Probelektion

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Probelektion
Deutsch im Beruf
Lernheft 17
Rhetorik und zeitgemäße Kommunikation: Die Rede
Inhaltsverzeichnis:
17.1
Einleitung ...............................................................................................
2
17.2
Grundlagen ............................................................................................
3
17.3
Die Vorbereitung ....................................................................................
3
17.3.1
Ziel der Rede .........................................................................................
4
17.3.2
Das Thema ............................................................................................
5
17.3.3
Die Zuhörer ............................................................................................
5
17.4
Die Ordnung ..........................................................................................
6
17.4.1
Die Struktur ............................................................................................
6
17.4.2
Wortwahl und Satzbau ..........................................................................
8
17.4.3
Visuelle Hilfsmittel .................................................................................
9
17.4.4
Gliederung .............................................................................................
10
17.5
Einstieg und Schluss .............................................................................
11
17.5.1
Einstieg ..................................................................................................
11
17.5.2
Schluss ..................................................................................................
11
17.6
Selbstlernaufgaben ................................................................................
12
17.7
Zusammenfassung ................................................................................
12
17.8
Hausaufgabe .........................................................................................
13
17.9
Lösungen zu den Selbstlernaufgaben ...................................................
13
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Rhetorik und zeitgemäße Kommunikation: Die Rede
17.1
Lernheft 17
Einleitung
Der Puls rast, im Hals bildet sich gerade ein Kloß und dann werden die Knie auch
noch weich. Jeder kennt Lampenfieber, insbesondere dann, wenn man eine Rede
halten muss. Für viele Menschen bedeutet eine Rede zu halten eine enorm
unangenehme, aber oft aus beruflichen Gründen notwendige Aufgabe. Ziel dieses
Lernheftes ist es, Ihnen aufzuzeigen, wie Sie das richtige Thema, den richtigen
Aufbau, den richtigen Anfang und das richtige Ende für Ihre Rede finden. Wenn Sie
mit der Struktur erst einmal vertraut sind und sich gut vorbereitet fühlen, wird Ihnen
auch Ihre Nervosität nicht mehr zu schaffen machen. Aber eins sollten Sie sich auch
trotz gründlicher und sehr guter Vorbereitung immer vergegenwärtigen: Ein bisschen
Lampenfieber gehört einfach dazu, und das ist auch gut so.
Lernziele:
Sie können nach Durcharbeitung dieses Lernhefts
–
verschiedene Redeformen benennen (z. B. Rahmenrede)
–
erklären, wie man eine Rede sinnvoll gliedert
–
erläutern, wie Wortwahl und Satzbau sich auf eine Rede auswirken können
–
beschreiben, warum es wichtig ist, sich im Vorfeld einer Rede über die Zuhörer
zu erkundigen
–
die visuellen Hilfsmittel darlegen, die bei einer Rede zum Einsatz kommen
können
–
erklären, warum Einstieg und Schluss einer Rede einen besonderen Stellenwert
haben
–
eine Rede selbst verfassen
Erklärung der Symbole
Selbstlernaufgaben
Hausaufgabe
Zusammenfassung
Hinweise/Tipps
Lösungen zu den
Selbstlernaufgaben
Notizen
Anhang
2
Rhetorik und zeitgemäße Kommunikation: Die Rede
17.2
Lernheft 17
Grundlagen
Es gibt verschiedene Arten von Reden und eine Vielzahl von Anlässen, um Reden zu
halten. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wann man unter Umständen selbst
eine Rede halten muss, werden nachfolgend einige Redeformen, die für Sie relevant
werden können, genannt:
–
Rahmenrede: Begrüßung, Eröffnung, Verabschiedung
–
Einführungsrede: Vorstellung, z. B. eines Referenten
–
Gelegenheitsrede: Begrüßung, Betriebsbesichtigung, Betriebsfest,
Gastgeberrede (das Buffet ist eröffnet), Dankesrede, Firmenjubiläum,
Geburtstag, Hauptversammlungsrede, Kritikgespräch, Laudatio usw.
Diese Liste ist erweiterbar. Sie soll Ihnen lediglich einen Überblick darüber
verschaffen, in welcher Situation Sie vielleicht einmal eine Rede halten müssen.
Sollten Sie also gebeten werden, eine Rede zu halten, seien Sie nicht überrascht,
sondern nehmen Sie diese Herausforderung gern an. Die Nervosität, vor einer Gruppe
von Menschen sprechen zu müssen, ist ganz normal. Nachfolgend wird erläutert, wie
Sie die Hemmungen, vor einer Gruppe von Menschen zu sprechen, verlieren.
Außerdem wird Ihnen erklärt, wie Sie eine Rede halten.
17.3
Die Vorbereitung
Bei einer Rede gilt Ähnliches wie früher bei einer Klassenarbeit: Je besser man
vorbereitet ist und die Materie beherrscht, umso selbstbewusster ist man und umso
weniger Lampenfieber hat man letztlich auch!
Zunächst müssen Sie selbst für sich entscheiden, ob Sie überhaupt eine Rede halten
möchten. Nur weil Sie jemand darum bittet, müssen Sie dieser Bitte ja nicht Folge
leisten. Andererseits sollten Sie sich aber auch verdeutlichen, dass sich eine Absage,
beispielsweise gegenüber Ihrem Vorgesetzten, sehr negativ auswirken kann.
Beziehen Sie nachfolgende Überlegungen in Ihre Entscheidung mit ein, wenn Sie
unschlüssig sind, ob Sie eine Rede halten wollen oder nicht:
–
Wann soll ich die Rede halten (wie lange habe ich Zeit, mich vorzubereiten)?
–
Worüber soll ich reden (ist es ein Thema, das mir liegt, oder muss ich mich in ein
fremdes Thema einarbeiten)?
–
Wie lang soll die Rede sein (muss ich nur drei, vier Sätze zur Begrüßung sagen,
oder wird erwartet, dass ich eine halbe Stunde rede)?
–
Wo soll ich die Rede halten (bei uns im Büro oder vielleicht an einem anderen
Ort, dann müsste ich früher anreisen, wie viel Zeit nimmt das in Anspruch)?
–
Wer hat mich gebeten, eine Rede zu halten (mein Chef oder ein ehemaliger
Klassenkammarad, zu dem ich seit zehn Jahren kaum noch Kontakt habe)?
Sollten Sie nach der Beantwortung dieser Fragen zu dem Ergebnis kommen, dass Sie
eine Rede halten werden, geht es nun darum, sich bestmöglich vorzubereiten.
3
Rhetorik und zeitgemäße Kommunikation: Die Rede
Lernheft 17
Doch bevor es an das „Eingemachte“, also den Inhalt Ihrer Rede und die notwendigen
Recherchen geht, sollten Sie sich mit den folgenden Punkten beschäftigen, die
wesentlich dazu beitragen werden, dass Sie eine erfolgreiche Rede ohne unnötig
große Nervosität halten werden.
17.3.1
Ziel der Rede
Zunächst sollten Sie sich fragen, warum Sie überhaupt eine Rede halten werden.
Finden Sie also zunächst heraus, was die Funktion Ihrer Rede ist, und wie Sie Ihr
Publikum motivieren können, Ihnen zuzuhören. Entweder wollen Sie aus freien
Stücken diese Rede halten oder Sie wurden von Ihrem Chef quasi dazu genötigt.
Sicherlich ist es einfacher, das Publikum zum Zuhören zu motivieren, wenn man
selbst unbedingt eine Rede halten möchte. Dann liegt der Grund für das Zuhören klar
auf der Hand: Das Thema ist mitreißend und das Publikum wird lauschen. Zumindest
ist es Ihr Ziel, dass das Publikum gebannt zuhören wird.
Etwas schwieriger gestaltet es sich, wenn Sie eine Rede aufgrund z. B. der Bitte eines
Vorgesetzten halten müssen. Machen Sie sich klar, warum Sie die Rede halten
werden. Auch wenn Sie dazu genötigt worden sind, ist es Ihr Ziel, das Publikum zu
unterhalten oder zumindest für einen Moment, nämlich den Moment, in dem Sie die
Rede halten, zum Zuhören zu bewegen.
Ihre weiteren Ziele, die Sie mit der Rede erreichen wollen, können sein:
–
Ihre Glaubwürdigkeit zu steigern
–
die Zuhörer von Ihrer Meinung zu überzeugen
–
Ihren Zuhörern etwas zu erklären
–
Ihre Zuhörer gut zu unterhalten
Sie sollten Ihr Ziel vor Augen haben, bevor Sie den Inhalt Ihrer Rede ausarbeiten. So
können Sie nämlich besser abschätzen, was Sie sagen oder weglassen können.
Beispiel 1:
Wenn Sie bei einem Firmenjubiläum, das intern gefeiert wird, eine Rede
halten müssen, weil Sie am längsten in der Firma arbeiten, erwarten die
Zuhörer unterhaltende Firmenanekdoten und keinen Fachvortrag. Der
Vortrag muss leicht und amüsant werden.
Beispiel 2:
Sie wollen mit Ihrer Rede Ihr Team und Ihren Chef davon überzeugen, ein
neues Computerprogramm einzuführen, das allerdings recht kostspielig ist.
Humorvolle Anekdoten gehören nicht in diese Rede. Hier geht es vielmehr
um Fakten und darum, Ihre Kollegen durch eine gute Argumentation von
Ihrem Vorhaben zu überzeugen.
4
Rhetorik und zeitgemäße Kommunikation: Die Rede
17.3.2
Lernheft 17
Das Thema
Bevor Sie sich um inhaltliche Aspekte Ihrer Rede kümmern, müssen Sie zunächst in
aller Deutlichkeit das Thema Ihrer Rede definieren. Möglich ist, dass Ihnen das
Thema genannt wird, über das Sie sprechen sollen. Wenn es Ihnen behagt, können
Sie darüber reden. Andernfalls ist es an Ihnen zu kommunizieren, dass Sie das
Thema nach Ihren Vorstellungen ändern möchten. Sie haben die Möglichkeit zu
entscheiden, wo Ihr Thema anfängt und wo es endet. Das hängt natürlich neben Ihrer
Redezeit auch von der Art des Themas ab.
Beispiel 1:
Sie sollen eine Rede zum 65. Geburtstag Ihres Chefs halten. Ihre Redezeit
beträgt fünf Minuten. Es erübrigt sich, mit der Geburt Ihres Chefs
anzufangen und im Jetztzustand aufzuhören. Vielmehr müssen Sie sich auf
das Wesentliche konzentrieren. Beispielsweise können Sie über sein
Sternzeichen sprechen oder darüber, welche politischen und kulturellen
Besonderheiten in dessen Geburtsjahr stattfanden. Viel mehr geht nicht, da
für große Ausschweifungen keine Zeit bleibt.
Beispiel 2:
Sie sollen erklären, dass Ihr Unternehmen in zwei Wochen mit dem
Unternehmen XY fusionieren wird. Sie haben so viel Gesprächszeit, wie Sie
wollen. Hier gilt: Verzetteln Sie sich nicht und konzentrieren Sie sich auf das
Wesentliche. Die Zuhörer werden es Ihnen danken. Sprechen Sie über den
Jetztzustand Ihres Unternehmens, den derzeitigen Zustand des
Unternehmens, mit dem Sie fusionieren werden und dann über die Vorteile,
die die Fusion insbesondere Ihrem Unternehmen und eigentlich auch jedem
einzelnen Mitarbeiter bringen wird.
17.3.3
Die Zuhörer
Wichtig ist ferner, dass Sie sich, bevor Sie Ihre Rede konzipieren, mit Ihren Zuhörern
beschäftigen. Vielleicht werden Sie fragen, ob diese Beschäftigung mit Ihren Zuhörern
überhaupt notwendig ist. Nun, gewiss ist, dass man eine Rede vor Freunden oder
Kollegen anders gestalten wird als eine Rede vor Vorstandsvorsitzenden oder einem
Seniorenverein. Stehen einem die Menschen, die zuhören sollen, nahe, ist sicherlich
ein lockererer Tonfall angebracht als bei sämtlichen Abteilungsleitern eines Unternehmens. Ziel ist es ja, Ihr Publikum derart in Bann zu ziehen, dass es Ihnen zuhört.
Das geschieht am besten, wenn Sie auf das Publikum eingehen. Holen Sie dazu
folgende Erkundigungen über Ihre Zuhörer ein:
–
durchschnittliches Alter
–
Geschlecht
–
Beruf/berufliche Position
–
Bildungsstand
–
Status
5
Rhetorik und zeitgemäße Kommunikation: Die Rede
Lernheft 17
Wenn Sie Antworten auf diese Fragen gefunden haben, wissen Sie, in welcher
Tonalität Sie Ihre Rede verfassen sollten, damit sich Ihr Publikum angesprochen fühlt
und Ihre Rede angenommen wird.
Beispiel 1:
Sie arbeiten in einem Foodkonzern und wollen ein neues Produkt, eine
fettarme Margarine, in einem Seniorenstift vorstellen. Das Durchschnittsalter
liegt bei über 60 Jahren, abgesehen von Pflegerinnen und Pflegern sowie
dem sonstigen Personal. Es werden Frauen und Männer dort sein. Der
Bildungstand wird unterschiedlich sein. Berufliche Stellung und Status sind
unerheblich. Wichtig ist, dass Sie laut und deutlich sprechen, weil Menschen
dieser Altersgruppe oftmals Hörschäden haben. Reden Sie langsam, sonst
können Ihnen einige nicht folgen. Reden Sie nicht hochgestochen, sondern
verständlich. Benutzen Sie keine Fremdwörter. Bleiben sie bodenständig.
Beispiel 2:
Sie arbeiten in einem Foodkonzern und wollen ein neues Produkt, eine
fettarme Margarine, intern den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Ihres
Unternehmens vorstellen. Das Durchschnittsalter liegt beispielsweise bei
40 Jahren. Es arbeiten Männer und Frauen in Ihrem Unternehmen, der
Bildungsstand variiert vom Auszubildenden bis zum Doktor. Sie sind derart
mit Ihrem Unternehmen vertraut, dass Sie wissen, welcher Ton angebracht
ist, ob Sie Witze machen sollen oder ob die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
lieber zum Lachen in den Keller gehen. Hier wird es Ihnen nicht so schwer
fallen, die richtige Tonalität zu finden, da Ihnen Ihre Zuhörer vertraut sind.
17.4
Die Ordnung
Das Thema Ihrer Rede steht fest. Sie sitzen vor einem weißen Blatt Papier und fragen
sich, wie Sie am besten beginnen. Beginnen Sie einfach, fangen Sie mit der
Recherche an. Entweder haben Sie bereits die notwendige Literatur auf Ihrem
Schreibtisch oder Sie recherchieren im Internet und in öffentlichen Bibliotheken.
Vielleicht benötigen Sie auch gar keine Quellen, sondern haben bereits eigene Ideen,
die Sie umsetzen möchten. Machen Sie sich Notizen. Das Wichtigste ist den Anfang
zu schaffen, denn aller Anfang ist schwer. Wenn Sie erst einmal mit der Vorbereitung
Ihrer Rede begonnen haben, wird es Ihnen schnell leichter fallen, die Rede zu
formulieren.
17.4.1
Die Struktur
Wie bereits geschildert, ist es von zentraler Bedeutung, dass Ihre Rede die Zuhörer
anspricht. Um eine Rede nach dem Geschmack Ihrer Hörerschaft zu verfassen,
haben Sie bereits in Erfahrung gebracht, wer Ihr Publikum ist. Wenn Ihnen das
Publikum tatsächlich zuhören soll, ist es wichtig, dass Ihre Rede verständlich ist.
Verständlich wird Ihre Rede zum einen dadurch, dass Sie laut und deutlich sprechen,
zum anderen dadurch, dass Sie Ihre Rede so gliedern, dass eine gewisse Struktur
und Ordnung für die Zuhörer erkennbar ist. Durch einen systematischen Aufbau wird
eine Rede für das Publikum nachvollziehbar.
6
Rhetorik und zeitgemäße Kommunikation: Die Rede
Lernheft 17
Beinhaltet eine Rede hingegen Gedankensprünge, können die Zuhörer einer Rede
nicht oder nur sehr schwer folgen.
Geben Sie zunächst einen Überblick, denn das ermöglicht dem Publikum während
Ihrer Rede nachzuvollziehen, wohin Sie wollen.
Beispiel:
Das Thema meiner heutigen Rede ist … Es klingt komplex, ist es aber gar
nicht, denn ich konzentriere mich lediglich auf drei Fragen, erstens …,
zweitens …, drittens …
Derartige Fragen sind auch für Ihre Vorbereitung und Ihre Rede von großer
Bedeutung. Die Antworten auf diese Fragen sollen schließlich Inhalt Ihrer Rede
werden. Wichtig ist dabei, dass für den Zuhörer ein roter Faden erkennbar ist.
Springen Sie also nicht vom Hölzchen zum Stöckchen, sondern konzentrieren Sie sich
auf Ihr Thema.
Beispiel:
Sie möchten die Chefetage Ihres Unternehmens in Ihrer Rede davon
überzeugen, dass ein neues Computersystem eingeführt wird.
Frage 1:
Was leistet das bisherige System?
Antwort …
Frage 2:
Was leistet das bisherige System leider nicht?
Antwort: …
Frage 3:
Was würde ein neues System leisten und wie sieht der KostenNutzen-Aufwand aus?
Antwort: ….
Neben der Frage-Antwort-Struktur gibt es aber noch zahlreiche andere Varianten, wie
Sie Ihre Rede sinnvoll ordnen können.
Ähnlich wie die Frage-Antwort-Rede ist die Problem-Lösung-Rede strukturiert. Dabei
sprechen Sie ein Problem kurz an und bieten sofort die Lösung des Problems.
Beispiel:
Sie möchten, dass ein neues Computersystem in Ihrer Firma eingeführt wird,
und sollen die Chefetage davon in einer kurzen Rede überzeugen.
Zunächst sprechen Sie ein Problem an, nämlich dass das bisherige System
veraltet ist und das Unternehmen plant, das bestehende System
aufzurüsten. Problematisch ist, dass das Aufrüsten sehr viel Geld kostet und
auch dann immer noch nicht die Leistung erbringt, die ein neues System
erbringen würde.
Lösung: Ein neues Computersystem muss her. Sie kennen die Kosten und
wissen, dass es nur unwesentlich teurer ist als das Aufrüsten usw.
Weiter gibt es die Möglichkeit, zunächst die Theorie, dann die Praxis zu
erläutern.
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Rhetorik und zeitgemäße Kommunikation: Die Rede
Lernheft 17
Beispiel:
In Ihrem Unternehmen wurde ein neues Computersystem eingeführt. Es
funktioniert nicht richtig. Die Chefetage möchte von Ihnen wissen, woran das
liegt.
Sie erklären zunächst die Theorie, also alle Verbesserungen, die das neue
System hätte mit sich bringen sollen. Dann erklären Sie die Praxis, also das,
was derzeit nicht funktioniert.
Sie können Ihre Rede auch dadurch strukturieren, dass Sie den einzelnen
Buchstaben eines Wortes Begriffe zuordnen, die Sie sodann thematisieren.
Beispiel:
Sie sollen bei dem Firmenjubiläum vor den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
eine Rede halten. Die Firma heißt „Müller“. Sie buchstabieren das Wort
„Müller“.
M steht für Mut. Der Gründer der Firma „Müller“ besaß im Jahre … sehr viel
Mut, als er das Unternehmen gegründet hat.
Ü steht für Übergangsphase. Die Übergangsphase … war schwierig.
L steht für Leistung … usw.
Es gibt zahlreiche weitere Varianten, wie Sie Ihre Rede gestalten können. Es bleibt
Ihnen selbst überlassen, was Sie als Struktur für Ihre Rede wählen. Wichtig ist aber,
dass Sie eine Struktur und Ordnung in Ihrer Rede haben und dass diese Struktur und
Ordnung auch für Ihre Zuhörer erkennbar ist.
17.4.2
Wortwahl und Satzbau
Sie möchten, dass das Publikum Ihnen während Ihrer Rede zuhört. Dafür ist nicht nur
notwendig, dass Ihre Rede eine gewisse, für den Zuhörer erkennbare Struktur
aufweist, sondern auch, dass Sie die richtigen Worte und den richtigen Satzbau
wählen. „Richtig“ bedeutet in diesem Zusammenhang nicht richtig oder falsch,
sondern dass die Satzlänge und die Wortwahl mitentscheidend sind, ob Ihnen das
Publikum zuhört.
Versuchen Sie, so verständliche Worte wie möglich zu finden. Fachchinesisch
verstehen die Zuhörer oft nicht, oder die Fachtermini sind so schwer zugänglich, dass
Ihr Publikum einfach abschaltet. Auch Fremdwörter erschweren die Verständlichkeit.
Sollte Ihre Rede aber unter keinen Umständen ohne Fachtermini oder Fremdwörter
auskommen, haben Sie die Möglichkeit, diese innerhalb Ihrer Rede zu erläutern.
Zunächst können Sie beispielsweise das Fremdwort umschreiben oder übersetzen.
Anschließend nennen Sie dann das Fremdwort, sodass Ihre Zuhörer Ihnen
problemlos folgen können, wenn Sie dieses erneut gebrauchen.
Für die Verständlichkeit Ihrer Rede sind, wie gesagt, auch Satzbau und Satzlänge
entscheidend. Man hat das schon erlebt. Jemand erzählt etwas in epischer Breite,
spricht und spricht – und am Ende fragt der Redner Sie, womit er seinen Satz
eigentlich begonnen hat. Nur wenn Sie kurze Sätze verfassen, ist es Ihren Zuhörern
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Rhetorik und zeitgemäße Kommunikation: Die Rede
Lernheft 17
möglich, Ihnen zu folgen. Hauptsätze sind wesentlich einfacher zu verstehen als
verschachtelte Nebensätze. Versuchen Sie außerdem möglichst wenig Passivsätze
zu bilden. Kurze Sätze haben 8, mittellange Sätze 9 bis 22 und lange Sätze 23 und
mehr Wörter. Versuchen Sie, mit so wenigen Wörtern wie möglich auszukommen,
keinesfalls aber mehr als 20 Wörter in einem Satz unterzubringen.
Wenn Sie Ihre Sätze klar und verständlich formulieren, wenige oder gar keine
Fachtermini und Fremdwörter benutzen und so wenige Wörter wie möglich in einem
Satz unterbringen, werden Ihre Zuhörer Ihrer Rede problemlos folgen können.
17.4.3
Visuelle Hilfsmittel
Eine Rede, auch wenn sie eine gute Struktur und Ordnung aufweist und leicht
verständlich ist, kann für die Zuhörer dennoch langweilig sein. Das kann sowohl am
Thema als auch an der Art und Weise des Vortrags liegen. Das Verständnis und die
Bereitschaft des Publikums können Sie steigern, indem Sie visuelle Hilfsmittel
einsetzen. Damit sind hier keine PowerPoint-Präsentationen oder Flip-Charts gemeint,
auch kein Diavortrag, sondern es geht vielmehr um Gegenstände, die man in eine
Rede einbauen kann.
Beispiel:
Ihr Chef wird 65 Jahre alt. Sie sollen anlässlich seines Geburtstags eine
Rede vor allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern halten. Als visuelle
Hilfsmittel bieten sich an:
•
Eine Torte, vielleicht mit 65 Kerzen darauf oder einer 65
•
Ein uralter Holztennisschläger, wenn bislang Tennis eine große Leidenschaft
Ihres Chefs ist
•
Eine Tageszeitung aus dem Geburtsjahr oder sogar von dem Geburtstag
Ihres Chefs
•
Eine Zigarrenkiste, wenn Ihr Chef gern Zigarren raucht und Sie ihm diese
zum Geburtstag schenken möchten
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, visuelle Hilfsmittel innerhalb einer Rede
einzusetzen. Wichtig ist dabei, dass derartige Hilfsmittel auch tatsächlich in einen
Zusammenhang mit der Rede gebracht werden. Nichts ist peinlicher, als einen
Gegenstand zusammenhangslos zu zeigen und die Zuhörer sich fragen, was das
denn jetzt soll. Seien Sie kreativ. Denken Sie sich eine kleine Geschichte rund um
diesen Gegenstand, den Sie zeigen wollen, aus und bringen Sie ihn in einen
sinnvollen Zusammenhang mit dem Inhalt Ihrer Rede. Die Zuhörer werden Ihnen
sicherlich mehr Aufmerksamkeit schenken, als wenn Sie ohne Hilfsmittel eine Rede
halten. Das soll nicht bedeuten, dass Sie unbedingt zu Hilfsmitteln greifen sollen,
wenn Sie eine Rede halten müssen. Es ist vielmehr eine Anregung, die Ihnen helfen
soll, Ihre eigenen Ideen zu entwickeln.
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Rhetorik und zeitgemäße Kommunikation: Die Rede
17.4.4
Lernheft 17
Gliederung
Warum soll man eine Gliederung erstellen? Eine Gliederung ist der Bauplan einer
Rede. Anhand der Gliederung wird deutlich, welche Punkte Sie ansprechen und ob
die Punkte in der richtigen Reihenfolge vorkommen. Eine Gliederung gibt Aufschluss
darüber, wie die Rede aufgebaut ist. Es gibt zwei Möglichkeiten, eine Gliederung zu
erstellen. Entweder Sie verfassen eine Gliederung, bevor Sie Ihre Rede schreiben,
oder nachdem Sie erste Ideen zu Ihrer Rede oder sogar einen vollständigen Entwurf
bereits aufgeschrieben haben.
Schreiben Sie die Gliederung, bevor Sie Ihre Rede verfassen, muss zunächst eine
klare Struktur festgelegt werden. Wenn die Struktur festgelegt ist, werden die
einzelnen Punkte mit Inhalt gefüllt. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass die
Rede verständlich sein wird, weil Sie die Gliederung komplett durchdacht haben,
bevor Sie die Punkte mit Inhalt füllen.
Möglich ist aber auch, zunächst die Ideen zu Papier zu bringen und im Anschluss
daran die Gliederung zu verfassen. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass man
die komplette Rede noch einmal durchgehen muss und dadurch eventuelle
Schwachstellen erkennt und Änderungen vornehmen kann. Vielleicht fragen Sie sich,
warum man überhaupt noch eine Gliederung schreiben soll, wenn der Text der Rede
bereits fertig ist. Eine Gliederung hilft Ihnen bei dem Vortrag Ihrer Rede. Egal ob Sie
nur die Gliederung vor sich haben, oder auch sonstige Stichpunkte, die einzelnen
Punkte Ihrer Gliederung helfen Ihnen, sich nicht zu verzetteln. Selbst wenn Sie
während Ihrer Rede etwas ausschweifen und kurz davor sind, den roten Faden zu
verlieren, hilft Ihnen der Blick auf die Gliederung, ihn wiederzufinden.
Beispiel:
Sie wollen den Vorstand davon überzeugen, dass ein neues
Computerbetriebssystem eingeführt wird. Ihre Gliederung kann wie folgt
aussehen
I.
Begrüßung/Vorstellung (der eigenen Person)
II.
Einleitung
III.
Fakten
IV.
1.
Ist-Zustand
2.
Soll-Zustand
3.
Erläuterungen zum neuen Betriebssystem
4.
Nutzen vs. Kosten
Schluss
Die Gliederung dient letztlich als eine Art „Verständlichmacher“ sowohl für denjenigen,
der die Rede hält, als auch für den Verstehensprozess der Zuhörer.
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Rhetorik und zeitgemäße Kommunikation: Die Rede
17.5
Lernheft 17
Einstieg und Schluss
Probleme bereiten oft der Einstieg und die Beendigung der Rede. Mit beiden sollte
man sich in der Vorbereitungsphase befassen, da auch ihnen eine wichtige
Bedeutung zukommt. Der Einstieg hat großen Einfluss auf den ersten Eindruck Ihrer
Rede. Ist er pfiffig und/oder souverän, hat der Redner die Möglichkeit, das Publikum
für sich zu gewinnen. Durch einen stimmigen Abgang behalten die Zuhörer den
Redner und die Rede in guter Erinnerung. Fragt man Zuhörer, was ihnen im
Gedächtnis geblieben ist, so sind es oftmals nur der Einstieg und der Schluss. Folglich
können Sie an diesen Stellen einen guten Eindruck hinterlassen.
17.5.1
Einstieg
Mit dem Einstieg müssen Sie erreichen, dass Sie Ihren Zuhörern sympathisch sind.
Wenn Sie durch einen guten Einstieg ihr Publikum in Ihren Bann ziehen, ist der Inhalt
Ihrer Rede gar nicht mehr so unglaublich bedeutend. Man wird Ihre Rede jedenfalls
wohlwollend beurteilen. Wie gelingt ein guter Einstieg? Zunächst begrüßen Sie die
Zuhörer, anschließend müssen Sie versuchen, Aufmerksamkeit zu wecken. Das kann
wie folgt geschehen:
–
Fangen Sie mit einem Witz oder einer heiteren Anekdote an. Das lockert die
Situation auf.
–
Sprechen Sie die derzeitige Situation an. Dadurch hört das Publikum zu.
–
Nehmen Sie gezielt Kontakt zum Publikum auf. Wenn Sie einzelne Personen
gezielt ansprechen, hören auch die übrigen Personen zu.
–
Fangen Sie mit einem Beispiel an, das zu dem Thema Ihrer Rede gehört. Dies
veranschaulicht eine Rede und hat den Vorteil, dass Sie auf dieses Beispiel
innerhalb Ihrer Rede immer wieder zurückkommen können.
–
Fangen Sie mit einer Frage an. Die Zuhörer werden Ihren Worten folgen, weil Sie
auf die Antwort auf die Frage in Ihrer Rede warten.
Wie Sie in Ihre Rede einsteigen, hängt von Ihrer persönlichen Vorliebe und dem Inhalt
Ihrer Rede ab. Mit einem Witz zu starten, wenn Sie eine Rede halten sollen, weil Ihr
Vorgesetzter tödlich verunglückt ist, ist genauso unpassend, wie mit einer Beleidigung
der Zuhörer beginnen zu wollen, um die Situation aufzulockern. Wichtig ist, dass Sie
sich ganz gezielt für einen Einstieg entscheiden, der den Zuhörern noch lange positiv
in Erinnerung bleiben wird. Da man gerade zu Beginn einer Rede sehr nervös ist, ist
es empfehlenswert, den Einstieg auszuformulieren. Sollte man nämlich in dieser
Situation einen Blackout haben, besteht die Möglichkeit, den Einstieg abzulesen.
17.5.2
Schluss
Sicherlich kennen Sie die Redewendung: „Ende gut, alles gut.“ Neben einem guten
Einstieg ist auch der Schluss von Bedeutung für die Beurteilung der Qualität Ihrer
Rede. Es ist üblich, am Ende noch einmal die Kernaussage der Rede zu wiederholen.
Sie können eine knappe Zusammenfassung des Redeinhalts geben oder Sie fassen
die Ergebnisse zusammen. Wie der Schluss aussieht, hängt maßgeblich davon ab,
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Rhetorik und zeitgemäße Kommunikation: Die Rede
Lernheft 17
welchen Inhalt Ihre Rede hat. Wichtig ist, dass die Zuhörer noch einmal aufmerksam
werden. Dies erreichen Sie insbesondere durch folgende Ankündigungen:
–
Zum Schluss sei noch einmal daran erinnert, dass …
–
Abschließend …
–
Am Ende meiner Ausführungen …
–
Zusammenfassend möchte ich noch einmal …
–
Mir sei der letzte Hinweis erlaubt …
Ziel dieser abschließenden Worte ist es, das Ende der Rede anzukündigen. Denn es
gibt immer Zuhörer, die alles während einer Rede machen – außer zuzuhören.
Dadurch, dass Sie das Ende Ihrer Rede ankündigen, erwecken Sie Ihr gesamtes
Publikum zum Zuhören. All diejenigen, die bislang „geschlafen“ haben, freuen sich,
dass die Rede nun vorbei ist. Alle anderen, die ohnehin zugehört haben, hören sich
auch Ihre letzten Worte an.
Es ist empfehlenswert, auch den Schluss auszuformulieren. Nach einer längeren
Redezeit kann es vorkommen, dass der Redner vergessen hat, wie er seine Rede
beenden wollte. Da aber dem Schluss eine große Bedeutung zukommt, sollte man am
Ende der Rede Fehler vermeiden. Notfalls hat man durch den ausformulierten Text
die Möglichkeit, den Schluss einfach abzulesen.
17.6
Selbstlernaufgaben
1.
Nennen Sie Beispiele für eine Rahmenrede.
2.
Welche Informationen sollten Sie im Vorfeld über Ihre Zuhörer einholen?
3.
Wozu dienen visuelle Hilfsmittel in einer Rede?
17.7
Zusammenfassung
Zunächst einmal ist es wichtig, dass Sie genügend Zeit haben, sich auf die Rede
vorzubereiten. Beginnen Sie damit, sich Ihr Thema zu verdeutlichen, bevor Sie mit der
Recherche für den Inhalt Ihrer Rede beginnen.
Vergegenwärtigen Sie sich stets, dass eine Rede dann gut ist, wenn Sie für die
Zuhörer verständlich ist. Die Verständlichkeit ihres Vortrages geht zunächst einher mit
einer nachvollziehbaren Struktur und Ordnung. Vermeiden Sie Gedankensprünge.
Lassen Sie die Zuhörer an Ihren Gedanken teilhaben, so können Sie Ihrer Rede
folgen. Außerdem sollten Sie keine Fachtermini oder Fremdwörter verwenden. Sollte
es unvermeidbar sein, solche einzubauen, müssen Sie diese den Zuhörern erklären.
Wichtig ist ferner, dass Sie einen einfachen Satzbau wählen, denn auch das fördert
die Verständlichkeit.
Konzentrieren Sie sich nicht nur auf den Inhalt der Rede, sondern auch auf den
Einstieg und den Schluss. Denn oftmals sind das die einzigen Stellen, die die Zuhörer
richtig wahrnehmen. Der Einstieg muss für Aufmerksamkeit sorgen und eine gewisse
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Rhetorik und zeitgemäße Kommunikation: Die Rede
Lernheft 17
Sympathie hervorrufen. Der Schluss muss so gefasst sein, dass Sie einen positiven
und bleibenden Eindruck hinterlassen.
Wenn Sie Ihre Rede nach diesen Regeln konzipieren, werden Sie feststellen, dass die
große Angst davor, eine Rede halten zu müssen, unberechtigt war.
17.8
Hausaufgabe
1.
In welcher beruflichen Situation könnte es vorkommen, dass Sie darum gebeten
werden, eine Rede zu halten? Formulieren Sie ein konkretes Thema, über das
Sie sprechen würden.
2.
Nennen Sie drei Beispiele für visuelle Hilfsmittel und erläutern Sie, in welchem
Zusammenhang Sie sich vorstellen können, diese Hilfsmittel in eine Rede
einzubauen.
3.
Formulieren Sie eine Rede zum nachfolgenden Thema und verfassen Sie auch
eine entsprechende Gliederung. Sie sollen Ihrem Chef zum 25-jährigen Firmenjubiläum vor der gesamten Belegschaft gratulieren.
17.9
1.
Lösungen zu den Selbstlernaufgaben
Begrüßung, Eröffnung, Verabschiedung
2.
3.
•
Durchschnittliches Alter
•
Geschlecht
•
Beruf/berufliche Position
•
Bildungsstand
•
Status
Visuelle Hilfsmittel sollen die Bereitschaft des Publikums zuzuhören steigern.
Damit sind hier keine PowerPoint-Präsentationen oder Flip-Charts gemeint, auch
kein Diavortrag, sondern es geht vielmehr um Gegenstände, die man in eine
Rede einbauen kann. Diese Gegenstände müssen sich auf den Inhalt der Rede
beziehen.
13