- Bayerische Staatsforsten

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NATURWALDRESERVAT – WAS IST DAS?
Naturwaldreservate sind Wälder, die sich in einem weitgehend naturnahen Zustand befinden. Die natürliche Waldentwicklung läuft hier ungestört ab. Im Lauf der Zeit entstehen
„Ur-“Wälder mit starken Bäumen und viel Totholz. In Bayern
gibt es 159 Naturwaldreservate mit mehr als 7.000 Hektar
Fläche. Für die Bayerische Forstverwaltung sind sie eine Art
Freiluftlabor. Hier sammelt die Wissenschaft Daten über
den natürlichen Wald und seine Entwicklung sowie über die
artenreiche Tier- und Pflanzenwelt. Die Daten liefern wertvolle Erkenntnisse für Forstleute und Waldbesitzer, wie sie
ihre Wälder naturnah bewirtschaften können. Gerade in
Zeiten des Klimawandels sind diese Hinweise wichtig, damit
auch in Zukunft gesunde und stabile Wälder in Bayern
wachsen werden. Weitere Informationen finden Sie unter:
www.naturwaldreservate.de.
Naturwaldreservat
Böhlgrund
Amt für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten
Schweinfurt
SO FINDEN SIE HIN
Zell am
Ebersberg
A70
P
St2276
Böhlbach
Oberscheichach
Naturwaldreservat
Böhlgrund
Neuscheichach
HAS18
Aurach
Das Naturwaldreservat lässt sich am besten vom Schlangenweg begehen, einem gewundenen Steig, der durch das
ganze Reservat führt. Beginn ist der Wanderparkplatz an der
Böhlstraße in Zell am Ebersberg (von der Autobahn A 70 kommend die letzte Straße nach rechts). Der Rückweg ist über den
Böhlgrundweg möglich.
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an:
Bayerische Staatsforsten AöR
Forstbetrieb Ebrach
Marktplatz 2, 96157 Ebrach
Tel. 09553 9897-0
Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt
– Bereich Forsten –
Cuspinianstraße 9, 97422 Schweinfurt
Tel. 09721 20985-3
Naturwaldreservate in Bayern.
a IMPRESSUM Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft,
Hans-Carl-von-Carlowitz-Platz 1, 85354 Freising, [email protected],
www.lwf.bayern.de, www.forst.bayern.de a REDAKTION Abteilung Biodiversität, Natur­schutz, Jagd a FOTOS S. Thierfelder, U. Mergner, M. Blaschke, R.
Vornehm a SATZ Complizenwerk, München a DRUCK Druckerei Lanzinger
GbR, Oberbergkirchen, gedruckt auf Clarobulk, PEFC-zertifiziert, Zertifikatsnummer PEFC/10-31-1120 a STAND Mai 2015
NATURWALDRESERVAT
BÖHLGRUND
Naturwaldreservat Böhlgrund
grund zahlreiche andere Baumarten durchsetzen. Neben Traubeneiche, Hainbuche, Linde, Esche und Bergahorn finden sich
hier auch seltenere Baumarten wie Elsbeere und Speierling.
ÖKOLOGISCHE BESONDERHEITEN
Die Krautschicht in den Tal- und unteren Hangbereichen dominiert im Frühling der Bärlauch. Hinzu treten häufig Waldmeister,
Knoblauchsrauke und Wald-Fiederzwenke. Aber auch seltene
Pflanzenarten wie Gefleckter Aronstab, Seidelbast und Zwiebel-Zahnwurz sind beteiligt.
Der Feuersalamander fühlt sich in den Laubwäldern des
Böhlgrunds sehr wohl.
ALLGEMEINES
Das Naturwaldreservat Böhlgrund liegt im Vogelschutz- und
FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) „Buchenwälder und Wiesentäler des Nordsteigerwaldes“ im Landkreis Haßberge. Das
Reservat befindet sich im Staatswald und wird durch den Forstbetrieb Ebrach der Bayerischen Staatsforsten betreut. Die 182
Hektar große Fläche wurde im Jahr 2010 als das größte Naturwaldreservat in Bayern außerhalb der Alpen ausgewiesen.
Die Gräben sind ein Sammelbecken für Totholz.
Im Totholz leben die Larven des farblich sehr auffälligen und
seltenen Netz-Rotdeckenkäfers und des Pechfüßigen Rinden­
schmal­k äfers. Sie sind im Mulm und unter der Rinde der zersetzten Bäume auf der Jagd nach anderen Insekten. In den
feuchten Taleinschnitten fühlen sich zahlreiche Schneckenarten besonders wohl, darunter auch die seltene Kleine Bernsteinschnecke mit ihrem lediglich bis zu 8 mm großen Schneckenhaus.
Der seltene Samtige Pfifferling ist einer der vielen Mykorrhiza-Pilzpartner der Laubbäume.
STANDORT
Das Reservat umfasst die tief eingeschnittenen Seitentäler südlich des Böhlbachs. Die Geologie bestimmen die unteren
Schichten des Steigerwaldkeupers mit den tonhaltigen und
gipsführenden Esterienschichten und dem darüber liegenden
Schilfsandstein. Durch die vielen austretenden Quellen haben
sich frische, nährstoffreiche Tonböden gebildet. Allerdings sind
die steilen Hänge sehr instabil und es kommt laufend zu
Rutschungen.
WALDGESELLSCHAFTEN DES NATURWALDRESERVATS
Tonige und labile Böden begrenzen die Vorrangstellung der
ansonsten dominierenden Buche. Daher können sich im Böhl­
Die Seidelbastblüten bringen im Frühjahr erste rote Farbtupfer.
Ständiger Gast der Laubwälder im Böhlgrund ist der Feuersalamander. Und gelegentlich finden sich selbst an jungen
Baumstämmen bereits Spechthöhlen.
WALDENTWICKLUNG
Die Wälder im Naturwaldreservat sind überwiegend gleichaltrig und dürften auf große Kahlschläge vor etwa 100 Jahren
zurückgehen. Viele alte Wege zeugen von forstlichen Nutzungen in früheren Zeiten. Waldkiefer, Lärche und Fichte
wurden weit vor der Ausweisung des Reservats gepflanzt.
Wegen der schwierigen Bodenbedingungen sind Teile des
Reservats schon in den letzten 50 Jahren nur noch ganz extensiv bewirtschaftet worden.
In regelmäßigen Abständen finden im Reservat forstliche Inventuren statt. Dabei soll die Entwicklung des Holzvorrats,
des für viele Tier- und Pilzarten wichtigen Totholzes und der
Verjüngung untersucht werden.
Die letzte Inventur im Jahr 2010 ermittelte einen durchschnittlichen Holzvorrat von 352 Festmeter pro Hektar. Die
Totholzmenge lag bei 25 Festmeter pro Hektar..