Projekt "Seniorenresidenz" ist gescheitert

Transcription

Projekt "Seniorenresidenz" ist gescheitert
Projekt "Seniorenresidenz" ist gescheitert
Artikel aus der Schwäbischen Zeitung
Seite 1 von 1
Projekt "Seniorenresidenz" ist gescheitert
Für das Angebot "betreutes Wohnen" in Bingen gibt es nur zwei
Interessenten
Von Ignaz Stösser
1. Oktober 2015
Auf dem Archivbild heißt die Wohnanlage in Bingen noch "Hotel- und Ferienanlage Hohenzollern". Inzwischen hat sie zweimal den Namen
gewechselt. Zunächst hieß sie "Seniorenresidenz Hohenzollern", jetzt "Residenz Hohenzollern". Statt der Senioren wohnen jetzt hauptsächlich
Studenten hier. Archivfoto: Ignaz Stösser
Bingen - Der Haupteigentümer der "Seniorenresidenz Hohenzollern" in Bingen,
Alfred Späh, hat die Notbremse gezogen und umdisponiert. Für betreutes Wohnen
in der früheren Ferienanlage Hohenzollern sei offenbar kein Bedarf. Gerade mal
zwei Anmeldungen haben Späh und die Betreiberfirma zu verzeichnen gehabt. Jetzt
wird die Anlage normal vermietet. Und dafür besteht offenbar reges Interesse, denn
für die meisten Wohnungen gibt es bereits Mieter.
"Von unseren 18 Wohnungen sind gerade mal noch vier frei", sagt der Scheerer
Unternehmer Späh. Er sei richtig überrascht gewesen, dass die Resonanz so gut ist.
Die Zimmer seien frisch renoviert und komfortabler als normale
Studentenwohnungen, damit auch etwas teurer, und doch gebe es eine gute
Nachfrage. "Offenbar finden die Studenten in Sigmaringen kaum noch Wohnungen
und weichen nach Bingen aus", so Späh. Insgesamt gibt es in dem Haus 30
Wohneinheiten. Die weiteren zwölf gehören einzelnen Eigentümern. Die Anlage
wurde von "Seniorenresidenz Hohenzollern" in "Residenz Hohenzollern" umbenannt.
Ein Restaurant hätte gute Chancen
Als nächstes will der Unternehmer das Restaurant wieder eröffnen, das ebenfalls in
seinem Besitz ist. Er sei mit einem potenziellen Pächter im Gespräch, doch die Sache
sei noch nicht spruchreif. Späh rechnet sich gute Chancen für das Restaurant aus, da
es in Bingen derzeit praktisch keine Gaststätte gebe.
Bürgermeister Jochen Fetzer hat Verständnis für das Umschwenken des
Unternehmers. Er hätte es gerne gesehen, das betreute Wohnen in Bingen anbieten
zu können. Zunächst hat die Gemeinde versucht, etwas Ähnliches auf dem
Lammareal aufzubauen, doch auch hier scheiterte das Vorhaben mangels Interesse.
Das wäre ein Baustein, der in der Infrastruktur der Gemeinde fehlt. Darum war
Fetzer froh, als sich dann das Ganze auf privater Schiene anbahnte. "Das Ding war
richtig gut aufgezogen", sagt er. Der Unternehmer hätte viel Geld investiert. Aber
wenn es keine Interessenten gebe, müsse man die Sache neu überdenken.
Der Bürgermeister sieht eine mögliche Ursache für das mangelnde Interesse darin,
dass die älteren Menschen sich vielleicht lieber dahin wenden, wo es gewachsene
Strukturen gibt wie beispielsweise im benachbarten Sigmaringen. "Da weiß ich, auf
was ich mich einlasse", sagt er.
Wie sich die Gemeinde bei den Angeboten für ältere Menschen künftig verhalten
wird, weiß Fetzer zu diesem Zeitpunkt noch nicht. "Wir müssen die neue Situation
erst analysieren und dann entscheiden", sagt er. Der derzeitige
Architektenwettbewerb der Gemeinde für die Ortsmitte bietet einige
Möglichkeiten.

Documents pareils