reviews a - z - Stage of Reality
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REVIEWS A - Z STALLION „Rise And Ride“ STEEL PROPHET “Omniscient” STENCH “Venture” STICKY BOYS „Make Art“ THE BULLETMONKS “No More Warnings” THE DARK TENOR „Symphony Of Light“ 134 nicht der nächstliegende war, also geht das Material der Band auch nicht umgehend durch die Decke, wirkt aber dafür facettenreicher, als es vielleicht in Wirklichkeit ist. Das psychedelische ‘Wasted Blood’ bietet an sich nichts Neues, gefällt aber durch seinen schieren Aufbau, wo der programmatische Heavy Blues ‘Head In The Clouds’ durch seine Melodie punktet – die Riffs sind abgedroschen – und ‘My Baby Likes To Boogaloo’ mit fantastischem Percussion-Spiel sowie funky Groove als Gimmicks besticht. Dem gegenüber stehen aber auch ins Leere verlaufende Tracks wie das lärmende ‘Tsunami’ und die neunminütige Nudel ‘Psylocibin’. In kondensierter Form – aufs Nötige entschlackt – wären die Morpheussöhne vielleicht eine coole Vorband für die himmelhaushohen Zodiac. Darf man als Retro-Fanatiker kennen. (AS) 10 Punkte SOUNDGARDEN “Superunknown – 20th Anniversary Deluxe Edition“ Re-Release (AM/Universal) Vielleicht war “Superunknown” seinerzeit der Anfang von SOUNDGARDENs erstem Ende, aber davon losgelöst steht die Scheibe auch ungeachtet ihres kommerziellen Erfolges (neun Millionen weltweit abgesetzt, fünffache Platinauszeichnung) heute so gut wie damals da, wenn es um schweren Rock ohne Machismo (‘Jesus Christ Pose’ und so) geht, den man weiterhin unbeholfen Alternative oder gar Grunge nennen darf, am besten aber als schlichtweg zeitlos bezeichnet. Ob man nun das polternde Titelstück oder das bedächtige ‘Fell On Black Days’ heranzieht: “Superunknown” klingt innerhalb des weiten Spannungsfeldes, das die Scheibe abdeckt, wie aus einem Guss und trotz Major-Ehren keineswegs überproduziert oder zu ausgefeilt, was allein schon der unverkennbar kantige Stil von Kim Thayil ausschließt. Bleierner Stoner Blues wie ‘Mailman’, ‘4th Of July’, ‘Limo Wreck’ und ‘Head Down’ dominiert die Stimmung, aber da ist noch mehr, etwa das hypnotische ‘Fresh Tendrils’ und der kurze Punker ‘Kickstand’. Das power-poppige ‘My Wave’, das episch psychedelische ‘Like Suicide’ und der sonnige, nicht in den Staaten veröffentlichte Bonustrack ‘She Likes Surprises’ sind vor diesem Hintergrund regelrechte Ausreißer, aber wie gesagt: Nichts wirkt auf “Superunknown” wie Ballast – auch nicht das von vornherein zwiespältig aufgenommene ‘Black Hole Sun’, das zum Signaturstück der Band wurde, obwohl sie es gar nicht wollte, und der zweite Konsens-Kracher ‘Spoonman’. Unter den klanglich unterbelichteten Demos auf der zweiten CD sind die Rohbauten von ‘Black Hole Sun’ und ‘Limo Wreck’ besonders interessant zu hören, wobei sich einmal mehr bestätigt, dass ein findiger Produzent eine Menge ausmacht und selbst eine starke Band wie diese nur mit Wasser kocht. ‘Black Days III’ als Urfassung von ‘Fell On Black Days’ klingt ebenfalls spannend wie aufschlussreich, und B-Seiten wie das zackige ‘Birth Ritual’ und ‘Kyle Petty, Son Of Richard’ hätten andere Kaliber im Hauptteil verbraten. Die Klangexperimente ‘Exit Stonehenge’ und ‘Jerry Garcia’s Finger’ hingegen gemahnen an die alten, unbequemen SOUNDGARDEN, denen die Musiker bei allen Mainstream-Ehren eigentlich nie endgültig abgeschworen haben. Den grenzwertigen Remixes im Bonusteil steht die ungleich hübschere Akustik-Version von ‘Like Suicide’ gegenüber, und ‘The Day I Tried To Live’ in alternativer Abmischung knallt wie nichts Gutes – wertvolle Angelegenheit, das Ganze, selbst wenn man die Urversion schon besitzt. Wer es ganz dreckig braucht, besorgt sich die Geburtstags-Version von “Superunknown” in der Variante mit fünf(!) CDs. Dieser Doppeldecker bringt das Wesentliche mit einem geringen Mehrwert auf einen Nenner und drängt sich Unbedarften auf, die eine Geschichtsstunde zum Thema “Die 1990er waren nicht scheiße” brauchen. (AS) SPACE EATER „Passing Through The Fire To Molech“ (Pure Steel/Soulfood) Denkbar Metallica-lastig steigen die Serben von SPACE EATER in ihr Drittwerk ein. Sowohl der Opener ´Unjagged´ als auch der folgende Titeltrack können nicht ansatzweise verbergen, dass die 80er-Werke der Megaseller Hauptinspirationsquell waren und sind. Erst der flotte Thrasher ´Daisy Cutter´ im Warbringer-Stil mit einigen Ausflügen in den Power sowie klassischen Heavy Metal fördert ein breiteres Spektrum an Einflüssen der vier Herren zutage. Die Vergleiche von Seiten des Labels, die Serben würden mit ihrem Sound den aktuellen Veröffentlichungen von Overkill ähneln, lässt sich über die gesamte Spielzeit von „Passing Through The Fire To Molech“ kein einziges Mal nachvollziehen und sollte daher bitte auch nicht auf eine falsche Fährte locken. Viel mehr orientieren sich SPACE EATER überwiegend im Bay Area-Sound an Truppen wie Death Angel (´P.O.W.´, natürlich ´Ultra-Violence´), Forbidden (´Ninja Assassin´) oder mit dem Smasher ´A Thousand Plagues´ auch an den frühen Exodus. In ´Exhibition Of Humanity´ rödeln sich SPACE EATER schon fast im Exciter-Tempo durchs Geschehen und huldigt damit auch den Mitbegründern des Speed Metals aus Kanada. Alles in allem ein gutes „Tribute“-Album an den (Bay Area) Thrash Metal, vermissen lassen die Südosteuropäer dabei allerdings ihre eigene Note… (HD) 8 Punkte SPARZANZA “Circle“ (Black Cult/Spinefarm) Es ist bereits die siebente Scheibe, trotzdem ist der Bandname SPARZANZA südlich der Ostsee nicht wirklich geläufig. Dabei präsentieren die Schweden einen recht gefälligen, fast schon Mainstream-tauglichen Rock/Metal-Mix. Nicht zu heavy, aber immer noch mit dem nötigen Drive, um beim StandardRadiopublikum zünftig anzuecken. „Circle“ liefert gute 37 Minuten groovigen Heavy Rock mit metallischem Durchsatz, ein paar (Post)Grunge/AlternativeAnleihen und moderner Akzentuierung. Die Grundzüge sind zweifellos skandinavisch – schwedisch mit leichtem Finnland-Drall, wenn man den Überhang melancholisch-hymnischer Refrains betrachtet. Hooklines wie die von ‘Underneath My Skin’, ‘Breathe’ oder ‘Black’ gehen gut und schnell ins Ohr. Fast jeder Track basiert auf dem bewährten Härte-vs.-Melodie-Prinzip. Auch die Vocals folgen dieser Direktive, wobei man Sänger Fredrik Weileby zweifelsfrei eine vielseitige Ausdrucksweise bescheinigen kann. Hauptsächlich wechselt er zwischen etwas rauerem Klargesang und modernen Screams. Seine emotionale Seite kehrt er insbesondere bei ‘As I Go Away’ heraus. Zwar grenzt sich seine Stimme nicht über die Maßen ab, dafür klingt das, was er von sich gibt, jederzeit gekonnt. „Circle“ ist ein abwechslungsreiches, vor allem energiegeladenes Album mit viel Ohrwurm-Potential. Da fragt man sich doch, wo der Haken ist, dass die internationale Sichtbarkeit dieser Band nach so langer Zeit noch so gering ausfällt. Sicherlich - SPARZANZA werden die Musikwelt nicht mehr auf den Kopf stellen, aber eine Zielgruppe auch außerhalb Skandinaviens anzusprechen, sollte wohl kein Ding der Unmöglichkeit sein. (SL) 10 Punkte STAGE OF REALITY „The Breathing Machines“ (Nuvi) Mit einem Textkonzept, welches von dem visionären Künstler, Schreiber und Filmregisseur Pier Paolo Pasolini inspiriert wurde und offenbar auch Parallelen zu George Orwells düsterer „1984“-Realität aufweist, heben sich STAGE OF REALITY direkt auf ihrem Debüt von der Masse ab. Das futuristisch kalte Cover kommt dank der Verpackung in einer DVD-Hülle besonders zur Geltung. Die Skyline ihrer Heimatstadt Rom hat das Quintett jedenfalls nicht dafür verwendet. ‚The Breathing Machines‘ beginnt für eine Hard RockBand befremdlich modern und groovig, zunächst nur mit einem geraunten Sprechgesang – was im Rahmen des Konzepts natürlich Sinn ergibt. Die atmenden Maschinen sind die Menschen der nahen Zukunft, die Individualität und ihren eigenen Willen verloren haben. Es ist richtig erfrischend, dass die Jungs so gar nicht retro klingen, sondern einen modernen, erwachsenen (Hard) Rock-Sound fahren. Nach dem sperrigen Opener ist ‚Shadows From The Past‘ ein melodisches Kleinod, welches umso eindringlicher wirkt, weil das Hymnenpotenzial nicht ausgereizt, der Refrain also nicht aufgeblasen wurde. ‚Good & Evil‘ setzt in den Strophen bei der Bassabreit funkige Akzente - die bei ‚Grey Man‘ gar noch dominanter sind. ‚The Lis Box‘ erscheint danach etwas blass und müde und wird von der Ballade ‚Five Senses‘ überstrahlt. An der Vielseitigkeit des Songwritings merkt man, dass die Musiker Queen schätzen - und sie neben Ozzy und Muse zu ihren Einflüssen zählen. ‚The Buildings‘ könnte vom Härtegrad her im normalen Radioprogramm laufen – wäre da nicht das unzumutbar ausgefuchste Solo, an dem Mainstream-Hörer zu knabbern hätten. Der Stampfer ‚Mindless‘ übertreibt es mit Soundeffekten in den Strophen, packt aber im Refrain. ‚Where Are We Going‘ und des eingängige ‚Next Generation‘ machen den Sack zu. (BTJ) 10 Punkte STALLION „Rise And Ride“ (High Roller/Soulfood) Erdrutschartig haben sich STALLION aus der Bodenseeregion auf der MetalLandkarte platziert! Gerade mal gut ein Jahr ist es her, als die Formation ihr erstes Demo veröffentlicht hat, gefolgt von der fulminanten „Mounting The World“-EP vergangenen Oktober, die einschlug wie eine Granate. Im Zuge des Wiederauflebens traditioneller Heavy Metal-Klänge mit entsprechendem 1980er-Look wurde in den vergangenen Jahren jede Menge Quatsch an die Oberfläche gespült. STALLION jedoch stellen sich dem vielen Schnellschussund Durchschnitt mit echter musikalischer Qualität entgegen – und ernten dafür verdientermaßen die Früchte. „Rise And Ride“ macht nahtlos dort weiter, wo die EP nach sechs Songs zu Ende rotierte, sprich, der Metal klingt, als hätte es die Neunziger und 2000er Jahre nie gegeben. Was wiederum nicht impliziert, das Resultat würde altbacken und von vorgestern klingen. Viel mehr ist es so, dass einen latent das Gefühl beschleicht, genau dieses Album in den Achtzigern aus irgendwelchen absurden Gründen verpennt zu haben und es einem nun durch Glück, Zufall und Fügung direkt aus einer FlohmarktRumpelkiste in die Finger gefallen ist. Und entsprechend nostalgisch und ehrfürchtig lauscht man den zeitlosen Heavy Metal-Hymnen, die in Form des genialen Titeltracks, den bereits von der EP bekannten ´Canadian Steele´ und ´The Right One´, ´Wild Stallions´, ´Wooden Horse´, ´Streets Of Sin´ oder ´The Devil Never Sleeps´ nie abreißen und die Party endlos am Laufen halten sollten. Der charismatische Gesang von Pauly Force ist alleine schon die halbe Miete von STALLION und mit den vier weiteren hochtalentierten Mitstreitern ist hier schlicht eine kompakte Truppe am Start, die Zukunft hat! (HD) 12 Punkte STAM1NA „SLK“ (Sakara/OMN) In Finnland haben STAM1NA so ziemlich alles geschafft, was man als MetalTruppe erreichen kann: Chartplatzierung ganz oben, Goldstatus für verkaufte Platten, ausverkaufte Hallen... Ein Phänomen, das beim Lauschen von „SLK“, das in Finnland bereits im Februar dieses Jahres veröffentlicht wurde, nicht schwer nachzuvollziehen ist. STAM1NA liefern harte, verspielte, aber doch eingängige Kost in finnischer Landessprache ab. Keyboards und eingängige Refrains sorgen für den nötigen Wiedererkennungswert. Dazu verleihen die vielseitigen Vocals einem jeden Song noch eine ganz eigene Nuance. Ob das Ganze auch in Deutschland funktioniert, bleibt zu bezweifeln. Denn trotz großer Affinität des weltoffenen Publikums zu Texten in anderen Sprachen bleiben solche Bands doch immer irgendwie Exoten und können durch Mitgrölrefrains, die nur mit Hindernissen zu verstehen oder gar zu erlernen sind, sicher keinen Status wie im Heimatland erreichen. Dennoch könnten STAM1NA auch hierzulande für eine breitere Zielgruppe interessant sein: Beste Beispiele sind Songs wie ‘Heikko Ehka’ oder ‘Panzerfaust’, die gut das gesamte musikalische Spektrum der Band aufzeigen - von melodischem Thrash-Riffing über verspielte, fast vertrackte Passagen bis hin zu fast poppigen Refrains ist einfach alles vorhanden. Die Mischung wirkt weder erzwungen noch zu plastisch konstruiert, und so hält man den Hörer durchgängig bei Laune. Über Produktion und spieltechnische Umsetzung bleibt nicht viel herum zu philosophieren, das wird alles nahezu perfekt umgesetzt und rundet „SLK“ gelungen ab. Bleibt ein sehr rundes, sehr finnisches Album, welches niemandem, der auf harte Klänge, gepaart mit leicht Mainstream-kompatiblen Refrains, steht, bitter aufstoßen sollte. Ob sich die Mucke auf ihre unanstößige, geradlinig gefällige Art bis ganz an die europäische Spitze katapultieren wird, bleibt hingegen abzuwarten. (OS) 11 Punkte STAR INSIGHT “Messera” (Inverse) Symphonische Klänge, ein Schuss Melodic Death und dazu eine satte Portion Deathstars meets The Kovenant: mit diesem Stilmix versuchen die Finnen von STAR INSIGHT dieser Tage, auf sich aufmerksam zu machen. Glaubt man den ersten Nummern ihrer neuen Scheibe, will man sogar fast meinen, dass die Nordeuropäer mit diesem eigenwilligen Vorstoß schnell ins Schwarze treffen. ‘Limbo’ und ‘Emanuela’ treten mit breiter Brust und deftiger Riffkante nach vorne und konkurrieren problemlos mit der Spitze der brachialeren MelodicActs. Doch kurz darauf geht “Messera” bereits die Puste aus; langweilige Midtempo-Stampfer mit relativ synthetischem Anstrich geben fortan den Ton an, schaffen es aber nicht, an die Glanztaten der nordischen Kollegen anzuknüpfen. Im Gegenteil: ‘Night With Fever’ und ‘Frozen Rose’ sind bestenfalls durchschnittlich und könnten auch als Ausschussware besagter Kapellen durchgehen. Erst im Schlussabschnitt finden STAR INSIGHT wieder zu anfänglicher Stärke und versuchen es ein weiteres Mal mit dem Kantholz. Inzwischen haben die Herrschaften aber schon einiges an Kredit verspielt und ihr Album in ein Werk mit zu vielen Tiefen verwandelt. Letztendlich verschwindet “Messera” daher auch irgendwo im Nirgendwo zwischen Gut und Böse. (BB) 9 Punkte STATE OF SALAZAR “All The Way”’ (Frontiers/Soulfood) Viel Zeit muss nicht vergehen, bis man entdeckt hat, dass sich Jim Peterik wieder unter neuer Flagge um Aufmerksamkeit bemüht. Doch weit gefehlt: Auch wenn sich hinter STATE OF SALAZAR die klare Handschrift des einstigen Survivor- und Pride Of Lions-Songwriters verbirgt, steht Peterik in keinster Weise mit diesen Schweden in Verbindung. Es sind lediglich zigfache Fremdzitate, die “All The Way”, den neuen Silberling der Skandinavier ausschmücken, seinen Wert jedoch von Beginn an auch reichlich steigern. STATE OF SALAZAR fahren ganz klar die 80er-Melodic-Rock-Schule, haben einen Keyboardsound, der Survivor nicht ähnlicher sein könnte, sind beim Gesang immer wieder im Dunstkreis von älteren Toto-Songs zu finden, wissen aber auch Acts wie Journey und Ten offenkundig zu schätzen. Altbacken klingt das Material von “All The Way” deshalb mitnichten; ein ganzer Schwung lebendig inszenierter Ohrwürmer eröffnet die erforderlichen Präventivmaßnahmen, die packende Performance von Toby-Hitchcock-Soundalike Marcus Nygren setzt weitere Akzente, und auch wenn man den Vergleich zu Herrschaften wie Jamison und Peterik nicht lösen kann, haben STATE OF SALAZAR im direkten Umfeld zahlreicher legendärer Bands eine Nische gefunden, in der sich die Schweden austoben können. Und das tun sie auf “All The Way” mit einer Menge Spaß und ordentlichem Songmaterial, vor allem aber momentan besser als die beiden Herren, die seinerzeit das Auge des Tigers erblickten! (BB) 11 Punkte STATUS QUO “The Frantic Four’s Final Fling” (Ear/Edel) Aus nostalgischen Gründen war die Reunion im originalen Line-Up sicherlich eine tolle Sache, an die bravourösen Shows mit der „überarbeiteten“ STATUS QUO-Fassung kamen die Konzerte auf der vergangenen Tour allerdings nicht heran. Auch der Gig aus der irischen Hauptstadt, der letzte der Gastspielreise, zeigt, dass Rick Parfitt und Co. immer noch eine Menge Spaß in den Backen haben, der Gedanke an Altersteilzeit aber langsam auch mal bei ihm und seinen Mitstreitern bedacht werden sollte. An der Show als solche, die nun für eine ultimative Nachlese in allen erdenklichen Formaten aufgelegt wurde, gibt es aber grundsätzlich wenig zu meckern: “The Frantic Four’s Final Fling” zeigt eine Band, die sich und ihr Lebenswerk feiern lässt, gerade auch deswegen, weil die Setlist nicht bloß aus dem Offensichtlichen besteht. Dennoch: Man hat die Band auch in der jüngeren Vergangenheit bzw. im jetzigen LineUp schon agiler und vor allem spielfreudiger gesehen - dass nämlich nach weniger als 90 Minuten der Vorhang zugezogen wird, ist auch bei diesen Dinosauriern nicht übliches Business. STATUS QUO-Fans müssen natürlich einen Blick riskieren, verfehlen aber kein echtes Highlight, sollten sie sich gegen eine Investition entscheiden. (BB) STEEL PROPHET “Omniscient” (Cruz Del Sur/Soulfood) Was lange währt... Während ihres kurzen Laufs bei Nuclear Blast hätte das nächste große Ding aus STEEL PROPHET werden können, doch vor allem Besetzungswechsel (sind immer noch ein Problem) brachen der Band das Genick. Ihr Comeback mit Wieder-Sänger Rick Mythiasin muss sich nun an “Dark Hallucinations” sowie “Messiah” messen lassen und geht dabei nicht mit blutiger Nase vom Platz, ist aber auch kein Instant-Klassiker. Vordenker Kachinsky ergeht sich in bewusst sperrigen Melodien wie Songstrukturen sowie einem verstiegenen SciFi-Konzept, das einmal mehr für geistreiche Texte sorgt (‘1984’, ‘Funeral For Art’!), aber nicht eben Eingängigkeit. “Omniscient” enthält keine offensichtlichen Hits, wobei die energetischen Melodic Metaller (etwa ‘Trickery Of The Scourge’ und ‘The Tree Of Knowledge’) weit besser gefallen als die diesmal außerordentlich vielen Speed-Tracks (stellvertretend für alle: ‘When I Remake The World’, ‘Chariot Of The Gods’) und knüppelharten Avancen, in denen Ricks Fabelstimme, die obendrein warum auch immer manchmal mit Effekten belegt wird, unterzugehen droht. Warum dann doch eine so hohe Wertung? Weil dieses verflixt mutige Ding nach Grower riecht und hörbar Substanz birgt, außerdem für den neuerlichen ‘Oleander’-Treppenwitz und tatsächlich Queens ‘Bohemian Rhapsody’, das auf Platte so würdevoll gecovert wurde wie bereits live. Rundum klassischer Metal war in letzter Zeit nicht fortschrittlicher. (AS) 12 Punkte STENCH “Venture” (Agonia/Soulfood) Vier Jahre haben sich die Macher hinter STENCH Zeit gelassen, um ein Nachfolgewerk ihres Debüt-Albums “In Putrescence“ herauszubringen. Dabei waren Gitarrist Jonathan Hultén und Schlagzeuger Johannes Andersson in der Zwischenzeit keineswegs untätig: Bekanntlich sind die beiden hauptamtlich noch bei Tribulation tätig, die im vergangenen Jahr mit ihrem zweiten Album „The Formulas Of Death“ eine der wichtigsten Scheiben im extremen Metal-Bereich der letzten zehn Jahre unters Volk geschmissen haben. Nun sind also wieder STENCH am Start, und zunächst einmal sticht einmal mehr das kongeniale Artwork von Necromantic Art hervor, wohinter sich bekanntlich Sechssaitenhexer Jonathan versteckt. Die sieben auf „Venture“ enthaltenen Stücke schlagen stilistisch in eine ähnliche Richtung wie die Haupt-Band der Herren Hultén und Andersson, sprich es wird düsterer, atmosphärischer Death Metal geboten, der des Öfteren mal die Grenzen auslotet. STENCH sind allerdings noch etwas mehr den Wurzeln verschrieben als Tribulation, gehen weniger progressiv und experimentell zu Werke. „Venture“ mag auf den ersten Höreindruck etwas verstörend wirken und entfaltet erst bei eingehenderem Konsum seine ganze Blüte. Mit zuweilen gar primitiv wirkenden Riffs erschaffen die Schweden eine hypnotische, trance-artige Atmosphäre, welche dennoch die instrumentale Finesse der involvierten Herren offenbart. „Venture“ fehlt der Bombast, der Drive von Tribulation und wirkt darob weitaus roher und ungehobelter. Dass sich dahinter aber dennoch nicht die x-te Old School Death Metal-Formation versteckt, ist der ungewohnten Herangehensweise der Schweden an diese Art Musik geschuldet. Ergänzt werden die beiden Tribulation-Leute übrigens von Sänger Mikael Pettersson, der bis vor STENCH noch ein unbeschriebenes Blatt war, und der mit seinen verzweifelten Schreien den Songs noch mehr Morbidität verleiht. (CW) 12 Punkte STEVEN WILSON “Cover Version” (Kscope/Edel) Nachdem er vor knapp zehn Jahren anfing, letztlich insgesamt sechs Singles mit Coversongs herauszubringen, kompiliert STEVEN WILSON sie auf einer ausgesprochen hübsch aufgemachten CD. Enthalten sind ‘Thank U’ von Alanis Morissette, ABBAs wenig offensichtliches ‘The Day Before You Came’ und The Cures ‘A Forest’, das zu einer beklemmenden Soundscape wird. Der Querschreiber Momus hat das anheimelnde ‘The Guitar Lesson’ verbrochen, Prince ‘Sign O’ The Times’, das zum minimalistischen Synth-Stück nach Machart des frühen Peter Gabriel wird, sowie Donovans völlig entschleunigtes ‘Lord Of The Reedy River’. Die Tracks wurden jeweils stark reduziert auf Stimme und meistens Akustikgitarre, wobei sich WILSON jede Komposition aneignet wie seine eigene. Das passt wunderbar gut zu den ruhigen B-Seiten die bis auf das Traditional ‘The Unquiet Grave’ aus seiner Feder stammen: ‘Moment I Lost’ und ‘Please Come Home’, eine kaputte und eine richtig schöne Ballade mit Klavier und später Mellotron, das bimmelnde ‘Four Trees Down’, das jedem der Porcupine Tree-Frühwerke zur Ehre gereicht hätte, das ebenfalls sehr eingängige ‘Well You’re Wrong’ und schließlich ‘End To End’, das ohne Gesang praktisch Ambient wäre. Dadurch, dass WILSON im Grunde genommen den Eindruck eines geschlossenen Albums erweckt, obwohl er zusammenstückelt, erweist er sich einmal mehr als Ausnahmekünstler – eine Scheibe zum Fallenlassen mit unverhofftem Eigenleben. (AS) 12 Punkte STICKY BOYS „Make Art“ (Listenable/Soulfood) Wie Pilze mit rund dreißig Jahren Verspätung sprießen sie aus dem Boden, die Haarspray-(Hard) Rock-Bands der jüngsten Generation. Der FCKWGehalt ist etwas geringer als in den Achtzigern, der restliche Film ist der gleiche geblieben. Da machen auch die STICKY BOYS keine Ausnahme und reihen sich brav in den Pulk der frisierten, spandexhosentragenden, leopardengemusterten Bandanaträger ein, um zusammen mit allen Steel Panthers dieser Welt selbige etwas bunter zu machen. Das aus Paris stammende Trio verbreitet jedenfalls mit seinen elf Songs durchgehend Partylaune und Kurzweil, auch wenn das Prinzip von „Make Art“ nach zwei Minuten klar ist und nichts folgt, was man nicht exakt so oder nahezu so erwartet hätte. Einziges Problem bei dieser Musik ist einfach, dass die Kollegen in den Achtzigern wesentlich authentischer gewirkt haben. Und die Symbiose aus Sound und Zeitepoche und allgemeines Aussehen der Menschen irgendwie besser harmoniert haben als heute, wo solche STICKY BOYS eher wie ein skurriler Wanderzirkus rüberkommen. Lirum Larum – das hier ist eben auch keine Musik, aus der man eine allzu große Wissenschaft machen sollte. Einfach die Good Times genießen, den gestylten „High Power Thunder“ aufdrehen und den Dingen ihren Lauf lassen. (HD) 9 Punkte STONEBURNER „Life Drawing“ (Neurot/Cargo) Aus der regen Szene von Portland, Oregon, stammen STONEBURNER, die seit 2008 bestehen. Die beteiligten Musiker bringen Erfahrungen von Buried At Sea, Buried Blood oder Heathen Shrine mit ein bzw. sind nach wie vor in diesen Gruppen aktiv. Mit seiner Ausrichtung zwischen Sludge, Doom, Crust und rohem Stoner passt „Life Drawing“ seinem stilistischen Wesen nach gut ins Programm von Neurot, zumal der Label-Neuzugang immer auch eigene weiterführende Ideen mit einbringt und zwingend einen Post-Zusatz verdient. STONEBURNER nehmen ihre zahlreichen Einflüsse und Inspirationen auf und verbinden diese auf dem Nachfolger des 2012er Debüts „Sickness Will Pass“ zu höherwertigen, fiesen und finsteren Downern. Der 9-Tracker erdet seine Hörer und zieht sie hinab in düstere, bedrohliche Klangwelten, in denen es weder Zuversicht noch Optimismus gibt. Das umtriebige Quartett tourt und spielt häufig mit Kollegen wie YOB, Eyehategod, Neurosis, Buzzoven, Weedeater, Tragedy, Noothgrush, Graves At Sea oder Dropdead, was vor dem Hintergrund der stilistischen Gemeinsamkeiten gut passt. „Life Drawing“ wartet zudem nicht zufällig mit Gast-Vocals von Benjamin Caragol (Burials, Hang The Old Year), Joshua Greene (Bastard Feast, Ephemeros) und Krysta Martinez (Transient, Landmine Marathon) auf. STONEBURNER sind tief im schleppenden, existenziellen Heavy-Underground verwurzelt. Das Zweitwerk des Quartetts lässt daran keinen Zweifel aufkommen, auch wenn im Ergebnis der Reiz des besonderen fehlt. (AK) 9 Punkte STONEY LDA „Стены Льда“ (Slow Burn) Viel Information kann man dem Kyrillischen im Booklet nicht entnehmen, aber offenbar ist dieses zweite Album der Moskauer bereits 2012 entstanden. Der Bandname bedeutet übersetzt „Wände aus Eis“, und genau die wurden auf dem Cover und im Booklet abgebildet: Passend zum Albumtitel „Weiße Stille“ sind dort bis ans Meer heranreichende, polare Gletscher zu sehen. Textabdrucke erübrigen sich beinahe, da bis auf wenige Ausnahmen alle acht Songs instrumental gehalten sind. Die Stilbezeichnung auf Metal-Archives ist mit „Progressive Sludge Metal/Post Hardcore“ recht hilflos formuliert. Manchmal fühlt man sich wegen der Dynamik und der stilistisch sehr offenen, nicht Metal-fixierten Herangehensweise an Long Distance Calling erinnert, dann wieder an neuere Sólstafir. Letzteres liegt wahrscheinlich daran, dass man den Naturspirit spürt und die Russen ebenfalls karge Landschaften von ganz eigener Schönheit klanglich interpretieren. So bekommt der ewige Winter eine andere Konnotation als im eisigen Black Metal aus Skandinavien oder Kanada. Aggression ist ihnen fremd, einige Ambient-Parts unterstreichen dies noch. Slow Burn selbst bezeichnen sich als Post Metal-Label, und dass sie Instrumentalmusik dabei grundsätzlich nicht abgeneigt sind, zeigen auch Signings wie Endname und Slowrun. Man merkt, dass hier Könner am Werk sind, die neben dem technischen Aspekt vor allem den emotionalen beim Musizieren schätzen, und kann sich in den Kompositionen verlieren. Ohne die quälend langweiligen Ambient-Schwingungen und vielleicht mit einem 50/50-Verhältnis von Gesang und Instrumentalmusik wäre hier noch mehr drin gewesen. Die ersten 100 Exemplare sind übrigens als Digipack gehalten. (BTJ) 9 Punkte STORMNATT “Omega Therion” (Self Mutilation Services/Death Temple) Die Österreicher lassen ein Album reifen wie einen guten Wein, möchte man meinen. Vier Jahre lagen zwischen dem Debüt “Resurrection Ov The Kult” und dem Folgewerk “The Crimson Sacrament”, das eine hörbare Entwicklung bot und sich vom (vergleichsweise) rumpeligen Sound verabschiedete. Noch mal fünf Jahre später kredenzen STORMNATT “Omega Therion”, mit dem gleichen guten Gespür für Strukturen und Melodien, die im Ohr bleiben. Doch man wird den Eindruck nicht los, eben diese Melodien schon mal gehört zu haben, und zwar von STORMNATT selbst. ‘Dead Soul Meditation’ jagt zwar mit einer leicht dissonanten Lead-Melodie kalte Schauer über den Rücken und in ‘The Bitter Fruits Of Deceit’ wird mal die Black Thrash’n’Roll-Keule ausgepackt, aber irgendwie schaffen sie es trotz hohem spieltechnischen Niveaus nicht, sich kompositorisch auf eine andere Stufe Level zu schwingen. Tracks wie ‘Ascension Of The Scarlet Angel’, ‘Omega Therion’ oder ‘Evangelist Of The Fall - Death’s Seed’ sind für sich genommen hochwertige Schwarzmetall-Perlen, doch als nächste Stufe zu “The Crimson Sacrament” nur bedingt tauglich. Dazu kommt, dass sich der Gesang Mords - sieht man mal von den Spoken Words in ‘Deathmagick’ ab - in einem relativ eng gesteckten Feld bewegt. “Omega Therion” ist noch mal etwas klarer und differenzierter produziert als der Vorgänger und rückt eben diesen Gesang recht stark in den Vordergrund. Da ist mehr Abwechslung wünschenswert. Als Fazit bleibt STORMNATT zu bescheinigen, mit “Omega Therion” ein Album mit gewohnter Güte abzuliefern. Aus den Augen verlieren sollte man sie auf keinen Fall. (ES) 10 Punkte TIPP! STRIKER „City Of Gold“ (Napalm/Universal) Der kanadische Fünfer gehört zu der sympathischen Sorte von Bands, die weder ein richtiges Image noch religiösen oder spirituellen Firlefanz brauchen, hier gilt: Let the music do the talking! Beim zweiten Album trauerten manche Fans den reinen SpeedGranaten der Anfangstage nach. Manche werden jetzt auch wieder meckern, aber STRIKER haben es diesen schwerer gemacht, da sie es auf „City Of Gold“ (bis auf zwei Ausnahmen) meisterhaft schaffen, den Speed der EP und des Debüts mit dem Abwechslungsreichtum und den interessanteren Kompositionen von „Armed To The Teeth“ zu verbinden, so dass wohl kaum ein Fan vom neuen Scheibchen enttäuscht sein wird. Die beiden Wechsel im Line-Up seit der letzten Platte (neu dabei sind Timothy Brown an der Gitarre und Wild Bill am Bass) haben STRIKER also auf keinen Fall geschadet. Das Eröffnungstrio, bestehend aus dem flotten ‘Underground’, dem abwechslungsreichen Titelsong und dem Stampfer ‘Start Again’, zeigt den Fans, wo der Hammer hängt. Das folgende ‘Bad Decisions’ ist zwar nicht schlecht, aber doch ein wenig cheesy und wird von den folgenden schnellen Nummern ‘Crossroads’ und ‘All For One’ weggeblasen. ‘Mind Control’ ist etwas ungewohnt rhythmisch, funktioniert aber astrein. ‘Second Attack’ ist ein weiterer rasanter Song, dem mit ‘All I Want’ ein etwas unspektakulärer Track folgt. Bei ‘Rise Up’ und dem abschließenden ‘Taken By Time’ wird wieder mehr aufs Gaspedal getreten. Beide Daumen hoch! (TK) 13 Punkte STRYDEGOR „Enraged“ (7Hard) Mit neuem Label und verändertem Line-Up setzen die Schweriner STRYDEGOR Kurs auf Sturm. „Enraged“ nennt sich das dritte Werk der Norddeutschen und mag anfangs dem Titel nicht Genüge tun. Ganz im Stil von „Die Ruhe vor dem Sturm“ schwappt das ‚Preludium‘ langsam und beinahe schwerfällig melodisch, aber mit einer leise Segel setzenden Aufbruchstimmung heran. Beim zweiten Track des Werks zeigt sich schnell, dass die Betitelung des Albums sehr wohl passend ist. ‚Final Judgement Day‘ knallt mächtig Doublebass-lastig bei glasklarem, wuchtigem Sound in das Ohr des Hörers. Melodisch und aggressiv zündet der Melodic Viking Death Metal der Schweriner auf Anhieb. Parallelen zu den Größen des Genres, allen voran Amon Amarth, sind sicherlich vorhanden, eine bloße Kopie sind STRYDEGOR beileibe nicht. Sehr rhythmisch, mit vielen headbangtauglichen Passagen, gehen die Grooves sofort in Mark, Bein und Haupthaar über und lassen kaum ein Haar oder einen Fuß unbewegt. Klarer Favorit in dem Reigen headbangtauglicher Wikingerstücke ist der vielseitige Titeltrack des Werks, welcher neben black-metallischen Passagen auch mit einem kraftvollen, mitsingtauglichen Refrain aufwartet. ‚Zuarina‘ strotzt nur so vor drückenden Gitarrenmelodien und gerät, unterstützt von Drummer Eggys Blastbeats, zu einem kraftvollen Track, der zeigt, dass diese Nordmannen ordentlich Pfeffer im Hintern haben. Heimatverbundenheit zeigt sich in dem abschließenden Track ‚Meeresrauschen‘, in welchem STRYDEGOR, unterstützt von Askan (Gernotshagen), eine Ode auf das raue Meer singen. Ein wenig mangelt es STRYDEGOR aber noch an der Finesse im Songwriting, um wirklich eigenständig zu klingen, und aus den einzelnen Tracks Kleinode zu machen. „Enraged“ macht dem Albumtitel alle Ehre und ist ein wahres Fest für alle Fans melodischen Death Metal mit Viking-Einschlag. (WHO) 11 Punkte SUMIA „Until We Shine Again“ (Inverse) Das Debüt der Finnen SUMIA ist ein interessantes Phänomen. Die Musik und vor allem die Vocals verzeichnen einen nicht zu verleugnenden Deftones-Einfluss und doch hat man zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, den schwachen Abklatsch eines bereits etablierten Sounds vorgesetzt zu bekommen. Das liegt vor allem an der spannenden Herangehensweise an die Songs: Der Grundtenor der Platte ist sehr nachdenklich, fast melancholisch. Dank der glasklaren Mische haben Bass und Gitarre jedoch einen nicht zu verachtenden Druck, der die Songs dadurch sehr energetisch in Szene setzt. Auch das Variantenreichtum ist nicht zu verachten. Häufige Wechsel von cleanen zu verzerrten Gitarren (,The White One’), der Einsatz von elektronischen Drums (,One Single Look’), sowie sehr variable Bassläufe (vor allem zu hören bei ,Arc Lights’) zeigen, dass SUMIA nicht nur ihre Instrumente perfekt beherrschen, sondern ein Gespür für atmosphärisches Songwriting haben. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass die meisten Tracks der LP dank der eingängigen Refrains einen nicht zu verleugnenden Mainstream-Appeal haben, dabei in der Breite dennoch spannend genug inszeniert sind, um auch anspruchsvolle Hörer bei der Stange zu halten. Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten: Gerade der finale Track ,Crystal Plane’ ist, trotz musikalisch guter Ansätze, ein wenig zu balladesk geraten und schafft es nicht, über die Laufzeit von über sieben Minuten die Spannung aufrecht zu erhalten. Auch wünscht man sich bei der technischen Finesse der Jungs vergebens einen rein instrumentalen Song, denn die Vocals sind in ihrer zu ähnlich angelegten Melodiestruktur das wahrscheinlich größte Manko einer ansonsten sehr hörenswerten Platte. (SZ) 9 Punkte SUNCHAIR „Beauty“ (Boekel) Auf der Verbindung von Modern Metal und Neo-Thrash liegt momentan nicht mehr allzu viel Segen: Zu oft gehört, zu ähnlich sind sich viele Bands in Sound, Songwriting und Auftreten. Schnauze voll, Übersättigung, Langeweile. Mal abwarten, welche Band für Aufsehen sorgen kann. Da hilft vielleicht SUNCHAIR? Allemal. Geboten wird mal schneller, mal grooviger, von melodischen Licks und Harmonien durchzogener, moderner Metal, der in einen druckvollen Sound gewandet wurde. Witzig ist, dass sich die Songqualität mit zunehmender Spielzeit steigert. Der beste Track ist nämlich der letzte: ‘Mine’ schickt den Hörer mit einem sehr coolen Hauptriff und verschiedenen schönen Melodien auf die Reise und groovt herrlich vor sich hin. Insgesamt betrachtet, können die Jungs mit ihrer Vielseitigkeit punkten und überraschen immer wieder mit neuen Breaks und Ansätzen. Obgleich man sagen muss, dass sich viele Parts ähneln und daher nicht gänzlich überzeugen. Außerdem könnte der Sänger an manchen Stellen etwas variabler klingen. Trotzdem sollten Modern Metal-Anhängern, die von Melodien keine Pickel bekommen, hier mal hinein lauschen. Ansprechende Leistung. (MSE) 9 Punkte TIPP! SUNLESS SKY “Firebreather” (Pure Steel) Womöglich haben sie das dämlichste Cover im laufenden Kalenderjahr und verscheuchen damit eine Reihe potenzieller Kunden; doch wenn es um den musikalischen Teil ihres neuen Silberlings “Firebreather” geht, sind die Cleveland-Boys von SUNLESS SKY vorne mit dabei, wenn der Wettkampf um die diesjährige US-MetalKrone startet. Irgendwo im Schnittfeld von Steel Prophet, Jag Panzer, Helstar und Vicious Rumors hauen die erfahrenen Musiker eine Hymne nach der anderen heraus und stehen ihren unbestrittenen Idolen in wirklich nichts nach. Der Gitarrensound ist prächtig und ein Geschenk an jeden Underground-Kuttenträger, der Gesang wohl neben James Rivera und Harry Conklin das Beste, was die Szene aufzubieten hat, und in puncto Songwriting macht den Herren auch so schnell niemand was vor - denn das ist einfach bärenstark. “Firebreather” wimmelt nur so vor US-Metal-Hits und sollte der Truppe aus Ohio auch den Startplatz auf den einschlägigen Festivals in hiesigen Landen bescheren. Hoffentlich lassen sich also nicht zu viele sichere Kunden vom Coverfoto dieses Kleinods abschrecken - es wäre zu schade um die eine oder andere Granate, die auf “Firebreather” verewigt wurde... (BB) 14 Punkte TIPP! TELEPATHY „12 Areas“ (Devouter) „Ich glaube“, sagte einst der französische Autor Antonin Artaud, „um diesen Menschen etwas begreiflich zu machen, müsste man sie alle töten.“ Der Vater des Konzepts des Theaters der Grausamkeit glaubte, dass die verbalisierte Sprache die Wahrnehmung enorm eingrenzte und somit etliche Ebenen verschlossen blieben. Das englische Quintett TELEPATHY verzichtet wie auch auf dem Debüt „Fracture“ (2011) auf Lyrics. Das Album beginnt mit einem mäandernden dunklen Klang, der in den Post-RockKosmos der Band führt. Im Gegensatz zu den Szenegrößen wie Godspeed You! Black Emperor sind epische Klangteppiche lediglich die Basis, um mit Killerriffs, schleppender Sludge-Lava und wuchtigen Rhythmusattacken immer wieder in MetalGefilde vorzustoßen. Um noch einmal eine Allegorie aus dem Theater aufzugreifen: Der norwegische Regisseur wollte in Berlin mit dem „12-Sparten-Haus“ ein Theater in Szene setzen, das sämtliche Schwesternkünste beinhaltet. Vinges „absolutes Theater“ blieb Vision. „12 Areas“ hingegen vereint eine Vielzahl unterschiedlicher Stile in einer absolut organischen Einheit. Großartige Platte, an der auch Anton Artaud seine helle Freude gehabt hätte. (FSH) 13 Punkte TARJA “Left In The Dark” (Ear/Edel) Während bei Nightwish wieder rosigere Zeiten anzubrechen scheinen, ist die ehemalige Front-Chanteuse TARJA TURUNEN trotz regelmäßiger Neuveröffentlichungen immer weiter in Vergessenheit geraten. Dies wird sich mit dem Release von “Left In The Dark” sicherlich nicht ändern, handelt es sich bei der seinerzeit bereits zur “Colours”-Tournee als Rarität verkauften Scheibe doch lediglich um eine Ansammlung von Demo- und Alternativaufnahmen damaliger Album-Tracks. Dass gute Songs wie ‘Victim Of The Ritual’ und ‘Mystique Voyage’ in der abgespeckten Variante jedoch ebenso wenig Spaß machen wie das überflüssige Instrumental zu ‘Deliverance’, hat die Sängerin aber scheinbar nicht berechnet. Folglich macht sich “Left In The Dark” auch in Windeseile selbst überflüssig und scheint lediglich für diejenigen interessant, die wirklich alles von der finnischen Diva besitzen müssen. Dass der Albumtitel unterdessen etwas Symbolisches gewinnt, ist die beängstigende Folge der übermäßigen Studiopräsenz der einst gefeierten Frau Turunen. (BB) - TIPP! THE ATLAS MOTH “The Old Believer” (Profound Lore) Es klingt klischeehaft, doch man hört THE ATLAS MOTHs drittem Album an, dass es unter dem Eindruck persönlicher Verluste entstand. Was mit generischem Sludge begann, besetzt nun eine einzigartige Nische zwischen Doom und Post-Irgendwas mit markantem Zwiegesang. Selbigen als Kontrast zwischen Hart und Zart zu beschreiben wäre genauso über einen Kamm geschert, wie man der emotionalen Intensität von “The Old Believer” nicht mit Platitüden beikommt. Die Chicagoer brauchen keine hippe Hilfe von Gojira-Mitgliedern (bekommen sie aber) für diesen aufwühlenden Spagat aus Schroffheit und Harmonie, der zwar manchmal etwas zu statisch schreitet, aber in Fanalen wie ‘The Sea Beyond’ mit Texten zum Eintätowieren gipfelt. Diese sind so hintersinnig wie das unter Wasser seine hässliche Fratze zeigende Cover dieser Platte, die dem Kloß im Hals bei erhobener Faust musikalische Form verleiht wie wenige. (AS) 13 Punkte TIPP! THE BREW “Control” (Jazzhaus) THE BREW sind ein regelrechtes Phänomen: Gibt es dieser Tage eine ähnlich intensive, authentische, ehrliche und innovative Band im Blues Rock-Zirkus? Wohl kaum. Das britische Trio mit der VaterSohn-Besetzung in der Rhythmusabteilung (Tim am Bass sowie sein Zögling Kurtis Smith hinterm Schlagzeug) zelebriert diese Musik so ansprechend, locker und frisch wie kaum eine andere gegenwärtige Formation. Dabei machen die drei Jungs mittlerweile auch schon seit fast einer Dekade zusammen Musik. Die Erfahrung, die während dieser langen Zeit des gemeinsamen Songwriting gesammelt werden konnte, schlägt sich auch in den zehn Stücken der neuen Scheibe „Control“ nieder: Dem Power-Trio ist eine ausgewogene Mischung aus rasanten Rockern und bedächtigen Blues-Atmosphären gelungen. Dabei agieren THE BREW ungemein heavy und können vom Härtegrad durchaus mit diversen Vintage Hard Rock-Formationen dieser Tage mithalten. Die Engländer transferieren einen Sound, für den dereinst Bands wie Cactus, Vanilla Fudge oder Ten Years After standen, erfolgreich ins Hier und Jetzt: Auf „Control“ klingt nichts angestaubt oder altbacken, im Gegenteil! Und trotzdem sind THE BREW ihren Wurzeln gegenüber treu verpflichtet. Der Vergleich zu Led Zeppelin kommt angesichts der hammerharten, arschtighten Verquickung eines pulsierenden Schlagzeugs mit warm-soliden Bassklängen nicht von ungefähr. Aber auch The Who, Canned Heat oder Cream kommen einem als Vergleichsmöglichkeiten des Öfteren in den Sinn. Dabei wirkt nichts künstlich oder aufgesetzt, alles kommt schön locker-flockig daher. Auch die Soloeskapaden des formidablen Gitarristen Jason Barwick arten nie zu sehr in schnöder Selbstbeweihräucherung aus, sondern kommen immer schön songdienlich rüber. Unglaublich, wie viel Druck die drei Herren an ihren Instrumenten entwickeln können! Ergo: THE BREW unterstreichen mit „Control“ nachhaltig, dass sie zu den absolut besten Rock-Formationen unserer Zeit zählen! (CW) 14 Punkte THE BULLETMONKS “No More Warnings” (Deaf Shepherd/Indigo) “Royal Flush On The Titanic” gehörte zu den Gewinnern seines Jahrgangs, “No More Warnings” soll es dem starken Vorgänger nun gleichmachen - und dazu haben THE BULLETMONKS bandintern ein bisschen rotiert. Frontmann Tyler Voxx hat die Axt beiseite gelegt und Platz für einen zweiten Gitarristen geschaffen, in der Rhythmusabteilung folgte eine weitere Umbesetzung, und schon konnte das dritte Album in Angriff genommen werden. Verändert hat sich inhaltlich allerdings kaum etwas. Lediglich im Hinblick auf die allgemeine Geschwindigkeit wurden die Zügel diesmal ein wenig lockerer gelassen, so dass sich primär im zweiten Abschnitt von “No More Warnings” einige gedrosselte Rock’n’Roller befinden. Die teils rotzige, teils aber auch kontrollierte Power ist jedoch in den zwölf neuen Kompositionen nicht abhanden gekommen, wenngleich die neue Platte ein Stückchen kompakter ausgefallen ist. Die Band kommt etwas schneller auf den Punkt und verliert sich nicht mehr in vereinzelten Solo-Spielereien oder Ähnlichem. Zwar wünscht man sich gelegentlich noch einmal das verschwitzte Vollgas-Kommando, doch angesichts starker Hymnen wie ‘Chicago Lightning’, ‘So Wrong’ und ‘I Need A Lightsaber’, die im Kern des Albums für ordentlich Schwung sorgen, nimmt man seine Ansprüche auch gerne wieder zurück. THE BULLETMONKS steuern weiter auf Kurs und festigen ihr Image als angenehme, lebendige und kraftvolle Rock’n’Roll-Kapelle noch intensiver. Ergo können Fans wie schon bei den beiden vorangegangenen Kapiteln nahezu blind zugreifen. (BB) 12 Punkte THE CONTORTIONIST “Language” (eOne) Es bleibt dabei: auch mit ihrer dritten Scheibe sowie dem neuen (offen gestanden blass klingenden) Frontmann und Keyboarder Mike Lessard zählen THE CONTORTIONIST zu den unauffälligen Vertretern des modernen Prog Metal, der weder Dream Theater noch Djent ist, aber Einflüsse von beiden Polen verarbeitet. Die meisten Stücke dümpeln gut gespielt und von Jamie King (Between The Buried And Me; deren Fans fügen am Ende der Rezi mindestens zwei Punkte hinzu) dynamisch eingefangen ohne Ziel vor sich hin. Das liegt zum einen am Ausbleiben wesentlicher Melodien, zum anderen am allzeit erweckten Eindruck, die Musiker täten dies alles nur, weil sie es können, aber nicht aufgrund der Notwendigkeit, so viele Ideen gekonnt aneinanderreihen zu müssen. Was expressiv sein könnte, erweist als ähnlich ausdruckslos wie der Vorgänger “Intrinsic”, rhythmisch unberechenbar (‘Conspire’) wie alle Meshuggah-Nachahmer dieser Welt, das aber irgendwie zum Selbstzweck, und sanft wie neuere Cynic, dabei jedoch emotional kalt. Anspieltipps für Unentwegte, die gerne in der zweiten Reihe wildern: das flirrende ‘Thrive’ und das kompakte ‘Arise’. (AS) 8 Punkte THE DARK TENOR „Symphony Of Light“ (Universal) Eine dunkle Gestalt, berühmte klassische Komponisten und ein Feuerwehrmann, der im Koma liegt. Inwieweit das alles zusammenhängt, kann man auf der Homepage des Tenors verfolgen: In einer Miniserie wird die Geschichte eines Feuerwehrmanns erzählt, der ins Koma fällt und die Umstände dafür herausfindet. Die Geschichte wird in opulenten Bildern erzählt, bei denen das Wechselspiel zwischen Licht und Dunkelheit eine tragende Rolle spielt. Der Protagonist entwickelt sich zu einer dunklen Gestalt mit einer Fechtmaske, die gleichzeitig die Identität des Künstlers widerspiegelt. Musikalisch wurden klassische Kompositionen unter anderem von Mozart und Tschaikowski mit Pop-