Günstige Kleidung aus aller Welt – das ist doch für alle von Vorteil

Transcription

Günstige Kleidung aus aller Welt – das ist doch für alle von Vorteil
Globalisierung am Beispiel „China“
Thema der Unterrichtseinheit:
Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Eine Unterrichtseinheit in Auszügen
Erstellt vom Politikseminar (Döring)
Erprobt und in vielen Bereichen konkretisiert von Martin Glende
Mitwirkende:
Barke, Jürgen
Brennecke, Kai
Döring, Astrid (FL)
Glende, Martin
Langfeldt, Michael
Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Inhaltsverzeichnis:
1.
Struktur der Unterrichtseinheit ..........................................................................................................3
2.
Begründung der Auswahl- und Reduktionsentscheidungen ..........................................................5
3.
Lernzielbeschreibungen .....................................................................................................................7
4.
Arbeitsmaterialien der 1. Phase .........................................................................................................8
4.1. Tafelbilder der 1. Phase ........................................................................................................... 8
4.2 Arbeitsblatt der 1. Phase .....................................................................................................................9
4.3 Schülerfragen nach der Textarbeit.....................................................................................................10
5.
Arbeitsmaterialien der 2. Phase .......................................................................................................11
5. 1 Gruppe: Hauptsache Arbeiten? Arbeitsbedingungen in chinesischen Textilfabriken. .......................11
5. 2 Gruppe: Unterschiede zwischen der chinesischen Stadt- und Landbevölkerung .............................15
5. 3 Gruppe : Umweltzerstörendes Wachstum ........................................................................................20
5. 4 Gruppe: Die chinesische Wirtschaft boomt! ......................................................................................24
5. 5 Gruppe: Das Ende des Welttextilabkommens – Wer gewinnt, wer verliert? .....................................29
5. 6 Gruppe: Einfluss von Kultur auf die heutige Situation Chinas...........................................................32
6.
Begründung der Impuls-/Schlüsselfragen der 3. Phase ................................................................36
7.
Impulsfragen – Erwartungshorizont ................................................................................................40
8.
Beurteilungsmatrix zur Strukturierung/Gewichtung von Positionen............................................45
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Struktur der Unterrichtseinheit
Phase
Std.
Angestrebte
Thema der
Dat
Kompetenzen/Ziel der
Stunde
um
Unterrichtsstunde
Folgen einschätzen (1)
Sich einfühlen
beschreiben
Problemsituation
2
Die S. und S. formulieren
Fragen zur Beantwortung
des Stundenthemas.
Warum kommen
so viele Textilien
aus China?
Inhalte
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
6
Die S. und S. planen die
weitere Vorgehensweise
für die UE (Sozialform,
Ergebnispräsentation,
Zeitrahmen), finden sich
in Gruppen zusammen
und einigen sich auf ein
Handlungsprodukt
(Wandzeitung).
S. und S. erarbeiten
Wie gehen wir zur
Beantwortung der
Fragestellung
vor?
Welches
Handlungsprodukt
wollen wir
erstellen?
Bewertungskriterien
Wandzeitung: vollständig,
gut lesbar (Schriftgröße),
anschaulich, verständlich,
Quellen angeben, A4Raster
Textarbeit,
Sammlung günstiger
Kleidungsartikel, die in
China hergestellt
wurden.
L.-S.-S.-Gespräch
L.-S.-S.-Gespräch,
Gruppenarbeit,
Tafel:
(Bewertungskriterien)
Methode zur Einteilung
1. Umweltproblematik
2. Wirtschaft
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
rechnergestützt
Auswirkungen auf die
anderen Textilexporteure
Einkommensentwicklung
Kapitalanhäufung
Unternehmensvorteile
Wirtschaftswachstum
(Deutschland)
WTA
in sechs Gruppen
(Chinas
Wirtschaftsentwicklung,
WTA, Umwelt, Kultur,
Arbeitsbedingungen,
Einkommensentwicklun
ihrem
ƒ
g)
3. Chinesische Kultur
ƒ
politische System Chinas Informationstexte,
Themenschwerpunkt
ƒ
Hintergrundmaterial zu
Hintergründe erarbeiten
Textilproduzent China
Preisniveau
Arbeitsbedingungen und
Wirtschaftssystem China
Logistik der
Transportunternehmen
Quotenregelung
Textilabkommen
WTO
Vor- und Nachteile
Methoden/ Medien
Sie erstellen auf
Grundlage der
ƒ
Geschichte Chinas
Veränderung
traditioneller
Lebensverhältnisse
4. Arbeitsbedingungen
PC, Drucker,
Plakate, Klebestifte,
Schere etc.
Bewertungskriterien eine
Wandzeitung zu ihrem
Themenschwerpunkt
3
Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
4
S. und S. präsentieren
Was macht eine
ihre Arbeitsergebnisse.
gute Präsentation
S. und S. erkennen den
aus?
Zusammenhang zwischen In welchem
den Teilthemen und der
Zusammenhang
Fragestellung der UE.
stehen die
Teilthemen mit
der Fragestellung
Lösungsansätze finden und beurteilen
der UE?
1
S. und S. fällen begründet Kleidung zum
Schnäppchenein Urteil zu der
preis – Ein Vorteil
Fragestellung der UE.
für alle?
Kriterien für Präsentation
Tafel: Kriterien für eine
Präsentation
nationaler/internationaler
Einfluss auf die
Produktionsbedingungen
Bewertungsprotokolle,
Auf der Ebene der WTO L.-S.-S.-Gespräch,
Ebene der Eu
Wandzeitungen
Auf der Ebene der
nationalen Politik –
Einfluss auf die dt.
Unternehmen –
Einfluss auf die
Produktion in China
ƒ
Ebene der
”non governmental
organizations“
Persönliche Einflussnahme
Einstieg: Folie
ƒ
Auf der Ebene der
Kundenkarte der
Verbraucher
Südwind-Kampagne
ƒ
ƒ
ƒ
L.-S.-S.-Gespräch,
Wandzeitungen,
Streitlinie (Klebeband,
Pol-Karten: Stimme zu/
Stimme nicht zu),
4
Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
1. Begründung der Auswahl- und Reduktionsentscheidungen
Das Thema „Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?“ haben wir zum einen aus aktuellem
Anlass und zum anderen deshalb ausgewählt, weil es die Mechanismen und Strukturen, die in einer
komplexen globalisierten Welt zum Tragen kommen aufzeigt. Es ist zum einen konkret aus der
Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler entnommen (günstige Kleidung), zum anderen lässt sich der
Funktionszusammenhang zwischen wirtschaftlicher Entwicklung – Chancengleichheit –
Umweltproblematik – Interdependenz exemplarisch aufzeigen.
Das Welttextilabkommen zeigt die geschichtliche Bedeutung für die Handelsbeziehungen zwischen China
und der EU auf. Es wird deutlich, welche Interessen dazu geführt haben, dass das WTA ausgelaufen ist
und die Schülerinnen und Schüler sind mit den direkten Auswirkungen von Entscheidungen einer
Organisation wie der WTO konfrontiert und sehen sich als Akteure in einem gegenwärtigen Prozess,
dessen Auswirkungen auf den Weltmarkt auch zukünftig von Bedeutung sein werden.
Die Einkommensentwicklung der Chinesen muss genauer betrachtet werden, damit die unterschiedlichen
Auswirkungen der marktwirtschaftlichen Entwicklung innerhalb des Landes beurteilt werden können. Es
wird hier exemplarisch für andere Länder aufgezeigt, welche Folgen die Industrialisierung sowohl für
unterschiedliche Bevölkerungsschichten als auch für die ökologische Gesamtsituation in China hat.
Darüber hinaus kann exemplarisch der Zusammenhang zwischen dem Erstarken einer Wirtschaftsmacht
und ihrer Handelspartner aufgezeigt werden. Die historische Bedeutung kann gleichwohl in dem
Verständnis der Entwicklung heutiger Industriestaaten gesehen werden.
Zukünftig müssen sich die Staaten der 1.Welt und insbesondere Deutschland als „Exportweltmeister“ mit
der Situation auseinandersetzen, dass China als export- und importstärkstes Land die
Rahmenbedingungen für Handelsbeziehungen immer mehr mitgestalten wird.
Die Arbeitsbedingungen in den chinesischen Textilfabriken stehen exemplarisch sowohl für die
Arbeitsbedingen vieler chinesischer (Wander-) arbeiter als auch exemplarisch für einen „Preis“, der
ebenso in anderen „Entwicklungsländern“ für industriellen Fortschritt gezahlt wird. Es wird hier die Frage
nach menschenwürdiger Arbeit aufgeworfen und die Schülerinnen und Schüler können durch den
direkten Vergleich mit ihren Arbeitsbedingungen innerhalb der folgenden Unterrichtseinheit eine
solidarische Haltung entwickeln. Die Frage nach den Machtverhältnissen lässt das Prinzip der
Mitbestimmung im Vergleich zu deutschen Fabrikarbeitern und im Vergleich zu den Arbeitsbedingungen
der Auszubildenden selbst an Bedeutung gewinnen.
Die Umweltproblematik lässt sich zu einen als ein Folgeproblem der wirtschaftlichen Entwicklung
festmachen, zum anderen ist aufgrund der gegenwärtigen Klimadiskussion transparent, dass die
5
Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Umweltzerstörung sich über die Grenzen von China auswirken wird. Die Umweltschäden, die bereits zu
großen Einbußen für die chinesische Landbevölkerung geführt hat, werden aufgrund eingeschränkter
Meinungsfreiheit jedoch nur sehr vorsichtig angeprangert. Hier werden Machtstrukturen deutlich, die für die
Analyse des Stundenthemas in den Folgestunden ebenfalls von Bedeutung sind.
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
2. Lernzielbeschreibungen
Die Schülerinnen und Schüler analysieren die globalen wirtschaftlichen Zusammenhänge anhand der
Produktion und des Vertriebs chinesischer Textilwaren. Sie wägen die ökonomischen Vor- und Nachteile
sowohl für die VR China, für die Import- und weitere Exportländer als auch für ihre eigene Person vor dem
Hintergrund der Umwelt- und Sozialverträglichkeit ab und entwickeln eine kritische Werthaltung für das
eigene Handeln.
Thema der Stunde: Warum kommen so viele Textilien aus China?
Stundenlernziel:
„Die SuS formulieren Fragen zur Beantwortung des Stundenthemas.“
Feinlernziele
Die SuS...
LZ 1 ... formulieren das Stundenthema (MK)
LZ 2 ... formulieren Hypothesen zur Beantwortung des Stundenthemas (FK)
Erwartungshorizont 1
LZ 3 ... analysieren einen Text hinsichtlich weiterer Fragestellungen zum Thema (FK,
MK)
Erwartungshorizont 2
LZ 4 ... ordnen ihre Fragestellungen einem Oberthema zu (MK)
Erwartungshorizont 2
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
3. Arbeitsmaterialien der 1. Phase
4.1. Tafelbilder der 1. Phase
Erwartungshorizont 1
Warum kommen so viele Textilien aus China? (1. Hypothesenbildung)
- Die Produktionskosten sind niedrig.
- Die Löhne der Arbeiter sind gering.
- Die deutschen Konsumenten wollen billige Kleidung.
- Eine effektive Produktion, da keine Umweltschutzbestimmungen eingehalten werden
müssen.
- Die Textilien werden von Kindern hergestellt.
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
4.2 Arbeitsauftrag:
1.
Lesen Sie den Text aufmerksam durch und markieren Sie Ihnen unbekannte Wörter.
2.
Formulieren Sie mithilfe der Quellen fünf Fragen zum Thema der Unterrichtseinheit, die Sie gerne in den
nächsten Stunden beantwortet haben möchten.
Keine Branche der Welt ist so stark globalisiert wie die
Tab. 1:
Entwicklung ausgewählter
makroökonomischer Daten in China
Textilindustrie. In 160 Ländern wurden Fäden, Stoffe,
Hosen, Mützen oder Autositzbezüge hergestellt - und
exportiert. Damit war bald Schluss. Denn mit dem 1.
Januar 2005 lief das Welttextilabkommen aus. Der mit
dem Ende des Welttextilabkommens einhergehende
Quotenfall löste viel Unruhe in der Branche aus und
führte im globalen Zusammenspiel der Textil- und
Bekleidungsindustrie zu enttäuschten Verlieren und
großen Gewinnern.
Chinas Wirtschaft wächst mit beeindruckenden Raten,
besonders
der
Industriesektor
zeigt
ein
stabiles
Wachstum. Wie der Wirtschaftsminister Bo Xilai vor
kurzem
in
einem
Vortrag
anmerkte, ist
Chinas
Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den letzten 27 Jahren um
über 1000% gestiegen, die jährliche Wachstumsrate
betrug im Durchschnitt 9,4%.
Vor diesem kometenhaften Aufstieg war die Volksrepublik
trotz ihrer stolzen und traditionsreichen Geschichte ein
sehr armes und gebeuteltes Land. Noch heute findet man
Abb. 1:
Kautionen, zurückhaltenden Löhne und Restriktionen chinesischer
Textilarbeiterinnen
Abb. 2:
Arbeitszeiten chinesischer Textilarbeiterinnen
Abb. 2:
Überstunden, Arbeitstage, unbezahlte Überstunden, bezahlter
Urlaub chinesischer Textilarbeiterinnen
sowohl die Folgen dieser Armut, als auch die Traditionen
im alltäglichen Leben der chinesischen Bevölkerung
wieder. Chinas ressourcen-intensives und weitgehend
unkontrolliertes Wirtschaftswachstum übt einen starken
Druck auf die natürlichen Ressourcen aus und führt zu
einer enormen Verschmutzung und Belastung der
Umwelt. Die Meinungen über Umweltschutz gehen auch
in China auseinander.
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
4.3 Schülerfragen nach der Textarbeit:
Wirtschaft
Erwartungshorizont 2
Umwelt
Kultur
- Was ist das
- Wo kommt die Energie für
- Warum war der
Welttextilabkommen?
Chinas Wirtschaft her?
Lebensstandard schon
- Gibt es Restriktionen für
- Wie kommen die
immer geringer, als in
den deutschen Handel?
Chinesen mit der
anderen Ländern?
(Darf z.B. H&M
Umweltverschmutzung zu
ausschließlich Kleider aus
recht?
China verkaufen?)
- Welchen Einfluss hat
China auf die
Weltwirtschaft?
- Warum ist gerade die
Textilbranche so
globalisiert?
- Was kann man gegen
Chinas
Wirtschaftswachstum tun?
- Existieren
Sozialleistungen für
chinesische Arbeitnehmer?
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
5. Arbeitsmaterialien der 2. Phase
5. 1 Gruppe: Hauptsache Arbeiten? Arbeitsbedingungen in chinesischen Textilfabriken.
Arbeitsauftrag:
Die Erarbeitung des Themas „Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?“ setzt voraus,
sich vertiefend mit themenbezogenen Sachverhalten auseinanderzusetzen. Dazu zählen im
Wesentlichen wirtschaftliche, kulturelle und umweltbezogene Aspekte, für die Sie in der letzten
Stunde weiterführende Fragen entwickelt haben.
Ziel der Gruppenarbeit ist es, diese Hintergründe effektiv zu erarbeiten und in Form einer
Wandzeitung der Klasse anschaulich zu präsentieren.
Ihre Gruppe setzt sich mit den Arbeitsbedingungen in chinesischen Textilfabriken auseinander.
Folgende Fragestellungen sollten bei der Erarbeitung berücksichtigt werden:
• Welche Maßnahmen ergreifen chinesische Arbeitgeber, um eine effektive Produktion zu erreichen?
• Welche Standards legt hierbei das chinesische Arbeitsrecht fest?
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Lesen Sie die Informationsmaterialien aufmerksam durch markieren Sie sich relevante
Textstellen.
Entscheiden Sie sich gemeinsam über Informationen, die auf Ihrer Wandzeitung erscheinen
sollen.
Verteilen Sie Aufgabenbereiche innerhalb Ihrer Gruppe.
Formulieren Sie rechnergestützt Informationstexte für Ihre Wandzeitung. Verwenden Sie ggf.
Grafiken und Abbildungen zur Veranschaulichung.
Erstellen Sie eine informative Wandzeitung zu Ihrem Themengebiet und beachten Sie dabei die
von uns festgelegten Kriterien.
Präsentieren Sie der Klasse Ihre Ergebnisse.
Einschränkung der freien Beschäftigungswahl
Quelle: All die Textilschnäppchen – nur recht und billig?, Arbeitsbedingungen bei Aldi-Zuliefern in China
und Indonesien, SÜDWIND Institut für Ökonomie und Ökumene (Hrsg.), 2007
Selbst wenn die Arbeitsbedingungen schrecklich sind und Arbeiter/innen auf dem chinesischen Festland
keine Möglichkeit haben, sich zur Verteidigung ihrer Rechte zu organisieren, so können sie dennoch ihren
Job aufgeben. Chinesische Arbeitgeber versuchen jedoch, dies zu verhindern, indem sie die Freiheit der
Beschäftigung ihrer Arbeiterinnen einschränken. Eine Methode besteht dabei darin, dass Arbeitgeber von
ihren Arbeiterinnen eine Arte Garantie einfordern, dass sie ihre Arbeit nicht kündigen. Zu diesem Zweck
müssen sie den Arbeitgebern für einen bestimmten Zeitraum eine Summe Geld abtreten. Wenn
Arbeiterinnen während dieses Zeitraums ihren Job aufgeben, wird dieses Geld vom Arbeitgeber
einbehalten.
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Abbildung 1: Kaution, zurückhaltende Löhne und Restriktionen
Quelle: All die Textilschnäppchen – nur recht und billig?, Arbeitsbedingungen bei
Aldi-Zuliefern in China und Indonesien, SÜDWIND Institut für Ökonomie und
Ökumene (Hrsg.), 2007
Artikel 24 des Gesetzes »Meinung zu einigen Fragen hinsichtlich der kontinuierlichen Durchführung des
chinesischen Arbeitsgesetzes« verbietet dem Arbeitgeber ausdrücklich, derartige Kautionen bzw. andere
wirtschaftliche Garantien zum Zweck der Beschäftigung einzufordern. Wenn Arbeitgeber von ihren
Arbeiterinnen als Anstellungsbedingung dennoch Geld einkassieren, so präzisiert der Artikel, dass die
Behörden die Arbeitgeber verpflichten, den Arbeiterinnen das Geld unverzüglich zurückzugeben.
Zurückhaltung von Löhnen
Um Arbeiterinnen daran zu hindern, ihren Job aufzukündigen, suchen Arbeitgeber Ausreden für die
Zurückhaltung von Löhnen, dagegen schreibt Artikel 50 des Arbeitsgesetzes vor, dass Arbeitgeber ihren
Arbeiter/innen unverzüglich einen »monatlichen« Lohn auszahlen. Artikel 7 der »Kurzfristigen Richtlinien
zur Zahlung von Löhnen« gibt an, dass Arbeiter/innen »mindestens einmal im Monat« Löhne bekommen
sollen. Die Formulierungen »monatlich« sowie »mindestens einmal im Monat“ untersagen die Praxis
mancher Arbeitgeber, ihren Arbeiter/innen erst am Ende einer Saison oder nach einer verlängerten
Probezeit die Löhne auszuzahlen.
Die meisten chinesischen Arbeitgeber legen Lohnzahlungsperioden von einem Monat fest. Prinzipiell
haben Arbeitgeber das Recht, auch einen darüber liegenden Zeitraum festzulegen. So ziehen es z.B.
einige chinesische Arbeitgeber vor, die Löhne eines ganzen Jahres erst am Jahresende auszuzahlen.
Doch schreibt das Gesetz vor, Arbeiter/innen mindestens einmal im Monat einen Teil ihres Lohns erhalten
müssen. Dieser Teil muss entweder die Höhe des gesetzlichen regionalen Mindestlohns einhalten oder
darüber liegen. Also können Arbeitgeber den Arbeiter/innen jeden Monat einen Mindestlohn zahlen und
den darüber liegenden Betrag bis zum Jahresende einbehalten und ihn dann erst auszahlen. Doch verhält
es sich in der Praxis so, dass die meisten Fabrikarbeiterinnen nicht einmal den Mindestlohn erhalten. Da
das Gesetz hier sehr eindeutig ist, sind diese Lohnzurückhaltungen illegal.
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Kündigung des Arbeitsverhältnisses
Die Arbeitgeber nutzen die Möglichkeit der Verweigerung ausstehender Löhne, um den Zeitpunkt und die
Häufigkeit der Kündigung von Arbeiterinnen einzuschränken. Um eine Beschäftigung zu beenden,
verlangen chinesische Arbeitgeber von ihren Arbeiter/innen, sie dafür um Erlaubnis zu bitten. Wenn das
Arbeitspensum groß ist, wenn Gruppen von Arbeiter/innen kündigen wollen, oder wenn sich die Manager
einfach keine Zeit nehmen wollen, neue Arbeiterinnen zu suchen, dann geben sie keine Erlaubnis zur
Kündigung. Die Arbeiter/innen ohne »Erlaubnis« haben üblicherweise die Freiheit, ihren Arbeitsplatz
aufzukündigen. Sie müssen dabei lediglich den Verlust ungezahlter Löhne akzeptieren. Die Arbeitgeber
bezeichnen dies als »ein Verlassen aus eigenem Willen«.
Dies stellt eine Verletzung des chinesischen Arbeitsgesetzes dar. Artikel 31 des Arbeitsgesetzes erfordert,
dass Arbeiter/innen eine Frist von 30 Tagen einhalten, wenn sie das Arbeitsverhältnis einseitig beenden
wollen. Wenn sie die Kündigungsfrist einhalten, haben sie Anspruch auf sämtliche ihnen zustehende
Löhne. Noch interessanter ist jedoch Artikel 32 des Arbeitsgesetzes. Dieser gibt Arbeiterinnen das Recht,
in folgenden Situationen ihre Beschäftigung zu beenden, ohne ihren Arbeitgebern vorher Bescheid zu
geben:
• Arbeiterinnen befinden sich noch in der Probezeit.
• Der Arbeitgeber greift auf Gewalttätigkeit, Drohung oder andere unerlaubte Methoden zurück, um
die Freiheit von Arbeiterinnen einzuschränken.
• Der Arbeitgeber zahlt keine Löhne oder die Beschäftigungsbedingungen entsprechen nicht der
schriftlichen Vereinbarung, die vom Arbeitgeber und dem/r Arbeiterin unterzeichnet wurde.
Restriktionen in den Schlafsälen und Bewegungsfreiheit
Artikel 96 des Arbeitsgesetzes legt fest, dass Arbeitgeber mit Freiheits- und Geldstrafen zu rechnen haben,
wenn sie auf Gewalt, Drohung oder andere Methoden zurückgreifen und damit die Bewegungsfreiheit von
Arbeiter/innen gesetzeswidrig einschränken. Nach diesem Artikel sind Arbeitgebern die Erniedrigung,
körperliche Strafe oder rechtswidrige Durchsuchung und das Einsperren von Arbeiterinnen untersagt,
durch die deren Freiheitsrechte beeinträchtigt werden.
Obwohl das Gesetz nicht eindeutig darin ist, was gesetzliche und ungesetzliche Einschränkungen der
Freiheit von Arbeiter/innen sind, so stellt es zumindest eine Diskussionsgrundlage für ein Thema von
großer Bedeutung für die Arbeiterinnen dar: die Regelungen in den Schlafsälen. Einige Fabriken verlangen
von Arbeiterinnen, in unternehmenseigenen Schlafsälen zu übernachten, um ihr Leben effektiver
überwachen zu können, in einigen Regionen haben Arbeiter/innen kaum Alternativen zur Übernachtung in
den Fabrikschlafsälen, besonders wenn sie WanderarbeiterInnen sind.
Chinesische Arbeitgeber haben zahlreiche Motive, das Leben von Arbeiterinnen in den Schlafsälen
einzuschränken. Die zwei wichtigsten Motive beziehen sich auf die gewerkschaftliche Organisation und
Schwangerschaften. Die Arbeitgeber halten Außenstehende möglichst davon ab, die Schlafsäle zu
betreten, damit die Arbeiterinnen keine Möglichkeit haben, sich mit Kolleginnen aus benachbarten Fabriken
oder anderen Personen über ihre Arbeitsbedingungen auszutauschen. Manager achten genau auf Anzeichen dafür, ob Arbeiter/innen Proteste organisieren wollen, und suchen dies zu verhindern, indem sie
sie in den Schlafsälen halten. Aufseher nutzen ihre Kenntnisse des Privatlebens von Arbeiter/innen, um
»Agitatoren« zu identifizieren und zu entfernen, die ihre Kolleginnen motivieren für ihre Rechte zu kämpfen.
Deshalb äußerten chinesische Arbeiterinnen häufig die Sorge, ihre Arbeit zu verlieren. Aus Angst um ihren
Arbeitsplatz bitten sie zum Beispiel ihre Arbeitgeber nur selten, die Löhne auf das Niveau des Mindestlohns
anzuheben. Darüber hinaus versuchen Arbeitgeber aktiv, Schwangerschaften zu verhindern. Die meisten
von ihnen haben keine Angst vor der Zahlung des Schwangerschaftsgeldes, da sie wissen, dass niemand
in China derartige Leistungen einfordern wird. Es ist daher nicht das Schwangerschaftsgeld für 90 Tage,
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
das die Arbeitgeber beunruhigt. Was ihnen eher Sorgen macht, ist, dass schwangere Arbeiterinnen
weniger Überstunden machen oder kündigen. Infolgedessen legen die meisten Arbeitgeber Regeln fest, die
ihre Arbeiter/innen daran hindern, mit dem anderen Geschlecht romantische Beziehungen zu entwickeln.
Zwangsüberstunden
Nach Artikel 41 des Arbeitsgesetzes müssen sich Arbeitgeber mit Arbeiter/innen und Gewerkschaften
beraten, wenn die Arbeitszeit verlängert werden soll. Artikel 70 der »Meinung zu einigen Fragen hinsichtlich
der kontinuierlichen Durchführung des Arbeitsgesetzes« präzisiert das Recht von Arbeiter/innen,
übermäßige Überstunden zu verweigern. In der Regel verhängen chinesische Arbeitgeber jedoch
Geldstrafen, wenn Arbeiterinnen es ablehnen, Überstunden zu machen, wann immer die Arbeitgeber dies
verlangen. Die meisten Arbeitgeber begründen diese Geldstrafen mit der Behauptung, chinesische
Arbeiterinnen wünschten Überstunden. Tatsächlich sind die Löhne - meist gesetzeswidrig - so niedrig, dass
Arbeiterinnen gerne übermäßige Überstunden machen. Dennoch wollen das Arbeiterinnen nicht immer.
Deshalb greifen Arbeitgeber auf Geldstrafen zurück, um Arbeiterinnen zu zwingen, vorgegebene Zeitpläne
zu erfüllen.
Arbeitszeit
Artikel 36 des Arbeitsgesetzes legt als Standard eine Arbeitszeit von maximal acht Stunden pro Tag fest,
wobei 44 Stunden pro Woche nicht überschritten werden dürfen. Artikel 3 der Richtlinien des Staatsrats
über die Arbeitszeit passte später den Standard auf 8 Stunden pro Tag und 40 Stunden pro Woche an.
Artikel 38 des Arbeitsgesetzes schreibt vor, dass Arbeitnehmerinnen wöchentlich mindestens einen
arbeitsfreien Tag haben sollen. Artikel 41 des Arbeitsgesetzes legt eine maximale Grenze von drei
Überstunden pro Tag bzw. 36 Überstunden pro Monat fest.
Nach Aussagen der interviewten Arbeiterinnen setzen alle Fabriken extensiv Überstunden ein. In den
Fabriken 1 und 2 beispielsweise arbeiten die Beschäftigten an jedem Tag der Woche üblicherweise von 8
bis 21 Uhr mit jeweils einer Stunde Pause für Mittag- und Abendessen. Nur am Wochenende arbeiten sie
acht Stunden pro Tag. Das heißt, dass sie pro Wochentag drei Überstunden und 8 Überstunden am
Wochenende arbeiten. Dies entspricht etwa 95 Überstunden pro Monat (21 Arbeitstage x 3 Stunden) + (4
Wochenendtage x 8 Stunden) und stellt fast das Dreifache der gesetzlichen Obergrenze dar.
Abbildung 2: Arbeitszeiten
Quelle: All die Textilschnäppchen – nur recht und billig?, Arbeitsbedingungen bei
Aldi-Zuliefern in China und Indonesien, SÜDWIND Institut für Ökonomie und
Ökumene (Hrsg.), 2007
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
5. 2 Gruppe: Unterschiede zwischen der chinesischen Stadt- und Landbevölkerung
Arbeitsauftrag:
Die Erarbeitung des Themas „Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?“ setzt voraus,
sich vertiefend mit themenbezogenen Sachverhalten auseinanderzusetzen. Dazu zählen im
Wesentlichen wirtschaftliche, kulturelle und umweltbezogene Aspekte, für die Sie in der letzten
Stunde weiterführende Fragen entwickelt haben.
Ziel der Gruppenarbeit ist es, diese Hintergründe effektiv zu erarbeiten und in Form einer
Wandzeitung der Klasse anschaulich zu präsentieren.
Ihre Gruppe setzt sich mit den Veränderungen der chinesischen Einkommenssituation auseinander.
Folgende Fragestellungen sollten bei der Erarbeitung berücksichtigt werden:
• Welche Unterschiede lassen sich zwischen der chinesischen Land- und Stadtbevölkerung
feststellen.
• Wie hat sich die chinesische Einkommenssituation in den letzten zehn Jahren verändert?
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Lesen Sie die Informationsmaterialien aufmerksam durch markieren Sie sich relevante
Textstellen.
Entscheiden Sie sich gemeinsam über Informationen, die auf Ihrer Wandzeitung erscheinen
sollen.
Verteilen Sie Aufgabenbereiche innerhalb Ihrer Gruppe.
Formulieren Sie rechnergestützt Informationstexte für Ihre Wandzeitung. Verwenden Sie ggf.
Grafiken und Abbildungen zur Veranschaulichung.
Erstellen Sie eine informative Wandzeitung zu Ihrem Themengebiet und beachten Sie dabei die
von uns festgelegten Kriterien.
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Soziale Differenzierung
Quelle: Thomas Herber – Gesellschaft im Umbruch
Die Wirtschaftsreformen haben in China zu sozialen Verwerfungen geführt. Durch die Rückkehr zu
familiärer Bewirtschaftung im ländlichen Raum drängten überschüssige Arbeitskräfte (schätzungsweise
100 bis 150 Millionen Menschen), die im Agrarsektor nicht mehr benötigt wurden, in die berufliche
Selbstständigkeit und zugleich in den städtischen Raum hinein. Um diesen Druck zu mildern, erlaubte der
Staat Mitte der 1980er Jahre den zeitweiligen Aufenthalt ländlicher Arbeitskräfte in den Städten.
[...]
Ländliche Handwerker, Händler und Wanderarbeiter füllten nun das Vakuum an Dienstleistungen und
billigen Arbeitskräften. Sie bildeten zugleich den Kern für die Entstehung und die rasche Entwicklung eines
privaten Wirtschaftssektors, der schließlich von der politischen Führung akzeptiert wurde und die Basis für
marktwirtschaftliche Strukturen darstellte. Mit über 90 Prozent aller Unternehmen und circa 50 Prozent aller
Beschäftigten hat sich dieser Sektor in jüngster Zeit am dynamischsten entwickelt und trägt maßgeblich zu
den hohen Wachstumsraten Chinas bei. Es bildete sich eine Klein-, Mittel- und Großunternehmerschaft, die
nicht nur wirtschaftlich, sondern zunehmend auch gesellschaftspolitisch aktiv wurde.
Die rasche Wirtschaftsentwicklung und die Einbindung in den Weltmarkt förderten zugleich die Entstehung
einer Schicht von akademisch gebildeten Fachkräften und damit einer wichtigen Gruppe der städtischen
Mittelschichten. Die Bedeutung von technisch und akademisch Gebildeten in Wirtschaft, Gesellschaft und
Politik ist ebenfalls deutlich gestiegen.
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Schuften für einen Hungerlohn
Quelle: Angela Köckritz, "Sklaven des Booms", in: Süddeutsche Zeitung vom 18./19. Dezember 2004
Helden sehen anders aus. [...]
Die Militäruniform alt und abgerissen. Die Schuhe dreckig. Das Haar strähnig und verstaubt. Und doch - die
Auszeichnung zum Modellarbeiter, dem Adelstitel des sozialistischen Chinas, hätte sich Bian Rubuo, 21,
verdient. Täglich 12, 13 Stunden arbeitet er auf dem Bau. Hämmert, klopft, stemmt und schleppt. Hangelt
sich an wackeligen Bambusgerüsten rauf und runter. Schläft mit zehn, zwölf Männern im Saal eines
heruntergekommenen Wohnheims. Ein paar Klos, ein Wasserhahn, keine Duschmöglichkeiten. "Freie
Tage gibt es nicht. Ich bekomme Kost und Logis, und einmal im Monat meinen Lohn, 100 Renminbi." Das
sind umgerechnet 10 Euro und auch in Peking nicht viel mehr als ein Taschengeld. Soviel kostet ein
Abendessen für zwei Personen in einem besseren Restaurant. Bian Rubuo befindet sich damit am unteren
Ende der Lohnskala: Junge Wanderarbeiter verdienen in Peking um die 20 Renminbi pro Tag, ältere und
erfahrene je nach Tätigkeit um Einiges mehr.
Doch immerhin macht Bian Rubuo Bares und hat monatlich so viel Geld wie einige der ärmsten
Bauernfamilien im ganzen Jahr - sie leben von Subsistenzwirtschaft. "In meiner Familie sind wir 13", erzählt
Bian Rubuo, der aus dem Dorf Xijiang in der Provinz Henan stammt. Alle lebten sie dort von einer Parzelle
von einem Quadratkilometer. Weizen, Mais und Sorghum. "Als ich 20 wurde", sagt Rubuo, "habe ich mich
entschlossen, in die Stadt zu gehen." [...] Seit den Achtzigern strömen die Wanderarbeiter in Chinas
Städte. Sie sind Teil einer umfassenderen Urbanisierung. Derzeit leben nur 20 bis 30 Prozent der Chinesen
in den Städten, in wenigen Jahren werden es 50 Prozent sein. Die meisten der Wanderarbeiter sind
Männer, doch auch Frauen und ganze Familien machen sich auf den Weg in die Städte. Sie sind Teil des
Erfolgsrezeptes der chinesischen Wirtschaft: billige und anspruchslose Arbeitskräfte. [...] Im Bausektor sind
von insgesamt 38 Millionen Beschäftigten 30 Millionen Wanderarbeiter. Doch sie sehen wenig von den
Segnungen des chinesischen Wirtschaftswunders. Ihr Lohn ist niedrig, die Arbeitszeiten richten sich selten
nach gesetzlichen Standards. Oft ist ihre Arbeit gefährlich, soziale Absicherung meist nicht vorhanden: Wer
einen Unfall hat, hat Pech gehabt. Auch Bian Rubuo weiß nicht genau, ob sein Chef eine
Krankenversicherung für ihn abgeschlossen hat. [...]
Schrittmacher des Wandels
Quelle: Georg Blume / Jörg Burger, "Die China-Kracher", in: Die Zeit Nr. 51 vom 9. Dezember 2004
[...] Yun Li ist 31 Jahre alt, ein zu groß geratener Schuljunge mit eckiger Brille und Schlabberpulli. Er besitzt
acht teure Autos, darunter drei Porsches, die in China fast doppelt so viel kosten wie in Europa, wegen der
Zölle. Er leitet in Peking eine Druckerei und zwei Werbeagenturen, hat insgesamt 70 Angestellte. Am
meisten verdient er mit einer Firma, die TV-Werbezeit verkauft, jeden Tag zwei Minuten zur besten
Sendezeit auf dem Staatssender CCTV. Aber er will weiterkommen, viel weiter - und ein noch größeres
Geschäft aufziehen. [...] Die Schrittmacher und Gestalter des Wandels sind junge Chinesen wie Yun Li, die
kein Risiko scheuen und an eine bessere Zukunft glauben. Deren Leben sich so rasend ändert wie das
ganze Land. [...]
Als Yun vor zehn Jahren seine erste Firma gründete, gab es nur 1000 Werbeagenturen. Ohne die Hilfe der
Partei war kein Geschäft zu machen; und nur die wenigen ausländischen Firmen wussten, was gute
Werbung ist. Mittlerweile gibt es 20-mal so viele Agenturen, die meisten arbeiten professionell. Und Yun
gehört zu den 236 000 Chinesen, die auch dann noch Millionäre wären, wenn sie ihre Yuan in Dollar
umtauschten. Yun Li ist nicht sein richtiger Name. Es ist besser, man fällt in diesem Obrigkeitsstaat nicht zu
sehr auf - auch nicht in der ausländischen Presse, die das Außenministerium aufmerksam liest. »Politik ist
mir egal, ich will nur Geld verdienen«, sagt Yun. Er war einmal einer der schnellsten Schwimmer Chinas,
gehörte zur Jugendmannschaft der Provinz Sichuan. Dort lernte er, dass man auch mit schmerzenden
Muskelrissen zu Wettkämpfen antreten muss, wenn man Erfolg haben will. Mit 17 Jahren verließ er sein
Elternhaus. Der Vater war Ingenieur in einem Kohlekraftwerk. Yun ging an die Sporthochschule in Peking.
16
Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Nach dem Abschluss nahm er einen Job in einer Werbeagentur an. Er wohnte am Stadtrand, brauchte
zwei Stunden ins Büro, kam tief in der Nacht nach Hause. Das Geld reichte nicht zum Leben. Er hielt
durch, wechselte durch alle Abteilungen. Vier Jahre später gründete er seine erste Firma. Er hat aus sich
jemanden gemacht, der die Zähne zusammenbeißt, wenn es wehtut, der nie eine Chance verpasst. [...]
Wachsende Ungleichheiten
Die neue soziale Differenzierung ist Ergebnis des Übergangs zu marktwirtschaftlichen Strukturen und den
damit verbundenen Gewinnmöglichkeiten. Wachsende gesellschaftliche Arbeitsteilung, das Nutzen von
Marktchancen und Marktlücken, die Möglichkeiten, die privates Unternehmertum bietet, aber auch illegale
Tätigkeiten und Korruption sind die Ursachen für wachsende soziale Ungleichheit und gewaltige
Einkommensunterschiede. Diese zeigen sich vor allem zwischen Stadt und Land, aber auch innerhalb der
urbanen und ländlichen Schichten. Betrug die Einkommensdifferenz zwischen den 20 Prozent der
Bevölkerung mit höchstem und den 20 Prozent mit niedrigstem Einkommen 1990 noch etwa das Vierfache,
so belief sie sich 2004 bereits auf fast das 13fache. 1990 hatten die 20 Prozent Haushalte mit niedrigsten
Einkommen noch einen Anteil von neun Prozent am Gesamteinkommen, 1998 nur noch von 5,5.
Umgekehrt stieg der Anteil der 20 Prozent Haushalte mit den höchsten Einkommen im gleichen Zeitraum
von 39 Prozent des Gesamteinkommens auf etwa 52 und überstieg 2003 sogar die 80-Prozent-Grenze. Da
ein Großteil der Einkommen statistisch nicht erfasst ist, sind die Einkommensunterschiede in der Realität
noch wesentlich größer als statistisch ausgewiesen.
Die wachsende Ungleichheit schlägt sich auch im Bewusstsein der Bevölkerung nieder. Chinesische
Umfragen in verschiedenen Städten im Jahre 2003 haben ergeben, dass lediglich 1,5 Prozent der
Befragten der Meinung waren, die Reformen hätten sich positiv für die Arbeiterschaft ausgewirkt. 59 bzw.
55 Prozent vertraten die Ansicht, sie hätten hauptsächlich den Funktionären bzw. den Privatunternehmern
Vorteile gebracht. Auch unter den städtischen Arbeitern ist der Unmut in den letzten Jahren gewachsen.
Ein Grund ist die soziale und materielle Unsicherheit vor allem in den alten Industrieregionen, in denen ein
Großteil der Staatsunternehmen zusammengebrochen oder zahlungsunfähig ist. Bei vielen, die offiziell als
"von ihrem Posten Freigestellte" bezeichnet werden, handelt es sich tatsächlich um Arbeitslose ohne
jegliche materielle Versorgung. So muss der Staat sich zunehmend mit Ausbrüchen sozialer Frustration
und Kriminalität auseinandersetzen.
Abb. 1: Auseinanderentwicklung der städtisch-ländlichen Einkommen
Chinas
Lage der Landbevölkerung
Quelle: Georg Blume, "Maos vergessene Kinder", in: Die Zeit Nr. 42 vom 7. Oktober 2004
[...]
17
Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Noch immer leben circa 70 Prozent der Bevölkerung im ländlichen Raum. Einkommensunterschiede
zwischen Stadt und Land sind ein wichtiger Faktor für die Unzufriedenheit großer Teile der ländlichen
Bevölkerung und die Landflucht. Offiziellen Angaben zufolge betrugen die städtischen jährlichen Pro-KopfEinkommen Ende 2004 9422 Yuan (circa 940 Euro), die ländlichen 2936 Yuan (etwa 294 Euro) - ein
Verhältnis von mehr als 3:1.
[...]
Für das Zurückbleiben der ländlichen gegenüber den städtischen Einkommen sind verantwortlich:
•
der Rückgang der staatlichen Investitionen in die Landwirtschaft,
•
der Preisanstieg von Industrieprodukten, die für die Landwirtschaft benötigt wurden und
•
die Belastung durch wachsende Steuern und Abgaben für die lokalen Regierungen.
Unzufrieden ist die Landbevölkerung zudem mit der Bodenfrage. Allein im Jahre 2003 hat China offiziellen
Angaben zufolge über 2,5 Millionen Hektar Anbaufläche verloren, eine Fläche, die größer ist als das
Bundesland Hessen. Die Verlustraten nehmen seit den 1990er Jahren spürbar zu. Dies hat vor allem mit
der Umwandlung von Agrarflächen in nicht landwirtschaftlich genutzte Areale zu tun, Folge der
Verstädterung, Industrialisierung und des Ausbaus von Verkehrswegen. Dazu kommt die Ausplünderung
der Bauernschaft durch lokale Funktionäre. Häufig requirieren diese im Namen der "Urbanisierung" oder
"Industrialisierung" Boden und veräußern diesen an Unternehmen oder Immobilienspekulanten, um die
dadurch erwirtschafteten Einnahmen für sich zu behalten. Für Bodenverluste werden die Bauern häufig gar
nicht oder nur unzureichend entschädigt. Dagegen wächst der Widerstand, der häufig von lokalen
Behörden brachial gebrochen wird.
Bauern - die Stiefkinder der Nation
[...] »Das Jahr 2004 markiert die erste grundlegende Wende der chinesischen Bauernpolitik seit der
Auflösung der Kommunen vor über 20 Jahren«
Erstmals seit Mitte der Neunziger wuchsen die Einkommen auf dem Land in den ersten sechs Monaten
schneller als in der Stadt - dank der neuen Steuer- und Preispolitik für die Bauern, die im ganzen Land
gegriffen hat. »Das ist ein guter Anfang«, sagt Hu. »Aber wir stehen vor einem langen Marsch« Wie lang,
das zeigt sich auf dem Dorf in Anhui. Vor 26 Jahren hatte hier die Landreform Deng Xiaopings begonnen.
Mit ihrer Mischung aus Sozialismus (jede Bauernfamilie bekam entsprechend der Zahl ihrer Mitglieder
gleich viel Land) und Marktwirtschaft (jede Familie war fortan für ihr Land selbst verantwortlich) befreite die
Landreform China in den Siebzigern und Achtzigern von der größten Not. Bald hatte jede Bauernfamilie ein
neues Haus, konnte Fernseher und Kühlschrank anschaffen. Doch dann folgte der lange Stillstand.
»Früher waren wir froh, genug zu essen zu haben. Heute wissen wir, welches Unrecht uns geschieht«,
erzürnt sich derselbe Reisbauer, der eben noch die neue Politik der Regierung vorsichtig lobte. Wang
Benyun, 36 Jahre, braun gebrannt von der Erntezeit, in kurzen Jeans und Turnschuhen, verkörpert den
neuen chinesischen Bauerntypus des 21. Jahrhunderts: Wie jeder dritte arbeitsfähige Landbewohner unter
den 800 Millionen wechselt er ständig zwischen Feld- und Lohnarbeit. Auf seinem Hof steht der verrostete
Lastwagen, mit dem Wang jeden Winter in Peking Gemüse ausfährt. So verdient der Bauer das Schulgeld
seiner zwei Töchter, das er von der Reisernte nie bezahlen könnte. Deshalb weiß er um die chinesische
Apartheit zwischen Stadt und Land: Städter zahlen erst ab einem Monatsverdienst von umgerechnet 80
Euro Steuern, Bauern noch bevor sie ein einziges Reiskorn ernten. Städter haben Anspruch auf ein
staatliches Mindestgehalt, Bauern nicht. Stadtkinder müssen für die Schule keine Gebühr zahlen,
Dorfschulen kosten die Bauern 40 Prozent ihres Einkommens. Städter haben meist Anspruch auf
Krankenversicherung und Rente, Bauern so gut wie nie. Und das sind nur die Ungerechtigkeiten, die Bauer
Wang auf Anhieb einfallen. Experten können die Liste beliebig verlängern.
Die neue Politik der Regierung nährt die Ansprüche auf dem Land. [...] »Auf Dauer brauchen die Bauern
nicht mehr Geld, sondern mehr Rechte und Demokratie« Das wird schwierig. »90 Prozent aller
Geschäftsleute, Parteibeamten und Intellektuellen sind heute gegen die Bauernpolitik der Regierung«, sagt
Wen Tiejun, Chefredakteur der Zeitschrift China Reform in Peking. [...] Das aber sind die neuen
Verhältnisse in China: Eine Pekinger Parteiführung, die eingesehen hat, dass es ohne Unterstützung der
Volksmehrheit nicht mehr weitergeht, trifft auf die neuen Kartelle des chinesischen Kapitalismus. Von
18
Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Provinzmandarinen und Konzernmanagern über Rechtsanwälte und Ärzte bis zu VW-Polo-Fahrerinnen und
städtischen Arbeitslosen reicht Chinas Mittelschicht, die von der 800-Millionen-Frage nichts wissen will genauso wenig wie die westlichen Investoren. Noch haben die Bauern nicht viel gewonnen. Vielleicht ist
Maos Nachfolger schon geboren.
19
Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
5. 3 Gruppe : Umweltzerstörendes Wachstum
Arbeitsauftrag:
Die Erarbeitung des Themas „Kleidung zum Schnäppchenpreis – Ein Vorteil für alle?“ setzt voraus, sich
vertiefend mit themenbezogenen Sachverhalten auseinanderzusetzen. Dazu zählen im Wesentlichen
wirtschaftliche, kulturelle und umweltbezogenen Aspekte, für die Sie in der letzten Stunde weiterführende
Fragen entwickelt haben.
Ziel der Gruppenarbeit ist es, diese Hintergründe effektiv zu erarbeiten und in Form einer Wandzeitung der
Klasse anschaulich zu präsentieren.
Ihre Gruppe setzt sich mit der enormen Umweltzerstörung und deren Folgen auseinander.
Folgende Fragestellungen sollten bei der Erarbeitung berücksichtigt werden:
• Welche Auswirkungen hat die Umweltverschmutzung auf das Leben der Chinesen?
• Wie ausgeprägt ist das Umweltbewusstsein der Chinesen und welche Folgen haben sich daraus
ergeben?
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Lesen Sie die Informationsmaterialien aufmerksam durch markieren Sie sich relevante
Textstellen.
Entscheiden Sie sich gemeinsam über Informationen, die auf Ihrer Wandzeitung erscheinen
sollen.
Verteilen Sie Aufgabenbereiche innerhalb Ihrer Gruppe.
Formulieren Sie rechnergestützt Informationstexte für Ihre Wandzeitung. Verwenden Sie ggf.
Grafiken und Abbildungen zur Veranschaulichung.
Erstellen Sie eine informative Wandzeitung zu Ihrem Themengebiet und beachten Sie dabei die
von uns festgelegten Kriterien.
Präsentieren Sie der Klasse Ihre Ergebnisse.
20
Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Umwelt
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Volksrepublik_China#Umwelt
In den ersten 20 Jahren des Bestehens der Volksrepublik China wurden Umweltthemen praktisch ignoriert,
obwohl die ersten Naturreservate bereits 1956 eingerichtet wurden. Während des „Großen Sprunges“ nach
vorn rief Mao zu einem Krieg gegen die Natur auf, um Rohstoffquellen zu erobern. In dieser Zeit wurden
zahlreiche Wälder abgeholzt, um für die Stahlerzeugung genug Holz zur Verfügung zu haben. Sümpfe,
Moore und Feuchtwiesen wurden trockengelegt, um Ackerland zu gewinnen.
Die Umweltprobleme des Landes erinnern an die Siebziger Jahre in den Industrienationen: Das
drängendste Problem ist die zunehmende Verschmutzung der Flüsse durch Einleitung von ungefilterten
Abwässern.
Abb. 1 Wasserkrise; Quelle:
Abbildung
Wachstum:
Was Chinas dass
Zukunft
Etwa 1:
dieZerstörendes
Hälfte der Flüsse
ist so verschmutzt,
sie bedroht
nicht einmal die niedrigsten chinesischen
Umweltstandards einhalten. Auch die Nutzung des Flusswassers zur Bewässerung der Felder wird immer
problematischer, da die Böden zunehmend mit Schadstoffen wie Cadmium und Quecksilber verseucht
sind. 700 Millionen Chinesen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Der Grundwasserspiegel
sinkt in den trockenen Gebieten des Nordens teilweise um einen halben Meter jährlich. Die
Vegetationsdecke ist zurückgegangen, wovon vor allem die Wälder betroffen sind. Als Folge kommt es zu
Bodenerosion, besonders ausgeprägt im Lößplateau Zentralchinas. Durch zu intensive Bearbeitung geht
Ackerland verloren, wobei die Desertifikation mit einem Tempo von etwa 2.400 km² pro Jahr voranschreitet.
Die Umweltverschmutzung in China hat zum Teil verheerende Ausmaße angenommen. Von den 20
Großstädten mit der weltweit schlechtesten Luftqualität liegen 16 in China. Ursache dafür ist vor allem die
Kohleverbrennung in veralteten Kraftwerken und die Zunahme des Personenverkehres. Durch den hohen
Anteil von Kohle als Brennstoff ist die Belastung mit Schwefeldioxid sehr hoch, der Regen ist in weiten
21
Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Teilen des Landes sauer. In den letzten Jahren war der SO2-Ausstoß leicht rückläufig, wohingegen die
Belastung mit Stickoxiden, besonders aus dem Straßenverkehr, stark zugenommen hat, da die Anzahl der
Autos in einem rasanten Tempo zunimmt. Die Verschmutzung betrifft nicht nur die Städte, auch auf dem
Land wird der Umwelt schwerer Schaden zugefügt. Einerseits befanden sich die boomenden
planwirtschaftlichen Stadt- und Dorfunternehmen die meiste Zeit außerhalb jeglicher Kontrolle, andererseits
wird in der Landwirtschaft die doppelte Menge an Düngemitteln wie im Weltdurchschnitt verwendet. Das
Landwirtschaftsministerium schätzt, dass die verschmutzten Äcker genug Nahrungsmittel für etwa 65
Millionen Menschen liefern könnten.
Die Umweltverschmutzung ist für ein stark steigendes Auftreten von Lungenkrankheiten und Krebs
verantwortlich. Der China Human Development Report 2002 kommt deshalb zum Schluss, dass China am
Scheideweg stehe und sich für eine grüne Reform entscheiden
müsse. Ansonsten drohe die Umweltzerstörung, den erreichten
sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt zu behindern oder gar
wieder zunichte zu machen.
Der enorm gestiegene Energiebedarf der Wirtschaft hat China
damit in der Liste der Verursacher der globalen Erwärmung
nach oben katapultiert. Mittlerweile ist China nach den USA der
weltweit größte Emittent von Treibhausgasen. Es produziert
mehr als 33 Prozent der weltweiten Schadstoffemissionen und
einem Pro-Kopf-CO2-Ausstoß von 6,6 Tonnen und vergleichbar
mit Frankreich, muss jedoch als Entwicklungsland nach dem
Kyoto-Protokoll seinen CO2-Ausstoß nicht drosseln – Tendenz
weiter stark steigend. Die ersten Auswirkungen des
Klimawandels sind auch in der Volksrepublik bereits zu spüren:
Neben gehäuften Wetterextremen mit Dürren im Norden – die
sinkende Ernteerträge zur Folge haben -, und
Überschwemmungen im Süden – mit großen wirtschaftlichen
Schäden -, beobachtet man ein bedenkliches Schrumpfen der
Gletscher im tibetischen Hochland. Dies wiederum verursacht
eine Abnahme der Wassermenge der großen Flüsse Jangtse,
Huanghe und Mekong.
Mit zahlreichen Projekten (zum Beispiel „Chinas Grüne Mauer“)
wird versucht, die Desertifikation und Erosion aufzuhalten; ob
diese Projekte erfolgreich waren oder nicht, wird sich jedoch
erst in einigen Jahren zeigen. Daneben gibt es fast 1.000
Naturreservate, die über 7 Prozent des Territoriums der
Volksrepublik bedecken, wobei einige dieser Reservate nur
dem Namen nach existieren.
Umweltschutz
Erst seit den 1970er Jahren gibt es Ansätze für Umweltpolitik,
wobei wirkliche Anstrengungen erst seit etwa fünf Jahren
unternommen werden, besonders seitdem Peking den
Zuschlag für die Olympischen Spiele 2008 bekommen hat.
Durch das enorme Wachstum der chinesischen Wirtschaft
Abbildung 2: Starke Wirtschaft, schlechte Luft
wächst der Druck auf die natürlichen Ressourcen derzeit
rasant. Die Regierung hat die Problematik erkannt, so dass der Nationale Volkskongress auf seiner Sitzung
im März 2006 in seinem neuen Fünfjahresplan beschlossen hat, dass er nicht mehr Wachstum um jeden
22
Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Preis will. Der Energieverbrauch gemessen an der Wirtschaftsleistung soll bis 2010 um 20 Prozent
verringert werden, der Wasserverbrauch soll um 30 Prozent und der Schadstoffausstoß um 10 Prozent
fallen.
Am 14. Oktober 2007 kündigte Staatsoberhaupt Hu Jintao zum Auftakt des 17. Parteikongresses der
Kommunistischen Partei eine „gerechtere Verteilung des Wohlstands“ an. Zitat: Unser
Wirtschaftswachstum wird mit unmäßig hohen Kosten bei unseren Rohstoffen und unserer Umwelt erzielt.
Er führte weiter aus:
Zitat: Wir werden ein System errichten, das zum Energiesparen und zur Reduzierung von Abgasen
verpflichtet.
Wie die Friedrich-Ebert-Stiftung konstatierte, ist die Umweltgesetzgebung Chinas auf dem Papier schon
seit Jahren in vielen Bereichen vorbildlich. Aufgrund der weitverbreiteten Korruption in allen Bereichen von
Politik und Wirtschaft werden diese Richtlinien jedoch nur vollkommen unzureichend umgesetzt. Zudem
sind einige Entscheidungen der Regierung nicht konsequent. So will China seine Kohleförderung von 2006
bis 2010 um 18 Prozent erhöhen. (Von 2000 bis 2005 erhöhte sie sich bereits um bedenkliche 70 Prozent.)
Die Bemühungen der Regierung zur Schaffung von Mindeststandards für die Energieeffizienz von Autos,
die in diesem Bereich zu einer Reduzierung der Treibhausgase führen könnte, wird unter anderem durch
die Autolobby der Industrienationen unterwandert, die den chinesischen Markt gern unbeschränkt unter
sich aufteilen würden. Ein weiterer Hinweis auf eine Bremsung der Bemühungen durch den Westen ist der
seit Jahren versprochene Technologietransfer im Bereich „Erneuerbare Energie“n. Man muss daher
bezweifeln, ob China sein ambitioniertes Ziel zur Deckung von 20% seines Energiebedarfes durch diese
Energieträger erreichen kann und ob eine Reduzierung der Treibhausgase in naher Zukunft möglich ist.
Die bedenkliche Entwicklung der Umwelt Chinas und die zunehmende Zerstörung von Wäldern, die mit der
drohenden Ausrottung seltener Arten einhergeht (Beispiel: Großer Panda), haben schon in den Achtzigern
zum Aufkeimen einer nationalen Umweltbewegung geführt. Entscheidende Impulse gab die UNOUmweltkonferenz in Rio 1992. Zahlreiche Umweltorganisationen wurden in den folgenden Jahren zunächst
in Peking, später auch in anderen Landesteilen ins Leben gerufen. Häufig geht die Gründung auf die
Initiative von engagierten Einzelpersonen zurück, die Kontakt zu ausländischen Organisationen hatten.
Beispiele für chinesische Umwelt- und Naturschutzorganisationen sind „Frieds of Nature“ (FON – Ziran Zhi
You) mit 5.000 Mitgliedern, „Global Village of Beijing“ (GVB – Beijing Diqiu Cun). Studentische
Umweltorganisationen mit mehreren hundert Mitgliedern existieren mittlerweile an jeder größeren
Universität. Die Organisationen „Yunnan Green Watershed“ und „Green Earth Volunteers“ sind unter
anderem durch die Koordination des Protestes gegen die geplanten Großstaudammprojekte in
Südwestchina (siehe Drei-Schluchten-Damm) bekannt geworden, die als „Hot-Spot“ der Umweltzerstörung
in China gelten. Neben den einheimischen unterhalten auch zahlreiche internationale
Nichtregierungsorganisationen in China Repräsentanzen und unterstützen Projekte. Obwohl die
aufkeimende chinesische Umweltbewegung in ihrem Engagement gegen die mächtigen Industrie- und
Wirtschaftsinteressen an Profil gewonnen hat, wird es noch einige Jahre dauern, bis sie völlig unabhängig
agieren kann, dennoch proklamiert selbst die Partei ein neues Umweltbewusstsein.
23
Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
5. 4 Gruppe: Die chinesische Wirtschaft boomt!
Arbeitsauftrag:
Die Erarbeitung des Themas „Kleidung zum Schnäppchenpreis – Ein Vorteil für alle?“ setzt voraus, sich
vertiefend mit themenbezogenen Sachverhalten auseinanderzusetzen. Dazu zählen im Wesentlichen
wirtschaftliche, kulturelle und umweltbezogenen Aspekte, für die Sie in der letzten Stunde weiterführende
Fragen entwickelt haben.
Ziel der Gruppenarbeit ist es, diese Hintergründe effektiv zu erarbeiten und in Form einer Wandzeitung der
Klasse anschaulich zu präsentieren.
Ihre Gruppe setzt sich mit dem chinesischen Wirtschaftsboom und der globalisierten Textilproduktion
auseinander.
Folgende Fragestellungen sollten bei der Erarbeitung berücksichtigt werden:
• Wo kommt die Energie für Chinas Wirtschaft her?
• Welchen Einfluss hat China auf die Weltwirtschaft?
• Warum ist gerade die Textilbranche so globalisiert?
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Lesen Sie die Informationsmaterialien aufmerksam durch markieren Sie sich relevante
Textstellen.
Entscheiden Sie sich gemeinsam über Informationen, die auf Ihrer Wandzeitung erscheinen
sollen.
Verteilen Sie Aufgabenbereiche innerhalb Ihrer Gruppe.
Formulieren Sie rechnergestützt Informationstexte für Ihre Wandzeitung. Verwenden Sie ggf.
Grafiken und Abbildungen zur Veranschaulichung.
Erstellen Sie eine informative Wandzeitung zu Ihrem Themengebiet und beachten Sie dabei die
von uns festgelegten Kriterien.
Präsentieren Sie der Klasse Ihre Ergebnisse.
Energiepolitik
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Volksrepublik_China#Umwelt
Durch die rasche Industrialisierung sowie den Anstieg des Lebensstandards (Lebensqualität) stieg der
Energiebedarf stark an. Im Jahr 1985 wurde etwa dreizehnmal soviel Energie verbraucht wie im Jahr 1957.
Der Pro-Kopf-Verbrauch von Energie liegt jedoch im internationalen Vergleich niedrig bei etwa der Hälfte
des internationalen Schnitts und bei etwa einem Zehntel des Pro-Kopf-Verbrauches der USA. Deshalb
kann ein weiteres starkes Ansteigen des Energiebedarfs prognostiziert werden. Das Jahr 1990 markierte
einen ersten Wendepunkt in der Energieversorgung: China wurde zum Nettoimporteur von Energie. Ende
1993 wurde China auch zum Nettoimporteur von Rohöl. Der größte Anteil an Energie wird jedoch nach wie
vor aus der Kohle gewonnen, die einen Anteil von etwa 70 Prozent am Gesamtenergieverbrauch hat.
Der massive Abbau von Kohle forderte immer wieder einen hohen Preis. Die Gruben gelten als erbärmlich
ausgestattet und begraben immer wieder Kumpel unter sich. 80 Prozent der tödlichen Unfälle im weltweiten
Kohlebergbau geschehen in China.
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Um weitere Energiequellen zu erschließen, sind zahlreiche Atomkraftwerke in Bau, das erste in Qinshan
(Provinz Zhejiang) ist seit 1991 in Betrieb. Auch die zahlreichen Wasserkraftwerksprojekte, etwa der
berühmte Drei-Schluchten-Damm sind energiepolitisch motiviert.
China will bis 2020 mit weiteren Kernkraftwerken die installierte Leistung von momentan 7,5 Gigawatt auf
um die 36 Gigawatt erhöhen. Der Anteil des Atomstroms an der chinesischen Stromerzeugung wird somit
von 1,2 Prozent auf etwa 4 Prozent ansteigen. Aktuell sind vier Kernkraftwerke mit zehn Reaktorblöcken in
China in Betrieb, weitere fünf Reaktorblöcke mit einer Gesamtleistung von 4220 MW werden gebaut.
China überholt Deutschland
Quelle: Stefan Kaiser/ Harald Maas in: Der Tagesspiegel, 19.07.2007
Peking/Berlin - Die chinesische Wirtschaft wächst in rasantem Tempo und ist dabei, Deutschland vom
dritten Platz unter den größten Wirtschaftsnationen zu verdrängen. Um 11,9 Prozent legte das
Bruttoinlandsprodukt der Volksrepublik im zweiten Quartal zu – so schnell wie seit zwölf Jahren nicht mehr.
Das gab das staatliche Statistikamt bekannt. Für das erste Halbjahr steht nun ein Plus von 11,5 Prozent zu
Buche.
Damit sei man auf dem besten Weg, Deutschland als drittgrößte Volkswirtschaft – auf Platz eins und zwei
liegen die USA und Japan – abzulösen, hieß es aus dem Amt. Viele Ökonomen gehen davon aus, dass
dies schon im laufenden Jahr passieren wird. Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht
die heimische Wirtschaft als bereits überholt an – und das, obwohl sie im laufenden Jahr um ordentliche
2,8 Prozent wachsen soll, wie der BDI in seiner jüngsten Prognose mitteilte. Man rechne damit, dass
Deutschland schon 2007 von Platz drei auf Platz vier der Wirtschaftsnationen fallen werde, sagte BDIHauptgeschäftsführung Klaus Bräunig in Berlin. Er verwies auf den Größenvorteil der 1,3 Milliarden
Menschen zählenden Volksrepublik. "Wir sind im Vergleich zu China ein kleines Land", sagte Bräunig. So
klein, dass man auch den Titel "Exportweltmeister" wohl bald an China verlieren wird. Ob man Weltmeister
oder Vizeweltmeister sei, sei nicht entscheidend, sagte Bräunig. "Wichtig ist, dass wir im Vergleich zu
unseren Wettbewerbern wachsen." Der deutsche Export werde in diesem Jahr um zehn Prozent zulegen.
Vom starken Wachstum in China habe die deutsche Wirtschaft bisher profitiert.
Auch Michael Heise, Chefvolkswirt von Allianz und Dresdner Bank, betont die Vorteile, die Deutschland
aus der chinesischen Stärke ziehen kann. "Wir sollten die Chance sehen, dass sich ein großer
Absatzmarkt für deutsche Produkte entwickelt", sagte Heise dem Tagesspiegel. Er rechnet indes nicht
damit, dass Deutschland seinen dritten Platz unter den Wirtschaftsnationen schon in diesem Jahr verlieren
wird. "Soweit ist es noch nicht", sagte Heise. Selbst bei einen Wachstum von elf Prozent für das gesamte
Jahr werde das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) das deutsche 2007 nicht überholen. Das ergäben
Berechnungen des Finanzhauses. Grund sei vor allem der derzeit starke Euro. Bei der Berechnung haben
die Volkswirte einen durchschnittlichen Wechselkurs von 1,36 Dollar pro Euro angenommen.
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Abb. 1: Asiatisches Wirtschaftswunder
Weg eines T-Shirts
Quelle: Kristin Kupfer/ Georg Blume: China: Bauernfluch und Bauernsegen in: die tageszeitung,
03.05.2008
Die Baumwolle wird in Hongkong, China, Japan, Taiwan oder Südkorea gesponnen und verwebt sowie
anschließend mit Chlor gebleicht, gefärbt, mit chemischen Mitteln gegen Schrumpfen oder zur
Schmutzabwehr behandelt, was die regionalen Gewässer in der Regel stark belastet.
(…) Der Baumwollkapselwurm war noch vor drei Jahren Bauer Li Mins größte Sorge. "Zehnmal im Jahr
musste ich Insektengift sprühen", berichtet der Baumwollbauer aus der Provinz Hubei im Nordosten
Chinas. Das war nicht nur teuer, sondern auch gesundheitsgefährdend. Erst mit dem neuen
gentransformierten, wurmresistenten Baumwollsamen des US-amerikanischen Biotech-Multis Monsanto
sei alles schnell besser geworden.
(…) Chinas Baumwollbauern müssen sich auf die Globalisierung einstellen. Trotz niedrigster Lohnkosten
liegen die Baumwollpreise der Volksrepublik, die mit zuletzt 4,8 Millionen Tonnen im Jahr 2001 weltgrößter
Baumwollproduzent ist, über denen des Hauptkonkurrenten USA. Die Gründe sind hausgemacht. Der Stoff
leidet wegen Schädlingsplagen oft an gravierenden Qualitätsmängeln und verursacht wegen des Anbaus in
abgelegenen Provinzen und einer unzureichenden industriellen Infrastruktur relativ hohe Exportkosten.
Entsprechend sanken die chinesischen Baumwollexporte in den ersten 10 Monaten des letzten Jahres um
dramatische 81 Prozent.
(…) Bauer Li in Hubei kennt die schlechte Lage der Branche und schimpft über "Preisverfall" und die
"ausländische Konkurrenz". Doch er glaubt, dass ihm die Globalisierung mit dem Biotech-Samen zugleich
die Rettung gebracht hat. Mit der sogenannten „Bt-Baumwolle“ - sie wurde nach dem Gift benannt, das die
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
gentechnisch veränderten Samen produzieren, um bestimmte Schädlingsarten zu töten - sind
Qualitätsmängel ein Problem der Vergangenheit.
Die so "veredelten" Stoffe werden - meist nach Entwürfen von Designerfirmen aus den Industrieländern zugeschnitten und als Textilhalbfertigprodukt in sogenannte Weltmarktfabriken in Billiglohnländer wie
Indien, China, Südkorea, Mexiko oder Nicaragua geliefert: Das Nähen ist der arbeitsintensivste Teil der
Herstellung. In den Textilfabriken arbeiten junge Frauen im Akkord, zu Minimallöhnen und unter oft
menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen.
Sektorale Betrachtung der Textil- und Bekleidungsindustrie
Quelle: Dany Richarz: Der chinesische Textilmarkt – Handel und Produktion
Die Textil- und Bekleidungsindustrie ist global verbreitet gerade in Entwicklungsländern, weil sie
Beschäftigungsmöglichkeiten für wenig qualifizierte Arbeitskräfte und Anknüpfungsmöglichkeiten an
vorindustrielle handwerkliche Produktionsformen bietet (Spinnen, Weben, Nähen). Ein weiterer Grund ist,
dass weder Rohstoffe, Vorprodukte noch Endprodukte sehr transportkostenintensiv sind,
sondern prinzipiell einfach global gehandelt werden können. Deshalb spielen jedoch gerade nichttarifäre
Handelshemmnisse und politische Regulationen auf den Welt-Textil- und Bekleidungs-Märkten eine
besonders große Rolle.
Die Textil- und Bekleidungsindustrie ist Teil einer umfassenden Produktkette, der textilen Kette, die mit
dem Ausgangsprodukt, der Faser beginnend (aus agrarischer Produktion oder als Chemiefaser aus
chemischer Produktion) über Halbfertigprodukte, wie z.B. Garne, Filze Fertigprodukte, wie Stoffe, bis zu
Fertigwaren wie Bekleidungs- und Heimtextilien. Nach ihrer Verwendung werden Textilien unterteilt in
Bekleidungstextilien, Haus- und Heimtextilien und Industrie- oder technische Textilien. Die
Bekleidungsindustrie produziert weiterhin eine außerordentlich breite Produktpalette, die häufig
kurzfristigen Schwankungen unterworfen ist. Der Produktdifferenzierung entspricht eine hohe
Differenzierung der Unternehmensstruktur, d. h. große und kleine Unternehmen, viele Produktionen im
Lohnauftrag, teilweise in Heimarbeit. Einerseits gibt es standardisierte Massenproduktion, andererseits
aber auch modeorientierte Kleinserien- bzw. Einzelfertigung. Die größten Produzenten in der Textilindustrie
sind China, Indien, Russland, USA und Indonesien, d. h. vor allem Länder mit großen Binnenmärkten.
Von der zeitlichen Entwicklung her gesehen wächst die Textilindustrie in den Entwicklungs-und
Schwellenländern, während sie in den Industrieländern stagniert oder zurückgeht. Die größten
Exportüberschüsse erzielen Taiwan, Korea, Italien, Pakistan und Belgien. D. h.: Große Länder wie China,
Indien und Russland produzieren fast nur für den großen Binnenmarkt. Dagegen stehen den bedeutenden
Exporten der Industrieländer häufig bedeutende Importe gegenüber, sodass die Bilanzen ausgeglichener
sind. In der Textilindustrie beherrschen zwei Gruppen den Welthandel: a) Industrieländer b) Schwellen- und
Entwicklungsländer Ostasiens.
In den letzten Jahrzehnten haben tiefgreifende Verschiebungen stattgefunden: In den Industrieländern
stagniert die Beschäftigung/Produktion bzw. sie geht zurück (z. B. in Deutschland in den letzten 20 Jahren
um ca. 50 %). Dagegen wächst die Bekleidungsindustrie in einigen Entwicklungsländern Asiens und
Lateinamerikas sowie auch in den Transformationsländern Ostmitteleuropas und Osteuropas.
Bei den Handelsbilanzen haben fast alle europäischen Länder hohe Defizite. Das größte Defizit haben die
USA. Hingegen haben die Entwicklungs- und Schwellenländer in der Regel Exportüberschüsse. Damit
besteht bei vielen Ländern ein Kontrast zum globalen Standortmuster der Textilindustrie: Beispielsweise
zeigt Deutschland einen Exportüberschuss von Textilien, aber einen Importüberschuss von Bekleidung. Ein
umgekehrtes Muster zeigt Hongkong: Importüberschuss von Textilien, aber Exportüberschuss von
Bekleidung.
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Abb. 2: Waren des Welthandels
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
5. 5 Gruppe: Das Ende des Welttextilabkommens – Wer gewinnt, wer verliert?
Arbeitsauftrag:
Die Erarbeitung des Themas „Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?“ setzt voraus, sich
vertiefend mit themenbezogenen Sachverhalten auseinanderzusetzen. Dazu zählen im Wesentlichen
wirtschaftliche, kulturelle und umweltbezogene Aspekte, für die Sie in der letzten Stunde weiterführende
Fragen entwickelt haben.
Ziel der Gruppenarbeit ist es, diese Hintergründe effektiv zu erarbeiten und in Form einer Wandzeitung der
Klasse anschaulich zu präsentieren.
Ihre Gruppe setzt sich mit Ende des Welttextilabkommens auseinander und welche Folgen daraus für die
globalisierte Textilindustrie entstanden sind.
Folgende Fragestellungen sollten bei der Erarbeitung berücksichtigt werden:
• Was ist das Welttextilabkommen?
• Wer profitiert vom Ende des Welttextilabkommens?
• Wer hat Nachteile vom Ende des Welttextilabkommens?
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Welttextilabkommen (WTA)
Quelle: http://www.wirtschaftslexikon24.net
Multi-fibre Arrangement (MFA), Accord Multi-fibre (AMF), Multifaserabkommen (MFA) regelt seit 1974 den
internationalen Handel mit Textilien zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Die Beschränkung der
Textil- und Bekleidungsimporte sollte die Industrieländer vor einer noch stärkeren Flut von Billigtextilien
schützen und ihren Textilproduzenten einen zeitlichen Aufschub zur Einleitung des notwendigen
Strukturwandels einräumen. Das WTA stellt faktisch eine protektionistische Beschränkung des Freihandels
zu Lasten der Entwicklungsländer dar. Es löste das Baumwolltextilabkommen von 1962 ab, das mehrfach
verlängert worden war und durch die Uruguay-Runde des -Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens
(GATT) in die Abkommen der Welthandels-Organisation (WHO) übernommen wurde.
Ziele sind die fortschreitende Liberalisierung und Expansion des Welthandels, die Vermeidung von
Störungen in Export-Importländern und die Sicherung eines zunehmenden Anteils der Entwicklungsländer
am Welttextilhandel durch eine stetige Expansion ihrer Textilexporterlöse.
Im Rahmen der WHO ist ein Stufenplan zum Abbau aller WTA-Restriktionen bis zum Jahre 2005
vorgesehen. Der verschärfte Wettbewerb aus lieferstarken Schwellenländern führte zu erheblichen
strukturellen Anpassungsproblemen der Textilbranchen der Industrieländer, die innerhalb eines Jahrzehnts
40% ihrer Beschäftigten verloren. Über niedrige Preisforderungen gelang es den Schwellenländern auch
mit großem Erfolg, in die Märkte der Industrieländer zu exportieren.
Empirische Untersuchungen haben allerdings ergeben, dass das WTA weder den Schutz der Unternehmen
in den Industrieländern noch die wirtschaftliche Expansion der Schwellenländer verbessert hat.
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Nach dem Ende des Welttextilabkommens
Quelle: Ein vorhersehbarer Handelskrieg. Turbulente Monate nach dem Ende des
Welttextilabkommens, Sabine Ferenschild
Der drohende Handelskrieg zwischen China und dem Rest der Welt war vorhersehbar. Denn mit dem
1. Januar 2005 lief das Welttextilabkommen aus. Als Abkommen der 1995 gegründeten
Welthandelsorganisation bot es den Industrieländern einen zehnjährigen Anpassungszeitraum an den
dann liberalisierten Weltmarkt. Bis 1995 wurden im Rahmen des Multifaserabkommens die Textil- und
Bekleidungsexporte aus Entwicklungsländern in die Hauptabsatzmärkte USA und EU engen
Mengenbegrenzungen unterworfen. Diese Mengenbegrenzungen (= Quoten) lockerte das
Welttextilabkommen in mehreren Stufen bis zur vollständigen Liberalisierung bzw. Integrierung in das
GATT-System.
So weit die Theorie. In der Praxis unterhöhlten zwei Entwicklungen die Intentionen des
Welttextilabkommens:
(1) Weder die USA noch die EU erfüllten den “Geist” des Welttextilabkommens. Sie liberalisierten
zunächst die Produktkategorien, die wertmäßig relativ unbedeutend waren und die eigenen
Industrien nicht gefährdeten. Und auch diese zaghaften Liberalisierungen nahmen sie jeweils am
Ende des dafür vorgesehenen Zeitraums vor. Dementsprechend tragen sie selbst die maßgebliche
Verantwortung dafür, dass am Ende des Zehnjahreszeitraums 70-80 % der Quoten mit einem
Schlag fallen.
(2) Der Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation im Jahr 2002 war 1995 zum Beginn des
Welttextilabkommens nicht absehbar. Insofern bildete eine über 160 Länder zersplitterte Textilund Bekleidungsindustrie den Bezugsrahmen des Welttextilabkommens. Das Ziel des
Welttextilabkommens, den Entwicklungsländern eine größere Chance auf den Textil- und
Bekleidungsmärkten der EU / USA einzuräumen, kalkulierte dementsprechend einen Abbau dieses
Sektors in den klassischen Industrieländern ein. Die Hoffnungen vieler Entwicklungsländer
Liberalisierungsgewinner zu werden wurden allerdings durch Chinas enorme Wettbewerbsfähigkeit
zunichte gemacht.
Tabelle 1:
Entwicklung der Einfuhren in die EU mit Ursprung VR China, 1. Quartal 2005 im
Vergleich zum 1. Quartal 2004
Kategorie 4: Oberpullis und T-Shirts
+ 164%
Kategorie 5: Pullover, Anoraks
+ 534%
Kategorie 6: Shorts, Hosen
+ 413%
Kategorie 7: Blusen, Hemdblusen
+ 186%
Kategorie 12: Strümpfe, Socken
+ 183%
Kategorie 15: Mäntel, Jacken
+ 139%
Kategorie 31: Büstenhalter
+ 63%
Kategorie 115: Flachsgarne
+ 51%
Kategorie 117: Gewebe aus Flachs oder Ramie
+ 257%
(Quelle: Amtsblatt der EU C 104/21 vom 29.4.2005)
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Tabelle 2:
Entwicklung der T-Shirt-Importe bzw. –Produktion 1. Quartal 2005
China
Griechenland
Portugal
Slowenien
Pakistan
Sri Lanka
Bangladesch
+ 164%
- 12%
- 30-50%
-8%
-37%
-25%
-9%
(Quelle: EU-Presseerklärung vom 17.5.05,
http://europa.eu.int/comm/trade/issues/sectoral/industry/textile/pr170505_de.htm)
Wer verliert?
Zahllose Arbeiter/innen in den nicht-wettbewerbsfähigen Ländern werden entlassen – ohne soziale
Sicherung, ohne berufliche Perspektiven. Neils Kearney, Generalsekretär der Internationalen Gewerkschaft
der Textil-, Bekleidung- und LederarbeiterInnen (ITGLWF) lieferte auf einer Konferenz im Mai 2005 eine
erste Bestandsaufnahme:
- In Lesotho schlossen sechs Fabriken und entließen 7.000 Beschäftigte.
-
In Kenia gingen bereits 20.000 Arbeitsplätze verloren.
-
Kambodscha schloss 20 Fabriken und entließ 26.000 Beschäftigte.
-
In Mauritius sind 70.000 Arbeitsplätze akut bedroht.
-
In Sri Lanka gingen bereits 26.000 Arbeitsplätze verloren.
-
Auf den Philippinen sind 120.000 Jobs bedroht.
Zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit schrauben viele Länder ihre Sozialstandards nach unten: Die
Philippinen nahmen die Bekleidungsindustrie von der Minimallohn-Regelung aus, Bangladesch legalisierte
die 72-Stunden-Woche usw.
Auch im Gewinnerland der Globalisierung, in China, profitieren die Arbeiter/innen nur bedingt: Ihren
Arbeitsplatz erkaufen sie sich mit schlechten Löhnen, katastrophalen Sozialstandards, überlangen
Arbeitszeiten, fehlender Organisationsfreiheit.
Wer gewinnt?
Doch nicht alle verlieren. Der aktuelle Preisverfall im Textil- und Bekleidungssektor zeigt, dass teilweise die
Verbraucher/innen in der EU und den USA, vor allem aber die international operierenden Händler
profitieren. Der Wegfall des Quotensystems erlaubt es den Bekleidungshändlern wie Adidas, Wal-Mart
oder Aldi, ihre Zulieferketten zu straffen und auf 8-12 Länder statt bisher mehr als 30 zu reduzieren. Im
Fokus aller Unternehmen steht dabei China. Die Händler tragen so entscheidend zu den
Exportsteigerungen Chinas bei. Dementsprechend gehören sie auch zu den entschiedensten Verfechtern
der Liberalisierung.
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
5. 6 Gruppe: Einfluss von Kultur auf die heutige Situation Chinas.
Arbeitsauftrag:
Die Erarbeitung des Themas „Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?“ setzt voraus, sich
vertiefend mit themenbezogenen Sachverhalten auseinanderzusetzen. Dazu zählen im Wesentlichen
wirtschaftliche, kulturelle und umweltbezogene Aspekte, für die Sie in der letzten Stunde weiterführende
Fragen entwickelt haben.
Ziel der Gruppenarbeit ist es, diese Hintergründe effektiv zu erarbeiten und in Form einer Wandzeitung der
Klasse anschaulich zu präsentieren.
Ihre Gruppe setzt sich mit dem Einfluss von Kultur auf die heutige Situation Chinas auseinander.
Folgende Fragestellung sollten bei der Erarbeitung berücksichtigt werden:
• Welche grundlegenden „Wesenszüge“ charakterisieren die chinesische Kultur?
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Lesen Sie die Informationsmaterialien aufmerksam durch markieren Sie sich relevante
Textstellen.
Entscheiden Sie sich gemeinsam über Informationen, die auf Ihrer Wandzeitung erscheinen
sollen.
Verteilen Sie Aufgabenbereiche innerhalb Ihrer Gruppe.
Formulieren Sie rechnergestützt Informationstexte für Ihre Wandzeitung. Verwenden Sie ggf.
Grafiken und Abbildungen zur Veranschaulichung.
Erstellen Sie eine informative Wandzeitung zu Ihrem Themengebiet und beachten Sie dabei die
von uns festgelegten Kriterien.
Präsentieren Sie der Klasse Ihre Ergebnisse.
Chinesische Kultur
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Kultur
Die heutige chinesische Kultur speist sich aus einer Reihe verschiedener philosophischer und
weltanschaulicher Traditionen:
Die in der ersten Dynastie Chinas vorherrschende Religion war schamanistisch geprägt und Vorstellungen
dieser Religion übten auch auf spätere Erscheinungen der chinesischen Kultur Einfluss aus, beispielsweise
auf Ahnenverehrung und Naturphilosophie.
Stärker mit den menschlichen Beziehungen befasste sich der im 5. Jahrhundert v. Chr. entstandene
Konfuzianismus, der vielfach als Inbegriff der chinesischen Kultur überhaupt angesehen wird. Der von
Laozi etwa zur selben Zeit begründete Daoismus stellt indes das Leben im Einklang mit der Natur in den
Vordergrund.
Han Feizi propagierte kurz vor der Zeitenwende den weitaus weniger folgenreichen Legalismus, nach dem
ein geordnetes Zusammenleben der Mensch in erster Linie durch Kontrolle und Strafen zu erreichen sei.
Wenig später wurde mit dem in Indien entstanden Buddhismus erstmals ein fremdes Element in den
chinesischen Kulturkreis integriert, sehr bald aber den lokalen Verhältnissen angepasst.
Im Anschluss kamen fast zweitausend Jahre lang keine wesentlich neuen Impulse mehr hinzu. Vielmehr
wurden die vorhandenen, zeitweise heftig miteinander konkurrierenden Schulen ständig neu interpretiert.
Insbesondere sind die seit dem 16. Jahrhundert zu verzeichnenden Bemühungen christlicher Missionare
um Etablierung ihrer Religion im Reich der Mitte weitgehend im Sande verlaufen und gewannen keinen
nachhaltigen Einfluss auf die chinesische Kultur.
Erst Anfang des 20. Jahrhunderts gelang mit dem Kommunismus erstmals wieder einer neuen Lehre der
Einzug in China. Von 1949 bis in die frühen 1980er Jahre war er die alles beherrschende Staatsdoktrin. Auf
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
dem Höhepunkt seines Einflusses gipfelte er 1966-1976 in Mao Zedongs Kulturrevolution, die ihren Namen
gerade der In-Frage-Stellung und Bekämpfung der Jahrtausende alten chinesischen Kultur und
insbesondere ihres konfuzianischen Kerns verdankt. Letztlich war diesem Unterfangen im Verhältnis zu
den Opfern wenig Erfolg beschieden. Gegenüber den von der Kulturrevolution unberührten chinesischen
Kulturen in Hong Kong, Taiwan oder den zahlreichen Übersee-Gemeinschaften fallen dennoch die
vergleichsweise geringere Bedeutung religiöser Brauchtümer und anderer traditioneller Werte und Rituale
auf. Eine gewisse Erosion erlebt die klassische chinesische Kultur derzeit zudem im Zuge der
Globalisierung und der damit verbundenen Nivellierung der Lebensstile.
Wesenszüge
Es lässt sich eine Reihe charakteristischer Wesenszüge der chinesischen Kultur feststellen.
Verallgemeinerungen sollten freilich vermieden werden, zumal die Kultur nicht zu allen Zeiten und in allen
Teilräumen Chinas gleichermaßen ausgeprägt war und überdies zwischen kulturellen Idealen und der
Lebenswirklichkeit - wie in anderen Ländern auch - mitunter eine beträchtliche Divergenz bestehen kann.
Im Folgenden können daher nur Grundlinien und zentrale Tendenzen dargestellt werden:
Gruppendenken und Insider-Outsider Diskriminierung
Im westlichen Kulturkreis wird oft lediglich ein Dreiklang einzigartiger Konzepte der chinesischen Kultur als
Schlüssel zum Verständnis Chinas angeführt: „Gesicht“ (miànzi), „Beziehungen“ (guānxi) und „Höflichkeit“
(l mào). In welchem Maß diese Konzepte und die nachfolgend dargestellten Wesenszüge der chinesischen
Kultur sich jedoch im Verhalten des Einzelnen widerspiegeln, wird in erster Linie von der
Gruppenzugehörigkeit seines jeweiligen Interaktionspartners bestimmt. Gruppendenken und InsiderOutsider-Diskriminierung sind damit nicht nur eine zentrale Besonderheit der chinesischen Kultur, sondern
determinieren gleichzeitig, in welchem Ausmaß und in welchen Situationen ihre übrigen Charakteristika
überhaupt Niederschlag im gesellschaftlichen Leben finden.
Gruppendenken und Insider-Outsider-Diskriminierung manifestieren sich dabei in einer Vielzahl
unüberschaubarer und objektiv oft kaum identifizierbarer Linien. Relativ offensichtlich ist jedoch die auch in
anderen Kulturkreisen übliche Unterscheidung zwischen Familienmitgliedern und NichtFamilienmitgliedern. Darauf folgt die Unterscheidung zwischen den „eigenen Leuten“ und den „Outsidern“ wobei die Differenzierungskriterien hierbei überaus komplex sind und von der regionalen Herkunft, der
Clan-Zugehörigkeit oder dem Familiennamen, der Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen bis hin zur
Abteilungszugehörigkeit am Arbeitsplatz oder dem Arbeitgeber reichen können. Für Außenstehende sind
diese Kriterien und der genaue Verlauf der resultierenden Insider-Outsider-Demarkationslinie allerdings in
der Regel kaum nachvollziehbar. Die letzte und wiederum relativ leicht nachvollziehbare Differenzierung ist
die zwischen (ethnischen) Chinesen und Nicht-(ethnischen) Chinesen.
Harmonie
Ein prägendes Merkmal der chinesischen Vorstellungswelt
war von jeher die Idee, dass sich der Kosmos in einem
harmonischen Gleichgewicht befinde, das es zu erhalten
und bei Bedrohungen wiederherzustellen gilt. Klassischen
Ausdruck gefunden hat sie etwa im Yin-Yang-Denken oder
auch in der Analogie der Fünf-Elemente-Lehre, wonach
auch bestimmte Farben, Jahreszeiten, Stimmungen, Stoffe,
Planeten, Körperteile einander entsprechen und aufeinander
abzustimmen seien. Später hat insbesondere der Daoismus
die harmonischen Beziehungen zwischen Himmel, Erde und
Mensch umfassend thematisiert. Eine besondere Rolle bei
der Wahrung der Harmonie kam dabei stets dem Kaiser als
„Himmelssohn“ zu, in dessen Pekinger Palast nicht wenige
Gebäude sogar die „Harmonie“ im Namen tragen.
Abb. 1: Yin und Yang – Symbol für Harmonie
33
Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Analog dazu wird aber auch Harmonie in den menschlichen Beziehungen angestrebt. Konflikte werden
daher grundsätzlich als Störung empfunden und man versucht sie nach Kräften zu vermeiden.
Die kompromisslose Durchsetzung eigener Interessen gilt in China, selbst und gerade wenn sie unter
Berufung auf verbindliches „Recht“ erfolgt, als unmoralisch und wird entsprechend sanktioniert. Vielmehr
wird in aller Regel in langwierigen Prozessen versucht, eine alle Beteiligten zufriedenstellende
Kompromisslösung zu suchen. Selbstverständlich verbietet sich vor dem Hintergrund auch ein schroffes
„Nein“, was freilich häufig dazu führt, dass ein „Ja“ nicht immer als verbindlich betrachtet werden darf. Als
Harmoniestörungen werden aber auch Kritik am Gegenüber, allzu heftige Äußerungen von Emotionen wie
Wut, Ärger, Trauer oder Freude sowie das Preisgeben zu vieler Informationen über die eigene Person (mit
Ausnahme finanzieller Dinge) wie auch das Belasten anderer Menschen mit eigenen Problemen, Sorgen
oder Intimitäten betrachtet.
Geschätzt wird leises und zurückhaltendes Auftreten, ruhiges bis sanftes Sprechen, würdige Gesten sowie
Gelassenheit gegenüber Ärgernissen. In manchen Zusammenhängen wie etwa Gastbesuchen wird auch
überschwängliches Loben erwartet.
Soweit heute im Gegensatz hierzu vielmehr häufig lautes, rücksichtsloses Verhalten von Chinesen zu
beobachten ist, hat dies insbesondere eine Ursache: Die Harmoniepflicht gilt uneingeschränkt nur im
Bereich der eigenen Danwei-Gemeinschaft, nicht aber in der weiteren Öffentlichkeit. Von Drängeln an der
Bushaltestelle kann keineswegs auf das Verhalten derselben Person in seiner Familie oder seinem Betrieb
geschlossen werden.
Gesicht
Unter Gesicht wird im chinesischen Kulturkreis nicht nur das physische Antlitz verstanden, sondern auch
die Meinungen, die andere über eine bestimmte Person haben, bzw. die Wertschätzung die ihr entgegengebracht wird. Auf ihr Gesicht legen Chinesen traditionell großen Wert.
Gesicht „verliert“ etwa, wer den an ihn in seiner sozialen Rolle etwa als Vater, Angestellter, Student etc.
gestellten Anforderungen nicht genügt. Besonders stark ist der Gesichtsverlust dann, wenn dieses Defizit
auch durch andere etwa durch Kritik, Zurechtweisung, Bloßstellung etc. vor Dritten ausdrücklich festgestellt
wird, wobei in diesen Fällen meist auch der Kritisierende Gesicht verliert. Tief sitzt bei Chinesen von
Kindheit an die Angst, ausgegrenzt oder „ausgelacht“ zu werden. Ebenfalls zu Gesichtsverlust führen
Verstöße gegen das o.g. Harmoniegebot, etwa durch das Zeigen von Ärger und Wut.
Häufig hindert die Angst vor dem Gesichtsverlust Chinesen daran, auch nur geringe Wagnisse und Risiken
einzugehen. So wird hiermit etwa die Scheu chinesischer Hotelangestellter erklärt, (ausnahmsweise) in
Vertretung Aufgaben zu übernehmen, die ihnen nicht ausdrücklich zugewiesen worden sind. Auch das
Ignorieren von Anfragen, die nur abschlägig beschieden werden könnten, hängt häufig mit der Gefahr des
Gesichtsverlusts für beide Seiten zusammen.
Indirektheit
Das Harmonieprinzip wie auch die Lehre vom Gesicht erzwingen in der Kommunikation häufig ein
erhebliches Maß an Indirektheit. Es wird vermieden, „mit der Tür ins Haus zu fallen“. Heiße Eisen werden
nicht unmittelbar angepackt, vielmehr bewegen sich die Gesprächspartner in zahlreichen Windungen und
allgemeinen Bemerkungen auf das eigentliche Thema zu. Zentrale Aussagen werden oft kurz gehalten und
obendrein an wenig exponierter Stelle, etwa in Nebensätzen versteckt. Eine wichtige Rolle kommt insofern
auch der nonverbalen Kommunikation sowie der Verwendung von Gleichnissen und Symbolen zu.
Kollektivität
Im Denken der chinesischen Gesellschaften genießt von jeher die Gemeinschaft einen größeren
Stellenwert als der Einzelne. Symptomatisch kommt sie bereits in der konfuzianisch geprägten Familie, vor
allem aber im Dānwèi zum Ausdruck, kleine, überschaubare Kollektive, die etwa in einer Dorfgemeinschaft,
einem Betrieb, einer Hochschule, einer Armee-Einheit oder dergleichen bestehen können.
Traditionell sorgt der Danwei für alle Belange seiner Mitglieder, mischt sich dafür aber häufig in
erheblichem Maße in ihre Privatangelegenheiten ein: Zu den Aufgaben des Danweis konnten je nach
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Zeitperiode u.a. gehören: Zuweisung von Wohnung und Arbeit, Verteilung der Löhne, Prämien und
Bezugsscheine, Bereitstellung lokaler Infrastruktur, Heirats-, Scheidungs- und Schulbesuchserlaubnis,
Rekrutierung zum Milizdienst, Freizeitgestaltung, politische Schulung, Ausübung der Zensur,
Streitschlichtung, niedere Justizaufgaben. Bei aller Kontrolle bietet der Danwei dem Einzelnen aber auch
ein gewisses Maß an Demokratie, Partizipation und Mitbestimmung.
Die Mitgliedschaft im Danwei ist grundsätzlich lebenslang, ein Wechsel in einen anderen Danwei
normalerweise nicht vorgesehen. Auch erwartet der Danwei von seinen Mitgliedern unbedingte Loyalität
sowie Solidarität untereinander. Bezeichnenderweise gelten die konfuzianischen sittlichen Pflichten in
vollem Umfang nur im Danwei, was etwa dazu führen kann, dass man dem Leid und Unglück Danweifremder Personen relativ reserviert und gleichgültig gegenübersteht und schon gar nicht helfend eingreift.
Stark ausgeprägt ist das Danwei-Wesen heute noch auf dem Land. In den Städten hat sich indes bereits
vor längerer Zeit insofern eine Aufspaltung vollzogen, als das einzelne Individuum sowohl einer Wohn-, als
auch einer Arbeitsdanwei mit unterschiedlichen Aufgaben angehört. Nachdem die Bedeutung der Danweis
unter dem Maoismus einen historischen Höhepunkt erreicht hatte, ist seit Anfang der 1980er Jahre im Zuge
der wirtschaftlichen Reformpolitik insofern ein Rückgang zu verzeichnen.
Das im Danwei-Wesen tief verwurzelte Kollektiv-Denken führt dazu, dass Chinesen bis heute
gemeinschaftlichen Aktivitäten den individuellen vorziehen. Arbeit, Leben und Freizeitgestaltung vollziehen
sich weitgehend in der Gruppe. Einzelgänger und Individualisten werden traditionell wenig geschätzt.
Dementsprechend kommt auch der „Privatheit“ in China geringerer Stellenwert zu als im Westen.
Zumindest innerhalb des eigenen Danweis werden etwa unangemeldete Besuche oder aus westlicher
Sicht „zudringliche“ Fragen durchaus akzeptiert.
Hierarchiebewusstsein
Bereits Konfuzius hatte die menschlichen Beziehungen nach asymmetrischen Über-/Unterordnungsverhältnissen wie Vater/Sohn, Ehemann/Ehefrau, Herr/Diener, Meister/Schüler unterteilt und auf ihrer
Grundlage ein komplexes hierarchisches Gebäude entwickelt. Bereits in der Kaiserfamilie unterschied man
strikt die Ränge der verschiedenen Gemahlinnen, Nebenfrauen, Konkubinen und Prinzen. Nach ihr kamen
die ihrerseits in 18 Ränge unterteilten Beamten, es folgten die Bauern, die verschiedenen
Handwerksberufe, dann die nach ihren Handelswaren unterschiedenen Kaufleute. Selbst bei den sozial
Deklassierten am unteren Ende der Skala reihte man etwa Huren noch höher ein als Schauspieler. Auch
innerhalb der Geschwisterreihen einer Familie wurden etwa die Brüder nach dem Alter sortiert, nach ihnen
kamen die Schwestern. Der Niedergestellte schuldet jeweils dem Höhergestellten Gehorsam, Respekt und
Unterstützung, dieser jenem indes Schutz und Belehrung.
Auch heute noch ist hierarchisches Bewusstsein tief im Denken der meisten Chinesen verankert. Innerhalb
eines Danweis kommt jedem Mitglied ein fester Platz und Rang zu, der von internen wie externen
Personen gleichermaßen zu achten ist. Vielfach wird er durch penibel überwachte Statussymbole wie die
Größe des Büros, des Schreibtisches oder Dienstwagens abgesichert. (…)
35
Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
6. Begründung der Impuls-/Schlüsselfragen der 3. Phase
(von unterschiedlichen Menschen formuliert)
Wer profitiert vom Ende des Welttextilabkommens?
Gegenwart:
Das Ende des Welttextilabkommens spiegelt sich unmittelbar in den Preisen für Textilien wieder.
Macht:
Die Aufhebung des Welttextilabkommens ist das Resultat einer umfangreichen Einflussnahme von Seiten
der Wirtschaft auf die Regierungen der in der WTO vertretenen Länder.
Exemplarität:
Das Ende des Welttextilabkommens ist ein gutes Beispiel die Auswirkungen eines globalisierten
Wirtschaftszweiges.
Wer hat Nachteile vom Ende des Welttextilabkommens?
Zukunftsbedeutung:
Die maßlose Umweltzerstörung auf deren Kosten China produziert wird Auswirkungen auf die zukünftige
Lebensqualität auf unserem Planeten haben?
Exemplarität:
Die Verlierer sind die ehemaligen Textilproduzenten. Der rasante Absatzeinbruch ist ein exemplarisches
Beispiel für die Funktionsprozesse einer globalisierten Wirtschaft.
Wie hat sich die chinesische Einkommenssituation in den letzten zehn Jahren verändert?
Exemplarität:
Die Entwicklung der Einkommen in China im Vergleich zur Entwicklung der Rendite der Produzenten
verdeutlicht das Prinzip der Industrialisierung in einer Marktwirtschaft. Einen ähnlichen jedoch zeitlich nicht
so radikalen Prozess gab es in Europa zur Zeit der Industrialisierung auch.
Werden uns die Chinesen bald überholen?
Zukunftsbedeutung:
Hat die rasante Entwicklung in China Einfluss auf die Lebensqualität in Deutschland. Wird Deutschland
seine wirtschaftliche Stellung trotz der enormen Produktionssteigerungen in China halten können?
Konflikt:
Es gibt einen wirtschaftlichen Konflikt um die Absatzmärkte der Welt. Auch wenn China weit von
Deutschland entfernt ist, gehen die Auswirkungen des chinesischen Wirtschaftswachstums nicht ohne
Auswirkungen an Deutschland vorbei. Der gewaltige Rohstoffbedarf der chinesischen Wirtschaft treibt die
Rohstoffpreise allgemein in die Höhe, sodass sich auch deutsche Produkte verteuern.
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Hauptsache Arbeiten? Arbeitsbedingungen in chinesischen Textilfabriken.
Zukunftsbedeutung, Konflikt, Mitbestimmung
Der Wirtschaftsboom in China verschlingt Massen von Arbeitskräften, die in den Fabriken zwar mehr
verdienen als in der Landwirtschaft, dies genügt zu einem menschenwürdigen Leben aber immer noch
nicht. Die Ressource billige menschliche Arbeitskraft wird in der nahen Zukunft auch im
bevölkerungsreichsten Land der Welt knapp werden. Die restlichen Arbeiter werden sich ihres Wertes im
Bezug auf die Arbeitskraft bewusst werden und einen neuen Konflikt heraufbeschwören.
Moral:
Wer gut arbeitet, soll auch gut bezahlt werden. Diese westlichen Vorstellungen der Bezahlung der
Arbeitskraft werden um so mehr auch in China an Gewicht gewinnen um so geringer die Ressource
Arbeitskraft wird. Das ein Arbeiter von dem Geld, dass er durch seine Arbeit verdient leben kann, ist eine
Forderung, die schon jetzt in China an Gewicht gewinnt.
Auf welchen Ressourcen gründet sich der Aufschwung in China?
Zukunftsbedeutung, Exemplarität
Der Aufschwung in China gründet sich auf einer enormen Anhäufung von Menschen, Geld und Rohstoffen.
Gerade der schonungslose Abbau von Rohstoffen und die damit einhergehende Umweltzerstörung werden
Folgen für die Zukunft der Menschen in China und überall auf der Welt haben. Der Ausbau der
Textilindustrie und die schonungslose Nutzung der Ressource Natur sind ein exemplarisches Beispiel für
die Kosten des immensen Wirtschaftswachstums in China.
Wie ausgeprägt ist das Umweltbewusstsein der Chinesen und welche Folgen haben sich daraus
ergeben?
Konflikt:
Die Chinesen leben in ihrer ursprünglichen Lebensweise sehr in Einklang mit der Natur. Sie haben aber
auch ein ausgeprägtes Obrigkeitsbewusstsein, dass durch die Erfahrungen des Maoismus noch gestärkt
wurde. Diese beiden Eigenschaften kollidieren in der Industrialisierung.
Umweltbewusstsein steht in China auch für eine Art der Meinungsfreiheit, die in das chinesische
Staatssystem nicht hineingehört. Umweltzerstörung in China anzuprangern bedeutet auch, das bestehende
System in Frage zu stellen. Seine eigene Meinung zu äußern ist aber in diesem System eigentlich nicht
erwünscht.
Welchen Einfluss haben Religion, Geschichte und Philosophie auf die heutige Situation Chinas?
Kultur:
Die Kultur des chinesischen Volkes spielt eine große Rolle für das Funktionieren des gesamten Systems in
China. So lastete ein enormer Druck auf der chinesischen Führung nach den Naturkatastrophen in China.
Die Chinesen glauben, dass der Herrscher bei den Göttern in Ungnade gefallen ist und es eines neuen
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Herrschers bedarf. Die Chinesen leben von ihrer Kultur her in Einklang mit der Natur. Die Leute können
nicht dauerhaft die Augen vor den gewaltigen Umweltzerstörungen in ihrem Land verschließen.
Begründung und Reduktion (Politics/Prozess)
Gegenwartsbedeutung:
Die Bedeutung der Inhalte für die Schülerinnen und Schüler ergibt sich im Wesentlichen aus der Tatsache,
dass Textilien aufgrund der Strukturveränderungen im globalen Zusammenwirken zwischen Industrie- und
Schwellen- bzw. Entwicklungsländer deutlich günstiger geworden sind. Dieser Vorteil, der sich für die
Konsumenten in westlichen Staaten ergeben hat, beruht allerdings auf einer Reihe von Aspekten, die zu
negativen Folgeerscheinungen, vor allem in Textil produzierenden Entwicklungsländern, geführt haben. In
erster Linie sind hierbei die Arbeitsbedingungen der Arbeiter/innen der Textilindustrie in diesen Ländern
gemeint.
Exemplarität:
Am Beispiel des Welttextilabkommens (WTA), das seit 1974 den Handel mit Textilien zwischen
Industrie- und Entwicklungsländern geregelt hat und im Jahr 2005 in einem zehn Jahre andauernden
Stufenplan ausgelaufen ist, lassen sich die Strukturen und Zusammenhänge sowie Macht- und
Interessenansprüche der Industrie- und Entwicklungsländer den Schülerinnen und Schülern exemplarisch
veranschaulichen.
Von Bedeutung ist ebenfalls die Veränderung der chinesischen Einkommenssituation, da hierbei
die allgemeingültigen Strukturen der andauernden Industrialisierung in einer Marktwirtschaft rückwirkend
und zukunftsweisend aufgezeigt werden können.
Ein weiterer Aspekt ist die mit Wirtschaftswachstum unmittelbar einhergehende Umweltzerstörung.
Wirtschaftswachstum wird immer auf Kosten der Umwelt erreicht. Vor allem in der Volksrepublik China
werden zahlreiche Umweltprobleme ignoriert, um den stetig wachsenden Wirtschaftsboom sicherzustellen.
Zukunftsbedeutung:
In absehbarer Zukunft können die Textilien aus China für westliche Konsumenten wieder teurer
werden, wenn die derzeitige Entwicklung anhält und kein globaler Wettbewerb in der Textilindustrie
stattfindet. Der Strukturwandel führte bisher zu Marktverdrängungen kleinerer Produktionsländer, der den
Kreislauf von Angebot und Nachfrage massiv beeinflusst hat und in Zukunft weiter beeinflussen wird.
Aus Sicht der deutschen Marktwirtschaft nimmt die Volksrepublik China einen hohen Stellenwert
als Handelspartner ein. Von Interesse ist hierbei der immense Absatzmarkt für deutsche Produkte und
technische Innovationen in China. Zugleich verschärft sich jedoch der Wettbewerb auf den heimischen
Märkten durch den Import von chinesischen Erzeugnissen.
Die lokale Umweltzerstörung in China, um die Wirtschaft des Landes voranzutreiben, hat Einfluss
auf die globalen Klimaveränderungen.
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Die Frage, ob günstige Kleidung einen Vorteil für alle bringt, betrifft die SuS in direktem Maße, da in ihrer
Altersgruppe viele von ihnen auf preiswerte, modische Kleidungsstücke angewiesen sind. Somit müssen
sie sich schon fast zwangsläufig mit den Ursachen für diese Artikelpreise auseinandersetzen. Diese
Analyse führt zunächst über das Welthandelsabkommen, wobei globale Wirtschaftsbeziehungen und
Abkommen exemplarisch erarbeitet werden können. Dabei ergeben sich sowohl Gewinner als auch
Verlierer dieser Entwicklung und gerade die Situation der Letztgenannten bietet die Möglichkeit, zukünftige
Entwicklungsszenarien zu durchdenken. Sobald nämlich China den Textilmarkt vollkommen dominiert,
greifen die marktwirtschaftlichen Gesetze von Angebot und Nachfrage und es dürfte zu einem Anstieg der
Preise kommen.
Anhand der Entwicklung der chinesischen Einkommen können die SuS exemplarisch den Einfluss der
Industrialisierung auf ein Gesellschaftssystem nachvollziehen. Hierbei ist die chinesische Entwicklung
besonders anschaulich, da sie innerhalb von weniger als zwanzig Jahren erfolgte und die Differenzen
zwischen Stadt- und Landbevölkerung besonders groß ausfallen. Anhand des Konfliktes, der zwischen
beiden Bevölkerungsgruppen besteht, können die SuS das Dilemma der Wanderarbeiter sehr gut
nachvollziehen, da ihr Leben im Wesentlichen von der Suche nach einer Verdienstmöglichkeit – entweder
armer Bauer auf dem Land oder Fabrikarbeiter mit Hungerlohn – geprägt ist.
Die Angst, ob uns die Chinesen mit ihrem starken Wirtschaftswachstum überholen werden, spiegelt den
Konflikt und die Zukunftsangst in unserer Gesellschaft wieder: einerseits befürchten wir ihre Konkurrenz
und Macht auf dem internationalen Markt, benötigen sie aber andererseits wiederum als Handelspartner,
der im Moment unsere teuren, hoch technisierten Produkte kauft.
Bei der Frage nach den chinesischen Arbeitsbedingungen müssen sich die SuS mit ihrem eigenen Alltag
befassen und sich fragen, ob sie selbst den Konsum bzw. den Nichtkonsum dieser Produkte rechtfertigen
können. Denn eine kategorische Ablehnung dieser Produkte würde die Arbeits- und somit auch
Lebensbedingungen der Fabrikarbeiter nur verschlechtern. Hier ist also die politische Disziplin des
Denkens in Alternativen gefordert.
Spätestens bei der Auseinandersetzung mit den ökologischen Problemen des chinesischen
Wirtschaftswachstums dürfte allen SuS klar werden, dass diese Ausrichtung auf Wirtschaft auch für uns
langfristig nicht ohne Konsequenzen bleiben wird. Dieser Konflikt zwischen Umwelt und industriellem
Wachstum wird begleitet von dem Problem der freien Meinungsäußerung in der Volksrepublik China.
Hierbei können die Auswirkungen der Geschichte des Landes mit seinen Herrschaftsstrukturen und
kulturellen Entwicklungen sehr anschaulich analysiert werden.
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
7. Impulsfragen – Erwartungshorizont
Umwelt
Impuls/
Erwartungshorizont
Schlüsselfrage
Wird die Umweltzerstörung
Wenn die Menschen in China nicht mehr leben können, können sie auch nicht mehr
die mit der Industrialisierung
produzieren. Der Zirkus der Globalisierung reist dann an einen unverbrauchten Ort weiter.
einhergeht den
Wirtschaftsboom zerstören?
Umweltzerstörung ist eine
Auch unsere Industrialisierung ging mit einer drastischen Umweltzerstörung einher. Wir haben
Begleiterscheinung der
es heutzutage geschafft, unsere Flüsse sind wieder sauber und die Natur ernährt uns und gibt
Industrialisierung. Sollten wir
den Tieren einen Lebensraum.
mit der Urteilsbildung nicht
Nach der Erkenntnis wird dieser Prozess auch in China einsetzen.
noch zehn Jahre warten?
China ist so weit entfernt,
Wir Leben in Europa und haben genügend Möglichkeiten unser Leben gegen Gifte aus China
dass die Gifte keine
abzuschotten, wenn die der Meinung sind, dass sie so mit ihrer Umwelt umgehen müssen,
Auswirkungen auf mein
dann machen wir die Grenzen einfach für ein paar Jahrzehnte dicht.
Leben haben.
Durch die Umweltzerstörung
Die Debatte um die Artenvielfalt zeigt deutlich, dass jeder Lebensraum auf der Erde Schätze
gehen der Menschheit
enthält, die es zu schützen gilt. Für das Überleben der Menschheit ist dieses Wissen sehr
Schätze verloren die nicht
wertvoll und kann nicht gegen ein kurzfristiges Wirtschaftswunder, egal welchen Ausmaßes
durch ein kurzfristiges
eingetauscht werden.
Wirtschaftswunder zu
ersetzen sind.
Arbeitsbedingungen
Impuls/Schlüsselfrage
Erwartungshorizont
In China herrschen ebenso
Die Gesetzt zum Schutz der Arbeitnehmer in China sind teilweise sehr ungenau geschrieben.
Gesetzte zum Schutz der
Die Regierungen der verschiedenen chinesischen Regionen spezifizieren die nat. Gesetzte
Arbeitnehmer wie hier in
und konkretisieren sie ggf. hinsichtlich ihrer Umsetzung und entwickel so ihre eigenen
Deutschland. Warum werden
Standards. Dadurch ergeben sich Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen. Seitens
diese Missachtet?
der Arbeitnehmer gibt es kaum Möglichkeiten (Arbeitnehmervertretungen) sich gegen die
Verstöße zu wehren, da die Armut sie daran hindert, eine alternative Beschäftigung zu suchen.
Viele Arbeitnehmer wissen nichts von ihren Rechten, es findet keine Aufklärung statt, z. B. in
Form eines Arbeitsvertrages.
Wo liegen die Ursachen für
Der Preisdruck ausländischer Unternehmen ist derart hoch, dass chinesische Lieferanten auf
diese schlechten
Betrug (jugendliche Arbeiterinnen, Arbeiter von Kündigen abhalten) zurückgreifen müssen, um
Arbeitsbedingungen?
enge Lieferfristen einzuhalten, ohne die Preise zu erhöhen. Die Lieferanten sind gezwungen
die Löhne zu senken und extreme Taktiken anzuwenden, um genügend Arbeitskräfte
beizubehalten. Selbst die Verantwortung dafür, dass chinesische Arbeitsgeber die Zahlungen
40
Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
von Überstunden verweigern, liegt bei den Einzelhändlern.
Welche Möglichkeiten haben
Bindende Verpflichtung von Unternehmen zur Einhaltung von Arbeits- und Sozialstandards bei
die Einzelhändler, die
globalen Zulieferern, die in Gesetzeswerken einzelner Staaten verankert wird. Eine bindende
Arbeitsbedingungen in ihren
Unternehmensberichterstattung über die Einhaltung von Umwelt und Sozialstandards.
Zulieferbetrieben zu
Einzelhändler können dadurch Druck auf die Zulieferer ausüben und Veränderungen herbei
verbessern?
führen.
Kultur
Impuls/
Erwartungshorizont
Schlüsselfrage
Welcher kulturelle Aspekt der
Möglicherweise fühlen sich die Arbeiterinnen einer Gruppe (Ingroup-interessen, Danwei)
Chinesen sorgt dafür, dass
zugehörig, die nach dem chinesischen Verständnis sehr eng miteinander verknüpft ist
die Arbeiterinnen in der
(Loyalität, Solidarität). Das chinesische Harmonieverständnis lässt innerhalb dieser Gruppen
Textilbranche ihre
keine Streitigkeiten und Störungen zu.
Arbeitsbedingungen
In China existiert ein ausgeprägtes Hierarchiebewusstsein. Die Arbeiterinnen wissen, dass sie
akzeptieren?
in der Hierarchie des Marktes ganz unten stehen.
Welche Motivation steckt
Einerseits natürlich die Armut der Landbevölkerung und der Zwang, sein Geld als
hinter der gewaltigen
Wanderarbeiter zu verdienen, um zu überleben. Andererseits aber der tief verwurzelte
wirtschaftlichen Expansion,
Sinozentrismus, der China über den Rest der Welt stellt.
wie z.B. in der
Textilbranche?
Warum werden in China so
Abweichungen von den Vorgaben werden bestenfalls belächelt, oft aber auch sanktioniert.
oft Markenplagiate, auch in
Spontaneität, Improvisation, Originalität oder Selbstverwirklichung sind insofern weitgehend
der Textilindustrie
verpönt. Zusammen mit der Angst vor dem Gesichtsverlust führt dieses zu einem erhöhten
hergestellt?
Konformitätsdruck und zur geringen Verbreitung von Exzentrikern in China. Das Kopieren von
Vorbildern indes gilt vor diesem Hintergrund ausdrücklich als erwünscht, lobenswert und
Warum stellen die Chinesen
keineswegs als verwerflich, was zur Erklärung der heute gerade in China florierenden
überwiegend Kleidung für
Produktpiraterie beiträgt.
bekannte, große westliche
Label her und entwerfen
wenig eigene Kleidung?
Welttextilabkommen
Impuls/
Erwartungshorizont
Schlüsselfrage
Als es das WTA noch gab,
Die Beschränkung der Textil- und Bekleidungsimporte sollte die Industrieländer vor einer noch
hat China noch nicht in so
stärkeren Flut von Billigtextilien schützen und ihren Textilproduzenten einen zeitlichen
großem Umfang Textilien
Aufschub zur Einleitung des notwendigen Strukturwandels einräumen.
exportiert. Warum ist das
Das WTA stellt eine Beschränkung des Freihandels zulasten einiger Entwicklungsländer
41
Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
WTA ausgelaufen?
dar. Das Ende des WTAs bedeutet die fortschreitende Liberalisierung und Expansion
des Welthandels, die Vermeidung von Störungen in Export-Importländern Die
Aufhebung sollte den zunehmenden Anteils der Entwicklungsländer am Welttextilhandel
sichern.
Warum konnten andere
Das WTA hat einerseits Länder mit einer starken T&B-Industrie (wie z. B. China)
Entwicklungsländer nicht von
gebremst und Exporteinnahmen geschmälert, andererseits wettbewerbsschwächeren
der Aufhebung des WTAs
Ländern wie z. B. Bangladesch oder Kambodscha den Aufbau von T&B-Industrien
profitieren und ihren Export
erleichtert, deren Exporte in Industrieländer durch das Quotensystem relativ geschützt
stark ausbauen?
waren. In einigen dieser Länder wuchs die T&B-Industrie zum Hauptwirtschaftszweig heran.
Zu den Verlierern gehören vor allem Entwicklungsländer aus Lateinamerika und Afrika, aber
auch aus Asien und dem Mittleren Osten, wie z. B. Mexiko, Guatemala, Honduras, El Salvador,
die Dominikanische Republik, Südafrika, Namibia, Mauritius, Nepal und die Mongolei. Sie alle
erlitten 2005 Exporteinbußen - z. T. bis 13%. Einige asiatische Länder konnten ihre Exporte in
die USA zwar steigern, verzeichneten jedoch gleichzeitig Verluste mit Blick auf die EU, wie z.
B. Bangladesch, Indonesien und Kambodscha. Zukünftig werden diese Länder noch mehr
unter Druck kommen, da die chinesische Industrie produktiver und kostengünstiger ist.
Außerdem waren Exportsteigerungen nicht zwangsläufig mit einem Wertzuwachs
identisch, da die Preise von T&B-Produkten fielen. Auch kam es weltweit sowohl in
Verlierer- als auch in Gewinnerländern zu Fabrikschließungen, Arbeitsplatzverlusten und einer
Verschlechterung von Arbeitsbedingungen, sodass eine Nachhaltigkeit erster positiver
Entwicklungen in einigen asiatischen Ländern seit Anfang 2005 bezweifelt werden muss.
Kann die WTO nicht wieder
Nein, das Ziel der WTO ist der Abbau von Handelshemmnissen und somit die
Quotenregelungen einführen,
Liberalisierung des internationalen Handels mit dem weiterführenden Ziel des
damit ein Ausgleich
internationalen Freihandels.
zwischen den
Entwicklungsländern
geschaffen werden kann?
Welche Chancen hat
Deutschlands Textilindustrie,
sich am Weltmarkt zu
•
Produktion von hochwertigen technischen Textilien (Hightechtextilien)
•
Prozessinnovationen (Maschinen) zur Beschleunigung der Produktionen
einsetzen.
behaupten?
Welche Möglichkeiten habe
ich als Verbraucher auf den
Markt Einfluss zu nehmen?
•
Keine Kleidung aus China kaufen.
•
Sich für Kampagnen starkmachen (Aktion „Saubere Kleidung“).
•
Gezielt Kleidung aus bestimmten Entwicklungsländern zu kaufen.
•
Weniger Kleidung kaufen, sondern Ressourcen sparen.
42
Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
Wirtschaft
Impuls/
Erwartungshorizont
Schlüsselfrage
Welche Vorteile
Durch den chinesischen Wirtschaftsboom eröffnet sich für Deutschland die
ergeben sich für die
Chance einen großen Absatzmarkt zu erschließen, in China leben immerhin
deutsche Wirtschaft
1,3 Mrd. Menschen, deren Bedürfnisse auch durch deutsche Exportgüter
infolge des
gedeckt werden können. Weiterhin ist die chinesische Wirtschaft mitunter
chinesischen
abhängig von innovativen Techniken (Maschinen, erneuerbare Energie), die
Wirtschaftsbooms?
von deutschen Unternehmen hergestellt und exportiert werden.
Welche Nachteile
Hat sich die chinesische Wirtschaft erst einmal deutsche Techniken und
können sich für
Innovationen zu eigen gemacht, wird in absehbarer Zukunft der deutsche
Deutschland infolge des
Export dieser Techniken zurückgehen. Dadurch könnten massiv Arbeitsplätze
chinesischen
in Deutschland bedroht sein, da China nun selbst in der Lage ist, Innovationen
Wirtschaftsbooms
kostengünstig herzustellen und zu exportieren.
ergeben?
Als es das WTA noch
Die Beschränkung der Textil- und Bekleidungsimporte sollte die Industrieländer vor
gab, hat China noch
einer noch stärkeren Flut von Billigtextilien schützen und ihren Textilproduzenten
nicht in so großem
einen zeitlichen Aufschub zur Einleitung des notwendigen Strukturwandels einräumen.
Umfang Textilien
Das WTA stellt eine Beschränkung des Freihandels zulasten einiger
exportiert. Warum ist
Entwicklungsländer dar. Das Ende des WTAs bedeutet die fortschreitende
das WTA ausgelaufen?
Liberalisierung und Expansion des Welthandels, die Vermeidung von Störungen
in Export-Importländern Die Aufhebung sollte den zunehmenden Anteils der
Entwicklungsländer am Welttextilhandel sichern.
Warum konnten andere
Das WTA hat einerseits Länder mit einer starken T&B-Industrie (wie z. B. China)
Entwicklungsländer
gebremst und Exporteinnahmen geschmälert, andererseits
nicht von der Aufhebung wettbewerbsschwächeren Ländern wie z. B. Bangladesch oder Kambodscha
des WTAs profitieren
und ihren Export stark
ausbauen?
den Aufbau von T&B-Industrien erleichtert, deren Exporte in Industrieländer
durch das Quotensystem relativ geschützt waren. In einigen dieser Länder wuchs
die T&B-Industrie zum Hauptwirtschaftszweig heran. Zu den Verlierern gehören vor
allem Entwicklungsländer aus Lateinamerika und Afrika, aber auch aus Asien und dem
Mittleren Osten, wie z. B. Mexiko, Guatemala, Honduras, El Salvador, die
Dominikanische Republik, Südafrika, Namibia, Mauritius, Nepal und die Mongolei. Sie
alle erlitten 2005 Exporteinbußen - z. T. bis 13 %. Einige asiatische Länder konnten
ihre Exporte in die USA zwar steigern, verzeichneten jedoch gleichzeitig Verluste mit
Blick auf die EU, wie z. B. Bangladesch, Indonesien und Kambodscha. Zukünftig
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
werden diese Länder noch mehr unter Druck kommen, da die chinesische
Industrie produktiver und kostengünstiger ist. Außerdem waren
Exportsteigerungen nicht zwangsläufig mit einem Wertzuwachs identisch, da
die Preise von T&B-Produkten fielen. Auch kam es weltweit sowohl in Verlierer- als
auch in Gewinnerländern zu Fabrikschließungen, Arbeitsplatzverlusten und einer
Verschlechterung von Arbeitsbedingungen, sodass eine Nachhaltigkeit erster positiver
Entwicklungen in einigen asiatischen Ländern seit Anfang 2005 bezweifelt werden
muss.
Kann die WTO nicht
Nein, das Ziel der WTO ist der Abbau von Handelshemmnissen und somit die
wieder
Liberalisierung des internationalen Handels mit dem weiterführenden Ziel des
Quotenregelungen
internationalen Freihandels.
einführen, damit ein
Ausgleich zwischen den
Entwicklungsländern
geschaffen werden
kann?
Welche Chancen hat
•
Produktion von hochwertigen technischen Textilien (Hightechtextilien)
Deutschlands
•
Prozessinnovationen (Maschinen) zur Beschleunigung der
Produktionen einsetzen.
Textilindustrie, sich am
Weltmarkt zu
behaupten?
Welche Möglichkeiten
•
Keine Kleidung aus China kaufen.
habe ich als
•
Sich für Kampagnen stark machen (Aktion „Saubere Kleidung“).
Verbraucher auf den
•
Gezielt Kleidung aus bestimmten Entwicklungsländern zu kaufen.
Markt Einfluss zu
•
Weniger Kleidung kaufen, sondern Ressourcen sparen.
nehmen?
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Thema der Unterrichtseinheit: Kleidung zum Schnäppchenpreis – ein Vorteil für alle?
8. Beurteilungsmatrix zur Strukturierung/Gewichtung von Positionen
Zweckrationalität
Zweck-Mittel-Relation
Effizienz
WirksamkeitLeistungsfähigkeit
Kosten-Nutzen Verhältnis
Wertrationalität
„weiche Rationalität“
Freiheit – Gerechtigkeit
Legitimität
Politische Akteure
Politische Betroffene
Ich als
Käufer/KonsumentÖ
billige Kleidung
Arbeitsplätze der
Chinesen erhalten
Verzicht bringt nichts
China als Handelsmacht
China als Absatzmarkt
Discounter
Textilunternehmen
Einsatz für die
Schwächeren
Chinesen müssen
selbst etwas für ihre
Arbeitsbedingungen
tun
Demokratisches
System
WTO –
Handelsmaxime
Entwicklungshilfe
braucht China nicht
Entwicklungsländer
müssen sich selbst
helfen
Umweltzerstörung in
China
Arbeitsbedingungen
Gerechte Entlohnung für in China
harte Arbeit
Fehlende
Arbeitsplätze in
Menschenrechte/Arbeits- anderen
bedingungen
(Entwicklungs-)
ländern
Gutes Gewissen
Entwicklungshilfe
kommt auch uns
zugute (Umwelt)
Politik muss sich
einmischen- muss
gestalten und
ausgleichen/verbessern
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