Biete österreichische Maschinen gegen polnischen Tabak

Transcription

Biete österreichische Maschinen gegen polnischen Tabak
Die Presse vom 23.08.2012
Biete österreichische Maschinen gegen polnischen Tabak
Österreichs Unternehmen schneiden am Erfolg des EU-Musterlandes mit. Neben der Baubranche bieten vor allem
Industrie und Finanzdienstleistungen Chancen. Aber Polen ist kein Geheimtipp mehr.
Wien/Auer. Polen ist anders. Als einziges Land in Osteuropa kam der knapp 40 Millionen Einwohner zählende Staat
bisher ohne Rezession durch die Wirtschaftskrise. Heuer dürfte Polen mit einem Wirtschaftswachstum von bis zu drei
Prozent sogar die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft in der EU werden.
Bauwirtschaft wächst rasant
Kein Wunder, dass Österreichs Unternehmen gern am polnischen Erfolg mitnaschen. Vor allem im
Finanzdienstleistungsbereich, aber auch in der Bauwirtschaft, auf dem Immobiliensektor und in der Industrie haben sich
die heimischen Firmen breitgemacht. Im Vorjahr trieben vor allem die Vorbereitungen auf die Fußball Europameisterschaft in Polen das Geschäft der heimischen Unternehmen an. Die polnische Baubranche wuchs um 11,8
Prozent – auch abseits des Stadionbaus. Mitschneiden konnte da etwa die Strabag, die den Auftrag für ein Bus -Terminal
und einen Bahnhof in Katowice an Land ziehen konnte und in Toruń die längste Straßenbrücke des Landes baut. Gut sind
die Österreicher auch im Abholen von EU-Förderungen: Von einem Euro, der nach Polen fließt, kämen rund 70 Cent
wieder zurück, schätzt Ernst Kopp, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Warschau.
In Summe ist Österreich mit 5,6 Milliarden Euro der neuntgrößte Investor in dem Land. In den kommenden Jahren
würden die Bereiche Infrastruktur, Energie und Umwelt weiter Chancen bieten, sagt Kopp. Bei den
Finanzdienstleistungen gebe es noch „viel Luft nach oben“. Schon seit 1998 im Land vertreten ist etwa die Vienna
Insurance Group. Geheimtipp ist das Land allerdings schon lange keiner mehr. Der Kampf um Marktanteile ist heftiger
geworden.
Wichtiger als Russland und China
Polen ist auch ein verlässlicher Handelspartner für Österreich. 2011 stiegen die heimischen Lieferungen nac h Polen um
ein knappes Viertel auf den Rekordwert von 3,42 Milliarden Euro. Im ersten Quartal 2012 legten die Exporte weiter zu.
Angetrieben wurde diese Entwicklung von der starken Industrie im Land. Der Großteil der österreichischen Güter, die
nach Polen verkauft werden, sind Maschinen und Halbfertigerzeugnisse für die Industrie. In Summe nimmt Polen Rang
neun unter den wichtigsten Absatzmärkten für Österreichs Unternehmen ein. Damit liegt es noch vor Ländern wie
Russland, China, Spanien oder den Niederlanden.
Umgekehrt stiegen aber auch die Importe aus Polen im Vorjahr auf 2,42 Milliarden Euro. Steinkohle und Koks machen
allein 14 Prozent der gesamten Lieferungen aus. Zum Exportschlager entwickeln sich auch Zigaretten aus Polen. Im
ersten Quartal stiegen die Tabakeinfuhren um 236 Prozent.
© DiePresse.com

Documents pareils