Warum ist Ceva in Deutschland so klein?
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Warum ist Ceva in Deutschland so klein?
Politik + Wirtschaft Interview der Woche Warum ist Ceva in Deutschland so klein? Der Gesamtumsatz von Ceva Logistics wird in diesem Jahr weltweit bei voraussichtlich sechs Milliarden Euro liegen. In Deutschland spielen Sie dagegen nicht in der Topliga. Warum ist Ceva hier so klein? Bruno Sidler: Ceva ist vor drei Jahren aus Was aber sicher auch daran liegt, dass in den letzten Jahren Ihre Führungsriege in Deutschland stark gewechselt hat – vielleicht zum Missfallen Ihrer Kunden? Nachgefragt bei Bruno Sidler geboren am 24. Dezember 1957. Fast 30 Jahre lang war er in diversen Positionen bei Panalpina tätig, zuletzt als CEO der gesamten Gruppe. Sidler ist heute Chief Operating Officer (COO) bei Ceva Logistics. Ceva einem Merger von TNT Logistics und EGL entstanden. Beide waren zwar weltweit gut aufgestellt, aber leider in Deutschland nur wenig präsent. Im Endeffekt haben sich hier zwei Kleine zusammengeschlossen. Das Ergebnis ist, dass Ceva in Deutschland nicht die Rolle spielt, die wir aufgrund der Größe des Marktes haben müssten. Mit 300 Millionen Euro Jahresumsatz sind wir so groß wie ein Mittelständler. Durch den EGL-Ceva-Merger haben wir in der Tat unsere zweite Management-Ebene weitgehend ausgewechselt. Das hat uns aber nicht, wie Sie andeuten, Aufträge gekostet. Alle unsere Kunden haben im letzten Jahr unsere Verträge mit uns verlängert. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. sem Jahr in Deutschland um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigen. Was nach dem Krisenjahr 2009 zum Glück nicht ganz so schwierig ist (lacht). Aber auch in 2011 gehen wir von einem zweistelligen Umsatzwachstum aus, etwa durch interessante Outsourcingprojekte größerer Hersteller. sehen wir in Deutschland vor allem in der Konsumgüterindustrie/im Retail. Ideal wäre also eine mittelständische Spedition im Süden Deutschlands, etwa in Baden-Württemberg, die einen Jahresumsatz von 100 Millionen Euro erwirtschaftet und auf diese Sparte spezialisiert ist. Aber reichen Ihnen 300 Millionen Euro Jahresumsatz in Deutschland? Sind auch Zukäufe ein Thema? Wie viel Geld stellt Ihnen denn Ihr Investor zur Verfügung? Nein. Das ist uns zu wenig. In Deutschland sind wir eindeutig zu klein. Am besten ist es natürlich, wenn man organisch wächst. Das werden wir auch. Unser Umsatz wird in die- Ceva ist im Bereich Automotive sehr stark. Allerdings hat es sich in der Wirtschaftskrise gezeigt, dass es nicht gut ist, nur auf einem Standbein zu stehen. Deshalb wollen wir uns noch stärker diversifizieren. Potenzial u m wa s e s g e h t Ceva Logistics will wachsen Ceva Logistics entstand 2007 aus einem Merger von TNT Logistics und Eagle Global Logistics. 85 Prozent der Anteile hält der US-Investor Apollo, 15 Prozent das Ceva-Management. Das Unternehmen erwirtschaftet in diesem Jahr voraussichtlich sechs Milliarden Euro Umsatz und in Deutschland 300 Millionen Euro. In Deutschland, Österreich und der Schweiz hat Ceva 38 Standorte mit insgesamt 2100 Mitarbeitern. Der Fokus liegt auf den Sparten Automobil, Technologie, Consumer & Einzelhandel. eh 10 44/2010 VerkehrsRundschau So wenig wie möglich … (lacht). Im Ernst: Ziel ist es, die Zukäufe über den Cashflow zu finanzieren, aber bei größeren Projekten können wir mit unserem Eigner rechnen. Vor zwei Jahren kündigte Ceva groß an, seine Rolle im Landverkehr deutlich auszuweiten. Folgten diesen Plänen auch Taten? Aber sicher! Wir machen heute eine Milliarde Euro unseres Gesamtumsatzes im Landverkehr. Wobei wir nicht auf ein eigenes Sammelverkehrsnetz setzen und primär nicht in eigenes Equipment investieren, sondern kunden- oder branchenspezifische Netze operieren. Diese steuern wir europaweit über den unlängst in Mailand eröffne❙❚■ ten Central Tower. Eva Hassa