Erasmus Erfahrungsbericht – WS 2013 University of Jyväskylä

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Erasmus Erfahrungsbericht – WS 2013 University of Jyväskylä
Erasmus Erfahrungsbericht – WS 2013 University of Jyväskylä ‐ Finnland Vorbereitung Die Vorbereitung auf das Auslandssemester im Masterstudiengang Wirtschaftsinformatik gestaltete sich bei mir und sicher auch bei vielen anderen Studenten wie folgt: Zunächst wird eine vom Fachbereich veranstaltete Informationsveranstaltung besucht in der viele wichtige Informationen über das Auslandssemester sowie die Vorgehensweise wie man sich für ein solches bewirbt bereitgestellt werden. Anschließend bleibt es jedem Studenten selbst überlassen wie er vorgeht. Ich jedenfalls machte mir Gedanken über meine Studienplanung und welche Kurse in welchem Modul ich noch benötigte. Anschließend schaute ich mir die Partneruniversitäten der Universität Koblenz an und machte mir Gedanken über die im Gastland gesprochene Sprache. Für mich stand schnell fest, dass ich nur in ein Land gehen kann, in dem die Kurse auch in Englisch angeboten werden und in dem man auch in seiner Freizeit gut mit Englisch zurecht kommt. Die Wahl viel daher schnell auf Finnland und ich betrachtete daher das Kursangebot der zahlreichen finnischen Universitäten. Ich entschied mich dafür, mich bei drei der Partneruniversitäten in Finnland zu bewerben. Die Bewerbung wird von dem Auslandskoordinator der Universität Koblenz geprüft und von ihm erhält man dann auch die Zuweisung zu einer Partneruniversität, an der man dann sein Auslandssemester verbringen kann. Ich erhielt nach einigen Wochen die Zusage, dass ich an der Universität Jyväskylä mein Auslandssemester verbringen darf. Daraufhin holte ich weitere Informationen über Finnland aber auch über Jyväskylä und die umliegende Region ein. Dazu zählten zum Beispiel Informationen über das genaue Kursangebot, die Universität an sich sowie die Verkehrsanbindung von Jyväskylä – die übrigens hervorragend ist. Im Verlauf des gesamten Bewerbungsprozesses gilt es zahlreiche Unterlagen bei diversen Stellen einzureichen. Ich kann an dieser Stelle nur dringend empfehlen alle Unterlagen frühestmöglich abzusenden damit es im Verlauf der Bewerbung zu keiner Verzögerung kommt. Ich persönlich habe mich noch mit vorhandenen Englischtrainern in Buchform auf den kontinuierlichen Einsatz einer Fremdsprache vorbereitet. Unterkunft Die Unterbringung in Jyväskylä erfolgt standardmäßig in Studentenwohnheimen der Organisation KOAS und der Studentenorganisation der Universität Jyväskylä. Ich selbst habe in einem der zahlreichen KOAS Wohnheimen im Stadtteil Ristonmaa gewohnt. Untergekommen bin ich in einer drei Personen Wohnung mit einem Mexikanischen und einem Japanischen Kommilitonen. Die Konstellation, dass man mit internationalen Studenten in ein Appartement gelangt ist relativ selten. Bei mir geschah dies auf Grund der Tatsache, dass ich – in meiner Bewerbung für das Wohnheim –
explizit darauf hingewiesen habe, dass ich in einer internationalen Wohngemeinschaft leben möchte. Dies kann ich jedem Studierenden nur wärmstens empfehlen. Nicht nur für die Verbesserung der englischen Sprache ist dies förderlich sondern auch um verschiedenste Kulturen und deren Gepflogenheiten näher kennenzulernen. Die Appartements in Ristonmaa sind erst kürzlich renoviert worden und daher in einem guten Zustand. Es dauert nicht lange und man fühlt sich dort sehr wohl. Bis zum Campus sind es ca. 1,5km und bis in die Innenstadt nur wenige Meter weiter. Besuchte Kurse Zunächst möchte ich an dieser Stelle festhalten, dass man so ziemlich alle nur erdenklichen Kurse in Jyväskylä belegen kann. Da die Universität Koblenz jedoch nur eine Partnerschaft mit der Business Abteilung der Universität Jyväskylä hat, sollte man sich im Voraus mit dem International Office der Universität Jyväskylä darauf verständigen, dass man auch IT‐Kurse besuchen kann. Dies war in meinem Fall kein Problem und auch bei so ziemlich allen anderen Angelegenheiten ist das International Office eine gute Anlaufstelle für Austauschstudenten gewesen. Ich selbst habe die Kurse Global Information Systems, Radio Networks and Resource Management, Survival Finnish, 1 Erasmus Erfahrungsbericht – WS 2013 University of Jyväskylä ‐ Finnland International Business und Management of International Software Business besucht. Das Niveau der Kurse ist nahezu identisch mit dem der deutschen Masterkurse, sodass die Kurse keine große Umstellung in Sachen Aufwand darstellen. Anrechnen lassen konnte ich mir von diesen Kursen alle außer Survival Finish sowie International Business. Formen der Leistungsüberprüfung Die Formen der Leistungsüberprüfung an der Universität Jyväskylä gleichen denen an der Universität Koblenz sehr. Das bedeutet das einige Fächer eine finale Klausur fordern, in anderen Kursen wird eine Ausarbeitung verlangt oder es gibt sogenannte „Book Exams“ in denen während des Semesters ein oder mehrere Bücher von den Studierenden selbstständig studiert werden und am Ende des Semesters eine Klausur über die Themen des Buchs bzw. der Bücher geschrieben wird. Zusätzlich dazu werden in einigen Kursen benotete Vorträge zur Leistungsüberprüfung genutzt. Diese sind jedoch nur zusätzliche Überprüfungen, d.h. dass zusätzlich Klausuren oder Ausarbeitungen geschrieben werden müssen. Das Niveau der Überprüfungen ist im Vergleich zu den Anforderungen an der Universität Koblenz geringfügig niedriger. Die Klausurfragen bestehen an der Universität Jyväskylä überwiegend nicht aus Wissensfragen. Die Dozenten fordern eindeutig die Anwendung des in der Vorlesung erlernten Wissens in bestimmten Kontexten. Nützliche Webseiten Um bereits vor dem Auslandsaufenthalt Informationen über die Gastuniversität zu erhalten lohnen sich vorwiegen drei Webseiten. Zum einen ist dies die Webseite der Gasthochschule (www.jyu.fi) selbst, auf der detaillierte Informationen über das Bewerbungsverfahren sowie die an der Hochschule angebotenen Kurse aufzufinden sind. Ebenfalls als sehr nützlich hat sich die Seite www.businessculture.org herausgestellt. Diese Webseite informiert ausgiebig über kulturelle Gepflogenheiten sowie allgemeine Verhaltensweisen in Finnland. Des Weiteren stellt sie einen guten Anhaltspunkt für eine Vorab‐Kostenkalkulation des Auslandssemesters dar. Die dritte Webseite ist Facebook respektive einige Facebook Gruppen. Da sehr viele und für jedes Semester unterschiedliche Facebook Gruppen bezüglich des Auslandssemesters in Jyväskylä existieren, kann hier lediglich empfohlen werden nach „Erasmus Jyväskylä“ zu suchen und möglichst vielen Gruppen beizutreten. Nach einiger Zeit wird sich zeigen welche der Gruppen von den Austauschstudenten am meisten genutzt wird und man kann dann gegebenenfalls aus den anderen Gruppen austreten. Unterschiede zum Studiensystem in Deutschland Das Studiensystem in Jyväskylä respektive in Finnland ist nahezu identisch zu dem in Deutschland. Es existieren sowohl Bachelor als auch Masterstudiengänge die in sechs bzw. in vier Semestern abgeschlossen werden können. Eine Besonderheit sind in meinen Augen die Studiengang‐Angebote für ausländische Studenten. Hiervon werden nämlich zahlreiche Studiengänge komplett in englischer Sprache angeboten und man befindet sich mit einer Vielzahl von internationalen Studenten in einem höchst internationalen Umfeld. Persönliches Fazit Jyväskylä ist für mich „the place to be“ in Finnland. Eine hochmoderne und recht junge Universität bietet beste Studienbedingungen und einen hohen Wohlfühlfaktor der seinesgleichen sucht. Kleine Kursgruppen garantieren ein Maximum an Verfügbarkeit der Dozenten für jeden einzelnen Studenten. Dies ist nicht nur während der Vorlesungszeit so, sondern auch zu jeder anderen Tageszeit und teilweise sogar am Wochenende. Da der Campus recht kompakt gehalten ist, sind kurze Wege zu den verschiedenen Veranstaltungen garantiert. Da die Unterkünfte jedoch ein bis drei 2 Erasmus Erfahrungsbericht – WS 2013 University of Jyväskylä ‐ Finnland Kilometer von der Universität bzw. dem Stadtzentrum entfernt liegen, ist ein Fahrrad unabdingbar. Gebrauchte Fahrräder kann man jedoch kostengünstig in den diversen Facebook Gruppen oder aber auch bei einem der zahlreichen örtlichen Fahrradhändler erstehen. Jyväskylä ist ebenfalls vom Freizeitangebot her schwer zu übertreffen. Falls du Wintersport magst, wirst du Jyväskylä lieben. Jyväskylä hat nämlich ein eigenes Skigebiet inkl. Beschneiungsanlagen und Skisprungschanzen (5 Stück in allen Größen). Auch Langlaufloipen sind vorhanden. Des Weiteren werden an Freizeitmöglichkeiten Kanufahren, Klettern, Sauna, unendlich viele abendliche Aktivitäten und zahlreiche Sportangebote seitens der Universität angeboten (Fußball, Badminton, Eishockey, Floorball usw. usf.). Im Übrigen sollte man sich nicht von der Lage Jyväskyläs abschrecken lassen. Die Bus und Bahnverbindungen sind nämlich hervorragend und vor allem recht günstig. Hinzu kommt, dass Jyväskylä eigentlich eher zum Verweilen als zum Verreisen einlädt und man nicht unbedingt kleinere Städte in Finnland besichtigen muss. Trotz der wirklich nördlichen Lage Jyväskyläs sind die Temperaturen zumindest im August und September noch sehr angenehm. Ich hatte während dieser Jahreszeit durchaus warme 20 bis 25 Grad. Im Oktober wird es dann langsam kühler und es kann bereits gegen Ende des Monats schneien. Im November und Dezember sind dann Temperaturen von null bis minus 15 Grad keine Seltenheit. Die kältesten Monate sind jedoch Januar bis März in denen es durchaus bis zu minus 30 Grad kalt werden kann. Last but not least möchte ich auch noch etwas zu den Kosten des Auslandssemesters sagen. Insgesamt ist der Lebensunterhalt in Finnland um einiges teurer als in Deutschland. Bei Lebensmittel beträgt der Aufschlag beispielsweise rund 50 – 75% vom deutschen Preis. Insgesamt kann man mit Kosten von 3500€ bis 4500€ für das gesamte Semester rechnen. Der deutliche Unterschied kommt daher zustande, dass die durch das Studentennetzwerk angebotenen Reisen (St. Petersburg, Lapland, Stockholm) mit erheblichen Mehrkosten verbunden sind. Abschließend möchte ich noch anmerken, dass Naturfreunde in der wunderschönen Umgebung von Jyväskylä voll auf ihre Kosten kommen, da die Stadt von Wald, Wiesen und Seen umgeben ist. Das Auslandssemester in Jyväskylä wird für dich – genau wie für mich – sicherlich unvergesslich werden. 3