, die sie vorher gemieden hätten, erzählt er. „Mir haben Männer erzählt, dass ihre
Ehefrauen seit Jahren nicht mit in die Gaststätten gekommen gekommen sind“, erzählt Frau Bollmann. Das
habe sich jetzt geändert.
Auch die Angst vor dem Umsatzminus ist laut Falkenberg unbegründet: „Dem Raucher genügt sein Kaffee
und seine Zigarette.“ Der Nichtraucher wolle zum Kaffee noch etwas essen.
Ein Zurück zu einer Einrichtung, in der Rauchen erlaubt ist, würden sie also nicht mehr wollen: „Ich fühle
mich als Nichtraucher bisher diskriminiert“, sagt Falkenberg, der privat verqualmte Gaststätten meidet. „Ich
bin froh, dass ich als Inhaberin die Entscheidung ganz alleine treffen konnte“, so Bollmann.
Gleichzeitig betonen die drei Nichtraucher, dass sie nichts gegen paffende Zeitgenossen hätten: „Wenn in
der klassischen Eckkneipe geraucht werden darf, stört mich das nicht“, sagt Andreas Meyer. „Ich habe nichts
gegen Raucher“, ergänzt Eva Tiffany Bollmann.
Rauchfreie Einrichtungen zu finden ist übrigens nicht nur in Brandenburg schwierig, das gilt auch für Berlin.
Weil der Wuppertaler Frank Sonneborn in der Hauptstadt keine passende Unterkunft fand, checkte er im
Bio-Hotel „Am Lunikpark“ ein. Sonneborn sucht solch ein Ambiente nicht ohne Grund: Der 39-jährige
übergab gestern Nachmittag in der niedersächsischen Landesvertretung in Berlin gemeinsam mit seiner Berliner Mitstreiterin Jeannette Hagel 15 000 Unterschriften für eine rauchfreie Gesellschaft.
Ein Jahr lang hat Sonneborn auf zwei Seiten im Internet die Unterschriften gesammelt. Er will so lange
weter für ein rauchfreies Deutschland kämpfen, bis er sich als Nichtraucher überall aufhalten kann, ohne von
gesundheitsschädlichem Zigaretten,- Zigarren- und Pfeifenrauch gestört zu werden. Sein Ziel ist es, dass bald
nur noch dort geraucht werden darf, wo es keinen anderen Menschen belästigt. Geraucht werden soll seiner
Meinung nach nur noch in klimatisierten abgeschlossenen Räumen. Selbst an frischer Luft stört den Familienvater, der sich als konsequent, aber nicht radikal bezeichnet, der Qualm.
Internet: http://www.rauchfreiheit.de, http://www.deutschland-rauchfrei.de
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