Haus Tech
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Die meisten Bauteile werden auf dem Bauplatz bereitgestellt. Schlankes Stahlskelett hilft Kosten zu reduzieren In Walenstadt hat ein Bauherr ein Mehrfamilienhaus nach dem Modell Bauconcept realisiert und dabei rund 30 Prozent der Baukosten gespart Von Roland Beck In Walenstadt ist kürzlich das erste Bauconcept-Haus in der Schweiz realisert worden: Ein Stahlskelett, integriert in die Aussenwände, sorgt dabei für die Stabilität des Hauses. Alle Innenwände können dadurch nicht tragend ausgeführt werden. Auf einem Stockwerk stehen nur zwei tragende Säulen, das bewirkt einen Raumgewinn von etwa 15 Prozent. Dank einer kürzeren Bauzeit reduzieren sich die Baukosten etwa um 30 Prozent. Gustav Zogg aus Buchs SG hat in Walenstadt das erste Bauconcept-Haus in der Schweiz realisiert. Der eidg. dipl. Gipsermeister ist zwar Fachmann für Stuckaturen, Umbauten und Risssanierungen, er interessiert sich aber genauso für das Bauen wie für neue Materialien und neue Techniken. Deshalb beobachtet er auch den Markt in Deutschland intensiv bezüglich Innovationen. So entdeckte er das Bauconcept-Haus, das im bayrischen Mühldorf erfunden wurde. Zogg war davon so begeistert, dass er gleich in Walenstadt ein 8-Familien-Haus nach diesem cleveren System baute. In Deutschland ist das Bauconcept-Haus als Einfamilienhaus inzwischen sehr beliebt, weil die Bauzeit kurz und die Baukosten niedrig sind. Die Natur als Vorbild Die Firma Bauconcept war auf der Suche nach qualitativ gleichwertigen, aber preisgünstigeren Alternativen zur herkömmlichen Bauweise. Sie versuchte, den bewährten Baustoff Stahl mit gängigem Trockenbausystem und Beton zu kombinieren. Das Vorbild für das Stahlskelett war die Natur: Bei Mensch, Tier und Pflanze übernimmt ein stabiles Skelett die tragende Funk- tion. Alle anderen Organe werden so entlastet und können ihre eigentliche Funktion optimal erfüllen. Dieses Prinzip machte sich das Bauconcept-Haus zu Nutze: Ein Stahlskelett, integriert in die Aussenwände, sorgt für die Stabilität des Hauses. Alle Wände können dadurch nicht tragend ausgeführt werden. Für die Skelettkonstruktion spricht die Langlebigkeit und hohe Werkstoffeffizienz. Schlanke Träger verbrauchen geringeres Volumen. Der Gewichtsverbrauch ist geringer, da alle anderen Bauteile nicht tragend ausgeführt werden können. Die Konstruktion ermöglicht eine hohe Tragfähigkeit bei grossen Spannweiten in Beziehung zum Gewicht. In allen Richtungen ist zudem eine maximale statische Belastung möglich. Alle Baustoffe oder Bauteile sind leicht zu transportieren und zu installieren. HAUS TECH 4 - 2004 27 TREND Zimmer-Wohnung und eine 4 1/2-Zimmer-Wohnung einrichten möchte oder nur eine 7-Zimmer-Wohnung spielt keine Rolle. Ein weiterer Vorteil dieses Systems sieht Zogg darin, dass eine Wohnung immer wieder verändert werden kann. Wenn beispielsweise das Kinderzimmer nicht mehr benötigt wird, können die Wände demontiert und das Wohnzimmer vergrössert werden. Die Montage des Stahlgerüstes schreitet zügig voran. Das Haus als Fertigungshalle Für diese Bauweise spricht auch die kurze Bauzeit. Bei einem Einfamilienhaus ist der Rohbau in neun bis zehn Tagen im «Trockenen», das ganze Haus in zwölf Wochen schlüsselfertig. Wie ist das möglich? Im Unterschied zu einem Fertighaus werden fast alle Teile direkt auf die Baustelle geliefert, vorbereitet und montiert. Das Haus als Fertigungshalle spart Kosten, die weit gehend trockene Montage und die innovative Konstruktionstechnik wertvolle Arbeitszeit. Weil nur wenig vorproduziert wird, verkürzt sich die Vorlaufzeit. Das heisst: Noch während der Bauphase kann die komplette Innenaufteilung oder die Lage der Fenster geändert werden. Eine langwierige, detaillierte Vorplanung entfällt deshalb. Niederenergie gratis Optimal ist auch die Heizung: Niederenergie ist Standard. Die Aussenwände im Erd- und Obergeschoss sind von innen nach aussen folgendermassen aufgebaut: Spezielle Gipsplatten (d = 18 mm), Dampfsperre, Stahlskelettprofile mit Wärmedämmung (d = 160 mm), Holzträgerplatte, verputzte Fassadenisolation (60 mm). Diese Konstruktion ergibt nicht nur sehr gute Schall- und Brandschutzei- 28 HAUS TECH 4 - 2004 (Fotos Roland Beck) genschaften, sondern mit einem k-Wert von 0,17 W/m2 K einen ebenso effektiven Wärmeschutz. Daher können etwa 60 Prozent der Heizkosten eingespart werden. «Das Innovative an diesem Bau ist, dass wir auf einer Raumfläche von etwa 200 m2 nur zwei tragende Säulen haben. Das begünstigt auch die Vermietbarkeit der 31/2-Zimmer-Wohnungen», erklärt Zogg. Ob er in einem Raum in eine 2 1/2- Erwartungen übertroffen Der Totalunternehmer wich bei seinem Hausbau in Walenstadt in einigen Details von der deutschen Standardausführung ab, weil in der Schweiz mehr Komfort verlangt wird. In Deutschland werden zum Beispiel Rollladenkästen gewünscht, in der Schweiz hingegen Lamellenstoren. Dank der klugen Bauweise spart der Bauherr nicht nur 60% der Heizkosten, sondern profitiert von der enormen Baukostenreduktion von etwa 30% gegenüber gleichwertigen Bauten konventioneller Art. Für den Rheintaler ist die Rechnung jedenfalls aufgegangen. «Das Bauconcept-Haus bietet ein einmaliges Preis-Leistungs-Verhältnis. Meine Erwartungen sind weit übertroffen worden», freut sich der Gipsermeister und Totalunternehmer. ■ Das erste Bauconcept-Haus in Walenstadt ist Ende 2003 bezogen worden.