Stadt Ingolstadt

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Stadt Ingolstadt
Impressum:
Referat für Soziales und Umwelt
Spitalstr.3, 85049 Ingolstadt
Tel. 0841/305-2503
Fax: 0841/305-2504
Mail: [email protected]
Redaktion:
Ludwig Böhm, Referat für Soziales und Umwelt
Helmut Schels, Stadtplanungsamt, Stadtentwicklung und Statistik
unter Mitwirkung der Arbeitsgruppe “Demografischer Wandel”
(Sozialamt, Gesundheitsamt, Wohnungsamt, Stadtplanungsamt,
Bürgerhaus, Gleichstellungsstelle und Behindertenbeauftragter)
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
Seite 2
1.
Vorwort……………………………………………….............................................5
2.
Bestandsanalyse und Bedarfsplanung - Notwendigkeit und
Funktion……………………………………………………………..………………………6
3.
Soziodemografische Entwicklung in Ingolstadt ………………..…………….6
3.1
Allgemeine statistische Grundlagen …………………………………………………….6
3.2
3.2.1
3.2.2
3.2.3
Soziodemografische Entwicklung in Ingolstadt …………………………………..…….7
Bevölkerungsentwicklung und Prognose der Entwicklung insgesamt ………………7
Entwicklung und Prognose des Anteils der älteren Bevölkerung …………………….8
Entwicklung und Prognose der älteren ausländischen Bevölkerung ………….……10
3.3
3.3.1
3.3.2
3.3.3
Altenbevölkerung nach Geschlecht, Familienstand und Staatsangehörigkeit ….…11
Geschlechterverhältnis der älteren Bevölkerung……………………………………...11
Alleinstehende Ältere: Familienstand und Einpersonenhaushalte …………………11
Ausländer und Aussiedler ab 65 Jahren (Staatsangehörigkeit/Geburtsstaat)……..12
4.
Bestandsaufnahme und –analyse, zukünftiger Bedarf ………………….13
4.1
Seniorenbefragung (wichtige Aussagen und Schlussfolgerungen) ……………..…13
4.2
Pflege ……………………………………………………………………………………..15
4.2.1
4.2.1.1
4.2.1.2
4.2.1.3
4.2.1.4
4.2.1.5
Bestand ……………………………………………………………………………………15
Pflegebedürftige insgesamt ……………………………………………………………..15
Pflegebedürftige nach Pflegestufen und Versorgungsart ……………………………15
stationäre Pflegeeinrichtungen …………………………………………………………16
Kurzzeit- und Tagespflege ………………………………………………………………16
ambulante Pflege …………………………………………………………………….......17
4.2.2
Pflegeprognosen (wichtigste Aussagen und Schlussfolgerungen) …………….......17
4.3
4.3.1
4.3.2
4.3.3
Wohnen im Alter ………………………………………………………………………….21
Wohnqualität im Alter………………………………………………………….………....21
Beratungsstelle für Wohnungsanpassung …………………………………………….22
Betreute Seniorenwohnungen …………………………………………………............22
4.3.4
4.3.4.1
4.3.4.2
4.3.4.3
4.3.4.4
Betreute Wohnformen ……………………………………………………………..........23
Betreutes Wohnen zu Hause ……………………………………………………..........23
Ambulant betreute Wohngemeinschaften ……………………………………………..25
Alten-Wohngemeinschaften …………………………………………………………….27
Wohnen für Hilfe/Wohnpartnerschaften ………………………………………...……..27
4.4
Sonstige Hilfen und Angebote für Senioren in Ingolstadt…………………….………27
4.5
Integration …………………………………………………………………………………27
4.6
Freizeit, Selbsthilfe und Teilhabe
28
4.7
Information und Beratung
28
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
Seite 3
5.
Trends und Zukunftsperspektiven (Bund/Land) ………………………........28
5.1
Bundesregierung ………………………………………………………….……………..28
5.1.1
5.1.2
5.1.3
Nachhaltige Politik der Generationen ………………..………...………………..…….29
Fünfter Altenbericht ………………………………………………………….……… …29
weitere Projekte ……………………………………………………………….…………29
5.2.
Bayerische Staatsregierung ……………………………………………………..……...30
5.2.1
5.2.2
5.2.3
5.2.4
Fachstelle für Wohnungsberatung ………………………………………….………….31
Modellprojekt „SOPHIA“ …………………………………………………………….…..31
Modellprojekt Simba „Sicherheit im Alter – Betreut zu Hause ………….…………..31
bayerisches SeniorenNetzForum ………………………………………………………31
Anlagen:
1 Alten- und Pflegeheime in Ingolstadt
2 ambulante Pflegedienste in der Stadt Ingolstadt
3 Betreutes Wohnen in Ingolstadt – Bestand
4 Sonstige Hilfen und Angebote für Senioren in Ingolstadt
5 Pflegeprognose für Ingolstadt bis 2015 - Datengrundlagen
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
Seite 4
!"#
Der Altersaufbau unserer Gesellschaft wird sich in den nächsten 30 Jahren
gravierend verändern. Immer weniger junge Menschen werden immer mehr älteren
Menschen gegenüber stehen. Im Jahr 2050 wird mehr als ein Drittel aller Deutschen
über 60 Jahre alt sein.
Die Veränderung unserer gesellschaftlichen Strukturen rückt den Lebensabschnitt
“Alter“ zunehmend in den Blickpunkt der Bürgerinnen und Bürger.
Höhere Lebenserwartungen, gestiegene Mobilität, aber auch die Zunahme von
Einpersonenhaushalten werden das Leben im Alter weiter verändern.
Sehr viele ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger gestalten ihr Leben unabhängig
und selbstständig. Wer jedoch auf Hilfe angewiesen ist, die oftmals innerhalb
der Familie aus verschiedenen Gründen nicht oder nur teilweise geleistet werden
kann, benötigt die Unterstützung der Gesellschaft.
Der vorliegende Bericht zur Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in
Ingolstadt soll als Arbeits- und Diskussionsgrundlage für den Stadtrat, die
Verwaltung, die Wohlfahrtsverbände und Interessenvertretungen und die
Öffentlichkeit dienen.
Dieser Bericht kann und soll sich nicht mit allen Handlungsfeldern der kommunalen
und auch freigemeinnützigen Seniorenarbeit befassen. So werden zunächst
sämtliche Angebote der pflegerischen und betreuenden Altenhilfe erfasst und auf der
Grundlage demografischer Trends für Ingolstadt eine Bedarfsprognose bis 2015 für
den Pflegebereich erstellt.
Ferner wird auf den wichtigen Aspekt des „Wohnens im Alter“ eingegangen und es
werden Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt und diskutiert, wie die selbstständige
Lebensführung älterer Menschen in der eigenen Wohnung in Zukunft unterstützt
werden kann.
In der praktischen Umsetzung wird weiterhin ein Mit- und Füreinander aller gesellschaftlichen Gruppen und vor allem das ehrenamtliche Engagement von Bürgerinnen
und Bürgern unserer Stadt notwendig sein.
Für die Mitarbeit an diesem Bericht möchte ich dem Redaktionsteam und allen
Mitgliedern der Arbeitsgruppe „Demografischer Wandel“ herzlich danken.
Fritz Bernhard
Sozialreferent
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
Seite 5
$"
%
&'
(
Die kommunale Seniorenhilfeplanung ist auf zweifache Weise auf Flexibilität und
Konsensfähigkeit angewiesen.
Zum einen verleiht der schon jetzt hohe Anteil an älteren Menschen an der Ingolstädter Bevölkerung der Seniorenhilfeplanung eine besondere Bedeutung.
Zum anderen wird ein großer Teil der Hilfe in Ingolstadt von freien Trägern erbracht.
Hinzu kommt, dass sich in den letzten Jahren auch zunehmend privatwirtschaftliche
Unternehmen in der Seniorenhilfe betätigen.
Wichtige Elemente sind deshalb die Kooperation, Vernetzung und Zusammenarbeit
aller Anbieter sozialer Hilfen für ältere Bürgerinnen und Bürger. Dieses zu fördern
und zu unterstützen, ist eine wichtige Aufgabe kommunaler Seniorenhilfeplanung,
also der regelmäßigen Bestandsanalyse sowie Bedarfsfeststellung und -prognose.
So hat die Stadt Ingolstadt zusammen mit dem Bezirk Oberbayern, der Arbeitsgemeinschaft der örtlichen Pflegekassen(vertreten durch Pflegekasse Zentrale
Kulmbach) und den anderen Kostenträgern den langfristigen Bedarf an
Pflegeeinrichtungen festzustellen (Art. 3 AGPflegeVG).
Zuletzt im Februar 2000 wurde der Bedarf an Pflegeeinrichtungen bis zum Jahr 2010
ermittelt. Die seinerzeitige Bedarfsprognose war nun auf der Grundlage aktueller
Daten zur Bevölkerungsentwicklung fortzuschreiben.
Dieser Bericht erfasst und analysiert ferner den Bestand an Angeboten des
„Betreuten Wohnens“ für ältere Menschen, stellt Modellprojekte zu alternativen
Wohnformen im Alter vor und gibt einenÜberblick über sonstige Hilfen und Angebote
für Senioren in Ingolstadt.
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3.1 Allgemeine statistische Grundlagen
Veränderungen der Einwohnerzahl spielen sich auf zwei verschiedenen Ebenen ab:
Durch Zu- und Fortzüge (Wanderungsbewegung) und durch Geburten und
Sterbefälle (natürliche Bevölkerungsbewegung). Wanderungsbewegungen wirken
sich auch auf die Altersgliederung aus. Diese wiederum hat einen langfristig
bestimmenden Einfluss auf die natürliche Bevölkerungsbewegung. Die Zahl der
Geburten wird dabei maßgeblich von der integrierten Geburtenziffer bestimmt, das ist
die durchschnittliche Zahl der Kinder, die eine Frau in ihrem Leben zur Welt bringt.
Sie liegt in Deutschland derzeit bei unter 1,4.
Neben Geburten und Migration hat die Sterblichkeit (= Sterbewahrscheinlichkeit)
einen maßgeblichen Einfluss auf die demografische Entwicklung.
Die Lebenserwartung ist seit Mitte des 19.Jh.(abgesehen von den Einflüssen durch
Kriege) stetig gestiegen. Fortschritte in der medizinischen Versorgung, Hygiene und
Ernährung sowie eine verbesserte Wohn- und Arbeitssituation sind dafür die
wesentlichen Gründe.
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
Seite 6
Im Jahr 1875 lag die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland für einen
neugeborenen Jungen bei 35,6 Jahren, für ein neugeborenes Mädchen bei 38,5
Jahren. Allerdings erklären sich diese niedrigen Werte vor allem durch die im 19.Jh.
noch recht hohe Säuglingssterblichkeit.
Aussagekräftiger sind Vergleichsdaten über die (Rest)-Lebenserwartung eines
bestimmten Jahrganges. Sie betrug für 60-jährige im Jahr 1875 noch 12 Jahre, im
Jahr 2002 konnten 60-jährige Männer durchschnittlich noch mit einer Lebenszeit von
20 Jahren rechnen, bei Frauen betrug dieser Wert 24 Jahre. Der anhaltende Anstieg
der Lebenserwartung ist vor allem der verringerten Sterblichkeit im hohen Alter zu
verdanken. Bis zum Jahr 2050 wird mit einer weiter steigenden Lebenserwartung
gerechnet (auch wenn diese Annahme keineswegs als gesichert gelten kann).
Die niedrigen Geburtenzahlen und die höhere Lebenserwartung werden aber auf
jeden Fall zu einer Verschiebung in der Alterstruktur führen. Der Anteil älterer (und
bereits aus dem Berufsleben ausgeschiedener) Mitbürger nimmt zu, der Anteil
jüngerer (in Ausbildung bzw. noch im aktiven Berufsleben befindlicher) Personen
nimmt ab.
3.2 Soziodemografische Entwicklung in Ingolstadt
Seit der Gebietsreform 1972 ist
die Ingolstädter Bevölkerung
stetig und stark gewachsen. Von
knapp 89.000 auf rund 120.000
Einwohner nahm die Bevölkerung in 32 Jahren ca. 31.000
Personen oder 35% zu, das sind
jährlich knapp 1.000 Personen
im Durchschnitt. Keine Stadt in
Bayern und kaum eine Stadt in
Deutschland wuchs so rasant
wie Ingolstadt.
Bevölkerungsentwicklung der Stadt Ingolstadt 1972 bis 2004
140.000
120.000
100.000
80.000
60.000
40.000
20.000
0
1972
1976
1980
1984
1988
1992
1996
2000
Das Wachstum der Bevölkerungszahl ist in erster Linie auf
einen positiven Wanderungssaldo von rund 27.500 Personen (mehr Zuzüge als Wegzüge)
zurückzuführen, der Überschuss der Geburten über die Sterbefälle betrug in diesem
Zeitraum dagegen nur ca. 3.500 Personen.
2004
Die weitere Entwicklung der Bevölkerung in Ingolstadt wurde auf der Basis von Prognosen
des Bundesamtes für Raumordnung und Bauwesen sowie auf Berechnungen und Daten des
Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung prognostiziert.
Grundannahmen sind:
• Mittlere Bevölkerungszunahme durch ein Plus an Zuzügen von 840 Personen jährlich
• Abnahme der Geburten, Zunahme der Sterbefälle
• Steigende höhere Lebenserwartung
Auf der Basis dieser Grundannahmen würde die Einwohnerzahl Ingolstadts nach der
Berechnung einer Status-quo-Prognose bis 2020 auf über 130.000 Einwohner steigen (siehe
Diagramm).
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
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Prognose der Gesamtbevölkerung der Stadt Ingolstadt
2003 bis 2020
Einwohner
140.000
135.000
131.000
130.000
Mittelwert 1994-2002
(letzter Konjunkturzyklus)
125.000
Mittelwert 1999-2002
(wirtschaftliche Hochphase)
120.000
Mittelwert 1994-1998
(wirtschaftliche Rezession)
115.000
Ohne Zuwanderung
110.000
2004
2008
2012
2016
2020
Der prozentuale Anteil der älteren Bevölkerung ab 65 Jahren hat seit 1972 von rund 11% auf
über 18% sehr stark zugenommen während der Anteil der unter 18-jährigen stark abnahm
(siehe Diagramme). Bei den absoluten Werten schwankte die Zahl der unter 18-jährigen
über den Zeitraum 1973 bis 2004 von 17.000 bis 24.000 Personen, blieb aber im Vergleich
der Jahre 1973 und 2004 mit ca. 23.000 bzw. 22.000 Personen relativ konstant.
Die ältere Bevölkerung ab 65 Jahren stieg von 1973 mit rund 10.000 Personen um über
11.000 auf mehr als 21.000 Einwohner im Jahr 2004, was mehr als einer Verdoppelung
entspricht. Die Bevölkerung von 18 bis unter 65 Jahren wuchs um rund 20.000 Personen von
57.000 auf 77.000 Einwohner (35 % Steigerung).
Bevölkerung nach Altersgruppen in
Ingolstadt 1973 bis 2004
Bevölkerung nach Altersgruppen in
Ingolstadt 1973 bis 2004
100%
140.000
0 - 18 J. . .
18 - 65 J. . .
üb. 65 J. . .
90%
120.000
80%
70%
100.000
60%
80.000
0 - 18 J. . .
18 - 65 J. . .
üb. 65 J. . .
50%
60.000
40%
30%
40.000
20%
20.000
10%
0
1973
1978
1983
1988
1993
1998
2003
0%
1973
1978
1983
1988
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
1993
1998
2003
Seite 8
In den nächsten 15-20 Jahren wird die Zahl der Personen bis 45 Jahren in Ingolstadt relativ
konstant bleiben, vor allem durch die Zuwanderung von Personen im Alter von 18 bis 30
Jahren. Aufgrund des Älterwerdens der jetzt unter 45 Jahre alten Bevölkerung verschiebt
sich das Verhältnis von Jung und alt.
Die Zahl der Personen von 45 bis unter 65 Jahren (von 30.000 auf 37.000) und auch die
Altersgruppe der 65 Jahre und älteren Einwohner (von 20.000 auf 26.000) wird stark
zunehmen.
Veränderung der Altersstruktur in Ingolstadt
2003 bis 2020
2003
2008
2014
2020
50.000
45.000
40.000
Einwohner
35.000
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
0-18 Jahre
18-45 Jahre
45-65 Jahre
ab 65 Jahre
Von den Altersgruppen ab 65 Jahren verzeichnen alle Gruppen Zuwächse, die höchsten
werden in der Altersgruppe der 75 bis 85-jährigen erzielt, der prozentuale Anstieg ist bei den
85 bis 95 Jährigen am höchsten.
Entwicklung der Bevölkerung in Ingolstadt bis
2020 nach Altersgruppen
65-75
75 bis 85
85 bis 95
14.000
12.819
12.000
10.000
8.000
11.379
9.566
6.911
6.000
4.000
2.000
2.972
1.699
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
2020
2019
2018
2017
2016
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
0
Seite 9
Die Anzahl der Ausländer ab 65 Jahren hat seit 1980 bis 2004 von 300 auf rund 1.450
Personen sehr stark zugenommen. Von ursprünglich 3,5% der ausländischen Bevölkerung
im Jahr 1980 wuchs der Anteil der Senioren mit ausländischer Staatsangehörigkeit auf 8%
im Jahr 2004. Dabei sind die ausländischen Frauen ab 65 Jahren mit 9% an der Gesamtzahl
der ausländischen Frauen stärker vertreten als die älteren Männer an ihrer Gesamtzahl
(7%).
Ausländer ab 65 Jahren nach Geschlecht
1980 bis 2004 in der Stadt Ingolstadt
1.600
1.400
1.200
1.000
800
600
400
200
0
1980
1984
1988
1992
1996
2000
2004
Eine detaillierte Prognose der Entwicklung der ausländischen Mitbürger ab 65 Jahren kann
auf der Basis der Bevölkerungsprognose für Ingolstadt nicht angestellt werden, da diese
nicht nach Deutschen und Ausländern differenziert berechnet wurde.
Die Zahl der Ausländer in Ingolstadt ist seit 1980 nur um rund 80% gestiegen ist, die Zahl der
Ausländer ab 65 Jahren hat sich aber fast verfünffacht. Außerdem ist die Zahl der Ausländer
seit 1995 nahezu konstant während die Zahl der Ausländer ab 65 Jahren von 1995 (775
Personen) bis 2004 (1.452 Personen) fast verdoppelt hat.
Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass zunehmend ausländische Mitbürger auch im
Alter in Ingolstadt bleiben und nicht in ihre Heimatländer zurückkehren. Wie sich die Zahl der
älteren ausländischen Mitbürger weiter entwickelt ist aufgrund vieler unklarer
Rahmenbedingungen schwer zu sagen.
Es kann jedoch mit großer Sicherheit angenommen werden, dass alleine aufgrund der
Überalterung der ausländischen Bevölkerung und des Familienzusammenhalts (die zweite
und dritte Generation der Ausländer lebt und arbeitet meist in Ingolstadt) eine wachsende
Zahl älterer Ausländer in Ingolstadt leben wird.
Die Entwicklung der Zahlen der ausländischen Senioren sollte weiterhin aufmerksam verfolgt
werden.
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
Seite 10
3.3 Altenbevölkerung nach Geschlecht, Familienstand und Staatsangehörigkeit
Das Geschlechterverhältnis der Bevölkerung ab 65 Jahren betrug in Ingolstadt
Ende 2004 ca. 59% Frauen und 41%
Männer.
Bis Anfang der 90er Jahre war der Anteil
der Männer nur bei 35 bis 37%, stieg aber
seitdem stetig bis auf 41% an.
Die Geschlechtsstruktur ist allerdings stark
vom Alter abhängig. Je älter die Bevölkerungsgruppe ist, desto höher ist der Frauenanteil.
Die nebenstehende Grafik zeigt, dass der
Anteil der Frauen in der Altersgruppe von
65 bis unter 70 Jahren noch bei 52% ist,
kontinuierlich mit zunehmendem Alter ansteigt und bei der Gruppe ab 85 Jahren
auf 100 Personen 73 Frauen und 27 Männer kommen.
Diese Tatsache ist vor allem durch die um
ca. 5 Jahre höhere Lebenserwartung der
Frauen zu erklären.
Prozentuale Geschlechterverteilung
der Einwohner ab 65 Jahren nach
Altersgruppen in Ingolstadt 2004
weibl.
100%
80%
60%
40%
20%
0%
65-70
!
Die Zahlen bzw. die Prozentangaben zu den
Ledigen und geschiedenen liegen in der Altersgruppe ab 65 Jahren relativ niedrig (ca.
10% der ab 65-jährigenzusammen).
Die Zahlen und Prozentwerte der Verheirateten und der Verwitweten sind jedoch aufschlussreich:
Während in den Altersgruppen bis 80 Jahren
die Verheirateten überwiegen, sind ab dem
80. Lebensjahr die Verwitweten in der Mehrzahl. Zwischen dem 65. und dem 70. Lebensjahr waren Ende 2004 in Ingolstadt 74%
verheiratet, 15% verwitwet, ab dem Alter von
85 Jahren waren nur noch 19% verheiratet,
dagegen 71% verwitwet.
Mit zunehmendem Alter nimmt die Gefahr der
Vereinsamung also zu.
männl.
70-75
75-80
80-85
ab 85
"
Familienstand der Senioren nach
Altersgruppen am 31.12.2004 in
Ingolstadt
7.000
Verwitwet
Verheiratet
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
In der Seniorenbefragung der Stadt Ingolstadt
vom Dezember 2004 lebten 79% der Befragten (Personen ab 55 Jahren) in Haushalten
mit 2 (63%) und mehr Personen, rund 21%
lebten alleine in ihrer Wohnung (Einpersonenhaushalte).
1.000
0
65-70
70-75
75-80
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
80-85
ab 85
Seite 11
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Von den rund 20.960 Senioren ab 65 Jahren
am 31.12.2004 in Ingolstadt waren ca.
20.220 Deutsche (96,5%) und nur rund 740
Personen Ausländer (3,5%). Von den Ausländern ist die Gruppe der Personen mit türkischer Nationalität mit über 250 Personen
die zahlenmäßig stärkste. Betrachtet man
allerdings auch die Altersgruppen, dann sind
ab der Altersgruppe 75- unter 80 Jahren die
Ausländer aus den alten und neuen EUStaaten am stärksten vertreten und sind
auch in den höheren Altersgruppen noch
stark vertreten, während von den übrigen
Ausländern ab 80 Jahren kaum mehr Einwohner in Ingolstadt zu finden sind.
Von den rund 20.200 Deutschen ab 65 Jahren waren rund 17.000 Personen (84%) in
Deutschland geboren, 3.200 (16%) im Ausland (meist Aussiedler, davon ca. 1.700 geboren in Rumänien, rund 900 in der ehemaligen Sowjetunion und ca. 600 in anderen
Ländern). Anders als bei den Ausländern
liegt der Anteil von Aussiedlern auch in den
höheren Altersgruppen ab 80 Jahren noch
bei etwa 13%.
Ausländische Senioren nach
Staatengruppen am 31.12.2004 in
Ingolstadt
300
ab 85
80-85
250
75-80
70-75
200
65-70
150
100
50
0
Türkei
ehem. YU
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Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
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Seite 12
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-
4.1. Seniorenbefragung (wichtige Aussagen und Schlussfolgerungen)
Im Rahmen der Bestandsanalyse wurde erkannt, dass die Einbindung der
Bürgerinnen und Bürger ab 55 Jahren sinnvoll ist. In der Zeit vom 01.12.2004 bis
20.12.2004 haben deshalb das Referat V und das Stadtplanungsamt/Stadtentwicklung und Statistik eine repräsentative Befragung dieser
Bevölkerungsgruppe durchgeführt.
Die Ergebnisse sind im Folgenden kurz gefasst dargestellt.
•
Demografische Daten der Befragten
•
Wohnsituation der Befragten
Die Bevölkerungsstruktur der Befragten weicht in einigen Punkten leicht von
derjenigen der Stadt Ingolstadt ab, insbesondere hinsichtlich der Altersstruktur, des
Familienstandes, des Ausländeranteils und der Verteilung nach den 11
Stadtbezirken. Trotzdem kann die Befragung als eingeschränkt repräsentativ
bezeichnet werden.
Die Wohnsituation der befragten Personen ab 55 Jahren ist durchwegs sehr
zufrieden stellend. Die Befragten wohnen überwiegend seit langer Zeit im Viertel und
in ihrer Wohnung, verfügen über ausreichend Wohnfläche (mehr als 46 m² pro
Person, Durchschnitt der Stadt Ingolstadt 36,4 m² pro Person), sind hauptsächlich mit
ihrer Wohnung zufrieden (92 %) und leben größtenteils in 2-Personen-Haushalten
(63 %).
•
Wohnen im Betreuungsfall
•
Erreichbarkeit und Verkehrsmittel
Die eigene Wohnung und der Verbleib im gewohnten Stadtviertel werden von weit
über 80% der Befragten bevorzugt. Unter den weiteren Alternativen käme lediglich
das Betreute Wohnen noch für über 50 % der Senioren in Frage.
Noch mehr als die Benutzung eines Autos (55 %) erfreut sich bei den Seniorinnen
und Senioren die Nutzung des Fahrrads (56 %) großer Beliebtheit. Die Busnutzung
ist mit rund 30 % ebenfalls recht hoch.
Sicherheit und Ausbau von Fahrradwegen sowie die Aufrechterhaltung eines
attraktiven und günstigen Nahverkehrs wären nach diesen Ergebnissen eine
seniorengerechte Politik.
•
Einkaufsverhalten
•
Fragen zur Gesundheit
Überwiegend kaufen die Befragten im eigenen Viertel (40%) und in der Innenstadt
(32%) ein. Westpark und Gewerbegebiet Südost rangieren in der Gunst der älteren
Mitbürger deutlich hinten. Ein Zusammenhang zur Erreichbarkeit und zur Verkehrsmittelwahl lässt sich vermuten (Wohnviertel wegen der kurzen Distanzen für das
Fahrrad oder für Fußgänger, Innenstadt wegen der guten Erreichbarkeit mit dem
Bus). Die Einkaufsqualität in der Innenstadt sowie der Erhalt einer funktionierenden
Nahversorgung (beides wird durch großflächige und konzentrierte Einzelhandelszentren aufgeweicht) wären wichtige Eckpunkte einer seniorenorientierten Politik.
Fast 40 % der Seniorinnen und Senioren haben ein chronisches Leiden, über 20 %
besitzen einen Schwerbehindertenausweis. Mehr als die Hälfte der Personen mit
chronischem Leiden besitzt keinen Schwerbehindertenausweis. Fast 80 % der
befragten älteren Personen sind gesundheitlich nicht in ihrer Mobilität eingeschränkt.
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
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•
•
•
•
•
Haushaltsführung, Versorgung und Unterstützungsbedarf
Mit über 60 Nennungen ist die Hilfe im Haushalt die am meisten benötigte Unterstützung. Einkaufsdienste mit über 40 Nennungen und Hilfe bei Behördengängen, bei
Arztbesuchen und Transportdienste mit je über 30 Nennungen folgen danach. Die
meisten der Hilfsdienste werden jedoch nur gelegentlich oder wöchentlich benötigt.
Bei knapp 25 % der befragten Personen wäre Hilfe erwünscht, wird jedoch nicht
abgefragt. Bei Personen, die keine Hilfe erhalten, antworteten die meisten, dass sie
doch lieber alles alleine machen.
Im Bedarfsfall würden in erster Linie der Ehepartner (knapp 60 %) oder die Kinder
bzw. Verwandten außer Haus bzw. auch im Haus (53 % und 18 %, insgesamt rund
71 %) helfen. Freunde/Bekannte sowie Verwandte kämen bei jeweils rund 23 % der
Seniorinnen und Senioren in Frage.
Soziales Leben und Kontakte
Ca. 85 % der Befragten fühlen sich nie einsam und wünschen auch keine weiteren
sozialen Kontakte, rund 12 % sind gelegentlich einsam und wünschen sich mehr
Kontakte.
Erstaunlich ist die Fülle und Häufigkeit, mit der die befragten älteren Mitbürger
Tätigkeiten übernehmen. Die Betreuung von Enkeln (28 %) oder das Engagement im
Verein, die Pflege Angehöriger oder die Unterstützung anderer Menschen (jeweils 16
%) zeigen, dass die ältere Generation wichtige gesellschaftliche Aufgaben
übernimmt, freilich in der Regel ohne Bezahlung. So ist es ob der vielfältigen
Tätigkeiten nicht verwunderlich, dass über 80 % der Befragten keinen Bedarf nach
weiteren Tätigkeiten haben.
Das Verhältnis zu den Nachbarn ist offensichtlich überwiegend gut (19 % sind mit
Nachbarn befreundet, 52 % kennen die Nachbarn näher, 28 % nur flüchtig)
Freizeitgestaltung
Freizeitaktivitäten außer Haus, die von mehr als der Hälfte der Befragten häufig
ausgeübt werden, sind Freunde treffen, Spazierengehen, Radfahren und
Gartenarbeit. Innerhalb des Hauses sind Zeitung lesen, Fernsehen, Radio hören,
Telefonieren und Buch lesen die Favoriten von mehr als der Hälfte der älteren
Mitbürger. 71 % der Seniorinnen und Senioren wünschen auch keine weiteren
Freizeitaktivitäten.
Nur 12 % der Interviewten besuchen Seniorenveranstaltungen, die Angebote sind
offensichtlich rund 70 % dieser Personen nicht bekannt oder es wurden keine
Angaben hierzu gemacht.
Nur rund 20 % der Befragten nutzen das Internet, Telefon hat fast jeder.
Kommunikation, Information und Medien
Die lokalen Medien werden von den älteren Mitbürgern intensiv genutzt: Donaukurier
(82 %), Ingolstädter Anzeiger (87 %), INTV (76 %) und Radio IN (56 %).
Mehr Informationen wünschen sich die Befragten vor allem zum Betreuten Wohnen
(25 %), zur Freizeitgestaltung (24 %) und zur Unterstützung im täglichen Leben
(18 %).
Einkommensanalyse
18 % der Befragten verfügen über weniger als 1.000 € im Monat, weitere 21 % über
1.000 bis 1.500 €. Diese Einkommensgruppen sind hauptsächlich von Frauen
besetzt, während die Einkommen ab 1.500 € mehrheitlich den Männern zufließen.
Gleichzeitig spielt jedoch auch der Bezug zur Berufstätigkeit und zum Alter eine
Rolle: je jünger, desto höher das Einkommen. Berufstätige haben erwartungsgemäß
eher höhere Einkommen, genauso wie Ausländer tendenziell eher bei den niedrigen
Einkommensgruppen anzutreffen sind.
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
Seite 14
4.2. Pflege
)
)
*
#
+*
In Ingolstadt gab es zum Stand 31.12.2003 rund 2.800 amtlich registrierte
Pflegebedürftige, die Leistungen nach dem Pflegeversicherungsgesetz erhielten.
Aktuellere Auswertungen liegen derzeit nicht vor bzw. sind noch in Bearbeitung.
Das sind 24 Pflegebedürftige pro 1.000 Einwohner, was auch der Wert für Bayern
insgesamt ist.
Im Vergleich der bayerischen Großstädte nimmt Ingolstadt einen Mittelplatz ein,
deren Pflegebedürftige pro 1.000 Einwohner zwischen 20 und 29 Personen variieren.
Alle 25 kreisfreien Städte in Bayern haben im Durchschnitt 25 Pflegebedürftige auf
1.000 Einwohner.
)
*
#
- #
+*
.
*
. *
*
/
,
Pflegesituation (Leistungsempfänger) in Ingolstadt 2003
1.600
1.335
1.400
1.200
1.000
862
800
557
600
400
200
0
ambulante Pflege
stationäre Pflege
Pflegegeld (private Pflege)
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
Seite 15
Von den ambulant Pflegebedürftigen in Bayern sind im Durchschnitt ca. 2/3 Empfänger von
Kombinationsleistungen, d.h. sie erhalten Geld- und Sachleistungen.
Nur etwa 1/3 erhält ausschließlich
Ambulant Pflegebedürftige in Bayern 2003
ambulante Hilfe.
Daten für Ingolstadt liegen in der
amtlichen Statistik nicht vor, aber es
kann mit hoher Wahrscheinlichkeit auf
ähnliche Strukturen in der Stadt
Ingolstadt geschlossen werden.
insgesamt
davon Kombinationsleistung
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
bis 65
)
65 bis 75
75 bis 85
85 bis 95
95+
*
Ende 2005 wurden in Ingolstadt 12 stationäre Einrichtungen der Altenpflege mit
insgesamt 1.180 angebotenen Vollzeitpflegeplätzen betrieben. Davon waren 156
Plätze nicht belegt.
Die Heime bieten zudem 55 Wohnplätze für rüstige Senioren an, die bis auf einen
Platz belegt waren.
Ein weiteres Pflegeheim eines privaten Trägers mit 95 Pflegeplätzen ist derzeit an
der Münchener Str. im Bau. Die Eröffnung ist für Ende 2006 geplant.
In der Anlage 1 sind die Ingolstädter Alten- und Pflegeheime mit den jeweils
angebotenen Pflege- und Rüstigenplätzen aufgeführt.
)
) 0 ((
1
2
"*
Kurzzeitpflege ( § 42 SGB XI)
Kann die häusliche Pflege zeitweise nicht, noch nicht oder nicht im erforderlichen
Umfang erbracht werden und reicht auch teilstationäre Pflege nicht aus, besteht
Anspruch auf Kurzzeitpflege in einer vollstationären Einrichtung. Dies gilt:
1. für eine Übergangszeit im Anschluss an eine stationäre Behandlung des
Pflegebedürftigen oder
2. in sonstigen Situationen, in denen vorübergehend häusliche oder
teilstationäre Pflege nicht möglich oder nicht ausreichend ist.
Der Anspruch auf Kurzzeitpflege ist auf vier Wochen pro Kalenderjahr beschränkt.
Ende 2005 gab es in Ingolstadt rund 32 Kurzzeitpflegeplätze. Die Kurzzeitpflegeplätze waren zum Zeitpunkt der Erhebung zu 85 % belegt. Außerdem
verfügen einige Einrichtungen über eingestreute Kurzzeitpflegeplätze (normalerweise
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
Seite 16
vollstationäre Pflegeplätze, die mangels Belegung auch für die Kurzzeitpflege
temporär verwendet werden).
Tagespflege (§ 41 SGB XI) ist die teilstationäre Pflege und Versorgung
pflegebedürftiger alter Menschen in einer zugelassenen Pflegeeinrichtung durch
qualifiziertes Personal während des Tages, an einigen oder allen Wochentagen.
Dabei wird vorausgesetzt, dass einerseits die häusliche Pflege nicht in
ausreichendem Umfang sichergestellt werden kann, andererseits die Betreuung und
Versorgung in der eigenen Häuslichkeit während der Nacht, am Morgen und Abend
ggf. am Wochenende sichergestellt sind (Kuratorium Deutsche Altershilfe 2000).
Insgesamt gibt es im Bereich der Stadt Ingolstadt derzeit 18 Tagespflegeplätze, die
überwiegend für Menschen mit Demenzerkrankungen angeboten werden.
Derzeit sind die Tagespflegeplätze nicht voll belegt.
)
%
#
*
Die in Ingolstadt tätigen ambulanten Pflegedienste ergeben sich aus der Anlage 2.
Die Alzheimer Gesellschaft Ingolstadt e.V. (Fauststr. 5, 85051 Ingolstadt) bietet als
geförderte Fachstelle im Zentrum der Ingeniumstiftung unabhängig von der Art der
Erkrankung für pflegende Angehörige Beratung, Begleitung und Entlastungsmöglichkeiten an.
)
*
"
-
'
*
/
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
2020
2019
2017
2018
2015
2016
2013
2014
2011
2012
2009
2010
2007
2008
2005
2006
2003
2004
Auf der Basis der Bevölkerungsprognose bis 2020 (siehe Kapitel 3.2.1 und 3.2.2) wurden in
Anlehnung an die Berechnungen von Prof. Pieper, Universität Bamberg, auch Berechnungen
für die Stadt Ingolstadt durchgeführt. Prof. Pieper hatte für verschiedene Städte und
Landkreise, darunter auch die Stadt Regensburg, Bedarfsermittlungen nach Art. 3
AGPflegeVG erstellt.
Ausgehend von der jetzigen Struktur der Pflegebedürftigen und ihrer Aufteilung nach
stationärer und ambulanter Pflege sowie Pflegegeldleistungen ergeben sich folgende Werte
bis 2020:
Die Zahl der ambulant
Entwicklung der Pflegebedürftigen in Ingolstadt
Pflegebedürftigen wird bis
bis 2020
2020 auf rund 800
Personen, die der
2.000
1.759
stationär Pflegebedürf1.800
tigen auf knapp 1.300
1.600
Personen steigen. Den
1.335
1.400
1.281
größten Anteil haben die
stationär
1.200
Empfänger von
Pflegegeld, die von ca.
1.000 862
ambulant
799
1.300 auf über 1.750 stei800
Pflegegeld
gen. Grundannahme
600 557
dieser Prognose ist
400
allerdings, dass sich das
200
Verhältnis dieser drei
0
Gruppen untereinander in
den nächsten Jahren nicht
wesentlich ändern wird.
Seite 17
Der Anstieg der Zahl der
Pflegebedürftigen wird bei
der Altersgruppen 75 bis
unter 85 Jahren und noch
stärker in der Altersgruppe
ab 85 Jahren stattfinden.
Entwicklung der Pflegebedürftigen in Ingolstadt
nach Altersgruppen bis 2020
1.600
1.400
1.200
Die Pflegebedürftigen von
65 bis unter 75 Jahren
und auch diejenigen unter
65 Jahren im gesamten
Zeitraum werden nahezu
konstant auf niedrigem
Niveau bleiben (siehe
Diagramm).
1.000
0 bis 65
65-75
75 bis 85
85 bis 95
800
600
400
200
2020
2019
2018
2017
2016
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
0
Vollzeit-Pflegeplätze und Pflegebedarfsprognose
Zuzug Pflegebedürftiger aus
dem Umland
1.400
100
1.200
100
1.000
800
600
1.275
1.180
1.040
1.024
1.171
400
200
0
Pflegeplätze
Dez 2005
Pflegeplätze belegt
Dez 2005
Bestand
Ende
2006
Prognose
2010
Prognose
2015
Ende 2005 waren bereits 1.180 Vollzeitpflegeplätze in Ingolstadt vorhanden.
Durch die Einrichtung von weiteren 95 Plätzen im Jahr 2006 wird sich die Zahl der
angebotenen Pflegeplätze auf 1.275 erhöhen.
Die Prognose für 2010 errechnet lediglich rund 1.140 (1.040 + 100 für Zuzug von
Pflegebedürftigen aus dem Umland) benötigte Pflegeplätze. Unter Berücksichtigung
eines gewissen Zuzugs aus dem Umland oder von weiter her werden für das Jahr
2015 rechnerisch 1.271 Pflegeplätze erforderlich sein. Für die nächsten 10 Jahre
wäre demnach der Bedarf an Pflegeplätzen gedeckt. Ein weiterer Aufbau von
Kapazitäten würde die Auslastung und damit die Rentabilität der vorhandenen
Einrichtungen empfindlich verringern.
m Tagespflegebereich sieht die Situation folgendermaßen aus:
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
Seite 18
In Ingolstadt reichen derzeit die 18 angebotenen Tagespflegeplätze aus. Die
tatsächliche Auslastung liegt sogar niedriger, da sich die Tagespflege in Bayern aus
verschiedenen Gründen nicht so etablieren konnte wie in anderen Bundesländern.
Die Prognose verwendet bundesweite Richtwerte.
Die Bedarfssituation im Bereich der Tagespflege ist widersprüchlich. Einerseits kann
insbesondere für pflegende Angehörige gerade von Menschen mit
Demenzerkrankungen ein Bedarf vermutet werden. Allerdings widersprechen dem
die Ergebnisse der Umfrage des Sozialamtes bei den vorhandenen Einrichtungen,
mit aktuell insgesamt 18 Plätzen, die derzeit offenbar nicht voll ausgelastet sind.
Benötigte Tagespflegeplätze bis 2015
Tagespflege Minimum
Tagespflege Maximum
Bestand (mit Erweiterung ab 2008)
40
35
30
25
20
15
10
5
0
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
In Anlehnung an Prof. Pieper (vgl. Bedarfsermittlung für die Stadt Regensburg) hat
das Sachgebiet Stadtentwicklung und Statistik des Stadtplanungsamtes den
maximalen bzw. minimalen Bedarf an Tagespflegeplätzen in Ingolstadt bis 2015
prognostiziert.
Ausgangsüberlegung ist dabei, dass etwa 10 % der pflegebedürftigen Personen ab
75 Jahren, die ambulante Pflegedienste in Anspruch nehmen, über je 5 Wochentage
als Nutzer von Tagespflegeeinrichtungen in Frage kommen (max. Bedarf).
Ausgehend von der prognostizierten Zahl der zu Hause lebenden Pflegegeldempfänger ab 75 Jahre, die mit der durchschnittlichen Versorgungsquote im Bereich
der ambulanten Pflege (lt. Prof. Pieper) gewichtet wird, errechnet sich ein maximaler
Bedarf an Tagespflegeplätzen im Prognosezeitraum bis 2015 von 27 bis 35
Plätzen. Da dieses Verfahren zur Pflegebedarfsplanung in NRW entwickelt wurde
(Forschungsgesellschaft für Gerontologie) und sich dort die Tagespflege bereits
wesentlich stärker etabliert hat als in Bayern, darf jedoch nicht die maximale Anzahl
der möglichen Belegungstage zu Grunde gelegt werden, sondern der in bayerischen
Tagespflegeeinrichtungen empirisch ermittelte Wert. Danach ergibt sich lt. Prof.
Pieper aufgrund von Erhebungen in den Jahren 1996 bis 2000 in Bayern je
Tagespflegegast eine durchschnittliche Inanspruchnahme von lediglich rd. 2 Tagen
pro Woche. Setzt man diese Werte in die Berechnungsformel ein, ergeben sich im
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
Seite 19
Prognosezeitraum Mindestbedarfe von 11 bis 14 Tagespflegeplätzen in
Ingolstadt.
Im Hinblick auf die demographische Entwicklung und die damit voraussichtlich
steigende Zahl von Pflegebedürftigen, die auch ambulant gepflegt werden, wird in
den nächsten Jahren allerdings mit einer maßvoll steigenden Nachfrage auch nach
Tagespflegeplätzen zu rechnen sein. Auch die Notwendigkeit zur Sicherung des
Familieneinkommens wird dazu beitragen, pflegende Angehörige dazu zu
veranlassen, neben der Pflege einer Erwerbstätigkeit nachzugehen und daher die
Pflegebedürftigen in Tagespflege unterzubringen. Zu berücksichtigen ist
insbesondere, dass sich je Tagespflegegast die durchschnittliche Inanspruchnahme
der Einrichtung von bisher rd. 2 Tagen die Woche lediglich allmählich erhöhen wird.
Ausgehend von diesen Überlegungen dürften vorerst im Prognosezeitraum 8
zusätzliche Tagespflegeplätze ausreichend für den Bereich von Ingolstadt sein.
Die Caritas Sozialstation plant in der Geisenfelder Straße 3 a ein Haus für die
Tagespflege neu zu errichten, so dass voraussichtlich Ende 2007 vorerst 12
zusätzliche Tagespflegeplätze angeboten werden können.
Im Bereich der Kurzzeitpflege zeigt sich eine etwas andere Situation:
Benötigte Kurzzeitpflegeplätze bis 2015
Kurzzeitpflegeplätze Minimum
Kurzzeitpflegeplätze Maximum
Bestand
40
35
30
25
20
15
10
5
0
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Der derzeitige Bestand wäre nach den theoretischen Berechnungen heute zu hoch.
Jedoch sind in Ingolstadt von den 32 vorhandenen Plätzen 27 belegt. Das heißt, die
Prognose müsste sich an einem Niveau etwas oberhalb des Maximums bewegen.
Der Bereich Kurzzeitpflege sollte deshalb in den nächsten Jahren gut beobachtet
werden, um eventuell schnell auf einen gestiegenen Bedarf reagieren zu können.
Alle Berechnungen der Pflegebedarfsprognose gehen vom derzeitigen Status Quo,
von derzeit errechneten Strukturen, von derzeitigen gesellschaftlichen Werten und
Verhaltensweisen aus. Diese Grundannahmen sind jedoch auch einem Wandel
unterworfen und auch innerhalb eines Prognosezeitraumes von „lediglich“ 10 Jahren
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
Seite 20
können sich gesellschaftliche und auch politische Rahmenbedingungen
entscheidend ändern.
Einige wesentliche Trends, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten erkennbar
waren, werden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit jedoch auch in Zukunft fortsetzen
und die Pflegesituation mit beeinflussen. Diese wären unter anderem:
• Die Kinderzahl je Frau sinkt.
• Die räumliche Mobilität steigt.
• Haushaltsstrukturen und Lebensweisen ändern sich.
• Die Frauenerwerbsbeteiligung steigt.
• Die Lebenserwartung steigt.
Hinzuweisen ist auch noch auf die steigende Zahl von Pflegebedürftigen aufgrund
einer Behinderung.
Eine mögliche und durchaus wahrscheinliche Folge dieser Entwicklungen wäre, dass
für immer mehr Pflegefälle immer weniger Möglichkeiten bestehen, zu Hause von
Angehörigen gepflegt zu werden.
Vor diesem Hintergrund ist die Pflegeprognose zwar ein gutes Planungsinstrument,
auf das wir uns jedoch nicht ausschließlich verlassen wollen. Die ständige
Beobachtung der Pflegesituation und der Vergleich mit den prognostizierten
Werten ist demnach notwendig, um auf künftige Entwicklungen rechtzeitig
reagieren zu können.
4.3. Wohnen im Alter
Das Thema „Wohnen“ ist für ältere Menschen von besonderer Bedeutung, da im
Alter generell die außerhäuslichen Aktivitäten zurückgehen und mehr Zeit in der
Wohnung verbracht wird. Die Wohnverhältnisse sind damit ein wesentlicher Aspekt
für das Wohlbefinden alter Menschen.
)
3
4
Die Erhaltung ihrer Selbständigkeit sowie die Sicherung einer selbstbestimmten
Lebensführung und gesellschaftlicher Mitgestaltung sind die wichtigsten Anliegen
älterer Menschen. Hinzu kommt der Wunsch, so lange wie möglich in der bisherigen
Wohnung und der vertrauten Umgebung zu bleiben. Dies war auch eindeutiges
Ergebnis der Seniorenumfrage (siehe unter 4.1.).
Das entscheidende Qualitätsmerkmal einer Seniorenwohnung nach heutigem
Standard ist ihre Barrierefreiheit, d.h. sie ist stufenlos, schwellenfrei und verfügt über
die notwendigen Bewegungsflächen. Die DIN 18025 (Teil 2) definiert im Einzelnen
die Qualitätsstandards für barrierefreien Seniorenwohnungen.
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
Seite 21
)
*
+ 3
"
Es gibt zwei Möglichkeiten den Wohnungsbestand an die Bedürfnisse älterer
Menschen anzupassen. Bei der individuellen Wohnungsanpassung wird auf die
spezifische Problemlage eines einzelnen Mieters/Eigentümers reagiert.
Bei der strukturellen Wohnungsanpassung werden systematisch Überlegungen
angestellt, wie im Rahmen von Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen die
Bedürfnisse älterer Menschen von vornherein und allgemein berücksichtigt werden
können.
Für die individuelle Wohnungsanpassung hat die Stadt Ingolstadt beim
Stadtplanungsamt eine Anlaufstelle eingerichtet (Spitalstr. 3, EG, Zi.Nr. 2 und 3).
Dort werden Menschen mit Behinderungen und ältere Bürgerinnen und Bürger.
über technische Fragen und Fördermöglichkeiten beraten.
Weitere Einzelheiten zur Wohnungsanpassung können der Broschüre
„Wohnberatung für ältere und behinderte Menschen“ der Fachstelle Wohnberatung in
Bayern“ entnommen werden.
Postbezug beim Herausgeber: Stadtteilarbeit e.V. – Fachstelle Wohnberatung in
Bayern, Korbinianplatz 15a, 80807 München oder download unter
www.wohnberatung-bayern.de .
)
'
„Betreutes Wohnen“ kann einen Umzug in eine vollstationäre Pflegeeinrichtung
nicht immer verhindern, jedoch durch besondere Angebote der einzelnen
Einrichtungen verzögern. Die Seniorenumfrage 2004 hat ergeben, dass diese
Wohnform nach der eigenen Wohnung die beliebteste Alternative im Alter ist.
Das „Betreute Wohnen“ ist zunächst ein ganz normales Wohnen (sei es als Mieter
oder als Eigentümer). Die Besonderheit besteht darin, dass ein begrenzter sog.
Grundservice verpflichtend vorgegeben ist, der mit einer monatlichen Pauschale
abgegolten wird.
Sämtliche weiteren Dienstleistungen und Hilfen werden, wie in jeder anderen
Wohnung auch, einzeln vereinbart und einzeln abgerechnet (sog. Wahlservice).
Die Bewohner entscheiden selbst, wie viel und welche Hilfe sie benötigen und
von wem diese Hilfe kommen soll.
Im Unterschied zu Normalwohnungen müssen betreute Seniorenwohnungen
altengerecht gestaltet sein, d. h. es sollten keine Schwellen und Barrieren geben;,
die Wohnlichkeit und Überschaubarkeit stehen im Vordergrund.
Betreute Wohnanlagen verfügen neben den Wohnungen noch über zusätzliche
Räume wie z. B. Cafeteria, Gruppenraum, Badezimmer mit Wanne, Büro für die
Betreuungskraft, Waschküche. Diese Räume werden von allen Bewohnern mitbezahlt. Sie prägen den Charakter des Hauses und können einen wichtigen Beitrag
für ein gutes Zusammenleben leisten.
Der Begriff „Betreutes Wohnen“ ist gesetzlich nicht geschützt.
Die Bayerische Stiftung für Qualität im Betreuten Wohnen e.V. hat Standards für
die Projektierung von Betreuten Wohnanlagen definiert (www.stiftung-betreuteswohnen.de). Bei künftigen Projekten wird die Verwaltung (Bauordnungsamt und
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
Seite 22
Sozialamt) durch Beratung der Bauherren darauf hinwirken, dass diese Kriterien
eingehalten werden.
Das Sozialreferat hat Kenntnis von zehn Angeboten des Betreuten Wohnens in
Ingolstadt (Anlage 3).
„Betreutes Wohnen“ für ältere Menschen ist eine wichtige und sinnvolle Ergänzung
zu normalen Wohnungen und dem Wohnen im Heim, sofern sie bestimmten
Qualitätskriterien Rechnung trägt.
Der Bedarf an betreuten Wohnraum für ältere Menschen wird weiter wachsen. Dabei
wird zu beachten sein, dass die Ansprüche älterer Menschen, vor allem ihre
finanziellen Möglichkeiten sehr differieren, d.h. wünschenswert wäre ein breit
gestreutes Angebot betreuter Wohnungen mit verschiedenen Standards. Wichtig
wäre vor allem, für breite Bevölkerungsschichten bezahlbare Angebote
bereitzustellen.
Damit die Angebote für die älteren Bürgerinnen und Bürger überschaubarer werden,
wird das Sozialreferat ein Merkblatt zum Betreuten Wohnen („Persönliche Checkliste:
Betreutes Wohnen für ältere Menschen“) herausgeben bzw. via Internet
veröffentlichen.
)
) 5
3
*
-6
" 7
/
Im folgenden soll über verschiedene alternative Wohnformen im Alter informiert
werden, die zur Zeit als geförderte Modellprojekte in anderen Kommunen auf ihre
Tauglichkeit und Akzeptanz getestet werden.
)
)
3
( 8
Neben den traditionellen Angeboten der pflegerischen Versorgung in Alten- und
Pflegeheimen und mittels ambulanter Dienste werden ergänzende Angebote im
niederschwelligen Bereich wichtiger werden. Immer weniger ältere Menschen über
75 Jahre können auf ein enges Angehörigen-Netzwerk zurückgreifen. Diese
veränderten Sozialstrukturen erfordern ein tragfähiges Unterstützungsnetzwerk bei
Hilfe- und Pflegebedürftigkeit im häuslichen Bereich.
Ziel bisheriger Modellprojekte des „Betreuten Wohnen zu Hause“ ist es,
älteren, hilfs- und / oder pflegebedürftigen Menschen und Behinderten ein
höchstmögliches Maß an selbständiger Lebensführung in ihrer Wohnung zu
sichern. Dazu soll ein Netz von Dienstleistungen angeboten werden, die der
jeweiligen Lebenssituation der Menschen, auch bei zunehmender Hilfebedürftigkeit,
entgegenkommen. Wichtig ist hierbei die Verbindlichkeit auf der Basis vertraglich
vereinbarter Leistungen.
Ob das „Betreute Wohnen zu Hause“ den Umzug ins Heim vermeidet oder verzögert,
ist bislang aufgrund der in anderen Städten begonnenen bzw. durchgeführten
Modellprojekte wissenschaftlich nicht eindeutig belegt. Mit Sicherheit jedoch leistet
es einen Beitrag für unterstützungsbedürftige Bürger/-innen, länger in der eigenen
Wohnung bleiben zu können. Bisher zeigen die Erfahrungen anderenorts allerdings,
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
Seite 23
dass der größere Anteil der Bürger/-innen, die ein solches Betreuungsangebot
beanspruchen, (noch) keine Pflegestufe nach SGB XI hat.
Modellprojekte der Stadt München, der Gemeinden Poing, Kirchheim und
Grafing
Das Konzept der Stadt München „Betreutes Wohnen zu Hause“ wurde von der
Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung GbR München (AfA) auf der
Grundlage anderer Modellprojekte entwickelt.
Seit 2001 wird dieses Modellprojekt in den Gemeinden Poing und Kirchheim bei
München sowie in der Stadt Grafing vom Bundesministerium für Gesundheit und
Soziale Sicherung (BMGS) gefördert.
Im Zuge des Projekts wurden örtliche und überörtliche Versorgungsketten aufgebaut
und vernetzt. Zur überörtlichen Vernetzung wurde 2002 die Pflegestern GmbH & CO.
KG als gemeinsames Dach für die drei kommunal geführten Senioreneinrichtungen
in Grafing, Kirchheim und Poing gegründet
Eine Leitstelle, die beim Pflegestern GmbH angesiedelt ist, berät und koordiniert die
Dienstleistungen für die Bürger/innen. Kooperationspartner sind die örtlichen und
überörtlichen Anbieter für soziale Dienstleistungen wie z. B. ambulante
Pflegedienste, örtliche Vereine, kirchliche Bildungswerke, Ärzte, Apotheken usw.
Von zentraler Bedeutung in dem Konzept ist der wöchentliche Besuch einer
ehrenamtlichen Person beim hilfebedürftigen Bürger. Aufgabe der ehrenamtlichen
Mitarbeiter/-innen ist es die aktuellen Bedürfnisse des Hilfebedürftigen und die
Einschätzung der Versorgungslage zu beurteilen. Diese Informationen werden an die
Leitstelle weitergegeben. Sollte weiterer Betreuungsbedarf festgestellt werden,
werden von der Leitstelle durch einen „Casemanager“ entsprechende Maßnahmen
eingeleitet. Die eingesetzten Ehrenamtlichen erhalten für den Besuchsdienst
eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 5,00 € bis 8,00 €.
Voraussetzung für die Leistungserbringung ist der Abschluss eines
Betreuungsvertrags zwischen Anbieter und Bürger/in. Die Leistungen werden mit
einer monatlichen Pauschale von ca. 100,00 € veranschlagt (inklusive Hausnotruf).
Als Vorstufe kann ein sog. Optionsvertrag (Anwartschaft) abgeschlossen werden, der
die Aufnahme in einen Betreuungsvertrag bei Bedarf garantiert. Außerdem können
mit dem Optionsvertrag Leistungen wie soziale Beratung, Teilnahmemöglichkeiten
an Fach- und Unterhaltungsangeboten, Treffs wie z. B. Kaffeenachmittage,
Vermittlung von Hilfen im Krankheitsfall oder nach Krankenhausaufenthalt und
einmalige Wohnungs- und Sicherheitsberatung abgerufen werden.
Das modellhafte Konzept „Betreutes Wohnen zu Hause“ wurde außer in den drei
vorgenannten Gemeinden noch an zwei weiteren Standorten außerhalb Münchens
umgesetzt
(Projekt „SIMBA“ Sicherheit im Alter, betreut zu Hause, Stadt Germering und
seit Juli 2004 in drei Würmtal - Gemeinden umgesetzt. Hierzu wurde ein Verein
(Würmtal, Betreutes Wohnen Zuhause e.V.) gegründet.
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
Seite 24
Die bisherigen Erfahrungen mit Projekten des „Betreuten Wohnens zu Hause“ sind
nicht eindeutig. Während diese Dienstleistung in Germering gut angenommen wurde,
fand sie an anderen Standorten in Deutschland bislang nicht uneingeschränkte
Akzeptanz. Deshalb hat sich beispielsweise das Sozialreferat der Stadt München
entschlossen, anstelle einer flächendeckenden Umsetzung zunächst regionale
Einzelprojekte zu erproben und zu begleiten. Voraussetzung ist dabei, dass auch
bedürftige BürgerInnen diese Leistungen in Anspruch nehmen können und die
Kosten für die monatliche Pauschale vom örtlichen Sozialhilfeträger übernommen
werden. Nach dieser Erprobungsphase soll dann ggf. die Ausweitung auf weitere
Stadtbezirke erfolgen.
Für eine Kostendeckung wären lt. Schätzung des Münchener Sozialreferates ca. 30
Betreuungsverträge und ca. 80 Optionsverträge erforderlich. Aus der Sicht des
Sozialreferates können die bisherigen Erfahrungen mit diesen Projekten als
durchaus ermutigend bezeichnet werden.
Aufbauend auf den Zwischenergebnissen der vorgenannten Modellversuche sollte
deshalb untersucht werden, ob ein „Betreutes Wohnen zu Hause“ auch in Ingolstadt
erprobt werden soll, sollte hierfür eine ausreichende Nachfrage bestehen.
)
)
#
#
3
*
In der fachwissenschaftlichen Diskussion wird insbesondere diese Form der
Versorgung pflegebedürftiger und demenzkranker Menschen als Alternative für die
vollstationäre Pflege dargestellt. Für bestimmte Zielgruppen könnte damit bei ggf.
erhöhter Betreuungsqualität eine Heimversorgung vermieden werden.
Qualitätsstandards hierzu wurden beispielsweise in Berlin und Braunschweig
erarbeitet.
Darstellung des fachlichen Konzepts
Bei einer Ambulant Betreuten Wohngemeinschaft handelt es sich um eine
Wohnform, bei der mehrere Menschen sich eine Wohnung teilen und ggf.
erforderliche Hilfe von außen, d.h. eine hauswirtschaftliche Unterstützung und/oder
einen ambulanten Pflegedienst hinzuziehen. Die Organisation des Alltages wird ggf.
gemeinsam mit Unterstützung einer Fachkraft gestaltet. Es wird davon ausgegangen,
dass diese aktivierende Umgebung mit größtmöglicher Selbstbestimmung einer
körperlichen und psychischen Gebrechlichkeit von älteren Menschen entgegen wirkt.
Die Wohnung muss den Anforderungen an eine alten – bzw. behindertengerechte
Wohnung entsprechen und sollte eine quartiersnahe, vertraute Anbindung
ermöglichen. Anlässe zum Einzug in eine Wohngemeinschaft sind eine sich
verschlechternde gesundheitliche Situation oder soziale Problemlagen. Im kleineren
Rahmen können die Privatsphäre und bekannte Lebensabläufe gesichert werden.
Bei Ambulant Betreuten Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz ist
zunächst eine Mitbestimmung im Alltag gewährleistet, die im späteren Stadium der
Erkrankung zu einer individuellen und den sich verändernden Bedürfnissen
angepassten Versorgung und Betreuung führt.
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
Seite 25
Solche Wohnformen unterliegen nicht den Bestimmungen des Heimgesetzes,
solange es sich nicht um Einrichtungen unter der Verantwortung eines Trägers
handelt und die Wohngemeinschaft als selbständige unabhängige Gruppe ihre
Angelegenheiten selbst regelt.
Referenzangebote - Situation in Deutschland
Schätzungen gehen von einer Zahl von derzeit lediglich 120 bis 130 ambulant
betreuten Wohngemeinschaften in Deutschland aus. Die meisten sind in
Norddeutschland angesiedelt, hervorzuheben ist die große Anzahl in Berlin.
Auch in Bielefeld (ca. 23) und Braunschweig (8) besteht eine überdurchschnittliche
Zahl an entsprechenden Angeboten (aus: „Leben und Wohnen im Alter, Betreute
Wohngruppen Band 5“, Bertelsmann Stiftung – KDA, Bielefeld/Köln 2004).
Das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen
wird im Rahmen eines Modellprojekts zwei Wohngemeinschaften für altersverwirrte
Menschen in Mittelfranken und Unterfranken wissenschaftlich begleiten. Die erste
Wohngemeinschaft wird derzeit in Markt Taschendorf (Mittelfranken) eingerichtet.
Für die zweite Einrichtung erfolgte der Spatenstich am 16.02.2005 in Kleinostheim
(Unterfranken). Da die Projekte erst in diesem bzw. im nächsten Jahr beginnen,
liegen dazu noch keine Ergebnisse vor.
Fachliche Aussagen und Aussagen zur Finanzierung
Ambulant Betreute Wohngemeinschaften können durchaus als sinnvolle Alternative
zu vollstationären Pflegeeinrichtungen gesehen werden. Sie können Vereinsamung
und Isolation entgegen wirken und bei einem Hilfebedarf, dem in der eigenen
Wohnung fachlich nicht mehr ausreichend begegnet werden kann, eine passgenaue
Versorgung darstellen. Die Grenzen ambulanter pflegerischer Versorgung stellen
sich jedoch analog der Pflege im Betreuten Wohnen, wenn die Kosten die einer
vollstationären Pflege übersteigen. Dann wird eine Einzelfallprüfung notwendig (§
13 SGB XII).
Räumliche / bauliche Voraussetzungen
Wohngemeinschaften sollten im normalen Wohnumfeld integriert sein. Wichtig ist,
Vertrautheit im Quartier sowie bestehende soziale Kontakte zu erhalten. Dabei
können Synergieeffekte zu benachbarten Wohngemeinschaften oder vollstationären
Pflegeeinrichtungen genutzt werden.
Die Bausubstanz muss alten- und behindertengerecht sein. Zu bevorzugen ist der
direkte Zugang nach draußen (Terrasse), bzw. ein Balkon.
Bedarf in Ingolstadt?
Bisher ist in Ingolstadt keine nennenswerte Nachfrage nach dieser Wohnform
bekannt geworden, die aus Sicht der Verwaltung allerdings privat organisiert werden
müsste.
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
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Die besonders bei Studenten beliebten WG`s können grundsätzlich auch für das
gemeinschaftliche Wohnen für ältere Menschen genutzt werden.
Insgesamt bestehen im Bundesgebiet ca. 100 Alten-Wohngemeinschaften
mit ca. 1.000 ältere Menschen.
Bei den realisierten Projekten ist als Trend zu beobachten, dass die Gruppenmitglieder immer mehr Wert auf eine gesicherte Privatheit in einer abgeschlossenen
Wohnung mit vollständig ausgerüsteter individueller Küche und eigenem Bad Wert
legen. Der Gemeinschaftsraum dient dem relativ unverbindlich geselligen
Beisammensein.
In Ingolstadt gibt es bisher keine Alten-WG; verschiedentlich wird Interesse bekundet.
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Die Stadt Münster hat im Mai 2005 das Modellprojekt „Wohnen für Hilfe“ begonnen.
Dabei bieten ältere Menschen, die einen eigenen Haushalt führen und ausreichend
Platz haben, Studierenden oder Auszubildenden Wohnraum (zu günstigeren
Konditionen als üblich) an.
Als Gegenleistung stehen diese den „älteren Vermietern“ bei alltäglichen Verrichtungen im Haushalt zur Seite.
Das nordrhein-westfälische Sozialministerium fördert das Modellprojekt in Münster
für drei Jahre mit rd. 185.000 €.
Vergleichbare Projekte laufen in verschiedenen Ausgestaltungen seit mehreren
Jahren auch in München (organisiert vom Seniorentreff München-Neuhausen), in
Köln, Freiburg im Breisgau und in Frankfurt am Main.
In Ingolstadt könnte das Seniorenbüro des Bürgerhauses eine derartiges Projekt
initieren und begleiten.
4.4. Sonstige Hilfen und Angebote für Senioren in Ingolstadt
Der Istbestand an den sonstigen, sehr umfangreichen Angeboten und Hilfen für
ältere Bürgerinnen und Bürger in Ingolstadt ergibt sich aus der Anlage 4.
Hervorzuheben wären die in zwei Pfarreien seit kurzem angebotenen
Nachbarschaftshilfen für Senioren.
4.5. Integration für ältere Migranten/innen
Aus unserer Sicht sind intensivere Integrationsbemühungen für ältere MigrantInnen
noch nicht notwendig, da diese überwiegend durch familiäre Netze gut versorgt sind,
bzw. zum Teil im Alter in ihre Heimatländer zurückkehren.
Unter Umständen entsteht hier aber zukünftig Handlungsbedarf, wenn die
nachwachsende Generation ein entsprechendes Alter erreicht hat.
Zu diesem Handlungsfeld wird im Rahmen des bis Ende 2006 vorzulegenden
Integrationskonzeptes berichtet und ggf. Vorschläge unterbreitet.
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4.6. Freizeit, Selbsthilfe und Teilhabe
Im Rahmen einer Arbeitsgruppe des Seniorenbeirates werden die vorgenannten
Handlungsfelder diskutiert und weiter entwickelt sowie die Ergebnisse ggf. dem
Stadtrat vorgestellt (Referat IV, Bürgerhaus/Seniorenbüro).
4.7. Information und Beratung
Die Seniorenberatung sollte in einer zentralen Servicestelle erfolgen, die die
Beratung und Betreuung von Senioren durch die verschiedenen Fachdienststellen
der Stadt koordiniert (Lotsenfunktion).
Die Arbeitsgruppe schlägt dafür das Seniorenbüro im Bürgerhaus Neuburger Kasten
vor, das für diese Aufgaben prädestiniert ist.
Die einzelnen Fachstellen bzw. Gruppen, die sich aus bürgerschaftlichem
Engagement entwickeln, könnten im Seniorenbüro Beratungszeiten anbieten.
Es ist auch vorgesehen, das Projekt „SeniorTrainer“ dort anzusiedeln.
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5.1. Bundesregierung
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat in den
letzten Jahren die Fragen, die durch den demografischen Wandel bedingt sind,
untersucht und bewertet. Im einzelnen sind folgende Aktionen, Modellprojekte und
Visionen zu nennen:
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Das Bundeskabinett hat am 10. August 2005 den "Wegweiser Nachhaltigkeit 2005"
verabschiedet. Der Bericht dokumentiert die Umsetzung der 2002 beschlossenen
nationalen Nachhaltigkeitsstrategie "Perspektiven für Deutschland" und schreibt
diese fort.
Der "Wegweiser Nachhaltigkeit 2005" setzt einen Schwerpunkt auf die
Herausforderungen des demografischen Wandels und stellt dar, welche
Konsequenzen sich für die verschiedenen Politikfelder aus der demografischen
Entwicklung ergeben. Eine besondere Bedeutung hat dabei eine nachhaltige
Familienpolitik (Kapitel VII), die mit einem Politik-Mix aus Infrastruktur, Zeit und
Geld die Grundlagen dafür schafft, dass sich junge Menschen ihre vorhandenen
Kinderwünsche verwirklichen können.
Zudem müssen die Potenziale älterer Menschen (Kapitel VIII) erkannt und besser
genutzt werden. Ältere Menschen wollen sich mit ihren kulturellen, ökonomischen
Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt
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und beruflichen Lebenserfahrungen in Wirtschaft und Gesellschaft einbringen. Die
Gesellschaft kann es sich nicht leisten, auf diese Potenziale zu verzichten.
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Um die politischen und gesellschaftlichen Aktivitäten älterer Menschen zu beleuchten
und zu fördern, hat das Bundesseniorenministerium den Fünften Altenbericht der
Bundesregierung unter das Thema "Potenziale des Alters in Wirtschaft und
Gesellschaft - Der Beitrag älterer Menschen zum Zusammenhalt der
Generationen" gestellt.
Die Sachverständigen, die aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen
zusammengekommen sind, sollten Antworten auf folgende Fragen finden:
•
Was kann getan werden, um das in unserer Gesellschaft zur Zeit
vorherrschende, eher negativ akzentuierte Altersbild zu beeinflussen?
•
Welche Stärken habe ältere Menschen und wie sind diese stärken für neue
soziale Rollen in einer sich wandelnden Gesellschaft nutzbar zu machen?
•
Welche Rahmenbedingungen sind nötig, um die Bereitschaft zur Nutzung der
Potenziale des Alters zu fördern?
•
Was bedeutet die Alterung der Gesellschaft für Konsum, Produktion und
Dienstleistungssektor?
•
Welche Bildungsangebote für Seniorinnen und Senioren müssen bereitgestellt
werden ("Lebenslanges Lernen")?
•
Wie gelingt die Integration älterer Migrantinnen und Migranten?
Der Fünfte Altenbericht wurde am 30. August 2005 vorgelegt. Nach der Beratung im
Bundestag wird er Mitte 2006 veröffentlicht werden.
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In den 20 Einzelprojekten des Modellprogramms welche z. B. die Gründung von
kommunalen Pflegenetzwerken, die Erprobung neuer Versorgungsstrukturen für
Demenzkranke oder die Verbesserung ambulanter Hilfekonzepte, sind eine Vielzahl
von praktischern Lösungen entwickelt und erprobt worden. Ein Abschlussbericht
liegt vor.
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Seniorinnen und Senioren nutzen freiwilliges Engagement, um auch im Ruhestand
aktiv zu bleiben. Jugendliche wiederum profitieren von den Lebens- und
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Berufserfahrungen der Älteren. Zu den Projekten des "Dialogs der Generationen"
gehören die "Mentoren-Agentur Dialog", die Patenschaften zwischen Jugendlichen
und älteren Menschen vermittelt, und das Projekt "Seniorpartner in School". Hier
werden Seniorinnen und Senioren als Konfliktschlichter in Schulen ausgebildet und
eingesetzt.
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Ziel des Projekts "Runder Tisch Pflege" war es, bis zum Herbst 2005 praxisnahe
Handlungsempfehlungen zu entwickeln und auf der Grundlage guter Praxisbeispiele
Wege zur Umsetzung menschlicher, fachlicher und finanzierbarer Anforderungen in
der Pflege und Betreuung aufzuzeigen. Dabei geht es nicht zuletzt auch darum, alle
Akteure, die im Bereich Pflege tätig sind, für vorhandene Ressourcen und Potenziale
zu sensibilisieren und für den Abbau gegenwärtiger Defizite zu gewinnen.
Die für diese Aufgabe eingerichteten vier Arbeitsgruppen des "Runden Tischs
Pflege" befassten sich insbesondere mit folgenden Fragestellungen:
Wie sollte künftig ein differenziertes und besser an den Bedürfnissen
der Betroffenen ausgerichtetes Versorgungsangebot in den Diensten und
Einrichtungen gestaltet sein?
Wie kann die Stellung pflegebedürftiger Menschen und ihrer Angehörigen
weiter gestärkt werden und ein entsprechendes Bewusstsein geweckt
werden?
Wie kann eine ausreichende Zahl von Personen dauerhaft für die
Pflegeberufe gewonnen werden?
Welche Möglichkeiten bestehen, um den Verwaltungsaufwand im Bereich
der Pflege und Betreuung zu verringern?
Der Abschlussbericht liegt vor.
5.2. Bayerische Staatsregierung
Die Bayerische Seniorenpolitik orientiert sich am Wunsch der Senioren, ihr Leben so
weit bzw. so lang wie möglich eigenverantwortlich zu gestalten - insbesondere im
Bereich des Wohnens und auch für den Fall, dass Hilfs- und Pflegebedürftigkeit
zunehmen.
Das neue seniorenpolitische Konzept der bayerischen Staatsregierung wurde am
17.5.2006 vorgestellt.
„Anders als bei herkömmlichen Landesaltenplänen geht es dabei weniger um eine
eher statistische Beschreibung der aktuellen oder zukünftigen Versorgungssituation,
sondern vielmehr um zukunftsfeste, Folgen abschätzende Leitlinien und
prozessorientierte Konzepte, da nur auf diese Weise der Dynamik der Entwicklung
Rechnung getragen werden kann“ (Zitat aus dem Vorwort des Konzeptes).
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In Bayern wurden bisher folgende Projekte gefördert:
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Die Fachstelle Wohnberatung in Bayern hat die Aufgabe, die Angebote der
Wohnberatung und Wohnungsanpassung in ganz Bayern zu verbreiten, Unterstützung bei der Gründung von neuen Beratungsangeboten zu leisten und bestehende Beratungsangebote zu vernetzen.
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Als ein „erfolgreiches Beispiel für den gelungenen Einsatz moderner technischer
Kommunikationsmittel zugunsten von Seniorinnen und Senioren“ gilt das
Modellprojekt SOPHIA (Soziale Personenbetreuung – Hilfen im Alter). Das Projekt
lief vom Juli 2002 bis Dez. 2004 in rund 100 Haushalten im Raum Bamberg,
Nürnberg, Fürth und Ansbach
Die teilnehmenden älteren Menschen konnten vom eigenen Fernsehsessel in ihrer
Wohnung mit einem Mitarbeiter in der Service-Zentrale oder mit ihren Freunden oder
Verwandten - die wie ein Ansager im Bildschirm erschienen - sprechen und
unterschiedliche Dienste und Angebote abrufen. Dabei garantierte der sichtbare
Kontakt zu den Vertrauenspersonen persönliche Nähe - das vermeidet Anonymitätund gibt Sicherheit.
Seit Anfang 2005 betreut die ‚SOPHIA Wohn- und Lebensqualität GmbH & Co. KG’
die Kunden via Fernsehgerät virtuell und deren häusliche Sicherheit ist dank eines
Notruf-Armbandes gewährleistet.
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Das Projekt Simba wird vom Sozialdienst Germering umgesetzt.
Es hat sich gezeigt, dass die Betreuung zu Hause entlastende Wirkung sowohl für
die Betreuten als auch für deren Angehörige hat. Besonders wichtig sind den
Vertragspartnern der Verbleib in der eigenen Wohnung und damit im vertrauten
sozialen Umfeld, die Erhaltung der Autonomie und Förderung der Selbstständigkeit,
die Sicherheit durch die vertraglich zugesicherten Leistungen und der regelmäßige
Kontakt in den wöchentlichen Hausbesuchen.
Das Interesse am betreuten Wohnen zu Hause im Projekt Simba war von Anfang an
sehr groß. Inzwischen gibt es neben 28 Betreuungsverträgen insgesamt 88
Optionsverträge und eine Warteliste für Optionsvereinbarungen mit rund 50
Interessenten.
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Das bayerische SeniorenNetzForum ist ein Zusammenschluss (Dachverband) von
Initiativen, die ältere Bürgerinnen und Bürger beim Zugang zu den neuen Medien
unterstützen, ihnen eine ihren Bedürfnissen angepasste Weiterbildung im Hinblick
auf neue Technologien, Internet und artverwandte neue Medien anbieten und ihnen
damit die aktive und selbstbestimmte Teilnahme an der modernen Wissens- und
Kommunikationsgesellschaft erschließen.
In Ingolstadt ist zur Zeit der Bürgernetzverein ( www.bingo-ev.de ) als Mitglied
der Senioren-Netz.-Initiativen registriert.
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