Leitaden zur Erstellung eines individuellen Förderplanes für

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Leitaden zur Erstellung eines individuellen Förderplanes für
Referat 32
Evaluaton und Qualitätssicherung
11.06.2013
Leitaden zur Erstellung eines individuellen Förderplanes für
hochbegabte Schülerinnen und Schüler
I.
Einführung
"Es ist Aufgabe aller Schulen, jede Schülerin und jeden Schüler individuell zu fördern.
Schülerinnen und Schüler mit besonderen Begabungen, sozial benachteiligte Schülerinnen
und Schüler sowie Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen sind besonders zu fördern."
Das Brandenburger Schulgesetz (§3 Abs.1 (3) und (4)) verdeutlicht damit, dass besonders
begabte Schülerinnen und Schüler ebenso eine spezielle Förderung benötgen, wie
lernschwache oder lernbehinderte Kinder und Jugendliche.
Doch wie kann man begabte Schülerinnen und Schüler am besten fördern? Es gibt eine
Vielzahl an Enrichment- und Akzeleratonsmaßnahmen, welche die bestmögliche Förderung
der besonders begabten Kinder gewährleisten. In diesem Zusammenhang rückt das Thema
der individuellen Förderpläne verstärkt in den Vordergrund. Wurde diese Form der
Förderung in den vergangenen Jahren vor allem im sonderpädagogischen Bereich, vorrangig
bei lernschwachen und lernbehinderten Schülerinnen und Schülern angewendet, fndet sie
nun vermehrt Einzug in die Förderung besonders begabter Kinder und Jugendlichen. Doch
wieso lohnt es sich, einen individuellen Förderplan für diese Schülerinnen und Schüler
aufzustellen? Auf den folgenden Seiten wird sich intensiv mit dieser Fragestellung
auseinander gesetzt und ein Leitaden erstellt, der es Lehrerinnen und Lehrern ermöglicht,
einen solchen zu erstellen, der sich individuell auf jedes Kind übertragen und anwenden
lässt.
II.
Warum individuelle Förderpläne?
Das Wort individuell mag für viele zunächst abschreckend klingen, da unter dem Begrif
‚individuell‘ eine separierende und separierte Förderung verstanden wird. Dies ist jedoch
nicht der Fall. Vielmehr versteht man darunter, eine auf das einzelne Kind ausgerichtete
individuelle Förderung unter Berücksichtgung der Stärken und Schwächen. Durch die
Vielzahl der vorhandenen Handlungs- und Fördermöglichkeiten, bietet der Einsatz von
Förderplan eine gewisse Orienterung für die beteiligten Personen. Denn Förderpläne
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Individuelle Förderpläne für hochbegabte Schülerinnen und Schüler
Referat 32
Evaluaton und Qualitätssicherung
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verfolgen das Ziel, die beteiligten Lehrkräfe in der Situaton des Unterrichtens zu planvoller
Arbeit mit dem begabten Kind zu veranlassen und dies kontrollierbar zu machen. Er soll den
Lehrpersonen dabei helfen, Fördermaßnahmen unter besonderer Beachtung der
Begabungen aufzustellen, um Schülerinnen und Schüler bestmöglich fördern und ebenso
fordern zu können.
Da die Förderung begabter Schülerinnen und Schüler im schulischen Bereich durchweg eine
Kooperaton mehrerer Personen und Instanzen ist, ist die Verschriflichung des Förderplanes
notwendig. Denn dieser dient als Handlungsansatz für die beteiligten Lehrpersonen und
kann als Ausgangspunkt und gleichzeitg als Ergebnisprotokoll für Teambesprechungen
genutzt werden. Des Weiteren unterzieht sich das pädagogische Personal einer kritschen
Selbstrefexion, welche sowohl für die Lehrkraf als auch für die Schule selbst von Vorteil ist.
Denn dadurch ist das pädagogische Handeln einer steten Kontrolle unterzogen und nur so
können positve Fortschrite und Veränderungen erzielt werden. Trotz hohem Aufwand
macht die Dokumentaton den Prozess der individuellen Förderung transparent und
nachvollziehbar für alle unmitelbar Beteiligten.
Dabei muss jedoch stets beachtet werden
Es gibt nicht DEN individuellen Förderplan.
III.
Was ist ein individueller Förderplan?
Ein Förderplan ist …
-
Eine Beschreibung besonderer Fördermaßnahmen, die eine Schülerin, ein Schüler
benötgt
-
Eine sorgfältge Analyse der Stärken, Schwächen und Bedürfnisse des Schülers
-
Ein Bericht, der spezielle Vereinbarungen zwischen dem Schüler, den Lehrpersonen und
seinem sozialen Umfeld beinhaltet
-
ein Baustein, der schulinternen Förderung begabter SchülerInne und muss im Kontext
mit allen weiteren Förderbausteinen verstanden werden
Ein Förderplan ist nicht …
-
Eine Beschreibung von allem, worin der Schüler unterrichtet wird
-
Eine Aufistung der Lehrmethoden, die im Rahmen des normalen Unterrichts verwendet
werden
-
Ein Dokument, das die Lernziele und Erwartungen des Unterrichts aufzählt
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Individuelle Förderpläne für hochbegabte Schülerinnen und Schüler
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-
Ein täglicher Stundenplan
IV.
1.
Perioden der Förderplanung
Bestandsaufnahme
→ Analyse des Ist-Standes auf Grundlage einer langfristgen Beobachtung des Kindes
(Begabungen, Stärken, Schwächen)
2.
Analyse des Bedingungsfeldes
→ Herstellen einer Gesamtsicht auf das Kind
3.
Prioritätensetzung
→ Aufstellen von Förderzielen (Zeitraum festlegen) → geschieht gemeinsam mit der
Schülerin/dem Schüler
4.
Konkretsierung der Förderplanung - Verschriflichung
→ Fördermaßnahmen und Lernarrangements festlegen
→ Verantwortlichkeiten bestmmen
→ Verschriflichung der gesetzten Ziele und Maßnahmen und unterschreiben beider Seiten
5.
Umsetzung
→ geplante Maßnahmen realisieren und stchpunktartg dokumenteren
6.
Evaluaton und Fortschreibung
→ Prüfung der gewählten Fördermaßnahmen auf ihre Wirksamkeit bezüglich der Zielstellung
→ gegebenenfalls Ziele/Maßnahmen überarbeiten und korrigieren
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Bestandsaufnahme
Zunächst muss ermitelt werden, in welchen Bereichen die Schülerin/ der Schüler
Begabungen aufweist. In diesem Zusammenhang kann im Vorfeld ein prognostscher Test
durchgeführt werden, der die Stärken und Begabung jedoch auch Schwächen des Kindes
näher bestmmen kann. Weiterhin können besondere Fähigkeiten, Interessen und
Leistungen in einzelnen Fächern Auskunf über mögliche Begabungen geben. Hilfreich kann
auch ein Förderplanungsgespräch sein, in dessen Verlauf jede Lehrkraf seine Vermutungen
äußern kann, auf welchem Gebiet ihre/seine Stärken bzw. Schwächen liegen und in welcher
Art und Weise die Schülerin/der Schüler gefördert werden kann.
Analyse des Bedingungsfeldes
Um eine genauere Einschätzung der besonderen Begabungen der Kinder und Jugendlichen
abgeben zu können, sollten im Vorfeld sowohl Gespräche mit der betrofenen
Schülerin/dem betrofenen Schüler als auch mit den Eltern geführt werden. Dabei ist es
hilfreich, dem Kind im Vorfeld einige Fragen zu stellen und schriflich beantworten zu lassen,
um herauszufnden, wo sie/er ihre/seine Stärken und Schwächen sieht und in welcher Art
und Weise sie/er gefördert werden möchte und welche Ziele sie/er verfolgt. Weiterhin ist es
von Bedeutung, das nähere Umfeld der Schülerin/des Schülers genauer zu betrachten, denn
für die gezielte Förderung spielen nicht nur die Leistungen eine entscheidende Rolle,
sondern müssen ebenso die äußeren wie auch die inneren Bedingungen berücksichtgt
werden.
Prioritätensetzung
Auf Grundlage der Beobachtungen und den Gesprächen mit der Schülerin/dem Schüler und
den Eltern können nun Förderziele festgelegt werden. Dabei müssen folgende Punkte
beachtet werden
•
sich auf Prioritäten beschränken
•
möglichst alle Lern- und Entwicklungsbereiche des Kindes im Hinblick auf die
besonderen Begabungen berücksichtgen
•
konkret und positv formulieren (Inwieweit können Begabungen ausgebaut und
Schwächen abgebaut werden?)
•
Erfolge im Blick behalten
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•
auf Erreichbarkeit und Überprüfarkeit achten (Kann das Kind das Ziel
in der geplanten Zeit erreichen? Knüpf die Förderung am Potental des Kindes an?
Woran erkenne ich, dass das Ziel erreicht wurde?)
Die Lehrkraf unterstützt dabei die Teilnehmerin/den Teilnehmer, Ziele zu fnden, die sie/er
als erstrebenswert ansieht und die ihrer/seiner Begabung entspricht. Wichtg ist dabei, dass
es sich um selbstgesetzte Ziele handelt. Äußere Ziele, mögen sie auch pädagogisch gut
gemeint sein, enthalten immer die Möglichkeit des Scheiterns der Förderplanvereinbarung.
Die Arbeit mit dem Förderplan soll das selbstgesteuerte Lernen der Schülerin/des Schülers
begünstgen und unterstützen. Dies kann für das Team bedeuten, auch abweichende
Standpunkte der Teilnehmer zu akzepteren.
Die Zielformulierung sollte einen überprüfaren Zustand beschreiben, um kontrollieren zu
können, ob das Ziel erreicht wurde. Weiterhin sollte der Zeitpunkt, zu dem das Ziel erreicht
sein soll, eingetragen werden – dieser gilt als Überprüfungszeitpunkt.
Am Ende wird der Vertrag von beiden Seiten als gegenseitge verbindliche Vereinbarung
unterschrieben und jede Seite erhält ein Exemplar des Vertrages.
Hilfreiche Tipps für die Formulierung der Förderempfehlung
–
so konkret wie möglich
–
Motvieren stat frustrieren
–
Hilfe anbieten
Konkretsierung der Förderplanung
Nachdem die Ziele ausführlich formuliert und der Zeitplan aufgestellt wurde, kann der
Förderplan mit Hilfe der angestrebten Fördermaßnamen konkretsiert werden. Dabei
ermöglicht zunächst ein Brainstorming, alle möglichen und passenden Fördermaßnahmen zu
nennen. Wichtg ist dabei, dass den Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit eingeräumt
wird, ihre Äußerungen ohne Kritk, Beschränkungen oder Rechtertgungen äußern zu
können. Der Förderbedarf und das -angebot sollten sich jedoch möglichst aufeinander
beziehen.
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Die Fördermaßnahmen sollten auf jedes Kind und dessen Begabungen individuell
abgestmmt werden. Dabei müssen sich diese jedoch an den vorhandenen Ressourcen und
Rahmenbedingungen der Fachlehrer und der Schule orienteren. Im nächsten Schrit muss
das Förderteam zusammengestellt werden, welches sich aus einem Kreis von Fachlehrern,
Eltern oder sogar außerschulischen Insttutonen (Kooperatonspartner der Schule) bilden
kann und für die Förderung der Schülerin/des Schülers verantwortlich ist.
Welche Bedingungen müssen seitens der Schule erfüllt werden, um eine geeignete
Förderung zu gewährleisten. Welche Materialien müssen der Schülerin/dem Schüler zur
Verfügung gestellt werden?
Unter Berücksichtgung aller genannten Aspekte und des zeitlichen Rahmens kann die
Lehrerin/der Lehrer nun den Förderplan verschriflichen. Dabei ist die tabellarische
Darstellung von Vorteil, um Planungsgedanken überschaubar und komprimiert darzustellen.
Umsetzung
Die im Förderplan festgehaltenen Maßnahmen werden nun im Schulalltag umgesetzt. Dabei
muss Folgendes beachtet werden:
–
Lernfortschrite bzw. Probleme schriflich festhalten
–
kurze Gespräche mit allen am Plan beteiligten Personen (Förderteam), um
Zwischenstände zu erfahren → Kind kann/soll in Gespräche einbezogen werden
Lernende arbeiten nach Möglichkeit selbständig und allein an den vereinbarten Zielen, nur
wenn nötg kann Hilfe bzw. Unterstützung (je nach Form der Förderung) erfolgen. Das
Personal übernimmt die Aufgabe, eine Lernsituaton zu schafen, die es dem Schüler/der
Schülerin ermöglicht, die eigenen Potentale und Begabungen voll auszuschöpfen. Sie
übernehmen dabei eine unterstützende Tätgkeit und helfen der Schülerin/dem Schüler die
gesetzten Ziele in der vorgegebenen Zeit zu realisieren.
Evaluaton und Fortschreibung
Die Evaluaton kann auf der Grundlage folgender Fragen erfolgen:
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–
Welche Ziele wurden gesetzt? Wurden diese erreicht?
–
Welche Maßnahmen waren geeignet? Welche waren weniger geeignet?
–
Wo gab es welche Schwierigkeiten?
–
Haben beide Seiten ihre Aufgaben erfüllt?
Der gegenwärtge Lern- und Entwicklungsstand des Kindes muss in das Zentrum der
Betrachtungen rücken und auf dieser Grundlage können die Ziele, Inhalte, Methoden und
angewendeten Maßnahmen bewertet werden. Ein abschließendes Gespräch mit der
Schülerin/dem Schüler ist hilfreich, um zu erfahren, ob Maßnahmen sinnvoll und hilfreich
waren und ob die gesetzten Ziele erreicht wurden. Je nach Ergebnis kann weitere Förderung
statinden:
Ziele wurden erreicht
Ziele wurden nicht
erreicht
Wenn Ziele der Schülerin/des Schülers
Wurden gesetzte Ziele
erreicht wurden, können mit dieser/
nicht erreicht, müssen
neue Ziele festgelegt und ein neuer
Maßnahmen neu
Förderplan erstellt werden.
angepasst und der Förderplan gegebenenfalls
verändert werden
Wurden die Ziele erreicht, können gemeinsam neue Ziele und Vorstellungen erarbeitet
werden und daraufin Maßnahmen überlegt werden. Wurden jedoch die gesetzten Ziele
nicht bzw. nur teilweise erreicht, ist es nötg, dass die angewendeten Maßnahmen erneut
überarbeitet und evtl. aufgetretene Fehler oder Probleme ausbessert werden.
Je konkreter und klarer der Förderplan war, desto schneller werden Ziele erreicht und es
kann eine Weiterarbeit an Zielen und Maßnahmen vorgenommen werden.
V.
-
Qualitätsmerkmale
Für alle Beteiligte nachvollziehbar und kommunizierbar
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-
Dialogisch, realistsch, praktkabel, konkret, erfolgsorientert – Förderplan sollte in Dialog
mit Schülerin/Schüler und Eltern entstehen
-
Individuell – auf Bedürfnisse und Begabungen des Kindes angepasst
-
Begrenzt und schwerpunktsetzend
-
Transparent und Fortschreibbar – eine einheitliche Dokumentaton, um den
Informatonsaustausch und die Weiterarbeit für Kolleginnen und Kollegen zu erleichtern
VI.
Aufau
1.
Adressat – Name der Schülerin/des Schülers
2.
Verfasser – Name der Lehrperson
3.
Zeitraum – Wann erfolgt Überprüfung der Ziele und Maßnahmen?
4.
Exakte Fokussierung auf einen Schwerpunkt (Begabung)
5.
Beobachtungen/Ist- Zustand/Lernausgangslage (Stärken-Schwächen-Analyse)
6.
Förderziele klar benennen
7.
Fördermaßnahmen, um die jeweiligen Förderziele zu erreichen
8.
Instanzen und Personen, die Förderteam bilden/die bei Erreichen der Ziele
behilfich sind und Maßnahmen durchführen
9.
Evaluaton/Refexion
10. Unterschrif aller Beteiligten (Lehrperson und Schülerin/Schüler)
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