Datei anschauen / herunterladen
Transcription
Datei anschauen / herunterladen
Pushmagazin http://www.pushmagazin.de/cms/push/2008/31_2008Februar/Kom... P*U*S*H* gibt Deutsch-Nachhilfe Nix Kanak-Sprak Auf Fremdwörter reagieren manche Menschen ja geradezu idiosynkratisch. Für sie sind die Worte ein Zeichen von Arroganz oder Unwissenheit. In gewissenhafter Dosierung aber können Fremdwörter unseren Texten Würze geben. Doch wann und wie verwenden wir sie richtig? Ein kurzer Ratgeber. Von Wolf-Ulrich Cropp gibt es „Das andere Fremdwörter-Lexikon“ in einer Neuauflage. Das Prinzip: Schlage ein einfaches Wort nach, z.B. „Erneuerung“, und erhalte Synonyme mit Fremdwortcharakter, hier etwa Innovation, Reform, Reformation, Regeneration. Kurze Erklärungen zu den Worten helfen zur korrekten Verwendung. Sven Hochreiter, Trainer und Berater vom Zienterra Institut für Rhetorik und Kommunikation in Bornheim, erklärt: „Je nachdem wie bekannt sie sind, bezieht man durch die Verwendung von Fremdworten auch eine klare Position.“ Der Verdacht, jemand könnte Unwissen kaschieren oder sich als Intellektueller präsentieren wollen, ist also nicht unberechtigt. „Die Sprache zeigt auch das Verhältnis unter den Kommunikationspartnern“, so Sven Hochreiter. Insofern wäre es sicher falsch, in einem Billetdoux (= kleiner Liebesbrief) an euren Liebsten oder eure Liebste mit Fremdworten zu flattieren (= schmeicheln) oder Hypokoristika zu vergeben (= Kosenamen), die sie oder er nicht kapiert (= versteht). Allerdings geht es Cropp auch nicht um eine möglichst dichte Anhäufung von Fremdworten in unseren Liebesbriefen und Bewerbungsschreiben, sondern um Präzision, Hilfestellung und Unterhaltung. In diesem „Lexikon“ macht sogar Schmökern Spaß. Hochreiter rät, „Fremdwörter zu vermeiden, wenn Sie nicht genau wissen, wer Ihr Adressat ist.“ Auch bei mehreren Adressaten desselben Schreibens sollte man abwägen: „Wenn das Publikum sehr heterogen ist oder aus sehr unterschiedlichen Fachbereichen kommt, ist ein Fremdwort eher eine Belastung für die verständliche Kommunikation“, so Hochreiter. Und die Devise von Wolf Schneider, Sprachkritiker-Guru der deutschen Sprache, ist: „Verwende nie ein Fremdwort, wenn es ein deutsches Wort gibt, das den Gegenstand besser bezeichnet!“ Nun zu der Frage, wann wir Fremdwörter verwenden dürfen oder sollten: 1. Um etwas treffender zu bezeichnen: Warum sollen wir „Auto“ sagen, wenn das Fahrzeug, welches wir meinen, ein Kabriolett, Oldtimer, Limousine, Coupé, Roadster oder Jeep ist! Diese Synonyme beschreiben das Auto noch präziser in seinen Eigenschaften. 2. Um uns gewählt auszudrücken: Wenn wir z.B. aktuelle körperliche Beschwerden unbedingt mitteilen wollen, können wir zumindest „Flatulenzen“ sagen statt „Blähungen“ – ein Flatus ist dann das einmalige Ereignis. Statt „krass“ oder „phat“ können wir „Parbleu!“ (= Potzblitz) benutzen. 3. Fremdwörter runden das Gesagte ab, sind das Salz in der Suppe: Ein islamischer Gebetsrufer ist ein Muezzin, „Schattenriss“ ist kaum unbekannter als „Silhouette“, eine Drehung beim Eiskunstlauf ist eine Pirouette und das Ding mit der Gemeinschaft nennt man Kollektiv. Oder 4. könnten wir Aufmerksamkeit erregen, wie im Jahr 2005 drei amerikanische Studenten, die bei der jährlichen Wissenschaftskonferenz zu Computer und Computertechnik WMSCI (World Multiconference on Systemics, Cybernetics and Informatics) einen Artikel einreichten. Sie hatten ein Programm entwickelt, das einen vollkommen inhalts- und sinnfreien Text konstruierte, der aus Fachbegriffen und Fremdwörtern bestand. Obwohl sämtliche Texte vor der Präsentation beim WMSCI geprüft werden, bestand dieser das Prüfungsverfahren und durfte vorgetragen werden. Bevor es aber so weit kam, klärten die Studenten den Hoax auf. 1 von 2 11.02.2008 10:35 Pushmagazin http://www.pushmagazin.de/cms/push/2008/31_2008Februar/Kom... P*U*S*H*-Info: Wolf-Ulrich Cropp: Das andere Fremdwörter-Lexikon (Piper-Verlag) Wolf Schneider: Deutsch für Kenner (Piper-Verlag) GEWINNSPIEL: P*U*S*H* verlost zwei Buchpakete mit Wolf-Ulrich Cropps „Das andere Fremdwörter-Lexikon“ und Wolf Schneiders „Deutsch für Kenner“. Dazu folgende Frage bis zum 29. Februar 2008 beantworten und an [email protected] schicken: Was heißt „Idiosynkrasie“? Autor: Nico Drimecker Bilder: aboutpixel 2 von 2 11.02.2008 10:35