Kopf Immeo-Mieter-Initiative - DIE LINKE. Kreisverband Essen
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Kopf Immeo-Mieter-Initiative - DIE LINKE. Kreisverband Essen
Mieter-Info November/2013 von Mietern für Mieter Kontakt: Ursula Behnke, Telefon: 74 30 94 Ursula Steinke, Telefon: 50 78 298 E-Mail: [email protected] Liebe Mitbewohnerinnen und Mitbewohner, Immeo verkauft in Essen und in ganz NRW immer mehr Wohnungen. Nachdem ganze Häuserblocks in Holsterhausen und auch z.B. in Gerschede in den letzten Jahren verkauft wurden, ist nun auch der Luisenhof I in der Nähe des Frohnhauser Markts (Hildesheimer-, Heeren-, Osnabrücker- und Liebigstraße) bald ganz „Immeo-frei“. Hier klappte der Verkauf nicht im Block an eine andere Wohnungsgesellschaft, sondern scheibchenweise wurden immer mehr Wohnungen einzeln verkauft. In einer Zeit, in der es bei den Banken und Sparkassen immer weniger Zinsen für Sparguthaben und Geldanlagen gibt, konnte Immeo in den letzten Jahren systematisch Wohnungen einzeln an Leute verkaufen, die ihr Geld anlegen wollten. So finden sich die Mieter im Luisenhof nun als Einzelmieter von Privatleuten wieder. Jedoch sind sie auch gleich wieder vereint: die Verwaltung der Wohnungen hat nämlich die Pro Casa in Düren (bei Aachen) übernommen – und dafür extra eine eigene Gesellschaft gegründet! „Mitte März 2013 wurde die ProCasa Immobilien GmbH notariell zur Geschäftsführung einer Mietpool GbR einer großen Wohnanlage in Essen (rd. 130 Wohnungen) bestellt (dem Luisenhof I). Zukünftige Erwerber diverser zum Verkauf stehenden Eigentumswohnungen haben die Möglichkeit, dem Mietpool beizutreten, der sodann die gesamte Bewirtschaftung (Verwaltung, technische Betreuung, Neuvermietung usw.) übernimmt. Bei diesem Managementauftrag für einen europaweit führenden Finanzdienstleister handelt es sich um die Fortsetzung der bereits seit weit über einem Jahrzehnt bestehenden Zusammenarbeit.“ Die Sache ist also offensichtlich in großem Stil langfristig von Immeo eingefädelt worden, damit sie den Luisenhof mit seinen aufmüpfigen Mietern und dem immer mehr wachsenden Renovierungsbedarf endlich los sind – und kräftig Reibach machen mit dem Verkauf der Wohnungen. Wir erweitern also unsere Mieter-Initiative um alle interessierten Mieter, die durch Verkauf ihrer Wohnung bei anderen Vermietern gelandet sind, damit sie weiterhin die Möglichkeit haben, sich in einer Mieterinitiative zusammenzuschließen. Denn die Probleme mit Mietsteigerungen, Verkäufen, Instandhaltung usw. sind ähnlich und vereinzelt haben wir Mieter nicht so viel Durchschlagskraft. Wir laden Sie also wieder herzlich ein zu unserer nächsten Versammlung: Immeo-Mieterversammlung Donnerstag, den 28. November 2013, um 19.00 Uhr, Gaststätte des Sportvereins TuS Essen-West 1881, Keplerstraße 109a (U-18- und Bus 160- Haltestelle Breslauer Str.) - bitte wenden – Dass in den Briefen von Immeo, in denen sie über den Verkauf der Wohnungen informieren, ein zehnjähriger Schutz vor Kündigung wegen Eigenbedarfs enthalten ist und bei über 65jährigen Mietern ein lebenslanges Wohnrecht, ist Ergebnis unseres langjährigen, hartnäckigen Kampfes für unsere Mieterinteressen! Selbstverständlich gibt es auch weiterhin Immeo-Mieter bei uns in Essen! Zum Beispiel in Rüttenscheid (Gummertstraße!) oder in Borbeck, wo aktuell Mieter damit zu kämpfen haben, dass ihre Balkone abgerissen wurden. Danach passierte drei Wochen (!) gar nichts, aber das Gerüst stand am Haus. Und Immeo hatte die Mieter nicht einmal darüber informiert, dass sie ihren Hausratsversicherungen das mitteilen müssen, denn durch ein Gerüst erhöht sich die Einbruchsgefahr. Innerhalb von drei Monaten sollen die neuen Balkone dran sein – solange müssen die Mieter den Baudreck und die Unsicherheit durch das Gerüst aushalten. Danach werden ihnen dann die schöneren und größeren Balkone auf die Miete angerechnet. Denn es handelt sich um eine Modernisierung. Wären die alten Balkone renoviert worden, hätte das nicht auf die Miete umgelegt werden dürfen. Eigentlich müssten die Mieter für die Bauzeit ohne Balkone für drei Monate eine Mietminderung bekommen! In ihren Koalitionsverhandlungen haben sich SPD, CDU und CSU auf die sogenannte "Mietpreisbremse", geeinigt, die sie nichts kostet - ganz im Gegensatz zu den Mietern. Besonders in Großstädten von München über Stuttgart, Frankfurt, Köln, Düsseldorf, Berlin bis Hamburg sind die Mieten in den letzten Jahren explosionsartig gestiegen. Laut "Mietpreisbremse" sollen die Mieten künftig um höchstens 15 Prozent in vier Jahren (bisher drei Jahre) steigen dürfen. Künftig dürfen die Länder bestimmte Gemeinden oder Regionen benennen, in denen bei Neuvermietungen die Miete nicht mehr als 10 Prozent über der laut Mietspiegel ortsüblichen Miete liegen darf. Im Ruhrgebiet bringt uns das geplante Gesetz allerdings wenig, denn wir haben im Vergleich zu anderen Regionen relativ niedrigere Mieten. Die Hauptursache der rapiden Mietsteigerungen bundesweit liegt in der Wohnungsbaupolitik der letzten Jahrzehnte. Der Bestand an gebundenen Sozialwohnungen wurde seit Ende der 1990er Jahre systematisch abgebaut. 1987 gab es noch 3,9 Millionen Sozialwohnungen in Deutschland. Von den im Jahr 2002 verbliebenen 2,5 Millionen Wohnungen mit gedeckelten Mieten ist ein Jahrzehnt später fast eine Million verschwunden. Im großen Stil verkauften Landesbanken und Städte wie ihre Wohnungsbestände an große Immobiliengesellschaften wie die Gagfah oder Annington. Diese haben Wohnungen weiter verkauft, kaum Wohnungen in Deutschland neu gebaut, nur widerwillig repariert – aber die Mieten kräftig erhöht. Weil Renten und Löhne stagnieren oder sinken, nehmen die Kosten für Wohnen einen immer größeren Teil des Lebensunterhalts ein – gerade auch der Arbeiterfamilien und der Familien kleiner Angestellter oder Rentner. Sie müssen schon jetzt oft mehr als 50 Prozent ihres Einkommens für Miete und Nebenkosten aufbringen. Auch viele Studenten finden kaum bezahlbaren Wohnraum. Der Deutsche Mieterbund fordert zu Recht eine schnelle Aufstockung des sozialen Wohnungsbaus. Für die Forderung nach bezahlbarem Wohnraum hat es in Großstädten wie Hamburg oder Berlin schon Demonstrationen mit mehreren tausend Teilnehmern gegeben. Immeo-Mieter, die Mieterhöhungsforderungen bekommen haben, bitten wir, diese Briefe zum Treffen der Mieterinitiative mitzubringen! Wir wollen erstens erfassen, wie sich die Mietpreise der Grundmiete pro Quadratmeter entwickeln, und zweitens be raten, wie wir uns gegen Mieterhöhungen zur Wehr setzen können. Schön wäre auch, wenn Mieter ausrechnen, wie sich ihre Grundmiete seit Bestehen von Immeo (also Anfang 2005) entwickelt hat, und das zur Versammlung mitbringen.