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WIRTSCHAFT
MITTELDEUTSCHE ZEITUNG
DIENSTAG, 9. SEPTEMBER 2014
RANGLISTE
IN KÜRZE
Ifo-ChefSinn
einflussreichster
Ökonom
SACHSEN-ANHALT
Niedrigste Inflationsrate
seit vier Jahren
HALLE/MZ/STH - Die Verbraucherpreise sind in Sachsen-Anhalt im August 2014 im Vergleich zum Vorjahresmonat um
nur noch 0,9 Prozent gestiegen.
Zuletzt gab es laut Statistischem
Landesamt im Februar 2010
eine vergleichbare niedrige Teuerungsrate. Im Juli lag die Inflation bei 1,1 Prozent. Die Preisentwicklung im Nahrungsmittelbereich hat erheblichen Einfluss auf die gedämpfte Inflation. Lebensmittel verteuerten
sich nur noch um 0,4 Prozent.
Hallesches IWH
schneidet schwach ab.
VON STEFFEN HÖHNE
- Hans-Werner Sinn steht
im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Der Präsident des Ifo Instituts für
Wirtschaftsforschung in München
ist von der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ zum „einflussreichsten Ökonomen
Deutschlands“
gekürt worden.
Kein anderer
Wirtschaftsforscher hat so viel
Gewicht in Medien und Politik
und ist gleichHans-Werner
zeitig auch in
Sinn
FOTO: DPA
der Forschung
präsent, ergab
eine umfangreiche Analyse der
Zeitung, die eine Rangfolge der 100
wichtigsten Ökonomen aufstellte.
Sinn sorgte zuletzt mit seiner Kritik an der Euro-Rettungspolitik für
Aufsehen.
Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) schneidet bei
diesem Vergleich eher schwach ab.
Die ehemalige IWH-Präsidentin
Claudia Buch, die nur von Juni
2013 bis Mai 2014 amtierte und in
den Vorstand der Deutschen Bundesbank gewechselt ist, landete auf
Platz 23. Vize-Präsident und Konjunkturchef Oliver Holtemöller belegte Platz 80. Weitere Wissenschaftler des IWH sind nicht aufgeführt. Das Ifo ist neben Sinn mit
fünf weiteren Wissenschaftlern
vertreten, darunter Joachim Ragnitz (Platz 67), der sich bei der Ifo
Niederlassung Dresden vor allem
um ostdeutsche Wirtschaftsthemen kümmert.
Das hallesche Institut sucht einen neuen Präsidenten. Zwei der
letzten vier Kandidaten, die sich
Mitte Juli vorgestellt haben, belegen gute Positionen im Ranking.
Der Volkswirtschaftsprofessor Joachim Weimann von der Uni Magdeburg landete auf Platz 35, Niklas
Potrafke vom Ifo auf Rang 38.
HALLE/MZ
Rangliste der Ökonomen
Rang Name/ Institution
Gesamtpunkte
Hans-Werner Sinn
629
Ifo-Institut
Marcel Fratzscher
2
579
DIW Berlin
Axel Ockenfels
3
508
Uni Köln
Ludger Wößmann
4
429
Ifo-Institut
Dietmar Harhoff
5
387
LMU München
Quelle: FAZ; Grafik: MZ Satz GmbH
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17
ÜBERNAHME
GE verkauft an Schweden
Elektrogeräte-Sparte
Die Chemiefirma Leuna Harze hat in den vergangenen Jahren das Werk mehrfach ausgebaut.
FOTO: ANDREAS STEDTLER
(K)ein Wirtschaftswunder
Trotz Ukraine-Krise und Sanktionen boomt der deutsche Export
im Juli so stark wie nie. Hallesche Forscher warnen vor verfrühter Euphorie.
KONJUNKTUR
zeichnen: Die hiesige Wirtschaft
setzte laut Statistischem Bundesamt im Juli 101 Milliarden Euro im
HALLE/MZ - Mit seiner Bilanz für die Ausland ab. Das sind 8,5 Prozent
erste Hälfte des Geschäftsjahres mehr als vor einem Jahr und 4,7
2014 könnte Klaus Paur, Geschäfts- Prozent mehr als im Juni. Und es
führer der Leuna Harze GmbH, ist das erste Mal, dass die Expornicht zufriedener sein. „Wir fahren teure in einem Monat mit ihren
seit Monaten konstant hohe Umsät- Umsätzen die Marke von 100 Millize im Import wie Export ein.“ Die arden knackten. Vor allem die Aumittelständische Chemiefirma aus tobauer legten deutlich zu.
Ob Unternehmen in Sachsen-AnLeuna ist auf dem europäischen
Markt einer der führenden Herstel- halt sich über ähnliche Rekordzahler sogenannter Epoxide - Binde- len freuen dürfen, ist allerdings
mittel aus Kunstharz, die in Kleb- noch offen. Wirtschaftsministerium und das Instoffen
wie
stitut für WirtUhu, in der La„Wir
erwarten
keine
schaftsforckindustrie
großen Sprünge.“
schung Halle
beim Korrosi(IWH)
üben
onsschutz von
Christof Altmann
sich in ZurückFahrzeugen
IHK-Sprecher
haltung. Allein
und auch bei
der Herstellung von Windkraftan- deshalb, weil aktuelle Daten für
lagen Anwendung finden. Mit dem Sachsen-Anhalt noch nicht vorlieNischenprodukt ist Paur förmlich gen. „Angesichts der Zahlen aus
auf eine Goldader gestoßen: „Es den vorangegangenen Jahren ergibt in ganz Europa nur fünf Her- warten wir keine großen Sprünge“,
steller, die eine ähnliche Produkt- sagt Christof Altmann von der Inpalette aufweisen können“, sagt dustrie- und Handelskammer Halder 65-Jährige. Und das Know-how le-Dessau.
Nach hohen Wachstumsraten in
aus Leuna ist gefragt: Das Unternehmen exportiert von Schweden den Jahren 2010 und 2011, die mit
bis Italien, ein Drittel der Produkti- dem Abebben der Wirtschaftskrise
zu erklären sind, lag die Steigeon geht ins europäische Ausland.
rung im vergangenen Jahr ledigZurückhaltung statt Euphorie
lich bei 0,5 Prozent. Angesichts des
Leuna Harze liegt damit voll im bundesweiten Exportbooms will
bundesweiten Trend. Denn die Altmann positive Effekte für Sachdeutschen Unternehmen konnten sen-Anhalt jedoch nicht von vornjüngst einen Exportrekord ver- herein ausschließen: „In der Regel
VON JANINE GÜRTLER
UND MARKUS SIEVERS
kann man erwarten, dass sich ein
bundesweit positiver Trend auch
auf der Landesebene niederschlägt“, so Altmann.
Allerdings sind auch die Zahlen
des Statistischen Bundesamtes mit
Vorsicht zu genießen: Denn am
kräftigen Exportanstieg haben
auch Sonderfaktoren ihren Anteil.
Die Schulferien haben in mehreren
exportstarken Bundesländern wie
Niedersachsen, der Heimat von
VW und anderen Industriekonzernen, spät begonnen. Im Juli wurde
daher ungewöhnlich viel gearbeitet, bei VW fielen die Werksferien
zudem komplett aus.
Chemiestandort weiter stark
Wer den Ausfuhrrekord korrekt
einordnen möchte, muss zudem
den längerfristigen Trend berücksichtigen. Trotz des starken Julis
sind die Exporte seit Jahresbeginn
um etwas mehr als drei Prozent gewachsen. Das ist für Deutschland
ein relativ mauer Wert, nachdem
schon die beiden Jahre zuvor aus
Sicht der Exporteure eher verhalten verlaufen sind. Über einen längeren Zeitraum hinweg brachten
sie es auf höhere Wachstumsraten
von fünfeinhalb Prozent. So gesehen stellt der Juli einen positiven
Ausreißer in einem insgesamt
schwachen Jahr 2014 dar.
Schaut man auf den langfristigen
Trend in Sachsen-Anhalt, ist der
Export auf einem guten Weg. Seit
2005 haben sich die Exportumsät-
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ze nahezu verdoppelt - wenn auch
von einem niedrigem Niveau aus.
Einen großen Anteil daran haben
neben Metall- und Lebensmittelindustrie auch die Chemiestandorte.
2013 setzten allein Chemiebetriebe
mit ihren Erzeugnissen, darunter
auch das Kunstharz der Leuna Harze, über vier Milliarden Euro im
Ausland um. Abnehmer für Sachsen-Anhalts Exporteure sind dabei
vor allem direkt angrenzende EUNachbarn: Am meisten wurde nach
Angaben des IWH im vergangenen
Jahr nach Polen exportiert, gefolgt
von Frankreich, Italien, den Niederlanden und der Tschechischen
Republik. Das hat nach Aussage
von IWH-Wissenschaftler Axel
Lindner vor allem praktische Gründe: So würden viele Grundstoffe,
die die Chemieindustrie exportiert,
aus Kostengründen nicht in sehr
weit entfernte Gebiete geliefert.
Exporte in aktuelle Krisenländer
wie Russland und die Ukraine sind
nach Worten Lindners hingegen
rückläufig. Im Handel mit Russland sei im ersten Halbjahr gegenüber dem Vergleichszeitraum im
vorigen Jahr ein Rückgang von
18 Prozent zu verzeichnen, bei der
Ukraine seien es sogar 26,5 Prozent. Allerdings, so betont Lindner,
wirkt sich die Krise auf die Wirtschaft Sachsen-Anhalts schwächer
aus als angenommen: „Weniger als
vier Prozent der Ausfuhren des
Landes gingen 2013 an diese beiden Länder.“
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STOCKHOLM/DPA - Der SiemensRivale General Electric (GE)
trennt sich von seinem Geschäft
mit Haushaltsgeräten und gibt
die Sparte an den Konzern Electrolux ab. Wie die Unternehmen
mitteilten, zahlen die Schweden,
zu denen auch die Marke AEG
gehört, umgerechnet 2,55 Milliarden Euro für den Bereich.
ARBEITSMARKT
Deutschland mit den
meisten Überstunden
BRÜSSEL/DPA - Arbeitnehmer
in Deutschland machen nach
einer EU-Studie im Schnitt mehr
Überstunden als ihre Kollegen
in den anderen Euro-Ländern.
Die vereinbarte Wochenarbeitszeit in Deutschland liegt bei
durchschnittlich 37,7 Stunden
- tatsächlich arbeiten die Beschäftigten aber im Mittel
40,5 Stunden, also 2,8 Stunden
die Woche mehr. Vergütet wird
nicht einmal die Hälfte der
Überstunden.
FRANKREICH
Milliardenzocker Kerviel
wieder frei
PARIS/DPA - Nach nur vier Monaten Haft ist der als Milliardenzocker bekanntgewordene
Börsenhändler Jérôme
Kerviel (Foto) entlassen
worden. Der
37-Jährige
kam gestern
unter der Bewährungsauflage frei,
bis Juni 2015 eine elektronische
Fußfessel zu tragen. Kerviel
hatte im Mai seine dreijährige
Haftstrafe angetreten, das Berufungsgericht verfügte nun
seine Freilassung. Der Ex-Mitarbeiter der Bank Société
Générale war verurteilt worden,
weil er 4,9 Milliarden Euro verzockte.
FOTO: DPA