Artikel zur Unternehmenskultur von Egon Zehnder

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Artikel zur Unternehmenskultur von Egon Zehnder
Sehr verschwiegen:
das Gründungsbüro
amZüúchberg.
I
r(
YonZurich um den Globus, Egon Zehnder
hat es zur erfolgreichsten Personalberatung
der Welt gebracht, Ein exklusiver Einblick in
eine höchst diskrete Partnerschaft,
DIRK SCHUTZ
TEXT
o sieht also der wichtigste Standort einer weltumspannenden Firma aus. Die gusseiserne Eingangspforte hat Patina
angesetzt, der Aufgang zu der dreigeschossigen Villa glänzt
nicht mit der Herrschaftlichkeit vieler Anwesen hier am
Zürichberg. Zwei Besucherparkplätze liegen rechts neben
dem Gebäude, so schüchtern beschildert, dass kaum ein
Neuankömmling sie findet. Vor dem Haus gibt es gerade
vier öffentliche Parkplätze, die Parkuhr weist einen Stundentarif von 50 Rappen aus. <Die Polizei ist hier sehr aktiv unterwegs),
begrüsst die Empfangsdame an der Réception den Gast. <Ich stecke gern Geld
in die Parkuhr, wenn Ihr Termin länger dauert.>
Willkommen im Gründungsbüro der Firma, die so erfolgreich wie keine
andere die Chefs der Weltkonzerne sucht.
Zehnder Management
"Egon
Consultants> steht auf der Goldtafel an der Villa in der Nähe des Zürcher >
tt/2013
Sehr verschwiegen:
das Gründungsbüro
amZüúchberg.
I
r(
YonZurich um den Globus, Egon Zehnder
hat es zur erfolgreichsten Personalberatung
der Welt gebracht, Ein exklusiver Einblick in
eine höchst diskrete Partnerschaft,
DIRK SCHUTZ
TEXT
o sieht also der wichtigste Standort einer weltumspannenden Firma aus. Die gusseiserne Eingangspforte hat Patina
angesetzt, der Aufgang zu der dreigeschossigen Villa glänzt
nicht mit der Herrschaftlichkeit vieler Anwesen hier am
Zürichberg. Zwei Besucherparkplätze liegen rechts neben
dem Gebäude, so schüchtern beschildert, dass kaum ein
Neuankömmling sie findet. Vor dem Haus gibt es gerade
vier öffentliche Parkplätze, die Parkuhr weist einen Stundentarif von 50 Rappen aus. <Die Polizei ist hier sehr aktiv unterwegs),
begrüsst die Empfangsdame an der Réception den Gast. <Ich stecke gern Geld
in die Parkuhr, wenn Ihr Termin länger dauert.>
Willkommen im Gründungsbüro der Firma, die so erfolgreich wie keine
andere die Chefs der Weltkonzerne sucht.
Zehnder Management
"Egon
Consultants> steht auf der Goldtafel an der Villa in der Nähe des Zürcher >
tt/2013
Unternehmen Eeon Zehnder
er sich jedoch seit seinem Rücktritt
zurückgezogen, und dass er jetzt für den
BILANZ-Artikel zur Verfügung steht, bedurfte massiver Überzeugungsarbeit.
<Schreiben Sie vor allem einen Satz>, fordert er: <Meine Leistung ist, dass ich weg
bin und nicht mehr gebrauchtwerde.>
Weg und doch präsent. Doch er ist nichr
wirklich weg. Die höchst diskrete Part-
Damien O'Brien, ehemalsPrtesæt, heute CEO und Chaitman'
Egon Zehnder, Gründer und'Übervatet der Firma'
>
nicht mehr betreten. 200 Meter um die
Heimatstadt und den See schweifen. An
den Wänden hängen Stiche von den Niederlassungen, die bis zu seinem Rücktritt
als Chairman im Jahr 2000 eröffnet wurden. Noch heute kommt er jeden Tag ins
büros noch immer eine spezielle Stellung. Wer sie fragt, ob die Villa noch zeit-
Ecke hat Egon Zehnder seinen Sitz bezogen, und dort emPfängt er noch immer
junge Aspiranten, die in die grosse Zehnder-Familie aufgenommen werden wollen. Ein weltweit einmaliges Ritual: Etwa
+0 Jóbinterviews hat jeder Bewerber zu
absolvieren, bis er zum erlauchten Kreis
gehören darf. Und Höhepunkt für die
gemäss sei, erntet verständnislose Blicke:
<Die Villa ist unsere Wiege, die würden
wir nie aufgeben), betont BürochefFrank
Heckner. <Sie ist Egons Vermächtnis.>
Der Mann, den sie intern nur Egon
Kandidaten aus aller Welt, von Buenos
Aires bis Tokio, ist das Gepräch mit dem
Iegendären Firmengründer.
<Ist Zürich nicht eine schöne Stadt?>,
begrüsst der 83-fährige seinen Gast und
Toblerplatzes, von der aus die Firma
vor fast 50 Jahren ihren Siegeszug um die
Welt antrat. 12 der mehr als 400 Personalberater residieren hier in ruhigen Einzelbüros. Obwohl die Schweiz längst
nicht mehr das umsatzstärkste Land ist,
haben die Mitarbeiter des Gründungs-
nennen, hat die Villa seit zwölf Jahren
nerschaft Egon Zehnder, die erstmals für
BILANZ Einblick in ihre Arbeit gewährt,
ist von Zürich aus zum erfolgreichsten
Vermittler von Führungskräften auf der
Welt aufgestiegen. In der Schweiz und in
Europa ist sie mit grossem Abstand
Marktführer, in Schwellenländern wie Indien oder Brasilien glänzt sie mit üppigen
Wachstumsraten, und selbst in den USA,
dem Heimmarkt der vier grossen Konkurrenten, hatsie als einzige europäische
lässt seinen Blick vom Balkon über seine
Firma
Büro, stets mit Krawatte. Ein Familienfoto zeigt ihn im Kreis seiner 5 Kinder
und 16 Enkelkinder - init dem Kommentar: (Der Einzige, der auch am Wochenende eine Krawatte trägt.) Er zeiSt sich
noch bei den Anlässen des Harvard Club
oder der Swiss-American Chamber of
=
.9
N
Commerce und natürlich beim Sechseläuten bei der Gesellschaft zur Constaffel. Aus der medialen Öffentlichkeit hat
É
È
ø
o
in der Spitzenliga
Firma aufgebaut und mit einem einmaligen Wertesystem versehen>, betont der
tern liegt bei 2 bis 3 Prozent, gegenüber
frühere Schweiz-Chef Philippe Hertig.
<Er hat sie auch an uns Partner übergeben, statt sie uns für zig Millionen zu
zentrale Frage, die Egon Zehnder den
Anwärtern stellt, lautet: <Können Sie sich
vorstellen, Ihr gesamtes restliches Be-
verkaufen. Wir schulden ihm viel.> Und
dann, nach kurzer Pause: <Dieser Mann
ist ein Vorbild - in jeder Hinsicht.>
Es ist eine Firma der Paradoxe. Zehn-
rufsleben bei uns zu verbringen?> Als
Symbol der Kontinuität schafft es seine
der profitiert von der dramatischen Beschleunigung des Geschäftslebens: Die
durchschnittliche Amtsdauer von Unternehmenschefs liegt in Europa bei gerade
fünf Jahren, in den USA ist sie noch tiefer
- doch die Firma ist eine Oase der Konstanz. Die Fluktuation unter den Bera-
Die grossen
fünf
Ein Schweizer und vier Amerikaner
die weltgrössten Kadetvetmittler.
Ûber all dem schwebt der Geist des
Gründers. Die 15 Berater, mit denen
BILANZ sprechen konnte, zitieren ihn
immer wieder. <Egon hat nicht nur die
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Egalitäre Liberale. Ebenfalls paradox: Die
Kandidaten, die Zehnder vermittelt, sind
hoch ambitionierte, oft getd- und status-
getriebene Einzelkämpfer; Zehnder
Die Firma wird intern zuweilen mit
dem fesuitenorden verglichen, und da
passt es, dass der Statthalter des Firmengründers ein ehemaliger Pfarrer mit ab-
geschlossenem Theologiestudim ist. Der
Australier Damien O'Brien arbeitete in
254
Futurestep Quelle: HSZ
Assistentin Brigitte Ientsch sogar in die
Firmenchronik: Sie war seine erste Mitarbeiterin im Jahr 1964 - und koordiniert
heute noch seine Aktivitäten.
selbst stellt dagegen <Client First> und
das Teamwork über alles, jegliche Starkultur ist verpönt. Die Berater tragen
nicht einmal Titel auf ihrer Visitenkarte,
und die Gewinne verteilen sie zu fahresende an alle. Nur wer länger dabei ist, bekommt mehr, individuelle Leistung spielt
kaum eine Rolle. <Wir sind eine sozialistische Firma im Dienste eines liberalen
Gesellschaftsmodells>, schmunzelt der
Genfer Bürochef Thomas Allgäuer.
Fuss gefasst.
Zwar sind die Rivalen von Korn/Ferry International etwas grösser (siehe Tabelle
rechts), doch sie erzielen zwei Drittel des
Umsatzes in den USA. Von den grossen
fünf ist keine Firma international so breit
aufgestellt wie Egon Zehnder: 66 Büros in
40 Ländern, 1600 Mitarbeiter, 426 Beratet
davon 230 Partner. Und das ohne einen
Franken Fremdkapital.
20 bis 30 Prozent bei den Rivalen, und die
seiner Heimat als Geistlicher, doch verliess er seinen Posten, als er sich in Þ
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Von der One-Man-Show zum Global Player - 50 Jahre Egon Zehnder
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der V€rm¡ttlung von Fllh-
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nung in Zürich 1964. Erste
Angestellte ist se¡ne Assistentin Br¡g¡tte Jentsch,
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Acht neue Consultants
innertzwölf Monat€n.
Die Firma hat
22 Mitarbe¡ter.
EfsteTextverarbeitungsmaschineninden
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LONDON
ZfJRICH
Erste Schritte in Richtung EqualEquity-Partnerschaf ts-Modell. ErsterComputer ¡n einem EZI-Bl¡ro.
Zehn-JahFJub¡läumsf eier in del
Schweiz als erster mehrtågiger, f lrmenwe¡ter Anlass. Erste EZI-Bilros
ausserhalb Europas.
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Ämt€r Pråsid¡um und CEO.
Eristweiterh¡n Präsident,
Dan Meiland wird CEO.
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Unternehmen Eeon Zehnder
er sich jedoch seit seinem Rücktritt
zurückgezogen, und dass er jetzt für den
BILANZ-Artikel zur Verfügung steht, bedurfte massiver Überzeugungsarbeit.
<Schreiben Sie vor allem einen Satz>, fordert er: <Meine Leistung ist, dass ich weg
bin und nicht mehr gebrauchtwerde.>
Weg und doch präsent. Doch er ist nichr
wirklich weg. Die höchst diskrete Part-
Damien O'Brien, ehemalsPrtesæt, heute CEO und Chaitman'
Egon Zehnder, Gründer und'Übervatet der Firma'
>
nicht mehr betreten. 200 Meter um die
Heimatstadt und den See schweifen. An
den Wänden hängen Stiche von den Niederlassungen, die bis zu seinem Rücktritt
als Chairman im Jahr 2000 eröffnet wurden. Noch heute kommt er jeden Tag ins
büros noch immer eine spezielle Stellung. Wer sie fragt, ob die Villa noch zeit-
Ecke hat Egon Zehnder seinen Sitz bezogen, und dort emPfängt er noch immer
junge Aspiranten, die in die grosse Zehnder-Familie aufgenommen werden wollen. Ein weltweit einmaliges Ritual: Etwa
+0 Jóbinterviews hat jeder Bewerber zu
absolvieren, bis er zum erlauchten Kreis
gehören darf. Und Höhepunkt für die
gemäss sei, erntet verständnislose Blicke:
<Die Villa ist unsere Wiege, die würden
wir nie aufgeben), betont BürochefFrank
Heckner. <Sie ist Egons Vermächtnis.>
Der Mann, den sie intern nur Egon
Kandidaten aus aller Welt, von Buenos
Aires bis Tokio, ist das Gepräch mit dem
Iegendären Firmengründer.
<Ist Zürich nicht eine schöne Stadt?>,
begrüsst der 83-fährige seinen Gast und
Toblerplatzes, von der aus die Firma
vor fast 50 Jahren ihren Siegeszug um die
Welt antrat. 12 der mehr als 400 Personalberater residieren hier in ruhigen Einzelbüros. Obwohl die Schweiz längst
nicht mehr das umsatzstärkste Land ist,
haben die Mitarbeiter des Gründungs-
nennen, hat die Villa seit zwölf Jahren
nerschaft Egon Zehnder, die erstmals für
BILANZ Einblick in ihre Arbeit gewährt,
ist von Zürich aus zum erfolgreichsten
Vermittler von Führungskräften auf der
Welt aufgestiegen. In der Schweiz und in
Europa ist sie mit grossem Abstand
Marktführer, in Schwellenländern wie Indien oder Brasilien glänzt sie mit üppigen
Wachstumsraten, und selbst in den USA,
dem Heimmarkt der vier grossen Konkurrenten, hatsie als einzige europäische
lässt seinen Blick vom Balkon über seine
Firma
Büro, stets mit Krawatte. Ein Familienfoto zeigt ihn im Kreis seiner 5 Kinder
und 16 Enkelkinder - init dem Kommentar: (Der Einzige, der auch am Wochenende eine Krawatte trägt.) Er zeiSt sich
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<Er hat sie auch an uns Partner übergeben, statt sie uns für zig Millionen zu
zentrale Frage, die Egon Zehnder den
Anwärtern stellt, lautet: <Können Sie sich
vorstellen, Ihr gesamtes restliches Be-
verkaufen. Wir schulden ihm viel.> Und
dann, nach kurzer Pause: <Dieser Mann
ist ein Vorbild - in jeder Hinsicht.>
Es ist eine Firma der Paradoxe. Zehn-
rufsleben bei uns zu verbringen?> Als
Symbol der Kontinuität schafft es seine
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fünf Jahren, in den USA ist sie noch tiefer
- doch die Firma ist eine Oase der Konstanz. Die Fluktuation unter den Bera-
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geschlossenem Theologiestudim ist. Der
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254
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Firmenchronik: Sie war seine erste Mitarbeiterin im Jahr 1964 - und koordiniert
heute noch seine Aktivitäten.
selbst stellt dagegen <Client First> und
das Teamwork über alles, jegliche Starkultur ist verpönt. Die Berater tragen
nicht einmal Titel auf ihrer Visitenkarte,
und die Gewinne verteilen sie zu fahresende an alle. Nur wer länger dabei ist, bekommt mehr, individuelle Leistung spielt
kaum eine Rolle. <Wir sind eine sozialistische Firma im Dienste eines liberalen
Gesellschaftsmodells>, schmunzelt der
Genfer Bürochef Thomas Allgäuer.
Fuss gefasst.
Zwar sind die Rivalen von Korn/Ferry International etwas grösser (siehe Tabelle
rechts), doch sie erzielen zwei Drittel des
Umsatzes in den USA. Von den grossen
fünf ist keine Firma international so breit
aufgestellt wie Egon Zehnder: 66 Büros in
40 Ländern, 1600 Mitarbeiter, 426 Beratet
davon 230 Partner. Und das ohne einen
Franken Fremdkapital.
20 bis 30 Prozent bei den Rivalen, und die
seiner Heimat als Geistlicher, doch verliess er seinen Posten, als er sich in Þ
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35
Unternehmen Egon Zehnder
Þ
seine heutige Frau verliebte, mit der er
vier Kinder hat. Nach einigen Jahren bei
der Unternehmensberatung McKinsey
begann er l9BB bei Zehnder, wurde 2008
CEO und zwei Jahre später zusätzlich
noch Chairman, wofür er sich im
<Der
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im Dienst des
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wichtiger als
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Gespräch erst mal entschuldigt: <Bei unseren Kunden setzen wir uns für eine
Teilung der Rollen ein, deswegen ist das
Doppelmandat bei uns eine Ausnahme.>
Dass er derzeit noch beide Rollen ausübt,
liegt vor allem an seiner konsequenten
Wahrung der Firmenwerte: (Egons Werte
sind fantastisch, und mein Ziel ist, sie in
der Firma zu verankern.>
Als der Firmengründer im letzten Iahr
seine letzten Aktien, die sogenannten
A-Shares, die ihm seit vier Jahrzehnten
ein Vetorecht gegen einschneidende
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<Wir profitieren
enorm von der
Globalisierung.
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Lebenswerks. Damien O'Brien sass in der
ersten Reihe, anschliessend liess die
Partnerschaft Egon Zehnders Rede in ein
kleines Büchlein drucken, das an die
Mitarbeiter und ausgewählte Kunden
verteilt wird. Dass der Gründer auch
diese letzten Aktien zum Nominalwert
übergab, war für ihn selbstverständlich.
Seine Firma wie etwa der deutsche Un-
ten vermittelt hatte. Zehnder fühlte sich
fast schmutzig - es störte ihn, dass er
nicht als Berater aufAugenhöhe, sondern
als Provisionsjäger gesehen wurde. Er
hatte sein Ideal vor Augen: An der Harvard Business School hatte er sein Zimmer geteilt mit Al McDonald, dem späteren legendären McKinsey- Chef.
bis heute: Headhunter kassieren typischerweise 30 bis 40 Prozent des ersten
Jahressalärs eines neu vermittelten Kan-
gewissenhafte Fortschreibung seines
& 4ç
für Köpfe>, warf ihm Schäfer zu, als Egon
Zehnder ihm mal wieder einen Kandida-
telte Person einen Prozentsatz des ersten
Jahressalärs. So funkioniert die Branche
Partner übertrug, lobte er seine Nachfolger schon fast überschwänglich für ihre
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Schweiz und Deutschland. <Mit Ihrem
Provisionsmodell sind Sie ja ein Broker
Sparringpartner, Das war die Firma,
deren Berater von den Firmenchefs als
strategische Sparringpartner akzeptiert
wurden, und diesen Ansatz wollte Zehnder auf die Rekrutierungsbranche übertragen. Spencer Stuart bezog pro vermit-
kauf oder Börsengang verliehen, an die
hat die Firma an
uns Partner
übergeben,
statt
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sleuns rur zr8
S
<Das
Massnahmen wie Umbenennung, Ver-
<Egon Zehnder
uAls ich die
kaufen, war für ihn undenkbar:
wäre schäbig gewesen.)
So ist die Erfolgsgeschichte von Egon
Zehnd,er vor allem eine Fallstudie, wie
starke Werte über Generationen weitergetragen werden können. Nach Jus-Doktorat in Zurich und MBA an der Harvard
Business School sowie drei Jahren bei
dem Werbekonzern McCann Erickson
übernahm der junge Egon Zehnder 1960
für einen gewissen Spencer Stuart, der
vier Jahre zuvor in Chicago seine Headhunter-Firma gegründet hatte, von Zü-
rich aus den Aufbau des Europa-Geschäfts. Schnell gelangte er in dem noch
jungen Geschäft an prominente Kunden
wie Alfred Schäfer von der Schweizeri-
ternehmensberater Roland Berger zum
schen Bankgesellschaft oder Hermann
Iosef Abs von der Deutschen Bank, die
besten Preis an seine Nachfolger zu ver-
damals prägenden Bankiers in der
didaten, und der Bonus des Beraters ist
direkt an seine individuelle Leistung gebunden. Die Folge: Die Kadervermittler
profitieren von der Salär-Aufschaukelung, was ihrem Image nicht förderlich
ist. In den sechziger Jahren waren die
Toplöhne zwar noch weit von heutigen
Dimensionen entfernt, doch der Mechanismus empörte Zehnder schon damals.
Er beschwerte sich mehrfach bei Spencer
Stuart. <Dann geh doch>, erwiderte Þ
0rchestra kombi-
EqonZehnder
nlert24separate
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fe¡ert lhr erstes Vierteliahrhundert ¡n Montr€ux. 155 Consultants
nehmen mit Ehegatten to¡|. Der erste
Firmenanlass, an dem Namensschilder
erforderlich sind.
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Systemszur Konsr¡ltatiotr des Ver-
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III2OI3 BILANZ
37
Unternehmen Egon Zehnder
Þ
seine heutige Frau verliebte, mit der er
vier Kinder hat. Nach einigen Jahren bei
der Unternehmensberatung McKinsey
begann er l9BB bei Zehnder, wurde 2008
CEO und zwei Jahre später zusätzlich
noch Chairman, wofür er sich im
<Der
Teamgedanke
im Dienst des
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Teilung der Rollen ein, deswegen ist das
Doppelmandat bei uns eine Ausnahme.>
Dass er derzeit noch beide Rollen ausübt,
liegt vor allem an seiner konsequenten
Wahrung der Firmenwerte: (Egons Werte
sind fantastisch, und mein Ziel ist, sie in
der Firma zu verankern.>
Als der Firmengründer im letzten Iahr
seine letzten Aktien, die sogenannten
A-Shares, die ihm seit vier Jahrzehnten
ein Vetorecht gegen einschneidende
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enorm von der
Globalisierung.
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Lebenswerks. Damien O'Brien sass in der
ersten Reihe, anschliessend liess die
Partnerschaft Egon Zehnders Rede in ein
kleines Büchlein drucken, das an die
Mitarbeiter und ausgewählte Kunden
verteilt wird. Dass der Gründer auch
diese letzten Aktien zum Nominalwert
übergab, war für ihn selbstverständlich.
Seine Firma wie etwa der deutsche Un-
ten vermittelt hatte. Zehnder fühlte sich
fast schmutzig - es störte ihn, dass er
nicht als Berater aufAugenhöhe, sondern
als Provisionsjäger gesehen wurde. Er
hatte sein Ideal vor Augen: An der Harvard Business School hatte er sein Zimmer geteilt mit Al McDonald, dem späteren legendären McKinsey- Chef.
bis heute: Headhunter kassieren typischerweise 30 bis 40 Prozent des ersten
Jahressalärs eines neu vermittelten Kan-
gewissenhafte Fortschreibung seines
& 4ç
für Köpfe>, warf ihm Schäfer zu, als Egon
Zehnder ihm mal wieder einen Kandida-
telte Person einen Prozentsatz des ersten
Jahressalärs. So funkioniert die Branche
Partner übertrug, lobte er seine Nachfolger schon fast überschwänglich für ihre
i
Schweiz und Deutschland. <Mit Ihrem
Provisionsmodell sind Sie ja ein Broker
Sparringpartner, Das war die Firma,
deren Berater von den Firmenchefs als
strategische Sparringpartner akzeptiert
wurden, und diesen Ansatz wollte Zehnder auf die Rekrutierungsbranche übertragen. Spencer Stuart bezog pro vermit-
kauf oder Börsengang verliehen, an die
hat die Firma an
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<Das
Massnahmen wie Umbenennung, Ver-
<Egon Zehnder
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kaufen, war für ihn undenkbar:
wäre schäbig gewesen.)
So ist die Erfolgsgeschichte von Egon
Zehnd,er vor allem eine Fallstudie, wie
starke Werte über Generationen weitergetragen werden können. Nach Jus-Doktorat in Zurich und MBA an der Harvard
Business School sowie drei Jahren bei
dem Werbekonzern McCann Erickson
übernahm der junge Egon Zehnder 1960
für einen gewissen Spencer Stuart, der
vier Jahre zuvor in Chicago seine Headhunter-Firma gegründet hatte, von Zü-
rich aus den Aufbau des Europa-Geschäfts. Schnell gelangte er in dem noch
jungen Geschäft an prominente Kunden
wie Alfred Schäfer von der Schweizeri-
ternehmensberater Roland Berger zum
schen Bankgesellschaft oder Hermann
Iosef Abs von der Deutschen Bank, die
besten Preis an seine Nachfolger zu ver-
damals prägenden Bankiers in der
didaten, und der Bonus des Beraters ist
direkt an seine individuelle Leistung gebunden. Die Folge: Die Kadervermittler
profitieren von der Salär-Aufschaukelung, was ihrem Image nicht förderlich
ist. In den sechziger Jahren waren die
Toplöhne zwar noch weit von heutigen
Dimensionen entfernt, doch der Mechanismus empörte Zehnder schon damals.
Er beschwerte sich mehrfach bei Spencer
Stuart. <Dann geh doch>, erwiderte Þ
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III2OI3 BILANZ
37
Unternehmen Egon Zehnder
Meriten. Unabhängig von der Konjunk-
tur stellt Zehnder jedes fahr 20 bis 50
neue Berater ein. Selbst in der Finanzkrise, als Rivalen wie Heidrick & Strugg-
(Egon Zehnder
ist in England die
Ies Stellen strichen, stockte die Firma auf.
Berufung statt Bewerbung. Die wenigsten
Neuzugänge bewerben sich aktiv. Meistens sprechen die Bürochefs rund um die
Welt neue Kandidaten direkt an. Es folgt
die typische Reaktion: <Daran habe ich
noch nie gedacht, aber ich schaue es mir
mal an.> Dann beginnt der Interviewmarathon: Ieder neue Kandidat trifft zuerst
die Berater in seinem lokalen Büro, dann
ausgewählte Partner rund um die Welt
und natürlich den CEO. Zwischen 30 und
40 Iobinterviews stehen so an, mit dem
Gespräch mit Egon Zehnder in Zürich als
Finale. Es geht nicht nur um die fachliche
Kompetenz - die wird durch die Empfehlung des Bürochefs vorausgesetzt. Der
Prozess soll vor allem herausfiltern, ob
Nummer 1.>
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die Datenbank
täglich und
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der Kandidat in die Zehnder-Familie
passt: langfristig orientiert, teamfähig,
nicht primär geldgetrieben, kundenorientiert, mit Interessen ausserhalb der
Arbeit und stabilem Familienleben.
<Als ich gesehen habe, was das für
spannende und wache Persönlichkeiten
waren, stieg mein Interesse sofort>, erin-
r
nert sich Zürich-Chef Heckner.
leben hier zu verbringen>, sagt der
4l-jährige Zürich-Partner Dominik
der Amerikaner. Das tat er: Er kün-
digte und gründete 1964 in Zürich die
Firma Egon Zehnder International. Nach
wenigen fahren bezog er die Villa an der
Weigerung, Berater von Mitbewerbern
einzustellen - sie gelten als verseucht von
der Provisionskultur. Der Streit entzün-
det sich schon an der Berufsbezeich-
Toblerstrasse. AIs Leitlinie galt sofort:
Wir legen mit dem Kunden ein festes Ho-
nung: Wer sich den Unmut der ZehnderPartner zuziehen will, muss sie nur als
norar fest, und das ist nicht an dessen
Headhunter bezeichnen. Mehrfach hat
der CEO O'Brien seine Bedingungen an
den Branchenverband gestellt: Die Firma
werde nur beitreten, wenn die Mitglieder
Salär gekoppelt.
Anders als Andere. Seit diesen Tagen ist
Zehnder der Exot in der globalen Executive-Search-Szene. Alle wichtigen Anbieter haben sich im Branchenverband
AESC, der <Association of Executive
Search Consultants>, zusammengeschlossen, auch die grossen vier Rivalen
aus den USA sind dabei. Bloss Zehnder
nicht, weshalb die Konkurrenz die Firma
wahlweise als snobistisch, arrogant oder
abgehoben brandmarkt. Verschärft wird
die Ablehnung durch die konsequente
38 BILANZ IT/20I3
die provisionsbasierte Bezahlung abschafften. Doch das war aussichtslos.
Iüngst versuchte es der Verband mit
einem Trick: Sie wollten Egon Zehnder
ihren grossen Preis, den
wohl aufwendigsten Rekrutierungsprozess, der selbst wählerische Firmen wie
müssen. Zehnder besprach sich mit
Google daneben verblassen lässt. Einstellungsvoraussetzung sind ein Abschluss in zwei Studienfächern oder ein
Doktorat und dann etwa zehn Jahre Be-
O'Brien - und sagte ab.
rufserfahrung mit aussergewöhnlichen
hätte der Firmengründer im Iuni zur
Preisverleihung nach New York reisen
che Partner viele Kinder>, betont der frü-
here Deutschland-Chef und fünffache
Vater Johannes von Schmettow.
Neuzugang ist seinem lokalen Büro zugeordnet und schliesst sich einem der sechs
Fachbereiche, Practice Groups genannt,
an (siehe Grafik unten). Das Ziel ist, nach
fünfbis sechs Iahren in die Partnerschaft
aufgenommen zu werden. Die Beraterschaft, so das Ziel, soll je zur Häflte aus
Partnern und Pre-Partnern bestehen,
und mit leichten Schwankungen gelingt
das auch. Gegenüber dem Kunden wird
der unterschiedliche Status nicht ausgewiesen. Der Klient hat immer direkt mit
dem Berater zu tun - es soll vermieden
werden, dass wie bei anderen Firmen ein
Partner und drei Nachwuchskräfte auftauchen. Die Wahl zum Partne¡ die ein-
meine analytische Schärfe, meine Teamfähigkeit - alles.> Seinem jüngeren Bruder Peter, vor drei Jahren von der <Zürich> dazugestossen, steht die Aufnahme
in die Partnerschaft noch bevor.
Scheitern gibt es nicht. Allerdings: Schei-
tern steht nicht auf dem Programm, im
schlimmstên Fall muss die Ernennung
ein Iahr warten. Nach dem Sprung zum
Partner bleibt die Betreuung der Bewerber und Pre-Partner ein wesentlicher Teil
der Arbeit - sie nimmt bis zu einem Viertel der Zeit in Anspruch. Alle Partner, mit
Ausnahme des CEO und des CFO, betreuen Kunden. Auch die Bürochefs dürfen die Kundenarbeit nur leicht reduzieren, und nach etwa fünf Jahren nehmen
sie wieder ihre vorherige Arbeit auf. 60
Prozent des Gewinns werden gleich verteilt, 40 Prozent nach Seniorität. Auf gut
eine Million Franken schätzen Konkurrenten das Lohnpaket der dienstältesten
Topverdiener in einem guten fahr - die
erfolgreichsten Headhunter der Konkurrenz holen mehr als das Dreifache. <Wir
sind eine surreale Firma>, betont Andreas Zehnder. <Wir können nur überleben, wenn alle Mitarbeiter glauben, dass
der Teamgedanke im Dienst des Kunden
wichtiger ist als Geld.>
Hauptwerkzeug des Teamgedankens
ist die Datenbank. Seit dem Aufkommen
von sozialen Medien und spezialisierten
Rekrutierungsplattformen wie Linkedln
herrscht in der Branche ein heftiger Streit
über den Sinn dieser eigenen Datensysteme, die aufwendig betreut werden
müssen - Zehnder leistet sich für jeden
Berater einen Research-Mitarbeiter. Þ
Egon Zehnder
aibeitet mit fixen
Honoraren, die
nicht an ein Salär
gekoppelt sind.
mal pro Jahr im Rahmen des PartnerMeetings stattfindet, muss mit einer
Zweidrittelmehrheit geschehen. <Das
war ein sehr harter Prozess>, erinnert
sich Andreas Zehnder, der zweitälteste
Sohn des Firmengründers, der vor zwölf
Jahren von McKinsey zur Firma kam.
Jeder Pre-Partner bekommt einen Evaluator aus der Partnerschaft. <Da wurde
Wo und wie Egon Zehnder sein Honoraruolumen
leben in der Firma. Bei Zehnder ist das
Gegenteil der Fall. <Wir sind McKinsey
für Erwachsene>, witzelt der Zürcher
Partner Hertig.
Deshalb ist die Auswahl der Berater so
zentral. Zehnder leistet sich den weltweit
<Executive
Search Award>, verleihen, was für einen
Europäer eine besondere Ehre ist. Dazu
Schaller. <Jetzt freue ich mich darauf.>
Der hohe Wert der Familie strahlt aufs
Privatleben ab. <Wie Egon haben zahlrei-
Die Verbindung zu McKinsey ist auch
heute noch eng. Allein 6 der 16 Berater in
der Schweiz kommen von der Unternehmensberatung. Einen gravierenden Unterschied gibt es allerdings: Das McKinsey-Modell basiert auf hoher Fluktuation
nach dem Motto (Up or out) . nur wenige
Berater verbringen ihr gesamtes Berufs-
jeder meiner ll4 Searches geröntgt), erinnert er sich: <Die Kundenzufriedenheit,
<Am
Anfang hat mir der Gedanke Angst gemacht, mein gesamtes restliches Berufs-
Þ
Nach der Aufnahme firmiert man intern als sogenannter <Pre-Partner>. Der
erzielt
Honorarvolumen 2012'. 591,4 Millionen Franken
Honorarvolumen 2012 nach Region
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39
Unternehmen Egon Zehnder
Meriten. Unabhängig von der Konjunk-
tur stellt Zehnder jedes fahr 20 bis 50
neue Berater ein. Selbst in der Finanzkrise, als Rivalen wie Heidrick & Strugg-
(Egon Zehnder
ist in England die
Ies Stellen strichen, stockte die Firma auf.
Berufung statt Bewerbung. Die wenigsten
Neuzugänge bewerben sich aktiv. Meistens sprechen die Bürochefs rund um die
Welt neue Kandidaten direkt an. Es folgt
die typische Reaktion: <Daran habe ich
noch nie gedacht, aber ich schaue es mir
mal an.> Dann beginnt der Interviewmarathon: Ieder neue Kandidat trifft zuerst
die Berater in seinem lokalen Büro, dann
ausgewählte Partner rund um die Welt
und natürlich den CEO. Zwischen 30 und
40 Iobinterviews stehen so an, mit dem
Gespräch mit Egon Zehnder in Zürich als
Finale. Es geht nicht nur um die fachliche
Kompetenz - die wird durch die Empfehlung des Bürochefs vorausgesetzt. Der
Prozess soll vor allem herausfiltern, ob
Nummer 1.>
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nicht primär geldgetrieben, kundenorientiert, mit Interessen ausserhalb der
Arbeit und stabilem Familienleben.
<Als ich gesehen habe, was das für
spannende und wache Persönlichkeiten
waren, stieg mein Interesse sofort>, erin-
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nert sich Zürich-Chef Heckner.
leben hier zu verbringen>, sagt der
4l-jährige Zürich-Partner Dominik
der Amerikaner. Das tat er: Er kün-
digte und gründete 1964 in Zürich die
Firma Egon Zehnder International. Nach
wenigen fahren bezog er die Villa an der
Weigerung, Berater von Mitbewerbern
einzustellen - sie gelten als verseucht von
der Provisionskultur. Der Streit entzün-
det sich schon an der Berufsbezeich-
Toblerstrasse. AIs Leitlinie galt sofort:
Wir legen mit dem Kunden ein festes Ho-
nung: Wer sich den Unmut der ZehnderPartner zuziehen will, muss sie nur als
norar fest, und das ist nicht an dessen
Headhunter bezeichnen. Mehrfach hat
der CEO O'Brien seine Bedingungen an
den Branchenverband gestellt: Die Firma
werde nur beitreten, wenn die Mitglieder
Salär gekoppelt.
Anders als Andere. Seit diesen Tagen ist
Zehnder der Exot in der globalen Executive-Search-Szene. Alle wichtigen Anbieter haben sich im Branchenverband
AESC, der <Association of Executive
Search Consultants>, zusammengeschlossen, auch die grossen vier Rivalen
aus den USA sind dabei. Bloss Zehnder
nicht, weshalb die Konkurrenz die Firma
wahlweise als snobistisch, arrogant oder
abgehoben brandmarkt. Verschärft wird
die Ablehnung durch die konsequente
38 BILANZ IT/20I3
die provisionsbasierte Bezahlung abschafften. Doch das war aussichtslos.
Iüngst versuchte es der Verband mit
einem Trick: Sie wollten Egon Zehnder
ihren grossen Preis, den
wohl aufwendigsten Rekrutierungsprozess, der selbst wählerische Firmen wie
müssen. Zehnder besprach sich mit
Google daneben verblassen lässt. Einstellungsvoraussetzung sind ein Abschluss in zwei Studienfächern oder ein
Doktorat und dann etwa zehn Jahre Be-
O'Brien - und sagte ab.
rufserfahrung mit aussergewöhnlichen
hätte der Firmengründer im Iuni zur
Preisverleihung nach New York reisen
che Partner viele Kinder>, betont der frü-
here Deutschland-Chef und fünffache
Vater Johannes von Schmettow.
Neuzugang ist seinem lokalen Büro zugeordnet und schliesst sich einem der sechs
Fachbereiche, Practice Groups genannt,
an (siehe Grafik unten). Das Ziel ist, nach
fünfbis sechs Iahren in die Partnerschaft
aufgenommen zu werden. Die Beraterschaft, so das Ziel, soll je zur Häflte aus
Partnern und Pre-Partnern bestehen,
und mit leichten Schwankungen gelingt
das auch. Gegenüber dem Kunden wird
der unterschiedliche Status nicht ausgewiesen. Der Klient hat immer direkt mit
dem Berater zu tun - es soll vermieden
werden, dass wie bei anderen Firmen ein
Partner und drei Nachwuchskräfte auftauchen. Die Wahl zum Partne¡ die ein-
meine analytische Schärfe, meine Teamfähigkeit - alles.> Seinem jüngeren Bruder Peter, vor drei Jahren von der <Zürich> dazugestossen, steht die Aufnahme
in die Partnerschaft noch bevor.
Scheitern gibt es nicht. Allerdings: Schei-
tern steht nicht auf dem Programm, im
schlimmstên Fall muss die Ernennung
ein Iahr warten. Nach dem Sprung zum
Partner bleibt die Betreuung der Bewerber und Pre-Partner ein wesentlicher Teil
der Arbeit - sie nimmt bis zu einem Viertel der Zeit in Anspruch. Alle Partner, mit
Ausnahme des CEO und des CFO, betreuen Kunden. Auch die Bürochefs dürfen die Kundenarbeit nur leicht reduzieren, und nach etwa fünf Jahren nehmen
sie wieder ihre vorherige Arbeit auf. 60
Prozent des Gewinns werden gleich verteilt, 40 Prozent nach Seniorität. Auf gut
eine Million Franken schätzen Konkurrenten das Lohnpaket der dienstältesten
Topverdiener in einem guten fahr - die
erfolgreichsten Headhunter der Konkurrenz holen mehr als das Dreifache. <Wir
sind eine surreale Firma>, betont Andreas Zehnder. <Wir können nur überleben, wenn alle Mitarbeiter glauben, dass
der Teamgedanke im Dienst des Kunden
wichtiger ist als Geld.>
Hauptwerkzeug des Teamgedankens
ist die Datenbank. Seit dem Aufkommen
von sozialen Medien und spezialisierten
Rekrutierungsplattformen wie Linkedln
herrscht in der Branche ein heftiger Streit
über den Sinn dieser eigenen Datensysteme, die aufwendig betreut werden
müssen - Zehnder leistet sich für jeden
Berater einen Research-Mitarbeiter. Þ
Egon Zehnder
aibeitet mit fixen
Honoraren, die
nicht an ein Salär
gekoppelt sind.
mal pro Jahr im Rahmen des PartnerMeetings stattfindet, muss mit einer
Zweidrittelmehrheit geschehen. <Das
war ein sehr harter Prozess>, erinnert
sich Andreas Zehnder, der zweitälteste
Sohn des Firmengründers, der vor zwölf
Jahren von McKinsey zur Firma kam.
Jeder Pre-Partner bekommt einen Evaluator aus der Partnerschaft. <Da wurde
Wo und wie Egon Zehnder sein Honoraruolumen
leben in der Firma. Bei Zehnder ist das
Gegenteil der Fall. <Wir sind McKinsey
für Erwachsene>, witzelt der Zürcher
Partner Hertig.
Deshalb ist die Auswahl der Berater so
zentral. Zehnder leistet sich den weltweit
<Executive
Search Award>, verleihen, was für einen
Europäer eine besondere Ehre ist. Dazu
Schaller. <Jetzt freue ich mich darauf.>
Der hohe Wert der Familie strahlt aufs
Privatleben ab. <Wie Egon haben zahlrei-
Die Verbindung zu McKinsey ist auch
heute noch eng. Allein 6 der 16 Berater in
der Schweiz kommen von der Unternehmensberatung. Einen gravierenden Unterschied gibt es allerdings: Das McKinsey-Modell basiert auf hoher Fluktuation
nach dem Motto (Up or out) . nur wenige
Berater verbringen ihr gesamtes Berufs-
jeder meiner ll4 Searches geröntgt), erinnert er sich: <Die Kundenzufriedenheit,
<Am
Anfang hat mir der Gedanke Angst gemacht, mein gesamtes restliches Berufs-
Þ
Nach der Aufnahme firmiert man intern als sogenannter <Pre-Partner>. Der
erzielt
Honorarvolumen 2012'. 591,4 Millionen Franken
Honorarvolumen 2012 nach Region
Honorarvolumen 2012 nach Dienstleistungen
Honorarvolumen 2012 nach Branchen
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Finanzdienstleistungen
IT/20I3 BILANZ
39
Unternehmen Egon Zehnder
>
Für den klassischen Headhunter, der
auf Provisionsbasis arbeitet, ist der Kollege in der eigenen Firma auch immer
Rivale, und das schmälert den Anreiz,
vertrauliche Informationen in die eigene
Datenbank einzuspeisen. Anders bei
Zehnder. <Ich benutze die Datenbank
mindestens zwei Stunden täglich>, betont der Zürcher Berater Clemens Hoegl.
Denn ein Grossteil der Arbeit besteht
darin, mit Topmanagern Kontakt zu hal-
hatte schon früh internationalisiert nach fünf Iahren war er in Brüssel und
in Tokio und
Melbourne. Heute ist die Welt mit 66
Paris, nach zehn Jahren
Büros fast erschlossen, gerade läuft die
Eröffnung des Büros in Bangkok. Doch
immer wieder gibt es im
ge-
schlossen werden sollten - Verlustbringer
zehren am Gewinn. Doch ob Buenos
ten. Nach jedem Telefonat, jedem Treffen
schreiben die Berater eine Notiz ins System, das allen zugänglich ist. Persönlichkeit, Führungskompetenz, Karriereziele
- alles findet dort seinen Eintrag. Und
wenn ein Mandat zu vergeben ist, haben
die Zehnder-Leute eine Datenvielfalt, die
sich, so behaupten sie zumindest, von
der Konkurenz abhebe. Tatsache ist:
230 Partner aus 66 Büros in 40 Lândem: TrefÍen der Teilhaber Anfang Januar in Genf .
Flops sind nicht bekannt. Heidrick &
Struggles etwa kam massiv unter Beschuss,
Partner-
gremium Debatten, ob Krisenbüros
SBB-Personenverkehrs-Chef nach neun
Tagen hinschmiss und zurúck zu
Schweiz Tourismus wechselte. Natürlich
weil der von ihr
vermittelte
Yahoo-Chef Scott Thompson seinen Lebenslauf geschönt hatte, und Spencer
Stuart musste mit ansehen, wie der von
ihr vermittelte Iürg Schmid seinen fob als
reden die Zehnder-Berater auch unter
Androhung von Folter nicht über ihre
Klienten, auch da sind sie ganz McKin-
sey-geprägt. Doch manchmal tun es die
Kunden selbst, wohl auch, um die Seriosität der Suche zu unterstreichen - so zum
Beispiel die UBS, ABB oder die <NZZ>.
Der Teamgedanke ist auch bei der
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Expansion zenftal Der Firmengründer
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päische Partnerschaft ist sie dort unter
die Top 5 vorgestossen, mit einem Honorarvolumen von fast 1I5 Millionen Dollar
ist das Land heute die Nummer eins im
Zehnder-Reich - die Schweiz belegt Rang
fünf. Zehn Büros hat die Firma in den
USA, die globale Industriepraxis, mit 27
Prozent Umsatzanteil die grösste, wird
vom indischstämmigen Sanjay Gupta
von Dallas aus geführt. <Wir sind hier
Aires 1998, Moskau 2001 oder Madrid
20ll - immer waren sich die Partner am
voll akzeptiert>, betont er.
Ende einig, die harten Zeiten zusammen
durchzustehen. In Asien ist der Fortschritt beachtlich, auch wenn die Honorare noch tiefer und die meisten Vermittlungen lokal sind. In Indien ist die Firma
doppelt so gross wie die Nummer zwei,
und Delhi-Chef Rajeev Vasudeva sieht
grosses Potenzial: <Wir werden unser Geschäft in den nächsten drei Jahren verdoppeln.> Auch in Singapur ist Zehnder
mit zehn Beratern die Nummer eins.
<Wir profitieren enorm von der Globalisierung), betont Bürochefin Elaine Yew.
Besonders stolz ist Zehnder auf die
Expansion in den USA. Als einzige euro-
Kehrseite. Doch die USA zeigen auch die
Schattenseite des Modells. Dort ist das
Leistungsdenken auf eigene Rechnung
prägend. Dass Durchschnittsperformer
bei Zehnder besser überleben können, ist
für US-Partner schwer zu akzeptieren.
Gegen zu viel Harmonie hilft der Druck
der Kollegen, doch es gibt immer wieder
Berater, die durchgeschleppt werden.
Kündigungen gibt es nicht, Abgänge
sind selten. Zum Beispiel Heiner Thorborg, der für Zehnder in den Achtzigern
das Frankfurter Büro aufbaute und sich
dann selbständig machte. <Ich wollte unternehmerisch tätig sein, und das war bei
Zehnder nicht so möglich, wie ich es mir
gewünscht hätte>, betont Thorborg.
Dazu kommt das Problem der Grösse.
Kleine Anbieter wie Thorborg oder Bjørn
Johansson in Zürich riskieren selten
Interessenkonflikte, weil die sogenannten Off-Limits-Zonen kleiner sind. In Ländern wie der Schweiz, Deutschland oder
England berät Zehnder jedoch so viele
Firmen, dass dies zum Problem werden
kann - die eigenen Grundsätze verbieten
es, Mitarbeiter bei Kunden abzuwerben.
Wachstum ist hier kaum noch möglich.
Zehnder hat zudem mit der Grösse ein
spezielles Problem: Wie sollen die familiäre Atmosphäre und der Teamgedanke
aufrechterhalten werden, wenn jedes
Iahr 25 neue Berater hinzustossen? <Das
ist für uns die entscheidende Frage der
nächsten Jahre>, sagt Deutschland-Partner von Schmettow.
Der Firmengründer sieht das gelassen. <Schon als wir zehn Berater waren,
haben wir diskutiert, ob wir nicht zu
gross werden>, betont Egon Zehnder.
<Die neue Generation ist so gut: Sie wird
auch dieses Problem lösen.)
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Die rahmenlosen Schiebefensten von Sky-Frame gehen
schwellenlos in ihre Umgebung üben. So lässt sich nun
schwer sagen¡ wo die Aussicht anfängt und der Innenraum
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Unternehmen Egon Zehnder
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Für den klassischen Headhunter, der
auf Provisionsbasis arbeitet, ist der Kollege in der eigenen Firma auch immer
Rivale, und das schmälert den Anreiz,
vertrauliche Informationen in die eigene
Datenbank einzuspeisen. Anders bei
Zehnder. <Ich benutze die Datenbank
mindestens zwei Stunden täglich>, betont der Zürcher Berater Clemens Hoegl.
Denn ein Grossteil der Arbeit besteht
darin, mit Topmanagern Kontakt zu hal-
hatte schon früh internationalisiert nach fünf Iahren war er in Brüssel und
in Tokio und
Melbourne. Heute ist die Welt mit 66
Paris, nach zehn Jahren
Büros fast erschlossen, gerade läuft die
Eröffnung des Büros in Bangkok. Doch
immer wieder gibt es im
ge-
schlossen werden sollten - Verlustbringer
zehren am Gewinn. Doch ob Buenos
ten. Nach jedem Telefonat, jedem Treffen
schreiben die Berater eine Notiz ins System, das allen zugänglich ist. Persönlichkeit, Führungskompetenz, Karriereziele
- alles findet dort seinen Eintrag. Und
wenn ein Mandat zu vergeben ist, haben
die Zehnder-Leute eine Datenvielfalt, die
sich, so behaupten sie zumindest, von
der Konkurenz abhebe. Tatsache ist:
230 Partner aus 66 Büros in 40 Lândem: TrefÍen der Teilhaber Anfang Januar in Genf .
Flops sind nicht bekannt. Heidrick &
Struggles etwa kam massiv unter Beschuss,
Partner-
gremium Debatten, ob Krisenbüros
SBB-Personenverkehrs-Chef nach neun
Tagen hinschmiss und zurúck zu
Schweiz Tourismus wechselte. Natürlich
weil der von ihr
vermittelte
Yahoo-Chef Scott Thompson seinen Lebenslauf geschönt hatte, und Spencer
Stuart musste mit ansehen, wie der von
ihr vermittelte Iürg Schmid seinen fob als
reden die Zehnder-Berater auch unter
Androhung von Folter nicht über ihre
Klienten, auch da sind sie ganz McKin-
sey-geprägt. Doch manchmal tun es die
Kunden selbst, wohl auch, um die Seriosität der Suche zu unterstreichen - so zum
Beispiel die UBS, ABB oder die <NZZ>.
Der Teamgedanke ist auch bei der
I
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Expansion zenftal Der Firmengründer
ö
päische Partnerschaft ist sie dort unter
die Top 5 vorgestossen, mit einem Honorarvolumen von fast 1I5 Millionen Dollar
ist das Land heute die Nummer eins im
Zehnder-Reich - die Schweiz belegt Rang
fünf. Zehn Büros hat die Firma in den
USA, die globale Industriepraxis, mit 27
Prozent Umsatzanteil die grösste, wird
vom indischstämmigen Sanjay Gupta
von Dallas aus geführt. <Wir sind hier
Aires 1998, Moskau 2001 oder Madrid
20ll - immer waren sich die Partner am
voll akzeptiert>, betont er.
Ende einig, die harten Zeiten zusammen
durchzustehen. In Asien ist der Fortschritt beachtlich, auch wenn die Honorare noch tiefer und die meisten Vermittlungen lokal sind. In Indien ist die Firma
doppelt so gross wie die Nummer zwei,
und Delhi-Chef Rajeev Vasudeva sieht
grosses Potenzial: <Wir werden unser Geschäft in den nächsten drei Jahren verdoppeln.> Auch in Singapur ist Zehnder
mit zehn Beratern die Nummer eins.
<Wir profitieren enorm von der Globalisierung), betont Bürochefin Elaine Yew.
Besonders stolz ist Zehnder auf die
Expansion in den USA. Als einzige euro-
Kehrseite. Doch die USA zeigen auch die
Schattenseite des Modells. Dort ist das
Leistungsdenken auf eigene Rechnung
prägend. Dass Durchschnittsperformer
bei Zehnder besser überleben können, ist
für US-Partner schwer zu akzeptieren.
Gegen zu viel Harmonie hilft der Druck
der Kollegen, doch es gibt immer wieder
Berater, die durchgeschleppt werden.
Kündigungen gibt es nicht, Abgänge
sind selten. Zum Beispiel Heiner Thorborg, der für Zehnder in den Achtzigern
das Frankfurter Büro aufbaute und sich
dann selbständig machte. <Ich wollte unternehmerisch tätig sein, und das war bei
Zehnder nicht so möglich, wie ich es mir
gewünscht hätte>, betont Thorborg.
Dazu kommt das Problem der Grösse.
Kleine Anbieter wie Thorborg oder Bjørn
Johansson in Zürich riskieren selten
Interessenkonflikte, weil die sogenannten Off-Limits-Zonen kleiner sind. In Ländern wie der Schweiz, Deutschland oder
England berät Zehnder jedoch so viele
Firmen, dass dies zum Problem werden
kann - die eigenen Grundsätze verbieten
es, Mitarbeiter bei Kunden abzuwerben.
Wachstum ist hier kaum noch möglich.
Zehnder hat zudem mit der Grösse ein
spezielles Problem: Wie sollen die familiäre Atmosphäre und der Teamgedanke
aufrechterhalten werden, wenn jedes
Iahr 25 neue Berater hinzustossen? <Das
ist für uns die entscheidende Frage der
nächsten Jahre>, sagt Deutschland-Partner von Schmettow.
Der Firmengründer sieht das gelassen. <Schon als wir zehn Berater waren,
haben wir diskutiert, ob wir nicht zu
gross werden>, betont Egon Zehnder.
<Die neue Generation ist so gut: Sie wird
auch dieses Problem lösen.)
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Enweitenn Sie lhren Wohnraum.
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Die rahmenlosen Schiebefensten von Sky-Frame gehen
schwellenlos in ihre Umgebung üben. So lässt sich nun
schwer sagen¡ wo die Aussicht anfängt und der Innenraum
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