Nicht mehr alles schlucken … !

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Nicht mehr alles schlucken … !
Nicht mehr
alles schlucken … !
Frauen. Medikamente. Selbsthilfe.
EIN HANDBUCH
VO R B E M E R K U N G
Bis weit zurück in die Menschheitsgeschichte wurden bestimmte Mittel genutzt, um Stimmungen oder
Gefühle zu beeinflussen. In der medizinischen
Behandlung von Beschwerden wie Ängsten, Schlafstörungen, Schmerzen, etc. haben psychoaktive
Medikamente heute ihren festen Platz. Doch können
sie z. T. auch Gefahren bergen. In Deutschland gibt
es 1,4 Millionen medikamentenabhängige Menschen,
dass sind fast so viele wie von Alkohol Abhängige
mit 1,5 Millionen. Eine ähnlich hohe Zahl von
Menschen missbraucht Medikamente, indem sie zu
oft zu viele oder schlicht für ihre Beschwerden die
Falschen einnehmen.
Die Einnahme von Medikamenten erfolgt still und
unauffällig. Genau dieser Umstand verhindert oft,
angemessene Hilfen zu finden, wenn eine verhängnisvolle Abhängigkeitsentwicklung eingetreten ist.
Es gibt bisher immer noch zu wenig spezifische
Beratungs- und Behandlungsangebote und so fallen
Medikamentenabhängige oft aus dem Versorgungsnetz heraus.
Selbsthilfegruppen sind im Suchtbereich häufig die
erste Anlaufstelle für Betroffene, die Informationen
und Hilfen suchen. Selbsthilfeförderung ist hier ein
wichtiger Ansatzpunkt, um den Zugang zur Versorgung zu erleichtern. Weil 2/3 aller Menschen mit
Medikamentenproblemen weiblich sind, richtet sich
das vorliegende Handbuch insbesondere an Selbstoder Mitbetroffene, die eine Gruppe für Frauen mit
Medikamentenproblemen aufbauen wollen. Andere
Interessierte werden hier ebenfalls Informationen
und Anregungen zu den Themen Medikamentenabhängigkeit und Gruppenarbeit finden.
Mit diesem Handbuch wollen wir, die Deutsche
Hauptstelle für Suchtfragen und der BKK Bundesverband, gemeinsam mit den Abstinenz- und SuchtSelbsthilfeverbänden, eine konkrete Hilfestellung
für den Aufbau entsprechender Gruppen bieten. Es
ist das Ergebnis des gemeinsamen Kooperationsprojektes „Frauen – Medikamente – Selbsthilfe“.
Unser besonderer Dank gilt den Frauen, die im
Rahmen des Projektes an Schulungen zum Thema
teilgenommen und anschließend mit großem und
zumeist ehrenamtlichem Engagement eine Vielzahl
von Anstrengungen zum Aufbau von Selbsthilfegruppen für Frauen mit Medikamentenproblemen
unternommen haben. Ihre Erfahrungen sind in
dieses Handbuch eingeflossen.
Nach einer Einführung zum besonderen Verhältnis
von Frauen zu Medikamenten werden die Schritte
zur Gründung einer Selbsthilfegruppe erläutert.
Der Hauptteil bietet konkrete Anregungen für die
Durchführung von themenzentrierten Gruppentreffen. Anschließend finden Interessierte Informationen rund um Medikamentenmissbrauch und
-abhängigkeit, bevor im Serviceteil Tipps zum
Weiterlesen sowie Kontaktadressen den Abschluss
bilden.
Wir wünschen allen, die mit diesem Werk arbeiten,
viel Erfolg, Freude und spannende Erfahrungen in
der Gruppenarbeit und hoffen, dass die Gruppen
vielen Betroffenen Mut machen können, sich aus der
Abhängigkeit von Medikamenten zu lösen.
I N H A LT
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EINFÜHRUNG – FRAUEN UND MEDIKAMENTE
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GRÜNDUNG EINER SELBSTHILFEGRUPPE
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10
11
13
16
17
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Was ist Selbsthilfe?
Schritte zur Gründung einer Selbsthilfegruppe
Die eigene Motivation und Rolle in der Gruppe
Öffentlichkeitsarbeit von Selbsthilfegruppen
Vorbereitungen für ein erstes Treffen
Arbeitsweisen in Gruppen
ANREGUNGEN FÜR DIE GRUPPENARBEIT
Das erste Treffen
25 Wann bin ich gut genug?
Nüchtern betrachtet: Wie viel muss ich leisten?
Frau-Sein
Älter werden
29 Das Leben meistern
Besser mit dem Stress zurechtkommen
Entspannen ohne Medikamente
Für sich selbst sorgen
32 Gesund werden und bleiben
Psychische und körperliche Beschwerden
Abstinenz und Rückfall
Wie behandle ich meinen Arzt?
22
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BASIS-INFORMATIONEN ZU
MEDIKAMENTENMISSBRAUCH UND –ABHÄNGIGKEIT
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44
45
47
51
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Sinnvoller Medikamentengebrauch
Missbrauch und Abhängigkeit von Medikamenten
Kurzfragebogen zum Medikamentengebrauch
Welche Medikamente können abhängig machen?
Professionelle Hilfe bei Medikamentenproblemen
SERVICE
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59
Literaturtipps
Adressen
E I N F Ü H RU N G –
F R AU E N U N D M E D I K A M E N T E
In den vergangenen Jahren wurde in der Öffentlichkeit immer deutlicher darauf hingewiesen,
dass Frauen anders gesund bzw. krank sind
als Männer. So wird die gesundheitliche Lage
von Frauen beispielsweise in bundes- oder auch
landesweiten Gesundheitsberichten aufgegriffen.
Hierbei werden u. a. auch besondere, frauentypische Belastungssituationen herausgearbeitet
(Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend, 2001).
Frauentypische Belastungen
TIPP
Die Broschüre
Frauen Leben
Gesundheit
wird von der Bundeskoordination Frauengesundheit herausgegeben.
Vor allem junge Frauen wünschen sich heute
sowohl eine Familie als auch einen Beruf. Das
„sowohl als auch“ wird trotz der daraus erwachsenden Beanspruchung oft als Bereicherung des
eigenen Lebens erfahren und kann so die persönliche Zufriedenheit und Gesundheit fördern.
Ob die Doppelbelastung gern in Kauf genommen wird, hängt natürlich von vielen Faktoren
ab. Durch ungünstige Arbeitsbedingungen oder
besondere Belastungen wie z.B. Verschuldung,
Erziehungsschwierigkeiten, Partnerschaftsprobleme, Krankheit oder Tod nahe stehender
Menschen u. v. m. können im Laufe der Zeit die
persönlichen Kraftreserven aufgebraucht werden.
In vielen frauentypischen Berufen im Dienstleistungsbereich, der Kranken- und Altenpflege
sowie in bestimmten Büroberufen werden oft
monotone oder durch Kunden- und Patientenkontakte emotional anstrengende Arbeiten mit
körperlich einseitigen Belastungen verrichtet.
Dabei sind die Handlungsspielräume durch
Zeitdruck und mangelnde Entscheidungsbefugnisse häufig gering. Studien belegen, dass solche
Arbeitsbedingungen den Gebrauch von Medikamenten fördern. Um den Anforderungen mit
einem Lächeln im Gesicht Stand zu halten, ist
der Griff zur Tablette für viele selbstverständlich.
4
Pflege für Partner, Kinder, Angehörige
Medikamente in allen Lebenslagen
Alles psychisch?
Frauen sind im Allgemeinen gesundheitsbewusster als Männer. Sie verhalten sich bei der
Hausarbeit, im Berufsalltag und im Straßenverkehr weniger riskant.
Sie sorgen aber nicht nur für ihre eigene Gesundheit, sondern leisten große Teile der privaten
Krankenpflege und -behandlung für andere. Sie
besorgen die Arzneien aus der Apotheke und
vereinbaren für Kinder und Partner Termine beim
Arzt. Bei eigenen Erkrankungen wird ihnen aber
häufig diese Fürsorge nicht zuteil und es fehlt
der private Schonraum. Haus- und Familienarbeit ist durch eine Krankschreibung oft nicht
zu umgehen. Frauen stellen daher ihre eigenen
Bedürfnisse zurück. Das liegt zum Teil daran,
dass sie zunächst für andere sorgen. Sie sind es
nicht gewohnt, selber im Mittelpunkt zu stehen.
Viele versuchen auch Konflikten aus dem Weg zu
gehen, weil sie fürchten, ohnehin den Kürzeren
zu ziehen. Zusätzlich fühlen sie sich bei Fehlern
und Misserfolgen häufiger selbst verantwortlich
und suchen die Schuld bei sich, anstatt bei
anderen.
Normale Vorgänge im weiblichen Lebenszyklus
rund um die Fortpflanzung (Menstruation,
Schwangerschaft, Wechseljahre) werden immer
stärker mit Hilfe von Medikamenten kontrolliert.
Dies beginnt bei Mädchen, die ihre Menstruationsschmerzen mit frei käuflichen Schmerzmitteln bekämpfen und setzt sich fort bis zur
Verordnung von Hormonen in den Wechseljahren. Dabei werden nicht nur die körperlichen
Symptome berücksichtigt – wie Hitzewallungen
und das Osteoporoserisiko – sondern es soll
durch die Hormongaben auch die Stimmung
zum Positiven beeinflusst werden, oft auch vorbeugend und über längere Zeiträume hinweg.
Als Ursache für Beschwerden von Frauen werden
häufig seelische Gründe angenommen, auch
wenn dies nicht immer zutrifft. Andererseits
finden sich in Studien Depressionen, Angststörungen und Ess-Störungen auch häufiger bei
Frauen. Obwohl mehr Frauen als Männer eine
psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen,
ist doch zunächst die Erwartung vieler Frauen,
von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin ein Rezept
gegen ihre Probleme zu bekommen. Auf der
anderen Seite führt die Ratlosigkeit vieler Ärztinnen und Ärzte angesichts der geäußerten Probleme auch zu Verlegenheitsverschreibungen.
Frauen bekommen doppelt so viele Psychopharmaka verordnet wie Männer und zwei Drittel
aller Medikamentenabhängigen sind Frauen.
Häufige Arztbesuche
73% aller Arztbesuche werden von Frauen absolviert. Vermutet wird, dass dem Arzt oder der
Ärztin auch eine soziale Entlastungsfunktion
zukommt. Für ein ausführliches Gespräch über
die Beschwerden steht jedoch oft wenig Zeit
zur Verfügung. Dagegen kommt es häufig vor,
dass Frauen mit ihren Beschwerden nicht ernst
genommen werden. Ein aktuelles Beispiel für
Fehldeutungen kommt aus dem Bereich der
Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zunehmend wird
darauf hingewiesen, dass die Symptome für
einen Herzinfarkt bei Frauen anders sind als
bei Männern (für Frauen typisch sind z.B. Übelkeit oder Erbrechen, plötzliche Leistungseinschränkungen und ungewöhnliche Müdigkeit,
Rückenschmerzen).
Diese in aller Kürze geschilderten Zusammenhänge zeigen, dass zwischen Frauen und Medikamenten eine besondere Verbindung besteht.
Diese Verbindung bildet den Hintergrund für
den Aufbau spezieller Selbsthilfegruppen für
Frauen mit Medikamentenproblemen, wie er im
Folgenden beschrieben wird.
Frauen nehmen ihren Körper sensibler wahr
und sprechen anders über ihre Gesundheit und
ihre Krankheit. Sie beziehen sich dabei nicht
so ausschließlich auf körperliche Symptome
wie Männer, sondern schildern häufig die Entstehungszusammenhänge sowie ihre seelischen
Empfindungen mit.
Die Schulmedizin ist dagegen darauf ausgerichtet, für möglichst klar umrissene Beschwerden
körperliche Ursachen festzustellen. So sprechen
Patientinnen einerseits sowie Ärztinnen und
Ärzte andererseits teilweise eine andere Sprache.
5
GRÜNDUNG
E I N E R S E L B S T H I L F E G RU P P E
Im folgenden Kapitel geben wir Ihnen
einen Überblick über wichtige Schritte bei
der Gründung einer Selbsthilfegruppe.
Dazu greifen wir auch typische Fragen auf,
die erfahrungsgemäß in dieser Phase auftauchen.
Sie finden auf den nächsten Seiten interessante Anregungen, Hinweise auf Stellen,
die bei der praktischen Umsetzung weiterhelfen sowie Literaturhinweise zum
Weiterlesen.
8
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Was ist Selbsthilfe?
10
Schritte zur Gründung einer Selbsthilfegruppe
11
Die eigene Motivation
13
Öffentlichkeitsarbeit von Selbsthilfegruppen
16
Vorbereitungen für ein erstes Treffen
17
Arbeitsweisen in Gruppen
7
WA S I S T S E L B S T H I L F E ?
In Selbsthilfegruppen schließen sich Menschen
zusammen, die mit vergleichbaren Problemen,
Erkrankungen oder Behinderungen leben, von
denen sie entweder selbst oder als Angehörige
betroffen sind. Durch die gemeinsame Arbeit in
regelmäßigen Treffen werden die Teilnehmerinnen sozusagen Expertinnen in eigener Sache,
wodurch sie professionelle Hilfe gezielter und
gegebenenfalls auch kritischer in Anspruch nehmen können. Selbsthilfegruppen erstetzen eine
professionelle, medizinische oder therapeutische
Behandlung nicht. Sie ergänzen und unterstützen
diese Angebote jedoch in sinnvoller Weise.
Wie wirken Selbsthilfegruppen?
In Anlehnung an die Ergebnisse einer Studie von
Prof. Dr. Herbert Janig lassen sich die Funktionen von Selbsthilfegruppen mit Hilfe der Vokale
(Selbstlaute) A - E - I - O - U beschreiben:
Auffangen, Ermutigen, Informieren, Orientieren
und Unterhalten.
A wie Auffangen
Betroffene sind oft verzweifelt oder einsam und sie
haben das Gefühl, allein gelassen zu sein. Deshalb
ist eine der wichtigsten Aufgaben der Gruppe, im
ersten Moment ein Beistand für diejenigen zu sein,
die Anschluss suchen und potenzielle Gruppenmitglieder dort abzuholen, wo sie sich gemäß ihrer
(Krankheits-)Entwicklung befinden.
E wie Ermutigen
Die Selbsthilfegruppe hilft mit, das Leben mit der
Medikamentenabhängigkeit und ihren sonstigen
Beschwerden und Erkrankungen erträglich zu
machen. Die Teilnehmerinnen dienen sich gegenseitig als Beispiel dafür, dass man es schaffen
kann und dass ein Weg aus der Abhängigkeit
möglich ist.
I wie Informieren
Das dritte wichtige Ziel ist, Informationen an die
Gruppenmitglieder zu geben. Dies kann durch das
Vermitteln von professioneller Hilfe, durch gemeinsame Arbeit an Literatur oder Texten oder auch
durch das Einladen von Experten/-innen geschehen.
Die Gruppenteilnehmerinnen werden so zu Expertinnen für ihre eigene Situation.
8
O wie Orientieren
Selbsthilfegruppen bieten den gegenseitigen
Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen,
die das gleiche Problem haben. Hierdurch können
sich die Gruppenteilnehmerinnen an Menschen
orientieren, die ihnen tatsächlich ähnlich sind, so
dass sie sich selber besser einschätzen können.
Sie können bei anderen zusehen, wie diese mit
Problemen umgehen, mit denen sie konfrontiert
sind. Die Gruppenmitglieder übernehmen füreinander Vorbildfunktion und erfahren für ihre eigenen
Probleme Verständnis und Solidarität.
U wie Unterhalten
Die Bindung der Gruppenmitglieder untereinander
ist für viele ebenfalls wichtig. Bei den Gruppentreffen muss es nicht nur um die Erkrankung gehen.
Vielmehr bietet die Gruppe auch die Möglichkeit,
lange vernachlässigte, positive Erfahrungsbereiche
(wieder) zu erschließen. Aus der Gruppe heraus
können sich über den „fachlichen“ Kontakt hinaus
auch Freundschaften entwickeln.
(in Anlehnung an Janig, 1999)
Aktive Mitarbeit
Selbsthilfe heißt, dass sich alle Beteiligten der
Gruppe eigenverantwortlich engagieren. Einzelne Mitglieder können für eine begrenzte Zeit
bestimmte Funktionen übernehmen, wie z.B. die
Gesprächsleitung für eine Reihe von Gruppenabenden (siehe „Arbeitsweisen in Gruppen“). Eine
solche Aufgabe kann von jedem Gruppenmitglied
übernommen werden, welches sich dazu in der
Lage sieht und sich bereit erklärt.
Selbsthilfegruppen sind keine Dienstleistungseinrichtungen oder Beratungsstellen, die beliebig
und passiv konsumierbar sind. Von den Mitgliedern ist aktive Mitarbeit gefordert.
Dementsprechend orientiert sich das Angebot
der Gruppe an den jeweils aktuellen Möglichkeiten der Mitglieder und ihrem Engagement.
Selbsthilfeverbände und -organisationen
Im Bereich der Selbsthilfe gibt es eine Vielzahl
unterschiedlicher Gruppen, die sich z.T. in
Organisationen und Dachverbänden zusammengeschlossen haben. Insbesondere die im Suchtbereich aktiven Abstinenz- und Selbsthilfeverbände (z.B. Blaues Kreuz in Deutschland,
Blaues Kreuz in der Evangelischen Kirche,
Freundeskreise, Guttempler oder Kreuzbund)
verfügen über eine weit ausgebaute Struktur
mit einer Vielzahl von Unterstützungsangeboten und dem Angebot von Schulungen für
Gruppenmoderatorinnen und -moderatoren
(Anschriften im Serviceteil).
Die Philosophie der anonymen Gruppen (z. B.
Anonyme Alkoholiker, Narkotics Anonymous
u. a.) sieht dagegen die Gründung von öffentlich
auftretenden Verbänden nicht vor. Darüber hinaus gibt es ein großes Angebot an Selbsthilfegruppen zu unterschiedlichen Erkrankungen und
Behinderungen. Im Hinblick auf die Gleichbetroffenheit macht es durchaus Sinn, eine eigene Gruppe gemeinsam mit anderen Medikamentenabhängigen zu gründen oder zu besuchen.
Individuelle Schwerpunktsetzungen, die stärker
den Suchtaspekt der Medikamentenabhängigkeit
betonen oder aber intensiver die psychischen
Probleme im Zusammenhang mit der Vorerkrankung berücksichtigen, sind im Verlauf einer
Gruppe möglich. Ebenso können natürlich auch
parallel Gruppen zu verschiedenen Themen
besucht werden.
Eine Gruppe „nur“ für Frauen?
Die Frage, ob eine Gruppe für Frauen gegründet
wird oder ob Frauen und Männer gemeinsam an
einer Gruppe teilnehmen sollen, wird sich sicher
im Verlauf der Planungen wiederholt stellen.
Auf den ersten Blick scheinen doch Frauen und
Männer das gleiche Problem zu haben, nämlich
eine Abhängigkeit. Deshalb wird ein Angebot
„nur“ für Frauen bei manchen Gesprächspartnerinnen und -partnern auch auf Unverständnis und
Ablehnung stoßen. Wie schon in der Einleitung
beschrieben, finden sich jedoch durchaus Unterschiede in der Entwicklung und Aufrechterhaltung der Abhängigkeit.
Auch bei der Wahrnehmung der Aufgaben und
Funktionen für die Gruppe sowie in der Gruppenarbeit können sich die unterschiedlichen Rollen
von Frauen und Männern auf den Erfolg der
Arbeit auswirken. Frauen lernen, für die Bedürfnisse von anderen Verantwortung zu übernehmen, für andere da zu sein, anderen zu dienen,
sich für andere – um deren Liebe zu erhalten –
aufzugeben. Medikamente waren dabei oft eine
Hilfe, für die Erfüllung dieser Aufgaben durchzuhalten und den anderen nicht zur Last zu fallen.
Hierzu gehört auch oft, sich zurückzunehmen,
wenn Männer den Ton angeben. Dies gehört für
viele quasi zum „Frau-Sein“ dazu.
In gemischtgeschlechtlichen Gruppen legen sich
Frauen schnell auf versorgende Funktionen fest,
versuchen ein gutes Gruppenklima herzustellen,
bei anderen Einfühlungsvermögen zu zeigen
und sich anzupassen. Genau dieses Verhalten hat
jedoch oft zuvor mit zu dem Medikamentenmissbrauch beigetragen. Es ist offensichtlich, dass
Frauen auf diese Weise weniger für ihre eigene
Entwicklung in der Selbsthilfegruppe profitieren
würden.
Für Männer ist es ebenfalls zutreffend, dass sie
ihre Beschwerden und Bedürfnisse zurücknehmen
und Medikamente einnehmen um durchzuhalten.
Sie müssen zum „Mann-Sein“ aber anderen
Ansprüchen genügen. In Selbsthilfegruppen und
Selbsthilfeverbänden übernehmen sie deshalb
(wie in vielen anderen Lebensbereichen) eher
Führungs- und Leitungsfunktionen oder Ämter.
Auf der anderen Seite stellen sie oft ihre Gefühle in den Hintergrund. Das heißt, dass auch
Männer auf ihre Weise an ihren vorgezeichneten Rollen „kranken“.
Sowohl für Frauen als auch für Männer kann es
also sehr sinnvoll sein, sich in einer Gruppe auch
mit diesen Aspekten zu beschäftigen. Wenn sich
die Gruppe besser kennt, können auch schwierigere, sensible Themen dazu kommen, wie z.B.
Sexualität, Frau-Sein oder Mann-Sein und Älterwerden, Partnerschaftskonflikte etc.
Für viele Menschen ist es angenehmer, diese
Themen nicht im Beisein von Partnern bzw.
Partnerinnen oder auch generell nicht in
Anwesenheit von Menschen des anderen
Geschlechts zu besprechen.
9
TIPP
Die Sucht-Selbsthilfeverbände haben
unterschiedliche
Materialien zu
Frauengruppen und
Frauengesprächskreisen veröffentlicht.
Ein Beispiel zum
Thema Frauenarbeit
im Verband ist der
Leitfaden
Frauenarbeit
im Kreuzbund
des Kreuzbund
Bundesverbandes.
SCHRITTE ZUR GRÜNDUNG EINER
S E L B S T H I L F E G RU P P E
Auf ehrenamtlicher Basis eine Selbsthilfegruppe
zu gründen bedeutet, mit wenigen Mitteln viel
in Bewegung zu setzen. Einer der wichtigsten
Schritte am Anfang ist deshalb, sich Unterstützung durch Verbündete zu suchen.
TIPP
Einen hilfreichen
Überblick für die
Gründung einer
Selbsthilfegruppe
bietet die
Starthilfe zum
Aufbau von Selbsthilfegruppen
der Deutschen
Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V.
TIPP
Die Broschüre
Fördern und
Fordern, zu bestellen
beim BKK Bundesverband, informiert
über Förderungen
durch die gesetzlichen
Krankenkassen.
Verbündete:
• helfen das eigene Tun zu reflektieren,
• unterstützen bei der Organisation,
• machen bei der Gruppe mit,
• helfen bei der Öffentlichkeitsarbeit,
• bewilligen Gelder,
• übernehmen praktische Aufgaben
(z.B. kopieren und verteilen von Flyern),
• sagen anderen weiter,
dass eine Gruppe gegründet werden soll,
• schicken potenzielle Gruppenteilnehmerinnen,
• helfen Vorträge zu organisieren,
um das Thema bekannter zu machen,
• stellen einen Gruppenraum zur Verfügung,
und vieles, vieles mehr.
Erste Ansprechpersonen sind für viele Gruppengründerinnen sicherlich ihre bestehenden
persönlichen Kontakte. Dies können Partner,
Verwandte und Bekannte sein. Aber auch die
Kirchengemeinde oder die Hausärztin bzw. der
Hausarzt können in manchen Punkten unterstützen. Wichtige Verbündete können außerdem
die verschiedenen Sucht-Selbsthilfe- und Abstinenzverbände sowie die örtlichen Selbsthilfekontaktstellen sein. Sie verfügen über Informationen, Erfahrungen und hilfreiche Materialien
für den Aufbau und die Durchführung von
Selbsthilfegruppen und helfen gerne weiter.
Auch bieten sich diese Stellen vielleicht als
Kontaktadresse an, wenn nicht die eigene
Telefonnummer und Adresse verwendet werden
soll. Weiter können diese Stellen auch bei der
Raumsuche und beim Abklären finanzieller
Fördermöglichkeiten (z.B. für Kopierkosten,
Telefonpauschale) helfen.
Andere Betroffene finden
D I E E I G E N E M OT I VAT I O N U N D
RO L L E I N D E R G RU P P E
Sicher sind sie über Suchtfachkliniken, Suchtberatungsstellen, andere Beratungsstellen (z.B. für
Frauen, Erziehung, Lebensfragen), Ärztinnen und
Ärzte oder Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zu erreichen. Hier ist es am wirkungsvollsten, wenn mit den betreffenden Stellen
persönlich Kontakt aufgenommen wird.
Darüber hinaus finden sich betroffene Frauen
überall da, wo Frauen sind: in der Apotheke,
beim Friseur, im Lebensmittelgeschäft etc. Hier
können später beispielsweise Visitenkarten oder
Faltblätter ausgelegt werden (vorher fragen),
die auf die Gruppe und evtl. auf eine Ansprechperson hinweisen.
Weitere Möglichkeiten der Hilfe können z.B. bei
Gleichstellungsstellen, Volkshochschulen oder
Gesundheitsämtern erfragt werden. Vielleicht
findet sich hier jemand, der oder die einen
Vortrag oder eine Veranstaltung zum Thema
Medikamente oder auch zu anderen Gesundheitsthemen wie z.B. Schlafstörungen durchführt und
so die Öffentlichkeitsarbeit direkt oder indirekt
unterstützt.
Anschriften bundesweit tätiger Organisationen
finden Sie im Serviceteil bei den Adressen. Diese
können Ihnen gegebenenfalls Ansprechpersonen
vor Ort vermitteln.
Finanzielle Förderung
Obwohl bei der Gründung einer Selbsthilfegruppe der erste Gedanke in der Regel nicht dem
Geld gilt, ist es doch sinnvoll, sich beizeiten
über die unterschiedlichen Fördermöglichkeiten
zu informieren (z.B. durch gemeinnützige
Organisationen, die Stadt oder Krankenkassen).
Über die Förderung durch die gesetzlichen
Krankenkassen informiert die Broschüre „Fördern
und Fordern“, zu bestellen beim BKK Bundesverband. Die Bezugsadresse für diese Broschüre
finden Sie im Serviceteil bei den Literaturtipps.
Neben den vielen positiven Effekten einer
Selbsthilfegruppe erfordert ihr Aufbau auch Zeit
und Kraft. Zusätzlich zu der Arbeit kommt die
Verantwortung für die übernommenen Aufgaben,
sowie die Auseinandersetzung mit den Schwierigkeiten und Problemen anderer. Da sich selten
spontan auf das Angebot hin viele Interessentinnen melden, ist auch ein langer Atem bei der
Werbung von potenziellen Gruppenmitgliedern
notwendig. Damit diese Punkte nicht zu einer
zusätzlichen Belastung in einer schwierigen
Situation werden, ist es sinnvoll, sich zunächst
einige Fragen zu stellen (Moos-Hofius, 1991):
Was will ich?
Die wichtigste Frage zu Beginn ist, ob Sie sich
für eine längere Zeit kontinuierlich und aktiv für
eine Selbsthilfegruppe einsetzen können und
auch wollen. Selbsthilfe funktioniert nicht, wenn
nur kurzfristige Erleichterung angestrebt wird.
Auch sollten Sie überlegen, ob Sie sich gesundheitlich und seelisch so stabil fühlen, dass Sie
auch etwas schwierigere Phasen überwinden können.
Aufgaben von Gruppenmoderatorinnen
• Kontakt- und Ansprechperson für Hilfe suchende
Betroffene und Angehörige sein,
• Kontakt- und Ansprechperson für die Institution
sein, die den Raum zur Verfügung stellt,
• Kontakt zu Kooperationsstellen wie dem
Selbsthilfeverband, dem die Gruppe eventuell
angeschlossen ist, zur Selbsthilfekontaktstelle, zu
Kliniken, Ärzte/-innen und anderen möglichen
Verbündeten halten,
• durch die Gesprächsleitung während der Treffen
eine gewisse Verantwortung für den Gruppenprozess und die Gruppenmitglieder übernehmen,
• Anregungen für das Gruppengespräch liefern,
etc.
Wenn eine einzige Person diese Rollen ausfüllt,
besteht grundsätzlich das Risiko, auch die
„Führung“ der Gruppe mit zu übernehmen und zu
bestimmen „wo es langgeht“. Um dies zu vermeiden – sowohl im eigenen Interesse als auch zum
Erhalt der Entwicklungsfähigkeit der Gruppe –
ist es hilfreich, die Aufgaben der Moderation und
Gesprächsführung genauer zu bestimmen.
Verantwortung teilen
Etwas Unsicherheit und Lampenfieber in einer
neuen Gruppe ist ganz normal. Entscheidend ist,
dass Sie sich und Ihre Situation selbst so weit
akzeptieren, dass Sie sich den anderen Teilnehmerinnen gegenüber öffnen und mitteilen
können. Auf der anderen Seite sollten Sie gegenüber den anderen Mitgliedern offen und tolerant
genug sein, um mit ihnen in Austausch zu treten.
Selbsthilfegruppen-Moderatorinnen erhoffen sich
oft ein „Patentrezept“ für das Funktionieren ihrer
Gruppe. Solche fertigen Lösungen gibt es leider
nicht. Dennoch fühlen sich Gründerinnen bzw.
Moderatorinnen von Selbsthilfegruppen oft für
das zu Stande kommen und „Funktionieren“ einer
Gruppe allein verantwortlich und bemühen sich,
diesem selbst gestellten Anspruch bestmöglich
Besonders empfehlenswert ist es, die eigenen
zu genügen. Diese Haltung wird von anderen
Motive bzw. Beweggründe für den Wunsch nach Gruppenteilnehmerinnen natürlich gerne in
der Gruppengründung zu bedenken. Als Initiato- Anspruch genommen, da diese hierdurch Verantrin einer Selbsthilfegruppe ist es nahe liegend,
wortung abgeben können. Durch ihren unermüddass Sie die Leitungsrolle in der Gruppe überneh- lichen Einsatz für die Selbsthilfegruppe bemerkt
men und auch Moderatorin bzw. Gesprächsdie Moderatorin zunächst oft nicht, dass sie
leiterin der Gruppentreffen werden. Beispiele für selbst als Gleichbetroffene von der Gruppe auf
entsprechende Aufgaben werden im folgenden
diese Weise viel weniger profitieren kann.
Kasten dargestellt:
Eine mögliche Lösung hierfür ist, sich die Arbeit
und Verantwortung bewusst zu teilen.
Um potenzielle Gruppenteilnehmerinnen zu
gewinnen, sollte überlegt werden, wo sich Frauen
mit Medikamentenproblemen aufhalten und wo
sie mit welchem Angebot angesprochen werden
können.
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Ö F F E N T L I C H K E I T S A R B E I T VO N
S E L B S T H I L F E G RU P P E N
TIPP
Eine ausführlichere
Beschreibung der Aufgaben einer
Gesprächsleitung
sowie Hinweise
auf weiterführende
Literatur finden Sie
im Abschnitt „Arbeitsweisen in Gruppen“
ab Seite 17.
Das Gefühl der gemeinsamen Verantwortung
ist eine wichtige Voraussetzung für die Gruppenarbeit und entsteht oft schon durch das Wahrnehmen von scheinbar unwichtigen Aufgaben
durch andere Gruppenmitglieder (z.B. das Aufschließen und Vorbereiten des Gruppenraums).
Auch besteht die Möglichkeit, sich mit den
anderen Teilnehmerinnen in der Moderation
bzw. Gesprächsleitung abzuwechseln.
Medikamentenmissbrauch und -abhängigkeit
war bisher wenig in der öffentlichen Diskussion
und in den Medien präsent. Deshalb kommt
der Öffentlichkeitsarbeit bei diesem Thema
besondere Bedeutung zu. Am Anfang stehen
zunächst einige grundsätzliche Überlegungen:
Zum einen gilt es zu bedenken, welche Zielgruppe mit einer speziellen Maßnahme erreicht
werden soll. Sollen vor allem Betroffene und
möglicherweise auch Angehörige konkret auf
das Angebot der Selbsthilfegruppe aufmerksam
gemacht werden oder soll darüber hinaus
allgemein die Öffentlichkeit und damit auch
potenzielle Kontaktpersonen für das Thema
sensibilisiert werden?
Die praktische Erfahrung zeigt, dass Frauen mit
Medikamentenproblemen sich selbst nicht als
abhängig sehen und dementsprechend auch
Angebote unter dem Titel „Abhängigkeit“ oder
„Sucht“ meiden. Entsprechende Materialien und
Veranstaltungen sprechen eher die allgemeine
Öffentlichkeit an sowie Menschen, die beruflich
oder privat Kontakt mit Betroffenen haben.
Den betroffenen Frauen dagegen ist daran gelegen, mit ihrem Verhalten nicht aufzufallen und
vor allem ihre Beschwerden möglichst effektiv zu
bekämpfen – seien es die ursprünglichen Ängste,
Schlafstörungen, Kopfschmerzen etc. oder auch
bereits Entzugserscheinungen. Angebote zu allgemeiner gehaltenen gesundheitlichen Themen
(Vorträge, Broschüren etc.) werden von ihnen
lieber genutzt. Informationen zu Medikamentenabhängigkeit oder zur Selbsthilfegruppe können
hier besser als „Extra-Beilage“ präsentiert werden.
12
Gesundheit als Aufhänger
Schließlich muss auch überlegt werden, wie viel
Zeit für die Öffentlichkeitsarbeit aufgebracht
werden kann. Denken Sie darüber nach, wer aus
Ihrem Umfeld Sie bei verschiedenen Arbeiten
(z.B. beim Formulieren, Schreiben, Kopieren,
Verteilen etc.) unterstützen kann. Darüber hinaus
können z. T. auch öffentliche Stellen Arbeit und
Kosten übernehmen, indem sie z.B. den Druck
oder den Versand von Faltblättern übernehmen.
Da Selbsthilfegruppen in der Regel nur über
geringe finanzielle Mittel verfügen und die
Arbeit ehrenamtlich erfolgt, sind die Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit begrenzt. Die
Unterstützung von Selbsthilfegruppen in diesem
Bereich ist deshalb eine wichtige Aufgabe der
Selbsthilfekontaktstellen. Darüber hinaus bieten
auch die Abstinenz- und Sucht-Selbsthilfeverbände sowie die Nachsorgereferentinnen
und -referenten im Suchtbereich Hilfen und
Unterstützung auf regionaler Ebene an.
Kontaktadressen erfahren Sie über das Referat
Nachsorge bei der Deutschen Hauptstelle
für Suchtfragen e.V.
Im Folgenden werden nun einige Beispiele von
besonders für Selbsthilfegruppen geeigneten und
in der Praxis erprobten Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit vorgestellt.
Informationsblatt (Flyer)
Die einfachste und wahrscheinlich am häufigsten
genutzte Möglichkeit der Öffentlichkeitsarbeit
für Selbsthilfegruppen ist das Informationsblatt.
Ein Informationsblatt kann von Selbsthilfegruppen selbst entworfen und kopiert werden.
Es sollte die wichtigsten Informationen über die
Gruppe enthalten (Thema, Ziel, Arbeitsweise,
Termine, Treffpunkt oder Kontaktadresse) und
dient zum gezielten Auslegen an öffentlichen
Stellen (z.B. in Krankenhäusern, bei Ärztinnen
und Ärzten, in Apotheken etc.) oder zur Weitergabe als „Visitenkarte“ nach einem Gespräch
mit interessierten Personen. Bei der Gestaltung
ist weniger oft mehr, d.h. nicht zu viel Text,
sondern lieber das Wichtigste kurz und übersichtlich formulieren.
13
Pressearbeit
Interview
Für die Zusammenarbeit mit der Presse gibt es
mehrere Ansatzpunkte. Tageszeitungen führen
in der Regel eine feste Rubrik, in der – meist
kostenfrei – regelmäßige Termine und Veranstaltungen oder Telefonnummern von Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen für besondere
Probleme veröffentlicht werden.
Die nächste Möglichkeit ist das eigene Verfassen
einer Pressemitteilung (z.B. Terminankündigungen) oder eines Presseartikels. Beide sollten
die „fünf großen Ws“ enthalten: Wer, Was,
Wann, Wo, Warum.
Nicht selten haben Journalisten/-innen auch
Interesse, mit der Gründerin bzw. den Gründerinnen einer neuen Selbsthilfegruppe ein Interview zu führen oder über die Gruppe zu berichten. Eine Gruppe für Medikamentenabhängige
ist auf Grund ihrer Seltenheit schließlich ein
lohnendes Thema! Zur Vorbereitung ist es hilfreich, für sich und die Presse die wichtigsten
Informationen (die fünf Ws!) sowie die Namen
der Ansprechpartnerinnen schriftlich zusammenzufassen. Auch die wichtigsten Ziele und Aussagen zur Gruppe sollten vorher festgehalten
werden.
Beispiel
Wer:
Was:
Wann:
Wo:
Warum:
Die Selbsthilfegruppe XX
Treffen der neu gegründeten Gruppe
Jeden Donnerstag um 19.00 Uhr
Ort der Treffen, Anschrift
Gegenseitige Unterstützung beim
Leben ohne abhängig machende
Medikamente
Außerdem sollte eine Ansprechperson oder
Kontaktadresse angegeben werden. Wenn Sie
nicht selbst mit Ihren persönlichen Angaben
genannt werden möchten, sollten Sie darauf hinweisen und eine Alternative benennen – z.B. den
Selbsthilfeverband oder die Selbsthilfekontaktstelle, mit welchen Sie zusammen arbeiten!
Außerdem muss der Termin angegeben werden,
bis wann die Meldung spätestens erscheinen
soll. Zu beachten ist hierbei, dass der Text auch
ausreichend früh (vier Tage vorher) eingereicht
wird.
Öffentliche Veranstaltungen
Bei öffentlichen Veranstaltungen besteht die
Möglichkeit für Interessierte, mit Mitgliedern
einer bestehenden Selbsthilfegruppe Kontakt aufzunehmen, ins Gespräch zu kommen und Fragen
zu stellen. Außerdem kann in der Regel Informationsmaterial zum Thema der Gruppe ausgelegt werden. Ein „Tag der Selbsthilfe“, wie ihn
manche Kommunen organisieren, ist für eine
Selbsthilfegruppe im Aufbau gut geeignet, um
auch mit Gruppen zu anderen Themen in Austausch zu kommen. Eine weitere Gelegenheit
kann auch ein „Tag der offenen Tür“ der Einrichtung sein, die den Gruppenraum zur Verfügung stellt. Bei genauem Überlegen finden sich
sicher weitere Ideen. Die Teilnahme an einer
Veranstaltung sollte im Vorfeld gut überlegt
werden, da man sich auch als Person öffentlich
zum Thema zeigt. Auch kann die ständige Anwesenheit als Ansprechpartnerin anstrengend
sein, weshalb eine Begleitung durch Verbündete
und Mitstreiterinnen empfehlenswert ist.
Wie eingangs bereits dargestellt, sind Frauen mit
Medikamentenproblemen eher geneigt, Veranstaltungen zu Gesundheitsfragen zu besuchen.
Rund um die unterschiedlichen Beschwerden, die
mit abhängig machenden Medikamenten typischerweise zusammenhängen (vgl. hierzu auch
Abschnitt „körperliche und seelische Beschwerden“) bieten sich vielfältige Vortragsthemen an.
Teilweise sind Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker sowie Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter von Kliniken oder Beratungsstellen
auch bereit, ohne Honorar einen Vortrag zu
halten.
Zum Abschluss dieses Abschnitts sei darauf verwiesen, dass die Gründung einer Selbsthilfegruppe Zeit braucht. Das heißt auch wenn nach
den ersten Bemühungen die potenziellen
Gruppenteilnehmerinnen nicht in Scharen strömen, sollte man den Mut nicht sinken lassen. Für
die Betroffenen ist der Schritt, sich ihren
Medikamentenmissbrauch oder -abhängigkeit
einzugestehen und sich damit an jemanden anderen zu wenden, der allergrößte Schritt. Wenn Sie
selbst Betroffene sind, erinnern Sie sich sicher,
wie es bei Ihnen selbst war.
Natürlich ist es schwer auszuhalten, wenn man
mit der neuen eigenen Gruppe loslegen möchte
und auf Gleichgesinnte wartet. Die Frauen,
die im Rahmen des Projekts mitgearbeitet und
eine Gruppe aufgebaut haben, beschrieben in
diesem Zusammenhang als hilfreichen Leitsatz:
„Ein dickes Fell zulegen und
zielorientiert weiter arbeiten!“
Vorträge
Vorträge mit gesundheitsbezogenen Themen sind
eine gute Gelegenheit, um betroffene Menschen
anzusprechen, die zunächst nicht auf die Idee
kämen, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Der unverbindlichere Rahmen bietet
Betroffenen darüber hinaus auch die Möglichkeit, sich dem Thema vorsichtig zu nähern und
vielleicht auch zunächst erst einmal „zu schnuppern“, bevor sie sich zu weiteren Schritten der
Kontaktaufnahme entscheiden.
14
15
VO R B E R E I T U N G E N
FÜR EIN ERSTES TREFFEN
Um für eine Gruppe ein regelmäßiges Angebot
aufzubauen, gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Wenn vielleicht schon eine Mitstreiterin gefunden wurde und genügend Zeit
sowie ein günstiger Treffpunkt vorhanden ist,
können Termine festgelegt werden, die sozusagen als offenes Angebot jeder Interessierten
zur Verfügung stehen. Dabei kann es natürlich
passieren, dass zu den angebotenen Terminen
auch längere Zeit niemand erscheint.
Andererseits kann ein solches Angebot auch
zunächst als Anlaufstelle für diejenigen fungieren, die sich ihrer Sache noch nicht sicher
sind und zunächst Informationen oder ein
persönliches Gespräch suchen. Dies sollte bei
der Formulierung von Ankündigungstexten
entsprechend berücksichtigt werden.
Die andere Möglichkeit besteht darin, zunächst
abzuwarten, bis sich genügend potenzielle
Gruppenteilnehmerinnen gemeldet haben.
Danach wird zunächst ein Vortreffen vereinbart,
bei dem ein erstes Kennenlernen der potenziellen Teilnehmerinnen stattfindet und organisatorische Dinge miteinander besprochen
werden können. Dazu gehört, dass sich die
Anwesenden gemeinsam auf einen Termin und
einen Versammlungsort einigen.
Rahmenbedingungen für Gruppentreffen
Treffen im eigenen Wohnzimmer sind auf
Dauer immer eine Belastung für die Gastgeberin.
Außerdem kann die private Atmosphäre auch
dazu verleiten, allzu sehr ins Plaudern zu geraten.
Am besten ist ein neutraler Raum, der nicht zu
groß ist, aber genug Platz für sechs bis sechzehn
Personen bieten. Viele Gruppen in der SuchtSelbsthilfe bevorzugen einen offenen Stuhlkreis
ohne Tische in der Mitte.
16
A R B E I T S W E I S E N I N G RU P P E N
Sinnvollerweise ist im vorhinein auch der
Umgang mit Trinken und Rauchen während der
Treffen zu klären. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig für die Gesundheit und die
Konzentration. Das Zubereiten oder Herumreichen von Getränken während der Treffen
hat sich allerdings als ablenkend und störend
erwiesen. Deshalb sollte jede Teilnehmerin
darauf achten, dass sie bei Beginn des Treffens
z.B. ausreichend Mineralwasser bei sich am Platz
stehen hat. Das Rauchen sollte während der
Treffen unterbleiben. Wenn es gar nicht anders
geht, kann eine „Rauchpause“ außerhalb des
Gruppenraums zu einem festen Zeitpunkt eingeplant werden.
Günstig ist es auch, die Frage nach dem „Du“
oder „Sie“ bereits zu Beginn zu klären. Um
darüber hinaus der Gruppe Verunsicherungen
und Rätselraten zu ersparen, hilft auch eine
verbindliche Regel, zumindest einer anderen
Person mitzuteilen, wenn man mal wegbleibt.
Eine Telefonliste, die für alle kopiert wird,
schafft hierfür einfache Voraussetzungen.
Sind alle organisatorischen Fragen zur Zufriedenheit geklärt, kann die Aufmerksamkeit nun
darauf gelenkt werden, welche Aufgaben es
innerhalb einer Gruppe geben kann und wie
die Gruppe miteinander arbeitet.
Gesprächsführung bzw. Moderation
Jede in der Gruppe trägt zum Gelingen bei
Auch wenn prinzipiell jede Teilnehmerin für
sich und ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche
während des Gruppentreffens selbst verantwortlich ist, zeigt doch die Erfahrung, dass es sinnvoll ist, wenn jemand für den Ablauf und die
Gestaltung des Gruppengesprächs sorgt. Diese
Funktion übernimmt die Moderatorin bzw.
Gesprächsleiterin. Dabei besteht auch die
Möglichkeit, dass sich die Teilnehmerinnen in
der Gesprächsleitung abzuwechseln. Wenn
sich die Gruppe hierfür entscheidet, sollte die
Verantwortung für die jeweiligen Treffen
allerdings im Vorhinein festgelegt werden.
Sie ist aber nicht verantwortlich für die Auswahl
der Inhalte oder das Ergebnis der Gruppe.
Vielmehr sollte sie zulassen, dass die Gruppenmitglieder Aufgaben und Verantwortung übernehmen und ihre Themen und Vorstellungen
in die Treffen einbringen. Selbsthilfegruppen
zeichnen sich durch ein demokratisches Grundverständnis aus; die Moderatorin hat darin die
Rolle einer „Ersten unter Gleichen“.
Offene Gesprächsatmosphäre
Wichtigstes Ziel der Moderation ist es, mit
Hilfe von Techniken der Gesprächsführung eine
offene Atmosphäre zu schaffen, in der Vertrauen,
Sicherheit und Geborgenheit erlebt werden
können. Dazu gehört, dass alle Teilnehmerinnen
Raum bekommen, ihre Meinungen, Gefühle und
Anliegen mitzuteilen. Es ist einfacher, eigene
Meinungen oder Verhaltensweisen zu überdenken, wenn jemand sich grundsätzlich als Person
angenommen und akzeptiert fühlt. Sehen sich
Menschen stattdessen Bewertungen oder gar
Angriffen ausgesetzt, so reagieren oft auch
Erwachsene mit trotzigem Beharren auf ihrem
ursprünglichen Weg. Ebenso fatal ist es, wenn
jemand einlenkt, um einem Konflikt aus dem
Weg zu gehen und sich stattdessen verschließt
und den eingeschlagenen (Irr-)Weg insgeheim
weiterverfolgt. Gerade dieses Verhalten kennen
viele Medikamentenabhängige, die versucht
haben, ihr Unbehagen mit Arzneimitteln zu
betäuben! Die Chance, in einer Selbsthilfegruppe
diese Verhaltensweisen abzulegen und neue zu
erlernen, kann eine Moderatorin dadurch unterstützen, indem sie z.B. auf die Einhaltung der
Gruppenregeln (siehe Seite 23) achtet.
Das bedeutet, dass die Moderatorin für die
Struktur und den Prozess des Gruppentreffens
verantwortlich ist, sie unterstützt und fördert
die Teilnehmerinnen und die gesamte Gruppe,
ihre eigenen Ziele zu entwickeln und zu
erarbeiten.
Grenzen akzeptieren
Dies sollten Sie auch berücksichtigen, wenn Sie
bei aller Vorbereitung für die Aufgabe mit ihren
Bemühungen an ihre Grenzen zu stoßen drohen.
Häufig haben die Moderatorin wie auch die
Gruppenteilnehmerinnen hohe Erwartungen an
die Gesprächsleitung und glauben, dass diese
Person Patentrezepte für die Lösung der Suchtprobleme bieten kann. Wenn jemand sich bereit
erklärt, eine Gruppe zu leiten, ist es natürlich
wünschenswert, dass sie über Fähigkeiten und
Kompetenzen verfügt, die sie für die Aufgabe
befähigen. Es sollte aber bedacht werden, dass
sich eine Freiwillige für diese Funktion zur
Verfügung stellt, die diese Arbeit nicht durch
eine Ausbildung gelernt hat. Perfektionistische
Ansprüche stehen einer guten Arbeit hier nur
im Wege. Ziel einer Selbsthilfegruppe ist es, dass
sich alle mit ihren eigenen Erfahrungen und
ihren gelungenen und fehlgeschlagenen Lösungsversuchen einbringen, um voneinander zu lernen.
Dabei muss jede ihren eigenen Weg finden.
Es wichtig, dass Sie sich nicht selbst unter Druck
setzen oder sich die alleinige Verantwortung von
der Gruppe zuschieben lassen, sondern immer
wieder auch für sich selbst sorgen und auf Ihre
eigenen Wünsche und Bedürfnisse achten.
Hohe Ansprüche an die eigene Leistung und das
unbedingte Durchhalten wollen sind Haltungen,
die viele Medikamentenabhängige in die Abhängigkeit geführt haben. Auch Sie selbst haben
also die Chance, an ihrer Aufgabe zu wachsen
und mit Ihren Grenzen besser umgehen zu
lernen.
17
TIPP
Ausführliche
Informationen und
Anregungen zur
Moderation von
Selbsthilfegruppen
finden Sie in:
Selbsthilfegruppen
für Suchtkranke
und Angehörige.
Ein Handbuch
für Leiterinnen
und Leiter von
Ingrid Arenz-Greiving.
Unterstützung von außen
Wenn die Gruppenarbeit nachhaltig ins Stocken
gerät oder schwierige Konflikte und Belastungssituationen auftauchen, gibt es die Möglichkeit,
sich von außen Unterstützung und Hilfe zu
holen. Sie sollten sich dabei immer wieder vor
Augen halten, dass eine Selbsthilfegruppe nicht
eine professionelle Behandlung ersetzt und dass
Sie in ihrer Rolle als Gruppenmoderatorin nicht
eine professionelle Gruppenleiterin ersetzen
müssen. Situationen, in denen zusätzliche Unterstützung sinnvoll sein kann, sind z.B.:
Wenn die Gruppe gerade beginnt:
Während der ersten Gruppentreffen muss zunächst eine gemeinsame Arbeitsweise gefunden
werden. Hier kann eine Anleitung für eine begrenzte Anzahl von Treffen helfen, Regeln und
Ablauf miteinander zu klären.
Wenn die Gruppe sich verändert:
TIPP
Informationen über
Gruppenprozesse
und Anregeungen
für die Arbeit in
Gruppen bietet der
handliche Leitfaden
Gruppen im
Gespräch –
Gespräche in
Gruppen,
herausgegeben
von der Deutschen
Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V.
Wenn mehrere Teilnehmerinnen aus der Gruppe
ausscheiden oder neue Mitglieder hinzukommen,
kann es geschehen, dass das aufgebaute Gefüge
der Gruppe ins Wanken gerät und sich neu organisieren muss. Das Gleiche kann passieren, wenn
sich eine Moderatorin nach längerer Zeit in dieser Rolle entscheidet, diese Aufgabe abzugeben.
In diesem Fall ist es am sinnvollsten, die Teilnehmerin an eine professionelle Hilfe zu vermitteln. Gleichzeitig sollte aber versucht werden,
weiterhin Kontakt zu ihr zu halten, wenn diese
die Gruppe vorübergehend nicht weiter besucht.
Entsprechende Beratungen und Hilfen, nicht
nur bei den oben genannten Beispielen, werden
durch die Selbsthilfeorganisationen, Selbsthilfekontaktstellen sowie von einigen Suchtberatungsstellen angeboten.
Seminare und Weiterbildung für
Selbsthilfegruppen
Wenn Sie für die Gruppenarbeit mehr Sicherheit
gewinnen und den praktischen Umgang mit den
Regeln und Prozessen in Gruppen üben wollen,
sind entsprechende Seminare empfehlenswert.
Derartige Seminare sind für die Teilnehmenden
nicht nur eine Möglichkeit zur Erweiterung praktischer Fähigkeiten. Vielmehr stellen sie eine
wichtige Hilfe und Entlastung für die Arbeit
in der Selbsthilfegruppe dar, die von vielen Moderatorinnen und Moderatoren dankbar in
Anspruch genommen wird. Die Sucht-Selbsthilfe- und Abstinenzverbände sowie die Selbsthilfekontaktstellen informieren Sie über die
Teilnahmemöglichkeiten an Seminaren zum
Thema Gesprächsführung und Gruppenleitung
speziell für Selbsthilfegruppen.
Wenn die Gruppe in eine Krise kommt:
Nach einer längeren Phase der gemeinsamen
Arbeit kann dass Gefühl entstehen, dass die
Gruppe auf der Stelle tritt oder dass die Themen
ausgehen. Hier können Anregungen von außen
helfen, die Ursachen für diese Situation zu
reflektieren und gegebenenfalls neue Impulse für
die Weiterentwicklung bieten. Darüber hinaus
können in Selbsthilfegruppen zwischenmenschliche Konflikte entstehen – wie in jeder anderen
Gruppe auch. Wenn die Gruppe diese nicht aus
eigener Kraft aufzulösen vermag, kann eine
unterstützende Begleitung helfen, den Konflikt
gemeinsam weiter zu bearbeiten. Nicht zuletzt
können schwerwiegende Probleme oder gar ein
Rückfall einer Teilnehmerin das Gruppengeschehen belasten. Hierdurch kann die Arbeitsfähigkeit der Gruppe in Frage gestellt werden,
weil die anderen Mitglieder sich von den Problemen überfordert fühlen.
18
Struktur eines Gruppentreffens
Für die Arbeit in Selbsthilfegruppen gibt es
unterschiedliche Arbeitsweisen. In der SuchtSelbsthilfe wird häufig personen- bzw. gruppenzentriert gearbeitet. Das bedeutet, dass in
erster Linie Themen besprochen werden, die
einzelnen oder mehreren aus der Gruppen „auf
den Nägeln brennen“. Dabei wird natürlich
immer wieder ein Bezug zu den Erfahrungen der
anderen Gruppenmitglieder und zum Thema
Abhängigkeit hergestellt. Damit alle einen Überblick behalten, was die einzelnen beschäftigt
und damit niemand im Laufe der Zeit „verloren
geht“, gibt es eine Methode, die einen festen
Rahmen für jedes Gruppentreffen bilden kann:
Die Blitzlichtrunde
Blitzlichtrunden können am Anfang und Ende
jeden Treffens durchgeführt werden. Zu Beginn
eines Gruppentreffens bekommt jede Teilnehmerin Gelegenheit, kurz etwas zu sich und ihrer
Situation zu berichten. Leitfragen hierfür sind
z.B.: Wie ist es mir seit dem letzten Treffen
ergangen? Wie fühle ich mich im Moment?
Möchte ich heute über etwas Bestimmtes sprechen? Nach der Blitzlichtrunde wird gemeinsam
überlegt und entschieden, welche Themen
besprochen werden sollen.
Auch am Ende eines Gruppentreffens ist eine
Blitzlichtrunde sinnvoll. Die Teilnehmerinnen
können dadurch zum Abschluss den anderen
mitteilen, wie sie das Treffen erlebt haben, mit
welchen Eindrücken und Gefühlen sie nach
Hause gehen und welche Themen möglicherweise für sie offen geblieben sind. Hieraus
können sich bereits wichtige Anregungen für die
Durchführung des nächsten Gruppentreffens
ergeben.
Diese Übung lässt sich immer wieder individuell
ausgestalten und so mit einer persönlichen Note
versehen.
Hierzu werden im Vorfeld z.B. verschiedene
Postkarten gesammelt. Es eignen sich aber grundsätzlich alle Formen von Bildern (Postkarten,
Zeitschriftenausschnitte, Fotos usw.). Die Motive
sollten möglichst unterschiedlich sein, so dass
auch unterschiedliche Stimmungen und Persönlichkeiten angesprochen werden. Die Bilder
werden zu Beginn des Treffens in die Mitte
gelegt. Jede sucht sich nun ein Motiv aus, das
ihre momentane Stimmung oder ein für sie
wichtiges Thema am besten symbolisiert. Wenn
alle sich für ein Motiv entschieden haben, wird
die persönliche Auswahl in der Gruppe vorgestellt. Anschließend kann dann gegebenenfalls
ein Thema für den weiteren Verlauf des Treffens
ausgewählt werden.
In Selbsthilfegruppen richtet sich das jeweilige
Thema eines Treffens stets nach den Wünschen
und Bedürfnissen der Teilnehmerinnen. Aber
nicht immer ergeben sich aus der aktuellen, perFür die Durchführung des Blitzlichts gelten
folgende Regeln: Alle fassen sich kurz, niemand sönlichen Situation der Einzelnen oder aus den
vorherigen Treffen direkte Anregungen für das
wird unterbrochen und die Beiträge werden
Gespräch. Das bedeutet nun aber nicht, dass die
nicht von den anderen Teilnehmerinnen komGruppenmoderatorin grundsätzlich ein Thema
mentiert! Damit die Abschlussrunde nicht ewig
dauert und noch einmal alle Themen des Treffens vorschlagen muss und der Gruppe dadurch die
Verantwortung für den Verlauf des Treffens
nacheinander abgehandelt werden, hilft es, sich
abnimmt. Vielmehr ist jede mitverantwortlich für
kurz zu fassen. Hilfreich kann es deshalb sein,
der Runde eine Vorgabe zu machen, z.B. „Sage in das Gelingen, so dass zunächst alle zusammen
je einem einzigen Satz, wie es Dir jetzt geht und überlegen können, wie oder mit welchen Inhalten sie die gemeinsame Zeit verbringen.
was Du vom heutigen Abend mitnimmst.“ Diese
Übung ist anfangs gar nicht so einfach. Einige
Überraschungen über die langen Sätze sind hier- Zur Hilfe und Unterstützung werden auf den
folgenden Seiten einige Anregungen für Grupbei sicher, was von der Gruppe oft auch mit
pentreffen vorgestellt. Die Gruppe kann gemeinHeiterkeit verfolgt wird. Manche Gruppen starsam entscheiden, welche Themen sie, gegebeten und beenden ein Treffen auch mit dem Vornenfalls bei mehreren Treffen, gerne behandeln
lesen eines Gedichtes, einer kurzen Geschichte
möchte. Die Vorschläge sind bis auf den ersten
oder mit einem gemeinsamen Gebet. Solche
Abend nicht in ihrer Reihenfolge festgelegt. Die
Rituale geben zusätzliche Sicherheit im Ablauf
Vorbereitung eines themenzentrierten Treffens
und sind auch eine schöne Aufgabe, die von
den Teilnehmerinnen abwechselnd übernommen kann auch von Teilnehmerinnen übernommen
werden, die sich von einem Inhalt besonders
werden kann.
angesprochen fühlen oder die in einem Bereich
bereits besondere Erfahrungen haben, von
Ein Thema für das Treffen finden
denen es sich lohnt, in der Gruppe zu berichten.
Eine weitere, verbreitete Methode um die Stimmungen in der Gruppe zu erfahren und zu einem
gemeinsamen Thema zu finden, besteht in einer
Abfrage mit Hilfe von Bildern.
19
ANREGUNGEN
F Ü R D I E G RU P P E N A R B E I T
Im nächsten Abschnitt werden konkrete
Anregungen für themenzentrierte Gruppentreffen vorgestellt.
Die Gruppenregeln für das erste Treffen
finden Sie auf einer Seite, so dass sie einfach
für alle kopiert werden können.
Unter den Titeln „Wann bin ich gut genug?“,
„Das Leben meistern“ und „Gesund werden
und bleiben“ finden Sie jeweils drei Themen
mit einer kleinen Einführung, Impulsfragen für
das Gruppengespräch sowie Tipps für das
methodische Vorgehen und zum Weiterlesen.
22
Das erste Treffen
25
Wann bin ich gut genug?
• Nüchtern betrachtet: Wie viel muss ich leisten …?
• Frau-Sein
• Älter werden
29
Das Leben meistern
• Besser mit dem Stress zurechtkommen
• Entspannen ohne Medikamente
• Für sich selbst sorgen
32
Gesund werden und bleiben
• Psychische und körperliche Beschwerden
• Abstinenz und Rückfall
• Wie behandle ich meinen Arzt?
20
21
G RU P P E N R E G E L N
DA S E R S T E T R E F F E N
Wenn mehrere Gruppenteilnehmerinnen zum
ersten Mal zu einem „richtigen“ Treffen erscheinen, stehen das gegenseitige Kennenlernen
und das Klären des Umgangs miteinander im
Vordergrund. Um diesen Anfang etwas lockerer
zu gestalten und die erste Hemmung abzumildern, in der ganzen Gruppe zu sprechen, bietet
sich die einfache Methode des Interviews an.
Kennenlernen
Wenn die Gruppe nicht zu klein ist, ist es eine
gute Möglichkeit zum besseren Kennenlernen
ein Partnerinneninterview durchzuführen.
Hierbei setzen sich jeweils zwei Teilnehmerinnen zusammen und befragen sich gegenseitig
anhand einiger vorher festgelegter Fragen,
wie zum Beispiel:
Interviewfragen:
• Name, Alter, etc.
• Was würden Sie gerade machen, wenn Sie
nicht hier wären?
• Was hat Sie in die Gruppe geführt?
• Was erhoffen Sie sich von der Gruppe?
Für die Interviews sollten pro Person jeweils
ca. fünf Minuten Zeit eingerechnet werden. Die
Interviewpartnerinnen stellen sich hinterher
gegenseitig der Gruppe vor und ergänzen sich
bei Bedarf.
Ziel der Übung ist nicht, festzustellen, wer am
besten auswendig lernen kann, sondern erste
Informationen über einander zu erfahren und die
Fremdheitsschwelle etwas abzubauen.
Gruppenregeln
Es ist wichtig, am Anfang einige Regeln für den
Umgang miteinander festzulegen. Die Regeln
auf den folgenden Seiten sind eine Erleichterung
und Hilfe für die konstruktive Arbeit miteinander.
Sie wurden in Anlehnung an die Gesprächsregeln
nach der Themenzentrierten Interaktion (TZI)
nach Ruth Cohn und Conrad M. Siegers für
die Arbeit mit Gruppen entwickelt. Für alle
kopiert und gemeinsam besprochen bilden sie
eine Grundlage, auf die sich alle im Verlauf
der weiteren Treffen immer wieder beziehen
können.
1. Jede ist für sich verantwortlich
Jede bestimmt selbst, wann sie redet und wann
sie schweigt. Die Gruppe darf von niemandem
einen Gesprächsbeitrag erzwingen. Jede soll in
eigener Regie und selbst verantwortlich entscheiden, welchen Gesprächsbeitrag sie leisten will.
2. Nicht alle gleichzeitig
Jede darf sagen, was sie will, doch wenn mehrere
gleichzeitig sprechen, werden sie nicht mehr
von allen anderen gehört und den meisten geht
dann der rote Faden des Gesprächs verloren.
Jede muss dafür sorgen, dass nur eine spricht.
3. Was eine ärgert, möglichst bald in die
Gruppe bringen!
Wer sich über etwas ärgert, kann nicht mehr
ungestört am Gespräch teilnehmen, sondern
schaltet ab. Auf eine Störung, die nicht deutlich
benannt wird, können andere auch nicht angemessen reagieren. Wenn die anderen auf die
eigene Befindlichkeit keine Rücksicht nehmen,
staut sich der Ärger, und es kann dann eine
Störung der Beziehung zu anderen Teilnehmerinnen entstehen, weil man sich von den anderen
vernachlässigt glaubt. Jede einzelne trägt zum
Gelingen des Gesprächs bei. Denn wenn ein
Gespräch unbefriedigend verläuft, liegt das nicht
allein an denjenigen, die das Gespräch geführt
haben, sondern ebenfalls an denjenigen, die ihre
Unzufriedenheit nicht rechtzeitig geäußert haben!
4. Seitengespräche vermeiden
Kurze Seitenbemerkungen sind manchmal sehr
entlastend. Es ärgert und stört aber, wenn mit
der Nachbarin geredet wird.
5. Sich selbst zur Sprache bringen
Wer etwas sagt, sollte ihren Beitrag oder ihre
Kritik als ihre Meinung ausdrücken. Statt ständig
davon zu reden, was man tut, ist es besser zu
sagen, was „ich“ selbst für richtig halte, gut oder
schlecht finde. Das „Ich“ ist hier kein Zeichen von
Egozentrik, sondern von Ich-Stärke. „Außerdem
sind Allgemeinplätze sowieso schon übervölkert.“
6. Der anderen sagen, was mir an ihr gefällt
Das tut jeder gut und stärkt das Selbstbewusstsein. Anerkennung ist besser als Belehrung. Denn
jede von uns möchte akzeptiert werden und
braucht das Gefühl, von anderen angenommen zu
sein, um sich selbst besser annehmen zu können.
22
7. Nichts aus der Gruppe heraustragen
Diskrete Verschwiegenheit nach außen ist nötig,
damit Vertrauen wachsen kann.
8. Klar sagen, was ich will
Jede muss ihre Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen an andere klar und deutlich artikulieren,
damit die anderen wissen, woran sie sind. Nur auf
einen ausgesprochenen Wunsch können andere
auch ausgesprochen gut eingehen. Heimliche
Wünsche werden unheimlich selten erfüllt. Welcher
Teilnehmerin daher an der Erfüllung ihrer Bedürfnisse etwas liegt, muss sie auch mitteilen. Vom
Aussprechen ihrer Bedürfnisse und Wünsche darf
sie allerdings nicht erwarten, dass die anderen
sie erfüllen müssen. Die anderen müssen mit
Anstand „nein“ sagen dürfen.
9. Gefühle aussprechen
Bei jedem Miteinanderreden stellen sich unvermeidlich Gefühle ein, und wir sollten nicht vermeiden, sie zu äußern. Denn mit ausgesprochenen
Gefühlen können wir besser umgehen. Das schafft
Klarheit (für sich selbst und für die anderen).
10. Auf Körpersignale achten
Unser Körper hilft uns, Gefühle wahrzunehmen.
Außerdem ist er oftmals ehrlicher als unser Verstand. Wir können uns in aller Regel gut auf ihn
verlassen. Ebenso sprechen die Körper der anderen eine deutliche Sprache. Diese ist in unserer
Kultur jedoch leider zu einer Fremdsprache geworden. Wir müssen sie daher wieder neu erlernen.
11. Rücksicht nehmen
Wenn jede ihre Gefühle, ihre Wünsche und
Bedürfnisse, ihren Ärger und ihre Störungen ausdrücken soll, bedeutet das noch lange nicht, dass
sie auf die Belange der anderen und der Gruppe
keine Rücksicht mehr zu nehmen braucht.
Es geht darum, dass jedes Gruppenmitglied sich
eigenverantwortlich äußert, damit die Gruppe
gemeinsam einen Weg finden kann, der möglichst
alle zufrieden stellt. Dazu ist es notwendig, dass
Kompromisse gefunden werden, eigene Wünsche
zeitweise freiwillig zurückgestellt und im Augenblick wichtigere Bedürfnisse berücksichtigt werden.
Quelle:
www.selbsthilfenetz.de, übertragen in die weibliche Form
Kopiervorlage aus
NICHT MEHR ALLES SCHLUCKEN
23
WA N N B I N I C H G U T G E N U G ?
Kopiervorlage aus
NICHT MEHR ALLES SCHLUCKEN
NÜCHTERN BETRACHTET:
WIE VIEL MUSS ICH LEISTEN … ?
Belastungssituationen sind ein normaler Teil
des Lebens. Dabei sind die Menschen diesen
Anforderungen mal mehr und mal weniger gut
gewachsen. Viele Ansprüche werden von außen
an uns herangetragen. Frauen neigen oft dazu,
ihre eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen und
fühlen sich in erster Linie für das Wohl von
Partner, Kindern, Eltern und anderen Menschen
verantwortlich. „Nein sagen“ fällt vielen schwer.
Bei Misserfolgen geben sich Frauen häufiger
selbst die Schuld anstatt sie bei anderen zu
suchen. Aus Scham versuchen manche dann,
sich noch mehr anzustrengen. So kann eine
Überforderung entstehen, die für Erschöpfung,
Niedergeschlagenheit und Schlaflosigkeit
sowie andere Beschwerden verantwortlich ist
und für viele der erste Anlass zum Medikamentenkonsum wird.
In der Gruppe kann darüber gesprochen
werden, inwieweit eigene Wertvorstellungen
an diesem Prozess beteiligt sind und welche
anderen Erfahrungen die Teilnehmerinnen
auch gemacht haben.
Fragen für die Gruppe
• Wie war das bei mir?
Was kenne ich von mir selbst?
• Wie viel Leistung verlange ich mir selber ab?
Wie perfekt will ich sein?
• Versuche ich es immer allen recht zu machen?
Wie könnte es anders gehen?
• Tue ich Dinge oder lasse ich Dinge geschehen,
die ich eigentlich nicht will? Welche?
• Wie gut kann ich Nein sagen?
• Was möchte ich selber eigentlich?
• Welche positiven Erfahrungen habe ich
oder haben andere damit gemacht, Grenzen
zu setzen?
• Wie habe ich Medikamente genutzt,
um anderen zu zeigen, dass ich etwas nicht
kann oder nicht will?
• Welche anderen Lösungen gibt es für solche
Situationen?
Auf der folgenden Seite finden Sie einen Text,
den Sie als Gesprächsanlass für ein Gruppentreffen nutzen können.
25
ICH BIN DAS, WAS ICH BIN
FRAU-SEIN
Ich bin das, was ich bin!
Ich bin meine eigene spezielle Erfindung.
Kommt und riskiert einen Blick, gebt mir einen Tritt oder spendet mir Beifall.
Es ist meine Welt, in der ich etwas Stolz haben will,
meine Welt – und nicht ein Ort, an dem ich mich verstecken muss.
Das Leben ist keinen Pfifferling wert, wenn Du nicht sagen kannst:
„Ich bin das, was ich bin!“
Ich bin das, was ich bin!
Ich will kein Lob, ich will kein Mitleid.
Ich schlag´ meinen eigenen Takt!
Manche halten es für Lärm, ich finde es klingt prima.
Was ist schon dabei, wenn ich Federn und Pailletten liebe?
Warum nicht ausprobieren
und die Dinge aus einem anderen Winkel betrachten?
Dein Leben ist eine Heuchelei, bis Du ausrufen kannst:
„Ich bin das, was ich bin!“
Fragen für die Gruppe
Ich bin das, was ich bin
und was ich bin, braucht keine Entschuldigungen.
Ich gebe mein eigenes Blatt - manchmal die Asse, manchmal die Zweien.
Es gibt nur ein Leben und es gibt keinen Umtausch und keine Rücklagen.
Nur ein Leben, also ist es Zeit, um aus dem Wandschrank zu kommen.
Das Leben ist keinen Pfifferling wert, bis Du nicht ausrufen kannst:
Ich bin das, was ich bin!
• Wie stelle ich mir eine perfekte Frau vor?
Trifft etwas davon auf mich zu?
• Was glaube ich, wie sich andere mich als
Frau wünschen?
Perfekte Frauen?
In Illustrierten, Fernsehen, Werbung und Frauenzeitschriften werden unterschiedliche Vorstellungen vom Frau-Sein gezeigt (z.B. Hausfrau,
Berufstätige, Dame, Verführerin, Mutter). Auf
den Bildern sind die Frauen schön oder normal
aussehend, erfolgreich oder gebeutelt, zickig
oder selbstlos, modisch oder unauffällig. Die
Teilnehmerinnen können für ein Treffen Beispiele
sammeln, die ihnen gut gefallen haben, die sie
für sich als Vorbild empfinden oder die sie
besonders schrecklich fanden. Diese Beispiele
werden in der Runde vorgestellt. Sie können
auch auf einer alten Tapetenbahn eine gemeinsame Collage mit dem Titel „Die perfekte Frau“
basteln. Dabei kann die ganze Gruppe zunächst
versuchen, sich auf eine gemeinsame Version
festzulegen.
In einem zweiten Schritt sind dann auch unterschiedliche „Modelle“ für perfekte Frauen erlaubt.
Alternativ kann auch gemalt werden. Erinnern
sie daran, dass alle Scheren und Klebstoff sowie
Illustrierte mitbringen.
• Kann ich mich selber als Frau akzeptieren
oder wäre ich lieber ganz anders?
Ich bin, ich bin gut.
Ich bin, ich bin stark.
Ich bin, ich bin wertvoll.
• Habe ich versucht, mit Medikamenten eine
„bessere Frau“ zu werden
(z. B. freundlicher, geduldiger, attraktiver etc.)?
Ich bin, ich bin zugehörig.
Ich bin, ich bin O.K.
Ich bin, ich bin wahrhaftig.
• Was würde ich mir raten,
wenn ich meine beste Freundin wäre?
Ich bin, ich bin ein Jemand.
Ich bin, ich bin so gut wie Du.
„I am what I am!“:
Originaltext von J. Herman,
Übersetzung durch K. Mohn
Um so über sich selbst zu sprechen, braucht es
eine gute Portion Selbstbewusstsein. Können
Sie sich vorstellen, so etwas über sich zu sagen
ohne etwas Besonderes dafür geleistet zu haben?
Gab es Zeiten im Leben, in denen dieser Text
vielleicht auch auf Sie gepasst hätte? Wie ist es
heute? Welcher Satz spricht Sie vielleicht an?
Das eigene Geschlecht ist ein wichtiger Teil
der persönlichen Identität. Mit Frau-Sein sind in
unserer Gesellschaft bestimmte Aufgaben und
Rollen, Chancen und Risiken, Möglichkeiten,
Lebensperspektiven, aber auch Grenzen verknüpft. Die Lebensbedingungen von Frauen und
Männern unterscheiden sich in einer für jede
Kultur besonderen Weise. Sie haben zusammen
mit den unterschiedlichen biologischen Voraussetzungen Auswirkungen auf unser Leben und
unsere Gesundheit. Wie in der Einleitung des
Handbuchs dargestellt wurde, gibt es eine
besondere Beziehung zwischen Frau-Sein und
Medikamenten, die von der Gruppe diskutiert
werden kann.
• Warum gehe ich nicht so mit mir um, als wäre
ich meine beste Freundin?
• Worauf bin ich bei mir als Frau stolz?
Vielleicht haben Sie auch Lust bekommen,
sich den Musiktitel wieder einmal anzuhören.
Als Discohit wurde er 1984 von Gloria Gaynor
gesungen.
26
27
DA S L E B E N M E I S T E R N
BESSER MIT DEM
STRESS ZURECHTKOMMEN
ÄLTER WERDEN
Der Medizinfortschritt und die besseren heutigen Lebensbedingungen führen dazu, dass die
Lebenserwartung in den westlichen Ländern
steigt. Dennoch fällt vielen Menschen das Älterwerden schwer – Frauen und Männern auf ihre
je eigene Weise. Während Männer scheinbar
in kleinen Schritten ins Alter hineinwachsen,
gibt es für Frauen einen für sie persönlich sichtbaren Einschnitt: Das Ausbleiben der Monatsblutung.
Fragen für die Gruppe
• Wie erlebe ich mein eigenes Älterwerden?
Wie habe ich diese Phase bei meiner Mutter
erlebt?
• Welche Befürchtungen gibt es?
Habe ich Angst vor Einsamkeit?
• Habe ich jetzt mehr Zeit als vorher für mich?
Was fange ich mit dieser Zeit an?
Veränderungen
TIPP
Ein empfehlenswertes
Buch zum Thema
Wechseljahre:
Eine unverwechselbare Zeit
von Annette Bopp.
(Nähere Angaben im
Serviceteil)
Die Jahre um diesen Zeitpunkt herum kennen
wir als die Wechseljahre. Diese Zeit der Veränderung wird von vielen Frauen mehr oder
weniger bewusst erlebt. Zu der fliegenden
Hitze, die aber nicht alle Frauen an sich erleben,
kommen weitere körperliche Veränderungen,
die häufig als Nachlassen der Leistungsfähigkeit
und äußerlichen Attraktivität erlebt werden.
Zusätzlich verändern sich in dieser Lebensphase
oft auch die Lebensumstände gravierend. Wenn
die Kinder ausgezogen sind, stellt sich manchmal bereits eine neue Aufgabe, weil die eigenen
Eltern krank und pflegebedürftig werden.
Als positiv wird von manchen Frauen die gewachsene Lebenserfahrung betrachtet. Tatsächlich lassen sich viele Frauen in diesem Alter
nicht mehr soviel bieten und blicken auch mit
etwas Stolz auf all das zurück, was sie schon
im Leben bewältigt haben.
Anderen dient das Älterwerden und die damit
einhergehenden Beschwerden und Erkrankungen
als Anlass, verstärkt die Hilfe von Medikamenten
in Anspruch zu nehmen.
28
Fragen für die Gruppe
Stress ist heutzutage in aller Munde. Wenn von
Stress die Rede ist, ist meist ein unangenehmer
Zustand gemeint. Erst bei genauerem Nachdenken fallen manchen vielleicht „stressige“
Situationen ein, die sie aber gut bewältigen
konnten und die deshalb womöglich sogar
Spaß gemacht haben. Solche überschaubaren
Belastungen wirken sich sogar positiv auf die
Gesundheit aus.
Chronische Belastungen
• Welche Dinge möchte ich noch machen/erleben?
Muss ich mich auch von Plänen verabschieden?
Warum?
• Wie gehen andere mit dem Älterwerden um?
Was möchte ich davon für mich übernehmen?
Erst chronische Belastungen führen nachweislich zu gesundheitlichen Schäden. Dabei sind es
nicht unbedingt die großen Lebensereignisse,
wie z.B. ein Umzug in eine andere Stadt oder
ähnliches, die einem „den letzten Nerv rauben“
können. Vielmehr sind es die alltäglichen „Kleinigkeiten“, die auf Dauer krank machen. Hierzu tragen Zeitdruck, Konflikte in der Familie
oder mit Kollegen/-innen, eine laute Wohnung
oder Arbeitsplatz, mangelnde Planung und
vieles mehr bei.
Die Biografien von Frauen weisen heute häufige
Wechsel und Brüche auf. Nach einer Zeit der
Ausbildung und Erwerbstätigkeit wird der Beruf
oft vorübergehend aufgegeben, um die ersten
Jahre nach der Geburt von Kindern für diese da
zu sein. Der Wiedereinstieg gelingt nicht immer
im gelernten Beruf, so dass sie sich zusätzlich
zur Alltagsorganisation in ganz neue Tätigkeitsfelder einarbeiten.
Dabei handelt es sich oft um schlechter bezahlte
Arbeiten mit wenigen Gestaltungsspielräumen.
Gleichzeitig ist die Arbeit in der Familie durch
häufige Unterbrechungen gekennzeichnet. Dabei
machen Frauen oft viele Sachen gleichzeitig
(z.B. während das Essen kocht noch schnell eine
Bluse bügeln bevor der Salat fertig gemacht
wird).
• Wer oder was macht mir Stress?
• Was passiert bei mir (körperlich, gedanklich,
seelisch) wenn ich Stress habe?
• Wie kann ich Stress ohne Medikamente
aushalten?
• Was kann ich gegen Stress tun?
Was hilft mir ganz persönlich?
Hilfen gegen Stress
Volkshochschulen und Krankenkassen bieten
Kurse über mehrere Abende zur Stressbewältigung an. Für eine größere Gruppe lässt sich
möglicherweise auch ein eigener Kurs organisieren. Zu bestimmten Kursen zahlen einige
gesetzliche Krankenkassen einen Zuschuss.
Erfragen Sie bei ihrer Krankenkasse, unter welchen Bedingungen sie einen Teil der Kosten
erstattet.
29
ENTSPANNEN OHNE MEDIKAMENTE
Entspannung ist das Gegenteil von Anspannung.
Somit ist das bewusste Erlernen und Durchführen
von entspannenden Tätigkeiten ein wichtiges
Gegengewicht zu dem oben beschriebenen
Stress. Während für Kinder meist Entspannung
eine natürliche und selbstverständliche Sache
ist, haben Erwachsene diese Fähigkeit häufig verlernt. Unruhe, Nervosität, Schlafprobleme und
schmerzhafte Muskelverspannungen sind die
Folgen, welche wahrscheinlich alle in der Gruppe
kennen werden. Verschärft werden die Beschwerden durch einseitige körperliche Belastungen im
Haushalt oder im Beruf. Damit die störenden
„Wehwehchen“ möglichst rasch verschwinden,
haben sie zu Medikamenten gegriffen, um besser
weiter arbeiten zu können.
Gezielt entspannen
TIPP
Lesenswerte
Broschüren zum
Thema:
Frau Sucht Liebe
„Co-Abhängigkeit“
und „Beziehungssucht“
Deutsche Hauptstelle
für Suchtfragen e.V.
Besser und nachhaltiger ist es, für regelmäßige
bewusste Entspannung zu sorgen. Passive
Methoden wie Wärme oder Massagen werden
von einigen, aber nicht von allen Menschen, als
angenehm empfunden. Andere probieren Techniken wie das Autogene Training, die Progressive
Muskelentspannung, Tai Chi oder Meditation
aus. Wieder anderen reicht es schon, in Ruhe
ihre Katze zu streicheln. Nicht wenigen hilft
körperliche Aktivität um ihre Anspannung abzubauen. Hierbei ist es wichtig, Formen zu
finden, die dem Alter und Gesundheitszustand
angemessen sind.
FÜR SICH SELBST SORGEN
Fragen für die Gruppe
• Wie gut schaffe ich es,
mich im Alltag zu entspannen?
• Was hilft mir, mich zu entspannen?
• Welche Entspannungsmethoden kennen wir?
Welche Erfahrungen haben die Einzelnen
mit diesen Methoden gemacht?
Frauen lernen von Kind an, für andere zu sorgen.
Sie sind verantwortlich für das Wohlergehen von
Kindern, Partnern, Eltern und Schwiegereltern
und leisten manchmal auch noch für Nachbarn,
Freunde und Bekannte Unterstützung und
Gefälligkeiten. Dies geschieht sowohl auf der
konkreten, praktischen Ebene (kochen, putzen,
einkaufen …) als auch auf der Beziehungsebene
(Kontakte aufrechterhalten, loben, trösten,
Sorgen anhören …).
Frauenarbeiten?
Fragen für die Gruppe
• Wie gut ist für meine Bedürfnisse gesorgt?
• Wie nehme ich mir im Alltag Zeit
für mich selber?
• Habe ich zuviel Zeit, mit der ich nichts
anzufangen weiß?
• Weiß ich, was mir gut tut und was nicht?
Was kann das zum Beispiel sein?
Anregungen für das Gruppentreffen
Vereinbaren Sie für das nächste Treffen, dass
alle Gruppenteilnehmerinnen Gegenstände oder
Bilder mitbringen, die für sie persönlich Entspannung symbolisieren. Beachten Sie beim
Besprechen, dass für jeden Menschen Entspannung etwas anderes bedeutet und dass diese
Bedeutungen sehr persönlich sein können. Die
vorgestellten Sachen sollten daher nur kommentiert werden, wenn jemandem etwas Positives
dazu einfällt. Aber natürlich können sich alle
von den mitgebrachten Gegenständen inspirieren lassen.
Wenn die Gruppenteilnehmerinnen gerne kreativ
arbeiten, können sie auch während eines Treffens
so genannte Mandalas malen. Hierbei handelt
es sich um geometrische Muster, die sich aus der
Bildmitte heraus entwickeln.
Vorlagenbücher bekommen sie in der Stadtbücherei oder im Buchhandel. An Papier und
Stifte denken!
Viele typische Frauenberufe bestehen ebenfalls
in pflegenden, hauswirtschaftlichen oder ähnlichen Dienstleistungen, bei denen zusätzlich
auch noch erwartet wird, dass die Frauen freundlich und hilfsbereit bleiben und ein offenes
Ohr für alle Sorgen und Nöte haben.
Eigene Bedürfnisse werden dabei häufig zurückgestellt, im schlimmsten Fall werden selbst
Grundbedürfnisse wie richtige Ernährung und
Schlaf nicht mehr erfüllt. Dies geschieht manchmal um des lieben Friedens willen, damit alles
reibungslos läuft. Auf der anderen Seite können
Frauen sich hierin auch als stark und wertvoll
erleben. Wenn sie nicht auch auf andere Weise
Anerkennung erfahren können, kann sich
hieraus sogar eine regelrechte „Sucht zu helfen“
entwickeln.
• Gibt es Dinge, die ich so richtig genießen kann?
Welche sind das?
• Wenn mir heute nichts einfällt, was ich so
richtig genießen kann: gibt es etwas, woran ich
mich gerne zurückerinnere? An was?
Vielleicht haben die Teilnehmerinnen auch mal
Lust, miteinander etwas unter dem Motto „Wir
sorgen gut für uns selbst“ zu unternehmen.
Hierfür kann z.B. ein Ausflug, ein gemeinsames
Kochen oder andere angenehme Tätigkeiten
zusammen geplant und ausprobiert werden.
Auch hierbei gilt zu beachten, dass für jede andere Sachen angenehm sind. Wichtig ist auch,
dass die Gruppe etwas für sich plant und nicht
für andere (wie z.B. Partner o. ä.).
Co-Abhängigkeit
erkennen.
Freundeskreise für
Suchtkrankenhilfe e.V.
30
31
TIPP
Die Krankenkassen
sowie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
(BZgA) halten zu den
Themen Bewegung,
Entspannung und
Ernährung kostenlose
Broschüren mit
Informationen und
vielen praktischen
Tipps bereit.
GESUND WERDEN UND BLEIBEN
PSYCHISCHE UND KÖRPERLICHE
BESCHWERDEN
Fragen für die Gruppe
Am Anfang des Weges in die Abhängigkeit
stehen oft Symptome und Krankheiten wie anhaltende Kopf- und Rückenschmerzen, Nervosität und Ängste, Schlafstörungen, ständige
Müdigkeit, Niedergeschlagenheit und sorgenvolles Grübeln bis hin zu Depressionen. Frauen
sind im Vergleich zu Männern besonders häufig
betroffen. Rasche Hilfe wird dann meist von
Medikamenten erhofft, die ein Arzt oder eine
Ärztin verschreibt.
Solange die Medikamente nur vorübergehend
eingenommen werden, können sie eine hilfreiche
Entlastung sein. Wichtig ist aber dabei zu beachten, dass die Medikamente die Beschwerden
zwar lindern, nicht aber die Ursache heilen.
Grundsätzlich sind bei allen diesen Störungen
professionelle Hilfen dringend zu empfehlen.
Zwischen seelischen Problemen und körperlichen
Beschwerden besteht ein enger Zusammenhang.
Auch Erkrankungen mit körperlichen Ursachen
können durch Stress und seelische Belastungen
verstärkt werden.
• Habe ich an mir selbst beobachten können,
dass sich Beschwerden in Abhängigkeit von
bestimmten Situationen verstärken oder bessern?
• Wie habe ich früher darauf reagiert?
Was mache ich heute in solchen Fällen?
• In vielen Redewendungen werden körperliche
Reaktionen auf Belastungen beschrieben.
Zum Beispiel sprechen wir davon, dass jemand
Wut im Bauch hat, dass uns etwas in Magen
liegt oder dass wir die Nase voll haben.
Welche Redewendungen fallen mir noch ein?
Welche habe ich am eigenen Leib erfahren?
• Wie kann ich Beschwerden für mich als
Hinweis nutzen, dass ich etwas an meiner
Situation ändern muss?
Wie gehe ich konkret vor?
• Wie gehe ich mit Medikamenten um, die ich
nehmen muss? (siehe hierzu auch Abschnitt
„Abstinenz und Rückfall“)
TIPP
Je nach Gruppenzusammensetzung und Interesse
können bestimmte Beschwerden auch in der
Gruppe besprochen werden. Ziel könnte hierbei
z.B. sein, Wege zu entdecken um Symptomen
ohne Medikamente entgegenzutreten. Spannend
ist es, wenn Sie Zusammenhänge zwischen bestimmten Symptomen und schwierigen persönlichen Situationen entdecken und so einen
direkteren Umgang mit den Belastungen finden.
Über die Bundesverbände der jeweiligen
Selbsthilfeorganisationen oder über die
regionalen Selbsthilfekontaktstellen können
Sie Gruppen in Ihrer
Nähe erfragen (siehe
Serviceteil).
Weitere hilfreiche Informationen können auch
bei anderen Gesundheits-Selbsthilfegruppen zu
den entsprechenden Themen erfragt werden.
Möglicherweise besteht auch hier ein Interesse,
sich über die Risiken von Medikamentenmissbrauch und -abhängigkeit und über die Selbsthilfemöglichkeiten bei Medikamentenproblemen
vor Ort zu informieren und auszutauschen.
32
Fünf Beschwerdenbereiche stellen wir hier in
knapper Form vor: Psychovegetatives Syndrom,
Schlafstörungen, Angst & Panik, Depression,
Kopfschmerzen.
Fragen für die Gruppe
Psychovegetatives Syndrom
• Wann habe ich erlebt, dass ich mich schon
sicherer und besser fühlte, wenn ich wusste,
dass mein Medikament greifbar ist?
Unter diesem (und ähnlichen) Begriffen werden
eine Reihe von Beschwerden zusammengefasst,
die von Frauen so häufig in der ärztlichen Praxis
genannt werden, dass sogar der Begriff „Hausfrauensyndrom“ dafür geprägt wurde. Weitere
medizinische Bezeichnungen sind z.B.:
Vegetative Dystonie, vegetative Labilität, neurasthenisches Syndrom oder vegetatives Syndrom.
Als Ursachen werden gemeinhin psychische
Belastungen angenommen, vor allem Stress- und
Konfliktsituationen. Das gleichzeitige Auftreten
der Beschwerden mit Konfliktsituationen gilt
als diagnostisches Kriterium.
Als Symptome können auftreten: Benommenheit und Schwindelgefühle, Abgespanntheit,
Nervosität, Apathie, traurige Verstimmung und
Depression, Konzentrationsschwierigkeiten,
Angst, innere Unruhe, Schlafstörungen, Kreislaufprobleme, Kopf- und Rückenschmerzen,
Magenbeschwerden, Herzbeschwerden, Herzstolpern, Atembeschwerden, Kopf- und Rückenschmerzen, Müdigkeit, sexuelle Funktionsstörungen, larvierte Depressionen u. a.
Die Beschwerden treten besonders häufig im
30. bis 40. Lebensjahr auf.
Da bei diesen Beschwerden häufig keine körperlichen Ursachen feststellbar sind, werden hier
oft psychoaktive Medikamente verschrieben. Die
Medikamenteneinnahme ist unauffällig und wird
weithin akzeptiert. Das Einnehmen von Medikamenten kann im Alltag neben der stützenden
Funktion aber zusätzlich auch eine „schützende“
Funktion übernehmen. Wenn Tabletten eingenommen werden, kann hiermit gezeigt werden:
„Schaut mal, mir geht es schon wieder nicht so
gut, ich muss sogar wieder eine Tablette nehmen.
Schont mich bitte!“ So kann ein „sekundärer
Krankheitsgewinn“ entstehen. Als Alternative
zum Medikamentenkonsum kommen die unter
dem Thema Stressbewältigung und Entspannung
beschriebenen Möglichkeiten in Frage.
• Was hat es bei mir bewirkt, wenn ich mein
Medikament bei mir hatte?
• Wie habe ich Beschwerden und Medikamentenkonsum genutzt, um mich bestimmten Anforderungen zu entziehen? Wann habe ich meine
Medikamente heimlich genommen?
• Welche Alternativen fallen mir ein, um mich
in bestimmten Situationen sicherer zu fühlen?
Welche kann ich im Alltag umsetzen?
Schlafstörungen
Schlafstörungen sind weit verbreitet. Jede vierte
Deutsche leidet an Ein- oder Durchschlafstörungen, die nicht auf äußere Einflüsse zurückzuführen sind. Besonders betroffen sind ältere
Frauen.
Als Schlafstörung mit eigenem Krankheitswert
sind chronische Schlafstörungen zu verstehen,
die mindestens einen Monat andauern. Sie
zeigen sich durch eine Beeinträchtigung des
Schlafes hinsichtlich der Dauer (zu kurz,
zu lang), seiner Qualität (nicht ausreichend
erholsam) und dem Zeitpunkt seines Auftretens
(Schlaf zu ungeeigneten Zeiten, Schlaf-WachRhythmus-Störungen). Bei allen Störungen
sind das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit am Tage beeinträchtigt.
Untersuchungen zeigen, dass Frauen durchschnittlich einen leichteren Schlaf haben und
häufiger in der Nacht wach werden. Sie werden
auch leichter durch Geräusche gestört und
fühlen sich häufiger durch den Schlaf nicht
erholt.
33
TIPP
Beispiele und ausführlichere Informationen
finden Sie in:
Gestörter Schlaf –
was tun?
Ein Ratgeber.
Jordan & Hajak
(1997)
Wenn der Schlaf
gestört ist.
Ursachen,
Selbsthilfe, gezielte
Behandlung.
Stiftung Warentest
(2002)
TIPP
Eine kurze Einführung
zu Angststörungen
und Abhängigkeit (hier
allerdings von Alkohol)
bietet die Broschüre
Angst und Sucht
des Gesamtverbandes
für Suchtkrankenhilfe
im Diakonischen Werk
der Evangelischen
Kirche in Deutschland
e.V. (GVS)
Weitere Informationen
über Angststörungen
erhalten Sie bei
anderen Selbsthilfegruppen; Infomaterial
und Adressen bei der
Deutschen AngstSelbsthilfe e.V. (DASH),
die auch die Deutsche
Angst-Zeitschrift (daz)
herausgibt.
Hier auch erschienen:
Schwerpunktthema:
Psychopharmaka
(Heft 11) und
Angst und Sucht –
Der doppelte
Teufelskreis
(Heft 16)
Als Ursachen kommen eine Vielzahl von
Faktoren in Frage: von außen einwirkende Störfaktoren (z. B. ungeeignete Schlafumgebung,
Lärm), Fehlverhalten im Umgang mit dem Schlaf
(z. B. unregelmäßige Schlafzeiten, körperliche
und geistige Aktivitäten kurz vor dem Schlafen),
Anpassungsschwierigkeiten (Belastungen, Stress),
psychische und psychiatrische Störungen, körperliche Erkrankungen (z.B. Herzkreislauferkrankungen, Infekte, Schmerzen), Substanzmissbrauch oder Medikamenteneinnahme sowie
eigenständige Erkrankungen (Apnoe, Restlesslegs-Syndrom).
Schlafstörungen werden beim Arztbesuch häufig
verschwiegen. Werden sie behandelt, so konzentriert sich die Behandlung in den meisten Fällen
auf die Gabe von Medikamenten. Wichtig ist
hier, dass die zu Grunde liegenden Ursachen
behandelt werden, Medikamente helfen zwar
kurzzeitig, heilen aber nicht. Auch hier gilt:
Gründliche und frühzeitige Diagnostik ist ganz
wichtig, da die Schlafstörung sonst chronisch
werden kann. Als Alternativen zur Behandlung
mit Medikamenten kommen Schlafhygiene
(z.B. Gestaltung des Schlafplatzes, Verhalten
vor dem Schlafengehen, Vorgehen bei Schlaflosigkeit), Entspannungsübungen, Sport,
psychologische Beratung/Therapie oder eine
Untersuchung im Schlaflabor in Frage. Einfache Maßnahmen zur Schlafhygiene können
in der Gruppe gemeinsam besprochen und
individuell geplant werden. Über Erfolge und
Misserfolge beim Ausprobieren wird dann
zum Beispiel im Blitzlicht kurz berichtet.
34
Angst und Panik
Angststörungen mit oder ohne Panikattacken
sind zusammen mit Depressionen die häufigsten
seelischen Erkrankungen. Etwa 10 – 15% aller
Menschen leiden im Laufe ihres Lebens an einer
Angsterkrankung. Bei Frauen besonders häufig
sind die Agoraphobie (Angst vor offenen
Plätzen) und die soziale Phobie (Angst vor größeren Menschengruppen oder vor prüfungsähnlichen Situationen). Weitere Formen sind die
spezifischen Phobien (z.B. Angst vor Spinnen),
die generalisierte Angst (anhaltende Nervosität,
Zittern, Anspannung, Schwitzen, Benommenheit, Herzklopfen, Schwindel) sowie zusätzlich
die Panikattacken (plötzlich auftretendes Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsgefühle,
Schwindel, Entfremdungsgefühle). Häufig treten
Angststörungen auch zusammen mit Depressionen auf. Durch das Vermeiden der auslösenden Bedingungen kann das Leben sehr stark
eingeschränkt werden.
Über die Entstehung der Angst gibt es unterschiedlichste Theorien. Die gute Behandelbarkeit
von Ängsten durch kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze spricht dafür, dass Ängste bis
zu einem gewissen Grad gelernt werden und
sich durch das einsetzende Vermeidungsverhalten
selbst aufrechterhalten. Darüber hinaus spielen
eine Reihe persönlicher Voraussetzungen eine
Rolle, wie z.B. Kontrollüberzeugungen.
Bei Angststörungen ist das Mittel der Wahl die
Psychotherapie. Ihre Erfolge sind wissenschaftlich erwiesen, wobei konkrete Ängste besonders
gut mit verhaltenstherapeutischen Methoden
behandelbar sind. Sinnvoll ist es, auch nach
sonstigen Belastungen zu forschen (aktuell und
biografisch), die zusätzlich für Angst sorgen.
Problematisch ist, dass Angststörungen z. Z. in
der allgemeinärztlichen Praxis noch nicht ausreichend berücksichtigt und diagnostiziert werden.
Auch bestehen allgemein sowohl auf Seiten vieler
Ärztinnen und Ärzte als auch auf Seiten der
Patientinnen (unberechtigte!) Vorbehalte gegenüber einer Psychotherapie. Deshalb wird häufig
über längere Zeiträume ausschließlich medikamentös behandelt.
Sie können ebenfalls Nebenwirkungen hervorrufen oder Wechselwirkungen mit anderen
Medikamenten entfalten. Deshalb wird empfohDepressionen sind häufige Erkrankungen. Derzeit sind schätzungsweise 5% der Bevölkerung in len, beim Arzt oder bei der Ärztin immer alle
Medikamente anzugeben, die verwendet werden.
Deutschland an einer behandlungsbedürftigen
Auch frei verkäufliche Medikamente sollten
Depression erkrankt. Das sind in Deutschland
ca. 4 Millionen Menschen. In Laufe ihres Lebens nicht unbegrenzt lange eingenommen werden,
ohne einen fachlichen Rat einzuholen!
erkranken ca. 25% Frauen und ca.10% Männer.
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen depres- Häufig werden Antidepressiva in Sucht-Selbsthilfegruppen kritisch gesehen, weil auch hier
siven Verstimmungen und schwerwiegenden
Depressionen. Unter depressiven Verstimmungen die Befindlichkeit durch eine Substanz gesteuert
wird. Bei stärkeren Depressionen ist aber die
wird verstanden, wenn eine scheinbar grundlose
Niedergeschlagenheit von der Dauer und von der Gabe von Antidepressiva oft die Voraussetzung,
um überhaupt am Leben teilzunehmen. Hierauf
Tiefe zwar als beeinträchtigend, aber nicht als
wird im Abschnitt zum Thema Abstinenz und
bedrohlich für die Lebensgestaltung empfunden
Rückfall noch einmal eingegangen.
wird.
Bei einer schweren Depression wird das Stimmungstief so intensiv und andauernd, dass die
Auch pflanzliche Mittel sind Medikamente!
Alltagsverpflichtungen kaum noch erfüllt werden
können und jegliches positive Lebensgefühl
verloren geht. Es besteht dann auch die Gefahr
von Selbstmord oder Selbstmordversuchen.
Depressionen
TIPP
Informationen für
Betroffene und Angehörige finden Sie
beispielsweise
in: Depressionen
überwinden.
Stiftung Warentest
(2003).
Eine Depression hat selten eine einzige Ursache.
Meist führt ein Zusammenspiel verschiedener
Faktoren zur Erkrankung. Die Depression kann
sowohl von der körperlichen, biologischen Seite
her als auch von der psychischen und psychosozialen Seite her erklärt und behandelt werden.
Die wichtigsten Säulen der Behandlung sind die
medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva
und die Psychotherapie. Bisher am besten untersucht und am deutlichsten nachgewiesen ist die
Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie.
Vielfältige Informationen für Betroffene,
Angehörige und
Experten/-innen im
Internet:
www.kompetenznetz-depression.de
Bei leichten Depressionen werden häufig
Johanniskrautpräparate verschrieben oder auch
selbst in Apotheke oder Drogerie gekauft. Zu
beachten ist, dass auch pflanzliche Mittel wie
z.B. Johanniskraut Medikamente sind!
35
TIPP
Zum Weiterlesen:
Kopfschmerzen,
Migräne.
Stiftung Warentest
(1993).
Adressen der Stiftung
Kopfschmerz und
der Deutsche Migräneund Kopfschmerzgesellschaft finden Sie
im Serviceteil.
Kopfschmerzen
Die zehn Gebote für Kopfschmerzpatienten
ABSTINENZ UND RÜCKFALL
Unter der Volkskrankheit Kopfschmerz leiden
mindestens 13 Millionen Deutsche regelmäßig.
Die häufigsten Formen sind Spannungskopfschmerzen und Migräne. Während Kopfschmerzen insgesamt mit den unterschiedlichsten
Belastungen und Erkrankungen zusammenhängen
können, handelt es sich bei Migräne um eine
eigenständige Erkrankung, die auch eine eigene
Behandlung erfordert. Zur Unterscheidung
ist eine gründliche Diagnosestellung wichtig.
Grundsätzlich ist Kopfschmerz eine wichtige
Körperreaktion, die anzeigt, dass etwas nicht
stimmt. Deshalb sollten vor allem länger andauernde Schmerzen immer ernst genommen
werden und die Ursachen medizinisch abgeklärt
werden. Kopfschmerzen sind eine der häufigsten Ursachen für den Missbrauch frei käuflicher
Schmerzmittel. Wenn eine medikamentöse Behandlung nicht zu umgehen ist (z.B. bei starken
Migräneattacken), kann gegebenenfalls eine
kontrollierte Kombination von Medikamenten
und psychologischen Verfahren eine Möglichkeit darstellen. Als Alternativen zur medikamentösen Behandlung empfiehlt die Deutsche
Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft z.B.
Entspannung, Stressbewältigung, das Fördern
persönlicher Ressourcen, das Führen eines Kopfschmerztagebuchs, Sport, Krankengymnastik,
Massage, Akupunktur und Akupressur.
1. Vermeiden Sie die regelmäßige Einnahme
von Schmerzmitteln. Nur so viel wie nötig,
aber so wenig wie möglich, bis sie ganz
darauf verzichten können.
In der Sucht-Selbsthilfe ist die Abstinenz vom
jeweiligen Suchtmittel, zumindest während der
Gruppentreffen, Voraussetzung für die Teilnahme. Bei Medikamentenabhängigen sind hier
einige Besonderheiten zu beachten. Die Einnahme von Medikamenten mit Abhängigkeitspotenzial ist zunächst grundsätzlich von dem
Konsum anderer medizinisch notwendiger
Medikamente zu unterscheiden. Abstinenz
bedeutet in diesem Fall, wenn Abhängige keine
suchtfördernden Medikamente wie benzodiazepinhaltige Schlaf- und Beruhigungsmittel
oder Schmerzmittel gebrauchen.
2. Versuchen Sie die Auslöser Ihrer Kopfschmerzen ausfindig zu machen und tunlichst zu vermeiden.
3. Achten Sie auf regelmäßige Essenszeiten
und meiden Sie jedes Zuviel an Fett,
Süßigkeiten, Alkohol und Nikotin.
4. Behalten Sie einen regelmäßigen Schlaf-/
Wachrhythmus bei, auch am Wochenende.
5.Treiben Sie regelmäßig Ausdauersport und
Entspannungstraining.
6. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen;
lernen Sie, auch mal N E I N zu sagen.
7. Setzen Sie sich selbst auch nicht unter
Druck. Wenn es Ihnen zu viel wird,
lassen Sie auch mal „fünfe gerade sein“.
8. Gönnen Sie sich öfter mal etwas Gutes.
Ein Theaterbesuch, ein Abend mit guten
Freunden oder ein spontaner Kurzurlaub
können Wunder wirken.
9. Vermeiden Sie starke Aufregungen wie
Streitgespräche und aufwühlende Filme
oder Fernsehsendungen.
10. Haben Sie Geduld. Behandlungserfolge
brauchen Zeit, manchmal Monate. Führen
Sie ein Schmerztagebuch zur Kontrolle.
Was ist mit Antidepressiva?
Die ärztlich angeordnete Einnahme von Antidepressiva wird dagegen nicht zum abhängigen
Konsum gerechnet. Bei bestimmten Erkrankungen ist auch eine therapeutisch kontrollierte
Einnahme von Schmerzmitteln unumgänglich
(vgl. Abschnitt „Welche Medikamente können
abhängig machen“). Die Entscheidung über
die medizinische Notwendigkeit der Medikamenteneinnahme trifft immer die Ärztin oder
der Arzt – im günstigsten Fall gemeinsam mit
der Patientin. Bestehen keine nicht-medikamentösen Behandlungsalternativen für die
Beschwerden oder Erkrankungen, ist es wenig
hilfreich, Druck auf die Betroffenen auszuüben.
Sind mögliche Alternativen vorhanden, kann
aber bei solchen Gruppenteilnehmerinnen der
Wunsch bestehen, ohne die chemische Hilfe
zu leben. Wenn das Absetzen der Medikamente
fachgerecht begleitet wird, kann die Gruppe
sie selbstverständlich bei diesem Schritt unterstützen.
Da die Stoffe im Körper zudem länger brauchen
als beispielsweise Alkohol, um sich abzubauen,
können diese Frauen gar nicht „nüchtern“ zu
einem Treffen erscheinen. Hier muss die Gruppe
entscheiden, wie sie mit dem Konsum der Teilnehmerin umgehen will. Dabei können unterschiedliche Überlegungen zum Tragen kommen:
Eine Gruppe kann z.B. einer Teilnahme zustimmen, wenn für sie der grundsätzliche Wunsch zu
einem Entzug und zur Abstinenz deutlich wird.
In diesem Fall wird die Teilnehmerin in ihrem
Entschluss bestärkt und gestützt werden können,
indem andere Teilnehmerinnen von ihren positiven Erfahrungen mit dem Ausstieg aus der Abhängigkeit berichten und Informationen für das
konkrete Vorgehen anbieten. Erscheinen aber
Frauen mit unklarer Abstinenzmotivation zu den
Treffen, wird dies von Gruppen mitunter als
starke Belastung empfunden. Nicht zuletzt kann
der fortgesetzte Konsum auch eine Verunsicherung für andere Frauen darstellen, die sich aktuell
belastet fühlen und um die Aufrechterhaltung
der eigenen Abstinenz ringen.
Ein klärendes Einzelgespräch mit der Betroffenen
ist in jedem Fall zu empfehlen. Die Moderatorin
sollte nicht zögern, sich hierfür die Unterstützung einer weiteren Gruppenteilnehmerin zu
suchen. Hier kann die Motivation zur Gruppenteilnahme und zur Abstinenz geklärt werden und
nötigenfalls auf andere Hilfemöglichkeiten verwiesen werden. Einige Suchtberatungsstellen bieten auch so genannte „Motivationsgruppen“ an,
die Unentschlossenen die Möglichkeit bieten,
ihren Ausstiegswunsch aus der Abhängigkeit und
ihre Befürchtungen diesbezüglich genauer zu
klären.
Noch nicht „clean“?
Quelle:
www.Stiftung-Kopfschmerz.de
36
Anders liegt der Fall bei Frauen, die aktuell
abhängig machende Medikamente konsumieren.
Entgiftungsbehandlungen erfolgen hier in der
Regel „ausschleichend“, da ein abruptes Absetzen
der Medikamente vielfach ein hohes körperliches
Risiko birgt.
37
TIPP
Zum Weiterlesen:
Der Rückfall. Eine
Handreichung für
Suchtbetroffene
und Helfer
Janßen & Körtel (Hg.)
Auch wenn sich die
Broschüre in erster
Linie auf Alkoholrückfälle bezieht,
bietet sie dennoch
hilfreiche Informationen und Anregungen für die
Gruppenarbeit zum
Thema Rückfall.
Die Gruppe entscheidet
Fragen für die Gruppe
WIE BEHANDLE ICH MEINEN ARZT?
Wichtig ist, dass die ganze Gruppe und jede
für sich überlegt, ob sie sich der Teilnahme von
nicht-abstinenten Frauen gewachsen fühlt.
Eine Entscheidung muss darüber hinaus nicht
für alle Zeiten getroffen werden, sondern kann
entsprechend dem Gruppenprozess auch nach
einer gewissen Zeit auf ihre Gültigkeit hin
überprüft werden.
• Was bedeutet für mich persönlich Abstinenz?
Rückfälle in der Gruppe
• Hat jemand aus der Gruppe bereits einen
Rückfall überstanden? Was hat ihr geholfen,
sich wieder zu fangen?
„Wie behandle ich meinen Arzt?“ fragt der
Leitfaden für mündige Patienten. Der Ratgeber will
Patientinnen und Patienten darin unterstützen,
die Kommunikation und Zusammenarbeit mit
ihren Ärztinnen und Ärzten zu verbessern. Diese
Frage stellt sich Medikamentenabhängigen auf
besondere Weise. Nachdem sie durch Verschreibungen von suchterzeugenden Medikamenten
abhängig geworden sind, gilt es, das Verhältnis
zu dieser Berufgruppe zu überdenken.
Ein Rückfall einer Teilnehmerin ist ein weiteres
schwieriges Thema für die Gruppe. Da Rückfälle
zum Bild der Abhängigkeitserkrankung dazugehören, sollte das Thema möglichst offen angesprochen werden. Wenn eine Teilnehmerin ohne
Abmeldung nicht mehr zu den Treffen erscheint
und der Verdacht besteht, dass sie rückfällig
geworden ist, bietet es sich an, zu ihr Kontakt
aufzunehmen. Häufig sind Schamgefühle dafür
verantwortlich, dass die Betroffene sich zurückzieht, was letztendlich ihre Situation noch
weiter verschlechtert. Wenn einzelne Gruppenmitglieder in dieser Zeit den Kontakt zu ihr zumindest lose aufrechterhalten, ermöglicht es
ihr zu einem späteren Zeitpunkt, leichter wieder
in die Gruppe zurück zu kehren.
Bei psychoaktiven Medikamenten ist es mitunter
schwierig, einen Rückfall bei anderen zu erkennen, wenn die betreffende Person den Konsum
abstreitet. Da keine offensichtlichen äußeren
Anzeichen bestehen, wie z.B. die Fahne beim
Alkohol, ist es letztlich auch eine Frage des gegenseitigen Vertrauens, dass tatsächlich keine
suchterzeugenden Medikamente eingenommen
werden.
38
• Welche Situationen führen mich in Versuchung,
wieder Medikamente zu nehmen?
Was hilft mir dann?
• Wie können sich die Gruppenmitglieder
gegenseitig bei der Abstinenz unterstützen?
Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die
überwiegende Zahl der Medizinerinnen und
Mediziner verantwortungsvoll mit der Verschreibung von suchterzeugenden Medikamenten
umgeht. Für Patientinnen mit Medikamentenproblemen geht es also zunächst darum, einen
für sie vertrauenswürdigen Arzt oder eine
entsprechende Ärztin zu finden und ihnen als
selbstbewusste, informierte Kundin gegenüber
zu treten.
Fragen für die Gruppe
• Wann fühle ich mich unsicher im Umgang mit
Ärztinnen und Ärzten?
• Was erwarte ich von guten Ärztinnen bzw.
Ärzten?
• Welche Erfahrungen habe ich mit Ärztinnen und
Ärzten gemacht?
Kenne ich welche, die ich weiterempfehlen kann?
Die konkrete Situation bei einem neuen Arzt
bzw. Ärztin kann auch in einem Rollenspiel
geübt werden. Überlegen Sie zunächst gemeinsam, welche Punkte die Gruppenteilnehmerinnen
schwierig finden und ausprobieren wollen, z.B.:
• Wie sage ich,
dass ich von Medikamenten abhängig bin?
Wie gehe ich mit der Reaktion um?
TIPP
Patientin als Kundin
Hilfreich ist es, sich vorher klar zu machen,
was genau von dem Arztbesuch erwartet wird.
Wünschen Sie eine bestimmte Behandlung,
z.B. Homöopathie oder Akupunktur? Wollen sie
lieber von einem Mann oder einer Frau behandelt
werden?
Achten Sie während des Gesprächs darauf, ob
Sie wirklich alle Zusammenhänge verstanden
haben und ob Ihnen das Ziel der Behandlung
klar wird.
Informieren Sie sich auch über Ihre Rechte als
Patientin. Durch die Vielzahl der gesetzlichen
Änderungen entstehen schnell Unklarheiten oder
Missverständnisse, z.B. in Bezug auf die Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen.
Letztlich ist für die erfolgreiche Behandlung
auch wichtig, dass Sie sich mit Ihrem Anliegen
verstanden fühlen. Bitten Sie im Zweifelsfall
um einen etwas längeren Gesprächstermin, wenn
Sie z.B. vorhaben, mit Ihrem Arzt oder Ihrer
Ärztin über Ihre Abhängigkeit zu sprechen.
• Wie frage ich nach,
wenn ich etwas noch nicht verstanden habe?
• Was mache ich,
wenn ich erst im Nachhinein feststelle,
dass ich ein verschriebenes Medikament nicht
nehmen sollte?
Wenn Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin kein
zufrieden stellendes Gespräch führen können,
sollten Sie die Praxis wechseln. Informationen
und/oder Beratung rund um Arztbesuche und
rechtliche Fragen bekommen Sie z.B. bei den
Patientenberatungsstellen der Verbraucherzentralen und bei den gesetzlichen Krankenkassen.
Hinweise zur Suche von Ärztinnen und Ärzten,
die sich mit Suchterkrankungen auskennen,
finden sie auch im Abschnitt „Professionelle
Hilfen bei Medikamentenabhängigkeit“.
39
In den folgenden
beiden Literaturvorschlägen finden Sie
neben ausführlichen
Informationen auch
Checklisten, die Ihnen
bei der Vor- und
Nachbereitung von
Arztbesuchen helfen:
Wie behandle ich
meinen Arzt?
Ein Leitfaden für
mündige Patienten.
Füller & Bastian
(2002)
Besuch beim Arzt.
Als Kunde in der
Praxis.
Verbraucherzentrale
Nordrhein-Westfalen
e.V. (2004)
B A S I S - I N F O R M AT I O N E N
Z U M E D I K A M E N T E N M I S S B R AU C H
UND -ABHÄNGIGKEIT
Im folgenden Abschnitt werden noch einmal die wichtigsten Fakten rund um Medikamentenabhängigkeit zusammengefasst.
Sie finden hier knappe Informationen
und einen kurzen „Selbsttest zum Medikamentenkonsum“, die Sie bei Gesprächen
mit Betroffenen und Angehörigen sowie zum
sensibilisieren von möglichen Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnen
verwenden können.
Für Selbsthilfegruppen zu anderen Abhängigkeiten oder Erkrankungen, die sich einen
Überblick über das Thema Medikamentenabhängigkeit verschaffen wollen, können
diese Informationen als Orientierung und
Hilfe dienen.
Hinweise auf weiterführende Literatur und
auf Hilfsangebote finden sich sowohl im Text,
als auch im anschließenden Serviceteil.
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42
Sinnvoller Medikamentengebrauch
44
Missbrauch und Abhängigkeit von Medikamenten
45
Kurzfragebogen zum Medikamentengebrauch
47
Welche Medikamente machen abhängig
51
Professionelle Hilfe bei Medikamentenproblemen
41
S I N N VO L L E R
M E D I K A M E N T E N G E B R AU C H
Medikamente sind ein wichtiger Bestandteil des
heutigen Lebens und aus unserem Alltag nicht
wegzudenken. Sie können viele Leiden heilen
oder zumindest lindern. Doch wie alles im Leben
haben auch Medikamente ihre positiven und
negativen Seiten. Medikamente können auch
schaden, es gilt der Satz: „Die Dosis macht das
Gift“. Durch fehlerhafte Medikamenteneinnahme
können die inneren Organe geschädigt, der
Stoffwechsel durcheinander gebracht oder Vergiftungen hervorgerufen werden. Eine kontinuierliche und missbräuchliche Einnahme kann bei
psychoaktiven Medikamenten auch ungewollt in
die Abhängigkeit münden. Diese Medikamente
werden weiter unten näher beschrieben.
Sinnvoller Umgang mit Medikamenten
Für den generellen Umgang mit Medikamenten
gilt: Die Selbstbehandlung mit frei käuflichen
Medikamenten kann bei leichten und vorübergehenden Beschwerden helfen. Dauern die
Beschwerden jedoch an oder verstärken sich gar,
sollten Sie unbedingt einen ärztlichen Rat einholen. Beachten Sie auch die Angaben auf dem
Beipackzettel und lassen Sie sich bei Unklarheiten in Ihrer Apotheke oder von Ihrer Ärztin
oder Ihrem Arzt beraten.
Geben Sie bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt
immer alle Medikamente an, die Sie einnehmen.
Hierzu gehören auch pflanzliche Arzneimittel
(z.B. Johanniskraut, Ginko etc.), Tees oder
Zubereitungen, die Sie selbst in der Apotheke
oder in einer Drogerie gekauft haben.
Grundsätzlich können alle wirksamen Stoffe auch
Nebenwirkungen und vor allem auch Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln haben.
Manche Medikamente vertragen sich auch nicht
mit bestimmten Nahrungsmitteln (z.B. Milch
oder Grapefruitsaft), weil die Aufnahme der
Stoffe im Körper verändert wird.
Geben Sie bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt
sowie beim Medikamentenkauf unbedingt auch
Allergien, chronische Erkrankungen oder Unverträglichkeiten an. Beachtet werden sollte auch
eine bestehende Abhängigkeit von bestimmten
Medikamenten und – wegen der Kreuztoleranz
bei Benzodiazepinen – der Alkoholgehalt von
Medikamenten. Die Einnahme der falschen Mittel
kann zu einem Rückfall führen.
Verlassen Sie sich nicht auf den Rat von
Freunden oder Verwandten oder nehmen gar
Medikamente ein, die diese verschrieben bekommen haben. Gleiche Beschwerden können
unterschiedliche Ursachen haben. Auch sollten
Sie selbst keine angebrochenen Packungen von
verschreibungspflichtigen Medikamenten verwahren sowie diese auch nicht an andere weitergeben. Ungenutzte Medikamente können Sie
über eine Apotheke entsorgen lassen.
Medikamente bei Kindern oder alten Menschen
Vorsicht ist gegenüber Kindern im Umgang mit
Medikamenten geboten. Kinder reagieren auf
Medikamente teilweise anders als Erwachsene,
deshalb genügt es nicht, einfach die Menge zu
reduzieren. Verwenden Sie nur Medikamente, die
für die jeweilige Altersstufe freigegeben sind und
lassen Sie sich fachgerecht beraten. Bewahren
Sie Medikamente außerhalb der Reichweite von
Kindern auf. Denken Sie außerdem daran:
Erwachsene sind Vorbilder für Kinder. Vermeiden
Sie deshalb den schnellen Griff zur Tablette oder
reichlichen Medikamentenkonsum.
Alte Menschen müssen häufig ebenfalls anders
medikamentiert werden. Durch Veränderungen
im Stoffwechsel und die langsamere Arbeit der
inneren Organe werden Medikamente langsamer
abgebaut und ausgeschieden. Wird die Dosis zu
hoch angesetzt, kann es zur Anhäufung der
Wirkstoffe im Körper kommen, wodurch Nebenwirkungen verstärkt werden und sogar Vergiftungserscheinungen auftreten können. Auch
Abhängigkeitsentwicklungen können hierdurch
beschleunigt werden.
Medikamente und Alkohol sind eine gefährliche
Kombination, die unbedingt vermieden werden
sollte. Das gilt insbesondere für die Teilnahme
am Straßenverkehr und die Bedienung von
Maschinen. Der Einfluss der Wechselwirkungen
zwischen verschiedenen Medikamenten und
Alkohol ist nicht absehbar. Sie sollten auf entsprechende Hinweise im Beipackzettel achten
und im Zweifelsfall Ihren Arzt fragen.
42
43
M I S S B R AU C H U N D A B H Ä N G I G K E I T
VO N M E D I K A M E N T E N
Von Medikamentenmissbrauch spricht man in
der Regel, wenn Medikamente ohne entsprechende Indikation, in sehr hoher Dosierung oder
länger als notwendig eingenommen werden.
Bei einer Abhängigkeit bzw. Sucht kommen noch
mehrere Faktoren hinzu, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1957 folgendermaßen
definiert hat:
Sucht ist ein Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung, hervorgerufen durch den
wiederholten Gebrauch einer natürlichen oder
synthetischen Droge und gekennzeichnet
durch vier Kriterien:
• Ein unbezwingbares Verlangen zur
Einnahme und Beschaffung des Mittels,
• eine Tendenz zur Dosissteigerung
(Toleranzerhöhung),
• die psychische und meist auch physische
Abhängigkeit von der Wirkung der Droge,
• die Schädlichkeit für den Einzelnen und/
oder die Gesellschaft.
K U R Z F R AG E B O G E N Z U M M E D I K A M E N T E N G E B R AU C H
Die Abgrenzung zwischen Abhängigkeit und
Missbrauch kann im Einzelfall schwierig sein. Bei
der Medikamentenabhängigkeit ist im Vergleich
zu den anderen stoffgebundenen Abhängigkeiten
(Tabak, Alkohol, illegale Drogen) zu beachten,
dass über die medizinische Notwendigkeit der
Medikamenteneinnahme immer der Arzt oder die
Ärztin entscheidet. Beim Kaufen und Einnehmen
großer Mengen frei verkäuflicher Medikamente
ist eine Einordnung als Missbrauch schon viel
nahe liegender. Das Aufsuchen mehrerer Ärzte
wegen der Verschreibung des gleichen, psychisch
wirksamen Medikamentes ist dagegen schon
ein deutliches Warnzeichen für eine bestehende
Abhängigkeit.
Die folgenden Aussagen beschreiben eine Reihe von
Gewohnheiten und Schwierigkeiten, die sich bei der
häufigen Einnahme von Medikamenten einstellen können. Der Fragebogen hilft Ihnen, riskante Formen des
Medikamenten-Gebrauchs – bei Ihnen selbst oder auch
im Familien- und Freundeskreis – zu erkennen und
einzuschätzen.
Der Test auf der folgenden Seite kann eine kleine
Orientierung zum Risiko einer Medikamentenabhängigkeit bieten:
Prüfen Sie bei jeder Aussage, ob diese auf Sie
zutrifft oder nicht und kreuzen Sie dann das
entsprechende Kästchen an. Bitte beantworten Sie
alle Feststellungen, lassen Sie keine davon aus.
Die Aussagen beziehen sich nur auf Medikamente, die
eingenommen werden,
• um die Stimmung zu verbessern,
• um besser schlafen zu können,
• um leistungsfähiger zu sein,
• um Schmerzen zu lindern oder
• um ruhiger zu werden.
Trifft zu
Trifft nicht zu
1. Ohne Medikamente kann ich schlechter einschlafen.
2. Ich habe mir sicherheitshalber schon einmal
einen kleinen Tablettenvorrat angelegt.
3. Zeitweilig möchte ich mich von allem zurückziehen.
Abhängigkeit hat eine psychische und eine
körperliche Seite. Psychische Abhängigkeit ist
das zwingende Verlangen, das Medikament
einzunehmen und seine psychischen Wirkungen
zu erleben. Körperliche Abhängigkeit ist verbunden mit Toleranzentwicklung. Durch Anpassungsvorgänge im Körper werden zunehmend
größere Mengen vertragen (Dosissteigerung)
bzw. tritt bei Medikamenten ein Verlust der
Wirkung auf, so dass trotz regelmäßiger Einnahme die Ursprungsbeschwerden wiederkehren.
Außerdem entstehen beim Absetzen die für
die Substanz typischen Entzugserscheinungen.
4. Es gibt Situationen, die schaffe ich ohne Medikamente nicht.
5.
Andere glauben, dass ich Probleme mit Medikamenten habe.
6. Die Wirkung meiner Medikamente ist nicht mehr so wie am Anfang.
7. Weil ich Schmerzen habe, nehme ich oft Medikamente.
8. In Zeiten erhöhter Medikamenteneinnahme habe ich weniger gegessen.
9. Ich fühle mich ohne Medikamente nicht wohl.
10. Manchmal war ich selbst erstaunt,
wie viele Tabletten ich an einem Tag eingenommen habe.
11. Mit Medikamenten fühle ich mich oft leistungsfähiger.
Wenn bei Ihnen vier oder mehr Aussagen
zutreffen, sollten Sie erwägen, mit Ihrer Ärztin/
Ihrem Arzt oder Ihrer Apothekerin/Ihrem
Apotheker über das Thema Medikamente zu
sprechen. (Watzl, Rist, Höcker & Miehle, 1991)
Kopiervorlage aus
NICHT MEHR ALLES SCHLUCKEN
44
45
WELCHE MEDIKAMENTE
K Ö N N E N A B H Ä N G I G M AC H E N ?
Kopiervorlage aus
NICHT MEHR ALLES SCHLUCKEN
Während grundsätzlich alle Arzneimittel im
Übermaß schaden können, besteht bei besonderen Medikamenten zusätzlich das Risiko
abhängig zu werden. Dies betrifft vor allem
Medikamente, die Stimmungen und Gefühle
direkt oder indirekt beeinflussen.
Dazu gehören die so genannten Psychopharmaka, aber auch Schmerzmittel werden zu
den „psychoaktiven“ – also die Psyche beeinflussenden – Medikamenten gezählt.
Wenn man in Deutschland von Medikamentenabhängigkeit spricht, sind Abhängigkeiten von
ganz unterschiedlichen Substanzen gemeint.
Die verschiedenen Arzneimittelgruppen unterscheiden sich durch Indikationen, unerwünschte
Wirkungen, das jeweilige Missbrauchs- bzw.
Abhängigkeitspotenzial und die spezifischen
Entzugserscheinungen. Die wichtigsten Gruppen werden hier kurz vorgestellt:
Schlafmittel und Beruhigungsmittel
(Tranquilizer)
Bei den Medikamenten mit Missbrauchs- und
Abhängigkeitspotenzial sind vor allem die
Schlaf- und Beruhigungsmittel aus der Benzodiazepin-Familie zu berücksichtigen. Das wohl
bekannteste Medikament dieser Gruppe ist
das Valium®. Weitere in Deutschland häufig
verkaufte Präparate sind:
• Schlaf- und Beruhigungsmittel:
z.B. Radedorm®, Noctamid®, Rohypnol®,
Lendormin®, Remestan®, Flunitrazepam®,
Planum®
• Tranquilizer:
z.B. Diazepam®, Adumbran®, Tavor®, Oxazepam-ratiopharm®, Bromazanil-Hexal®,
Normoc®, Faustan®, Lexotanil®, Tranxilium®
Ein etwas geringeres Abhängigkeitsrisiko wird
bei Medikamenten mit den Wirkstoffen
Zolpidem (z.B. Bikalm®, Stilnox®), Zopiclon
(z.B. Ximovan®) und Zaleplon (z.B. Sonata®)
angenommen.
Diese sind zwar chemisch nicht mit den Benzodiazepinen verwandt, zeigen aber im Körper
ganz ähnliche Wirkmechanismen. Da auch für
Mittel mit diesen Wirkstoffen zumindest einige
Missbrauchsfälle bekannt wurden sowie vor allem
Berichte über teilweise schwere Nebenwirkungen
vorliegen (z.B. Gedächtnislücken, visuelle Halluzinationen), können sie nicht als ungefährliche
Alternative zu Benzodiazepinen betrachtet
werden.
In erster Linie werden Benzodiazepine auf Grund
ihrer angstlösenden und schlafanstoßenden
Wirkungen verschrieben. Wegen ihrer muskelentspannenden Wirkung werden sie auch bei
durch Muskelverkrampfungen verursachten
Rückenschmerzen eingesetzt. Dabei beseitigen
Benzodiazepine nicht nur ein spezielles Symptom
(wie z.B. Ängstlichkeit), sondern wirken insgesamt dämpfend auf alle Empfindungen. Sie heilen
auch nicht die zu Grunde liegenden Ursachen
von Beschwerden, so dass diese nach dem
Absetzen unvermindert wiederkehren können.
Eine körperliche Gewöhnung und somit eine
Abhängigkeitsentwicklung kann bereits nach
wenigen Wochen der regelmäßigen Einnahme
einsetzen.
Innerhalb der Benzodiazepinfamilie werden
Mittel mit unterschiedlicher Wirkungsdauer
unterschieden. Besonders riskant sind Präparate
mit lang anhaltender Wirkung, da sie als Schlafmittel selbst am nächsten Morgen noch zu
erhöhter Unfallgefahr durch Müdigkeit und
Gleichgewichtsstörungen führen können. Durch
die muskelentspannende Wirkung ist auch die
Koordinationsfähigkeit herabgesetzt, so dass
gerade ältere Menschen unter der Wirkung zu
Stürzen mit Knochenbrüchen neigen. Zusätzlich
können sich durch den bei älteren Menschen
verlangsamten Abbau die Wirkstoffe im Fettgewebe des Körpers anreichern. Hierdurch fällt
eine Abhängigkeit oft noch weniger auf, weil
nach dem Absetzen erst nach einer ganzen Zeit
Symptome einsetzen und deshalb nicht als Entzugssymptome gewertet werden.
47
TIPP
Die Sucht und
ihre Stoffe Nr.1:
Benzodiazepine.
Faltblatt der
Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V.
Folgen der langfristigen Einnahme
Zu den Langzeitfolgen von Benzodiazepinen
zählen Veränderungen der Persönlichkeit, Verflachung der Gefühle, Rückzug aus familiären
Beziehungen und Bekanntschaften, Zunahme von
Ängsten und Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken und Gedächtnisstörungen. Außerdem kann es zu paradoxen (d.h. der beabsichtigten Wirkung entgegengesetzten) Reaktionen
kommen, wie gesteigerte Unruhe, Verwirrung
und Schlaflosigkeit.
Bei einer Benzodiazepinabhängigkeit wird
zwischen der eher seltenen Form der primären
Hochdosisabhängigkeit, der am häufigsten anzutreffenden primären Niederdosisabhängigkeit
und der sekundären Benzodiazepinabhängigkeit
unterschieden:
Hoch- oder Niedrigdosisabhängigkeit
Primäre Hochdosisabhängigkeit äußert sich in
einer starken körperlichen und psychischen
Benzodiazepinabhängigkeit, deren Kennzeichen
vor allem extreme Dosissteigerung, allmähliche
Persönlichkeitsveränderungen und schwere
Entzugssymptome beim Substanzentzug sind.
TIPP
In Romanform
schildert
Barbara Gordon in
Ich tanze so
schnell ich kann
ihre persönliche
Geschichte einer
Benzodiazepinabhängigkeit.
Der weitaus größte Teil der Benzodiazepinabhängigen ist von primärer Niederdosisabhängigkeit betroffen, bei der über einen
langen Zeitraum täglich eine geringe, im
therapeutischen Bereich liegende Dosis zu
sich genommen wird. Auch wenn die Dosis
hierbei nicht gesteigert wird, kann es bei
abrupten Absetzversuchen zu quälenden
Entzugssymptomen kommen, die dann
wiederum zum Einnehmen der Substanz
veranlassen.
48
Von der ebenfalls häufigen sekundären
Benzodiazepinabhängigkeit sind Menschen
betroffen, die verschiedene Drogen nehmen,
sowie – teilweise auch „trockene“ – Alkoholabhängige. In diesen Fällen hat sich im Zuge
einer bereits bestehenden Abhängigkeit von
anderen Substanzen nachfolgend eine spezielle
Benzodiazepinabhängigkeit entwickelt. Die
Medikamente werden eingenommen, um die
Wirkung der ursprünglichen Substanz zu ersetzen oder auch um Entzugserscheinungen abzumildern.
Abhängig vom Alter, von der Dosis und vor
allem von der Dauer der Einnahme stellen sich
beim Absetzen von Benzodiazepinen starke
Entzugssymptome ein, die nach einem schlagartigen Absetzen besonders dramatisch sein
können. Typische Entzugserscheinungen sind
u.a. Schwäche, Schwindel, Zittern, Schlafstörungen und Unruhe. Zu einer erhöhten
Angstbereitschaft mit Panikattacken können
sich Entfremdungserlebnisse, Suizidimpulse
und Wahrnehmungsstörungen in verschiedenen
Sinnesbereichen (z.B. Kribbeln in den Gliedern) gesellen. Es besteht sogar das Risiko
eines klassischen Entzugsdeliriums oder einer
Entzugspsychose mit Krampfanfällen.
Aus diesem Grund sollten Benzodiazepine niemals abrupt und ohne ärztliche Kontrolle abgesetzt werden! Weitere Informationen finden
Sie im Abschnitt über professionelle Hilfen
bei Medikamentenabhängigkeit.
Analgetika (Schmerzmittel)
Kombinationsanalgetika
Schmerzmittel werden in zentral und peripher
wirkende Mittel unterschieden.
Als „Einstiegsdroge“ für Schmerzmittelabhängige
gelten dagegen vor allem die frei verkäuflichen,
koffeinhaltigen Kombinationsanalgetika (z.B.
Thomapyrin®, Vivimed® etc.), die gerade von
Menschen mit Migräne oder anderen chronischen Schmerzbeschwerden bei Bedarf konsumiert werden. Nach Angaben der Deutschen
Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft entwikkelt eine relativ große Anzahl von Kopfschmerzpatienten (in spezialisierten Praxen und Klinken
etwa 5 – 10% aller Kopfschmerzpatienten) unter
zu häufiger Einnahme von Schmerz- und/oder
Migränemitteln einen so genannten „medikamenteninduzierten Kopfschmerz“. Es handelt sich
dabei meist um einen dumpf-drückenden Dauerkopfschmerz. Diesen versuchen die Betroffenen
wiederum durch die Einnahme weiterer Tabletten
zu bekämpfen, wodurch ein Teufelskreis entsteht.
Zentralwirkende, d.h. am zentralen Nervensystem ansetzende Analgetika umfassen die
Opiate, deren bekanntester Vertreter das
Morphin ist. Derartige Medikamente werden
zur Behandlung besonders schwerer Schmerzzustände genutzt. Hierunter können z.B.
Krebserkrankungen fallen oder chronische
Schmerzen, die mit anderen Mitteln nicht
mehr wirksam behandelt werden können.
Medikamente aus dieser Gruppe fallen unter
das so genannte Betäubungsmittelgesetz,
d.h. dass die Verschreibung staatlich kontrolliert wird.
Codein, welches in Schmerzmitteln, aber
auch z.B. in Hustenmitteln eingesetzt wird,
ist ebenfalls ein Opiatabkömmling und
dementsprechend verschreibungspflichtig.
Ein Missbrauch dieser Arzneimittel ist
speziell bei Abhängigen illegaler Drogen
zu beobachten. Die Medikamente ersetzen
dabei den bevorzugten Suchtstoff oder
sollen Entzugserscheinungen lindern. Vielfach besteht auch heute noch die Befürchtung, dass Patientinnen und Patienten durch
die Verordnung dieser Medikamente süchtig
werden. Deshalb wird ihre Verschreibung
in Deutschland kontrovers diskutiert.
Zunehmend wird davon ausgegangen, dass
die akute wie auch chronische Schmerzbehandlung mit Opiaten oder Opioiden
unter kontrollierten therapeutischen Bedingungen in der Regel nicht zur Suchtentwicklung führen. Das dennoch vorhandene
Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial
der Opioide sollte aber nicht dazu führen,
dass Schmerzpatienten die notwendige
Schmerztherapie vorenthalten wird.
TIPP
Die Sucht und
ihre Stoffe Nr.7:
Schmerzmittel.
Faltblatt der
Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V.
Anregungsmittel und anregende Appetitzügler (Stimulanzien)
Weitere Medikamente mit einem hohen Suchtpotenzial sind die so genannten Stimulanzien,
die allgemein eher unter den Begriffen Appetitzügler oder Schlankheitsmittel bekannt sind.
Unter Handelsnamen wie z.B. Recatol®, usw.
bekannt, wirken sie antriebssteigernd und dämpfen zugleich das Hungergefühl. Der Missbrauch
solcher Mittel steht in engem Zusammenhang
mit Ess-Störungen wie Magersucht (Anorexie)
oder Ess-Brech-Sucht (Bulimie), an denen überwiegend Frauen leiden.
Die Arzneimittel enthalten Wirkstoffe aus der
Gruppe der Amphetamine. Aufgrund ihrer
euphorisierenden und leistungssteigernden
Wirkung besitzen sie ein hohes Suchtpotenzial.
Die Nebenwirkungen können Herzrasen, Angst,
Schlafstörungen und starke Stimmungsschwankungen umfassen. Nach langfristigem Missbrauch kann es zu Zuständen der Erschöpfung
oder Übererregung kommen. Weiterhin sind
Herz-Kreislaufprobleme und Ängste bis hin zu
Halluzinationen und Wahnvorstellungen möglich.
49
TIPP
Adressen zum Thema
Ess-Störungen finden
Sie im Serviceteil.
P RO F E S S I O N E L L E H I L F E
B E I M E D I K A M E N T E N P RO B L E M E N
Im Zusammenhang mit dem Wunsch nach
Gewichtsverlust werden außerdem häufig Abführmittel und entwässernde Mittel missbraucht.
Die Mittel wirken nicht direkt auf die Psyche,
sondern können eine körperliche Gewöhnung
zur Folge haben. Eine Abhängigkeit ist hier
eher auf der psychischen Ebene zu suchen.
Exzessives Entwässern und Abführen können
zu Störungen im Mineralhaushalt des Körpers
führen und durch den damit verbundenen
Mangel zu Schäden an den Nieren, dem Herzmuskel sowie beim Knochenaufbau führen.
Antidepressiva und Neuroleptika
Ebenfalls zu den psychoaktiven Medikamenten
zählen Antidepressiva und Neuroleptika.
Diese Arzneimittel haben, anders als die benzodiazepinhaltigen Schlaf- und Beruhigungsmittel,
kein Suchtpotenzial.
TIPP
Umfassende Bewertungen zu frei verkäuflichen und verschreibungspflichtigen
Medikamenten werden in dem seit vielen
Jahren regelmäßig
aktualisierten Buch
Bittere Pillen
von Langbein, Martin
& Weiss (2002)
dargestellt. Darüber
hinaus werden ausführliche und für
Laien verständliche
Informationen auch
im Handbuch
Selbstmedikation
und im Handbuch
Medikamente
(Stiftung Warentest)
veröffentlicht.
Antidepressiva werden zur Behandlung depressiver Beschwerden wie Niedergeschlagenheit,
Leeregefühl und Hoffnungslosigkeit, negativem
Selbstwertgefühl, Antriebsmangel oder ängstlicher Übererregung eingesetzt. Zusätzlich zur
stimmungsaufhellenden Hauptwirkung werden
beruhigend-dämpfende und aktivierende Antidepressiva unterschieden. Die Verordnung von
Antidepressiva hat in den letzten Jahren deutlich zugelegt, teilweise als Ersatzverschreibung
für Benzodiazepine.
50
Hier sind vor allem die so genannten SerotoninWiederaufnahmehemmer (SSRI) zu nennen (z.B.
mit dem Wirkstoff Fluctin, in USA als Prozac
bekannt). Sie besitzen ein anderes Nebenwirkungsspektrum als die herkömmlichen Antidepressiva. Obwohl Medikamente dieser Gruppe
nicht abhängig machen sollen, werden dennoch
in der Literatur Toleranzentwicklungen sowie
Absetzsymptome beschrieben. Außerdem wird
zunehmend vor der Verschreibung an Kinder
und Jugendliche sowie an alte Menschen gewarnt, weil hier häufiger in der Folge Suizidimpulse aufgetreten waren. Nichtsdestotrotz ist
für viele Menschen mit Depressionen – u. U.
auch als Folge einer Abhängigkeitserkrankung –
eine verantwortungsvoll durchgeführte Behandlung mit Antidepressiva unerlässlich, solange
der individuelle Nutzen die Nachteile überwiegt.
Neuroleptika werden vor allem in der Behandlung von Psychosen – insbesondere Schizophrenien – eingesetzt. Sie wirken vor allem
dämpfend, beruhigend und antriebsmindernd.
Zu ihren Nebenwirkungen zählen die Beeinträchtigung der Kontaktfähigkeit, eine Steigerung der Muskelspannung sowie Störungen der
Bewegungsabläufe (Zittern, Bewegungsunruhe,
Wippen, Grimassieren). Diese so genannten
Spätdyskinesien treten vor allem nach langfristigem Gebrauch auf und können auch nach dem
Absetzen des Medikaments bestehen bleiben.
Es gibt stärker und schwächer wirksame Mittel,
wobei letztere auch als Beruhigungsmittel bei
Befindlichkeitsstörungen eingesetzt werden
(z.B. Imap®, Dominal®, Fluanxol®). Da auch
bei niedriger Dosierung Spätfolgen nicht auszuschließen sind, ist die Verwendung von
Neuroleptika als Beruhigungsmittel abzulehnen.
Das Absetzen von psychisch wirksamen Medikamenten ist nicht ganz einfach. Aus diesem
Grund ist es gut, sich vorher genau zu überlegen,
warum man die Medikamente nicht mehr einnehmen möchte und warum gerade zu diesem
Zeitpunkt. Beispielsweise kann durch einen
zunehmenden Wirkungsverlust die Abhängigkeit
deutlich geworden sein. Vielleicht besteht aber
auch schon länger die Vermutung oder Gewissheit einer Abhängigkeit und die betreffende
Person fühlt sich z.B. durch eine Änderung der
Lebensumstände nun in der Lage, das Thema
in Angriff zu nehmen. Möglicherweise sind
aber auch die Folgen der Medikamentenabhängigkeit unterdessen offensichtlich geworden, so dass nahe stehende Personen Druck
ausüben, mit dem Tablettenkonsum aufzuhören.
Es ist erfreulich, wenn im privaten Umfeld
Menschen zur Verfügung stehen, mit denen man
sich über das weitere Vorgehen beraten kann.
Die endgültige Entscheidung sollte sich die
Betroffene nicht aus der Hand nehmen lassen.
Wenn ein Medikament starke Nebenwirkungen
hat, alle Gefühle abstumpfen oder die Wirkung
verloren gegangen ist, sind dies gute Gründe,
die Einnahme nicht fortzusetzen. Möglicherweise bedeutet dies aber (noch) nicht, dass es
ganz ohne Medikamente geht. Es kommt nicht
selten vor, dass Abhängige (egal ob von Alkohol oder Medikamenten) nach dem Entzug mit
Antidepressiva behandelt werden.
In einem zweiten Schritt sollten Sie sich professionelle Hilfe und Unterstützung suchen.
Regelmäßig eingenommene Medikamente sollten
niemals abrupt und ohne medizinische Kontrolle
abgesetzt werden. Suchtberatungsstellen arbeiten
teilweise mit Ärztinnen und Ärzten zusammen,
die die körperlichen Veränderungen und Entzugserscheinungen kontrollieren und einordnen
können. Außerdem verfügen Ärztekammern,
Krankenkassen oder der sozialpsychiatrische
Dienst des Gesundheitsamtes über Adressen
von Ärztinnen und Ärzten mit entsprechenden
fachlichen Zusatzqualifikationen.
Ambulant oder stationär?
Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit, den
Entzug ambulant oder stationär durchzuführen.
Das hängt davon ab, welche Medikamente
Sie nehmen, wie viel Sie sich zutrauen, was die
Lebensumstände ermöglichen, wie lange die
Abhängigkeit bereits andauert und wie viel von
einem bestimmten Medikament eingenommen
wurde. Auch das Alter und der sonstige Gesundheitszustand spielen eine wichtige Rolle.
Entzug von Kopfschmerzmitteln
Die einzig sinnvolle Therapie bei Abhängigkeit
von Kopfschmerzmitteln ist die Durchführung
eines Entzuges, der nach ca. zehn bis vierzehn
Tagen abgeschlossen ist. Dieser kann sowohl
ambulant als auch stationär in spezialisierten
Praxen und Kliniken durchgeführt werden. Der
Entzug sollte in jedem Fall ärztlich begleitet
werden. Bei schwach ausgeprägter Abhängigkeit
von Schmerzmitteln kann ein ambulanter Entzug
versucht werden. Ausreichende Unterstützung
während dieser Zeit ist empfehlenswert (z.B.
täglicher Arztkontakt, Möglichkeit der Notfallbehandlung, soziale Unterstützung).
Gegebenenfalls sollte überlegt werden, ob ein
stationärer Entzug hilfreich für die Betroffene ist.
Ein Absetzen des Mittels kann Entzugserscheinungen, wie starkes Schwitzen, Schwindelgefühle
und Schlafstörungen hervorrufen. Hinzu kommen meist verstärkte Kopfschmerzen. Am Ende
des Entzugs bleibt oft der ursprüngliche Kopfschmerz erhalten und muss für sich behandelt
werden. Hier besteht grundsätzlich die Wahl,
entweder unter strenger Kontrolle weiter ärztlich
verschriebene Mittel zu nehmen oder alternative
Behandlungsformen zu suchen. Auf dieses Thema
wurde im Abschnitt „Psychische und körperliche
Beschwerden“ bereits eingegangen.
Zur Vermeidung eines medikamenteninduzierten
Kopfschmerzes sollten die Angaben zur Dosierung und Einnahmedauer auf dem Beipackzettel
befolgt werden. Ganz allgemein kann die gewohnheitsmäßige Einnahme von Schmerzmitteln,
insbesondere bei Kombination mehrerer schmerzstillender Wirkstoffe, zur dauerhaften Nierenschädigung mit dem Risiko eines Nierenversagens
(Analgetika-Nephropathie) führen.
51
Die Europäische Gesellschaft für Dialyse und
Transplantation schätzt, dass 10 – 25% aller
Dialysepatienten wegen erhöhtem Schmerzmittelkonsum an der künstlichen Niere „hängen“.
Entzug von Benzodiazepinen
Unbedingt zu bedenken ist, dass der Entzug vor
allem bei Benzodiazepinen u. U. sehr dramatisch
verlaufen kann und deshalb möglichst überwacht
werden sollte. Außerdem dauert die Entgiftungsphase häufig länger als bei anderen stoffgebundenen Abhängigkeiten. Durch die nachhaltige
Veränderung, die die Medikamente im Körper
und im Nervenstoffwechsel hervorrufen, benötigt
der Körper länger um wieder ins Gleichgewicht
zurückzufinden. Um die Beschwerden geringer
zu halten und mögliche Reaktionen besser kontrollieren zu können, werden Benzodiazepine
heutzutage meist schrittweise „ausgeschlichen“.
Das bedeutet, dass die eingenommene Dosis
langsam reduziert wird.
Grundsätzlich sollte bei einer Benzodiazepinabhängigkeit auf Alkohol weitgehend verzichtet
werden. Da beide Stoffe im Körper ähnliche
Wirkungen haben (Kreuztoleranz), besteht die
Gefahr, beim Absetzen des einen Stoffs den
anderen als Ersatz einzusetzen. Darüber hinaus
wird empfohlen, mit anregenden Stoffen wie
Kaffee, Cola etc. vorsichtig zu sein. Gesunde
Ernährung, leichte körperliche Bewegung,
Entspannungs- und Atemübungen sind eine hilfreiche Ergänzung. Zusätzlich können Ärztin /
Arzt oder Therapeutin / Therapeut auch nach der
Möglichkeit zur Durchführung eines Symptombewältigungstrainings gefragt werden.
Die Entzugssymptome können länger andauern
als bei Abhängigkeiten von Alkohol oder illegalen Drogen. Häufig wird berichtet, dass diese
für einen Monat je Einnahmejahr auftauchen
können. Natürlich halten die Symptome nicht
während der ganzen Zeit in unverminderter
Stärke an!
52
Während des Entzugs, spätestens aber im Anschluss daran, gilt es sich damit zu befassen,
dass weder das Schlucken von Tabletten, noch
das Absetzen von Tabletten die anderen Probleme lösen! Nach dem Entzug bleiben unter
Umständen die ursprünglichen Beschwerden
zurück und müssen behandelt werden. Auch
weiter bestehende Lebensprobleme warten
nach wie vor auf ihre Lösung.
Zu den wichtigen, positiven Erfahrungen beim
Absetzen der Medikamente gehört, dass auch die
angenehmen, schönen Gefühle wiederkehren.
Außerdem müssen alle anstehenden Hürden
nicht allein bewältigt werden. Vielmehr stehen
unterschiedliche Formen der Unterstützung zur
Verfügung. Eine psychotherapeutische Begleitung
kann hilfreich sein, um die ursprünglichen
Beschwerden (Angst, Depressionen) anzugehen
oder zusätzlich belastende Bedingungen (z.B.
schwierige Partnerschaft oder auch persönliche,
ungünstige Werthaltungen wie: „Ich muss immer
alles alleine schaffen.“) zu bearbeiten.
Beratungsstellen sowie Psychotherapeutinnen
und -therapeuten bieten zum Teil auch professionell geleitete Gruppen an, in denen Menschen
mit einer gemeinsamen Störung – seien es nun
Ängste oder Medikamentenprobleme – an deren
Bewältigung arbeiten.
Wer bezahlt die Behandlung?
Die Behandlungs- und Therapiekosten werden
in der Regel entweder von den gesetzlichen
Krankenkassen oder von den Rentenversicherern
übernommen. Hilfen für das Suchen einer professionellen Unterstützung erhalten Sie an
vielen Stellen: Entzugs- und Entwöhnungseinrichtungen, psychosomatische Kliniken mit
entsprechenden Angeboten sowie Beratungsstellen für Abhängigkeitskranke, -gefährdete
und deren Angehörige können Sie bei der
Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V.
erfragen.
TIPP
Anschriften,Telefonnummern und
Internetangebote der
genannten Verbände
und Institutionen
finden Sie im Serviceteil.
Ärztekammern, Krankenkassen und sozialpsychiatrische Dienste von Gesundheitsämtern
verfügen über Adressen von Ärztinnen und
Ärzten mit entsprechenden fachlichen Zusatzqualifikationen. Eine weitere Informationsmöglichkeit ist das Internetangebot der Stiftung
Gesundheit (www.arztauskunft.de).
Psychologische Psychotherapeutinnen und
-therapeuten, die eine Behandlung auch über
die Krankenkassen abrechnen, können sie
ebenfalls über die Krankenkassen oder über den
Psychotherapie-Informationsdienst des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und
Psychologen erfragen bzw. im Internet recherchieren (www.psychotherapiesuche.de).
Empfehlungen oder Beurteilungen von bestimmten Ärztinnen oder Ärzten bzw. Psychotherapeutinnen oder -therapeuten dürfen diese
Stellen jedoch nicht abgeben. Wenn Sie konkrete Hinweise wünschen, können Sie sich
aber an Privatpersonen wenden, wie z.B. Mitglieder anderer bestehender Selbsthilfegruppen.
53
S E RV I C E
Hier finden Sie, wie im Text versprochen,
Quellenangaben und Literaturhinweise zu den
verschiedenen Themen dieses Handbuchs
sowie alle Kontakt- und Bezugsadressen im
Überblick.
56
Literaturtipps
59
Adressen
Impressum
54
55
L I T E R AT U RT I P P S
Selbsthilfe und Gruppenarbeit
Arenz-Greiving, I.:
Selbsthilfegruppen für Suchtkranke
und Angehörige – ein Handbuch für
Leiterinnen und Leiter.
Freiburg: Lambertus Verlag, 1998
Deutsche Arbeitsgemeinschaft
Selbsthilfegruppen (Hg.):
Starthilfe zum Aufbau von
Selbsthilfegruppen – Ein Leitfaden.
8., neu bearbeitete Auflage. Berlin, 2003
Bezug über die Nationale Kontakt- und
Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)
(siehe Adressen)
Deutsche Arbeitsgemeinschaft
Selbsthilfegruppen (Hg.):
Gruppen im Gespräch –
Gespräche in Gruppen. Ein Leitfaden
für Selbsthilfegruppen. Berlin, 2002
Bezug über die Nationale Kontakt- und
Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)
(siehe Adressen)
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hg.):
Frau Sucht Liebe „Co-Abhängigkeit“ und
„Beziehungssucht“: Broschüre. Hamm, o. J.
Bezug über Deutsche Hauptstelle für
Suchtfragen (siehe Adressen)
Förderpool „Partner der Selbsthilfe“ (Hg.):
Fördern und Fordern. Ein Leitfaden für
Krankenkassen und Selbsthilfegruppen:
Broschüre. Essen, 2003
Bezug über BKK Bundesverband,
Kronprinzenstraße 6, 45128 Essen,
Fax.: (0201) 179-1014,
[email protected]
Freundeskreise in der Suchtkrankenhilfe –
Bundesverband (Hg.):
Co-Abhängigkeit erkennen. Angehörige
von Suchtkranken im Blickpunkt ärztlichtherapeutischen Handelns. Kassel, o. J.
Bezug über Freundeskreise in der
Suchtkrankenhilfe – Bundesverband e.V.
(siehe Adressen)
56
Janßen, H.-J.; Körtel, K. (Hg.):
Der Rückfall. Eine Handreichung für
Suchtbetroffene und Helfer.
Freiburg: Lambertus Verlag, 2002
Ernst, A.; Füller, I.:
Schlucken und schweigen:
Wie Arzneimittel Frauen zerstören können.
Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1988
Kreuzbund (Hg.):
Frauenarbeit im Kreuzbund – Ein Leitfaden.
Broschüre. Hamm, o. J.
Bezug über Kreuzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
(siehe Adressen)
Gesamtverband für Suchtkrankenhilfe im
Diakonischen Werk der EKD (Hg.):
Taschen Info: Medikamente.
Text: Angelika Nette. Kassel: Nicol Verlag, 1992
Allgemeine Medikamenteninformationen
Bopp, A.; Glaeske, G.:
Was hilft. Medikamentenführer für Frauen.
München: Kunstmann, 1994
Langbein, K.; Martin, H.-P.; Weiss H.:
Bittere Pillen. Nutzen und Risiken der
Arzneimittel.
(Ausgabe 2002 – 2004).
Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2002
Stiftung Warentest (Hg.):
Handbuch Medikamente.
Vom Arzt verordnet – Für Sie bewertet.
Berlin, Stiftung Warentest, 2002
Stiftung Warentest (Hg.):
Handbuch Selbstmedikation.
Rezeptfreie Mittel – Für Sie bewertet.
Berlin, Stiftung Warentest, 2002
Psychopharmaka und
Medikamentenabhängigkeit
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hg.):
Frau Sucht Gesundheit. Statt Risiken und
Nebenwirkungen – Wie Frauen ihren Umgang
mit Psychopharmaka überprüfen können:
Broschüre. Hamm, o. J.
Bezug über Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen
(siehe Adressen)
Curran, V.; Golombok, S. (Hg.):
Bunte Pillen ade!
Ein Handbuch zum Tablettenentzug.
Berlin: Orlanda, 1988
Glaeske, G.; Günther, J.; Keller, S.:
Nebenwirkung: Sucht.
Medikamente die abhängig machen.
München: Kunstmann, 1997
Lanzendörfer, Ch.; Scholz, J.:
Psychopharmaka. Pillen für die Seele.
Berlin: Springer, 1995
Poser, W.; Roscher, D.; Poser, S.:
Ratgeber für Medikamentenabhängige
und ihre Angehörigen.
Freiburg: Lambertus Verlag, 1997
Deutsche Angst-Zeitschrift:
Schwerpunkt Angst und Sucht: Der doppelte
Teufelskreis, Nr. 16, 1999
Bezug über DASH, Deutsche Angst-SelbstHilfe
(siehe Adressen)
Gesamtverband für Suchtkrankenhilfe im
Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche
in Deutschland e.V. (GVS) (Hg.):
Taschen Info: Sucht und Angst.
Text: Dr. Thomas Redecker.
Kassel: Nicol Verlag, 1995
Hambly, K.:
Am liebsten ginge ich nicht mehr aus
dem Haus. Agoraphobie und Panikattacken
überwinden.
Weinheim: Beltz, 2000
Depression
Hesse, A. M.:
Schatten auf der Seele.
Wege aus Depression und Angst.
Freiburg: Herder, 2002
Persönliche Erfahrungen
Gordon, B.:
Ich tanze so schnell ich kann.
Reinbek: Rowohlt Taschenbuch, 1983
Lehmann, P. (Hg.):
Psychopharmaka absetzen.
Erfolgreiches Absetzen von Neuroleptika,
Antidepressiva, Lithium, Carbamazepin
und Tranquilizern.
Berlin: Antipsychiatrieverlag, 1998
Niklewski, G.; Riecke-Niklewski, R.:
Depressionen überwinden.
Ein Ratgeber für Betroffene, Angehörige
und Helfer.
Berlin: Stiftung Warentest, 1998
Ess-Störungen
Gesundheit und Krankheit
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
(BZgA) (Hg.):
Ess-Störungen. Leitfaden für Eltern,
Angehörige, Partner, Freunde, Lehrer und
Kollegen: Broschüre.
Köln, o. J. Bezug über BZgA (siehe Adressen)
Angst
Kopfschmerzen, Schmerzen
Deutsche Angst-Zeitschrift:
Schwerpunkt Psychopharmaka bei
Angststörungen, Nr. 11, 1997
Bezug über DASH, Deutsche Angst-SelbstHilfe
(siehe Adressen)
Stiftung Warentest (Hg.):
Kopfschmerzen, Migräne.
Berlin: Stiftung Warentest, 1993
57
KO N TA K T- U N D B E Z U G S A D R E S S E N
Verbraucherzentrale (Hg.):
Chronische Schmerzen.Therapieangebote,
Wirksamkeit, Behandlungsqualität.
Düsseldorf: Verbraucherzentrale NRW, 2004
Schlafstörungen
Jordan, W.; Hajak, G.:
Gestörter Schlaf – was tun? Ein Ratgeber.
München: Arcis Verlag, 1997
Stiftung Warentest (Hg.):
Wenn der Schlaf gestört ist. Ursachen,
Selbsthilfe, gezielte Behandlung.
Berlin: Stiftung Warentest, 2002
Wechseljahre
Bopp, A.:
Eine unverwechselbare Zeit.
Wie Frauen ihren Weg durch die
Wechseljahre finden.
Reinbek: Rowohlt Taschenbuch, 2002
Suche nach Ärztin/Arzt oder
Psychotherapeutin/Psychotherapeut
Berufsverband Deutscher Psychologinnen
und Psychologen (BDP) (Hg.):
Wegweiser Psychotherapie: Broschüre.
6. Aufl. Bonn, 2000
Bezug über BDP (siehe Adressen)
Füller, I.; Bastian, T.:
Wie behandle ich meinen Arzt?
Ein Leitfaden für mündige Patienten.
Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2002
Verbraucherzentrale (Hg.):
Besuch beim Arzt. Als Kunde in der Praxis.
Düsseldorf: Verbraucherzentrale NRW, 2004
Verbraucherzentrale (Hg.):
Chance Psychotherapie.
Angebote sinnvoll nutzen.
2. Aufl. Düsseldorf:
Verbraucherzentrale NRW, 2002
58
Sonstige im Text verwendete Quellen
Bundeskoordination Frauengesundheit (Hg.):
Frauen Leben Gesundheit:
Broschüre. Bremen, 2004
Bezug über Bundeskoordination Frauengesundheit
(siehe Adressen)
Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend (Hg.):
Bericht zur gesundheitlichen Lage von Frauen
in Deutschland.
Baden-Baden: Nomos Verlag, 2001
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (Hg.):
Jahrbuch Sucht.
Geesthacht: Neuland Verlag (erscheint jährlich)
Janig, H.:
Wirkungen von Selbsthilfegruppen auf
Lebensqualität und Gesundheit.
Erste Ergebnisse einer österreichischen Studie.
In Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen
(Hg.): Selbsthilfegruppenjahrbuch 1999.
Berlin, 1999. S. 103 – 108
Bezug über die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung
von Selbsthilfegruppen (NAKOS) (siehe Adressen)
Moos-Hofius, B.:
Die ärztliche Unterstützung bei der
Gründung von Gesprächs-Selbsthilfegruppen.
In Röhrig, P. (Hg.):
Gesundheitsselbsthilfe. Praxishandbuch für die
Unterstützung von Selbsthilfezusammenschlüssen.
Stuttgart: 1991. S. 43 – 57
Watzl, H.; Rist, F.; Höcker, W.; Miehle, K.:
Entwicklung eines Fragebogens zur
Erfassung von Medikamentenmissbrauch
bei Suchtpatienten.
In Heide, M.; Lieb, H. (Hg.): Sucht und
Psychosomatik: Beiträge des 3. Heidelberger
Kongresses. Bonn: Nagel, 1991. S. 123 – 139
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.
(DHS)
Westring 2, 59065 Hamm
Postfach 13 69, 59003 Hamm
Tel.: (02381) 90 15 - 0
Fax: (02381) 90 15 - 30
E-Mail: [email protected]
Internet: www.dhs.de
Abstinenz- und Sucht-Selbsthilfeverbände
Blaues Kreuz in der Evangelischen Kirche
Bundesverband e.V.
Julius-Vogel-Straße 44
44149 Dortmund
Tel.: (0231) 586 41 32
Fax: (0231) 586 41 33
E-Mail: [email protected]
Internet: www.blaues-kreuz.org
Blaues Kreuz in Deutschland e.V.
Freiligrathstraße 27, 42289 Wuppertal
Postfach 20 02 52, 42202 Wuppertal
Tel.: (0202) 6 20 03-0
Fax: (0202) 6 20 03-81
E-Mail: [email protected]
Internet: www.blaues-kreuz.de
Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe
Bundesverband e.V.
Untere Königsstraße 86
34117 Kassel
Tel.: (0561) 78 04 13
Fax: (0561) 71 12 82
E-Mail: [email protected]
Internet: www.freundeskreise-sucht.de
Kreuzbund e.V.
Bundesgeschäftsstelle
Münsterstraße 25, 59065 Hamm
Postfach 18 67, 59008 Hamm
Tel.: (02381) 672 72-0
Fax: (02381) 672 72-33
E-Mail: [email protected]
Internet: www.kreuzbund.de
Selbsthilfe Sucht in der Arbeiterwohlfahrt
Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V. (AWO)
Oppelner Straße 130, 53119 Bonn
Postfach 41 01 63, 53023 Bonn
Tel.: (0228) 66 85-1 57 oder -0 (Zentrale)
Fax: (0228) 66 85-2 09
E-Mail: [email protected]
Internet: www.awo.org
Selbsthilfegruppen im Suchtbereich werden auch
von den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege
(z.B. Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz etc.) oder von
(Sucht-) Beratungsstellen unterstützt.
Entsprechende Angebote können Sie bei den
regionalen Geschäftsstellen der Verbände und
den Beratungsstellen erfragen. Kontaktmöglichkeiten zu „Anonymen Gruppen“ vor Ort z.B.
Anonyme Alkoholiker, Emotions Anonymous >
Selbsthilfegruppen für emotionale Gesundheit,
Narkotics Anonymous > legale und illegale Drogen,
Al Anon > Angehörige von Abhängigen, etc.),
finden Sie auch in der Tageszeitung (z.B. in der
Rubrik „Wichtige Rufnummern“) oder im Internet.
Guttempler in Deutschland
Deutscher Guttemplerorden (I.O.G.T.) e.V.
Adenauerallee 45
20097 Hamburg
Tel.: (040) 24 58 80
Fax: (040) 24 14 30
E-Mail: [email protected]
Internet: www.guttempler.de
59
Selbsthilfeunterstützung
Einen Überblick über das Angebot von
Selbsthilfegruppen an Ihrem Ort – auch zu
anderen Themen – bieten Ihnen die regionalen Kontakt- und Informationsstellen
für Selbsthilfegruppen. Adressen für Ihre
Stadt oder Ihre Region sowie verschiedene
Materialien zum Thema Selbsthilfe erhalten
Sie bei der NAKOS.
Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von
Selbsthilfegruppen (NAKOS)
Wilmersdorfer Straße 39
D-10627 Berlin
Tel.: (030) 31 01 89 60
Fax: (030) 31 01 89 70
E-Mail: [email protected]
Internet: www.nakos.de
Weitere Adressen
Bundeskoordination Frauengesundheit
Knochenhauerstraße 20 – 25
28195 Bremen
Tel.: (0421) 165 23 98
Fax: (0421)165 31 16
E-Mail: [email protected]
Internet: www.bkfrauengesundheit.de
Bundesfachverband Ess-Störungen
Goethestraße 31
34119 Kassel
Tel.: (0561) 71 34 93
Fax: (0561) 7 01 33 22
E-Mail: [email protected]
Internet:
www.bundesfachverbandessstoerungen.de
60
Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
51101 Köln
Tel.: (0221) 89 92-0
Fax: (0221) 89 92 257
E-Mail: [email protected] (für Bestellungen)
Internet: www.bzga.de
Berufsverband Deutscher Psychologinnen
und Psychologen e.V. (BDP)
Servicezentrum Bonn
Oberer Lindweg 2, 53129 Bonn
Tel.: (0228) 987 31 0
Fax: (0228) 987 31 71
E-Mail: [email protected]
Internet: www.bdp-verband.org
DASH Deutsche Angst-SelbstHilfe e.V.
Bayerstraße 77a Rgb.
80335 München
Tel.: (089) 51 55 53-15
Fax: (089) 51 55 53-16
E-Mail: [email protected]
Internet: www.angstselbsthilfe.de
Deutsche Migräne und
Kopfschmerzgesellschaft
PD Dr. rer. soc. Dipl.-Psych. Peter Kropp
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein,
Campus Kiel
Institut für Medizinische Psychologie
Niemannsweg 147
24105 Kiel
Tel.: (0431) 5 97 26 46
Fax: (0431) 5 97 27 11
E-Mail: [email protected]
Internet: www.dmkg.de
Bei schriftlichen Anfragen bitte frankierten
Rückumschlag beilegen.
Kompetenznetz Depression, Suizidalität
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Psychiatrische Klinik der
Ludwig Maximilians Universität
Nußbaumstraße 7
80336 München
Fax: (089) 51 60-55 57
E-Mail: [email protected]
Internet: www.kompetenznetz-depression.de
Das Kompetenznetz Depression bietet
im Internet umfangreiche Informationen und
Adressen für Betroffene, Angehörige und
Experten/-innen sowie ein moderiertes Internetforum zu verschiedenen Fragen rund um
Depressionen. VHS-Videokassetten oder eine
CD-ROM zum Thema Depression können
für jeweils 5 Euro (Fachleute jeweils 40 Euro)
schriftlich bestellt werden.
Stiftung Kopfschmerz
Dr. med. J.-P. Jansen
Schönhauser Allee 172 a
10435 Berlin
E-Mail: [email protected]
Internet: www.stiftung-kopfschmerz.de
Suche nach Ärztinnen und Ärzten
Ärztekammern und Kassenärztliche Vereinigungen etablieren zunehmend Arztauskunftssysteme, teilweise in elektronischer Form
(siehe „Arztsuche“ unter www.arzt.de) oder
per Telefon. Kontaktadressen der regionalen
Ärztekammern erfahren Sie bei der:
Bundesärztekammer
Herbert-Lewin-Platz 1
10623 Berlin
Tel.: (030) 4004 56-0
E-Mail: [email protected]
(bei Anfragen bitte vollständige Adresse
angeben!)
Internet: www.baek.de
Suche nach Psychologischen
Psychotherapeutinnen und -therapeuten
Psychotherapie-Informations-Dienst
des BDP
Oberer Lindweg 2
53129 Bonn
Tel.: (0228) 74 66 99
Fax: (0228) 98731-71
E-Mail: [email protected]
Internet: www.psychotherapiesuche.de
61
W I C H T I G E A D R E S S E N U N D A N S P R E C H P E R S O N E N I N M E I N E R S TA D T:
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IMPRESSUM
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Herausgegeben von
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., Hamm
Konzeption und Text
Karin Mohn
Am Projekt beteiligt waren
Ingrid Arenz-Greiving, trialog;
Waltraud Bielefeldt, FABA e.V.;
Hedi Boss, Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V.;
Ilse-Marie Bröhan, Guttempler in Deutschland,
Bundesgeschäftsstelle;
Simone Exner, Blaues Kreuz in Deutschland e.V.;
Prof. Dr. Alexa Franke, Universität Dortmund;
Elke Frinker, Blaues Kreuz Hannover e.V.;
Karin Gövert, Kreuzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle;
Elena Gottwig, Blaues Kreuz in Deutschland e.V.;
Ana Maria Graeff, Guttempler in Deutschland;
Marina Großmann-Wöbel, Blaues Kreuz in
Deutschland e.V.;
Anita Hoffmann, Blaues Kreuz in der
Evangelischen Kirche;
Ute Hühn, Guttempler in Deutschland;
Bärbel Köhler, FrauenZimmer – Suchtberatungsstelle für Frauen und Mädchen;
Claudia Kornwald, Blaues Kreuz in der
Evangelischen Kirche, Bundesverband e.V.;
Ute Krasnitzky-Rohrbach, Freundeskreise für
Suchtkrankenhilfe, Bundesverband e.V.;
Anna Kresula, Bundesverband der Betriebskrankenkassen;
Birgit Laaser, Blaues Kreuz in Deutschland e.V.,
Bundesgeschäftsstelle;
Doris Latta, niedergelassene Psychotherapeutin;
Adela Litschel, Kooperationsstelle für Selbsthilfeorganisationen in der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung;
Christa Merfert-Diete, Deutsche Hauptstelle
für Suchtfragen e.V.;
Christina Meyer, Deutsche Hauptstelle für
Suchtfragen e.V.;
Gudrun Morreale, Klinikum Warendorff;
Christine Müller, Kreuzbund e.V.;
Kathrin Müller, AWO Kreisverband Magdeburg e.V.;
Christrun Oelke, FrauenZimmer – Suchtberatungsstelle für Frauen und Mädchen;
Lisa Paulat, Guttempler in Deutschland;
Carmen Pick;
Bettina Prothmann, Bundesverband der
Betriebskrankenkassen;
Carola Röse;
Doris Schlömann, Kooperationsberatungsstelle
für Selbsthilfegruppen und Ärzte, Kassenärztliche
Vereinigung Westfalen-Lippe;
Wiebke Schneider, Guttempler in Deutschland,
Bundesgeschäftsstelle;
Bärbel Seehafer, Guttempler in Deutschland;
Annedore Sievers-Prinz, Blaues Kreuz in
Deutschland e.V.;
Gudrun Tüngler, Blaues Kreuz in Deutschland e.V.;
Cornelia Welc, Klinikum Warendorff;
Irmgard Wilde, Guttempler in Deutschland
Gestaltung
Inken Greisner, www.typoly.de, Berlin
Druck
Lensing Druck, Ahaus
Wir danken dem
Bundesverband der Betriebskrankenkassen,
der durch seine
finanzielle Unterstützung
des Projektes
„Frauen – Medikamente – Selbsthilfe“
die Entstehung dieses Handbuchs
ermöglicht hat.
DEUTSCHE
HAUPTSTELLE FÜR
S U C H T F R AG E N E . V.
BKK BUNDESVERBAND