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BuB
BuB || Inhalt
Lesesaal
Recht
Chance für Studierende vertan /
TU Darmstadt unterliegt im Urheberrechtsstreit – Anachronismus in Zeiten
elektronischer Medien ________________ 104
Spezialbibliothek
Bibliothekskatalog geht online / NSDokumentationszentrum Köln verbessert
Serviceleistungen (Dieter Maretzky) ____ 105
Hochschule
Wohnzimmer und Arbeitsplatz für alle /
»Zukunftswerkstatt Öffentliche Bibliotheken« an der HAW Hamburg blickt nach
vorne (Anneke Lühr, Nina Schroeder) ___ 106
Getestet und für gut befunden /
Evaluation der »Medienboxen für Kitas«
in den Bücherhallen Hamburg
(Heidi Best-Sendel) __________________ 149
34th Annual Conference of the German
Classification Society (GfKl) and International Symposium on the Data Analysis
Interface Karlsruhe, July 21 – 23, 2010 __ 115
Bilderreich & Wortgewandt / Bilderbuch-Bibliotheken in Hamburger Kindertagestätten (Friederike Plaga)__________ 153
w
Tagungen
Auf dem Weg in das Semantic Web /
Anwendungsbeispiele und Lösungsszenarien in Bibliotheken – Eine Veranstaltung von hbz und ZBW (Timo Borst,
Birgit Fingerle, Joachim Neubert,
Anette Seiler) _______________________ 108
Wissenschaftliche Themen mit einer
Prise Humor / Locker, ungezwungen und
informativ: Der niederländische »Bibliothekartag« in Ede (Katharina Perlbach) __ 109
Möglichkeiten und Grenzen der Personalentwicklung / Round Table der dbvManagementkommission in Frankfurt am
Main (Anke Berghaus-Sprengel) _______ 110
Nachrichten ________________________ 111
Nachruf: Ein großer Förderer der
politischen und historischen Bildung /
Friedrich Andrae verkörpert den demokratischen Neuanfang des öffentlichen Bibliothekswesens nach dem Krieg
(Hella Schwemer-Martienßen) _________ 112
.d
e
Termine ____________________________ 115
BIB gründet Unterstützungsfonds /
Solidarität im Personalverband ermöglicht
finanzielle Zuschüsse _________________ 115
Fortbildung: Digitale Literatur und
Urheberrecht / Expertenseminar am
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim ________________ 116
Fortbildung: Summer School 2010 /
Deutsch- und englischsprachige
Workshops an der Hochschule der
Medien Stuttgart ____________________ 116
Literatur: Frühlingsfestival im Ruhrgebiet /
Bekannte Autoren aus dem In- und
Ausland – 28. Februar bis 21. März _____ 117
Konferenz: eLibrary – den Wandel
gestalten / Wisskomm2010: 5. Konferenz
der Zentralbibliothek im Forschungszentrum Jülich vom 8. bis 10. November ___ 118
Markt _____________________________ 119
Lesesaal
SCHWERPUNKT: Streitfall Gebühren
Gleichklang – Missklang – Schweigen /
Bibliothekarische Gebührendiskurse in
der Bundesrepublik Deutschland zwischen
1950 und 2010 (Christof Capellaro) ____ 122
Das Lesen nicht bestrafen! / In Heikendorf kämpft ein Freundeskreis erfolgreich
gegen die Einführung von BüchereiGebühren (Heidrun Klausner) _________ 128
w
Ausland
Interkulturelle Bibliotheksarbeit in Madrid /
Workshop mit spanischen KollegInnen –
Spanien ist Gastland beim Bibliothekskongress in Leipzig (Susanne Krüger) ___ 107
Buchmesse Leipzig:
Freikarten für FaMI-Azubis ____________ 114
Bau
Das Neue verbindet sich mit dem
Alten / Wiedereröffnung der Oberösterreichischen Landesbibliothek (Linz)
nach Sanierung und Erweiterung
(Christian Enichlmayr) ________________ 154
–B
Bildungspartner Bibliothek
PAPALAPAP-Aktionskisten begeistern
Kindergartenkinder / Neues Angebot
der StadtBibliothek Köln zur Sprachund Leseförderung (Annette Beltermann,
Sarah Weber) _______________________ 101
In Hamburg entsteht ein neues Schulbibliotheksnetz / Vollzeitstelle für bibliothekarische Fachkraft an jeder PilotSchule – SBA übernimmt Koordination
(Ingrid Lange-Bohaumilitzky) __________ 102
Erfolgreiche Modellprojekte / dbv-Kommission nimmt verstärkt Jugendliche ins
Visier – Aktion »Lesen im Sommer« wird
ausgedehnt (Kerstin Keller-Loibl) _______ 103
mund macht gute Erfahrungen
(Hans-Christian Wirtz) _______________ 142
Praxis
Juniorenfirma – learning by doing /
Ein Ausbildungskonzept auch für
Bibliotheken? (Karin Klingbeil) _________ 146
–u
Tarifverhandlungen
»Wir müssen weiter für unsere Forderungen kämpfen!« / Leistungsgerechte Bezahlung: Tarifexperte Wolfgang Folter
hält im BuB-Interview eine Abschaffung
der Bibliotheks-Fallgruppen für möglich __ 99
Auszeichnung: Anerkennung für ehrenamtliches Engagement / Katholische
Öffentliche Bücherei Wortschatz in Höchst
erhält Hessischen Bibliotheksförderpreis __113
.B
Foyer
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98
98
Wenn wir den Nutzern ans Portemonnaie
müssen… / Deeskalation an der Verbuchungstheke – Tipps für die Praxis
(Martin Eichhorn) ___________________ 130
Bibliotheksfinanzierung durch Benutzungsgebühren? / Überlegungen an der
Universitätsbibliothek Hohenheim
(Karl-Wilhelm Horstmann) ____________ 133
Positive Zwischenbilanz nach heftigen
Startproblemen / Die Bibliotheksgebührenordnung der Universität Konstanz –
Eine Geschichte in Fortsetzungen
(Petra Hätscher) _____________________ 136
Information digital
Antworten rund um die Uhr / Die
Deutsche Internetbibliothek als kooperatives Angebot – Mitstreiter gesucht
(Erwin Miedtke) _____________________ 138
Schnelle Schnittstelle zum Kunden /
EZProxy für den authentifizierten Fernzugriff – Stadt- und Landesbibliothek Dort-
Magazin
Fachliteratur
Umstätter, Walther: Zwischen Informationsflut und Wissenswachstum.
Bibliotheken als Bildungs- und Machtfaktor der modernen Gesellschaft
(Joachim Eberhardt)__________________ 160
Kauert, Michael: Das Leistungsschutzrecht des Verlegers. Eine Untersuchung
des Rechtsschutzes der Verleger unter
besonderer Berücksichtigung von
§ 63a UrhG (Eric W. Steinhauer) _______ 162
Seng, Astrid: 10 Jahre FaMI-Ausbildung
in Deutschland. Fachrichtungsübergreifende Studie zum beruflichen Verbleib der
Absolventen (Karin Holste-Flinspach) ___ 163
Blickpunkt Internet
Mit Monitoring einen Schritt voraus /
Systematische Überwachung: Im Netz
Relevantes über die eigene Institution
finden (Jürgen Plieninger) _____________ 169
Aus dem
Berufsverband
Einladung zur BIB-Mitgliederversammlung
am 18. März 2010 in Leipzig. – Aus den
Landesgruppen: Ergebnisse des Seminars
zum Zeitmanagement (Baden-Württemberg)
• Aufruf zur Kandidatur für die Vorstandswahl
2010/2013 der Landesgruppe Baden-Württemberg • Studienfahrt Wien 2009 (Mecklenburg-Vorpommern) • Rückblick auf die
Fortbildung zur Entwicklung und Sicherung
von Auskunftsqualität (Nordrhein-Westfalen)
• Rückblick 2009 (Saarland). – Service:
Mitgliedernachrichten ________________ 168
Editorial ____________________________ 99
Impressum _________________________ 132
Summary · Résumé __________________ 166
Stellenmarkt ________________________ 174
BuB | 62 (2010) 02
Foyer | BuB
Tarifverhandlungen
Tarifverhandlungen
»Wir müssen weiter für
unsere Forderungen kämpfen!«
e
Leistungsgerechte Bezahlung: Tarifexperte
Wolfgang Folter hält eine Abschaffung der
Bibliotheks-Fallgruppen für möglich
Ende 2009 haben Gewerkschaften und die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL)
intensiv über die Entgeltordnung des TV-L, also über die
Eingruppierungsmerkmale
verhandelt. Am 9. Dezember
wurden diese Verhandlungen
ohne Ergebnis unterbrochen.
Hauptstreitpunkte sind die
durch den TV-L weggefallenen
Bewährungsaufstiege und die
veralteten Tätigkeitsmerkmale,
die die Eingruppierung im BAT
bestimmten. Warum eine Modernisierung dieser Merkmale
für alle Bibliotheksbeschäftigten von großer Bedeutung ist,
erklärt Tarifexperte Wolfgang
Folter im Interview mit BuBRedakteur Bernd Schleh.
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–u
Vor einem Monat, am 12. Januar, hat ein Erdbeben die Karibikinsel Hispaniola erschüttert und verheerende Zerstörungen in Haiti angerichtet. Mehr als 150 000 Menschen kamen
ums Leben. Die Schäden an Gebäuden und Infrastruktureinrichtungen, vor allem in der Hauptstadt Port-au-Prince, sind
enorm.
Nachdem die vergangenen vier Wochen in erster Linie
von Sofortmaßnahmen zur Rettung und Unterstützung der
verletzten und traumatisierten Menschen geprägt waren,
geht es inzwischen um den Wiederaufbau des Landes – an
dem sich auch Bibliothekare aus aller Welt beteiligen. Neben
privaten Initiativen gibt es derzeit zwei internationale
Organisationen, die die fachliche Hilfe für Bibliotheken in
Haiti koordinieren:
 »Libraries Without Borders« ist eine private Hilfsorganisation, die versucht, über den Aufbau und die Unterstützung
von Bibliotheken weltweit die Analphabetenrate zu senken
und Bildung auch armen Menschen zugänglich zu machen.
In Haiti betreut die Organisation über ihren französischen
Ableger »Bibliothèques Sans Frontières« bereits seit Längerem Bibliotheksprojekte. Wer diese Arbeit unterstützen und
beim Wiederaufbau helfen möchte, kann entweder direkt
Geld spenden oder aber französischsprachige Bücher. Nähere
Informationen, beispielsweise zur Art der benötigten Bücher,
gibt es unter www.librarieswithoutborders.org/haiti.php.
 Das »International Committee of the Blue Shield« (ICBS)
ist eine internationale Vereinigung, deren Ziel die Verbesserung des Schutzes von Kulturgütern vor den Auswirkungen
von Kriegen und Katastrophen ist. Die Organisation versucht aktuell, den Einsatz von ausländischen Experten in
Haiti aus den Bereichen Archiv, Dokumentation, Architektur
und Bibliothekswesen zu koordinieren. Bibliothekare, die
ihr Fachwissen und ihre Arbeitskraft für den Wiederaufbau
der zerstörten Bibliotheken vor Ort einsetzen möchten,
können ihre Hilfe auf einem Online-Formular anbieten:
http://haiti2010.blueshield-international.org/.
Das ICBS wird von Fachverbänden aus den Bereichen Archivierung, Museumswesen und Denkmalpflege sowie vom
internationalen Bibliotheksverband IFLA (International Federation of Library Associations an Institutions) getragen. Gegründet wurde die Vereinigung 1996 infolge der massiven
Kulturgutzerstörungen während des Krieges im ehemaligen
Jugoslawien, allen voran der Bombardierung der Altstadt
von Dubrovnik.
In 14 Ländern haben engagierte Kultur-Fachleute inzwischen Nationalkomitees eingerichtet. Der einzige größere
EU-Staat, der noch durch Abwesenheit glänzt, ist Deutschland. Der Aufbau eines nationalen ICBSKomitees ist aber in Vorbereitung.
Dazu werden Mitstreiter gesucht. Wer
sich beteiligen möchte, findet unter
http://blauesschild.de/index.html
weitere Informationen.
Bernd Schleh (BuB-Redakteur)
BuB | 62 (2010) 02
Der erste Teil der Lösung
besteht darin, dass wir zumindest wegkommen müssen von
Kriterien wie Bestands- und
Ausleihzahlen, Unterstellungsverhältnissen und Ähnlichem.
Dies entspräche auch der 1993
von den gewerkschaftlich organisierten Bibliotheksbeschäftigten aufgestellten und seitdem
immer wieder bekräftigten
Forderung, die »speziellen Tätigkeitsmerkmale« zu streichen
und uns nach den »Allgemeinen
Fallgruppen«, wie sie im Verwaltungsbereich angewandt werden, einzugruppieren.
Der zweite Teil der Lösung
könnte in einem ganz neuen,
eher analytischen Verfahren der
Stellenbewertung liegen, wie es
das »ver.di-Modell einer neuen Entgeltordnung« von 2007
vorsieht. Dann würden auch
ganz neue Kriterien, wie zum
Beispiel soziale Kompetenz oder
psychische Belastung, bei einer
Eingruppierung berücksichtigt.
Wir müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass alle Modelle,
schönen Forderungen und Ideallösungen unserer und anderer
Berufsgruppen derzeit insofern
utopisch sind, als sich die Tarifparteien im Länderbereich am
1. März 2009 darauf geeinigt
haben, zunächst lediglich die
alte BAT-Vergütungsordnung
ein bisschen zu entrümpeln und
dann wieder neu in Kraft zu setzen. Versuchsweise soll daneben
in ausgewählten Einrichtungen
ein anderes Modell, wohl das
»ver.di-Modell«, erprobt und
nach eineinhalb Jahren einer
Auswertung unterzogen werden.
.d
Hilfe für Haiti
–B
Editorial
BuB: Herr Folter, warum ist eine
Neuregelung der Entgeltordnung,
und hier vor allem die Anpassung
der Eingruppierungsmerkmale, so
wichtig?
Wolfgang Folter: Dafür sind
mindestens zwei Gründe zu
nennen: Die neuen Manteltarifverträge TVöD und TV-L sind
ohne eine neue Entgeltordnung
einfach unvollständig. Dass
beide Teile untrennbar zusammengehören, war von Anfang
an klar, wurde so auch vereinbart und ist nun seit vier Jahren
überfällig.
Und speziell aus unserer Sicht
als Bibliotheksbeschäftigte: Seit
mindestens 1971 fordern wir
Verhandlungen, weil gerade unser Bereich von völlig veralteten
und irrelevanten Tätigkeitsmerkmalen bestimmt ist, mit
denen in der Praxis nicht den
heute geforderten Qualifikationen entsprechend eingruppiert
werden kann.
Wie ist der derzeitige Stand der
Verhandlungen?
Welche Lösung würden Sie als TaDer Vollständigkeit halber sei
rifexperte empfehlen?
erwähnt, dass ja auch im TVöD-
99
BuB | Foyer
Tarifverhandlungen
.B
Was würde es für den Berufsstand
bedeuten, wenn die inhaltlich
veralteten Beschreibungen von Bibliotheksaufgaben aus den Sechzigerjahren fortgeschrieben würden?
Wenn es denn wenigstens
überhaupt »Beschreibungen von
Bibliotheksaufgaben« wären …
Die Unsäglichkeit dieser
Merkmale sehe ich vor allem darin, dass sie so gut wie gar nichts
mit Anforderungen und Qualifikation zu tun haben: Zum
Beispiel kann die Erledigung
e
nach der TVöD-Tarifrunde geht
es auch bei den Ländern weiter,
wenn nicht sogar früher. Das
heißt aber auch, dass weiterhin
um Vc und IVa BAT sowie um
Sind von der Neuregelung nur unsere eigentliche Forderung,
Bibliothekare oder auch andere die Abschaffung der BiblioAngestellte im öffentlichen Dienst theks-Fallgruppen, gekämpft
werden muss.
betroffen?
Es geht generell um eine neue
Entgeltordnung, die für den Wird eine Einigung bei den LänLänderbereich sowohl die BAT- dern automatisch auf Bund und
Vergütungsordnung wie auch Kommunen übertragen?
Nein, automatisch auf keinen
übrigens das Lohngruppenverzeichnis der ArbeiterInnen ablö- Fall. Wie ja leider schon TVöD
sen würde, es sind also alle Beru- und TV-L zeigen, meint ja jeder
fe und alle Landesbeschäftigten der drei öffentlichen Arbeitgeber, zumindest einige eigene
betroffen.
Steckenpferde reiten zu müssen.
Wie schätzen Sie die weitere Ent- Aber eine neue Entgeltordnung
der Länder würde sicher einen
wicklung ein?
Von einem »Abbruch der ganz massiven Druck auf den
Verhandlungen«, wie es die TVöD-Bereich ausüben, dort
TdL darstellte, würde ich nicht ebenfalls zu einem Ergebnis zu
sprechen. Ich denke, spätestens kommen.
w
Der TVöD ist seit 2005 in Kraft
– seither gab es von bibliothekarischer Seite keine offiziellen Vorschläge für eine künftige Entgeltordnung. Haben die Verbände die
Entwicklung verschlafen?
Ich halte nichts von hoch spezialisierten Entwürfen für eigene Bibliotheks-Fallgruppen. Die
wären in zehn Jahren auch wieder überholt – und wir als kleine
und gewerkschaftlich nicht besonders gut organisierte Berufsgruppe könnten dann abermals
30 Jahre um neue Verhandlungen betteln. Sinn macht es
meiner Meinung nach nur, die
Tätigkeitsmerkmale möglichst
allgemein zu halten, und mit
einer großen Zahl von davon
Betroffenen mitzuschwimmen
– sei es durch die Anwendung
der »Allgemeinen Fallgruppen«
oder die Einführung des »ver.
di-Modells«. Diese Vorschläge
liegen aber seit Langem auf dem
Tisch und wurden zum Beispiel
von der Kommission Eingruppierung und Besoldung (KEB)
des Berufsverbandes Information Bibliothek (BIB) auch immer
wieder bekräftigt – von daher
würde ich den Verbänden keinen Vorwurf machen.
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Bei der Ausbildung der Bibliothekare gab es in vergangener
Zeit große Veränderungen: Die
Trennung zwischen Öffentlicher
und wissenschaftlicher Bibliothek
besteht so nicht mehr, außerdem
wurden die neuen Abschlüsse
Bachelor und Master eingeführt.
Werden diese Entwicklungen in
der Diskussion um die neue Entgeltordnung berücksichtigt?
Wenigstens das wurde bis
Mitte Dezember erreicht: Zwar
stehen im derzeitigen Entwurf
immer noch die »Diplombibliothekare« drin, und auch getrennt nach ÖB und WB, da die
alte Vergütungsordnung ja möglichst wenig geändert werden
soll – aber diese Formulierung
wurde um den »vergleichbaren
(Fach-) Hochschulabschluss«
ergänzt.
Diplom-Bibliothekar
Wolfgang
Folter ist seit 1973 in der Stadtund Universitätsbibliothek Frankfurt am Main (damals StUB) beschäftigt. Von 1981 bis 2004 war
er dort Personalrats-Vorsitzender, mit Eingliederung der StUB im
Jahr 2005 in die Goethe-Universität Frankfurt ist er in den Uni-Personalrat gewechselt. Darüber hinaus ist Folter in der Gewerkschaft
ver.di aktiv, insbesondere in Bibliotheks- und Tariffragen. Seit 1987
ist er Mitglied im Berufsverband
Information Bibliothek (BIB), 2003
Mitglied der BIB-Kommission Eingruppierung und Besoldung (KEB).
Er hat zahlreiche Seminare zu BAT
/ TVöD / TV-L / TV-H und zu Eingruppierungsfragen durchgeführt.
– Kontakt: [email protected]
furt.de
–B
der Aufgaben in einer OPL, für
die jemand ständig das gesamte
Ausbildungswissen vorhalten
muss, durchaus schwieriger sein
als eine eher routineartige Arbeit in einer großen Bibliothek
mit sehr spezialisierten Stellen
– aber die Eingruppierung ist
von der Bibliotheksgröße abhängig. Andererseits wiederum
gibt es gerade in großen Bibliotheken und Verbünden heutzutage Aufgaben, die weit über das
»klassisch Bibliothekarische«
hinausgehen, aber wegen der
einengenden »Speziellen Tätigkeitsmerkmale« nicht adäquat
honorierbar sind.
w
Bereich, also kommunale Arbeitgeber und Bund, Verhandlungen laufen – dort treffen sich
die Tarifparteien seit Jahren alle
paar Monate einmal und gehen
wieder ergebnislos auseinander …
Die Verhandlungen für den
TV-L-Bereich sind Mitte September 2009 mit einem enormen Zeitdruck gestartet worden
und sollten eigentlich bis Weihnachten beendet sein. Kurz vorher wurden sie allerdings ohne
neue Terminvereinbarung unterbrochen, zum einen wegen
derzeit nicht vereinbarer Positionen, zum anderen wegen des
zeitlichen Zusammenhangs mit
der beginnenden TVöD-Tarifrunde, in der das Thema »Entgeltordnung« auch eine Rolle
spielt.
Neben vielen anderen offenen Themen ist auch unsere
grundsätzliche Frage »Eingruppierung von Bibliotheksbeschäftigten nach speziellen oder
den allgemeinen Fallgruppen«
noch nicht entschieden. Hinzu
kommt ein fast noch gravierenderes Problem, das ebenfalls
noch der Lösung harrt: Da es
bei den Verhandlungen ja nur
um die Überarbeitung der BATVergütungsordnung gehen sollte, wurde dort völlig übersehen,
dass unser Bereich auch von
zwei wichtigen außertariflichen
Eingruppierungen »lebt«, der Vc
BAT (ÖB und WB) und der IVa
BAT (WB). Wenn nur die Vergütungsordnung durchgearbeitet wird, lassen sich diese Eingruppierungen natürlich nicht
aufspüren, da sie auf einer nur
protokollierten Einigung der
Arbeitgeber von 1970 beruhen.
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100
Der Aufschrei der Verbände kam
erst Ende November 2009, wenige Tage bevor die Tarifpartner die
neue Entgeltordnung regeln wollten. War es da schon zu spät? Hätte mehr erreicht werden können,
wenn sich die Verbände früher zu
Wort gemeldet hätten?
Auch hier: »Freispruch«! Die
Verhandlungen wurden von
vornherein mit einem sehr eingeengten Ziel geführt, es könnte
bezeichnet werden mit: »Veränderungen der Vergütungsordnung nur dort, wo unbedingt
nötig«. Daher hätte es sowieso
keine Chancen gegeben, etwa
durch frühere oder ausführlichere Stellungnahmen eine
intensivere Diskussion herbeizuführen. Eine Bereitschaft zu
umfassenderen Reformen ist
derzeit einfach nicht gegeben –
eine Abschaffung der speziellen
Fallgruppen wäre meiner Meinung nach schon ein Riesenerfolg, der aber auch immer noch
möglich ist.
BuB | 62 (2010) 02
Foyer | BuB
Bildungspartner Bibliothek
Bildungspartner Bibliothek
PAPALAPAP-Aktionskisten
begeistern Kindergartenkinder
.d
–B
Kreativer Zugang zur
Mediennutzung
.B
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Den vielen Kindergartengruppen, die spontan oder regelmäßig eine Bibliothek besuchen,
wird ein kreativer, handlungsund erlebnisorientierter Zugang
zur Mediennutzung angeboten.
Die PAPALAPAP-Aktionskiste ist ein praktisches Instrument, das bei Bibliotheksbesuchen sofort und unkompliziert
eingesetzt werden kann. Die
Kiste enthält zwölf Bilderbücher
und dazu passendes Aktionsmaterial, wie zum Beispiel Quiz-,
Mal- und Liedervorlagen, Puzzle- und Bewegungsspiele oder
entsprechende Hörbücher.
Bei der Auswahl der Buchtitel wurde darauf geachtet, dass
Titel und Themen das Vorschulprogramm der Kindergärten
(Buchstaben, Zahlen, Formen
und Farben) sinnvoll begleiten.
Doch auch die jüngeren Kinder
werden konkret mit Titeln angesprochen, die ihre eigene Erlebniswelt erfassen.
w
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Neben einem wechselnden Aktionsangebot werden die Kinder
vor allem durch das Basisinstrument PAPALAPAP-Malbuch
breit und dauerhaft erreicht.
Jedes junge Mitglied der Bibliothek kann kostenlos in allen
Einrichtungen sein individuelles Malbuch erhalten. In diesem
bunt gestalteten Heft setzen die
Kinder malend um, was ihnen
von den Eltern, in der Bibliothek
oder im Kindergarten vorgelesen wird. Durch diese intensive
Auseinandersetzung mit den
ersten Lese- und Vorleseerlebnissen werden Kreativität und
Vorstellungskraft nachweislich
gestärkt.
Das PAPALAPAP-Malbuch
soll auch zum stolzen Präsentieren im Freundes- und Familienkreis animieren. Besonders
lohnend ist jedoch ein Vorzeigen
in der Bibliothek. Für die Bilder
bekommen die Kinder nämlich
kleine Preise als Motivationsanreiz – eine einfache pädagogische Maßnahme mit großer
Wirkung. Sind die Kinder erst
einmal dabei, überwiegt bei den
meisten der Spaß an der Sache.
Außerdem werden sie in frühester Jugend spielerisch an die Bibliothek gebunden und lernen in
einem entscheidenden Alter, die
vielfältigen Angebote einer Öffentlichen Bibliothek zu nutzen.
Kundengewinnung und -bindung an den »Ort« Bibliothek
mit seinen professionellen Bildungs- und Wissensangeboten
sind vorrangige Ziele der Kölner Bibliothekspolitik. Dies gilt
auch für die Konzeption der
Sprach- und Leseförderungsprojekte. Gleich zu Beginn der
Projektphase von PAPALAPAP
wurden Synergien zu allen alterskonformen Bildungseinrichtungen ausgebaut. Dabei sind
die über 500 Kindergärten in
Köln naturgemäß die wichtigsten Ansprech- und Kooperationspartner.
Gerade in den Kindergärten
bildet die Sprach- und Leseförderung eine entscheidende
Säule der Bildungsarbeit. Mit
dem Besuch des Kindergartens öffnet sich für die Kinder
eine ganz neue Welt. Das Land
Nordrhein-Westfalen führt seit
2007 für alle vierjährigen Kin-
w
Sprache und Lesen sind der
Schlüssel zu Bildung und
Wissen. Die Sprach- und
Leseförderung der Kinder und
Jugendlichen gehört daher
zu den vordringlichen Aufgaben der StadtBibliothek Köln.
Initiativen wie »Leseclub«,
»Ran ans Lesen«, »LeseWelten«, »Bücherbabys« bis hin
zu Bibliotheksrallyes, Klassenund Kindergartenführungen
sind regelmäßige und stark
frequentierte Angebote in der
Zentralbibliothek und den elf
Stadtteilbibliotheken. Bereits
seit einigen Jahren macht die
Bibliothek gute Erfahrungen mit
ihrem Angebot PAPALAPAP, einer Initiative zur frühkindlichen
Sprach- und Leseförderung für
Kinder ab drei Jahren.
BuB | 62 (2010) 02
In jeder Bibliothek ist neben
der Aktionskiste auch eine Materialkiste mit farbigen Malblättern, Scheren, Buntstiften und
Anspitzer vorhanden. Ein Ordner mit Malvorlagen passend zu
den Büchern, farbigen Sitzkissen, ein Moosgummi-Buchstaben-Set und ein Musikinstrumente-Set gehören ebenfalls zur
Ausstattung.
Im vergangenen Jahr fanden
unter dem Titel »Erlebnis Bibliothek – Methoden und Konzepte
für den Besuch einer Kindergartengruppe in der Bibliothek«
mehrere Fortbildungsveranstaltungen in der Zentralbibliothek
und den Stadteilbibliotheken
statt. Neben Bibliothekseinführungen, Katalogrecherchen,
Präsentationen geeigneter Medien und Hinweisen auf didaktische Fachliteratur wurde den
Erzieherinnen und Erziehern
auch die PAPALAPAP-Aktionskiste vorgestellt.
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Neues Angebot der StadtBibliothek Köln zur
Sprach- und Leseförderung
der Sprachstandserhebungen
durch, die unter dem Begriff
»Delfin4« bekannt sind.
Vor diesem Hintergrund
erweiterte die StadtBibliothek
Köln ihre Initiative um ein neues Modul: die PAPALAPAP-Aktionskiste. Die Aktionskiste enthält Materialien mit konkreten
Vorschlägen für ein selbstständiges Erkunden einer Öffentlichen Bibliothek im Rahmen
der Sprach- und Leseförderung
(siehe hierzu auch: www.stbibkoeln.de/papalapap).
PAPALAPAP: Die Kiste enthält zwölf Bilderbücher und dazu passendes
Aktionsmaterial.
Foto: StadtBibliothek Köln
Gute Erfahrungen
Die Resonanz der Kindergärten
ist bisher sehr positiv. Die Bücher in den Kisten werden regelmäßig ausgetauscht beziehungsweise das Programm der Kisten
erweitert. So können auch die
Gruppen, die schon alle zwölf
Bücher bearbeitet haben, weiterhin an der Aktion teilnehmen.
Das Modul Aktionskiste
kommt auch der personell angespannten Situation in den
Bibliotheken entgegen. Der
Arbeitsaufwand
beschränkt
sich lediglich darauf, den Erzieherinnen und Erziehern die
Material- und Aktionskisten
auszuhändigen beziehungsweise auf die Nutzungsmöglichkeit
aufmerksam zu machen. Der
Bibliotheksbesuch mit der
Gruppe kann dann kreativ nach
den jeweiligen Bedürfnissen gestaltet werden.
In diesem Jahr wird die
Fortbildung in leicht modifizierter Form erneut angeboten,
um weitere Erzieherinnen und
Erzieher auf das Angebot der
Stadtbibliothek aufmerksam zu
machen.
Annette Beltermann,
Sarah Weber
101
BuB | Foyer
Bildungspartner Bibliothek
Bibliothekarischen Fachkraft
als Leitung
Die BSB hat allen neun Schulen
eine Vollzeitstelle für eine bibliothekarische Fachkraft zur Verfügung gestellt, und alle Schulleitungen haben inzwischen
diese Stelle mit einer bibliothekarischen Kraft oder einem/
einer FaMI besetzt. Diese Leitung vor Ort soll den EDV-gestützten Bibliotheksbetrieb gewährleisten, die Honorarkräfte
oder ehrenamtlichen Mitarbeiter für den Ausleihbetrieb während der umfangreichen Öffnungszeiten koordinieren und
ist für die Präsentation des Medienbestands verantwortlich.
Ihre Hauptaufgabe ist aber,
die Schulbibliothek als einen
zentralen Lehr- und Lernort im
Schulbetrieb zu verankern, das
heißt interaktive Bibliothekseinführungen für alle Jahrgangsstufen zu erarbeiten und
zu institutionalisieren, sich aktiv in den bibliotheksgestützten
Unterricht einzubringen und
das pädagogische Kollegium zur
Medienergänzung, zu Projektund Profilunterricht sowie zur
unterrichtlichen Nutzung der
Schulbibliothek zu beraten.
Damit sich die Fachkraft vor
Ort dieser schwierigen Aufgabe angemessen widmen kann,
übernimmt die SBA auch im
laufenden Betrieb wesentliche
zentrale Bibliotheksdienste. Sie
führt weiterhin die Medienbeschaffung durch (auf der Basis
regelmäßiger
elektronischer
Bestelllisten) und stellt die Medien den Schulbibliotheken
ausleihfertig bearbeitet zur Verfügung, inklusive Katalogdaten
und sachlicher Erschließung.
Damit gewährleistet sie auch die
Recherche im Opac und im online zugänglichen Katalog der
Schulbibliotheken.
–u
Die SBA als zentrale
Servicestelle
.B
Die Schulbibliothekarische Arbeitsstelle (SBA) der Bücherhallen Hamburg fungiert von Anfang an als zentrale Servicestelle
und gewährleistet dadurch ein
Schulbibliotheksnetz mit hohem Qualitätsanspruch.
Die SBA hat im letzten Jahr
die Schulleitungen vor Ort bezüglich der Umbaumaßnahmen
für die Bereitstellung der Bibliotheksräume beraten und in
Kooperation mit der ekz für jede
Schulbibliothek ein Raumkonzept hinsichtlich Medienpräsentation, Recherche- und Arbeitsbereich, Kommunikations- und
Ausleihzone entwickelt. Sie hat
die Kaufaufträge für die Grundeinrichtung abgewickelt und
nimmt die fachgerechte Einrichtung ab. Die SBA hat außerdem den Startbestand zusammengestellt und erworben und
stellt ihn den Schulbibliotheken
ausleihfertig bereit.
Die EDV-Abteilung der Bücherhallen Hamburg organisiert
den Aufbau eines technischen
EDV-Netzwerkes für dieses
Projekt. Es ist beabsichtigt,
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Der Hamburger Koalitionsvertrag zwischen CDU und Grünen aus dem Jahr 2008 sieht deshalb in Zusammenhang mit der
großen Schulreform die Neueinrichtung von Schulbibliotheken in enger Zusammenarbeit
mit der Stiftung Hamburger
Öffentliche Bücherhallen (Bücherhallen Hamburg) vor. Mittelfristig sollen an allen Schulen
Schulbibliotheken eingerichtet
werden. Als Pilotprojekt wurde
der Aufbau eines Schulbibliotheksnetzes von insgesamt neun
Schulbibliotheks-Prototypen an
Grundschulen, Gesamtschulen
und Gymnasien beschlossen.
Diese Schulbibliotheken sind
schwerpunktmäßig als multimediale
Arbeitsbibliotheken
konzipiert und damit als Lernort für individualisiertes, selbst
verantwortetes Lernen.
Für dieses Pilotprojekt erhalten die Bücherhallen Hamburg
von der Behörde für Schule und
Berufsbildung (BSB) eine Gesamtzuwendung von 602 000
Euro im Jahr 2009 und 173 000
Euro im Jahr 2010. Die Mittel sind jeweils auf das nächste
Jahr übertragbar. Die Kosten
eingerechnet, die der Bildungsbehörde entstehen, sind circa
drei Millionen Euro für diese
zweijährige Pilotphase veranschlagt worden. Im Rahmen
eines Anschlussprojekts und auf
der Grundlage einer Evaluation
durch die Universität Hamburg
soll dieses Schulbibliotheksnetz
ab 2012 ausgeweitet werden.
Das Projekt sieht eine einheitliche Struktur der Prototypen
vor. Die Bibliotheksräume werden mit einem Regalsystem der
ekz bestückt, der Startbestand
ist – natürlich schulformbezogen – weitgehend standardisiert.
Die Schulbibliotheken werden
mit einem fachgerechten EDVNetzwerk (Katalog und Ausleihverwaltung) auf der Basis
einer einheitlichen Bibliothekssoftware arbeiten können.
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Zeitgemäße Schulbibliotheken,
die mit ihren Medien und ihrem
Service in das pädagogische
Konzept der Schule und den
Schulalltag eingebunden sind,
fördern nicht nur die Lesemotivation und -kompetenz der
Schüler, sondern ermöglichen
ihnen zugleich einen effektiven
Umgang mit Medien und Informationen und befähigen sie zur
Bibliotheksnutzung.
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Vollzeitstelle für bibliothekarische Fachkraft an jeder
Pilot-Schule / SBA übernimmt Koordination
Außerdem beraten und informieren die SBA-Kollegen die
einzelnen Schulbibliotheken regelmäßig vor Ort zur Betriebsorganisation, zur Anwendung des
technischen Netzwerks und bei
der Vermittlung von Informationskompetenz.
Zwar ist die räumliche und
mediale Ausstattung einer
Schulbibliothek gemäß bibliotheksfachlichen Standards eine
maßgebliche Voraussetzung für
die Funktionalität einer Schulbibliothek, aber entscheidend
hierfür bleibt letztendlich die
pädagogische und bibliothekarische Qualifikation ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Deshalb werden das Landesinstitut für Lehrerbildung und
Schulentwicklung und die SBA
im Rahmen eines Fortbildungsprogramms regelmäßige Treffen der Bibliotheksfachkräfte,
der Verbindungslehrer für die
Schulbibliothek und der SBAKollegen initiieren. Neben dem
kontinuierlichen
Austausch
werden in diesen Aus- und
Weiterbildungsveranstaltungen
Trends in Bereichen Schulbibliothekswesen, Medienmarkt
und
Unterrichtsentwicklung
vermittelt werden.
.d
In Hamburg entsteht ein neues
Schulbibliotheksnetz
Ausleihe und Katalog über eine
Anbindung an den Verbundkatalog Öffentlicher Bibliotheken
(ÖVK) zu realisieren. In allen
neun Schulbibliotheken (als Filialen) und in der SBA (als zentraler Servicestelle) soll das System Pica-LBS4 (LBS) eingesetzt
werden.
–B
Bildungspartner Bibliothek
w
102
Fazit
Der entschiedene politische
Wille und das Bereitstellen von
nennenswerten Finanzressourcen des Hamburger Senats sind
zwar wahre Pfründe für das
Gelingen des sehr anspruchvollen Projekts. Die Kooperationspartner aus der BSB, von
den Bücherhallen Hamburg
und die Schulleitungen müssen
sich aber immer wieder den sehr
ungewohnten Anforderungen
stellen. Wie soll beispielsweise
die für Baumaßnahmen oder
technische Ausstattung zuständige Abteilung des Schulamts
Überzeugungstäter in Sachen
Schulbibliothek sein? Plötzlich
finden sich Schulleitungen in
Bewerbergesprächen mit Bibliotheksfachkräften wieder – und
so weiter.
Ingrid Lange-Bohaumilitzky,
Stiftung Hamburger
Öffentliche Bücherhallen
BuB | 62 (2010) 02
Foyer | BuB
Bildungspartner Bibliothek
Bildungspartner
Bibliothek
e
Erfolgreiche
Modellprojekte
–B
Es gibt immer mehr innovative Ansätze in der Jugendbibliotheksarbeit, die auf das neue Medienverhalten der
Zielgruppe ausgerichtet sind, zum Beispiel in der @hugo Jugendmedienetage der Hugo-Heimann-Bibliothek
in Berlin-Mitte.
Foto: Stadtbibliothek Berlin-Mitte
–u
In den »Richtlinien für die
Bibliotheksarbeit mit Jugendlichen« der IFLA heißt es:
»Jugendliche haben ein Recht
auf Bibliotheksangebote,
die denen für andere Altersgruppen qualitativ in nichts
nachstehen. Daher sollte jede
Bibliothek Dienstleistungen für
Jugendliche als Bestandteil ihres
Kernangebotes einführen.«1 Die
Jugendbibliothek stellt einen
eigenständigen Übergangsbereich zwischen der Kinder- und
der Erwachsenenbibliothek dar
und bietet allen Jugendlichen
des Einzugsgebietes spezielle
Medien und Dienstleistungen
für die Bereiche Bildung, Information, Kultur und Freizeit an.
.d
dbv-Kommission
nimmt verstärkt Jugendliche ins Visier / Aktion
»Lesen im Sommer«
wird ausgedehnt
1 Richtlinien für die Bibliotheksarbeit mit Jugendlichen: www.
digitale-chancen.de/transfer/
downloads/MD469.pdf
2 Siehe dazu: Kerstin Keller-Loibl:
Handbuch Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit, Bad Honnef,
2009, Seite 107 ff.
3 Aus der Expertengruppe Kinderund Jugendbibliotheken schieden
im Juli 2009 nach sechsjähriger
Tätigkeit Ute Hachmann (Stadtbibliothek Brilon), Karin Rösler
(Stadtbücherei Stuttgart) und Susanne Brandt (Gemeindebücherei
Westoverledingen) aus. Ihnen sei
an dieser Stelle herzlich für ihre
Arbeit gedankt. Janette Achberger (Hamburger Bücherhallen)
und Prof. Dr. Kerstin Keller-Loibl
(HTWK Leipzig) setzen ihre Arbeit in der Kommission fort.
Neue Mitglieder sind Jochen
Dudeck (Stadtbücherei Nordenham), Ines Hoppe (Stadtbibliothek Chemnitz) und Ronald
Gohr (Stadt- und Landesbibliothek Potsdam). Ute Hachmann
und Prof. Susanne Krüger haben
Gaststatus.
w
w
w
.B
Um Jugendliche zu erreichen,
bedarf es aktueller, zielgruppenspezifischer
Angebote.
Nachdem in den letzten Jahren
innovative Projekte der frühkindlichen Bildung, Leseförderung und der Zusammenarbeit
mit Schulen neue Impulse für
die Bibliotheksarbeit brachten, gilt es nun, den Fokus
verstärkt auf die Einrichtung
von Jugendbibliotheken beziehungsweise
Jugendbereichen
zu legen und die Entwicklung
neuer Dienstleistungen und
Angebote noch stärker an den
Mediennutzungsgewohnheiten
Jugendlicher zu orientieren. Ob
es in Zukunft gelingen wird, die
heranwachsende Generation an
die Bibliothek zu binden, wird
entscheidend von den Angeboten abhängen, die Öffentliche
Bibliotheken und Schulbibliotheken heute Jugendlichen unterbreiten.
Innovative Ansätze in der Jugendbibliotheksarbeit, die auf
das neue Medienverhalten der
Zielgruppe ausgerichtet sind,
gibt es seit einigen Jahren in
Modellprojekten wie zum Bei-
BuB | 62 (2010) 02
spiel der Einrichtung der Dresdner Jugendbibliothek medien@
age, der @hugo Jugendmedienetage in der Hugo-HeimannBibliothek in Berlin-Mitte und
der Hamburger Jugendbibliothek Hoeb4U. Standards und
zukünftige Aufgaben wurden
im »Handbuch Kinder- und
Jugendbibliotheksarbeit«2 definiert und an Modellprojekten
verdeutlicht.
Neben einer modernen Einrichtung und Medienausstattung ist künftig eine kreative
Medienarbeit mit Jugendlichen
sowohl in der Bibliothek wie
auch im virtuellen Raum in
Form von Online-Beratungen,
Blogs oder Diskussionsgruppen
in sozialen Netzwerken von besonderer Bedeutung. Jugendliche wachsen heute in einer medialen Partizipationskultur auf.
Darauf sollte die bibliothekarische Medienvermittlung und
medienpädagogische Arbeit reagieren. Neue Modelle der Partizipation gilt es zu entwickeln
und zu erproben.
Die dbv-Kommission Kinder- und Jugendbibliotheken3
legt aus diesen Gründen in ihrer Amtszeit von 2009 bis 2012
einen besonderen Schwerpunkt
auf die Förderung und Weiter-
entwicklung der Jugendbibliotheksarbeit. Sie berät Bibliotheken bei der Einrichtung
von Jugendbibliotheken beziehungsweise
Jugendbereichen
und regt neue Entwicklungen
in der Medienarbeit an. Zudem verfolgt das Fachgremium
auch weiterhin die Themen
frühkindliche Bildung, Leseförderung und Vermittlung von
Medien- und Informationskompetenz sowie – in Zusammenarbeit mit der dbv-Kommission
Bibliothek und Schule – den
Ausbau der Zusammenarbeit
von Bibliothek und Schule.
Geld vom Bundespräsidenten
Erfreulich ist, dass aktuell zwei
Bibliotheksprojekte für Jugendliche finanziell gefördert werden
konnten. Der Bundespräsident
spendete die Hälfte der Erlöse aus dem Benefizkonzert in
Hamburg 2009 dem Deutschen
Bibliotheksverband für zwei
Projekte, mit denen sich der Verband beworben hatte. Das erste
geförderte Projekt sind die »Medienboxen für Jugendliche«, die
im Rahmen von »Deutschland
liest. Treffpunkt Bibliothek«
vom 6. bis 13. November 2009
an 30 Bibliotheken übergeben
103
BuB | Foyer
Recht
Recht
Chance für Studierende vertan
e
TU Darmstadt unterliegt im Urheberrechtsstreit /
Anachronismus in Zeiten elektronischer Medien
lichkeit, Kopien von Textteilen
zu erstellen, um zuverlässig memorieren und zitieren zu können. Das Landgericht Frankfurt
hatte dies anerkannt. Das OLG
verurteilt die Nutzer nun zum
Abschreiben mit der Hand – in
Zeiten elektronischer Medien,
des Internet und der e-science
ist das ein Anachronismus. Der
eigentliche Sinn des Paragraf
52b, auch auf digitalem Weg
–B
.d
Die Technische Universität
Darmstadt bedauert das Urteil
des Oberlandesgerichts (OLG)
Frankfurt vom 24. November
2009 und die damit nun sehr
eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten der von Bibliotheken eigenständig digitalisierten Medien. Anlass ist ein
seit März vergangenen Jahres
laufender Rechtsstreit zwischen
der TU Darmstadt und dem
Ulmer Verlag zur Auslegung
des neuen Paragrafen 52b des
Urheberrechtsgesetzes (UrhG)
vom 1. Januar 2008.
Wissenschaftliches
Arbeiten mit digitalen Kopien
muss in zeitgemäßer Form
In seiner Entscheidung verbietet
möglich sein.
das OLG Frankfurt, anders als
das Landgericht Frankfurt in
seinem erstinstanzlichen Urteil, wissenschaftliche Texte in monun auch die Möglichkeit des derner, im universitären Umfeld
teilweisen Ausdrucks der digi- längst selbstverständlich gewortalisierten Werke. Das Landge- dener Form verfügbar zu maricht hatte bereits die Erstellung chen, wird damit auf den Kopf
digitaler Kopien (Download) gestellt.
verboten.
Aus Sicht der TU Darmstadt
Grundsätzlich
bestätigt ist der Gesetzgeber gefordert, in
zwar auch das OLG Frankfurt den anstehenden Beratungen
das neugeschaffene Recht der zum Dritten Korb der NovelBibliotheken, in ihrem Besitz lierung des Urheberrechts für
befindliche Druckwerke auch Klarheit zu sorgen. Wissenneueren Datums unabhän- schaftliches Arbeiten mit digitagig von eventuell bestehenden len Kopien muss in zeitgemäßer
Verlagsangeboten zu digitali- Form möglich sein.
sieren. Erlaubt ist auch, die so
Mit den jetzt durch den
gewonnenen Dateien Nutzern Ulmer-Verlag vertretenen, aber
an besonders eingerichteten vor allem auf Drängen des Börelektronischen Leseplätzen in senvereins des deutschen Buchden Räumen der Bibliothek zur handels durchgesetzten BeLektüre zur Verfügung zu stel- schränkungen ist eine sinnvolle
len. Dennoch werden die Rechte Nutzung der durch die ULB der
der Leser nun entscheidend ein- TU Darmstadt produzierten digeschränkt. Das in Paragraf 53 gitalen Medien nicht mehr mögUrhG grundsätzlich verankerte lich.
Recht auf Privatkopie zum wisBis zu einer hoffentlich zeitsenschaftlichen Gebrauch soll gemäßeren Neufassung des Pahier nicht greifen.
ragraf 52b wird die UniversitätsDie Entscheidung hat Folgen und Landesbibliothek Darmfür das Studium und die wis- stadt ihr bisheriges Angebot
senschaftliche Verwendbarkeit deshalb einstellen. Eine Chance,
von digitalen Texten. Wissen- vor allem für die Studierenden,
schaftliches Arbeiten mit Texten ist vertan.
erfordert zwingend die MögTU Darmstadt
–u
den Zielgruppen männliche
Jugendliche und Jugendliche
mit
Migrationshintergrund.
So wurden sowohl Bücher zu
Themen wie Fantasy, Liebe &
Sex sowie leicht lesbare Texte als
auch Mangas, Konsolen- und
PC-Spiele und eine Auswahl an
Spielfilmen und Hörbüchern in
die Auswahlliste aufgenommen.
Diese Empfehlungsliste der dbvKommission für Kinder- und
Jugendbibliotheken steht nun
allen Bibliotheken für die Anschaffung neuer Jugendmedien
zur Verfügung. Ein Download
der Kern- und Ergänzungsliste
ist auf der Homepage des dbv
möglich.4
Das zweite Projekt, das vom
Erlös des Benefizkonzertes des
Bundespräsidenten profitiert,
ist die deutschlandweite Ausbreitung des Sommerleseclubs.
»Summer Reading« ist die ursprüngliche Bezeichnung für
diese Idee aus den USA, die
Schülerinnen und Schüler in
den Ferien gezielt zum Lesen
motivieren will. Nach Deutschland kam diese Projektidee über
die Bertelsmann Stiftung in
die Briloner Stadtbibliothek,
die 2002 erstmals einen Sommerleseclub in Deutschland
durchführte, um dann von den
Bibliotheken Nordrhein-Westfalens mit Unterstützung des
Kultursekretariats aufgegriffen
zu werden.
Auf dem 4. Leipziger
Kongress für Information
und Bibliothek findet unter
Regie der dbv-Kommission
Kinder- und Jugendbibliotheken das dritte Arbeitstreffen
aller Initiativen »Lesen im
Sommer« statt.
.B
Jugendliche wachsen
heute in einer medialen
Partizipationskultur auf.
In den folgenden Jahren hat
sich dieses erfolgreiche Projekt
in vielen Bundesländern etablieren können, so zum Beispiel
der »Julius-Club« in Niedersachsen, der »Lesesommer« in
Rheinland-Pfalz, der »FerienLeseClub« in Schleswig-Holstein
sowie Initiativen in Bremen und
Thüringen. 2009 startete in
Bayern die Initiative »Bock auf
Buch«, die konzeptionell ebenfalls die Idee des Sommerleseclubs aufgreift.
Um die weitere Ausbreitung
dieser Idee in Deutschland zu
befördern, veranstaltete die
dbv-Kommission Kinder- und
Jugendbibliotheken am 5. November 2009 in der Stadt- und
Landesbibliothek Potsdam eine
Fortbildung zur Organisation
und Durchführung von »Leseclubs im Sommer«, in der
das Know-how der vorhandenen Initiativen an interessierte Kolleginnen und Kollegen
aus Bibliotheksfachstellen und
Bibliotheken
weitergegeben
wurde. Für die Neueinrichtung von »Leseclubs im Som-
w
wurden. Die dbv-Kommission
Kinder- und Jugendbibliotheken erarbeitete aus diesem Anlass eine umfangreiche Empfehlungsliste (Kern- und Ergänzungsliste) aktueller Titel für
Jugendliche im Alter von 12 bis
16 Jahren.
Bei der Auswahl der Medien lag der Schwerpunkt auf
w
mer« konnten sich Fachstellen
und
Großstadtbibliotheken
beim dbv bis zum 15. Januar
2010 um finanzielle Mittel bewerben, wenn sie für ihre Region (Bundesland oder Großstädte) den Sommerleseclub
2010 organisieren.
Auf dem 4. Leipziger Kongress für Information und Bibliothek findet unter Regie der
dbv-Kommission Kinder- und
Jugendbibliotheken das dritte
Arbeitstreffen aller Initiativen
»Lesen im Sommer« statt, um
Erfahrungen
auszutauschen
und die weitere Vernetzung der
4 Unter folgender Adresse: www.
Projekte anzuregen.
bibliotheksverband.de/fachgrup
Prof. Dr. Kerstin Keller-Loibl,
pen/kommissionen/kinder-undVorsitzende der dbv-Kommission
jugendbibliotheken/publikatio
nen.html
Kinder- und Jugendbibliotheken
w
104
BuB | 62 (2010) 02
Foyer | BuB
w
w
Der Katalog kann auf mehreren
Wegen benutzt werden, so zum
Beispiel mithilfe einer Suchmaske. Man gibt verschiedene
Begriffe in das Suchfeld ein, das
können Namen von Personen
oder auch Sachbegriffe sein.
Möglich ist auch die Suche mit
alphabetischen Listen: Index
Name, Index Buchtitel, Index
Zeitschriftentitel, Index Schlagwort, Index Reihentitel.
Eine weitere Möglichkeit
bietet der Katalog der Arbeitsgemeinschaft der Gedenkstättenbibliotheken (AGGB),
die seit Oktober 1998 besteht:
www.zeitgeschichte-online.de/
alg-agg/. Er enthält zurzeit die
Bestände von sieben Fachbibliotheken. Im Verzeichnis stehen
Bücher, Aufsätze aus Zeitschriften und Sammelbänden, Broschüren und elektronische Medien. Die vor 1945 erschienene
Literatur ist nicht vollständig im
Katalog enthalten.
In der Kölner Fachbibliothek stehen rund 14 800 Bände.
Dazu zählen sowohl Literatur
zum Nationalsozialismus in
Köln und Umgebung als auch
wichtige Grundlagenpublikationen allgemein zu diesem Thema. Es handelt sich um aktuelle
Literatur, Bücher, Zeitschriften,
aber auch um Examensarbeiten.
Zum Bestand gehören darüber
hinaus Veröffentlichungen zu
BuB | 62 (2010) 02
.d
–B
Recherchen zum Bestand
der Bibliothek im NS-Dokumentationszentrum sind bisher nur
vor Ort möglich gewesen.
Jetzt steht der Katalog unter
www.nsdok.de/ unter dem
Menüpunkt »Bibliothek« auch
online im Internet zur Verfügung. Das NS-DOK aktualisiert
ihn vierteljährlich.
Für Kinder und Jugendliche gibt es spezielle Bücher, die sich meist in literarischer Form mit dem Thema Nationalsozialismus auseinandersetzen.
Foto: Jürgen Seidel
–u
NS-Dokumentationszentrum Köln verbessert
Serviceleistungen
.B
Bibliothekskatalog geht
online
Themen wie Vergangenheitsaufarbeitung, Gedenkstätten
und Rechtsextremismus. Für
Pädagogen gibt es eine Sammlung von Unterrichtsmaterialien, für Kinder und Jugendliche
spezielle Bücher, die sich meist
in literarischer Form mit dem
Thema
Nationalsozialismus
auseinandersetzen.
Außer der aktuellen gibt es
auch zeitgenössische Literatur
und Quellen. Dazu gehören zum
Beispiel Mitteilungsblätter verschiedener NSDAP-Organisationen, der HJFührerdienst oder
Firmenzeitschriften (3 KronenRundschau, Stollwerck-Post).
Sie sind teils im Original, teils
in Kopie vorhanden und sonst
nur schwer zugänglich. Auch
Schulbücher aus der NS-Zeit,
Liederbücher verschiedenster
NS-Organisationen und Sammelalben zählen zum Bestand.
Zeitungen in mikroverfilmter Form wie zum Beispiel der
»Westdeutsche Beobachter«, die
»Kölnische Zeitung«, aber auch
»Das schwarze Korps« und »Der
Angriff« ergänzen die Sammlung.
Sowohl Mitarbeiter des NSDOK als auch Forscher und
die interessierte Öffentlichkeit
können die Fachbibliothek nutzen. Das Personal der Bibliothek
berät alle Bürgerinnen und Bürgern, auch von außerhalb, und
gibt ihnen sachkundige Auskünfte. Viele Dissertationen,
Fach- und Examensarbeiten
haben in den vergangenen 20
Jahren in der Fachbibliothek
eine wichtige Arbeitsgrundlage
gefunden. Die Nutzungszahlen
steigen von Jahr zu Jahr.
Ausleihen sind in der reinen
Präsenzbibliothek nicht möglich. Es stehen jedoch Kopierer
und Readerprinter ebenso zur
Verfügung wie Anschlussmöglichkeiten für Laptops. Die Benutzung der Bibliothek ist kostenlos.
Die Fachbibliothek ist Dienstag bis Donnerstag von 10 bis
16 Uhr und am Freitag von 10
bis 13 Uhr geöffnet. Gruppen
werden um Anmeldung unter
02 21/221-2 63 61 gebeten.
Dieter Maretzky, NS-Dokumentationszentrum Köln
w
Spezialbibliothek
e
Spezialbibliothek
105
BuB | Foyer
Hochschule
Hochschule
Wohnzimmer und Arbeitsplatz
für alle
.d
–B
Gruppenarbeit: Studierende tauschen sich während der Kritikphase über
ihre negativen Erfahrungen mit Bibliotheken aus.
Foto: David Maus, Rembert Wohlers
.B
–u
zu einer weltweiten Universalbibliothek, die für jeden gleichermaßen real und digital
kostenlos erreichbar ist. Eines
hatten alle Visionen jedoch gemeinsam: Auch in 25 Jahren
wird es noch die Bibliothek als
Gebäude geben und ihre Aufgaben werden vielfältiger sein
denn je. Sie wird ein Ort der
Begegnung sein, der gleichermaßen der Entspannung und
der Bildung dient und somit als
»Wohnzimmer« und »Arbeitsplatz« für alle dienen kann.
Utopie und Realität
In der Praxisphase würden im
Regelfall die Utopien der Gruppen in Bezug zur Realität gesetzt
und einzelne Umsetzungsmöglichkeiten mit Vereinbarungen
erarbeitet. Ziel dabei ist, kon-
w
Auf Initiative von Professorin Ute Krauß-Leichert sollte
hierbei die Methode der Zukunftswerkstatt
angewandt
werden, um den Studierenden
gleichzeitig diese für sie bisher
unbekannte Methodik näherzubringen. Die Idee der Zukunftswerkstatt geht auf Robert Jungk
zurück und basiert auf der Annahme, dass Menschen über das
notwendige Wissen, aber auch
über Wunschvorstellungen und
Phantasien verfügen, wie Probleme bezüglich ihrer Lebensumstände gelöst werden können.
In einer Zukunftswerkstatt
werden drei Phasen durchlaufen: die Beschwerde- und
Kritikphase, die Fantasie- und
Utopiephase sowie die Verwirklichungs- und Praxisphase. In
der Kritik- und Fantasiephase
werden die realen Bedingungen
und Möglichkeiten nicht berücksichtigt und die Ideen und
Visionen der Teilnehmer nicht
von vornherein beschnitten und
eingeengt.
Vor Durchführung der Zukunftswerkstatt setzten sich die
Studierenden in Vorträgen mit
Themen wie Migration, demografischer Wandel, Finanzkrise
und Mega-Cities auseinander,
um die Entwicklung der Öffentlichen Bibliotheken in einem größeren gesellschaftlichen
Kontext betrachten zu können.
Die Zukunftswerkstatt fand
am 4. Dezember 2009 statt und
wurde von Torge Bünemann,
Vorstandsmitglied des Kontrast
e.V., moderiert.
In der Kritikphase sollten die
Teilnehmer laut Bünemann zunächst »Druck ablassen«. Unter
der Fragestellung »Bibliotheken
– Was nervt?« tauschten sie sich
über ihre Erfahrungen aus und
fanden so einen emotionalen
Einstieg in die weiteren Phasen.
Durch kurze Sketche unter Titeln wie »Kunden – nein Danke«
und »Servicewüste Bibliothek«
wurden die stärksten Kritikpunkte überspitzt dargestellt
und so vergegenwärtigt.
Anschließend konnten die
Teilnehmer ihren Ideen in der
Fantasiephase freien Lauf lassen
und in fünf Gruppen ihre persönlichen Idealbilder der Bibliothek der Zukunft visualisieren.
Die Visionen reichten von der
Bibliothek als Eventstätte für
die ganze Familie mit Kinderbetreuung und Konzerten bis hin
w
Wie sieht die Öffentliche Bibliothek der Zukunft aus? Gibt es
in der Zukunft überhaupt noch
Bibliotheken? Und wenn ja,
werden dort weiterhin Bücher
verliehen? Und wer werden die
Mitglieder dieser Zukunftsbibliothek sein? Auf diese und
ähnliche Fragen wollten 22
Studierende des ersten Semesters im Masterstudiengang
»Informationswissenschaft und
-management« am Department
Information der Hochschule für
Angewandte Wissenschaften
Hamburg (HAW) mögliche
Antworten finden.
e
»Zukunftswerkstatt Öffentliche Bibliotheken«
an der HAW Hamburg blickt nach vorne
w
106
Angeregte Diskussionen mit den Teilnehmern: Torge Bünemann leitet
die Hamburger Zukunftswerkstatt. Foto: David Maus, Rembert Wohlers
krete Arbeitsgruppen zu bilden,
die für die Realisierung der
Projektansätze in einem festgelegten Zeitplan verantwortlich
sind. Dies war nicht das Ziel
dieser Zukunftswerkstatt, da
die Teilnehmer keinen Auftrag
hatten, wie es beispielsweise bei
Auffällig war, dass viele Ideen
bereits teilweise von einigen
Öffentlichen Bibliotheken
umgesetzt werden.
Mitarbeitern einer realen Stadtbibliothek der Fall wäre.
Daher konzentrierten sich die
Teilnehmer in dieser Phase auf
Aspekte, die ihren persönlichen
Interessen entsprachen: digitale Kommunikation, räumliche
Gestaltung, übergreifende Bibliotheksausweise und digitale
Bibliotheken. Das Wissen um
knappe finanzielle Ressourcen
und gesetzliche Einschränkungen ebenso wie mangelnde
gesetzliche Sicherheit führten
dazu, dass gute Ideen immer
wieder von den Studierenden
selbst verworfen wurden. Dadurch gestaltete sich die Entwicklung möglicher Realisierungsansätze als schwierig.
Auffällig war jedoch, dass
viele Ideen bereits teilweise von
einigen Öffentlichen Bibliotheken umgesetzt werden. Es wird
am Aufbau hybrider Bibliotheksbestände gearbeitet und
durch verschiedene VeranstalBuB | 62 (2010) 02
Foyer | BuB
Ausland
Ausland
Interkulturelle Bibliotheksarbeit
in Madrid
.B
w
werden gebeten, alle Änderungen ihrer personenbezogenen Angaben, insbesondere des Namens, der
Anschrift und der Beitragsgruppe, nicht dem Verlag von
BuB, sondern der Geschäftsstelle des BIB mitzuteilen.
BIB-Geschäftsstelle
Postfach 13 24
72703 Reutlingen
Telefon 0 71 21/34 91-0
Telefax 0 71 21/30 04 33
[email protected]
BuB | 62 (2010) 02
.d
–u
Verblüffend: In Madrid haben
die Öffentlichen Bibliotheken
weitgehend jeden Tag von 9
Uhr morgens bis 9 Uhr abends
geöffnet. Im Winter auch am
Sonntag!
Am Sonntagvormittag (in
Spanien ist das um 12 Uhr –
Mittag gegessen wird frühestens
um 15 Uhr) findet das Familienprogramm statt: »Libros en Familias«. Ich war dabei, als in der
Zweigstelle Salamanca Jaime,
der Kinderbibliothekar, mit den
Kindern zuerst ans Regal ging,
für jeden Teilnehmer ein Buch
aussuchte und jedes Buch dann
am Tisch kurz vorstellte, eigentlich nur neugierig machte, wovon es handelte. Eine Geschichte, die er zusätzlich mitgebracht
hatte, wurde dann ausführlich
erzählt (nicht vorgelesen!).
Danach schloss sich eine Aktivität an, die wir generell mit
»kreativer« Umsetzung umschreiben können. Auffallend
war die Leichtigkeit, mit der er
zu spät kommende Kinder integrierte (zu spät kommen ist
in Spanien einfach normal). In
einer anderen Bibliothek wird
in diesem Familienprogramm
Wert darauf gelegt, dass jede
Aktivität in eine Art selbstproduziertes Buch mündet, das
Kinder und Bezugsperson gemeinsam gestalten.
Auf Einladung der Bibliothekarin des Goethe-Instituts in
Madrid, Susanne Teichmann,
verbrachte ich im Rahmen meines Fortbildungssemesters eine
Woche in der Stadt, um einen
Workshop zur Interkulturellen
Bibliotheksarbeit vorzubereiten
und durchzuführen. Auf einer Vortragsreise im April war
deutlich geworden, dass die Arbeitsform »Workshop« in der bibliothekarischen Weiterbildung
nicht so üblich ist wie bei uns.
Das war eine Herausforderung,
die ich trotz meiner fehlenden
Sprachkenntnisse
annahm,
weil ich auf die Hilfe der zweisprachigen Mitarbeiterin Anna
Maria Ballester-Bohn setzen
konnte.
–B
Spaniens Bibliothekslandschaft
lohnt, sie kennenzulernen! Auf
dem Bibliothekskongress im
kommenden Monat in Leipzig
ist Spanien das Gastland. In
Zukunft sollen Bibliothekspartnerschaften auch mit Spanien
intensiviert werden. In diesem
Zusammenhang berichtet
Susanne Krüger von einem
Aufenthalt in Madrid.
w
Mitglieder des BIB
den in drei Gruppen, die aber
alle Teilnehmer hintereinander
durchliefen, praktische Konzepte zur zweisprachigen Arbeit
mit Kindern und ihren Eltern
erprobt, mit dem aus der interkulturellen Arbeit in Frankfurt
bekannten »Würfel« für Führungen Ideen gesammelt und
mit einem einfachen WindowsSoftwareprogramm »Fotostory«
erste medienpraktische Erfahrungen gemacht, die für alle
höchst befriedigend waren. Die
Arbeitsform »Workshop« hat
überzeugt.
Ich hatte Glück, dass in
den Bibliotheken gerade ein
Geschichtenerzähler-Festival
stattfand: »Madrid de Cuento«,
schon zum 15. Mal. Am eigenen
Leib habe ich erfahren, wie schön
es ist, wenn man mit geringen
Sprachkenntnissen trotzdem die
ganze Geschichte versteht, weil
durch die erzählerischen Mittel
Wiederholung, Parallelhandlung und ausdrucksstarkes Bild
die Handlung erschlossen wird,
auch wenn man nicht alle Worte
verstehen kann. Natürlich auch
die Mimik und Gestik des Erzählers. Interkulturelle Arbeit
mit Kindern muss vom Erzählen ausgehen!
Überraschend für mich war,
dass es in Spanien keine Autorenlesungen nach unserem Schema
gibt, sondern ausschließlich Gespräche mit Autoren oder Personen, die etwas über das Buch
erzählen. Von Autoren vorgelesen zu bekommen, würde als
sehr merkwürdig empfunden,
lesen könne man doch selbst,
wurde mir mehrere Male versichert. So habe ich zum Beispiel
eine Autorenbegegnung von
Rafael Chirbes und Uwe Timm
miterlebt, in der es um Politik
und Literatur ging, in dem aber
nur Uwe Timm ein ganz kurzes
Stück vorlas und dies als typisch
deutschen Zugang zur Literatur
apostrophierte.
So stößt man nach wie vor auf
viele kleine, aber feine Unterschiede, auch wenn sich äußerlich das Straßenbild der Städte
immer mehr angleicht: die gleichen Werbetafeln, die gleichen
Baustellen.
Susanne Krüger, HdM Stuttgart
e
Workshop mit spanischen KollegInnen / Spanien ist
Gastland beim Bibliothekskongress in Leipzig
w
tungen versucht, Menschen aller
Altersgruppen in die Bibliothek
zu locken. Gerade im Bereich
der digitalen Kommunikation
gibt es zahlreiche Einzelprojekte, die von der Innovationsfähigkeit der Öffentlichen Bibliothek zeugen. Im Austausch unter den Teilnehmern zeigte sich
allerdings, dass durch die weite
Verteilung einzelner Projekte,
diese häufig maximal von den
eigenen, sehr aktiven Kunden
wahrgenommen werden und
nicht den Aufmerksamkeitsgrad erreichen, der eigentlich
notwendig und wünschenswert
wäre.
Zusammenfassend erwecken
die Erfahrungen innerhalb der
Zukunftswerkstatt den Eindruck, dass die Öffentlichen
Bibliotheken mit den Bedürfnissen ihrer Kunden durchaus
Schritt halten können und dem
digitalen Zeitalter offen gegenüberstehen. Es stellt sich somit
die Frage, ob die Probleme der
Bibliotheken eher in der mangelnden Vernetzung untereinander sowie den ungenügenden
Kooperationen und in der Kommunikation nach außen zu suchen sind.
Anneke Lühr, Nina Schroeder;
HAW Hamburg
Kontroverse Ansichten
Ausgangspunkt waren aktuelle Projekte zur Interkulturellen
Bibliotheksarbeit in Deutschland, die ich während des Vortrags im April vorgestellt hatte, die jetzt aber in praktische
Handlungsanweisungen für die
teilnehmenden
Bibliotheken
umgesetzt werden sollten. Diskussionsformen wie das »Kugellager« (eine Diskussion über eine
begrenzte Fragestellung mit einem Partner, den man alle 3 bis
5 Minuten wechselt – wir tauften dies moderner in »Speeddating« um), halfen schnell, eine
gute Gesprächsbasis zu schaffen.
Am Vormittag setzte man
sich in Kleingruppen mit der
Sinus-Milieustudie auseinander, die auch für Spanien durchgeführt wurde. Ausgewählte
Textstellen aus dem Essay von
Amins Maalouf »Mörderische
Identitäten« ermöglichten eine
weitere Sensibilisierung für das
Thema, das zum Beispiel beim
Stichwort »Transkultur« durchaus kontroverse Ansichten provozierte. Am Nachmittag wur-
107
BuB | Foyer
Tagungen
–u
.B
w
In seinem Einführungsvortrag
skizzierte Jakob Voß, SoftwareEntwickler bei der Verbundzentrale (VZG), anhand von herkömmlichen bibliothekarischen
Katalogeinträgen den für das
Semantic Web typischen Wandel weg von einem Web vernetzter Dokumente hin zu einem
Web vernetzter Daten. Die Nutzung vorhandener Standards
sollte diesen Wandel begleiten.
Einen dieser Standards könnte
die »Bibliographic Ontology«
(bibo) darstellen, die auf existierenden Ontologien wie Dublin
Core basiert und die Voß in einem weiteren Vortrag vorstellte.
Dabei warf er die provozierende
Frage auf, ob die bibo die Nachfolge bibliografischer Datenformate antreten werde. Lars G.
Svensson, IT-Manager an der
Deutschen Nationalbibliothek
(DNB), stellte hingegen nicht
bibo, sondern »Resource Description and Access« (RDA) ins
Zentrum der DNB-Planungen.
»Fünf gute Gründe«, warum
sich kulturelle Einrichtungen
mit dem Semantic Web beschäftigen sollten, benannte
Professor Stefan Gradmann,
Inhaber des Lehrstuhls für
Wissensmanagement an der
Humboldt-Universität zu Berlin. Die Beschäftigung sei unter anderem erforderlich, damit
diese Einrichtungen zukünftig
überhaupt noch wahrgenommen werden. Andererseits könnten sie durch die Verknüpfung
von bibliothekarischen Metadaten und Kontextdaten (wie
Personennormdaten) einen spezifischen Beitrag zum Semantic
Web leisten.
Auch Bernhard Haslhofer,
Assistent am Lehrgebiet für Verteilte Multimediasysteme an der
Universität Wien, sieht ein gro-
w
Unter dem Motto »Fachtagung
für innovative Bibliothekare«
hat am 24. und 25. November 2009 in Köln erstmals die
Veranstaltung »Semantic Web
in Bibliotheken – SWIB09«
stattgefunden. Die international
besetzte Tagung wurde vom
Hochschulbibliothekszentrum
des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz) und der Deutschen
Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW)
gemeinsam ausgerichtet, um
Bibliotheken das »Semantic
Web« näher zu bringen. Die
aus Platzgründen auf rund
100 am ersten Tag und 60
am zweiten Tag begrenzten
Teilnehmerplätze waren rasch
ausgebucht. Während der erste
Tag eine Einführung und erste
Anwendungsbeispiele bot, die
das Potenzial von Semantic
Web-Anwendungen zeigten,
vermittelte der zweite Tag
anhand praxisnaher Beispiele
Anforderungen und Lösungsszenarien für Bibliotheken.
e
Anwendungsbeispiele und Lösungsszenarien in
Bibliotheken / Eine Veranstaltung von hbz und ZBW
Ed Summers, Software-Entwickler
bei der Library of Congress (LoC),
verwies in seinem Vortrag auf die
vielfältigen
Verknüpfungsmöglichkeiten und Anwendungen von
Linked Data. Foto: Dirk Baumbach
fe Integration von Ontologien
direkt in die verwendete Programmiersprache am Beispiel
von Repository Software. André
Hagenbruch, Mitarbeiter der
Universitätsbibliothek Bochum,
stellte ein Projekt für ein Linked
Data-basiertes Bibliotheksportal vor, das neben bibliografischen Daten auch administrative Informationen wie Personaldaten oder Öffnungszeiten
integrieren soll.
Interessante Einblicke bot
Jürgen Kett von der DNB zur
hauseigenen Linked DataStrategie. Dazu gehört die
Veröffentlichung der Personennamendatei (PND) zwecks
kostenfreier Weiterverwendung
.d
Auf dem Weg in das
Semantic Web
ßes Potenzial darin, klassische
Mechanismen der Informationsorganisation durch Bibliotheken als »Linked Open Data«
in das Semantic Web einzubringen. Sie könnten möglicherweise sogar Baustein einer freien
und community-getriebenen
Alternative zu konzerngetriebenen Anwendungen wie Google
Books sein. Voraussetzung sei
allerdings, dass Bibliotheken
nicht an ihren Datenbeständen
in Form geschlossener Datensilos festhalten.
Dazu passte das leidenschaftliche Plädoyer für Free Data
von Patrick Danowski, Emerging Technologies Librarian am
CERN: Die ganze Mächtigkeit
seiner Netzwerkeffekte könne Linked Data nur entfalten,
wenn die Daten unter einer freien Lizenz veröffentlicht werden,
wobei Danowski für eine Bereitstellung als »public domain«
plädiert.
Mehrere Beiträge zeigten,
dass mit Linked Data mittlerweile eine geeignete Technologie
vorliegt, um das Semantic Web
für Bibliotheken Wirklichkeit
werden zu lassen. Ed Summers,
Software-Entwickler bei der
Library of Congress (LoC) und
zuständig für einen der bislang
größten Linked Data-Bestände
aus Bibliotheken, die LoC Subject Headings, verwies in seinem Vortrag auf die vielfältigen
Verknüpfungsmöglichkeiten
und Anwendungen von Linked
Data. So können Schlagworte
aus verschiedenen Vokabularen
in Beziehung gesetzt werden
und Presseartikel mit »Flickr«Bildern und Geokoordinaten
verknüpft werden, die das Ereignis bebildern beziehungsweise
räumlich verorten.
–B
Tagungen
w
108
Moderne Web-Anwendungen
Wie ein klassischer Bibliothekskatalog in eine moderne WebAnwendung und in Linked
Open Data überführt werden
kann, berichtete Anders Söderbäck von der Schwedischen
Nationalbibliothek. Unter dem
Thema »Linked Applications«
entwarf Felix Ostrowski, ITEntwickler beim hbz, eine tie-
Allgemein war der Wunsch
nach einer Neuauflage der
Tagung in 2010 zu hören.
durch andere Bibliotheken. In
einem weiteren Vortrag gingen
Kett und sein Kollege Svensson auf Details ihres aktuellen
Linked Data-Projekts ein, das
in einer ersten Stufe URI- und
SPARQL-Zugriff auf die SWDund PND-Datensets sowie ihre
Verknüpfungen zu internationalen Normdatenbeständen ermöglichen soll. Ein Beta-Dienst
soll bis Mitte 2010 online gehen.
Timo Borst, Leiter der ITEntwicklung der ZBW, griff
dies auf und demonstrierte die
Integration von Thesaurusund Personennormdaten in den
ZBW-Dokumentenserver. Als
technischer Zugangspunkt für
Linked Data wurde dabei auch
ein experimenteller SPARQLEndpoint der DNB genutzt,
dessen Abfrage eine automatische Vorschlagsfunktion für
PND-Einträge
ermöglicht.
Praktische Erfahrungen aus
den Linked Data-Projekten der
ZBW fasste Joachim Neubert,
IT-Entwickler bei der ZBW,
zusammen, verbunden mit Hinweisen zu Tools, Communities
und Best Practice-Beispielen im
Web.
Einen Einblick in Ontologien, die eine wesentliche Säule
des Semantic Web bilden, ihren
BuB | 62 (2010) 02
Foyer | BuB
Tagungen
Tagungen
Wissenschaftliche Themen mit
einer Prise Humor
e
Locker, ungezwungen und informativ:
Der niederländische »Bibliothekartag« in Ede
w
.B
w
BuB | 62 (2010) 02
Landesverband, welcher sich
dafür einsetzt, das Fachwissen
seiner Mitglieder zu verbessern
und auf dem neuesten Stand zu
halten sowie deren Interessen
zu vertreten.
.d
–u
ist. Allgemein war der Wunsch
nach einer Neuauflage der Tagung in 2010 zu hören.
Das Programm der Tagung,
Abstracts und Vorträge sind online unter www.swib09.de.
Dr. Timo Borst, Birgit Fingerle,
Joachim Neubert (ZBW),
Anette Seiler (hbz)
w
Zusammenhang mit natürlicher
Sprache und ihre Nutzungsmöglichkeiten gab Elena Semanova, Forscherin und selbstständige Ontologie-Expertin. Aus
dem Museumsbereich stellte
Karin Teichmann (Leiterin
der Grafischen Sammlung im
Deutschen Buch- und Schriftmuseum der DNB) das als ISOStandard vorliegende »CIDOC
Conceptual Reference Model«
vor, das unterschiedlich strukturierte Informationen durch
ein übergreifendes Meta-Modell
zusammenführen kann.
Professor Stefan Gradmann
und Marlies Olensky, Forscherin an der HU Berlin, präsentierten die semantische Datenschicht der Europeana, die
den W3C-Standard SKOS und
Linked Data nutzt, um Benutzeranfragen, Browsing und Ergebnispräsentation zu unterstützen.
Über die umfassenden Linked
Data-Aktivitäten innerhalb der
DBPedia, einer Semantic WebVersion der Wikipedia, berichtete Anja Jentzsch, Forscherin
an der Freien Universität Berlin.
Neben der Infrastruktur für
Linked Data veranschaulichte
sie die Integration von DBPediaDaten in Browser-, Such- und
Portaloberflächen.
Eine von Jürgen Kett moderierte Abschlussrunde sammelte
Stichpunkte zur Frage »Wie geht
es weiter?« Um den Austausch
fortzuführen, wurde unter anderem eine Kommunikationsplattform vorgeschlagen, die im
Umfeld der Semantic Web-Aktivitäten des W3C angesiedelt
–B
Die »Fachtagung für innovative Bibliothekare«in Köln bot immer wieder
Gelegenheit zu Fragen und Diskussionen.
Foto: Dirk Baumbach
Ede, eine Stadt mit etwa 70 000
Einwohnern, die in der niederländischen Provinz Gelderland,
nicht unweit der deutschen
Grenze liegt, genießt sicherlich keinen Weltruf und doch
pilgerten etwa 1 000 Menschen
aus allen Ecken des Landes am
12. November 2009 dort hin.
Im Kongresszentrum findet an
diesem Tag der »Jaarcongres«
der »Nederlandse Vereniging
voor Beroepsbeoefenaren in
de bibliotheek-, informatie- en
kennissector« (NVB) statt,
einem bibliothekarischen
Neben Informationsspezialisten, die für Öffentliche oder
wissenschaftliche
Bibliotheken arbeiten, haben sich auch
Teilnehmer angemeldet, die
beispielsweise an Schulen, Behörden oder für kommerzielle
Unternehmen tätig sind. Auffällig viele sind auch dem medizinischen Sektor zuzuordnen.
Ähnlich vielfältig wie die
Teilnehmer gestaltet sich das
Kongress- und Begleitprogramm. Den ganzen Tag über
besteht die Möglichkeit, sich im
Messebereich an Ständen über
neue Produkte zu informieren.
Auch werden überall gratis Kaffee, Tee, Wasser und Säfte angeboten, zusammen mit Gebäck
und Kuchen.
Parallel läuft ein Vortragsprogramm, welches gegen 10 Uhr
feierlich im Theater des Kongresszentrums eröffnet wird.
Wir sitzen in roten Samtsesseln
und schauen auf die Theaterbühne. Alle Plätze sind besetzt,
und auch am Rand haben sich
noch ein paar Nachzügler gedrängt, um sich die Begrüßung
von Bart van der Meij, dem Vorsitzenden des NVB anzuhören.
Diese fällt kurz aus, dafür geht
sie aber fast nahtlos in ein einführendes Unterhaltungsprogramm über, welches uns auf das
Thema des Tages »Verbinden op
inhoud« einstimmen soll.
Mirjam Mare, eine Geschichtenerzählerin, trägt spannend
und mitreißend ein russisches
Märchen vor, welches die wachsenden Anforderungen und rasenden Veränderungen der heu-
109
BuB | Foyer
Tagungen
Aktives Publikum
Ähnlich dem Deutschen Bibliothekartag besteht jedoch auch
hier die Möglichkeit, die Sessions zwischendurch zu wechseln und somit verschiedene
Vorträge zu unterschiedlichen
Themenbereichen zu verfolgen.
Und so höre ich im Laufe des
Tages fünf Vorträge, von denen
ich anfangs wenig erwartet und
letzten Endes viel mitgenommen habe. Denn nicht ein einzi-
Tagungen
Möglichkeiten und Grenzen
der Personalentwicklung
e
Round Table der dbv-Managementkommission
in Frankfurt am Main
congres« ist kurz. Nach noch
nicht einmal zehn Stunden
ist er wieder vorbei, und viele
Menschen, alle mit den gleichen
roten Taschen, gefüllt mit Infound Werbematerial, verlassen
das Kongresszentrum Richtung
Bahnhof. Ein bisschen schade
ist es, denn noch vieles bleibt
ungesagt, ungehört und undiskutiert. Doch anderseits ist, wie
seit langem bekannt, manchmal
Qualität wichtiger als Quantität. Und qualitativ hatte dieser
Tag einiges zu bieten und wird
sicherlich noch eine Weile nachwirken in den Gedanken der
Teilnehmer und vielleicht auch
in deren Arbeitsalltag.
Katharina Perlbach,
Goethe-Institut Rotterdam
eigenen Standortbestimmung
folgen dann gezielte Fortbildungsangebote aus dem circa
25 000 Managementkurse umfassenden Portfolio.
Die große Relevanz des Feedbacks zur eigenen Verortung im
Arbeitsumfeld und zur Identifizierung notwendiger und geeigneter Entwicklungsmöglichkeiten der Mitarbeiter führte Imma
Hendrix, stellvertretende Direktorin der Universitätsbibliothek
–B
.d
Der Round Table der Managementkommission des Deutschen Bibliotheksverbands
(dbv) hat unter der Überschrift
»Personalentwicklung: Konzepte – Grenzen – Möglichkeiten«
Mitte November vergangenen
Jahres in Frankfurt am Main
stattgefunden. Im neu eingerichteten Auditorium des
Amts für Gesundheit führte die
Moderatorin Sabine Homilius
die gut 40 TeilnehmerInnen
durch fünf Vorträge, die den
Bogen von der Führungskräfteentwicklung in einem internationalen Privatunternehmen
über das Change Management
in wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands bis hin zu
den Möglichkeiten der Personalentwicklung in der Schweiz
spannten.
–u
Der niederländische
»Jaarcongres« ist kurz. Nach
noch nicht einmal zehn
Stunden ist er wieder vorbei.
w
sen zu spannen, Platon genauso
mit einzubeziehen wie das Einordnen von Supermarktprodukten in Kategorien und dabei keine Sekunde zu langweilen.
Doch ist das nicht zu populärwissenschaftlich und zu weit
weg von der Bibliothekswissenschaft, wie die meisten von uns
sie kennengelernt haben, mag
sich an dieser Stelle so manch
einer fragen. Sicher, das ist es,
doch Haring regt zum Nachdenken an, was eine sicherlich
wichtige Basis für den weiteren
Tag darstellt. Denn schließlich
kommt nach seinem Vortrag
auch der Punkt, an dem jeder
gezwungen ist nachzudenken,
abzuwägen, zu werten und
selbstständig zu entscheiden, da
im weiteren Verlauf vier parallele »Tracks« zur Auswahl stehen:
»Der Profi«, »Der Kunde«, »Die
Technik« und »Die Verbindung«.
.B
Es sind Themen, wie man sie
von vergleichbaren Kongressen in Deutschland kennt, die
Präsentation dieser Thematiken jedoch ist mir neu.
ger ist schlecht, langweilig oder
trocken vorgetragen. Jeder der
Referenten bindet das Publikum
lebhaft in seinen Vortrag mit
ein, regt zu Diskussionen an,
verknüpft interaktive Elemente
wie kurze Filme oder beispielsweise ein Quiz mit seiner Präsentation und lässt so die Zeit
schneller vergehen als erwartet.
Auch hier werden Kritiker
anbringen, dass bei einem solchen Vorgehen die Wissenschaft
zu wenig im Vordergrund steht
oder durch Entertainment in
den Hintergrund gerät. Doch ist
es verboten, wissenschaftliche
Themen witzig und unterhaltsam zu verpacken? So wird zum
Beispiel immer mit einer Prise
Humor darüber diskutiert, was
einen Informationsspezialisten
ausmacht, wie sich das Image
der Bibliothekswissenschaften
verbessern lässt, oder wie es um
die Beziehungen zwischen Bibliotheken, ihren Mitarbeitern
und Kunden steht. Es sind Themen, wie man sie von vergleichbaren Kongressen in Deutschland kennt, die Präsentation
dieser Thematiken jedoch ist
mir neu.
Der niederländische »Jaar-
w
tigen Zeit veranschaulicht und
sich mit etwas Vorstellungskraft
leicht auf die Innovationen des
Informationssektors übertragen
lässt. Es folgt der Auftritt von
Bas Haring, einem PhilosophieDozenten der Universität Leiden, der gleichzeitig Autor ist
und mit verschiedenen Preisen
ausgezeichnet wurde. Er schafft
es, in seinem etwa 45-minütigen
Vortrag einen Bogen zwischen
Philosophie und Bibliothekswe-
w
110
Catrin Adams-Lang, Teamleiterin Führungskräfteentwicklung
bei der Deutschen Lufthansa,
führte in den Aviation Compass, das Kompetenzmodell der
Lufthansa, ein. Die Personalentwicklung in diesem internationalen Unternehmen wird
als kulturstiftendes Instrument
verstanden. Das Funktionieren
der dezentralen Struktur hängt
davon ab, in welchem Maße es
gelingt, einerseits die individuelle Unternehmerschaft zu
fördern und zu entwickeln und
andererseits die Besonderheiten
der segmentierten Funktionsbereiche in ein gemeinsames Führungsverständnis zu integrieren.
Ein wichtiger Baustein ist dabei das sogenannte 360-GradFeedback. Dabei soll in einem
geschützten Raum die Möglichkeit der Standortbestimmung
mittels Feedback durch Mitarbeiter, Vorgesetzte und Kollegen
derselben Hierarchiestufe sowie
Kunden gegeben werden. Der
Zum Berufsstart in einer
Schweizer Bibliothek gehört
der arbeitsfähig hergerichtete Arbeitsplatz inklusive
Blumenstrauß ebenso wie
das Abschiedsessen mit dem
Direktor im Restaurant bei
der Pensionierung.
der Humboldt Universität zu
Berlin, am Beispiel einer großen Führungskräftebefragung
an der Humboldt Universität
aus. Sehr deutlich wurde in dem
Beitrag das Risiko von Personalentwicklungsmaßnahmen,
denen das Geld für die Realisierung der im Projekt identifizierten Verbesserungsmaßnahmen
fehlt.
Als nachahmenswertes Beispiel aus der Praxis stellte Hendrix das Interessenbekundungsverfahren vor, mit welchem die
UB die Zusammenlegung von
zwölf Zweig- und einer Zentralbibliothek in der neuen Zentralbibliothek im Jacob-undWilhelm-Grimm-Zentrum
mitarbeiterorientiert abfederte.
Die Mitarbeiter an allen bisherigen Standorten erhielten in
diesem Verfahren die Gelegenheit, ihr Interesse auf einzelne
Arbeitsgebiete zu bekunden. In
den meisten Fällen konnte die
BuB | 62 (2010) 02
Foyer | BuB
Nachrichten
w
BuB | 62 (2010) 02
malen Mitbestimmungstatbestände, auf die Notwendigkeit
der engen Zusammenarbeit mit
den örtlichen Mitbestimmungsgremien, vom Personalrat über
die Gleichstellungsbeauftragte
bis zur Behindertenbeauftragten hin.
Jedes vernünftig durchgeführte
Projektmanagement
bedarf eines Gremiums, in
dem alle am Projekt beteiligten
Nachrichten
Kabinett beschließt Deutsche Digitale Bibliothek
e
Schnittstellen ebenso vertreten
sind wie Vertreter der Beteiligungsgremien. Je konsequenter
die Mitarbeiter während der
Projektlaufzeit aus den Hierarchien entbunden sind, desto
eher kann das Projekt erfolgreich umgesetzt werden.
Die Vorträge des Tages stellten Konzepte großer Unternehmen, großer wissenschaftlicher
Bibliotheken und von Großstadtbibliotheken vor. Im Publikum wurden Zweifel formuliert,
ob die vorgestellten Instrumentarien in kleinen und mittleren
Bibliotheken einsetzbar sind.
Die Komplexität der Personalentwicklung der Lufthansa
kann im deutschen Bibliothekswesen sicher nicht erreicht werden, gleichwohl wurde deutlich,
dass viele Maßnahmen, die auch
in kleinen und mittleren Bibliotheken durchgeführt werden,
wie das Wiedereingliederungsmanagement, die Begleitung
von Rückkehrern und Neuanfängern durch Paten oder die gezielte Qualifikation im Hinblick
auf neu zu übernehmende Aufgaben, integraler Bestandteil
der an vielen Bibliotheken praktizierten Personalentwicklung
sind.
Die Vorträge sind unter
folgender Adresse zu finden:
www.bibliotheksverband.de/
fachgruppen/kommissionen/
management/fortbildung/vor
traege.html#c4464
Anke Berghaus-Sprengel, Berlin
Berlin. Bereits Anfang Dezem-
ber 2009 hat das Bundeskabinett die Errichtung der Deutschen Digitalen Bibliothek
(DDB) beschlossen, deren Start
2011 erfolgen soll. Kultur- und
Medienstaatsminister
Bernd
Neumann erklärte: »Durch die
DDB werden in Zukunft Datenbanken von über 30 000 Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen in Deutschland vernetzt
und über ein einziges nationales
Portal allen Bürgern zugänglich
gemacht werden. Sie ist ein Jahrhundertprojekt in der digitalen
Welt und leistet einen herausragenden Beitrag zur Bewahrung
unserer kulturellen Identität
und zum Urheberrechtsschutz.«
Vorgesehen ist, dass die DDB
digitale Kopien von Büchern,
Bildern, Archivalien, Skulpturen, Noten, Musik und Filmen
aus Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen (Bibliotheken,
Archiven, Museen, Mediatheken, Kulturdenkmalen, wissenschaftlichen Instituten et
cetara) umfasst. Die DDB ist
ein Gemeinschaftsvorhaben von
Bund, Ländern und Kommunen. Der Aufbau der zentralen
Infrastruktur wird mit Mitteln
aus dem Konjunkturprogramm
II des Bundes finanziert, der
Dauerbetrieb ab 2011 zur Hälfte
von Bund und Ländern.
.d
–B
–u
Das Personalentwicklungskonzept an der ETH Zürich ist
geprägt von verbindlichen
Zielvereinbarungen, präzise
formulierten Leistungsanforderungen und dem Bemühen, Leistung zu belohnen.
w
Das
Personalentwicklungskonzept an der ETH Zürich ist
geprägt von verbindlichen Zielvereinbarungen, präzise formulierten Leistungsanforderungen
und dem Bemühen, Leistung
zu belohnen und den Mitarbeitern gezielte Wertschätzung der
erbrachten Leistungen zu vermitteln. Zum Berufsstart in der
Bibliothek gehört der arbeitsfähig hergerichtete Arbeitsplatz
inklusive Blumenstrauß ebenso
wie das Abschiedsessen mit dem
Direktor im Restaurant bei der
Pensionierung. Ein gestuftes
Prämiensystem erlaubt unter
anderem, gute Leistungen direkt mit einer Leistungsprämie
zu honorieren. Die Leistung
wird in regelmäßigen Vorgesetzten-Mitarbeiter-Gesprächen
beurteilt. Sollte der Mitarbeiter
mit der Benotung nicht einverstanden sein, so kann er oder sie
zwar die Unterschrift verweigern, jedoch hat dies keinerlei
Konsequenzen.
Carola Schell-Wolff, Direktorin der Stadtbibliothek Hannover, führte demgegenüber die
deutsche Situation vor Augen.
Die Stadtbibliothek musste in
den letzten Jahren diverse Stellenstreichungen verkraften. Um
trotzdem die Servicequalität
aufrecht erhalten zu können,
setzt die Bibliothek auf gezielte
.B
Leistung wird belohnt
Fort- und Weiterbildung. Die
Fortbildungsbeauftragte
der
Bibliothek eruiert im Rahmen
einer Arbeitsgruppe gezielt Bedarfe, sichtet den Markt der
Fort- und Weiterbildungsangebote und evaluiert neue Angebote.
So lagen im vergangenen Jahr
die Schwerpunkte des Qualitätscoachings in den Bereichen
Auskunftsdienst, Medienbereitstellung und bei der Verbesserung der Servicebereiche der
Stadtteilbibliotheken. Die Führungskräfteentwicklung wird
in Kursen mit sechs Terminen
an jeweils drei Tagen sehr intensiv gefördert und soll dabei
helfen, die Modernisierung und
Automatisierung der Bibliothek
kompetent zu begleiten und
dabei die richtigen Akzente zu
setzen.
Noch weiter in den Norden
entführte uns Professor Gabriele Beger, Direktorin der Staatsund
Universitätsbibliothek
Hamburg, Carl von Ossietzky.
Beger leitet die Bibliothek seit
knapp vier Jahren und hat in
dieser Zeit einige Veränderungen durchgeführt. Mit einer Mischung aus Pragmatismus und
Offenheit für Verbesserungsvorschläge seitens der Mitarbeiter konnte stets eine große Offenheit gegenüber Änderungen
erreicht werden. Nichtsdestotrotz wies die Juristin auf die for-
w
Aufgabenverteilung in der neuen Bibliothek den Wünschen
der MitarbeiterInnen gerecht
werden. Gleichwohl war der Arbeitsaufwand sehr hoch, und es
gab selbstverständlich auch Fälle, in denen nicht dem Wunsch
der Mitarbeiter entsprochen
werden konnte.
Faszinierend waren die Eindrücke, die der Direktor der
ETH-Bibliothek Zürich, Wolfgang Neubauer, aus der Schweiz
anschaulich vermitteln konnte. Es gibt dort keine formalen
Laufbahnen und kaum formale Mitarbeiterrechte, das heißt
keinen Betriebs- oder Personalrat, keine Mitbestimmungsrechte, aber auch wenig Hürden (außer der Leistung) für die
Karriereplanung.
Viele Wege führen zu
BuB
Forum
Bibliothek und
Information
Gartenstraße 18
72764 Reutlingen
Postfach 13 24
72703 Reutlingen
Telefon 0 71 21/34 91-0
Telefax 0 71 21/30 04 33
E-Mail [email protected]
Internet www.b-u-b.de
Menschen wollen Wissen!
Biberach an der Riß. »Menschen wollen Wissen!« – unter
diesem Motto veranstaltet die
BID (Bibliothek und Information Deutschland) vom 15. bis
zum 18. März den 4. Leipziger
Kongress für Information und
Bibliothek. Die Stadtbücherei
Biberach hat sich von diesem
Motto inspirieren lassen und ein
Marketingkonzept für Medienpräsentationen und Pressearbeit
entwickelt. Dahinter steht die
Zielsetzung, Kunden der Stadt-
111
BuB | Foyer
Nachrichten
Spektakulärer Diebstahl
w
Göttingen. Die Göttinger Polizei hat Anfang Dezember 2009
einen spektakulären Diebstahl
aus den historischen Beständen
der Niedersächsischen Staatsund Universitätsbibliothek aufgeklärt. Ein Mitarbeiter steht im
Verdacht, ein kostbares antiquarisches Werk aus einem Sondermagazin entwendet zu haben.
Bei dem Buch handelt es sich
um die 1545 erschienene Erstausgabe des Traktats »Arte de
navegar«. Der Bibliotheksmitarbeiter hatte das Buch per E-Mail
von seinem Dienstrechner aus
einem Antiquar in Holland für
100 000 Euro angeboten. Der
schöpfte jedoch Verdacht und
informierte die Universität Göttingen. Der nichts ahnende Bibliotheksmitarbeiter vereinbarte
zwischenzeitlich einen Termin
zur Geldübergabe. Als er auf
einer Autobahn-Raststätte auf
e
reits 1970 veröffentlichte er als
»Rufer in der bibliothekshistorischen Wüste« eine Publikation
über »Volksbücherei und Nationalsozialismus: Materialien zur
Theorie und Politik des öffentlichen Bibliothekswesens 1933 –
1945«, wie Peter Vodosek noch
2003 anlässlich einer Rückschau
auf die schwierige Aufarbeitung
dieses Zusammenhangs in den
späten Achtzigerjahren erinnert.
Schon Ende der Sechzigerjahre hatte Friedrich Andrae unter
anderem die schulischen Verhältnisse in der »Zeit« kritisiert,
ein System, das »Die unpolitischen Oberschüler« befördere.
Bis Mitte der Neunzigerjahre
betätigte sich Andrae publizistisch und als Autor auch weiter
jenseits der bibliothekarischen
Medien. Zuletzt veröffentlichte er 1994 eine größere Arbeit:
»Auch gegen Frauen und Kinder
– Der Krieg der deutschen Wehrmacht gegen die Zivilbevölkerung in Italien 1943–1945«.
Selbst wenn unter akademischen Historikern nicht ganz unumstritten, der gebildete historische Mensch Friedrich Andrae
zeigt Haltung: Willkür und Gewalt müssen aufgezeigt werden.
Aus der Geschichte ist unbedingt
zu lernen.
Als ich Friedrich Andrae im
gleichen Jahr 1994 persönlich
kennenlernte, schaute er mich
etwas skeptisch an. Das ist also
die Nachfolgegeneration, schien
er zu denken. Und ich dachte aus
meiner Perspektive Ähnliches
vielleicht auch über ihn und die
Vorgängergeneration. Jetzt denke ich manchmal: Warum haben
wir heute eigentlich so wenig
Gelegenheit, unseren kritischen
Bildungshorizont in unsere Berufspraxis einzubeziehen?
Hella SchwemerMartienßen, Hamburg
.d
Am 14. September 2009 ist Dr.
Friedrich Andrae 82-jährig in
Hamburg verstorben. Er war seit
dem 1. April 1956 als Bibliothekar, Bibliotheksleiter und Referent bei der Stiftung Hamburger
Öffentliche Bücherhallen beschäftigt, vom 1. Januar 1967 bis
zu seinem Abschied am 30. März
1990 als deren Direktor.
Am 1. Januar 1927 in Kassel geboren, studierte Friedrich Andrae nach Kriegsende in
Göttingen Geschichte, Deutsch
und Religion, machte 1951 seinen Abschluss mit Promotion
und der Prüfung für das Lehramt
an Höheren Schulen. Danach
schrieb er sich an der Büchereischule in Hamburg ein, wo er im
September 1953 sein Examen als
Diplombibliothekar ablegte.
Im Oktober begann er seine bibliothekarische Laufbahn
beim Verband Deutscher Diplombibliothekare in Rendsburg,
wechselte 1954 als Bibliothekar
an die Stadtbibliothek Lübeck,
bevor er dann 1956 in Hamburg
seine Berufung fand. Dort hatte
er kurz zuvor seine Frau Ingrid
geheiratet, eine Gymnasiallehrerin. Das Ehepaar Andrae war
von Beginn an kontinuierlich bis
2006 in der Lektoratskooperation engagiert, sie verfassten insgesamt weit über 10 000 Rezensionen für den ID und für den
BA.
»Jedes Buch ist ja an sich eine
Herausforderung«, schrieb Ingrid Andrae, als sie sich beide von dieser Arbeit weit nach
dem Ruhestand verabschiedeten. Das war ihr gemeinsamer
Leitspruch. In berufliche Kontexte hat sich Friedrich Andrae
auf vielfältigste Weise eingebracht, in der Lenkungsgruppe
der Leko, als erster Vorsitzender
der Sektion 1 des Deutschen Bibliotheksverbands nach deren
Begründung 1970 und als langjähriges Mitglied des Aufsichtsrats der ekz, um nur einige Daten
zu nennen. Das ist aber nur eine
Seite seines Wirkens.
Friedrich Andrae verkörpert
idealtypisch den demokratischen
Neuanfang des öffentlichen Bibliothekswesens nach dem nationalsozialistischen Terror. Einer der
ersten Sätze in seiner Bewerbung
in Hamburg lautet: »Mitglied der
NSDAP bin ich nie gewesen. …
Neben meiner beruflichen Tätigkeit gilt mein besonderes Interesse der Arbeit mit Jugendlichen,
fürsorgerischen Problemen und
der Volkshochschule.«
Bereits kurz nach Kriegsende beteiligte sich Andrae in Berlin aktiv an äußeren Rekonstruktionen für den Wiederaufbau
des Schulwesens. Dem expliziten Vorsatz, die politische Bildung intellektuell zu fördern,
hielt er zeitlebens die Treue. Be-
–B
meinnützige Verein Litprom
– Gesellschaft zur Förderung
der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika verleiht
»Medienkisten zur Mehrsprachigkeit«. Diese Kisten werden
auf Wunsch des Kunden zusammengestellt (Sprachkombinationen und Altersstufen;
sie enthalten: Bücher, Spiele,
CDs, zweisprachige Romane,
Geschichten, Lernmedien) und
können vier bis sechs Wochen
gegen die Zahlung der Protokosten (circa 15 Euro) entliehen
werden. Nähere Informationen
gibt es unter www.litprom.de.
Friedrich Andrae verkörpert den demokratischen
Neuanfang des öffentlichen Bibliothekswesens
nach dem Krieg
–u
Frankfurt am Main. Der ge-
Ein großer Förderer
der politischen und
historischen Bildung
.B
Medienkiste
Mehrsprachigkeit
Nachruf
w
bücherei auf deren vielfältige
Informations- und Lernangebote aufmerksam zu machen.
Seit Januar werden unter der
Überschrift »Menschen wollen wissen« existenzielle Wissensfragen der Menschen im
Erdgeschoss der Stadtbücherei
präsentiert. Beginnend mit der
Grundfrage »Wer bin ich und
woher komme ich?« geht es im
Folgenden um Tod, Glück,
Erfüllung, Lernen, Wissen,
Gesundheit, Kindererziehung,
Glaube,
Geschlechterkampf
und die Zeit. Zu jeder Fragestellung gibt es im vierwöchigen
Rhythmus eine Ausstellung im
Erdgeschoss der Bücherei.
w
112
den vermeintlichen Kaufinteressenten wartete, erschien stattdessen ein Einsatzkommando
der Polizei und nahm ihn fest.
Er habe inzwischen ein Teilgeständnis abgelegt, so die Polizei.
Die Ermittlungen waren bei
Redaktionsschluss noch nicht
abgeschlossen. So wurde noch
untersucht, ob weitere antiquarische Werke aus der Bibliothek
entwendet worden sind.
BuB | 62 (2010) 02
Foyer | BuB
Nachrichten
in den Beständen der drei Bib- DBS-Datenposter
liotheken über die jeweiligen
Hannover. Die Akademie für Fachportale zu recherchieren Köln. Das HochschulbiblioLeseförderung der Stiftung und zu bestellen.
thekszentrum des Landes
Lesen hat eine langfristige Zukunft an der Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek. Bei einer Sitzung des Lenkungsausschusses
der Akademie am 1. Dezember
2009 wurde der Vertrag über die
Auszeichnung
Verlängerung der Akademie bis
Ende 2012 unterschrieben. Zugleich bekräftigten die Vertreter
des Kultusministeriums, des
Ministeriums für Wissenschaft
und Kultur sowie der GeschäftsKatholische Öffentliche Bücherei Wortschatz in
führer der Stiftung Lesen, HeinHöchst erhält Hessischen Bibliotheksförderpreis
rich Kreibich, ihre Absicht, die
Akademie als dauerhafte Institution zeitnah zu etablieren.
Die Katholische Öffentliche Bü- te Arbeit der Öffentlichen BüDie Akademie wird im Rahmen
cherei Wortschatz in Höchst im cherei, deren langjährige erfolgder baulichen Umgestaltung der
Odenwald ist Ende 2009 im Rah- reiche Bibliotheksarbeit auf eiGottfried Wilhelm Leibniz Bibmen der Verleihung des Hesnem fundierten und bewährten
sischen Bibliothekspreises mit Konzept basiert«. Ein Schwerliothek bis 2012 größere, besser
einem Förderpreis für ehren- punkt des Angebots der Bücherei
ausgestattete und leichter zuamtlich geführte Büchereien
Wortschatz liegt in der Leseförgängliche Räume erhalten.
Nordrhein-Westfalen (hbz) hat
eine neue Auflage des DBSDatenposters vorgelegt. Darin werden in übersichtlicher
Weise die wichtigsten Zahlen
und Fakten aus dem Jahr 2008
zu Öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken in
Deutschland präsentiert – als
Hintergrundinformation, zur
Außendarstellung oder für die
eigene Positionierung. Ausführlichere Daten gibt es in der Gesamtauswertung für Bund und
Länder zu Dienstleistungen,
Medien, Personal und Finanzen
der deutschen Bibliotheken auf
den Internet-Seiten der DBS unter www.hbz-nrw.de/angebote/
dbs/auswertung.
–B
Anerkennung für ehrenamtliches Engagement
.d
e
Zukunft gesichert
w
–u
.B
w
Hannover. Der Leibniz-Bibliotheksverbund
Forschungsinformation – Goportis hat seine
Informationsplattform einem
grundsätzlichen Relaunch unterzogen. Seit Dezember 2009
bietet die gemeinsame Homepage der drei Deutschen Zentralen Fachbibliotheken TIB
(Technische Informationsbibliothek, Hannover), ZB MED
(Deutsche Zentralbibliothek für
Medizin, Köln/Bonn) und ZBW
(Deutsche
Zentralbibliothek
für Wirtschaftswissenschaften –
Leibniz-Informationszentrum
Wirtschaft,
Kiel/Hamburg)
gebündelt Auskünfte zu den
zentralen
Zukunftsthemen
wissenschaftlicher Bibliotheken. Inhaltliche Schwerpunkte
der Informationsplattform sind
Lizenzen, nicht-textuelle Materialien, Langzeitarchivierung,
Open Access und vor allem die
Volltextversorgung von Wissenschaft und Wirtschaft, Lehre
und Forschung mit digitalen
und gedruckten Publikationen.
Neben den Informationsseiten
von goportis.de ist es seit Anfang 2010 weiterhin möglich,
mit nur einer Kundennummer
derung, wo intensiv mit den ortsansässigen Kindergärten und der
Grundschule zusammengearbeitet wird, um möglichst früh die
Entwicklung von Sprach- und Lesekompetenz zu fördern.
w
Informationsportal
ausgebaut
ausgezeichnet worden. Der Förderpreis wird jährlich vergeben
und ist mit einem Preisgeld von
1 500 Euro verbunden. Die Jury
vergab die Auszeichnung »für
die engagierte und beispielhaf-
BuB | 62 (2010) 02
Thomas Wurzel, Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung
Hessen-Thüringen, und Sabine Homilius (rechts), Geschäftsführende Vorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbandes, Landesverband Hessen, und Leiterin der Stadtbücherei Frankfurt gratulierten
der Büchereileiterin Silvia Habereder und ihrem Team zu der Auszeichnung und lobten das damit verbundene ehrenamtliche Engagement.
Foto: Bücherei Wortschatz
Bibliothek im Film (1)
Konstanz. Die Universitätsbibliothek hat bereits im vergangenen Jahr gemeinsam mit
Studierenden der Medienwissenschaft und des studentischen
Fernsehprojekts Campus TV einen Film produziert, der sich an
Studieninteressierte und -anfänger richtet. Der Film mit dem
Titel »Lesen Sie doch, wann Sie
wollen!« präsentiert in wenigen
Minuten die zentralen Services
der Bibliothek, und zwar ganz
bewusst aus studentischer, nicht
aus bibliothekarischer Sicht. Für
ausländische Studierende gibt es
eine Version mit englischen Untertiteln. Beide Versionen stehen
unter www.ub.uni-konstanz.de/
bibliothek/wir-ueber-uns.html.
BIS-Kongress und
Neubaubesichtigung
Lausanne (Schweiz). Der BIS-
Kongress vom 1. bis 4. September 2010 in Lausanne bietet erstmals die Möglichkeit,
den spektakulären Neubau der
EPFL-Bibliothek (Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne) zu besichtigen. Er heißt
Rolex Learning Center und
ist ein Modell für künftige
Bibliotheken. Das Thema des
Kongresses lautet: Bibliotheken bewegen – changeons les
bibliothèques. Nur drei Monate
nach der Eröffnung des Rolex
Learning Centers wird der Kon-
113
BuB | Foyer
Nachrichten
und die British Library arbeiten
an einem gemeinsamen Projekt,
mit dem beide Einrichtungen
den Online-Zugang zu ihren
Archiven – für Wissenschaftler
und für die breite Bevölkerung
– verbessern wollen. Vorgesehen
ist dazu die Digitalisierung von
150 Millionen Bänden der British Library aus den vergangenen 250 Jahren sowie von einer
Million Stunden Sendezeit aus
dem BBC-Radio- und -Rundfunkprogramm seit 1922. In
einem Abkommen wurden dazu
kurz vor Weihnachten 2009
technische und rechtliche Details geregelt.
Buchgeschenke für Kinder
sitätsbibliothek Regensburg der
»Regensburger Bibliotheksverbund« (RBV) ins Leben gerufen
worden. Der Regensburger Bibliotheksverbund ist ein Zusammenschluss von Einrichtungen
des Bibliotheks-, Archiv- und
Dokumentationswesens in unterschiedlicher Trägerschaft aus
der Stadt und der Region Regensburg. Die Zielsetzung des
Zusammenschlusses ist, die Kooperation aller einschlägigen Einrichtungen zu fördern, zu organisieren und zu unterstützen. Zentrale Aufgabe ist die Abstimmung
gemeinsamer Dienstleistungen,
die Öffentlichkeitsarbeit und die
Zusammenarbeit mit anderen
kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt und
der Region Regensburg. Weitere
Informationen gibt es im Internet
unter www.regensburger-biblio
theken.de.
Für alle
dreijährigen Kinder in Mönchengladbach hat es im vergangenen Dezember ein zusätzliches
Weihnachtsgeschenk gegeben:
Das Päckchen von der Stadtbibliothek enthielt ein Kinderbuch, Vorlesetipps sowie einen
Gutschein für einen kostenlosen
Kinderausweis der Stadtbibliothek. »Anpfiff zum Lesestart«
hieß die Aktion, die gegen Bildungsarmut kämpfte und dabei
auch Kinder und Eltern aus Migrantenfamilien fürs Lesen und BIB bietet Kooperation
Vorlesen interessieren wollte.
w
w
Mönchengladbach.
Bibliotheksverbund
gegründet
e
Anforderung eine kostenlose
Eintrittskarte, gültig für einen
beliebigen Messetag. Das Angebot beschränkt sich auf den
kostenlosen Eintritt.
Um den Koordinationsaufwand für alle Beteiligten möglichst gering zu halten, wird um
Sammelbestellungen der Berufsschulen gebeten. Alternativ
ist auch eine Anforderung durch
die jeweiligen Bibliotheken
möglich. Die Freikarten können
ausschließlich über die BIB-Geschäftsstelle bezogen werden:
Stichwort: »FaMI-Freikarte«;
[email protected]
Der Versand der Freikarten
erfolgt ab Mitte Februar.
rei
bei Fortbildung
Reutlingen. Die Kommission
für Fortbildung des Berufsverbandes Information Bibliothek
Regensburg. Bereits Ende No- (BIB) hat eine Handreichung
vember 2009 ist an der Univer- »(Über-)Regionale
Fortbil-
ten Geldautomaten entfällt.
In Tübingen ist die Zahlung
per Geldkarte durch den öffentlichen Nahverkehr und die
Parkgebühren sehr verbreitet.
Die Bezahlung per Geldkarte
verursacht nur geringe Kosten,
die Gebühren können nicht via
Bank zurückgeholt werden und
der Datenschutz ist gewährleistet, da nicht auf die Kontonummer zugegriffen wird.
.d
Der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) hatte in den
vergangenen Jahren Freikarten
für FaMI-Azubis zum Besuch
der Buchmesse in Frankfurt am
Main organisiert. Diese sehr erfolgreiche Aktion wurde 2009
erstmals auch für die Buchmesse Leipzig angeboten.
Nach den guten Erfahrungen und der großen Nachfrage
haben sich die Leipziger Messe
GmbH und der Berufsverband
dazu entschlossen, die Gemeinschaftsaktion 2010 für Leipzig
(www.buchmesse-leipzig.de)
erneut anzubieten.
Auszubildende zum/zur Fachangestellten für Informationsdienste (FaMI) erhalten auf
–B
London (England). Die BBC
Freikarten für FaMI-Azubis
–u
BBC und British Library
kooperieren
Buchmesse Leipzig
.B
gress des Verbandes Bibliothek
Information Schweiz (BIS) den
Teilnehmenden die Möglichkeit bieten, die architektonisch
und konzeptionell spektakuläre
Bibliothek der EPFL zu besichtigen. Der Name des Bauwerks
mit Kosten von über 100 Millionen Franken ist Programm: Rolex = private Mitfinanzierung,
Learning = Bibliothek als Ort
zum Arbeiten, Center = zentrale
Lage mitten im Campus der eidgenössischen polytechnischen
Hochschule EPFL.
w
114
dungskooperation« erstellt und
veröffentlicht. Darin werden
gezielt Personen und Organisationen angesprochen, die bei
der Fortbildung mit dem BIB
zusammenarbeiten und von
dessen Erfahrungen in diesem
Bereich profitieren möchten.
Unter anderem werden Beispiele für gemeinsame Fortbildungsangebote, Möglichkeiten
der Finanzierung sowie Hinweise zur Koordination und
Kontaktaufnahme
gegeben.
Die Handreichung steht auf
der BIB-Website unter www.
bib-info.de/kommissionen/
fobikom/basisangebote.html.
Bezahlung per Geldkarte
Weimar in Vaduz
Vaduz (Liechtenstein). In Anwesenheit von Fürstin Marie
von und zu Liechtenstein ist bereits Ende vergangenen Jahres in
Vaduz die Ausstellung »Welt der
Wiegendrucke« mit den ältesten
und kostbarsten Druckschriften
der Herzogin Anna Amalia Bibliothek eröffnet worden. Präsentiert werden 60 Spitzenstücke,
darunter die Schedelsche Weltchronik in deutscher und lateinischer Fassung, aus der rund
450 Titel umfassenden Weimarer
Inkunabelsammlung.
Besonders viel Wert wurde auf
die didaktische Aufbereitung
und Erläuterung der Exponate
gelegt. Die Schau war bereits
2007/08 in Weimar zu sehen
und erlebt jetzt ihre zweite Station. Sie läuft noch bis 18. April.
Programmheft erschienen
Wetzlar. Das Programmheft
Frühjahr/Sommer 2010 des Zentrums für Literatur der Phantastischen Bibliothek Wetzlar ist erschienen. Es ist einsehbar unter www.phantastik.eu.
Bibliothek im Film (2)
Wien (Österreich). In der ösTübingen. Die Stadtbücherei terreichischen Hauptstadt zei-
hat ihre drei Selbstverbuchungsterminals der Firma Easycheck
mit einer zusätzlichen Funktion ausgestattet. Ab sofort ist
die Zahlung per Geldkarte an
jedem Gerät möglich. Dadurch
können der Ausweis am Selbstverbuchungsterminal verlängert
und alle anfallenden Gebühren bargeldlos bezahlt werden.
Zusätzliches Anstehen an der
Theke oder an einem separa-
gen die Bibliotheken zweier
Hochschulen in neuen Filmen,
warum es junge Menschen in
die Bibliothek zieht. Der Film
der UB der Universität für Musik und Darstellende Kunst ist
unter www.univie.ac.at/voeb/
blog/?p=3396 zu finden, der
Film der UB der Wirtschaftsuniversität steht unter www.
wu.ac.at/library/help/firststeps
im Internet.
BuB | 62 (2010) 02
Foyer | BuB
Termine
Leseförderung mit Sachtexten
– Klasse 5/6
18. Februar – Mainz, Erbacher
Hof (1. Sitzung), 2. Sitzung
nach Vereinbarung ·
BuB 1/2010
Literaturverwaltung in Zeiten
von Web 2.0
18.–19. Februar – Köln,
Fachhochschule, GWZ ·
BuB 1/2010
Basiskurs Bibliotheksarbeit
22.–24. Februar – Lüneburg,
Büchereizentrale Niedersachsen · BuB 1/2010
Beschwerdemanagement –
Gesprächsverlauf & Problemlösung an der Theke
22.–23. Februar – Berlin,
Freie Universität · BuB 1/2010
Fortbildung
.B
BIB gründet
Unterstützungsfonds
Solidarität im Personalverband ermöglicht
finanzielle Zuschüsse
w
mation und Bibliothek mit je
200 Euro Zuschuss für maximal zehn BIB-Mitglieder
 die Teilnahme an regionalen
BIB-Fortbildungen mit je 75
Euro für maximal zehn BIBMitglieder sowie
 die Teilnahme an einem BIBSommerkurs mit 250 Euro für
ein BIB-Mitglied.
Sämtliche
Unterstützungsleistungen finanzieren die Mitglieder des BIB aus ihren Mitgliedsbeiträgen. Der BIB setzt damit
ein Zeichen der Solidarität von
Kollegen für Kollegen.
Mitglieder, die die Förderung
in Anspruch nehmen wollen,
richten bitte einen formlosen
Antrag per Mail an: Haike Meinhardt (Mitglied des BIB-Bundesvorstandes); haike.meinhardt@
fh-koeln.de
w
w
Der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) als Personalverband aller Beschäftigten in
Bibliotheken und Informationseinrichtungen wird ab 2010 für
zunächst zwei Jahre einen Unterstützungsfonds einrichten.
Das Ziel des Verbandes ist es,
arbeitssuchenden Mitgliedern
oder
Wiedereinsteiger/innen
dabei zu helfen, die Verbindung
zu ihrer Profession aufrecht zu
erhalten. Das soll erreicht werden, indem diesen Mitgliedern
die Teilnahme an Fort- und Weiterbildungen durch finanzielle Zuschüsse ermöglicht beziehungsweise erleichtert wird.
Pro Jahr stehen dafür 3 000
Euro bereit; gefördert werden:
 die Teilnahme am Deutschen
Bibliothekartag oder am
Leipziger Kongress für Infor-
BuB | 62 (2010) 02
Einführung in die Grundbegriffe der RAK-WB und
die Grundlagen der bibliografischen Beschreibung
für Auszubildende
24. Februar – Jena, Multimediazentrum der FriedrichSchiller-Universität ·
BuB 1/2010
Rechtsfragen in der
Bibliothek
24. Februar – Mainz,
Stadthaus · BuB 1/2010
Meine Bibliothek als
Marketingprodukt
24.–25. Februar – Köln,
Fachhochschule, GWZ ·
BuB 1/2010
–u
Benutzerführung –
Tipps und Tricks
23. Februar – Bochum,
Workshop Leseförderung
im Curriculum
34th Annual Conference
of the German Classification Society (GfKl)
and International Symposium on the Data Analysis
Interface Karlsruhe,
July 21 – 23, 2010
e
Februar
Treffpunkt Frankfurt am Main
24. Februar – Frankfurt
(Main), Deutsche Nationalbibliothek · BuB 1/2010
The 34th Annual Conference
of the German Classification
Society – Gesellschaft für Klassifikation (GfKl), a member of
the International Federation of Classification Societies
(IFCS) – will focus on the interface that data analysis has
in common with such areas as
computer science and operations research when a best interpretation of data that describe an underlying application is at stake. The scientific
program will include sessions
with invited talks and contributed presentations from a
broad range of topics. Special
emphasis will be laid on interdisciplinary research and the
interaction between theory
and practice. Suggestions for
(the organization of) additional topics are welcome.
Further information: http://
gfkl2010.wiwi.uni-karlsruhe.
de/gfkl2010/
.d
Projektmanagement mit
Web 2.0
22.–23. Februar – Köln,
Fachhochschule, GWZ ·
BuB 1/2010
Landesspracheninstitut in der
Ruhr-Universität · BuB 1/2010
–B
22. Februar – Kelsterbach,
Stadt- und Schulbibliothek ·
BuB 1/2010
Fortbildung
Recherche unter der
Bibliothekssoftware PICA
25.–26. Februar – Jena,
Multimediazentrum der
Friedrich-Schiller-Universität ·
BuB 1/2010
Bestandserhaltung Fotografie
– Identifizieren – Archivieren
– Präsentieren
26. Februar – Berlin, Freie
Universität (FU) · BuB 1/2010
März
Schimmelbefall in
Bibliotheken und Archiven
1. März – Berlin, Freie
Universität · BuB 1/2010
Mit Augen, Ohren, Händen:
Aktionen zur Lesemotivation
für die Primarstufe
1. März – Neustadt/
Weinstraße, Casimirianum ·
BuB 1/2010
Katalogisieren mit Bibliotheca 2000: Grundschulung
2. März – Koblenz,
Landesbibliothekszentrum,
Büchereistelle · BuB 1/2010
»Für wen mache ich das
eigentlich alles hier?«
Fortbildungsschwerpunkt
Zielgruppen
3. März – Lüneburg,
Büchereizentrale Niedersachsen · BuB 1/2010
Book Slam: Durchschlagender
Erfolg mit Buchvorstellungen
bei Jugendlichen
3. März – Gießen, Stadtbibliothek · BuB 1/2010
Presenting your library:
Performing a library tour
in English
4. März – Köln, Hochschulbibliothek der Fachhochschule
· BuB 1/2010
Elektronische Spiele in
ÖB – Auswahlkriterien für
den Bestandsaufbau
115
BuB | Foyer
Termine
Weitere Informationen gibt es
im Internet unter www.zew.
de oder bei Vera Pauli, Telefon
06 21/12 35-240.
bibliothekarische »Vermarktung« in Theorie und Praxis
22. März – Wiesbaden, Landesbibliothek · BuB 1/2010
Recherche und Katalogisierung unter der Bibliothekssoftware PICA
22.–26. März – Erfurt, Universitätsbibliothek · BuB 1/2010
.d
Basiskurs allegro-OEB: Die
Thekenfunktionen des Ausleihmoduls für Anfänger
17. März – Lüneburg, Büchereizentrale Niedersachsen ·
BuB 1/2010
–B
Literarische Veranstaltungen
in Bibliotheken: Workshop
8. März – Hildesheim, Beratungsstelle Südniedersachsen ·
BuB 1/2010
Digibib, Munzinger & Co:
Bereitstellung von elektronischen Diensten und deren
Archive im Informationszeitalter – Modul D1 –
Das digitale Archiv
8.–9. März – Berlin, Freie Universität (FU) · BuB 1/2010
Achtung: Vampire! Vorsicht:
Piraten! Lachen mit Pippi!
Spielketten zur Leseförderung
in Kindergarten und Grundschule
9. März – Wardenburg, Gemeindebücherei · BuB 1/2010
Fortbildung
Mit Augen, Ohren, Händen:
Aktionen zur Lesemotivation
für die Primarstufe
10. März – Landesbibliothekszentrum, Büchereistelle
Koblenz · BuB 1/2010
Vom 3. bis 12. Mai findet an der
Hochschule der Medien (HdM)
Stuttgart zum dritten Mal die
Internationale Summer School
statt. Organisiert von den Bachelor- und Masterstudiengängen Bibliotheks- und Informationsmanagement bietet die
Veranstaltung einen deutschsprachigen sowie fünf englischsprachige Workshops.
Aufgrund der Erfolge der beiden ersten Summer Schools – im
Jahr 2009 zum Beispiel zählte
die Veranstaltung über 60 Teilnehmer – wurde das Programm
für 2010 erweitert. Zur Auswahl
stehen folgende, mehrtägige
Workshops:
 Music in Digital Libraries and
Archives
 Media Literacy for Information Professionals
 Introduction to Multimedia
Systems
 Intercultural Encounters
 Management und Technik
Digitaler Bibliotheken
 Strategic Management for
Electronic Publishing
Book Slam: Durchschlagender
Erfolg mit Buchvorstellungen
bei Jugendlichen
10. März – Lüneburg, Büchereizentrale Niedersachsen ·
BuB 1/2010
Achtung: Vampire! Vorsicht:
Piraten! Lachen mit Pippi!
Spielketten zur Leseförderung
in Kindergarten und Grundschule
10. März – Bibliothek der IGS
und Gemeinde Fürstenau ·
BuB 1/2010
w
Das Zentrum für Europäische
Wirtschaftsforschung (ZEW)
lädt am Dienstagabend, 2.
März, von 17 bis 20 Uhr zu
einem Expertenseminar über
»Digitale Literatur und Urheberrecht« nach Mannheim
ein.
Geklärt werden sollen folgende Fragen:
 Welche Konsequenzen hat
die Änderung des Urheberrechtes für Bibliothekare,
Archivare und andere Informationsexperten?
 Was ist zu beachten bei der
Beschaffung von digitalisierten wissenschaftlichen
Werken?
 Wem dürfen (digitale) Dokumente in welcher Form
zugänglich gemacht werden? In welchem Umfang
und unter welchen Bedingungen dürfen sie genutzt
werden?
 Welche Unterschiede zwischen öffentlichen und privatrechtlichen Organisationen sind wichtig? Und welche Auswirkungen hat das
für die Versorgung mit Dokumenten?
 Welche weiteren Entwicklungen sind im Markt für
Information zu erwarten?
Welche Pläne verfolgt die
neue Bundesregierung (»3.
Korb« und Digitalisierungsprojekte)?
Katalogisieren mit Bibliotheca 2000: Aufbauschulung
16. März – Landesbibliothekszentrum, Büchereistelle
Koblenz · BuB 1/2010
Sprach- und Leseförderung
für Kinder mit Migrationshintergrund in der Bibliothek
15. März – Mainz, Stadthaus ·
BuB 1/2010
Kostenrechnung in Bibliotheken (II): Für Fortgeschrittene
April
»Bibliothek mit Qualität und
Siegel«: Vorbereitungsworkshop zur Zertifizierung
12. April – Lüneburg, Büche-
Summer School 2010
–u
Expertenseminar am
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim
Achtung: Vampire! Vorsicht:
Piraten! Lachen mit Pippi!
Spielketten zur Leseförderung
in Kindergarten und Grundschule
8. März – Schortens,
Stadtbücherei · BuB 1/2010
.B
Digitale
Literatur und
Urheberrecht
w
Fortbildung
15.–16. März – Berlin, Freie
Universität · BuB 1/2010
e
6. März – Erfurt, Stadtund Regionalbibliothek ·
BuB 1/2010
w
116
Deutsch- und englischsprachige Workshops an
der Hochschule der Medien Stuttgart
Neben Professoren der HdM
konnten Experten aus den USA,
den Niederlanden und Malaysia
als Dozenten gewonnen werden.
Willkommen sind Studierende und Berufstätige aus dem
In- und Ausland, die das gemeinsame Lernen durch ihre
unterschiedlichen Fachkenntnisse und Perspektiven bereichern und sich durch E-Learning,
Gruppenarbeit, Diskussionen,
Präsentationen, Exkursionen sowie das kulturelle Rahmenprogramm intensiv fachlich austauschen möchten.
Alle Teilnehmer erhalten
ein Zertifikat. Für Studierende besteht die Möglichkeit,
ECTS-Leistungspunkte zu sammeln.
Weitere Informationen und
Anmeldung unter: www.hdmstuttgart.de/bi/bi_akademie/
summerschool
Kontakt: Katrin Sauermann,
HdM, sauermann@hdm-stutt
gart.de, 07 11/2 57 06-211
BuB | 62 (2010) 02
Foyer | BuB
Termine
w
Bilderbuchkino lebendig
gestalten: Neue Ideen für
Fortgeschrittene
19. April – Aurich, Regionales
Pädagogisches Zentrum
Veranstalter: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken
BuB | 62 (2010) 02
e
–B
gan und andere) sowie einen bekannten Gast aus Nicaragua (Ernesto Cardenal).
Auch der Kinderbotschafter
der Ruhr.2010, Ritter Rost, wird
mit Jörg Hilbert und Burgfräulein
Bö (Patricia Prawit) dabei sein.
In Rezitationen werden Voltaire,
Eichendorff, B. Traven und Hélène Berr lebendig.
Die Veranstaltungen werden
an vertrauten und ungewöhnlichen Literaturstätten stattfinden (Kirchen, Industriegebäude,
Schloss, Planetarium, (Strom-)
Museen, Kneipen, Bibliotheken,
Theatersäle et cetera).
In den Jahren 2003 und 2005
war die LiteraturRE bereits ein
Literaturereignis in der Stadt
Recklinghausen, mit überregionaler Wirkung und großem Zuspruch; 2007 konnte diese Ausstrahlung mit sechs weiteren
Städten im Kreis Recklinghausen noch vergrößert werden.
Dazu haben große Namen wie
Bodo Kirchhoff, Konrad Beikircher, Elke Heidenreich, Wibke
Bruhns, Arnon Grünberg, Magdalen Nabb, Suzanne von Borsody ebenso beigetragen wie vie-
–u
Die LiteraturRE-Ruhr präsentiert vom 28. Februar bis zum
21. März Literatur höchster
Qualität aus der Region beziehungsweise bringt Literatur
höchster Qualität in die Region. Durch Autorinnen und Autoren, durch dramatisierte Fassungen berühmter Werke, durch
Literatur-Events, durch Kinderveranstaltungen und Veranstaltungen für Jugendliche wird die
Literatur während des Festivals
zur wichtigsten Nebensache in
der Metropole Ruhr.
Autorinnen und Autoren aus
dem Ruhrgebiet (Fritz Eckenga,
Jochen Malmsheimer, Jan Zweyer , Nicola Kaminski, Dietrich
Groenemeyer, Jacques Berndorf) fehlen dabei ebenso wenig
wie europäische Schriftstellerinnen und Schriftsteller, insbesondere aus Italien (Dacia Maraini,
Marisa Fenoglio, Herbert Rosendorfer) und Belgien (Diane
Meur, Geert van Istendael), außerdem gibt es Literaten mit und
ohne
Migrationshintergrund
(Lale Akgün, Nilgün Tasman, Sibylle Lewitscharoff, Selim Özdo-
Weser-Ems in Kooperation mit
dem Regionalpädagogischen
Zentrum der Ostfriesischen
Landschaft in Aurich
Referentin: Renate Schiffers,
Schauspielerin und Sprecherzieherin, Hamburg
Anmeldung: (bis 29. März)
Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Weser-Ems,
Esenser Str. 26, 26603 Aurich,
Telefon: 0 49 41/9 73 79-30,
Fax: 0 49 41/9 73 79-31,
E-Mail: bst-weser-ems@
le kleine Aktivitäten von und mit
der Bürgerschaft.
2010 wird es neben den Veranstaltungen in neun Städten des Kreises Recklinghausen
(Recklinghausen, Dorsten, Haltern am See, Marl, Castrop-Rauxel, Datteln, Herten, Gladbeck,
Oer-Erkenschwick) auch Veranstaltungen in Gelsenkirchen,
Herne, Bochum, Essen und Dortmund geben.
Ein
Themen-Schwerpunkt
der LiteraturRE-Ruhr ist Literatur, die die vielfältige Wirkung
von heimisch und fremd, Daheimbleibern und Migranten,
Vertriebenen und Deportierten,
hier und heute, an anderen Orten Europas (zum Beispiel Clandestini in Italien) und in anderen
Epochen sein, verarbeitet.
Neben bekannten Interpreten
wie Walter Sittler mit dem Buch
»Maestro« von Peter Goldsworthy und Nina Hoger mit
dem »Pariser Tagebuch, 1942–
1944« von Hélène Berr, sind national und international bekannte Autorinnen und Autoren persönlich vor Ort, um ihre Werke
dem Publikum zu präsentieren.
Die LiteraturRE-Ruhr ist eines der zentralen Projekte
der Kulturhauptstadt Europas
Ruhr.2010, die federführend
von den Stadtbibliotheken organisiert werden, durch Kooperation untereinander und mit anderen Trägern.
Das ausführliche Programm
steht im Internet unter www.Li
teraturRE-Ruhr.de.
.d
Bekannte Autoren aus dem In- und Ausland /
28. Februar bis 21. März
w
Der Erste Eindruck ist entscheidend! Lustige Klasseneinführungen für Kinder
16. April – Niestetal, Gemeindebücherei
Veranstalter: Hessische Fachstelle für öffentliche Bibliotheken
Referentin: F. Kemnitz von
Lesart Berlin
Anmeldung: Hessische Fachstelle für öffentlichen Bibliotheken bei der Landesbibliothek Wiesbaden, Rheinstr.
55–57, 65185 Wiesbaden,
Telefon: 06 11/334-26 90
Frühlingsfestival
im Ruhrgebiet
.B
Aktuelle Entwicklungen
im Bereich der Kinder- und
Jugendliteratur und ihre
Auswirkungen auf die
Literaturvermittlung
14. April – Erfurt, Universitätsbibliothek
Veranstalter: Deutscher Bibliotheksverband – Landesverband Thüringen
Referentin: Anke Vogel, Johannes Gutenberg-Universität
Mainz, Institut für Buchwissenschaft
Gebühr: 20 Euro für dbv-Mitglieder, 40 Euro für andere
Teilnehmer
Anmeldung: (bis 14. März)
Universitätsbibliothek Ilmenau, Postfach 10 05 65,
98684 Ilmenau, Telefon: 0 36 77/69 47 01, Fax:
0 36 77/69 47 00, E-Mail:
[email protected]
Literatur
w
reizentrale Niedersachsen
Veranstalter: Büchereizentrale
Niedersachsen
Referent: Meinhard Motzko,
Praxisinstitut Bremen
Anmeldung: (bis 22. März)
Büchereizentrale Niedersachsen, Lüner Weg 20,
21337 Lüneburg, Telefon: 0 41 31/95 01-0, Fax:
0 41 31/95 01-24, E-Mail:
[email protected],
www.bz-niedersachsen.de
bz-niedersachsen.de,
www.bz-niedersachsen.de
Grundkurs: Regeln für die alphabetische Katalogisierung
in wissenschaftlichen Bibliotheken (RAK-WB)
19.–22. April – Weimar, Universitätsbibliothek
Veranstalter: Deutscher Bibliotheksverband – Landesverband Thüringen
Referenten: Susanne Winter,
Manfred Müller, Bayerische
Staatsbibliothek München
Gebühr: 80 Euro für dbv-Mitglieder, 160 Euro für andere
Teilnehmer
Anmeldung: (bis 18. März)
Universitätsbibliothek Ilmenau, Postfach 10 05 65,
98684 Ilmenau, Telefon: 0 36 77/69 47 01, Fax:
0 36 77/69 47 00, E-Mail:
[email protected]
Basiskurs für ehren- und
nebenamtlich tätige Büche-
117
BuB | Foyer
Termine
Zeitmanagement
28. April – Kassel, Fachstelle
für ÖB
Veranstalter: Hessische
e
–B
Wisskomm2010: 5. Konferenz der Zentralbibliothek im Forschungszentrum Jülich vom
8. bis 10. November
Bibliotheken vor allem im Umfeld von Naturwissenschaft und
Technik hin zu virtuellen Portalen für Literatur, Information und den damit verbundenen
Dienstleistungen. Die Zentralbibliothek lädt alle an diesem
Prozess Beteiligten in Bibliotheken und Informationseinrichtungen, in Verlagen, Agenturen
und Software-Firmen sowie in
Hochschulen und Bibliotheksorganisationen dazu ein, ihre
Sichtweisen auf diesen Prozess
darzustellen und gemeinsam
Perspektiven für die Zukunft
der Informationsversorgung zu
entwerfen.
Die eingesandten Abstracts
für Vorträge beziehungsweise Posterbeiträge werden dem
Programmkomitee zur Begutachtung vorgelegt. Bitte senden
Sie Ihren Abstract (circa 2 000
bis 3 000 Zeichen) bis zum 15.
Februar ein. Bitte teilen Sie uns
mit, ob der Beitrag bevorzugt
als Vortrag oder als Poster berücksichtigt werden soll. Die Benachrichtigung über die Annahme des Abstracts erfolgt Mitte
April. Der ausformulierte Beitrag wird bis Mitte August benötigt, da der Proceedingsband
bereits zur Konferenz im November vorliegen soll.
Aktuelle Informationen zur
Konferenz: www.wisskom2010.
de
Edith Salz,
Forschungszentrum Jülich,
Zentralbibliothek
–u
Bereits zum 5. Mal veranstaltet die Zentralbibliothek im
Forschungszentrum Jülich eine
Konferenz zu Themen im Spannungsfeld von Wissenschaft
und Information. Beschäftigten sich die Konferenzen der
Zentralbibliothek in den früheren Jahren schwerpunktmäßig
eher mit Trends in der Wissenschaftskommunikation,
liegt
der Fokus der WissKom2010
auf den Herausforderungen des
zunehmend elektronischen Informationsmarkts und dessen
Anforderungen an Bibliotheken
im akademischen Umfeld und
in Forschungseinrichtungen.
Im Vorfeld der Veranstaltung
konnten bereits Expertinnen
und Experten aus der internationalen Verlagswelt, innovativen Bibliotheken und Verbänden als Keynote Speaker gewonnen werden: Felix Haest
(Elsevier), Alice Keller (University of Oxford); Ralf Schimmer (MPDL); Werner Reinhardt
(GASCO) sowie Peter Shepherd
(COUNTER).
Zu folgenden Schwerpunkten des Konferenzthemas sind
Beiträge und Poster erwünscht:
 Virtuelle Bibliothek
 E-Journals
 E-Books
 ERM-Systeme
 Bestandsmanagement in einer virtuellen Bibliothek
Insgesamt thematisiert WissKom2010 den Wandel von
Bibliothek mit
Qualität und Siegel
Ziele bestimmen – Erfolg planen: Fortbildungsschwerpunkt: Zielfindung
28. April – Lüneburg, Büchereizentrale Niedersachsen
Veranstalter: Büchereizentrale
Niedersachsen
Referentin: Caroline Meinke,
Systemische Praxis Berlin
Anmeldung: (bis 7. April) Büchereizentrale Niedersachsen,
Lüner Weg 20, 21337 Lüneburg, Telefon: 0 41 31/95 01-0,
Fax: 0 41 31/95 01-24, E-Mail:
[email protected],
www.bz-niedersachsen.de
.d
eLibrary –
den Wandel gestalten
w
WinBIAP-Anwendertreffen
zur Version 4.0
23.–24. April – Bad Hersfeld,
DGUV-Akademie
Veranstalter: Hessische Fachstelle für öffentliche Bibliotheken
Weitere Informationen: www.
hlb-wiesbaden.de/index.php?
dom=1&lang=22&p=275 oder
http://www.datronic.de/
service/veranstaltungen.htm
Anmeldung: Hessische Fachstelle für öffentliche Bibliotheken bei der Landesbibliothek
Wiesbaden, Rheinstr.
55–57, 65185 Wiesbaden,
Telefon: 06 11/334-26 90
Anmeldung: Hessische Fachstelle für öffentliche Bibliotheken bei der Landesbibliothek
Wiesbaden, Rheinstr.
55–57, 65185 Wiesbaden,
Telefon: 06 11/334-26 90
Konferenz
.B
Lesen in der Peer Group:
Workshop
21. April – Lüneburg, Büchereizentrale Niedersachsen
Veranstalter: Büchereizentrale
Niedersachsen
Referent: Maik Philipp, Zentrum Lesen, Fachhochschule
Nordwestschweiz
Anmeldung: (bis 30. März)
Büchereizentrale Niedersachsen, Lüner Weg 20,
21337 Lüneburg, Telefon: 0 41 31/95 01-0, Fax:
0 41 31/95 01-24, E-Mail:
[email protected],
www.bz-niedersachsen.de
Fachstelle für öffentliche
Bibliotheken
Referentin: Ilona Buchecker,
Hessische Landesbibliothek
Wiesbaden
w
reileiter/innen und
-mitarbeiter/innen
Zielgruppe: Interessent/innen
aus ehren- und nebenamtlich geleiteten kommunalen
Öffentlichen Bibliotheken in
Rheinland-Pfalz
20. April – Koblenz, Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle Koblenz
Veranstalter: Landesbibliothekszentrum, Büchereistelle
Koblenz
Referenten: Bibliothekar/innen der Büchereistelle Koblenz
Anmeldung: Landesbibliothekszentrum, Büchereistelle Koblenz, Bahnhofsplatz
14, 56068 Koblenz, Telefon:
02 61/9 15 00-311,
Fax: 02 61/9 15 00-302
w
118
Basiskurs für ehren- und
nebenamtlich tätige Büchereileiter/innen und -mitarbeiter/innen
Zielgruppe: Interessent/innen
aus ehren- und nebenamtlich geleiteten kommunalen
Öffentlichen Bibliotheken in
Rheinland-Pfalz
29. April – Landesbibliothekszentrum, Büchereistelle Neustadt
Veranstalter: Landesbibliothekszentrum, Büchereistelle
Neustadt
Referenten: Bibliothekar/innen der Büchereistelle
Neustadt
Anmeldung: Landesbibliothekszentrum, Büchereistelle Neustadt, Lindenstr. 7–11,
67433 Neustadt,
Telefon: 0 63 21/39 15 21,
Fax: 0 63 21/39 15 39
BuB | 62 (2010) 02
Foyer | BuB
Markt
w
BuB | 62 (2010) 02
Swets:
Beschaffungsplattform
für E-Books in der
Testphase
e
pr. – Swets hat die Testphase für sein neues E-BooksBeschaffungsportal gestartet.
Die Plattform integriert einen
E-Book-Katalog mit Bestellfunktion in die bestehenden
SwetsWise Services, insbesondere SwetsWise Subscriptions.
Diese Funktionalität stellt den
Kunden ein zentrales System für
E-Book-Bestellungen und ein
Hilfsmittel für die Auswahl des
gewünschten Anbieters sowie
der Inhalte zur Verfügung,
unabhängig davon, ob sie direkt
vom Verlag oder einem Aggregator stammen.
.d
w
Zum Angebot der NORISTransportverpackung GmbH
gehören DVD- und CD-Verpackungen, CD-Taschen und
Schutzhüllen, Multimedia-Verpackungen in verschiedensten
Ausführungen, Verpackungen
für Hörbücher, BiblioDiscpacks
für DVDs und CDs sowie Verpackungen für USB Sticks,
Speicherkarten und Software.
Da sich der bisherige Inhaber
aus Altersgründen aus dem aktiven Berufsleben zurückzieht,
stand das Unternehmen zum
Verkauf. Die Marke NORIS ist
seit 1984 im Markt eingeführt
und soll auch weiterhin Bestand
haben. Die NORIS-Transportverpackung GmbH wird am
bisherigen Standort in Nürnberg weitergeführt.
»Ich gehe davon aus, dass die
Akquisition der NORIS-Transportverpackung GmbH der
ekz einen Wachstumsschub auf
längere Sicht bringen wird«, ist
Jörg Meyer, Geschäftsführer der
–B
pr. – Als Komplettanbieter für
Bibliotheken hat die ekz.bibliotheksservice GmbH die NORISTransportverpackung GmbH in
Nürnberg übernommen. Bisher
war die Firma NORIS als Spezialist für Multimedia-Verpackungen auf dem Bibliotheksmarkt
aktiv und dort vor allem im
Bereich der Nonbooks tätig.
–u
ekz:
NORIS-Transportverpackung GmbH
übernommen
.B
In der Rubrik »Markt« werden Pressemitteilungen von
Unternehmen und Dienstleistern – ohne redaktionelle
Bearbeitung – veröffentlicht.
Die Redaktion behält sich vor,
Beiträge auszuwählen und zu
kürzen.
dank der neuen Software nun
durchgeführt werden kann. Die
Bedienung der Selbstverbucher-Touchscreens, die mit der
iPhone-Optik vergleichbar sind,
ist selbsterklärend und damit
simpler als der Gebrauch von
elektronischen Obst- und Gemüsewaagen«, freut sich BibDie Marke NORIS ist
liotheksleiter Heinz Morf. Die
seit 1984 im Markt eingeneuentwickelte Software verführt und soll auch weiterlangt vom Benutzer nur noch
hin Bestand haben.
halb so viele Klicks bei der Verbuchung als die bisher übliche
packs, Medienverpackungen, Software. So wird die Ausleihe
unzerbrechlichen Medienboxen
und so weiter steigen. Hier profitiere man auf jeden Fall von dem Die neuentwickelte Software
Know-how der NORIS-Mit- verlangt vom Benutzer nur
arbeiterInnen. Schließlich war noch halb so viele Klicks bei
das Unternehmen über 25 Jahre der Verbuchung als die bisher
erfolgreich in diesem Marktsegübliche Software.
ment tätig.
Zusammen mit ihren Unternehmensbeteiligungen an der tatsächlich enorm schnell und
DiViBiB GmbH in Wiesbaden, bedienungsfreundlich.
die seit 2005 »Digitale Virtuel- »Das BiblioCockpit ermöglicht
le Bibliotheken« betreibt und uns eine stets aktuelle ›Life
entwickelt, und der EasyCheck view‹ über alle Abläufe von eiGmbH & Co. KG in Göppin- nem zentralen Arbeitsplatz aus.
gen – sie liefert seit 2006 Tech- Es ist großartig, wenn wir auf
nologien, wie beispielsweise diese Weise in jedem Moment
Selbstverbuchungsgeräte und Statusinformationen über das
RFID-Etiketten – setzt die ekz komplette RFID-System haben.
damit ihren Weg konsequent Jederzeit können wir Leistungsfort, in praxisorientierte Pro- statistiken aller RFID-Geräte
dukte und Dienstleistungen für abrufen oder vom BiblioCockBibliotheken zu investieren, um pit auch unmittelbar supportdamit deren Zukunft zu sichern. technisch in das Gesamtsystem
www.ekz.de eingreifen«, so Heinz Morf.
Die Stadt- und Kantonsbibliothek Zug ist ein gut frequentierter Betrieb mit 207 000 Medien.
Während 1987, im ersten BeBibliotheca RFID:
triebsjahr, im jetzigen Gebäude,
eine Bibliotheksangestellte im
Next Generation
Jahr durchschnittlich knapp
Software im Einsatz
14 000 Ausleihen verarbeiten
musste, stieg die Zahl bis zum
pr. – Im Herbst 2009 hat die
letzten Jahr auf beinahe 42 000
Stadt- und Kantonsbibliothek
Ausleihen, die zu bewältigen
Zug das BiblioChip RFID-System waren. Eine derartige Steigemit der Next Generation Softrung war nur möglich, indem
ware und dem BiblioCockpit er- andere Aufgaben zurückgestellt
folgreich in Betrieb genommen. wurden. Die Einführung der
Die Bibliothek ist somit Vorreiter Selbstverbuchung soll nun erder Öffentlichen Bibliotheken in lauben, dass Kundendienstleisder Schweiz.
tungen wieder gepflegt werden
können. Mit den beiden Tisch»Unsere BenutzerInnen und und einem Standgerät können
MitarbeiterInnen sind begeis- Besucher Verbuchungen probtert, wie einfach, schnell und lemlos eigenhändig bewältigen.
sicher die Medienverbuchung
www.bibliotheca-rfid.com
ekz, überzeugt. Gerade durch
die Zunahme und ständige Weiterentwicklung der RFID-Technologie für Bibliotheken werde
über Jahre hinaus die Nachfrage
nach geeigneten Biblio-Disc-
w
Markt
In den letzten Jahren wurde
Swets von Kunden verstärkt auf
die aktuell komplexen Prozesse
der Auswahl und Beschaffung
von E-Books angesprochen.
Dank der Erfahrung in der
Abonnementverwaltung von
elektronischen Inhalten und
den damit verbundenen Preisund Zugriffsmodellen, ist Swets
dafür gerüstet, sich diesen Anforderungen zu stellen.
»Unsere Kunden sprechen
uns vermehrt auf eine zentrale Plattform an, über die sie
verschiedene Lieferanten und
Beschaffungsoptionen von EBooks herausfinden und vergleichen können. Unser neues
Beschaffungsportal wird diese
Anforderung erfüllen«, sagte
Debbie Dore, Chief Commercial Officer von Swets. »Dank
der Integration in unsere bestehenden SwetsWise Services entsteht außerdem eine einzigartige
Umgebung, in der Bibliothekare, Informationsspezialisten,
Studenten und Forscher, unabhängig vom Medienformat, ihre
lizenzierten Inhalte durchstöbern, beschaffen, darauf zugreifen und verwalten können.«
SwetsWise Subscriptions hat
sich als Verwaltungsplattform
für Abonnements etabliert und
spielt in Bibliotheken und Informationsabteilungen weltweit
eine zentrale Rolle.

119
BuB | Foyer
Markt
Thieme:
Primärdaten für Chemie
verfügbar
Primärdaten sind wissenschaftliche Messdaten, die in Experimenten gewonnen werden. In
der Chemie fallen solche Daten
bei unterschiedlichsten Forschungsmethoden an. Bislang
.d
–B
Plus angebotenen Publikationen
sind hauptsächlich Werke mit
kleinteiligen Informationseinheiten wie Adressverzeichnisse,
Bibliografien oder Wörterbücher.
»Durch die Integration der
Referenzinhalte in Reference-
–u
liegt ein Großteil dieser Daten
breit verstreut auf den Rechnern der Wissenschaftler, es
gibt keinen zentralen Speicher
und damit keine Archivierung.
In Fachzeitschriften publiziert
werden lediglich wissenschaftliche Ergebnisse – nicht jedoch
die zugrundeliegenden Daten in
ihrem ursprünglichen Format.
Primärdaten sind daher häufig
schlecht dokumentiert, schwer
zugänglich und langfristig nicht
gesichert.
»Der Zugang zu Primärdaten
ist eine grundlegende Voraussetzung für die Forschungsarbeit«, erklärt Susanne Haak, als
Programmplanerin bei Thieme
Chemistry für die chemischen
Fachzeitschriften verantwortlich. Gemeinsam mit der TIB
hat Thieme deshalb jetzt eine
einheitliche und verbindliche
Form zur Publikation dieser Daten entwickelt und für die technische Umsetzbarkeit gesorgt.
w
pr. – Gemeinsam mit der Technischen Informationsbibliothek
Hannover (TIB) ermöglicht
Thieme den Zugang zu Primärdaten aus der Chemie. Diese
Messdaten liegen heute überwiegend in digitaler Form vor.
Mittels einer digitalen Objektkennung, dem Digital Object
Identifier (DOI), werden die Daten künftig registriert und auf
Thieme-connect veröffentlicht.
So haben Wissenschaftler einen
einfachen Zugriff auf Artikel
und die begleitenden Daten.
handelt es sich um E-Books, die
wie eine Datenbank durchsucht
werden können.
Der Nutzer erhält als Ergebnis einer Suchanfrage kein PDF,
das wie eine Buchseite aussieht,
sondern den direkten Eintrag
der Information. Die als eBook-
.B
Diese Datensammlungen können nun gemeinsam mit allen
anderen Inhalten von De Gruyter, wie E-Books und E-Journals,
durchsucht und genutzt werden.
Zusätzlich zu den Datenbanken
erscheinen auf ReferenceGlobal wichtige Nachschlagewerke
im Format eBookPLUS. Dabei
Auf der Plattform ReferenceGlobal (www.reference-global.com) sind
jetzt auch die Datenbanken von De Gruyter mit circa fünf Millionen Einträgen komplett verfügbar, wie etwa die Deutsche Biographische Enzyklopädie und das Allgemeine Künstlerlexikon. Screenshot: De Gruyter
w
pr. – De Gruyter schafft eine
weitere Etappe bei der Integration seiner elektronischen
Inhalte: Ab sofort sind auch die
Datenbanken des Unternehmens mit circa fünf Millionen
Einträgen auf der Plattform
ReferenceGlobal (www.
reference-global.com) komplett
integriert und verfügbar. Dazu
zählen etwa die Deutsche Biographische Enzyklopädie und
das Allgemeine Künstlerlexikon,
aber auch große bibliografische
Datenbanken.
Global erhöhen wir den Kundennutzen deutlich«, so Sven
Fund, CEO von De Gruyter.
»Zudem erleichtert sich dadurch
die Handhabung in Bibliotheken. Waren früher aufgrund
unterschiedlicher Oberflächen
aufwendige Schulungen der
Mitarbeiter und Nutzer erforderlich, entfällt dies zukünftig
durch eine intuitive Nutzerführung.«
Denn mit der Integration der
Datenbanken und Nachschlagewerke bieten sich dem Nutzer
optimierte Funktionalitäten:
So kann jede Publikation im
Volltext oder mit einigen für sie
spezifischen Suchfeldern durchsucht werden. Alle Suchfelder
bieten eine »Find-as-you-type«Funktionalität an, die bereits bei
der Sucheingabe signalisiert, ob
der Suchbegriff vorhanden ist.
Schließlich sind die Einträge der
Nachschlagewerke mit relevanten Zeitschriftenartikeln und
E-Books auf ReferenceGlobal
verlinkt.
www.degruyter.com
e
De Gruyter:
Alle elektronischen Inhalte auf einer Plattform
w
120
OCLC:
SISIS-SunRise Implementierung in Rekordzeit
pr. – Die neugegründete Hochschule Rhein-Waal mit Sitz in
Kleve und Kamp-Lintfort stattet
ihre Hochschulbibliothek mit
dem OCLC Bibliotheksmanagementsystem SISIS-SunRise aus.
Die Bibliothek hat im September
2009 den offiziellen Betrieb
aufgenommen. Zwischen
Gründung der Hochschule und
Eröffnung der Bibliothek für den
Studienbetrieb lagen nur fünf
Monate.
Nach der Gründung der Hochschule Rhein-Waal stand die
Bibliotheksleitung der Hochschule vor der Herausforderung,
innerhalb kürzester Zeit eine
voll funktionstüchtige, moderne Bibliothek aufzubauen. Nach
Prüfung der bestehenden Opti-
onen wurde die OCLC GmbH
im Juli mit der Implementierung des Bibliotheksmanagementsystems SISIS-SunRise für
die Bibliotheksstandorte Kleve
und Kamp-Lintfort beauftragt.
Gleichzeitig wurde entschieden,
für Hosting und First-LevelSupport den ASP-Dienst (Application Service Providing)
der Verbundzentrale des Bibliotheksverbunds Bayern (BVB) zu
nutzen.
In den verbleibenden drei
Monaten bis zum Beginn des
Studienbetriebs am 21. September und gleichzeitiger Bibliothekseröffnung wurde die
Bibliothekslösung mit den Modulen Katalog, Erwerbung,
Ausleihe mit Buchsicherungsanlage und Web-OPAC installiert, das System für den Echteinsatz eingerichtet und die Bibliotheksleitung geschult. Ende
August konnte diese bereits die
ersten Medien im Verbundsystem des hbz katalogisieren.
BuB | 62 (2010) 02
Foyer | BuB
Markt
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BuB | 62 (2010) 02
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–B
Die Lösungen von Lyngsoe Systems automatisieren zentrale Arbeitsprozesse in den Bibliotheken wie die Rückgabe oder das Sortieren umlaufender Medien. Dadurch wird der Kundenservice verbessert und das Bibliothekspersonal von administrativen, arbeitsintensiven Aufgaben entlastet.
Foto: Lyngsoe Systems
Lyngsoe Systems:
Niederlassung in
Deutschland eröffnet
oder das Sortieren umlaufender Medien. Dadurch wird der
Kundenservice verbessert und
das Bibliothekspersonal von administrativen, arbeitsintensiven
pr. – Lyngsoe Systems hat den
Aufgaben entlastet.
Grundstein für eine verstärkte
Weiterhin übernimmt LynPräsenz in Deutschland gelegt. gsoe Systems das Vermögen
Der Anbieter von Systemen für
des dänischen Unternehmens
die automatisierte Ausleihe,
Codeco (www.codeco.dk). Die
Rückgabe und das Sortieren
Übernahme beinhaltet alle
von Bibliotheksmedien gründe- Rechte hinsichtlich Konstrukte eine deutsche Tochtergesell- tion, Fertigung, Software und
schaft, die Lyngsoe Systems AG Service sowie das geistige Eimit Sitz in Wiesbaden.
gentum von Codeco. Codeco
bietet seit 1990 intelligente und
»Mit diesem Schritt wollen wir interaktive Selbstbedienungsdie Aktivitäten auf dem deut- Systeme für Bibliotheken an.
schen Bibliotheksmarkt intensivieren und Lyngsoe Systems als
Die Lösungen von Lyngsoe
kompetenten Partner für die BeSystems automatisieren
lange der deutschen Bibliothezentrale Arbeitsprozesse in
ken präsentieren«, erklärt Thoden Bibliotheken wie die
mas Astheimer, Sales Manager
Rückgabe oder das Sortieren
Library Systems und Leiter der
umlaufender Medien.
deutschen Niederlassung.
Lyngsoe Systems übernahm
im August 2009 das Biblio- Schwerpunkt der Geschäftsaktheksgeschäft der weltweit tivitäten war Skandinavien, wo
tätigen FKI Logistex Library das Unternehmen einen signiSolutions von den beiden Unter- fikanten Marktanteil vorweisen
nehmen Crisplant A/S aus Dä- kann. Lyngsoe Systems besitzt
nemark sowie Intelligrated, Inc. nach der Übernahme von Codeaus den USA.
co eines der umfassendsten ProDie Lösungen von Lyngsoe dukt-Portfolios für die AutomaSystems automatisieren zen- tisierung logistischer Prozesse in
trale Arbeitsprozesse in den Bibliotheken.
Bibliotheken wie die Rückgabe
www.lyngsoesystems.com
–u
Thematisch behandelt werden
das Arzthaftungsrecht, das
Arztrecht (Vertragsrecht, Berufsrecht, Strafrecht), das Recht
der gesetzlichen Krankenversicherung (insbesondere dem
Kassen(-zahn)arztrecht),
das
Krankenhausrecht, das Recht
der Heilberufe (Apotheker,
Heilpraktiker, Psychotherapeuten), das Arzneimittel- und Medizinprodukterecht sowie das
einschlägige Verfahrens- und
Prozessrecht.
Neben Kurzanmerkungen zu
aktuellen medizinrechtlichen
Gerichtsentscheidungen
enthält er bei Bedarf auch Erläuterungen zu medizinrechtlichen
Gesetzesvorhaben. Als Herausgeber konnte die Rechtsanwaltspartnerschaft Möller und
Partner aus Düsseldorf gewonnen werden, die sich auf das Medizinrecht spezialisiert hat.
Der neue juris PraxisReport
ist einzeln oder als Bestandteil
anderer juris-Produkte erhältlich. Die in den Anmerkungen
zitierten Normen und Entscheidungen können im Volltext
ohne Aufpreis abgerufen werden. Wie bei allen anderen juris
PraxisReporten ist der juris PraxisReport Medizinrecht auch als
Informationsdienst per E-Mail
erhältlich.
Die juris PraxisReporte gibt
es zu 16 weiteren Themen, unter
anderem zu Arbeitsrecht, Bankund Kapitalmarktrecht, BGHZivilrecht, Bundesverwaltungsgericht, Familien- und Erbrecht.
w
Die für das erste Quartal 2010
vorgesehene Verfügbarkeit von
Sudoc-Daten unter WorldCat
wird die Bestände des französischen Hochschulwesens präsenter machen.
Neben der Zugangserweiterung für die Daten bringt die
Einbindung in WorldCat den
Sudoc-Bibliotheken zusätzliche Vorteile. »Durch ihren Beitrag werden die Bibliotheken
zu OCLC-Mitgliedern«, meint
ABES-Direktor
Raymond
Bérard, »und können somit beispielsweise auch die WorldCatAPI zur Entwicklung eigener
Anwendungen nutzen. Außerdem sind die Sudoc-Bibliotheken als OCLC-Mitglieder auf
regionaler Ebene der OCLCFührungsstruktur
stimmberechtigt.«
»Wir freuen uns sehr über
die Zusage von ABES«, sagt
Rein van Charldorp, Geschäftsführer von OCLC EMEA.
»OCLC arbeitet seit über zehn
Jahren mit ABES zusammen,
und die aktuelle Ausweitung
der Zusammenarbeit stellt den
logisch nächsten Schritt dar.
Die globale Bibliotheksgemeinschaft wird erheblichen Nutzen aus der Bereicherung von
WorldCat um die Sudoc-Titel
ziehen.«
pr. – Mit dem neuen PraxisReport zum Medizinrecht ergänzt
juris als Anbieter für juristische
Informationen seine Reihe der
Praxisreporte um ein weiteres
Rechtsgebiet. Der juris PraxisReport Medizinrecht erscheint
monatlich online. Er wendet sich
vornehmlich an Rechtsanwälte
(insbesondere Fachanwälte für
Medizinrecht), Gerichte, Behörden, Verbände und Sozialversicherungsträger.
.B
pr. – OCLC und ABES
(Agence Bibliographique de
l‘Enseignement Supérieur)
haben vereinbart, dass die
neun Millionen Datensätze
des Système Universitaire de
documentation (Sudoc), dem
Katalogisierungssystem der
von ABES verwalteten französischen Hochschulbibliotheken,
in WorldCat eingestellt werden.
Im Zuge dieser Vereinbarung
werden die Sammlungen der
110 teilnehmenden SudocEinrichtungen, die über 1 000
Bibliotheken vertreten, weltweit
für Internetrecherchen unter
WorldCat.org zur Verfügung
stehen.
juris:
Erweitertes Angebot
im Medizinrecht
w
OCLC:
ABES stellt französischen
Sudoc-Katalog in
WorldCat ein
121
122
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Streitfall Gebühren
Christof Capellaro
Gleichklang – Missklang – Schweigen
e
Bibliothekarische Gebührendiskurse in der
Bundesrepublik Deutschland zwischen 1950 und 2010
Jugendliche oder für Ausleihen aus dem
Sachbuchbestand) realisiert. Durch solche
frühen Erfolge erhielt auch die einschlägige Debatte eine unverkennbar offensive
Stoßrichtung. Innerfachlich herrschte die
Überzeugung vor, dass der Gebührenfreiheit die Zukunft gehöre und es sich nur
noch um eine Frage der Zeit handeln könne, bis diese in allen ÖB des Landes und
auf Dauer umgesetzt sei.
Dabei verband sich das bibliothekarische Ziel der kostenlosen Buchbereitstellung nicht zuletzt mit dem Wunsch, den
zahlreichen kommerziell operierenden
Leihbibliotheken das Wasser abzugraben.
Diese Einrichtungen, die es in der Bundesrepublik der Fünfzigerjahre noch massenhaft gab3, stellten für die Öffentlichen
Bibliotheken nicht nur eine unbequeme
Konkurrenz dar, sondern galten auch als
gefährliche Brutstätten der sogenannten
Schmutz- und Schundliteratur. Gerade
aus diesem Grund griffen die Bibliothekare in den Fünfzigerjahren oft auf volkserzieherisch motivierte Argumente zurück,
wenn es darum ging, den kommunalpo-
W
–B
.d
ährend das Thema in der westdeutschen Fachliteratur der
ersten Nachkriegsjahre nicht
näher behandelt worden war, gewann die
Frage nach der Berechtigung einer allgemeinen Benutzungsgebühr ab Anfang der
Fünfzigerjahre stark an Bedeutung.
Die Gebührenfreiheit als unumstrittenes
fachliches Ziel – die Fünfzigerjahre
–u
Von einer Gebührendebatte im strengen
Sinn des Wortes kann man in diesem
Jahrzehnt dennoch nicht sprechen, da die
Gebühr von den Verfassern einschlägiger
Beiträge ausnahmslos abgelehnt wird. Bibliothekarische Stimmen, die für die Beibehaltung oder Ausweitung der Gebühr
eingetreten wären, fehlen. Die Gebührenfreiheit wird vielmehr als von ausnahmslos
allen Bibliothekaren bejahtes Ziel dargestellt, das gegen den Widerstand teils
noch »uneinsichtiger« Kommunalpolitiker beziehungsweise im Verein mit »einsichtigen« Vertretern der Kommunalpolitik, möglichst flächendeckend durchgesetzt werden soll.
Die Forderung nach Abschaffung der
um 1950 noch praktisch überall erhobenen Gebühr darf dabei nicht isoliert betrachtet werden. Sie ist vielmehr im Zusammenhang mit anderen zeittypischen
Forderungen zu sehen, die nicht mehr
bloß auf einen Wiederaufbau, sondern einen weiteren Ausbau des öffentlichen Bibliothekswesens abzielten und die aufgrund
der günstigen Wirtschaftsentwicklung
vergleichsweise problemlos in die Realität
umgesetzt werden konnten.
Obwohl eine zuverlässige Gesamtstatistik der Öffentlichen Bibliotheken Westdeutschlands in den Fünfzigerjahren fehlt,
kann auf Basis von Einzelerhebungen2 der
Schluss gezogen werden, dass der Anteil
gebührenfreier Bibliotheken im Verlauf
der Fünfzigerjahre bereits erkennbar zunahm. In vielen Bibliotheksorten, wo
der Übergang zur kostenlosen Ausleihe
aller Bestandsgruppen an alle Benutzergruppen noch nicht möglich war, wurde
zumindest die Einführung der »teilweisen Gebührenfreiheit« (zum Beispiel für
w
w
w
.B
Der folgende Beitrag arbeitet zentrale
Entwicklungslinien der bibliothekarischen
Debatte um die allgemeine Benutzungsgebühr in Öffentlichen Bibliotheken (ÖB)
von der frühen Bundesrepublik bis in die
Gegenwart heraus. Im Mittelpunkt stehen
dabei die Haltung der Bibliothekare, ihre
Argumentation und die Bildersprache einschlägiger Beiträge. Auf Basis einer Auswertung der Schnellstatistik beziehungsweise der Deutschen Bibliotheksstatistik
(DBS) wird außerdem der Verbreitungsgrad der Gebühr in den hauptamtlich
geführten Öffentlichen Bibliotheken
betrachtet. Der Aufsatz basiert auf der
Magisterarbeit des Verfassers, in deren
Rahmen knapp 600 einschlägige Dokumente aus der Fachliteratur gesammelt
und mithilfe des Ansatzes der Kritischen
Diskursanalyse nach Siegfried Jäger einer
synoptischen Auswertung unterzogen
worden sind.1
In den Siebzigerjahren sahen sich
die Bibliothekare zum ersten Mal mit
erheblichen Bedrohungen des auf
dem Gebiet der Gebührenfreiheit
Erreichten konfrontiert.
litischen Entscheidungsträgern die Notwendigkeit der Gebührenfreiheit vor Augen zu führen.
Daneben wurde in den Fünfzigern freilich auch schon häufig ins Feld geführt,
dass durch die Abschaffung der Gebühr
Benutzung und Ausleihe rein quantitativ
gesteigert werden könnten. Zur Untermauerung dieser Argumentation erschien
eine Reihe einschlägiger Erfolgsberichte aus der Praxis. Meist handelte es sich
dabei um Kurzbeiträge, in denen die in
einer Bibliothek zu zwei verschiedenen
Zeitpunkten erhobenen Ausleihe- beziehungsweise Benutzungszahlen einander
tabellarisch gegenübergestellt und deren
Steigerungsraten dann monokausal auf
die zwischenzeitlich eingeführte Gebührenfreiheit zurückgeführt wurden.4
Mit dem Bestreben die positiven Auswirkungen der »Freiausleihe« solcherart zu
untermauern, korrespondiert auf der Ebene der Sprachverwendung die Tendenz,
die Gebührenfreiheit mit sprachlichen
Bildern der Freiheit und Barrierelosigkeit
zu belegen, während die Gebühr als Barriere, Hemmnis und Hindernis der Bibliotheksbenutzung dargestellt wird.
BuB | 62 (2010) 02
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Streitfall Gebühren
123
.d
–B
–u
len Gemeinschaftsstellung für Verwaltungsvereinfachung (KGSt) von 1966. Es
kommt zu dem Schluss, dass die Erhebung
zumutbarer Gebühren mehr Arbeit verursache, als ihr Ertrag rechtfertige und
empfiehlt den Bibliotheken daher, aus
wirtschaftlichen Gründen auf die Gebühr
zu verzichten.5
Solche Überlegungen fanden ihren
Niederschlag dann auch in der Ausgestaltung einschlägiger bibliothekarischer Debattenbeiträge mit sprachlichen Bildern:
Die Gebühr wurde nun nicht mehr nur
als Hürde für den Leser dargestellt, den
sie von der Bibliotheksbenutzung abhalte, sondern auch als Hemmschuh für den
w
w
w
1 Christof Capellaro: Die Gebührendebatte
im Öffentlichen Bibliothekswesen der Bundesrepublik Deutschland seit 1945. – Eine
Diskursanalyse. Die Arbeit wurde von Prof.
Dr. Konrad Umlauf und Prof. Günter Beyersdorff betreut. Der Volltext ist einsehbar unter: www.ib.hu-berlin.de/~kumlau/handrei
chungen/h224/. Zum Ansatz der kritischen
Diskursanalyse nach Siegfried Jäger vgl.: Kritische Diskursanalyse. – Eine Einführung.
Münster 2004
2 Vgl. dazu zum Beispiel Jürgen Busch: Büchereiverwaltung. In: Johannes Langfeldt (Hg.):
Handbuch des Büchereiwesens. Bd. 2. Wiesbaden 1965, S. 1–129, hier S. 95f.
3 Vgl. Karla Fohrbeck, Andreas Wiesand: Bibliotheken und Bibliothekstantiemen. Pullach
1974, hier S. 72f.
4 Als exemplarisches Beispiel eines solchen
Beitrags vgl. Burkhard Macholz: Gebührenfreiheit – eine Voraussetzung zum Erfolg. In:
BuB 11(1959), S. 267
5 Vgl. KGSt: Kommunale Öffentliche Bücherei. Köln 1964, S. 68f.
6 Dazu ausführlich: Konrad Umlauf: Bibliothekspläne 1965–1990 im Kontext der Regionalplanung. Berlin 2004; www.ib.hu-berlin.
de/~kumlau/handreichungen/h100/ (2. Januar 2010)
7 Bibliotheksplan. I. Berlin 1969, S. 13f.
Abbildung 1. Die Gebührensituation im öffentlichen Bibliothekswesen der Bundesrepublik
Deutschland zwischen 1965 und 2005 (Hauptamtlich geführte ÖB ohne Sonderformen, Bibliotheken mit Zweigstellen wurden nur einmal gezählt.). Quelle: Schnellstatistik beziehungsweise
DBS für das angegebene Jahr und eigene Berechnungen. Der Anteil der teilweise gebührenfreien
Bibliotheken wird von der DBS seit 2000 nicht mehr erhoben. Vergleiche zu den zugrunde liegenden Daten auch Capellaro, wie Anmerkung 1, Seite 185f.
.B
In den Sechzigerjahren kam es zu keinem
grundlegenden Richtungswechsel der Debatte. Äußerungen von Bibliothekaren,
die für die Gebühr eingetreten wären oder
die auf mögliche positive Auswirkungen
der Gebühr hingewiesen hätten, fehlen
auch in diesem Jahrzehnt völlig. Da die
kostenfreie Ausleihe infolge der insgesamt
nach wie vor günstigen Entwicklung der
Öffentlichen Haushalte weiter ausgedehnt
werden konnte, behielt die Debatte ihre
offensive Stoßrichtung.
Zugleich erlebte sie eine graduell modernisierende Modifikation: Volkserzieherische Erwägungen zugunsten der Gebührenfreiheit verloren erkennbar an Bedeutung. Neben das Argument, durch die
Gebührenfreiheit könne eine quantitative
Steigerung von Benutzung und Ausleihe erreicht werden, trat nun verstärkt der
Hinweis auf die Unwirtschaftlichkeit der
Gebühr und deren Rolle als Hindernis bei
der allgemein angestrebten Rationalisierung des Bibliotheksbetriebs.
Diese Entwicklung hängt eng damit
zusammen, dass die Einführung neuer,
vereinfachter Verbuchungsverfahren jetzt
oftmals zum Anlass genommen wurde,
über Kosten und Aufwand der Gebührenerhebung nachzudenken. Im Zentrum
steht hier das Gutachten der Kommuna-
e
Die Gebühr als Rationalisierungshindernis, die Gebührenfreiheit als
Norm – die Sechzigerjahre
BuB | 62 (2010) 02
Die erste Bedrohung ging von
der seit 1969 durch den Verband
deutscher Schriftsteller erhobenen
Forderung nach Einführung einer
Bibliothekstantieme aus.
Bibliothekar, den sie bei der Etablierung
einer auftragsgemäßen und vor allem rationalen Arbeitsweise behindere.
Auch die für das Bibliothekswesen im
Besonderen, aber auch die bundesrepublikanische Gesellschaft der späten Sechziger
insgesamt typische Planungseuphorie6
brachte für die uneingeschränkt positive
Darstellung der Gebührenfreiheit einen
weiteren Schub. Firmierte die Gebührenfreiheit in den Fünfzigerjahren noch als –
wenngleich unumstrittenes – Ziel, so fand
sie nun als unverzichtbare fachliche Norm
Eingang in zentrale bibliothekarische Planungspapiere wie etwa den Bibliotheksplan 69.7
Erste Bedrohungen der Gebührenfreiheit
– die Siebzigerjahre
In den Siebzigerjahren sahen sich die Bibliothekare zum ersten Mal mit erheblichen
Bedrohungen des auf dem Gebiet der Gebührenfreiheit Erreichten konfrontiert.
Obwohl sich aus der Rückschau sagen
lässt, dass diese Bedrohungen noch allesamt hypothetisch geblieben sind, trug die
einschlägige Debatte dadurch doch erstmals einen eher defensiven Zug.
Die erste Bedrohung ging von der
seit 1969 durch den Verband deutscher
Schriftsteller erhobenen Forderung nach
Einführung einer Bibliothekstantieme
aus. Da sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen inzwischen verschärft
hatten, fürchteten viele Bibliothekare, die
Unterhaltsträger könnten versuchen, sich
Ausgaben für eine solche Tantieme durch
die Wiedereinführung von Gebühren zurückzuholen. Von bibliothekarischer Seite
wurde die Forderung nach der Tantieme
daher energisch bekämpft. Oft wurden
dabei Argumente ins Feld geführt, die
man in den Jahren zuvor schon gegen
die Gebühr mobilisiert hatte. Daneben
gewannen – sowohl im Kampf gegen die
Gebühr wie auch im Kampf gegen die
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Streitfall Gebühren
1975
+ 20 %
1980
+ 10 %
1985
- 11 %
1989
+5%
1990
+8%
1995
- 14 %
2000
- 20 %
2005
- 22 %
Abbildung 2. Zuwachs- und Verlustraten bei
den vollständig gebührenfreien Öffentlichen
Bibliotheken (Hauptamtlich geführte Bibliotheken ohne Sonderformen, Bibliotheken mit
Zweigstellen wurden nur einmal gezählt.).
Quelle: Schnellstatistik beziehungsweise DBS
für das angegebene Jahre und eigene Berechnungen
8 Maria Gabriel: Gebührenfreiheit – eine heilige Kuh? In: BuB 26(1974), S. 942f.
9 Ebd. S. 942
10 Vgl. Christian Grawe: Aufgabe der Gebührenfreiheit – ein Rückschlag für die Demokratie. In: BuB 27(1975), S. 19; Hans-P. Mieslinger: Gebührenfreiheit! Ja zur »heiligen
Kuh«! In: BuB 27(1975), S. 19f.
11 Vgl. dazu und zum Folgenden: Horst Gutzmann u.a.: Benutzungsgebühren in öffentlichen Bibliotheken? Berlin 1976
12 Vgl. Abbildung 1 und 2; zum Bestandswachstum Umlauf, a.a.O., S. 29
13 Wilhelm Totok: Rechenschaftsbericht des
Vorstandes erstattet […] anläßlich der Mitgliederversammlung des DBV 1981. In:
DBV-Info Nr. 7 (1981), S. 5–20, hier S. 5
14 Vgl. Abbildung 1 und 2
15 Als exemplarisches Beispiele vgl. etwa Uwe
Holler: Benutzungsgebühren in Öffentlichen
Bibliotheken. In: BuB 35(1983), S. 659–661;
Hans-Joachim Ballschmieter: Kiel: Gebühren als tödliche Lawine. In: BuB 35(1983),
S. 667–669
16 Als Beispiel vgl. Annegret Glang-Süberkrüb:
Bielefeld: Erfinderisch, beharrlich, zukunftsorientiert. In: BuB 35(1983), S. 662–665
w
w
w
Tantieme, bildungspolitische Argumente
an Bedeutung. 1975 wurde das Tantiemeproblem zur Zufriedenheit der Bibliothekare gelöst. Bund und Länder erklärten
sich zur Übernahme einer pauschalierten
Vergütung zugunsten der Autoren bereit.
Schon 1974 war indes ein weiter Angriff
auf die Gebührenfreiheit erfolgt, diesmal
sogar aus den eigenen berufsständischen
Reihen. In einem Diskussionsbeitrag dieser Zeitschrift8 hatte die Bibliothekarin
Maria Gabriel die Praxis der kostenlosen
Ausleihe einer kritischen Musterung unterzogen und die Frage aufgeworfen, ob
die Gebührenfreiheit »diese Regelung, die
in der Nachkriegszeit ihre Berechtigung
hatte, unter den gegenwärtigen Verhältnissen noch vertretbar« sei.9
Unter Verweis auf veränderte sozioökonomische Rahmenbedingungen und
die vermeintliche oder tatsächliche Zahlungsbereitschaft vieler Benutzer beantwortete Gabriel diese Frage mit einem
klaren Nein. Ihr selbsterklärtes Ziel war
es, eine echte fachliche Kontroverse über
Sinn oder Unsinn von Benutzungsgebühren anzustoßen. Da sich aber kein
einziger Berufsgenosse bereit fand, Gabriels gebührenfreundliche Überlegungen
öffentlich aufzugreifen, zu unterstützen
oder weiterzudenken, blieb dieser Effekt
aus. Gabriel erntete lediglich wütende Protestreaktionen von Fachkollegen, die ihr
bei dieser Gelegenheit bezeichnenderweise
auch gleich jede fachliche Urteilsfähigkeit
absprachen.10
Eine noch ernstere Bedrohung als die
Tantieme und die Ansicht der beruflichen Außenseiterin Maria Gabriel bildete in den Siebzigern die Finanzlage vie-
Christof Capellaro
studierte von 2002
bis 2007 Bibliothekswissenschaft und
Geschichte an der
Humboldt-Universität zu Berlin. Seit
2007 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Buchwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Foto: Frank
Donati) – Kontakt: christof.capellaro@
gmx.at
e
+ 28 %
.d
1970
ler Kommunen. Sie hatte sich durch die
Wirtschaftskrise, die dem ersten Ölschock
folgte, ab 1973/74 zugespitzt. Die Kämmerer begannen nach Einsparmöglichkeiten bei den sogenannten freiwilligen Aufgaben zu suchen. Vor diesem Hintergrund
veröffentlichte die Berliner Arbeitsstelle
für das Bibliothekswesen (AfB) 1976 ein
Papier, das Kommunalpolitikern und Bibliothekaren »eine Argumentations- und
Entscheidungshilfe« in Sachen Gebühr an
die Hand geben sollte.11
Dieses Papier ist besonders deshalb interessant, weil in ihm erstmals eine veränderte bibliothekarische Haltung zum
Ausdruck kommt, die als bedingte Akzeptanz der Gebühr bezeichnet werden kann
und die den weiteren Verlauf der Debatte
(allerdings erst ab den Achtzigerjahren)
entscheidend geprägt hat. Anders als Gabriel befürwortete die AfB die Gebühr
nicht aus grundsätzlichen Erwägungen.
Sie wiederholte vielmehr alle inzwischen
kanonisch gewordenen Argumente gegen
die Gebühr. Wenn man sich aber infolge
der Wirtschaftskrise vor die Wahl gestellt
sähe, sich zwischen einer Reduzierung des
Erwerbungsetats und einem, wie man damals meinte, zeitweiligen Verzicht auf die
Gebührenfreiheit zu entscheiden, so müsse die Entscheidung gegen die Gebührenfreiheit ausfallen. Nur so könnten »echte
Substanzverluste« vermieden werden.
Ein Blick in die Bibliotheksstatistik
lässt freilich vermuten, dass sich faktisch
nur die wenigsten Einrichtungen zwischen den beiden genannten Einsparop-
tionen zu entscheiden hatten, weil die
kommunalen Sparstifte in den Siebzigerjahren dann doch noch nicht an den Bibliotheken angesetzt wurden. – Der Anteil
der gebührenfreien an allen von der DBS
erfassten ÖB stieg jedenfalls auch in den
Siezbzigern weiter an – und zwar bei im
Durchschnitt gleichzeitig wachsenden Beständen.12
–B
–
–u
1965
.B
124
Gebührendebatte im Zeichen der Haushaltskonsolidierung – die Achtzigerjahre
Bereits 1980 hatte Wilhelm Totok auf
der Hauptversammlung des Deutschen
Bibliotheksverbandes (dbv) vorausgesagt,
man werde in den kommenden Jahren mit
drastischen Einsparungsmaßnahmen der
Unterhaltsträger zu rechnen haben. Als
Gründe für diese Prognose nannte Totok
die schwierige finanzielle Lage vieler Kommunen und den Umstand, dass der hohe
Grad der Staatsverschuldung politisch immer weniger akzeptiert werde.13
In der Tat war die bibliothekarische
Fachdebatte der frühen Achtzigerjahre
insgesamt stark von der Auseinandersetzung mit dem Bestreben vieler Kommunen geprägt, an ihren Bibliotheken zu
sparen. Auch die Gebührenfrage wurde
nunmehr fast ausschließlich vor dem Hintergrund von Sparplänen der Unterhaltsträger beziehungsweise der Bibliotheken
selbst diskutiert.
Die defensive Schlagrichtung, die für
die Gebührendebatte schon in den Siebzigerjahren kennzeichnend geworden war,
setzte sich dadurch fort und verschärfte
sich noch: Erneut war die Gebührenfreiheit einer Bedrohung von außen ausgesetzt. Anders als in den Siebzigern blieb
diese nun aber keine hypothetische mehr:
In den frühen Achtzigerjahren musste
erstmals eine erhebliche Zahl bislang gebührenfrei benutzbarer Bibliotheken wieder zur Erhebung von Gebühren zurückkehren.14
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Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Streitfall Gebühren
.d
1990 erreichte der Anteil der vollständig gebührenfreien an allen von der
DBS erfassten hauptamtlich geführten
ÖB einen Anteil von fast 90 Prozent.
–u
–B
Grundtenor entsprechender Beiträge15 ist,
dass Bibliothekare an Sparmaßnahmen
nicht mitwirken oder diese gezielt desavouieren sollten, so etwa durch die Mobilisierung von Benutzerprotesten.
Während man in solchen Beiträgen
Verständnis für die schwierige Finanzlage
vieler Unterhaltsträger vergebens sucht,
werden negative Auswirkungen der Gebühr besonders herausgestellt. Dabei wird
das Gebührenthema stark emotionalisiert.
Das geschieht, indem die Wirkung der
Gebühr mit Bildern extremer Gewalttä-
w
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w
BuB | 62 (2010) 02
tigkeit sowie Krankheits- und Todesmetaphern belegt wird.
Ein anderer Teil der Bibliothekare vertrat die Ansicht, man müsse die Position
der Unterhaltsträger verstehen. Sparmaßnahmen, auch in Bibliotheken, seien notwendig. Die Wiedereinführung der Gebühr stelle aber eine der schlechtesten und
gefährlichsten Maßnahmen dar. Deshalb
solle – auch bibliotheksintern – nach anderen Einsparmöglichkeiten gesucht werden. Diese Ansicht vertrat in den Achtzigern unter anderen der dbv.
Schließlich finden sich Beiträge, in denen Bibliothekare argumentativ an das
AfB-Papier von 1976 anknüpfen. Kennzeichnend für solche Beiträge16 ist eine
starke Identifizierung mit dem Unterhaltsträger und die Logik tatsächlicher
oder vermeintlicher Sachzwänge. Vor
deren Hintergrund wird die Wiedereinführung der Gebühr als eine Maßnahme
dargestellt, die zwar nicht grundsätzlich
wünschenswert, im Notfall aus fachlicher
Sicht aber akzeptabel ist.
Auch werden hier erstmals positive Auswirkungen der Gebühr oder positive Reaktionen der Benutzer auf die Gebühr ge-
e
Bildungs- und Kulturbereich entschieden
ab. Dabei wurde besonders der Verweis
auf angebliche oder tatsächliche Geldverschwendung in anderen Bereichen (zum
Beispiel Militärausgaben) genutzt, um
die Notwendigkeit des Sparens an Bibliotheken generell in Abrede zu stellen. Der
.B
Für viele Berufskollegen scheint diese
Entwicklung – trotz der frühen Warnungen Totoks nicht absehbar gewesen zu
sein. Diese Interpretation legt zumindest
die Art und Weise nahe, wie in vielen
Beiträgen von der Wiedereinführung der
Gebühr gesprochen worden ist. Die Gebühr wird hier wie eine Naturkatastrophe
geschildert, die als »Gebührenwelle« oder
»Gebührenlawine« schlagartig und unerwartet über das öffentliche Bibliothekswesen hereingebrochen sei.
Welche Haltung nahmen nun die Bibliothekare angesichts der erschwerten
Rahmenbedingungen und der Einsparungswünsche vieler Unterhaltsträger zur
Benutzungsgebühr ein? Setzte sich der Berufsstand weiterhin ungebrochen für das
Ziel der Gebührenfreiheit ein, oder gab er
seine, noch in den Fünfziger- und Sechzigerjahren so einhellig erhobene Forderung
nach flächendeckender »Freiausleihe« zusehends auf? In den Achtzigerjahren lassen
sich hier drei verschiedene Grundpositionen unterscheiden:
Ein Teil der Bibliothekare lehnte nicht
bloß die Wiedereinführung der Gebühr,
sondern jede Form von Einsparungen im
125
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Streitfall Gebühren
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In der zweiten Hälfte der
Achtziger hatte der Anteil der gebührenfreien Bibliotheken noch
einmal zugenommen.
.d
Es ist kein Zufall, dass die erste
echte Kontroverse zwischen Bibliothekaren über die Gebühr gerade in
den Neunzigerjahren stattfand.
gen Grad an Polemik geführt wurde. Von
einer »Gebührendebatte« im strengen Sinn
des Wortes kann man nur für diesen vergleichsweise kurzen Zeitraum sprechen.
Die Gegner der Gebühr18 richteten dabei ihren Blick weniger auf die einzelne
Bibliothek als auf das öffentliche Bibliothekswesen als Ganzes, dessen soziale und
emanzipatorische Funktionen sie betonten. Sie vertraten die Idee einer Bringbibliothek, deren Aufgabe es sei, alle Teile der
Bevölkerung an das Buch und andere Medien heranzuführen und die Benutzung
beständig, besonders auch auf benachteiligte Gruppen, auszudehnen. In der Gebühr sahen sie ein entscheidendes Hindernis für die Erfüllung dieses Auftrags
und daher die bibliothekarische Todsünde
schlechthin.
Die Befürworter der Bezahlbibliothek,
besonders Heinrich Obberg und Ute Klaasen19, wollten dagegen überhaupt nicht
mehr über die Berechtigung der Gebühr
als solcher diskutieren. Da man ja gesehen
habe, wie wenig die Argumente zugunsten
der Gebührenfreiheit in Krisenzeiten bei
den Unterhaltsträgern verfingen, müsse es
jetzt darum gehen, die Gebühr als Chance
zu begreifen und sinnvolle Gebührenmodelle zu entwickeln. Der Fokus richtete
sich dabei auf die Finanzlage der einzelnen Bibliothek. Nicht gesellschaftliche
w
1990 erreichte der Anteil der vollständig
gebührenfreien an allen von der DBS erfassten hauptamtlich geführten ÖB einen
Anteil von fast 90 Prozent. Dies hängt
zunächst damit zusammen, dass in einem
Teil der westdeutschen Bibliotheken die
Gebühr in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre wieder abgeschafft worden war,
teils weil sich die wirtschaftliche Lage der
Unterhaltsträger gebessert hatte, teils weil
man tatsächlich oder vermeintlich verheerende Folgen der Gebühr steuern wollte.
Der Hauptgrund ist freilich im Beitritt
der DDR zur BRD zu sehen, der in diesem
Jahr vollzogen wurde. Die DBS für 1990
erfasste auch schon die ÖB der neuen Bundesländer und diese waren praktisch ausnahmslos gebührenfrei. Der Höchststand
des Anteils gebührenfreier Bibliotheken
1990 war also eher ein bibliothekshistorischer Zufall als ein nachhaltiger bibliothekspolitischer Erfolg.
Er rief daher auch keine euphorischen
Kommentare hervor. Die ostdeutschen
Bibliothekare ahnten, dass es nach dem
Wegfall der Bibliotheksgesetzgebung der
DDR mit der Gebührenfreiheit in ihren
Bibliotheken rasch bergab gehen konnte.
Den westdeutschen Bibliothekaren war
klar, dass eine neuerliche Krise der kommunalen Haushalte ähnliche Maßnahmen nach sich ziehen konnten, wie man
sie in den frühen Achtzigerjahren bereits
erlebt hatte.
Genau diese Entwicklung trat dann
auch ein. Nach einem kurzzeitigen Boom
infolge der »Wende« kämpfte die deutsche
Wirtschaft ab 1992 mit einer erneuten Rezession.17 Spätestens 1993 war klar, dass
die Bibliotheken vor einer weiteren Sparund Gebührenwelle standen. Sich häufende Berichte über lokale Wiedereinführungen der Gebühr ließen das Interesse der
Fachöffentlichkeit am Gebührenthema
erneut ansteigen. Dabei sind Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede zum Verlauf
der Debatte in den Achtzigerjahren festzustellen.
Wirksamkeit oder die Ausdehnung der
Benutzung auf sozial schwache Gruppen
sollte das Hauptziel der bibliothekarischen
Arbeit sein, sondern die optimale Befriedigung der bereits vorhandenen Benutzer-
oder (wie es in einschlägigen Beiträgen oft
hieß) Kundenbedürfnisse.
Es ist kein Zufall, dass die erste echte
Kontroverse zwischen Bibliothekaren über
die Gebühr gerade in den Neunzigerjahren
stattfand. Dieses Jahrzehnt war insgesamt
von einem Verlust an fachlichem Konsens
geprägt.20 Das belegen auch andere Auseinandersetzungen, mit denen sich der Streit
um die Gebühr nun teilweise verwob, zum
Beispiel die Diskussion um die Bedeutung
der sogenannten sozialen Bibliotheksarbeit oder um Nutzen und Nachteil des
Einsatzes von Marketingmethoden.
Da Gegner und Befürworter der Gebühr von miteinander völlig inkompatiblen Menschenbildern und Auffassungen
von den zentralen Aufgaben einer Öffentlichen Bibliothek ausgingen, stand am
Ende der ab 1996 wieder versandenden
Kontroverse keine wie auch immer geartete »Lösung«. Für den weiteren Fortgang
der Debatte blieben die Auseinandersetzungen dennoch nicht ohne Bedeutung.
Obberg und Klaasen war es in ihrem Verlauf nämlich gelungen, das Regelwerk,
dem das bibliothekarische Sprechen und
Schreiben über die Gebühr unterlag,
nachhaltig zu verändern. Spätestens seit
Mitte der Neunzigerjahre galt die Ansicht,
Gebühren seien aus fachlichen Erwägungen zu befürworten nicht mehr als absolutes Tabu, sondern als – wenn auch nicht
–B
Vom kurzen Streit zum langen Abschied
– die Neunzigerjahre
Der wesentlichste Unterschied besteht
darin, dass die Wiedereinführung der
Gebühr nun nicht mehr als etwas Ungewohntes, Unerwartetes und Schockierendes wahrgenommen wurde. Man hatte es,
wie vielfach zu lesen war, wieder einmal
mit einem alt bekannten Problem zu tun.
Allerdings unterschieden sich die Antworten, die Bibliothekare auf die wieder
akut gewordene Gebührenfrage gaben,
jetzt immer stärker voneinander. Erstmals
seit Maria Gabriel Mitte der Siebziger den
– damals freilich erfolglosen – Tabubruch
gewagt hatte, traten in den Neunzigern
Bibliothekare auf, die die Gebühr nicht
nur als zeitweiligen Notbehelf, sondern
aus grundsätzlichen Erwägungen und auf
Dauer befürworteten. Zwischen ihnen
und jenen Bibliothekaren, die die Gebühr
nach wie vor entschieden ablehnten, entspann sich zwischen 1993 und 1996 ein
Meinungsstreit, der von beiden Seiten mit
großer Vehemenz und einem nicht gerin-
–u
schildert. Negative Auswirkungen werden
dagegen weniger stark gewichtet, selbst
empirisch nachweisbare Rückgänge in
Ausleihe und Benutzung als nur zeitweilig
auftretende Kollateralschäden interpretiert. Mit eindrücklichen sprachlichen Bildern belegt wird in Beiträgen dieses Typs
nicht die Wirkung der Gebühr, sondern
die Haushaltslage des Unterhaltsträgers.
Sie, nicht das Ende der »Freiausleihe«, erscheint als die eigentliche Katastrophe.
.B
126
17 Vgl. Michael v. Prollius: Deutsche Wirtschaftsgeschichte nach 1945. Göttingen
2006, hier S. 260
18 Exemplarisch Jürgen Seefeld mit seinem Beitrag: Benutzungsgebühren in Öffentlichen
Bibliotheken – ein Allheilmittel gegen leere
Kassen? – Ein Plädoyer für soziale Vernunft,
Chancengleichheit und bildungspolitische
Verantwortung. In: BibliotheksInfo 3(1993),
S. 751–760
19 Exemplarisch Klaasens Beitrag: Von heiligen
Kühen oder Wie beantworten wir die Gebührenfrage? In: BuB 48(1996), S. 428
20 Vgl. Konrad Heyde: Verlust des fachlichen
Konsens‘. In: BuB 48(1996), S. 364–367
21 Vgl. z.B. N.N.: Leihen statt kaufen. In: BibliotheksInfo 7(1997), S. 163f.
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e
Gebühr bedient und die Frage, wie die
Forderung nach Gebührenfreiheit den
Unterhaltsträgern in der Praxis erfolgversprechend vermittelt werden kann, völlig
ausblendet.
Beides muss als problematisch gelten,
weil es sich bei der bibliothekarischen
Gebührendebatte um einen vermittelnden Diskurs handelt: Die Bibliothekare
können die Gebühr nicht abschaffen, sie
können aber die zuständigen Kommunalpolitiker davon überzeugen, dies zu tun.
Deshalb ist es für die Gegner der Gebühr
von strategischer Bedeutung, Argumente
zu finden, die an die in Kommunalpolitik
und Gesellschaft insgesamt hegemonialen
Diskurse möglichst gut anschlussfähig
sind. Diese Diskurse wandeln sich aber
kontinuierlich.27 Den Bibliothekaren früherer Generationen war das klar: Es ist
kein Zufall, dass in den Fünfzigern besonders mit volkspädagogischen, in den
Sechzigern mit Rationalisierungs- und in
den Siebzigern mit bildungspolitischen
Erwägungen für die Gebührenfreiheit argumentiert worden ist.
Seit den Achtzigern haben die Gebührengegner dagegen kaum neue Argumente
entwickelt und scheinen die Notwendigkeit, dies zu tun, auch nicht mehr einzusehen – ebenso wenig wie die Notwendigkeit, ihre Forderung der Kommunalpolitik
.d
Der Rest ist Schweigen – Entwicklung
nach 2000, Ausblick und Schluss
–u
–B
Seit dem letzten Drittel der Neunzigerjahre ist es still geworden um die Gebühr.
Wird das Thema in der Fachliteratur doch
einmal behandelt, so geschieht dies kaum
mehr mit Blick auf die Frage nach dem
»Ob« (Sollen überhaupt Gebühren erhoben werden?), sondern fast nur noch mit
Blick auf die Frage nach dem »Wie«, so
etwa nach möglichst effektiven, besonders
automatengestützten Formen des Gebühreneinzugs.25 Gleichzeitig nimmt der Anteil der gebührenerhebenden Bibliotheken
in der Bundesrepublik weiterhin zu.
Nach wie vor gibt es zwar entschiedene Gegner der Gebühr. Anders als in den
vorangegangenen Jahrzehnten, besonders
den Fünfziger- und Sechzigerjahren, rekrutieren sie sich jedoch nicht mehr aus
prominenten Verbandsfunktionären oder
den Leitern von Groß- und Mittelstadtbibliotheken. Es handelt sich um eine eher
randständige Gruppe von Bibliothekaren. Sie verweigert sich gezielt dem, was
seit Ende der Achtzigerjahre im Bibliothekswesen, besonders unter dem Einfluss
der Bertelsmann Stiftung, als fachlicher
Mainstream durchgesetzt worden ist, so
etwa der Orientierung an Marketing- und
Managementmethoden oder dem Bestreben, im Benutzer einen zahlenden Kunden zu sehen.
Ein Teil dieser Gruppe ist im Arbeitskreis kritischer BibliothekarInnen (Akribie) organisiert, der jüngst mehrfach
versucht hat, den Berufsstand insgesamt
wieder für das Gebührenthema zu interessieren. Hiervon zeugt eine Vortragsveranstaltung auf dem Bibliothekartag 2006
und die Herausgabe eines einschlägigen
Sammelbandes.26 Eine breite Debatte
um die Gebühr wollte sich trotz dieser
Bemühungen aber nicht einstellen. Die
wichtigsten Gründe dafür sind, dass der
Arbeitskreis sich fast ausschließlich schon
lange bekannter Argumente gegen die
w
22 Dies zeigt ein Vergleich zweier einschlägiger
Positionspapiere des Verbandes: Zur Frage
der Benutzungsgebühren in Öffentlichen
Bibliotheken. In: DBV-Info Nr. 5 (1981), S.
81–87 und Zur Frage der Benutzungsgebühren. In: BuB 46(1994), S. 989–992
23 Vgl. z.B. Ute Klauser-Dreßler: Fossiler Standpunkt. In: BuB 48(1996), S. 641f.
24 Vgl. z.B. Uwe Holler: Benutzungsgebühren
in öffentlichen Bibliotheken – Nutzen oder
Schaden? In: Dienstleistungen und Gebühren. Bad Hersfeld 1994, S. 42–49
25 Exemplarisch etwa Ute Scharmann: Gebührendiskussion zwecklos. In: BuB 59(2007), S.
162f.
26 Maria Kühn-Ludewig, (Hg.): Lesen: der neue
Luxus. Nümbrecht 2007
27 Vgl. Jäger, a.a.O., S. 143
28 Vgl. dazu: Michael Reisser: Rez. zu »Lesen:
der neue Luxus« In: BuB 59(2007), S. 474f.
29 Dies zeigt sich etwa am Stellenwert, den neuere Papiere der Verbände für die Lobbyarbeit
(zum Beispiel »Bibliothek 2007« oder »Bibliothek 2012«) der Forderung nach Gebührenfreiheit zumessen.
gerjahren: In der zweiten Hälfte der Achtziger hatte der Anteil der gebührenfreien
Bibliotheken noch einmal zugenommen
(auch wenn man nur Westdeutschland
bis 1989 betrachtet) und die Gegner der
Gebühr optimistisch gestimmt. In den
Neunzigern war der Abwärtstrend dagegen ungebrochen.
In Summe trieben die genannten Entwicklungen die Resignation vieler Gebührengegner voran, die ihren Standpunkt
nun zusehends selbst als anachronistisch
betrachteten.23 Einzelne gaben ihre die
Gebühr ablehnende Haltung nun auf.24
.B
von allen geteilte – »normale« bibliothekarische Meinung.
Einen Wandel signalisiert auch die Berichterstattung über Angebote, die unter
Bezeichnungen wie »Bestsellerausleihe« in
den Neunzigerjahren in einigen Bibliotheken etabliert wurden. Sie zielten darauf ab,
Teile des Bestandes unter Verweis auf einen vermeintlichen oder tatsächlichen Zusatznutzen (zum Beispiel besondere Aktualität) mit einer Extragebühr zu belegen.
Wurde über solche Angebote berichtet,
so stand – anders als dies noch bis in die
Achtziger der Fall gewesen wäre – nicht
der Erhebungsaufwand im Vordergrund
oder der Umstand, dass sich hier das Ende
der Gebührenfreiheit durch die Hintertür
anbahnte. Vielmehr wurde der angebliche Service-Charakter solcher Angebote
herausgestellt und betont, dass die kostenpflichtige Leihe immer noch günstiger
käme als der Kauf.21
Auch die mit viel Deutungsmacht ausgestatteten Verbände unterzogen ihre
Haltung zur Gebühr nun einer Revision.
So maß etwa das zentrale bibliothekarische Planungspapier der Neunziger, die
von der Bundesvereinigung Deutscher
Bibliotheksverbände approbierte Schrift
»Bibliotheken ’93«, der Forderung nach
Gebührenfreiheit schon wesentlich weniger Gewicht zu, als vergleichbare Papiere
der späten Sechziger- und frühen Siebzigerjahre. Auch der dbv schwenkte von der
entschiedenen Ablehnung der Gebühr zu
deren bedingter Akzeptanz im Sinne eines
zeitweiligen Notbehelfs um.22
Hinzu kam ein weiterer wesentlicher
Unterschied im Vergleich zu den Achtzi-
127
Ob in diese Pattstellung noch
einmal Bewegung und damit die
Gebührendebatte erneut in Schwung
kommt, wird die Zukunft weisen.
sinnvoll zu vermitteln, also Lobbyarbeit
für die Gebührenfreiheit zu betreiben.28
Die Verbände indes haben sich in den letzten Jahren zwar verstärkt der Lobbyarbeit
als solcher zugewandt, die Forderung nach
Gebührenfreiheit aber ad acta gelegt.29
Ob in diese Pattstellung noch einmal
Bewegung und damit die Gebührendebatte erneut in Schwung kommt, wird
die Zukunft weisen. Aus heutiger Sicht
jedenfalls lassen sich 60 Jahre bibliothekarischen Sprechens und Schreibens über die
Gebühr auf eine einfache Formel bringen:
Gleichklang – Missklang – Schweigen.
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BuB | Lesesaal
Streitfall Gebühren
Das Lesen nicht bestrafen!
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In Heikendorf kämpft ein Freundeskreis erfolgreich gegen
die Einführung von Bücherei-Gebühren
der Sozialstation sowie der örtlichen Buchhandlung.
Es werden Vorlese- und Bastelstunden für
die Kleinen sowie Autorenlesungen und Klassenführungen für die Schüler durchgeführt.
In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule
werden Ausstellungen in der Bücherei organisiert. Im Altenhilfezentrum wird einmal monatlich zur Ausleihe ein Bücherwagen präsentiert.
Eine weitere Kooperation besteht mit dem
örtlichen Hospizverein, und es gibt zum Thema Hospizarbeit (Leben und Sterben) in der
Bücherei eine große, in der Region recht bekannte Sammlung, eine Art kleines Sondersammelgebiet.
Diese Partnerschaften wurden alle von der
Bibliotheksleiterin angeregt und stießen anfänglich häufig auf Desinteresse oder Widerstand. Durch nachdrückliches Werben der Leiterin konnten die Einrichtungen von der Nützlichkeit der Zusammenarbeit zum Wohl der
Betroffenen überzeugt werden, was die Vielzahl der gemeinsamen Aktionen augenfällig
demonstrieren.
.d
–B
Auf diese Weise konnte der in
vielen Büchereien durch Einführung
von Lesegebühren verursachte
Leserrückgang vermieden werden.
–u
Euro für die Ausstellung des Büchereiausweises bezahlen. Dies sind die einzigen Gebühren, die anfallen – neben Mahn- und Fernleihegebühren. Im Gegensatz zu den sonst vielfach erhobenen jährlichen Lesegebühren setzt Ein Ort zum Wohlfühlen
die Bücherei komplett auf freiwillige Spenden.
Die Bibliotheksleitung will weg vom Konzept
Viele Kooperationen
des »Wissenstempels« und hin zum Ort des
Austauschs und des Treffpunkts, an dem sich
Kooperationen bestehen mit den Kindergär- die Bürger der Region und die zahlreichen
ten, allen Schulen vor Ort (Grund- und Haupt- Touristen (mit kostenloser Ausleihe) wohlfühschule, Realschule, Gymnasium), mit der len können. Diese Idee ist in der GemeindeVolkshochschule, dem Altenhilfezentrum und bücherei schon seit längerer Zeit erfolgreich
umgesetzt. Seit einigen Jahren befindet sich
in dem Bereich, in dem die laufenden Zeitungen und Zeitschriften untergebracht sind, eine
Kaffee-Ecke, in der man sich für einen freiwil-
Der bisherige Erfolg zeigt beispielhaft, wie man dem landläufigen Trend
zum Einsparen an Bildung und Kultur
entgegenwirken kann.
w
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Heikendorf liegt zehn Kilometer von Kiel entfernt und hat rund 8 000 Einwohner. In der
Öffentlichen Bibliothek sind im Jahr 2008 circa 4 100 aktive Nutzer registriert, der Medienbestand umfasst 22 300 Werke, hauptsächlich
Bücher sowie ein kleiner Bestand an CDs, Hörbüchern und einigen gespendeten Videos und
DVDs. Im selben Jahr werden 58 400 Ausleihen verzeichnet.
Geleitet wird die Bücherei von Diplom-Bibliothekarin Beate Geier, die von eingearbeiteten Hilfskräften sowie Schülern und eh-
renamtlichen Helfern unterstützt wird. Die
Verbuchung der Ausleihe erfolgt noch konventionell im Ticketverfahren ohne EDV-Unterstützung.
Wer sich als neuer Leser in der Gemeindebücherei anmeldet, muss als Erwachsener vier
.B
Im Jahr 2004 wollen Gemeindevertreter jährliche Lesegebühren für die Nutzung der Bücherei Heikendorf in Schleswig-Holstein einführen. Diese Absicht ruft viele engagierte
Bürger auf den Plan, die sich zu einem Freundeskreis zusammenschließen und die Bibliotheksleiterin beim Kampf gegen die Einführung der Gebühren unterstützen – nicht zuletzt auch, um erheblichen bürokratischen
Aufwand zu vermeiden. Der Freundeskreis
führt erfolgreich das Konzept »Spenden statt
Gebühren« ein und sammelt damit in den
Jahren 2007 und 2008 jeweils fast 5 000 Euro
für die Bücherei.
ligen Beitrag Kaffee und Tee bereiten und ein
paar Kekse essen kann.
Zweimal im Jahr wird ein Bücherflohmarkt
in der Bibliothek veranstaltet, bei dem Bücherspenden und ausgesonderte Exemplare
aus der Bücherei zu geringen Preisen verkauft
werden.
Viele Veranstaltungen, die in der Bücherei stattfinden, werden von ehrenamtlichen
Kräften und Schülern begleitet. So wurde in
Wollen keine Gebühren in ihrer Bücherei: Mitarbeiterin Suzanne Nissen (links) und Heidrun Klausner vom diesem Frühjahr zum Welttag des Buches ein
Freundeskreis
Foto: Sascha Svoboda, Heikendorf Sinnes-Parcour angeboten, bei dem es galt,
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mit verbundenen Augen und nur
durch Hören, Fühlen, Schmecken
und Riechen den Titel eines Buches zu erraten.
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Ehrenamtliches Engagement
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Ehrenamtliches Engagement wird
großgeschrieben. So gibt es den
Vorlesekreis, der regelmäßig Vorleseaktionen für Kinder und ältere
Menschen anbietet, und das Bücherteam, das für die Pflege der
Bücher zuständig ist.
Auch die Homepage (www.ge
meindebuecherei-heikendorf.de)
wurde ehrenamtlich von einem
Ein Konzept, das zur Nachahmung empfohlen wird!
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ehemaligen Schüler erstellt und
wird regelmäßig gepflegt.
Der Freundeskreis der Bücherei unterstützt die Bibliothek seit
fünf Jahren bei vielfältigen Aktionen, er organisiert Verkaufsstände
auf dem Wochenmarkt, führt Versteigerungen durch, lässt historische Postkarten und Dorfansichten drucken und vieles mehr. Der
gesamte Erlös kommt der Gemeindebücherei zugute. Darüber hinaus ist er bei Ausschusssitzungen
der Gemeindevertretung aktiv und
hat durch Überzeugungsarbeit bei
den Gemeindevertretern bisher erfolgreich die Einführung von Lesegebühren verhindert.
Auf diese Weise konnte der in
vielen Büchereien durch Einführung von Lesegebühren verursachte Leserrückgang vermieden
werden. Bei häufig stattfindenden
Gesprächen und Diskussionen erläutern die Mitglieder des Freundeskreises den Bürgern, dass der
Zugang zu Bildung und Literatur
nicht abgeschnitten werden darf,
sondern vielmehr durch ein vielseitiges Angebot in Öffentlichen
Bibliotheken gefördert werden
muss (siehe Flugblatt auf dieser
Seite).
zen, um damit das kulturelle Leben in Heiken- Bildung und Kultur entgegenwirken kann. Ein
Mit weiteren Projekten und Aktionen wird dorf zu bereichern.
Konzept, das zur Nachahmung empfohlen wird!
sich der Freundeskreis auch künftig für den
Der bisherige Erfolg zeigt beispielhaft, wie
Heidrun Klausner, Freundeskreis der
gebührenfreien Zugang zur Bibliothek einset- man dem landläufigen Trend zum Einsparen an
Gemeindebücherei Heikendorf
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Streitfall Gebühren
Martin Eichhorn
minder hart ist wohl zu nennen, wenn Bibliotheken bereits ab 25 Euro Ausstand den
Gerichtsvollzieher losschicken und pfänden lassen. Das gibt es durchaus.
Wenn wir den Nutzern ans
Portemonnaie müssen …
Vorgetäuschtes Mitgefühl
Deeskalation an der Verbuchungstheke / Tipps für die Praxis
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Wie verkaufen wir also schlechte Nachrichten? Wie treten wir in Gebührendiskussionen auf? Die von hochgezogenen
Augenbrauen begleitete Frage »Haben Sie
unsere Benutzungsordnung nicht gelesen?« führt nicht weiter. Mitgefühl ist der
Schlüssel – zur Not auch glaubhaft geheucheltes. Wenn es gelingt, keine ironische
Brechung durchklingen zu lassen, kann
vorgetäuschtes Mitgefühl vielerlei Konflikte entspannen.
All die oben genannten Serviceleistungen sollte die freundliche Thekenkraft
gebetsmühlenartig wiederholen, wenn
Gebührendiskussionen Platz greifen. Der
Begriff »sparen« ist positiv besetzt. Er lässt
sich gut aufgreifen: »Sie können die Säumnisgebühr beim nächsten Mal sparen,
wenn Sie…«
Fragen klingen häufig weicher als Aussagen: »Wissen Sie, dass hier noch 8 Euro
offen sind?«
Da der Mensch nichts so gerne hört wie
seinen eigenen Namen, ist es immer gut,
den Namen des Nutzers dosiert einzusetzen und ihn namentlich anzureden. Aber
Vorsicht: Nichts hört der Mensch so ungern, wie seinen falsch ausgesprochenen
oder verwechselten Namen. Da sind wir
plötzlich ganz dünnhäutig.
Wenn Sie Ihre Position vertreten müssen und keine Kulanz üben wollen beziehungsweise können, führt nichts an dem
Wort »nein« vorbei. Diese vier Buchstaben klingen umso unangenehmer, je
höher Ihre Stimme dabei ist. Wenn Sie
Ihre Stimme absenken, klingt Ihr striktes
»nein« wesentlich besonnener und sympathischer.
Nehmen Sie es nicht persönlich, wenn
Ihre Nutzerinnen und Nutzer Sie mit Notlügen traktieren, um einer Zahlung zu
entgehen. Ohne Notlügen sähen wir alle
manchmal blass aus. Wenn Sie jedoch den
Eindruck gewinnen, dass ein bestimmter
Nutzer immer wieder auf Kulanz pocht
oder auf die Blauäugigkeit des Personals
setzt, dann können Sie, wie in manchen
Bibliotheken praktiziert, eine kodierte
Nachricht ins Konto schreiben, vielleicht
ein »K« für Kulanz. Falls sich diese Nachrichten dort häufen, bietet sich auch mal
ein strengeres Vorgehen an.
Mit der im Einzelhandel üblichen Formulierung: »Das macht 8 Euro!« werden
Sie bei Ihren Nutzern nicht unbedingt auf
D
w
w
–u
–B
.d
abei lassen sich Bibliotheken schon
erdenklich viel einfallen, um Konflikten um Gebühren vorzubeugen. Wer, wie der Verfasser dieser Zeilen,
durch den deutschsprachigen Raum reist
und Bibliotheksmitarbeiterinnen und
-mitarbeiter schult, hört von vielen verschiedenen Lösungsansätzen: Bibliotheken bieten Online-Verlängerungen oder
telefonische Verlängerungen an. Sie versenden Erinnerungs-Mails und gar Erinnerungs-SMS. Sie offerieren Teilzahlungen und heben die Leihsperre nach dem
Eingang der ersten Rate manchmal wieder
auf. Bibliotheken ermöglichen teilweise die für den Anbieter nicht eben billige
EC-Karten-Zahlungen. In manchen Häu-
.B
Wenn Sie schlechte Nachrichten
verkaufen müssen, kann Ihre Körpersprache unterstützen.
sern kann der Nutzer das Geld überweisen und in ganz modernen seine Wut am
Kassenautomaten auslassen, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Theken
gemeinhin als große Erleichterung empfinden. Das Hartgeld, es kann jetzt nicht
mehr geflogen kommen! Zudem ist die
Toleranz gegenüber einem Automaten bei
manchem Zeitgenossen größer als die gegenüber einer Thekenkraft.
Mit Kindern gehen Bibliotheken gemeinhin sanft um, was sich hie und da
in halbierten Säumnisgebühren manifestiert. Familienkarten umgehen auch
einige Probleme. Sie gelten für alle jugendlichen Kinder eines Haushaltes. Eine
Öffentliche Bibliothek ist mir bislang untergekommen, die keinerlei Jahresgebühr,
dafür aber eklatant hohe Säumnisgebühren erhebt. Interessant ist auch das Vorgehen einer anderen großen Stadtbibliothek,
die keine Jahresgebühr für unter 18-Jährige fordert, im Anschluss indes keinerlei
Ermäßigungen mehr gewährt.
Doch auch die härtere Linie wird in einigen Bibliotheken gefahren, wenn eine
Leihsperre bereits ab 5 Euro Zahlungsrückstand ausgesprochen wird. Nicht
w
Falls Sie das nächste Mal in einer Videothek sind, so fragen Sie doch die Dame
beziehungsweise den Herrn hinter der
Theke, ob sie Diskussionen um Gebühren
kennen. Sie werden wahrscheinlich Verwunderung ernten. Denn in Videotheken
zahlt die Kundschaft meist problemlos für
DVDs, die sie zu spät zurückbringt. Das ist
in Bibliotheken manchmal anders. Falls Sie
das nächste Mal in ein Stadtbad gehen,
so fragen Sie doch dort, ob es ab und an
Badegäste gibt, die eine Einzelkarte lösen,
jedoch mit mehreren Personen in die
Halle drängen. Sie werden wahrscheinlich
ebenso Verwunderung ernten. Denn in
Stadtbädern ist den Schwimmgästen klar,
dass pro Person eine Einzelkarte gelöst
werden muss. Auch das ist in Bibliotheken
manchmal anders, wo Eltern ihre Medien
gern auf den ermäßigten Bibliotheksausweis des Kindes oder andere Nutzer ihre
Medien gerne auf den Bibliotheksausweis
eines Dritten entleihen möchten. Und
wenn wir Nutzern dann ans Portemonnaie wollen, werden einige barsch. Eine
typische bibliothekarische Erfahrung ist:
Hohe Gebühren werden häufig klaglos
gezahlt, um relativ niedrige wird dagegen
gefeilscht.
BuB | 62 (2010) 02
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Streitfall Gebühren
Gleichbehandlung aller Nutzer
–B
Wenn Sie beim Zurückbuchen feststellen,
dass alle Medien zu spät vorgelegt werden,
sollten Sie Ihrem Nutzer die Möglichkeit
einräumen, sich mental vorzubereiten.
»Oh, der Computer sagt mir gerade, dass
–u
1 William Ury: Nein sagen und trotzdem erfolgreich verhandeln. Frankfurt a. M., 2009.
Seite 151
2 Empfehlenswert hierzu: Allan und Barbara
Pease: Die kalte Schulter und der warme Händedruck. Berlin, 2004 – oder Stefan Spies:
Authentische Körpersprache. Hamburg,
2004
w
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w
BuB | 62 (2010) 02
e
diese Medien alle zu spät zurückkommen.
Ich fürchte, dass er gerade ein hübsches
Sümmchen zusammenrechnet« oder ähnlich.
Berufen Sie sich auf die Gleichbehandlung aller Nutzerinnen und Nutzer und unterstreichen Sie, dass Sie hier
»generell« so handeln müssen. Das lässt
den Konflikt weniger personenbezogen
erscheinen. Antworten Sie auf die Frage
nach einem Gebührenerlass ohne Begründung: »Tut mir leid, dass kann/darf ich
nicht.«
In kleineren Kommunen kann es hilfreich sein, dick aufzutragen: »Ich muss
jeden Gebührenerlass schriftlich bei unserem Stadtkämmerer begründen. Das
ist leider ein strenger Mann, er willigt nur
ein, wenn der Fehler eindeutig auf Seiten
der Bibliothek lag.«
Endlose Diskussionen können Sie mit
einer Frage abschließen, welche die Ausweglosigkeit deutlich macht: »Möchten
Sie das heute oder beim nächsten Mal begleichen?«
Sie können bei sturen Nutzerinnen und
Nutzern auch umschalten auf die effektive
Kommunikationstechnik »Sprung in der
.d
genüber sozusagen Ihre Halsschlagader
an. Sie signalisieren damit: »Ich vertraue
darauf, dass Du dort nicht Deine Zähne
hineinschlägst! So vertraue auch mir!«
Das sind uralte Mechanismen, die hier
greifen.
Um selbst keine Angriffsfläche zu
bieten, können Sie sich auch, fast im
Orwell’schen Sinne, auf »das System« berufen: »Oh, das System sagt mir gerade,
dass hier noch 8 Euro offen sind!«
.B
Wohlwollen treffen. Ihre Professionalität
sollten Sie auf die Spitze treiben, wenn Sie
womöglich Gebühren eintreiben müssen
für eine erfolglose Fernleihe oder für eine
Bereitstellung, die nicht abgeholt wurde.
Nutzerinnen und Nutzern ist solcherlei
bisweilen schwer zu vermitteln. »Eine der
größten Künste im Leben besteht darin,
Unangenehmes zu sagen, ohne unangenehm zu sein.«1
Wenn Sie schlechte Nachrichten verkaufen müssen, kann Ihre Körpersprache
unterstützen. Die Körpersprache ist unsere älteste Sprache, und wir verstehen sie
häufig in Sekundenschnelle.2 Wenn Sie
kerzengerade an der Ausleihtheke sitzen
und frontal mit erhobenem Haupt verkünden, dass Sie auf Zahlung bestehen,
kommt das bei Ihrem Nutzer schlecht an.
Wenn es Ihnen trotz der vielleicht stressigen Situation gelingt, sich zu öffnen, die
Unterarme auf der Theke abzulegen, die
Handflächen zu zeigen und den Kopf etwas (!) zur Seite zu legen, wirken Sie viel
vertrauensvoller und mitfühlender. Warum ist das so? Der Grund hierfür liegt
in grauer Vorzeit. Wenn Sie den Kopf
zur Seite neigen, bieten Sie Ihrem Ge-
131
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Streitfall Gebühren
Verlag und Anzeigenverwaltung:
BOCK + HERCHEN Verlag
Postfach 11 45 . 53581 Bad Honnef
Reichenbergerstraße 11 e .
53604 Bad Honnef
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E-Mail: [email protected]
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w
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Satz: Punkt & Pixel, Bad Honnef
Druck: Strube OHG, Gudensberg
Erscheinungsweise:
zehn Hefte jährlich (Doppelhefte:
Juli/August und November/Dezember)
Preis:
je Heft € 12,50, jährlich € 88,–
Studierende sowie Mitglieder des
VDB jährlich € 44,–
Preise einschließlich Mehrwertsteuer
und zuzüglich Versandgebühr.
Für Mitglieder des BIB ist der Bezug
im Mitgliedsbeitrag enthalten.
BuB ist kündbar bis jeweils
15. November.
Bezug durch den Verlag
Redaktionsschluss
für Heft 4/2010: 17. Februar
Anzeigenschluss
für Heft 4/2010: 8. März
.d
e
Dr. Martin Eichhorn
ist zertifizierte Fachkraft für Kriminalprävention und als
selbstständiger Trainer tätig. Er bildet
das Berliner Ordnungsamt aus und
hat bislang auch
über 2 000 Bibliotheksmitarbeiterinnen
und -mitarbeiter geschult. Nähere Informationen auf seiner Homepage unter:
www.Sicherheit-in-Bibliotheken.de
In Jobcentern, die unter anderem das
Arbeitslosengeld II auszahlen, kommt es
nicht selten zu großen Spannungen. Eine
meiner Seminarteilnehmerinnen hatte
eine kreative Idee, wie sie sich selbst nach
einer besonders anstrengenden Situation
belohnen könne: Im Vorfeld packte sie
sich eine kleine »Trostkiste«, welche sie in
ihrem Schreibtisch verwahrte. Sie legte
einen Beutel besonderen Tee, eine exquisite Schokolade und ein paar private Fotos
rein, die ihr immer Freude bereiteten. Das
nenne ich Prävention und Selbstschutz.
Zum Ende sei noch auf den Artikel von
Otto Jagla verwiesen, der in dieser Zeitschrift über den Sinn von Mahnschreiben
nachdachte und heraushob, dass Bibliotheken nicht verpflichtet sind zu mahnen.4
Wie Mahnschreiben elegant formuliert
werden, lässt sich in Fortbildungskursen
lernen. Wichtig ist auf alle Fälle, in dem
Brief zu erwähnen, dass die Gebühren
nach Erhalt des Briefes durch den Nutzer
weiterlaufen. Sonst sind Konflikte an der
Theke programmiert.
Bibliothekarinnen haben unfreiwillig
komische Ausreden gesammelt, die in Dialogen an der Theke vorgebracht wurden:
»Ich komme jeden Tag in die Bibliothek,
alle kennen mich, da hätte man mich doch
beizeiten daran erinnern können, dass ich
meine Bücher abgeben muss«, ist eine davon.5 Die Kolleginnen räumen mit einem
Augenzwinkern ein, dass sie »liebend gerne als Sündenbock, Lebensplanungsbüro
und Raubtierbändiger fungieren« und
geben den Nutzern nun ein Formular
an die Hand, in dem sie versuchen, allen
»erdenklichen Beschwerden, Begründungen und Ausreden« gerecht zu werden.
Hier findet sich auch: »Ich war im Urlaub,
meine ganze Familie war im Urlaub und
ich ging davon aus, Sie wären ebenfalls
verreist und habe daher von einer Buchverlängerung Abstand genommen.« Auch
die Arbeit an der Theke hat ihre lustigen
Momente.
–B
Atmen Sie durch!
Wenn Sie ein vehementer Nutzer ins
Schwitzen bringt, so beherzigen Sie einen
der ältesten Tipps: Atmen Sie durch! Die
positive Wirkung auf Ihren Körper und
Ihr Wohlbefinden ist enorm, was wir in
Stresssituationen häufig aus dem Blick verlieren. Hierbei kommt es auf die Bauchatmung an, die natürlichste Form der Atmung. Bei Nervosität oder Anspannung
verlagert sich der Atem bei den meisten
Menschen nach oben und führt zur ungünstigeren Brustatmung.
Außerdem ist besonders in Stresssituationen das bewusste Ausatmen wichtig.
»Die Ausatmung befreit nicht nur von
seelischem Ballast: Beim Ausatmen werden Stoffwechselschlacken, vor allem
Kohlendioxid, über die Lunge abgeatmet.
Die Ausscheidung von körperlichen Abfallprodukten und damit die Entgiftung
funktionieren umso besser, je tiefer das
Ausatmen ist. Im Ausatmen liegt somit
der Schlüssel zu einer besseren Gesundheit
und mehr Wohlbefinden.«3 Damit erreichen Sie ebenfalls, dass Sie nicht zu schnell
auf einen verbalen Angriff anspringen.
Auch Polizeibeamte kontrollieren sich in
anspruchsvollen Situationen vor allem
über ihre Atmung.
w
Herausgeber:
Dr. Carola Schelle-Wolff, Hannover
Olaf Eigenbrodt, Berlin
Prof. Cornelia Vonhof, Stuttgart
Redaktionsbeirat:
Dale S. Askey, Kansas State University
Library, Manhattan, KS .Prof. Jürgen
Hering, Stuttgart . Dr. Jürgen Lodemann,
Schriftsteller, Freiburg im Breisgau und
Essen . Dr. Gerhard W. Matter, Kantonsbibliothek Baselland, Liestal . Prof. Dr.
Elmar Mittler, Göttingen . Walburgis Fehners, Bibliothek der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven . Dr. Georg Ruppelt,
Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek/Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover .
Barbara Schleihagen, Deutscher Bibliotheksverband, Berlin . Dr. Harald Weigel, Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz
Redaktion:
BuB
Postfach 13 24 . 72703 Reutlingen
Gartenstraße 18 . 72764 Reutlingen
Telefon (0 71 21) 34 91-0
Telefax (0 71 21) 30 04 33
E-Mail: [email protected]
Redaktion: Julia Hellmich (hel),
Susanne Richt (ric) und
Bernd Schleh (verantwortlich, slh) .
unter Mitarbeit von Michael Reisser (rei)
–u
(Bis 2000: »Buch und Bibliothek«)
Fachzeitschrift des BIB . Berufsverband
Information Bibliothek e.V.
(www.bib-info.de)
62. Jahrgang,
Nr. 2, Februar 2010
ISSN 1869-1137
Platte«, für Jüngere: »Kratzer auf der CD«.
Sie sagen dann sinngemäß immer wieder
dasselbe, und dies am besten mit Mitgefühl: »Es tut mir leid, aber diese Gebühren
muss ich kassieren.«
Manche Nutzer lassen sich besänftigen,
wenn Sie wortkarg anmerken, dass die Gebühren vom Land/der Kommune/der Universität festgesetzt wurden. Andere freuen
sich, wenn sie zu hören bekommen, dass
die Bibliothek von den Gebühren neue
Medien kauft. Dann sehen sie einen Sinn
in der Zahlung, auch wenn Bibliotheken
selten tatsächlich so verfahren können.
Versuchen Sie, stressige Gebührendiskussionen aus einem anderen Blickwinkel
zu betrachten. Welche positive Absicht
oder Eigenschaft verbirgt sich vielleicht
hinter dem Nutzerverhalten? Wer um Gebühren feilscht, der ist, positiv gewendet,
ein sparsamer, nicht obrigkeitshöriger, gar
mutiger Mensch.
.B
(www.b-u-b.de)
w
132
3 Delia Grasberger und Ronald Schweppe:
Richtig atmen. München, 2006. Seite 29
4 Otto Jagla: »Doppelt gemoppelt«. In: BuB
4/2009. Seite 224
5 Cornelia Freiwald und Petra Ott: »Ausredenhilfen« unter www.bibliothekar.de/content/
view/14/30/ (13. Dezember 2009)
BuB | 62 (2010) 02
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Streitfall Gebühren
Bibliotheksfinanzierung durch
Benutzungsgebühren?
Überlegungen an der Universitätsbibliothek Hohenheim
D
.d
ie Universitätsbibliotheken werden aus den Etats der Universitäten finanziert. Folglich stellt sich
auch die Frage, wie die Bibliotheken über
Mahngebühren et cetera hinaus zu ihrer
eigenen Finanzierung beitragen können.
Für die wissenschaftlichen Bibliotheken des Landes Baden-Württemberg galt
bis zum 31. Dezember 2006 eine einheitliche, vom Wissenschaftsministerium Ba-
Finanzierung durch Studiengebühren?
–B
Diskutiert wurde in Hohenheim von Beginn an ausschließlich die mögliche Einführung von Benutzungsgebühren für
die Benutzergruppe »Externe Nicht-Stu-
w
w
w
.B
–u
Die Universitäten des Landes BadenWürttemberg haben 1997 einen
Hochschulpakt (Solidarpakt I) mit der
Landesregierung geschlossen. In dieser
Vereinbarung wurde den Universitäten für
zehn Jahre finanzielle Planungssicherheit
auf Basis des Haushaltes 1997 garantiert.
Mit dem Solidarpakt II für den Zeitraum
2007 bis Ende 2014 wird die finanzielle
Planungssicherheit, aber auch das aus
Sicht der Universitäten zu niedrige finanzielle Ausstattungsniveau, fortgeschrieben.
Die Universitäten versuchen vor diesem
Hintergrund, bisher nicht genutzte Finanzierungsquellen zu erschließen.
zungsgebühren. Bekannt war zu diesem
Zeitpunkt, dass die Rektorate der Universitäten Mannheim und Konstanz Benutzungsgebühren für universitätsexterne
BibliotheksnutzerInnen planten. Der Bibliotheksausschuss der Universität Hohenheim diskutierte mit der neuen Gebührenordnung auch die Frage der Einführung
von Benutzungsgebühren und beauftragte
die UB, in der folgenden Sitzung des Ausschusses über die Entwicklung in den anderen baden-württembergischen Universitätsbibliotheken zu berichten.
e
Karl-Wilhelm Horstmann
133
BuB | 62 (2010) 02
Im Ostflügel des Hohenheimer Schlosses befindet sich als Teil der Universitätsbibliothek die Bereichsbibliothek für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Sie ist eine Präsenzbibliothek, deren
Bestand in Lesesälen und einem offenen Magazin systematisch aufgestellt und überwiegend frei
zugänglich ist.
Foto: Universität Hohenheim
den-Württemberg erlassene Bibliotheksgebührenverordnung. Diese Verordnung
sah keine Benutzungsgebühren vor. Zum
1. Januar 2007 hatten die Universitäten
für ihre Bibliotheken jeweils eine lokal
gültige Gebührenordnung zu erlassen.
Auch die UB Hohenheim hat dem Bibliotheksausschuss der Universität im
Sommer 2006 den Entwurf für eine Bibliotheksgebührenordnung zur Beratung
und Empfehlung vorgelegt. Dieser Entwurf enthielt keine Bibliotheksbenut-
dierende«, das heißt, Studierende anderer
Hochschulen sollten auch nicht mit Benutzungsgebühren belastet werden.
Bibliotheksnutzungsgebühren hatten
bis Anfang 2008 die Universitäten Heidelberg und Konstanz (siehe Seite 136)
in Höhe von maximal 30 Euro pro Jahr
für Externe eingeführt. Die Universitäten
Karlsruhe, Mannheim und Ulm erhoben
eine einmalige Gebühr für die Ausstellung
einer Bibliotheksbenutzerkarte (Chipkarte) zwischen 10 und 25 Euro pro Jahr.

Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Streitfall Gebühren
gebühren auch die UB. Warum sollten
Externe die UB dann weiterhin kostenlos
nutzen können?
 Der Universität fehlen Finanzmittel
und somit auch der UB. Andere Finanzierungsquellen sollen erschlossen werden.
Benutzungsgebühren für Externe sind
eine mögliche Finanzierungsquelle.
Schloss Hohenheim wird von der UB als
Präsenzbibliothek geführt. Studierende
haben die Möglichkeit, über Nacht und
Wochenende zu entleihen. Wissenschaftliche MitarbeiterInnen haben umfangreiche Entleihmöglichkeiten. Die Bereichsbibliothek wird auch von Personen genutzt, die sich auf die Steuerberater- oder
Wirtschaftsprüferprüfung vorbereiten.
Ein Teil dieser NutzerInnen sind AbsolventInnen der Universität Hohenheim.
Diese externen NutzerInnen der UB
Hohenheim konkurrieren mit Hohenheimer Studierenden um die knappen
Arbeitsplätze in der Bibliothek. Der Prorektor für Struktur sah hier finanzkräftige
Personen, die die UB Hohenheim kostenlos nutzen, aber mitfinanzieren könnten.
Die Diplomarbeit stellt im Einleitungsteil Aufbau, Aufgaben, Finanzierung und
die Benutzerstruktur der UB Hohenheim
dar. Der zweite Teil der Arbeit ist mit
»Preismanagement für die UB Hohenheim« überschrieben. Hier werden Gebührenalternativen diskutiert, Rahmenbedingungen für eine Gebührenerhebung
und bestehende beziehungsweise geplante
Benutzungsgebühren in Stuttgarter Bibliotheken dargestellt.
–u
–B
.d
Ein weiterer Anlass die Einführung
von Benutzungsgebühren zu diskutieren,
war die Untersuchung der baden-württembergischen Universitätsbibliotheken
durch den Landesrechnungshof im Jahr
2007. Der Landesrechnungshof hatte im
Rahmen der Untersuchung angekündigt, dass er eine Benutzungsgebühr von
e
134
Zentral- und Bereichsbibliothek
Im Sommer 2008 hat der Prorektor für
Struktur der Universität – gleichzeitig Inhaber des Lehrstuhls BWL insbesondere
Controlling – angeboten, eine Diplomarbeit zu Kosten und Gebühren der Universitätsbibliothek Hohenheim erstellen zu
lassen. Der Bibliotheksausschuss der Universität hatte daraufhin im Herbst 2008
entschieden, die Ergebnisse der Diplomarbeit abzuwarten und anschließend weiter
zu diskutieren. Diese Arbeit ist im Februar
2009 fertiggestellt worden. Titel der Arbeit: »Soll ein Steuerberater die Hohenheimer Bibliothek kostenlos nutzen dürfen?«
Um diesen Titel zu verstehen, sind folgende Informationen zur UB Hohenheim
wichtig. Die UB Hohenheim besteht aus
zwei räumlich getrennten Teilen:
 Die Zentralbibliothek enthält den
gedruckten Bestand für die Agrar- und
Naturwissenschaften und die Lehrbuchsammlung für alle Fächer. Diese Bibliothek ist Ausleihbibliothek.
 Die Bereichsbibliothek für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften im
w
w
w
voraussichtlich 30 Euro pro Jahr für universitätsexterne NutzerInnen empfehlen
werde. Diese Empfehlung hatte er auch bei
der vorausgegangenen Untersuchung der
Landesbibliotheken Stuttgart und Karlsruhe ausgesprochen. Daraufhin wurden
im Mai 2009 Benutzungsgebühren an den
Landesbibliotheken eingeführt.
Der Bibliotheksausschuss der Universität Hohenheim hatte im Januar 2008
beschlossen, die Empfehlung des Landesrechnungshofes abzuwarten.
Seit dem Sommersemester 2007 zahlen
Studierende an den baden-württembergischen Universitäten 500 Euro Studiengebühren je Semester. In Hohenheim wird
ein beträchtlicher Teil der Studiengebühren für die Finanzierung des Medienetats
der UB und für die Ausweitung der Öffnungszeiten (Montag bis Freitag 8 bis 22
Uhr; Samstag, Sonntag 10 bis 21 Uhr) verwendet. Diese Tatsache hat dazu geführt,
dass im Bibliotheksausschuss Benutzungsgebühren in der Folgezeit insbesondere
unter zwei Aspekten diskutiert wurden:
 Die Studierenden der Universität Hohenheim finanzieren mit ihren Studien-
.B
Die Zentralbibliothek ist die Ausleihbibliothek der Universität Hohenheim. Hier befindet sich die
Lehrbuchsammlung für alle Fachbereiche. Sammelschwerpunkte der Zentralbibliothek sind die
Agrarwissenschaften, Biologie und Naturwissenschaften.
Foto: Universität Hohenheim
Nutzerbefragung
Im Rahmen der Arbeit ist auch eine internetbasierte Befragung unter den BenutzerInnen der UB Hohenheim durchgeführt
worden, um Aussagen zur Zahlungsbereitschaft für mögliche Benutzungsgebühren
zu erhalten. Die externen, eingetragenen
NutzerInnen sind von der UB per Mail
über die Befragung informiert und um
Teilnahme gebeten worden. Ein Link zur
Befragung war Bestandteil der Mail. Die
Ergebnisse dieser Befragung beruhen auf
1 546 verwertbaren Fragebögen, bei circa
8 000 aktiven NutzerInnen in 2008. Circa
25 Prozent der verwertbaren Fragebögen
sind von »Externen Nicht-Studierenden«
ausgefüllt worden. Diese Gruppe ist besonders interessant, da sie aus Sicht des
Bibliotheksausschusses der Universität
potenzielle BenutzungsgebührenzahlerInnen sind.
In 2008 hatte die UB Hohenheim ungefähr 22 000 aktive externe NutzerInnen. Aufgrund von Analysen aus Vorjahren kann davon ausgegangen werden, dass
rund 40 Prozent, also circa 900 der externen NutzerInnen, »Externe Nicht-Studierende« sind. In dieser Zahl sind auch die
Nutzergruppen enthalten, die üblicherweise von Gebühren befreit werden, oder
von denen ermäßigte Gebühren erhoben
werden.
BuB | 62 (2010) 02
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Streitfall Gebühren
w
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BuB | 62 (2010) 02
Aussichten
Die Anlehnung an die Benutzungsgebührenstruktur der Württembergischen
Landesbibliothek und die Absprache mit
den Universitäten Stuttgart und Tübingen
ist aus Sicht der UB Hohenheim wichtig,
da im Raum Stuttgart-Tübingen von vielen BibliotheksnutzerInnen mehr als eine
dieser Bibliotheken genutzt wird. Ungleiche Gebührenstrukturen in den Bibliotheken haben in der Vergangenheit zu
Unverständnis bei NutzerInnen geführt.
Die Berücksichtigung der Nutzung elektronischer Bibliotheksressourcen bei der
Erhebung von Benutzungsgebühren ist
wichtig, da auch die UB Hohenheim in
den letzten Jahren zunehmend Quellen
rein elektronisch lizenziert hat.
Der Bibliotheksausschuss hat im Sommer 2009 die zu erwartenden Einnahmen
aus Benutzungsgebühren kalkuliert. Bei
einer Jahresgebühr von 30 Euro können
bei optimistischer Schätzung Einnahmen
von maximal 15 000 Euro erwartet werden. Auch die Kosten für elektronische
Zugangskontrollen sind diskutiert worden. Der Vertreter der Hohenheimer Studierenden im Bibliotheksausschuss befürwortet Benutzungsgebühren für »Externe
Nicht-Studierende« ausdrücklich.
Die Universitäten Stuttgart und Tübingen planen gegenwärtig nicht die Einführung von Benutzungsgebühren für ihre
Bibliotheken. Vor diesem Hintergrund
hat der Ausschuss für das Bibliothekssystem der Universität Hohenheim empfohlen, das Thema »Benutzungsgebühren«
mit den Universitäten Stuttgart und Tübingen auf Ebene der Rektorate abzustimmen. Die Universität Hohenheim will
nicht Vorreiter bei der Einführung von
Benutzungsgebühren in der Region sein.
Der Abstimmungsprozess mit den
Universitäten Stuttgart und Tübingen ist
noch nicht abgeschlossen und somit keine
Entscheidung über Benutzungsgebühren
getroffen.
.d
–B
–u
Jahresgebühr: 30 Euro
Quartalsgebühr: 10 bis 15 Euro
Monatsgebühr: 5 bis 10 Euro
Bandgebühr je Entleihung: 2 Euro
Im Juni 2009 hat der Bibliotheksausschuss
der Universität die Ergebnisse der Diplomarbeit beraten. Untersuchungsergebnisse und Empfehlungen des Landesrech-
Bei einer Jahresgebühr von
30 Euro können bei optimistischer
Schätzung Einnahmen von maximal
15 000 Euro erwartet werden.
nungshofes lagen zu diesem Zeitpunkt
nicht vor. Die Universitätsbibliothek hat,
für den Fall dass die Universität Benutzungsgebühren in der UB erheben will,
vorgeschlagen:
 Entgegen der Empfehlung der Diplomarbeit sollte ein einheitliches Gebührenmodell für die UB Hohenheim,
das heißt für beide Bibliotheksteile, beschlossen werden.
 Die elektronische Nutzung der Bibliotheksressourcen muss in einem Gebührenmodell berücksichtigt werden.
 Die Gebührenstruktur in Hohenheim
sollte an die Benutzungsgebührenstruktur der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart angepasst
sein.
 Die Einführung von Benutzungsgebühren sollte in Absprache mit den
Universitäten Stuttgart und Tübingen
erfolgen.
w
In der Arbeit werden unterschiedliche Gebührenmodelle für die Bereichsbibliothek
und die Zentralbibliothek empfohlen:
 In der Bereichsbibliothek kann aufgrund der Organisationsform Präsenzbibliothek nur die Präsenznutzung mit
einer Benutzungsgebühr belegt werden,
da »Externe Nicht-Studierende« nicht
ausleihberechtigt sind. Hier sollte die Nutzungsberechtigung über eine Chipkarte
(Bibliotheksausweis) und entsprechende
automatische Kontrollmechanismen im
Eingangsbereich der Bibliothek geprüft
werden.
Es wird in der Diplomarbeit auch darauf hingewiesen, dass die Kosten für die
erforderliche Kontrolltechnik bei der Entscheidung über die Einführung von Benutzungsgebühren berücksichtigt werden
müssten. Für die Ausgabe der Chipkarten
sollte eine Verwaltungsgebühr erhoben
werden.
 Die Benutzungsgebühr für die Zentralbibliothek könnte als Jahres-, Quartals-,
Monatsgebühr oder Bandgebühr bei Entleihung erhoben werden. Hier würde die
Benutzungsgebühr nur im Falle der Entleihung von Medien fällig. Die Präsenznutzung in der Zentralbibliothek sollte
nicht mit einer Gebühr belegt werden, da
die Kosten eines Kontrollmechanismus
für die Präsenznutzung voraussichtlich
die Einnahmen aus reiner Präsenznutzung
übersteigen würden.
In der Arbeit werden folgende Gebührensätze empfohlen:




.B
Verschiedene Gebührenmodelle
Karl-Wilhelm Horstmann studierte
Volkswirtschaftslehre an der Universität
Bonn, Abschluss als
Diplom-Volkswirt.
Bibliotheksreferendariat in Göttingen,
Bonn und Köln. Ab
1988 Leiter der Bereichsbibliothek Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der
Universitätsbibliothek Hohenheim. Seit
2000 Direktor der UB Hohenheim. Mitglied im Unterausschuss Überregionale Literaturversorgung der DFG, in der
Steuerungsgruppe für den BIX und im
Arbeitskreis Kosten- und Leistungsrechnung der Universitäts- und Landesbibliotheken Baden-Württembergs. 2003
bis 2008 Vorstandsmitglied des DBVLandesverbandes Baden-Württemberg.
– Kontakt: Karl-Wilhelm.Horstmann@
uni-hohenheim.de
e
Die Befragung ergab, dass die »Externen Nicht-Studierenden« folgende Gebührensätze für angemessen halten:
 Jahresgebühr: 24 Euro
 Monatsgebühr: 5,40 Euro
 Bandgebühr je Entleihung: 1,65 Euro
Diese Ergebnisse werden in der Diplomarbeit so bewertet, dass die tatsächliche
Zahlungsbereitschaft voraussichtlich höher liegt, da die befragten Personen davon
ausgehen konnten, dass die Befragung
Grundlage für eine Gebührenfestlegung
sein kann.
Der Schlussteil der Arbeit enthält
Empfehlungen für die Erhebung von Benutzungsgebühren, beziehungsweise zur
Gebührenbefreiung. Gebührenbefreit sein
sollten nach Auffassung des Diplomanden
Schüler, Studierende anderer Hochschulen, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger,
Rentner, Zivil- und Wehrdienstleistende.
Diese Empfehlung orientiert sich stark an
den Regelungen, wie sie in anderen Bibliotheken üblich sind.
135
136
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Streitfall Gebühren
Petra Hätscher
die Nutzung des anerkanntermaßen guten
Bestandes der Bibliothek sowie für begleitende Servicedienste zu zahlen.
Positive Zwischenbilanz nach
heftigen Startproblemen
Einführung der Nutzungsgebühr
.d
I
–B
m Vorfeld der Aufhebung der zentralen
Gebührenordnung des Landes BadenWürttemberg zum 1. Januar 2007 hatte es universitätsintern und im Gespräch
mit dem Wissenschaftsministerium Diskussionen über die Einführung einer Nutzungsgebühr für nicht universitäre Nutzer
der Bibliothek gegeben. Die Universität
litt im Jahr 2005, dem Beginn der Diskussionen über die neue Gebührenordnung,
unter erheblicher Finanznot, die sich auch
direkt in der Bibliothek durch einen stark
sinkenden Erwerbungsetat bemerkbar
machte.
Die Idee, den Gesamtetat durch eine
Kostenbeteiligung der außeruniversitären Nutzer der Bibliothek zu entlasten,
war naheliegend. Zumal bei zahlreichen
Führungen von sogenannten »Externen«
regelmäßig die Frage gestellt wurde, was
die Nutzung des Gesamtangebotes der
Bibliothek denn koste und die Antwort,
dass der Service kostenfrei sei, meistens
schieres Erstaunen hervorrief. Es war also
eine gewisse Bereitschaft vorhanden, für
w
w
w
.B
–u
Die Bibliothek der Universität Konstanz
erhebt seit 2007 von Kunden, die nicht
Angehörige der Universität sind, eine
Nutzungsgebühr in Höhe von 30 Euro
jährlich. Von dieser Gebühr sind in Ausbildung befindliche Personen befreit sowie
Empfänger von Arbeitslosengeld beziehungsweise Sozialhilfe.1 Der Einführung
der jetzt geltenden Gebührenordnung
ging eine sehr kontroverse Diskussion voraus, die vor allem die Höhe der Jahresgebühren sowie die Befreiungsgründe zum
Inhalt hatte.2
Der Entwurf der Bibliotheksgebührenordnung für die Bibliothek der Universität
Konstanz regelte vor allem die Punkte Jahresnutzungsgebühr und Mahngebühren
neu. Vorgesehen war im ersten Entwurf
eine Nutzungsgebühr in Höhe von 20
Euro jährlich, alternativ eine Monatsgebühr von 5 Euro. Außerdem sollten die
Mahngebühren angehoben werden. Dem
Entwurf der Gebührenordnung wurde in
der Sitzung des zuständigen Senatsausschusses der Universität uneingeschränkt
und ohne Diskussion über die Höhe der
Gebühren zugestimmt und der Entwurf
mit der Empfehlung zur Änderung an den
Senat weitergeleitet.
Zur Senatssitzung legten die Vertreter
der Studierenden einen Änderungsantrag
zur Gebührenordnung als Tischvorlage
vor, der zwei Punkte umfasste:
Der Jahresbeitrag für externe Nutzerinnen und Nutzer solle von 20 auf 56
Euro erhöht werden, was dem Beitrag entspräche, der sich aus der Berechnung der
eingesetzten Studiengebühren pro Studierendem für das Jahr 2006 und 2007 für
die Bibliothek ergäbe.
Der geplante Gebührenerlass für Arbeitslosengeldempfänger sei zu streichen,
da Arbeitslose bei berechtigtem Interesse
zur Nutzung der Bibliothek diesen Jah-
e
Die Bibliotheksgebührenordnung der Universität Konstanz:
Eine Geschichte in Fortsetzungen
1 Der genaue Wortlaut der geltenden Gebührenordnung ist unter www.ub.uni-konstanz.
de/fileadmin/Dateien/Informationsblaetter/
Bibliotheksgebuehren_und_-Aenderungen.
pdf zu finden.
2 Vgl. auch Bibliothek aktuell, Nr. 85, 2007, S.
17–20 und Nr. 86, 2007, S. 6
Im Jahr 2009 hatte die Bibliothek der Universität Konstanz 4 090 aktive externe Nutzer, rund vier
Fünftel davon waren von den Gebühren befreit.
Foto: Michael Latz/Universität Konstanz
BuB | 62 (2010) 02
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Streitfall Gebühren
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Die Nutzung durch externe Kunden
ist seit 2006, dem letzten Jahr ohne Nutzungsgebühren, rückläufig. Im Jahr 2006
hatte die Bibliothek 5 666 aktive externe
Nutzer, im Jahr 2009 waren es 4 090. Davon zahlten 671 die Jahresgebühr, 68 die
Monatsgebühr und 71 die Einzelausleihgebühr. 3 279 Personen waren von den Gebühren befreit.
Die Aufregung um die Einführung der
Gebühren hat sich gelegt. Die Vermutung
hat sich bestätigt, dass Gebühren grundsätzlich akzeptiert werden, wenn sie sich
für die Kunden in einem akzeptablen
Rahmen bewegen und wenn soziale Aspekte berücksichtigt werden. Was akzeptiert werden kann, wird von Universität
zu Universität und von Bibliothek zu Bibliothek differieren, abhängig vom Umfeld
müssen die einzelnen Gebühren festgelegt
werden. Die entstehenden Verwaltungskosten halten sich in engen Grenzen, da
das Bibliotheksverwaltungssystem Libero
die Gebühren automatisiert bucht, sodass
keine manuellen Arbeitsgänge zu erledigen sind.
Die Einnahmen decken das Einnahmesoll der Bibliothek, das bis dahin defizitär
war und aus Literaturmitteln gedeckt werden musste. Nach heftigen Startproblemen kann daher letztendlich eine positive
Bilanz der Gebühreneinführung an der
UB Konstanz gezogen werden.
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Tatsache, dass Einkommensschwache, und das sind häufig Arbeitslose
und Sozialhilfeempfänger, keine Befreiung von den Gebühren erhalten, stieß auf
breites Unverständnis. Die Universität
erschien als unerbittliche und sozial ausgrenzende Einrichtung.
Neuregelung der Nutzungsgebühr
Angesichts dieser Reaktionen wurde erneut der Gremienweg beschritten, um
Änderungen auf den Weg zu bringen. Der
zuständige Ausschuss sowie der Senat befassten sich auf Antrag der Bibliothek nach
einem halben Jahr erneut mit der Gebührenordnung. Folgende Argumente spielten
in der neuerlichen Diskussion eine Rolle:
starker Rückgang der Anmeldungen
externer Nutzer um über 50 Prozent,
die Auswirkungen auf das Image der
Universität, die sich als nach außen abschottend präsentiert sowie
die Notwendigkeit, eine Ausnahmeregelung für einkommensschwache Personen (zum Beispiel Hartz IV-Empfänger) zu treffen.
Nach einer durchaus kontroversen Diskussion wurde die vorgelegte Neufassung
ohne Änderungen mehrheitlich angenommen und trat zum 1. August 2007 in
Kraft.
Somit gelten seitdem folgende Regelungen: Externe Benutzerinnen und Benutzer
können wählen zwischen einer Jahresgebühr in Höhe von 30 Euro, einer Gebühr
für einen Monat in Höhe von 10 Euro oder
einer Einzelausleihgebühr in Höhe von 3
Euro pro ausgeliehener Einheit. Von der
Gebührenpflicht befreit sind alle in Ausbildung befindlichen Personen, (zum Beispiel Schülerinnen und Schüler, Studierende anderer Hochschulen), Empfänger
von Arbeitslosengeld I und II beziehungsweise Sozialhilfe und vergleichbaren Leistungen sowie Alumni und der Universität
besonders nahestehende Personen (zum
Beispiel Gastdozenten, Research Fellows,
Mitglieder der Internationalen Bodenseehochschule, ehemalige Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter).
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tung der Universität, die in der Öffentlichkeit am meisten wahrgenommen und
genutzt wird, sie stellt damit – quasi en
passant – ein Bindeglied zwischen Universität und Region dar, und das ohne großen
Aufwand, da die Bibliothek keine gesonderten Angebote für die regionalen Nutzer
macht, sondern die Bestände und Dienste
anbietet, die für die Universität sowieso
aufgebaut werden müssen. Die Bibliothek
trägt mit geringem Aufwand erheblich
zum Imagegewinn der Universität in der
Region bei.
Die neue Jahresgebühr in Höhe von 56
Euro sowie die Streichung einer »Sozialklausel« wirkten prohibitiv. Die Reaktionen direkt nach Bekanntgabe über die
Einführung der Jahresgebühr bestätigten
diese Einschätzung. Die Kommentare der
Kunden monierten vor allem zwei Punkte:
Die Gebühr sei unangemessen hoch.
Fast alle Betroffenen schrieben, dass sie
mit der Einführung einer moderaten Gebühr einverstanden wären, aber 56 Euro
ständen in keinem Verhältnis zu der Intensität, mit der sie die Bibliothek nutzen
würden. Die meisten sprachen von einer
Nutzungsfrequenz von zwei- bis dreimal
pro Jahr.
Die
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Die Aufregung um die Einführung
der Gebühren hat sich gelegt.
Petra Hätscher, seit
2007 Direktorin der
Bibliothek der Universität
Konstanz,
stellvertretende Direktorin seit 1996,
vorher Leiterin der
Stadtbibliothek Berlin-Kreuzberg. – Kontakt: [email protected]
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resbeitrag von der Agentur für Arbeit erstattet bekämen und eine Nutzung ohne
nachgewiesenen Bedarf reines Freizeitinteresse sei und nicht von der Universität
subventioniert werden müsse.
Der Senat folgte nach sehr kurzer Diskussion dem Änderungsantrag und verabschiedete die Gebührenordnung mit der
erhöhten Jahresgebühr von 56 Euro und
praktisch ohne Befreiungsregelungen.
Das Ergebnis war sowohl in der Öffentlichkeit als auch innerhalb der Bibliothek
nur schwer zu vermitteln. Aus bibliothekspolitischer Sicht sind Bibliotheken Stätten
der Bildung, die möglichst vielen Menschen offenstehen sollen. Die eingesetzten
Steuergelder sollen allen Bürgerinnen und
Bürgern zugute kommen. Eine moderate
Gebühr für die Nutzung ist vertretbar,
ähnlich wie bei Museen und öffentlichen
Schwimmbädern auch Eintritt gezahlt
wird über den Beitrag hinaus, der schon
über durch Steuerzahlungen in diese Einrichtungen geflossen ist.
Eine Bibliothek lebt von ihrer Nutzung,
sonst ist sie »totes Kapital«, das keinen Gewinn bringt. Die Bibliothek der Universität Konstanz ist vermutlich die Einrich-
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Schwerpunkt
Themenschwerpunkte in BuB
Heft 9/2009:
Medientrends auf der Buchmesse
Heft 10/2009:
Bibliotheksbau
Heft 11-12/2009:
Bibliotheken in der Finanzkrise
Heft 1/2010:
Der Katalog der Zukunft
Heft 2/2010:
Streitfall Gebühren
Heft 3/2010:
Transatlantische Impulse
Heft 4/2009:
INTERNET-Tagung 2010
| Lesesaal
Information digital
Erwin Miedtke
Antworten rund um die Uhr
Die Deutsche Internetbibliothek als kooperatives Angebot /
Mitstreiter gesucht
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nders als noch zu Zeiten der beiden
Bremer Vorläuferprojekte BINE
und ILEKS1, die eher noch als Rufer in der Wüste agierten, sind digitale Angebote der Bibliotheken heute ein »must«.
Der virtuelle Raum ist zum weiten Aufgabenfeld für neue bibliothekarische Dienstleistungen geworden.
Das entspricht der Lebenswirklichkeit der KundInnen in Bibliotheken, die
sich dramatisch verändert hat. Der Vernetzungsgrad von Informationen, die
zu nutzen sind, steigt stetig. KundInnen
möchten von jedem Ort – und sofort – gewünschte und am besten geprüfte Information abrufen können. Auf vieles haben
Bibliotheken längst reagiert und agieren
im Spagat zwischen lokaler und OnlinePräsenz. Die Ausleihe von digital verfügbaren Medien gehört ebenso zum Angebot
wie das Mapping von Datenbankeinträ-
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Die Deutsche Internetbibliothek ist
ein unabhängiges nichtkommerzielles
Online-Auskunftsportal, das im wesentlichen zwei Dienstleistungen anbietet:
eine kostenlose E-Mail-Auskunft zu allen
Wissensfragen sowie einen umfangreichen und regelmäßig kontrollierten
Linkkatalog für das Internet. Derzeit arbeiten 55 Öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken im deutschsprachigen
Raum am Projekt mit. Weitere Mitstreiter
werden gesucht. Warum sich das Engagement lohnt, zeigen der folgende Bericht
sowie die eingestreuten Kommentare von
langjährigen Mitarbeiterinnen.
gen im Opac, Newsletter und andere Formen des Kunden-Mailings.
Eine nach wie vor ganz besondere
Leistung in Bibliotheken sind an der Informationstheke Antworten auf beziehungsweise Hilfestellungen bei direkten
Kundenanfragen zu bestimmten oder
besser zu allen möglichen Themen; gerade
dann, wenn Antworten eben nicht einfach
gefunden (gegoogelt) werden können. Neben dem lokalen Eins-zu-eins-Kontakt
sind Chat-Angebote oder entsprechende
E-Mail-Services die Online-Varianten.
Nach diversen Erfahrungen in Bibliotheken wird ein Chatangebot von der
Kundschaft eher zurückhaltend angenommen und ist zudem für die meisten
Bibliothek inakzeptabel personalintensiv.
Ein wichtiger Faktor der Angebotsgenerierung und -bewertung ist hier das tatsäch-
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BuB
Die Anzahl der insgesamt an
die DIB gestellten Fragen ist jahreszeitlich sehr unterschiedlich.
liche Nutungsverhalten der Kundinnen
und Kunden, die sich nicht »einfach« auf
eine technische Möglichkeit umleiten lassen wollen, sondern Angebote immer nur
»Imagegewinn für die Bibliothek«
Die Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt
nimmt seit Projektstart 2002 an der Deutschen Internetbibliothek teil. Über eine Bewerbung mussten wir nicht lange nachdenken. Spontan waren wir von der Idee überzeugt, am Aufbau eines so komplexen neuen
Serviceangebotes mitzuarbeiten.
Kommentierte thematische Linksammlungen geben dem Nutzer des Internet Orientierung. Als besonderen Vorteil sehen wir
die Unabhängigkeit und Werbefreiheit des
Portals. Die Qualitätsprüfung durch Informationsfachleute macht das Ganze zu einer umfassenden Dienstleistung, die eine
einzelne Bibliothek nie hätte anbieten können. Auch für die eigene Recherche ist die
Linksammlung ein gutes Hilfsmittel. Natürlich kann man googeln und wird es auch weiterhin tun, aber wer nicht selbst selektieren möchte, hinter welchem der vielen Treffer sich wertvolle Informationen oder völlig
Belangloses verbirgt, wird mit dem kleinen,
aber feinen Angebot der Internetbibliothek
Freude haben.
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Die Komponente »E-Mail-Auskunft« der
Deutschen Internetbibliothek spornt uns immer wieder zu Höchstleistungen an und erfordert oft unsere ganze Erfahrung. Manchmal kommt man allein mit Internetquellen
nicht weiter, da helfen unser gut ausgebauter Bestand an Nachschlagewerken oder die
Mitglieder der Rabe-Liste. Sehr interessante Recherchen sind keine Seltenheit, und mit
mancher Fragestellung und ihrer Recherchegeschichte könnte man Abendunterhaltungen bestreiten.
Die Kollegen, die in der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt für die Internetbibliothek arbeiten, fühlen sich bereichert und ihr
Wissen und ihre Erfahrung gut eingesetzt.
Nicht zuletzt erhoffen wir uns mit der Teilnahme an der Deutschen Internetbibliothek
einen Imagegewinn für unsere Bibliothek, indem wir täglich unsere Kompetenz als Informationsvermittler unter Beweis stellen, nicht
nur für unsere eigenen Kunden.
Kerstin Weishäupl,
Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt
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Information digital
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in einem entsprechenden Nutzungskontext akzeptieren, wenn sich damit auch ein
real erfahrbarer Mehrwert verbindet. Das
Angebot der Beantwortung von E-MailAnfragen scheint der bessere Weg zu sein.
Und genau hier greift das Kooperationskonzept der Deutschen Internetbibliothek (DIB) mit den Angeboten des Linkkatalogs und der E-Mail-Auskunft. Nach
diversen Zwischenstufen2 wurde die DIB
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Umfangreicher Linkkatalog: Die Homepage der Deutschen Internetbibliothek ist unter www.
frag-die-bibliothek.de zu finden.
mengefunden, um gemeinsam OnlineServices anzubieten, die jede Bibliothek
allein so und entsprechend kostengünstig
nicht erbringen könnte.
Kommentierter Linkkatalog
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Derzeit sichten BibliothekarInnen thematisch aufgeteilt Informationen im Internet
und stellen die wichtigsten Links in einem
kommentierten Linkkatalog zusammen;
die E-Mail-Auskunft entspricht dem
»24/7«-Format.
Dennoch gibt es in Bibliotheken, so
wird jedenfalls berichtet, und vor allem
bei ihren Auftrag- und Geldgebern immer
noch Vorbehalte, sich an diesem Angebot
– zumeist aufgrund der (doch sehr überschaubaren) Kosten für diesen Service – zu
beteiligen. Die jährliche Betriebsgebühr
beträgt für
1. Bibliotheken der Sektionen 1, 2 und 4:
400 Euro;
2. Bibliotheken der Sektionen 3 a und 3 b:
200 Euro.
Für die Einrichtung fällt eine einmalige
Gebühr an: Bibliotheken gemäß Nr. 1:
740 Euro; und gemäß Nr. 2: 370 Euro.
Hier ist die Frage zu stellen, inwieweit
insbesondere bei den Auftraggebern die
Aufgaben der Bibliotheken gerade auch im
Kontext digitaler Literalität und der aktuellen Empfehlungen der EU-Kommission
vom 20. August 2009 zur Medienkompetenz in der digitalen Welt3 bekannt sind
und für die Aufgabenstellung der Biblio-
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im März 2008 unter der Schirmherrschaft
des Deutschen Bibliotheksverbandes (dbv)
in den Regelbetrieb des Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ)
überführt mit dem Ziel, gemeinsam ein
frei zugängliches, unabhängiges deutschsprachiges Informationsportal im Regelbetrieb anzubieten und laufend weiterzuentwickeln, damit KundInnen durch die
Beantwortung von Fragen und/oder Nutzung des Linkkatalogs einfach und schnell
an qualitativ hochwertige Informationen
gelangen.
Um in Zeiten des digitalen Wandels
und einer rasanter Aufgabenfülle der
Bibliotheken alles zu erfüllen, nutzt der
Service eine der höchsten Tugenden des
Bibliothekswesens: Vernetzung und kooperatives Handeln! Ähnlich wie bei der
kooperativen Systematikpflege, der Verbundkatalogisierung und des ekz-Informationsdienstes haben sich in der Deutschen Internetbibliothek über ihre aktiv
beteiligten Beschäftigten Öffentliche und
wissenschaftliche Bibliotheken zusam-
–B
Für die beitretenden Bibliotheken sind
die rechtlichen Bedingungen geklärt.
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1 Vgl. unter anderem dazu: Erwin Miedtke:
»Ein Lektoratsdienst für Internetquellen.
ILEKS geht in den Echtbetrieb: ein Arbeitsbericht« in: BuB 51(1999)10, Seite 622–624
sowie Erwin Miedtke: »ileks – Meilen- und
Baustein der Distribution von OnlineDienstleistungen der Öffentlichen Bibliotheken« in: Bibliothek. Forschung und Praxis
26(2002)1, Seite 44–50
2 Vgl. dazu: Holger Nitzschner und Arend
Flemming: »Der Ausbau der Deutschen Internetbibliothek zu einem Netzwerk öffentlicher und wissenschaftlicher Bibliotheken« in:
Bibliotheksdienst, 40(2006)5, Seite 598–605
3 Empfehlung der Kommission (20. August
2009) zur Medienkompetenz in der digitalen
Welt als Voraussetzung für eine wettbewerbsfähigere audiovisuelle Inhalte-Industrie und
für eine integrative Wissensgesellschaft, siehe: http://ec.europa.eu/avpolicy/media_liter
acy/docs/recom/c_2009_6464_de.pdf
4 Stand September 2009; weitere Bibliotheken
planen ihre Teilnahme
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theken als wichtig erachtet werden und
inwieweit wir selbst diese Aufgaben ebenfalls als wichtig erachten und mit Sicht
auf Personalressourcen und -kosten nur
im Verbund entsprechend kostengünstig
und verlässlich leistbar argumentativ herüberbringen? Gute Gründe dafür gibt es
genug!
Die Leistungszahlen des Kooperationsverbundes DIB lassen sich sehen: 55
Öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken aus Deutschland sowie Österreich
und der Schweiz4 nehmen an der DIB teil
und sorgen dafür, dass allein der Link-Katalog mit über 1,2 Millionen Recherchen
jährlich pro Tag fast 4 000 Mal mit bis zu
14 500 Seitenabrufen nachgefragt werden
kann. Spitzenwerte für die Kataloganfragen werden insbesondere in der Mittagszeit gemessen.
Die Anzahl der insgesamt an die DIB
gestellten Fragen ist jahreszeitlich sehr unterschiedlich und variiert von 20 Fragen
pro Tag im Januar 2009 bis zu sieben Fragen im August 2009. Die zuvor häufig geäußerte Befürchtung der Bibliotheken, in
der Masse zugestellter Fragen unterzugehen, hat sich nicht bestätigt, sondern hier
gilt es, das Volumen durch Werbemaßnahmen und zum Beispiel prominente
Darstellung der DIB auf den Homepages
der Bibliotheken deutlich zu steigern.
Für die beitretenden Bibliotheken sind
die rechtlichen Bedingungen geklärt; die
einzelvertraglichen Regelungen der Bibliotheken mit dem BSZ für die Dienst-
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Information digital
»Einer unserer spannendsten Jobs«
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Mit der Übernahme durch das BSZ hat
es viele positive Weiterentwicklungen
in den DIB-Services hinsichtlich des
Layout und des Workflow gegeben.
Beitrittserklärung beitreten. Auch für Bibliotheken, die das Informationsportal DIB
durch ein aktives Formular und Design als
einen Service ihrer Bibliothek über ihre
Website anbieten möchten, jedoch nicht
selbst aktiv an der DIB mitwirken können,
bietet der Rahmenvertrag in Paragraf 3.4
Nummer 3 diese Option für jährlich 80
Euro an.
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Grundsätzlich gilt, je mehr Bibliotheken an der DIB teilnehmen und
auch zahlen, desto größer ist das
Gewicht dieses Projekts.
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Positive Weiterentwicklung
Mit der Übernahme durch das BSZ hat es
viele positive Weiterentwicklungen in den
DIB-Services hinsichtlich des Layout und
des Workflow gegeben. In Abstimmung
mit dem vom dbv eigens dafür beauftragten Übergangsbeirat in persona Monika
Ziller (1. Vorsitzende, Sektion 2), Erwin
Miedtke (stellvertretender Vorsitzender,
Sektion 1), Claudia Schäfer (Sektion 3)
und Petra Hätscher (Sektion 4) wurden
sowohl für die Organisation als auch den
lokalen Workflow wesentliche Neuerungen für den Linkkatalog und die Fragebeantwortung erarbeitet und umgesetzt.
Eine wichtige strategische Entscheidung in diesem Zusammenhang war die
Auflösung der bisherigen thematischen
Bearbeiter-Kompetenzzentren zugunsten
der organisatorisch schlankeren Einzelverantwortung der jeweiligen ThemenBearbeitenden, die aber erst durch die
Steuerungsbereitschaft und -kompetenz
des BSZ möglich wurde. In einer hervorragenden Kooperation mit den vom BSZ
dafür beauftragten Beschäftigten ist es
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leistung der DIB sind durch den Rahmenvertrag zwischen dbv und BSZ für alle
dem Konsortium beitretenden Bibliothek
»wasserdicht« ausgehandelt.
Der Vertrag beinhaltet alle Rechte und
Pflichten, die sich aus dem Betrieb der DIB
ergeben und bildet so eine rechtlich abgesicherte Plattform für alle dbv-Mitgliedsbibliotheken, die dem Kooperationsverbund
nur noch durch die Unterzeichnung einer
Es beeindruckte auch unseren Dezernenten, als er für einen Freund Info-Material über den Zustand der borrealen Wälder
benötigte, wie schnell wir eine beachtliche
Menge durch unseren Service herzaubern
konnten.
Die meisten Fragen sind allerdings recht
einfach. Viele KollegInnen meinen, wer imstande ist, eine Frage per Mail zu stellen,
müsste auch googeln können. Das ist aber
nicht der Fall. Die Fülle der Treffer überfordert die meisten.
Kinder und Jugendliche stellen uns Fragen, die sie bewegen. Ich erinnere mich an
die Zweifel eines Schülers während des »Karikaturenstreits«. Er fragte, ob es diesen Mohammed überhaupt gegeben habe. Oder die
besorgte Frage eines noch jüngeren Kindes,
wie man sich überhaupt vor der Vogelgrippe schützen könne, »wenn diese einfach von
oben auf uns kacken und uns somit anstecken würden«. Ich hoffe es gibt eines Tages
einen eigene Deutsche Internetbibliothek für
Kinder nach dem schwedischen Muster.
Hier ist der Link des finnischen Service auf
Englisch: www.libraries.fi/en-GB/ask_libra
rian/
Armi Bernstein,
Stadtbibliothek Göppingen
.B
Die Gründung der deutschen Internetbibliothek war für mich die Erfüllung eines persönlichen Traumes. Wie oft hatte ich die Auskunft des finnischen »ask a librarian Service«
bemüht, und manchmal bereits in einer halben Stunde die Antwort per Mail.
Ich verband damit auch die Hoffnung,
dass zumindest jüngere Menschen jetzt
leichter den Zugang zu uns als Informationsstelle für alles Mögliche finden würden.
Musste man früher umständlich die Bibliothek anrufen, deren Leitungen notorisch
verstopft waren durch telefonische Verlängerungen, konnten die Fragen jetzt bequem
per Mail gestellt werden. Unsere damalige
EDV-Fachkraft und ich rissen uns förmlich
um die Fragen und empfanden diese als einen unserer spannendsten Jobs.
Manchmal gab es persönliches Feedback.
Ich erinnere mich an einen Fall aus Österreich. Da suchte jemand schon länger nach
den Spuren eines Verwandten, von dem sie
vermutete, dass er als Zeuge beim Auschwitzprozess ausgesagt hatte. Ich recherchierte für sie, in welchen österreichischen
Bibliotheken die Prozessprotokolle vorhanden waren. Dort wurde sie dann fündig, und
sie bedankte sich bei mir überglücklich.
in relativ kurzer Zeit gelungen, mit dem
derzeit präsentierten Stand der DIB eine
technisch innovative, webbasierte Lösung
als Startversion zur Verfügung zu stellen.
Damit wird den Bibliotheken eine organisierte und weitgehend standardisierte
Bearbeitung von DIB-Benutzerfragen sowie eine einfache und direkte Möglichkeit
zur Bearbeitung von Links im Katalog
ermöglicht, unter anderem wurde die Änderung von Linkeinträgen deutlich vereinfacht und für die Löschung von Links eine
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Papierkorbfunktion eingerichtet. Weiter
wurden Unterstützungen wie zum Beispiel Textvorlagen für Standardformulierungen, eine ausgefeilte Benutzerverwaltung und eine transparente Steuerung der
Verteilung und Bearbeitung der Fragen
entwickelt. Auf Anregung einer Bibliothek können Anfragende jetzt auch Dateien hochladen und der Frage anfügen.
Der neue Workflow für das Modul
»Virtuelle Auskunft« setzt auf das pro-aktive Verhalten der Bearbeitenden, die sich
seit dem 1. April 2009 die Fragen selbst
abholen – erinnert durch eine morgendliche Mail. Wenn das mal nicht klappt, hakt
das BSZ per Mail nach und bittet um Beantwortung der offenen Fragen. Nach den
bisherigen Erfahrungen und auch nach
Rückmeldung auf dem ersten Anwendertreffen in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt/Main wird das gut umgesetzt: Die Fragen werden zügig abgeholt
und beantwortet.
Die Umstellung bietet im Wesentlichen
für die Bibliotheken mehr Flexibilität in
der zeitlichen und inhaltlichen Einteilung
und auch einen geringeren Aufwand an
Kommunikation über Organisatorisches,
wie zum Beispiel bei Urlaubsabmeldungen. Manches ist mit Rücksicht auf unterschiedliche Situationen vor Ort optional
geregelt. Es ist sichergestellt, dass Anfragen sowohl lokal wie im DIB-Modul der
Virtuellen Auskunft bearbeitet werden
können; innerhalb der eigenen Bibliotheken können Fragen über eine E-MailListe zur Bearbeitung an Experten im
Haus weitergeleitet werden, und immer
ist technisch gewährleistet, dass Fragen
nicht doppelt beantwortet werden! Für das
Layout bietet das BZS an, lokale Sichten
einzurichten, die für jede Bibliothek individuell angepasst werden können.
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Information digital
»Die Teilnahme ist ein Muss«
wir finden! Leider noch zu wenig genutzt.
Das Feedback von den Nutzern ist toll, wir
bekommen sehr oft Dankesschreiben von
Kunden, denen wir via Mail-Auskunft helfen
konnten.
Das Bertelsmann-Projekt lief aus, und die
Zukunft des Projektes war ungewiss. Dann
übernahm das Bibliotheksservice-Zentrum
Baden-Württemberg (BSZ) die Federführung, und es gab im Kollegenkreis die Diskussion, ob wir für die Arbeit, die wir leisten auch noch zahlen sollen. Aber für uns ist
klar, dieses Angebot ist wichtig. Bibliotheken haben die Aufgabe und die Kompetenz,
Informationen aufzubereiten und zu systematisieren – gerade auch im immer wichtiger werdenden Bereich der neuen Medien.
Daher hoffen wir auf viele Neukunden und
werden weiterhin alles dazu beitragen, dass
das Angebot »Deutsche Internetbibliothek«
bestehen bleibt und weiter verbreitet wird.
Julia Gruber,
Stadtbibliothek Herrenberg
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Als wir von dem Projekt der Bertelsmann Stiftung »Die Deutsche Internetbibliothek« hörten, waren wir uns gleich einig: Die Teilnahme an diesem Projekt ist ein Muss!
Warum? Da Bibliotheken beziehungsweise die dort tätigen Bibliothekare und
Mitarbeiter die Kompetenzen besitzen eine
zielgruppenorientierte Medienauswahl zu
treffen, können und müssen sie auch eine
Linksammlung zusammenstellen, um Internet-Nutzern einen einfachen und schnellen
Zugang zu hochwertiger Information zu ermöglichen.
Der E-Mail-Auskunftsdienst bietet eine
neue Dimension im Bereich der Auskunft. Internet-Nutzer können Fachpersonal über das
Portal kontaktieren und bekommen innerhalb eines Werktags Nachricht. Die Bibliotheken selbst haben ihre Fach- und Kompetenzgebiete, um Fragen in diesem Bereich zu
beantworten, gleichzeitig gibt es aber auch
die Möglichkeit, Fragen an andere Bibliotheken weiterzuleiten. Ein tolles Angebot, wie
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Erwin Miedtke, bibliothekarisches Diplomexamen Hamburg 1975, Leiter
der Bereiche Bibliotheken, Medien und Information
sowie stellvertretender Direktor der
Stadtbibliothek Bremen. Mitarbeit in
diversen Projekten, unter anderem bei
den Vorläufern der Deutschen Internetbibliothek BINE und ILEKS, bis 2009 für
die dbv-Sektion 1 im Fachbeirat für die
Deutsche Internetbibliothek, Experte der
Stadtbibliothek Bremen für literarische
und künstlerische Themen, Leitung der
Literarischen Woche Bremen und Vorstandsmitglied im Virtuellen Literaturhaus Bremen. – Kontakt: Erwin.Miedt
[email protected]
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Eine wichtiger Punkt in großen, gerade
auch überregional arbeitenden Gruppen
sind immer die Schnittstellen und die Organisation der Kommunikation zwischen
allen Beteiligten: Hier hat das BZS auf vier
Regionaltreffen Schulungen für Mitarbeitende in der DIB durchgeführt; zudem
stehen eigens erstellte E-Learning-Module
zur Einarbeitung und Unterstützung zur
Verfügung. Für die Bearbeitenden wird
das ehemalige »DIB-Handbuch« aktualisiert. Für den operativen Austausch über
Probleme und Anregungen stehen die Beschäftigten des BSZ zur Verfügung; für
strategische Fragen findet ein jährliches
Anwendertreffen statt.
Auf diese Weise bilden die Erfahrungen und Wünsche der Fragenden wie der
Bearbeitenden den Ausgangspunkt für die
technische, gestalterische und inhaltliche
Weiterentwicklung der DIB. Auch der
neugewählte reguläre Beirat hat hier eine
wichtige Funktion und entscheidet zusammen mit dem BSZ über die Qualität
des Angebots und über die Fortentwicklung der DIB. Die Beiratsvorsitzende Monika Ziller, Stadtbibliothek Heilbronn,
steht sowohl für den dbv als auch für die
dbv-Sektion 2; für die Sektion 1: Ulrich
Isigkeit (Stadtbibliothek Bremen), für die
Sektion 3 a/b: Birgit Lange (Stadtbibliothek Lahr) und Armi Roth-Bernstein
(Stadtbibliothek Göppingen); die Sektion
4 wird von Petra Hätscher (UB Konstanz)
vertreten.
Grundsätzlich gilt, je mehr Bibliotheken an der DIB teilnehmen und auch
zahlen, desto größer ist das Gewicht dieses Projekts im BSZ selbst hinsichtlich der
Einnahmen und letztlich der zur Verfügung stehenden Personalressourcen für
die Weiterentwicklung, die sich an den
Ansprüchen und Erwartungen der NutzerInnen sowie an den technischen Möglichkeiten auf dem Weg zu einem dynamischen Informationsportal mit integrierten
Web 2.0-Angeboten orientieren muss.
Tue Gutes und sprich darüber; das gilt
natürlich sowohl für Bibliotheken als auch
für das kooperative Angebot Deutsche
Internetbibliothek. Zum einen müssen
weiterhin Berufsöffentlichkeit und Auftraggeber erreicht werden, um die Zahl der
teilnehmenden Bibliotheken zu erhöhen,
zum anderen natürlich auch die allgemeine Öffentlichkeit.
In der Informationsschrift »21 gute
Gründe für gute Bibliotheken« des Dachverbands Bibliothek & Information
Deutschland (BID) wird unter Punkt 14
»Frag‘ die Bibliothek!« auf die neue URL
www.frag-die-bibliothek.de der Deut-
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Regelmäßige Schulungen
schen Internetbibliothek aufmerksam gemacht, die seitens der Bibliotheken bitte
weiter intensiv zu propagieren ist.
Die bereits teilnehmenden Bibliotheken
haben sich vorgenommen, in ihren beruflichen Zusammenhängen für die DIB zu
werben, unter anderem durch Vorträge
auf Fachstellenkonferenzen, regionalen
Bibliothekstagen et cetera. Bis zum Bibliothekskongress 2010 sollen neue Werbematerialien erstellt werden, ein Finanzierungszuschuss des dbv steht dafür in Aussicht, weitere Sponsoren werden gesucht.
Die Idee eines »Gütesiegels« (Logo) soll
umgesetzt werden, das auf die Seite jedes
In der Informationsschrift »21 gute
Gründe für gute Bibliotheken« des
Dachverbandes BID wird unter Punkt
14 »Frag’ die Bibliothek!« auf die neue
URL www.frag-die-bibliothek.de der
Deutschen Internetbibliothek aufmerksam gemacht.
Linkeintrages aufgenommen werden kann
und so wiederum auf die DIB verlinkt.
Es gilt jedoch, dass über alle technischen Möglichkeiten hinweg sowohl die
Zahl der teilnehmenden Bibliotheken
erhöht werden muss als auch der tatsächliche Mehrwert insbesondere der E-MailAuskunft für KundInnen intensiv zu vermarkten ist, denn sie sind letztlich die Experten, die über Nutzung und Bewertung
der Qualität den tatsächlichen Mehrwert
dieses Angebotes bestimmen und dafür
sorgen, wie die weitere Entwicklung aussehen wird.
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Information digital
Hans-Christian Wirtz
Schnelle Schnittstelle zum Kunden
Wenn ein Kunde zum Beispiel auf der
Suche nach aktueller Literatur rund um
das Thema »Digitalfotografie« ist, kann er
mit der Digibib der StLB Dortmund feststellen, welche Buchtitel vor Ort bereitstehen. Der Link von den Katalogdaten zu
Google Books gibt zusätzliche Infos. Die
Digibib bietet aber auch die Möglichkeit,
einen Blick in die aktuellen Volltext-Inhalte von Fachzeitschriften oder anderen
Quellen zu werfen.
Zahlreiche Datenbankzugänge zu Katalogen, Fach- und auch Volltextdatenbanken hat das Hochschulbibliothekszentrum Nordrhein-Westfalen (hbz) als
Provider der Digibib für die rund 215 angeschlossenen Digibib-Bibliotheken mittlerweile geschaffen.3
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EZProxy für den authentifizierten Fernzugriff /
Stadt- und Landesbibliothek Dortmund macht gute Erfahrungen
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aren es vor einigen Jahren noch
lediglich Kataloge und bibliografische Datenbanken, die
Bibliotheken ihren Kunden in digitaler
Form angeboten haben, sind es heute zunehmend elektronische Inhalte im Volltext, wie zum Beispiel Zeitschriften, EBooks und auch große Nachschlagewerke,
für die oft nicht unerhebliche Mittel aus
dem Bibliotheksetat aufgewendet werden.
In Zeiten von Digitalen Bibliotheken,
E-Learning, Online-Enzyklopädien und
E-Books kann es sich keine Bibliothek
mehr leisten, diese Inhalte nur noch in
den Einrichtungen der Bibliotheken selbst
anzubieten. Die Kunden erwarten erfahrungsgemäß ganz selbstverständlich überall den »Link zum Inhalt«.
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EZProxy ermöglicht Benutzern den
externen Zugriff auf von Bibliotheken
angebotene Web-Inhalte. Es handelt sich
dabei um eine Software, die Bibliotheksbenutzer anhand lokaler Authentifizierungssysteme erkennt und ihnen unter
Berücksichtigung des Benutzerprofils den
externen Zugriff auf lizenzierte Inhalte
ermöglicht. Mehr als 2 500 Institutionen
in über 60 Ländern arbeiten bereits mit
EZProxy – unter anderem die Stadt- und
Landesbibliothek Dortmund. Die guten
Erfahrungen dort fasst im Folgenden
Hans-Christian Wirtz zusammen.
Totale Vernetzung
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So wird in der neuen ARD/ZDF-OnlineStudie 2009 nachgewiesen, dass das Internet in Deutschland immer weiter verbreitet ist. Die Internetanbindung bei der
Gruppe der 14- bis 29-Jährigen beträgt 96
Prozent und kommt damit einer totalen
Vernetzung gleich, gefolgt von den 30- bis
49-Jährigen mit 85 Prozent und den 50bis 59-Jährigen mit 67 Prozent.
Zu den fünf wichtigsten Anwendungen
zählt nach dieser Studie die Suchmaschinenabfrage und das zielgerichtete Surfen.
45 Prozent interessierten sich für »Informationen aus Bildung, Forschung und
Wissenschaft«.1
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Remote Access
Seit 2002 bietet die Stadt- und Landebibliothek Dortmund mit der Digibib Literatursuchmaschine ihren Kunden den
authentifizierten Zugriff auf lizenzierte
Inhalte (Remote Access).2 Waren zu Beginn die lokalen, regionalen und nationalen Kataloge sowie Fachdatenbanken von
großem Interesse, können die Kunden
heute gleichzeitig auch lizenzierte Volltextdatenbanken mittels einer Metasuche
durchsuchen. Voraussetzung für den Zugriff ist die Authentifizierung mit Kundennummer und PIN.
IP-Authentifizierung
Will ein Bibliothekskunde per Remote
Access auf die Angebote bei den Verlagen
selbst zugreifen, das heißt zum Beispiel
auf E-Books oder eine Datenbank mit der
Suchmaske des originären Anbieters, ist
dies nicht möglich, denn die Authentifizierung findet über die IP-Nummer statt.
Das heißt, wenn der Kunde nicht von einem Rechner der lizenzierten Einrichtung
aus recherchiert, sondern von zu Hause
aus, wird er vom Angebotsanbieter abgewiesen.
EZProxy ist eine gute und preiswerte
Lösung, um lizenzierte Inhalte authentifiziert für den Zugriff durch Kunden bereitzustellen.
Bei den Angeboten mit IP-Authentifizierung ist der Zugriff eigentlich nur in
den Bibliotheken selbst mit der IP-Nummer der Einrichtung möglich. Durch den
Einsatz von EZProxy haben Bibliotheken
1 ARD/ZDF-Onlinestudie 2009 »Höchste
Internetverbreitung in der Gruppe der 14bis 29-Jährigen Nutzer« unter: www.digi
tale-chancen.de/content/stories/index.cfm/
key.2710/secid.16/secid2.49
2 Stadt- und Landesbibliothek Dortmund unter: www.bibliothek.dortmund.de
3 hbz – Digibib – Die Digitale Bibliothek unter:
www.hbz-nrw.de/angebote/digitale_biblio
thek
4 EZProxy: unter http://en.wikipedia.org/
wiki/Ezproxy
5 Chris Zagar: Unlocking Library Subscriptions. Library Journal, Vol. 132, 15. Oktober
2007, S. 6–9
6 LITA/Brett Butler Entrepreneurship Award
winner announced – ALA (2009) unter:
www.ala.org/ala/mgrps/divs/lita/litaresour
ces/litascholarships/06butler.cfm
7 OCLC acquires EZproxy: Library Journal,
2008, Vol. 133, Nr. 3, S. 23–25
BuB | 62 (2010) 02
Lesesaal | BuB143 143
Information digital
w
w
w
BuB | 62 (2010) 02
e
.d
2006 erhielt Zagar einen Preis von der
»Library & Information Technology Association« für die Entwicklung der Software
und den guten Support. In der Begrün-
.B
Laut Wikipedia wird EZProxy auch als
Web-Proxy-Serverprogramm bezeichnet,
das weltweit häufig von Bibliotheken eingesetzt wird, um Bibliothekskunden den
Zugriff auf Webseiten zu ermöglichen, die
über die IP-Adresse authentifiziert sind.
So ist es für Bibliothekskunden möglich,
sich von zu Hause oder einem beliebigen
Standort aus in den EZProxy einzuloggen
und elektronische Angebote zu nutzen, die
von der Bibliothek lizenziert wurden.4
Diese Software wurde 1999 vom Amerikaner Chris Zagar entwickelt, der sich
mit dem Problem auseinandersetzen
musste, dass der Zugriff auf Datenbanken – für die eine Online-Lizenz vorlag
– mit zu vielen Hemmschwellen belastet
war.5 Zagar gründete das Unternehmen
»Useful Utilities«, das diese sehr günstige
Software weiter vertrieb und den Support
übernahm.
dung für die Preisverleihung wird betont,
dass die »bisher bekannten Proxy-Lösungen zu komplex und zu schwierig für die
Authentifizierung einzusetzen waren und
dass Lösungen wie Shibboleth noch Zukunftsmusik sind«.6
Im Oktober 2007 wurde die Software
bereits von 2 250 Bibliotheken weltweit
genutzt, und so überrascht es nicht, dass
Anfang 2008 EZProxy von OCLC gekauft wurde.7 Zurzeit ist EZProxy in über
2 500 Bibliotheken in 60 Ländern weltweit im Einsatz.
EZProxy in der Stadt- und
Landesbibliothek Dortmund
Als (noch) eine der wenigen deutschen
Bibliotheken hat die Stadt- und Landesbibliothek Dortmund nun EZProxy im
Einsatz. Die Empfehlungen von den Kollegen der Nationallizenzen in Göttingen,
die auch über EZProxy verwaltet werden,
haben sich bewährt, und die ersten Wochen Einsatz zeigen sehr gute Ergebnisse.
Wenn man sich für EZProxy interessiert, ist es möglich, auf den Webseiten von
–B
EZProxy – Was ist das?
Hans-Christian
Wirtz, geboren
1960, Ausbildung
zum Außenhandelskaufmann und Auslandsaufenthalt, Studium zum DiplomBibliothekar in Köln
1985 bis 1988. 1988
bis 89 als Bibliothekar beim Juristischen
Hauptseminar der Universität Köln, leitete 1989 bis 1998 die Bibliothek und
Dokumentation des Harenberg Verlages in Dortmund. Seit 1998 in der Stadtund Landesbibliothek Dortmund tätig.
2000 bis 2002 Betreuung des Projektes Digitale Öffentliche Bibliothek. Seit
2005 Leitung Informationsvermittlung
und Elektronische Ressourcen. Sprecher
der AG Datenbanken ÖB – Kontakt:
[email protected]; www.bibliothek.
dortmund.de
–u
die Möglichkeit, ohne große Hemmschwellen technischer Art den Fernzugriff
zu ermöglichen.
144
BuB
| Lesesaal
Information digital
e
Verlage mit den Inhalten, auf die die Kunden zugreifen wollen. Auf den englischsprachigen EZProxy-Support-Seiten von
OCLC gibt es neben einer Menge Informationen auch eine lange Liste von Konfigurationsmöglichkeiten für zahlreiche in
Bibliotheken genutzte Datenbankanwendungen.9
EZProxy Single Sign-on
.d
Auf den OCLC-Webseiten ist ebenfalls
zu lesen: »Mit EZProxy können Benutzer
per Einmalanmeldung und unter Verwendung vorhandener Benutzernachweise
(zum Beispiel Benutzerkarte und PIN) auf
unterschiedlichen E-Content« der Bibliothek zugreifen.10 So soll vermieden werden, dass sich die Kunden jedes Mal aufs
neue anmelden müssen.
Die Software arbeitet mit Cookies, und
so muss sich ein Kunde nur einmal anmelden und erhält Zugang zu den unterschiedlichsten Anwendungen, völlig unabhängig von Opac und anderen Portalen.
Durch die hohe Anzahl von EZProxyBibliotheken ist eine starke Nutzergemeinde entstanden. Fachliche Informationen rund um den Einsatz von EZProxy
können auf dem »Unofficial EZproxy SelfSupport Wiki« abgerufen werden.11
In der aktiven, ebenfalls englischsprachigen Mailingliste werden täglich Fragen
aus der Nutzergemeinde beantwortet. Es
gibt offensichtlich immer Kollegen, die zu
der einen oder anderen spezifischen Frage
Antworten parat haben.12
–B
–u
.B
EZProxy ermöglicht Benutzern den externen Zugriff auf von Bibliotheken angebotene Web-Inhalte: Bei der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund erfreut sich der Service zunehmender Beliebtheit.
Foto: Stadt- und Landesbibliothek Dortmund
Authentifizierung und Schnittstellen
w
w
OCLC zahlreiche Informationen rund um
das Programm zu finden. Vor allem aber
gibt es auch eine Probeversion als Download. Wie sagte man uns: »Ein stabiler PC
reicht für den Anfang«. EZProxy läuft auf
Linux, Solaris und Windows-Rechnern.
In den Großstadtbibliotheken
fördert EZProxy die Flexibilität bei den
elektronischen Angeboten.
w
144
Die Tests wurden erfolgreich auf einem
Netz-PC durchgeführt. Später wurde auf
einen virtuellen Server gewechselt.
Die erste wichtige Frage war natürlich,
wie eine Schnittstelle zu den gültigen Nutzerdaten hergestellt werden kann. Glücklicherweise sind diese Probleme vor uns
schon von zahlreichen Bibliotheken gelöst
worden.
Keine Bibliothek will ihren Kunden mehrere Nutzerkennungen zumuten. So wird
in der Regel über das Bibliothekssystem
auf die gültige Kundennummer und das
Passwort zurückgegriffen. Die für die Authentifizierung notwendige Übernahme
der aktuellen Kundendaten bei EZProxy
ist über verschiedene Wege möglich.
So bietet das System Schnittstellen zu
einzelnen Bibliothekssystemen (zum Beispiel zu Sirsi Dynix Horizon), aber auch
zu anderen Systemen, wie zum Beispiel
LDAP, Windows Active Directory. Sollte
irgendwann Shibboleth zur bevorzugten
Authentifizierungsmethode werden, ist
dies mit EZProxy ebenfalls möglich.8
Auf der einen Seite steht die Verbindung
mit EZProxy, sodass nur authentifizierte
Nutzer auf lizenzierte Inhalte zugreifen
können. Auf der anderen Seite stehen die
EZProxy für wen?
Wenn man einmal EZProxy einsetzt und
die zahlreichen Vorteile in der Praxis erlebt, erscheint es überraschend, warum
diese Software nicht in mehr deutschen
Bibliotheken verbreitet ist. Die Anzahl der
Online-Kunden steigt überall stetig.
Und die Zahl der Kunden, die nur
noch einmal im Jahr zur Bibliothek kommen, um sich anzumelden, ansonsten
aber online aktiv sind, nimmt ebenfalls
zu. Ein Grund mehr für Werkzeuge wie
EZProxy.
In den Großstadtbibliotheken fördert
EZProxy die Flexibilität bei den elektronischen Angeboten, denn die Abhängigkeit
von Aggregatoren und Datenbankanbietern wird hiermit vermindert. Zudem wird
die Möglichkeit der Remote-Nutzung für
alle Angebote erhöht. Besonders interessant ist diese Technik für Angebote, die
nur eine IP-Authentifizierung haben. Ein
aktuelles Beispiel hierfür ist das Kindlers
Literatur Lexikon.
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Lesesaal | BuB145 145
Information digital
.d
EZProxy-Loginseite für authentifizierten Zugriff
–B
Egal wie hoch der Betrag ist,
den eine Bibliothek für ihre elektronischen Angebote ausgibt, die Kunden
müssen leicht darauf zugreifen
können, sonst rentieren sich
die Ausgaben nicht.
e
Studenten an vielen Hochschulbibliotheken haben in der Regel den charmanten Vorteil, dass Sie über das VPN (Virtuell Private Network) der Hochschule die
Möglichkeit bekommen, auf lizenzierte
Angebote ihrer Bibliothek zuzugreifen.
Doch was auf den ersten Blick verlockend
aussieht, ist auf den zweiten Blick nicht
immer erfolgversprechend, denn VPN
bedeutet meistens auch Installation und
Konfiguration von Software – also zusätz-
.B
–u
liche Hemmschwellen. Deshalb gibt es
Einrichtungen, wie zum Beispiel die ETH
Zürich, die EZProxy einsetzen, um einen
niedrigschwelligen Zugang zu den E-Ressourcen anzubieten.13
Egal wie hoch der Betrag ist, den eine
Bibliothek für ihre elektronischen Angebote ausgibt, die Kunden müssen leicht
darauf zugreifen können, sonst rentieren
sich die Ausgaben nicht.
w
Das neue Release 6 der Digibib in der Dortmunder Sicht
w
w
8 Authentifizierungs- und Zugangssoftware
Ezproxy unter: www.oclc.org/de/de/ezproxy/
default.htm
9 EZproxy Database Specific Issues unter:
www.oclc.org/support/documentation/ez
proxy/db/default.htm
10 EZproxy Single Sign-on unter: www.oclc.
org/de/de/netlibrary/authentication/ezproxy.
htm
11 Unofficial EZproxy Self-Support Wiki unter:
http://pluto.potsdam.edu/ezproxywiki/in
dex.php/Main_Page
12 EZproxy E-Mailingliste unter: ezproxy-re
[email protected]
13 Nenad Milosevic: EZProxy – Vereinfachter
Zugang von außerhalb ins Netz der Universität Zürich unter: www.id.uzh.ch/cl/zinfo/
zinfo0027/kattipps/ezproxy-27.html
BuB | 62 (2010) 02
Hanser E-Books mi IP-Authentifizierung
| Lesesaal
Praxis
Ein Ausbildungskonzept auch
für Bibliotheken?
w
w
.B
–u
Wie kann die Ausbildung von Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste attraktiver gestaltet und verbessert werden? Und wo könnte gleichzeitig
ein Mehrwert für die Bibliothek entstehen? Eine mögliche Antwort besteht in
der Etablierung einer Juniorenfirma. Unter
dem Titel »Juniorenfirma – learning by
doing« entstand im Frühjahr 2009 an
der Hochschule der Medien Stuttgart die
Bachelorarbeit von Karin Klingbeil, welche
die Autorin im Folgenden zusammenfasst
und dabei auf aktuelle Praxisbeispiele
eingeht.
men« und »Juniorenfirmen als (zeitweilig
vollständiger) Ersatz innerbetrieblicher
Ausbildungsmaßnahmen«. Die beiden
Ausprägungen unterschieden sich sowohl
durch den Einsatzzeitpunkt der Junioren
als auch in der Dauer ihres Arbeitens in der
Juniorenfirma.
Möglichkeiten, um die Auszubildenden
zu unterstützen
Die Auszubildenden können durch verschiedene Instrumente unterstützt werden. Um einen größtmöglichen Handlungsfreiraum und ihre Eigenverantwortung zu gewährleisten, können sich die
Auszubildenden an Leitfäden, Checklisten oder Handbüchern orientieren. Dabei
ist es ein erklärtes Ziel, dass die Auszubildenden lernen, sich fehlendes Wissen
selbst anzueignen und sich eigene Wege
zur Informationsgewinnung erschließen.
Daneben stellt der Ausbilder selbst eine
wichtige Hilfefunktion dar. Er nimmt die
Rolle eines Coaches beziehungsweise Beraters ein und wird im Idealfall während
des Einsatzes der Auszubildenden in der
Juniorenfirma überflüssig.
Allerdings sollten regelmäßige Treffen
eingeführt werden, an denen die Auszubildenden gemeinsam mit dem Ausbilder ihre bisherige Arbeit reflektieren. Die
Auszubildenden sollen durch diese Treffen
angeregt werden, ihre Lernfortschritte
und ihre Problembereiche zu erkennen
und über sie nachzudenken. Das so vom
Ausbilder erhaltene Feedback kann durch
die Rückmeldung der anderen Auszubildenden und das der Kunden ergänzt und
erweitert werden. Dadurch entstehen Synergieeffekte, die die Auszubildenden als
Team weiter zusammenwachsen lassen
und die Möglichkeit bieten, die Juniorenfirma und ihre Dienstleistungen und Produkte zu optimieren.
.d
Juniorenfirma –
learning by doing
as verbirgt sich nun hinter einer
Juniorenfirma? Der Begriff Juniorenfirma steht für eine reale
Übungsfirma, die im Rahmen der Berufsausbildung in einem Unternehmen integriert ist. Sie weist folgende Merkmale und
Kennzeichen auf:
 Praxis- und handlungsorientierter
Lernansatz
 »Kleinfirma in der Großfirma«
 Ergänzungsmethode der betrieblichen
Ausbildung
 Auszubildende leiten und arbeiten
selbstständig und eigenverantwortlich in
einer autonomen Abteilung oder einem
eigenen Betrieb im Unternehmen
 die Abteilung oder der Betrieb besitzt
Modellcharakter – bildet die Struktur und
Organisation des Mutterunternehmens
auf einer weniger komplexen Ebene ab
 Auszubildende können Abläufe und
Zusammenhänge innerhalb der Organisation besser einschätzen
 Geschäftsfeld der Juniorenfirma kann
sich von dem des Stammunternehmens
unterscheiden oder aber sich daran anlehnen
 Realitätsbezug: wirkliche Geld- und
Warenströme, Erbringung von Dienstleistungen, Erstellung von Produkten, Kunden- und Lieferantenkontakt
 weitere Aufgabengebiete: Personalführung, Marketing, Kundengewinnung,
Rechnungslegung
 Auszubildende übernehmen in Teilen
die wirtschaftliche Verantwortung für ihr
Handeln und ihre getroffenen Entscheidungen
 Erlernen und Vertiefen von Schlüsselkompetenzen (Fach-, Methoden-, Sozialund Personalkompetenzen)
 Zusammenarbeit von Auszubildenden
verschiedener Ausbildungsberufe, wodurch »das berufsübergreifende Lernen«
gefördert wird
 Erstellen von Übergabematerialien –
bei der Übergabe der Juniorenfirma von
einer Ausbildungsgeneration an die andere
ist es wichtig, den neuen Auszubildenden
eine Leitlinie über Stand und Aufgaben
der Juniorenfirma zu überreichen (Handbuch, Checklisten)
Bei all den verschiedenen Merkmalen
einer Juniorenfirma muss darauf hingewiesen werden, dass es keine festen Regeln oder Standards für den Aufbau, die
Organisation oder das Betätigungsfeld
der Juniorenfirma gibt. Alles kann an den
Rahmenbedingungen des Betriebes und
dem jeweiligen Ausbildungsplan ausgerichtet werden. So erklärt sich, dass es zwei
Ausprägungen von Juniorenfirmen gibt:
»Ausbildungsbegleitende
Juniorenfir-
e
W
Karin Klingbeil
–B
146
BuB
w
146
Warum ist die Einführung einer
Juniorenfirma so interessant?
Die Einführung einer Juniorenfirma ist
deshalb interessant, weil sich unser Alltag und unsere Arbeitswelt durch eine
fortschreitende Technisierung und eine
immer tiefergreifende Einflussnahme der
Informationstechnologien auszeichnen.
Deshalb ist es von Bedeutung, dass sich
der Mensch gerade in der Rolle des Arbeitnehmers die Fähigkeit des lebenslangen
Lernens erhält beziehungsweise aneignet.
Die Arbeitnehmer handeln verstärkt in
komplexen Wechselbeziehungen, übernehmen mehr Verantwortung in ihrem
Ressort und arbeiten vermehrt in Teams
BuB | 62 (2010) 02
Lesesaal | BuB147 147
Praxis
w
Jugendbibliothek Hoeb4U
w
Wie bereits erwähnt, ist die Hoeb4U das
bekannteste Beispiel einer Juniorenfirma.
Die Jugendbibliothek gehört zum Bibliothekssystem der Bücherhallen Hamburg,
besitzt aber ein eigenes Gebäude, das auf
die Bedürfnisse der Zielgruppe ausgerichtet und angepasst ist.
Das Konzept der Juniorenfirma wurde
in Hamburg konsequent umgesetzt, was
vor allem durch die Berufsschulzeiten
möglich war. Die Auszubildenden besuchen die Berufsschule außerhalb der Öffnungszeiten der Jugendbibliothek. Diese
hat montags geschlossen und öffnet dienstags bis donnerstags von 14 bis 18 Uhr. So
BuB | 62 (2010) 02
Jugendmedien@age – Baden-Baden
–B
.d
e
Mit dem Namen Jugendmedien@age wird
die Jugendabteilung in der Stadtbibliothek Baden-Baden bezeichnet. Sie ist das
jüngste Beispiel für eine Juniorenfirma
im bibliothekarischen Bereich und entstand im Sommer 2008. Ideengeber für
die Einrichtung einer eigenen Abteilung
Die Hoeb4U in Hamburg ist das bekannteste Beispiel einer Juniorenfirma: In der Jugendbibliothek der Bücherhallen übernehmen die Auszubildenden die Benutzerdienste, die Personalplanung, die Beratung, das Kassenwesen und alle anfallenden Büroarbeiten. Auch in den Bereichen
der Öffentlichkeits- und Veranstaltungsarbeit handeln die Jugendlichen selbstverantwortlich
und eigenständig.
Foto: Bücherhallen Hamburg
itiative und Eigenverantwortung am Bestandsaufbau, denn was sie vorschlagen,
wird angeschafft. Auch in den Bereichen
der Öffentlichkeitsarbeit und der Veranstaltungsarbeit handeln die Jugendlichen
selbstverantwortlich und eigenständig.
Alles wird im Team abgestimmt und gemeinsam ausgeführt.
Die Übergabe von einem Ausbildungslehrjahr an das folgende findet Anfang
Dezember innerhalb einer Woche statt.
w
Im Bibliothekswesen findet das Konzept
der Juniorenfirma bisher nur in wenigen
Einrichtungen Verwendung. Das bekannteste Praxisbeispiel ist die Jugendbibliothek in Hamburg, die Hoeb4U. Neben
der Hoeb4U wurden noch vier weitere
Juniorenfirmen verwirklicht, von denen
allerdings heute nur noch drei existieren.
Zum einen ist das die Jugendbibliothek
medien@age in Dresden und zum anderen
die Jugendabteilung Jugendmedien@age
in Baden-Baden.
Neben den Beispielen aus dem öffentlichen Bibliotheksbereich gab es in der
Universitätsbibliothek Dortmund die Juniorenfirma Second Book. Anhand von
Second Book kann abgelesen werden,
welche Einsatzmöglichkeiten eine wissenschaftliche Bibliothek bietet und mit
welchen Problemen die Juniorenfirmen
konfrontiert werden können.
Außerdem gibt es ein weiteres Beispiel:
die biblioquest. Dahinter verbirgt sich keine Bibliothek, sondern das Angebot des
Bibliotheksdienstleisters ekz. Die Auszubildenden stellen in dieser Juniorenfirma
Ergänzungsprodukte für Kinderbibliotheken her. Da die biblioquest allerdings kein
expliziter Vertreter einer bibliothekarischen Juniorenfirma ist, wird sie in diesem
Artikel nicht vorgestellt.
dungsbetreuer stets mit Rat und Tat zur
Verfügung.
–u
Wie kann die Realisierung einer Juniorenfirma in einer Bibliothek aussehen?
ist es möglich, dass sich der Berufsschulunterricht nicht mit der Arbeitszeit der Jugendlichen überschneidet.
Die Auszubildenden kommen Mitte
des zweiten Lehrjahres in die Jugendbibliothek und bleiben dort für zwölf Monate, also bis zur Mitte ihres dritten Lehrjahres. In dieser Zeit übernehmen sie die
Benutzerdienste, die Personalplanung, die
Beratung, das Kassenwesen und alle anfallenden Büroarbeiten. Außerdem beteiligen sie sich im hohen Maße mit Eigenin-
.B
zusammen. Zusätzlich richtet sich die Arbeit stärker an der Zufriedenheit und den
Bedürfnissen der Kunden aus. Gerade der
letzte Punkt trifft auch auf Bibliotheken
zu. Außerdem bietet die Juniorenfirma die
Möglichkeit, die Ausbildung in der Bibliothek stärker handlungsorientiert durchzuführen. Dadurch wird der Erwerb von
Schlüsselqualifikationen, also überfachlichen Qualifikationen, gefördert.
Die Auszubildenden starten ihren
Einsatz in der Jugendmedien@age mit
dem Beginn ihrer Ausbildung.
Jeder Auszubildende des dritten Lehrjahres lernt einen Auszubildenden des zweiten
Lehrjahres in einem Aufgabengebiet an.
Ergänzt wird diese Anlern- und Weitergabephase durch ein Handbuch, das von
jedem Ausbildungslehrjahr überarbeitet
wird und in dem alle wichtigen Abläufe
beschrieben sind. Für darüber hinausgehende Fragen stehen auch die Ausbil-
für Jugendliche waren die Hoeb4U und
die medien@age Dresden, die mit ihrem
Namen auch gleichzeitig Pate für die Jugendmedien@age stand.
Das Konzept der Jugendmedien@age
sieht aufgrund unterschiedlicher Rahmenbedingungen anders aus als das der
Hoeb4U. Auch in Baden-Baden leiten die
Auszubildenden die Etage weitestgehend
allein und kümmern sich um alle anfallenden Arbeiten des Alltagsgeschäfts. Lediglich bei der Beschaffung halten sie Rücksprache mit der Ausbildungsleiterin. Die
Auszubildenden starten ihren Einsatz in
der Jugendmedien@age mit dem Beginn
ihrer Ausbildung. Dies liegt zum einen
daran, dass die Bibliothek nicht zu einem
Bibliothekssystem gehört und zum anderen an den Berufsschulzeiten, die in Form
von Blockveranstaltungen durchgeführt
werden. Das heißt, die Verantwortung für
die Etage liegt jeweils bei den Auszubildenden, die gerade nicht im Blockunterricht und somit vor Ort in der Bibliothek
tätig sind.
Für diese wechselnden Zeiten haben
sich die Jugendlichen eine andere Form
| Lesesaal
Praxis
Medien@age Dresden
w
e
.d
Wie bereits erwähnt, besteht die Juniorenfirma Second Book der Universitätsbibliothek Dortmund nicht mehr. Das
Konzept sah vor, dass die Auszubildenden
vom ersten bis zum dritten Lehrjahr für
die gesamte Dauer ihrer Ausbildung in
Second Book zum Einsatz kommen sollten. Ein Mal pro Woche trafen sich die
Lehrlinge für zwei bis drei Stunden in der
Juniorenfirma, um den Dublettenverkauf
der Universitätsbibliothek zu organisieren. Das Ziel der Juniorenfirma bestand
darin, den bisherigen Dublettenverkauf
zu verbessern, die Einnahmen daraus zu
erhöhen und die vorhandenen Dubletten
zu dezimieren und somit Platz zu schaffen.
Der Grund für die Auflösung der Juniorenfirma lag im zeitlichen Arbeitsaufwand. Für die erfolgreiche Weiterführung
des Dublettenverkaufes wäre eine Ausweitung der Arbeitszeit nötig gewesen. Dies
konnte aufgrund der begrenzten Rahmenbedingungen des Ausbildungsplanes nicht
durchgeführt werden, ohne dass wichtige
Inhalte der Ausbildung zu kurz gekommen wären.
Fazit
w
Die Juniorenfirma in Dresden nennt sich
medien@age und ist ebenfalls eine Jugendbibliothek. Sie gehört zu den Städtischen Bibliotheken Dresden und besitzt
wie die Hoeb4U eigene Räumlichkeiten.
Das Konzept der medien@age wird seit
zwei Jahren durchgeführt und ist jeweils
auf zwei bis vier Wochen angelegt. Am
Ende jedes Ausbildungsjahres übernehmen die Lehrlinge aller Ausbildungsjahrgänge die Leitung der medien@age und
kümmern sich um die Organisation und
Abwicklung aller anfallenden Arbeiten.
In dieser Zeit ist das Stammpersonal der
medien@age nicht im Haus, außer wenn
in dieser Zeit längerfristig geplante Veranstaltungen stattfinden. Die Auszubildenden erhalten eine dreitägige Einweisung und bekommen Checklisten für die
einzelnen Fachbereiche zur Verfügung
gestellt.
Innerhalb der Ausbildungsgenerationen besteht eine Hierarchie. Die Auszubildenden aus dem dritten Ausbildungsjahr verteilen die anstehenden Aufgaben
an das erste und zweite Lehrjahr je nach
ihrem bisherigen Wissens- und Kenntnisstand. Alle Auszubildenden haben so die
Möglichkeit, in dieser Projektphase ihre
erworbenen fachlichen Kompetenzen auszuüben und zu erweitern. Daneben lernen
sie unter realen Bedingungen, was ihre
Verantwortungsbereitschaft, ihre Selbst-
Second Book – Juniorenfirma der
Universitätsbibliothek Dortmund
Andererseits kann durch den Einsatz in
der Juniorenfirma ihre Persönlichkeitsentwicklung gestärkt und ihnen so ein selbstbewusster und flexibler Berufseinstieg ermöglicht werden.
Die Bibliothek als Arbeitgeber erhält
durch die Juniorenfirma zukünftig fähigere Mitarbeiter, die sich schneller und einfacher auf neue Entwicklungen einstellen
können. Des Weiteren dient das Konzept
der Juniorenfirma dazu, die Qualität der
Ausbildung zu steigern und stellt gleichzeitig einen enormen Imagegewinn der
Bibliothek als modern, innovativ und zukunftsorientiert dar. Zudem ist das Konzept für jeden Bibliothekstyp denkbar
und lässt sich durch seine Flexibilität nach
eigenen Vorstellungen, die den Rahmenbedingungen und den Möglichkeiten der
Bibliothek entsprechen, gestalten. Es lässt
sich somit an die Bibliotheksorganisation,
den Ausbildungsplan und die Kapazität
der Bibliothek anpassen.
Die Tatsache, dass das Konzept der
Juniorenfirma bisher hauptsächlich Anwendung im Jugendbereich der Öffentlichen Bibliotheken gefunden hat, ist sicher
der praktischen Erwägung geschuldet,
dass die Auszubildenden aufgrund ihres
Alters eine natürliche Fachkompetenz
mitbringen. Jedoch sind auch verschiedene Anwendungen in wissenschaftlichen
Bibliotheken denkbar, wie zum Beispiel
die Leitung einer eigenen Veranstaltungsreihe, die Aufrüstung von technischen
Altgeräten der Bibliothek oder eine feste
Etablierung von Benutzerbefragungen.
Allgemein sind Tätigkeiten denkbar, die
die Bibliothek mit den ihr zur Verfügung
stehenden Mitteln nicht leisten kann.
Aber auch bei den Öffentlichen Bibliotheken sind neben dem Jugendbereich
weitere Einsatzfelder möglich. Ihre Fachkompetenz könnte zum Beispiel auch in
Musikbibliotheken oder, falls vorhanden,
in Mediatheken zum Einsatz kommen.
Außerdem können sich die Lehrlinge im
virtuellen Bereich betätigen und in Kooperation mit Programmierern – oder
ähnlichen Ausbildungsberufen – eine
Plattform erstellen. Ziel eines solchen
Portals könnte im Austausch aller Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste bestehen.
Die Möglichkeiten, eine Juniorenfirma
einzurichten, sind vielfältig und können
auch von kleinen Bibliotheken durch Kooperation realisiert werden. Der Mehrwert
für die Auszubildenden kann weiterhin
nur betont werden. Es bleibt zu hoffen,
dass sich in naher Zukunft weitere Bibliotheken dazu entschließen, eigene Juniorenfirmen einzurichten.
–B
der Übergabe überlegt. Alle Neuigkeiten
und Änderungen werden in einem eigenen Dokument mit Datum festgehalten,
sodass die Auszubildenden genau nachvollziehen können, was sich in ihrer Abwesenheit verändert hat. Zusätzlich zu dieser
Maßnahme existiert ein Handbuch, in
dem alle Arbeitsschritte detailliert festgeschrieben sind.
ständigkeit, ihre Kooperationsbereitschaft
und ihre Teamfähigkeit stärkt. Die Auszubildenden erhalten die Möglichkeit,
sich durch ihre Tätigkeit in der medien@
age intensiver mit der Bibliothek als Ausbildungsbetrieb zu identifizieren und aus
der vierwöchigen Arbeit heraus genügend
Motivation mitzunehmen, um ihre Ausbildung erfolgreich abzuschließen.
–u
Karin Klingbeil,
B.A., studierte an
der Hochschule der
Medien Stuttgart
Informations- und
Medienmanagement und schloss im
Sommer 2009 mit
dem Bachelor ab.
Seit dem Wintersemester 2009/2010 ist
sie im Masterstudiengang Bibliotheksund Informationswissenschaft an der
Humboldt Universität zu Berlin eingeschrieben. – Kontakt: karin.klingbeil@
hu-berlin.de
.B
148
BuB
w
148
Wie das zuletzt vorgestellte Beispiel aus
der Praxis zeigt, ist die Ein- und Weiterführung einer Juniorenfirma nicht immer
problemlos. Deshalb ist es wichtig, dass
vor der Einführung Überzeugungsarbeit
geleistet wird, denn nur wenn alle Abteilungen bereit sind, die Juniorenfirma zu
unterstützen, kann diese erfolgreich und
nutzbringend für die Auszubildenden sein.
Neben der guten Vorbereitung besteht ein kalkulierbarer Aufwand bei der
Etablierung. Dieser sollte zwar nicht vernachlässigt werden, dürfte aber durch die
Vorteile, die für die Bibliothek und die
Auszubildenden entstehen, aufgewogen
werden. Die Vorteile für die Auszubildenden bestehen einerseits darin, dass sie
wichtige Schlüsselqualifikationen erlernen
oder vertiefen können. Diese sind für eine
erfolgreiche berufliche Entwicklung im
heutigen schnellen Arbeitswandel nötig.
BuB | 62 (2010) 02
Lesesaal | BuB149 149
Praxis
Heidi Best-Sendel
Getestet und
für gut befunden
–B
Der Einsatz der Medienboxen in den Kindertagesstätten ist sehr vielfältig: Sie werden vorrangig
zur Unterstützung der Projektarbeit, zur Bereicherung des Stuhlkreises und zur eigenständigen
Nutzung durch die Kinder verwendet.
Foto: Bücherhallen Hamburg
D
–u
Der frühe Umgang mit Büchern ist für
eine positive Persönlichkeitsentwicklung
unverzichtbar – daher beginnen die Bücherhallen Hamburg, bereits die Kleinsten
für Bücher zu begeistern. Die kleinen
blauen Medienboxen für Kitas und Vorschulen unterstützen ganz praktisch die
Projektarbeit in den Einrichtungen und
vermitteln wertvolle Anregungen für
die frühkindliche Bildungsarbeit. In Zusammenarbeit mit der Hochschule für
Angewandte Wissenschaften (HAW)
Hamburg stand das Projekt jetzt auf
dem Prüfstand.
.d
e
Evaluation der »Medienboxen
für Kitas« in den
Bücherhallen Hamburg
w
w
w
.B
en Bücherhallen Hamburg liegen
die zwei- bis sechsjährigen Besucher besonders am Herzen, denn
eine möglichst frühe »Literacy«-Erziehung
ist die wichtigste Grundlage eines späteren
Lese- und Lernerfolgs. Die Bildungsforschung weiß längst, dass die neuronalen
Strukturen für Lernkompetenz in den
ersten Jahren ausgebildet werden. Sprachund Ausdrucksfähigkeit, Sozialkompetenz, Neugierde und Selbstsicherheit, alle
diese Fertigkeiten werden durch das Vorlesen befördert. Mit einem Netz von 32
Stadtteilbücherhallen und der zentralen
Kinderbibliothek am Hühnerposten verfügen die Bücherhallen Hamburg über
ideale Bedingungen, frühkindliche Bildungsangebote zu initiieren und in diesem
Fall auch zu evaluieren.
Seit Ende 2006 läuft das Projekt »Medienboxen für Kitas« als Kooperationsprojekt der Bücherhallen Hamburg, der
Behörde für Kultur, Sport und Medien
und der Behörde für Soziales, Familie,
Gesundheit und Verbraucherschutz. Die
blaue Medienbox (Standard-Angebot der
ekz-Medienboxen) ist eine flexible kleine
Lerneinheit für Kindergärten, Kindertagesstätten, Förder- und Vorschulen und
enthält altersgerechte Bücher, CDs, Spiele,
CD-ROMs, ein feierliches Samttuch sowie
didaktisches Material, das neue Anregungen zur Projektarbeit und persönlichen
Weiterbildung der Erzieherinnen und Erzieher bietet. Die 23 Themen der Medien-
BuB | 62 (2010) 02
boxen orientieren sich an den Hamburger
Bildungsempfehlungen für die Bildung
und Erziehung von Kindern in Tageseinrichtungen (2005) und sind vielfältig: vom
Thema »Gefühle« über »Kinder der Welt«
bis »Zirkus« – alles Dinge, die eine große
Faszination auf Kinder ausüben.
Neben der Wissensvermittlung ist die
Sprachförderung ein vorrangiges Ziel der
Medienboxen. Die Boxen gibt es mittDie Medienbox wird in den Kindertagesstätten, so ergab die Befragung,
von der Mehrzahl der Erzieherinnen
im Team gemeinsam genutzt.
lerweile in 15 Bücherhallen. Diese liegen
in Stadtteilen, in denen überwiegend bildungsferne Familien leben, sich soziale
Probleme konzentrieren und die deshalb
seitens der Stadt verstärkt Bildungsangebote erhalten. Die Kita-Gruppen holen
ihre Box gewöhnlich selbst in der Bücherhalle ab: Sie werden mit einem Spiel oder
Lied begrüßt und durch eine Aktion auf
ihr Projektthema eingestimmt. Sie hören
eine Geschichte oder erleben ein Bilderbuchkino. So macht Bildung Spaß.
Greta und Anton sind immer mit dabei: Die 40 Zentimeter großen Figuren
aus dem Bilderbuch »Anton und die Mädchen« von Ole Könnecke wurden speziell
für das Projekt angefertigt. Die Kinder ler-
150
BuB
| Lesesaal
Praxis
zu identifizieren sowie die intendierten
Ziele zu überprüfen. In einem zweiten
Schritt wurden Empfehlungen abgeleitet,
um die Medienboxen für Kitas in Hinblick auf die Nutzung und die Akzeptanz
zu verbessern.
Aufgrund dieser Zielsetzungen handelt
es sich schwerpunktmäßig um eine formative Evaluation, das heißt eine Evaluation,
die den laufenden Prozess begleitet und
die gewonnenen Ergebnisse in den Programmprozess zurückspeist. Folgendes
Design wurde gewählt:
 Qualitative Befragung der Bücherhallen-Leitungen, die Medienboxen in ihrem
Stadtteil anbieten (n=4)
 Quantitative Befragung (durch Rückmeldebögen) von Erzieherinnen und Erziehern, die das Angebot »Medienboxen«
bereits genutzt haben (n=16)
 Qualitative Einzelinterviews von Erzieherinnen und Erziehern, die die Medienboxen regelmäßig nutzen (n=3)
 Qualitative Befragung von Kita-Kindern in zwei Einrichtungen (n=10)
 Teilnehmende Beobachtung in drei
Kindertagesstätten vor Ort
 Nutzung der Boxen durch Studierende
des Fachbereichs und Abfrage ihrer Einschätzung (n=7)
 Analyse von bereits bestehendem Datenmaterial (Nutzung)
–B
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e
150
Abbildung 1. Ausleihe nach Themeninhalten der Medienboxen
.B
–u
fanden Fortbildungen zu folgenden Themen statt:
 Zauberhafte Sprachförderung: Kinder
mit Zauberkunst fesseln und sprachlich
fördern
 Ganzheitliches Lernen – ganzheitliches
Spielen: Kinder entdecken spielerisch die
Welt der Buchstaben
 Ein Tag mit singenden, klingenden
Tönen: Mit Kindern singen und einfache
Instrumente basteln
 Sprachlos? Gefühle verstehen und ausdrücken: Kreative Sprachförderung und
interkulturelle Kompetenz
 Zahlenzauber: Eine Reise in die Welt
der Zahlen und Formen mit Musik, Spiel
und Bewegung
 Gefühle in allen Farben: Geschichten
und Gedichte zur Sprachförderung
Erzieher und Bibliothekare agieren gemeinsam als Bildungspartner auf Augenhöhe. So öffnen sich nicht nur die Kitas,
sondern auch die Bücherhallen für eine
neue Qualität ihrer Arbeit.
Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser!
In Zusammenarbeit mit der HAW Hamburg (Studiengang »Bildung und Erziehung in der Kindheit«) entstand unter Regie von Professor Dagmar Bergs-Winkels
(Kontakt:
[email protected]
burg.de) und Anna-Sophia Jochums eine
Akzeptanz- und Optimierungsstudie zum
Projekt. Ein halbes Jahr lang wurden Erzieher, Bibliothekare und Kinder befragt,
Ideen weiterentwickelt, Maßnahmen erarbeitet und Ergebnisse dokumentiert. Evaluation ist häufig der Schlüssel zu neuen
Steuerungsmodellen in der pädagogischen
Praxis. Das Ziel der Evaluation war, positive und veränderungsbedürftige Aspekte
w
nen Anton und Greta in der Bücherhalle
kennen, die beiden gehen mit in die Kita
und erleben dort viele (Erzähl-)Abenteuer
und unterstützen so ganz spielerisch die
kindliche Sprachentwicklung.
Als Bildungspartner haben sich die Bücherhallen in den letzten Jahren intensiver
um nachhaltige Kooperationen bemüht,
haben Angebote und Produkte ausgebaut
und die Zusammenarbeit verstärkt. Das
Bibliothekscurriculum der Bücherhallen
Hamburg (2008) hat zum Ziel, flächendeckend alle Hamburger Kinder vom KitaAlter bis einschließlich Sekundarstufe I regelmäßig mit der altersgerechten Nutzung
der Hamburger Bücherhallen vertraut zu
machen. Es geht bei diesem Projekt also
auch um den Aufbau einer Bildungspartnerschaft zwischen Kita und Stadtteilbücherhalle, die auf einer systematischen und
kontinuierlichen Zusammenarbeit fußt.
Auf dem Prüfstand
w
w
Die vertragliche Vereinbarung mit der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit
und Verbraucherschutz sieht vor, lektorierte Medienbestände in Kita-Gruppen
zu liefern, ein bibliothekspädagogisches
Begleitprogramm in der Bücherhalle anzubieten und gemeinsame Fortbildungen
zu verschiedenen Projektthemen durchzuführen. Mit den steigenden qualitativen
Anforderungen an Kindertageseinrichtungen steigen auch die Anforderungen
an die Qualifizierung des Personals. Deshalb sind diese Fortbildungen ein ganz
wichtiger Projektbaustein: Gemeinsam
voneinander lernen ist erklärtes Ziel dieses
bundesweit einmaligen Angebotes. 2009
Unterschiedliche Akzeptanz
Zunächst wurden die bestehenden Nutzungsdaten analysiert, um Bücherhallen
zu identifizieren, bei denen das Angebot
gut beziehungsweise verhalten angenommen wird. Darüber hinaus konnten aus
der Dokumentation Kindertagesstätten
für die Interviews ausgewählt werden. Für
die quantitative Befragung wurden alle
Einrichtungen ausgewählt, die bereits eine
Medienbox ausgeliehen hatten.
Das Angebot der Medienboxen wird in
den 15 Bücherhallen mitunter sehr unterschiedlich angenommen. Untern anderem in Schnelsen, Steilshoop und Mümmelmannsberg werden die Medienboxen
sehr zahlreich ausgeliehen, wohingegen
zum Beispiel in Jenfeld, Finkenwerder
und Neuallermöhe die Ausleihzahlen vergleichsweise gering sind. In Osdorf zeigt
sich ein deutlicher Anstieg vom zweiten
Halbjahr 2008 zum ersten Halbjahr 2009.
In Eidelstedt werden die Medienboxen
erst seit diesem Jahr angeboten, die Ausleihzahlen sind bereits hoch. In Steilshoop
gab es einen leichten Rückgang. Siehe
hierzu auch Abbildung 1 auf dieser Seite.
Interessante Einblicke ergeben sich aus
der Aufschlüsselung nach ThemeninhalBuB | 62 (2010) 02
Lesesaal | BuB151 151
Praxis
–B
.d
e
ten. Im Balkendiagramm der Abbildung
1 wird deutlich, dass einige Themen sehr
viel stärker nachgefragt werden als andere. Farben und Formen ist die Box, die mit
Abstand am stärksten ausgeliehen wird.
Sinne, Körper und Gesundheit, Gesunde
Ernährung und Sprachförderung werden
ebenfalls häufig abgefragt. Verkehr, Basteln und Malen, Kunst mit Kindern sowie
Musik und Theater werden kaum ausgeliehen. Es gilt zu beachten, dass die Medienbox Buchstaben und Zahlen in zwei
Medienboxen aufgeteilt wurde, sodass sie
in dem Diagramm separat aufgeführt werden. Die Box Sprachförderung (groß) umfasst die Ausleihe der SprachförderungsBox (1) und der Sprachförderungs-Box (2).
w
w
.B
w
Das Projekt zielt darauf ab, die Bildungspartnerschaft zwischen Bücherhalle
und Kindertagesstätte auszubauen, um sie
praxisnah in ihrer pädagogischen Arbeit
zu unterstützen. Die Einzelinterviews mit
den Leitungen der Bücherhallen und den
Erzieherinnen ergab folgendes Bild: In
den Einzelinterviews wird deutlich, dass
die Leitungen der Bücherhallen (n=4) sich
sehr stark für eine gute Zusammenarbeit
mit den Kindertagesstätten und die Steigerung der Annahme der Medienboxen
einsetzen. Sie suchen den direkten Kontakt mit den Einrichtungen durch Rundbriefe, Vorstellung der Boxen vor Ort und
Ansprache von Erzieherinnen beim Besuch der Bücherhalle.
Darüber hinaus wird das Angebot auf
Stadtteilkonferenzen und -festen immer
wieder beworben. Die persönliche Ansprache und das regelmäßige Bewerben
der Medienbox wirken sich jedoch nicht
gleichermaßen bei allen Bücherhallen
auf die Ausleihzahlen aus. Eine Leitung
betonte, dass es wichtig ist, den Nutzen
sowie den Mehrwert der Medienbox den
Erzieherinnen zu verdeutlichen. Die Leitungen der vier Bücherhallen reagieren
offen und flexibel auf die Bedürfnisse der
Kindertagesstätten, zum Beispiel indem
die kreativen Aktionen auch bei Abgabe
der Medienbox stattfinden und sie weitere
Medien zur Ergänzung der jeweiligen Box
bereitstellen.
Die quantitative Erhebung unter den
Erzieherinnen ergab (n=16), dass die
Mehrzahl die Bücherhalle monatlich bis
alle paar Monate besucht. Die Koopera-
–u
Die Inhalte der Medienboxen sind
nach Einschätzungen der Erzieherinnen und Studierenden nur teilweise
für Drei- und Vierjährige geeignet.
BuB | 62 (2010) 02
Greta und Anton sind immer mit dabei: Die 40 Zentimeter großen Figuren aus dem Bilderbuch
»Anton und die Mädchen« von Ole Könnecke wurden speziell für das Projekt angefertigt.
Foto: Bücherhallen Hamburg
tion zwischen ihrer Einrichtung und der
besuchten Bücherhalle wird von zehn
Befragten als gut bis sehr gut eingestuft.
Sechs geben an, dass dies nur teilweise
zutrifft. Die Erzieherinnen, die in einem qualitativen Einzelinterview befragt
wurden (n=3), besuchen circa alle sechs
Wochen mit den Kindern die Bücherhalle und sprechen von einer gelungenen
Bildungspartnerschaft zwischen der Bücherhalle und ihrer Einrichtung. Unter
einer guten Bildungspartnerschaft wird
eine verlässliche und vertrauensvolle Basis
zwischen Bücherhalle und Kindertagesstätte verstanden: Sie können sich jederzeit an die Mitarbeiter der Bücherhalle
wenden, erhalten Anregungen und Unterstützung bei der Auswahl von Medien,
die Mitarbeiter sind offen für Fragen und
haben einen guten Draht zu den Kindern
und es findet ein regelmäßiger Austausch
zwischen Erzieherin und BücherhallenMitarbeiter statt, zum Beispiel nach einer
kreativen Aktion in der Bücherhalle.

| Lesesaal
Praxis
w
Eine regelmäßige Aktualisierung der
Inhalte der Medienboxen sowie mehr
didaktisches Material ist anzustreben.
vorrangig zur Unterstützung der Projektarbeit, zur Bereicherung des Stuhlkreises
und zur eigenständigen Nutzung durch
die Kinder eingesetzt. Eine Erzieherin
schrieb im Fragebogen, dass sie die Medienbox als Schatzkiste nutzen und diese
immer wieder »hervorzaubern«. Dreizehn
Erzieherinnen (n=16) nutzen die Medienboxen zur Vorbereitung eines Themas und
zehn bieten die Boxen konkrete Anregungen für neue Projekte sowie die Gestaltung
der pädagogischen Arbeit in der Kindertagesstätte, bei vieren trifft dies teilweise zu.
e
der kindlichen Bildungsprozesse durch
die Arbeit mit den Medienboxen gelingen
kann. Es ist jedoch anzumerken, dass die
Gestaltung und die Vermittlung durch die
Erzieherinnen dabei zentral sind.
Der Aufwandsbeitrag von acht Euro
pro Kiste stellt überwiegend keine Hürde
dar, das Angebot anzunehmen. Es existieren jedoch teilweise organisatorische
Schwierigkeiten, wie die Öffnung der Bücherhallen erst gegen Mittag, die erforderliche Terminplanung sowie der Transport
der Box. Die gemeinsamen Fortbildungen
verzeichnen einen insgesamt hohen Zulauf, und die Zufriedenheit der Teilnehmer ist hoch.
.d
Der Evaluationsbericht hat
viele Handlungsfelder benannt.
Wir machen einen prima Job, aber …
–B
Diskussionen entstanden. Eine Erzieherin wies darauf hin, dass Hinweise für die
Handhabung der Handpuppen sinnvoll
wären.
Die Inhalte der Medienboxen sind nach
Einschätzungen der Erzieherinnen und
Studierenden nur teilweise für Drei- und
Vierjährige geeignet, gerade für Dreijährige seien die Medien und Inhalte partiell zu
komplex und textlastig.
In den drei Einzelinterviews wurde der
Wunsch nach regelmäßigem Austausch
und Aktualisierung der Inhalte der Medienboxen geäußert. Bei der quantitativen
Befragung wurde dieser Wunsch von 13
Befragten bestätigt. Die Lernfortschritte
der Kinder werden von den Erzieherinnen und Studierenden als mittelhoch bis
hoch bewertet, sodass eine Unterstützung
Heidi Best-Sendel,
geboren 1970 in
Wilhelmshaven.
Studium an der FH
Hamburg, Examen
1996. Von 2001 bis
2006 Leitung der
Abteilung Presseund Öffentlichkeitsarbeit der Bücherhallen Hamburg. Seit
2008 Projektleitung der »Medienboxen
für Kitas« und »Lese-Hör-Kisten« in der
Fachstelle der Bücherhallen Hamburg.
Berufliche Stationen waren unter anderem die Leitung der Gemeindebibliothek Bad Zwischenahn (»bibliothek am
meer«), Fachbibliothek BGW Hamburg,
Stadtbibliothek Bremen (»Internet-Projekt BINE«) und Fachbibliothek der PwC
Hamburg. Fachaufenthalte an der University of Sheffield und an der Public Library of Liverpool. Seit 2006 Mitarbeit
am Besprechungsdienst für Öffentliche
Bibliotheken mit den Themengebieten
Religion (CD-ROM), Wirtschaft und Sozialwissenschaften; seit 2007 ehrenamtliches Mitglied der BIB-Kommission für
Verbandsmarketing und Verbandskommunikation. – Kontakt: heidi.best@bue
cherhallen.de
w
Insgesamt wurden zehn Kinder im Alter
zwischen vier und fünf Jahren (ein Kind
war drei Jahre alt) aus zwei Kindertagesstätten in Jenfeld und Osdorf interviewt.
Neun von zehn Kindern konnten die Frage, was eine Bücherhalle sei, beantworten
(»Was kann man denn da machen?« – »Nur
Bücher angucken.«).
Vier Kinder fügten hinzu, dass man
diese auch ausleihen kann. Fünf Kinder
betonten, dass sie gerne in die Bücherhalle
gehen. Zwei Kinder bejahten die Frage, ob
sie einen Mitarbeiter aus der Bücherhalle
kennen (»Kennst du denn jemanden in der
Bücherhalle?« – »Nur den Mann da, der
das alles verkauft.«).
Auf die Frage, was sie mit der Medienbox in der Kindertagesstätte machen
würden, antworteten drei Kinder, dass
sie Bücher angucken würden (»Und was
macht ihr mit der Medienbox?« – »Bücher
rausholen und reinpacken.«). Die anderen
Kinder beschrieben, dass das eine Box mit
Büchern ist. Vier Kinder betonten, dass
ihnen die Nutzung der Medienbox Spaß
machen würde.
Die Medienbox wird in den Kindertagesstätten, so ergab die Befragung (n=16),
von der Mehrzahl der Erzieherinnen im
Team gemeinsam genutzt, vier gaben an,
dass die Kolleginnen ebenfalls Medienboxen ausleihen würden. Die Medienboxen
werden vorwiegend in der Altersgruppe
zwischen drei und sechs Jahren eingesetzt.
Zwei Befragte gaben jeweils an, sie ebenfalls für die Altersgruppe der unter Dreijährigen und für Sechs- bis Zwölfjährige
zu nutzen.
Die Nutzung beziehungsweise der
Einsatz der Medienboxen in den Kindertagesstätten ist sehr vielfältig: Sie werden
Die quantitative Befragung (n=16) ergab (leider), dass die Handpuppen Greta
und Anton überwiegend in der Bücherhalle bleiben und nur von drei Erzieherinnen regelmäßig bis manchmal eingesetzt
werden. Eine Erzieherin setzte Anton
und Greta häufig als Dialogmedium ein,
wodurch witzige, aber auch ernsthafte
–u
Kinder kommen gerne in die Bücherhalle
.B
152
BuB
w
152
Die Ergebnisse der Evaluation machen
deutlich, dass der Nutzen der Medienboxen hoch ist, diese vielseitig einsetzbar sind
und sie eine Unterstützung bei der Umsetzung der Hamburger Bildungsempfehlungen darstellen. Es ist daher zu überdenken,
das Angebot auf alle Hamburger Bücherhallen zu erweitern und so allen Hamburger Kindertagesstätten die Inanspruchnahme dieses Angebots zu ermöglichen.
Eine Fülle an standardisierten und praxisnahen Aktionsvorschlägen findet sich
bereits im Intranet. Die stetige Weiterentwicklung des Intranet ist jedoch erforderlich, um den Mitarbeitern der Bücherhallen eine Unterstützung bei der Gestaltung
der kreativen Aktionen zu den Medienboxen zu bieten und einen fortlaufenden kollegialen Austausch zu ermöglichen. Die
zukünftige Rolle von Greta und Anton gilt
es zu überdenken.
Eine regelmäßige Aktualisierung der
Inhalte der Medienboxen sowie mehr didaktisches Material ist anzustreben, da
dieser Wunsch von der Mehrheit der befragten Erzieherinnen geäußert wurde.
Darüber hinaus ist zu überlegen, wie der
Transport der Box einfacher gehandhabt
werden kann, gerade für Kindertagesstätten, die nicht im nahen Umfeld der Bücherhalle ansässig sind.
Der Evaluationsbericht hat viele Handlungsfelder benannt, nun gilt es, das
Projekt schrittweise zu optimieren. Eine
kontinuierliche und qualitative Zusammenarbeit mit Kitas ist unerlässlich, um
Kinder in ihrer Entwicklung und ihrem
Selbstbildungsprozess optimal zu unterstützen. Jedem Kind – ob zukünftiger
Forscher, Künstler oder Konstrukteur – zu
einem guten Start ins Leben zu verhelfen,
ist unser gemeinsames Ziel. Die »Medienboxen für Kitas« sind eine wichtige Etappe
auf diesem lohnenden Weg.

BuB | 62 (2010) 02
Lesesaal | BuB153 153
Praxis
Organisation der Ausleihe professionellen
Standards.
Einen besonderen Ansatz verfolgt »Bilderreich & Wortgewandt« mit der regelhaften
Ausleihe der Bilderbücher an die Familien der
Kinder. Die Ausleihe der auch zweisprachigen
Bilderbücher aus den Kitas in die Familien ist
gerade für Kinder mit Migrationshintergrund
Bilderreich & Wortgewandt
e
Bilderbuch-Bibliotheken in Hamburger Kindertagestätten
.d
Erstmals wurde in Deutschland ein wissenschaftlich fundiertes Konzept für die Einrichtung und Arbeit mit thematisch, sprachlich
und vor allem bildlich hoch differenzierten
Bilderbuchbibliotheken in zehn Kindertagesstätten in Hamburg etabliert. 2010 werden
14 weitere Bibliotheken ihre Arbeit aufnehmen.
Die Arbeit wird durch ein intensives
Fortbildungsprogramm, durch Hospitationen in den Einrichtungen und
durch eine fortlaufende Qualitätssicherung begleitet und fundiert.
w
Neben der thematischen und
sprachlichen Spannweite der Bilderbücher stehen die ästhetische Qualität
und die Vielfalt der Bildsprache im
Vordergrund.
und für Kinder aus bildungsfernem Milieu ein
niedrigschwelliges Angebot, auch die Eltern
intensiv in die Literacy-Erziehung mit einzubeziehen.
Die Arbeit wird durch ein intensives Fortbildungsprogramm, durch Hospitationen in
den Einrichtungen und durch eine fortlaufende Qualitätssicherung begleitet und fundiert.
Friederike Plaga
.B
–u
–B
Der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband Hamburg hat in Zusammenarbeit mit seinen Mitgliedsorganisationen im Bereich der Kindertagesbetreuung das Bibliothekskonzept »Bilderreich & Wortgewandt« gestartet. In dem
Projekt, das von der Kulturwissenschaftlerin
Friederike Plaga (Leuphana-Universität Lüneburg) entwickelt wurde, sollen die Literacy-Kompetenzen von bildungsbenachteiligten Kindern in Hamburger Kindertagesstät- Die Bilderbuch-Bibliotheken von »Bilderreich
ten durch eine intensive Bibliotheksarbeit vor & Wortgewandt« folgen in der Einbindung,
Ort gefördert werden. Frühe Erfahrungen mit Signierung mit einem Farbleitsystem und der
Büchern, mit Schrift und Bildern fördert die
Sprach- und Bildkompetenz nachhaltig.
Die Bibliotheken sind in acht Themen unterteilt, die alle Bildungsbereiche beinhalten:
Kunst und Musik – Lyrik – Märchen – Geschichten – Ich, Du, Wir, Gesellschaft – Philosophie, Religion, Andere Kulturen, Zweisprachige Bücher – Naturwissenschaften – Lexi-
w
w
ka. Neben der thematischen und sprachlichen
Spannweite der Bilderbücher stehen die ästhetische Qualität und die Vielfalt der Bildsprache im Vordergrund.
»Bilderreich & Wortgewandt« beinhaltet
ein Raum-im-Raum-Regalkonzept. Es ermöglicht, die Bücher für die Kinder ständig griffbereit und sortiert nach Themenbereichen
an einem exponierten Ort in der Einrichtung
zu platzieren, sodass anregende Begegnungen mit Schrift und Bildern einen ungestörten
Raum bekommen.
Möglich wurde dieses Projekt auch durch »Bilderreich & Wortgewandt« beinhaltet ein Raum-im-Raum-Regalkonzept. Es ermöglicht,
die engagierte fachliche Unterstützung der die Bücher für die Kinder ständig griffbereit und sortiert nach Themenbereichen an einem exFoto: Friederike Plaga
ekz.bibliotheksservice GmbH in Reutlingen. ponierten Ort in der Einrichtung zu platzieren.
BuB | 62 (2010) 02
| Lesesaal
Bau
Christian Enichlmayr
Das Neue verbindet sich mit dem Alten
Wiedereröffnung der Oberösterreichischen Landesbibliothek (Linz)
nach Sanierung und Erweiterung
D
.d
ie ehemalige »Bundesstaatliche
Studienbibliothek« war 1999 vom
Land Oberösterreich übernommen worden. Sie passte nicht mehr in die
Linzer Bibliothekenlandschaft, die von
mehreren Universitätsbibliotheken einerseits und einer mit der Volkshochschule
verschmolzenen Stadtbibliothek andererseits geprägt wird. Als Landesbibliothek ist
sie nunmehr seit über zehn Jahren Bewahrer des historischen Erbes aus ehemaligen
oberösterreichischen Klosterbibliotheken.
Zusätzlich ist sie aber primär Dienstleistungsbetrieb für bildungsinteressierte
Jugendliche und Erwachsene sowie erste
Anlaufstelle für die landeskundliche Forschung.
In der Vergangenheit stark auf die
Funktion als Ausleihebetrieb orientiert,
möchte sie künftig stärker als Lernort im
Eine moderne Bibliothek des
21. Jahrhunderts
–B
Das Architekturbüro Bez & Kock (Stuttgart) konnte in einem europaweit ausgeschriebenen Architekturwettbewerb 2006
mit seinem Entwurf für die Erweiterung
und Sanierung des historischen Gebäudes
überzeugen und errang den ersten Preis
unter 52 Einreichungen.
Für Architekt Thorsten Kock war die
Auseinandersetzung mit dem historischen
Gebäude aus den Dreißigerjahren des
vorigen Jahrhunderts eine besondere Herausforderung, aber auch die inhaltliche
Wandlung der Institution von einer eher
archivalisch orientierten Magazinbiblio-
w
w
.B
–u
Die »Oberösterreichische Landesbibliothek« ist eine Universalbibliothek im
Zentrum von Linz. Im Vorfeld der Wahl
von Linz zur »Kulturhauptstadt Europas
2009« bot sich die Chance, die ehemalige
Magazinbibliothek aus den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts von
Grund auf zu sanieren und zu erweitern.
Das Gebäude selbst – im Stil der »Neuen
Sachlichkeit« errichtet – ließ aufgrund von
Kleinräumigkeit, langen Verkehrswegen
für Publikum und Personal und schlechtem Bauzustand wenig Spielraum für
Kunden- und Dienstleistungsorientierung.
städtischen Bildungs- und Kulturangebot wahrgenommen werden. Durch die
Teilnahme am »Österreichischen Bibliothekenverbund«, durch die Optimierung
der Geschäftsprozesse und ein dienstleistungsorientiertes Angebot wurden bereits
vor dem Umbau beachtliche Steigerungen
bei den Leserzahlen erreicht. Das sanierte
Gebäude mit seiner Verzehnfachung der
Publikumsfläche sollte nochmals Potenzial für Lese- und Veranstaltungsbetrieb
ermöglichen.
e
154
BuB
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154
Aus dem ehemaligen Festsaal wurde der »Erlebnisraum Altes Buch«, der die barocken Bücherschränke eines ehemaligen Jesuitenklosters beherbergt, erweitert durch die multimediale Rauminstallation des Linzer Medienkünstlers Peter Hans Felzmann. Felzmanns »Raumerzählung« zur
Entwicklung der Schrift bietet den Besuchern der Landebibliothek die Möglichkeit, in eine Inszenierung von Schrift- und Kulturgeschichte einzutauchen. Ein Trailer zu dieser Installation ist auch
auf »youtube« abrufbar.
BuB | 62 (2010) 02
Bau
thek hin zur leser- und kundenorientierten
Freihandbibliothek war nicht einfach zu
bewältigen. Seit September 2009 können
die Leserinnen und Leser statt früher auf
.d
–B
Das Architektenteam Bez und Kock aus Stuttgart hat auf die Anliegen des Denkmalschutzes mit
viel Sensibilität geantwortet und sogar die historische Außenfassade wieder dem entstehungszeitlichen Bild angepasst.
Foto: Stephan Baumann / büro für raum im bild
.B
–u
neues Lese- und Ausstellungszentrum geworden, von dem aus auch die historische
Architektur in neuer Form erst »erlebbar«
wird.
Im Gegensatz zur offenen Halle, befinden sich im Altbau viele abgeschlossene
Räume, die einer neuen Nutzung zugeführt wurden, wie zum Beispiel Gruppenarbeitsräume oder die »Fachinformation«,
in der vertiefende – von Bibliothekaren betreute – Recherchen in vorwiegend elektronischen Informationsquellen angeboten
werden.
235 Jahre Bibliotheksgeschichte
Oberösterreich
w
w
w
150 Quadratmeter Publikumsfläche auf
über 2 000 Quadratmetern schmökern
und lesen.
Die Vorgabe lautete, keine gravierenden
Veränderungen am vorhandenen Gebäude vorzunehmen und dennoch den Zweck
einer modernen Bibliothek des 21. Jahrhunderts zu erfüllen. Gelungen ist dies
dadurch, dass an der Gebäuderückseite ein
»Gebäudebegleiter« entstand, der in drei
Tiefgeschossen die historischen Bestände
aufnimmt und in den Obergeschossen die
Publikumsflächen der Bibliothek vorsieht.
Nach dem Passieren des historischen
Eingangsportals werden die Besucherinnen und Besucher nunmehr von einer
lichtdurchfluteten Halle empfangen, von
der aus sich die galerieartig angeordneten Geschosse öffnen und die Leserinnen
und Leser zu Zeitungen, Magazinen,
Büchern und zu den elektronischen Informationsträgern führen. Das neue bibliothekarische Konzept sieht vor, dass die
Leserinnen und Leser sich selbst an den
Freihandregalen bedienen und in der neuen Literatur schmökern und lernen. Dazu
wurde der historische Bücherspeicher aus
den 1930er-Jahren für das Publikum geöffnet und an die neuen Verkehrswege des
Erweiterungsbaus angebunden.
Der neue Baukörper funktioniert als
»Passstück« zum historischen Bestand
und nicht als zusätzliches neues Gebäude. Architekt Kock erläutert: »Es passt wie
der Schlüssel zum bereits vorhandenen
Schloss«. Das Neue verbindet sich mit
dem Alten: Zwischen dem historischen
Altbestand und dem Neubau fungiert die
neue Informationsdrehscheibe als Schnittstelle zwischen den Leserinnen und Lesern
einerseits und den Bibliothekarinnen und
Bibliothekaren anderseits.
Die neue Mitte des Hauses, abgeschottet vom Lärm der Stadt, bietet sich hervorragend für Ausstellungen und abendliche
Lesungen an; der Raum wird mittlerweile auch für Fremdvermietungen genutzt,
ein Zeichen, dass Kultur- und Bildungseinrichtungen auch für Firmenveranstaltungen einen attraktiven Rahmen bieten
können. Aus dem ehemaligen Hinterhof
des Studienbibliotheksgebäudes ist ein
e
Seit September 2009 können die
Leserinnen und Leser auf über 2 000
Quadratmetern schmökern und lesen.
BuB | 62 (2010) 02
Festschrift erschienen
Zur Wiedereröffnung der Oberösterreichischen Landesbibliothek ist die Publikation »Von der Schatzkammer des
Wissens zum Lernort – 235 Jahre ›bibliotheca publica‹, zehn Jahre Oö. Landesbibliothek« erschienen. Die Festschrift ist
als gedruckte Ausgabe im Selbstverlag
der Bibliothek erschienen beziehungsweise als PDF im Internet verfügbar:
www.landesbibliothek.at/uploads/me
dia/Folder/Festschrift_Ooe_Landesbib
liothek2009.pdf?fsize=0.63.
Die Bibliothek – ein Kulturbauwerk
Aus dem ehemaligen Festsaal wurde der
sogenannte »Erlebnisraum Altes Buch«,
der die barocken Bücherschränke des
ehemaligen Jesuitenklosters samt früher
und seltener Druckwerke beherbergt, aber
nunmehr um eine multimediale Rauminstallation des Linzer Medienkünstlers
Peter Hans Felzmann erweitert wurde.
Felzmanns »Raumerzählung« zur Entwicklung der Schrift bietet künftig einen
zusätzlichen Anreiz, das Haus nicht nur
zum Lesen zu besuchen, sondern zu einem
musealen Eintauchen in eine Inszenierung
von Schrift- und Kulturgeschichte.
In der Auseinandersetzung mit dem
Thema »Schrift« und Buchdruck wird
die wichtigste konservatorische Aufgabe
der Landesbibliothek thematisiert. Ohne
Eingriffe in den historischen Raum vorzunehmen, etwa durch Leinwände oder
Bildschirme, wird der gesamte Raum in
Form von Boden, Wänden und Decke zu
einem multimedialen Erzählraum. Die
heikle Aufgabe, den historischen Festsaal
umzugestalten, ohne technische Eingriffe
vorzunehmen, ist durch die Projektion in
den gesamten Raum gelöst worden.
Der erzählerische Bogen der künstlerischen Arbeit umfasst dabei die ersten an
Felswänden gemalten Bilder und Zeichen
und spannt sich bis zum Einfluss der lateinischen Sprache auf die europäische
Schriftkultur. Die »Raumerzählung«
schildert akustisch und bildhaft die Vielfalt der Kalligrafie, der Typografie, zeigt
mittelalterliche Handschriften aus oberös-
| Lesesaal
Bau
e
ähnliche Bedeutung ergeben. Als Begriff
mit der Assoziation zur Bibliothek wählten
Sabine Bitter und Helmut Weber das Wort
REGAL, das in umgekehrter Reihenfolge
gelesen LAGER ergibt. Lager, im Sinne
eines Bücherspeichers und der Lagerung
von Wissen. Den Künstlern ist durchaus
bewusst, dass der Begriff des »Lagers« im
deutschen Sprachgebrauch historisch vorbelastet ist. Dazu Helmut Weber: »Gerade in diesem Zusammenhang wird klar,
dass Bedeutung und Interpretation eines
Begriffes immer auch vom Kontext, vom
Blickwinkel und vom Bewusstsein des Betrachters abhängen«.
Sachlichkeit, aber auch auf Installationen.
So wurde das historische Glasfenster mit
dem Wessobrunner Gebet, einer der frühesten poetischen Arbeiten in althochdeutscher Sprache, ergänzt um eine Installation der aus Oberösterreich stammenden
Künstler Sabine Bitter und Helmut Weber.
Sabine Bitter und Helmut Weber bauten rund um das gelbe Fenster aus den
Dreißigerjahren drei weitere Fenster in
den Farben des Herstellungsprozesses des
Vierfarbdruckes, nämlich den Farben
Cyan, Magenta und Schwarz. Als »Formfindungsprinzip« arbeiteten die Künstler
mit dem Begriff des »Palindroms«. Palindrome sind Wörter, die auch in umgekehrter Richtung gelesen, dieselbe oder eine
Schwerpunkte der Erweiterungs- und
Sanierungsmaßnahmen
Einwohnerzahl Oberösterreich
rund 1,4 Millionen
Einwohnerzahl Linz
rund 190 000
Anschrift der Bibliothek
Schillerplatz 2, 4021 Linz, Österreich
Träger/Bauherr
Land Oberösterreich
Leitung
Dr. Christian Enichlmayr
Fläche der Bibliothek
Gesamtnutzfläche: 4 720 Quadratmeter,
davon im Neubau 1 988 Quadratmeter
Publikumsfläche: 2 237 Quadratmeter
Magazinfläche: 900 Quadratmeter
Regallängen: geschlossenes Magazin
937 Meter, davon 685 Meter im Neubau, Freihandbereich 534 Meter
Ausstattung
An der Rückseite des Bibliotheksgebäudes in der Rainerstraße wurde ein dreigeschossiger Tiefspeicher errichtet, der die
wertvollen Sammlungen der Landesbibliothek aus den aufgelösten oberösterreichischen Klöstern beherbergt. Die sogenannte »Schatzkammer«, der Tresorraum
für die Zimelien (Kostbarkeiten) des Landes Oberösterreich, verwahrt Handschriften und Inkunabeln, darunter das älteste
Schriftdokument des Landes, ein Fragment aus dem Kloster Mondsee aus dem
9. Jahrhundert. Für diese Bestände wurden sicherheitstechnische und klimatechnische Voraussetzungen für eine
normgerechte Aufbewahrung geschaffen.
w
Kompaktmagazine: Zambelli
Freihand: teilweise Altbestand in Metall
und teilweise Tischlerregale
–u
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Oberösterreichische
Landesbibliothek (Linz)
Dr. Christian Enichlmayr ist seit 1999
Leiter der Oberösterreichischen Landesbibliothek in Linz.
Davor war er an der
Informationsvermittlungsstelle der Universitätsbibliothek
Linz. Nach dem Studium (Publizistik
und Psychologie) war er in den 1980erJahren an der Umstellung eines Pressearchivs auf elektronische Datenspeicherung als Projektleiter beteiligt. – Kontakt: [email protected]
.d
terreichischen Klöstern und die Wirkung
der Erfindung des Buchdrucks. Sie spinnt
das Thema weiter bis zum Stellenwert der
Schrift in der Kunst und zeigt historische
Schriftdenkmäler aus den oberösterreichischen Klöstern oder Autografen von
Johannes Kepler und Anton Bruckner. Ein
Trailer zu dieser Installation ist auch auf
»youtube« abrufbar.
Die Bibliothek sammelt und archiviert aber nicht nur Kunst und Kultur in
ihren Mauern, sondern sie ist selbst ein
Kunst(bau)werk. Das bezieht sich einerseits auf das Baudenkmal im Stil der neuen
.B
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BuB
Bibliothekssystem
Aleph 500 mit Anbindung an den »Österreichischen Bibliothekenverbund«
circa 14 Millionen Euro
w
Kosten (Bau-/Einrichtungskosten)
Planung/Architekt/Gestaltung
Büro Bez + Kock (Stuttgart)
Bestand
circa 400 000 Medieneinheiten
Etat
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1, 9 Millionen Euro (2008 ohne Gebäudekosten oder -abschreibungen)
Personal
24 Vollzeitäquivalente
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr,
Samstag 9 bis 12 Uhr
In Linz sind seltene Drucke des 16. bis 18. Jahrhunderts in Kompaktregalanlagen in den Untergeschossen der Landesbibliothek untergebracht, mittelalterliche Handschriften und Inkunabeln
werden in der Schatzkammer in säurefreien Kartonschubern verwahrt.
Foto: Land Oberösterreich
BuB | 62 (2010) 02
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| Lesesaal
Bau
Besonders die mittelalterlichen Handschriften und frühen Drucke sind nunmehr gegen Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit weitgehend geschützt.
Über den Tiefgeschossen liegt ein mit
Glas überdachter Innenhofbereich, der
mit einer Empfangs- und Informationstheke die Orientierung im neuen und
kompakteren Gebäude erleichtern soll.
Die denkmalgeschützte Substanz des
Bestandsbaus musste umfassend saniert
werden, um den Leserinnen und Lesern
ein angenehmes Ambiente zu bieten. So
wurden beispielsweise die großen Kastenfenster aufwendig restauriert, um die
Lesebereiche besser vom Lärm der Innenstadt abzuschirmen, aber auch um einen
effizienten Luftaustausch im Inneren zu
ermöglichen.
Bereits im Vorfeld der Planung hat der
Dialog mit dem Bundesdenkmalamt ei-
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BuB
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Nach dem Passieren des historischen Eingangsportals werden die Besucherinnen und Besucher
nunmehr von einer lichtdurchfluteten Halle empfangen, von der aus sich die galerieartig angeordneten Geschosse öffnen: Der überdachter Innenhof dient als Verbindung zwischen historischem Bautrakt und Freihandflächen im Erweiterungsbau.
Fotos: Land Oberösterreich
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Die schnörkellose Inneneinrichtung ist einheitlich auf die historische Bausubstanz abgestimmt:
Die Materialien sind Eichenholz beim Mobiliar und Muschelkalkstein an den Fassaden.
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Kunst im Treppenhaus (links): Sabine Bitter und Helmut Weber haben rund um das historische
gelbe Glasfenster mit dem Wessobrunner Gebet drei weitere Fenster in den Farben des Herstellungsprozesses des Vierfarbdruckes, Cyan, Magenta und Schwarz, gestaltet.
Die Bibliothek sammelt und archiviert
nicht nur Kunst und Kultur in ihren
Mauern, sondern sie ist selbst ein
Kunst(bau)werk.
nen breiten Raum eingenommen. Besonders die »räumliche Erlebbarkeit« des Innenhofes war den Denkmalschützern ein
Anliegen. Das Architektenteam hat auf
die Anliegen des Denkmalschutzes mit
viel Sensibilität geantwortet und sogar die
historische, schimmernde Außenfassade
wieder dem entstehungszeitlichen Bild
angepasst.
Organisatorisch macht die sanierte Bibliothek einen großen Sprung in Richtung
mehr Selbstbedienung für die Leserinnen
und Leser.
Der aktuelle Bücherzuwachs von jährlich etwa 10 000 Bänden ist weitgehend in
frei zugänglichen Regalen untergebracht
und durch galerieartige Verbindungsgänge zwischen Altbestand und Zubau
sowie durch das historische Treppenhaus
erschlossen. Auch die historischen, oberirdischen Speicher aus den Dreißigerjahren
mit einem – für die damalige Zeit revolutionären – Glasboden sind nunmehr für das
Publikum geöffnet.
Im Erdgeschoß ist eine »Leselounge«
eingerichtet: in Kaffeehausatmosphäre
kann man sich in das aktuelle Zeitungsund Magazinangebot der Bibliothek
vertiefen. Dort liegen nicht nur die regionalen Tages- und Wochenzeitungen auf,
sondern auch ein Querschnitt durch das
deutsch- und fremdsprachige Angebot an
Qualitätszeitungen und NachrichtenmaBuB | 62 (2010) 02
Lesesaal | BuB159 159
Bau
e
gazinen. Insgesamt ist die »Lounge« im
Nahbereich des Eingangsportals stärker
am Unterhaltungslesen als am Informationslesen ausgerichtet.
Alles in allem ist die Bibliothek bestrebt, den Leserinnen und Lesern mehr
»Informationskompetenz« zu vermitteln.
Die Bücher und Zeitschriften sind nach
Wissensbereichen aufgestellt, sodass der
–B
Leseplätze im Freihandbereich der Jugendliteratur verlocken zum Schmökern.
.B
–u
geführt werden. Mit dem System soll auch
sichergestellt werden, dass Bücher nicht
»versehentlich« aus dem Bestand mitgenommen werden.
Ein weiteres Highlight der Bibliothek
ist die sogenannte »eLibrary«. In dieser
Zone ist der Zugang zu den elektronischen
Diensten der Bibliothek konzentriert. Entsprechende Anleitung durch qualifiziertes
und beratendes Personal ist in den letzten
Jahren ein Qualitätsmerkmal der Bibliothek geworden. Kern der eLibrary ist der
Zugriff auf von der Bibliothek lizenzierte
elektronische Dienste wie Datenbanken,
elektronische Zeitschriften, Artikeldienste, Volltexte und E-Books. Auch die Bibliothek selbst arbeitet – in Kooperationen
– immer stärker an der Volltextdigitalisierung von urheberrechtsfreien Texten. So
wurde in Zusammenarbeit mit der Nati-
w
w
w
Einzelne direkt am Regal arbeiten und
lesen kann. In einem Evaluierungsprozess haben sich die Bibliothekarinnen
und Bibliothekare für die Universalklassifikation der Dewey-Dezimalklassifikation in der aktuellen Ausgabe (DDC
22) als Aufstellungssystematik entschieden.
Gründe dafür liegen unter anderem darin, dass die Möglichkeit des syntaktischen
Indexierens eine große Erschließungstiefe
insbesondere bei den landeskundlichen
Beständen zulässt und dass die Notationen zunehmend mehr in den Fremddaten
der Bibliothekenverbünde nachweisbar
sind. Die Bibliothek hat sich bei der Wahl
der Aufstellungssystematik aber auch
von erfolgreichen Beispielen aus Kantonsbibliotheken und norditalienischen
Regionalbibliotheken leiten lassen, die
die DDC als Aufstellungssystematik verwenden.
Die Teilnahme der Landesbibliothek
am österreichischen Bibliothekenverbund
sichert die Einhaltung von normierten
Qualitäten bei der Buchbearbeitung und
nutzt andererseits die rationelle Bearbeitung durch Übernahme von bibliothekarischen Erschließungsstandards im Arbeitsprozess (Katalogisierung, Beschlagwortung).
Der Selbstbedienungsprozess der Leserinnen und Leser wird nunmehr auch
durch den Einsatz von Selbstbedienungsterminals unterstützt Die Schlüsseltechnologie dazu sind die Transponderchips,
die in Etikettenform in jedes Buch eingeklebt sind. Auf dem Chip, der keine eigene
Stromversorgung benötigt, befindet sich
die eindeutige Identifikationsnummer für
jedes Buch. Über eine Sende- und Empfangseinheit, die mit der Datenbank des
Bibliotheksverwaltungssystems verknüpft
ist, kann der Ausleihevorgang vom Leser
selbst berührungslos und im Stapel durch-
.d
Die historischen, oberirdischen
Speicher aus den Dreißigerjahren mit
einem – für die damalige Zeit revolutionären – Glasboden sind nunmehr
für das Publikum geöffnet.
BuB | 62 (2010) 02
Sehr aufwendig gestalten sich die
Maßnahmen für den Brandschutz:
Während der Tiefspeicher mit den
wertvollen Beständen mit einer
Gaslöschanlage ausgestattet wurde,
sind die oberirdischen Bereiche mit
einer Sprühnebelanlage ausgerüstet.
onalbibliothek das »Oberösterreichische
Landesgesetzblatt« ab 1863 digitalisiert
und online zugänglich gemacht (alex.onb.
ac.at).
Auch ein Digitalisierungsarbeitplatz
und ein Arbeitsplatz für sehbehinderte
Leserinnen und Leser ist im Bereich der
eLibrary angesiedelt, um auch für Men-
schen mit Handicap einen Zugang zur
Literatur gemäß dem Stand der Technik
zu ermöglichen. Die Zielgruppe der jugendlichen Leserinnen und Leser wird mit
einem räumlich geschlossenen Angebot
versorgt: Sachliteratur und Belletristik
speziell für diese Zielgruppe, aber auch
ein attraktiver Querschnitt an LiteraturDie während des Jahres 2009 fertiggestellte Sanierung und Erweiterung
ist der erste Abschnitt eines in zwei
Etappen gegliederten Bauvorhaben.
verfilmungen auf DVDs soll besonders die
Teenager noch stärker in die Bibliothek
führen.
Sehr aufwendig gestalten sich die Maßnahmen für den Brandschutz: Während
der Tiefspeicher mit den wertvollen Beständen mit einer Gaslöschanlage ausgestattet wurde, sind die oberirdischen
Bereiche mit einer Sprühnebelanlage ausgerüstet. Diese Technik kommt im Brandfall mit wenig Wasser als Löschmittel aus,
das unter hohem Druck den Brandherd
bekämpft. Die Schädigung der Sammlungen kann somit geringstmöglich gehalten
werden.
Die während des Jahres 2009 fertiggestellte Sanierung und Erweiterung ist
der erste Abschnitt eines in zwei Etappen
gegliederten Bauvorhabens zum Vollausbau.
160
BuB
BuB || Magazin
Lesesaal
Fachliteratur
Andere Definition von Wissen
Es ist dem Rezensenten nicht gelungen,
eine Quelle zu finden, die diese Definition
mit Umstätter teilt, was auch dadurch erschwert wurde, dass er selbst keine angibt.
Trotzdem genügt diese Definition dem
Autor, um »unzählige Laien, aber auch
Wissenschaftler« dafür zu tadeln, dass sie
das Wort Intelligenz falsch gebrauchen (S.
53).
Das ist umso bemerkenswerter, als auch
die Vorstellung, dass »Wissen« angeboren sei, dem Alltagsgebrauch des Begriffs
»Wissen« widerspricht. »Wissen«, als Tätigkeitswort, meint »von etwas Kenntnis
haben«, und das »Wissen«, als Substantiv,
ist dann die Formulierung dieser Kenntnis. Für Umstätter ist »Wissen« schlicht etwas, was abrufbar ist: Eine Pflanze »weiß«,
wie sie wachsen muss, ein Vogel »weiß«,
wie er fliegen muss.
»Der Grund dafür, dass die Erkenntnis,
dass auch Pflanzen schon Wissen haben
und nicht nur der Mensch, vielen Wissenschaftlern Schwierigkeiten bereitet, ist einfach, die meisten Menschen verwechseln
Wissen mit Bewusstsein«, schreibt Umstätter (S. 171). »Die meisten Menschen«
liegen also falsch, aber Umstätter nicht!
Solcherart definiert, lässt sich der Begriff
auf alles Mögliche anwenden. Konsequent
wäre es, festzustellen, dass auch Pantoffeltierchen »ererbtes Wissen« haben – und
also »intelligent« sind.
Unabhängig von solcher alltagsfernen
Gebrauchsfestlegung bringt Umstätter
eine andere Definition von »Wissen«. Diese leitet er aus dem ab, was er für »Informationstheorie« hält, nämlich: »Wissen
ist bei genauerer Betrachtung begründete
Information [...], also eine Information, zu
der eine Begründung ihrer Richtigkeit gehört. Diese Begründung ist aber im Prinzip nichts anderes als eine spezielle Form
der Redundanz, aus der man auf die folgende Information schließen kann, eine a
priori Redundanz« (S. 82, vgl. S. 172, S.
224). Auch hier wüsste der Leser gerne, ob
es für diese Definition eine andere Quelle
als den Autor gibt.
–B
Umstätter, Walther: Zwischen Informationsflut und Wissenswachstum. Bibliotheken als Bildungs- und Machtfaktor der
modernen Gesellschaft. Berlin: SimonVerlag für Bibliothekswissen, 2009. 337
Seiten. – broschiert 28,50 Euro
Der Umgangssprache entspricht sie
jedenfalls ebenso wenig wie der Psychologie oder der Erziehungswissenschaft:
Das »Digitale Wörterbuch der Deutschen
Sprache des 20. Jahrhunderts« gibt die
Bedeutung von »Intelligenz« mit »geistige Fähigkeit, Klugheit« an (ähnlich das
deutsche »Wiktionary« und der »Große
Duden«). Die Psychologie benutzt »Intelligenz« als Allgemeinbegriff für kognitive
Fähigkeiten.
.d
Walther Umstätter streift in seinem »Rückblick« viele Themen
er Titel von Walther Umstätters
jüngstem Buch verspricht erfahrungssatte Urteile: Er klingt nach
einer Summe der wissenschaftlichen und
praktischen Arbeit des ausgewiesenen
Fachmannes. Bis 2006 lehrte der promovierte Biologe am Berliner Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft,
zuvor an der Fachhochschule für Dokumentations- und Bibliothekswesen in
Köln und hatte 1975 bis 1982 an der Universitätsbibliothek Ulm die erste OnlineLiteraturdokumentation aufgebaut.
Nun legt er seinen »Rückblick« vor »auf
eine Entwicklung, die ihre Schatten schon
weit voraus geworfen hat und deren Erkenntnisse Licht in unsere Zukunft bringen«, wie der Klappentext mit einer schiefen Metapher ankündigt.
e
D
Können Pflanzen
wissen?
Intelligenz nicht trainierbar?
.B
–u
Tatsächlich bietet das Buch eine Fülle von
Meinungen und Urteilen – recht selten ist
ersichtlich, was diese mit dem vom Titel
angekündigten Thema des Buches zu tun
haben. Umstätter präsentiert autobiografisch-anekdotisch einige Lieblingsgedanken. Er bettet sie in eine Fülle von Bemerkungen ein, die nur eines gemeinsam
haben: Er wollte sie veröffentlichen.
So streift er unter anderem auf den hier
beispielhaft herausgegriffenen Seiten 50
bis 100 (von etwa 300 Seiten) die Themen Vegetarismus (unrealistische Utopie!,
Seite 57), Amokläufe (schlechte Didaktik
macht Schüler aggressiv! S. 58), Willensfreiheit (ganz einfaches Problem! S. 75),
Atheismus (verantwortungslos! S. 77),
Bachelor-Abschluss (Etikettenschwindel!
S. 86), Sinn von Strafe (durch Massenmedien verzerrt! S. 100), Nationalsozialismus
(bornierte Dummköpfe! passim).
Doch worum geht es im Ganzen? Dies
festzustellen macht Umstätter seinen Lesern nicht leicht. Der Rezensent orientiert
sich an ein paar Begriffen, die dadurch
herausgehoben sind, dass sie einem im
Buch häufiger begegnen: »Intelligenz«,
»Wissen«, »Information« beziehungsweise
»Informationstheorie«.
»Intelligenz«, schreibt Umstätter, »ist
das ererbte Wissen von Lebewesen, im
Gegensatz zu dem, das sie im Laufe ihres
Lebens erwerben« (S. 49 und an anderer
Stelle). Dieser Satz mutet an wie eine Definition, und er erklärt dem verblüfften
Leser zum Beispiel, warum Umstätter Intelligenz für nicht trainierbar hält (S. 45):
Wissen lässt sich eben nicht trainieren.
Wie kommt Umstätter darauf? Ist das eine
in der Biologie übliche Definition, die er
sich aus dem Studium bewahrt hat?
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Anschrift des Rezensenten: Dr. Joachim Eberhardt,
Lippische Landesbibliothek, Hornsche Straße 41,
32756 Detmold; [email protected]
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Magazin
Lesesaal || BuB
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Fachliteratur
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Fazit
.d
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Das Buch ist 300 Seiten dick und doch
sehr dünn. Bis zur letzten Seite muss
der Leser rund 600 Kommafehler, 200
Druckfehler (»Juriprodenz«, S. 311) und
exzessive Selbstreferenzialität des Autors
ertragen (58 von 145 Titel im Literaturverzeichnis sind von ihm).
Ganz ernsthaft schreibt er Sätze wie:
»Durch die Massenmedien unserer Zeit,
besteht schon seit längerem die große Gefahr, dass Kriminalität, Faustrecht, Pornographie etc. kultiviert und damit das Wort
Kultur immer stärker verballhornt wird.
Es war nicht zuletzt der Nationalsozialismus, der unter J. Goebbels die Massenmedien dazu missbrauchte, Gewalt und
Betrug in Deutschland zur Durchsetzung
eigener Interessen zu kultivieren.« (S. 311)
Störend ist zudem die ständige »Die
anderen irren«-Attitüde angesichts der
zahlreichen Irrtümer im Buch. – Ein paar
Beispiele:
 Die Autorin der Harry-Potter-Romane heißt nicht »Rawlings« (S. 146) und
Kleists Heldin von Heilbronn nicht »Gretchen« (S. 150).
 »Naheliegend« findet die Tatsache, dass
eine »dichotome Verzweigung« zwei Äste
hat (S. 179), nur, wer nicht weiß, dass dichotom »zweiteilig« bedeutet.
 Goethe wollte mit den Versen »Wär
nicht das Auge sonnenhaft, / die Sonne
könnt es nie erblicken« sicher nicht, wie
Umstätter aber gönnerhaft feststellt, »sehr
schön deutlich [machen], dass die Lebewesen dieser Erde die physikalischen Gesetzmäßigkeiten in sich inkorporiert haben«
(S. 76, Fn. 50) – das Sonnenhafte des Auges geht unmissverständlich über Physik
hinaus.
 Die »eigentliche Bedeutung des Wortes Psyche« ist nicht »unsterbliche Seele«
(S. 257); die Vorstellung einer »unsterblichen Seele« ist viel jünger als das Wort, das
Umstätter gegen die Psychologie in Schutz
nimmt.
Solcherlei dem Autor vorzuhalten, ist
– das sei abschließend festgestellt – darum naheliegend, weil Umstätter jegliche
Selbstreflektion fehlt. Wer im Glashaus
sitzt, für den ist es womöglich unsichtbar.
Joachim Eberhardt
–B
Außer Umstätter käme wohl auch kein
Informationstheoretiker auf die Idee, den
Begriff »Wissen« in seine Überlegungen
einzubeziehen, da hier, selbst wenn man
Umstätters eigenwilliges Verständnis von
»Wissen« zugrunde legt, der Begriff der
»Bedeutung« ins Spiel zu kommen droht:
Nur die Bedeutung sagt einem, ob beim
Bit-für-Bit-Vergleich zweier Zeichenstränge die Abweichung des zweiten überraschend ist, das heißt »informativ« (im altagssprachlichen Sinne), oder ob schlicht
ein Übermittlungsfehler vorliegt.
»Die Informationstheorie war im letzten Jahrhundert ohne Zweifel die größte
Revolution«, meint Umstätter (S. 34),
trotz echter Revolutionen wie der friedlichen vom November 1989. Sie »bildet
seit 1963 (Weinberg-Report) die Basis
der Bibliothekswissenschaft«, daher seien
die Begriffe Bibliothekswissenschaft und
Informationswissenschaft »weitgehend
tautologisch« (S. 166) Trotzdem widmet
Die Gedanken kondensieren
zu keiner These, die sich wiedergeben ließe.
w
Umstätter meint, sein esoterischer Wissensbegriff habe die Folge, dass Wissen
sich »messen« ließe »wie Information« in
Bits und Bytes (S. 172). Wie genau das
gehen soll, verraten aber auch andere Umstätter-Publikationen nicht. Man erfährt
dort nur, dass die vorhergesagte Information mit der eintreffenden »Bit für Bit« verglichen werden müsse.
Würde das bedeuten, ich habe ein Wissen von »zwei Bit«, wenn die vorhergesagte Information von der eintreffenden um
zwei Bit abweicht? Oder eines von 98 Bit,
wenn 98 Bit zwischen beiden übereinstimmen? Aber nach Umstätter sind doch diese
98 Bit in der zweiten Information gerade
redundant? Was fangen wir damit an, dass
dieselben »Informationen« (umgangssprachlich gesprochen) sich unterschiedlich codieren lassen, also in unterschiedliche Bitmengen gefasst werden können?
Der Rezensent will gerne einräumen,
dass er als Geisteswissenschaftler die Feinheiten der Informationstheorie vielleicht
einfach missversteht, deren Bedeutung
Umstätter nicht müde wird zu betonen
und in deren Gedankengebäude er sich
wie zu Hause zu fühlen scheint. Allerdings
hat er ein paar Zimmer eingebaut, die man
in anderen Darstellungen nicht findet, sodass es nicht so erstaunlich ist, wenn sich
der Leser nicht gleich zurechtfindet.
So schreibt Umstätter etwa, »eine Information können wir nach der Informati-
Offene Fragen
–u
Feinheiten der Informationstheorie
onstheorie von Shannon, Weaver, Wiener
etc. nur als solche bezeichnen, wenn sie für
uns neu ist. Wenn wir dagegen zum hundertsten Mal lesen, dass wir unter einer Informationsflut leiden, ist das Redundanz«
(S. 107). Nach der Informationstheorie
von Shannon/Weaver bezieht sich jedoch
Redundanz auf die Übermittlung einer
Nachricht. Sagt man, dass sich eine Nachricht zu einer anderen »redundant« verhält,
dann benutzt man das Wort »Redundanz«
nicht fach-, sondern alltagssprachlich.
.B
Umstätter erklärt die Idee der »A-priori-Redundanz« wie folgt: »Wenn wir beispielsweise die Information haben, dass
die Kirchturmuhr, die wir in einer schlaflosen Nacht hören, vor einer Stunde Elf
geschlagen hat, wissen wir, sobald wir den
ersten Schlag hören, dass nun noch elf weitere folgen werden.« Man weiß, dass noch
elf Schläge folgen werden, weil man die elf
Schläge aus dem ersten vorhersagen kann,
so Umstätters Überlegung.
Aber ist die Zahl der Schläge das, was
wir wissen wollen, wenn die Uhr schlägt?
Oder geht es nicht vielmehr darum, dass
wir wissen wollen, wieviel Uhr es ist?
Schlagzahl und Uhrzeit sind durchaus
verschiedene Dinge, und ihr Zusammenhang ist nicht etwa der der »Begründung«.
Dass die Uhr zwölf Mal schlägt, bedeutet,
dass es zwölf Uhr ist; aber das Uhrenschlagen verursacht die Uhrzeit nicht. Umstätter jedoch denkt sich den Begründungszusammenhang tatsächlich kausal (wie man
auf Seite 169 sieht, wo er von der »kausalen
Vernetzung« der Begründung mit dem Begründeten schreibt).
er tatsächlich einige Gedanken auch noch
echten Bibliotheken, schreibt über die Geschichte von IuD in Deutschland, über die
»Online-Revolution«, über das Internet.
Das geschieht jedoch so wenig zielbewusst, dass das Buch zu keiner These
kondensiert, die sich hier wiedergeben ließe. Die (mögliche) Bedeutung der Informationstheorie für die praktische Arbeit
der Bibliotheken bleibt dem Leser darum
verborgen. Und was Wissensmessung, so
sie vorgenommen werden kann, austrägt
für die Theorie der Wissensorganisation,
für die Gestaltung von Katalogsbenutzeroberflächen, für die Lehre der Informationskompetenz oder für die »Macht« in der
Gesellschaft, um beim Buchtitel zu bleiben, das steht dahin.
162
BuB
BuB || Magazin
Lesesaal
Fachliteratur
W
w
Keine eigene Rechtsposition
Kauert beginnt seine Untersuchung, indem er zunächst den Begriff des Werkmittlers und dessen unterschiedliche
Leistungen vorstellt. Dabei legt er einen
besonderen Schwerpunkt auf die historische Entwicklung. Es zeigt sich, dass technische Innovationen, neue Medien zumal,
oft mit neuen Schutzrechten einhergehen.
Beispielhaft führt Kauert den Tonträgerhersteller und das Sendeunternehmen an.
Auch die gegenwärtige Phase der Digitalisierung bietet Gelegenheit, über neue
Schutzrechte für Werkmittler nachzuden-
e
.d
Dogmatische Schieflagen
Nach dieser soliden Einführung in die
allgemeine Problematik von Leistungsschutzrechten stellt Kauert die konkrete
Rechtslage beim Verlegerleistungsschutz
ausführlich dar. Auch wenn es kein eigenes Leistungsschutzrecht für Verlage gibt,
sind sie bei den von ihnen erbrachten Leistungen doch nicht schutzlos.
So werden etwa im Datenbankherstellerrecht, bei nachgelassenen Werken oder
wissenschaftlichen Ausgaben bestimmte
Aspekte verlegerischen Wirkens geschützt;
ein umfassender Schutz indes fehlt. Gegenüber Konkurrenten kann zwar das
Wettbewerbsrecht helfen, doch ist sein
Schutzumfang meist nicht klar. Um in jeder Hinsicht juristisch geschützt zu sein,
kommen Verlage nicht umhin, sich von
den Autoren umfassende Nutzungsrechte
einräumen zu lassen.
Aus dieser Situation freilich ergeben
sich dogmatische Schieflagen, die Kauert
in einem eigenen Abschnitt thematisiert.
Namentlich die Stellung der Verleger in
den Verteilungsplänen der Verwertungsgesellschaft Wort (VG Wort) ist hier ein
Problem. Darüber hinaus ist der aus verlegerischen Rechtsschutzgründen gegenwärtig gebotene Gleichklang von Autoren
und Verlegern rechtspolitisch kritisch zu
sehen. Entgegen landläufiger Auffassung
w
enn Bibliotheken daran gehen,
urheberrechtlich
geschützte
Werke, die lediglich gedruckt
vorliegen, retrospektiv zu digitalisieren,
fragen sie regelmäßig die Autoren, vor allem dann, wenn sie als Wissenschaftler an
einer Hochschule tätig sind. Der Verlag
jedoch wird nicht kontaktiert, auch dann
nicht, wenn das gedruckte Verlagsprodukt
als Vorlage für die Digitalisierung verwendet wird.
Dieses Vorgehen erzeugt manchmal
ein gewisses Unbehagen. Immer wieder
taucht die Frage auf, ob nicht auch eigene
Rechte des Verlages betroffen sind, wenn
dessen Erzeugnisse ungefragt digitalisiert
werden. Welche Rechte könnten das aber
sein? Die Berliner Dissertation von Michael Kauert widmet sich ausführlich diesem Thema.
sind die Interessen von Autoren und Verlegern durchaus nicht immer deckungsgleich.
Deutlich wird dies vor allem im Wissenschaftsurheberrecht. Während Autoren hier keine starken Ausschließlichkeitsrechte, vielmehr eine weite Sichtbarkeit
ihrer Werke wünschen, ist den Wissenschaftsverlagen vor allem im digitalen Bereich meist an einer umfassenden Kontrolle über die Werknutzung gelegen.
Mehr Kontrolle?
Kauert plädiert hier dafür, die spezifische
Leistung der Verlage in einem eigenen
Schutzrecht zu würdigen, anstatt sie über
abgeleitete Nutzungsrechte zu schützen.
Sorgfältig zeichnet er die bisherige Diskussion nach und wägt Vor- und Nachteile eines eigenen Verlegerleistungsschutzsrechts
gegeneinander ab. Im Ergebnis befürwortet er ein solches Leistungsschutzrecht und
unterbreitet als rechtspolitisches Ergebnis
seiner Arbeit einen konkreten Formulierungsvorschlag für ein eigenes Leistungsschutzrecht der Verleger.
Dieses Leistungsschutzrecht muss nicht
notwendigerweise eine gesteigerte Kontrolle der Werknutzung durch die Verleger bedeuten. Im Gegenteil: Die rechtlich
saubere Trennung der Anteile von Autor
und Verlag an einem konkreten Produkt
ermöglicht Wettbewerb. So ist es denkbar,
dass ein Text in seiner Rohfassung frei zugänglich im Netz kursiert, professionell
aufbereitet aber ein rechtlich gesondert
geschütztes Verlagsprodukt darstellt. Hier
hat ein eigenes Verlegerleistungsschutzrecht durchaus interessante Perspektiven,
auch und gerade für neue Geschäftsmodelle mit grundsätzlich freien Inhalten.
Insgesamt kann Kauerts Arbeit nachdrücklich empfohlen werden. Sie ist gut
geschrieben, liest sich flüssig, mitunter
spannend und zählt zu den wichtigeren
Neuerscheinungen der jüngeren Vergangenheit im Recht des Geistigen Eigentums. Vor allem mit Blick auf den Dritten
Korb und das in diesem Zusammenhang
bereits diskutierte Leistungsschutzrecht
für Presseverleger sollte es von allen, die
rechtspolitisch kompetent mitreden wollen, zur Kenntnis genommen werden.
Eric W. Steinhauer
–B
Kauert, Michael: Das Leistungsschutzrecht des Verlegers. Eine Untersuchung
des Rechtsschutzes der Verleger unter
besonderer Berücksichtigung von § 63a
UrhG. Berlin: de Gruyter Recht, 2008.
XXI, 307 Seiten. – gebunden 79,95 Euro
–u
Rechtlich saubere Trennung
der Anteile von Autor und
Verlag an einem Werk könnte
neue Geschäftsmodelle eröffnen
ken. Dabei geht es nicht um einen kreativen Beitrag des Werkmittlers, sondern um
den wirtschaftlich relevanten Einsatz von
Arbeit und Kapital.
Während sich der Tonträgerhersteller
und der Sendeunternehmer in den Paragraphen 85 und 87 Urheberrechtsgesetz
auf eigene Schutzrechte berufen können,
gibt es eine entsprechende Rechtsposition
für den Verleger nicht, obwohl er einer der
ältesten Werkmittler ist. Kauert stellt die
Regelungen für den Tonträgerhersteller
und den Sendeunternehmer in Grundzügen vor und entwickelt unter Einbeziehung weiterer im Urheberrechtsgesetz
geregelter Leistungsschutzrechte Kernelemente eines Leistungsschutzrechtes für
Werkmittler.
Nach Kauert hat dieses Recht vor allem
den wirtschaftlich-organisatorischen Beitrag des Werkmittlers zum Gegenstand,
der sich im endgültigen Produkt verkörpert beziehungsweise dort seinen rechtstatsächlichen Anknüpfungspunkt hat.
Daneben sollen aber auch minimal-kreative Beiträge des Werkmittlers geschützt
werden, denen ansonsten die für einen Urheberschutz notwendige Schöpfungshöhe
fehlte.
.B
Plädoyer für
ein eigenes
Leistungsschutzrecht der Verlage
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162
Anschrift des Rezensenten: Dr. Eric W. Steinhauer,
Universitätsbibliothek der FernUniversität,
Postfach, 58084 Hagen; [email protected]
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Magazin
Lesesaal || BuB
BuB
163 163
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Fachliteratur
Bei geschätzten maximal 5 000 Absolventen innerhalb der letzten zehn Jahre – die
Berufsbildungsstatistik 2000 bis 2006
weist die zu niedrig gegriffene Zahl von
3 170 Absolventen aus – hat Astrid Seng
mit ihrer Fragebogenaktion in ihrer Urliste 1 635 verwertbare Erhebungseinheiten
erhalten. Ausgehend von der von der Autorin angenommenen Zahl von 4 671 Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste als Grundgesamtheit, wären
dies rund 35 Prozent.
Die sich ungeachtet dieser recht hohen
Zahl stellende Frage nach der Repräsentativität im statistischen Sinne wird von der
Autorin selbst verneint. Kritisch zu sehen
.B
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w
83,8 Prozent der Absolventen
hatten die Fachrichtung Bibliothek,
10 Prozent verkürzen die Ausbildung,
5 Prozent haben einen zweijährigen
Ausbildungsvertrag.
Anschrift der Rezensentin: Karin Holste-Flinspach,
Stauffenbergschule, Arnsburger Straße 44, 60385
Frankfurt am Main; [email protected]‘
BuB | 62 (2010) 02
Zahlen – und ein Blick zurück
Als »Appetizer« nachfolgend auszugsweise
ein paar Zahlenwerte und Schlussfolgerungen der Studie:
– 83,8 Prozent der Absolventen haben
die Fachrichtung Bibliothek
– 10 Prozent verkürzen die Ausbildung,
5 Prozent haben einen zweijährigen
Ausbildungsvertrag
– 87,3 Prozent wollen nach der Ausbildung im Beruf bleiben, 16,1 Prozent
nehmen nach der Ausbildung ein Studium auf
– 83,1 Prozent bleiben im Bundesland
der Ausbildung, von Bibliotheks-FaMIs sogar 97,2 Prozent
– 40 Prozent erhielten ihre aktuelle Stelle
durch Verbleib bei der Ausbildungsstelle
– 51,5 Prozent sind unbefristet beschäftigt, 76,7 Prozent arbeiten in Öffentlichem Dienst.
Nach der Ausbildung arbeiten FaMIs am
häufigsten in den drei Bereichen Medienund Informationsvermittlung, Formalerschließung und Erwerbung, im Regelfall
auf Mischarbeitsplätzen.
Mit der Neueinführung des FaMI-Berufes im Jahr 1998 verbunden war seitens
der Verordnungsgeber als berufspolitisches Hauptargument die Mobilitätserhöhung der Absolventen. Durch die Erweiterung der früher monodisziplinären Assistentenausbildung sollte den Bewerbern
ein größeres Arbeitsplatzspektrum offen
stehen.
Diese Erwartungen sind bis zum heutigen Tage zwar in Bezug auf die Bibliothekssparte, aber ansonsten nur bedingt
eingetreten, insbesondere – so stellt es
auch die vorliegende Verbleibstudie fest
– ist die Durchlässigkeit zwischen den
Fachrichtungen sehr gering. Auch ist der
erwartete Ausbildungsplatz- und Arbeitsplatzzuwachs in der Privatwirtschaft nicht
eingetreten.
.d
Kleine Lücken
–u
Seng, Astrid: 10 Jahre FaMI-Ausbildung in
Deutschland. Fachrichtungsübergreifende
Studie zum beruflichen Verbleib der Absolventen. Berlin: Humboldt-Universität,
Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, 2009 (Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft; 256). 203 Seiten: grafische Darstellungen. – online unter edoc.
hu-berlin.de/series/berliner-handreichun
gen/2009-256
werden. Auf die ausführliche Darstellung
der Methodik hinsichtlich der Datenerhebung und Datenaufbereitung soll hier
nicht näher eingegangen werden, sondern
schwerpunktmäßig auf die Analyse des
umfänglichen Datenmaterials.
–B
Ergebnisse einer umfangreichen
Fachangestellten-Befragung zu
deren Vorbildung, Lehrzeit und
Verbleib
ehn Jahre Fachangestelltenausbildung – eine »Festschrift« des Berufsverbandes Information Bibliothek
e.V. für den »neuen« Beruf liegt bereits vor
(siehe die Rezension in BuB Heft 10/2009,
Seite 748 f.), und nun auch eine Masterarbeit über den Verbleib der Berufsabsolventen. Was findet man nun in der an der
Humboldt-Universität (betreut von Konrad Umlauf) verfassten Abschlussarbeit?
Jede Menge Zahlen, die die Autorin
mittels einer Internetabfrage erhoben hat
und die im Anhang ausführlich in Tabellenform ebenso wie die Online-Fragebögen detailliert aufgeführt werden. Die
Autorin hat Absolventen zu den drei großen Themenkomplexen Vorbildung, Fachangestelltenausbildung und beruflicher
Verbleib befragt.
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Z
Daten und
Fakten zur FaMIAusbildung
ist vor allem die nicht vollständige Einschlusswahrscheinlichkeit, da
– via Internet nicht alle Absolventen auf
die Befragung aufmerksam wurden und
– vor allem die Stimmen derjenigen
fehlen dürften, die nach Beendigung der
Ausbildung im erlernten Beruf nicht Fuß
fassen konnten oder wollten.
Diese Einschränkungen mindern Wert
und Anspruch der Studie jedoch kaum,
trotz fehlender Zufallsauswahl attestiert
die Autorin ihrer Studie eine sehr gute
quotenmäßige Abbildung der Grundgesamtheit mit prozentual nur geringfügigen Abweichungen. Diese Bewertung
kann auch aus Außensicht durchaus geteilt
Niedrige Arbeitslosenquote
Die ursprünglich vom Bundesinstitut für
Berufsbildung erwartete Zahl von 1 000
bis 1 500 Ausbildungsplätzen wird im
Schnitt nur zur Hälfte bis zu einem Drittel
erreicht. Auch ist die etwas später hinzugekommene fünfte Fachrichtung der Medi-
164
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BuB || Magazin
Lesesaal
Blickpunkt Internet
e
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–B
Im vergangenen »Blickpunkt Internet«
(BuB-Doppelheft 11/12-2009) habe ich
über Datensicherheit geschrieben und
brach dabei auch eine Lanze dafür, sich
nicht herauszuhalten, sondern ein – kalkuliertes – Risiko einzugehen, um ansprechbar zu sein und an der Kommunikation teilnehmen zu können. Beim Thema Sicherheit
gehen die Ansichten darüber, was angemessen ist, freilich weit auseinander. Wir
kennen das von unseren IT-Abteilungen...
Jedenfalls möchte ich an das letzte Thema in einer besonderen Weise anknüpfen,
nämlich mit »Monitoring«. Darunter ist
das Beobachten dessen zu verstehen, was
im Netz über mich, über meine Institution,
über die Mitglieder meiner Institution beziehungsweise über meine Konkurrenten
zu finden ist. Oder über Themen, die mich
oder meine Benutzer interessieren. Der Anknüpfungspunkt ist der, dass ich, um Risiken abwägen zu können, wissen muss, was
über mich und mein Umfeld im Netz veröffentlicht wird. Was gibt es hier für Mittel
und Methoden?
Allgemein angesetzt: »Monitoring« ist eine
alte Methode und ein herkömmliches Geschäftsfeld, in dem im Bereich Dokumentation etliche Firmen ihre Dienstleistungen
anbieten, beispielsweise »Ausschnittdienste«, die Pressemeldungen zu bestimmten
Themen liefern. Ein moderneres Beispiel
sind Spezialsuchmaschinen im Bereich der
Personensuche, die ein »Reputationsmanagement« anbieten, nämlich das Monitoring, welche Informationen zu bestimmten Personen im Netz vorhanden sind und
w
w
Angetreten mit dem Ziel, insbesondere
die derzeitige Arbeitsmarktsituation und
das Berufsbild näher zu beleuchten, liefert
die gut recherchierte Untersuchung bei
nur kleineren Unstimmigkeiten umfängliches, gut verwertbares Zahlenmaterial
und damit eine verlässliche Basis für weitere Untersuchungen, gegebenenfalls auch
für eine mögliche Evaluation des Berufes.
Der Zahlenmenge geschuldet, ist die Zusammenfassung der Ergebnisse stellenweise nicht sehr flüssig lesbar.
Wenn auch für Ausbildungsinsider wenig wirklich neue Erkenntnisse aus der
Arbeit zu gewinnen sind, so gibt es endlich – und das ist das unstrittige Verdienst
der Arbeit – auf Erhebungen basierendes
Zahlenmaterial fachrichtungsübergreifend und bundesweit (im Gegensatz zu
den zwischenzeitlich üblichen Verbleibstudien einzelner Hochschulen).
Fazit: Die Arbeit von Astrid Seng ist für
alle an der Fachangestelltenausbildung Interessierte Pflichtlektüre – dies wurde, wie
gut 300 Zugriffe auf das pdf-Dokument
in den ersten zwei Monaten zeigten, auch
schon von der Berufsöffentlichkeit erkannt.
Karin Holste-Flinspach
Systematische Überwachung: Im Netz Relevantes
über die eigene Institution finden
–u
Gesicherte Erkenntnisse
Mit Monitoring einen Schritt voraus
.B
zinischen Dokumentation faktisch wieder
im Verschwinden begriffen.
Hoffnungen, mit einer längeren und
breiteren Ausbildung auch bessere Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten zu
erreichen, wurden nur sehr eingeschränkt
erfüllt, folgerichtig ist der hauptsächliche
Kritikpunkt der Befragten die Vergütungssituation im öffentlichen Dienst.
Ungeachtet dessen, konnte sich in der
Gänze der FaMi-Beruf am Arbeitsmarkt
positiv positionieren bei einer erfreulich
niedrigen Arbeitslosenquote von 1,3 Prozent und wäre sicherlich noch ausbaufähig
durch informations- und imagefördernde
Aktivitäten zur Bekanntmachung des Berufsbildes.
Vom Stimmungsbild der Befragten her
identifizieren sich die meisten im hohen
Maße mit den erworbenen Qualifikationen mit positiven Auswirkungen auf die
Zufriedenheit mit dem Beruf (Ausreißer
sind hier teilweise das Tätigkeitsniveau sowie die schon erwähnte Bezahlung).
w
164
164
das (kostenpflichtige) Angebot, missliebige
Informationen zu entfernen.
In den USA gilt das Monitoring seit einiger Zeit auch als ein Geschäftsfeld von
(Firmen- beziehungsweise Spezial-)Bibliotheken und Informationszentren und wird
dort unter dem Begriff »competitive intelligence« zusammengefasst. »intelligence«
meint hier nicht Intelligenz, sondern die
Gewinnung von adäquaten Informationen,
so wie es ja ursprünglich auch bei Geheimdiensten (Central Intelligence Agency) oder
in der frühen Presse (Intelligenzblatt) zum
Ausdruck kommt.
Gut: Sie könnten das Monitoring auch
als ein »Geschäftsfeld« begreifen: Was wird
über Ihre Bibliothek, Ihre Institution, die
Angehörigen Ihrer Institution im Netz veröffentlicht? Sie können sich die entsprechenden Stichworte überlegen und Suchmaschinen und Spezialsuchmaschinen damit füttern. Das ist sehr aufwendig? In der
Tat! Deswegen möchte ich Ihnen hier Mittel
und Wege vorstellen, wie man das rationell
und quasi automatisiert einrichten kann, sodass der Zeitaufwand sich minimiert und
man sich einen Großteil der relevanten Informationen zuschieben lässt. Im Zentrum
steht dabei die Anwendung von RSS-Feeds.
Man kann zwar etliches mithilfe von E-MailBenachrichtigungen einrichten, doch einen
weiten Bereich kann man effektiv nur mit
RSS erfassen. Dazu im einzelnen:
Suchmaschinen und Spezialsuchmaschinen habe ich als Suchdienste für Monitoring
bereits genannt. Doch wie kann man sie so
einrichten, dass einem neue Ergebnisse auf
bestimmte Suchanfragen (quasi als »Push«-
@
Dr. Jürgen Plieninger arbeitet als Bibliothekar in Tübingen und ist im Internet als
Informationsanbieter und Rechercheur aktiv.
Näheres zur Person unter http://homepages.
uni-tuebingen.de/juergen.plieninger
BuB | 62 (2010) 02
Magazin
Lesesaal || BuB
BuB
165 165
165
Blickpunkt Internet
Blickpunkt Internet
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BuB | 62 (2010) 02
e
.d
@
@@@@
bietet Yahoo! Pipes gute Möglichkeiten der
Manipulation der ursprünglichen Daten.
Noch ein Hinweis: Sollten Sie fremdsprachige Feeds mit in Ihr Monitoring einbeziehen wollen, so bietet Google Reader reader.
google.com die Möglichkeit, quasi »on the
fly« die abonnierten fremdsprachigen Feeds
zu übersetzen. Das ist sicher nicht perfekt,
zur Beurteilung der Nachricht langt es aber
allemal!
Monitoring von Webseiten, die keinen
RSS-Feed anbieten: Nun gibt es aber viele Webseiten, welche keine RSS-Feeds zur
Verfügung stellen. Was machen Sie nun? Sie
basteln sich einen mithilfe des oben bereits
genannten Dienstes page2rss! Wann immer
die Seite aktualisiert wird, bekommen Sie es
in Ihrem Feedreader mit, so, als böte sie einen RSS-Feed an. Das klappt selbst bei Content Management-Systemen (CMS) recht
gut, aber nicht immer hundertprozentig.
Beispielsweise beobachte ich die Seite bibliojobs und bekomme täglich Meldung, aber
nicht nur, wenn inhaltlich etwas passiert ist,
w
kommen möchten. Danach geben Sie noch
die Häufigkeit der Lieferung an und Ihre EMail ein und speichern es.
Wenn Sie die Abfrage als RSS-Feed haben möchten, müssen Sie sich bei Google
als NutzerIn registrieren. Wenn Sie angemeldet sind, haben Sie die Wahlmöglichkeit zwischen E-Mail- und Feed-Bezug. Sie
bekommen dann jeweils die relevantesten
Ergebnisse der Suche zugesandt. Bei allgemeineren Anfragen bedeutet das, dass eine
Auswahl getroffen wird. Ist die Suche aber
spezifisch, beispielsweise Ihr Name oder jener Ihrer Institution als Phrase (in Anführungszeichen gesetzt), dann sind die relevanten aktuellen Ergebnisse sowieso in der
Nachricht enthalten.
Abonnieren und Zusammenführen von
RSS-Feeds: Wie man RSS-Feeds abonniert,
habe ich bereits im »Blickpunkt Internet« in
Heft 4/2007, Seite. 306f. (www.b-u-b.de/
cgi-local/byteserver.pl/pdfarchiv/HeftBuB_04_2007.pdf) geschildert. Hier nun
geht es darum, viele Feeds auf einmal zur
Kenntnis zu nehmen. Warum viele?
Sie müssen beim Monitoring nach möglichst vielen relevanten Stichwörtern suchen, um sicher zu sein, alle möglichen Variationen auch gemeldet zu bekommen (Eigennamen, Institutionen, gegebenenfalls
auch in mehreren Sprachen, Suchworte in
Singular und Plural, Synonyme). Sie müssen
beim Monitoring Ihr Netz möglichst weit
auswerfen, um alle relevanten Informatio-
sondern auch, wenn das Bild unten rechts,
das nichts mit dem eigentlichen Inhalt zu
tun hat, ausgetauscht wurde.
Daneben gibt es etliche kostenlose
Dienste, die Ihnen Änderungen von Webseiten per E-Mail melden. Beispielsweise
Watch that Page www.watchthatpage.com,
welches zuverlässig arbeitet. Das ist zwar
nicht so schön schlank zu verarbeiten, wie
RSS-Meldungen, aber wenn Sie mit Filtern
in Ihrem E-Mail-Programm arbeiten, dann
können Sie sich die Meldungen gleich in ein
Unterverzeichnis einsortieren lassen, das Sie
dann periodisch abarbeiten können.
Zum Schluss möchte ich noch einmal
auf die Frage zurückkommen, wozu diese Technik dienen kann: Sie können damit
eine »Nachrichtenzentrale« einrichten, mit
deren Hilfe Sie Informationen über sich und
Ihr Umfeld überwachen und gegebenenfalls
weiter nutzen können.
Wenn Sie beispielsweise die Homepage
Ihrer Institution pflegen, sind aktuellste Informationen, die man von außen bekommt
und einbinden kann, sehr gut. Ein Beispiel:
Eine Studierende meines Instituts ist bei der
Bundestagswahl 2009 jüngste Bundestagsabgeordnete geworden. Erfahren habe ich
dies aus der Zeitung eines Nachbarortes,
über den Feed einer Zeitungssuchmaschine. Aber ebenso kann man reagieren, wenn
unliebsame Informationen oder Wertungen
kommuniziert werden.
Was bei Spezialbibliotheken natürlich
noch hinzukommt, das ist die Beobachtung relevanter Informationen über das
Geschäftsfeld der Trägerorganisation. Hier
kommt zusätzlich zum Geschilderten noch
eine Routine hinzu, die relevanten Fachdatenbanken zu durchsuchen, ob neue wissenschaftliche oder Marktinformationen
zum Thema xy verfügbar sind. Viele dieser
Datenbanken bieten mittlerweile auch die
Möglichkeit, sich per E-Mail/RSS-Alert benachrichtigen zu lassen, wenn neue Aufsätze, Statistiken oder Preprints in der Datenbank verfügbar sind.
Für Rechtsbibliotheken unabdingbar ist
oft das Abonnement der höchstrichterlichen
Rechtsprechung.
Up to date bleiben – hier bekommt es
eine ganz systematische Bedeutung, wenn
man die Marktbeobachtung als eigenen
Dienst der Bibliothek begreift, aufbaut und
anbietet.
–B
@@@@
–u
@
nen mitzubekommen. Da ist es mit einem
Stichwort nicht getan!
Wenn Sie Ihren Feedreader richtig strukturieren, so können Sie die einzelnen Feeds
ohne weiteres in einer Ordnerstruktur unterbringen und so rasch überblicken. Eine
andere Möglichkeit wäre die Anzeige der
abonnierten Feeds auf einer sogenannten »Startseite«, beispielsweise bei Netvibes www.netvibes.com. Dort sehen Sie auf
einer Fläche, ob sich etwas getan hat oder
nicht, sehen erst einmal die Überschrift und
erst danach, wenn es Sie interessiert, die
ganze Information.
Wenn Sie verschiedene Feeds in einem
vereinigen möchten, bietet sich Yahoo!
Pipes pipes.yahoo.com/pipes/ als »Werkzeugkasten« an. Dort können Sie sich einen »Geschäftsgang« basteln, welcher verschiedene Quellen vereint und in einem
Feed ausgibt. Das ist immer dann nützlich,
wenn man viele ähnliche Quellen hat, die
man nicht nach und nach zur Kenntnis nehmen möchte. Wenn Sie dann die Einträge
noch filtern oder ordnen möchten, auch hier
.B
Dienst) zugeschoben werden? Nicht jede
Suchmaschine bietet diese Möglichkeit,
und bei jenen, die sie bieten, wandert diese Funktion immer wieder mal, wird umbenannt et cetera.
Nehmen wir als erstes Google. Dort finden Sie unter www.google.de/alerts die
Möglichkeit, Suchabfragen, die Sie bei dieser Suchmaschine als besonders effektiv
hinsichtlich der dargestellten Ergebnisse bewerten, (mit Copy und Paste) einzufügen.
Sie können dann wählen, ob Sie Ergebnisse nur aus der Suchmaschine oder auch von
den Spezialsuchmaschinen zur Zeitungsartikelsuche und zur Blogsuche zugesandt be-
BuB
BuB || Summary
Lesesaal
Young Enterprise – Learning by Doing / A
Training Scheme for Libraries, too? (Karin
Klingbeil)
(pp. 146–148)
e
The concept of »Young Enterprise« involves
an actual practice company which is integrated into a real enterprise in connection with
a professional trainee program. It consists of
practical learning experiences to supplement
training in a company. In Germany some libraries are already using this scheme.
Trainees organize and work independently and responsibly in an autonomous department of the library which serves as a model of
the host organization at a less complex scale, thus enabling the trainees to understand
the processes and interrelated features of the
organization better. It involves real funds,
goods and services and real dealings with customers and suppliers. Trainees are also responsible for personnel, marketing, customer
recruitment, and billing. Hence they take on
economic responsibility for their decisions,
thereby learning and deepening important
key competencies.
Trainees take their bearings from guidelines, checklists, and handbooks. They are
supposed to learn how to acquire the knowledge and information which they need
through their own initiative. The trainer
plays the role of a consultant and, ideally, becomes superfluous. As the employer hosting
a Young Enterprise department, a library acquires qualified staff members who are able
to adapt readily and quickly to new developments. The idea behind this project is to improve the quality of training and enhance the
image of the library as a modern, innovative
and future-oriented enterprise. The program
can conceivably be introduced in any type of
library and designed flexibly in terms of the
library’s organization, training program, and
other general capacity.
Translated by Martha Baker
–u
–B
.d
EZProxy is a software when grants users external access to restricted-access websites
provided by a library. The software recognizes the library users through a local authentification system and enables access to licensed
content in conjunction with the user profile.
More than 2 500 institutions in 60 countries
already use EZProxy, among them the City
and State Library of Dortmund. Its positive
experience is described in this article by HansChristian Wirtz.
In view of the many advantages provided
by the implementation of EZProxy, it seems
surprising that it is not found more widely in
German libraries. The number of online customers is growing everywhere, and the number of customers who visit a library only once
a year to register, but are otherwise active online users, is also growing. This is one more reason for a tool like EZProxy. In large municipal
libraries EZProxy enables flexible electronic
services by reducing the dependency on service providors and database suppliers while
increasing the opportunity for remote access
to all services. This is of particular interest for
services with only a single IP authentification,
i.e. when access would otherwise only be
possible on the library premises. By employing EZProxy the library has the possibility to
offer remote access without significant technical barriers. In summary, the City and State Library of Dortmund has found EZProxy a
good and economical solution for providing
customers with licensed content through authenticated remote access.
w
w
This article provides an in-depth analysis of
the directions taken by librarians in the debate over user fees in Germany’s public libraries since the 1950s. Christof Capellaro focuses on the positions taken, how they are
argued and the visual imagery employed in
the pertinent publications. Since the latter
third of the 1990s little has been heard about
user fees. If fees are mentioned at all, then
scarcely with a view toward the question of
»whether« (should fees be charged at all?),
but rather almost only in terms of »how,« i.e.
what is the most effective, and in particular,
best automated or computer-based form of
collection. Meanwhile the proportion of libraries charging user fees is steadily growing.
Although there are still emphatic opponents of user fees, they are no longer to be
found among prominent office-holders in
professional organizations – as was the case
in the 1950s and 1960s – or among the directors of large and middle-sized libraries. Today these librarians form a peripheral group in
the profession. Arguments for non-fee library
service were based in the 1950s on social pedagogical concerns, in the 1960s on concern
for efficiency, and in the 1970s on educational politics. Since the 1980s, though, opponents to fees have presented hardly any new
arguments and apparently recognize neither
a need for new arguments nor a need to convey their objections meaningfully to local politicians, i.e. through lobby work. The library profession’s associations have dedicated
themselves more intensively to lobbying activities in recent years, but have shelved their
demands for non-fee service.
Swift Interface With Customers / City and
State Library of Dortmund’s Positive Experience with Authenticated Remote Access via
EZProxy (Hans-Christian Wirtz)
(pp. 142–145)
.B
Consonance – Dissonance – Silence / German Librarianship’s Discourse on Fees between 1950 and 2010 (Christof Capellaro)
(pp. 122–127)
w
166
166
BuB | 62 (2010) 02
Lesesaal
Résumé || BuB
BuB
La contribution de Christof Capellaro dégage
les évolutions principales du débat bibliothéconomique concernant les droits d’inscription
dans les bibliothèques publiques en Allemagne des années 50 jusqu’à nos jours. Au coeur
du débat l’attitude des bibliothécaires, leur
argumentation et la langue imagée de leurs
contributions pertinentes.
Depuis le dernier tiers des années 90, c’est
le silence autour des droits d’inscription. Si
toutefois le thème apparaît dans la littérature professionnelle, la question posée n’est
plus de l’ordre du »doit-on?« (demander
des droits d’inscription?), mais de l’ordre du
»comment«, (comment percevoir les droits
de la manière la plus efficace et si possible automatisée). Dans le même temps, le nombre
de bibliothèques allemandes qui demandent
des droits d’inscription continue à augmenter.
Pourtant il existe toujours des adversaires
décidés des droits d’inscription. Contrairement aux décennies passées, notamment aux
années 50 et 60, ils ne se recrutent plus parmi
les stars des permanents d’associations ou les
directeurs de bibliothèques de villes grandes
et moyennes. Il s’agit d’un groupe plutôt marginal de bibliothécaires.
Dans les années 50 les arguments en faveur de la gratuité étaient plutôt du type
»éducation populaire«, dans les années 60
il s’agissait d’arguments de rationalisation et dans les années 70 de politique culturelle. Depuis les années 80, les adversaires
des droits d’inscription n’ont pas développé
d’arguments nouveaux et ils ne semblent pas
éprouver la nécessité de le faire, pas plus que
la nécessité de transmettre efficacement leur
revendication aux élus communaux, et donc
de faire du lobbying en faveur de la gratuité. Pourtant les associations ont renforcé leur
travail de lobbying depuis quelques années,
mais la revendication d’exemption de droits
d’inscription a été abandonnée.
Le proxy EZ permet aux usagers un accès externe aux contenus numériques proposés par
les bibliothèques. Il s’agit d’un logiciel qui reconnaît les usagers de la bibliothèque grâce à
des processus d’identification locaux et leur
donne l’accès externe à des contenus légaux
en fonction de leur profil d’utilisateur. Plus de
2 500 institutions dans plus de 60 pays travaillent déjà avec le proxy EZ, notamment la
bibliothèque municipale et du Land de Dortmund. Hans-Christian Wirtz décrit dans son
article cette expérience positive.
Lorsqu’on utilise EZProxy et lorsqu’on
fait l’expérience de ses avantages multiples,
il peut paraître surprenant que ce logiciel ne
soit pas plus répandu dans les bibliothèques
allemandes. Le nombre des clients en ligne ne
cesse d’augmenter partout. Et le nombre des
clients qui ne viennent plus à la bibliothèque
qu’une fois par an pour prendre leur inscription, mais qui sont actifs en ligne augmente
aussi. Une raison de plus en faveur d’outils
comme ProxyEZ. Dans les bibliothèques de
grandes villes ProxyEZ augmente la flexibilité
des offres électroniques parce-que la dépendance par rapport à des agrégateurs et des
fournisseurs de banques de données diminue.
De plus la possibilité de l’utilisation à distance
de toutes les offres est améliorée. Cette technique est particulièrement intéressante pour
des offres qui ne demandent qu’une authentification IP. En principe, pour les offres avec
authentification IP, l’accès n’est possible que
dans la bibliothèque même avec le n° IP de
l’institution. Grâce à l’utilisation de EZProxy
les bibliothèques ont la possibilité sans grandes difficultés techniques de rendre l’accès à
distance possible.
Le bilan de la bibliothèque de la ville et du
Land de Dortmund: EZProxy est une bonne
solution, peu onéreuse, pour mettre à disposition des clients des contenus licenciés et
authentifiés.
Le terme »entreprise junior« désigne une entreprise réelle d’apprentissage, qui dans le
cadre d’une formation professionnelle est intégrée dans une entreprise. Elle se caractérise par un apprentissage basé sur la pratique
et orienté vers l’action, et complète la formation donnée. En Allemagne plusieurs bibliothèques travaillent selon ce modèle de formation.
Les personnes en formation dirigent et travaillent de façon autonome et en responsabilité personnelle dans un département de la bibliothèque. Ce département est un modèle réduit, et représente la structure de l’entreprise
mère sous une forme moins complexe, de manière à ce que les apprenants puissent mieux
appréhender les modes de fonctionnement et
les relations au sein de l’organisation. Il existe
réellement des flux d’argent et de marchandises, des services sont rendus, des produits
réalisés, des clients et des fournisseurs pris en
compte. La gestion du personnel, le marketing, la recherche de clientèle et la facturation
sont aussi entre les mains des apprenants. Ils
prennent ainsi la responsabilité économique
de leurs décisions et apprennent et approfondissent des compétences fondamentales.
Les apprenants s’aident de lignes directrices, de checklists et de manuels. Le but est
qu’ils apprennent à s’approprier eux-mêmes
le savoir qui leur manque, et qu’ils s’ouvrent
des chemins personnnels pour rechercher
l’information. Le formateur endosse le rôle
d’un conseiller, et idéalement, il devient inutile dans l’entrepise junior.
La bibliothèque en tant qu’employeur
gagne grâce à l’entrepise junior des collaborateurs plus compétents, qui s’adaptent plus
vite et plus facilement à des évolutions nouvelles. Ce modèle sert à améliorer la qualité de la formation, et donne une image plus
moderne, innovante et orientée vers le futur
de la bibliothèque. Ce modèle est envisageable pour tous les types de bibliothèques, et
peut être réalisé de façon flexible selon ses
propres représentations, et s’adapter ainsi à
l’organisation, au plan de formation et aux
capacités d’une bibliothèque particulière.
Traduit par Suzanne Rousselot
–B
–u
.B
w
w
w
BuB | 62 (2010) 02
L’ entreprise junior- apprendre en faisant/ un
modèle de formation pour les bibliothèques
aussi? (Karin Klingbeil)
(pp. 146–148)
e
Un interface rapide avec le client / EZProxy
pour l’accès à distance authentifié – la bibliothèque de la ville et du Land de Dortmund
est satisfaite de l’expérience (Hans-Christian Wirtz)
(pp. 142–145)
.d
Accord – désaccord – mutisme: les discussions des bibliothécaires sur les droits
d’inscription en Allemagne fédérale entre
1950 et 2010 (Christof Capellaro)
(pp. 122–127)
167
167
Berufsverband
Aus den Landesgruppen
Aus den
Landesgruppen
Einladung zur BIB-Mitgliederversammlung am 18. März 2010 in Leipzig
Landesgruppe
Baden-Württemberg:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
§ 12 Kommissionen
Kommissionen regeln ihre Organisation und
Arbeitsweise selbst, wobei diese nicht im Widerspruch zur Satzung, Geschäftsordnung,
Aufgabe und Arbeit des Vereins stehen dürfen.
Der Kommissionsvorsitzende wird vom
Vereinsausschuss bestellt. Dieser berichtet in
der Mitgliederversammlung und im Vereinsausschuss über Arbeit und Ergebnisse der
Kommission.
Der Beschluss über die Auflösung einer
Kommission wird im Vereinsausschuss getroffen.
Die Mitglieder der Kommission werden
vom Kommissionsvorsitzenden vorgeschlagen, vom Vereinsausschuss bestätigt und der
Mitgliederversammlung vorgestellt.
Es werden maximal sieben Mitglieder in
die Kommission berufen.
Der Vereinsausschuss ist zuständig für die
Abberufung eines Kommissionsvorsitzenden. Sie bedarf keiner Bestätigung durch die
Mitgliederversammlung.
[…]
BIB-Mitglieder, die nicht zugleich Besucher
des Kongresses sind, lösen für die Mitgliederversammlung eine Tageskarte und bekommen die Kosten nach Einreichung bei der
BIB-Geschäftsstelle (Postfach 13 24, 72703
Reutlingen) erstattet.
Susanne Riedel,
Bundesvorsitzende
Begründung:
Um wirklich motivierte Kolleginnen und Kollegen zu finden, die sich vielleicht auch in
zwei Kommissionen einbringen möchten,
sollte hier keine feste Mitgliederzahl vorgegeben werden. Auch sind Themen und
Projekte von entsprechender Größenordnung denkbar, die nur von personell größeren Kommissionen zu bewältigen sind. Auch
Neugründungen sind ja in der Zukunft nicht
ausgeschlossen. Im Übrigen sei angemerkt,
dass eine Kommission bereits jetzt mehr als
sieben Mitglieder hat.
–u
.B
Änderungsvorschlag:
Der Satz »Es werden maximal sieben Mitglieder in die Kommission berufen.« wird ersetzt
durch: »Der Vereinsausschuss entscheidet
über die Anzahl der Mitglieder jeder Kommission.«
w
w
Auszug aus der GO in der derzeitigen Fassung (vom 25. März 2004):
Eigentlich hat jeder Mensch gleich viel
Zeit am Tag zur Verfügung, und doch hören wir oft »Hab leider keine Zeit! – bedingt nicht zuletzt durch Personalknappheit, immer mehr zusätzliche Aufgabengebiete und den Spagat zwischen Beruf und
Familie. Grund genug also, ein Seminar
zum Thema »Zeit- und Selbstmanagement« anzubieten.
–B
Tagesordnung:
1 Regularien
1.1 Genehmigung der Tagesordnung
1.2 Wahl der Versammlungsleitung
1.3 Bestätigung der Beisitzer
1.4 Genehmigung des Protokolls der Mitgliederversammlung des BIB vom 4. Juni
2009 in Erfurt
2 Jahresbericht des Vorstandes
3 Aussprache über den Jahresbericht des
Vorstandes
4 Bericht der Kassenprüfer
5 Aussprache über den Bericht der Kassenprüfer
6 Entlastung des Vorstandes
7 Wahl des/der RechnungsprüferIn für die
Geschäftsjahre 2010 bis 2011
8 Anträge
8.1 Antrag auf Änderung des § 12 der Geschäftsordnung des Berufsverbandes Information Bibliothek e.V. (Zahl der Kommissionsmitglieder)
9 Kommissionsforum
10 Bericht von BuB
11 Vortrag zum Gastland Spanien mit einem Überblick über aktuelle Entwicklungen in spanischen Bibliotheken
12 Bericht der Präsidentin Barbara Lison aus
dem Dachverband Bibliothek & Information Deutschland (BID)
13 Nachträge
14 Verschiedenes
Zu TOP 8.1. Antrag auf Änderung des
§ 12 der Geschäftsordnung des Berufsverbandes Information Bibliothek e.V.
Seminar am Bodensee:
»Die Kunst, seine Zeit optimal
zu nutzen«
.d
hiermit lade ich Sie sehr herzlich ein zur Mitgliederversammlung des Berufsverbandes Information Bibliothek e.V. (BIB) im Rahmen des 4. Leipziger Kongresses für Information und
Bibliothek 2010. Die Mitgliederversammlung findet statt am Donnerstag, dem 18. März
2010, von 9 bis 12 Uhr im Saal 2 des Congress Center Leipzig.
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BuB
BuB || Aus
Lesesaal
dem
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Antragsteller: Tibor Maxam
(Stadtbibliothek Springe)
Prioritäten setzen
Zuerst ging es darum, eigene Zeitfresser
zu erkennen: Bekomme ich ständig Telefonanrufe von außen? Gibt es zu viele
bürokratische Vorgaben? Oder lasse ich
mich ständig ablenken? Außerdem sollten
sich die Teilnehmerinnen überlegen, welche Fähigkeiten sie in Bezug auf das Zeitmanagement haben und was ihnen leicht
fällt. Als drittes ging es daran, seine eigenen »Antreiber« herauszufinden. Bin ich
eher eine, die es allen recht machen will?
Will ich alles perfekt oder auch schnell
machen?
Nach dieser ersten Reflexion wurde in
kleinen Arbeitsgruppen diskutiert, wie
man ein bestimmtes Zeitproblem beheben
kann. Weiter ging es mit Prioritäten und
Zielen. Denn nur, wenn man seine Ziele
kennt, kann man Prioritäten setzen. Die
Referentin, Ilona Munique (Wega-Team,
Bamberg), stellte anschaulich verschiedene Methoden vor, wie man die Wichtigkeit von Aufgaben prüfen kann und welche Faktoren man dabei berücksichtigen
sollte.
Führung inklusive
Dazu gehört etwa die eigene »Leistungskurve«, denn nicht jeder ist ein Frühaufsteher und kann am Vormittag hochkonzentriert arbeiten. Es gibt also nicht das
Patentrezept schlechthin, die Fähigkeiten
zum eigenen Zeitmanagement sind individuell. Ziel des Seminars war es also, den
Teilnehmerinnen geeignete Hilfs- und
Orientierungsmittel an die Hand zu geben.
BuB | 62 (2010) 02
Aus dem Berufsverband
Lesesaal || BuB
BuB
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Aus den Landesgruppen
–B
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der Kandidatin, Institution, Anschrift,
Telefonnummer und/oder E-Mail. Danach wird der Wahlausschuss klären, ob
sich die vorgeschlagenen Kolleginnen und
Kollegen für eine Wahl zur Verfügung
stellen.
Die Vorstellung der Kandidatinnen und
Kandidaten erfolgt am 22. März 2010 in
der Stadtbücherei Göppingen im Verlauf
der ordentlichen Mitgliederversammlung.
Auch während der Mitgliederversammlung kann sich noch jemand kurzfristig
melden und spontan zur Vorstandswahl
kandidieren.
Fleur Hummel (StB Pfullingen),
Vorsitzende des Wahlausschusses
Keine Patentrezepte, dafür eine Menge praktischer Anregungen für die Organisation des täglichen Geschäfts in ihrer Bibliothek und Informationsreinrichtung bekamen die Teilnehmerinnen
beim BIB-Seminar in Friedrichshafen am See.
Foto: LG BW
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Aufruf zur Kandidatur für die
Vorstandswahl 2010 bis 2013
der BIB-Landesgruppe
Baden-Württemberg
– Fleur Hummel, Leopoldstraße 22,
72768 Reutlingen, fleur.hummel@
yahoo.de
– Anette Kugler, Nürtinger Straße 8,
72555 Metzingen, kugler@uni-hohen
heim.de
– Karola Adam, Ernst-Moritz-ArndtWeg 7, 72793 Pfullingen, karola.
[email protected].
Bitte geben Sie dabei folgende Daten an:
Vollständiger Name des Kandidaten oder
Bibliothekarische Studienfahrt
Wien 2009
Die Landesgruppen Mecklenburg-Vorpommern der Berufsverbände BIB und
VDB haben in der ersten Septemberwoche 2009 eine Studienfahrt nach Wien im
Rahmen der bibliothekarischen Fortbildung unternommen. Rund dreißig Kolleginnen und Kollegen folgten der Einladung der Verbände.

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Getagt hatte die Seminargruppe Ende
November 2009 im Medienhaus am See in
Friedrichshafen – sehr stimmungsvoll mit
Blick auf den Bodensee und den Schnee,
der ab Nachmittag vom Himmel fiel. Zum
Seminar gehörte auch eine Führung durch
das Medienhaus (www.medienhaus-amsee.de).
Isabell Leibing (UB Konstanz),
BIB-Landesvorstand Baden-Württemberg
Landesgruppe
Mecklenburg-Vorpommern:
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Alle drei Jahre werden in den BIB-Landesgruppen die Vorstände neu gewählt,
so auch 2010 in der Landesgruppe BadenWürttemberg. Die Mitglieder der jeweiligen Landesgruppe wählen den neuen Vorstand im Rahmen einer Briefwahl.
Der Wahlausschuss nimmt für die Vorstandswahlen im Frühsommer 2010 der
BIB-Landesgruppe Baden-Württemberg
gerne formlos die Wahlvorschläge für
mögliche Kandidatinnen und Kandidaten
entgegen. Es ist ausdrücklich auch möglich, sich selbst vorzuschlagen (Anmeldung einer Kandidatur).
Der Wahlausschuss bittet die Mitglieder der Landesgruppe bis 10. März 2010
um Zusendung von Vorschlägen oder persönlichen Kandidaturen an eines der folgenden Wahlausschussmitglieder:
BuB | 62 (2010) 02
Die Wiener Hofburg mit der Nationalbibliothek war erste Anlaufstelle der mehrtägigen Studienreise in die österreichische Metropole.
Fotos: LG MV
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BuB
BuB || Aus
Lesesaal
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Berufsverband
Aus den Landesgruppen
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Erschöpft, aber auch mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen: Die Reisegruppe beim Verlassen der Hauptbücherei der Stadt Wien am Ende der Exkursionswoche.
.B
der Bibliothek. In einem eindringlichen
und wissensreichen Vortrag sprach Schlass
über Geschichte und Sammlung dieser
Bibliothek, die eine große Reihe einmaliger, wertvoller Drucke und Handschriften
besitzt, für deren Erschließung und Bekanntmachung in den wissenschaftlichen
Kreisen aber noch einiges getan werden
w
w
Erster Besichtigungstermin war die Österreichische Nationalbibliothek. Mitarbeiterin Michaela Kiradi führte die Gruppe,
vorbei an den Räumen der Generaldirektion, in den berühmten Prunksaal der Bibliothek, der von 1723 bis 1726 unter Kaiser Karl VI. gebaut worden war. Er beherbergt wahre Kostbarkeiten Alter Drucke
und bietet einen imposanten Einblick in
die weit zurückreichende Historie der Bibliothek. Um die Bibliothek auch in der Öffentlichkeit stärker zu präsentieren, wurde
der historische Prunksaal vor vielen Jahren
als eine Art Bibliotheksmuseum geöffnet.
Die Räume sind ein herausragendes
und einmaliges Beispiel einer barocken
Saalbibliothek. Anschließend besichtigte
die Gruppe die Tiefmagazine sowie die
eher praktischen und für die normale Bibliotheksbenutzung vorgesehenen Räume
wie Büros, Information, Ausleihe und Lesesaal. Mit acht Millionen Medieneinheiten ist die ÖNB eine der großen europäischen Bibliotheken.
Am Nachmittag desselben Tages fand
eine Führung in der Alten Stiftsbibliothek
des Schottenstiftes mit Mitarbeiter Gerhard Schlass statt. Diese Bibliothek hat
einen beträchtlichen und wertvollen Altbestand, der im Laufe von Jahrhunderten
im Kloster des Schottenstiftes gesammelt
worden ist. Das Stift betreibt neben dem
Klosterbetrieb eine öffentliche Schule.
Hier war Schlass viele Jahre als Lehrer und
Bibliothekar tätig.
Nun engagiert sich der Kollege ehrenamtlich für die Erhaltung und Nutzung
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Nationalbibliothek und Schottenstift
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Bei allen Führungen, Vorträgen und Fachgesprächen wie hier in der Wienbibliothek im Rathaus
standen der Reisegruppe kompetente österreichsche Kolleginnen und Kollegen zur Seite.
kann. Bis dahin geht es vorrangig darum,
diese bedeutenden Schätze zu sichern und
zu bewahren.
Wienbibliothek und Mechitaristenkloster
Am folgenden Tage war die Reisegruppe in der Wienbibliothek im Rathaus
mit Christian Mertens und Julia KönigRainer verabredet. Bevor die Teilnehmer
einen Rundgang durch die Bibliothek
machen konnten, wurden in einem interessanten und informativen Vortrag Historie, Aufgaben und Sammlungsbereiche
der Wienbibliothek vorgestellt. Sie befindet sich im riesigen Gebäudekomplex des
Wiener Rathauses und präsentierte sich
sehenswert.
Eine etwas andere und ungewohnte
Besichtigung kam im Anschluss im Mechitaristenkloster. Armenisch-katholische
Mönche dieses Ordens waren 1805 nach
Wien gekommen und haben in einem
Kloster über zwei Jahrhunderte christlicharmenische Religion, Kulturgüter und
Kunstgegenstände bewahrt. Bis vor etwa
zehn Jahren betrieben sie auch eine anerkannt hochwertige Druckerei, die sich
insbesondere Drucken in schwierigen und
fremdartigen Schriften widmete.
Die Führung durch das Museum und
die Bibliothek entführte die Gäste in die
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Aus dem Berufsverband
Lesesaal || BuB
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Aber insgesamt blieb zwischen dem
umfangreichen Besichtigungsprogramm
in den Bibliotheken und dem Rückflug
noch Zeit einiges mehr zu entdecken.
Zum Schluss bleibt nur zu sagen: Danke Wien und den Organisatoren, Dank
an die österreichischen Kolleginnen und
Kollegen, die uns einen Blick in ihre Arbeitswelt ermöglichten. – Und wo ist das
nächste Ziel?
Stefan Siebert (UB Rostock)
Landesgruppe Saarland:
Lobbyarbeit über Grenzen:
Rückblick 2009
Hauptbibliothek der Büchereien Wien
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Von Saarbrücken nach Paris kommt man
mit dem ICE in knapp zwei Stunden, von
der saarländischen Bibliothekslandschaft
hin zum integrierten Bibliothekskonzept
dauert es sicher noch ein bisschen länger.
Aber die BIB-Landesgruppe im Saarland
ist dennoch zuversichtlich, besonders nach
dem ereignisreichen Jahr 2009.
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Landesgruppe
Nordrhein-Westfalen:
»Was für ein Service!«
Ein Seminar zur Entwicklung
und Sicherung von Auskunftsqualität
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»Was erwartet eine Kundin, ein Kunde,
wenn er/sie in einer Bibliothek den InfoService oder die Auskunft konsultiert?«
Diese Frage war Ausgangspunkt der Fortbildung, die die BIB-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen Mitte November 2009
in Essen angeboten hatte. Referent Tom
Becker (StB Mannheim), der zusammen
mit Carmen Barz an der Stadtbibliothek
München die Formulierung von Qualitätsstandards entwickelt hatte, berichtete
von seinen Erfahrungen und vermittelte
sein Wissen auf spannende und unterhaltsame Art.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
lernten viel über Evaluation und Mystery-Shopping, über Optimierungsmaßnahmen und Qualitätssicherung. Der
kollegiale Austausch war ein wichtiges
Instrument der Fortbildung. Jede und
jeder konnte in unterschiedlichen Kleingruppen Erfahrungen austauschen, Bestätigungen und Anregungen erhalten.
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Für den letzten Tag hatten die Organisatoren mit Leiter Christian Jahl eine Führung
durch die Hauptbibliothek der Büchereien
Wien am Urban-Loritz-Platz verabredet.
Mit einem völlig anderen Aufgabenspektrum ausgestattet als jede der vier vorher
besichtigten Bibliotheken, hatten die Exkursionsteilnehmer zum Abschluss Gelegenheit, praktische Kulturpolitik im sozialen Umfeld einer multikulturellen Großstadt mit ihrer ungeahnten politischen,
künstlerischen und literarischen Vielfalt
wie langer Tradition zu erleben.
Hinzu kam ein Leiter, der – man spürte
es mit jedem Wort – mit jeder Meinung
und Äußerung in dieser Verantwortung
nicht nur steht, sondern sie auch lebt und
so die Akzeptanz und Wirkung der Bibliothek für die Bürger Wiens weiter zu
entwickeln weiß und erlebbar zu machen
versteht. Neben dem beeindruckenden,
im ersten Moment etwas verwegen anmutenden Architekturkonzept, eine Bibliothek über einem offenen U-Bahnhof
zu bauen, war dies eine Lehrstunde für
die Umsetzung einer architekturbezogenen, raumplanerischen Gesamteinbindung einer Öffentlichen Bibliothek in
das soziale Leben einer Stadt, mit ihren
Büchern, ihren Veranstaltungen und
besonders mit dem Engagement ihrer
Mitarbeiter, die hinter diesem Konzept
stehen (müssen).
Kontrastreicher konnte dann die Besichtigung des Hundertwasserhauses (leider nur von außen und unter Anwesenheit
Dutzender Touristen – bemitleidenswerte Bewohner des Hauses) dann nicht
ausfallen. Hier wurde, in dem scheinbar
fast unendlichen, in seiner Struktur sich
stets wiederholenden kompakten Wohnungsbau der Stadt Wien, ein deutliches
Zeichen der Farbigkeit und Strukturdivergenz gesetzt. Ein erfrischendes, einmaliges und nicht so leicht wiederholbares
Konzept zur künstlerischen Erweiterung
moderner Architektur.
wenn man zusammen mit seinem Team
Standards formuliert, diese kontinuierlich
verbessert und aktiv lebt.
Anja Bley (StB Velberg) und
Silke von der Stein (StB Essen),
BIB-Landesvorstand NRW
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unbekannte und entfernte Welt religiöser armenischer Kultur. Das Kloster
hatte vor knapp einem Jahr einen ungewöhnlich großen Wasserschaden durch
defekte
Regenwasserleitungen,
und
nur mühsam konnte der feuchte Baukörper, insbesondere die mit Sand und
Kies gefüllten Deckenkonstruktionen,
getrocknet werden. Eine teure und aufwendige Sanierung war gerade im Anfangsstadium, sodass ein Teil der Schätze
nicht oder nur verhüllt gezeigt werden
konnte.
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Aus den Landesgruppen
Standards und Kundenzufriedenheit
Die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer verließen nach gut sieben Stunden
die Essener Zentralbibliothek mit vielen
Antworten, aber auch zahlreichen neuen
Fragen. Eines war allen Informationsspezialistinnen und -spezialisten klar geworden: Einfach wird der Weg zur Festlegung
von Auskunftsstandards nicht, aber es ist
ein lohnenswertes Ziel!
Denn die neueste Evaluation in München zeigt, welche Steigerung von Kundenzufriedenheit erreicht werden kann,
Kontakte im Ländereck
Die angebotenen Studienreisen und
Fortbildungsveranstaltungen
wurden
nicht nur von den Mitgliedern gerne besucht, auch am monatlichen Stammtisch
in Saarbrücken sah man hier und da ein
neues Gesicht. Die Studienreise nach Luxemburg als Auftaktveranstaltung war
sehr interessant und hat den Kontakt zu
der luxemburgischen Partnerorganisation
ALBAD (Association Luxembourgeoise
des Bibliothécaires, Archivistes et Documentalistes) vertieft.
Im Mai war die Landesgruppe zusammen mit der Fachstelle für katholische
Büchereiarbeit im Bistum Trier, dem Ministerium für Familie, Frauen, Bildung
und Kultur sowie dem dbv auf der Europäischen Kinder- und Jugendbuchmesse
vertreten. Im Gemeinschaftszelt konnten
sich Interessierte nicht nur über Wirken
und Handeln der einzelnen Verbände informieren, sondern bekamen sogar vorgelesen. Dieses Angebot wurde vor allem
von Kindern und Jugendlichen so gut angenommen, dass das Zelt oft viel zu klein
war und deshalb für die kommende Messe
im Mai 2010 ein kleines Zirkuszelt bestellt
wurde, in dem neben den Vorleseangeboten dann auch Fortbildungen im Rahmen
der Messe angeboten werden sollen.
Fortbildung spartenübergreifend
Außerdem war die Landesgruppe Teil
der Jury des Saarländischen Lesedino-
Berufsverband
Mitglieder
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Neueintritte
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Vorlesewettbewerbs und des Wettbewerbs
der Schulbibliotheken. Im Frühsommer
wurden gleich zwei Veranstaltungen angeboten: Neben der Besichtigung der
Bibliothek des Landesdenkmalamts in
Landsweiler-Reden führte Frank Merken
in seiner Fortbildungsveranstaltung in die
Thematik »Zielgruppenarbeit« ein.
Nach der Sommerpause ging es im Oktober gleich energiegeladen weiter: Das
eintägige Seminar »Fachspezifische und
effiziente Internetrecherche« fand diesmal
nicht in Saarbrücken, sondern in Merzig
statt und stellte die Referentin Anne-Katharina Weilenmann vor eine große Herausforderung: Bibliothekare aus Öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken
kamen mit einem Potpouri an Fragen.
Anschließend trafen sich die Teilnehmer in der Merziger Stadtbibliothek zur
Mitgliederversammlung und besichtigten die Lernwelt Merzig, eine vorbildliche
und gute Einrichtung, deren Personal aber
leider viel zu viel Zeit damit verbringen
muss, die Verantwortlichen von der Notwendigkeit einer solchen Einrichtung zu
überzeugen.
Änderungen
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Politik konkret
Die Saar-Lor-Lux-Studienreise, die jedes
Jahr immer wieder eine gute Gelegenheit
bietet, den Kontakt zu den lothringischen
und luxemburgischen Kollegen zu vertiefen, musste dieses Jahr leider ohne saarländische Mitglieder stattfinden, der Termin
war einfach zu knapp vor dem Event des
Jahres: der Podiumsdiskussion nach der
Landtagswahl über ein integriertes Bibliothekskonzept für das Saarland (siehe BuB
Heft 1/2010, Seite 89 f.).
In diesem Jahr wird der Landesgruppenvorstand den Fokus auf Fortbildungen,
die Neuwahl des BIB-Landesvorstandes
und die Ausbildung im Bibliothekswesen
legen. Auch wird eine verbesserte Zusammenarbeit mit dem dbv erhofft. Vielleicht
ist das saarländische Bibliothekswesen gar
keine alte eingerostete Diesellok, sondern
ein Interregio. Der Landesvorstand und
die Mitglieder hoffen und mühen sich weiter. Ein gutes Neues Jahr 2010.
Katrin Lück (Bibliothek des
Europa-Instituts der Universität
Saarbrücken), BIB-Landesvorstand
Saarland
Mitglieder
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Aus dem Berufsverband
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Mitglieder
Impressum »Aus dem Berufsverband«
Herausgeber:
BIB . Berufsverband Information
Bibliothek e.V., Postfach 13 24,
72703 Reutlingen
Mitglieder des BIB
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Redaktion:
Jörg Sämann, Stadtbibliothek Merzig,
Hochwaldstraße 47, 66663 Merzig
Telefon 0 68 61/85-393/-394
Telefax 0 68 61/85-158
[email protected]
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werden gebeten, alle Änderungen ihrer
personenbezogenen Angaben, insbesondere des Namens, der Anschrift und
der Beitragsgruppe, nicht dem Verlag
von BuB, sondern der Geschäftsstelle des
BIB mitzuteilen:
Redaktionsschluss für
Verbandsmitteilungen
BuB Heft 4/2010: 17. Februar
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BIB-Geschäftsstelle
Postfach 13 24
72703 Reutlingen
Telefon 0 71 21/34 91-0
Telefax 0 71 21/30 04 33
[email protected]
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