Um die Küche

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Um die Küche
Neue Architektur
Wenn Familien nicht mit überkommenen Restriktionen und erst recht nicht mit
Raumkonzepten von ehemals bauen möchten, wenn sie ohne reichweitenstarke
Erklärungen der Küche den zentralen Platz in Haus und Alltag zubilligen, wenn
sie also wagen, der eigenen Dramaturgie zu folgen, ist ein neues Herangehen
gefragt. Findet auch eine Expertenrunde bei LUXHAUS und plädiert für den Mut,
Raumplanung den Vorrang einzuräumen vor der eigentlichen Hausplanung.
Neues Haus-Denken:
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Dieser Entwurf von zeyko setzt die Idee, eine Küche auf neue Art
in den Mittelpunkt des Hauslebens zu rücken, am radikalsten und
kreativsten um: Die Anlehnung an maritime Formen verführt
zwangsläufig zu Schiffsbodenparkett …
linke Seite: Die attraktive Hülle für unkoventionelle Wohnträume LUX-Musterhaus am Firmensitz im Georgensgmünd
Foto: LUXHAUS: Ill.: zeyko
Früher wurde zuerst das Haus geplant
und gebaut. Dann kamen die Küche
rein, der Essplatz, das Wohnzimmer.
Am Ende diktierten die Wände, was
für die Küche übrig blieb – und was
nicht. So lief das. Damals.
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Fotos: LUXHAUS (5)
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iele Küchen haben das Problem gängiger Neubaugebiete: Sie treten an mit
dem Anspruch unbedingt individueller Lösungen – um am Ende dann doch als beliebige Duplikate zu stranden.
Folgen die Akteure bei den Haus- und Raumplanungen (zu) gern dem schon Erprobten?
Rührt das daher, dass sich Idealvorstellungen vom Wohnen gern aus Prospektbildern
oder anderswo Gesehenem speisen? Dass
Schablonen kopiert werden, statt das einzig
Authentische anzusprechen, das wir in uns
tragen: die eigenen Gefühle, Erinnerungen,
Selbstbestimmungen? Hängt es allein am
Geld? Hat die Vorstellung von der Küche als
einem besonderen Ort in einem besonderen
Haus etwa nur mit famillionärem Hintergrund eine Chance?
Letzteres lässt sich in dieser Küchen-Denkrunde im LUX-Haus in Georgensgmünd am
schnellsten klären: Ein zu knappes Budget
hat für sinnvolles Diskutieren zu viele Beschränkungen; ein unendlich großes zu viele
Optionen. Konzentrieren wir uns lieber auf
Bauherren wie du und ich: Die sich nicht alles, aber doch einiges leisten können. Und für
die eine ebenso innovative wie tatsächlich
unorthodoxe Küche auf der Prioritätenliste
ganz oben steht.
Melanie Wöppelmann, als LUXHAUS-Architektin an der Nahtstelle zwischen Bauherrenträumen und realisierbaren Planungen
aktiv, wirft in den Ring, dass die gebräuchliche Bezeichnung des größten und wichtigsten Raums im Haus die gedanklichen Leitplanken fixiert: KOCHEN/ESSEN/WOHNEN.
Auch wenn die Schrägstriche keine Wände
mehr sind: In eben dieser Reihenfolge werden die Funktionszonen dieses Raumes konzipiert. Nacheinander abgehakt. Logische Folge: In solchen Grundrissen finden sich Küchen
keineswegs im Zentrum wieder, sondern
rechts oder links in der Ecke, bevorzugt an
der Nordseite der Häuser. Viele Bauherren
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sind mit solchen Nebenschauplätzen sehr zufrieden, relativiert Dirk Richter, Verkaufsleiter
Küchen. Punkt für ihn.
Woher aber sollen künftige Hausherren wissen, was moderne Küchen über das Gängige
hinaus bieten können – wenn man ihr Potenzial für außergewöhnliche Lösungen gar nicht
erst abfordert? Wann sonst als zu Beginn einer freien Hausplanung eröffnen sich solch
verlockende Probierfreiräume?, ermuntert
Carolin Seufert, Marketingleiterin bei LUXHAUS, zu Kühnerem. Nehmen wir uns also
die Freiheit, die Küche wortgetreu unserem
Anspruch folgend in den Mittelpunkt des Familienlebens zu rücken und von diesem Fixpunkt aus das Haus drumherum zu planen.
Gunther Reischle, Marketingleiter bei zeykoKüchen, und Architektin Wöppelmann sprühen sofort Funken, spielen sich die Bälle zu:
Halbhohe Wandscheiben statt totale Wandlosigkeit. Satinierte Glaselemente, sowohl
transparent als auch blickdicht. Und wer sagt,
dass ein Mittelpunkt eckig sein muss?
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Das Recht der Kunden auf eine besondere Küche in einem besonderen Haus
diskutierten: 1 Gunther Reischle, Leiter
Marketing von zeyko-Küchen, 2 Carolin
Seufert, Marketingleiterin von LUXHAUS, 3 Melanie Wöppelmann, LUXHAUS-Architektin, 4 Dirk Richter,
Verkaufsleiter Küchen, 5 Doris Neumann, Chefredakteurin von „mein
schönes zuhause3”.
6 Dieser zeyko-Küchen-Entwurf greift
einen Vorschlag der LUXHAUS-Runde
kreativ auf: Eine offene Küche kann
mit einer benachbarten „Das-will-ichgar-nicht-sehen-Kammer” hinter
Schiebetüren, zum Beispiel für das
Spülen und für Vorräte, enorm an
Charme gewinnen.
7–8 Details der „zeyko accento vitrin”
in Ingwermetallic, 2009 in einer
Leserumfrage mehrerer Zeitschriften
mit dem „White Star Award” als beste
Küche ausgezeichnet
9 Naturholz edel präsentiert: Gebürstet
fühlt es sich so gut an, wie es aussieht dreidimensional.
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Fotos/Ill.: zeyko (5)
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„Kochen/Essen/Wohnen verleitet als stehender Begriff reflexhaft zur gewohnten Raumfolge.
Sobald wir die Küche tatsächlich in die Mitte rücken, eröffnen sich ganz neue, spannende
Lösungen.”
LUXHAUS-Architektin
Melanie Wöppelmann
1 + 2 Dieser zeyko-Entwurf gibt der Küche die
Chance, bei aller Offenheit die (Schiebe-)Türen
hinter sich zumachen zu können.
Architektin Melanie Wöppelmann weiß aus der
Erfahrung mit ihren Bauherren: „Diese Schiebetüren stehen dann garantiert offen …”
3 Das LUX-Haus ist ein Besuchermagnet im
Austellungszentrum Hessdorf bei Nürnberg.
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„Bauherrenwünsche entstehen naturgemäß meist aus
Elementen von anderswo Gesehenem. Hier reden wir von
jenen, die bei einer wirklich eigenen Hausinszenierung
Regie führen wollen. Eine Chance für Haus und Lebensart.”
LUXHAUS-Marketingleiterin Carolin Seufert
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baren Teil der Küche hinter einer eleganten
Schiebetür in eine „Das-will-ich-gar-nichtsehen-Kammer” verbannen. Multifunktionaler Geschirrspül-, Ablage-, Reinigungs- und
Vorratsbereich in einem (siehe Zeichnung Seite 83). Solche mehrfachen Nutzbarkeiten gefallen generell: Tischelemente, kinderleicht
dreh- und höhenverstellbar – sich mal für
Schularbeiten, mal als Buffet, mal als Gästebar anbietend. Oder Hochschränke, die sich
bei Bedarf senken lassen.
Zur Küche als Mittelpunkt des Familienlebens
fällt uns sofort eine lange Wunschliste ein.
So soll es auch sein.
Doris Neumann/Peter Neumann
www.zuhause3.de/lux
„Küchen sind ein idealer
Ort für Kreative, für Leute
mit Geschmack am
Besonderen. Es gehört zur
Kultur einer Küchendesign-Manufaktur, sich
solchen Forderungen nach
Neuem jenseits von
Schablonen besonders
gern zu stellen.”
zeyko-Marketingleiter
Gunther Reischle
Fotos: LUXHAUS (4)
Der mutigste, konsequenteste, aufsehenerregendste zeyko-Küchen-Entwurf aus dieser
Diskussion berücksichtigt den Zusatzwunsch,
dass jedem Augenmaß eine Prise Show hinzugefügt werden darf: Kochinsel und Schrankzeile haben hier die sanften Rundungen eines Schiffskörpers … (siehe Zeichnung Seite 81). Runde Formen sind reizvoll in einer
kantigen (Wohn-)Welt.
Gunther Reischle rät dabei aber zur Vorsicht:
Erstens sprengen die Kosten solcher Elemente rasch den Rahmen, in dem Küche noch
Spaß macht. Zweitens könnten solche hedonistischen Inszenierungen die Funktionalität
vernachlässigen. Freude an der Küche speist
sich aus klugen und ergonomischen Lösungen, alles soll unkompliziert zu erreichen und
zu händeln sein. „Function follows form” wäre
allerdings keine gute Idee.
Die selbstbewusste Stilsicherheit, mit der die
Küche nun zentral einen nach fast allen Seiten offenen Livingroom besetzt, provoziert
eine legitime Nachfrage: Möchte man von
diesem schicken Designwerk, das stets und
aus jeder Perspektive einsehbar ist, tatsächlich immer alles im Blick haben? Die Berge
von Geschirr und Gläsern beispielsweise, die
bei vielgängigen Gästebegeisterungsmenüs
anfallen?
Fachmann und Frauenversteher Gunther
Reischle entwickelt aus dem Stand einen Lösungsansatz: Lasst uns doch den unvorzeig-
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