2011_0408 20. Tabak-Empfehlung De Luxe Navy Rolls zum 31

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2011_0408 20. Tabak-Empfehlung De Luxe Navy Rolls zum 31
Tabak-Empfehlung
Name des Autors
Kompletter Tabakname
Kurzname des Tabaks
Hersteller
Geschmacksrichtung
Aromatisierung
Stärke
Schnittart
Verpackung
Preis
Wo erhältlich
Herstellertext
Detlef Borchert
Datum: 08.04.2011
Dunhill De Luxe Navy Rolls zum 31. Clubabend bei PH
DdLNR
Dunhill
Naturbelassen
Steuernummer ?
Zusatz: keine Angaben
mittel
Navy Cut
50 g Dose
keine Angaben
In gut sortierten Fachgeschäften Hausmarke von:
Virginia- und Louisiana-Pérque-Blattgut werden nur kurz zu einer
dünnen Flakeplatte gepreßt und anschließend maschinell zu einem
langen Strang gerollt. Diese Tabakstränge reifen während der weiteren
Pressung und werden danach in feine Tabakscheiben geschnitten.
Ihre Eindrücke und Beschreibung
Die Filterfrage
Das Tabakbild
Der Tabak wurde mit Filter geraucht
Über Flakes haben wir in der Vergangenheit schon häufiger gesprochen. Jetzt wollen wir in eine spezielle Untergruppe der
Flakes eintauchen. Es wird etwas komplexer, aber keiner hat
gesagt, dass es leicht wird. Wenn man eine helle Mischung Preßtabak ohne (meist dunkle) Würztabake in langfasrige dünne
Scheiben schneidet, dann nennt der Fachman dies Navy Cut oder
auch Navy Flake. Puristen sprechen auch hier von einem Flake.
Der Navy Cut war früher eine rein englische Spezialität, ist aber
heute überall zu finden. Dieser Presstabak wird nun zu einem
Tabaktau oder auch Tabakstrang gerollt. Dabei wird der Tabak
sehr straff gerollt und somit erneut gepreßt. Danach wird der
Strang in dünne Scheiben geschnitten. Diese Tabakscheiben,
ähnlich dem Curly, sehen gemasert aus und ergeben ein wunderbares Bild. Überhaupt ist die Grenze zum Curly sehr fließend
und ich habe den Eindruck, dass jeder Tabakexperte seine eigene
Definition vornimmt. Der DdLNR macht es dem Rezensenten
aber diesbezüglich leicht, da er ja schon im Namen angibt, was
er gerne sein möchte.
Zerreibt man diese Scheiben des Tabakstrangs, erkennt man die
langen Tabakfasern, die sich wie Engelslocken kräuseln.
Die doch recht grossen Tabakscheiben des DdLNR, meist mittelbraun mit hellen und dunklen Farbtupfern, sind kreisförmig,
etwas übereinander liegend in der Dose angeordnet. Meiner Dose waren 22 Scheiben beigefügt, aber es geht ja nach Gewicht
und das sind 50 gr pro Runddose.
Der Geruch aus der frisch geöffneten Dose ist etwas bizarr und
einige werden es vielleicht aufdringlich nennen. Der Perique ist
dominat präsentiert sich in seiner schweren Süße. Assoziationen
mit Würzketchup werden wach. Erst langsam kann sich der Virginia seinen Weg bahnen. Nach dem Öffnen der Dose wird dieser Geruch aber zunehmend schwächer und ein neuer Geruch
Tabak-Empfehlung
Das Stopfen und Anzünden
Der Geschmack
findet seinen Weg. Ein etwas ausgelüfteter DdLNR erinnert
mich an Pumpernickel.
Fest steht aber, dass am DdLNR kein Casing oder Flavouring
durchgeführt wurde, was kein Nachteil sein muss.
Einigen Rauchern werden die Scheiben des DdLNR zu groß sein
und die Versuchung diese in den Handflächen zu zerreiben dürfte eben so groß sein. Nein, bitte nicht. Damit bringt man sich um
ein Raucherlebnis. Am besten knickt man die Scheiben etwas
ein und drückt sie dann vorsichtig in den Pfeifenkopf. Wahlweise kann man eine Scheibe auch zu einer Kugel rollen (quasi ein
gerollter Roll) und in den Knasterkopf stecken. Diese Methode
ist aber etwas schwierig, da dann der DdLNR zum Zerbröseln
neigt. Wie man es aber auch macht, man sollte versuchen die
Scheibe möglichst ganz in den Knasterkopf zu bekommen. In
die durchschnittliche Pfeife werden auf diese Art ungefähr zwei
Scheiben passen und man hat noch etwas Spiel nach oben. Darauf sollte man achten, da auch der DdLNR dazu neigt, beim
Anzünden aufzugehen.
Ich treffe immer wieder Mitraucher, die mir versichern, dass sich
Flakes schwer anzünden lassen. Mag im Eizelfall so sein, aber
meine Erfahrung ist eine andere. So auch beim DdLNR. In der
Regel komme ich hier mit einem Streichholz aus und eine gewisse Rauchkunst vorausgesetzt, brennt er auch 45 min - 75 min
sauber und gleichmäßig ab und hinterlässt ein sauberes, gleichmäßiges hellgraues Aschehäufchen, dass ich problemlos ohne
Rückstände aus der Pfeife entfernen lässt.
Habe ich mich eigentlich schon einmal über Perique ausgelassen? Ich glaube fast, dass nicht. Also, kommen wir an dieser
Stelle mal wieder bei der allseits so beliebten Tabakkunde. Wer
kein Interesse daran hat, kann die nächsten sieben Seiten gerne
überspringen.
Nein, keine Sorge, ist Spaß. Es sind nur sechs Seiten.
Der Perique wächst nur und ausschließlich in St.James im USStaat Louisiana an den Ufern des Mississippi, im Herzen des
Dixieland. Alle Unterfangen diesen Tabak woanders anzubauen
schlugen aus den unterschiedlichsten Gründen fehl. Entweder
wuchs die Tabakpflanze nicht oder der Geschmack war nicht
erwartungsgemäß. Deshalb ist der Perique nicht nur etwas Außergewöhnliches, sondern auch einer der teuersten Tabake der
Welt.
Damit aber nicht genug. Der Perique erhält auch eine besondere
Behandlung, die auch Einzigartig sein dürfte. Während des
Wachstums wird ein Teil der Blätter entfernt, damit die anderen
Blätter größer werden. Dadurch fällt die Ernte etwas kleiner aus,
aber es erhöht den Nikotinanteil und somit auch das Aroma des
Perique.
Der Perique wird, wie die meisten Tabake, an der Luft getrocknet. Allerdings muss dieser Vorgang genau beobachtet werden,
da der Perique zwar trocken sein muss, aber nicht seinen Saft
verlieren darf. Ab einem bestimmten Zeitpunkt ist eine tägliche
Kontrolle notwendig.
Tabak-Empfehlung
Der "angetrocknete" Tabak wird in Schichten in Eichenfässern
gelagert. Und dies ist nicht die übliche Fermentierung, denn der
Perique bekommt keine Zusatzstoffe. Wie ein Spanferkel
schmorrt er "im eigen Saft" und erhält so sein einzigartiges
Aroma.
Einige Hersteller führen dem Perique später dann noch Essig,
Pflaumensaft und/oder Fruchtfleisch hinzu. Diese Rezepturen
sind aber Familiengeheimnisse und dementsprechend ist wenig
darüber bekannt.
Diese Methode geht auf Pierre Chenet zurück, der dies so von
Indianerstämmen übernommen haben soll. Aber wie immer
dürfte auch davon einiges Legende sein.
Wie auch immer! Die Tabakblätter bleiben mindestens ein Jahr
in ihrem Fass, wobei eine häufige Kontrolle notwendig ist, da
die Menge des Saftes kontrolliert werden muss. Lagert sich zuviel Saft ein, muss dieser entfernt werden.
Macht man alles richtig, hat man einen ungewöhnlich kräftigen
Tabak, dessen Geruch an Ketchup oder Essig erinnert. Der Geschmack des Perique ist etwas pfeffrig und sehr nikotinhaltig.
Der Perique soll in der Nase stechen. daher hat der Perique auch
seinen Namen, denn das indianische Wort für Stich ist "Perique". Wer hätte das geacht?
Pur ist der Perique nicht zu geniessen. Er kann nur Teil einer
Mischung sein. Und auch hier ist Fachverstand gefragt. Meist
macht der Periqueanteil einer Mischung 3 % - 5 % aus, bei starken Mischungen auch schon mal bis zu 10 %. Nur der Richtige
Anteil Perique garantiert eine runde Mischung. Zuviel würde
jeden anderen Tabak überlagern und die Mischung verderben.
Eine gute Mischung mit Perique zu erstellen ist eine Kunst. Aber
ein gutes Endergebnis lohnt sich und wird von den meisten Rauchern sehr geschätzt.
So, genug der grauen Theorie, kommen wir zu den Fakten: Der
DdLNR sollte das Erbe des berühmten "Escudo" antreten, der in
Deutschland nicht mehr erhältlich ist. Entsprechend groß war die
Erwartungshaltung bei einige Rauchern und - sofern man den
einschlägigen Foren glauben darf - wurde diese enttäuscht. Diese
schlechten Benotungen sind nach meiner Auffassung aber unfair, da der DdLNR nie als Ersatz des Escudo gedacht war, sondern immer als eigenständiges Produkt vertrieben wurde.
Ich kenne einige Virginia-Perique-Mischungen, aber die DdLNR
gehört für mich mit zu den besten. Allerdings muss man den
DdLNR in Ruhe und mit Konzentration rauchen. Er darf nicht zu
heiß oder nass werden, sonst schmeckt nicht besonders gut. Bekommt er aber die ihm zustehende Aufmerksamkeit, erwartet
den Raucher ein besonderes Geschmackserlebnis.
Sein Geschmack ist rund und homogen, vom ersten bis zum letzten Zug. Der eigentliche Geschmack ist nur schwer zu definieren. Der Virginia- und der Perique-Anteil geben sich hier ständig
die Klinke in die Hand und der Geschmack wechselt zwischen
lieblich und herb, ohne sich dabei festzulegen. Die Mischung ist
perfekt und weder der Virginia, noch der Perique drängen zu
Tabak-Empfehlung
Die Raumnote
Fazit
stark in den Vordergrund. Um es klar zu sagen, der DdLNR ist
weder herb, noch lieblich, sondern irgendwie beides. Das Wort
herzhaft beschreibt am besten, was die Geschacksknospen zur
Verköstigung bekommen. Dabei bleibt er aber immer vollmundig und doch weich. Kein Brennen auf der Zunge, kein übermässiger Speichelfluss, kein Rundflug durch das Wohnzimmer.
Ich kann auch nicht genau festmachen, was der Perique und was
der Virginia ist. Aber gerade diese homogene Mischung macht
den DdLNR aus. Für die Qualität der Mischung spricht außerdem, dass sie die komplette Pfeife gleich schmeckt und nichts
von ihrer Vollmundigkeit verliert.
Man spürt auch den hohen Nikotingehalt nicht, der sich bei anderen Mischungen gerne beißend in der Rachenhöhle ablegt. Der
DdLNR bleibt naturbelassen und sehr elegant. Man kann bei
jeder Pfeife neue feine Nuancen entdecken, die der Geschmack
enthält.
Unser Tabak glimmt im Pfeifenkopf vor sich hin, die Geschmacksknospen schlagen vor Begeisterung Kapriolen und die
Nase sagt, "Langweilig". Es riecht nach Qualm. Nichtssagender
blauer Dunst, charakterlos, ein wenig süß und keine Würze.
Wenn man will, kann man das als Manko dem DdLNR zuschreiben, aber zumindest unsere nichtrauchenden Mitbürger
werden damit besser leben können, als mit so mach anderer naturbelassen Mischung.
Flakes geht häufig der Ruf von schwer zu rauchenden Expertentabak voraus. Der DdLNR widerlegt dies ganz klar. Etwas Ruhe
und Konzentration und er lässt sich einfach rauchen und kann
von jedem Genußraucher problemlos verköstigt werden. Auch
wenn viele Raucher dem DdLNR keine gute Note bescheinigen,
ist er für mich einer der "ganz großen" und bedingungslos zu
empfehlen.
Aufgrund der Tatsache, dass er naturbelassen ist, kann man ihn
sicher einie Zeit einlagern, was seinem Geschmack nur steigern
dürfte. Eigentlich sollte man sich ein paar Dosen kaufen und in
einer stillen Ecke ruhen lassen. Wie guten Wein würde ich den
DdLNR nach dem Öffnen noch etwas Ruhen lassen, was seinen
Geschmack noch runder und vollmundiger macht. Aber auch so,
kann man sich auf seinen runden, vollmundigen Geschmack
freuen und mit jeder Pfeife seine Schattierungen voll auskosten.
Dieses hochwertige Produkt kostet stramme 12,50 Euro für 50
gr. Am 08.04.2011 ist der nächste Clubabend und unser Präsident dürfte wieder dafür sorgen, dass sich jeder eine Probe in
den Knasterkopf stecken kann. Von daher kann man auf diese
Art selbst testen, ob der DdLNR seinen Preis wert ist. Ich finde,
dass ja! In diesem Sinne: Nice smoke!