Mittlere Elbe und Mittelelbe - Landesamt für Umweltschutz Sachsen

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Mittlere Elbe und Mittelelbe - Landesamt für Umweltschutz Sachsen
Mittlere Elbe und Mittelelbe
Stadtkreis:
Landkreis:
Verordnung:
Codierung:/Größe:
Dessau (DE), Magdeburg (MD)
Anhalt-Bitterfeld (ABI), Jerichower Land (JL), Salzlandkreis (SLK),
Wittenberg (WB)
LSG0023___ Mittelelbe
Stadt Dessau (DE)
LSG0023DE_ Mittelelbe
Beschluß des Rates des Bezirkes Halle Nr. 19-8/57 vom 10.April 1957
(Mitt.-Bl. des Bezirkstages u. des Rates des Bezirkes Halle. - (1957)8 v.
April 1957)
Stadt Magdeburg (MD)
LSG0023MD_ Mittlere Elbe
VO: Beschluß des Rates des Bezirkes Magdeburg Nr. 118-28-64 vom
07.12.1964
Anhalt-Bitterfeld (ABI), Jerichower Land (JL)
LSG230023AZE Mittelelbe
Beschluß des Rates des Bezirkes Halle Nr. 19-8/57 vom 10.April 1957
(Mitt.-Bl. des Bezirkstages u. des Rates des Bezirkes Halle. - (1957)8 v.
April 1957)
LSG0023JL_ Mittlere Elbe
Beschluß des Rates des Bezirkes Magdeburg Nr. 118-28-64 vom
07.12.1964
Verordnung des Landrates Jerichower Land v. 30.09.1996 zur Änderung Erweiterung in den Gemeinden Dannigkow, Wahlitz und Gommern (Amtsbl.
f. d. Landkr. Jerichower Land. - 2(1996)11 v. 28.10.1996)
Salzlandkreis (SLK)
LSG0023SBK Mittlere Elbe
VO: Beschluß des Rates des Bezirkes Magdeburg Nr. 118-28-64 vom
07.12.1964
LSG0051___ Mittlere Elbe
Stadt Dessau (DE)
LSG0051DE_ Mittlere Elbe
Verordnung des Ministerrates der DDR v. 12.09.1990 (GBL DDR, Sonderdr.
1474) in der Fassung v. 01.01.1997 (GVBl. LSA S. 2, 11, 219)
Anhalt-Bitterfeld (ABI), Jerichower Land (JL)
LSG0051AZE Mittlere Elbe
Verordnung des Ministerrates der DDR v. 12.09.1990 (GBL DDR, Sonderdr.
1474) in der Fassung v. 01.01.1997 (GVBl. LSA S. 2, 11, 219)
LSG0051JL_ Mittlere Elbe
Verordnung des Ministerrates der DDR v. 12.09.1990 (GBL DDR, Sonderdr.
1474) in der Fassung v. 01.01.1997 (GVBl. LSA S. 2, 11, 219)
LSG0051KÖT Mittlere Elbe
Verordnung des Ministerrates der DDR v. 12.09.1990 (GBL DDR, Sonderdr.
1474) in der Fassung v. 01.01.1997 (GVBl. LSA S. 2, 11, 219)
LSG0051BTF Mittlere Elbe
Verordnung des Ministerrates der DDR v. 12.09.1990 (GBL DDR, Sonderdr.
1474) in der Fassung v. 01.01.1997 (GVBl. LSA S. 2, 11, 219)
Salzlandkreis (SLK)
LSG0051BBG Mittlere Elbe
Verordnung des Ministerrates der DDR v. 12.09.1990 (GBL DDR, Sonderdr.
1474) in der Fassung v. 01.01.1997 (GVBl. LSA S. 2, 11, 219)
LSG0051SBK Mittlere Elbe
Verordnung des Ministerrates der DDR v. 12.09.1990 (GBL DDR, Sonderdr.
1474) in der Fassung v. 01.01.1997 (GVBl. LSA S. 2, 11, 219)
Wittenberg (WB)
LSG0051WB_ Mittlere Elbe
Verordnung des Ministerrates der DDR v. 12.09.1990 (GBL DDR, Sonderdr.
1474) in der Fassung v. 01.01.1997 (GVBl. LSA S. 2, 11, 219)
LSG0023___ Mittelelbe / 13 050 ha
LSG0051___ Mittlere Elbe / 43 000 ha
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
Im LSG0023___ (Mittelelbe) liegen die Gebiete:
Code
EU-Nr.
Name
SPA0001
DE 4139 401
Mittlere Elbe einschließlich SteckbyLödderitzer Forst
0,39
FFH0050
DE 3936 301
Elbaue zwischen Saalemündung und
Magdeburg
39,91
FFH0062
DE 4039 301
Rossel, Buchholz und Streetzer Busch
nördlich Roßlau
0,05
FFH0067
DE 4140 304
Dessau-Wörlitzer Elbauen
0,88
FFH0073
DE 4142 301
Elbaue zwischen Griebo und Prettin
2,20
FFH0129
DE 4239 302
Untere Muldeaue
0,23
FFH0166
DE 3936 302
Binnendüne Gommern
0,52
FFH0199
DE 3837 301
Ehle zwischen Möckern und Elbe
23,70
Kreuzhorst
99,64
NSG0016___
Anteil (%)
Im LSG0051___ (Mittlere Elbe) liegen die Gebiete:
Code
EU-Nr.
Name
Anteil (%)
SPA0001
DE 4139 401
Mittlere Elbe einschließlich SteckbyLödderitzer Forst
86,12
SPA0015
DE 4137 401
Wulfener Bruch und Teichgebiet
Osternienburg
86,14
FFH0050
DE 3936 301
Elbaue zwischen Saalemündung und
Magdeburg
15,66
FFH0053
DE 4037 303
Saaleaue bei Groß Rosenburg
61,31
FFH0054
DE 4037 302
Elbaue Steckby-Lödderitz
88,47
FFH0063
DE 4039 302
Olbitzbach-Niederung nordöstlich Roßlau
2,31
FFH0065
DE 4041 301
Grieboer Bach östlich Coswig
0,23
FFH0067
DE 4140 304
Dessau-Wörlitzer Elbauen
93,04
FFH0125
DE 4138 301
Kühnauer Heide und Elbaue zwischen
Aken und Dessau
74,83
FFH0128
DE 4239 301
Taube-Quellen und Auengebiet bei Möst
FFH0129
DE 4239 302
Untere Muldeaue
72,39
FFH0163
DE 4137 304
Diebziger Busch und Wulfener
Bruchwiesen
99,44
100,00
NSG0036___
Steckby-Lödderitzer Forst
100,00
NSG0056___
Dornburger Mosaik
100,00
NSG0087___
Diebziger Busch
99,27
NSG0088___
Neolith-Teich
99,99
NSG0090___
Saalberghau
99,76
NSG0095___
Saarenbruch-Matzwerder
100,00
NSG0096___
Krägen-Riss
100,00
NSG0097___
Schönitzer See
100,00
NSG0119___
Möster Birken
100,00
NSG0120___
Untere Mulde
68,73
NSG0132___
Wulfener Bruchwiesen
99,91
NSG0162___
Taubequellen
NSG0187___
Steinhorste
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
100,00
99,98
Gebietsbeschreibung
Das LSG „Mittlere Elbe“ nimmt weite Flächen des Elbetals zwischen Seegrehna westlich der
Lutherstadt Wittenberg bis hin nach Plötzky östlich von Schönebeck ein. Auch das Muldetal von der
Mündung des Flusses in die Elbe bis nach Raguhn nördlich von Wolfen gehört zu diesem LSG.
Schwerpunktmäßig schließt es die Überflutungsauen ein, greift aber darüber hinaus auf Flächen
landseitig der Deiche und auch auf die begleitenden Niederterrassen bis hin zu den sich
anschließenden pleistozänen Hochflächen über. Das LSG erstreckt sich von Osten nach Westen über
etwa 60 km im Elbetal und von Norden nach Süden über 20 km im Muldetal.
Im Osten und Nordwesten schließen sich zwei, nunmehr getrennte Teilgebiete des LSG „Mittelelbe“
an das LSG „Mittlere Elbe“ an. Im Osten erfaßt das Gebiet die Überflutungsauen der Elbe bis auf die
Höhe Klöden und im Nordwesten weite, auch eingedeichte Auen bis in den Südosten der Stadt
Magdeburg.
Die LSG repräsentieren die Landschaftseinheit Dessauer Elbetal. Teile liegen in den
Landschaftseinheiten Muldetal, Dübener Heide, Roßlau-Wittenberger Vorfläming, Mosigkauer Heide,
Unteres Saaletal, Köthener Ackerland und Zerbster Ackerland.
Im Bereich der LSG münden folgende größere Fließgewässer in die Elbe: linksseitig Fließgraben,
Mulde und Saale sowie rechtsseitig Schwarze Elster, Zahna, Olbitzbach, Rossel und Nuthe.
Die Auenlandschaft an Elbe, Mulde und Saale ist zweigeteilt. Landseitig, also vor dem Hochwasser
durch die Deiche geschützt, liegt die Ackeraue und erstrecken sich die Siedlungsgebiete. Dem
Betrachter der Landschaft wird oft gar nicht bewußt, daß er sich in einer Aue befindet. Nur alte
Hochwassermarken an Häusern weisen darauf hin, daß hier früher noch die Hochfluten des Flusses
wirkten. Die weite offene Landschaft wird wie in allen anderen Ackergebieten von Großschlägen
beherrscht. Allein das dichte Netz von Gräben und Vorflutern, einzelne alte Eichen, die
charakteristische Landmarken bilden, oder Reste von artenreicher Auenvegetation in Senken oder in
Niederungen weisen auf die ursprüngliche oder historische Landschaft hin. Auch die verbliebenen
Altwasser und Reste der Auenwälder lassen den früheren Charakter der Aue erahnen.
Im Bereich ehemaliger Überflutungsgebiete, die infolge Eindeichung heute nicht mehr vom
Hochwasser überflutet werden, die aber durch ihre tiefe Lage sehr grundwassernah und infolge der
geringen Vorflut überstauungsgefährdet sind wie beispielsweise das Wulfener Bruch bei Köthen,
bestimmen offene Grünland-Acker-Gebiete das Landschaftsbild.
Anders dagegen wasserseitig, dort wo das Hochwasser noch mehr oder weniger regelmäßig die
Landschaft beeinflußt. Hier weiten sich die Auenwiesen und Auenwälder aus. Altwasser und
Flutrinnen prägen das Bild der Landschaft.
Die LSG sind durch einen hohen Waldanteil gekennzeichnet. Es besteht ein kleinräumiger Wechsel
von Wald- und Wiesenflächen. Die Waldränder sind in der Regel nicht geradlinig, sondern ganz den
historischen Zufälligkeiten überlassen, bogig und unregelmäßig, so daß eine besondere Harmonie
diese Landschaft kennzeichnet. Die flußnahen Wiesenflächen zeigen ein ausgeprägtes Mikrorelief,
das die Flächen belebt. Flutrinnen durchschneiden die Aue. Durch ihre Vielfalt sind die Altwasser von
besonderem Reiz.
Die Überflutungsauen im Landkreis Wittenberg haben im Verhältnis einen sehr geringen Waldanteil.
Hier beherrschen weite Wiesenniederungen mit einzelnen Gehölzgruppen und Baumreihen die Aue.
Dort, wo jahrhundertealte Solitäreichen die Landschaft beherrschen, wird der Betrachter an die
Geschichte dieser Bäume, die aus den mittelalterlichen Wäldern stammen, erinnert. Etwa 500 Eichen
mit einem Alter von über 400 Jahren gibt es zwischen Dessau und Wörlitz. Die Solitärbaumwiesen
zwischen Dessau und Wörlitz sind aber insgesamt von etwa 25 000 Eichen, aber auch Flatter-Ulmen
und anderen Baumarten bestanden und prägen den Parkcharakter dieser Landschaft.
Das Gartenreich zwischen Dessau und Wörlitz mit seinen Landschaftsgärten bietet dem Besucher ein
besonderes landschaftliches Erlebnis. Eingebettet in die Eichenwiesen durchziehen Alleen die
Landschaft, weite Sichten überbrücken die Räume und weisen zu neuen Zielen. Kleinere
Architekturen wie Sitze, Landhäuser, Wachhäuser auf den Deichen, aber auch Zweckbauten in den
Orten und Kirchen schmücken die Landschaft.
Landschafts- und Nutzungsgeschichte
Flußtäler boten von jeher gute Voraussetzungen für den Aufenthalt des beziehungsweise die
Besiedlung durch den Menschen. Die Auen boten Wasser, Wild und Fische, Holz und später
Weideflächen und anderes mehr. Dabei erfolgte die Besiedlung nicht in den Auen selbst, sondern auf
hochwasserfreien Niederterrassen, Dünen und auf den Hochufern der Urstromtalränder.
Für die Anwesenheit des Menschen im Mittelelbegebiet gibt es über 200 000 Jahre alte Funde von
Feuersteinabschlägen und einem Faustkeil. Erst kürzlich wurden bei Gewässerausbauarbeiten am
Kühnauer See tausende solcher Feuersteinabschläge gefunden. Die ersten ortsfesten Spuren einer
Besiedlung wurden aus der mittleren Steinzeit, vor etwa 8 000 Jahren, nachgewiesen. Aus den
nachfolgenden Zeiträumen bis zum Einsetzen schriftlicher Überlieferungen fanden sich in
unterschiedlicher räumlicher und zeitlicher Dichte immer wieder Fundstellen.
Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung besitzt in den einzelnen Teilen der
Landschaftsschutzgebiete eine unterschiedliche Geschichte.
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Die jungsteinzeitlichen Siedlungen im Teilgebiet zwischen Magdeburg und Pretzien konzentrierten
sich auf das Gebiet zwischen Wahlitz, Gommern und dem bereits außerhalb der Grenzen des LSG
befindlichen Menz, wo an einzelnen Wohnplätzen Siedlungskontinuität bis in die Kaiserzeit
nachgewiesen werden konnte. Mit Ausnahme der Glockenbecherkultur sind alle jungsteinzeitlichen
Kulturen vertreten, wobei die Stichbandkeramikkultur die älteste bislang nachgewiesene Kultur auf
dem Gebiet darstellt. Anstelle der Baalberger und der Schnurkeramikkultur trifft man hier die
Tiefstichkeramik- und die Einzelgrabkultur an. Bei Wahlitz wurden zudem Siedlungen der Rössener
und der Schönfelder Kultur mit Hausbefunden nachgewiesen.
Die mittlere Bronzezeit wird unter anderem durch ein Grabhügelfeld bei Menz vertreten, das
archäologisch untersucht wurde und interessante Informationen zu Kult und Ritus lieferte. Danach
befanden sich unter einem Hügel ein Totenhaus sowie ein von einer Bruchsteinmauer umschlossenes
Grab, von dem ein gepflasterter Steg zu einer Grabgrube führte, die eine zerstückelte Leiche mit
zertrümmertem Schädel aufwies. Vor der Aufhügelung wurde ein Totenfeuer abgebrannt. Ein weiterer
Hügel barg zuunterst Bestattungen der Kugelamphorenkultur, der stratigrafisch solche der frühen und
der mittleren Bronzezeit, dann der Hausurnenkultur der älteren Eisenzeit folgten. Außerhalb schlossen
sich an die Hügel weitere Gräber der älteren Eisenzeit an, von denen eines eine Hausurne enthielt,
sowie Gräber der Jastorfkultur der jüngeren Eisenzeit. Begräbnisplätze der römischen Kaiserzeit
befanden sich bei Wahlitz und Gommern. Bei Gommern wurde zudem das Grab eines germanischen
Fürsten gefunden. Aus Cracau stammen Grubenhausbefunde aus der römischen Kaiserzeit sowie aus
dem Mittelalter, als dieses Gebiet von den Slawen besiedelt war.
Im Jahre 948 wurden Pechau und Gommern als zum Gau Morzane gehörig genannt.
Unter Erzbischof Wichmann wurden Landstriche durch Entwässerung urbar gemacht. Wie das
Beispiel der Wüstung Poppendorf bei Magdeburg-Cracau lehrt, war diesen Bemühungen aber nicht
immer dauerhafter Erfolg beschert. Die Wüstung wurde im Jahre 1164 durch Bauern aus dem
Paderborner Gebiet wiederbelebt. Die Siedlung konnte sich jedoch aufgrund der häufigen
Überschwemmung der Felder nicht lange halten und wurde abermals wüst.
Im Teilgebiet zwischen Schönebeck und Glinde sind am südlichen Ufer der Elbe innerhalb des LSG
nur eine Handvoll Fundstellen der Jungsteinzeit, der Eisenzeit sowie ein Gräberfeld der Kaiserzeit
bekannt. Die eigentliche Besiedlung fand südlich der Straße von Schönebeck nach Barby statt. Östlich
von Pömmelte reichte sie bis an den Rand eines verlandeten Baches heran. Dort entdeckte man aus
der Luft eine befestigte Siedlung der Trichterbecherkultur, eine Palisadenanlage und ein heute
verschwundenes Grabhügelfeld der Spätbronze-/Früheisenzeit sowie eine große Befestigung, deren
Datierung (in die römische Kaiserzeit oder ins Frühmittelalter) noch nicht geklärt ist. Im Hochmittelalter
befand sich dort das Dorf Bosene, das wüst fiel.
Aus der Luft ließ sich bei Schönebeck eine ausgedehnte Siedlung der ältesten Ackerbauern, der
Linienbandkeramikkultur, ausfindig machen. Während des Mittelalters übte der Ort Glinde die
Funktion eines Burgwards aus, dessen Ministeriale auf einer Turmhügelburg residierten. Eine zweite
Befestigung dieser Art konnte nicht weit davon entfernt bei Pömmelte aus der Luft entdeckt werden.
Größere Bedeutung erlangte die Burg bei Ranies, deren ehemaliger Standort zwar bekannt war,
deren Form aber erst wieder durch die Luftbildarchäologie zu erkennen war. Sie liegt heute dem
Burghügel von Glinde gegenüber auf der rechten Seite der Elbe, befand sich im Mittelalter aber auf
deren linker Seite.
Im Teilgebiet zwischen Pretzien und Griebo reihen sich die Siedlungsstellen wie Perlen an einer
Schnur dicht entlang der Niederterrasse der Elbe aneinander. Die Besiedlung setzte hier während der
frühen Jungsteinzeit ein und blieb bis in die jüngere Kaiserzeit konstant. Siedlungskonzentrationen
lassen sich vor allem in der Umgebung von Dornburg und Gödnitz ausmachen. Auf der Linie GödnitzFlötz-Walternienburg-Kämeritz-Badetz-Steckby-Steutz-Rietzmeck-Brambach-Rosslau-KliekenCoswig-Griebo folgen die Siedlungen exakt dem durch die Grenze des LSG umrissenen Bereich. Die
Siedlungskette markiert gleichzeitig die Linie, ab der sich vor Hochwasser geschützt siedeln ließ,
während in der Aue die Elbe stetig ihren Lauf wechselte. Ehemals vorhandene Siedlungen wurden
dort vom Hochwasser überflutet oder sogar infolge von Laufänderungen weggeschwemmt und lassen
sich dadurch archäologisch nicht mehr fassen. Dennoch ist mit einer Besiedlung unmittelbarer am
Wasser vor allem in warmtrockenen Perioden der Klimageschichte zu rechnen. So fanden sich bei
Steutz Gräber der jüngeren Bronzezeit im Überschwemmungsgebiet der Elbe, und es kamen in der
Elbe Bronzegegenstände in Höhe der Saalemündung zum Vorschein, die von Grabfunden stammen
könnten.
Allein schon aus der Jungsteinzeit lassen sich auf dem schmalen Streifen östlich von Pretzien bis
Walternienburg und zwischen der bezeichneten Linie und der Eisenbahn Zerbst-Gommern über 60
Fundstellen identifizieren, von denen während der Bronze- und Eisenzeit sowie der römischen
Kaiserzeit fast 40 Wohnplätze konstant besiedelt blieben. Die meisten Siedlungen der Jungsteinzeit
stammen aus deren mittlerer und jüngerer Periode und gehören meist der Kugelamphoren- und
Schönfelderkultur an, während die älteren Kulturen der Linienband- und der Stichbandkeramik mit nur
drei Fundstellen geringer repräsentiert sind. In der mittleren Jungsteinzeit ist eine Reihe von
Großsteingräbern errichtet worden, von denen sich nur noch das von Gehrden, wo ehemals drei
gestanden haben, erhalten hat. Die Gräber von Dannigkow, zwei von Dornburg, eins von Prödel und
eins von Leitzkau wurden dagegen nach 1800 vermutlich im Zuge der Separation zerstört. Belege für
die wirtschaftliche Situation dieser Gegend liefern die Bronzehortfunde von Gödnitz und
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Walternienburg. Luftbildbefunde von ringförmigen Gräben deuten darauf hin, daß ein Teil der
Bestattungen ehedem unter Grabhügeln lag.
Während der frühen Eisenzeit gehörte die Gegend zum Siedlungsgebiet der Hausurnenkultur. Belege
dafür bieten die Hausurne von Leps und die Gesichtsurne von Brambach-Rietzmeck.
Bei Coswig ließen sich neben Siedlungen und Grabhügeln der Spätbronze- und Früheisenzeit auch
die zugehörigen Felder und Wege ausmachen. Dieses Gebiet weist auch aus der römischen
Kaiserzeit bedeutende Siedlungs- und Grabfunde auf, darunter eine sogenannte Fensterurne, bei der
in den Tonkörper Scherben römischer Gläser eingelassen sind. Im Frühmittelalter bildete die Elbe
zeitweilig die Grenze zwischen Slawen und Franken. So wurden an ihren Ufern zunächst von den
Slawen und später von den Deutschen zwischen Pretzien und Walternienburg Burgen angelegt.
Während die Besiedlung im Rosenburger Winkel vergleichsweise spärlich war, zeichnet sich im
Teilgebiet um Barby und Aken bis Dessau eine dichte Besiedlung und eine Siedlungskontinuität seit
der Linienbandkeramik ab. Bei Barby ist sogar die Gaterslebener Gruppe bezeugt, die bisher nur von
wenigen Fundstellen bekannt ist. Auch die Glockenbecherkultur ist dort vertreten.
Im Gebiet zwischen Diebzig und Dessau wurden die Sanddünen in den Elbeniederungen als
Siedlungsstandorte aufgesucht. Die ältesten Spuren gehen dort in die Mittelsteinzeit zurück, in der die
Menschen die Sanddünen als Aufenthaltsorte für die Jagd und den Fischfang in den Elbeauen
nutzten. Während der Jungsteinzeit sind Siedlungen im Bereich der Aue nur für die Vertreter der
Kugelamphorenkultur belegt, die als Rinderhirten die Wiesen und Auenwälder nutzten. Eine dichtere
Besiedlung fand erst in der jüngeren Bronzezeit statt. Die Gründe müssen darin gesucht werden, daß
die Siedler damals ihre Wirtschaftsweise stärker auf die Tierhaltung verlagert hatten. Ein
Bronzehortfund vom Burgwall Kühnau sowie Importkeramik aus dem Mittelrheingebiet deuten auf die
wirtschaftliche Bedeutung des Raumes hin. Auch während der frühen Eisenzeit spielte dieses Gebiet
eine wichtige Rolle. So fanden sich in Dessau drei und in Großkühnau zwei Hausurnen, die als
Begräbnisstätten hervorragender Persönlichkeiten dienten, und die, zusammen mit den acht Urnen
aus den südlich an das LSG angrenzenden Wulfen, mehr als 20% des Gesamtbestandes an
Hausurnen in Mitteldeutschland bilden. Für die jüngere Eisenzeit sind auch einzelne Siedlungen in
den Auen selbst belegt, was auf warmtrockenes Klima in den letzten Jahrhunderten v. Chr. schließen
läßt. Römische Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit sind nur durch spärliche Nachweise belegt. Zur
Zeit der slawischen Besiedlung, die hier Ende des 6. Jahrhundert einsetzte, bestand bei Großkühnau
eine Burg. Sie bildete den administrativen Mittelpunkt für die im Umkreis liegenden Dörfer. Im 10.
Jahrhundert wurde sie in das deutsche Burgensystem an der Reichsgrenze eingebunden. Besonders
die Burgenkette zwischen Rosenburg und Aken bezeugt die strategische Bedeutung des im 10.
Jahrhundert zum Gau Serimunt gehörigen Gebiets als Grenze zu den nördlich der Elbe siedelnden
Slawen. Sollte Rosenburg mit der 839 von Franken eroberten Resigesburg gleichzusetzen sein (man
liest hier auch Kesigesburg und verbindet diese deshalb mit Cösitz), dann wurde das Gebiet vom
Stamm der Coledizier bewohnt. Versuche, im Rosenburger Winkel die von Überflutungen betroffenen
Auen für die Landwirtschaft zu gewinnen, waren auf Dauer nicht vom Erfolg gekrönt, wie die Zahl der
bereits im 14. und 15. Jahrhundert aufgegebenen Dörfer erkennen läßt. Erst der Deichbau garantierte
hier eine sichere Landwirtschaft.
Die Terrassenränder nördlich der Elbe zwischen Griebo und der Elster-Mündung wurden erstmals von
den mittelsteinzeitlichen Jägern und Sammlern aufgesucht. Während der Jungsteinzeit sowie der
älteren Bronzezeit blieben sie unbesiedelt, da die Verbreitung neolithischer Kulturen an der Mulde
endete. Die Besiedlung setzte hier erst in der jüngeren Bronzezeit ein und blieb von da an konstant.
Am stärksten war die Besiedlung während der Jungbronze- und Eisenzeit bei Coswig und zwischen
Apollensdorf und Elster und dünnte östlich davon stark aus. Doch blieb eine lose Verbindungskette
bestehen, die den Raum um Coswig und Wittenberg mit dem ostelbischen Gebiet zwischen Jessen
und Prettin verband, in dem sich eine extrem dichte Besiedlung abzeichnete. Zwischen Pratau und
Bleddin blieb die Besiedlung locker. Kulturell ist das Gebiet in der Jungbronzezeit der Lausitzer Kultur
und in der Früheisenzeit der aus dieser hervorgegangenen Billendorfer Kultur zuzurechnen, deren
Verbreitung bis zur Mulde reichte. Einzelne Grabhügel deuten darauf hin, daß die Brandgräber aus
der Bronze- und Eisenzeit früher überhügelt waren. Eine aus der Luft entdeckte Befestigung bei
Dabrun bildete während der Spätbronze- und Früheisenzeit den Mittelpunkt der Besiedlung in diesem
Gebiet.
Die Bedeutung des Raumes südlich der Elbe im 10. Jahrhundert (Nennung 1004) wird durch eine
Burgenkette angezeigt, die bei Seegrehna (urbs Grodisti) beginnt und sich über Pratau (urbs Broth)
und Rakith (urbs Rochutini) bis nach Trebitz (urbs Triebaz) zieht. Aus slawischer Zeit stammt eine
Burganlage, die bei Rakith-Bietegast aus der Luft entdeckt werden konnte und als Vorort gedeutet
werden darf.
Mit der Zunahme der Besiedlung im frühen Mittelalter vom 8. - 12. Jahrhundert wirkte sich der
menschliche Einfluß auf die Landschaft deutlicher aus. Durch die durch menschliche Tätigkeit
geförderte Erosion und nachfolgende Ablagerung von Auenlehm bildete sich aus Weichholzauen und
Eichen-Eschen-Hartholzauen der anspruchsvolle, an Feld-Ahorn, Feld-Ulmen und Winter-Linden
reiche Hartholzauenwald. Zugleich wurden Auenwälder gerodet. Die Nutzung der Wälder erfolgte
durch ungeregelten Niederwaldbetrieb, auch Waldweide wurde umfänglich betrieben.
Vor allem durch die Ansiedlung der im Wasserbau erfahrenen Holländer und Flamen wurde im 12.
und 13. Jahrhundert der Bau von Mühlgräben und Wassermühlen gefördert, um den zunehmend
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höheren Getreideertrag aus den neu gewonnenen Ackerflächen außerhalb der Auenlandschaft
verarbeiten zu können. Erinnert sei an den Mühlenstreit in Dessau 1275. Erste Deichbauten und die
Anlage von Entwässerungsgräben trugen zur Ausdehnung von Nutzflächen und damit zur
Reduzierung der Waldfläche in der Aue bei. Wüstungsphasen und Kriege unterbrachen diese
Entwicklungen. Es gab Zeiten des Bevölkerungsrückgangs und damit der Regenerierung der Aue und
solche des Bevölkerungswachstums mit verstärkter Nutzung.
Nach dem Niedergang im Dreißigjährigen Krieg setzte im 17. und 18. Jahrhundert eine Phase
intensiver Landerschließung ein. Wiederum unter holländischem Einfluß wurden Schloß, Park und
Stadt Oranienbaum (von 1683 an) errichtet, Deichbauten (1707-1738) und
Entwässerungsmaßnahmen wie der Kapengraben (1706-1708), durchgeführt. Nach preußischem
Vorbild wurden Siedlungen angelegt. Ein besonderer wirtschaftlicher Aufschwung war mit der
Entstehung des Gartenreiches zwischen Dessau und Wörlitz in der 2. Hälfte des 18. Jahrhundert
verbunden.
Durch den Ausbau der Elbe zu einer Schiffahrtsstraße und den weiteren Ausbau der
Hauptdeichsysteme wurde ein besonders nachhaltiger Einfluß auf die Auenlandschaft genommen.
Diese Maßnahmen ermöglichten die weitere Erschließung von Ackerland durch Rodung von Wäldern
in der Aue und vor allem das Wachstum der Siedlungsflächen im Zuge der Industrialisierung nach
1871. Gleichfalls entwickelte sich die moderne Forstwirtschaft, die aus den Nieder- und Mittelwäldern
der Aue den Eichen-Hochwald schuf und zur Sicherung der Waldflächen beitrug.
Im 20. Jahrhunderte setze sich die Urbanisierung in der Aue fort. Zunehmend weiteten sich
Siedlungsflächen aus, wurde die Aue von Verkehrstrassen zerschnitten. Die Verschmutzung der
Flüsse folgte dem Aufbau der chemischen Industrie, die als Folge des II. Weltkrieges und der
industriellen Entwicklung zu Zeiten der DDR besonders umweltschädigend wirkte. Zugleich setzten
aber im 20. Jahrhundert die Bemühungen um Heimatschutz, Naturschutz, Landschaftspflege und
später Umweltschutz ein. Durch die Ausweisung von Natur- und Landschaftsschutzgebieten konnten
wertvolle Flächen gesichert werden. Ein deutlicher Rückgang der Umweltverschmutzung wurde erst
nach der Schließung vieler Industriebetriebe und nach der Sanierung beziehungsweise den Neubau
von Klärwerken ab 1990 erreicht. Zugleich wurden aber in diesem Zeitraum erhebliche Auenflächen
für Siedlungs-, Industrie-, Gewerbe- sowie Straßenbau beansprucht.
Die Muldeauen im Überflutungsgebiet wurden durch die Abwässer der chemischen Industrie in
Bitterfeld und Wolfen stark mit Schwermetallen und organischen Verbindungen kontaminiert, so daß
heute selbst eine landwirtschaftliche Nutzung der Grünländer nicht mehr möglich ist. Auf diesen
Flächen wird sich eine Waldentwicklung vollziehen.
Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima
Das Urstromtal der Elbe zwischen der Lutherstadt Wittenberg und Gommern ist im Untergrund durch
den saxonischen Bruchschollenbau und morphologisch durch die Endmoränen des Warthestadiums
der Saalekaltzeit geprägt. Die Endmoränen sind die südlichen Ausläufer des Flämings und lagern im
Norden außerhalb des LSG. Östlich Wittenberg befindet sich die Elbetalglazialwanne, die mit
quartären klastischen Sedimenten bis zu einer Tiefe von mehr als 100 m gefüllt ist. Sie stellt die
bedeutendste elsterglaziale Destruktionsstruktur für Mitteldeutschland dar. Westlich Wittenberg bis
Gommern quert die Elbe eine Grundgebirgshochlage, die Halle-Wittenberger-Scholle, deren
methamorphe Gesteine südlich Gommern zu Tage treten. Von Wittenberg stromabwärts fallen bei
Coswig die steilen Nordufer auf. Hierbei handelt es sich um Erosionsanschnitte von glazifluviatilen
Sanderbildungen des Warthestadiums der Saalekaltzeit. Erste, wahrscheinlich frühholozäne
Dünenbildungen treten am Südufer nördlich Wörlitz, zum Beispiel Wilder Berg, auf. Die oligozänen
Sande der Mulde-Elbe-Niederung werden von einem zirka 20 m mächtigen quartären Sedimentkörper
überlagert. Der an der Oberfläche anstehende fluviatile Kies, Sand und Schluff wurde zwischen
Vockerode und Ziebigk durch Mulde und Elbe während des Holozäns in die Niederterrasse der
Weichselkaltzeit eingelagert. Am Südufer zwischen Ziebigk und Aken, aber auch vereinzelt am
Nordufer, befinden sich auf der Niederterrasse von Ost nach West streichende, mehrere Kilometer
lange holozäne Dünenzüge.
Westlich Ziebigk geht im tieferen Untergrund die Halle-Wittenberger-Scholle in die FlechtingenRoßlauer-Scholle über. Im Bereich der Saalemündung südöstlich von Barby setzt sich dieser
geologische Aufbau der Elbe-Niederung fort, wobei die Mächtigkeit der Niederterrasse nach
Nordwesten allmählich abnimmt. Die Hauptdünenbildungen befinden sich am nordöstlichen Ufer und
erreichen ihren Höhepunkt in den 17 m hohen Dünen der Fuchsberge südlich Gommern.
Südwestlich von Gommern treten in Steinbrüchen unterkarbonische, hell-dunkelgraue Quarzite, der
Gommernquarzit, und schwarze, quarzitische Schiefer zu Tage. An einer tektonischen Störung, die
die Flechtingen-Roßlauer-Scholle nach Süden begrenzt, ist die Weferlingen-Schönebecker Scholle
abgesunken. Südwestlich Plötzky bilden die Sedimente des Unteren Buntsandsteins den
Festgesteinsuntergrund. Sie werden durch mächtige tertiäre Lockersedimente überlagert. In diese ist
südwestlich der Linie Schönebeck-Westerhusen der Kieskörper der Weichsel-Niederterrasse
eingelagert. Sie zeichnet sich gegen die holozänen Sedimente des Elbetales durch eine deutlich
hervortretende Geländekante aus. Den holozänen Sedimenten, die eine bis zu 6 km breite Aue bilden,
sitzen im Raum Randau holozäne Dünesande auf.
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Die Auensedimente wurden durch Flußlaufverlagerungen ständig umgelagert und fraktioniert
sedimentiert. Im Mäander, der typischen Laufform des Tieflandflusses, erodiert der Fluß am
Mäanderscheitel und sedimentiert im Mäanderbogen. Damit werden Prallhang und Gleithang
unterschieden. Durch die strömungsabhängige Sedimentation des Flusses bauen sich im
Mäanderbogen mächtige Kiesdome auf. Durch diese Erosions- und Sedimentationsprozesse verlagert
sich der natürliche Fluß ständig seitwärts in seinem Tal. Dabei vergrößert sich der Mäander und damit
seine Laufstrecke fortwährend. Diese Vergrößerung verläuft so lange, bis der Fluß an seinen
Mäanderschenkeln durchbricht und seinen Lauf verkürzt. Aber auch in der Folge von Hochwassern
kann es zu Flußlaufverlagerungen kommen. Daraus ergibt sich ein dynamischer Prozeß in der Aue,
der fortwährend Standorte zerstört und neue aufbaut. Der Fluß pflügt, bildhaft gesprochen, seine Aue
um.
Diese natürlichen dynamischen Prozesse wurden durch den Ausbau des Flusses seit dem
beginnenden 19. Jahrhundert unterbrochen. Das Bett des Flusses wurde festgelegt. Das hat zur
Folge, daß sich die Erosionskraft des Flusses nicht in der Seitenerosion, sondern nunmehr in der
Tiefenerosion umsetzt. Deshalb gräbt sich der Fluß in seine Aue ein und senkt damit das
Grundwasser ab.
Das LSG charakterisiert die Bodenregion der Flußlandschaften im Mittellauf der Elbe. Es erfaßt
großflächig die Auen und in den Randbereichen der Auen sowie auf Inseln die mit der Aue
verbundenen Niederterrassen.
Die Auenlandschaften sind durch die Verbreitung der Auensedimente definiert. Geringe
Höhenunterschiede begrabener und jüngster Terrassen, der Altwasserläufe und Hochflutrinnen, der
Fußrinne sowie ”Inseln” der Hochflächen und Niederterrassen in der Aue mit angelagerten Dünen
gliedern das Bodenmosaik durch unterschiedliche Grundwasserbeeinflussung und Bodensubstrate.
In Auenlehmen sind in Abhängigkeit vom Grundwasserstand Vegas und Gley-Vegas dominant. Es
sind braune, humus- und nährstoffreiche Lehmböden mit Grundwassermerkmalen unter 8 dm
beziehungsweise zwischen 8 und 4 dm unter der Geländeoberfläche. Die grundwasserbestimmten
Gleye sind in tiefergelegenen Geländepositionen zu finden. Sie sind häufig in Bodenprofilen mit
geringmächtigen Auenlehmdecken oder in sandigen Auensubstraten anzutreffen. Flußabwärts von
Breitenhagen kommen Auentone vor, in denen Pseudogley-Vegas und Pelosol-Tschernitzen
ausgebildet sind. In Hochflutrinnen und Altwasserarmen sind Gleye, Humusgleye und humusreiche
Gleye typisch. Bei Kühren kommen im Bereich der Taube Anmoorgleye vor. Auf den Dünen
dominieren Regosole bis Podsole und auf den meist sandigen Hochflächeninseln Acker-Braunerden,
podsolige Braunerden bis Braunerde-Podsole und Gley-Braunerden.
Die Niederterrassenlandschaften sind durch Geschiebedecksand, Flugsand oder holozän
umgelagerten Sand über Niederungssand gekennzeichnet. Gleye aus Sand sind die typischen Böden.
In den höhergelegenen, grundwasserferneren Bereichen sind Gley-Braunerden bzw. unter Wald auch
Podsol-Gley-Braunerden und Gley-Podsole ausgebildet. Die Entwässerungsbahnen, Altwasserrinnen
und Dünen weisen das gleiche Bodenformeninventar wie die entsprechenden Bereiche der Auen auf.
In der Aue strömt das Grundwasser von den Niederterrassen auf den Fluß zu. Bei Mittelwasser stellt
sich dabei ein konstantes Gefälle vom Auenrand zum Fluß hin ein. Bei Niedrigwasser senkt sich nun
in Flußnähe der Grundwasserspiegel erheblich ab, während er bei Hochwasser zunächst flußnah
ansteigt. Zugleich staut sich bei Hochwasser das zuströmende Grundwasser an, so daß es auch
zunehmend in den flußferneren Bereichen zum Anstieg des Grundwassers kommt. Auf diese Weise
wechseln in einer Flußaue ständig die Grundwasserverhältnisse. Diese Dynamik bei strömendem
Grundwasser, der Wechsel von Niedrigwasser und Hochwasser bis zur Ausuferung des Flusses mit
gewaltigen Überflutungen der Aue, kennzeichnen das hydrologische Regime der Aue.
Die LSG lassen sich zwei unterschiedlichen Klimagebieten zuordnen, im Westen dem stark maritim
beeinflußten und im Osten dem stark kontinental beeinflußten Binnentiefland. Ihr Grenzbereich liegt
etwa zwischen Coswig und Roßlau. Bezüglich der mittleren Lufttemperatur unterscheidet sich das
o
o
langgestreckte Gebiet kaum. Sie liegt bei etwa 18 C bis 19 C. Größere West-Ost-Unterschiede zeigen
die mittleren Lufttemperaturen im Januar, wobei der Bereich nördlich der Saalemündung mit 0oC bis
1oC bevorteilt ist. Ähnlich verhalten sich die Jahresmittel der Lufttemperaturen. Sie betragen mehr als
9,1oC im westlichen und 8,6oC bis 9,0oC im östlichen Bereich. Ebenso verläuft die 500 mm-Isohyete
im Bereich der Saalemündung, das heißt die mittleren Niederschlagssummen liegen elbabwärts (in
westlicher Richtung) unter 500 mm und elbaufwärts (in östlicher Richtung) über 500 mm. Im östlichen
Bereich erreichen die Jahresniederschläge sogar bis 600 mm.
Lokalklimatisch spielen erhöhte Luftfeuchtigkeit, Talnebel und relativ windgeschützte Lagen in den
Flußniederungen eine Rolle.
Pflanzen- und Tierwelt
Bedingt durch das niederschlagsarme und warme Klima wird die Flora der LSG durch südlich und
östlich verbreitete Arten gekennzeichnet. Südliche Arten sind unter anderem Stattliches Knabenkraut,
Hügelmeier oder Südliche Sumpfkresse, aber auch Auenwaldbaumarten wie Feld-Ahorn und FeldUlme. Floristische Besonderheiten der Auenwälder sind Märzenbecher und Wiener Blaustern. Diese
Arten haben hier ihre nördliche Verbreitungsgrenze in Mitteleuropa. Auch Zerstreutblütiges
Vergißmeinnicht und Süße Wolfsmilch stammen aus südlichen Florengebieten.
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Insbesondere auf den trockenen Dünen siedeln in Trockenrasen Arten der ost- und
südosteuropäischen Steppen und Waldsteppen. Dazu gehören unter anderem Steppen-Königskerze,
Berg-Haarstrang, Goldhaar-Aster, Feld-Mannstreu, Ohrlöffel-Leimkraut, Niederliegender Ehrenpreis
und Ähriger Ehrenpreis. Ein südlich-alpines Element ist das Alpen-Vermeinkraut. Zartes
Brillenschötchen und Mauer-Felsenblümchen sind südlich-montane Arten. Eine subatlantisch
verbreitete Art tritt mit dem Flügel-Ginster am südlichen Rand des Elbetales auf, deren nördlichstes
Teilareal sich im Dessauer Raum befindet.
In den Feuchtwiesen der Auen findet man als östlich verbreitete Arten Brenndolde, Glänzende
Wiesenraute, Sibirische Schwertlilie, Gräben-Veilchen, Hohes Veilchen, Kleinblütiges Schaumkraut
und Österreichische Sumpfkresse.
Charakteristisch für die großen Flußauen ist das Vorkommen sogenannter Stromtalpflanzen. Die
Verbreitung dieser Arten folgt den Flüssen, da ihre Samen und Früchte durch fließendes Wasser
transportiert werden. Die im Mittelelbegebiet anzutreffenden Sippen der Stromtalpflanzen stammen
meist aus dem süd- und südosteuropäischen Raum. Zu ihnen gehören nicht nur Wasserpflanzen,
sondern auch Arten von Auenwäldern, Uferstaudenfluren und feuchten Säumen. Typische Vertreter
dieser Gruppe sind Fluß-Kreuzkraut, Aufrechte Waldrebe, Pappel-Seide, Sumpf-Wolfsmilch,
Langblättriger Blauweiderich, Gelbe Wiesenraute, Taubenkropf, Hallers Schaumkresse,
Katzenschwanz und Banater Segge. Krebsschere, Schwimmfarn, Wassernuß und Kleines Nixkraut
sind sommerwärmeliebende Stromtalpflanzen der Auengewässer. Die letztgenannte Art hat im
Mittelelbegebiet ihr einziges zusammenhängendes Vorkommen in Ostdeutschland.
Auf schlammigen Stellen der Altwasserränder und Flußufer siedeln die lokal häufigen Arten Braunes
Zyperngras, Schlammling, Rote Schuppenmiere, Sumpf-Quendel und Sumpf-Ruhrkraut. Seltener sind
Hirschsprung, Acker-Gipskraut und Flügelsamige Schuppenmiere.
Die natürliche Vegetation in den Auen wird von Weich- und Hartholzauenwäldern, Wasser- und
Verlandungsvegetation der Altwasser und Flutrinnen, einjährigen und mehrjährigen Ufer- und
Staudenfluren der Flüsse sowie Eichen-Hainbuchen- und Stieleichen-Birkenwäldern auf den
angrenzenden Niederterrassen und Dünen gebildet. Auf den steilen Hängen des Urstromtales
wachsen natürlicherweise Hainbuchen-Ulmenwälder. Auf frischen Rutschungen und Abbrüchen sind
hier die natürlichen Standorte der Trockenrasen und wärmeliebenden Staudenfluren zu suchen.
Die Hartholzauenwälder treten in vier Ausbildungen auf. Auf den feuchtesten Standorten stockt die
Rohrglanzgras-Ausbildung, ihr folgt die typische Ausbildung. Die trockeneren Auenstandorte werden
von der sehr artenreichen Linden-Ausbildung und in dem Übergang zu den Eichen-HainbuchenWäldern von der Hainbuchen-Ausbildung eingenommen.
Die Weichholzauenwälder aus Weiden- und Pappel-Arten sind weitgehend gerodet und in Grünland
umgewandelt worden. Galerieartig ziehen sich aber Bestände entlang der Flüsse. Die
charakteristische Schwarz-Pappel ist bereits so selten geworden, daß sie als vom Aussterben bedroht
eingeschätzt wird.
Durch die Rodung der Wälder, Weidenutzung und Mahd konnte sich in der Überflutungsaue vor allem
die Grünlandvegetation als charakteristische Halbkulturformation entwickeln. Die Wiesen werden von
artenarmen Quecken-Fuchsschwanz-Rasen auf flußnahen Flächen, den überaus artenreichen
Brenndolden-Rasenschmielen- und Mädesüß-Hahnenfuß-Wiesen und auch LabkrautFuchsschwanzwiesen vertreten. Hinzu kommen Flutrasen und Rohrglanzgras-Wiesen sowie im
Übergang zu den Halbtrockenrasen Pechnelken-Rotschwingel-Wiesen.
Die Wasservegetation ist durch Laichkrautgesellschaften, Schwimmblatt- und
Wasserschwebergesellschaften vertreten. Die Röhrichte und Riede bauen sich aus Gemeinem Schilf,
Teich-Simse, den Rohrkolbenarten, Teich-Schachtelhalm, Großem Schwaden, Schlank-Segge, UferSegge oder Rohr-Glanzgras auf.
Die Trockenrasen auf den Dünen sind insbesondere dem überaus artenreichen Ohrlöffel-SchwingelRasen oder dem Nelken-Strandnelken-Rasen zuzuordnen. Im Übergang von den Rasen zu den
Wäldern treten xerotherme Staudenfluren und Gebüsche auf.
Leitart der Tierwelt des Mittelelbegebietes ist der Biber, der hier sein Hauptverbreitungsgebiet hat.
Mehr als 40 weitere Säugetierarten besiedeln die Aue. Hingewiesen sei auf die Kleinsäuger wie
Zwergmaus, Zwergspitzmaus und Wasserspitzmaus. Unter den Fledermäusen sind der Große
Abendsegler und die Wasserfledermaus die charakteristischen Arten.
Von den Vögeln wurden bisher über 280 Arten nachgewiesen, darunter etwa 135 Brutvogelarten.
Typisch für die Auenwälder sind Mittelspecht, Kleiber und Pirol. Sehr seltene Waldbewohner sind
Schwarzstorch und Kranich. Die Auen sind ein wichtiges Nahrungshabitat des Weißstorchs. Der
Graureiher hat mehrere Kolonien, und seit 1987 brütet auch der Kormoran wieder im Gebiet. Die
Altwasser sind Lebensraum zahlreicher Wasservögel. Zu nennen sind Stockente, Tafelente,
Graugans, Höckerschwan, Bleßhuhn, Haubentaucher sowie Zwergtaucher. Selten sind
Rothalstaucher und Schwarzhalstaucher. In Kolonien brütet die Lachmöwe. In den Röhrichten treten
selten Große Rohrdommel und Zwergrohrdommel auf. Regelmäßiger anzutreffen sind
Teichrohrsänger und Rohrammer, selten dagegen Schlagschwirl, Rohrschwirl und Drosselrohrsänger.
Auf den Sandbänken, insbesondere der unteren Mulde, brüten Flußregenpfeifer und Flußuferläufer.
Bemerkenswert ist auch die hohe Dichte an Greifvögeln. Mäusebussard, Rot- und Schwarzmilan,
Habicht und Sperber, Rohrweihe, aber auch Turmfalke und Baumfalke kommen vor.
Einzelvorkommen von Seeadler und Schreiadler in den LSG sind belegt. Der Fischadler ist seit 1998
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Brutvogel in der Muldeaue. In den Wiesenauen bei Wittenberg und Wulfen brütet noch der Große
Brachvogel. Daneben sind Kiebitz, Bekassine sowie selten der Wachtelkönig heimisch. Die
Vorkommen der Uferschnepfe sind wohl erloschen. Braun- und Schwarzkehlchen sowie Wiesenpieper
besiedeln ebenfalls die Wiesenlandschaften. In Gebüschen mit angrenzendem Offenland sind
Sperbergrasmücke, Rotrückenwürger und Raubwürger anzutreffen. Charaktervogel der Waldränder,
Gebüsche, Gehölze und Parks ist die Nachtigall. Auf den mit Solitärbäumen bestandenen Wiesen fällt
die hohe Dichte des Baumpiepers auf.
Das Mittelelbegebiet hat weiterhin eine große Bedeutung als Zug-Rastraum für ziehende
Wasservögel. Zu beobachten sind dann Krickenten, Reiherenten, Schellenten, Löffelenten,
Spießenten, Pfeifenten, Schnatterenten und Bergenten. Hinzu kommen Gänsesäger und Zwergsäger,
Singschwäne, Zwergschwäne und Saat- und Bleßgänse. Der Seeadler überwintert regelmäßig im
Gebiet. Als Durchzügler mit mitunter auch längerer Verweildauer besuchen Fischadler, Wiesenweihe,
Kornweihe, Grünschenkel und andere Wasserläufer und Strandläufer das Gebiet. Seltener sind zum
Beispiel Doppelschnepfe, Zwergschnepfe oder Regenbrachvogel.
Von den Kriechtieren ist die Ringelnatter ein charakteristischer und häufiger Vertreter. Besonders
kennzeichnen die Vorkommen von Laubfrosch und Rotbauchunke die artenreiche Lurchfauna.
In Elbe, Mulde und Saale leben über 20 Fischarten, darunter die kennzeichnenden Fließwasserarten
Döbel, Hasel, Aland, Rapfen, Ukelei, aber auch Aal, Gründling, Blei, Zope, Quappe und Flußbarsch.
In den Altwassern sind Bitterling, Schlammpeitzger, Karausche und Steinbeißer besonders
erwähnenswert.
Die Fauna der Wirbellosen ist überaus artenreich. Hingewiesen werden kann nur auf wenige Arten wie
die auffälligen Großkäfer Eichenbock und Hirschkäfer, die Libellen Südliche Mosaikjungfer, Grüne
Mosaikjungfer, Glänzende Binsenjungfer und Asiatische Keiljungfer. Unter den Heuschrecken ist für
das Elbegebiet beispielsweise das Auftreten der Gestreiften Zartschrecke kennzeichnend. Überaus
wertvoll sind die Vorkommen der wohl ältesten rezenten Tierformen Kiemenfuß und
Schuppenschwanz in Temporärgewässern der Überflutungsaue. Hervorzuheben ist auch der stabile
Bestand an Fluß- und Teichmuschel.
Entwicklungsziele
Die LSG sollen zur Sicherung der Kulturlandschaft an der Mittleren Elbe dienen. Dabei kommt es
insbesondere darauf an, die Verteilung der Grünland- und Waldgebiete zu erhalten und deren
extensive Nutzung beziehungsweise naturnahe Bewirtschaftung zu sichern. In den westlichen Teilen
des LSG „Mittlere Elbe“ zwischen der Mulde und der Saalemündung wird auf eine Erweiterung der
Auenwaldfläche orientiert. Insbesondere sollen auch die nicht auengerechten Hybridpappelbestände
in Auenwald umgewandelt werden. Besondere Förderung sollen Wildobstbäume und andere seltenere
Gehölze wie Feld-Ahorn oder Feld-Ulme erfahren. Mit Hilfe des Vertragsnaturschutzes sollen die
Landwirte in Schwerpunktbereichen in ihrem Bemühen unterstützt werden, den Artenreichtum der
Auenwiesen durch extensive Grünlandnutzung zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen.
Ganz besondere Bemühungen sind zur Sanierung und Sicherung der Altwasser notwendig. Infolge
des Ausbaus der Flüsse entstehen heute keine weiteren neuen Altwasser mehr und die bestehenden
verlanden zunehmend durch die Eutrophierung und gehen als wichtige Lebensräume der Auen
verloren.
Viele Fließgewässer im LSG sind renaturierungsbedürftig. Ihre ökologische Durchgängigkeit wäre
wiederherzustellen und ihre Unterhaltung extensiv zu betreiben.
Großer Anstrengungen bedarf es, um den weiteren Ausbau der Flüsse zu begrenzen. Dabei wird
davon ausgegangen, daß ein Ausbau der Mulde nicht erfolgen darf, und die zukünftige Schiffbarkeit
der Elbe und Saale so zu modifizieren ist, daß keine nachteiligen ökologischen Auswirkungen auf die
Aue zu befürchten sind und insbesondere die weitere Eintiefung der Elbe aufgehalten und möglichst
rückgängig gemacht wird.
Durch die Rücksetzung von Deichen wird angestrebt, die Überflutungsflächen zu vergrößern, wo dies
sinnvoll und möglich ist. Diese Maßnahme dient der Renaturierung der Aue, hat aber meist nur lokale
Wirkung für den Hochwasserschutz.
In enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege wird das Dessau-Wörlitzer Gartenreich gepflegt und
rekonstruiert. Dazu sind Industrie- und Gewerbeentwicklungen in der historischen Landschaft
besonders kritisch zu hinterfragen und geeignete touristische und gewerbliche Entwicklungen unter
Nutzung der vorhandenen Substanz zu fördern. Eine besondere Rolle spielen dabei auch die Pflege
und Rekonstruktion des Straßen- und Streuobstes, die Anlage von Alleen und die Nachpflanzung von
Solitäreichen.
Die ackerbaulich genutzten Gebiete des LSG können durch landschaftsgestaltende Maßnahmen
aufgewertet werden. Hierzu gehören insbesondere die Anlage von Hecken und Gehölzen, die
Förderung der Entwicklung von Kraut- und Staudensäumen und die Anlage von
Gewässerrandstreifen.
Die Landschaft wird für den ökologisch verträglichen Tourismus und die Erholung erschlossen. Dabei
werden besonders sensible Bereiche wie beispielsweise die Naturschutzgebiete durch
Lenkungsmaßnahmen geschützt. Weitere Wanderwege und Radwanderwege sind anzulegen und
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auszuschildern, landschaftliche Erlebnisräume zu gestalten und die Besucher durch geeignete
Informationen an die Landschaft und deren Sehenswürdigkeiten heranzuführen.
Exkursionsvorschläge
Informationszentrum des Biosphärenreservats
Das Informationszentrum liegt an der Straße von Dessau nach Oranienbaum am Abzweig zum
früheren Forsthaus Kapen beziehungsweise zum Kapenschlößchen, in dem heute die Verwaltung des
Biosphärenreservats ihren Sitz hat. Man erreicht das Informationszentrum auch mit dem Bus und mit
der Wörlitzer Eisenbahn. In Schauhallen wird über das Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“ informiert.
Unweit des Informationszentrums befindet sich eine Biberschauanlage, die sogar einen Einblick in
eine besetzte Biberburg ermöglicht. Im Umfeld des Kapenschlößchens kann der Besucher auf einem
Naturlehrpfad interessante Informationen über das Gebiet am Kapengraben erhalten. Ein weiterer
Lehrpfad stellt zahlreiche alte Obstsorten vor.
Landschaftsgärten des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs
Der bedeutendste Landschaftsgarten ist der Wörlitzer Park. Neben diesem bestehen aber weitere
Gärten, die lohnenswerte Ausflugsziele sind. Nahe Vockerode liegt auf einer Düne an der Elbe der
Waldpark Sieglitzer Berg. Bei Dessau-Waldersee befindet sich das sehr intime, hainartige Luisium,
das in eine historische Landschaft eingebettet ist, die die Entstehungsgeschichte des Parks gut
nachvollziehbar macht. Westlich von Dessau erstreckt sich das Georgium. Im Schloß Georgium
befindet sich eine bedeutende Gemäldegalerie. Bei Dessau-Großkühnau erstreckt sich der Kühnauer
Landschaftspark am gleichnamigen See.
Der Fürst-Franz-Wanderweg erschließt das Dessau-Wörlitzer Gartenreich in seiner Ost-WestAusdehnung von Dessau-Großkühnau bis Wörlitz. Dabei werden die Landschaftsgärten des Gebietes
durchquert oder berührt. Der Weg ist überaus reizvoll. Aufgrund seiner Länge und seinem
Ausbauzustand eignet er sich besonders für eine Radwanderung.
Naturlehrpfad Kliekener Aue
In der Kliekener Aue besteht im Verbund mit einem Rad- und Fußwanderwegenetz ein Naturlehrpfad,
der vielfältige Informationen über die Aue vermittelt. Von einer Aussichtskanzel aus erhält der
Besucher einen Einblick in das Naturschutzgebiet „Saarenbruch“ und kann Wasservögel beobachten.
Wanderung von Coswig nach Wörlitz
Von der historischen Stadt Coswig überquert man mit der Fähre die Elbe. Vom linken Elbeufer aus
erschließt sich die Stadtansicht von Coswig. Eine alte Pflasterstraße führt nach Wörlitz. Von dieser
vermutlich noch einzigen, mit Kopfsteinpflaster versehenen Bundesstraße aus erschließt ein
Rundwanderweg die Elbaue um den Wildeberg. Wörlitz erreicht man von der Parkseite her auf dem
Weg durch die Auenwälder und Auenwiesen.
Wanderung Lutherstadt Wittenberg - Pratau - Durchstich
Von Wittenberg mit seinen reformationsgeschichtlichen Sehenswürdigkeiten gelangt man über die
Elbebrücke in Richtung Pratau. Auf Wiesenwegen führt dann der Weg durch die Überflutungsaue mit
Baumgruppen, Einzelbäumen und Flutrinnen sowie kleineren Auengewässern zum Altarm
„Durchstich“. Die Möglichkeit zahlreicher Wasservogel-Beobachtungen sowie das Erleben von
Sichtbeziehungen vom Hochwasserdeich zur markanten Stadtsilhouette Wittenbergs mit den
historischen Kirchen und der Hafenspeicher- und Industriearchitektur lohnen den Weg.
Wanderung Elster - Wartenburg
Mit der Gierfähre in Elster setzt man über die Elbe. Durch die weite Wiesenaue verlaufen Wege in
Richtung Wartenburg mit dem historischem Schloß und der Gedenkstätte für den Elbeübergang
General von Yorks in der entscheidenden Schlacht 1813 gegen Napoleon. Eine Wanderung durch
einen reich strukturierten Wald im Übergang von einer Düne zum Auenwald am Altarm ”Großer
Streng” ist zu empfehlen. Die Möglichkeit der Beobachtung einer artenreichen Wald- und
Wasservogelwelt sowie der Fraßspuren des Elbebibers und einer Brutkolonie des Graureihers auf
Altkiefern besteht in diesem Teil des LSG.
Wanderung von Raguhn bis Dessau
Von Raguhn aus verläuft ein markierter Wanderweg auf dem hohen Muldeufer nach Dessau. Vom
Ufer aus erschließen sich weite Blicke in die Muldeaue. Vor Dessau liegt der Naturlehrpfad
Kümmerlinge-Alte Leipziger Straße, der Wissenswertes über die Mosigkauer Heide und die Muldeaue
vermittelt.
Breitenhagen und Saalemündung
Von Zerbst kommend kann man bei Breitenhagen die Elbe mit der Fähre überqueren. Bei einem
Besuch von Großrosenburg mit der alten Wasserburg erschließen Wanderwege die Elbe- und die
untere Saaleaue.
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Dornburger Schloß und Pretziener Wehr
In außergewöhnlich reizvoller Lage steht das Dornburger Schloß, ein barockes Bauwerk, am Rande
des Elbetals. Unweit Dornburg kann der Besucher bei Pretzien als technisches Denkmal das
Pretziener Wehr besichtigen. Es dient der Umleitung von Hochwasser zur Entlastung der Stromelbe
bei Magdeburg. Weiterhin kann das unweit gelegene Umweltzentrum Ronney besucht werden.
Klus und Gommeraner Heide
Von der Stadt Gommern mit ihrer historischen Wasserburg und vom Dorf Wahlitz sind Wanderungen
auf Fuß-, Rad- und Reitwegen in die Klus und in die Gommeraner Heide möglich. Die Gommeraner
Heide umfaßt ein weitflächiges Dünengebiet mit Kiefernforsten und Niederungen der Ehle.
Die Klus ist ein Landschaftsraum südwestlich Wahlitz, der bis in die Elbeaue reicht. Der Klusdamm
war eine ausgebaute mittelalterliche Wegeverbindung durch die vernäßte Elbe- und Ehleaue, die von
Magdeburg in die ostelbischen Gebiete führte. Er bestand schon vor seiner Ersterwähnung 1469. In
einer Beschreibung des Erzstiftes Magdeburg wird 1655 der Klusdamm wie folgt dargestellt: ”Von
Magdeburg sind ... eine Meile Wegs bis Wahlitz ... Dämme und Brücken, soviel und kostbar, daß
dergleichen Bau wenig in Deutschland gefunden wird ”. Die Baulichkeit Klus an der Klusbrücke nahe
Wahlitz war ursprünglich eine von Augustinermönchen bewirtschaftete Herberge, zeitweilig Zollstation
an der preußisch-kursächsischen Grenze, Forsthaus und Gaststätte. Heute ist dort die letzte
zweibogige Brücke des ursprünglich 7,6 km langen Klusdammes zu besichtigen. An der Klusbrücke
mit dem Klusdamm befinden sich auch die baulichen Reste des Klusgebäudes, insbesondere eines
Wohnturmes, der vermutlich um 1500 errichtet wurde, sowie ein Grenzstein.
Geotope
Der ehemalige Steinbruch, jetzt wassergefüllt, unmittelbar südöstlich der Ortslage Plötzky gelegen,
zeigt Quarzit mit Tonschiefereinschaltungen.
Eine zirka 800 m lange und bis 12 m hohe Düne am Kulk in Gommern südlich der Ortslage ist eine
bemerkswerte Sandanwehung.
Verschiedenes
Das Dessau-Wörlitzer Gartenrreich
Von besonderer kulturgeschichtlicher Bedeutung im Mittelelbegebiet ist die Entstehung des
Gartenreiches zwischen Dessau und Wörlitz in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts unter der
Regentschaft von Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1748-1817) und seinem Berater und
Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1740-1800) entstand die erste geschlossene
frühklassizistische Kultur auf dem europäischen Festland. Im Zusammenhang mit der Durchführung
zahlreicher gesellschaftlicher Reformen wurden klassizistische Gebäude errichtet, Landschaftsgärten
angelegt und insgesamt die Landschaft in Einheit mit ihrer Nutzung verschönert. Gemäß dem
Wahlspruch ”Das Schöne mit dem Nützlichen” entwickelte sich im Gartenreich eine für damalige
Verhältnisse moderne Landwirtschaft. Auf den Schutz der Landschaft verweist der sogenannte
Warnaltar von 1800 im Wörlitzer Park mit der Inschrift ”Wanderer achte Natur und Kunst und schone
ihrer Werke”.
Die damalige Landschaft war aufgrund der historischen Nutzung in weiten Teilen parkähnlich,
insbesondere durch die in überreichem Maß vorhandenen Solitäreichen und die weiträumigen
Hudewälder. Diese Landschaft mit ihren sich oft bis zum Horizont hinziehenden Wiesenflächen mit
malerischen Eichen, die wie Monumente die Aue beherrschen, entsprach zutiefst dem
Landschaftsideal damaliger Zeit. So war es das Ziel der weiteren Gestaltung, Höhepunkte in Form von
Gärten mit Landhäusern und zahlreichen Parkbauten in die Landschaft einzubetten und diese
untereinander und mit der umgebenden Landschaft durch Sichtbeziehungen aufs engste zu
verbinden. So entstanden der Westpark mit dem Georgium, das Beckerbruch, der Wallwitzberg und
der Streitwerder sowie der Kühnauer Park, der Lustgarten am Schloß Dessau und der gegenüber
liegende Tiergarten sowie Anlagen am Diepolt als auch der Ostpark mit Luisium, Sieglitzer Park und
dem Höhepunkt der Gartengestaltung, dem Wörlitzer Park. Im Süden der Stadt Dessau befanden sich
die Anlagen an der Haideburg.
Die Gestaltungen setzten sich in die umgebende Landschaft durch den Bau von Wallwachhäusern,
Raststätten, Sitzen und Gedenksteinen fort. In weiten Abständen wurden seitlich der Straßen kleine
Gehölzbestände, oft mit Blumenpflanzungen und Sitzplätzen, eingefügt. Um Fußgänger nicht durch
Reiter und Gespanne zu belästigen, verliefen neben den Straßen staubfreie Unterwege. Die
Bepflanzung der Straßen mit Obst und die Anlage zahlreicher Obstgärten verwandelte während der
Obstblüte das ganze Land in einen blühenden Garten.
Auch in der Zeit nach dem Tode des Fürsten Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau wurden die
Landschaft und die Gärten erhalten und gepflegt. Zunächst erfolgten Erhaltungsmaßnahmen durch
das Herzoghaus und später durch einen Gemeinnützigen Verein von Dessau. Diese Landschafts-,
Garten- und Baudenkmalpflege setzt sich bis in die heutige Zeit fort. Dennoch müssen auch Verluste
in dieser Landschaft beklagt werden, die durch den Bau von Siedlungs-, Gewerbe- und
Industriegebieten, Verkehrstrassen u.a. verursacht wurden. Auch die moderne Landwirtschaft räumte
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Teile der die Landschaft gliedernden Elementen aus. Dennoch können die Zeugen der historischen
Kulturlandschaft noch heute vielfältig erlebt werden.
Eichenwiesen
Ein besonderes landschaftliches Kennzeichen des Mittelelbegebietes und insbesondere des DessauWörlitzer Gartenreichs sind die mit Solitäreichen bestandenen Wiesen. Zwischen Dessau und Wörlitz
wurden etwa 500 solcher Eichen mit einem Alter zwischen 400 und 700 Jahren und weitere etwa 25
000 jüngere gezählt. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts stockten etwa 20 000 bis 25 000 solitäre
Alteichen im Gebiet, darunter einzelne Bäume mit einem Alter bis zu 1 000 Jahren.
Die alten Solitäreichen sind Reste der mittelalterlichen Hudewälder. Die Eichen hatten als
masttragende Bäume eine besondere wirtschaftliche Bedeutung für die Schweinemast. Die Bäume
waren einzeln erfaßt und wurden verpachtet.
Mit der Rodung der Wälder und ihrer Umwandlung in Wiesen blieben die Alteichen erhalten und
rückten in den Freistand. Mit der Entwicklung des Gartenreiches wurde diesen Bäumen ein
besonderer ästhetischer Wert beigemessen. Damit wurden sie nicht wie anderenorts beseitigt,
sondern blieben erhalten. Im Verlauf des 19. Jahrhundert erreichten viele dieser Bäume ihr natürliches
Lebensende, andere wurde gefällt.
Gleichzeitig setze aber, zunächst durch das Herzoghaus und später durch den Gemeinnützigen
Verein von Dessau betrieben, die Nachpflanzung von Solitäreichen seit Mitte des 19. Jahrhunderts
ein. Noch heute ist es ein besonderes Streben der Landschaftspflege im Gartenreich, Wiesen mit
Solitärbäumen zu besetzen. Um den derzeitigen Verlust an Solitärbäumen kompensieren zu können,
müßten jährlich etwa 100 Bäume nachgepflanzt beziehungsweise aus der natürlichen Verjüngung
übernommen werden.
Altwassersanierung und Gewässeranlage
Da, bedingt durch den Flußausbau, keine Altwasser mehr auf natürliche Weise entstehen, die
vorhandenen Altwasser zunehmend verlanden und infolge der menschlich bedingten
Nährstoffanreicherung beschleunigt verschlammen, kommt der Sanierung und Neuanlage von
Altwassern eine besondere Bedeutung zu.
Als Beispiel einer Sanierung kann der Kühnauer See bei Dessau betrachtet werden. In den Jahren
1993 bis 1997 wurde das Gewässer unter Beachtung ökologischer, denkmalpflegerischer und
erholungsfunktionaler Gesichtspunkte abschnittsweise entlandet und entschlammt. Weiterhin wurde
ein den See ehemals teilender Damm aus Trümmerschutt, der nach 1945 geschüttet wurde, wieder
aus dem See entfernt. Das Gewässer zeigt eine wesentliche Verbesserung der Wassergüte und der
Standortvielfalt. Seltene Pflanzen- und Tierarten wie Kleines Nixkraut, Steinbeißer oder Kleines
Granatauge wurden deutlich gefördert. Die gezielte Wiederansiedlung der ausgestorbenen
Wassernuß verlief erfolgreich. Der See als Teil des Kühnauer Landschaftsparks konnte in seiner
historischen Gestalt wieder rekonstruiert werden.
Unweit des Kühnauer Sees liegt im Beckerbruch, einem Teil des Landschaftsparks Georgium, das
Gewässer Wallwitzsee im Stillen Plan. Dieses Gewässer wurde 1990 bis 1991 neu geschaffen. An
Stelle einer früheren Wiese, die infolge Nichtnutzung völlig mit Gehölz zugewachsen war, wurde ein
nach ökologischen und denkmalpflegerischen Gesichtspunkten gestaltetes Gewässer entwickelt. Ein
Besuch dieses Gewässers vermittelt einen Eindruck von den Möglichkeiten zur naturnahen Anlage
von Gewässern. Heute siedelt der Biber im See, es entwickelte sich eine artenreiche Wasser- und
Ufervegetation.
EU-Life-Projekt in der Kliekener Aue
Ziel des Projektes war und ist die Renaturierung eines sehr wertvollen Biotopkomplexes in der
Elbeaue bei Klieken. Im Mittelpunkt stand die Öffnung der seit Jahrzehnten unterbrochenen
Verbindung von der Stromelbe zur ehemaligen Flussschlinge „Kurzer Wurf“. Durch die Anlage eines
Gerinnes mit einer Grundschwelle fließt nun Elbewasser ab dem Pegelstand 0,5 m unter Mittelwasser
aus der Stromelbe in den Kurzen Wurf. Dadurch wurde aus dem weitgehend stehenden Gewässer
wieder ein auentypischer Bestandteil, der der natürlichen Flussdynamik unterliegt; die Verbesserung
der Lebensbedingungen für ausgewählte Gewässerorganismen wurde erreicht. Durch die Anbindung
des Altwassers an den Strom entstand eine Flussinsel, auf der sich nun über Sukzessionsstadien ein
natürlicher Auenwald entwickeln soll; es werden noch einige Initialpflanzungen mit autochthonen
Schwarzpappeln erfolgen.
Weitere Bestandteile des Projektes waren die Entschlammung von etwa 15 ha verlandeten
Elbealtarmen im NSG „Sarenbruch“ und die Begründung von 30 ha Waldflächen auf ehemaligen
landwirtschaftlich genutzten Fluren östlich vom Kurzen Wurf.
Die Laufzeit des Life-Projektes erstreckte sich über die Jahre 1998 bis 2001. Die eingesetzten
finanziellen Mittel wurden zu jeweils 50 % von der EU und vom Land Sachsen-Anhalt bereitgestellt.
Erste Erfolge der Flussdynamik waren am Einlauf zum Kurzen Wurf bereits nach ersten erhöhten
Wasserführungen der Elbe im Frühjahr 2002 und nach dem enormen Hochwasser im August 2002 zu
beobachten. Kolke, Abbruchkanten und Sandanlandungen in Größenordnungen sind auentypische
Erscheinungen, mit deren Auftreten in dieser kurzen Frist bereits wesentliche Ziele des Projektes
erreicht wurden.
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
Naturschutzgroßprojekt Mittlere Elbe
Naturschutzgroßprojekte sind Fördervorhaben,an denen sich der Bund mit 75 % der Kosten an der
Planung und Umsetzung beteiligt. 15 % der notwendigen Finanzen für das Elbeprojekt werden vom
Land Sachsen-Anhalt und 10 % vom WWF-Deutschland übernommen. Durch die Förderung fließen
dem Land und besonders der Region erhebliche finanzielle Mittel zu. Diese ermöglichen, einen
entscheidenden Beitrag zur Erfüllung eingegangener Verpflichtungen des Landes zur Sicherung und
Entwicklung des Biosphärenreservates „Mittlere Elbe“ (und zukünftig des vergrößerten
Biosphärenreservates „Flusslandschaft Mittlere Elbe“) in Einheit von nachhaltiger Nutzung und
ausreichendem Schutz der Auenlandschaft gegenüber der UNESCO zu leisten.
Hauptziel des Naturschutzgroßprojektes ist die Sicherung eines durchgehenden Verbundes echter,
überflutbarer Auenwälder und Auenwiesen von der Mulde- bis zur Saalemündung. Geplante
Maßnahmen sind der Flächenerwerb von ca. 800 ha Auenwaldbereichen und Stromtalwiesen zur
naturschutzkonformen Nutzung, darüber hinaus auch der Rückbau von einigen Entwässerungsgräben
und die Reaktivierung von Hochflutrinnen durch die lokale Absenkung von Forstwegen und
Sommerdeichen. Ein weiteres Hauptanliegen des Projektes ist auch die Planung der Rückverlegung
des links seitigen Hochwasserdeiches der Elbe im Bereich des Lödderitzer Forstes. Etwa 7 km
Deichneubau bei einer potenziellen Retentionsflächenerweiterung um etwa 600 ha werden geprüft.
Sollte das Genehmigungsverfahren und der Bau eines neuen Deiches gelingen,wäre es in SachsenAnhalt die erste Rückverlegung aus primär naturschutzfachlichen Gründen.
Das Großprojekt startete im Jahr 2001, der Abschluss ist für 2010 geplant. Ansprechpartner ist das im
Lödderitzer Forsthaus eingerichtete Projektbüro.
Das Pretziener Wehr
Bei dem Jahrhunderthochwasser im August 2002 war das Pretziener Wehr für Magdeburg und
Schönebeck besonders wichtig. Es schützt die Städte seit mehr als 125 Jahren vor Hochwasser. Das
Wehr wurde nach dem Deutsch-Französischen Krieg zwischen 1871 und 1875 von italienischen
Bauarbeitern und französischen Kriegsgefangenen errichtet. Es liegt südöstlich von Magdeburg an
einem alten Flussarm der Elbe. Dieser alte Flussarm erstreckt sich heute bis zum Steinhafen; dort ist
durch einen Damm der Altwasserlauf zur Sorge abgetrennt, er verläuft durch das Dornburger Siel
westlich des Pretziener Wehres in die alte Elbe. Dieser Altarm war ursprünglich der Hauptarm der
Elbe, der allerdings schon seit Jahrhunderten Auflandungen und Verschlammungen aufweist. Nur in
Hochwasserzeiten floss die Elbe noch durch diesen alten Flussarm und überflutete dabei meist auch
die angrenzenden Niederungen samt den dort gelegenen Dörfern. Als sich diese Elbedörfer mehr und
mehr durch höhere Deiche vor dem Hochwasser zu schützen versuchten, stieg gleichzeitig die
Überschwemmungsgefahr für Schönebeck und Magdeburg. Um dieser zu begegnen, beschloss 1869
die preußische Regierung den Bau eines Elbeumflutkanals mit einem Wehr. Das bei Dornburg von der
Elbe abzweigende alte Flussbett wurde durch einen breiten und tiefen Graben ausgebaut und südlich
Pretzien durch ein Wehr abgeschlossen. Der dann folgende Umflutkanal endet nordöstlich von
Magdeburg bei Lostau mit der Mündung der Ehle in die Elbe.
Bei niedrigen bis normalen Wasserständen der Elbe verhindert das Wehr das schnelle Abfließen des
Wassers und sichert so die Schifffahrt in der Stromelbe, insbesondere über den felsigen Untiefen am
Herrenkrug, Petriförde rund Domfelsen.
Bei starkem Hochwasser wird das Wehr geöffnet, die Entscheidung darüber treffen die zuständigen
Behörden anhand des Wasserstandes am Elbe-Pegel Barby im Landkreis Schönebeck.
Normalerweise liegt der Elbe-Pegel dort bei etwa 2 m, erst bei 5,92 m wird das Wehr geöffnet. Bereits
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bei einem Pegel-Stand von 5,50 m fließen durch das geöffnete Wehr 750 bis 800 m /s, bei starkem
3
Hochwasser bis zu 1 800 m /s (!) über den Umflutkanal ab und damit an Magdeburg vorbei. Im
Höchstfall wird etwa ein Drittel des gesamten Hochwassers durch den Kanal geführt. Das bedeutet
etwa eine Entlastung des Elbewasserstandes im Bereich Schönebeck und Magdeburg um 0,5–0,6 m
unter den Wasserstand, der ohne Wehröffnung auftreten würde. Das ist für die nah am Wasser
erbauten Altstädte eine entscheidende Entlastung, was sich besonders zur Jahrhundertflut im August
2002 und schon wieder im Januar 2003 gezeigt hat.
Das Pretziener Wehr ist ein so genanntes Schützentafelwehr und einmalig in Europa. Normalerweise
befindet sich zwischen den Pfeilern eines Wehrs nur jeweils eine große Platte, die im Hochwasserfall
von starken Motoren nach oben gezogen wird. Als das Pretziener Wehr gebaut wurde, gab es solche
Motoren noch nicht. Also wurden mehr als 300 etwa 0,7 mal 0,8 m große Platten über- und
nebeneinander angeordnet, die von Hand gezogen werden können; keine leichte Arbeit, da ca. 3,2 t
Druck auf den untersten Tafeln lasteten. So dauert es etwa sechs Stunden Handarbeit, bis die
größtmögliche Öffnung erreicht ist. Die vielen Einzelplatten sind die bautechnische Besonderheit
dieses Wehres. Für die ausgeklügelte Technik der mit Manneskraft bedienbaren Einzelplatten wurde
das Wehr 1889 auf der Pariser Weltausstellung als technische Meisterleistung mit einer Goldmedaille
ausgezeichnet.
Seit seiner Inbetriebnahme 1875 wurde das Pretziener Wehr 58 mal gezogen, die letzten Öffnungen
erfolgten im Mai 1999, am 15.08.2002 morgens ab 8.30 Uhr zur Milderung der Jahrhundertflut und
zuletzt im Januar 2003.
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt