Architekturwettbewerb PAVOREAL

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Architekturwettbewerb PAVOREAL
Architekturwettbewerb PAVOREAL
Überbauung Tiefgarage Pfauengarten
Presseaussendung
März 2008
PAVOREAL – Gewinner stehen fest
Der internationale Architekturwettbewerb zur Überbauung der Tiefgarage Pfauengarten ist entschieden. Das einstimmig gekürte Siegerprojekt stammt vom Wiener
Architektenteam Pichler & Traupmann. Ab 2009 startet die Realisierung mit einem
Investitionsvolumen von 17 Millionen Euro.
Mit dem Grundgedanken einer sinnvollen und modernen innerstädtischen Nachverdichtung zum Erhalt sowie zur Weiterentwicklung einer lebenswerten Stadt, fiel im September 2007 der offizielle Startschuss zum Architekturwettbewerb PAVOREAL. Mit der Ausschreibung dieses europaweit offenen, zweistufigen Architekturwettbewerbs zur Überbauung der Tiefgarage Pfauengarten, erhielten die Wettbewerbsteilnehmer in einem
Auswahlverfahren die Möglichkeit, ein einzigartiges, über Jahrhunderte gewachsenes
und sehr wertvolles Altstadtgefüge nennenswert zu ergänzen. Die Grazer Altstadt, bekannt für ihr südliches Ambiente und die harmonische Verbindung von historischer und
gleichzeitig zeitgenössischer Architektur zählt bereits seit über acht Jahren zu dem, von
der UNESCO ausgewiesenen, Weltkulturerbe. Den typischen Charakter der Stadt bildet
der historische Stadtkern mit seiner großteils erhaltenen, historischen Ziegeldachlandschaft, dessen Architektur bis in die Gotik zurückreicht. Gerade hier gilt es moderne Architektur möglichst sensibel und mit hoher Qualität in das vorhandene Stadtbild einzufügen. Diese besondere Herausforderung haben, von über 1.600 Interessierten aus 37
Ländern, schlussendlich 120 Architektenteams angenommen und sich einer hochkarätigen Jury gestellt. Seit 4. März steht nun der Sieger fest. Die Jury, die aus den Projektverantwortlichen der PG Liegenschaftsverwaltung, Vertretern der Stadt Graz und dem
Stararchitekten, Kjetil Thorsen, besteht, kürte das Projekt des Architektenteams Pichler
& Traupmann einstimmig zum Siegerprojekt. Eine Entscheidung, die auch die Berater
der UNESCO, der Altstadtsachverständigenkommission (ASVK) und der Stadtbaudirektion als äußerst positiv beurteilen. Ab 2009 wird mit einem Investitionsvolumen von 17
Millionen Euro mit der Umsetzung der Pläne von Pichler & Traupmann für den Bau von
Wohnungen und Gewerbeflächen über der Tiefgarage Pfauengarten begonnen.
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Die Altstadt von Graz bekommt mit dem Siegerprojekt eine zeitgemäße und vielfältige
Antwort auf eine komplexe und sensible Aufgabe. Die Juryierung ist eine Reise mit allen
Beförderungsmitteln gewesen, wo das gemeinsame Reisen an sich zum Ziel wurde.
Dies ergab sowohl architekturtheoretische Gespräche sowie mehr realbezogene Betrachtungen um das beste Projekt des Wettbewerbs zu finden. Der Entschluss ist einstimmig und die Jury ist der Meinung, dass die Stadt Graz hiermit einen Neugewinn für
ihre Bewohner bekommt. Ich darf auch auf die Ambition des privaten Auftraggebers, einen wesentlichen öffentlichen Beitrag leisten zu wollen, hinweisen. Eine seltene Einstellung die man hoch werten sollte.
Architekt MNAL Kjetil T. Thorsen, Juryvorsitzender
Die von den Architekten Pichler und Traupmann vorgeschlagenen drei rhombenförmigen
Baukörper fügen sich in der Dimension in die Umgebung ein, wahren aber eine hohe Eigenständigkeit. Der Entwurfsgedanke eines angehobenen Platzniveaus bringt eine
überzeugende Abstufung von öffentlichen über halb-öffentlichen zu privaten Räumen,
die die Sichtbeziehungen und Durchwegungen vom Karmeliterplatz zum Stadtpark beibehalten bzw. neu eröffnen. Die Funktionen des Hotels und des Wohnens sind klar gegliedert und bieten damit eine schöne Ergänzung in den vorhandenen Nutzungen der
Umgebung. Kritisch merkte die Jury die vorgeschlagene Lösung der Tiefgarageneinfahrt
und der Materialität der vorgeschlagenen Fassadengestaltung an. Mit dem 1. Preis entsteht eine bauliche Abrundung der Altstadt, die dem Karmeliterplatz eine geschlossene
Kontur gibt, bei gleichzeitiger reizvoller Verbindung zum Park. Es entsteht etwas Neues
mit neuer Gebäude- und Architektursprache ohne die Qualität des Vorhandenen zu beeinträchtigen, setzt also die qualitätsvolle Geschichte der Altstadt von Graz fort.
Dr. Irene Wiese von Ofen, UNESCO
Der in Abstimmung mit dem Weltkulturerbe-Managementplan ausgelobte Wettbewerb
brachte ein einstimmiges Ergebnis, welches als starker architektonischer Beitrag auch
von sämtlichen konservatorischen Beratern gutgeheißen wurde. Die lange geforderte direkte Verbindung des Karmeliterplatzes mit dem Stadtpark ist durch das Projekt abgesichert. Die Baumassenverteilung berücksichtigt die Besonderheiten der Stadtkrone und
setzt sich wie ein Filter an die historische Stadtmauer.
Stadtbaudirektor Dipl.-Ing. Mag. Bertram Werle
Als Vertreter des Auslobers bin ich sehr zufrieden, dass es nach langer Vorarbeit und
mit Hilfe eines europaweit offenen Wettbewerbes gelungen ist, an dieser städtebaulich
so sensiblen Stelle ein Ergebnis zu erreichen, das die Zustimmung der Vertreter von
Unesco, Bundesdenkmalamt, ASVK, Stadtplanung und Stadtbaudirektion gefunden hat.
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Die Stadt Graz hat mit dem "Grazer Model" ein Verfahren angeboten, welches die Abstimmung zwischen öffentlichen und privaten Interessen zu einem frühen Projektentwicklungszeitpunkt leistet. Wir haben uns für dieses Modell entschieden, obwohl es - gerade in der komplexen Situation über der Tiefgarage Pfauengarten – mit erheblichem
Aufwand verbunden war. Die zugesagte Beschleunigung im Bewilligungsverfahren wird
eine rasche Umsetzung des ausgewählten Entwurfes ermöglichen.
Dipl.-Ing. Jörg Krasser, Vertreter des Auslobers
Ich muss den ArchitektInnen gratulieren und möchte mich bedanken: Wir haben enorm
vielfältige Antworten auf unsere diffizile Fragestellung bekommen. Wie ich finde wurde
durchwegs in sehr hoher Qualität und – insbesondere in der zweiten Runde – mit Leidenschaft und Sachverstand gearbeitet und präsentiert. Die Entscheidung war deshalb
nicht leicht, aber letztendlich klar.
Dr. Reinhard Hohenberg, Investorenvertreter
Die Projektgrundsätze
Nach wie vor gelten für unser Projekt jene bereits artikulierten Grundsätze, die nun im
Folgenden nochmals zusammenfassend dargestellt werden:
Das bestehende Niveau, welches auf der Oberkante der Tiefgarage und unter der Krone
der historischen Befestigungsmauer liegt, wird mit einem neuen Plateau überbaut.
Dieses Plateau wird zwar einerseits mit einer deutliche Fuge von der Stadtmauer, deren
Charakter dadurch massiv gestärkt wirkt, abgerückt, erlaubt aber andererseits einen ungehinderten und weit schweifenden Blick in und über den Stadtpark, wie er in dieser
Form bisher nicht möglich war.
Das städtebaulich attraktive und aktive Programm wird in drei einzeln stehende Häuser
gegliedert: in ein Hotel und zwei Wohngebäude. Diese Strategie erlaubt eine sensible
Gliederung und Einbettung der Gesamtbaumasse in das historische Stadtgefüge. Das
Projekt wird als städtische Komposition dreier Häuser und weniger als ein Großprojekt
erlebt. Jedes der Häuser nimmt unterschiedliche städtebauliche Bezugslinien auf und
reagiert unterschiedlich auf die jeweiligen stadträumlichen Situationen.
Am wesentlichsten erscheint jedoch, dass die bisherigen Blickbezüge nach wie vor vollkommen ungehindert möglich sind: der Blick vom Stadtpark zum Grazer Uhrturm, der
Blick vom Stadtpark auf das Dach des Landesarchivs mit dem dahinter liegenden
Schlossberg und der Blick vom Karmeliterplatz in die Baumkronen des tiefer liegenden
Stadtparks.
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In der sensiblen Zone des Übergangs von Altstadt zu Stadtpark, die trotz ihrer Lage innerhalb der Befestigungsmauern nie bebaut war, werden rautenförmige Grundrisse entwickelt, die weniger auf klassische Gebäudetypologien Bezug nehmen als vielmehr auf
die geknickten, polygonalen Verläufe der ehemaligen Befestigungsanlagen. Vom Stadtpark aus erscheinen die Baukörper daher äußerst schlank sowie zurückweichend und
belassen der historischen Stadtmauer ihre Dominanz. Der Karmeliterplatz hingegen wird
nach Osten hin geschlossen bei gleichzeitigem Erhalt seines Bezugs zum Stadtpark.
Ein Wasserbecken zieht sich in Reminiszenz an den historischen Burggraben entlang
der gesamten Länge der historischen Stadtmauer. Die Uferkante zum Park bildet Buchten zum Verweilen und wurde durch den Schattenwurf der neuen Gebäude gebildet. So
wird zweimal im Jahr der Schatten exakt auf die Wasseroberfläche treffen. Die Architektur der Gebäude tritt so in unmittelbaren Bezug zur Landschaftsarchitektur.
Das statisch-konstruktive Konzept berücksichtigt die Vorgaben des Bestandes, ohne jedoch dadurch gestalterische Einschränkungen in Kauf nehmen zu müssen.
Um einerseits die Stahlleichtbauweise auszudrücken und andererseits die Einbindung
der Gebäude in die charakteristische ziegelrote Dachlandschaft herzustellen, sind Fassaden und Dächer mit in der Farbe sich der Dachlandschaft annähernden Lochblechtafeln von unterschiedlicher Lochgröße überzogen.
Die Sieger
PICHLER & TRAUPMANN, ARCHITEKTEN
www.pxt.at
Christoph Pichler
1964
1983-1989
1990-1992
seit 1992
seit 2003
geboren in Wien
Studium der Architektur an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien,
Meisterklasse Prof. W. Holzbauer
Studium der Architektur an der Graduate School of Design,
Harvard University, USA
Lehrtätigkeit an der Technischen Universität in Wien
Lehrtätigkeit an der Technischen Universität Graz
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Johann Traupmann
1958
1977-1983
1981-1987
seit 1992
seit 2002
geboren in Güssing/Burgenland
Studium der Fachtheologie an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Wien
Studium der Architektur an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien,
Meisterklasse Prof. W. Holzbauer
Lehrtätigkeit an der Universität für Angewandte Kunst in Wien
Assistenzprofessor an der Universität für Angewandte Kunst in Wien
Pichler & Traupmann, Architekten
1992
1997
1998
2002
2003
2004
2006
Bürogründung
Architekturpreises der Österreichischen Zementindustrie, 1. Hauptpreis
Preis der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs - Bauherrenpreis
Architekturpreis des Landes Burgenland – Auszeichnung
Ausstellungsbeitrag zu „latent utopias“ - Steirischer Herbst 2002/Graz 0003
Adi Dassler Brand Center, Internationaler Realisierungswettbewerb, Ankauf
Architekturpreis des Landes Burgenland
Architekturpreis des Landes Burgenland – Auszeichnung
Der Starjuror
Kjetil Traedal Thorsen
Architekt MNAL
geboren am 14.06.1958 in Haugeund, Norwegen
Ausbildung:
Technische Universität Graz
Bacchalaureus für Architektur-Ingenieurwesen, 1985
Praxis:
Oslo, Norwegen
Seit 1990
Privates Praktikum, Snøhetta a.s.
1987 – 1989 Privates Praktikum, Snøhetta i.s.
1985 – 1987 Privates Praktikum
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Kairo, Ägypten
1994 – 1995 Snøhetta a.s. Repräsentanz
Stockholm, Schweden
1983 – 1984 Ralph Erskine
Bergen, Norwegen
1982 – 1983 Arbeidsgruppen Hus
Einige Projekte:
2006
Serpentine Gallery Pavillion, London
Convention Centre, Ras Al Khaimah, UAE
2005 National Academy of the Arts in Bergen
2004 Museum Complex, WTC, Ground Zero, New York
“City between the bridges”, Urban
Development, Umeå, Schweden
2003 Bjørvika, Beschränkter Wettbewerb, OSU, Oslo
2002 Tjuvholmen Stadtentwicklung, Oslo
2001 Turner Contemporary, Margate, England
Sheikh Zayed Knowledge Center, Abu Dhabi
2000 Neue Nationaloper, Oslo
Sandvika Kulturzentrum, Sandvika
1999 Institute of Neurobiologie, Marseille, Frankreich
1997 Parallelauftrag, Telenor Fornebu
Parallellauftrag Stadthalle Hamar, Hamar
Museum für moderne Kunst, Oslo
1996 Tomteutredning, Neue Oper in Bjørvika
Dänisches Nationalarchiv, Kopenhagen, Dänemark
Norwegische Botschaft in Berlin, Deutschland
Wettbewerb Kansai-kan library, Osaka, Japan
Karmøy Fischereimuseum, Karmøy
1993-98 Bibliotheca Alexandrina, Ägypten
1993 Lillehammer, Poststation
1991 Lillehammer, Kunstmuseum
Neue Universitätsbibliothek, Blindern, Oslo
Coral Garden Hotel, Sinai, Egypt
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1990
1989
Stadtentwicklung in Asker, Asker
Kadettangen Park und Reg.-Plan, Sandvika
Kulltangen-Brücke, Porsgrunn
Bibliotheca Alexandrina, Egypt
Zusammenfassung der Berufserfahrung:
Kjetil Trædal Thorsen verbrachte den Großteil seiner norwegischen Kindheit auf der Küsteninsel Karmøy. Nach einigen Auslandsjahren in Deutschland und England führte ihn sein Interesse
an Architektur nach Graz, wo er Architektur studierte. Er war im Jahr 1987 der Mitbegründer
von Snøhetta Architecture and Landscape und ist seit der Gründung von Snøhetta, einer privaten Aktiengesellschaft, im Jahr 1990 Partner des Unternehmens. Seit den Anfängen war er in
viele Aspekte aller Unternehmensprojekte mit eingebunden.
Er beschäftigte sich eingehend mit Planung und führte mehrere ausgezeichnete Planungswettbewerbe für öffentliche Gebäude in Europa und weltweit an, einschließlich des neuen Kunstmuseums, das für die olympischen Winterspiele in Lillehammer, Norwegen, gebaut wurde, wie
auch der Bibliothek in Alexandria, Ägypten, des Contemporary Museum in London und der
Neuen Oper in Oslo, Norwegen. Er war Mitbegründer der bedeutendsten Architekturgallerie
Norwegens, der Galleri Rom im Jahr 1986 und außerdem Mitglied des Norwegischen Architekturverbandes (NAL) und des American Institute of Architects (AIA). Ferner war er auch im NALPlanungswettbewerbskommittee tätig. Kjetil arbeitete als Juror bei diversen Planungswettbewerben in Europa und war an mehreren Architektur- und Designsymposien weltweit beteiligt.
Thorsen ist außerdem Professor am Institut für Experimentelle Architekturstudien an der Universität Innsbruck.
Awards:
2005
2005
2004
2003
2002
2001
2000
Norsk Form’s Ehrenpreis
Museumskomplex, WTC, Ground Zero, New York, 1.Preis
Aga Khan-Preis für die Bibliotheca Alexandrina
Umeå “Stadt zwischen den Brücken”, 1. Preis
Anders Jahre’s Kulturpreis
Tjuvholmen, Oslo, 1.Preis
Turner Center, Margate, 1. Preis
Sheikh Zayed Knowledge Centre,
Abu Dhabi, 1. Preis
Neue Nationaloper, Oslo, 1. Preis
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1999
1997
1996
1991
1990
1989
Sandvika Kulturzentrum, 1. Preis
Stadtmobiliar, Trondheim, 1. Preis
Institut für Neurobiologie, Marseille,
Frankreich, 1. Preis
Hamar Rathaus, 1. Preis
Norwegische Botschaft in Berlin, 1. Preis
Lillehammer Kunstmuseum, 1. Preis
Stadtentwicklung in Asker, 1. Preis
Kulltangen-Brücke, Porsgrunn, 1. Preis
Bibliotheca Alexandrina, Alexandria,
Ägypten, 1. Preis
Jury work:
2007 Erweiterung der Asplung-Bibliothek, Stockholm
2002 Hafen von Tromsø - Prostneset, Tromsø, Norwegen
2000 Ordrup Gaard, Kopenhagen, Dänemark
1999 Kunsthaus Graz, Österreich
1996 Les prix Brunel, Kopenhagen, Dänemark
1995 Dänische Nationalbibliothek, Kopenhagen, Dänemark
1992 Dänische Filmakademie, Kopenhagen, Dänemark
1991 Eisenbahnmuseum Hamar, Norwegen
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