42 Qianlong einen Kotau machen würde, scheiterte Lord

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42 Qianlong einen Kotau machen würde, scheiterte Lord
Orville Schell
Qianlong einen Kotau machen würde, scheiterte Lord Macartneys Mission, die
immer noch mächtigen Chinesen davon zu überzeugen, dem britischen Botschafter einen permanenten Sitz in Peking zu gestatten.
Als Macartney in Peking erschien, um gleichberechtigte Beziehungen einzufordern, war China immer noch stark, und Macartney stieß auf große imperiale Fassungslosigkeit. Immerhin hatte das Reich der Mitte Emissäre aus anderen
Ländern noch nie anders akzeptiert denn als tieferstehende, Achtung bezeugende Bittsteller, denen es vielleicht periodisch gestattet sein würde, nach
Peking zu reisen, um dem Sohn des Himmels Geschenke zu überbringen. Sie
als Gleichberechtigte anerkennen? Niemals! Als Macartney erfuhr, er müsse
vor dem Kaiser einen Kotau machen – sich verneigen und den Boden mit dem
Kopf berühren –, weigerte er sich. „Als Vertreter des ersten Monarchen der
westlichen Welt muss seine Würde das Maß meines Verhaltens sein“, schrieb
er in sein Tagebuch.
Es folgten zwei Monate des Streits über die irritierende Frage, welchen
Kniefall Macartney vor dem Kaiser würde machen müssen. Die verfahrene Situation schien sich aufzulösen, als die Chinesen auf den Gedanken kamen,
nach der „repräsentativen Zeremonie für den König von England“ zu fragen.
Macartney erklärte, dass sich die Untertanen mit einem Bein niederknien und
die Hand Ihrer Majestät küssen müssten. „Aber warum“, so überliefert Macartney die Antwort seiner chinesischen Gesprächspartner, „können Sie nicht das
gleiche für den Kaiser tun?“ „Sehr gern“, antwortete Macartney. „Die Zeremonie, die ich meinem eigenen König angedeihen lasse, bin ich bereit, auch für
Ihren Kaiser abzuhalten, und ich denke, dies ist ein größeres Kompliment als
jedes andere, das ich ihm machen könnte.“
Leider tauchte ein weiteres Problem auf. „Kurz darauf traf der Gesandte ein
und erklärte, es sei nun beschlossen worden, die englische Zeremonie abzuhalten, bloß dass er, da es in China nicht Sitte war, die Hand des Kaisers zu küssen,
vorschlug, ich solle auf beide Knie fallen anstatt auf [eines]“, schrieb Macartney. „Ich sagte ihm, dass ich meine Antwort bereits gegeben hätte, und sie
lautete, dass ich einen einfachen Kniefall machen würde in den Situationen, in
denen es auch für die Chinesen üblich sei, sich zu Boden zu werfen.“
In diesem Austausch ist unschwer erkennbar, wie schwierig es während
dieser ersten Begegnung war, den trennenden kulturellen Graben zu überwinden und die Feinheiten des relativen Status’ zwischen Ost und West auszutarieren. Lord Macartney vermerkte in seinem Tagebuch: „So endeten diese kuriosen Verhandlungen, die mir einen passablen Einblick in das Wesen dieses Hofes
und in die politische Anrede gegeben haben, anhand der sie einander so sehr
wertschätzen.“ Macartneys wohl wichtigster „Einblick“ war, dass in einer Kul42