TEL AVIV IM

Transcription

TEL AVIV IM
SPECIAL
EIN SPECIAL ÜBER
DIE UNGLAUBLICHSTE
STADT DER WELT
TEL AVIV
BAUHAUS-WUNDER - PARTY-METROPOLE - POLITIKUM
Tel Aviv Redaktion
Contributoren
Impressum
Chefredakteur & Creative Director Constantin Rothenburg
LAURENT BURST (31), Schweizer Fotograf aus
Berlin, flog drei Mal nach Tel Aviv, um für Quality diejenigen Menschen aufzuspüren und abzulichten, die in ihrem Bereich für die kreative
Stadt, von der alle sprechen. Er durfte neben
unwiderstehlichem Hummus die wunderbare
Gastfreundschaft und Kontaktfreudigkeit der
Tel Aviver kennenlernen, die ihm eindrücklich
vorführten, dass in Israel alle über maximal
zwei Ecken miteinander bekannt sind. Ansonsten fliegt Laurent mit zwei Reisepässen und
vier Mobiltelefonen für Firmen und Magazine
aus der Schweiz und aus Deutschland rund um
den Globus und porträtiert Menschen, Städte
und Wertschöpfungsketten im Alltag.
www.laurentburst.com
CLAUDIA FRENZEL (33): Die freie Musikjournalistin (Radio und Print) und Veranstalterin hat
sich ganz auf die israelische und jüdische Musikszene spezialisiert. Außerdem arbeitet sie als
Promoterin für verschiedene Künstler, denn
„Musik ist eine Sprache, die jeder versteht“.
ELINA TILIPMAN (26): Die Künstlermanagerin
aus dem Bereich Jazz hegt seit vielen Jahren
eine Leidenschaft für die junge israelische Musik, Kunst und Mode aus Israel und besonders
Tel Aviv . Zusammen mit Claudia Frenzel hat
sie es sich zur Aufgabe gemacht, mit Klischees
über das Land aufzuräumen.
2
Beratung der Chefredaktion David Baum
Art Director Jesse Becker
Associate Editor Asia Kornacki
Grafische Beratung & Design Sven Michel
Creative Director Online Shantu Bhattacharjee
Büroleitung Alexander Danner
Art Director Online Aleksandar Mijatovic
Bildredaktion Isabell Seifert
Schlussredaktion Jenny Haroske
Autoren
CLAUDIA FRENZEL, LAURENT BURST
Fotografen
LAURENT BURST, DANIEL JOSEFSOHN
TILL BRÖNNER
Contributoren
KEREN OR ARNALDES, OMER BARACK, YAIR HOCHNER,
ITAY MAUTNER, YINNON MILES, MOSHE MOOGRABI,
OMER NAKAR, CLINT LUTES, YOAV SELA,
ELINA TILIPMAN, ITAY VALDMAN, IZIK ZAIG
Verlag
Rothenburg Verlags UG
Auguststraße 19, 10117 Berlin
Telefon: + 49 30 257607-340
Fax: + 49 30 257607-344
[email protected]
Druck
Svoboda Press s.r.o.
Sazecská 560/8, 108 25 Praha 10
Telefon: + 420 266 021 174
Telefax: + 420 272 702 272
www.svoboda.cz
Vertrieb
DPV Network, Norbert Kraut,
Düsternstraße 1-3, D-20355 Hamburg,
Tel.: + 49 40 378 45-6291
quality.uk.com
Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Constantin Rothenburg.
Alle Rechte vorbehalten. Die Zeitschrift sowie alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen
sind urheberrechtlich geschützt. Der Export von Quality und der Vertrieb im Ausland sind nur
mit vorheriger Genehmigung statthaft. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial
wird keine Haftung übernommmen.
Geschichte Tel Aviv
A
Tel Aviv ist erst hundert Jahre
alt, wurde auf dem Reißbrett
geplant, die Parzellen mit
Musheln verlost. Heute ist es
eine Metropole von architektonischer Besonderheit.
von Kindern mit Muscheln verlost. Ihre
m schönsten sagte es
stärkste Prägung erhielt die Stadt aber
der Schriftsteller Yodurch den Zweiten Weltkrieg und die
ram Kaniuk: „Tel Aviv
Einwanderung in den Dreißigern.
ist immer ein Ort, wohin man flüchten kann. „Tel Aviv war das Zentrum der Jeckes.
In vier, fünf Jahren wuchs die Stadt daHier nimmt man das
mals um 150 000 Einwohner“, erzählt
Leben leicht. Tel Aviv verhält sich wie
Kaniuk. „Die Jeckes aus Österreich und
eine Geliebte, nicht wie eine Ehefrau.
Deutschland brachten Kultur, Musik
Hier ändert sich dauernd alles.“ Tatsächlich ist die „weiße Stadt“, wie sie so und Theater und haben die Stadt total
wegen ihrer strahlenden Bauhaus-Meis- verändert.“ Der heutige Stadtteil Jaffa
ist sehr alt und geht auf die Kanaaniter
terwerke vieler emigrierter Gropiusund Le Corbusier-Schüler genannt wird, zurück. Und doch scheint Tel Aviv im
Vergleich mit Restisrael eine utopische
ein kleines Wunder. Und Zeugnis eines
Insel. Neben den geschichtlich, religiös
großen Willens: Die Stadt, die im letzund politisch aufgeladenen Orten, strahlt
ten Jahr ihren hundertsten Geburtstag
die kleine Großstadt Modernität, Gelasfeierte, gilt als frühes zionistisches Ersenheit und Weltoffenheit aus: ein regelfolgsmodell und wurde von jüdisch-rusrechtes Gegenkonzept zu Jerusalem.
sischen Pionieren erbaut. Der Name
„Tel Aviv“ stammt aus der Literatur, er
ist eine Übersetzung aus dem Buch des
Wiener Zionisten Thedor Herzl. Am Tag
der Gründung wurden die Parzellen
3
Tel Aviv am Tag
Puaa Café
Morgens
Puaa Café, Jaffa Flea Market
Rabbi Yohanan Street 8
Tel: 03-682 3821
Lilush Café
Frishman Street 73
Tel: 03-529 1852
Café Benedict, 24 h Frühstück
Ben Yehuda Street 171
Tel: 03-544 0345
Café Lou
Balfour Street 18
Tel: 03-620 7277
Brasserie, French Bistro
Ibn Gvirol Street 70
Tel: 03-696 7111
Skurrile Aktionen prägen
das Stadtbild, wie eine
Dance-Demonstration
gegen Tanzvorschriften
Suzanna
Suzanna, Restaurant
Shabazi Street 9, Neve Tzedek
Tel: 03-517 7580
Hummus Abu Dhabi
King George Street 81
Tel: 03-525 9090
Orna Ve’ela, Restaurant
Sheinkin Street 33
Tel: 03-620 4753
Dr. Shakshuka, traditielles Restaurant
Beit Ha’eshel Street 3, Jaffa
Tel: 03-518 6560
Manta Ray Restaurant
Alma Beach, Nähe Delphinarium
Tel: 03-517 4773
Abu Hassan, Restaurant
Ha’Dolfin Street 1, Jaffa
Tel: 03-682 0387
4
E
in überraschendes Ergebnis: Gleich in mehreren
Umfragen wurde Berlin
zum beliebtesten Ziel der
Israelis für Städtereisen
gekürt. Täglich hebt aus Tel Aviv mindestens ein Flieger direkt nach Berlin
ab. Dabei ist es nicht etwa der historische Hintergrund, der die Stadt für so
viele Israelis interessant macht, sondern
vor allem Berlin als offene Kultur- und
Partymetropole. Nun gibt es ein Stückchen davon mitten in Tel Aviv: Nahe der
Allenby-Straße residiert der Salon Berlin. „Wir lieben an Berlin, dass es so
verrückt ist“, sagt Roman Smolski, 24:
„verrückt, aber dabei kultiviert und
lebenswert.“ Kürzlich war er wieder
für vier Monate dort. Roman lebt in
Tel Aviv, studiert Musikwissenschaften
und arbeitet im Salon Berlin. „In den
sechziger Jahren war es in Tel Aviv
Mode, einen Laden Salon zu nennen.
Es gab den Salon Rom, den Salon Paris,
nur einen Salon Berlin gab es aufgrund
der Geschichte natürlich nicht. Wir ha-
ben uns entschieden, unseren Laden Salon Berlin zu nennen, weil wir mehr auf
die Gegenwart schauen wollen, nicht
auf das, was einmal war. Wir identifizieren uns sehr mit den neuen Strömungen,
die es jetzt in Berlin gibt. Berlin ist eine
Stadt der Mode, der Kultur, der neuen
Musik.“ Gleiches ließe sich natürlich
ebenso über Tel Aviv sagen: Die Stadt
ist jung und aufregend – eine Mischung
aus mediterranem, nahöstlichem Flair
und kosmopolitischem Lebensstil.
Was vor hundert Jahren noch ein Traum
war, sei wahr geworden, sagt Tel Avivs
Bürgermeister Ron Huldai. Eine der
dynamischsten Städte der Welt ist aus
Der Strand von Tel Aviv ist so etwas
wie ein ausgelagertes Stadtzentrum.
Stylistin Sharona Bond inszeniert hier
auch ihre Motive. Links: Plakat der TShirt-Manufaktur Tees Factory. Unten:
das Colette von Tel Aviv: LifestyleBoutique Brokenfingaz
dem Sand entstanden. Die Metropole
am Mittelmeer strotzt vor Kreativität,
das Leben pulsiert unter Hochdruck –
rund um die Uhr.
Trotzdem übt gerade Berlin auf junge Künstler aus Israel eine enormen
Anziehungskraft aus, was für manchen
60 Jahre nach der Shoa immer noch erstaunlich ist. Vergessen ist die Geschichte nicht, aber die heutige Haltung und
Integrität der Deutschen scheinen in Israel besser bekannt zu sein, als bei manchem europäischen Nachbarn.
Viele junge Israelis versuchen der
Realität ihres Landes zu entfliehen,
besonders nach den drei Pflichtjahren
Armeedienst, der jeden jungen Bürger
des umfehdeten Staates mit der bitteren
Tatsachen der umkämpften Region massiv konfrontiert. Wer im Land bleibt,
geht sozusagen in eine recht laute und
bunte Form innerer Emigration, taucht
in der exzessiven Partyszene von Tel
Aviv unter oder versucht, sich künstlerisch auszudrücken. Wer ganze drei Jahre in einer Uniform gelebt hat, entwickelt ganz selbstverständlich eine
andere Sensibilität für modische Ausdrucksformen, wenn sie ihm endlich erlaubt sind.
Viele versuchen, sich nicht ständig
mit den Nachrichten zu konfrontieren,
in Anbetracht der Fülle gelingt das allerdings kaum. Tel Aviv steht auf seine
Weise ohnehin dem Rest des Landes
entgegen. Nirgendwo in Israel lebt man
so westlich und modern, relativ frei von
der Einflussnahme orthodoxer, lustfeindlicher Kräfte. Das macht die Stadt
beliebt, aber auch teuer. Nirgendwo im
Land sind die Mieten so hoch.
Gerade der Salon Berlin fällt da
durch moderate Preise auf, was man ja
kennt. Sonst weist nicht viel auf die
deutsche Hauptstadt hin, am ehesten erinnert der Salon an eine typische Kreuzberger Kneipe. Auf der Schaufensterscheibe ist in roter Schrift ein Songtext
von Serge Gainsbourg zu lesen, Liebesgedichte zieren die Wände, auf den
Kleiderständern hängen Vintage-Klamotten, es gibt – in Israel auch in Szeneläden obligat – Kaffee, im hinteren
Raum spielen Bands, werden Parties gefeiert, Filme gezeigt oder es finden
wechselnde Ausstellungen statt. Mascha
Sominsky, die Inhaberin des Ladens,
speist ihr Berlingefühl allerdings aus
Erzählungen.
Sie ist nämlich noch nie da gewesen.
Bald soll es aber soweit sein.
5
Tel Aviv am Abend
Zepra
Abends
Joz Ve Loz, Restaurant
Yehuda Halevi Street 51
Tel: 03-560 6385
Event-Veranstalter Omer
Gershon mit Nanutchka
(links), Besitzerin vom gleichnamigen Bar-Restaurant
Nanutchka, georgisch
Lilienblum Street 2
Tel: 03-516 2254
Zepra, Fisch und Sushi
Yigal Alon Street 96
Tel: 03-624 0044
Herbert Samuel, mediterran
Koifman Street 6
Tel: 03-516 6516
A
Heribert Samuel
Itzik Hagadol, Grillrestaurant
Raziel Street 3, Jaffa
Tel: 03-518 1802
Charcuterie
Rabbi Hanina Street 3, Jaffa
Tel: 03-692 8843
Saloona, Club-Restaurant
Tirza Street 17, Jaffa
Tel: 03-518 1719
Radio Rosco, Weinrestaurant
Allenby Street 97
Tel: 03-560 0334
Nana Bar, Restaurant
Ahad Ha’am Street 1, Neve Tzedek
Tel: 03-516 1915
Cantina, italienisch
Rothschild Boulevard 71
Tel: 03-620 5051
Namaste-Indian Bar,
Vegetarisches Restaurant
Florentin Street 4
Tel: 03 - 681 82 80
6
uch Tel Aviv darf sich mit
Fug und Recht eine Stadt,
die niemals schläft, nennen.
Das hat wie bei allen südlichen Metropolen mit der
Tageshitze zu tun. Egal, an welchem
Wochentag, vor allem im neunmonatigen
Sommer – das Leben pulsiert bis spät in
die Nacht. Mit Sonnenuntergang, wenn
man nach der Hitze des Tages langsam
wieder atmen kann, sammeln sich die
Menschen in den unzähligen Restaurants
der Stadt. Neben permanentem Kaffeetrinken und Telefonieren, ist das Essen
ohnehin die größte Leidenschaft der Israelis. Nirgends kann man besser in kulinarischem Hochgenuss schwelgen, als in
Tel Aviv. Die Portionen sind üppig, die
Tischgespräche lautstark und die Stimmung wird mit fortschreitender Stunde
immer ausgelassener. Ob ein Szenetipp,
wie das versteckt liegende Joz we Loz,
ein Treff vieler Musiker und Kreativer,
ein Fischgericht in einem der vielen
Strandrestaurants, ob italienische, französische, japanische, chinesische oder
mediterrane Küche – die Speisekarten
der Tel Aviver Restaurants sind eine
Freude für jeden Gourmet. Auch ausgeprägte Nachtschwärmer hungern nicht,
denn die Küchen haben bis spät in die
Nachtgeöffnet.
Tel Aviv bietet eine
großekulinarische
Vielfalt – die Hälfte
aller Restaurants bietet fangfrischen Fisch
in den köstlichsten
Variationen
In der Tel Aviver Ausgehszene fließen die
Konzepte Restaurant,
Bar und Club ineinander,
wie hier in den LoungeBars Saloona (unten)
und Laika (oben)
7
Tel Aviv bei Nacht
Lima Lima
Bars
Zinger, Mazeh Street 49
Tel: 03-652 3490
Shesek, Lilienblum Street 17
Tel: 03-516 9520
Hotel Montefiore, Montefiore Street 36
Tel: 03-564 6100
Laika Bar , Nachalat Binyamin 29
Tel: 03-442 5499
Ozen Bar, Ben Zion Boulevard 1
Tel: 03-621 5210
La Champa, Nachalat Binyamin 52
Tel: 077-200 8636
B
Clubs
Rothschild 12
Lima Lima, Lilienblum Street 42
Tel: 03-560 0924
Abraxas, Lilienblum Street 40
Tel: 03-510 4435
Rothschild 12,
Rothschild Boulevard 12
Comfort 13, Comfort Street 13,
Tel: 03-773 7237
Zappa, Raoul Wallenberg Street 24
Tel: 03-649 9550
Reading 3, HaTa’arucha Street 3
Tel: 03-762 4000
Barbie, Kibbutz Galuyot Street 52
Tel: 03-518 8123
Barzilay, Harechev Street 13
Tel: 03-687 8090
Levontin 7, Live Club, Levontin Street 7
Tel: 03-560 5684
The Block,
David Hahami Street 35
8
ars, Bars, Bars: Für nur 400.000
Einwohnern hat Tel Aviv eine
immense Partyszene. In vielen Bars stehen DJs hinter
den Plattentellern und unterhalten zu
leider meist hochpreisigen Drinks mit
Funk, Soul, Hip-Hop und entspannten
Elektrobeats das Szenevolk. Egal, ob
todschick und stylisch oder alternativ
und abgerockt – fast überall stehen
nach Mitternacht auch ausgeflippte
Menschen auf Tresen oder auf einer improvisierten Tanzfläche zwischen den
Tischen. Der Übergang zwischen Restaurtant, Bar und Club ist stets fließend
– die eigentlichen Discos füllen sich ohnehin erst weit nach Mitternacht voll zu
werden. Jede Nacht findet man hochkarätige Live-Musik, aber auch groteske
Disco-Sounds – ganz nach Geschmack.
Einige Clubs, wie das Abraxas immer
sonntags, bieten an bestimmten Tagen
Konzerte zu freiem oder eher symbolischem Eintrittspreis. Immer mehr internationale Künstler finden in Zeiten
ohne Anschläge und Krieg wieder den
Weg nach Israel und vorzugsweise in die
Musikmetropole Tel Aviv. Das Zappa
im Norden der Stadt, hat sich auf kleine,
akustische Konzerte im Bereich Jazz
und Weltmusik spezialisiert, im Barbi,
im Süden der Stadt feiert man lauter.
Der Raum fasst beinahe tausend Gäste
und was Rang und Namen in Israelis alternativer Szene hat, spielt hier auf. Ein
besonderes Konzept verfolgt der kleine
Club Levontin, wo es pro Abend mindestens zwei Konzerte gibt. Levontin-Besitzer
Daniel Sarid ist vom Fach, er wäre fast
selbst Jazz-Pianist geworden. Sein Programm verspricht vor allem eines: Qualität. Für elektronische Klänge und HipHop auf akustisch hohem Niveau steht
Die Nächte in den House-Clubs wie dem Zizi sind exaltiert
und exzessiv – wie im Lieblingsreiseziel der Israelis: Berlin
seit über einem Jahr der Club The Block,
in direkter Nachbarschaft zu den musikalisch weniger erquicklichen Mega-Diskotheken, in die an den Wochenenden vor
allem die Jugendlichen aus den Außenbezirken strömen. Doch egal wo, in Tel Aviv
feiert man gern. Es klingt wie ein Klischee,
doch die permanente Bedrohung durch
Krieg oder Selbstmordattentäter lässt die
Menschen stärker im Augenblick leben.
Jede Nacht könnte ja auch die letzte sein.
9
Tel Aviv Bühnen
Theater
Habima-Legende Hanna Rovina
Tmuna, Shonzino Street 8
Tel: 03-562 9462
Habima, National Theater
Leonardo da Vinci Street 19
Tel: 03-526 6666
www.habima.co.il
Givatayim Theatre
Remez Street 40
Tel: 03-732 5340
www.t-g.co.il
Batsheva Dance Cpmpany
The Arab-Hebrew Theatre
Mifratz Schlomo Street 10
Tel: 03-518 5563
www.arab-hebrew-theatre.org.il
Gesher Theatre
Yerushalaim Boulevard 9
Tel: 03-515 7000
www.gesher-theatre.co.il
Mayumana Theatre
Pasteur 15, Jaffa
Tel: 03-681 1787
www.mayumana.com
Batsheva Dance Company,
6 Yechiely Street,
Suzanne Dellal Center,
Tel: 03-5171471
www.batsheva.co.il
10
D
Assoziationen zu Israels oder Tel Avivs
Kultur sind vielfältig:
Man denkt an den Bauhaus-Stil, den keine andere Stadt so geprägt hat, wie diese.
Unter den Theaterliebhabern fällt
schnell der Name Batsheva Dance
Company. Das Ensemble für modernen Tanz zählt seit den frühen neunzigerer Jahren zu den besten und begehrtesten der Welt. Die 1964 von
Martha Graham und Baroness Batsheva de Rothschild gegründete Compagnie wurde zu einem internationalen Aushängeschild Israels. Trotz des
Erfolges mit Tourneen in aller Welt –
darunter umjubelten Auftritten in
Deutschland – kämpfen die Tänzer gegen den unwirtlichen israelischen Alltag, wie Ohad Nahrain, der Leiter der
Batsheva Dance Company, erklärt.
„Die ökonomische Situation ist leider
problematisch, die Tänzer verdienen
viel zu wenig“, moniert er. „Unser
Theater hier in Tel Aviv ist sehr schön,
aber die Bühne ist zu klein, schwer zugänglich und das räumliche Verhältnis
zum Publikum nicht so, wie ich
es gern hätte.“ Doch er gibt sich optimistisch, man arbeite dran. Bei allem
Jammern, sei man sich des Wunders
Tel Aviv zu wenig bewusst – eine jüdische Metropole inmitten einer arabischen Nachbarschaft. Um die Verbindung beider Welten und Wirklichkeiten
ist besonders der israelisch-argentische
Dirigent Daniel Barenboim, bemüht.
Er besitzt symbolisch sogar die palästi-
Cameri Theatre
Shaul Hamelech Boulevard 19
Tel: 03-606 9060
www.cameri.co.il
Seit dem Tod von
Ephraim Kishon ist das
einstige Wunderkind
Daniel Barenboim Israels
einziger Weltstar.
nensische Staatsbürgerschaft. Im Hauptberuf Künstlerischer Leiter und Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter
den Linden in Berlin, engagiert er sich
für die Völkerverständigung.
Zusammen mit dem palästinensischen
Literaturwissenschaftler Edward Said
hat er das West-Eastern Divan Orchestra gegründet, in dem junge Musiker
aus Israel, den palästinensischen Autonomiegebieten, dem Libanon, Ägypten,
Syrien, Jordanien und Spanien zusammen spielen. Leider steht die politische
Komponente meist höher als die Musik,
was Barenboim immer wieder Kritik
einbringt. Doch gerade Widerspruch
scheint der Weltstar besonders zu lieben.
Besonders umstritten war ein Konzert,
bei dem er zum ersten Mal seit dem Bestehen Israels Stücke von Richard Wagner dirigierte, was bis dahin als Tabu galt.
Udae as ipit qui core
ratesequi repre veliquo
que voloribus alibus volor aciis autem as volo
Oben: das 1945 gegründete Cameri-Theater,
links: das legendäre
Habima Theater im
Umbau. Unter: Tänzer
Matan David, Tänzer
von der Batsheva Dance
Company
O
bwohl Tel Aviv den Ruf
des Unkonventionelllen
und Alternativen hat,
verfügt die BauhausStadt über eine stattliche
Hochkultur. Das ist – mit Verlaub –
auch ein wenig der Tatsache geschuldet,
dass die Stadt stark von den Jeckes aus
Deutschland geprägt wurde. Neben
zahlreichen Galerien und KonzertClubs, bietet die Stadt eine vielfältige
Theaterszene. Einer der charmantesten
Treffpunkte für die alternative Szene ist
das Tmuna-Theater im Süden der Stadt,
in der Verlängerung der Sheinkin-Straße. Die knapp dreihundert Plätze schaffen eine intime Atmosphäre für spannende Off-Inszenierungen. Im Zentrum
der Stadt, am Ende des Rothschild-Boulevards, steht das Habima-Theater. Im
Moment werden die Stücke verteilt
über die Theater der Stadt
gespielt, denn Israels bedeutenstes Theater wird runderneuert. Die als wichtigstes hebräisches Theater geltende Institution, wurde 1916 von Nachum
Zemach in Moskau unter der Federführung des Moskauer Kunsttheaters mit
Unterstützung des nichtjüdischen Konstantin Stanislawski gegründet. Im Jahre
1926 verließ das Theater die Sowjetunion und tourte umher, bevor es 1931
nach Tel Aviv kam. Das Repertoire des
Habima-Theaters umfasst klassische
und zeitgenössische Stücke. Habima war
bis zur Gründung des Cameri-Theaters
1945 das einzige Theater im Land.
Heute gibt es weltweit zumindest namentlich verwandte Habima-Theater, eines
davon steht in Berlin.
Aber auch arabisch-hebräisches
Theater hat seinen Platz in der multiethnischen Stadt, natürlich im Stadtteil Jaffa. Das kleine, aus zwei Teilen zusammengesetzte arabisch-hebräische
Theater befasst sich mit lokalen und
aktuellen Stoffen.
Musiktheater, manchmal bis ins
Musical gehend, bietet das MajumanaTheater. Es liegt am Rand von Jaffas altem Fischerhafen. Mitte der neunziger
Jahre entstand hier ein Stilmix aus Performance, Tanz, Musik und Theater, der
inzwischen Weltruf besitzt.
11
Tel Aviv Szene
Shopping
Krembo Records
Sheinkin Street 18
Tel: 03-525 9507
X-Ray, Eyewear
Sheinkin Street 22
Tel: 03-629 7201
Salon Berlin, Vintage
Rabbi Israel Najara Street 15
Tel: 03-510 2126
Fishndag
Dizengoff Street 182
Tel: 03-522 2777
Limited
King George Street 46
(Hamelech George Street)
Tel: 03-620 0495
Anna K
Frishman Street 75
Tel: 03-529 1244
Tees Factory, Shirts
Montifiore Street 30
Email: [email protected]
Shoofra, Shoes
Dizengoff Street 108
Tel: 03-524 7274
The Third Ear, Music
King George Street 48
Tel: 03-621 5200
!
"
Retro TLV, Furniture
Yehuda Halevi Street 123
Tel: 03-685 0663
Michal Negrin, Acessoires
Sheinkin Street 37
Tel: 03-525 2752
Sketch Book, Design Books
Tchernikovsky Street 5
Tel: 03-620 1351
Ruby Star, Jewelry
Levontin 28, Gan Hahashmal
Ami’ad Street 13,
Flea Market Jaffa
Tel: 03-683 2172
Iluchka, Fashion
Levontin Street 19
Tel: 03-566 0588
I love Cupcakes, Sweets
Ben Yehuda Street 114
Tel: 03-522 2243
Ha’Carmel Market
Allenby Street,
Ecke Ha’Carmel Street
Nachalat Binyamin,
Art & Craft Fair,
dienstags und freitags (10–17 Uhr)
Nachalat Binyamin Street
12
Der deutsch-israelische
Fotograf Daniel Josefsohn
porträtierte israelische
Soldaten und ihren Hang
zum modischen Detail
W
er selbst unter Bombenbeschuss seinem Alltag
nachgeht, der lässt
sich von ein bisschen
Wirtschaftskrise nicht
vom Shopping abhalten. Ob Designermode, Fashion-Outlets, Szene-Shops
oder Second Hand – Tel Aviv bietete
eine enorme Vielfalt. Inzwischen setzen
sich junge einheimische Brands selbstbewusst neben den internationalen
Marken durch.Tel Aviv gilt als aufstrebende Modestadt, das Design ist geprägt vom Kulturmix der Stadt und der
Experimentierfreudigkeit der jungen
Modeschöpfer, die mitunter auch aus
Kostengründen kreativ sein müssen. Da
scheint es fast unglaublich, dass es bei
der ersten Eröffnung eines H&MStores in Israel Mitte März zu Tumulten
kam. Schon lange übt die schwedische
Kette eine Faszination auf junge Israelis
aus. Bei jedem Europa-Besuch, stand so
ein Laden auf der Liste der „Sehenswürdigkeiten“.
Eine der beliebtesten Einkaufsmeilen ist die Sheinkin-Straße, die eine
angenehme Mischung von szenig und
chic bietet. Die Läden sind wegen der
anspruchsvollen Mieten meist klein und
strahlen Charme aus. Zahllose Cafés,
Saft-Bars und Restaurants laden zum
Bummeln ein. Die Straße gilt als schönste der Stadt, aber auch als die mit der
größten Dichte von Schuhgeschäften.
Einer der besten Plattenläden ist hier zu
Café LoveEat
Café-Stopps
finden, Krembo mit einer guten Auswahl an internationaler und israelischer
Musik und kompetenter Beratung. Die
Partytipps gibt es gratis dazu – hinter
dem Verkaufstresen stehen DJs und
Radiomacher, kaum einer in Israels
Kreativszene kann von der Kunst leben.
Teure Designer-Läden und internationale Marken sind in der DizengoffStraße zu finden, an deren Anfang das
gleichnamige Einkaufszentrum steht.
Von jenen in Europa unterscheidet
es sich nur durch die Taschenkontrollen,
die zum israelischen Alltag gehören.
Die Dizengoff-Straße, benannt nach
Meir Dizengoff, einem der Gründungsväter und erstem Bürgermeister der
Stadt, ist eine der längsten Tel Avivs. Sie
erstreckt sich quer durch die Stadt bis
weit in den Norden.
Vintage und Ramsch finden sich auf
dem täglichen Flohmarkt in Jaffa. Hier
gibt es vom Kühlschrank über Antiquitäten bis zum Plüschtier alles Nötige
und Unnötige. Schon früh am Morgen
räumen, die meist arabischen Händler
hier alles vor die Tür, was sich zu Geld
machen lässt.
Einheimische Designer haben die
Stadtteile Neve Tzedek und Florentin
für sich entdeckt, mit ihrer Mischung
aus junger israelischer Kreativszene und
Import-Export-Läden, aus denen sich
junge Modemacher nicht selten mit Materialien versorgen, die sie zu eigener
Mode umarbeiten. In den kleinen Gassen von Neve Tzedek bieten Schmuckund Mode-Designer ihre Entwürfe feil.
Ein bisschen zu spüren ist sie hier noch,
die britische Kolonialzeit.
Aufstrebende Jung-Designer zieht es
ins gehobenere Gan Hahashamal rund
um die Allenby-Straße. Der große Familien-Hangout des Wochenendes aber, ist
der Hafen. Mit seinen Outlets, Restaurants und der weitläufigen Strandpromenade bietet er allerlei Vergnüglichkeiten
bis zum tiefroten Sonnenuntergang.
LovEat
Nachalat Binyamin Street 3
Tel: 03-516 4412
Tazzo D’Oro
Ahad Ha’am Street 6
Tel: 03-516 6329
Chelouche Gallery
Galerien
Dvir Gallery
Nitzana Street 11
Nahum Street 11
Hangar 2
Tel: 03-604 3003
www.dvirgallery.com
Sommer Contemporary Art
Rothschild Boulevard 13
Tel: 03-516 6400
www.sommercontemporaryart.com
Café Mersand
Ben Yehuda Street 70
Tel: 03-523 4318
Landver Café
Gan Meir Park
Tchernichovsky Street 22 a
Café Sonia
Simta Almonit Street 1
Tel: 057-944 2801
Chelouche Gallery
for Contemporary Art
Chisin Street 5
Tel: 03-528 9713
www.chelouchegallery.com
Braverman Gallery
Hasharon Street 12 b
Tel: 03-566 6162
www.bravermangallery.com
Café Bialik
Bialik Street 2
Tel: 03-620 0832
Givon Art Gallery
Gordon Street 35
Tel: 03-522 5427
www.givonartgallery.com
Blogs
Streetswalker Blog
Brokenfingaz
Street Art & Design
www.brokenfingaz.com
Hachibur Blog
Radio & Urban Music Blog
www.hachibur.blogspot.com
Vegan Tel Aviv
Guide for Vegetarians & Vegans
www.vegantelaviv.tumblr.com
Streetswalker
Fashion from the Streets of TLV
www.thestreetswalker.com
Israelity
Daily Life in Israel
www.israelity.com
Museen
Batsheva Dance Company
Bauhaus Center
Dizengoff Street 99
Tel: 03-522 0249
Tel Aviv Museum of Art
Shaul Hamelech Boulevard 27
Tel: 03-607 7020
Eretz Israel Museum
Lebanon Street 2
Tel: 03-641 5244
13
Tel Aviv Design & Architektur
DESIGN
AM BAU
Text und Fotos von Laurent Burst
Ron Arad gilt als einer der wichtigsten Produktdesigner der Welt.
Da er gerne Grenzen in andere Genres überschreitet, war es
nur logisch, dass er das National Design Museum in Holon entwirft
von David Baum, Fotos von Laurent Burst
14
15
Tel Aviv Design & Architektur
16
D
er Anspruch, den die öffentlichen Bauherren an das
neue Bauwerk stellten, war
klar und deutlich formuliert:
Er solle ein Museum realisieren, das man
mit Stolz auf eine Briefmarke drucken
könne, bekam Ron Arad als Maßgabe.
Daraufhin ist ein außergewöhnlicher
Bau des National Design Museums in
Holon entstanden; noch nichts, das man
auf eine Postkarte kleben könnte, doch
das Ergebnis ist so bestechend und prägnant geworden, dass es eine derartige
Würdigung verdient hätte.
Fünf Bänder aus gewalztem CortenStahl ranken sich um zwei weiße Ausstellungskomplexe. Nach vierjähriger Bauzeit ist unter Mitwirkung des Architekten
Asa Bruno ein Meisterwerk aus Stahl in
grellem Orange und rostigem Braun entstanden, das von einem Hügel der Vorstadt südlich von Tel Aviv weithin zu sehen ist.
Arad, der noch nie zuvor ein öffentliches Gebäude realisiert hat, ist ein wahrer Glücksgriff gewesen. Nicht nur, dass
er in Tel Aviv aufgewachsen ist und somit
den besonderen architektonischen Stil
der Stadt von Jugend an verinnerlicht
hat, der in London lebende weltbekannte Industriedesigner ist auch noch vom
Fach. Seine Design-Art-Lounge-Sessel
gelten als Kunstwerke, die Sammlern vor
der Krise Millionen wert waren. Der von
ihm entworfene „Bookworm“ ist ein
Klassiker des Designs und auch ein kommerzieller Großerfolg. Seinem eigenen
Werk dürfte er mit dieser Architektur
eine Art Denkmal gesetzt haben; die immense stählerne Luftschlange, die sich da
um das Museum wickelt, erinnert augenfällig an den „Bookworm“. Arad ist dafür bekannt, Grenzen nur ungern zu akzeptieren: „Ich brauche keinen Pass, um
mich vom Design zur Kunst oder von der
Kunst zur Architektur zu bewegen“, sagt
er. Zur Eröffnung im Februar ist bereits
eine namhafte Riege von Kollegen, darunter Ingo Maurer, Deyan Sudjic, Zvi
Hecker und Patrizia Moroso, gekommen, deren Werke in den Ausstellungen
zu sehen sein werden – in einem Gebäude, das es eigentlich verdient hätte, selbst
in einem Museum für Design gezeigt zu
werden.
17
18
Menschen in Tel Aviv
Michael Cohen &
Michael Moshonov
Hinter Cohen@Mushon stehen drei junge, extrem talentierte DJs aus Tel Aviv,
bei denen sich alles um Hip-Hop dreht.
Ihre Sounds, inspiriert vom Genre-Stil
der späten achzigerund und neunziger
Jahre, sind allesamt hebräisch, live gemischt und mit straighten Raps versehen. Die beiden MCs und DJs werden
gern als die israelischen Beastie Boys
bezeichnet und haben für ihr Debüt
„Kosher Gufani” den Szene-Veteranen
und Radio-DJ Ori Shochat sowie den
israelischen Produzenten Yossi Fine, der
schon für Künsler wie David Bowie gearbeitet hat, gewinnen können.
19
20
Menschen in Tel Aviv
Ruth Patir
Die Hausnummer 70 in der HayarkonStraße, die parallel zum Strand verläuft,
ist stadtbekannt. Sie steht nicht für irgendeine Adresse, sondern für den Hotspot der jungen künstlerischen Avantgarde der Stadt. In den zwei oberen
Etagen gibt es neun Künstler-Studios
und drei Wohn-Apartments, in denen
Kreative wie Ruth Patir leben und arbeiten. Die Flure, das Dach und die
Hauswände dienen, wo immer Platz dafür ist, als Ausstellungsfläche für die eigene Kunst. Stadtweit bekannt wurde
das Haus gegenüber der amerikanischen Botschaft vor allem durch seine
ausgelassenen Parties, die schon mal für
Unruhe bei den Sicherheitsleuten der
Botschaft sorgen.
21
Menschen in Tel Aviv
Liora Zemelman
Liora Zemelman (27) schloss vor zwei
Jahren die international renommierte
Bezalel Academy of Art and Design ab
und gilt als begnadete Künstlerin, Illustratorin und Grafik-Designerin. Ihre
Werke werden nicht nur auf Ausstellungen gezeigt, sondern schmücken auch
Plattencover und Plakate. In der Nacht
beschäftigt sich Liora mit den Schattenmonstern von Tel Aviv, von denen man
tagsüber nicht mehr sieht, als die Kreuze, die sie ihnen im Dunkel als imaginäre Augen verpasst, und durch die sie ihnen ein Wesen gibt.
22
23
Menschen in Tel Aviv
Nir Peled
Pilpeled ist einer der bekanntesten
Comic-Art- und Illustrationskünstler
Tel Avivs. Ob T-Shirts, Plattencover
oder Hauswände, an seiner Kunst
kommt man in den Straßen der Stadt
nicht vorbei. Für zahlreiche Musiker hat
der Künstler Art Works angefertigt. In
einigen Kunstwerken findet man auch
seinen Hund Nickelodeon, der fast so
bekannt ist, wie Pilpeled selbst. Seine
oft post-apokalyptisch anmutenden
Arbeiten sind filigran und vielschichtig
– eine wahre Freude.
24
25
Menschen in Tel Aviv
Alona Rodeh
Die 1979 geborene Installationskünstlerin Alona Rodeh hat an der Bezalel
Academy of Art and Design in Jerusalem und Tel Aviv studiert und wurde
schon während ihres Studiums aufgrund
ihres Talents mit verschiedenen Stipendien gefördert und mit einigen Preisen
ausgezeichnet. In den vergangenen fünf
Jahren hat sie mit dem Elektro-Musiker
Rona Geffen an verschiedenen audiovisuellen Projekten gearbeitet, die in
Galerien weltweit gezeigt wurden.
Keren und Moshe
Die Inhaber der kleinen Kreativagentur
„Moo&Ar“ für die Art von Creative
Shops in Tel Aviv, die für jeden Kunden
die Welt neu erfinden und neue Maßstäbe in Sachen Guerilla-Marketing setzen.
So bekamen sie zum Beispiel mehrere
Dutzend Opinion Leaders dazu, sich
knallrote Stofftüten der kleinen BurgerKette Agadir über den Kopf zu stülpen
und vor einer Videokamera freizügig zu
tanzen. Diese Youtube-Videos wurden in
Kürze Kult und die Burger-Kette stadtbekannt. Dank solchen Aktionen, vollformatigen Foto- und Video-Webseiten
und Fashion Shootings von Trash bis
High-Class melden sich immer mehr
Auftraggeber aus dem Ausland. Gerade
sind Keren und Moshe damit beschäftigt,
MTV in Israel zu vermarkten. Ansonsten
unterrichten sie Studenten in Graphic
Design, geben das wort- und tabulose Fashion-Magazin 360° heraus und filmen
bei jeder Gelegenheit trashige Alltagsszenen mit ihrer Digitalkamera.
26
Guy Pitchon
Lifestyle, Skater und Streetart sind die
beliebtesten Motive des 29-Jährigen
Fotografen, der seine Arbeiten schon in
zahlreichen nationalen und internationalen Magazinen zeigen konnte.
Aber auch in der Musikszene tummelt
sich Pitchon, portraitiert was ihm gefällt
und bannt auf Film, was er spannend
findet. Selbst grafische Zeichnungen im
Comic-Art-Style gehören zur Arbeit des
Künstlers aus Tel Aviv.
A5 Magazin
Die Grafik-Designer und Künstler haben mit dem A5 Magazin eine Plattform für ihr Metier in Israel geschaffen.
Das Magazin präsentiert in jeder seiner
Ausgaben ganz unterschiedliche Künstler aus den Bereichen Grafik, Design
und Typografie. Die Arbeiten zu speziellen Themen kommen aus der ganzen
Welt, „wer immer eben auf unsere Anfrage reagiert“, sagen die Macher. Die
extrem stylischen Ausgaben erschienen
2007 noch vier Mal jährlich, seitdem leider nur noch im Halbjahrestakt. Einreichen kann jeder zu den Themen- passende Beiträge. Thema der aktuellen
Ausgabe ist die Sünde.
27
Kosmos Tel Aviv
Time Out Magazin
Wie einflussreich und maßgeblich die
Szene von Tel Aviv ganze Stadt an sich
ist, lässt sich am Erfolg eines Magazins
bemessen: Vor sieben Jahren startete die
lokale Ausgabe der weltweiten Stadtmagazinmarke Time Out als erstes ausländisches Medienerzeugnis – mit mehr als
skeptischen Prognosen. Mittlerweile
kauft jeder zwölfte Einwohner der Stadt
Time Out. Es liegt in allen Cafés und Restaurants aus und ist aus dem Alltag der
Tel Aviver nicht mehr wegzudenken.
Das Erfolgsrezept liegt wohl darin,
dass das Magazin das Wesen von Tel
Aviv erkannt hat: Mach es, aber mach
es anders. Die Journalisten, des Heftes
sind eher Aktivisten und Aktionisten,
die in Sprache und Stil der jeweiligen
Community, für die sie berichten, sehr
nahe stehen.
Chefredakteur Itay Valdman, 31, leitet das Blatt seit zwei Jahren. Nebenher
schreibt er gerade das Script für den einen Horrorfilm. In seinem Mobiltelefon
sind eintausend Telefonnummern gespeichert, auf Facebook sind seit seiner
Profilanmeldung vor wenigen Monaten
1.700 Menschen mit ihm verknüpft.
Näher dran kann man nicht sein:
Musikredakteur Michael Cohen singt
für die bekannte Hip-Hop-Band Cohen@Mushon. Unbestrittener Star der
Redaktion ist aber Shir Nosatzky, eine
Art Günter Wallraff ohne Zeigefinger.
Sie ist für die Veranstaltungsseiten verantwortlich und geht für eine gute Geschichte unkonventionell wie keiner
sonst. Die unbestritten heterosexuelle
Frau firmierte zum Beispiel zwei Wochen lang als Lesbe – mit allen Konsequenzen. Mit jener Frau ist sie noch heute befreundet. Für einen anderen
Artikel arbeitete sie einen Monat lang
als Stripperin.
Das Magazin eckt an. „Viele sind
wütend auf uns“, berichtet Itay fast etwas stolz, „weil wir politisch extrem
links stehen, weil wir keine Zeitung lesen, weil es uns egal ist, was der Mainstream als wichtig oder unwichtig anschaut.“
Provokativ und frei von Tabus sind
auch die Titelseiten, Kolummnen und
Illustrationen. Ausgerechnet in jener
Woche, in der den Holocaust-Opfern mit
28
zwei Schweigeminuten gedacht wurde,
zierte die Titelseite ein Davidstern aus
Sand, der von der Brandung hinweggewaschen wird. Titel: „Wind of change“.
Innen im Heft fand man den gelben Judenstern einmal auf der Rolling-StonesZunge kleben und einmal mit einem Smiley verziert. In Israel ist das ein Sakrileg.
Die Redaktion wagt sich aus der
Komfortzone und geht bis an die Grenzen und darüber hinaus. So wie die Stadt
selbst eben auch.
29
Musik Tel Aviv
Terry Poison
Sie gelten eigentlich als modebewusste
Style-Ikonen: Umso amüsanter ist es, die
Mädels von Israels aufregendster GirlBand ungeschminkt zu treffen und Frontfrau Louise auch noch beim Hausputz
beobachten zu dürfen. Die vier Mitglieder der Band „Terry Poison“ haben beinahe jedes Titelblatt in Israels Magazinwelt erobert, und doch geben sie sich nach
wie vor relaxt und fast bodenständig.
Und so räumt also Louise Kahn vergnügt in ihrer Wohnung für das bevorstehende Band-Meeting auf und erklärt
en passant ihr musikalisches Konzept: „Elektronische Musik basiert
meist allein auf Computern, das wollten
wir nicht“, sagt die aus Norwegen stammende Musikerin. „So sind wir eine große Gruppe geworden, in der jeder eine
wichtige Rolle für unseren Sound spielt.“
Als dann die Band samt Managerin
eintrifft, wird gleich – wie fast immer in
Israel – lautstark und emotional diskutiert, die hebräischen Sprachfetzen klingen in unseren Ohren aggressiver, als
sie es sind. Auftritte in den USA sind
gebucht, die Veröffentlichung des ersten
weltweiten Albums steht kurz bevor.
Kahn ist über dreißig und weiß, dass sie
für eine internationale Karriere im Popgeschäft schon fast zu alt ist. „Hier in
Israel sind wir richtig große Popstars“,
sagt sie, „wir haben drei Hits im Radio.“
In anderen Ländern wäre man damit
auch finanziell abgesichert und hätte
mindestens eine Putzfrau. Aber in Israel
ist eben das Leben für Musiker hart,
selbst wenn ihr Produzent „Terry Poison“
bereits zu einigem internationalen An30
sehen gebracht und die Band 2009 das
Depeche-Mode-Konzert in Israel eröffnet hat. So ist die Elektro-Pop-Band
dennoch ein Herzensprojekt, arbeitet
Gitarristin Anna Landesman weiterhin
in einer Bar, verdingt sich Keyboarderin
Gili Saar als Model und arbeiten die
beiden Herren der Band auch für andere Kollegen. Auch Louise muss sich als
Web-Designerin die Brötchen verdienen. In ihrer Wohnung stehen kleine
Miniaturkästen, einer mit nachgebau-
tem Wohnzimmer. „Die nehme ich, fotografiere sie und mache damit meine
Animationen“, erklärt sie. Die Mädels
machen inzwischen ein Ritual daraus,
gemeinsam durch die Kleiderschränke
zu stöbern, um bei Bühnenauftritten
oder Shootings mit einem außergewöhnlichen Styling zu überraschen. Es
ist eben alles stets ein wenig improvisiert in dieser Stadt. Aber gerade in der
Musik kann die Improvisation zur
höchsten Kunst geraten.
31
ERAN RIKLIS
In den letzten Jahren feierte
der israelische Film einen Erfolg nach dem anderen.
Nicht zuletzt wegen Regisseur Riklis, der mit „Lemon
Tree“ und „Die syrische
Braut“ mehrere Preise in Locarno, Montreal und auf der
Berlinale gewann. „Man
könnte sagen, wir haben es
mit einer neue Welle des israelischen Kinos zu tun“, sagt
Riklis. „Ich hoffe wirklich,
dass wir geschickt genug sind,
die fortzuführen und ein Teil
des neuen interessanten Kinos in der Welt zu werden.“
32
MAYA GELFMAN
SHARONA BOND
Illustration, Grafik-Design,
Poesie und Malerei sind die
Leidenschaften von Designerin
Maya Gelfman. „Ich wünschte,
dreihundert Jahre zu leben, einfach nur, um so viel zu lernen
und zu kreieren, wie ich möchte“, sagt die rastlose Künst-lerin.
Ihr Atelier ist voller Kleidungsstücke, Magazine, Stoffe, Farben, Pinsel und Lacke – stets
bereit, einer ihrer vielen Ideen
zur Umsetzung zu verhelfen.
Seit vielen Jahren sammelt die
Dreißigjährige zudem Kinderbücher aus aller Welt – ihr Mann,
der Musikmanager Roie Avidan,
bringt sie von den Trödelmärten
der Welt mit, wenn er mit seinem
Bruder, dem bekannten Sänger
Asaf Avidan unterwegs ist.
Ihre Leidenschaft für Mode
entdeckte die Stylistin Sharona
Bond (33) über das TheaterkostümDesign. Nach einem Grafik-DesignStudium an der School of Visual
Arts in New York kehrte sie 2006
nach Tel Aviv zurück, entwarf eine
Golf-Kollektion für Frauen und arbeitete als Stylistin für verschiedene
Fashion Shootings. Ende 2007 eröffnete sie zwischen Jaffa und Florentin ein Studio, in dem sie den israelischen Modenachwuchs ausbildet.
Sie und ihre Geschäftspartnerin Tamara Marcowitz bieten Raum für
Designer ohne eigenen Showroom,
Seminare und Workshops, Verkaufsflächen und Platz für Fashion Shootings. Zudem hat Sharona Bond
ihre eigene Fashion-Kolumne im
Belle Magazin.
DICHTER
UND
DENKER
Tel Aviv ist nicht nur eine
Stadt, sondern in erster Linie
eine Idee. Und die lebt von
den Idealisten, die sie prägen
Fotos von Laurent Burst
33
JOEL COVINGTON
Covington alias Rebel Sun,
aufgewachsen in Baltimore,
USA, ist nicht nur Tel Aviver,
sondern bewusst Jude geworden. Er konvertierte und
wanderte vor zehn Jahren
nach Israel aus, wo er lange
um die israelische Staatsbürgerschaft kämpfen musste.
Hier wurde er Mitglied einer
der besten Hip-Hop-FunkBands des Landes, Coolooloosh, und ist deren Sänger
und ein wahrer Poet, von denen es im Rap nicht viele gibt.
Er und seine Band arbeiten
mit internationalen Größen
wie David Ivory (The Roots)
und Bunny Sigler.
34
KAROLINA AVRATZ UND OPHIR KUTIEL
Kreativ verbunden sind Kutiel (28) und Avratz (40) schon viele Jahre. Afrobeat und Funk sind ihre
Passion – Musik ist ihr Leben. Wann immer Avratz einen guten Musiker für ihre Projekte suchte, einen
musikalischen Rat oder Feedback: Kuti, wie ihn alle nennen, war die richtige Adresse. Er ist kein
Freund von Tourneen, tüftelt viel lieber zuhause an Sounds und einzigartigen Projekten, wie dem
millionenfach geklickten „ThruYOU“. Karolina ist Israels Soul-Diva schlechthin, lieh ihre Stimme
auch Werbejingles und hat eines der schönsten Funk-Soul-Alben des letzten Jahres veröffentlicht.
Zudem ist sie eine der drei Stimmen des bezaubernden Frauentrios HaBanot Nachama.
35
NIV ARZI UND DORI SADOVNIK
Dass das Klischee der Trance-Musik noch immer in den Köpfen der Tel-Aviv-Besucher schwirrt,
wissen die beiden DJs und Produzenten Dori Sadovnik und Niv Arzi von Red Axes. Seit sechs
Jahren arbeiten sie bereits zusammen, zunächst in der New-Wave/Post-Punk-Band Red Cotton,
seit 2009 als Red Axes. Beeinflusst von längeren Aufenthalten in Europa, starteten sie Underground-Trance-Parties mit dem Titel „Break It!“. Mit House, Disco und Techno stehen sie für die
neue Generation der elektronischen Musik in Tel Aviv und rocken regelmäßig große Parties.
36
OREN BARUCH
„Alles, was wir machen, ist in erster Linie Spaß“, sagt Produzent und Promoter Oren „Light“ Baruch (26), was die
Philosophie vieler Menschen in Tel Aviv,
für die der Enthusiasmus die treibende
Kraft ist, beschreibt. Denn von der
Kunst und den Musikveranstaltungen
leben kann man hier meist nicht. Baruch kann sich glücklich schätzen, dass
er inzwischen genügend Parties und
Konzerte veranstaltet, um das seinen
Hauptberuf nennen zu können. Eine
seiner Veranstaltungen unterstreicht
das Dilemma der Stadt: 2 many DJs.
37
RAVID KAHALANI
„Es gibt mehr in Israel als die
Politik“, sagt der Sänger mit
den jemenitischen Wurzeln.
„Ich mache meine Kunst und
hoffe, es macht die Leute
glücklich.“ Die Stimme des
jungen Sängers sorgt derzeit
für Aufregung am Mittelmeer,
selbst Bobby McFerrin wollte
mit ihm arbeiten, war fasziniert von der Wandlungsfähigkeit seiner Stimme. Als
Sänger im Idan Raichel Project, das international tourt,
konnte er sein Talent entwickeln, sich vorbereiten auf
die Solo-Karriere, an deren
Anfang er nun steht – mit einem Ethno-Musik-Projekt,
das die besten Musiker des
Landes vereint und den
Zuhörer in die Wüste mit
all ihren Reizen entführt:
Yemen Blues.
38
YORAM RUBINGER
Yoram Rubinger (46) ist Designer, Illustrator und Kolumnist gleichermaßen, obwohl
er sich in erster Linie als Designer und Künstler versteht.
Viele seiner Arbeiten strahlen in knalligem Gelb – einer
Farbe, die für Rubinger speziell ist, wie er sagt. Sie wird
oftmals von Schwarz und Rot
gebrochen, auf die grellen
Farbschichten klebt er verschiedene Materialien auf –
nicht selten finden scheinbar
belanglose Gegenstände oder
ein Stück abgerissenes Papier
Eingang in seine Arbeiten.
„Ich mag kräftige Farben“,
sagt Rubinger, „sie sind die
Verbindung von Grafikdesign
und Kunst.“
39
ARI FEFFER UND MICHA DUMAN
Sie sind schräg, laut und tabulos – und einer der größten Erfolge im israelischen Kabelfernsehen. Hinter den Puppen von Red Band verbergen sich Ari Feffer und Micha Duman,
Kinder amerikanischer Einwanderer mit einem Hang zu Hippie-Kultur und Rock’n’Roll.
Keyboarder Lefty, Gitarrist Pancho und Philip, der Roady, haben es nicht leicht mit dem
egozentrischen, aus dem Ausland zurückgekehrten Red Orbach, der nach 30 Jahren wieder
zurück auf die Bühne will. Irgendwo zwischen South Park und Spinal Tap bewegt sich die
wöchentliche Show, in der israelische Popstars an die Grenzen ihres Humors gebracht werden.
40
DUBI LENZ
Seit fast vierzig Jahren gehört Dubi Lenz (63) zu den bekanntesten Radiostimmen Israels. Quer
durch alle Generationen kennt man den jung gebliebenen Moderator des Armeesenders Galei
Zahal. Musik ist sein Leben, über fünfzehn Jahre war er Leiter der Musikredaktion des Senders.
Er hat nicht unwesentlichen Anteil an der Verbreitung israelischer Musik im In- und Ausland.
Als Veranstalter und Berater verschiedener Festivals griff er immer wieder aktiv in die facettenreiche israelische Musikszene ein. Sein Wissen über die israelische Musik ist profund, so dass seine Urteile und Empfehlungen von Künstlern und Musikfans gleichermaßen geschätzt werden.
41
Tel Aviv Zukunft
CAPTAIN
FUTURE
Der israelische Ingenieur Rafi Yoeli hat zur Serien reife gebracht,
wovon Science-Fiction und Luftfahrtpioniere seit Jahrzehnten
träumen: ein fliegendes Auto. Im Jahr 2020 sollen die ersten
Exemplare durch unsere Städte gleiten. Für Quality hat
Yoeli sein streng abgeriegeltes Entwicklungszentrum nahe
Tel Aviv geöffnet
Text und Fotos von Laurent Burst
42
A
ls der Filmregisseur Ridley
Scott sich 1982 die Zukunft
vorstellte, auf Basis des allerdings bereits 1968 erschienenen Romans „Do Androids Dream of
Electric Sheep?“ von Philip K. Dick, machte er ein paar grobe Fehler. Das Los Angeles des Jahres 2020 wird vermutlich
nicht so düster ausschauen, wie Scott es
in „Blade Runner“ zeigte, ganz sicher
aber werden die Menschen in zehn Jahren zum Beispiel noch mit Handys telefonieren. Dass es in „Blade Runner“ keine gibt, lässt sich einfach erklären: Das
erste kommerzielle Mobiltelefon, das
DynaTAC 8000X von Motorola, wurde
erst ein Jahr nach dem Filmstart der Öffentlichkeit präsentiert. So ist das mit
Zukunftsvisionen: Je näher die reale Gegenwart der fiktionale Zukunft rückt,
desto besser erkennt man, wo die Vorstellungskraft falsch lag. Ein Fortbewegungsmittel aber, das in Ridley Scotts
Film „Spinner“ heißt und ebenso in vielen
anderen Science-Fiction-Visionen vorkommt, könnte exakt 2020 tatsächlich in
den Verkehr kommen: das fliegende
Auto. Wenn es so kommen sollte, könnte
der israelische Flugzeug-Ingenieur Rafi
Yoeli der entscheidende Erfinder gewesen sein. „City Hawk“ heißt der Prototyp,
der ein wenig an eine fliegende Untertasse erinnert und in Yavne, eine Autostunde südlich von Tel Aviv, in den futuristisch anmutenden Konstruktionshallen
von Urban Aeronautics Ltd. derzeit perfektioniert wird. Yoeli hat die Firma 2001
gegründet, ein paar Jahre, nachdem der
Boeing-Entwickler und Pilot sich verstärkt mit Helikoptertechnik zu befassen
begonnen hatte. „Mir wurden schnell deren Grenzen bewusst, vor allem diejenigen exponierter Rotoren“, sagt der
59-Jährige, der wirkt wie eine Mischung
aus Architekt und Philosoph, verschmitzt
und ernsthaft zugleich. „Ich las all diese
Reports über die gescheiterten Versuche
der fünfziger und sechziger Jahre, Autos
zum Fliegen zu bringen – und da realisierte ich, dass heute fast alle technologischen Probleme gelöst wären.“ Lediglich
die Aerodynamik barg noch ungelöste
Probleme. So begann sich Yoeli ganz dem
Thema zu widmen.
Der gesellschaftliche Nutzen von
fliegenden Autos ist längst vorhanden:
Weltweit sind die Straßen der Metropolen täglich verstopft, alle Prognosen ge-
Rafi Yoeli hat als
Hubschrauberpilot
lange davon geträumt,
auch mal durch
Hochhausschluchten
zu fliegen. Nun baut
er die dafür
nötigen Gefährte
hen von einer weiteren städtischen Verdichtung in der Zukunft aus. Solange die
Menschheit sich nicht von der Idee des
Individualverkehrs verabschiedet, wird
die Überlastung der Straßen immer weiter zunehmen.
Als begeisterter Helikopterpilot beschäftigt sich Yoeli schon mit Möglichkeiten, wie man sich auch in dicht besiedelten
Städten unabhängig von Verkehrslage
und Witterung in der Luft fortbewegen
könnte. Das ideale Verkehrsmittel, dachte er von Anfang an, hätte die Größe eines Autos oder Kleinbusses, könnte flie43
Tel Aviv Zukunft
gen, ließe sich präzise steuern und käme
ohne gefährliche Rotorenblätter aus, die
man von Hubschraubern kennt – und die
am Boden außerdem enorme Staub-,
Lärm- und Windemissionen verursachen.
Yoeli versuchte außerdem, den klassischen Fehler seiner Vorgänger zu vermeiden, mämlich Flügel oder ähnliche Flugtechnik an einen bestehenden Wagen zu
montieren – schon weil ein Auto in Bezug
auf Gewicht und Aerodynamik so konzipiert ist, dass es eben gerade nicht fliegt,
sondern auch in Kurven und bei hohen
Geschwindigkeiten am Boden bleibt.
Der weitaus vielversprechendere Lösungsansatz war, bei der Bauweise zunächst die Prinzipien von Helikoptern
anzuwenden. Yoeli verkleinerte indes deren Rotorenblätter, erhöhte ihre Anzahl
und integrierte sie gleich ins Chassis. Die
Öffnungen rund um die Antriebe wurden
mit Jalousien versehen, dank denen sich
die Windströme genauestens kanalisieren und ausrichten lassen.
Rafi Yoelis Patente sind einfach und
gleichzeitig revolutionär für die Luftfahrt:
Die damit entwickelten Flugobjekte wie
der „City Hawk“ navigieren präzise und
unabhängig voneinander in allen sechs
Richtungen. Sie können zum Beispiel zu
Rettungszwecken kontaktnah an die Fens44
ter von Häusern oder an Steilhänge fliegen – beides unmöglich mit Helikoptern.
Da sie einer Windstärke von fünfzig Knoten standhalten und einfach enteisbar
sind, können sie auch bei Witterungen
eingesetzt werden, in denen konventionelle Helikopter im Hangar bleiben.
Dies überzeugt nicht nur private Investoren, die bisher rund elf Millionen USDollar in Yoelis Unternehmen investierten. Auch das amerikanische Militär wurde
auf Urban Aeronautics Ltd. aufmerksam,
außerdem Stat MedEvac, eines der größten Luftambulanz-Unternehmen der
USA, und der Helikopterhersteller Bell.
Nun entsteht für die US Air Force der
„Air Mule“, eine unbemannte Version des
„City Hawk“, die bereits ab 2014 zu Cargo-Zwecken in schwer zugänglichem Gebiet eingesetzt werden soll. Und für Stat
MedEvac entwickelt Yoeli eine Variante,
die für Rettungseinsätze taugt und zwei
verletzte Personen transportieren kann.
Der „Air Mule“ wiegt bei sieben Meter
Länge, zwei Meter Breite und zwei Meter
Höhe etwas über eine halbe Tonne und
kann ebensoviel Fracht (inklusive Treibstoff) transportieren. Er fliegt mit bis zu
180 Stundenkilometern in maximal 3500
Metern Höhe durch die Luft und kostet
etwa so viel wie ein vergleichbarer Heli-
kopter, rund eine Million Euro. Da die
komplizierte Rotorenblätteraufhängung
des Helikopters entfällt, gestaltet sich der
Unterhalt indes wesentlich günstiger. Der
einzige Nachteil im Vergleich zum Helikopter ist der höhere Treibstoffverbrauch
aufgrund der kleineren Rotoren. Die Navigation, behauptet zumindest Rafi Yoeli,
sei so leicht wie das Bedienen eines Computerspiels.
Die größte Hürde für alle Fluggeräte
ist die Zertifizierung durch die amerikanische Federal Aviation Administration
(FAA), die selbst im besten Fall stets
mehrere Jahre dauert. Entwickler von
fliegenden Autos hatten bislang das Problem, dass sie alles von Grund auf neuerfinden mussten (oder wollten), was
eine FAA-Zertifizierung quasi unmöglich machte. Rafi Yoeli und sein fünfzehnköpfiges Team arbeiten hingegen fast ausschliesslich mit bestehenden, bereits von
der FAA zertifizierten Bauteilen und
Technologien. Dadurch muss die FAA
nur noch die Gesamtkonstruktion zertifizieren – eine Genehmigung dürfte durchaus realistisch sein.
Der Einsatz des „Air Mule“ für städtische Blaulicht-Zwecke ist für 2020 geplant – exakt in dem Jahr, in dem auch
in„Blade Runner“ die „Spinner“ herumflogen, die laut Drehbuch ebenfalls nur
im offiziellen Einsatz sein werden. Rafi
Yoeli indes träumt auch vom fliegenden
Individualverkehr in Metropolen. Der
soll im Jahr 2030 folgen. Damit diese sogenannten „Personal Air Vehicles“ dann
durch die Häuserschluchten brausen können, werden allerdings neue Verkehrsregeln und vollautomatische Navigationstechnologien benötigt. Die NASA ist
bereits daran, ein System für highways in
the sky zu entwickeln, das Sicherheit bieten soll. Die Zukunft ist näher, als man
denkt.
Die Werkhallen von
Urban Aeronautics
erinnern ein wenig an
eine hochmoderne
Kfz-Werkstatt. Nur dass
die Wagen hier fliegen
können
Rafi Yoeli sieht sie bereits plastisch
vor Augen, und er hält sie für durchweg
positiv: „Die Menschen werden in Zukunft auch im Nahverkehr vorwiegend in
der Luft reisen und Fluggeräte mit integrierten Rotoren benutzen. Diese werden
auf Dächern landen, die dann als Parkplätze fungieren. Innerhalb der Städte
wird der Luftverkehr mit einem Luftstraßen-System automatisch geregelt. An vorherbestimmten Eintritts- und Austrittspunkten wird die Kontrolle über das
Fahrzeug wieder dem Piloten beziehungsweise Fahrer übergeben. Normale Menschen werden nur über den Dächern entlang von computerkontrollierten Pfaden
am Verkehr teilnehmen können. Ausschließlich Polizei und Rettungskräfte
werden tiefer fliegen dürfen. Die Geschwindigkeit in diesen Flugräumen wird
limitiert sein, und jedes Rettungsflugobjekt wird auf einem Display klare Angaben über Hindernisse und andere Flugobjekte im Flugraum haben.“
O
b diese Zukunftsvision wirklich so viel schöner ist als
die Dystopie des „Blade
Runner“ oder die ähnlich
düstere Welt der fliegenden Taxen und
Schiffe in Luc Bessons „Das fünfte Element“? Der alte Mythos von der Freiheit, die sich der Mensch im Auto (oder
auf dem Motorrad) auf der Straße buchstäblich erfährt, kommt jedenfalls in
Rafi Yoelis Vision vom streng kontrollierten Luftraum der fliegenden Autos
nicht vor. Aber auch in der bodenständigeren Gegenwart ist dieser Mythos ja
längst verblasst. Die Realität für viele
Millionen heißt heute tagtäglich Stau.
Und der ist oft genug: bloß noch zum in
die Luft gehen.
45
Tel Aviv Informationen
TEL AVIV IM
DIE VERSCHIEDENEN STADTVIERTEL
SPEZIELLE EVENTS
DOCAVIV 6.-15. Mai 20101
#
$
%
&'
'
'&
()
*
+%, -$$
'.
'&
("
$'
/
0
*
)
.
- $
1.
,
&
T-MARKET
$
2.
)
'(
'3,&
4'
'
'
'
''
3
5'
"'
'6&'7'
'.
'6
'"8'
'33
5'*'&"
''
9 )%)
GAY PRIDE 10.-13. Juni 2010
0%
!
.
+%
-
*)
''
':
'
"
'8
5'
.''
'-$$'
'$
'!
'*'
$
%';'6
'
"
4'
*
.
/
0
5'$
%&' ''
5'4'
'
-$$.
*
.
ROTHSCHILD-STREET-PARTIES
'
'-$$'6*
''
(
4'
'"'
''-
'
'.5'
"
''*.
''"'
'
<)
$
=
,
.*
9,&)
=
&8
''&
'
4'
46
NEVE TZEDEK Das Viertel im
Süden der Stadt ist eines
der ältesten von Tel Aviv.
Heute zählt es zu den teuersten Wohngegenden und
gilt als Heimstätte vieler
Künstler, kleiner DesignerLäden und Szene-Cafés. In
den letzten Jahren wurden
fast alle Häuser, die meist
nicht mehr als drei Stockwerke haben, und die kleinen Gassen aufwändig saniert. Das berühmte
Suzanne-Dalal-Center für
experimentellen Tanz und
Theater befindet sich im
Herzen von Neve Tzedek.
FLORENTIN Lange galt der
Stadtteil am südlichen Ende
als nicht sonderlich vorzeigbar. Zahlreiche Import-Export-Händler ließen sich
hier wegen der preiswerten
Mieten nieder. Das Leben
war beengt und laut. Mit
steigenden Mieten in der
Innenstadt zog es vor allem
die alternative Kunstszene
nach Florentin. Doch inzwischen wird auch hier mit
Hochgeschwindigkeit saniert. Rund um die Florentin-Straße haben Cafés und
Bars ihren Betrieb aufgenommen, doch in den Seitenstraßen finden sich noch
viele Stücke des ursprünglichen Florentin mit seinen
Werkstätten, Kramläden
und Großhändlern.
MARINA Der Hafen im Norden der Stadt ist eines der
beliebtesten Ausflugsziele
der Tel Aviver am Wochenende. Die Hangars in der
großzügigen Hafenanlage
wurden zu Restaurants,
Konzert- und Partyhallen
umgebaut. Fast an allen Wo-
chenenden finden hier
Hochzeiten statt und die
zahlreichen Restaurants
sind überfüllt mit israelischen Familien. Die Strandpromenade lädt zu langen
Spaziergängen oder einfach
zu einem der beeindruckenden Sonnenuntergänge ein.
KIKAR RABIN Der RabinPlatz, der bis 1995 noch den
Namen „Könige von Israel“
trug, ist der größte öffentliche Platz der Stadt. Er erinnert an Israels großen Ministerpräsidenten, der hier
1995 ermordet wurde. An
seiner nördlichen Seite steht
das vom Architekten Menachem Cohen entworfene
Rathaus, auf den anderen
Seiten kommen die IbnGvirol-Straße, die Frischmann-Straße und der HenBoulevard mit seinen
launigen Restaurants und
Cafés zusammen. Der Platz
dient für viele politische
Versammlungen und gesellschaftliche Veranstaltungen.
JAFFA Eine der ersten Städte
der Region war der heutige
Stadtteil Jaffa. Ausgrabungen belegen eine Siedlungsgeschichte, die über 3.500
Jahre zurückreicht. Das
Zentrum mit seinen alten
arabischen Gebäuden, den
kleinen Moscheen, dem alten Hafen und den vielen
Restaurants ist eines der
schönsten Ausflugsziele für
Touristen. Außerhalb der
historischen Stätten leben
hier vor allem arabische Israelis und Palästinenser. International bekannt wurde
durch den weltweiten Erfolg des gleichnamigen
Films Jaffas Bezirk Ajami.
THEATER
1 Tmuna Theater
Shonzino Street 8
Tel: 03-562 9462
2 HaBima Theater
Leonardo da Vinci 19
Tel: 03-526 6666
www.habima.co.il
3 Givataym Theatre
Remez Street 40
Tel: 03-732 5340
www.t-g.co.il
4 Camerie Theatre
Shaul Hamelech
Boulevard 19
Tel: 03-606 9060
www.cameri.co.il
5 Arab-Hebru-Theatre
Mifratz Schlomo St 10
Tel: 03-518 5563
www.arab-hebrew-theatre.org.il
6 Mayumana Theatre
Pasteur 15, Jaffa
Tel: 03-681 1787
www.mayumana.com
7 Gesher Theatre
Yerushalaim Bvld 9
Tel: 03-515 7000
www.gesher-theatre.co.il
CAFÉS & FOOD
8 Abraxas CLUB
Lilenblum Street 40
Tel: 03-510 4435
9 Club Comfort 13
www.comfort13.co.il
10 The Block
David Hahami Street 35
Tel: 03-537 9963
11 Puaa Café
Rabbi Yohanan 8
Tel: 03-682 3821
12 Lilush Café
Frishman 73
Tel: 03-529 1852
26 Café Sonia
Simta Almonit 1
Tel: 057-944 2801
27 Café Bialik
Bialik Street 2
Tel: 03-620 0832
DINNER & BARS
28 Joz Ve Loz,
51 Yehuda Halevi
Tel: 03-560 6385
29 Nanutchka,
georgisch
Lilenblum St 2
Tel: 03-516 2254
30 Zepra, Fisch
und Sushi
Yigal Alon 96
Tel: 03-624 0044
31Herbert Samuel,
mediterran
Koifman Street 6
Tel: 03-516 6516
32Itzik Hagadol,
Grillrestaurant
Raziel Street 3, Jaffa
Tel: 03-518 1802
33Charcuterie
Rabbi Hanina St 3,
Tel: 03-692 8843
34Saloona,
Club-Restaurant
Tirza Street 17,
Tel: 03-518 1719
35Radio Rosco,
Weinrestaurant
Allenby St. 97
Tel: 03-560 0334
36 Nana
Bar-Restaurant
Ahad Haam St. 1,
Tel: 03-516 1915
37 Cantina, italienisch
Rothschild Blvd 71
Tel: 03-620 5051
38 Zinger, Bar
Mazeh Street 49
Tel: 03-652 3490
13 Café Benedict,
24 h Frühstück
Ben Yehuda Street 171
Tel: 03-544 0345
39 Shesek, Bar
Lilenblum St 17
Tel: 03-516 9520
14 Café Lou
Balfour Street 18
Tel: 03-620 7277
40 Montefiore,
Hotel-Bar
Montefiore St 36
Tel: 03-564 6100
15 Brasserie,
French Bistro
Ibn Gvirol 70
Tel: 03-696 7111
41 Laika Bar
Nachalat Binyamin 29
Tel: 03-442 5499
16 Orna Ve’ela,
Restaurant
Sheinkin Street 33
Tel: 03-620 4753
17 Suzanna,
Shabazi Street 9,
Tel: 03-517 7580
18 Dr. Shakshuka,
traditional Restaurant
Beit Ha’eshel St 3,
Tel: 03-518 6560
19 Manta Ray
Alma Beach,
near Dolfinarium
Tel: 03-517 4773
20 Hummus
Abu Dhabi
King George Street 81
Tel: 03-525 9090
21 Abu Hassan,
Ha’ Dolfin Street 1,
Tel: 03-682 0387
22 LovEat
Nachalat Binyamin 3
Tel: 03-516 4412
23 Tazzo D’Oro
Ahad Ha’am 6
Tel: 03-516 6329
24 Café Mersand
Ben Yehuda Street 70
Tel: 03-523 4318
25 Landver Café,
Gan Meir Park
Tchernichovsky St 22 a
42 Ozen Bar
Ben Zion Blvd 1
Tel: 03-621 5210
43 La Champa
Nachalat Binyamin 52
Tel: 077-200 8636
44 Hudna
Abarbanel St 13
CLUBS
45 Lima Lima
Lilenblum St 42
Tel: 03-560 0924
46 Rothschild 12
Rothschild Blvd 12
47 Levontin 7,
Live Club
Levontin Street 7
Tel: 03-560 5684
48 Barzilay
Harechev Street 13
Tel: 03-687 8090
49 Barbie
Kibbutz Galuiot 52
Tel: 03-518 8123
ÜBERBLICK
KUNST
65 The Third Ear,
Music-Store
King George Street 48
Tel: 03-621 5200
50 Bauhaus Center
Dizengoff St 99
Tel: 03-522 0249
52
66 Retro TLV,
Furniture
Yehuda Halevi St 123
Tel: 03-685 0663
51 Museum of Art
Shaul Hamelech,
Boulevard 27
Tel: 03-607 7020
13
67 Michal Negrin,
israelische Acessoires
Sheinkin Street 37
Tel: 03-525 2752
52 Dvir Gallery
Nitzana Street 11
Hangar 2
Tel: 03-604 3003
www.dvirgallery.com
68 Sketch Book,
Design Books
Tchernikovsky St 5
Tel: 03-620 1351
53 Sommer
Contemporary Art
Rothschild Blvd 13
Tel: 03-516 6400
www.sommercontemporaryart.com
60
69 Ruby Star, Jewelry
Levontin 28,
Gan HaHashmal
54 Chelouche Gallery
for Contemporary Art
Chisin Street 5
Tel: 03-528 9713
www.chelouchegallery.com
55 Braverman
Gallery
Hasharon St 12 b
Tel: 03-566 6162
www.bravermangallery.com
70 Ruby
Amiad Street 13,
Flea Market Jaffa
Tel: 03-683 2172
72
56
71 Iluchka, Fashion
Levontin Street 19
Tel: 03-566 0588
56 Givon Art Gallery
Gordon Street 35
Tel: 03-522 5427
73 Nachalat Binyamin
Art & Craft Fair
Di und Fr, 10–17 Uhr
Nachalat Binyamin St
SHOPPING
74 Ha’Carmel Market,
großer Markt
Allenby Street, Ecke
Ha’Carmel Street
57 Krembo Records
Sheinkin Street 18
Tel: 03-525 9507
4
12 62
50
51
20
75
42 65
75 Shopping
„Dizengoff Center“
Dizengoff Street,
Ecke King George St
58 X-Ray, Eyewear
Sheinkin Street 22
Tel: 03-629 7201
15
64
24
72 I love Cupcakes,
Sweets
Ben Yehuda St 114
Tel: 03-522 2243
61
25
27 68
59Salon Berlin,
Vintage
Rabbi Israel Najara
Street 15
Tel: 03-510 2126
54
2
26
30
59
73
72
57 58
16 67
22
74
60 Fishndag
Dizengoff Street 182
Tel: 03-522 2777
3
66
14
61 Limited
King George Street 46
(Hamelech George
Street)
Tel: 03-620 0495
19
41
37
63 40
1
38
35
43
31
62 Anna K
Frishman Street 75
Tel: 03-529 1244
36 23
63 Tees Factory,
T-Shirt-Store
Montifiore Street 30
Email: teesfactory@
gmail.com
29
17
53
46
39
45
69
71
28
10
48
55
47
64 Shoofra, Shoes
Dizengoff Street 108
Tel: 03-524 7274
44
9
32
7
34
5
18
70
6
33
11
21
47