Posterbeiträge - DG PARO

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Posterbeiträge - DG PARO
A bstracts der Posterdemonstrationen
DG PARO Jahrestagung 2016 in Würzburg
Posterdemonstrationen
„ Poster 1
Evaluation of a new self-reported tool for periodontitis screening
A. Renatus, T. Kottmann, F. Schwarzenberger, H. Jentsch
Objectives: To evaluate a self-reported questionnaire about periodontal risk factors in combination with the
Periodontal Screening Index (PSI) to identify an existing need for periodontal treatment combined with the
early recognition of high-risk patients.
Materials and methods: 200 patients took part in the questionnaire and were examined using the PSI.
Thereafter the participants were divided into two groups, non-periodontitis persons (group 1; PSI 0-2) and
periodontitis persons (group 2; PSI 3-4). The answers were evaluated using a point system ranging from 0
to 8, based on known periodontal risk factors and their assumed degree of influence. Receiver-operating
characteristic (ROC) curve analyses were applied to examine the overall discriminatory power, sensitivity
and specificity, and corresponding cut-off points of the self-reported periodontal disease scale.
Results: There was a significant difference between group 1 and 2 concerning the majority of the inquired
items (12 of 16, p < 0.05). The distribution of the individual total score exhibited a high statistical significance
(p < 0.001) of robustness in terms of differing defintions of periodontitis. The area under the curve (AUC)
was 0.912 with a sensitivity of 86% and a specificity of 76%.
Conclusions: The questionnaire produced a reliable assessment of the individual risk (total score) and the
need for periodontal treatment as well as the differentiation between gingivitis and periodontitis.
Clinical relevance: Patient-based data (clinical variables and periodontal risk factors of periodontitis) were
adequate to make a preliminary assessment of a possible need for periodontal treatment.
„ Poster 2
Parodontale Markerbakterien bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung und Inzidenz
erneuter kardiovaskulärer Ereignisse
S. Reichert, S. Schulz, A.-C. Benten, A. Lutze, T. Seifert, B. Hofmann, H.-G. Schaller, A. Schlitt
Ziel der Untersuchung: Parodontitis ist ein unabhängiger Risikofaktor für die koronare Herzerkrankung
(KHK). Die vorliegende Studie (ClinicalTrials.gov Identifier: NCT01045070) wollte die Frage beantworten,
ob auch parodontale Markerkeime zum kardiovaskulären Outcome assoziiert sind.
Material und Methoden: Es wurden 1.002 stationäre Patienten mit KHK (67,0 ± 10,9 Jahre, 74 % Männer)
in die Untersuchung eingeschlossen. Die jeweils vier gepoolten subgingivalen Plaqueproben pro Patient
wurden auf die Bakterien A. actinomycetemcomitans, P. gingivalis, P. intermedia, T. forsythia, T. denticola,
P. intermedia, P. micros, F. nucleatum, C. rectus, E. nodatum, E. corrodens, C. sputigena und C. gingivalis,
C. ochracea hin mit PCR-SSO in einem kommerziellen Labor (Hain Lifescience, Nehren) analysiert. Ein Bakterium galt dann als nachgewiesen, wenn die Anzahl der Genome-Äquivalents an der Nachweisgrenze lag.
Nach drei Jahren Follow-up wurde unter den Patienten die Inzidenz des kombinierten Endpunkts (kEP) –
Myokardinfarkt, Schlaganfall/TIA, kardiovaskulärer Tod, Tod nach Schlaganfall – ermittelt. Die ÜberleParodontologie 2016;27(3):353–386
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bensanalysen wurden mit Kaplan-Meier-Kurven und Log-Rank-Test (univariat) sowie mit Cox-Regression
(multivariat) durchgeführt.
Ergebnisse: Follow-up-Daten konnten von 953 Patienten erhoben werden. Die Inzidenz des kEPs betrug
16,4 %. Patienten mit kEP waren seltener E. corrodens-positiv im Vergleich zu Patienten ohne Endpunktereignisse (57,1 % vs. 73,3 %; p < 0,0001). Dieses Ergebnis war auch nach Adjustierung für die Kofaktoren
Alter, Geschlecht, Rauchen, Hypertonie, Dyslipoproteinämie, Diabetes, anamnestisch schon bekannte KHK,
positive KHK Familienanamnese, schwere Parodontitis, Blutungsindex und fehlende Zähne signifikant (adjustierte Hazard-Ratio = 0,538; 95 % CI 0,386–0,749; p < 0,0001). Alle anderen Bakterien sowie die Anzahl
von nachgewiesen Bakterien pro Patient waren nicht zum kardiovaskulären Outcome assoziiert.
Schlussfolgerungen: Der Nachweis von E. corrodens war unter Patienten mit KHK mit einem verringerten
Risiko für das Auftreten neuer kardiovaskulärer Ereignisse assoziiert.
Die Studie wurde durch die Deutsche Herzstiftung und die Firma Hain Lifescience unterstützt.
„ Poster 3
Seiteneinfluss bei chirurgischer Weisheitszahnentfernung auf das Parodont benachbarter
zweiter Molaren
H. Petsos, J. Korte, P. Eickholz, T. Hoffmann, R. Borchard
Ziel: Untersuchung des Effektes der operierten Seite bei der chirurgischen Weisheitszahnentfernung im
Unterkiefer auf Sondierungstiefen (ST) und Attachmentlevel (AL) an den benachbarten zweiten Molaren.
Material und Methoden: Es wurden 73 Patienten (46 Frauen; 27 Männer; Durchschnittsalter: 15,9 ± 1,9
Jahre) mit 146 asymptomatisch retinierten (unter der Schleimhaut liegend) oder impaktierten (allseitig im
Knochen liegend) unteren Weisheitszähnen in diese Studie eingeschlossen und von einem Rechtshänder
operiert. Der Plaque- und der Gingivaindex sowie ST und AL wurden präoperativ und sechs Monate nach
der chirurgischen Entfernung dokumentiert.
Ergebnisse: Die mittlere ST nahm über das Follow-up von sechs Monaten am Zahn 37 um 0,69 mm und
am Zahn 47 um 0,64 mm ab. Das mittlere Attachment nahm am Zahn 37 um 0,45 mm und am Zahn 47
um 0,41 mm zu. Der Seitenunterschied zwischen den Veränderungen der Sondierungstiefen (p = 0,620)
und den Attachmentgewinnen (p = 0,545) war statistisch nicht signifikant. Der Gingiva- (p = 0,108) und
der Plaque-Index (p = 0,090) verschlechterten sich am Zahn 47 im Vergleich zum Zahn 37 signifikant über
die Nachuntersuchungszeit.
Schlussfolgerung: Die operierte Seite hat bei einem rechtshändigen Operateur keinen Einfluss auf die Veränderungen von Sondierungstiefen und Attachmentlevel am benachbarten zweiten Molaren.
„ Poster 4
Assoziation zwischen parodontalen Parametern und Faktoren des metabolischen
Syndroms – eine Querschnittsstudie der NAKO-Prätests
D. Hoedke, A. Steinbrecher, H. Zimmermann, D. Hagenfeld, K. Korb, N. El-Sayed, J. Fricke, K. H. Greiser,
H. Dommisch, J. Kühnisch, J. Linseisen, C. Meisinger, S. Samietz, M. Schmitter, T.-S. Kim, H. Becher, T.
Pischon, N. Pischon
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Ziel: Untersuchung der Assoziation zwischen parodontalen Parametern und Faktoren des metabolischen
Syndroms (MetS) in Querschnittsdaten einer multizentrischen Studienpopulation aus den Prätests der Nationalen Kohorte (NAKO).
Methodik: In vier Studienzentren (Augsburg, Berlin, Greifswald, Heidelberg) wurden bei 318 Probanden im
Alter von 18–70 Jahren die parodontalen Parameter Sondierungstiefe und Sondierungsblutung gemessen,
Blutdruck und Taillenumfang bestimmt sowie die Blutkonzentrationen von High-Density-Lipoprotein (HDL)
und glykosyliertem Hämoglobin (HbA1c) gemessen. Soziodemografische und Lebensstilfaktoren sowie systemische Erkrankungen wurden durch Fragebögen erfasst. Die parodontalen Parameter wurden an zwei
Messstellen pro Zahn (mesiobukkal, bukkal) in einer Halbseitenmessung erhoben. Von allen Messstellen
wurden je Teilnehmer die Mittelwerte von Sondierungstiefe und Sondierungsblutung bestimmt. Deskriptive
Analysen, univariate und multivariable lineare Regressionen mit robusten Varianzschätzern mit Sondierungstiefe oder Sondierungsblutung als abhängige Variable und Blutdruck, Taillenumfang, HDL und HbA1c als
Einflussvariablen sowie Alter, Geschlecht, Bildung, Alkohol-, Tabakkonsum und Studienzentrum als Adjustierungsvariablen wurden durchgeführt. Des Weiteren wurden die metabolischen Einflussvariablen dichotomisiert (auffällig/unauffällig) und die Anzahl der auffälligen metabolischen Werte pro Teilnehmer (0–4)
aufsummiert. Die Assoziation zwischen Sondierungstiefe oder Sondierungsblutung mit der Anzahl der auffälligen metabolischen Faktoren wurde berechnet.
Ergebnisse: Mit der Sondierungstiefe waren Taillenumfang (0,14 mm je 5 cm, 95 % Konfidenz-Intervall (CI)
0,04–0,24; p = 0,005), HDL- (–0,06 mm je 10 mg/dl, 95 % CI –0,09 bis –0,03; p = 0,0004) und HbA1c-Konzentration (0,20 mm je 10 mmol/mol, 95 % CI 0,06–0,33; p = 0,004) im adjustierten Modell signifikant
assoziiert. Bei der Sondierungsblutung zeigten Blutdruck (3,1 % je 10 mmHg, 95 %-CI 0,8–5,4; p = 0,008)
und Taillenumfang (5,4 % je 5 cm, 95 %-CI 0,03–10,72) eine positive sowie HDL (–2,1 % je 10 mg/dl,
95 % CI –3,5bis –0,8; p = 0,002) eine inverse Assoziation. Die Anzahl der vorhandenen auffälligen metabolischen Faktoren war mit der Sondierungstiefe (0,05 mm je Faktor, 95 % CI 0,002–0,10; p = 0,04) und
der Sondierungsblutung (3,1 % je Faktor, 95 %-CI 0,6–5,5; p = 0,014) assoziiert.
Schlussfolgerung: Die vorliegenden Daten zeigen einen Zusammenhang zwischen parodontaler Sondierungstiefe und Sondierungsblutung mit Faktoren des metabolischen Syndroms.
„ Poster 5
Fall-Kontroll-Studie zum Symptom Zahnfleischbluten bei Patienten mit Von-WillebrandSyndrom, Typ 2 und 3
L. Weickert, P. Eickholz
Einleitung und Zielsetzung: Das Von-Willebrand-Syndrom (VWS) stellt die häufigste angeborene Blutgerinnungsstörung dar und verursacht eine verlängerte Blutungszeit. Zahnfleischbluten gilt als ein häufig
berichtetes Symptom bei VWS. Jedoch ist Zahnfleischbluten ebenso als das Leitsymptom der plaqueinduzierten Gingivitis und unbehandelter Parodontitis bekannt. Das Symptom Zahnfleischblutung könnte bei
VWS-Patienten nicht primär durch das VWS bedingt sein, sondern als Ausdruck des Vorliegens entzündlicher Parodontalerkrankungen. Daher evaluiert diese Studie, ob Typ-2- und -3-VWS-Patienten eine höhere
Anfälligkeit für Zahnfleischbluten als Antwort auf den oralen Biofilm aufweisen.
Material und Methoden: 19 Fälle (15 Typ 2, 4 Typ 3) und 40 Kontrollen wurden hämatologisch (VWFAntigen, VWF-Ristocetinkofaktor, Faktor-VIII-Aktivität) und parodontologisch (GBI, BOP, PCR, PISA)
untersucht. Außerdem beantworteten alle Teilnehmer einen Fragebogen.
Ergebnis: Es konnte kein signifikanter Unterschied hinsichtlich GBI und BOP zwischen VWS-Patienten
(8/14 %) und Kontrollen (10/17 %) festgestellt werden. Multiple Regressionen zeigen, dass PCR und Alter
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mit GBI und BOP korrelieren. Weiterhin konnten weibliche Studienteilnehmer mit BOP assoziiert werden.
Verglichen mit den Kontrollen berichteten die VWS-Patienten häufiger von parodontalen Symptomen, wie
Blutung (53 % bzw. 20 %, p = 0,011) und Schwellung (26 % bzw. 15 %, p = 0,297) des Zahnfleisches und
die VWS-Patienten nahmen die professionelle Zahnreinigung seltener wahr (37 % bzw. 77,5 %, p = 0,002).
Die parodontale Untersuchung sowie die professionelle Zahnreinigung konnten bei den VWS-Patienten
ohne erhöhtes Risiko einer Blutung durchgeführt werden. Nur bei einem Patienten war die Anwendung von
Tranexamsäure erforderlich.
Schlussfolgerung: VWS ist nicht mit einer erhöhten Entzündungsreaktion zum oralen Biofilm hinsichtlich
GBI und BOP assoziiert. Zahnfleischbluten, bemessen als GBI und BOP, ist kein Symptom von VWS, Typ 2
und 3, jedoch supragingivale Plaque und Gingivitis. Es sollten Bemühungen angestrebt werden die Aufmerksamkeit der Patienten und Zahnärzte auf die professionelle Zahnreinigung zu erhöhen.
„ Poster 6
Orale und systemische Matrix-Metalloproteinase-8-Spiegel und Parodontitis
B. Noack, K. Lorenz, T. Kipping, T. Hoffmann
Ziel der Untersuchungen: Ziel der Arbeit war es zu untersuchen, inwieweit ein Zusammenhang zwischen
oralen und systemischen Matrix-Metalloproteinase-8 (MMP-8)-Werten in Abhängigkeit vom Parodonalbefund besteht.
Material und Methode: Die aktive MMP-8 (aMMP-8) wurde bei je 20 Parodontits-, Gingivitis- und parodontal gesunden Probanden im Sulkusfluid (SF) mittels ELISA (Firma dentognostics GmbH, Jena) sowie im
Speichel und im Serum mittels Immunofluoreszenz (Department of Oral and Maxillofacial Diseases, Universität Helsinki, Finnland) bestimmt. Potenzielle Zusammenhänge zwischen systemischen und oralen aMMP8-Werten bzw. Parodontitisbefunden wurden univariat und multivariat mittels Korrelationsanalysen bzw. in
linearen Regressionsmodellen geprüft.
Ergebnisse: Alle aMMP-8-Konzentrationen unterschieden sich signifikant zwischen den Gruppen. Im Besonderen diskriminierten die oralen Werte klar die Gesunden von den Gingivitis- und Parodontitispatienten.
Außerdem wurden bei den Parodontitisprobanden signifikant höhere Werte im Serum im Vergleich zu den
beiden anderen Gruppen gefunden. Die Serumspiegel korrelierten signifikant mit den oralen Werten (Speichel: Spearman’s r2 = 0,382; p = 0,003; SF: Spearman’s r2 = 0,264; p = 0,043) sowie mit der Parodontitisschwere (prozentualer Anteil Messstellen mit Sondierungstiefen [ST] ab 4 mm: r2 = 0,382; p = 0,003; ab
6 mm: r2 = 0,390; p = 0,002). Diese Ergebnisse wurden in einer multivariaten Regressionsanalyse bestätigt.
Nach Adjustierung für Rauchen und Body-Mass-Index (BMI) (signifikant korreliert mit dem Serum
aMM-8 in der univariaten Analyse) konnte ebenfalls ein signifikanter Zusammenhang zwischen den
Serum-aMMP-8-Werten (abhängige Variable) und den Speichelwerten bzw. dem Anteil Messstellen mit
ST ab 6 mm festgestellt werden.
Schlussfolgerung: Vor dem Hintergrund, dass erhöhte MMP-8-Serum-Werte als Prädiktor für Herz-Kreislauferkrankungen (HKE) diskutiert werden, könnten die gefundenen Korrelationen zwischen systemischen
aMMP-8- und oralen Werte bzw. der Parodontitisschwere zumindest teilweise zu dem vielfach gezeigten
erhöhten HKE-Risiko bei Parodontitispatienten beitragen.
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„ Poster 7
Relationship between craniofacial morphology and Gingival Recession and Clinical
Attachment Loss
L. Salti, C. Pink, B. Holtfreter, R. Biffar, S. Kiliaridis, K.-F. Krey, R. Bülow, H. Völzke, T. Kocher, A. Dabo
Objectives: Evidence for the association between face morphology, attachment loss and gingival recession
is lacking. Facial type can be described by ratio of facial width and length (Prosopic face index). We analyzed whether the facial type was related to gingival recession (GR) and clinical attachment loss (CAL) hypothesizing that a broad face might be associated with less GR and CAL than a long face.
Materials and methods: Data from the 10 year follow-up of the Study of Health in Pomerania were used.
Periodontitis was assessed by GR and CAL. Linear regression models, adjusted for age and gender, were
used to assess associations between specific landmark distances extracted from magnetic resonance images
(MRI) head scans and clinically assessed GR or CAL (556 participants).
Results: Regarding all teeth, maximum cranial width was negatively associated with mean GR (B = –0.016;
p = 0.02) and mean CAL (B = –0.021; p = 0.01). Moreover, a long narrow face was significantly associated
with increased mean GR and CAL (p for trend = 0.01). Observed associations were more pronounced for
incisors and canines than for premolars and molars.
Conclusion: Irrespective of demographic variables, our results demonstrated a relationship between the
maximum cranial width as well as the Prosopic face index and mean GR and CAL.
„ Poster 8
Neutrophile-Elastase im Serum fünf Jahre nach Parodontitistherapie
A. Asendorf, T. Ramich, B. Schacher, K. Nickles, G. Oremek, H. Sauer-Eppel, P. Eickholz
Ziel der Untersuchung: Untersuchung der systemischen Entzündungsreaktion fünf Jahre nach systematischer Therapie aggressiver (AgP) und schwerer chronischer (ChP) Parodontitis.
Material und Methoden: Von 31 ChP- und 29 AgP-Patienten, bei denen vor fünf Jahren eine systematische
Parodontitistherapie durchgeführt und deren Effekt auf systemische Entzündungsparameter untersucht
worden war, konnten 25 ChP- (zehn weiblich, sechs Raucher) und 17 AgP-Patienten (acht weiblich, zwei
Raucher) fünf Jahre später nachuntersucht werden. Es erfolgte die Erhebung klinischer Parameter (GBI, PCR,
ST, Attachmentverlust [AL], BOP) und Entnahme venösen Blutes. Aus den ST sowie BOP wurde das „periodontal inflammed surface area“ (PISA) und aus den Blutproben die Serumkonzentration der Elastase bestimmt.
Ergebnisse: Die ST-/PISA-Werte verringerten sich in beiden Gruppen. ChP: Baseline = 3,9 ± 0,6 mm/
1.483,2 ± 448,9 mm2; 3 Monate = 2,6 ± 0,3 mm/432,5 ± 223,4 mm2; 5 Jahre = 1,9 ± 0,5 mm/
131,3 ± 123,7 mm2; AgP: Baseline = 3,4 ± 0,6 mm/1.156,9 ± 469,9 mm2; 3 Monate = 2,5 ± 0,3 mm/
396,0 ± 163,1 mm2; 5 Jahre = 1,8 ± 0,4 mm/109,7 ± 93,6 mm2 (p < 0,001). Zu Baseline lag die SerumElastase bei AgP signifikant höher als bei ChP (34,0 ± 16,4/17,6 ± 13,5 ng/ml; p < 0,001). Drei Monate
nach Therapie war der Unterschied reduziert aber noch signifikant (29,2 ± 9,7/21,6 ± 15,0 ng/ml; p = 0,011).
Fünf Jahre nach Therapie lag die Serum-Elastase in der AgP-Gruppe bei weiterer klinischer Verbesserung
unter dem Wert nach drei Monaten (25,7 ± 11,7/16,7 ± 7,2 ng/ml), war aber noch signifikant größer als
für ChP (p = 0,007).
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Schlussfolgerungen: Die Serum-Elastase hat sich trotz klinischer Verbesserung fünf Jahre nach Therapie bei
ChP praktisch nicht verändert, lag aber bei AgP drei Monate und fünf Jahre nach Therapie noch unter dem
Baselinewert.
Diese Studie wurde von der Freiherr Carl von Rothschild´sche Stiftung Carolinum unterstützt.
„ Poster 9
Reproduzierbarkeit eines mikrobiologischen Gensondentests bei subgingivaler
Plaqueentnahme
J. Paul, P. Eickholz, B. Dannewitz, B. Pretzl
Ziel der Untersuchung: Ziel dieser Studie war mittels zweier gepoolter Plaqueproben die Reproduzierbarkeit
eines kommerziell erhältlichen mikrobiologischen Gensondentests (IAI Pado 4.5®) zu überprüfen. Nachgewiesen werden sollten: Porphyromonas gingivalis (Pg), Tannerella forsythia (Tf), Treponema denticola (Td)
und Aggregatibacter actinomycetemcomitans (Aa).
Material und Methoden: 50 Patienten mit generalisiert schwer chronischer Parodontitis wurden vor Beginn
der Parodontitistherapie rekrutiert. Dabei wurden jeweils zwei Papierspitzen gleichzeitig in die tiefste Tasche
jedes Quadranten eingeführt, getrennt gepoolt und die zwei Poolproben mittels 16S-r-RNA-Sondentest auf
Pg, Tf, Td und Aa untersucht.
Ergebnisse: Die Nachweishäufigkeit war für Tannerella forsythia (mit 92 %) und Treponema denticola
(94 %) in beiden Proben identisch. Bei Porphyromonas gingivalis existierten drei Patienten, bei denen eine
Poolprobe Pg nachwies, die andere nicht. Die größten Unterschiede traten bei Aggregatibacter actinomycetemcomitans auf: Bei acht Patienten wies eine Poolprobe Aa nach, die andere nicht. Eine statistische
Analyse dieser Ausreißer ergab keine Signifikanz. Allerdings war der Frauenanteil mit 1:3 im Vergleich zum
ansonsten ausgeglichenen Patientenkollektiv niedrig. Als Maß für die Übereinstimmung wurde der Intraklassen-Korrelationskoeffizient (ICC) berechnet. Dieser betrug bei Tannerella forsythia 0,992 und bei Treponema denticola 0,993, was auf eine nahezu perfekte Übereinstimmung hindeutet. Bei Porphyromonas
gingivalis wurde mit 0,816 eine sehr gute Übereinstimmung der beiden Testergebnisse erzielt und bei Aggregatibacter actinomycetemcomitans mit 0,677 eine gute.
Schlussfolgerungen: Der IAI Pado Test 4.5® zeigt eine perfekte Reproduzierbarkeit für Tf und Td, eine sehr
gute für Pg, sowie eine gute für Aa. Höhere Fallzahlen könnten Auskunft über die Ursachen der Unterschiede
in der Nachweishäufigkeit von Aa geben. Da mikrobiologische Testverfahren genutzt werden, um Therapie­
entscheidungen zu treffen, sollten sich behandelnde Zahnärzte über deren Grenzen bewusst sein.
„ Poster 10
Treatment of Multiple Recessions by means of a Collagen Matrix with and without the
use of EMD: A Case Series
M. Becker, S. Karaaslan, T. Pierchalla, K. Fischer, A. Friedmann
Objectives: The primary objective of the study was to determine the efficacy (percentage root coverage)
of a collagen matrix (CM) with the additional application of EMD in combination with the tunnel-technique
(TT) for the treatment of multiple Miller Classes I and II. The secondary goal was to research the change in
gingival width and gingival thickness after mentioned surgical procedures.
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Methods: 8 subjects (systemical healthy, non-smoker) with multiple Miller classes I or II buccal recession
defects were treated with one of the following interventions: CM (Mucograft®) + EMD (Emdogain®) + Tunnel Technique or CM + TT. Clinical outcome was determined by measuring the following clinical parameters
to the nearest of 0.5 mm: Recession Depth; width of keratinized tissue (KM) and gingival thickness (GT).
All treatments were carried out by 4 trained periodontists. The examinations by one blinded investigator
were recorded at baseline and at 3, 6 and 12 months post-surgery.
Results: 6 of 8 subjects were males with a mean age of 50.1 years. 3 of 8 subjects were additionally treated
with EMD. All Data were expressed in median. The percentage of root coverage for the observation period
3/6/12 months was recorded as follows: 37.4/ 17.6/ 28.6. No complete root coverage could be achieved
after the 12 month study period in any case. Residual recession depth (in mm) changed from BSL to 12
months as follows: 3.15/ 1.97/2.5/2.5. The width of keratinized tissue (in mm) changed over time as follows: 2.13/ 2.25/ 2.5/ 2.0. The gingival thickness (in mm) increased as follows: 0.45/ 1.18/ 1.5/ 1.38.
Conclusion: The results indicate that the treatment of miller class I and II recession defects with the use of
a collagen matrix with and without EMD showed a minor benefit in promoting recession coverage and
increasing the width of keratinized tissue. Nevertheless an increase in gingival thickness over the study
period was proven which may therefore stabilize the clinical results over a longer time.
„ Poster 11
Untersuchung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität parodontal erkrankter
Patienten nach Implantattherapie
K. Fischer, I. Fischer, A. Friedmann, S. Fickl
Ziele: Evaluation der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität von parodontal erkrankten Patienten
nach Implantattherapie und Erfassung von ausschlaggebenden Faktoren sowie der Zufriedenheit mit der
durchgeführten Therapie.
Material und Methoden: Retrospektive Analyse der Daten von 77 Patienten nach Versorgung mit implantatgetragenem, festsitzendem Zahnersatz. Hierfür wurden der OHIP-G14 zur Erhebung der subjektiv empfundenen Lebensqualität und ein selbst erstellter Fragebogen zur Untersuchung der Patientenzufriedenheit
verschickt. Beantwortet und zurückgesendet wurden die Fragebögen von 61 Patienten. Folgende Zusammenhänge wurden statistisch mittels Kruskal-Wallis- bzw. Mann-Whitney-U-Test untersucht: Zusammenhang zwischen dem OHIP-G14-Gesamtergebnis und der Anzahl der gesetzten Implantate, dem Patientenalter sowie dem Bildungsniveau.
Ergebnisse: Die durchschnittliche OHIP-G14-Gesamtpunktzahl des Probandenkollektivs betrug 2,74 Punkte
(SD ± 4,13). Die Untersuchung des statistischen Zusammenhangs zwischen OHIP-Gesamtpunktzahl und
Anzahl der gesetzten Implantate ergab einen minimalen Anstieg der Punktzahl mit zunehmender Implantatzahl (p = 0,984). Bei der Erhebung der statistischen Relation zwischen OHIP-Gesamtpunktzahl und dem
Patientenalter zeigte sich tendenziell eine Zunahme des Gesamtwertes in höherem Alter (p = 0,673). Die
Ermittlung der Wechselbeziehung zwischen OHIP-Gesamtpunktzahl und dem Bildungsstand der Probanden
ließ eine geringfügige Reduktion der Gesamtsumme mit zunehmendem Bildungsstand beobachten
(p = 0,388). Beim Fragebogen zur Zufriedenheit mit dem durchgeführten Therapieschema zeigte sich, dass
alle Probanden die Behandlung rückblickend erneut durchführen lassen und 98,4 % sie in ihrem Bekanntenkreis weiterempfehlen würden.
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Konklusion:
1. Beim untersuchten Probandengut konnte posttherapeutisch durch Ermittlung der OHIP-G14-Gesamtpunktzahl eine mundgesundheitsbezogene Lebensqualität beobachtet werden, die der gesunden
Allgemeinbevölkerung nahe kommt.
2. Die Untersuchung zur Zufriedenheit mit der durchgeführten Therapie erbrachte durchweg positive
Resultate.
„ Poster 12
Nicht chirurgische Parodontitistherapie „for a better life“
S. A. Schienle, W. Spurzem, K. Vach, E. Hellwig, P. Ratka-Krüger, J. P. Wölber
Ziel der Untersuchung: Ziel dieser Studie war die Evaluierung des Einflusses der Parodontitistherapie auf die
mundgesundheitsbezogene Lebensqualität (OHRQoL) von Patienten. Es sollte geklärt werden, ob und in
welchem Ausmaß es zu einer Verbesserung der Lebensqualität nach Durchführung einer nicht chirurgischen
Parodontaltherapie kommt und inwiefern verschiedene Parodontitisdiagnosen sowie Therapieansätze diesen Verlauf beeinflussen.
Material und Methoden: Unter Verwendung eines standardisierten Fragebogens (Oral Health Impact Profile, OHIP-G14) in der deutschen Kurzversion wurde, sowohl vor als auch 6–8 Wochen nach parodontaler
Behandlung, durch 14 Fragen, die wiederum in sieben Subdomänen unterteilt sind, das subjektive Empfinden von 172 Patienten sozialwissenschaftlich erfragt. Ein weiterer Fragebogen wurde darüber hinaus von
den behandelnden Zahnärzten (30 Absolventen des Master Online Studiengangs der Universität Freiburg)
nach Beenden der nicht chirurgischen Parodontitistherapie ausgefüllt, um so fachliche Aspekte des Patientenfalls zu beurteilen und mit in die Bewertung einfließen zu lassen.
Ergebnisse: Das untersuchte Gesamtkollektiv zeigte eine signifikante Zunahme der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität durch die nicht chirurgische Parodontitistherapie. Der Basiswert des OHIP-G14 zeigte
vor der Behandlung einen Medianwert von 8. Dieser reduzierte sich statistisch signifikant um 6 Punkte auf
einen Wert von 2 (p < 0,0001). Insbesondere bei Rauchern konnte eine deutliche Verbesserung festgestellt
werden. Des Weiteren konnte eine negative Korrelation zwischen dem Schweregrad der Parodontitis und
der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität nachgewiesen werden. Die Ergebnisse machen darüber
hinaus einen Zusammenhang zwischen dem durch den Zahnarzt subjektiv bewerteten Behandlungsergebnis und der parodontalen Lebensqualität des Patienten deutlich.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass durch eine nicht chirurgische Parodontitistherapie die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität (OHRQoL) von Patienten mit Parodontitis deutlich
verbessert werden kann.
„ Poster 13
Impact of toothbrush frequency on noncontact biofilm removal - preliminary results
J. C. Schmidt, M. Astasov-Frauenhoffer, T. Waltimo, R. Weiger, C. Walter
Aim: To evaluate the influence of different oscillation frequencies of a powered toothbrush with side-to-side
action for noncontact biofilm removal in an interdental space model.
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Material and methods: A three-species biofilm, consisting of Porphyromonas gingivalis, Fusobacterium
nucleatum and Streptococcus sanguinis, was formed in vitro on protein-coated titanium disks. A flow
chamber system was combined with a static biofilm growth model. The oscillation frequency of a commercially available side-to-side toothbrush (up to 45,000 oscillations per minute = 100 %) was evaluated by
means of a dose response. The frequency was decreased in steps (85 %, 70 %, 55 %, 40 %). Subsequently,
the biofilm-coated substrates were exposed to the side-to-side toothbrush. The biofilm volumes were measured using volumetric analyses (Imaris 8.1.2) with confocal laser scanning microscope images (Zeiss
LSM700).
Results: Decreasing the oscillation frequency of the side-to-side toothbrush lead to reduced median percentages of biofilm reduction (29 %, 24 %, –5 %, 13 %). The highest oscillation frequency achieved the most
efficient reduction of interdental biofilm (median biofilm reduction of 35 %). In addition, lower oscillation
frequencies showed an enhanced variety in the results of repeated measurements.
Conclusions: The oscillation frequency of the tested side-to-side toothbrush affected the biofilm reduction
in an interdental space model.
„ Poster 14
Parodontitistherapie eines Patienten mit Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS): Ein Fallbericht
H. A. Shaban, T. Hoffmann, S. Richter
Ziel der Untersuchung: Verschiedene systemische Erkrankungen erhöhen die Patientenanfälligkeit für Parodontitis durch Beeinflussung des Immunsystems, des Hormonsystems und der Kollagensynthese. Dieser
Fallbericht beschreibt die parodontale Manifestation, Behandlung und langfristige Nachsorge bei einer Patientin mit Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS), Typ VIII. EDS VIII ist eine seltene, autosomal-dominant vererbte
Bindegewebsdysplasie, die durch zerbrechliche Haut, abnormale Narbenbildung, Hypermobilität der Gelenke und frühen Beginn der Parodontitis charakterisiert ist. Der frühzeitige Verlust von Milch- und bleibenden Zähnen wird ebenfalls beobachtet.
Material und Methode: Eine 28-jährige Kaukasierin stellte sich erstmalig 1999 in der Poliklinik für Parodontologie der UniversitätsZahnMedizin Dresden vor. Die intraorale Untersuchung zeigte einen lokalisierten
mittleren bis hohen Attachment- und Alveolarknochenverlust (Unterkieferschneidezähne) im Zusammenhang mit Mobilitätsgrad II bei Sondierungstiefen zwischen 2 und 3,5 mm. Weiterhin lagen eine generalisierte
Gingivitis mit spontanen Blutungen und massive Gingivarezessionen vor. Die Behandlung bestand aus
Mundhygienemaßnahmen gefolgt von regelmäßigen professionellen Zahnreinigungen aller drei Monate,
die in den folgenden Jahren fortgesetzt wurden.
Ergebnisse: In den Folgejahren und nach Extraktion der hoffnungslosen unteren Schneidezähne, wurde kein
weiterer Zahnverlust an den verbleibenden Zähnen aufgezeichnet.
Schlussfolgerungen: Frühe Diagnostik und adäquate Parodontalbehandlung mit engmaschiger unterstützender Nachsorge können bei Patienten mit EDS VIII die Progression der Parodontitis einschränken und
funktionelle Beeinträchtigungen verzögern.
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A bstracts der Posterdemonstrationen
„ Poster 15
Periodontitis and Kidney Function: A Longitudinal Survey
C. Wangerin, C. Pink, B. Holtfreter, S. Stracke, K. Endlich, R. Rettig, T. Kocher
Introduction: Periodontitis and chronic kidney disease (CKD) are two widespread diseases and there is current evidence that periodontitis might be related to renal function. Thus, we aimed to investigate the longterm relationship between periodontitis and renal disorders using data from the Study of Health in Pomerania.
Methods: Baseline and 11-year follow-up data were analyzed in two study samples; one for glomerular
filtration rate (GFR) as outcome (n = 1522) and one for albuminuria (n = 898). Periodontitis was assessed
by probing depth (PD), clinical attachment loss (CAL) and the CDC/AAP-definition. GFR was calculated
according to the MDRD formula and pathological kidney function was defined as GFR < 90 mL/min/1.73 m2.
Microalbuminuria was defined as an albumin-to-creatinine ratio > 30 mg/g. Two different approaches,
namely change-on-baseline and change-on-change analyses were performed. Depending on the outcome,
linear or logistic models were used. We adjusted for relevant risk factors including age, gender, education,
smoking, alcohol consumption, oral health behavior and obesity-related disorders.
Results: Both change-on-baseline and change-on-change-analyses did not indicate a convincing influence
of PD, CAL or moderate/sincere periodontitis on the different measures of renal function.The result of PD
on GFR in change-on-baseline [0.14 (–1.73, 1.02), p = 0.88] is exemplary. Several sensitivity analyses confirmed these results. Solely, subgroup analyses in diabetic subjects yielded partially significant but consistent
results (i.E. in change-on-baseline PD on GFR in diabetic subjects: –15.56 (–26.63, –4.48), p = 0.01.
Conclusion: Except for diabetes subject, we found no evidence for a longitudinal association between
perio­dontitis and renal function. Thus, in contrast to previously published studies, our results suggest that
periodontitis may not be an independent risk factor for CKD.
„ Poster 16
Auswirkung verschiedener Amelogenin-Präparationen auf die parodontale Regeneration
in vitro
T. Rott, T. Imhof, I. Sotiriadou, S. H. M. Derman, K. Höfer, C. A. Menzel, V. Shinde, A. Sachinidis, M. Koch,
M. J. Noack
Ziel der Untersuchung: Ziel ist, die Auswirkung verschiedener Amelogenin-Präparationen auf die Proliferation und Adhäsion von parodontalen Ligamentzellen (PDL-Zellen) auf parodontal erkrankten Wurzeloberflächen im Vergleich zu gesunden und unbehandelten, parodontal erkrankten Oberflächen zu untersuchen.
Material und Methoden: Zur Simulation klinischer Begebenheiten wurden Wurzeloberflächen parodontal
erkrankter, extrahierter Zähnen mit Scaling and Root-Planing (SRP) gereinigt und mit drei verschiedenen
Amelogenin-Präparationen, dem klinisch etablierten Emdogain® (EMD), einem rekombinanten humanen
Wildtyp-Amelogenin (rH174) und einem modifizierten rh174-Amelogenin (RGD-Amelogenin) beschichtet.
Zur Modifikation des rH174-Amelogenins wurden mittels Polymerasekettenreaktion dem Fibronektin-IIIRGD-loop (AVTG-RGD-SPASS) entsprechende Nukleotid-Sequenzen in rH174 cDNA eingefügt (Imhof et al.,
2015). Die Proliferation von auf den Oberflächen ausgesäten PDL-Zellen wurde nach 72 Stunden analysiert
und mit der auf gesunden (+Kontrolle), parodontal erkrankten, unbehandelten (–Kontrolle) oder unbeschichteten, mit SRP behandelten Wurzeloberflächen verglichen. Zusätzlich wurde die PDL-Zelladhäsion an
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A bstracts der Posterdemonstrationen
beschichteten Oberflächen nach 1 Stunde gemessen. Im Rasterelektronenmikroskop wurde exemplarisch
die Zellmorphologie dokumentiert.
Ergebnisse: EMD und RGD-Amelogenin führten zu einer vergleichbaren, signifikanten Proliferationssteigerung im Vergleich zu SRP und –Kontrolle (p < 0,05). SRP und rh174-Amelogenin zeigten eine vergleichbare,
signifikante Proliferationssteigerung im Vergleich zur –Kontrolle (p < 0,05). Die Analyse der Adhäsion zeigte
eine signifikante Zunahme durch EMD im Vergleich zu rh174-Amelogenin (p < 0,05). RGD-Amelogenin
führte zu einer signifikanten Zunahme der Adhäsion verglichen mit rh174-Amelogenin (p < 0,05) und EMD
(p < 0,05).
Schlussfolgerungen: Die hier angewandten, simulierten klinischen Bedingungen ergeben für EMD Resultate, die mit denen aktueller präklinischer und klinischer Studien übereinstimmen. Erstmals wird der mit EMD
vergleichbare Effekt von RGD-Amelogenin auf die Zellproliferation und die vielversprechende Wirkung auf
die initiale Zelladhäsion dargestellt. Es liegt nahe, dass die vom RGD-Amelogenin bedingte Steigerung der
initialen Zelladhäsion für eine höhere Zellmenge nach 72 Stunden sorgt, während EMD offensichtlich noch
weitere Wirkkomponenten neben Amelogenin enthält, die die Zellproliferation stimulieren. Die Kombination
von RGD-Amelogenin und EMD könnte daher eine Option zur Optimierung der parodontalen Regeneration
darstellen.
„ Poster 17
C-reaktives Protein (CRP) im Serum 5 Jahre nach Parodontitistherapie
T. Ramich, A. Asendorf, B. Schacher, K. Nickles, G. Oremek, H. Sauer-Eppel, P. Eickholz
Zielsetzung: Untersuchung der systemischen Entzündungsreaktion fünf Jahre nach systematischer Therapie
aggressiver (AgP) und schwerer chronischer (ChP) Parodontitis.
Material und Methoden: Bei 31 ChP- und 29 AgP-Patienten waren vor fünf Jahren eine systematische
Parodontitistherapie durchgeführt und deren Effekt auf systemische Entzündungsparameter untersucht
worden. Von diesen Patienten konnten 25 ChP- (10 weiblich, 6 Raucher) und 17 AgP-Patienten (8 weiblich,
2 Raucher) fünf Jahre später nachuntersucht werden: Erhebung klinischer Parameter (GBI, PCR, ST, Attachmentverlust [AL], BOP) und Entnahme venösen Blutes. Aus den ST sowie BOP wurde das „periodontal
inflammed surface area“ (PISA) und den Blutproben der CRP-Wert (Nachweisgrenze: 0,01 mg/dl) im Serum
bestimmt.
Ergebnisse: Die ST-/PISA-Werte verringerten sich in beiden Gruppen. ChP: Baseline = 3,9 ± 0,6 mm/
1.483,2 ± 448,9 mm2; 3 Monate = 2,6 ± 0,3 mm/432,5 ± 223,4 mm2; 5 Jahre = 1,9 ± 0,5 mm/
131,3 ± 123,7 mm2; AgP: Baseline = 3,4 ± 0,6 mm/1.156,9 ± 469,9 mm2; 3 Monate = 2,5 ± 0,3 mm/
396,0 ± 163,1 mm2; 5 Jahre = 1,8 ± 0,4 mm/109,7 ± 93,6 mm2 (p < 0,001). Zu Baseline lag CRP bei AgP
signifikant höher als bei ChP (0,66 ± 1,26/0,16 ± 0,26 mg/dl; p = 0,002). Drei Monate nach Therapie war
der Unterschied reduziert aber noch signifikant (0,36 ± 0,30/0,21 ± 0,28 mg/dl; p = 0,007). Fünf Jahre nach
Thera­pie lag CRP in der AgP-Gruppe trotz klinischer Verbesserung nahe dem Ausgangswert (0,58 ± 0,42/
0,25 ± 0,32 mg/dl; p = 0,004).
Schlussfolgerungen: Trotz klinischer Verbesserung hat sich Serum-CRP fünf Jahre nach Therapie bei ChP
praktisch nicht verändert und lag bei AgP trotz signifikanter Reduktion drei Monate nach Therapie nach
fünf Jahren wieder annähernd bei den Ausgangswerten.
Diese Studie wurde von der Freiherr Carl von Rothschild´sche Stiftung Carolinum unterstützt.
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„ Poster 18
Synergistische Wirkungsverstärkung antibakterieller photodynamischer Therapie gegen
Parodontalkeime
EM. Decker, V. Bartha, C. von Ohle
Ziel der Untersuchung: Die antibakterielle photodynamische Therapie (PDT) findet ergänzend zur chemomechanischen Parodontaltherapie weit verbreitete klinische Anwendung. Nachteilig dabei ist die teilweise
unzureichende antibakterielle Wirkungseffizienz. Ziel dieser Studie war die Wirkungsoptimierung zweier
Toluidinblau (TBO)-basierter konventioneller photodynamischer Therapiesysteme im Einsatz gegen planktone und biofilmassoziierte Parodontalpathogene.
Material und Methoden: Aus sechs repräsentativen Parodontalkeimen wurden planktone Multispezieskulturen und Biofilmproben (24 h) hergestellt. Beide bakteriellen Phänotypen wurden mit zwei kommerziellen
PDT-Systemen behandelt: PDT1 (Fotosan 630; TBO; 0,01 %; LED 630 nm) und PDT2 (PACT; TBO; 0,005 %;
Diodenlaser 635 nm). Dabei erfolgte die PDT einerseits konventionell nach Herstellervorgaben, andererseits
in modifizierter Form durch Supplementierung von TBO mit Wasserstoffperoxid (PDT1plus, PDT2plus).
Antibakterielle Positivkontrolle war Chlorhexidin (CHX 0,2 %). Die mikrobielle Überlebensfähigkeit wurde
durch Koloniewachstum (CFU) und Vitalität (prozentualer Lebend-/Totanteil) charakterisiert.
Ergebnisse: Die konventionellen PDT-Systeme zeigten an planktonen Parodontalpathogenen moderate
Wachstumsreduktionen (PDT1: 1,7; PDT2: 0,9 CFU log10 Einheiten). Demgegenüber bewirkte die modifizierte photodynamische Therapie eine komplette bzw. starke CFU-Reduktion (PDT1plus: 9,1; PDT2plus:
8,0 log10 Einheiten). Der Einsatz konventioneller PDT an parodontalen Biofilmen führte zu moderater
CFU-Reduktion (PDT1: 1,5; PDT2: 0,5 log10 Einheiten). Im supplementierten Ansatz hingegen wurde nach
PDT1plus-Behandlung eine CFU-Abnahme um 4 log10 Stufen, nach PDT2plus-Einsatz um 5 log10 Stufen
erreicht. Die Chlorhexidinbehandlung ergab bei planktonen Parodontalkeimen eine vollständige Keimeliminierung, bei Biofilmen lag die antibakterielle Wirkung zwischen der von konventioneller und modifizierter
photodynamischen Therapie.
Schlussfolgerungen: Die durch Supplementierung des Photosensibilisators Toluidinblau mit Wasserstoffperoxid modifizierte photodynamische Therapie (PDTplus) zeigte sowohl an planktonen Parodontalpathogenen, wie auch an deren Biofilmen eine gegenüber der konventionellen PDT weit überlegene antibakterielle Wirkung. Im Vergleich zu den Effekten der Einzelkomponenten konnte eine synergistische
antibakterielle Wirkungsverstärkung statistisch signifikant nachgewiesen werden, die unabhängig von der
Art der Bestrahlungsquelle (LED oder Laser) war.
„ Poster 19
Ursachen für Zahnverlust bei Parodontitispatienten nach 7 Jahren UPT
S. Staudacher, S. K. Sonnenschein, TS. Kim
Ziel: Ziel dieser Studie war es die Ursachen für Zahnverlust bei Patienten ab dem Zeitpunkt der Reevalution
(abgeschlossene AIT) innerhalb der folgenden sieben Jahre UPT auszuwerten.
Material und Methoden: Nach schriftlicher Einverständniserklärung wurden die Gründe für Zahnverluste
bei 171 Patienten (seit sieben Jahren UPT) erfasst. Die Einteilung der Gründe erfolgte: (1) Karies; (2) endodontisches Problem; (3) Trauma; (4) parodontologisches Problem; (5) kieferorthopädischer Grund; (6) prothetischer Grund; (7) keine Angabe; (8) Paro-Endo-Läsion.
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A bstracts der Posterdemonstrationen
Ergebnisse: Die Gesamtzahnzahl der 171 Patienten betrug zum Zeitpunkt T0 (Reevalution nach abgeschlossener AIT) 3.978 und bei T1 (sieben Jahre UPT) 3.850 Zähne. Im Untersuchungszeitraum gingen 169 Zähnen
(4,4 %) verloren: 2 % durch parodontologische, 0,9 % durch endodontische Probleme, 0,2 % durch Paro-Endo-Läsionen, 0,05 % aus kieferorthopädischen Gründen und 0,03 % durch Karies. Bei 1,1 % der Zähne
war keine Angabe möglich. 133 Patienten des Patientenkollektivs hatten als Ausgansdiagnose eine chronische Parodontitis (CP), 38 eine aggressive Parodonitits (AP). Die Gesamtzahnzahl des Patientenkollektivs CP
betrug zum Zeitpunkt T0 3.014 und bei T1 2.894. In der Gruppe CP gingen 120 Zähne (4 %) verloren: 1,4 %
aufgrund parodontologischer, 1 % aufgrund endodontischer Probleme, 0,2 % durch Paro-Endo-Läsionen,
0,07 % aus kieferorthopädischen Gründen und 0,03 % durch Karies. Bei 1,2 % der Zähne war keine Angabe
möglich. Die Gesamtzahnzahl des Patientenkollektivs AP betrug zum Zeitpunkt T0 964 und bei T1 915
Zähne. Insgesamt gingen in der Gruppe AP 49 Zähne (5,1 %) verloren: 3,7 % aufgrund parodontologischer,
0,5 % durch endodontische Probleme und 0,1 % durch Paro-Endo-Läsion. Bei 0,7 % der Zähn war keine
Angabe möglich. In dieser Studie war der häufigste Grund für Zahnverlust parodontologische Probleme,
gefolgt von endodontischen Problemen. Patienten mit CP verloren zu 15 % mehr Zähne aufgrund endodontischer, bei Patienten mit AP ist der Zahnverlust aufgrund parodontologischer Probleme um 37 % höher.
Schlussfolgerung: In der hier vorliegenden Studie waren nach sieben Jahren UPT nach parodontologischen
Problemen, endodontische Probleme die häufigsten Ursachen für Zahnverluste. Die Ausgangsdiagnose der
Patienten scheint Einfluss auf die Ursache des Zahnverlustes zu haben.
„ Poster 20
Mundgesundheitsbezogene Lebensqualität bei Patienten mit regelmäßiger UPT
C. Betzler, S. K. Sonnenschein, H. Hieronymus, B. Plewig, TS Kim
Ziel der Untersuchung: Untersuchung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Patienten mit
regelmäßiger unterstützender Parodontitistherapie (UPT) von mindestens fünf Jahren.
Material und Methoden: 192 Patienten (81 Männer), die nach systematischer Parodontitistherapie einer
chronischen (n = 149) oder aggressiven (n = 43) Parodontitis seit 5 bis 20 Jahren regelmäßig zur UPT erschienen, wurden anhand der Kurzversion des Oral Health Impact Profile-Germany Fragebogens mit 14
Fragen (OHIP-G14) zur Einschränkung ihrer mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität (MLQ) befragt.
Der Fragebogen wurde von den Patienten selbstständig beantwortet. Zahn- und patientenbezogene Para­
meter wurden bestimmt: Erstdiagnose, OHIP-G14-Gesamtwert, Anzahl der Zähne im Gesamtgebiss, Anzahl
der Stellen mit Sondierungstiefen ≥ 6 mm sowie Versorgung mit herausnehmbarem Zahnersatz.
Ergebnisse: Bei einem möglichen maximalen OHIP-G14-Summenwert von 56 lag der Gesamtwert bei 3,54
und war bei weiblichen Patienten (3,55) geringfügig höher als bei männlichen (3,52). 37,5 % der Befragten
gaben keine oralen Probleme im vergangenen Monat an. Der mittlere OHIP-G14-Summenwert betrug bei
Patienten ohne herausnehmbaren Zahnersatz 3,39, bei Patienten mit Teilprothese 4,48. In der Gruppe ohne
herausnehmbaren Zahnersatz (n = 156) lag der mittlere OHIP-G14-Summenwert bei Patienten, die nur
Sondierungstiefen (ST) ≤ 5 mm aufwiesen bei 2,76, bei Patienten mit ST ≥ 6 mm bei 4,17. Für die Gruppe
mit Teilprothese betrugen die Werte 5,09 und 3,1.
Schlussfolgerungen: Der im Vergleich zum möglichen maximalen OHIP-G14-Gesamtwert niedrige Summen­
wert lässt darauf schließen, dass die befragten Patienten im Bezugszeitraum des vorangegangen Monats
kaum eine Einschränkung ihrer MLQ empfanden, wobei 37,5 % gar keine Probleme angaben. Patienten
mit herausnehmbarem Zahnersatz schienen sich in ihrer MLQ stärker eingeschränkt zu fühlen. Die Anzahl
von Taschen mit ST ≥ 6 mm hatte bei Patienten ohne Teilprothese offenbar einen größeren Einfluss auf die
subjektive MLQ als bei Patienten mit herausnehmbarem Zahnersatz.
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„ Poster 21
Vergleich photodynamischer Therapiesysteme in der experimentellen Behandlung
parodontaler Pathogene
V. Bartha, EM. Decker, A. Kopunic, C. von Ohle
Ziel der Untersuchung: Ziel der In-vitro-Untersuchung war der Vergleich der antimikrobiellen Effektivität
dreier Behandlungssysteme für die photodynamische Therapie (PDT), darunter ein neueres System mit
Ribo­flavin als Fotosensibilisator und lichtemittierender Diode (LED) im blauen Wellenlängenspektrum, an
parodontalpathogenen Mikroorganismen in einem Plasma-Speichel-Biofilmmodell und einem planktonen
Modell.
Material und Methoden: Sechs parodontalpathogene Bakterienspezies (A. a., F. n., A. v., V. a., S. g., P. g.)
wurden anaerob zur Herstellung von Biofilmen und einer planktonen Mischkultur angezüchtet. Die einzelnen Proben wurden mit unterschiedlichen PDT-Systemen entsprechend den Herstellerangaben behandelt:
1. Riboflavin 0,1 %; 460 nm LED (RB_PDT). 2. Toluidinblau 0,01 %; 630 nm LED (TBO_PDT) 3. Methylen­
blau 1 %; 665 nm Diodenlaser (MB_PDT). Physiologische Kochsalzlösung (NaCl) und Chlorhexidin (CHX
0,2 %) sowie die Fotosensibilisatoren ohne Bestrahlung dienten als Kontrolle. Die antimikrobielle Wirkung
wurde anhand der Zahl der koloniebildenden Einheiten (CFU) und des Lebendanteils (Vitalität) nach fluor­
eszenzmikroskopischer Live/Dead-Färbung untersucht.
Ergebnisse: Am Biofilmmodell zeigten TBO_PDT (4,62 log10 CFU/mm2) und MB_PDT (3,74 log10 CFU/
mm2) eine antimikrobielle Effektivität, die im Vergleich zur Negativkontrolle (5,69 log10 CFU/mm2) für
MB_PDT größer war. Für RB_PDT (5,69 log10 CFU/mm2) konnte im Vergleich zu NaCl keine antimikrobielle
Wirksamkeit nachgewiesen werden. Die stärkste Wirksamkeit hatte CHX 0,2 % (3,04 log10 CFU/mm2).
Auch Methylenblau ohne Lichtexposition zeigte am Biofilm eine antimikrobielle Aktivität (4,52 log10 CFU/
mm2). Für planktone Keime war die Wirksamkeit von TBO_PDT höher, verglichen mit MB_PDT (log10 CFU/
ml: NaCl 9,00; TBO_PDT 7,01; MB_PDT 8,28; RB_PDT 8,68). Die Vitalitätswerte entsprachen weitgehend
diesen Ergebnissen.
Schlussfolgerungen: Die untersuchten PDT-Systeme hatten unterschiedliche antimikrobielle Wirksamkeiten. Teilweise variierte die Effektivität je nach Behandlungsmodell: Am Biofilm zeigte MB_PDT den größten
Effekt, während die Effektivität von TBO_PDT gegen planktone Mikroorgansimen stärker war. RB_PDT war
in beiden Modellen antimikrobiell unwirksam. Diese Unterschiede können im Hinblick auf eine klinische
Anwendung relevant sein.
„ Poster 22
Aggressive Parodontitis – langfristiger Zahnerhalt unmöglich?
C. Graetz, A. Plaumann, M. Kahl, C. Springer, S. Sälzer, K. Gomer, C. Dörfer
Ziel der Untersuchung: Ziel dieser retrospektiven Langzeitstudie war es, den Erfolg, gemessen am Zahnerhalt und der Stabilisierung des parodontalen Attachments, eines konservativen parodontalchirurgischen
Behandlungskonzeptes für Patienten mit aggressiver Parodontitis (AgP) mit und ohne Antibiotikaeinsatz zu
evaluieren.
Material und Methode: 57 Patienten mit einem mittlerem bis fortgeschrittenem Erkrankungsgrad aus der
Sektion Parodontologie der Universitätszahnklinik Kiel mit insgesamt 1.506 Zähnen konnten in die Analyse
eingeschlossen werden. Alle hatten sich im Anschluss an eine aktive (APT: T0–T1) einer regelmäßigen unParodontologie 2016;27(3):353–386
A bstracts der Posterdemonstrationen
terstützenden Parodontitistherapie (UPT: T1–T2) ≥ 9 Jahre unterzogen. Zahnverluste, Sondierungstiefen
sowie Knochenabbau wurden über den Behandlungszeitraum ausgewertet sowie der Zusammenhang verschiedener patientenbezogener und zahnbezogener Variablen in einer multivariaten Cox-Regressionsanalyse hinsichtlich des Langzeiterhaltes analysiert.
Ergebnisse: Das mittlere Eintrittsalter der 22 männlichen und 35 weiblichen Probanden lag bei 34,7 ± 8,0
[range: 18–53] Jahren. Für die UPT mit einer mittleren Dauer von 17,4 ± 4,8 [range: 9–28] Jahren ergab
sich eine Zahnverlustrate je Jahr und Proband von 0,14 ± 0,18. Für die überlebenden Zähne verringerte sich
die mittlere maximale ST von 5,84 ± 2,14 mm auf 3,47 ± 1,11 mm (T0–T1) und stabilisierte sich in der UPT
bei 3,43 ± 1,09 mm. Für die extrahierten Zähne ergaben sich bei T0: 7,16 ± 2,18 mm; T1: 4,63 ± 1,66 mm
und vor Extraktion: 6,49 ± 2,53 mm. Initial hatten 70,0 % der extrahierten Zähne und vor Extraktion noch
68,1 % einen KA > 50 %. Von den überlebenden Zähnen hatten bei T0 34,7 % und an T2 29,6 % einen
KA > 50 %. 34 Probanden, die ergänzend mit einem Antibiotikum behandelt worden sind, hatten eine
mittlere maximale ST von 6,35 ± 2,42 mm (T0) (ohne Antibiotikum [n = 23]: 5,98 ± 2,13 mm; p = 0,003).
Mit einem Zahnverlust assoziiert waren ST > 4 mm (T1), Molaren und Prämolaren, das Patientenalter, die
Zahnzahl (T1), Rauchen, Knochenabbau > 50 % und Antibiotikagabe.
Schlussfolgerungen: Bei parodontalen Behandlungskonzepten mit dem primären Ziel eines Zahnerhaltes am
Beispiel einer Kieler Patientenkohorte sind bei AgP mit und ohne Antibiotikagabe langfristige Zahnerhalte
mit Stabilisierung der parodontalen Stützgewebe möglich.
„ Poster 23
Ein konservatives parodontales Behandlungskonzept – 18 Jahre Zahnerhalt bei chronischer
Parodontitis
A. Plaumann, M. Kahl, C. Springer, S. Sälzer, K. Gomer, C. Dörfer, C. Graetz
Ziel der Untersuchung: Im Rahmen einer retrospektiven Longitudinalstudie wurden Probanden mit mittlerer
bis fortgeschrittener chronischer Parodontitis (CP) untersucht, welche sich im Anschluss an eine aktive (APT)
einer regelmäßigen unterstützenden Parodontitistherapie (UPT) ≥ 9 Jahre unterzogen. Ziel war es, die Langzeitwirkung eines konservativen parodontalen Behandlungskonzeptes ohne jegliche regenerativen Therapie­
optionen auf den Zahnverlust, den Knochenabbau (KA) und die Sondierungstiefen (ST) zu analysieren.
Material und Methode: 8.009 Zähne von 315 Probanden konnten zu Beginn der APT (T0) in die Analyse
einbezogen werden. Mit dem Ende der APT (T1) schloss sich eine UPT mit einer mittleren Dauer von
18,2 ± 5,5 (range: 9–31) Jahren an (T2). Neben einer deskriptiven Auswertung wurden in einer CoxRegressionsanalyse verschiedene zahnbezogene (Zahnbeweglichkeit, ST, KA und Zahntyp) und patientenbezogene (Alter, Geschlecht, Rauchen, Zahnanzahl) Variablen hinsichtlich ihres Einflusses auf einen Zahnverlust analysiert.
Ergebnisse: Das mittlere Eintrittsalter lag bei 48,5 ± 8,8 (range: 26–73) Jahren mit einer mittleren Zahnzahl
von 25,4 ± 3,9 Zähnen bei T0, wobei 209 Patienten Nichtraucher, 75 ehemalige und 31 aktive Raucher
waren. Während der UPT wurden 816 Zähne (APT: 351) extrahiert. Somit ergab sich eine Zahnverlustrate
je Jahr und Proband von 0,15 ± 0,17 in der UPT. Vor Beginn der APT betrug der Anteil an Zähnen, welche
den Beobachtungszeitraum (T0–T2) überlebten, mit ST > 6 mm 17,2 %. Dieser reduzierte sich im Rahmen
der APT auf 1,0 % und blieb während der UPT mit 1,7 % stabil. Die mittlere ST bei T2 bei den überlebenden Zähnen betrug 3,4 ± 1,1 mm und bei den extrahierten 5,7 ± 2,5 mm. ST ≥ 4 mm nach APT (Odds
Ratio: 1,93 [95 % Konfidenzintervall: 1,63–2,29], KA ≥ 25 % (1,52; 1,17–1,96), Molaren (2,46; 1,62–3,72),
Zahnzahl an T1 (0,93; 0,91–0,94), Patientenalter (1,02; 1,01–1,03) und Rauchen (1,41; 1,11–1,78) waren
signifikant assoziiert mit höheren Zahnverlusten.
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Schlussfolgerungen: Mittels eines konservativen Behandlungskonzeptes ist der langfristige Erhalt von Zähnen ohne regenerative Therapieoptionen ein erreichbares Ziel ohne nachteilige Wirkung weder auf den
Alveolarknochen noch auf die Zahnverlustrate.
„ Poster 24
Prävalenz von Parodontitis bei Trägern der humanen Leukozytenantigene (HLA) A9, B15,
A2 und B5
J. M. Stein, H. Machulla, J. Deschner, S. Fickl, Y. Jockel-Schneider, S. Schulz, S. Reichert
Ziel der Untersuchung: Eine Vielzahl von Fall-Kontroll-Studien deutet auf eine Assoziation von humanen
Leukozytenantigenen (HLA) mit aggressiver und chronischer Parodontitis hin. Dabei wurden HLA-A9 und
-B15 als potenzielle Suszeptibilitätsfaktoren beschrieben, während HLA-A2 und HLA-B5 protektive Effekte
zu vermitteln scheinen. Das Ziel der Studie war es, diese Assoziationen an einer Gruppe von HLA-typisierten
Blutspendern mit bislang unbekanntem parodontalem Status auf ihren parodontalen Befund zu untersuchen.
Material und Methoden: In vier deutschen Studienzentren (Aachen, Halle, Bonn, Würzburg) wurden 140
Blutspender mit bekanntem HLA-Klasse-I-Status rekrutiert und entsprechend Ihres HLA-Typs den folgenden
fünf Gruppen zugeordnet: HLA-A9 (n = 24), HLA-B15 (n = 20), HLA-A2 (n = 30), HLA-B5 (n = 26) sowie
Kontrollen (n = 40). Die parodontale Untersuchung umfasste die Aufnahme der Sondierungstiefen (PD),
des klinischen Attachmentlevels (CAL), der Sondierungsblutung (BOP) und des Community Periodontal
Index of Treatment Needs (CPITN).
Ergebnisse: Probanden mit HLA-A9 und HLA-B15 wiesen höhere Durchschnittswerte von PD (p < 0,0001),
CAL (p < 0,0001) und BOP (p < 0,002) sowie eine höhere Anzahl von Stellen mit PD und CAL von ≥ 4 mm
bzw. ≥ 6 mm (p < 0,0003) auf als die Kontrollprobanden ohne diese Merkmale. Mittels multipler Regressionsanalysen wurden HLA-A9, HLA-B15 und Rauchen als Risikoindikatoren für moderate bis schwere
(CPITN3–4; Odds Ratio: 66,7; 15,3; 5,1) sowie schwere (CPITN 4; Odds Ratio: 6,6; 7,4; 3,8) Parodontitis
identifiziert. HLA-A2 und -HLA-B5 zeigten keine signifikanten Assoziationen.
Schlussfolgerungen: Die präsentierten Daten unterstützen eine Rolle von HLA-A9 und -B15 als Suszep­tibili­
tätsfaktoren für Parodontitis, während HLA-A2 und -B5 nicht als Resistenzfaktoren bestätigt werden konnten. Beide HLA-Antigene A9 und B15 sind potenzielle Kandidaten für eine parodontale Risikoein­schätzung.
„ Poster 25
Retrospektive Analyse parodontaler Parameter an Implantaten während unterstützender
Parodontitistherapie
R. Kohnen, S. K. Sonnenschein, TS. Kim
Ziel: Ziel der Studie war der retrospektive Vergleich der Veränderung der Sondierungstiefe, der Ent­
zündungswerte und des röntgenologischen Knochenverlustes an Implantaten und entsprechenden kontra­
lateralen Kontrollzähnen über einen Zeitraum von fünf Jahren unterstützender Parodontitistherapie (UPT).
Materialien und Methoden: Nach schriftlicher Einverständniserklärung wurden die röntgenologischen und
parodontologischen Befunde von allen Patienten mit Implantaten, die im Zeitraum Juni 2014 bis Dezember
2015 an der UPT am Universitätsklinikum Heidelberg teilgenommen haben und sich seit mind. fünf Jahren
Parodontologie 2016;27(3):353–386
A bstracts der Posterdemonstrationen
in dem Programm befanden, retrospektiv ausgewertet. Als Kontrollzahn wurde der entsprechende Zahn im
entgegenliegenden Quadranten des gleichen Kiefers definiert, bei nicht Vorhandensein dieses Zahnes, ein
benachbarter Zahn der gleichen Zahngruppe. Von anfangs 59 Patienten mussten 37 aufgrund ungenügender Dokumentation oder fehlenden Kontrollzähnen ausgeschlossen werden. 22 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien. Der klinische Zustand des Parodonts am Implantat bzw. am Kontrollzahn wurde mit Hilfe
der gemessenen Sondierungstiefen (ST) und Blutung auf Sondieren (BOP) an mind. vier Stellen pro Zahn/
Implantat ausgewertet. Bei neun Patienten lieferte die Auswertung der röntgenologischen Befunde zusätzlich einen Überblick über den relativen Knochenverlust (rKV).
Ergebnisse: Die mittlere ST am Kontrollzahn lag im Ausgangsbefund bei 2,58 ± 0,54 mm und am Implantat
bei 2,76 ± 0,75 mm. Nach fünf Jahren betrug die mittlere ST am Kontrollzahn 2,53 ± 0,78 mm und am
Implantat 3,26 ± 0,72 mm. Das mittlere BOP am Implantat nahm von 11,7 ± 18,2 % auf 26,2 ± 29,9 %
zu, am Kontrollzahn von 16,7 ± 19,2 % auf 13,5 ± 18,8 % ab. Insgesamt gingen über den beobachteten
Zeitraum zwei Kontrollzähne verloren. Die Kontrollzähne wiesen zu Beginn einen mittleren rKV von
41,3 ± 18,0 % auf, wohingegen der rKV an den Implantaten 26,8 ± 8,3 % betrug.
Schlussfolgerungen: Während der UPT scheint die Sondierungstiefe an Implantaten schneller zuzunehmen
als an natürlichen Kontrollzähnen. Des Weiteren zeigen die Implantate eine tendenzielle Zunahme der Entzündungswerte, wohingegen die Vergleichszähne eine Abnahme zeigen. Dies könnte auf eine erhöhte
Nachsorgebedürftigkeit von Implantaten während der UPT hindeuten.
„ Poster 26
Systematische PAR-Behandlung unter Triple-Antikoagulation
S. Rahim, S. Sonnenschein, TS. Kim
Anamnese:
1. Allgemeine Anamnese: Z. n. Apoplex Dezember 2015, Z. n. zwei Stentinsertionen Ende Dezember 2015,
arterielle Hypertonie. Aufgrund der allgemeinen Anamnese besteht bei der Patientin eine medikamentöse Behandlung u. a. durch Clopidogrel, ASS, Metroprolol und Amlodipin. Die durch Triplemedikation
verursachte Blutung führte zu einer Anämie.
2. Spezielle Anamnese: 85-jährige Patientin stellte sich mit seit Monaten bestehenden starken Zahnfleischspontanblutungen in der Kopfklinik des Universitätsklinikums Heidelberg, Abteilung Zahnerhaltung vor.
Befund: Starke Gingivawucherungen bei anhaltenden Spontanblutungen. Zunge blutig belegt, Blutkrusten
in Mundwinkeln. Restgebiss überwiegend konservierend und prothetisch versorgt.
Diagnose: 1. Medikamenteninduzierte (Amlodipin) Gingivawucherung; 2. Plaqueinduzierte Gingivitis mit
Spontanblutungen; 3. Multiple insuffiziente Restaurationen und Karies
Therapie: Da eine Herzoperation innerhalb der letzten sechs Monate erfolgte, wurde, nach Rücksprache mit
dem behandelnden Internisten, eine antibiotische Abschirmung zunächst mit 2 g Amoxicillin durchgeführt.
Im Laufe der Therapie wurde die adjuvante Antibiotikagabe auf den Van-Winkelhoff-Cocktail umgestellt.
Das therapeutische Vorgehen wurde aufgrund bestehender Triple-Antikoagulation angelehnt an das Prinzip
der Full-Mouth-Disinfection leicht modifiziert. Durch quadrantenweise supragingivale sowie zahnweise subgingivale Reinigung durch Airscaler, Küretten und Spülung mit CHX-Lösungen war es im Zeitraum über zwei
Wochen bei fast täglicher Behandlungen möglich, die Blutungen zu stoppen. Die lokalen Blutstillungen
wurden mithilfe von Kompressionen und Tranexamsäure erreicht. Die Termine wurden so gelegt, dass zur
Behandlungszeit die Wirkstoffkonzentration der Antikoagulanzien am niedrigsten war.
Verlauf: Durch die gezielt sukzessive Reinigung der Zähne konnte nach nur zwei Wochen ein deutlich verbesserter Befund im Sinne reduzierter Blutungen verzeichnet werden. Der zunehmend entzündungsreduParodontologie 2016;27(3):353–386
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370 n
A bstracts der Posterdemonstrationen
zierte Zustand führte im Verlauf von einigen Wochen unter regelmäßiger Kontrolle und Reinigung zu einer
Reduktion der durch Amlodipin unterstützten Gingivawucherung.
Empfehlung: Die Behandlung von Patienten mit antikoagulierenden Medikamenten stellt weiterhin eine in
der PAR-Therapie große Herausforderung für Zahnarzt und Patienten dar. Der Behandlungserfolg ist
wesent­lich von der Compliance des Patienten abhängig. Vornehmlich ist bei Fällen der Triple-Antikoagulation
jedoch eine enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Internisten unabdingbar.
„ Poster 27
Wirksamkeit einer zinn- und aminfluoridhaltigen Zahnpasta auf Plaque und Gingivitis
K. Lorenz, B. Noack, T. Hoffmann
Ziel der Untersuchung: Zahnpasten sind ideale Träger für Substanzen, die an Zähnen und Gingiva wirken
sollen. Durch das Bürsten wird die Plaque aufgelockert und zum großen Teil entfernt, sodass AntiplaqueWirkstoffe ihren Effekt optimal entfalten können. Zinnverbindungen und Aminfluoride sind nachgewiesenermaßen geringfügig plaque- und entzündungshemmend. Ziel der klinischen Studie war es, eine zinn- und
aminfluoridhaltige Zahnpasta bezüglich ihrer Wirksamkeit auf Plaque und Gingivitis zu untersuchen.
Material und Methoden: Es wurde eine klinisch kontrollierte, randomisierte, Probanden und Untersucher
verblindete monozentrische Studie im Parallelgruppen-Design durchgeführt. Die erwachsenen Probanden
mit Gingivitis erhielten entweder die zinn- und aminfluoridhaltige Testzahnpasta oder eine natriummonofluorphosphathaltige Zahnpasta als Negativkontrolle sowie eine Handzahnbürste. Damit putzten sie über einen
Zeitraum von zwölf Wochen 2x täglich zwei Minuten die Zähne. Zu Baseline, nach drei Wochen und nach
zwölf Wochen wurden Plaqueindex (PI, Silness & Löe 1964), Gingivitisindex (GI, Löe 1967) und ein modifizierter Sulkusblutungsindex (mSBI, Mühlemann & Son 1971) bestimmt. Am Ende der Studie erhielten alle
Probanden eine professionelle Zahnreinigung. Die statistische Analyse erfolgte deskriptiv und mittels ungepaarter t-Tests mit einseitigem Signifikanzniveau von α = 0,05.
Ergebnisse: Von 241 randomisierten Probanden (Durchschnittsalter 38,4 ± 12,7 Jahre) wurden 240 in die
Intention-To-Treat-Analyse einbezogen. Der Baseline-PI reduzierte sich nach zwölf Wochen im Mittel um
0,65 ± 0,41 in der Kontrollgruppe und um 0,87 ± 0,35 in der Testgruppe. Die Reduktion innerhalb der
Gruppe sowie der Unterschied zwischen den Gruppen war signifikant (p < 0,001). Gingivitis und Sulkusblutung reduzierten sich in den Gruppen im Zeitverlauf signifikant (p < 0,001).
Schlussfolgerungen: Beide Zahnpasten reduzierten im Studienverlauf Plaque und Entzündung. Bei Anwendung der zinn- und aminfluoridhaltigen Testzahnpasta wurde die Plaque deutlicher gehemmt.
Die Studie wurde von Colgate-Palmolive Europe (Therwil, Schweiz) unterstützt.
„ Poster 28
Magnesium/Calcium-Verhältnis beeinflusst Attachment- und Zahnverlust im Verlauf von
fünf Jahren
P. Meisel, P. Christiane, K. Thomas
Ziel: Bei Probanden einer früheren Querschnittstudie war ein vermindertes Parodontitis-Risiko bei einem
adäquaten Magnesiumspiegel im Serum festgestellt worden. Jetzt sollten diese Ergebnisse in einer 5-JahresFollow-up-Studie bestätigt werden.
Parodontologie 2016;27(3):353–386
A bstracts der Posterdemonstrationen
Methoden: Teilnehmer der SHIP-Studie (Study of Health in Pomerania) wurden fünf Jahre nach der Basistudie untersucht, Attachment- sowie Zahnverlust ermittelt und in Beziehung zu den Serumkonzentrationen
von Magnesium (Mg) und Kalzium (Ca) zum Baseline-Zeitpunkt gesetzt (n = 2.432). Dazu wurden auch
Parameter der systemischen Entzündung erfasst, wie C-reaktives Protein CRP oder Interleukin IL-6.
Ergebnisse: Das Fortschreiten des Attachmentverlusts während der fünf Folgejahre wurde durch ein hohes
Mg/Ca-Verältnis dosisabhängig vermindert, wobei Mg und Ca antagonistische Effekte ausübten. Der Einfluss des Mg/Ca-Verhältnisses auf den Zahnverlust war abhängig vom Entzündungszustand der Probanden.
Bei systemischer Entzündung (CRP > 3 mg/l im Blut) wurde der Zahnverlust durch ein hohes Mg/Ca (viertes
Quartil von Mg/Ca-Werten) verhindert (Incidence Risk Ratio IRR = 0,66; p = 0,005). Im Gegensatz dazu war
Mg/Ca bei niedrigem CRP mit erhöhtem Zahnverlust assoziiert, IRR = 1,22; p = 0,017). Analoge Resultate
wurden erhalten, wenn IL-6 zur Trennung der Entzündungszustände verwendet wurde. Für den Attachment­
verlust war die protektive Wirkung von hohem Mg/Ca unabhängig vom Entzündungszustand.
Schlussfolgerung: Ein adäquater Magnesiumspiegel und eine entsprechende Mg/Ca-Balance können Attach­
mentverlust und Zahnstatus günstig beeinflussen. Das gilt insbesondere für Zustände erhöhter Entzündungs­
bereitschaft. Magnesiumreiche Kost ist daher empfehlenswert, z. B. Nüsse oder schwarze Schokolade.
„ Poster 29
Wahrnehmung der Qualität der Betreuung in der Dentalhygiene aus Patientensicht
J. Haas, B. Veltjens, P. Hahner, G. Gaßmann
Ziel der Untersuchung: Die regelmäßige dauerhafte Betreuung in der Dentalhygiene stellt einen wesentlichen Erfolgsfaktor in der Prävention und Therapie der Parodontitis dar. Die Qualitätsbeurteilung präventiver
und therapeutischer Maßnahmen wird von Patienten entscheidend durch subjektive Wahrnehmungen bestimmt. Eine empathische Form der Kommunikation und eine sowohl physisch als auch psychisch sensitive
Behandlung könnten wichtige Kriterien sein, nach denen Patienten sich zur Treue zum Praxisteam entscheiden. Das Ziel dieser Untersuchung war es, mit einer Patientenbefragung zu einem Leitfaden zu kommen,
der im Praxisteam zu einem sensitiven Umgang mit Patienten führen kann. Dieser kann eine der möglichen
Voraussetzungen stellen, die in einer erfolgreichen Patientenbindung mündet.
Material und Methoden: Auf der Basis von Erfahrungen aus einem Pre-Test wurde ein Fragebogen entwickelt und an Patienten in einer Zahnarztpraxis ausgegeben. Anhand von 44 Fragen wurde die Einschätzung
zu den Bereichen „Joining/Ankunft in der Praxis“, „Orientierung“, „Verständlichkeit der Kommunikation“,
„sensitiver Umgang“, „systemischer Blick“ und „Motivation“ erhoben. Zur Auswertung wurde eine deskriptive Statistik mit Darstellung der Häufigkeitsverteilung der ausgewählten Antworten erstellt.
Ergebnisse: Es konnten insgesamt 64 Fragebögen ausgewertet werden. Auf Grundlage der durch die Patienten priorisierten Aussagen wurde ein Leitfaden zum Thema „Sensitives Behandeln in der Dentalhygiene“
und ein modifizierter Fragebogen für zukünftige Evaluationen der Behandlungen in der praxisHochschule
konzipiert.
Schlussfolgerungen: Eine gelungene Kommunikation ist ein wesentlicher Bestandteil im Umgang mit Patienten. Als Unterstützung kann unser Leitfaden zum Thema „Sensitives Behandeln“ dienen. Die Wahrnehmung der eigenen Behandlungsweise durch den Patienten sollte regelmäßig, z. B. mit Hilfe eines Fragebogens, evaluiert werden, um die Grundlagen für eine Optimierung der Behandlungsqualität und eine
verbesserte Akzeptanz der Betreuung seitens des Patienten zu schaffen.
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A bstracts der Posterdemonstrationen
„ Poster 30
Gegenüberstellung der Lipidstoffwechsel- und Diabetesparameter bei Recallpatienten
und Vergleichsgruppen
H. Senkbeil, C. Pink, J. Fanghänel, B. Holtfreter, HJ. Grabe, M. Nauck, T. Kocher
Ziel: Parodontitis, Dyslipidämie und Diabetes haben in der Bevölkerung eine hohe Prävalenz und viele Studien
deuten auf eine wechselseitige Beziehung dieser beiden Erkrankungen hin. Die vorliegende Untersuchung
wertet den Einfluss einer Parodontitistherapie auf Lipidstoffwechsel- und Diabetesparameter anhand verschiedener Patientengruppen aus.
Material und Methoden: Im Rahmen der Gani_Med-Studie wurden Daten von 488 Patienten (Recall: 314,
Abspringer: 105, Neuaufnahme: 69) des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Greifswald erhoben und ausgewertet. Gemessen wurden die Plasmakonzentrationen von Gesamtcholesterin, HDL, LDL,
Triglyzeriden und HbA1c sowie ein 6-Punkt-Sondierungsbefund am Tag der Gani_Med-Untersuchung,
ergänzt durch den Sondierungsbefund vor aktiver Therapie. Zum Vergleich der Patientengruppen wurden
Kruskal-Wallis-Tests, t-Tests und Regressionsanalysen verwendet. Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Bildung, Rauchen und Diabetes wurden mit einbezogen.
Ergebnisse: Bezüglich der Sondierungsbefunde ließen sich vor Therapiebeginn keine Unterschiede zwischen
den Patientengruppen feststellen. Ebenso verhielt es sich mit den betrachteten Risikofaktoren. Zum Zeitpunkt der Gani_Med Untersuchung konnten bei den Recallpatienten mit 16,6 % aber signifikant geringere
Anteile von Flächen mit Sondierungstiefen ≥ 4 mm beobachtet werden, als bei Abspringern (24,5 %) und
Neuzugängen (27,0 %). Bezüglich der Laborparameter zeigte sich ein Trend zu besseren Lipidstoffwechsel-Parametern bei den Recallpatienten, statistische Signifikanz wurde aber nur für das Gesamtcholesterin
erreicht. Für das HbA1c setzte sich dieser Trend nicht fort. Hier konnte keine statistische Signifikanz zwischen
den verschiedenen Patientengruppen festgestellt werden.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass die Parodontitistherapie mit anschließender regelmäßiger Nachsorge in der Lage ist, den Lipidstoffwechsel positiv zu beeinflussen und so das
Potenzial hat, die Therapie einer Dylipidämie sinnvoll zu ergänzen.
„ Poster 31
Mikrobiologische Diagnostik und Antibiotikaeinsatz in der Parodontitistherapie – eine
Umfrage unter deutschen Zahnärzten
S. Falkenstein, J. M. Stein, K. Henne, G. Conrads
Ziel der Untersuchung: Im Rahmen der vorgestellten Studie wurde der Einsatz von Antibiotika und mikrobiologischen Testverfahren in der Parodontalbehandlung unter deutschen Zahnärzten untersucht und die
Ergebnisse mit den vor über einem Jahrzehnt in einer vorausgegangenen Studie (2002–2003) erhobenen
Daten verglichen.
Material und Methoden: In einer Zufallsstichprobe von insgesamt 1.400 deutschen Zahnärzten wurde eine
postalische Befragung vorgenommen. Im Fragebogen wurden Antibiotika-Verschreibungsgewohnheiten
hinsichtlich gewählter Wirkstoffe, Dosierung, Häufigkeit der Verordnung sowie der Zeitpunkt in Bezug auf
die mechanische Therapie erfragt. Weiterhin wurde der Einsatz lokaler Wirkstoffe und mikrobiologischer
Testverfahren erfasst.
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A bstracts der Posterdemonstrationen
Ergebnisse: Der Rücklauf betrug 29,1 % (407 Fragebögen). Am häufigsten (32,8 %) und mit einem Anstieg
von 7,4 % innerhalb des letzten Jahrzehntes wurden Kombinationen aus zwei Antibiotika, hierunter in
erster Linie Amoxicillin und Metronidazol, verordnet. Als zweithäufigstes kam Clindamycin zum Einsatz
(29,3 %). 17 % fielen auf Amoxicillin als Monotherapie, Doxycyclin hingegen verzeichnete einen Einsatz
von nur 2,8 %. 24,7 % der Behandler gaben an, Antibiotika vor Durchführung des mechanischen Debridements zu verabreichen, wohingegen die Mehrheit der empfohlenen Sequenzierung folgte. Der Einsatz
lokal eingesetzter Wirkstoffe stieg um 6,2 % an, der von mikrobiologischer Diagnostik um 20,8 %.
Schlussfolgerungen: Insgesamt konnten positive Tendenzen hin zu fachgerechteren Handlungsweisen insbesondere bei der Indikationsstellung und Auswahl systemischer Antibiotika sowie dem zunehmenden
Einsatz lokaler Wirkstoffe und mikrobiologischer Testverfahren beobachtet werden. Nach wie vor kommt
es allerdings zu Fehlverhalten in deutschen Zahnarztpraxen, wie dem unerwartet hohen Clindamycin-Einsatz. Um dem entgegenzuwirken, bedarf es Weiterbildungsmaßnahmen sowie die Aktualisierung bzw.
Etablierung echter Leitlinien.
„ Poster 32
Vergleich einer elektronischen, druckkalibrierten Parodontalsonde versus einer manuellen
Sonde
L. Trentzsch, A. Renatus, H. Jentsch
Zielstellung: Das Ziel der Studie war die Untersuchung einer elektronischen, druckkalibrierten Sonde (PAON-Sonde; Orangedental, Biberach) im Vergleich zur konventionellen, manuellen Messung (PCPUNC15;
HuFriedy, Tuttlingen) für die parodontale Befundung.
Material und Methode: In die Studie wurden 25 Probanden mit einer chronischen Parodontitis eingeschlossen. Sie wurden randomisiert jeweils mit der konventionellen Sonde und im Abstand von 24 h mit der
elektronisch, druckkalibrierten Sonde durch zwei Behandler parodontologisch untersucht. Erhoben wurden
dabei Sondierungstiefe (PD), Attachmentlevel (AL), Bluten auf Sondieren (BOP), die Zeit für die gesamte
Befundung sowie das Schmerzempfinden des Patienten während der Untersuchung anhand einer visuellen
Analogskala (VAS).
Ergebnis: Die Messwerte für PD (p = 0,030) und BOP (p = 0,010) weisen einen signifikanten Unterschied
auf, für AL (p = 0,064) ergibt sich kein statistischer Unterschied. Bei einer Unterteilung der Taschentiefen in
1–3 mm, 4–6 mm und ≥ 7 mm erfasst die manuelle Methode die hohen Sondierungstiefen besser. Die
Gesamtzeit der Befunderhebung (p = 0,424) und die Zeit für die Erhebung von PD und AL (p = 0,841)
unterscheiden sich nicht signifikant zwischen den beiden Vorgehensweisen. Für die Befunderhebungszeit
des BOP (p = 0,004) und die VAS-Werte (p = 0,048) besteht ein signifikanter Unterschied. Mit der elektronischen Messmethode wurden die BOP-Werte bei geringerer Schmerzempfindung schneller erfasst.
Zusammenfassung: Die elektronische druckkalibrierte Messung mit der elektronischen Sonde im Vergleich
zur manuellen Sonde wird prinzipiell als geeignet angesehen. Einschränkungen gibt es bei der Detektion
von Taschentiefen ≥ 7 mm, diese werden schlechter erfasst. Die Erhebung der Messwerte durch einen einzigen Behandler kann als ein wirtschaftlicher Vorteil für die Praxis gesehen werden. Aufgrund einer geringeren Schmerzwahrnehmung kann eine Steigerung der Patientenakzeptanz der regelmäßigen Erhebung
parodontologischer Befunde vermutet werden. Die bauartbedingte Höhe des elektronischen Sondenkopfes
macht bei schwerer zugänglichen Messstellen (distal der zweiten und dritten Molaren im Oberkiefer) sowie
bei PD und AL größer 11 mm die ergänzende Anwendung der manuellen Methode notwendig.
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A bstracts der Posterdemonstrationen
„ Poster 33
Karieserfahrung während 10 Jahren unterstützender Parodontitistherapie
S. Karamustafa, S. K. Sonnenschein, TS. Kim
Ziel: Ziel der Studie war die Erfassung der behandlungsbedürftigen kariösen Läsionen bei Parodontitispatienten während zehn Jahren unterstützender Parodontitistherapie (UPT) mit hohem, mittlerem und niedrigem Parodontitisrisiko.
Material und Methoden: Nach schriftlicher Einverständniserklärung wurden die Befunde von 52 Patienten,
welche sich seit zehn Jahren regelmäßig in UPT befinden, retrospektiv erhoben. Das individuelle Parodontitisrisiko wurde nach abgeschlossener antiinfektiöser Therapie (T1), modif. nach Ramseier und Lang, bestimmt und die UPT-Intervalle entsprechend auf drei, sechs und zwölf Monate festgelegt. Bei der Untersuchung nach zehn Jahren UPT (T10) wurde die Anzahl der zwischen T1 und T10 als behandlungsbedürftig
eingestuften kariösen Läsionen erfasst und durch die Anzahl der Zähne im Gesamtgebiss dividiert.
Ergebnisse: Drei Patienten hatten ein niedriges, 39 ein mittleres und zehn ein hohes Parodontitisrisiko. Das
mittlere Patientenalter zu T1 betrug 48 ± 11,47 Jahre und zu T10 59 ± 10 Jahre, die mittlere Zahnanzahl
im Gesamtgebiss zu T1 war 23 ± 4,5 und zu T10 22 ± 5,0. Die Karieserfahrung innerhalb des untersuchten
Zeitraums von zehn Jahren war in allen Gruppen ähnlich, wobei sich eine leichte Tendenz der Karieserfahrung mit steigendem Parodontitisrisiko zeigte. Die Patienten mit niedrigem Risiko zeigten eine mittlere
Zunahme von Karies bezogen auf das Gesamtgebiss von 0 %, die Patienten mit mittlerem Parodontitisrisiko
von 1 % und die Patienten mit hohem Parodontitisrisiko von 2 %.
Schlussfolgerung: In dieser Studie wurden nur geringe Unterschiede in der Karieserfahrung während zehn
Jahren UPT zwischen Parodontitispatienten mit unterschiedlichem Parodontitisrisiko und entsprechenden
UPT-Intervallen festgestellt, aber es müssten noch weitere Studien mit einer größeren Patientenzahl folgen.
„ Poster 34
Parodontitishäufigkeit bei 18- bis 34-jährigen Soldaten 1995 und 2015. Selbstauskunft
als Alternative zur Untersuchung?
F. Wörner, T. Eger, P. Eickholz
Aufgabenstellung: Ziel der vorliegenden Studie war der klinische Vergleich des aktuellen Mundgesundheitszustandes von vergleichbaren Soldatenpopulationen aus den Jahren 2015 und 1995. Ein Fragebogen zur
Selbstauskunft von Zahnfleischerkrankungen wurde bezüglich des Vorhersagewertes zur Erkennung von
schweren und aggressiven Parodontitisformen bei der aktuellen Untersuchungsgruppe geprüft.
Methodik: Aktuell wurden 146 Soldaten, die eine Zahnarztgruppe der Bundeswehr zur verpflichtenden
jährlichen Kontrolluntersuchung aufsuchten, nach schriftlicher und mündlicher Aufklärung und schriftlicher
Einverständniserklärung mittels ausführlichem Anamnesebogen befragt und anschließend parodontal untersucht. Der Anamnesebogen umfasste eine ausführliche Raucheranamnese, Fragen zur allgemeinen Gesundheit, Sozialanamnese sowie Fragen zur Abklärung des parodontalen Zustandes. Bei der Erhebung des
Parodontalstatus wurden Sondierungstiefen (ST), Attachmentlevel (PAL-V), Blutung nach Sondierung
(BOP), Plaque und Zahnstein an sechs Stellen pro Zahn, Furkationsbefall und Lockerungsgrad gemessen.
Des Weiteren wurde ein zahnärztlicher Befund dokumentiert. Die Datenanalyse erfolgte deskriptiv sowie
mittels Regressionsanalysen.
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A bstracts der Posterdemonstrationen
Ergebnisse: Unter den Studienteilnehmern im Jahr 2015 befanden sich 70 parodontal gesunde und 76
(52 %) parodontal erkrankte Soldaten. Eine leichte chronische Parodontitis wiesen 42, eine moderate chronische Parodontitis 26, eine schwere chronische Parodontitis zwei und eine aggressive Parodontitis sechs
der parodontal erkrankten Soldaten auf. Der prozentuale Anteil der ST von 1–2 mm betrug im Mittelwert
65 ± 16,5 %, ST von 3–4 mm 33 ± 15 %, ST ≥ 5 mm 1,3 ± 4 %. Das Bluten nach Sondieren (BOP) lag bei
durchschnittlich 17 ± 12 % und die Flächen mit sichtbarer Plaque bei 40 ± 24 %. Der Raucheranteil betrug
in der Parodontitisgruppe 48 % und in der Kontrollgruppe 44 %.
Schlussfolgerung: In einer ersten Analyse decken sich die Ergebnisse epidemiologisch mit den Daten der
201 Soldaten aus dem Jahr 1995 (Hoffmann et al. 1997). Die Anzahl der Patienten mit ST ≥ 6 mm in einem
Sextanten war von 24 % auf aktuell 11 % gesunken. Das untersuchte Kollektiv eignet sich zur Entwicklung
eines Modells zur Selbstauskunft durch einen Fragebogen mit unterschiedlichen Punktwerten für verschiedene Antworten. Die vorliegenden Daten unterstreichen die Notwendigkeit, Parodontitispatienten schnell
und ggf. ohne parodontale Grunduntersuchung mittels Selbstauskunft zu identifizieren, um diesen eine
Parodontaltherapie anzubieten und späteren Zahnverlust mit folgenden kostenintensiven, prothetischen
und implantologischen Behandlungsmaßnahmen zu vermeiden.
„ Poster 35
Photothermische Therapie mit Indocyaningrün bei Patienten mit Parodontitis
K. Kross, J. Gonzales
Ziel: Die vorliegende prospektive, randomisierte, kontrollierte Studie im Split-mouth-Design untersuchte die
Wirkung der photothermischen Therapie (PTT) mit Indocyaningrün (ICG) und Laserlicht bei Patienten mit
chronischer Parodontitis (CP).
Material und Methoden: 26 Patienten wurden aufgenommen. Zu Beginn (Baseline) erfolgten die Befundaufnahme aller klinischen PAR-Parameter (6x/Zahn) und die professionelle Zahnreinigung (PZR). Sieben
Tage nach der PZR erfolgte die erste subgingivale Therapie (T1). Alle Zähne mit Sondierungstiefen (ST)
≥ 4 mm und Sondierungsblutung (SB) in jeweils zwei kontralateralen Quadranten wurden mit einer der
folgenden Therapieformen behandelt: a) Testseite: PTT allein oder b) Kontrollseite: Scaling und Root-Planing
(SRP) allein (beide: subgingivale Irrigation mit NaCl). Sieben Tage nach T1 erfolgte eine zweite identische
subgingivale Therapie (T2). Nach weiteren 14 Tagen (T3) wurden erneut alle Zähne mit ST ≥ 4 mm und SB
mit einer der folgenden Therapieformen behandelt: a) PTT mit SRP oder b) SRP allein. Drei (T4) und sechs
(T5) Monate nach T2 erfolgten eine dritte und eine vierte subgingivale Therapie wie bei T3. Zwölf Monate
(12 M) nach T2 erfolgte die letzte Kontrolle des Behandlungserfolges. Die Daten des Hauptzielparameters
(Veränderung des klinischen Attachmentlevels (CAL) nach 12 M) wurden mittels t-Test analysiert (Signifikanzniveau ≤ 5 %).
Ergebnisse: Es gab eine deutliche Verbesserung des CAL zwischen dem ersten (Baseline) und dem letzten
Untersuchungszeitpunkt (12 M) in beiden Gruppen (p < 0,005). Zwischen der Test- und der Kontrollseite
gab es keinen signifikanten Unterschied bezüglich des CAL zwischen T2 und 12 M (p = 0,226). Die Verbesserung des CAL zwischen Baseline und T3 war in beiden Gruppen signifikant (p < 0,05).
Schlussfolgerungen: In der ersten Phase der Studie zeigte die alleinige PTT mit ICG ohne SRP eine vergleichbare Verbesserung des CAL wie die alleinige SRP. In der zweiten Phase der Studie zeigten beide Therapieformen im Verlauf vergleichbare Ergebnisse bei der Verbesserung des CAL.
Unterstützt von der Firma ARC Laser Nürnberg.
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376 n
A bstracts der Posterdemonstrationen
„ Poster 36
Antimikrobielle Wirkung von Mastix-Extrakt gegen orale Pathogene
S. Koychev, H. Dommisch, N. Pischon
Ziel: Antimikrobielle Substanzen werden in der Prävention und Therapie der Parodontitis eingesetzt. Mastix
ist ein natürliches Produkt mit antimikrobiellen Eigenschaften. In der vorliegenden Studie wurden antimikrobielle Eigenschaften auf kommensale und pathogene orale Bakterien sowie potenzielle zytotoxische Wirkungen auf epitheliale und mesenchymale Zellen von Mastix-Extrakt im Vergleich zu Wasserstoffperoxid
(H2O2) und Chlorhexidindiglukonat (CHX) untersucht.
Material und Methoden: Orale Pathogene (P. gingivalis, S. mutans, S. oralis, A. actinomycetemcomitans,
F. nucleatum, P. intermedia und P. nigrescens) wurden mit steigenden Konzentrationen von Mastix-Extrakt
(1 %, 2 % und 3 %) sowie mit 3 % H2O2 und 0,2 % CHX behandelt und mittels Agar-Diffusionstest nach
5, 10 und 15 Minuten ausgewertet. Zytotoxische Effekte von Mastix-Extrakt wurden mittels Neutralrot- und
XTT-Test auf epitheliale (HaCaT) und mesenchymale (SaOS-2, MC3T3-E1, humane PDL Zellen) Zellen
getestet.
Ergebnisse: Mastix-Extrakt hemmte statistisch signifikant (p = 0,01) alle getestete Bakterien im Vergleich
zu H2O2. Mastix-Extrakt zeigte im Vergleich zu CHX und H2O2 keine Zytotoxizität.
Schlussfolgerung: Die dargestellten In-vitro-Experimente zeigen, dass Mastix-Extrakt eine mit H2O2 vergleichbare antibakterielle Wirkung und darüber hinaus eine geringe Zytotoxizität aufweist. Somit kann
Mastix-Extrakt für den Einsatz in der Prophylaxe und Therapie parodontal-entzündlicher Erkrankungen in
Betracht gezogen werden.
Unterstützt von der Firma Arcadia UG.
„ Poster 37
Trehalosepulver zur subgingivalen Instrumentierung in der Erhaltungstherapie
A. Kruse, D. Akakpo, R. Maamar, A. Al-Ahmad, J. Woelber, K. Vach, P. Ratka-Krueger
Ziel der Untersuchung: Vergleich klinischer Parameter bei der subgingivalen Instrumentierung mittels
Luft-Pulver-Wasserstrahlgerät und Trehalosepulver sowie Ultraschallbehandlung während der Erhaltungstherapie.
Material und Methoden: In dieser verblindeten, randomisierten klinischen Studie wurden über sechs
Mona­te 44 Patienten im Split-mouth-Design untersucht und behandelt. Einwurzelige Zähne mit Sondierungstiefen (PPD) von 4 mm mit positivem Bluten auf Sondieren (BOP) sowie PPD > 4 mm wurden in die
Untersuchung eingeschlossen. Die klinische Ausgangsuntersuchung schloss die Erhebung des Plaque-ControlRecord (PCR), Sulkus-Blutungsindex (SBI), PPD, BOP sowie des klinischen Attachementlevels (CAL) ein. Im
Anschluss folgte die randomisiert zugeordnete subgingivale Instrumentierung mit Trehalosepulver oder
Ultraschall. Die Probanden bewerteten nach der Instrumentierung das Empfinden für beide Verfahren auf
einer visuellen Analogskala. Nach drei und sechs Monaten wurde die klinische Untersuchung aller Parameter
wiederholt. Wurde dabei PPD = 4 mm und BOP positiv oder PPD > 4 mm festgestellt, wurden die Zähne
erneut instrumentiert.
Ergebnisse: Beide Methoden zeigten eine signifikante Reduktion von BOP (Test BL 86 %, 6 Monate 41 %,
Kontrolle BL 89 %, 6 Monate 34 %; p < 0,001), PPD (Test BL 5,52 ± 0,93; 6 Monate 3,66 ± 0,81; Kontrolle
BL 5,55 ± 0,9; 6 Monate 3,68 ± 0,86; p < 0,001) und CAL (Test BL 6,93 ± 1,5; 6 Monate 5,3 ± 1,52; KonParodontologie 2016;27(3):353–386
A bstracts der Posterdemonstrationen
trolle BL 7,27 ± 1,8; 6 Monate 5,84 ± 1,71; p = 0,002). Zwischen den beiden Gruppen zeigten sich keine
signifikanten Unterschiede über sechs Monate. Der Nachbehandlungsbedarf nach drei und nach sechs
Monaten unterschied sich ebenfalls nicht signifikant. Die Probanden bewerteten das Empfinden signifikant
besser für die Luft-Pulver-Wasserstrahl-Behandlung (Test 2,33 ± 2,14; Kontrolle 4,91 ± 2,65; p = 0,002).
Schlussfolgerungen: In dieser Studie konnten der subgingivale Einsatz von Trehalosepulver und die Ultraschallinstrumentierung eine gleichwertige Verbesserung klinischer Parameter erzielen. Die Patienten empfanden die Luft-Pulver-Wasserstrahl-Behandlung als subjektiv angenehmer und weniger schmerzhaft.
„ Poster 38
Diabetes-Screening in der Zahnarztpraxis mit dem Find-Risk-Fragebogen – eine praxis­
basierte Pilotstudie
D. Ziebolz, I. Bauwe, J. Schmidt, R. Haak, G. Schmalz
Ziel: Ziel dieser praxisbasierten klinischen Pilotstudie war es festzustellen, ob durch ein Diabetes-Screening
mit dem (Diabetes-) Find-Risk-Fragenbogen (FR) eine Diabetes-Früherkennung oder -Risikoabschätzung in
der zahnärztlichen Praxis möglich ist.
Material und Methoden: 102 Patienten einer zahnärztlichen Praxis mit einem Mindestalter von 45 Jahren
wurden in die Studie eingeschlossen. Eine allgemeinmedizinische Anamnese eruierte u. a. den (bekannten)
Diabetesstatus. Das Diabetes-Risiko wurde mittels Find-Risk-Fragebogen erfasst. Hierbei wurden Patienten
mit einem Summenwert ≤ 12 Punkten als „Find-Risk-negativ“ (FR–) und ≥ 12 Punkten als „Find-Risk-positiv“ (FR+) eingestuft. Die parodontale Untersuchung umfasste die Bestimmung der Sondierungstiefen
(ST), der Sondierungsblutung (BOP) und des Attachmentverlustes (AV). Basierend auf AV und/oder ST
erfolgte die Einteilung in gesund/milde, moderate und schwere Parodontitis (PAR). Auf Grundlage der
vorliegenden PAR erfolgte eine Adaptation des FR unter Berücksichtigung des PAR-Schweregrades. Die
statistische Auswertung erfolgte mittels Mann-Whitney-U-Test, Chi-Quadrat-Test oder Fisher’s exakt Test
(α = 5 %).
Ergebnisse: Von den 102 eingeschlossenen Patienten waren 36 (35 %) Patienten FR+ und 66 (65 %) FR–.
Sieben Patienten (7 %) waren bereits vorab als Diabetiker bekannt, von denen alle als FR+ bewertet wurden.
Von den verbleibenden 29 FR+-Patienten wurden 16 weiterführend diabetologisch untersucht, wovon neun
(56 %) auffällige Plasmaglukosewerte im Sinne eines Prädiabetes aufwiesen. Der mittlere FR-Summenwert
bei Patienten mit Diabetes war mit 17,3 ± 1,9 Punkten signifikant höher als bei Nicht-Diabetikern (9,7 ± 4,1;
p < 0,01); gleiches zeigte sich für den adaptierten parodontalbezogenen FR (Diabetiker: 22,3 ± 2,1; Nicht-Diabetiker: 12,5 ± 4,0; p < 0,01). Beide Bewertungsmöglichkeiten wiesen eine Sensitivität von 100 % auf.
Während der FR eine Spezifizität von 69,5 % zeigte, ergab der adaptierte parodontalbezogene FR eine
Spezifität von 80 %.
Schlussfolgerung: Eine Diabetes-Früherkennung (Risiko-Screening) in der zahnärztlichen Praxis basierend
auf dem FR erscheint möglich. Hierbei kann über eine parodontalbezogene Adaptation des FR eine Steigerung der Spezifität erreicht werden. Im Anschluss an diese Pilotstudie ist die Bestätigung der Resultate in
einem größeren Patientenkollektiv notwendig.
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n 377
378 n
A bstracts der Posterdemonstrationen
„ Poster 39
Parodontale Bakterienlast und aMMP-8-Nachweis bei Patienten mit Rheumatoider
Arthritis
G. Schmalz, A. Kirchner, J. Jäger, B. Krohn-Grimberghe, R. Haak, R. F. Mausberg, D. Ziebolz
Ziel: Ziel der klinischen Querschnittsstudie war, bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA) die parodontale Bakterienlast und aMMP-8-Konzentration aus der Sulkusflüssigkeit in Abhängigkeit vom Parodontitisschweregrad zu erfassen und mit allgemein Gesunden zu vergleichen.
Material und Methoden: 103 RA-Patienten wurden einbezogen; entsprechend Alter, Geschlecht und
Rauchverhalten wurde eine Kontrollgruppe (K) aus 104 allgemein Gesunden zusammengestellt. Die zahnärztliche Untersuchung umfasste den Parodontalstatus: Sondierungstiefen (ST), Sondierungsbluten (BOP)
und Attachmentverlust (AV). Anhand von ST und/oder AV erfolgte die Einteilung in gesund/milde, moderate oder schwere Parodontitis (PAR). Für den Nachweis der parodontalen aMMP-8-Konzentration (ELISA)
und parodontalpathogener Bakterien (PCR) wurden Proben der Sulkusflüssigkeit aus den tiefsten Zahnfleischtaschen entnommen und gepoolt. Statistische Auswertung: Mann-Whitney-U-, Chi-Quadrat- oder
Fisher‘s exakt Test (α = 5 %).
Ergebnisse: 65 % der RA- und 76 % der K-Patienten wiesen eine moderate bis ausgeprägte PAR auf
(p = 0,02). RA-Patienten zeigten dabei signifikant mehr parodontale Entzündungszeichen (BOP positiv;
p = 0,01). In beiden Gruppen war die Prävalenz der Parodontalpathogene annähernd gleich (p > 0,05). In
Abhängigkeit vom PAR-Schweregrad zeigten Aggregatibacter actinomycetemcomitans bei schwerer sowie
Peptostreptococcus micros und Capnocytophaga spec. bei moderater PAR signifikante Unterschiede zwischen RA und K (p ≤ 0,05). Die durchschnittliche aMMP-8-Konzentration betrug in RA: 14,6 ± 11,3 und
K: 9,8 ± 9,2 (p > 0,05). Mit zunehmendem PAR-Schweregrad war ein Anstieg der aMMP-8-Konzentration
in beiden Gruppen festzustellen, wobei lediglich bei moderater PAR ein signifikanter Unterschied (RA:
15,3 ± 13,8; K: 9,1 ± 9,1; p ≤ 0,01) zu höheren Konzentration bei RA festzustellen war.
Schlussfolgerung: Das Vorliegen einer RA scheint bei vergleichbarer Bakterienlast und PAR-Schweregrad
einen Einfluss auf die Wirtsantwort zu haben. Hierbei sind erhöhte aMMP-8-Konzentrationen bei RA im
Vergleich zu Gesunden auffällig. Dies könnte im Zusammenhang mit einer erhöhten Entzündungsaktivität
bei RA-Patienten stehen.
„ Poster 40
Parodontale Bakterienlast und aMMP-8-Nachweis bei Patienten mit chronisch
entzündlichen Darmerkrankungen
J. Schmidt, G. Schmalz, C. Leuschner, M. Weigert, H. Hartmann, R. Haak, R. F. Mausberg, D. Ziebolz
Ziel: Erfassung der parodontalen Bakterienlast und aMMP-8-Konzentration aus der Sulkusflüssigkeit in
Abhängigkeit vom Parodontitisschweregrad bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
(CED) verglichen mit allgemein Gesunden.
Material und Methoden: In die Untersuchung wurden 59 CED-Patienten (Morbus Crohn [MC]: 29, Colitis
ulcerosa [CU]: 30) einbezogen; entsprechend Alter und Geschlecht wurde eine Kontrollgruppe (K) aus 59
allgemein Gesunden zusammengestellt. Der Parodontalstatus wurde mit Sondierungstiefen (ST) und Attachmentverlust (AV) erhoben und diente der Einteilung in gesund/milde, moderate oder schwere Parodontitis (PAR). Für den Nachweis der parodontalen aMMP-8-Konzentration (ELISA) und der parodontalpathoParodontologie 2016;27(3):353–386
A bstracts der Posterdemonstrationen
genen Bakterien (PCR; Micro-IDentplus-Test) wurden Proben der Sulkusflüssigkeit aus den tiefsten
Zahnfleischtaschen entnommen und gepoolt. Statistische Auswertung: Mann-Whitney-U-Test, Kruskal-Wallis-Test, Chi-Quadrat oder Fisher-Test; Signifikanzniveau: α = 5 %.
Ergebnisse: 88 % der CED- und 83 % der K-Patienten wiesen eine moderate bis schwere PAR auf (moderate: CED: 42 %, K: 63 %; schwer: CED: 46 %, K: 20 %; p = 0,013). In beiden Gruppen war die Prävalenz
der Parodontalpathogene gleich (p > 0,05); Fusobacterium nucleatum (CED: 85 %, K: 90 %) und Tannerella
forsythia (CED: 59 % und K: 75 %) wurden am häufigsten detektiert. Die durchschnittliche aMMP-8-Konzentration in der CED-Gruppe war signifikant höher (28,2 ± 18,2 ng/ml) als in K (10,9 ± 12,2; p = 0,000),
wobei zwischen MC (30,0 ± 21,0) und CU (26,5 ± 15,2) kein signifikanter Unterschied vorlag (p > 0,05).
Mit zunehmendem PAR-Schweregrad war unabhängig von Rauchverhalten und Medikamenteneinnahme
(p > 0,05) ein Anstieg der aMMP-8-Werte bei MC festzustellen (p = 0,018); bei CU-Patienten war hingegen
kein Zusammenhang detektierbar (p > 0,05).
Schlussfolgerung: Bei einem vermehrten Vorliegen schwerer PAR in CED zeigten sich vergleichbare Bakterienbefunde in beiden Gruppen, wobei erhöhte aMMP-8-Werte bei CED im Vergleich zu K auffallen. Der
Schweregrad der PAR hatte ausschließlich bei MC-Patienten Einfluss auf die aMMP-8-Konzentration, was
auf eine veränderte Immunantwort im Vergleich zu CU und K hindeuten kann.
„ Poster 41
Eine mundgesundheitsoptimierte Ernährung kann gingivale und parodontale
Entzündungsparameter reduzieren – eine Pilotstudie
J. Wölber, K. Bremer, K. Vach, D. König, E. Hellwig, P. Ratka-Krüger, A. Al-Ahmad, C. Tennert
Ziel: Ziel der Studie war es, die Effekte einer mundgesundheitsoptimierten Ernährung auf parodontale klinische Parameter in einer randomisierten, kontrollierten Studie zu untersuchen.
Material und Methode: Die Experimentalgruppe (n = 10; 6 Frauen, 4 Männer) änderte für die Dauer von
vier Wochen die Ernährung in Richtung einer kohlenhydratreduzierten Kost, die reich an Omega-3 Fettsäuren, Vitamin D, Vitamin C, Antioxidantien und Ballaststoffen war. Die Teilnehmer der Kontrollgruppe (n = 5;
3 Frauen, 2 Männer) änderten ihr Ernährungsverhalten nicht. Ein verblindeter Prüfzahnarzt evaluierte Plaquewerte (PI), gingivale Entzündung (GI) und den Parodontalstatus mittels einer drucksensitiven Parodontalsonde. Die Messungen erfolgten nach einer und zwei Wochen (Baseline) und nach der Ernährungsumstellung einmal wöchentlich für vier Wochen.
Ergebnisse: Während die Plaquewerte in beiden Gruppen konstant blieben, sanken die Entzündungswerte
GI, BOP sowie die parodontale Gesamtentzündungsfläche (PISA) in der Experimentalgruppe um etwa die
Hälfte (GI: 1,10 ± 0,51 zu 0,54 ± 0,30; BOP: 53,57 % zu 24,17 %; PISA: 638 mm2 zu 284 mm2). Diese
Reduktion war signifikant unterschiedlich im Vergleich zur Kontrollgruppe, welche konstante Entzündungswerte zeigte.
Schlussfolgerungen: Eine Ernährung, welche wenig Kohlenhydrate beinhaltet und reich an Omega-3 Fettsäuren, Vitamin C, Vitamin D, Antioxidantien und Ballaststoffen ist, kann signifikant gingivale und parodontale Entzündungsparameter reduzieren.
Parodontologie 2016;27(3):353–386
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A bstracts der Posterdemonstrationen
„ Poster 42
Klinische Untersuchung der plaquehemmenden und antibakteriellen Wirkung eines
neuartigen Zahngels
HD. Steinke, T. M. Auschill, N. B. Arweiler
Ziel der Untersuchung: Die klinische 4-Tages-Plaque-Aufwuchs-Studie im Cross-over-Design untersuchte
die plaquehemmende und antibakterielle Wirkung eines neuartigen Zahngels im Vergleich zu einem kommerziellen Zahngel sowie einer Chlorhexidin-Lösung als Positivkontrolle.
Material und Methoden: Nach erteiltem Ethikvotum verzichteten 24 Probanden in drei Testzyklen für je vier
Tage (96 h) auf jegliche Mundhygienemaßnahmen und verwendeten stattdessen die randomisiert zugeteilten Testprodukte. Dabei wurden je Zyklus die Zahngele Salviatop® (SAL) oder Parodur®-Gel (PAR) auf die
Zähne und den Zahnfleischrand aufgetragen, während mit der Positivkontrolle Meridol®med CHX 0,2 %
(CHX) gespült wurde. Als klinische Parameter wurden nach 24 und 96 h jedes Testzyklus der Plaque-Index
(PlI1, PlI2 nach Silness & Löe, 1964) bestimmt und eine supragingivale Biofilmprobe entnommen. Diese
wurde mittels der Vitalfluoreszenztechnik unter dem Mikroskop ausgewertet (Vitalität des Biofilms; VF1,
VF2 in %). Am letzten Testtag (96 h) wurde zusätzlich die prozentuale Plaquebedeckung (PA) der Frontzähne nach Anfärben ermittelt. Außerdem erfolgte eine subjektive Bewertung der Produkte mittels eines
Fragebogens („Quality of life“). Nach einer zehntägigen Auswaschphase wurde der nächste Zyklus gestartet.
Ergebnisse: Alle 24 Probanden nahmen bis zum Ende der Studie teil, es traten keinerlei unerwünschte Ereignisse auf. Die Positivkontrolle CHX zeigte bei allen Parametern die niedrigsten Werte, wobei sich zu jedem
Zeitpunkt ein signifikanter Unterschied zu den beiden anderen Produkten ergab (p < 0,05). PII1 und PII2
zeigten bei SAL und PAR sehr ähnliche Werte, die sich statistisch nicht voneinander unterschieden (p < 0,05).
PA war bei PAR mit 25,40 % ± 16,25 signifikant geringer als bei SAL mit 39,84 % ± 19,01 (p = 0,0001),
beide Produkte unterschieden sich signifikant von CHX (15,16 % ± 10,80). VF1 und VF2 waren mit
55,91 % ± 13,08 und 57,09 % ± 16,86 bei PAR sowie mit 64,95 % ± 15,13 und 60,68 % ± 13,92 bei SAL
nicht signifikant unterschiedlich (p = 0,0715 und p = 0,6331).
Schlussfolgerung: Insgesamt kann die Wirksamkeit von SAL als gleichwertig zum PAR angesehen werden,
während CHX seine überragenden plaquehemmenden und antibakteriellen Eigenschaften und seine Bezeichnung als Positivkontrolle bestätigen konnte.
Die Studie wurde durch die Firma Madaus GmbH, Köln unterstützt.
„ Poster 43
Klinischer Vergleich der adjuvanten Wirkung von photodynamischer Therapie und systemischer Antibiose bei chronischer Parodontitis
I. Pieter, N. Arweiler, M. Pietruska, C. Heumann, A. Sculean, T. M. Auschill
Ziel der Untersuchung: In der randomisierten, untersucherblinden klinischen Studie wurde die Wirkung von
systemischer Antibiose (AB) und antimikrobieller photodynamischer Therapie (aPDT) als Begleittherapie zu
SRP bei Patienten mit chronischer Parodontitis (CP) nach drei und sechs Monaten untersucht.
Material und Methoden: Nach Erhebung der Baselinedaten (ST, GR, KAL, BOP, PI) wurden 32 Probanden
randomisiert in zwei Gruppen (AB, aPDT) folgendermaßen behandelt: Nach Vorbehandlung und SRP an
allen Taschen ≥ 4 mm nahm die AB-Gruppe 375 mg Amoxicillin und 250 mg Metronidazol 3x täglich für
Parodontologie 2016;27(3):353–386
A bstracts der Posterdemonstrationen
7d ein, während in der aPDT-Gruppe die Taschen direkt nach SRP sowie erneut nach sieben Tagen behandelt wurden (Helbo Systems, Wels, Österreich). Nach drei und sechs Monaten erfolgte eine erneute Erhebung der klinischen Parameter. Die statistische Auswertung erfolgte mittels IBM SPSS Statistics.
Ergebnisse: Ein Proband (aPDT) brach die Studie vorzeitig ab. Es zeigten sich keinerlei Nebenwirkungen.
Zur Baseline zeigten beide Gruppen eine vergleichbare Ausgangssituation (p > 0,05). Nach sechs Monaten
waren die ST in beiden Gruppen signifikant reduziert (AB: von 4,99 ± 0,62 mm auf 3,22 ± 0,44 mm; aPDT:
von 4,91 ± 0,78 mm auf 3,51 ± 0,62 mm), wobei die Gruppe AB signifikante Unterschiede zu aPDT zeigte
(p = 0,03). Der KAL reduzierte sich in beiden Gruppen signifikant, nach sechs Monaten war KAL in den
beiden Gruppen jedoch nicht signifikant unterschiedlich (p = 0,419). Die Plaque- und Blutungsparameter
sanken jeweils signifikant (p < 0,001), waren zwischen den Gruppen ebenfalls nicht unterschiedlich.
Schlussfolgerungen: Beide Begleittherapien erzielten nach sechs Monaten eine signifikante Reduktion der
klinischen Parameter gegenüber Baseline. Gegenüber der photodynamischen Therapie zeigte die Antibiotikagabe bei der Sondierungstiefe signifikante Vorteile.
„ Poster 44
Auswirkungen der Weichgewebeexpansion auf Knochenregeneration und
Matrixmineralisation nach vertikaler Kieferkammaugmentation
D. Kaner, H. Zhao, W. Arnold, H. Terheyden, A. Friedmann
Ziele: Bei der vertikalen Kieferkammaugmentation reduziert die Vorbehandlung mit Gewebeexpandern die
durch das chirurgische Trauma verursachte Mikrozirkulationsstörung des Weichgewebes und verringert
dadurch das Auftreten von Wunddehiszenzen. Wir untersuchten die Effekte der Weichgewebeexpansion
auf die Knochenregeneration und Matrixmineralisation nach vertikaler Kieferkammaugmentation unter Verwendung alloplastischer Materialien.
Material und Methoden: Bei zehn Beaglehunden wurden osmotisch selbstfüllende Gewebeexpander (Osmed, Ilmenau) in Knochendefekte des Unterkiefers implantiert. Nach fünf Wochen Expansion wurde sowohl
an diesen vorbehandelten Stellen (Testseiten), als auch an nicht vorbehandelten Stellen (Kontrollseiten) mit
biphasischem Kalziumphosphat und einer resorbierbaren Polyethylenglykolmembran (BCP/PEG, Institut
Straumann AG, Basel, CH) vertikal augmentiert. Nach acht Wochen Heilung wurden Knochenproben in
Alkohol und Xylen dehydriert, mit Kunststoff infiltriert und eingebettet, in bukko-lingualer Richtung in
Präparate von 80 µm Dicke geschnitten und anschließend gefärbt (Masson-Goldner-Trichrom-Färbung).
Die augmentierte Gesamtfläche und ihre mit neuem Knochen, Osteoid (O), Bindegewebe und verbliebenen
BCP-Partikeln bedeckten Anteile wurden histomorphometrisch berechnet. Mithilfe der energiedispersiven
Röntgenspektroskopie (EDS) wurde die Matrixmineralisation analysiert. Die statistische Auswertung erfolgte
mithilfe parameterfreier statistischer Tests.
Ergebnisse: Die augmentierte Gesamtfläche war auf Test- und Kontrollseiten gleich, und hinsichtlich Osteoid
und verbliebener BCP-Partikel gab es keine signifikanten Unterschiede. Testseiten mit vorhergehender Gewebeexpansion wiesen allerdings im Vergleich zu Kontrollseiten signifikant mehr Knochengewinn (p = 0,023)
und weniger Bindegewebe (p = 0,009) auf. EDS-Linienscans für Kalzium ergaben, dass die Matrix in Testseiten signifikant besser mineralisiert war (p = 0,038).
Schlussfolgerungen: Im verwendeten Tiermodell führte die Vorbehandlung mit Gewebeexpandern zu höherem Knochengewinn und verbesserter Matrixmineralisation nach vertikaler Kieferkammaugmentation.
Mit Unterstützung der ITI Foundation for Promotion of Oral Implantology (Grant Nr. 687-2010). Institut
Straumann AG, CH, und Osmed GmbH stellten Materialien gratis zur Verfügung.
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A bstracts der Posterdemonstrationen
„ Poster 45
Porphyromonas gingivalis induced B7-H1 receptor signaling in oral epithelial cells
F. Jarzina, S. Gröger, U. Mamat, J. Meyle
Background: Overexpression of the immuno-regulatory receptor B7-H1 on host cells may contribute to the
impairment of immune response which represents a possible mechanism of tumor cells evading immune
surveillance. Inflammatory conditions with receptor expression on epithelial cells cause downregulation of
T-cell responses, while tumor-associated expression of B7-H1 is associated with immune escape. The aim
of this study was to analyze which P. gingivalis-isolated protein fractions up-regulate B7-H1 on oral squamous cell carcinoma cells (SCC-25) and immortalized human gingival keratinocytes (IHGK) and which signaling pathways may be involved.
Methods: SCC-25 and IHGK were infected with P. gingivalis W83 total, inner and outer membrane fractions,
cytosolic proteins as well as LPS and peptidoglycans. After 24 h and 48 h cells were harvested and prepared
for Western blot and immuno-staining analysis. Up-regulation of B7-H1 RNA was analyzed using quantitative real time PCR.
Results: It was demonstrated that the total membrane fraction induced the highest up-regulation in B7-H1
expression in dose- and time-dependent manner, 4- and 6-fold in SCC-25 cells and 2- and 3-fold in PHGK
after 24 h and 48 h, respectively. Cytosolic proteins and LPS caused no regulation of B7-H1. Usage of the
ERK inhibitor U0126 reduced B7-H1 expression to 40 %. B7-H1 RNA in SCC-25 cells was up-regulated
10-fold by the total membrane fraction, 7-fold by the inner membrane fraction and 6-fold by the outer
membrane fraction. In IHGK RNA was up-regulated 7-fold by the total membrane fraction, 10-fold by the
inner membrane and 5-fold by the outer membrane.
Conclusions: The results of this study demonstrate that membrane fractions of P. gingivalis are responsible
for up-regulation of B7-H1 in oral epithelial cells which may help to elucidate the possible role of the receptor B7-H1 in the immune evasion of this pathogen.
This study was supported by the von Behring-Röntgen-Foundation.
„ Poster 46
Reduced Diameter Implants in TypeII Diabetes and Healthy Patient – Results Upon
Integration
A. Friedmann, M. Agranosvski, A. Sadovnik, K. Fischer
Aim: Prospective follow-ups of diameter reduced implants in systemically compromised patients are rare.
This study aims at treating T2DM patients comparing outcomes to non-diabetic controls. Implant supported
restorations are carried out to be followed for three years after loading.
Methods: Patients from 18 to 80 participated in Pilot study assigned for T2DM group (HbA1C > 6.5 %) or
control. Inclusion criteria were: missing one or more teeth in posterior zone with diminished ridge dimensions. All participants signed informed consent. Immobile patients; untreated periodontitis; periodontal surgery and/or antibiotic therapy within 6 months prior to baseline; pregnant and lactating patients; smokers
> 10 cigarettes/day were excluded. All participants received one to two Reduced Diameter Roxolid (3.3 mm;
RNTL, Institute Straumann AG,CH) implants in edentulous area neglecting additional intervention. Placement of implants under local anesthesia strictly followed standard protocol allowing for 3 months transmucosal healing and loading at V6. Healing progress was monitored at day 3 (V3); 7 (V4); 4 weeks (V5) and
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A bstracts der Posterdemonstrationen
3 months (V6) by Laser Doppler Flowmetry (LDF, Periflux 5000, Perimed, Sweden) and ISQ (Osstell® ISQmeter, Osstell, Gothenburg, Sweden). Perfusion of full-thickness flap during surgery was monitored by LDF
before and after LA administration; and at completion of surgical step by suturing.
Results: T2DM group included 16 patients; 16 controls were enrolled. Mean HbA1c value in diseased group
was 7.27 %. All diameter reduced implants were installed achieving primary stability. Differences between
median values assessed by LDF in each group were statistically non-significant for any time point from V2
(implant surgery) to V6. All study implants showed non-significant differences in ISQ values at V3 and V6.
However, in either group one implant failed between V5 and V6 despite non-pathologic ISQ values. Therefore integration rate declined to 93.8 % in both, healthy controls and T2DM patients. Annual follow-up
after loading is continued. Early failures are considered related to pressure by removable temporaries.
„ Poster 47
Periodontitis and systemic Bone Metabolism in Patients with Advanced Heart Failure and
after Heart Transplantation
U. Schulze-Späte, I. Mizani, K. Rodriguez Salaverry, J. Chang, C. Wu, M. Jones, P. Kennel, D. Brunjes, TH.
Choo, T. Kato, D. Mancini, C. Schulze
Background: Heart failure (HF) is a multiorgan, pro-inflammatory syndrome that impairs bone metabolism.
Proinflammatory cytokines and bone catabolism could enhance periodontal disease, a local inflammatory,
bacteria-induced disease that causes bone loss and periodontal soft tissue destruction.
Hypothesis: Patients with advanced HF before and after heart transplantation (HTx) have more severe
periodontal disease as compared to age and smoking-matched controls. Further local inflammatory markers
in the saliva and gingival crevicular fluid (GCF) can be used as markers of the local inflammatory periodontal
burden in patients with HF.
Methods: Medical and dental examinations were performed on patients with HF (n = 41), following heart
transplantation (post-HTx, n = 40) and controls (n = 32). Blood, saliva and GCF samples were taken to
investigate markers of bone metabolism and inflammation.
Results: Average New York Heart Association classification for HF was class III. Average time since HTx was
33.14 months. Overall periodontal diagnosis was more severe in patients with advanced HF and post-HTx
versus controls (p < 0.0001). Pro-inflammatory tumor necrosis factor-alpha (TNF-α) was higher in HF and
HTx patients as compared to controls (p < 0.05). Both, HF and HTx participants had higher levels of bone
resorption marker C-terminal telopeptide and parathyroid hormone with subjects in the HF group having
the highest serum levels of all groups (p ≤ 0.05). In contrast, 25-VitD was lowest in patients with HF. The
bone formation markers osteocalcin and procollagen-1 N-terminal peptide did not display differences between groups. Further, we found a significant correlation between beta-glucoronidase in saliva (r = 0.4863;
p < 0.01) and interleukin-1b in saliva (r = 0.5149; p < 0.01) and GCF (r = 0.6056; p < 0.001) and the severity
of periodontal disease in patients with HF.
Conclusion: Patients with advanced HF exhibit more severe periodontal disease associated with increased
bone turnover markers when compared to control patients. Further, periodontal disease severity was detectable in saliva and GCF making it a potential useful tool for identifying the need for periodontal treatment
in patients with advanced HF.
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A bstracts der Posterdemonstrationen
„ Poster 48
Einfluss von Enamel-Matrix-Derivativen auf humane orale epitheliale Zellen in vitro
S. Gröger, A. Windhorst, J. Meyle
Ziel der Untersuchung: In der Parodontaltherapie werden Schmelz-Matrix-Proteine (SMP) erfolgreich zur
Regeneration der parodontalen Gewebe eingesetzt. SMP verändern den Stoffwechsel der an der parodontalen Regeneration beteiligten Zellen (Osteoblasten, desmodontale Fibroblasten, Epithelzellen). Die Mehrheit der Studien befasst sich mit dem klinischen Ergebnis der Behandlung. Der Einfluss von SMP auf orale
Epithelzellen ist von großer Bedeutung für das Verständnis des Prozesses der Regeneration. Das Ziel dieser
Studie war es, den Einfluss von SMP auf das Proliferationsverhalten oraler Epithelzellen sowie eine mögliche
Modifikation der epithelialen Barrierefunktion zu untersuchen.
Material und Methoden: Humane orale Plattenepithelkarzinomzellen (SCC-25) und primäre orale Keratinozyten wurden 1. mit SMP im Kulturmedium und 2. im Vergleich mittels einer Beschichtung der Zellkulturplatten mit SMP behandelt. Die Zellen wurden 24 Stunden (h), 48 h und 72 h inkubiert. Die Proliferationsrate wurde über die Aufnahme des Nukleotids 5-Bromo-2`-deoxy-Uridine (BrdU) quantifiziert.
Zytotoxische Effekte wurden mittels Laktat-Dehydrogenase (LDH)-Freisetzung analysiert. Eine durch SMP
ausgelöste Veränderung der epithelialen Barrierefunktion wurde über die Messung des transepithelialen
elektrischen Widerstandes (TER) gemessen.
Ergebnisse: Bei Verwendung der SMP-beschichteten Zellkulturplatten konnte eine eindeutige Hemmung
der Zellproliferation sowohl der malignen als auch der primären Zellen nachgewiesen werden (p < 0,05).
SMP lösten keinerlei zytotoxische Effekte aus. Eine Beschichtung der Inserts mit SMP vor Zugabe der Zellen
induzierte einen signifikanten Anstieg des TER. Verglichen mit der Negativkontrolle zeigten mit SMP behandelte Zellen TER-Werte von +40 Ohm x cm2 nach 6h bzw. +20 Ohm x cm2 nach 24–72 h (p < 0,05).
Schlussfolgerungen: Im Rahmen der Studie wurde eine Behandlung der Zellen mit SMP im Kulturmedium
mit einer Beschichtung der Zellkulturgefäße mit SMP verglichen. Lediglich die Beschichtung mit SMP induzierte eine Hemmung der Zellproliferation. Möglicherweise ist diese Methode besser geeignet, den klinischen Einsatz zu repräsentieren, als die Inkubation mit SMP im Zellkulturmedium. Weiterhin zeigten SMP
einen positiven Einfluss auf die epitheliale Barrierefunktion.
Das in dieser Studie verwendete SMP wurde freundlicherweise von Straumann® zur Verfügung gestellt.
„ Poster 49
Welcher Parodontitispatient profitiert von einer adjuvanten Antibiose?
B. Ehmke, R. Koch, I. Harks, T. Hoffmann, TS. Kim, T. Kocher, J. Meyle, D. Kaner, U. Schlagenhauf, M.
Gravemeier, P. Eickholz
Hintergrund: Parodontitistherapie soll das Fortschreiten der parodontalen Gewebsverluste verringern. Die
mechanische Parodontitistherapie kann durch systemische Antibiotika unterstützt werden. Jedoch ist unklar,
an welchen Parametern vor der Behandlung abgeschätzt werden kann, ob der Patient nach der adjuvanten
Antibiose klinisch relevant weniger Attachmentverluste zeigt als nach mechanischer Therapie alleine. Die
Hypothese war, dass für klinische Parameter Schwellenwerte existieren, nach deren Über-/Unterschreitung
eine adjuvante Antibiose den Anteil von Stellen mit neuen Attachmentverlusten zusätzlich verringert.
Methoden: Diese Untersuchung ist eine explorative Subanalyse des Per-Protocol-Kollektives der ABPARO-Studie (DFG-EH 365 1-1). Alle 345 PP-Patienten erhielten nicht chirurgische Parodontitistherapie und
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A bstracts der Posterdemonstrationen
Nachsorgebehandlungen in dreimonatigen Intervallen. 170 Patienten erhielten Amoxicillin 500 mg/Metronidazol 400 mg und 175 Placebo adjuvant zur Parodontitistherapie. Als Patientenparameter wurden der
Anteil Taschensondierungstiefen ≥ 5 mm (% TST ≥ 5 mm), Anteil Blutung auf Sondierung, mittlerer Attachmentlevel und das Lebensalter (LA) betrachtet. Zielparameter war der Anteil Stellen mit relativem Attachmentverlust ≥ 1,3 mm (% SAV) nach 27,5 Monaten. Zur Schwellenwertdefinition wurden die Anfangswerte
jedes Parameters in je zwei Gruppen (≥ Schwellenwert, < Schwellenwert) klassiert. In den Gruppen wurde
der Effekt der Therapiegruppen auf % SAV nach 27,5 Monaten bestimmt und basierend auf allen Gruppen­
einteilungen ein arbiträrer Schwellenwert bestimmt. Die statistischen Analysen erfolgten mittels deskriptiver
Statistik und Mann-Whitney-U-Tests.
Ergebnisse: Schwellenwerte konnten nur für % TST ≥ 5 mm und LA identifiziert werden. War der
% TST ≥ 5 mm ≥ 35 %, war der % SAV unter adjuvanter Antibiose kleiner (Median 4,5 %; Q25/Q75:
2,3 %/6,1 %) als unter Placebo (11,6 %; 5,8 %/16,7 %) (p < 0,001). Bei einem % TST ≥ 5 mm < 35 %
zeigte die Antibiotikagruppe 5,7 % (3,3 %/10,1 %) und die Placebogruppe 6,8 % (4,3 %/13 %) % SAV
(p = 0,022). Bei einem LA < 55 Jahren, war der % SAV in der Antibiotikagruppe bei 5,2 % (2,8 %/10 %)
und in der Placebogruppe bei 9 % (4,6 %/15,3 %) (p < 0,001). Betrug das LA der Patienten ≥ 55 Jahre,
zeigte sich kein statistisch auffälliger Unterschied im % SAV zwischen der Antibiotikagruppe (5,8 %;
3,5 %/9,4 %) und Placebogruppe (6,5 %; 3,9 %/11,8 %) (p = 0,194).
Schlussfolgerungen: Bei Patienten mit anfänglich mehr als 35 % Taschensondierungstiefen ≥ 5 mm oder
einem Lebensalter < 55 Jahren kann die adjuvante systemische Therapie mit Amoxicillin/Metronidazol Attachmentverluste reduzieren. Beide Parameter sollten bei der Indikation zur adjuvanten Antibiose berücksichtigt werden.
„ Poster 50
Parodontitistherapie senkt die Plasmakonzentration von Orosomucoid
J. Matern, R. Koch, A. Petersmann, I. Harks, P. Eickholz, T. Hoffmann, TS. Kim, T. Kocher, J. Meyle, D. Kaner,
U. Schlagenhauf, M. Gravemeier, B. Ehmke
Hintergrund: Übersichtsarbeiten zeigen einen Zusammenhang zwischen Adipositas und der Inzidenz von
Parodontitis. Orosomucoid (ORM), ein Akute-Phase-Protein, ist bei Übergewicht erhöht und die Plasmakonzentration korreliert mit dem Schweregrad von Parodontitis. Ziel der Arbeit war es, den Einfluss der nicht
chirurgischen Parodontitistherapie auf die ORM-Plasmakonzentration bei unterschiedlichem Body-Mass-Index (BMI) zu untersuchen. Die Hypothese war, dass die Plasmakonzentration von ORM durch die nicht
chirurgische Parodontitistherapie gesenkt wird.
Methoden: Diese Untersuchung ist eine explorative Subanalyse des Per-Protocol-Kollektivs der ABPARO
Studie (DFG-EH 365 1-1). Aus diesem Kollektiv wurden 80 Patienten mit chronischer Parodontitis, jeweils
40 mit BMI ≥ 28 (Adipositas-Gruppe, BMI-A) und 40 mit 21 ≤ BMI ≤ 24 (Norm-BMI-Gruppe, BMI-N) zufällig, gleichverteilt nach Geschlecht und Therapiegruppe, ausgewählt. Sie erhielten nicht chirurgische Parodontitistherapie und Nachsorgebehandlungen in dreimonatigen Intervallen. Aus jeder BMI-Gruppe erhielten 20 Patienten Amoxicillin 500 mg/Metronidazol 400 mg (AB) und 20 Placebotherapie (P) adjuvant zur
Parodontitistherapie. ORM wurde zu Beginn und nach 27,5 Monaten in EDTA-Plasmaproben nephelometrisch gemessen. Klinische Parameter waren Zahnzahl, Taschensondierungstiefe, Blutung auf Sondierung
und Plaqueindex. Die statistischen Analysen erfolgten mittels deskriptiver Statistik (Mann-Whitney-U-Tests,
t-Tests oder Wilcoxon-Vorzeichen-Rang-Tests).
Ergebnisse: Der Ausgangs BMI betrug in der BMI-N-Gruppe im Median 22,9 (Q25/Q75: 21,8/23,3) kg/m2,
in der BMI-A-Gruppe 30 (28,9/32,3) kg/m2. In beiden Therapiegruppen zeigten die Adipositas-Gruppen
Parodontologie 2016;27(3):353–386
n 385
386 n
A bstracts der Posterdemonstrationen
anfangs höhere ORM-Konzentrationen als die Norm-BMI-Gruppen (BMI-A-AB 98 (79,9/122) mg/dl vs.
BMI-N-AB 78 (69,9/86,9) mg/dl, p = 0,017; BMI-A-P 110 (93,4/124) mg/dl vs. BMI-N-P 83,5 (73,1/95,6)
mg/dl, p = 0,003). Außer der Zahnzahl (BMI-N 27 (23,5/28), BMI-A 24 (21,5/26), p = 0,008) zeigten sich
keine Unterschiede in den klinischen Parametern. In den AB-Gruppen kam es 27,5 Monate nach Parodontitistherapie zur Reduktion der ORM-Plasmakonzentration (BMI-A-AB –10,2 (–18,5/–4,5) mg/dl, p = 0,008;
BMI-N-AB –9,7 (–15,6/–0,6) mg/dl, p = 0,005). Unter Placebo war dieser Rückgang jeweils nicht statistisch
auffällig (BMI-A-P –15,6 (–24,3/0,2) mg/dl, p = 0,081; BMI-N-P –4,0 (–14,0/7,6) mg/dl, p = 0,280). Die
Rückgänge der ORM-Plasmakonzentration zwischen AB- und P-Gruppen in beiden BMI-Gruppen war
statistisch nicht auffällig.
Schlussfolgerung: Die Plasmakonzentration von ORM wird durch mechanische Therapie in beiden
BMI-Gruppen gesenkt. Eine adjuvante Antibiose ist hierbei von fraglichem zusätzlichem Nutzen.
„ Poster 51
Mikrobiologische und immunologische Ergebnisse nach nicht chirurgischer Therapie und
zwei Protokolle von Amoxicillin & Metronidazol
R. Cosgarea, S. Eick, C. Heumann, R. Juncar, R. Tristriu, N. Arweiler, A. Sculean
Ziel: Die mikrobiologischen und immunologischen Veränderungen nach nicht chirurgischer Parodontaltherapie (SRP) mit begleitender Anwendung von zwei Protokollen von Amoxicillin (AMX) und Metronidazol
(MET) zu beurteilen.
Material und Methode: 102 Patienten mit fortgeschrittener chronischer Parodontitis wurden randomisiert
und wie folgt behandelt: SRP innerhalb von 24 Stunden und Placebo (Gruppe A), SRP und AMX+MET, je
500 mg/3x täglich für drei Tage (Gruppe B) bzw. für sieben Tage (Gruppe C). Bei Baseline, nach zwei Wochen, nach drei, sechs und zwölf Monaten nach Therapie wurden Sulkusflüssigkeitsproben aus den Stellen
mit den tiefsten Sondiedungstiefen/Quandrant erhoben. Parodontopathogene Bakterien A. actinomicetemcomitans (A. a.), P. gingivalis (P. g.), T. forsythia (T. f.), P. intermedia (P. i.), T. denticola (T. d.), P. micra
(P. m.), F. alocis (F. a.) und C. rectus (C. r.) wurden mittels real-time PCR und IL-1β, IL-8, IL-10 und MMP-8
mit Hilfe von ELISA-Tests bestimmt.
Ergebnisse: 75 Patienten schließen die Studie ab. Bei Baseline gab es keine statistisch signifikanten Unterschiede bezüglich der qualitativen und quantitativen Evaluation der untersuchten Immunomarker und Bakterien zwischen den Patientengruppen (p > 0,05). Im Vergleich zur Baseline zeigten P. g., T. f., C. r. und F. a.
signifikante Reduktionen in allen drei Gruppen; A. a., P. m. und F. n. waren nach zwölf Monaten nur in
Gruppe C statistisch signifikant reduziert; T. d. reduzierte sich statistisch signifikant nur in den Gruppen B
und C. Gruppe A zeigte bei zwölf Monaten signifikant höhere Werte für T. d., P. m., F. n., C. r. und F. a. im
Vergleich zu Gruppe C, und für P. m. und F. n. im Vergleich zu Gruppe B. Gruppen B und C zeigten dagegen
keine signifikanten Unterschiede für keine der Bakterien. Nach zwölf Monaten waren IL-1β und MMP-8
statistisch signifikant reduziert in Gruppe C; diese Reduktionen unterschieden sich jedoch signifikant nur im
Vergleich mit Gruppe A. Verglichen mit Gruppe B gab es keine signifikanten Unterschiede.
Schlussfolgerung: Nach zwölf Monaten führten beide AMX+MET-Protokolle zu statistisch signifikanten
Reduktionen von P. g., T. f., C. r., F. a. und T. d. und signifikant höhere Reduktionen von P. m. und F. n. im
Vergleich zu Placebo. Im Vergleich zur Baseline und Placebo führte die siebentägige Gabe von AMX+MET
zu den größten Reduktionen von IL-1β und MMP-8.
Parodontologie 2016;27(3):353–386