Die Konstruktion von Musashis Urzustand

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Die Konstruktion von Musashis Urzustand
Die Konstruktion von Myamoto Musashis Urzustand
von Bor Ankhbaatar & Walter Leonhardt
Veröffentlicht am: 06.03.2016
O. Inhaltsverzeichnis
I.
Einleitung (WL1)
II.
Methodik
2
1.
Definition von Urzustand
5
2.
Definition von Urvertrauen
5
3.
Zur Vorgehensweise
5
4.
Zu den verwendeten Quellen
6
5.
Zur Zitation und dem Einsatz von Fußnoten
7
III. Myamoto Musashi und Japan im 17. Jahrhundert (BA)
7
IV. Urvertrauen als Urzustand (BA)
V.
1.
Paul Watzlawicks 5 Axiome menschlicher Kommunikation
10
2.
Die Konstruktion des Urzustands
13
Gorin-no-sho und Bushido-Kodex (WL)
19
VI. Fazit und Forschungsausblick
22
VII. Literaturverzeichnis
24
1 Die Intitialen bedeuten, dass dieser Abschnitt von einem Autor alleine ausgearbeitet wurde.
1
I. Einleitung
„Politik“ wird definiert als „soziales Handeln, dass auf Entscheidungen und Steuerungsmechanismen ausgerichtet ist, die allgemein verbindlich sind und das Zusammenleben von Menschen regeln“ (Bernauer et al. 2009: 32). Es ist hierbei nicht von explizit politischem, sondern
von sozialem Handeln die Rede, also von Verhalten von Menschen in Bezug auf sich und in
Bezug auf andere.
Der Mensch ist sowohl „durch persönliche Merkmale, die psychischer und biologischer Natur sind“ als durch sein gesellschaftliches Umfeld geprägt, mit dem er in ständiger Kommunikation und Interaktion steht (vgl. ebd.).
Interaktionen finden in der Regel in Form von Konflikten statt, wobei der Begriff „Konflikt“
nicht normativ aufzufassen ist: Konflikte können sowohl positiv als auch negativ sein, denn
Konflikten liegen Widersprüche, Vorhaltungen und Annahmen zugrunde, wobei ein Widerspruch objektiver, Vorhaltungen und Annahmen subjektiver Natur sind.
Die Politikwissenschaft befasst sich mit der wissenschaftlichen Beschreibung und Erklärung
politischer Phänomene und baut auf sozialem, politischem und staatlichem Handeln auf, weshalb sie interdisziplinär ist. Viele für die Politikwissenschaft relevante Fragestellungen ebenso
wie Ableitungen werden anderen Geisteswissenschaften entnommen (vgl. Bernauer et al.
1999: 55). Da viele politische Phänomene Konfliktsituationen darstellen wird auf Grundlagen
der Kommunikationswissenschaft sowie vor allem der Psychologie zurückgegriffen. Psychologie beschäftigt sich mit der „Beschreibung und Erklärung von Gefühlen, Verhalten und anderen Charakteristika von Individuen“, deren Interaktionen dann unter Rückgriff auf soziologische, kommunikationswissenschaftliche oder auch geschichtliche Erkenntnisse von der
Politikwissenschaft „verarbeitet“ werden (vgl. ebd.).
Eine japanische Konflikt- und Handlungsphilosophie stammt von Myamoto Musashi, einem
japanischen Schwertkämpfer aus dem 17. Jahrhundert. Dessen „Buch der fünf Ringe“ wird
vor allem als Lebensratgeber und Anweisung für Schwertkampfschüler verwendet, kann aber
ebenso gut politikwissenschaftlich Anwendung finden. Ähnlich wie sein europäischer Zeitgenosse Thomas Hobbes, der den Leviathan wie ein künstliches Lebewesen konstruiert, dessen
Funktionen dem menschlichen Körper nachgebildet sind2, geht auch Musashi mit seinen stra2 Vgl. Höffe: 2010: 72.
2
tegischen Prinzipien namens „Heiho“ vor, die laut dessen Aussage vom Zweikampf bis zum
Schlachtfeld Allgemeingültigkeit besitzen und nur jeweils abstrahiert werden müssen. Musashi sagt hierzu:
„Ich schreibe im Folgenden zwar über die Strategie des Zweikampfes, aber wenn
man die Seele mit dem General, die Arme und Beine mit den Vasallen und Gefolgsmännern, den Rumpf mit den Fußsoldaten und Bewohnern vergleicht, wenn man die
Beherrschung des Landes mit der des eigenen Körpers vergleicht, wird es verständlich, dass es im Weg der Strategie gar keinen Unterschied zwischen den beiden gibt“
(Machida 2012: 53).
Torsti Sirén schreibt über Musashi, dass dieser Philosoph und Krieger war, der anhand seiner
praktisch gemachter Erfahrungen über Grundlagen der Moral und Bedingungen für Frieden
nachdachte, „which, as a thought, was further nourished by philosophers like Thomas Hobbes, John Locke and […] Immanuel Kant“ (vgl. Sirén 2013: 40), wodurch Sirén auf Alexander Wendts „Three Cultures of Anarchy“-These anspielt (vgl. ebd. 202f.)3. Sirén schreibt weiter, dass Musashis Hauptwerk „Gorin no sho“ für systematische, also wissenschaftliche Erforschung zugänglich ist (vgl. ebd. 40).
Damit Musashi aber politikwissenschaftliche Verwendung finden soll, müssen zuerst Grundlagen festgestellt werden, wobei die erste notwendig zu wissende Grundlage die Frage nach
Musashis Vorstellung über den Urzustand ist, von dem im fünften Buch seines „Gorin no
Sho“ - dem Buch der Leere -, die Rede ist und der sowohl Herkunfts- als auch Zielzustand
seiner Philosophie darstellt, sodass sie auf andere Soziologie-Ebenen transformiert werden
kann. Ein Hinweis darauf liefert Musashis oben genanntes Zitat, in dem er den General mit
der Seele vergleicht. Die Bezeichnung der Seele als General bzw. Absolut findet sich auch bei
Thomas Hobbes, wenn dieser seinen Leviathan nach den Gesetzen des menschlichen Körpers
konstruiert (vgl. Höffe 2010: 72). Im Gegensatz zu Hobbes ist allerdings bei Musashi nicht
klar, ob unter der Bezeichnung „Seele“ die Vernunft zu verstehen ist und der vernünftige Wille den Leib beherrscht (vgl. Tönnies 1896: 124).
Musashi schreibt, dass derjenige der seinen Geist stählt, den Gegner auch geistig besiegt (vgl.
Musashi/Harris 1983: 18). Die Begriffe Seele und Geist könnten zwar im Hobbes'schen Sinne
mit der Vernunft gleichgesetzt werden, allerdings gehe ich davon aus, dass sich Musashis Seelenbegriff analog zu seinem Verständnis vom Urzustand ist, sodass ersteres sich im Konstruktionsprozess von letzterem von ganz alleine ergibt.
3
Siehe auch Wendt 1999: 246ff.
3
Zwei Autoren sprechen in Bezug auf Musashis Urzustand das Urvertrauen an, doch keiner
sagt, wie er zu diesem Ergebnis kam. Der Begriff „Urvertrauen“ findet sich bei Uwe Füllgrabe wieder4, auch Uwe Woitzig verwendet den Begriff (vgl. Woitzig 2015: Kap. 4), wobei letzterer ein Romanautor ist. Während Füllgrabe von Musashis erster Schwertkampfregel 5 ausgehend eine lose Linie hin zur Analogie kindlichen Urvertrauens zieht 6, zitierte Woitzig Begebenheiten aus Musashis Leben, deren Ursprung in Eiji Yoshikawas Roman-Epos „Musashi“
verortbar sind und worüber Japan-Kenner Edwin Reischauer in dessen Vorwort sagt, dass es
eine japanische Version des amerikanischen Bürgerkriegs-Drama „Vom Winde verweht“ ist
(vgl. Reischauer 1981: ix).
In Yoshikawas Werk findet sich eine Stelle, an der der Roman-Protagonist Musashi sagt:
"No!" shouted Musashi. "If you're a priest, you should know better than to trust only
what you see and hear. You should consider things with your mind and spirit." (Yoshikawa 1981: 199).
Zu Ende des Buches findet sich eine weitere aussagekräftige Stelle:
„Kojirō had put his confidence in the sword of strength and skill. Musashi trusted in the
sword of the spirit. That was the only difference between them“ (ebd. 1115).
Myamoto Musashi schreibt im „Buch der Stille“ hierzu: „Die Leere ist das, in dem nichts
existiert; sie ist das, was Menschen zu wissen unmöglich ist“ (Musashi/Harris 1983: 47).
Da es also sowohl aus literarischer wie auch wissenschaftlicher Perspektive in Musashis Leben sowie dessen Schriften Hinweise darauf gibt, dass Musashi wirklich von Urvertrauen
spricht, versuchen wir, wissenschaftlich nachzuweisen, ob Myamoto Musashis Naturzustand
tatsächlich das Urvertrauen ist.
4 Vgl. Füllgrabe 1999: 14f..
5 „Habe nie arglistige Gedanken“ (Musashi/Harris 1983: 18).
6 Vgl. Füllgrabe 1999.
4
II. Methodik
1.
Definition von Urzustand
Urzustand und Naturzustand sind philosophische “Konzepte“. Dabei erklärt der Urzustand,
wie sich der jeweilige Philosoph die Natur des Menschen als Individuum vorstellt, während
der vor allem dank Thomas Hobbes berühmt gewordene Naturzustand danach fragt, wie mehrere Individuen bei fehlender staatlicher Ordnung miteinander interagieren (vgl. Noetzel
2008: 122). Auf solchen „Menschenbilder“ bauten vor allem die Philosophen des 17. und 18.
Jahrhunderts ihre Theorien auf.
2.
Definition von Urvertrauen
Urvertrauen ist ein Begriff aus der Psychologie und beschreibt das aus der positiven Erfahrung entstandene Grundgefühl, dass zwischen der Welt und den persönlichen Bedürfnissen
Übereinstimmung herrscht (vgl. Stangl 2016). Der Begriff geht auf die oral-sensorische Phase
von Erik Eriksons7 Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung8 zurück und findet sich
auch im Autonomiebegriff des Arno Gruens wieder, der Autonomie als den Integrationszustand beschreibt, „in dem ein Mensch in voller Übereinstimmung mit seinen eigenen Gefühlen
und Bedürfnissen ist“ (vgl. Gruen 1990: 17).
3.
Zur Vorgehensweise
In Abschnitt III geht Bor Ankhbaatar auf den Lebenslauf und die Lebensumstände von Myamoto Musashi ein und gibt auch zum besseren Verständnis einen groben Überblick über die
politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Japan vor und nach 1600 nach Christus.
In Abschnitt IV wird sie hauptsächlich mithilfe von Erkenntnissen und Theorien aus den
Fachbereichen Psychologie und Kommunikationswissenschaft Musashis Urzustand konstruieren, um festzustellen, ob man systematisch zum Ergebnis gelangt, dass dieser tatsächlich das
Urvertrauen ist. In Abschnitt V stellt Walter Leonhardt einen Vergleich zwischen Musashi und
den „Vier Gelübden des Bushido-Kodex“ an, um zu sehen, ob man auf diese Weise ebenfalls
zum Urvertrauen findet.
Im abschließenden sechsten Teil ziehen wir das Fazit und geben einen Forschungsausblick.
7 Katharina Rutschky nannte Erikson in ihrem Nachruf den „Pionier des Urvertrauens“ (vgl. Eutschky 1994).
8 Vgl. Boeree 2006: 9).
5
Sofern wir trotz unterschiedlicher Methoden am selben Zielpunkt ankommen, gehen wir davon aus, Musashis Urzustand wissenschaftlich hinreichend nachgewiesen zu haben, sodass
zukünftige Musashi-Forschung vom richtigen Punkt aus starten kann.
4.
Zu den verwendeten Quellen
Die Schwierigkeit im Umgang mit Übersetzungen asiatischen Texten liegt in deren fehlender
Interpunktion, worin gemäß Watzlawicks dritten Axioms die Ursache der meisten Missverständnisse in zwischenmenschlicher Kommunikation liegt (vgl. Watzlawick et al. 2000: 5760). Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, verwenden wir Professor Dr. Teruo Machidas
Schriften als Quelle. Dieser studierte an der Philosophischen Fakultät der der Albert-LudwigsUniversität Freiburg, ist Kendomeister des 7. Dan und übersetzte Musashis „Dokkodo“ und
„Heiho Sanjukogajo“ ins Deutsche. Außerdem verwenden wir ebenfalls die von Machida verwendete „Gorin-No-Sho“-Übersetzung von Siegfried Schaarschmdt, um Abweichungen auf
primärer Ebene zu minimieren.
Der zweite Grund, warum wir verstärkt Schriften von Schülern der von Musashi begründeten
Niten-Ichi-Ryu-Kampfsportschule verwenden, basiert auf Musashis Aussage, dass erstens das
Ergründen von Musashis Gedanken nur durch ununterbrochenes Training erreichbar ist und
sich, je nach erreichtem Trainingsniveau, dem Einzelnen neue Zusammenhänge enthüllen
(vgl. Machida 2006: 106). Der zweite Grund ist Watzlawicks (erstem 9 und) vierten Axiom
Watzlawicks geschuldet (vgl. Watzlawick et al. 2000: 68): Musashi schreibt in seinem Nachwort zum „Heiho Sanjukogajo“, dass er nur den größten Teil, nicht aber alles in Bezug zu
Seelenhaltung und Anwendungsweise der Essenz seiner Kampfkünste schriftlich niedergelegt
habe und man ihn Dinge, die er bewusst nicht zu Papier gebracht habe, einfach fragen solle
(vgl. Machida 2012: 53). Wir interpretiere das so, dass hierbei analoge und digitale Informationen vorliegen und durch face-to-face-Kommunikation auch paralinguistische Phänomene
kommuniziert werden sollten. Charles Darwin sagte nämlich, dass Gesten und Ausdrücke im
Sinne von Emotionen „unseren gesprochenen Worten Lebhaftigkeit und Energie“ verleihen,
was verbesserter Kommunikation förderlich ist (vgl. Darwin 1877: 335). Sofern wir also die
Aussagen geübter Kendo-Kämpfer mit in Betracht ziehe, erhoffen wir mich der Wahrheit annähern zu können.
Als Quelle für den Bushido-Kodex wird Tsunemoto Yamamotos „Hagakure“ verwendet, die 9 Vgl. Watzlawick et al. 2000: 51-53.
6
abgesehen von dessen gesteigerter Todesverbundenheit und Sterbepflicht -, analog zum Bushido ist (vgl. Matijevic 2009: 20). Das von Inazou Nitobe 1899 veröffentlichte „Bushido –
The Soul of Japan“ erschien nicht geeignet, da Siefert hierzu nachweisen konnte, dass darin
eine nationalistische Umdeutung von Begriffen geschah (vgl. Siefert 2010).
5.
Zur Zitation und dem Einsatz von Fußnoten
Es wird die Harvard-Zitation verwendet. Die hinter den Sätzen angegebenen Seiten enthalten
die Basisinformationen. Fußnoten erfüllen in dieser Forschungsarbeit zweierlei Zweck: Sofern (erstens) andere Seiten oder andere Werke angegeben sind, soll das für spätere Forschungsarbeiten Hilfestellung sein, dass man an angegebenen Stellen vertiefte Informationen
zu den einzelnen Begriffen oder Aussagen findet. Sofern (zweitens) Fußnoten weitere Informationen beinhalten, kann das so verstanden werden, dass die Informationen zum besseren
Verständnis beitragen oder Unklarheiten beseitigen, aber nicht primären Charakter zum Verstehen der Argumentationsführung dieser Forschungsarbeit an sich besitzen.
III. Myamoto Musashi und Japan im 17. Jahrhundert
Myamoto Musashi wurde im Jahr 1584 als Shinmen Musashi-no-kami Fujiwara no Genshin
in Myamoto in der Provinz Mimasaka geboren (vgl. Harris 1983: 6). Er muss adligen Geschlechts gewesen sein, da nur der Adel das Vorrecht zum Tragen von Nachnamen besaß (vgl.
Matijevic 2009: 18).
Japan befand sich damals im Endstadium der politischen Umbruchphase eines mehr als hundert Jahre andauernden Bürgerkriegs10 (vgl. Hall 1961: 317). Der japanische Kaiser, Tennō genannt, war quasi entmachtet, die Kriegerkaste ehemaliger Steuereintreiber11 hatte die Kontrolle über das Land erlangt und dieses einer zentralen Verwaltungsstruktur, dem sogenannten
Shōgunat12, unterstellt. Der Shogun war faktisch oberste japanische Instanz13, unter ihm stand
ein Heer regionaler Gebietslehensfürsten, die Daimyō (vgl. Harris 1983: 4). Der Status des
10
11
12
13
Die sogenannten Sengoku-Periode (vgl. Lansam et al. 2012: 6-8).
Das japanische Steuersystem basierte auf Reisabgaben (vgl. Matijevic 2009: 9).
Auch bakufu genannt. Das bakufu war eine Art von Militärregierung (vgl. Matijevic 2009: 10).
Die Macht der Shogune basierte aufgrund deren Kontrolle über die ländlichen Reisproduktionsstätten sowie
der aus dieser Abhängigkeit entstandenen Praxis, dass der Kaiser, sobald er erwachsen war, abdanken und ins
Kloster gehen musste, um dem minderjährigen Sohn Platz zu machen, als dessen Sprecher und Vormund der
Shogun fungierte (vgl. Matijevic 2009: 9f.).
7
Daimyō ergab sich hierbei aufgrund des individuellen Besitzes an Ernteland (vgl. Schwentker
2004: 84).
Das japanische Gesellschaftssystem entsprach gemäß Otto Hintzes Definitionsmodell einem
dem europäischen Modell sehr ähnlichen Feudalsystem, das sich durch dezentrale Machtausübung14, eine dem Herrscher auf Grundlage von Treue und Privatvertrag 15 verpflichteten, ausgebildeten Kriegerstand16 sowie einer auf Landwirtschaft ausgerichteten Sozio-Ökonomie
auszeichnete, die den Kriegern ein Einkommen auf Rentenbasis 17 sicherte, welche im Gegenzug für den Herrscher sowohl die Funktion der „guten Krieger“ als auch der vorbildlichen
Volksgelehrten18 übernahmen (vgl. Schwentker 2004: 15f.).
Zur Zeit Musashis Geburt herrschte Toyotomi Hideyoshi, dieser war nach der Ermordung Oda
Nobunagas 1582 an die Macht gekommen. Hideyoshi führte das von Nobunaga begonnene
Werk der Einigung Japans fort und zwang die letzten unabhängigen Daimyōs zur Anerkennung seiner Herrschaft (vgl. Harris 1983: 4). Hall schreibt hierzu:
„The Sengoku period was a 'vile' age when the Japanese people showed […] a 'lust
for war and slaughter... utterly beyond human control', and only the timely arrival of
the 'great trio' of daimyo, Nobunaga, Hideyoshi and Ieyasu saved the day [im Kampf
gegen das Ashikaga-Shogunat] for Japan“ (Hall 1961: 317).
Der japanische Bürgerkrieg19 war ein Kampf zwischen progressiven und konservativen Kräften. bei dem konservative Feudalinteressen die Oberhand behielten. Nach dem Sieg des Tokugawa-Clans setzte in Japan die politische Zentralisierung20 und bis 1868 andauernde japanische Friedens- und Isolationsperiode21 ein (vgl. Reischauer 1981: xi).
An der Schlacht von Sekigahara nahm Myamoto Musashi auf Seiten des Verlierers Ishida
14 Vgl. Schwentker 2004: 50.
15 Laut Kiyohide lag hierbei allerdings kein gegenseitiges Schuldverhältnis im Sinne von Rechten und Pflichten
wie bei einer ökonomischen Transaktion vor, sondern eine beidseitige „Give-Give-Relationship“. Kiyohide
verwendet hierfür den Begriff „on“ und schreibt: „The giver of on does not exspect the return to his on. But
the receiver of on thinks about the return“ (vgl. Kiyohide 1971: 104f.). Das entspricht Watzlawicks fünften
Axiom komplementärer Beziehungen, wonach Unterschiedlichkeit aufgrund von Verzahnung das sich
gegenseitig notwendige Verhalten nach sich zieht (vgl. Watzlawick et al. 2000: 70
16 Vgl. Schwentker 2004: 52.
17 Vgl. Schwentker 2004: 74.
18 Im Gegensatz zu europäischen Rittern waren Samurai „stärker durch Bildung und Philosophie geprägt“ (vgl.
Matijevic 2009: 6).
19 Schwentker schreibt hierzu, dass es ein Krieg der Krieger untereinander, also im Sinne aller gegen alle war
(vgl. Schwentker 2004: 51).
20 Schwenkter spricht hierbei von einem neo-feudalen Zentralstaat (vgl. Schwentker 2004: 84).
21 Diese wird „Edo-Epoche“ genannt. Das Fischerdorf Edo war der Regierungssitz der Tokugawas, aus dem
Tokyo entstanden ist (vgl. Matijevic 2009: 12).
8
Mitsunari teil (vgl. Kikuchi et al. 1986: 39) 22. Sein Vater, Shinmen Hirata Munisai, war ebenso wie dessen Vater, Hirata Shōgen, Samurai im Dienste des Herrn von Takayama Castle,
Lord Shinmen Sokan, weshalb auch Musashi dem Toyotomi-Clan verpflichtet war (vgl. Miyamoto/Kenji 2010: 22)23.
Da Jugendliche frühestens mit Eintritt ins Erwachsenenleben24 im Alter von fünfzehn Jahren25
die Ausbildung zum Samurai (die „shudo“) beginnen konnten, war Musashis Traum Samurai
zu werden bereits beendet, bevor er begann (vgl. Yamamoto 2007: 50). Es war damals üblich,
alle Besiegten zu jagen und niederzumetzeln, um den rechtlich geregelten Vendetta-Kreislauf
zu unterbrechen26 (vgl. Dautremer 2000: 122). Dadurch war ihm zu damaliger Zeit von
Rechtswegen der Zugang in die Dienerschaft27 verwehrt, weshalb er auch nicht als Rōnin bezeichnet werden kann. Dieser Begriff steht für einen herrenlosen Samurai, einen Krieger, dessen Daimyō entweder besiegt oder zum Seppuku, dem zeremoniellen Selbstmord, gezwungen
wurde (vgl. The Editors of Encyclopaedia Britannica 2015). Desweiteren wurde der Begriff
„Samurai“ als Bezeichnung für die „bewaffneten Begleiter eines höhergestellten, bewaffneten
Kriegers“ verwendet, der seinem Herrn den Flankenschutz gab (vgl. Schwentker 2004: 13).
Stattdessen war Musashi ein shugyōsha, ein Kämpfer auf ständiger Kriegerwallfahrt, der seine
spätere Schwertkampfkunst autodidaktisch ausbilden musste (vgl. Wilson 2004: 34f). Weil
Musashi also der klassische Ausbildungsweg, um in guter Leute Fußstapfen zu treten, bereits
zu Anbeginn seiner Karriere versperrt war, musste er der Beste werden, um innerhalb der japanischen Gesellschaft überhaupt etwas zu sein28.
Die durch das Tokugawa-Shogunat eingeleitete Friedensperiode sorgte dafür, dass Krieger ihrer Hauptaufgabe (Krieg führen) auf Jahrhunderte weitgehend entledigt waren und vermehrt
für Verwaltungsaufgaben eingesetzt und sich Kriegskunst verstärkt als zeremonielle Philosophie manifestierte (vgl. Reischauer 1981: xi f.). Musashi kann hierbei zu einem der Mitbe22 Siehe auch Harris 1983: 7.
23 Siehe auch Wilson 2004: 32f.
24 Genbuku oder Genpuku genannt (vgl. Schacht 2008: 87).
25 Schwenkter gibt hiervon abweichend das Alter von 11 bis 16 an (vgl. Schwentker 2004: 72).
26 Darüber hinaus spielten auch Umverteilungskämpfe eine Rolle, da es sich bei innerstaatlichen Kriegen um
Nullsummenspiele handelt (vgl. Schwentker 2004: 64; siehe auch ebd. 88).
27 „samurai“, ist abgeleitet von „saburei“, was „dienen“ bedeutet (vgl. Schwentker 2004: 13). Allerdings
schreibt Peter Pantzer hiervon abweichend, dass der Begriff Samurai von „samurau“ für „wachen“ abgeleitet
ist (vgl. Pantzer 1999: 59). In beiden Fällen ist aber die Analogie zum altenglischen Wort „cuiht“ gegeben,
woraus sowohl der „Knight“ als auch der „Knecht“ abgeleitet wurden (vgl. Nitobe 1908: 6).
28 Hierbei gilt zu beachten, dass der Anteil der Samurai an der Gesamtbevölkerung höher als in Europa war und
ein starkes soziales Gefälle zwischen verarmten und wohlhabendem Adel bestand (vgl. Schwentker 2004:
88f.; siehe auch ebd. 95f.).
9
gründer des erst im 18. Jahrhundert voll ausgebildeten Bushido-Ehrenkodex hinzugezählt
werden (vgl. Siefert 2007: 303).
Die nächsten Jahre über gewann Musashi an die sechzig Duelle 29 gegen die bekanntesten
Kämpfer des Landes, bis er nach seinem Sieg über Sasaki Kojiro, dem „Dämon der westlichen Provinzen“, als bester Schwertkämpfer Japans galt (vgl. Wilson 2004: 51ff.).
Danach arbeitete er als unabhängiger Ratgeber und Schwertmeister, nahm desweiteren als
Söldnergeneral an den Schlachten von Osaka 1614 und der Niederschlagung des Christenaufstands von Shimabara 1637/3830 teil (vgl. Miyamoto/Kenji 2010: 24ff.). Hauptsächlich verschrieb er sich allerdings den Bildenden Künsten und der Philosophie. Hierzu schrieb er:
Ich „übte […] mich von morgens bis abends in der Suche nach der Wahrheit, und als
ich fünfzig war, erkannte ich das Wesen der Schwertkunst. Seitdem lebe ich, ohne einem bestimmten Weg zu folgen. So kann ich auf der Grundlage der Schwertkunst viele Künste und Fertigkeiten ausüben - und alles ohne einen Meister“ (vgl. Musashi
1983: 11).
Man kann also sagen: Schuld an Myamoto Musashis Ruhm hatte das rein utilitaristische japanische Gesellschaftssystem, das Abertausende durch Druck zerbersten und Vereinzelte zu
Diamanten werden ließ. So schreibt auch Bertolt Brecht: „Unglücklich das Land, das keine
Helden hat! […] Nein. Unglücklich das Land, das Helden nötig hat“ (Brecht o.J.: 129f).
IV. Urvertrauen als Urzustand
1.
Paul Watzlawicks 5 Axiome menschlicher Kommunikation
Der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick arbeitete in seinem Buch „Menschliche
Kommunikation – Formen, Störungen, Paradoxien“ fünf Axiome menschlicher Kommunikation aus, wobei ein Axiom ein als absolut richtig erkannter Grundsatz ist, der keines Beweises
bedarf (vgl. Duden Online; Stichwort Axiom). Da zur Konstruktion von Musashis Naturzustand Grundlagenwissen über Kommunikation und Wahrnehmung notwendig sind, stelle diese
fünf Axiome kurz vor.
29 Das Schwert hat für Japan eine besondere Bedeutung, es gehört zu den Reichsinsignien. Außerdem galten
Schwertschmieden als adelige Kunst und fielen nicht unter Handwerk (Vgl. Schwentker 2004: 53f.).
Desweiteren waren im befriedeten Japan fast 400.000 gelangweilte Krieger zu beschäftigen, sodass Duelle
staatlich geregelte Abwechslung darstellten (vgl. ebd. 91f.).
30 Vgl. Schwentker 2004: 87
10
Eine einzelne, einseitige Kommunikationseinheit heißt Mitteilung, wobei wechselseitige Mitteilungen zwischen zwei oder mehreren Personen Interaktionen sind (vgl. Watzlawick et al.
2000: 50f.). Unter Mitteilungen versteht Watzlawick jegliches menschliches Verhalten, da
auch Tonfall, Lachen, Seufzen oder Schweigen als paralinguistische Phänomene Mitteilungscharakter besitzen (vgl. 51f.). Kommunikation kann bewusst, unbewusst, erfolgreich, erfolglos, absichtlich oder unabsichtlich erfolgen, woraus sich als erstes Axiom ergibt, dass der
Mensch nicht nicht kommunizieren kann (vgl. 52f.).
Jede Mitteilung beinhaltet Informationen, die wahr oder falsch, gültig oder ungültig, entscheidbar oder nicht entscheidbar sein können. Um dem Empfänger hierüber Aufschluss zu
geben, sendet der Empfänger nicht nur Inhalts- sondern zusätzlich auch Beziehungsinformationen mit (vgl. ebd. 53). Diese fungieren wie Operatoren in der Mathematik und stellen sozusagen die Anweisungen bereit, welche Funktion mit den Informationen ausgeführt werden
sollen, ob also addiert, subtrahiert, multipliziert oder dividiert werden muss (vgl. ebd. 55).
Das zweite Axiom lautet daher, dass jede Mitteilung sowohl Inhalts- als auch Beziehungsaspekte enthält, wobei die Beziehungsaspekte im Sinne von Metainformationen den Gebrauch
des Inhalts bestimmen (vgl. ebd. 56).
Die menschliche Kommunikation besteht desweiteren aus einer Triade sich wechselseitig bedingender Reize, wobei erst Interpunktion Ordnung in die durch ständige Reize, Verstärker
und Reaktionen auslösende Interaktionen bringt, wodurch sich das für erfolgreiche Kommunikation notwendige Rollenverhalten ergibt (vgl. ebd. 57f.). Da aber bereits bei einfachster
Kommunikation drei unterschiedliche Interpunktionen möglich sind, die ein jeweils anderes
Resultat hervorbringen, ist die Interpunktion von Kommunikationsabläufen von der Übereinstimmung der Interaktionspartner in Bezug auf den Startpunkt von Ursache und Wirkung abhängig (vgl. ebd. 58f.)31. Daher lautet das dritte Axiom, dass die Natur einer Beziehung durch
die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt ist (vgl. ebd. 60).
Laut Watzlawick können Menschen Informationen entweder analog oder digital verarbeiten
(vgl. ebd. 61). Die digitale Verarbeitung erfolgt durch Neuronen, die nach dem abstrakten
System von Kodifizierung arbeiten und damit mit dem Telefonnummernsystem vergleichbar
31 Watzlawick schreibt weiter, dass die Interpunktion von Reiz, Verstärker und Reaktion eine Rollenverteilung
von dominant und abhängig mit sich bringt, wobei fehlende Interpunktion Grund für die meisten Streitereien ist,
da strittige Interaktionspartner sich selber nur als Reaktion auf den anderen, nicht aber als dessen Ursache
wahrnehmen (vgl. Watzlawick et al. 2000: 59). Musashi nimmt genau hierzu Stellung, wenn er sagt, dass man
selber immer Ursache und der Gegner nur Wirkung darauf sein soll (vgl. Machida 2012: 63).
11
sind, bei dem hinter einer willkürlich gewählten Zahl ohne zwingenden Grund ein bestimmter
Mensch zu erreichen ist (vgl. ebd. 62). In diesem Sinne funktioniert auch menschliche Sprachen, die auf dem semantischen Übereinkommen von Interaktionspartnern beruht, bestimmte
Bezeichnungen mit bestimmten Objekten in Beziehung zu setzen (vgl. ebd.). Die analoge Verarbeitung dagegen entspricht der weniger abstrakten Zeichensprache, die in einer archaischeren Entwicklungsperiode des Menschen ihren Ursprung hat (vgl. ebd. 62f.). Es handelt sich
hierbei um Analogiekommunikation, die rein auf positiven Kernaussagen basiert (vgl. ebd.
64). Watzlawick benennt hierzu das Beispiel einer sich bei geöffneter Kühlschranktür an die
Person anschmiegenden Katze, die dadurch „Sei meine Mutter und versorge mich“ kommuniziert und stellt die Behauptung auf, dass Analogiekommunikation Artenübergreifend und daher universal funktioniert (vgl. ebd. 64f.). Darwin äußerte sich ähnlich und sagte (sic!),
„dasz die hauptsächlichsten ausdruckgebenden Handlungen, welche der Mensch
und die niedern Einleitung 3 Thiere zeigen, jetzt angeboren oder angeerbt sind, - d.h.
dasz sie nicht von dem Individuum gelernt worden sind“ (Darwin, 1877: 322).
Da Analogiekommunikation keine Negierung32 kennt, bedarf es entweder zur Annäherung an
die Wahrheit zusätzlicher digitaler Informationen oder einer ausgeprägten Intuition, um Analogien richtig deuten zu können, während Digitalinformationen der Logik zuführbar, allerdings durch die vorhandene Rechenkapazität beschränkt sind (vgl. Watzlawick et al. 2000:
65). Das vierte Axiom lautet daher, dass menschliche Kommunikation sich sowohl analoger
als auch digitaler Elemente bedient. Digitale Kommunikation ist komplex und bietet Zugang
zur Logik, während sie aber auf der Beziehungsebene unzulänglich ist. Analoge Kommunikation dagegen hat semantisches Potenzial, ist aber dual und erfordert zur Eindeutigkeit entweder digitale oder intuitive Zusatzinformationen (vgl. ebd. 68).
Abschließend finden im Verlauf von Kommunikationsprozessen in der Beziehung von Interaktionspartnern auch Veränderungen statt, die der Progression unterliegen (vgl. ebd. 68f.).
Diese Beziehungen können entweder auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruhen, wobei
sich das Verhalten von Interaktionspartner bei Gleichheit gegenseitig spiegelt, was unweigerlich zu einem „Wettrüsten“ führt, während sich bei Kommunikation auf Grundlage von Unterschiedlichkeit ein Komplementärverhältnis ergibt (vgl. ebd. 69). Beide Beziehungen sind ineinander verzahnt, sodass eigenes Verhalten automatisch das Verhalten des anderen nach sich
zieht (vgl. ebd. 70). Das fünfte Axiom kann daher als symmetrischer oder komplementärer
32 Tränen können sowohl Tränen der Freude als auch des Schmerzes, ein Lächeln kann sowohl Sympathie als
auch Verachtung ausdrücken (vgl. Watzlawick et al. 66).
12
Kommunikationsaufbau zwischen Interaktionspartnern bezeichnet, je nachdem, ob die wechselseitige Beziehung auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit basiert (vgl. ebd. 70).
2.
Die Konstruktion des Urzustands
Laut Edward Young werden Menschen als Original geboren und sterben als Kopie (vgl. Gruen
2002: 8). Folgt man Watzlawicks Axiomen, erscheint zwingend, dass der Mensch so gesehen
einem bunten Flickenteppich einzigartiger Heterogenität entspricht. Aufgrund der Vielzahl an
Überschneidungen mit anderen muss der Mensch allerdings wiederum homogen sein, was
keinen Widerspruch sondern ein Paradoxon im Sinne einer scheinbar falschen Aussage darstellt, hinter der eine höhere Wahrheit zu finden ist.
Wenn der Mensch nicht nicht-kommunizieren kann, muss er demnach ständig in Interaktion
mit der Umwelt stehen, was ständigem Aussenden von Reizen, Reaktionen und Verstärkern
im Sinne des 3. Axioms entspricht. Da Kommunikation aber auch ständiger Progression unterliegt, verändert sich der Mensch unmerklich durch jede Interaktion, in die er eintritt. Da
dieser Wandel aber bei allen Menschen jederzeit und gleichzeitig auftritt, kann man sagen,
dass der Mensch ebenso wie seine Umwelt und Gesellschaft kontinuierlichem Wandel unterworfen ist. Der Mensch nimmt allerdings diesen ständigen Wandel aufgrund sensorischer und
kognitiver Beschränkungen nicht wahr, da er nicht alle Umweltreize verarbeiten kann (vgl.
Krauthan 2013: 45f.). Hierbei werden sensorische Beschränkungen als Einflüsse definiert,
„die durch den Aufbau und die Funktionsweise unserer Sinnesorgane (Sensorik) bedingt
sind“ (vgl. ebd. 29), kognitive Beschränkungen bezeichnen dagegen die beschränkte Wahrnehmung von Erkenntnisprozessen, „an denen nicht nur Nerven, sondern auch Hirnstrukturen beteiligt sind“ (vgl. ebd. 37).
Da Veränderungen Folge unzähliger Verkettungen von Mikro-Informationsbausteine sind,
fällt das dem Menschen nicht auf, da er sich selber zu nahe steht und zur Feststellung der
ständigen Transformation Reizunterschiedsschwellen in Bezug auf Intensität und Qualität
überschritten werden müssen, die ein Mindestmaß an Unterschiedlichkeit aufweisen müssen
(vgl. Krauthan 2013: 30). Hinzu kommt, dass der notwendige Unterschwellenwert individuell
unterschiedlich ausfällt, da er von individueller Sensibilisierung abhängig ist.
Musashi benennt im „Epilog zum Buch der Erde als erste seiner neun Regeln, dass man nie
arglistige Gedanken haben soll (vgl. Musashi/Harris 1983: 18). Der Begriff Arglist ist im
deutschen Recht in § 123 BGB I. 1 AT definiert. Dieser besagt, das eine Willenserklärung an13
gefochten werden kann, wenn man zur Abgabe dieser durch arglistige Täuschung oder widerrechtlich durch Drohung bestimmt worden ist. Es muss hierbei eine Täuschung vorliegen, die
beim Vertragspartner einen Irrtum in Form eines falschen Vorstellungsbild hervorruft oder
aufrecht erhält (vgl. Hoffmann 2014: 31). Ein kausaler Zusammenhang zwischen Irrtum und
Täuschung muss gegeben sein. „Arglist bedeutet, dass der Täuschende vorsätzlich handeln
muss“, wobei zum Bejahen von Vorsatz ausreichend ist, wenn der Täuschende billigend in
Kauf nimmt, dass von ihm behaupteten Tatsachen unwahr sind (vgl. ebd.).
Arglistiges Verhalten schürt demnach Misstrauen und erfordert daher auch, anderen gegenüber selber misstrauisch zu sein. Füllgrabe schreibt in diesem Sinne bezüglich Musashis erste
Regel auch, dass man durch Vermeiden von eigenen Misstrauens und Betrugsabsicht verhindert, den klaren Blick für die Realität zu verlieren33, was wiederum ein Bezug auf die individuelle Reizunterschiedsschwellensensibilisierung ist. So schreibt Füllgrabe auch weiter, dass
es aufschlussreich ist, dass ausgerechnet „ein kampferprobter Schwertkämpfer wie Musashi“
Verzicht auf Misstrauen34 als erste Regel definiert (vgl. Füllgrabe 1999: 2).
„Musashis Worte entsprechen dem, wovor [Paul] Ekman (1985) beim Lügenentlarven
gewarnt hat: dem „Othellofehler35. Der ständig Misstrauische hat die Grundlage für
die Unterscheidun verloren, was Lüge und Wahrheit ist. Er deutet alles als Lüge, sogar
harmlose Dinge“ (Füllgrabe 1999: 2f.).
Daher erscheinen in diesem Zusammenhang die Ergebnisse einer empirischen Forschungsstudie in Bezug auf die Häufigkeit von Lügen im Alltag interessant: Die Autorinnen stellten hierbei fest, dass Lügenempfänger in mittlerer Beziehungsentfernung zum Sender Lügen am häufigsten durchschauen (vgl. Ausserbauer et al. 2003: 20) und dass Menschen am häufigsten telefonisch lügen, was als mittlere Entfernung zwischen „face-to-face“- und schriftlicher Kommunikation zu verstehen ist (vgl. ebd. 11).
Die Ergebnisse erscheinen plausibel, wenn man diesbezüglich an die Grenzwerte der menschlichen Wahrnehmung in Bezug auf Optik denkt:
„Das Licht besteht aus elektromagnetischen Wellen. Elektromagnetische Wellen weisen
eine Wellenlänge von 103m bis 10–14m auf. Der Mensch kann jedoch nur Wellen im Bereich von 380 bis 750 Nanometer (1 Nanometer = 10 –9 m) aufnehmen“ (Krauthan 2013:
30).
33 Vgl. Füllgrabe 1999: 2
34 Laut Machida soll bei Musashi durch Einsatz von Verneinungssätzen die Wichtigkeit von Aussagen
hervorgehoben werden (vgl. Machida 2006: 109).
35 Laut Ekman entsteht der Othello-Fehler, „when the lie catcher fails to consider that a truthful person who is
under stress may appear to be lying“ (vgl. Herbert 2007: 79). Starkes Misstrauen, Vorurteile und persönliche
Selbstvoreingenommenheit sind hauptursächlich dafür (vgl. ebd.).
14
Der Mensch sieht also am besten im Mittelbereich, ebenso wie derjenige gut sieht, dessen
Sehvermögen in der Mitte zwischen Kurzsicht und Weitsicht liegt. Musashi schreibt in Bezug
auf den Blick kritisch, dass allgemein gelehrt werde, den Gegner so anzusehen, dass „selbst
wenn er ganz nah ist, als ob er doch in der Ferne stünde“, da man dadurch nicht nur den Gegner sondern auch die Umgebung sähe. (vgl. Machida 2012: 55). Dieser unbewegte Blick sorgt
aber dafür, dass man nicht scharf sieht, da hierbei auch die optische Sehachse unbewegt
bleibt, scharfes Sehen aber nur durch Sehen eines Punktes möglich ist (vgl. Hobbes 2014:
142). Musashi benennt für den Kampf den erkennenden und den anschauenden Blick im Sinne von weiter Perspektive und detaillierter Schärfe, wobei der eine bewusst stark, der andere
bewusst schwach gehalten werden soll, was eine mittlere Perspektive ergibt 36 (vgl. Machida
2012: 55). Auch an anderen Stellen betont Musashi immer wieder, wie wichtig die Mitte für
„den Weg“ ist (vgl. Musashi/Harris 1983: 23; siehe auch Machida 2006: 111-113).
Die Autorinnen der Lügenstudie stellten darüber hinaus weiter fest, dass „Personen mit starker Self-Monitoring-Tendenz besondere Fertigkeiten in der Lügendetektion auf [-weisen]“, da
sie besondere Aufmerksamkeit auf das Feedback ihrer Umwelt richten, die auch über verschlüsselte sprachliche und körperliche Signale vermittelt werden kann“ (vgl. Ausserbauer et
al. 2003: 20). Der von Füllgrabe in Bezug auf Musashi bereits erwähnte Paul Ekman nennt
hierzu unter anderem zwei Gründe, warum das so ist und warum die menschliche Lügendetektions-Häufigkeit nur knapp über dem Rate-Niveau liegt. Er sagt, dass Menschen nicht lernen, „die Lügen unserer Eltern zu identifizieren“, sondern mit deren Posieren aufwachsen, sowie dass Menschen oftmals in die Irre geführt werden wollen und bei Lügen unbewusst mitspielen, da „wir ein Interesse daran haben, die Wahrheit nicht zu kennen“ (vgl. ebd.).
Daraus kann geschlossen werden, dass Menschen erstens mit Lügen und Posieren aufwachsen, die man sich unbewusst immer mehr zu eigen macht, und dass zweitens die Qualität der
Lügendetektionsfähigkeit davon abhängt, wie sehr man sich der Tatsache bewusst ist, selber
immerzu Rollenspieler zu sein.
Daraus ergibt sich, dass es nicht eine, sondern zwei Persönlichkeiten im Menschen gibt: Das
Seinsein und das Scheinsein, was man gleichsam mit innerer und äußerer Persönlichkeit oder
Authentizität und Rollenverhalten37 übersetzen kann.
36 Sofern man bedenkt, dass der Mensch unbewusst genau umgekehrt sieht. Musashi will so gesehen
Routinierung und Stereotypisierung entgegenwirken.
37 Auch Hobbes geht auf Rollenspiele in Bezug auf „Bürger und Staat“ ein (vgl. Hobbes 1918: 58-60).
15
Die innere Persönlichkeit ist das, was wir selbst in unserem innersten Kern sind → Wie wir
sind. Die äußere Persönlichkeit ist das, was wir im Laufe der Jahre um unseren innersten Kern
herum aufgebaut haben → Wie wir uns darstellen.
Die Autorinnen der Studie haben festgestellt, dass Menschen die Lügen ihnen nahestehender
Personen genauso schlecht wie die von fernen Bekannten erkennen. Sofern man bedenkt, dass
kein äußerlich Nahestehender dem Individuum näher als dessen Eltern stehen, kann man Ekmans These als bestätigt sehen, dass Menschen in der Kindheit nicht lernten, die Lügen unserer Eltern als Lügen zu identifizieren. Wer steht dem Menschen aber näher als die eigenen Eltern? Das kann logischerweise nur das Individuum gegenüber sich selber sein. Des Menschen
innerster Kern erkennt also nicht, ob er gerade sich selbst anlügt.
Alternativ erkennt dieser das doch und kommuniziert das auch, nur hört man die Person das
nicht, da der Reizunterschiedsschwellenwert zu gering in Bezug auf die individuelle Sensibilisierung ist. Besagte Sensibilisierungsschwelle wird auch Bauchgefühl38 genannt, das sich
durch permanente Reizüberlagerung verringern kann, was dadurch passiert, dass man ein paar
Mal auf die eigene Sensibilisierung nicht hört, also wider dem Bauchgefühl handelt.
So gesehen könnte man sagen, dass jeder Mensch sein persönliches „Ministerium der Wahrheit“ besitzt, das fortlaufend die eigene Geschichtsschreibung an die aktuelle „Parteilinie“ der
Person anpasst, die so oft wiederholt wird bis „alle Aufzeichnungen gleich lauteten –, dann
ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit“ (vgl. Orwell 1973: 54). Machida
schreibt bezüglich Musashis neunter Strophe im Dokkōdō hierzu analog, dass „man den Mut
haben [soll], alles, wie es ist, auf sich zu nehmen, und dafür ist die Autonomie des Willens
notwendig“ (vgl. Machida 2006: 113). Autonomie ist wiederum gemäß Arno Gruens Definition analog zum Urvertrauen zu verstehen (siehe S. 5). Musashis neunte Strophe lautet analog
dazu auch: 'Ich will keine Ausreden suchen und keinen Groll hegen weder gegen mich noch
gegen andere' (vgl. Machida 2006: 113).
Miyamoto Musashi schreibt in seiner „Essenz der Schwertkampftechniken“, dass es im
Schwertkampfduell drei Arten des Blickens gibt: „Kan“ ist der erkennende Blick, „Ken“ der
anschauende Blick. Dazu kommt noch der namentlich nicht bezeichnete39
„dem Gegner die [eigene] Absicht kundgebenden Blick. Deswegen soll man beim
Blicken nur die eigene äußere, intentionelle Seele (' I ') an die Augen des Gegners
38 Wobei der Bauch für Japaner als Sitz der menschlichen Seele und der Gefühle gilt (vgl. Matijevic 2009: 19).
39 Bei den Mongolen heißt es: das Auge der Seele.
16
heften, aber auf keinen Fall die eigene innere, den Entschluss fassende Seele ('Shin').
Dies soll sorgfältig beachtet werden“ (vgl. Machida 2012: 55).
Daraus kann man schließen, dass der überlegene Kämpfer mit dem durchdringenden Blick die
innere Seele ('Shin') des Gegners wahrnehmen kann, gleichzeitig aber sein eigenes 'Shin' vor
dem durchdringenden Blick des Gegners verbergen soll (vgl. Musashi/Harris 1983: 42f.).
Musashis „innere und äußere Seele“ können demnach kongruent zu den Begriffen der „inneren und äußeren Persönlichkeit“ übersetzt werden: Die innere Seele ist das, was wir sind. Die
äußere Seele ist das, wie wir erscheinen.
Sofern also die äußere Seele eine Art „Ministerium für Wahrheit“ ist, welche der inneren Seele fortlaufend die aktualisierte Parteilinie im Sinne von zur Wahrheit umgeschriebener Propaganda zukommen lässt, kann die innere Seele bzw. der innere Kern nur die menschliche Gefühlsebene sein, denn Gefühle stellen die originärste Bindung des Menschen zur Welt dar.
Miyamoto Musashis „Buch der fünf Ringe“ besteht aus fünf Einzelbüchern. In den ersten vier
Büchern beschreibt er, dass man und wie man hart trainieren soll, damit man dem Gegner im
Kampf überlegen ist. Überlegenheit entsteht in einem Zweikampf dadurch, dass eine Partei
mehr nachgedacht („überlegen“), mehr geübt und sich den Konfliktzustand besser als sein
Gegner zum „Naturzustand“ gemacht hat, während der Unterlegene weniger nachdachte, weniger übte und den Konfliktzustand als weniger natürlich („Ausnahmezustand“) wahrnimmt.
Daher stellt für den überlegenen Kämpfer der Frieden, für den unterlegenen Kämpfer dagegen
stellt der Konflikt die Ausnahme vom Alltag dar (vgl. Machida 2012: 55). Um das zu erreichen musste Musashi seinen Schwerpunkt in Bezug zu Krieg auf Kunst und Intellekt setzen,
in Bezug auf Frieden dagegen auf Strenge und Askese, um in Friedenszeiten den Krieger und
in Kriegszeiten den Bürger zu erhalten (vgl. Matijevic 2009: 13).
In den ersten drei Büchern lehrt Musashi seine Techniken, seine Lehren und seine Weltsicht.
Im vierten Buch, dem „Buch des Windes“, macht er die Schüler mit den Techniken, Lehren
und Ansichten der anderen Schwertkampfschulen vertraut, worüber er sagt, dass es diese zu
studieren und mit seinen Lehren zu vergleichen gilt, damit man ein Gespür dafür entwickelt,
„was Tugend und Untugend, was richtig und was falsch“ ist (vgl. Musashi/Harris 1983: 39).
In seinem fünften Buch, dem „Buch der Leere“, beschreibt er, wie der Schwertkämpfer seine
Überlegenheit bis ins Absolute hin steigern kann, sodass er die höchste Stufe des Kämpfens –
das Siegen ohne physischen Kampf, sondern auf Basis reiner psychischer Überlegenheit – er-
17
reicht. Die Leere beschreibt er als das, was nicht die Täuschung ist:
„Die Leere ist das, in dem nichts existiert; sie ist das, was Menschen zu wissen unmöglich ist. Allerdings – die Leere ist das Nichts. Indem du aber das Existierende erkennst, wirst du auch fähig werden, das Nicht-Existierende zu erkennen. Das NichtExistierende – das ist die Leere“ (vgl. ebd. 47).
Die Leere findet sich demnach tief in unserer inneren Seele – der Gefühlsebene – wieder und
die Leere selber ist der sogenannte „Urzustand“. Dieser ist dadurch charakterisiert, dass er frei
von jeder Täuschung ist. Um frei von Täuschung zu sein, sollte der Urzustand aber auch frei
von jeglicher Wertung sein. Allerdings schreibt Musashi dazu: „Die Leere hat Gutes, nicht
Böses. Es gibt Weisheit, Verstand und den Weg, und es gibt die Leere“ (ebd.).
Der Urzustand muss also etwas Gutes und nichts böses sein. Und damit kann Musashis Urzustand nur im Urvertrauen begründet sein.
Victor Harris schreibt im Vorwort zu Musashis „Gorin-no-Sho“ über Zen-Buddhismus, dass
Erleuchtung im Zen nicht Verhaltensveränderung, sondern sondern die Realisation der Natur
des Lebens bedeutet (vgl. Harris. 1983: 6). „Endpunkt und Anfang sind gleich“ (ebd.)
Auch wenn Musashi laut eigener Aussage Buddhas Gesetze nicht benutzt 40, wird er sich trotzdem an den Werten seines Kulturkreis orientiert haben, sodass auch bei ihm der Anfangs- und
Endpunkt seines Weges identisch sind.
Henry Miller sagte, dass das Wichtigste im Leben ist, „sich Überlegenheit anzueignen und im
Alter den Mut zu entwickeln, das zu tun, was Kinder taten, als sie noch nichts wussten“ (vgl.
Miller 1974: 100). Wenn Urvertrauen sein Urzustand ist, entspricht Millers Aussage exakt
Musashis Zielzustand, wenn er von der „Leere“ spricht.
40 Vgl. Musashi 1983: 11
18
V. Gorin-no-sho und Bushido-Kodex
Da der Urzustand sowohl Anfang wie auch Ziel des Menschsein für Musashi darstellt, lässt
das die Schlussfolgerung zu, dass der Weg zurück zum Urzustand der Weg der strengsten
Selbstreflexion ist. „Er basiert auf Intuition, dem emotionalen Begreifen und Erfahren der
Dinge“, was die obersten Ziele im Zen-Buddhismus sind (vgl. Matijevic 2009: 15).
Musashi schreibt in der Einleitung des „Gorin-no-sho“, dass er auf Grundlage von Schwertkampftugenden autodidaktisch viele Künste und Fertigkeiten auszuüben erlernte, sowie dass
er zum Schreiben seines Buches weder den Gesetzen des Buddhas noch den Lehren des Konfuzius noch anderen Schriften folgte (vgl. Musashi 1983: 11). Diese Aussage steht in Kontrast
zum Bushido-Kodex, laut dem Shinto und Konfuzianismus dem Samurai den Glauben an
Pflicht und Gehorsam geben und der Zen-Buddhismus geistige Freiheit gibt (vgl. Matijevic
2009: 20).
Musashis Weg zum Urvertrauen lässt sich am leichtesten ergründen, wenn man betrachtet, in
welcher Hinsicht sein Weg in Bezug auf den Bushido-Kodex anders vollzieht. Hierbei gilt zu
bedenken, dass ein Kodex eine Art von Historischer Mentalität entspricht, die Peter Dinzelbacher als 'das Ensemble der Weisen und Inhalte des Denkens und Empfindens [vesteht], das für
ein bestimmtes Kollektiv in einer bestimmten Zeit prägnant ist' (Siefert 2010: 301). Es sind
demnach Grundüberzeugungen und Ideologien, die Tendenzen aufzeigen, nach denen sich
Verhalten und Empfinden „im konkreten Anlass manifestiert“ (vgl. ebd. 301f.). Es ist also
eine Art roter Faden, anhand deren man – in diesem Fall die Samurai – sich orientiert.
Da der Bushido-Kodex so gesehen den kleinsten gemeinsamen Nenner an Grundprinzipien,
auf die sich das japanische Elitenkollektiv geeinigt hat, darstellt, ist ein Vergleich mit Musashis Individuallehre, zu den Urquellen41 des Kodex gezählt wird interessant.
Das Wesen des Bushido basiert auf den sogenannten „Vier Gelübden“: Der Pflicht zur Treue
(giri), dem Wohlwollen und Mitgefühl (ninjo), der Ehre (sonkei) sowie der Selbstentleibung42
(seppuku) (vgl. Matijevic 2009: 16f.).
Giri basiert auf wechselseitiger Zuneigung und Liebe zwischen Herren und Diener, die sowohl dem Vater-Sohn-Verhältnis43 als auch dem Geliebter-Geliebten-Verhältnis angelehnt war
41 In einer Fußnote zählt Siefert die bedeutendsten Quellen des Bushido-Kodex auf (vgl. Siefert 2010: 303).
42 Vgl. hierzu Yamamoto 2007: 15-17.
43 Vgl. Kiyohide (1971): 102.
19
(vgl. Yamamoto 2007: 60f.). Hierbei liegt eine tiefe Ergebenheit vor, die sich am besten durch
ein japanisches Sprichwort begreifen lässt: „A loyal woman will not remarry as a loyal samurai will not serve two lords“ (Kiyohide 1971: 107). Musashi diente zeitlebens überhaupt keinem Herren, wodurch er Giri verbunden gewesen sein hätte können.
Ninjo ist menschliches Mitgefühl44, das aus männlichen und weiblichen Wesenszügen besteht.
Das männliche Prinzip stellen Rechtsempfinden und Gerechtigkeitssinn, das weibliche Prinzip dagegen Sanftmut und Barmherzigkeit dar (vgl. Matijevic 2009: 17). Das ninjo soll hierbei als Gegengewicht zu giri wirken, wofür Samurai Künste und Schöngeistigkeit pflegen
sollten (vgl. Matijevic 2009: 18). Das bushido begründet seine Stärke durch Betonung des
männlichen Prinzips45. Musashi folgte aber verstärkt dem weiblichen Prinzip, in dem „der
treibende Faktor […] das Mitgefühl für das Leid anderer“ war (vgl. Matijevic 2009: 18).
Sonkei ist als Ausdruck des eigenen Selbstwertgefühls zu verstehen (vgl. Matijevic 2009: 18).
Hierzu gehörten Angst durch Verlust der Ehre durch Vernachlässigung der eigenen Körperpflege46, durch ehrlose Taten oder Verhalten47 (vgl. Matijevic 2009: 18). Musashi dagegen sagte, dass man sich nicht mit nutzlosen Beschäftigungen48 aufhalten sollte und legte auf äußerliche Ehre keinen Wert, erschien ungewaschen und anscheinend angetrunken zu Duellen (vgl.
Harris 1983: 8). Daher wird auch der Begriff „Ehre“ im „Gorin no sho“ kein einziges Mal
verwendet.
Seppuku49 ist der rituelle Selbstmord und wurde durch den Stich in den Bauch durchgeführt,
der „als Sitz der menschlichen Seele und der Gefühle“ gilt. Seppuku wurde zum Ideal für
männliche Charakter- und Willensstärke erhoben, das als Ideal eines ehrenhaften Todes galt
(vgl. Matijevic 2009: 19). Da „Giri“ eine Art „Vater-Sohn-Beziehung“ zwischen dem Herren
und seinem Krieger darstellte, war der Samurai nicht nur dem Giri sondern mehr noch dem
„Ninjo“-Prinzip verpflichtet (vgl. Saito 1912: 152f.). Krieger hatten daher die Pflicht, ihren
Herren nicht blindlings gehorsam ins Unrecht zu folgen, sondern ihren Daimyo argumentativ
von der Falschheit getroffener Entscheidungen zu überzeugen (vgl. ebd. 154). Gelang das
nicht, konnten sie ihren Loyalitätskonflikt nur durch „Seppuku“ zum Ausdruck zu bringen
44 Kiyohide präzisiert und schreibt, dass ninjo die tiefste Hingabe zum Gefühl anderer bedeutet, wobei „das
andere“ nicht nur „human feeling“ und „personal desire“ sondern auch die Natur mit einschließt (vgl.
Kiyohide 1971: 111f.). Da das aber das Ergebnis bzgl. Musashi nicht ändert, sei dies nur am Rande erwähnt.
45 Vgl. Yamamoto 2007: 24f.
46 Vgl. Yamamoto 2007: 38f..
47 Vgl. Yamamoto 2007: 14; siehe auch ebd. 22; siehe auch ebd. 52.
48 Vgl. Musashi/Harris 1983: 18.
49 Auch „Harakiri“ oder Kappuku“ genannt (vgl. Saito 1912: 152).
20
(vgl. ebd.).
Da Musashi dem Giri-Prinzip nicht verhaftet war, hat auch Seppuku als Ehrenhandlung für
ihn keine Bedeutung. Wenn Musashis schreibt, dass der Krieger dem Tode ins Auge blicken
muss, ist dies utilitaristisch zu verstehen; er verfolgt dadurch den Zweck, im Angesicht des
Todes den Gegner zu überwinden (vgl. Musashi/Harris 1983: 13; siehe auch Machida 2006:
116). Denn
„Erstarrung heißt, sich auf die Seite des Todes zu begeben. Nicht-Erstarrung heißt,
auf der Seite des Lebens zu bleiben. Das mußt du dir vor Augen halten“
(Musashi/Harris 1983: 21).
„Erstarrung“ heißt für Musashi konkret „von irgendetwas vorgelegtem befangen zu sein“ (vgl.
Machida 2012: 55f.).
Die dritte Strophe des Dokkodo lautet „Ich will unter allen Dingen nichts bevorzugen.“ Laut
Machida bezieht sich Musashi hierbei auf das 'ungetrübte Herz', dass der Kämpfer 'offen und
gerade' sowie 'in der Mitte' und 'ruhig' halten soll. Da ein Herz aber niemals stillsteht, schreibt
Machida weiter, dass „der Stillstand an etwas die Gefangenschaft selbst“ ist (vgl. Machida
2006: 111). Musashis Ablehnung von Stillstand wiederholt sich ebenfalls in den Strophen
sechs und acht (vgl. ebd. 112f.; siehe auch Musashi/Harris 1983: 37). Sofern aber Erstarrung
sich auf Seiten des Todes begeben und Stillstand Gefangenschaft bedeutet, kann Musashis
Weg nur der von Fortschritt und Leben sein.
Man kann also sagen, dass für Myamoto Musashis Lehre die Bushido-Prinzipien des Giri,
Sonkei und Seppuku kaum Wert besitzen und dessen Schwertkampflehre sich hauptsächlich
auf Übung und der „weiblichen Seite“ des Ninjos basiert, was erneut zu Gefühlen und damit
zum Urvertrauen führt (vgl. Musashi/Harris 1983: 47).
21
VI. Fazit und Forschungsausblick
Wir gehe davon aus, nachgewiesen zu haben, dass Myamoto Musashis Naturzustand das Urvertrauen ist. Dieses stellt für ihn sowohl Anfang als auch Ziel des Lebens dar. Das Urvertrauen entspricht hierbei dem Zustand, in dem Babys die Welt erblicken; dass zwischen den Eigenbedürfnissen und denen der Welt Übereinstimmung herrscht.
Wie aber konnte Musashi zurück zum Urzustand gelangen? Khalil Gibran schrieb, dass Vertrauen eine Oase im Herzen ist, die von der Karawane des Denkens nie erreicht wird (vgl.
Lasko 1994: 208). Musashi sagt hierzu, dass er sich bis zum fünfzigsten Lebensjahr unentwegt auf der Suche nach der Wahrheit übte, bis er auf einmal das Wesen der Schwertkunst erkannte. „Seitdem lebe ich, ohne einem bestimmten Weg zu folgen. So kann ich auf der Grundlage der Tugenden der Schwertkunst viele Künste und Fertigkeiten ausüben – und alles ohne
einen Meister“ (vgl. Musashi 1983: 11). Er dachte also fünfzig Jahre nach, bevor er mit Denken und dem Wunsch etwas werden zu wollen aufhörte, und stattdessen begann etwas zu sein,
wobei das „Sein“ kein Ziel im Sinne von „abschließendes Haben“ darstellt50. Gerdrud Wolf
schreibt in diesem Sinne auch: „Dem Haben steht damit viel weniger das Sein gegenüber als
vielmehr das Werden im Sein“ (vgl. Wolf 2011: 135).
Auf Grundlage des gesicherten Wissen über Musashis Urvertrauen, können wir jetzt auch
konkretere Vermutungen anstellen, inwiefern Musashi der beste Schwertkämpfer Japans werden konnte. Wenn als Differenzierung zu Kojiros Kampfkunst von Musashis „Sword of the
Spirit“ die Rede ist, könnte man annehmen, dass letzterem gelungen ist, die Reizunterschiedsschwellen der eigenen Wahrnehmung so weit abzusenken, dass er die den menschlichen Gefühlen zugrunde liegenden Hormonausstöße als Rezeptoren Analoger Kommunikation erspüren konnte, deren Übertragungsgeschwindigkeit Millisekunden beträgt. Watzlawick sagte in
diesem Sinne auch, dass Analogiekommunikation ausgeprägter Intuition bedarf, da sie das
Wort „nicht“ nicht kennt (vgl. Watzlawick et al. 2000: 66f.). Da Musashis Wissensgrundlage
aber das Mitgefühl ist, muss er nicht nur gegenüber seiner eigenen, sondern mehr noch gegenüber den Gefühlen anderer sensibilisiert gewesen sein, sodass es grundsätzlich dasselbe ist,
einen einzelnen Gegner oder „tausendmal zehntausend Männer“ spielerisch zu besiegen (vgl.
Musashi/Harris 1983: 15). Womöglich ist seine zehnte Aussage im „Heiho Sanjukogajo“ in
50 Machida schreibt hierzu analog über die erste Strophe des Dokkodo, dass der Weg endlos weiter führe..
Deshalb sei auch das Leben selbst ununterbrochene Selbstüberwindung, da es auf jedem erreichten Niveau
Wahrheit bereithalte (vgl. Machida 2006: 109f.). Siehe auch ebd. 117.
22
diesem Zusammenhang quasi wörtlich zu verstehen. Darin schreibt er, dass man
„in der eigenen Seele immer einen Faden und einen Maßstab haben [soll]. Wenn
man den Faden jederzeit mit dem Gegner verbindet und ihn mit dem Maßstab der eigenen geraden Seele misst, erkennt man schon, wo seine starke, schwache, gerade,
krumme, gespannte oder entspannte Stelle ist und was der Gegner in der Seele beabsichtigt. Anhand des flexiblen Fadens und des geraden Maßstabes soll man Rundes,
Eckiges, Langes, Kurzes, Krummes oder Gerades ermessen und den Gegner gut erkennen. Dies soll erprobt werden“ (Machida 2012: 56).
Musashi nimmt hierbei womöglich auf die sogenannten „Basisemotionen“ Bezug 51, die als
universal gelten, nachdem empirische Studien feststellten, dass diese kulturübergreifend vorkommen und überall gleichermaßen interpretiert werden. Alle weiteren Emotionen setzen sich
aus Basisemotionen zusammen (vgl. Korn et al. 2014: 391). Neben der Biopsychologie kann
hierzu womöglich die Frans de Waals Evolutionsforschungsarbeiten der Primatologie 52 tiefere
Erkenntnisse liefern.
Die Anwendungsgebiete in Bezug auf Musashis Handlungstheorie und -philosophie sind vielfältig; sie können theoretisch in jedem wissenschaftlichen Fachbereich Anwendung, finden,
der sich mit Menschen und intrinsischen oder extrinsischen Konflikten beschäftigt. Ein Anwendungsfeld könnte beispielsweise das Politikteilgebiet der Internationalen Beziehungen
sein, um Konflikte zu analysieren und aufzulösen.
Ebenfalls denkbar erscheint mir die Anwendung in Bezug auf Hochleistungssport, wo hoch
professionalisierte Leistungsträger innerhalb eines von außen gesetzten Wettkampfrahmens53
„miteinander kämpfen“ und Wissensunterschiede nur wenig maßgeblich in Bezug auf Sieg
oder Niederlage sind (vgl. Vossen 2013). Denn Nietzsche schrieb: 'Seht, ich kann das auch,
was meine großen Nebenbuhler können; ja, ich kann es besser als sie' (vgl. Nietzsche 1999:
790).
Zuvor ist allerdings weitere Grundlagenforschungen notwendig, um zum Zwecke klareren
Verständnis Begrifflichkeiten auszuarbeiten.
51 Siehe hierzu auch Machida 2012: 60f.
52 De Waals beobachtete, dass Primaten und andere höher entwickelte Säugetiere zumindest in Zeit
vorhandener Überlebensnotwendigkeiten „empathisch, sozial und mitunter altruistisch“ agieren (vgl.
Hartmann-Wolff 2016: 104-106).
53 Vgl. Nietzsche 2012: 783-792.
23
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