Was ist Doping? - Universität Tübingen
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Nahrungsergänzungspräparate und Doping Dr. med. univ. Arno Hipp Abteilung Sportmedizin Medizinische Klinik Universität Tübingen Tel. 07071-2986493 Achtung: Schreibfehler sind des Autoren Feind. Trotz sorgfältigster Bearbeitung kann die Fehlerfreiheit der Angaben und Dosierungen nicht garantiert werden. Dr. Hipp Sportmedizin Univ. Tübingen Substitution/Supplementierung/Doping Definitionen Substitution Ausgleich eines Mangels (legal) Supplementierung Zufuhr über den eigentlichen Bedarf (legale Manipulation) Doping illegale Manipulation zur Leistungssteigerung, meist körperfremde Substanz holländisch, Buren in Südafrika, Brot = dip (dopen) und andere Nahrungsmittel wurden in stimulierende Getränke getaucht, bevor man sie aß; Anglizismus „Doping“ = aufpulvern Dr. Hipp Sportmedizin Univ. Tübingen Was ist Doping? Definition (IOC): "Doping ist die Verwendung von Substanzen aus den verbotenen Wirkstoffgruppen und die Anwendung verbotener Methoden." Under the Olympic Movement's rule of strict liability, athletes are responsible for whatever substance is found in their bodies. The IOC Medical Commission has been warning against the potential risks linked to the use of nutritional supplements since 1997. The lack of oversight existing in some countries has prompted the IOC to intervene and to recommend to athletes not to take such products. Dr. Hipp Sportmedizin Univ. Tübingen Metabolismus von Nortestosteron (Nandrolon) Hauptmetabolit Norandrosteron = Nandrolon Ausscheidungsprodukt im Urin Dr. Hipp Sportmedizin Univ. Tübingen Nandrolon (19-Nortestosteron) • anabol androgenes Steroidhormon, bereits 1950 synthetisiert • in C-19 Position des Ringsystems keine Methylgruppe • bereits 1950 synthetisiert • zu therapeutischen Zwecken nur als Ester (mit einer langkettigen Fettsäure) intramuskulär injiziert, z.B. als Nandrolondecanoat das in Deutschland als DecaDurabolin im Handel ist (Depotpräparat) • oral in der Leber first pass-Effekt und dort fast vollständig zu nicht wirksamen Metaboliten abgebaut • Im Blut Ester enzymatisch gespalten zum wirksamen Nandrolon • als Depotpräparat Nadrolondecanoat konstante Blutspiegel über längere Zeit Dr. Hipp Sportmedizin Univ. Tübingen Nandrolondecanoat Medizinische Anwendungsgebiete Alle Zustandsbilder, bei denen eine eiweißaufbauende Wirkung wünschenswert ist, u. a. • bei Osteoporose • im Verlauf chronisch rheumatischer Erkrankungen • metastasierendes Mammakarzinom Dr. Hipp Sportmedizin Univ. Tübingen Nandrolondecanoat Nebenwirkungen • geringe Wasser- und Salzretention mit Gewichtszunahme • Amenorrhoe bei Frauen, Virilisierung (Vermännlichung) bei weiblichen Patienten (einschließlich irreversible Stimmveränderungen) • Spermatogenesehemmung bei Männern bis Unfruchtbarkeit • vorzeitige Pubertätszeichen bei Knaben • beschleunigte Knochenreifung und vorzeitiges Schließen der Epiphysenfugen bei Kindern Dr. Hipp Sportmedizin Univ. Tübingen Doping mit Nandrolon Mittels Injektionspräparaten (Depotformen) sehr lange nachweisbar, unter Umständen bis zu einem Jahr im kontrollierten Leistungssport kaum eingesetzt im nichtkontrollierten Fitnessbereich bekannt Entsprechende Schwarzmarkpräparate von Nandrolondecanot werden beworben und gehandelt. Oral angewendete Steroidhormone schneller ausgeschieden und die Nachweiszeiten nach der letzten Anwendung sind deutlich kürzer Dr. Hipp Sportmedizin Univ. Tübingen Logarithmische Darstellung der Konzentration von Norandrosteron und Nachweiszeit im Urin einer männlichen Versuchsperson nach oraler Einnahme einer Tablette mit 100 mg 4-Norandrostendion Dr. Hipp Sportmedizin Univ. Tübingen Prohormone von Nandrolon • Oral anwendbare Vorhormone (Prohormone) von Nandrolon wie 4-Norandrostendion, 4Norandrostendiol und 5-Norandrostendiol seit 1998/99 in großen Mengen frei verfügbar, als Nahrungsergänzungsstoffe, nicht als Medikamente, in Amerika und anderen Länder gehandelt • In Deutschland Prohormone nicht verkehrsfähig, gelten als nicht zugelassene Arzneimittel und eine Weitergabe gilt als Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz, außerhalb Deutschlands (USA, andere Länder) als Nahrungsergänzungspräparate frei verkäuflich • Prohormone vom IOC wie Nandrolon verboten • Gehandelt in Form von Tabletten und Kapseln, intensive Werbung hinsichtlich muskelbildender Effekte betrieben (mit der Umwandlung der Prohormone zu Nandrolon begründet) • Dosierungen der Prohormone bis zu 200 mg pro Tablette und mehrfache Einnahmen pro Tag • Über die Wirksamkeit dieser Prohormone derzeit keine wissenschaftlichen Daten, bisher für die medizinische Anwendung von keinem Interesse Prohormone von Nandrolon: 4-Norandrostendion 4-Norandrostendiol 5-Norandrostendiol Dr. Hipp Sportmedizin Univ. Tübingen Nachweis • Der Nachweis von Nandrolon und seinen Prohormonen über Identifizierung des Hauptmetaboliten Norandrosteron • Nandrolon durch Leberenzyme sehr schnell abgebaut, nur für eine kurze Zeit nach der Anwendung im Urin nachweisbar • Auch die Prohormone von Nandrolon unterliegen intensivem Stoffwechsel zu den gleichen Endprodukten (Norandrosteron) • Die Identifizierung von Norandrosteron im Urin erlaubt auch keine Unterscheidung, welches 19-Norsteroid (Nandrolon oder eines seiner Prohormone) verwendet worden ist • Für die Beurteilung des analytischen Ergebnisses unerheblich, da alle Verbindungen verboten Nachweis von Norandrosteron Verstoß gegen das Dopingreglement Dr. Hipp Sportmedizin Univ. Tübingen Grenzwerte für Norandrosteron (Subkommission Doping und Biochemie des IOC) im Urin Männer 2 ng/ml Frauen 5 ng/ml Positive Proben nicht sanktioniert bei Schwangerschaft (erhöhter Estrogenstoffwechsel, in Einzelfällen bis zu 20 ng/ml) Anti-Baby-Pille mit Wirkstoff Norethisteron (Metabolit von Norethisteron) Bei nicht schwangeren Sportlerinnen Werte deutlich unter 2 ng/ml Das Ausmaß der Körpereigensynthese lässt sich durch Verlaufskontrollen überprüfen, womit Stoffwechselauffälligkeit ermittelt werden können. Dr. Hipp Sportmedizin Univ. Tübingen Firmen- und Produktnamen von Nahrungsergänzungsmitteln, in denen verbotene anabol-androgene Steroide enthalten sind • Untersuchung des Österreichischen Bundesministeriums für soziale Sicherheit und Generationen 2000 • 54 Nahrungsergänzungsmittel auf verbotene anabol-androgene Steroide (sog. Prohormone) untersucht • In 12 Produkten - 22 % der untersuchten Produkte - wurden anabolandrogene Steroide gefunden, die nicht auf der Packung angegeben waren • Diese anabol-androgenen Steroide, vor allem Norandrostendion, Norandrostendiol und Androstadiendion, können zu positiven Dopingbefunden führen • Diese Untersuchungsergebnisse bestätigen die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Studie des Instituts für Biochemie der Deutschen Sporthochschule Köln Dr. Hipp Sportmedizin Univ. Tübingen Kontaminationen von Nahrungsergänzungsstoffen mit 19-Norsteroiden in Deutschland 15 Präparate identifiziert mit verbotenen Steroidhormonen in geringen Mengen u.a. Creatin-, Guarana-, Tribulus Terrestris-, Chrysin- und Zinkprodukte Verunreinigungen im unteren µg-Bereich pro Kapsel oder Tablette nach einer oralen Aufnahme positiver Befund im Rahmen der Dopingkontrolle Auf der Pressekonferenz des BISP zur Dopinganalytik 2000 am 8.2.2001 in Köln berichtete Dr. Edelhäuser vom ländlichen Raum Stuttgart über Untersuchungen von 138 Nahrungsergänzungspräparaten des deutschen und internationalen Marktes 16 Produkte kontaminiert mit Steroidhormonen (u.a. Creatin- und Carnitinprodukte) Wilhelm Schänzer, Institut für Biochemie der Deutschen Sporthochschule Köln, 25.2.2001 Webseite des Instituts für Biochemie der DSHS Köln www.dopinginfo.de Dr. Hipp Sportmedizin Univ. Tübingen IOC NUTRITIONAL SUPPLEMENTS STUDY POINTS TO NEED FOR GREATER QUALITY CONTROL 04 April 2002 Based on the results of a study of 634 nutritional supplements, the Medical Commission of the International Olympic Committee (IOC) today reissued its warning to athletes against their use and strengthened its call for industry and government action to ensure their quality. Out of the 634 samples tested, 94 (14.8%) contained substances, non listed on any label, that would have led to a positive doping test. Out of these 94 samples, 23 contained precursors (building blocks) of both nandrolone and testosterone, 64 contained precursors of testosterone alone and 7 contained precursors of nandrolone alone. In addition to these 94 samples, 66 others (10.4%) returned borderline results for various unlabeled substances. The 634 non-hormonal nutritional supplements were gathered from 215 different providers in 13 countries from October 2000 to November 2001. Ninety-one percent of them were purchased in stores or over the Internet. The others were obtained from the manufacturers. The IOC-accredited laboratory in Cologne, Germany, tested all supplements. Dr. Hipp Sportmedizin Univ. Tübingen Land Anzahl Nahr.erg.mitt. Anzahl "positive” Prozent "positive" Niederlande Österreich Großbritannien USA Italien Spanien Deutschland Belgien Frankreich Norwegen Schweiz Schweden Ungarn 31 22 37 240 35 29 129 30 30 30 13 6 2 8 5 7 45 5 4 15 2 2 1 - 25.8 22.7 18.9 18.8 14.3 13.8 11.6 6.7 6.7 3.3 - Total 634 94 14.8 Dr. Schänzer, Institut für Biochemie, Deutsche Sporthochschule Köln Oktober 2000 - November 2001 Alle positiven Proben stammten von Firmen aus 5 Ländern: USA, Niederlande, Großbritannien, Italien und Deutschland. Dr. Hipp Sportmedizin Univ. Tübingen Positivliste (Listung unvollständig !! Stand 05/2002) Firmen- und Produktnamen von Nahrungsergänzungsmitteln, in denen verbotene anabol-androgene Steroide gefunden wurden, die nicht auf der Packung angegeben waren Firma Produktname Ultimate Nutrition • BCAA • L-Carnitine 1000 • Fat Bloc Ultimate Ultimate Nutrition Ultimate Nutrition detektierte verbotene anabol-androgene Steroide Vitalife • • • • Nutrisearch • All-in-one Maximuscle • Fattack Maximuscle All Stars • Speed Creatin Kautab • Tri Plex Zell Maxim. • Zell Tech Optimizer Vitalife Vitalife Vitalife All Stars All Stars Pure OKG Ultra Ripped Tribugain Super L-Carnitine Dehydroepiandrosteron (DHEA) Dehydroepiandrosteron (DHEA). Androstendion Androstendion, Dehydroepiandrosteron (DHEA), 4-Norandrostendion, Androstadiendion Androstendion Androstendion 4-Norandrostendion 4-Norandrostendion Dehydroepiandrosteron (DHEA) 4-Norandrostendion, Dehydroepiandrosteron (DHEA) 4-Norandrostendion, 4-Norandrostendiol 4-Norandrostendion, 4-Norandrostendiol Dehydroepiandrosteron (DHEA) Quelle Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen, Sektion IX - Abteilung 9, Radetzkystraße 2, 1031 WIEN "Untersuchung auf mögliche Verunreinigungen von Nahrungsergänzungsmitteln (Verzehrprodukte) mit anabolen Steroiden (chemische Analyse, gegebenenfalls toxikologische Risikobewertung)" ARC Seibersdorf Research GmbH Heft Nr. 2/02 Dr. Hipp Sportmedizin Univ. Tübingen „Unbedenklichkeitsliste“ (ohne Gewährleistung !!) Ultra Sports Haleko Multipower Whitehall-Much Orthomol SchneekoppeGmbH & Co. Nestmann + Co. Klopfer Nährmittel Biolabor GmbH & Co. KG Krüger Instant Werk Sport & Fitness Vertrieb Dr. Loges + Co PowerBar Europe GmbH NAM GmbH Neukönigsförder Arzeimittel Inkospor GmbH Peeroton GmbH Canina Pharma GmbH Klosterfrau taxofit-Produkte Squeezy Dr. Wolz Medline eder Sportprodukte nutraxx Sporternährung Reishi herbalife fitLike Formula Vitae Fitline High performance-drings &energy bars "CREATINE INSTANT" "CENTRUM PRODUKTE" "OrthoImmun" und "OrthoSport" "Huxol" , "Veelmann" "NemaBas" TBL, "NeproRella" Tbl. , "Cilantris" Tbl. und Essenz, "Bärlau", "NeproTec" "Basica, Basica -Sport, -Protein, -Instant, -Compact" "VitaMin" "Multivitamin, Vitamin C-, Calcium, Magnesium Brausetabletten" "anabologes cellofit" "GPowerGel, PowerRiegel, ..." Neukönigsförder Arzeimittel Großenkneten "Mineraltabletten" "Active" , "x-treme" , "Extremsport" (Ausdauer) Zell- Hefepräparate GmbH Kreatin ENERPUR Brausepulver Informationen des Olympiastützpunktes Köln-Bonn-Leverkusen zu Nahrungsergänzungsmitteln: Viele Athleten, Trainer, Betreuer und Ärzte sind durch die Berichte über mit Prohormonen verunreinigte Nahrungsergänzungsmittel verunsichert. Auf dieser Seite, die ständig aktualisiert wird, wird gezeigt, für welche Nahrungsergänzungsmittel Qualitätskontrollen auf Prohormone durchgeführt werden, bzw. welche Firmen versichern können, dass sie keinen Kontakt zu Prohormonen haben. Webseite des Instituts für Biochemie der DSHS Köln www.dopinginfo.de Vielen Dank