Medienmitteilung Gerichtsurteil 24-h
Transcription
Medienmitteilung Gerichtsurteil 24-h
VPOD Zentralsekretariat Beat Ringger Birmensdorferstr.67 Postfach 8279 8036 Zürich [email protected] +41 (0)44 266 52 24 www.vpod.ch Die Gesundheitsgewerkschaft Respekt@vpod Mediencommuniqué vom 13. März 2015 Erfolgreiche Klage einer polnischen 24-Stunden-Betreuerin Im Fall der polnischen Betreuerin Agata J. liegt erstmals ein Urteil vor, wie die 24-hBetreuungsarbeit in privaten Haushalten entlohnt werden soll. Das basel-städtische Zivilgericht stellt klar, dass auch die Rufbereitschaft rund um die Uhr entschädigt werden muss – im Fall von Agata J. mit dem halben Stundenlohn. „Das ist ein bahnbrechender Erfolg für Agata und für alle anderen Care-Migrantinnen. Damit wird endlich der Wert unserer Arbeit anerkannt“, sagt Bozena Domanska vom gewerkschaftlichen Netzwerk Respekt@VPOD. Die beklagte Firma verzichtet auf den Weiterzug des Urteils, das damit rechtskräftig ist. Die gewinnorientierten Spitex-Firmen kassieren von ihren KundInnen – den pflegebedürftigen SeniorInnen – für eine 24-Stunden-Betreuung zwischen 8’000 und 14‘000 Franken. Die Betreuerinnen aus Polen, Rumänien, der Slovakei und anderen Ländern erhalten lediglich einen Lohn zwischen 1’200 und 4’000 Franken ausbezahlt, müssen dafür an sieben Tagen rund um die Uhr für die betreute Person die Verantwortung tragen und überwiegend im Haushalt anwesend sein – skandalöse Zustände, die an feudale Zeiten erinnern. Doch damit soll nun Schluss sein. Das basel-städtische Zivilgericht kam zur Überzeugung, dass die Arbeit im Privathaushalt bei Anstellungen durch private Firmen dem Arbeitsgesetz unterstellt ist. Folglich müssen sämtliche Stunden – auch die Stunden in Rufbereitschaft – angemessen entlohnt werden. Agata J. erhält deshalb für einen dreimonatigen Arbeitseinsatz eine Nachzahlung von rund 17‘000 Franken. Die beklagte Firma bestritt vor Gericht, dass es sich um eine 24-Stunden-Betreuung gehandelt habe. Als „Beweis“ legte die Firma Arbeitsrapporte vor, in denen lediglich 42 Stunden vermerkt worden waren. Doch es erwies sich, dass Agata J. gegen ihren Willen genötigt worden war, solch unvollständige Rapporte auszufüllen – ein überaus stossendes Vorgehen, das leider auch von vielen andern Firmen praktiziert wird. Respekt@VPOD bereitet derzeit eine Klagewelle vor. Laut Marianne Meyer, VPOD-Sekretärin in Basel, sollen demnächst sechs weitere Klagen eingereicht werden. Zudem bietet Respekt@VPOD auch allen weiteren Betroffenen Unterstützung an. Dem Netzwerk Respekt, das im Juni 2013 von polnischen Care-Arbeiterinnen gegründet wurde und das dem Verband des Öffentlichen Personals VPOD angegliedert ist, gehören mittlerweile rund 50 Care-MigrantInnen an. Auskunft erteilen: Marianne Meyer, [email protected], 079 506 28 42 Bozena Domanska, [email protected], 076 816 02 70l Sarah Schilliger, [email protected], 076 521 67 76 VPOD Schweizerischer Verband des Personals öffentlicher Dienste SSP Syndicat suisse des services publics SSP Sindacato svizzero dei servizi pubblici SSP Sindicat svizzer dals servetsch publics