PDF: Bundeswehr aktuell Nr. 18

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PDF: Bundeswehr aktuell Nr. 18
D 8512
52. Jahrgang
Nr. 18
Montag, 9. Mai 2016
NACHRICHTEN
POLITIK
Auf dem Vormarsch
Nach der Eroberung von Palmyra
plant das syrische Regime unter
Baschar al-Assad die Offensive
in Ostsyrien auszuweiten. Seite 4
BUNDESWEHR
Torpedoschießen
Bei „Andoya“ testen Marinesoldaten in Norwegen erstmals
den Einsatz neuer Munition mit
dem Helikopter.
Seite 6/7
Familiensache
in Incirlik
Sie sind Soldaten im Einsatz – und sie sind Vater
und Sohn. Auf der türkischen Luftwaffenbasis
arbeiten beide am Tornado. Seite 5
ZOOM
Roboter als Assistent
Der „da Vinci Xi“ ist im Bundeswehrkrankenhaus in Ulm im Einsatz. Ein OP-Robotersystem der
neuesten Generation.
Seite 9
VIDEO DER WOCHE:
Viele haben sich gewünscht, dass
Hauptfeldwebel Oliver Bender
seinen ehemaligen Arbeitsplatz,
die Panzertruppe, in einer Folge
„Mit Olli“ vorstellt. Nun ist es
soweit. Der Beitrag „Mit Olli bei
der Panzertruppe“ zeigt, worauf
es im Verfügungsraum ankommt.
Foto/Montage: Bundeswehr/Oliver Pieper/aktuell
BW CLASSIX: Frauen in der
Bundeswehr – das ist mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Seit 2001 stehen alle militärischen Laufbahnen Frauen offen.
Inzwischen leisten knapp 20 000
Soldatinnen ihren Dienst bei der
Bundeswehr – Tendenz steigend.
Das Video „Classix: Frauen in der
Bundeswehr“ zeigt die Situation
im Jahre 1975.
(eb)
Diese und weitere
Videobeiträge unter
www.youtube.com/
bundeswehr.
[email protected]
2
aktuell
INTERN
9. Mai 2016
Foto: imago
BILD DER WOCHE
Nicht überall in der Welt dürfen Journalisten schreiben, was sie für wichtig halten: Im Juni 2015 demonstrieren Mitglieder der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ in Berlin.
IMPRESSUM
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ZITAT
EDITORIAL
„Eine freie Presse kann gut oder schlecht sein,
aber eine Presse ohne Freiheit kann nur schlecht
sein.“
Ein Anlass zur Freude sei der
Internationale Tag der Pressefreiheit nicht, sagte der Vorstandssprecher von „Reporter ohne
Grenzen“, Michael Rediske, am
3. Mai. Die Situation von Journalisten in aller Welt habe sich in
den vergangen zwei Jahrzehnten
erheblich verschlechtert, begründet er diese Aussage.
Seine Organisation ruft die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen auf, schnellstmöglich einen
VN-Sonderbeauftragten für den
Schutz von Journalisten einzusetzen. Ein dramatischer Appell,
der von Menschenrechtsorganisationen, Medien- und Journalistenverbänden sowie namhaften
Medienunternehmen aller Kontinente unterstützt wird. So ein
„Special Representative“ wird
vom Generalsekretär persönlich
ernannt. Er wäre mit der nötigen
moralischen Autorität ausgestattet und ein zweifellos gewichtiger
Unterstützer für Journalisten auf
der ganzen Welt.
Viele von ihnen leben immer
gefährlicher, werden unter Druck
gesetzt, bedroht, entführt, ermordet. Dies dokumentiert die von
„Reporter ohne Grenzen“ jährlich herausgegebene Rangliste
der Pressefreiheit (Seite 4).
Deutschland rutscht darin um
vier Plätze auf Rang 16 ab. Die
Der französische Schriftsteller und Philosoph Albert Camus
(1913-1960). Für sein publizistisches Gesamtwerk erhielt er im
Jahr 1957 den Nobelpreis für Literatur.
KALENDERBLATT
Vor 75 Jahren: Am 12. Mai 1941 entwickelt der deutsche Ingenieur
Konrad Zuse die Z3 – die erste digitale Rechenmaschine der Welt.
Der Rechner wird im Zweiten Weltkrieg bei einem Bombenangriff
zerstört. Ein funktionsfähiger Nachbau steht heute im Deutschen
Museum in München.
Vor 110 Jahren: Am 10. Mai 1906 eröffnet Zar Nikolaus II. die
Reichsduma in St. Petersburg. Es ist die erste vom Volk gewählte
politische Vertretung Russlands. Der Zar vollzieht mit der Gründung
des Parlaments eine symbolische Wende zum Volk.
Vor 140 Jahren: Am 9. Mai 1876 gelingt es dem Kölner Maschinenfabrikanten Nicolaus Otto, seine neue Erfindung erfolgreich zu testen
– einen Viertakt-Motor. Dieser löst bald darauf Dampf- und Gasturbinen ab und wird zum meist verbreiteten Antriebsaggregat der Welt.
Vor 200 Jahren: Am 9. Mai 1816 gelingt es dem Franzosen Joseph
Nicéphore Niépce zum ersten Mal mit Hilfe eines einfachen Holzkastens, Bilder auf eine lichtempfindliche Schicht aus Asphalt zu
bannen. Die „Camera Obscura“ ist der Vorläufer des Fotoapparates.
Vor 220 Jahren: Am 14. Mai 1796 führt der britische Landarzt
Edward Jenner an einem achtjährigen Jungen die erste Impfung gegen
die Menschenpocken durch – mit Erfolg. Der Wirkstoff basiert auf
dem Kuhpockenvirus.
(eb)
im vergangenen Jahr erheblich
gestiegene Zahl von Anfeindungen, Drohungen und gewalttätigen Übergriffen insbesondere
im Zuge der fremden-, islam-,
oder asylfeindlichen Proteste
im ganzen Land sind der Grund.
Grundsätzlich ist die Pressefreiheit in Deutschland gut geschützt.
Unsere Verfassung garantiert sie
in Artikel 5 des Grundgesetzes.
Doch Pressefreiheit ist keine
Monstranz, die wir vor uns hertragen. Sie jeden Tag durchzusetzen ist oft anstrengend und
kostet Kraft.
„Für Parlamente sind freie
Medien ebenso lästig wie unverzichtbar“, bringt es Bundestagspräsident Norbert Lammert auf
den Punkt.
Heike Pauli, Themenplanung
Redaktion der Bundeswehr
aktuell
3
Foto: picture alliance/dpa
Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke
MINISTERIUM / HINTERGRUND
Foto: Bundeswehr/Andrea Bienert
9. Mai 2016
Mit Strategie gegen den IS: Ursula von der Leyen hat sich in Stuttgart mit ihren Amtskollegen beraten (Mitte). Deutschland bildet Peschmerga aus (l.) und liefert Material (r.).
Nicht nachlassen
Kampf gegen IS: Die Verteidigungsminister der Anti-Terrorkoalition treffen sich in Stuttgart zu strategischen Beratungen.
Stuttgart. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ist in
Stuttgart mit ihrem US-Amtskollegen Ashton Carter und weiteren Verteidigungsministern
zusammengetroffen. Die Verteidigungsminister berieten dort am
vergangenen Mittwoch über die
Strategie im Kampf gegen die
Terrormiliz „Islamischer Staat“
(IS). Es war das dritte Treffen
dieser Art in diesem Jahr.
Neben von der Leyen und
Carter waren die Verteidigungsminister aus Kanada, Dänemark,
Frankreich, Italien, den Niederlanden, Neuseeland, Norwegen,
Spanien und Großbritannien nach
Stuttgart gekommen. Außerdem
nahm der australische Botschafter in Berlin an dem Treffen in
­Süddeutschland teil.
Von der Leyen und Carter
betonten, wie wichtig diese per-
sönlichen Gespräche seien. „Es
war sehr gut, bei diesem dritten
Treffen in diesem Jahr festzustellen, wieviel Strecke wir gemacht
haben, wieviel Territorium der
IS insbesondere im Irak verloren hat. Deshalb ging die Diskussion auch sehr stark darum,
wie wir uns nicht nur im Irak
und in Syrien aufstellen, sondern
wie wir insgesamt einen breiten,
vernetzten Ansatz fahren“, sagte
die deutsche Ministerin.
Mehr
Anstrengung
Mit Blick auf die Beiträge der
Anti-IS-Koalition fuhr von Leyen
fort: „Jede Nation hat ihren
eigenen Rahmen. Nicht jeder
muss alles machen und kann
alles machen. Aber wir haben
innerhalb des selbst gesteckten
Rahmens unsere Erfahrungen
gemacht und spezialisiert. Und da
ist klar, dass wir in den Anstrengungen nicht nachlassen dürfen,
sondern mehr tun müssen.“
Vier
Schwerpunkte
Dabei verfolge Deutschland
vier Schwerpunkte:
• die Unterstützung der kurdischen Peschmerga durch Ausbildung und Ausrüstung. „Das
ist in den vergangenen Monaten erfolgreich gewesen. Und
wir werden diese Arbeit konsequent fortführen“, so von
der Leyen.
• die Stabilisierung der wieder gewonnenen Gebiete.
„Deutschland hat hier den
Vorsitz einer Arbeitsgruppe,
gemeinsam mit den Vereinigten Arabischen Emiraten,
in der wir ganz konsequent
den Wiederaufbau, die Stabilisierung aber auch die
Versöhnung zwischen den
unterschiedlichen Parteien
vorantreiben.“
• die Unterstützung sowohl der
Kurden als auch der Zentralregierung. „Die Bundesregierung ist zur Zeit in Verhandlungen über Details mit
der irakischen Zentralregierung und über einen Kredit
der Kreditanstalt für Wiederaufbau über 500 Millionen
Euro“.
• Hilfe für die irakische
Zentralregierung bei der
Säuberung der zurückeroberten Gebiete von Minen.
„Denn gerade die Gebiete,
die vom IS gesäubert worden sind, sind leider bis in
jeden Hauswinkel hinein
vermint“, erklärte die Ministerin. Der IS wolle verhindern, dass die Bevölkerung
in Dörfer und Städte zurückkehren kann.
Mehr NATO-Soldaten im Osten?
Der NATO-Generalsekretär will aufrüsten. Dafür bekommt er Zustimmung – aber nicht nur.
Brüssel. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatt erklärt,
dass die NATO zur Abschreckung Russlands vier zusätzliche
Bataillone in Osteuropa stationieren könnte. Die Militärführung
der Allianz habe empfohlen, in
die drei baltischen Staaten und
nach Polen „jeweils ein Bataillon zu entsenden, das rotiert“,
sagte Stoltenberg in der vergangenen Woche. Die Pläne für die
„vorgelagerte Präsenz“ würden
jetzt politisch beraten und bis
zum NATO-Gipfel im Juli entschieden.
Die Bundesregierung prüft,
sich an der Unterstützung der
NATO-Verbündeten in Osteuropa stärker zu beteiligen und
größere Verantwortung zu übernehmen. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Jens
Flosdorff, hatte in der Vorwoche in Berlin mitgeteilt, es seien
Gespräche mit der NATO im
Gange, in denen die Entsendung
von Kräften der Bundeswehr zum
Aufbau eines NATO-Bataillons
in Litauen erörtert werde. Mehrere Optionen würden geprüft,
eine davon sehe die Führungsrolle Deutschlands als Rahmennation vor.
Der Europaabgeordnete Elmar
Brok (CDU), Vorsitzender des
Ausschusses für Auswärtige
Angelegenheiten im
EU-Parlament, sagte
gegenüber
der Redaktion der Bundeswehr: „Ich halte
es für wichtig, dass die NATO
unseren Nachbarn unsere Solidarität versichert und Russland dies
als Botschaft erkennt. Aber es
sollte auch darauf geachtet werden, dass die NATO-Russland
Grundakte nicht verletzt wird.“
Laut Stoltenberg muss der Nord-
atlantik-Pakt mit „Stärke und
glaubwürdiger Abschreckung“
auf Russland reagieren. Nach
seinen Angaben handelt es sich
bei den Bataillonen von je bis zu
1000 Soldaten um „multinationale Truppen, um klar zu machen,
dass ein Angriff gegen einen
Verbündeten ein Angriff auf die
gesamte
NATO ist“.
Es handele
sich aber
nicht um
eine Verstärkung
um „substanzielle
Kampftruppen“. Das wäre gegen
die NATO-Russland-Grundakte.
Alexander Graf Lambsdorff (FDP), Vizepräsident des
EU-Parlaments, sagte gegenüber
der Redaktion der Bundeswehr:
„Es ist richtig, dass die NATO
ihre Verteidigungsfähigkeit in
der Region sichert.“ Gleichzeitig
müssten die Gespräche zwischen
Brüssel, Moskau und Washington weitergehen, um zu dauerhaften politischen Lösungen zu
kommen. Ein Wettrüsten gelte
es in jedem Fall zu vermeiden.
Kritisch gegenüber einer Verstärkung der NATO in Osteuropa
ist der EU-Abgeordnete Knut
Fleckenstein (SPD), Mitglied im
Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten, eingestellt: „Meiner persönlichen Ansicht nach
erhöht eine solche Stationierung
die Sicherheit in Europa nicht“,
so Fleckenstein. Seine EU-Parlamentskollegin Barbara Lochbihler (Bündnis 90 / Die Grünen)
sagte: „Man muss kein Freund
Putins sein, um festzustellen,
dass die NATO immer näher an
Russland heranrückt. Unter diesem Licht betrachtet scheint mir
die Stationierung vier weiterer
Bataillons in Osteuropa nicht
zielführend, um den Frieden zu
sichern.“
(jf/ts/cp)
Hilfe
intensivieren
Es sei in Stuttgart noch einmal sehr klar geworden, dass
verschiedene Nationen Verantwortung in verschiedenen Gebieten übernommen hätten. „Gerade
da spielt das Maß an Erfahrung
und Wissenstiefe, die wir gewonnen haben, eine Rolle. Deshalb
sollten wir auf den Gebieten, auf
denen wir inzwischen gut sind
und helfen können, unsere Hilfe
auch weiter ausdehnen und intensivieren. Wir sollten nicht über
den Rahmen hinausgehen, den
wir uns gesteckt haben“, sagte
von der Leyen. Es sei wichtig,
dass sich die Gruppe regelmäßig
treffe und das weitere Vorgehen
koordiniere. Im Sommer will
Pentagon-Chef Carter die Mitglieder der Anti-Terrorkoalition
zu vertiefenden Gesprächen
nach Washington einladen.
Scaparrotti ist
neuer SACEUR
Foto: NATO
Von Jörg Fleischer
Mons. Im NATO-Hauptquartier bei Mons in Belgien hat
der neue Oberbefehlshaber
der Allianz sein Amt angetreten. US-General Curtis Scaparrotti übernahm den Posten
am vergangenen Mittwoch
von General Philip Breedlove.
Der NATO-Oberbefehlshaber ist traditionell ein
US-Offizier und hat auch das
Kommando über die US-Truppen in Europa. Scaparrotti
hatte im Vorfeld das Verhältnis zu Russland, den Kampf
gegen den Terrorismus und
die Flüchtlingskrise als größte
zu bestehende Herausforderungen genannt.
(mt/jpf)
4
aktuell
POLITIK / HINTERGRUND
9. Mai 2016
Ankara. Der türkische Premier­
minister Ahmet Davutoglu wird
nicht wieder als Chef der Regie­
rungspartei AKP antreten und
ebenso sein Amt als Regierungs­
chef aufgeben. Er werde beim
Parteitag am 22. Mai nicht erneut
kandidieren, sagte Davutoglu
am vergangenen Donnerstag in
Ankara. Gemäß den Statuten der
AKP muss der 57­Jährige auch
seinen Posten als Ministerprä­
sident räumen. Gründe nannte
er nicht. Davutoglu sagte: „Ich
werde die Loyalitätsbeziehung
zu unserem Präsidenten bis zu
meinem letzten Atemzug fort­
setzen.“
(eb)
Kampfjets gegen
Kartelle in Kolumbien
Bogotá. Die kolumbianische
Regierung will Kampfflugzeuge
gegen das organisierte Verbre­
chen einsetzen. Der Senat gab
am vergangenen Donnerstag
grünes Licht für Luftangriffe
und andere Militäreinsätze gegen
die drei größten Kartelle – den
Usuga­Clan, die Los Pelusos und
die Los Puntilleros – wie Ver­
teidigungsminister Luis Carlos
Villegas mitteilte. Durch die
Direktive erreicht der Kampf
gegen die Kriminalität eine neue
Eskalationsstufe – bisher waren
Militäreinsätze im Inland nur
gegen linksgerichtete Guerilla­
gruppen zulässig. Die drei Kartelle
würden als „organisierte bewaff­
nete Gruppen“ eingestuft, da sie
über schwere Waffen verfügten
sich mit Uniformen kleideten. (eb)
Papst mit dem
Karlspreis gewürdigt
Rom. Papst Franziskus ist am
vergangenen Freitag für seine
besonderen Verdienste um
Europa mit dem Aachener Karls­
preis ausgezeichnet worden.
Der Internationale Karlspreis
zu Aachen wurde 1950 erstmals
vergeben und ist der älteste und
bekannteste Preis, mit dem Per­
sönlichkeiten oder Institutionen
ausgezeichnet werden, die sich
um Europa und die europäische
Einigung verdient gemacht haben.
An der Zeremonie im Apos­
tolischen Palast des Vatikans
nahmen unter anderem Bundes­
kanzlerin Angela Merkel und
EU­Parlamentspräsident Martin
Schulz teil. Der Vorjahres­Preis­
träger Schulz und EU­Kom­
missionspräsident Jean­Claude
Juncker sowie der EU­Ratsprä­
sident Donald Tusk würdigten
in ihren Reden das Engagement
des Papstes für Europa. Franzis­
kus rief zur Erneuerung Europas
und zur Rückkehr zu den Idealen
der Gemeinschaft auf.
(eb)
Fotos: picture alliance/dpa; imago/Kyodo News
Davutoglu gibt
Führungsrolle auf
Palmyra nach dem Rückzug der Terrrormiliz „Islamischer Staat“: Die Innenstadt (l.) ist zerstört, historische Stätten (r.) auch.
Auf dem Vormarsch
Nach der Eroberung von Palmyra: Assad-Regime plant, Offensive in Ostsyrien auszuweiten.
Von Simon Klingert
Berlin. Im März haben die
syrischen Streitkräfte die Terror­
miliz „Islamischer Staat“ (IS)
aus der Stadt Palmyra vertrie­
ben – für den syrischen Präsi­
denten Baschar al­Assad ein Sieg
mit hohem Symbolcharakter.
Umgehend kündigte der syrische
Machthaber den Vormarsch auf
die belagerte Stadt Deir Essor
an. Ziel der neuen Offensive im
Osten des Landes sei die Erobe­
rung von Rakka, der „Hauptstadt“
des von der Terrormiliz ausgeru­
fenen „Kalifats“. Es spricht aller­
dings einiges dafür, dass al­Assad
zunächst den Kampf gegen isla­
mistische Rebellengruppen wie
die al­Nusra­Front oder Ahrar
al­Sham intensivieren wird – sie
sind für ihn eine größere Bedro­
hung als der IS.
Im Mai 2015 hatten syrische
Truppen die Stadt Palmyra mit
ihren historischen Grabungsstät­
ten kampflos dem IS überlassen:
Das Regime richtete im Kampf
ums eigene Überleben alle Kräfte
gegen die Rebellengruppen im
syrischen Kernland. Folge der
IS­Schreckensherrschaft über
Palmyra: Hinrichtungen und die
Zerstörung historischer Stätten,
die zum UNESCO­Weltkultur­
erbe zählten.
Erstmals seit zwei Jahren konn­
ten regimetreue Truppen in den
vergangenen fünf Monaten, vor
allem durch russische und ira­
nische Unterstützung, Gelände­
gewinne erzielen.
Mit den Erfolgen in der Pro­
vinz Latakia sowie im Raum
Aleppo wurden Kräfte für eine
Ausweitung der Offensive gegen
den IS frei. Anfang März rückten
syrische Truppen zusammen mit
verbündeten Einheiten der liba­
nesischen Hisbollah­Miliz auf
Palmyra vor, Angriffe der rus­
sischen Luftwaffe ebneten den
Weg. Nach drei Wochen rück­
ten die regimetreuen Kräfte in
die Stadt ein: Die IS­Kämpfer
zogen sich zurück.
Sturm
auf Rakka?
Kurz nach der Einnahme der
Stadt kündigte Präsident al­Assad
an, die Offensive im Osten werde
fortgesetzt. Palmyra sei Aus­
gangsbasis für den Vormarsch
auf die nordöstlich gelegene Stadt
Deir Essor. Die Befreiung der
vom IS belagerten Stadt sei nur
ein Schritt zum eigentlichen Ziel
der Offensive: die Eroberung der
IS­Hochburg Rakka.
Kein
Strategiewechsel
Anfang April kündigte
Saleh Muslim, Vorsitzender
der syrisch­kurdischen Partei
PYD, ebenfalls eine Offen­
sive zur Befreiung von Rakka
an. „Ohne Unterstützung und
Garantien der USA werden
kurdische Kräfte die Stadt ver­
mutlich nicht befreien“, sagte
Joshua Landis von der Universi­
tät von Oklahoma der Redaktion
der Bundeswehr. Der Nahost­
Experte berät die US­Regierung
in Syrien­Fragen. „Momentan
sieht es nicht danach aus, als ob
die USA diesen Plan unterstüt­
zen“, so Landis.
In den Monaten vor dem Ein­
greifen Russlands befand sich das
Assad­Regime an beinahe jeder
Front auf dem Rückzug. Jetzt
fahren die syrischen Streitkräfte
einen Erfolg nach dem anderen
ein. „Die russische Luftwaffe hat
die Dynamik auf dem Schlacht­
feld entscheidend beeinflusst“,
sagt Landis. Die Offensive in
Palmyra hat deutlich gemacht:
Die russischen Streitkräfte sind
trotz des Teilabzugs im März
in der Lage, Luftnahunterstüt­
zung für die regimetreuen Trup­
pen am Boden zu leisten. Trotz
der Erfolge auf dem Schlachtfeld
glaubt Landis aber nicht an einen
Strategiewechsel al­Assads.
Die jüngsten Luftangriffe auf
den von Rebellen kontrollier­
ten Teil der Stadt Aleppo zei­
gen, dass der Kampf gegen die
Aufständischen für das Regime
zumindest vorerst Priorität hat.
Die Kontrolle über Aleppo ist
laut Nahost­Experte Landis der
entscheidende Schlüssel, um die
westliche Grenze zur Türkei zu
sichern und die Aufständischen
in der Provinz Idlib von ihrem
Nachschub abzuschneiden –
sie seien schließlich die größte
Bedrohung für den syrischen
Machthaber.
Pressefreiheit: Unter Druck
Die Bedingungen, unter denen Journalisten arbeiten, verschlechtern sich in vielen Ländern.
Berlin. Zum Internationalen
Tag der Pressefreiheit haben die
Titelblätter deutscher Zeitungen
vergangene Woche die Kunst von
Ai Weiwei gezeigt. Damit riefen
sie zum Erhalt der Pressefreiheit
weltweit auf. Der in China ver­
folgte Künstler lebt in Berlin.
Den Internationalen Tag
der Pressefreiheit gibt es seit
1994. Seit seiner Festlegung am
3. Mai 1994 durch die Vereinten
Nationen erinnert er an die Ein­
schränkungen für freie Bericht­
erstattung in vielen Staaten der
Welt.
Außenminister Frank­Walter
Steinmeier sagte aus diesem
Anlass: „Ganz besonders heute
gilt unser Respekt allen Journa­
listen weltweit, die sich Gewalt,
Verfolgung und Einschüchterung
widersetzen, um eine freie und
wahrhaftige Berichterstattung zu
gewährleisten. Freie und unab­
hängige Medien sind ein unerläss­
licher Grundpfeiler jeder freien
und demokratischen Gesellschaft.
Der OSZE kommt eine entschei­
dende Rolle dabei zu, gemeinsame
Standards zu setzen und aufrecht­
zuerhalten, um diesen Grundsatz
zu festigen. Zeiten des Konflikts
sind leider immer auch Zeiten der
Propaganda und der verzerrten
Darstellung.”
110 Journalisten wurden
nach Angaben der Organisation
„Reporter ohne Grenzen“ im ver­
gangenen Jahr getötet. Sie star­
ben bei ihrer Arbeit, etwa im Irak
und in Syrien oder beim Anschlag
auf die Satirezeitschrift „Charlie
Hebdo“ in Paris.
Zu den Ländern, in denen
Journalisten gut arbeiten kön­
nen, zählt auch Deutschland
– wenn gleich nicht unter den
Top Ten. Das geht aus der jähr­
lichen Rangliste zur Pressefrei­
heit 2016 hervor. Unter 180
bewerteten Ländern liegt Finn­
land mit den besten Arbeitsbedin­
gungen auf Platz 1 und Deutsch­
land im vorderen Bereich auf
Platz 16. Auf den hinteren fünf
Plätzen der von „Reporter ohne
Grenzen“ herausgegebenen Liste
rangieren in diesem Jahr China
(Rang 176), Syrien (177), Turk­
menistan (178), Nordkorea (179)
und Eritrea (180). Dort steht es
schlecht um die Pressefreiheit.
Auch in Europa ist die Pres­
sefreiheit unter Druck, so der
EU­Kommissar für Digitale
Wirtschaft und Gesellschaft,
Günther Oettinger. Er weist auf
die Bandbreite der Themen hin,
die kritisch diskutiert werden:
Diese reiche von der Debatte
über Reformen, die die Eigen­
ständigkeit des öffentlich­recht­
lichen Rundfunks einschränkten
bis hin zu der Frage, wie weit
Satire gehen dürfe.
Die Liste und weitere Infor­
mationen im Internet unter
www.reporter-ohne-grenzen.de/
laender/.
(jf)
9. Mai 2016
EINSATZ / BUNDESWEHR
aktuell
5
Ein starkes
Team
Vater und Sohn gemeinsam im Einsatz:
Im türkischen Incirlik arbeiten sie am Tornado.
Incirlik. Auf der Air Base Incirlik
laufen an diesem Tag die Flugvorbereitungen auf Hochtouren.
Der nächste Einsatzflug für Operation Inherent Resolve steht an.
In der Mittagszeit sind die Wartungscrews mit der technischen
Überprüfung beschäftigt. Während der gesamten Zeit beobachtet Stabsfeldwebel Thomas S. die
Arbeiten der Wartungscrews. Er
ist der „Line-Chief“. Den wachsamen Augen des 50-jährigen
Einsatzleiters für die Wartung
entgeht nichts. Er ist für die Herstellung des technischen Klarstandes der Flugzeuge zuständig,
teilt im Vorfeld auch das Personal ein. Die enge Abstimmung
zwischen Flugplänen und einer
entsprechenden Bereitstellung
von einsatzbereiten Flugzeugen
gehört zu seinen zentralen Aufgaben. „Ich bin das Bindeglied
zwischen den Wartungscrews
und der technischen Einsatzsteuerung“, sagt Stabsfeldwebel S.
Immer alles
fest im Blick
Das Funkgerät ist dabei sein
wichtigstes Arbeitsgerät. Mit diesem hält er Kontakt zu den einzelnen Teams und zur technischen
Einsatzsteuerung. Während der
Vorbereitungen steht eine Eingreifreserve mit zahlreichen Spezialisten im Hintergrund bereit.
„Sollte ein technisches Problem
entdeckt werden, fordere ich die
entsprechenden Fachleute an. Sie
halten sich während der gesamten Zeit bereit, um schnellstmöglich der jeweiligen Wartungscrew
helfen zu können.“
Einen dieser Fachleute kennt er
besonders gut. Sein eigener Sohn
Christopher gehört zu dieser Eingreifreserve, er ist spezialisiert
auf die Triebwerkregelungsund Bugfahrwerklenkanlage.
Mit stolzem Gesichtsausdruck
zeigt Stabsfeldwebel S. auf die
Fahrzeuge des technischen Fachpersonals. In Incirlik hat Stabsfeldwebel Thomas S. fast täglich
mit seinem Sohn Christopher
zu tun.
Vom Auszubildenden
zum Soldaten
Oberfeldwebel Christopher S.
ist im Fachbereich Elektronik und
der Teileinheit Luftfahrzeugregelungsanlagen des Einsatzgeschwaders eingesetzt. „Während
der Startvorbereitungen halten
wir uns im Hintergrund. Bei einer
Störung an elektronischen Komponenten am Trieb- oder Bugfahrwerk fordert mich mein Vater
an. Dann muss alles zügig gehen
– die Einschränkungen müssen
schnellstmöglich behoben werden.“ Die Einsatzflugfähigkeit
muss stets gewährleistet sein –
dafür sind die Techniker im Einsatz. Seit sechs Wochen ist der
Oberfeldwebel jetzt im Einsatzland – und bisher hat er jedes
technische Problem in den Griff
bekommen.
Nach dem Beschluss des
Deutschen Bundestages vom
4. Dezember 2015 zur Beteiligung am Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS)
war beiden Männern schnell
klar, dass sie früher oder später in die Türkei verlegen werden. „So haben wir uns dazu entschlossen, uns gemeinsam für
einen Zeitraum zu melden. Ich
bin froh, dass wir zusammen hier
sind, das macht die Abwesenheit von der Heimat doch etwas
erträglicher“, sagt Christopher.
Der junge Soldat begann
seine Ausbildung zum Elektroniker in der Ausbildungswerk-
Fotos: Bundeswehr/Oliver Pieper (5), Bundeswehr/Falk Bärwald (3)
Von Roman Ladenko
Im Einsatz: Stabsfeldwebel Thomas S. und Sohn Christopher sind im türkischen Incirlik an der Wartung
der deutschen Tornados beteiligt und sorgen dafür, dass die Maschinen flugbereit sind.
statt der Luftwaffe in Husum
als ziviler Auszubildender. Bei
einem Praktikum im damaligen
Marinefliegergeschwader 2 in
Eggebek sammelte er erste Einblicke in den Tätigkeitsbereich
eines Luftfahrzeugtechnikers.
„Das hat mich überzeugt und so
habe ich mich zum Soldaten auf
Zeit beworben“, sagt Christopher
S. Seit 2010 ist er nun Soldat.
Bereut habe er diese Entscheidung bisher nicht.
Familientradition
Luftwaffe
Die Zusammenarbeit mit dem
Sohn ist auch für den Vater interessant. „Manchmal kann ich ihm
auch mit meinem Wissen weiterhelfen. Ich bin stolz auf meine
Söhne“, sagt der Line-Chief.
Söhne? Auch Christophers
Bruder ist bei der Bundeswehr,
auch er machte seine Ausbildung
in Husum – zum Fluggeräte-
mechaniker. Jetzt will er Waffensystemoffizier auf dem Tornado
werden.
„Ich würde mich freuen, einmal zusammen mit Christopher
einen Tornado für einen Flug
meines zweiten Sohnes vorbereiten zu können. Das wäre etwas
ganz Besonderes für mich“, sagt
der Stabsfeldwebel. Dann wandert der Blick des Line-Chiefs
zurück zu den Tornados. Der
nächste Einsatzflug steht bevor.
„Ich bin froh, dass wir hier zusammen sind“: Oberfeldwebel Christopher S. (l.) ist Fachmann für Elektronik und seit März im Auslandseinsatz in Incirlik.
6
aktuell
BUNDESWEHR
aktuell
7
U-Boot-Jagdtorpedos
Heutzutage ist der MK-46 Leichtgewichtstorpedo der NATO-Standard-Torpedo für Überwassereinheiten und Helikopter. Zudem verwendet die Marine neben den Seestreitkräften von Frankreich,
Italien, Dänemark, Australien und Polen auch den MU-90 Torpedo.
MK-46 Leichtgewichtstorpedo
Der MK-46 Leichtgewichtstorpedo wird zur U-Boot-Jagd und
U-Boot-Abwehr eingesetzt. Der Torpedo wiegt 235 Kilogramm, ist
2,6 Meter lang und 32 Zentimeter breit. Der Torpedo läuft sein Ziel
mit einer Geschwindigkeit von 45 Knoten (rund 80 Kilometer pro
Stunde) an und hat dabei eine Reichweite von zehn Kilometern. Der
Torpedo detoniert mit einem 50-Kilogramm-Hochexplosiv-Sprengkopf. Die Waffenträger dieses Torpedos sind die Fregatten der
Klasse 122 und 123.
Der MU-90 Torpedo ist ein leichter Anti-U-Boot Torpedo. Er kann
von Hubschraubern, Schiffen und U-Booten eingesetzt werden.
In der Marine wird der Torpedo von Fregatten der Klasse 123
und 124 eingesetzt. Zudem wird der MU-90 von dem Bordhubschrauber „Sea Lynx“ zur U-Boot-Jagd eingesetzt. Das Gewicht
des Torpedos beträgt 304 Kilogramm, er ist 2,8 Meter lang und
rund 33 Zentimeter breit. Der MU-90 läuft sein Ziel mit bis zu 50
Knoten (etwa 90 Kilometer pro Stunde) an und wird von einem
32 Kilogramm schweren Sprengkopf zur Detonation gebracht.
Bei „Andoya“ testen Marinesoldaten in Norwegen erstmals den Einsatz neuer Munition mit dem Helikopter.
Text und Fotos von Jule Peltzer
Seine Laufbahn begann
Akkermann beim Herr. Mit der
Neuausrichtung der Bundeswehr
wechselte er 2012 zu den Marinefliegern nach Nordholz – ein
Schritt, den er nicht bereut.
Vorbereitung auf das
Torpedoschießen
Akkermanns heutiger Auftrag
lautet den Hubschrauber vom
Typ Sea Lynx für eine Torpedoschießübung – TORPEX – mit
Gefechtstorpedos zu bestücken.
Im Regelfall werden Torpedos so
eingesetzt, dass ein U-Boot ein
anderes unter Wasser bekämpfen kann. Diese Gefechtsart kann
aber auch von Fregatten und Hubschraubern übernommen werden.
So wird der Sea Lynx zum ersten Mal seit vielen Jahren wie-
der mit zwei scharfen Gefechtstorpedos vom Typ MK 46 beladen. Bereits am Vortag ist der
Hubschrauber mit MU 90 Torpedos bestückt worden. Diese
neuartige Munition wird in Norwegen das erste Mal durch die
Deutsche Marine getestet.
In Kürze wird der Sea Lynx von
der Air Base in Andenes erwartet. Das Waffenbeladeteam aus
Nordholz, der Flight Deck Officer
(FDO) der „Mecklenburg-Vorpommern“ sowie das Flugbetriebsteam stehen vor den Hangartoren auf dem Flugdeck bereit. Sie
tragen ihre persönliche Schutzausstattung mit Flammschutzhauben
und Helmen sowie Rettungswesten und Gehörschutz.
Im Vorfeld hat das Flugbetriebsteam das Flugdeck von
allem befreit, was den Heli-
kopter beim Landen beschädigen könnte. Dazu wird das
Deck sorgsam nach Kleinstteilen
abgesucht und zum Schluss mit
Wasser abgespült. Im Anschluss
wird die Seereling abgeklappt.
Das Flugdeck ist nun für die
­Torpedoübernahme vorbereitet.
Warten auf die
Freigabe zum Beladen
Der FDO nimmt den Hubschrauber mit Winkzeichen an.
Dieser landet mittig auf dem
Deck. Akkermann macht ihn
zusammen mit drei anderen
Kameraden fest, im Marinejargon heißt das Vorgehen
„Laschen“. Jeder Schritt wird
auf Weisung des FDO durchgeführt. Nach der Beladefreigabe
verbringt das Team die vorbe-
Torpedo erfolgreich
abgeworfen
erste Mal, dass ich einen Sea Lynx
mit einem Gefechtstorpedo beladen habe.“ Die Zusammenarbeit
zwischen Flugbetriebsteam und
Sea Lynx-Besatzung sei reibungslos verlaufen. „Dazu hat sicherlich
auch das hervorragende Wetter
beigetragen“, fasst Akkermann
zusammen.
Bis der Helikopter außerhalb
der Reichweite der Fregatte ist,
bleiben der junge Obermaat und
das Team in Bereitschaft. Nach
etwas mehr als einer Stunde
kommt von der Hubschrauberbesatzung per Funk eine positive
Rückmeldung: Torpedos erfolgreich abgeworfen.
„Heute war ein besonderer Tag
für mein Beladeteam und mich“,
sagt Akkermann. „Es war das
Teilnehmende Einheiten „Andoya“
Fregatte „Sachsen“
F219
Klasse F 124
Fregatte
„Mecklenburg-Vorpommern“
F218
Klasse F 123
Korvette „Oldenburg
F263
Klasse K 130
Bordhubschrauber „Sea Lynx“ MK 88A
Seefernaufklärer P3C-Orion
Gefechtsbereit: Die Besatzung des Sea Lynx vor dem Abschuss des Torpedos.
Foto: Bundeswehr/Alexander Gottschalk
Andenes. Es ist noch früh am
Morgen. Die Sonne ist bereits
über den schneebedeckten Berggipfeln der norwegischen Küste
aufgegangen. Das Wetter ist
perfekt für den Flugbetrieb. Die
Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ – Kennzeichen F218 –
liegt vor Andenes am nördlichen
Ende der Vesteralen, einer Inselgruppe rund 300 Kilometer nördlich des Polarkreises im Europäischen Nordmeer. Gemeinsam
mit einer weiteren deutschen
Fregatte, einer Korvette und
einem Seefernaufklärer ist die
„Mecklenburg-Vorpommern“
­
Teil des Übungsverbandes
„Andoya“. Fast 14 Tage trainieren die Soldaten den Einsatz von
Flugkörpern und Torpedos.
Obermaat Sven Akkermann
ist Hubschrauberelektrikunteroffizier auf der F218. Er gehört
zu einem dreiköpfigen Waffenbeladeteam vom Marinefliegergeschwader 5 aus Nordholz, das
eigens für die Übung eingeschifft
wurde.
Seit 2012 gehört der gelernte
Kfz-Mechatroniker aus dem
ostfriesischen Krummhörn in
Niedersachsen zur Technischen
Staffel MK 88 A des Marinefliegergeschwaders . Der 27-Jährige ist nicht das erste Mal auf
See unterwegs. „Geschraubt habe
ich auch schon beim GOST“,
sagt er. Das German Operational Sea Training, kurz GOST,
ist eine Maßnahme in der Nähe
von Plymouth in Großbritannien
bei der Marineeinheiten für Einsätze zertifiziert werden.
und viel Wind hebt der Sea Lynx
nach Backbord ab.
Präzise: Das Waffenbeladeteam befestigt den Torpedo am Sea Lynx (l.). Mit dabei: Obermaat Sven Akkermann (m.). Kommandant Christian Schultze lobt später die Soldaten (r.). Scharfer Schuss: Neben dem Torpedoschießen kommen auch NATO Sea Sparrow Missiles (l. u. m.) und der Lenkflugkörper RAM (Rolling Airframe Missile) (r.) zum Einsatz.
Fotos (7): Bundeswehr/Jule Peltzer
Torpedoschießen mit dem Sea Lynx
reiteten Torpedos an das Luftfahrzeug. Der Zeitansatz hierfür beträgt gerade einmal acht
Minuten.
Erst wenn das Schiff eine
Flugfreigabe erteilt, die auch
abhängig von der Position der
Fregatte oder der Windrichtung
ist, werden die Safety-Pins des
Torpedos durch das Waffenbeladeteam entfernt. Damit ist
die Ladung bereit zum Abwurf.
Sobald das Beladen beendet ist,
ziehen sich die Soldaten sofort
an das Hangartor zurück. Der
Flug ist freigegeben, der FDO
gibt der Besatzung das Zeichen
zum Starten. Mit lautem Getöse
Grafik: Bundeswehr/Daniela Hebbel
MU-90 Torpedo
8
aktuell
BUNDESWEHR
9. Mai 2016
Alarm
in Berlin
Von Bianca Jordan
Berlin. Es ist Freitagnachmittag. Die meisten Mitarbeiter
des Bundeswehrkrankenhauses
Berlin haben sich ins Wochenende verabschiedet. Doch für
viele soll die Ruhe bereits am
frühen Abend wieder unterbrochen werden. Um 18:33 Uhr
rattert in der Notaufnahme das
Alarm-Fax: „Großschadensereignis am Hauptbahnhof Berlin
– Explosion durch technischen
Defekt an einem Güterzug– keine
Kontamination – geschätzte
25 Verletzte…“.
Gemeinsames
Training
Bundeswehr, Deutsches Rotes
Kreuz (DRK) und der Arbeitersamariterbund (ASB) trainieren
ihr Zusammenwirken. Die Berliner Notfallkrankenhäuser sind
verpflichtet, einen Katastrophenschutzplan für Großschadensereignisse aufzustellen. Nach der
Inbetriebnahme der neuen Notaufnahme im Bundeswehrkrankenhaus galt es, einen Katastrophenschutzplan zu erarbeiten.
Mit der hausinternen Übung soll
er auf seine Funktionalität überprüft werden.
So wird auch Oberfeldarzt
Dr. Lutz Siegl alarmiert. „Ich
war gerade zu Hause, hab mit
meiner Frau zu Abend gegessen
und dann kam der Alarm.“ Er
fährt sofort los, beginnt vor Ort
mit den notwendigen Vorbereitungen. Genaue Patientenzahl und Verletzungsarten sind
ihm zu diesem Zeitpunkt noch
nicht bekannt. „Wir haben relativ früh als Anästhesisten den
roten Bereich übergeben bekommen“, so der Oberfeldarzt. In diesem Bereich werden Patienten
mit lebensbedrohlichen Verletzungen behandelt. Im Laufe der
Übung versorgt er zwei „Schwerverletzte“.
Nach und nach kommen beinahe 200 Ärzte und Pflegekräfte
ins Bundeswehrkrankenhaus –
jeder weiß, was jetzt zu tun ist,
das Personal wird regelmäßig in
den Alarmierungsablauf eingewiesen. Seitens des DRK sind
ungefähr 50 Kräfte vor Ort, sei
es als Übungsverletzte oder zur
fachlichen Aufsicht.
Verrußte Gesichter und
klaffende Wunden
Rettungswagen der Berliner
Feuerwehr und des ASB fahren
die „Schwerverletzten“ zur Bundeswehr-Notaufnahme. Andere
kommen zu Fuß, einige sogar
mit dem Taxi. Die Darsteller tragen aufgeklebte oder aufgemalte
Wunden.
Oberstabsarzt Dr. Christoph
Riese versieht an diesem Abend
regulär seinen Dienst. Er ist
Fotos: Bundeswehr/Thilo Pulpanek (4),
Das Team des Bundeswehrkrankenhauses
bewältigt Katastrophenschutzübung.
Katastrophenschutzübung im Bundeswehrkrankenhaus Berlin: Ein junges Mädchen hat „Schnittverletzungen“ (o. r.), Oberfeldarzt Lutz Siegl (u. l.) kämpft um das Leben eines „Schwerstverletzten“.
Facharzt für Mund-KieferGesichts-Chirurgie und derzeit in
der Weiterbildung zum Rettungsmediziner. Während der Übung
muss er in der Notaufnahme die
unerwartete Lage bewältigen.
„Mein Auftrag war der Sektionsleiter der gelb triagierten Patienten zu sein, die nicht lebensbedrohlich verletzt sind, aber auch
nicht ohne medizinische Behandlung auskommen“, berichtet
Riese. Bei einer „Triage“ geht
es darum, die Behandlungsdringlichkeit der Patienten zu priorisieren. Die Verletzungsschwere
wird in folgende farbkodierte
Kategorien geordnet: sofortige
Behandlung (rot), dringende
Behandlung (gelb), normale
Behandlung (grün).
Leistung
erbracht
Von simulierten Brand- und
Schnittverletzungen über Frakturen und Reanimationen, bis
hin zu großflächigen Verbrennungen haben die Rettungskräfte
des Bundeswehrkrankenhauses
unterschiedlichste Verletzungsmustern zu behandeln. Die
Übung habe gezeigt, dass das
beigebrachte Wissen im Notfall
sitze und sicher in der Anwen-
dung sei, fasst Riese zusammen.
Am späten Abend ist der Chefarzt des Bundeswehrkrankenhauses, Flottenarzt Dr. Knut Reuter,
zufrieden. Beeindruckend, professionell und straff durchgeführt
sei die Übung verlaufen, dass sei
der Eindruck der Beobachter aus
dem Landesamt für Gesundheit
und Soziales, Feuerwehr und
Polizei gewesen.„Dies wurde
uns von den externen Beobachtern attestiert, und ich bin sicher,
dass wir gut aufgestellt sind,
um im Falle eines realen Großschadensereignisses unsere Leistungen zu erbringen“, sagt Chefarzt Reuter.
Fernmelder in Aktion erleben
Am 11. Juni ist Tag der Bundeswehr: Vier Aktionen bieten Vorgeschmack – Start in Trier.
Berlin. Wenn an diesem Donnerstag die Fernmelder aus
Prenzlau mitten ins Herz der
Stadt Trier vorstoßen, kann
man sie unmöglich übersehen.
Sie werden in einem geschützten Patrouillenfahrzeug, dem
Dingo, vorfahren und ein
Satellitenkommunikationssystem mitführen. Dabei handelt es sich um
eine Bodenstation, die etwa
die Ausmaße
eines großen
Autoanhängers
besitzt. Die darauf installierte
Antenne ist ausklappbar. Darüber hinaus haben die Soldaten der Ausbildungskompanie
auch alles dabei, was sie zum
Funken benötigen.
Die Aktion der Fernmelder
findet von 11 bis 17 Uhr in der
Fleischstraße Ecke Nagelstraße
statt. Es ist die erste von bundesweit insgesamt vier Aktionen, die
im Vorfeld des Tags der Bundeswehr veranstaltet werden. Weitere Standorte sind Würzburg
(18. Mai), Bonn (24. Mai) und
Rostock (8. Juni).
Am 11. Juni ist
dann der Tag
der Bundeswehr
– bundesweit.
16 Standorte sind
bei der zweiten
Auflage beteiligt.
Besucher der ersten Aktion
in Trier werden Gelegenheit
haben, in den Dingo einzusteigen. Wieviel Platz ist eigentlich
in so einem Fahrzeug? Wie viel
Gewicht bringt es auf die Waage?
Fernmelder im Einsatz: Sie stellen sich am 12. Mai in Trier vor.
Und ist das „Armaturenbrett“ mit
dem eines Autos vergleichbar?
Was müssen die Soldaten beim
Funken beachten? Wie sind die
Aufgaben verteilt?
Der Öffentlichkeit werden nicht
nur Ausbildungsinhalte vermittelt.
Besucher dürfen auch selbst das
Funken ausprobieren und die Ausstattung der Soldaten in Augenschein nehmen. Mitmachen ist
ausdrücklich erwünscht. Wo liegen besondere Herausforderungen für die Fernmelder? Welchen
Job übernehmen sie beispielsweise in den Einsatzgebieten?
Wie gestaltet sich ihre Arbeit
in der Heimat? Welche Technik
versteckt sich in den speziell
angefertigten Rucksäcken, die
zur Ausstattung der Fernmelder gehören? Antworten auf
diese und viele andere Fragen
gibt es am 12. Mai in Trier aus
erster Hand. Durch das Programm
führt die ganze Zeit ein Moderator, der erklärt, fragt und vorstellt.
(pau)
Weitere Termine
Der Countdown läuft. Am
11. Juni ist Tag der Bundes­
wehr 2016. Nicht nur die
Fernmelder geben schon vor­
her Einblick in ihr Aufgaben­
spektrum. Am 18. Mai prä­
sentieren sich Gebirgsjäger
aus Mittenwald und Feldjäger
aus Veitshöchheim in Würz­
burg, am 24. Mai Taucher der
Marine in Bonn. Den Abschluss
machen die Sanitäter am
8. Juni in Rostock. Vier Aktio­
nen, ein Tag der Bundeswehr
– da heißt es vorbeikommen
und mitmachen.
Mehr Informationen unter
www.tag-der-bundeswehr.de
9. Mai 2016
ZOOM
aktuell
9
Der OP-Roboter als Assistent
Der „da Vinci Xi“ ist einer von fünf in Deutschland eingesetzten Robotersystemen der neuesten Generation.
Ecken im menschlichen Körper,
wo unser OP-Roboter die größten Verbesserungen bringt“, so
Oberfeldarzt Dr. Hartmut Dippel.
Von Herbert Singer
Fotos Knut Klein
Ulm. Lange wurde es geprüft und
seine Arbeit analysiert. Jetzt wird
es präsentiert: Am Bundeswehrkrankenhaus (BwKrhs ) Ulm stellen Urologen und Chirurgen das
weltweit modernste Robotersystem für operative Eingriffe vor.
Der „da Vinci Xi“ ist einer von
fünf derzeit in Deutschland eingesetzten OP-Robotern der neuesten Generation.
„Es ist ein echter Qualitätssprung im Vergleich zum Vorgängermodell. Durch ein zusätzliches Gelenk in jedem der vier
Arme wird die Beweglichkeit
deutlich verbessert. Das kommt
dem Patienten ebenso zugute wie
dem Operateur“, stellt Oberfeldarzt Dr. Andreas Martinschek
klar. Der Urologe ist einer der
Initiatoren der Robotic in der Bundeswehr und räumt sofort mit
dem größten Missverständnis in
Sachen OP-Roboter auf. „Operiert
wird der Patient nach wie vor von
einem erfahrenen Arzt. Der Roboter assistiert, erleichtert und verbessert. Aber die Entscheidungen
trifft alleine der Mensch.“
Kosten und Nutzen
Die Frage nach den Kosten
des OP-Roboters beantworten
die Ulmer Ärzte differenziert.
Mehrere Millionen Euro hat der
Sanitätsdienst der Bundeswehr in
die Beschaffung investiert. Für
den Abteilungsleiter Urologie,
Oberstarzt Prof. Dr. Christoph
Sparwasser, war Zurückhaltung
bei der Einführung des OP-Roboters ebenso geboten wie prinzipielle Befürwortung. „Die Bundeswehr tut gut daran, an der Spitze
des technischen Fortschritts zu
marschieren. Nachdem wir dieses neue System in der Urologie
eingeführt haben, konnten wir uns
selbst ein Bild von seiner enormen
Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit machen. Jetzt, nach rund
60 erfolgreichen Operationen in
Ulm, sehe ich den OP-Roboter
„da Vinci Xi“ als eine wesentliche
und wichtige Ergänzung unserer
operativen Möglichkeiten.“
Höhere Lebensqualität
Üblicherweise müssen die Operateure für Eingriffe am Unterleib
oder im Bauchraum einen vergleichsweise großen Schnitt in
den Körper machen. Das ist mit
dem Roboter anders. Hier genügen mehrere kleine, weniger als
einen Zentimeter lange Schnitte.
Durch sie werden die stabförmigen Instrumente geschoben. An
der Spitze eines der Arme sitzt
eine 3D-Kamera. Damit sieht der
Operateur im Körper des Patienten genau, wo er sich mit seinen Instrumenten befindet.
Mit einem Gas, zumeist
Kohlendioxid, wird der
Bauchraum aufgebläht,
um optimale Arbeitsbedingungen herzustellen.
Sofort am Patienten
Der Operateur sitzt an einer
Konsole, wenige Meter vom Patienten entfernt, und bedient drei
Instrumente und die Kamera mit
zwei Fußpedalen und zwei Manipulatoren. Damit kann der Arzt
in einer entspannten Körperhaltung frei arbeiten, wäre aber in
wenigen Sekunden am Patienten.
Dank einer zweiten Bedienerkonsole können in Ulm zwei Operateure gleichzeitig oder abwechselnd arbeiten, was die Effizienz
des Roboters bei Bedarf erhöht.
„Es sind insbesondere die
engen und schwer zugänglichen
Fotos: Bundeswehr/Knut Klein (6)
Vier kleine Schnitte
Innovation: Urologe Andreas Martinschek am OP-Roboter (o. u. m. l.). Die dreidimensionale Sicht, die
Bildvergrößerung (m. r.) und die präzisen Instrumente (u. l.) schätzt auch Oberfeldarzt Hartmut Dippel (u. r.).
„Hochinteressant und komplex“
Der Beschaffungsvorgang
des Operationsroboters
„da Vinci Xi“ war ein langer Weg. Oberstabsfeldwebel Thomas Pohl hat den
Prozess begleitet.
Herr Oberstabsfeldwebel, wann
haben Sie erstmals von OP-Robotern
gehört?
Vor gut 15 Jahren habe ich mit dem Deutschen
Zentrum für Luft- und Raumfahrt einen der ersten Telemedizinischen Arbeitsplätze der Bundeswehr in den SFOR-Auslandeinsatz in Bosnien
integriert. Zu diesem Zeitpunkt hat das amerikanische Militär mit OP-Robotern experimentiert, um
sich fachärztliche Leistungen in den Auslandseinsätzen zu sparen. Vor circa fünf Jahren hatten wir
hier am BwKrhs Ulm die erste Vorstellung eines
urologischen OP-Roboters.
Wie reagierten die Ärzte im Bundeswehrkrankenhaus Ulm auf diese Innovation?
Die überwiegende Reaktion war sehr positiv
und erwartungsvoll.
Was waren die größten Herausforderungen,
die es zu bewältigen gab?
Zuerst hatten wir ein Konzept vorzulegen, in
dem alle Eventualitäten berücksichtigt waren.
Dann waren Europäisches Recht und amerikanische Firmenvorstellungen abzugleichen, um im
Ergebnis reproduzierbare Leistungen zu erhalten,
besonders im Bereich der Aufbereitung des Instrumentariums.
Was haben Sie daraus gelernt, persönlich und
dienstlich?
Zur Umsetzung eines solchen Projektes ist es
extrem wichtig, alle relevanten Personen in ein
Boot zu holen, um gemeinsam das Ziel zu erreichen. Die Beschaffung war für mich eine hochinteressante, neue und überaus komplexe Aufgabe, die nur im Team leistbar war.
Die Fragen stellte Herbert Singer.
Für Urologe Martinschek
geht es bei der Kosten-NutzenBetrachtung um wesentlich mehr
als nur gespartes Geld durch verkürzte Liegezeiten der Patienten im Krankenhaus und weniger
Medikamente und Verbandmaterial. „Wenn Sie einem Patienten
nach einer schweren ProstataOperation in Aussicht stellen
können, dass er rascher mobilisiert werden kann und womöglich eine kürzere Zeit Probleme
mit der Kontinenz haben wird,
weil wir ihn mit der Unterstützung eines innovativen Roboters
operiert haben, dann ist das unbezahlbare Lebensqualität für den
Patienten. Und genau dafür wollen wir uns ständig verbessern.
Für die medizinisch optimale
Behandlung zum Wohle unserer
Patienten am BwKrhs in Ulm.“
Medizinisch sinnvoll
Die Entwicklung des Robotersystems ist noch lange nicht am
Ende angekommen. Künftig sollen die Ergebnisse der Voruntersuchungen ins Blickfeld der
Operateure eingeblendet werden,
zum Beispiel Bilder von Computertomographen- und Kernspinuntersuchungen, um auffällige
Stellen noch exakter entfernen
zu können. Die Grenzen des technisch Möglichen und medizinisch
Sinnvollen werden so am BwKrhs
Ulm beständig verschoben.
10
aktuell
SPORT
9. Mai 2016
Viel mehr als nur „Baywatch“
Der fitteste Soldat
wird gesucht
Foto: Bundeswehr/Jane Schmidt
Harting erneut
verletzt
Berlin. Drei Monate vor den
Olympischen Spielen in Rio de
Janeiro hat Diskuswerfer Stabs­
unteroffizier (FA) Robert Harting
einen Rückschlag erlitten. Der
31­jährige Olympiasieger konnte
wegen eines Muskelfaserrisses
im Brustmuskel und einer Ent­
zündung im rechten Knie meh­
rere Wochen nicht trainieren.
„Ich hoffe, dass ich Anfang Juni
beim Meeting in Rom in die Sai­
son einsteigen kann. Schließlich
muss ich mich ja auch noch für
Olympia qualifizieren“, sagte
Harting. Im Moment sei er jedoch
noch auf dem Stand eines nor­
malen Sportlers. „Mit Leistungs­
sport hat das nichts zu tun“, kom­
mentiert er. Der Berliner hat erst
vor wenigen Wochen die Fol­
gen eines Kreuzbandrisses aus­
kuriert, den er sich im vergan­
genen Jahr zugezogen hatte. Bei
seinem Comeback beim Hallen­
ISTAF in Berlin hatte er im
Februar auf Anhieb Bestweite
geworfen.
(sid/sr)
Vielfältige
Disziplinen
Eine Facebook­Fanseite wie
Hasselhoff hat Wieck zwar auch.
Doch anders als die Hollywood­
Ikone betreibt der Athlet wie vier
weitere Sportsoldaten der Sport­
fördergruppe Waren­
dorf im Bundes­
kader der Deutschen
Lebens­Rettungs­
Gesellschaft (DLRG)
einen harten Leis­
tungssport mit buch­
stäblichem Mehr­
kampf­Charakter.
Neben herausragen­
den Schwimmfähig­
keiten brauchen Rettungssportler
unterschiedlichste Talente,
um in Wettbewerben in simu­
Fotos: Bundeswehr/Andrea Bienert (5)
Warendorf. Wenn Haupt­
gefreiter Danny Wieck ins Wasser
springt, hechtet irgendwie immer
auch noch David Hasselhoff mit
in die Fluten: „Die Vergleiche
mit ‚Baywatch‘ sind weniger
geworden, aber bei Rettungs­
schwimmen denken die Leute
immer wieder daran zurück“, sagt
der Sportsoldat zum Klischee
über seinen Sport. Wieck (kleines
Foto) sieht die Verbindung zur
US­amerikanischen Fernsehserie
aus den 1990er Jahren mit Kult­
star Hasselhoff durchaus diffe­
renziert: „Es war gut, dass unser
Sport so bekannter wurde. Aber
Rettungssport ist mehr, als nur
an der Küste zu liegen.“
Die wichtigsten Fertigkeiten eines Rettungsschwimmers: Retten und Schleppen (o.), schnelles und
ausdauerndes Schwimmen (Mitte), Befreiungsgriffe, Strecken- und Tieftauchen (u.). Um im Notfall
Leben retten zu können, muss intensiv trainiert werden (Symbolbilder).
lierten Notfallsituationen mit
Kajak, Rettungsbrett, Flossen
oder auch Wurfleine zu beste­
hen. „Ursprünglich
komme ich vom
Schwimmen, aber
der Rettungssport
hat durch seine Viel­
seitigkeit einen ganz
besonderen Reiz“,
sagt Wieck über sei­
nen Sport, der mit
insgesamt 21 Diszi­
plinen aufwartet.
Wettkämpfe für Einzel­ und
Mannschaftswertungen ­finden
sowohl in freien Gewä ssern
als auch in Schwimmbecken
statt. Wiecks Spezialdiszi­
plinen sind das 50­Meter­
Rettungschwimmen mit der
Bergung einer 40 Kilogramm
schweren Puppe vom Becken­
boden sowie die kombinierte
Rettungsübung über 100 Meter
mit einer Tauchaufgabe über
17,5 Meter.
Auf Augenhöhe mit den
Spezialisten
Mit 28,35 Sekunden ist der
Stralsunder auf der kurzen
Strecke Weltrekordler. Zum
Vergleich: Die Bestmarke des
brasilianischen Spezialschwim­
mers Cesar Cielo über 50 Meter
Freistil liegt bei 20,91 Sekun­
den – ohne Bergung.
Tatsächlich als Lebensretter
gefordert war der 24­jährige
Wieck bislang „glücklicherweise
noch nie“. Und wegen seiner
Vorbereitung auf die Weltmeis­
terschaft im September in Eind­
hoven und die World Games
2017 in Breslau wird Wieck
vorerst auch keine Wachgän­
ger­Dienste schieben: „Später
sicher wieder. Momentan aber
fehlt dazu die Zeit.“
„Das Prickeln ist schon da“
Laser-Segler Philipp Buhl macht die Olympia-Qualifikation für Rio de Janeiro perfekt.
Hyères. Obermaat (BA)
Philipp Buhl entwickelt sich
mehr und mehr zu einer der gro­
ßen Hoffnungen auf eine deut­
sche Olympiamedaille. Der
Laser­Segler gewann Anfang
Mai den Weltcup in Hyères und
unterstrich damit eindrucks­
voll seine Ambitionen mit Blick
auf Rio. Vor der französischen
Mittelmeerküste ließ der 26­jäh­
rige Vizeweltmeister den Nieder­
länder Sam Meech und den Aus­
tralier Tom Burton hinter sich.
„Ich bin total happy, dass es
am Ende für ganz nach oben
gereicht hat. Die Woche war
nicht leicht. Es ist ein grandioses
Gefühl auf dieser sehr speziellen
Strecke“, sagte Buhl. Mit „spezi­
ell“ meinte er die ständig wech­
selnden Windverhältnisse, die
von den Seglern jederzeit den
richtigen „Windriecher“ erfor­
Foto: imago/Thomas Zimmermann
Warendorf. Alle Soldaten,
die ihre militärische Fitness
in einem Wettkampf unter
Beweis stellen wollen, sollten
sich den 15. und 16. Juni vor­
merken. An diesen Tagen findet
der erste Military Fitness Cup
an der Sportschule der Bundes­
wehr in Warendorf statt. In drei
­anspruchsvollen Wettkämpfen
werden dabei die körperlichen
und kognitiven Fähigkeiten der
Teilnehmer geprüft. Die Solda­
ten müssen sich beispielsweise
im Munitionsstemmen oder in der
Bewegung im Gelände mit Karte
und Kompass messen.
Teilnehmen kann jeder Soldat
ohne körperliche Einschränkun­
gen. Es ist auch möglich, als
Team anzutreten. Jedes Team
besteht aus fünf Teilnehmern,
wobei mindestens eine Soldatin
sowie ein Soldat über 36 Jahren
sein müssen. Wer Interesse hat,
sendet bis zum 20. Mai eine
E­Mail an SportSBwCISM@
bundeswehr.org.
(sr)
Von Dietmar Kramer
Fotos: DLRG
Foto: Bundeswehr/Jens Gebbert
Hauptgefreiter Danny Wieck über seinen Werdegang als Profi-Rettungssportler.
Weltcupgewinner: Philipp Buhl segelt wie vom Wind getragen und
sichert sich sein Ticket für die diesjährigen Opympischen Spiele.
dern. Buhl behielt auch bei ex­
trem schwachem Wind die Ner­
ven und setzte sich schließlich in
der Konkurrenz der weltweit bes­
ten 40 Laser­Segler durch. Damit
machte er auch die Qualifika­
tion für die Olympischen Spiele
endgültig perfekt. Für Buhl geht
damit ein langer Traum in Erfül­
lung. „Seit zehn Jahren habe ich
das Ziel von Olympia vor Augen
und jetzt ist es greifbar“, sagt der
Sportsoldat. „Ich möchte in Rio
eine Medaille gewinnen. Es wird
aber nicht leicht werden. Die
Vorfreude, das Prickeln ist schon
jetzt da und als ein Medaillen­
kandidat nach Rio zu fahren, ist
etwas Besonderes für mich.“ Mit
seinem vierten Weltcupsieg setzt
Buhl zudem ein Ausrufezeichen
für die in dieser Woche begin­
nende Weltmeisterschaft der
Laser­Segler in Mexiko.
Auch die übrigen Sportler, die
für die Bundeswehr an den Start
gingen, konnten mit ihren Ergeb­
nissen zufrieden sein. Ober­
maat (BA) Erik Heil landete mit
seinem Partner Thomas Plößel in
der 49er­Bootsklasse auf einem
starken zehnten Platz. Bei den
Frauen erreichten die Stabsge­
freiten Victoria Jurczok und
Anika Lorenz auf der gleichen
Position. Heil, Plößel, Jurczok
und Lorenz hatten sich das Ticket
für Rio bereits Ende März bei
einem Qualifikationswettkampf
vor Mallorca gesichert.
(sr)
9. Mai 2016
SOZIALES / PERSONAL
aktuell
11
Spürnase geradeaus!
284 Diensthundeteams sind bei der Bundeswehr im Einsatz.
In der Truppe gibt es zur Zeit
284 Diensthundeteams, bestehend
aus Diensthundeführer und Hund.
Die Ausbildung erfolgt an der
Schule für Diensthundewesen
der Bundeswehr (SDstHundeBw)
in Ulmen. 14 Monate sind die
Junghunde alt, wenn die Ausbildung beginnt. Für 14 Monate geht
es dann in die Grundausbildung.
„In dieser Zeit wird bereits die
individuelle Wesensveranlagung
festgestellt und das Training einschließlich der Spürarbeiten auf
die vorgesehene Spezialisierung
abgestimmt“, erklärt Hauptfeldwebel Marco Müll von der Schule
in Ulmen. Die Dauer der anschließenden Ausbildung beträgt je
nach Spezialisierung sechs bis
elf Monate. „Die meisten Diensthunde werden mit der Spezialisierung Sprengstoff- und Rauschgiftspürhund in der Feldjägertruppe
eingesetzt“, sagt Müll. Aber auch
bei den Pionieren, der Fallschirmjägertruppe, bei den Objektschutzkräften der Luftwaffe
Mit bestem Gehör
in den Einsatz
Ein Hund kann Geräusche aus
bis zu 230 Metern Entfernung
wahrnehmen, dem Menschen
gelingt das bis zu maximal 23
Meter. Er erkennt Bewegungen
von Objekten, die bis zu einen
Kilometer weit entfernt sind. Ausgebildet werden in der Truppe
der Belgische Schäferhund mit
Schwerpunkt Malinois, meist zum
Personen- und Sprengstoffspürhund, der Deutsche Schäferhund
und der Retriever mit Schwerpunkt Labrador, verstärkt zum
Minen- und Kampfmittelspür-
Foto: Bundeswehr/Marco Müll
Kamerad auf
vier Pfoten
Fünf Jahre dauert dann der
reguläre Dienst, manchmal auch
länger. Danach dürfen die vierbeinigen Soldaten ihren Ruhestand
genießen. Meist übernimmt der
Diensthundeführer seinen treuen
Begleiter, denn in den Jahren sind
sie nicht nur zu einem guten Team
zusammengewachsen. Oft ist der
Diensthund zu einem Familienmitglied geworden. Sollte er dort
keinen Platz finden, erhält er sein
verdientes Gnadenbrot an der
Dienstschule in Ulmen.
Foto: Bundeswehr/Andrea Bienert
Breites
Einsatzspektrum
hund. Alle drei Hunderassen
bringen beste Vorausetzungen
für den speziellen Job bei der
Bundeswehr mit. Der Deutsche
Schäferhund zum Beispiel hat
mit 225 Millionen Zellrezeptoren das beste Riechorgan aller
Hunderassen. Damit ist er prädestiniert für die Aufgaben eines
Wach-, Such- und Rettungshundes. „Um die äußert fundierte
und langjährige Ausbildung der
verschiedenen Diensthundeteams kümmern sich in Ulmen
zehn Stationsausbilder“, betont
der Hauptfeldwebel. Alle Diensthunde können nach ihrer Ausbildung ein breites Einsatzspektrum
vorweisen.
Das Video „Mit Olli – in
der Diensthundeschule“
unter www.youtube.
­
com/bundeswehr.
Foto: Bundeswehr/Andrea Bienert
Ulmen. Der Hund ist seit Jahrhunderten ein treuer Begleiter
des Menschen: als Wach- oder
Schutzhund für Haus und Hof, als
Assistenzhund, wenn eine Sehbehinderung beim Besitzer besteht,
als Lebensretter in Lawinengebieten oder als Familienmitglied,
zum Knuddeln und Ausführen.
sowie beim Kommando Spezialkräfte kommen sie zum Einsatz.
So beschnüffelt und kontrolliert
der vierbeinige Helfer ausgebildet als Kampfmittelspürhund beispielsweise im Ausland die Ware
von Händlern, bevor sie ins Feldlager eingefahren werden darf.
Die Ansprüche der Ausbildung sind sehr hoch und neben
der intensiven Schule benötigt
ein Bundeswehrdiensthund hervorragende Anlagen, einen festen Charakter und einen perfekten
Knochenbau. Denn genauso wie
sein Diensthundeführer muss er
den Herausforderungen im Auslandseinsatz jederzeit gewachsen
sein, ungeachtet klimatischer
Bedingungen. Darüber hinaus ist
ein ausgeprägter Spieltrieb wichtig. Denn seine Aufgabe begreift
der Hund nicht als Arbeit, sondern als Spiel.
Foto: Bundeswehr/ Roland Alpers
Von Doreen Kinzel
Mit dem richtigen Riecher: Die Ausbildung zum Spürhund ist
fordernd. Nur wenige Hunde haben die richtigen Voraussetzungen.
Das Leben an Bord als Abenteuer
Wilhelmshaven. Wenn die überladenen Flüchtlings-Schlauchboote am Horizont auftauchen,
spielt es keine Rolle mehr, wer
an Bord der Fregatte „Hessen“
welche Zuständigkeit hat.
„Dann packen wir alle mit an“,
sagt Obermaat Sepp Matthaes.
Dem 27-jährigen IT-Fachmann,
der normalerweise über die
Computersysteme des Militärschiffes wacht, fällt dann meist
die Aufgabe zu, die aus Seenot
Geretteten an Deck zu beruhigen.
Was seinen Job bei der Bundeswehr von einem anderen unterscheidet? Die „Hessen“ hat allein
in zwei Monaten auf dem Mittelmeer vergangenes Jahr mehr als
2000 schiffbrüchige Flüchtlinge
geborgen. „Das waren Grenzsituationen, die mir sehr nahe
gegangen sind“, sagt der IT-­
Administrator. Wo sonst kann
ein Informations- und Telekom-
Foto: Bundeswehr/Tom Twardy
IT-Fachmann und Obermaat Sepp Matthaes packt an Deck mit an.
munikations-Systemelektroniker
schon Leben retten? Ursprünglich kommt Matthaes vom Heer
und wechselte erst vor drei Jahren
zur Marine. „Es war das Fernweh“, sagt er und lacht. „Und
wer die Seekrankheit erst einmal
überwunden hat, braucht keinen
Sturm mehr zu fürchten.“
Das Leben an Bord mit 255 Soldaten ist für Matthaes ein Aben-
teuer. Sechs bis neun Kameraden
teilen sich eine Kajüte. „Für mich
ist das eine sehr positive Erfahrung.“ An Bord ist der Soldat mit
seinem Team für das IT-Netzwerk der Fregatte zuständig.
Wenn die computergesteuerte
Technik nicht läuft, funktionieren weder die Navigation noch
die Waffensysteme. Ein Netzwerkknotenpunkt fällt auf See
aus? „Dann muss man mit den
Ersatzteilen und Mitteln arbeiten, die man an Bord hat – das
macht erfinderisch.“
Für seine Zukunft nach acht
Jahren bei der Bundeswehr fühlt
Matthaes sich gut gerüstet. Er
bringt nicht nur eine gute Ausbildung und seine einmalige
Berufserfahrung mit in das zivile
Leben. Gefördert von der Marine
holt er derzeit auch sein Fachabitur nach. Späteres Studium nicht
ausgeschlossen.
(sim)
Wie können Sie am besten entspannen?
In einer heißen Badewanne bei einer Folge „Two and a half Men“.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Ein paar ruhigere Hände wären gut.
Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?
Mit keinem Menschen auf dieser Welt, mein Leben ist wunderbar.
Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?
Meine Mutter und meinen Vater. Immerhin haben die zwei es geschafft
mich großzuziehen. Und meine Großeltern, denn auch die haben mein
Leben maßgeblich beeinflusst.
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
Vielleicht Schmied, aber die brauch ich ja nun nicht mehr.
Was können Sie überhaupt nicht leiden?
Hinterhältigkeit und Neid.
Was ist Ihr Hauptcharakterzug?
Sanftmütigkeit.
Welches Lied singen oder hören Sie gern?
„Telephone“ von Lady Gaga.
aktuell
VERMISCHTES
9. Mai 2016
Foto: imago/Thomas Zimmermann
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Goldene Gaumenfreude
Schnitzel sind in der Bundeswehr beliebt – mehr als eine halbe Million werden jährlich verspeist.
Von Antje Laenen
Manchmal Pommes, saison­
bedingt Spargel, selten Nudeln,
aber am besten Kartoffelsalat.
Die Beilagen zum Schnitzel sind
so variantenreich wie das Fleisch
unter der goldgelben Panade. Ist
Schwein, Pute oder Hähnchen
drin, spricht der Koch von Schnit­
zel „Wiener Art“. Nur wenn das
Fleisch vom Kalb stammt, darf
sich das panierte Schnitzel als
„Wiener“ ausgeben.
Schnitzel in
goldener Panade
Bei der Bundeswehr finden
jährlich 780 000 Schnitzel, das
heißt im Monat etwa 65 000
016
18/2
panierte Scheiben Fleisch, den
Weg in hungrige Bäuche. Vor
allem Schweine­ und Puten­
schnitzel werden von der Truppe
verspeist. Der früheste Hinweis
auf „Gebackene Schnitzel“ ist im
„Kleinen Österreichischen Koch­
buch“ von 1789 zu finden. Das
„Wiener Schnitzel“ wird 1831
erstmals in einem Kochbuch
beschrieben. Der Siegeszug der
kross­gebackenen Delikatesse
beginnt aber noch viel früher.
Um die Entstehungsgeschichte
des Wiener Schnitzels ranken
sich viele Mythen. Eine Legende
besagt, dass dem byzantinischen
Kaiser mit Blattgold überzogene
Fleischstücke gereicht wurden.
Angeblich sollte sich das Edel­
metall positiv auf die Gesundheit
auswirken. Adelige und Reiche
taten es dem Kaiser gleich – und
wollten ihre Gäste ebenso beein­
drucken. Weil Gold damals wie
heute sehr wertvoll war, wurden
die Köche beauftragt, ein Imitat
zu finden. Mancherorts hielten
geriebene alte Backwaren her,
heutzutage ist der Einsatz von
Semmelbröseln üblich.
Kürbisscheibe als
Fleisch-Alternative
Von Byzanz aus fand die
Gaumenfreude in goldähnlicher
Hülle ihren Weg zu den Habsbur­
gern. Dort bürgerte sich die Bei­
gabe von Zitronenspalten zum
Schnitzel ein. Mit dem sauren
Saft auf der Panade wurde frü­
her versucht, den Geschmack von
schlechtem Fleisch oder altem
Fett zu überdecken. Heute voll­
endet erst die fein­säuerliche
Nuance der Zitrone für Genießer
das Geschmackserlebnis.
Für diejenigen, die Fleisch
weder essen können noch wollen,
gibt es Alternativen: Tofu, Kicher­
erbsenmus oder eine Scheibe
Kürbis und sogar eine Liaison aus
Blumenkohl und Sellerie werden
in Rezepten empfohlen. Mögen
sich Genießer über Fleisch und
Beilagen auch uneins sein, eine
Schnitzel­Eigenschaft bleibt: Die
Panade sollte knusprig goldgelb
in Butter oder Schmalz heraus­
gebacken werden und sich fast
schon schwebend über dem
Fleisch kräuseln.
Panade „original“
Die geklopften Schnitzel mit
Salz und Pfeffer würzen, dann
in Mehl wenden. Überschüssiges Mehl abklopfen. Für die
perfekte Panade ist auch das
Verquirlen der Eier eine Kunst:
Die Eier mit einem Schuß
Sahne nicht zu sämig verquirlen. Es sollte noch Eiweiß
sichtbar sein. Die Schnitzel
gleichmäßig durch die Eier
ziehen und in Semmelbröseln
wenden, nicht andrücken!
Die Schnitzel müssen im Fett
schwimmen: Mit viel Butterschmalz in einer tiefen Pfanne
goldgelb ausbacken.
SUDOKU
Vi
el G
Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
!
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
„Sudoku 18/2016” und Ihrer Postanschrift an:
[email protected]
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Zu gewinnen:
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Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und
Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs.
Lösung 16/2016: 6 5 7 2
Gewonnen hat: Georg Arlt
Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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