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BuB BuB || Inhalt Lesesaal Recht Chance für Studierende vertan / TU Darmstadt unterliegt im Urheberrechtsstreit – Anachronismus in Zeiten elektronischer Medien ________________ 104 Spezialbibliothek Bibliothekskatalog geht online / NSDokumentationszentrum Köln verbessert Serviceleistungen (Dieter Maretzky) ____ 105 Hochschule Wohnzimmer und Arbeitsplatz für alle / »Zukunftswerkstatt Öffentliche Bibliotheken« an der HAW Hamburg blickt nach vorne (Anneke Lühr, Nina Schroeder) ___ 106 Getestet und für gut befunden / Evaluation der »Medienboxen für Kitas« in den Bücherhallen Hamburg (Heidi Best-Sendel) __________________ 149 34th Annual Conference of the German Classification Society (GfKl) and International Symposium on the Data Analysis Interface Karlsruhe, July 21 – 23, 2010 __ 115 Bilderreich & Wortgewandt / Bilderbuch-Bibliotheken in Hamburger Kindertagestätten (Friederike Plaga)__________ 153 w Tagungen Auf dem Weg in das Semantic Web / Anwendungsbeispiele und Lösungsszenarien in Bibliotheken – Eine Veranstaltung von hbz und ZBW (Timo Borst, Birgit Fingerle, Joachim Neubert, Anette Seiler) _______________________ 108 Wissenschaftliche Themen mit einer Prise Humor / Locker, ungezwungen und informativ: Der niederländische »Bibliothekartag« in Ede (Katharina Perlbach) __ 109 Möglichkeiten und Grenzen der Personalentwicklung / Round Table der dbvManagementkommission in Frankfurt am Main (Anke Berghaus-Sprengel) _______ 110 Nachrichten ________________________ 111 Nachruf: Ein großer Förderer der politischen und historischen Bildung / Friedrich Andrae verkörpert den demokratischen Neuanfang des öffentlichen Bibliothekswesens nach dem Krieg (Hella Schwemer-Martienßen) _________ 112 .d e Termine ____________________________ 115 BIB gründet Unterstützungsfonds / Solidarität im Personalverband ermöglicht finanzielle Zuschüsse _________________ 115 Fortbildung: Digitale Literatur und Urheberrecht / Expertenseminar am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim ________________ 116 Fortbildung: Summer School 2010 / Deutsch- und englischsprachige Workshops an der Hochschule der Medien Stuttgart ____________________ 116 Literatur: Frühlingsfestival im Ruhrgebiet / Bekannte Autoren aus dem In- und Ausland – 28. Februar bis 21. März _____ 117 Konferenz: eLibrary – den Wandel gestalten / Wisskomm2010: 5. Konferenz der Zentralbibliothek im Forschungszentrum Jülich vom 8. bis 10. November ___ 118 Markt _____________________________ 119 Lesesaal SCHWERPUNKT: Streitfall Gebühren Gleichklang – Missklang – Schweigen / Bibliothekarische Gebührendiskurse in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1950 und 2010 (Christof Capellaro) ____ 122 Das Lesen nicht bestrafen! / In Heikendorf kämpft ein Freundeskreis erfolgreich gegen die Einführung von BüchereiGebühren (Heidrun Klausner) _________ 128 w Ausland Interkulturelle Bibliotheksarbeit in Madrid / Workshop mit spanischen KollegInnen – Spanien ist Gastland beim Bibliothekskongress in Leipzig (Susanne Krüger) ___ 107 Buchmesse Leipzig: Freikarten für FaMI-Azubis ____________ 114 Bau Das Neue verbindet sich mit dem Alten / Wiedereröffnung der Oberösterreichischen Landesbibliothek (Linz) nach Sanierung und Erweiterung (Christian Enichlmayr) ________________ 154 –B Bildungspartner Bibliothek PAPALAPAP-Aktionskisten begeistern Kindergartenkinder / Neues Angebot der StadtBibliothek Köln zur Sprachund Leseförderung (Annette Beltermann, Sarah Weber) _______________________ 101 In Hamburg entsteht ein neues Schulbibliotheksnetz / Vollzeitstelle für bibliothekarische Fachkraft an jeder PilotSchule – SBA übernimmt Koordination (Ingrid Lange-Bohaumilitzky) __________ 102 Erfolgreiche Modellprojekte / dbv-Kommission nimmt verstärkt Jugendliche ins Visier – Aktion »Lesen im Sommer« wird ausgedehnt (Kerstin Keller-Loibl) _______ 103 mund macht gute Erfahrungen (Hans-Christian Wirtz) _______________ 142 Praxis Juniorenfirma – learning by doing / Ein Ausbildungskonzept auch für Bibliotheken? (Karin Klingbeil) _________ 146 –u Tarifverhandlungen »Wir müssen weiter für unsere Forderungen kämpfen!« / Leistungsgerechte Bezahlung: Tarifexperte Wolfgang Folter hält im BuB-Interview eine Abschaffung der Bibliotheks-Fallgruppen für möglich __ 99 Auszeichnung: Anerkennung für ehrenamtliches Engagement / Katholische Öffentliche Bücherei Wortschatz in Höchst erhält Hessischen Bibliotheksförderpreis __113 .B Foyer w 98 98 Wenn wir den Nutzern ans Portemonnaie müssen… / Deeskalation an der Verbuchungstheke – Tipps für die Praxis (Martin Eichhorn) ___________________ 130 Bibliotheksfinanzierung durch Benutzungsgebühren? / Überlegungen an der Universitätsbibliothek Hohenheim (Karl-Wilhelm Horstmann) ____________ 133 Positive Zwischenbilanz nach heftigen Startproblemen / Die Bibliotheksgebührenordnung der Universität Konstanz – Eine Geschichte in Fortsetzungen (Petra Hätscher) _____________________ 136 Information digital Antworten rund um die Uhr / Die Deutsche Internetbibliothek als kooperatives Angebot – Mitstreiter gesucht (Erwin Miedtke) _____________________ 138 Schnelle Schnittstelle zum Kunden / EZProxy für den authentifizierten Fernzugriff – Stadt- und Landesbibliothek Dort- Magazin Fachliteratur Umstätter, Walther: Zwischen Informationsflut und Wissenswachstum. Bibliotheken als Bildungs- und Machtfaktor der modernen Gesellschaft (Joachim Eberhardt)__________________ 160 Kauert, Michael: Das Leistungsschutzrecht des Verlegers. Eine Untersuchung des Rechtsschutzes der Verleger unter besonderer Berücksichtigung von § 63a UrhG (Eric W. Steinhauer) _______ 162 Seng, Astrid: 10 Jahre FaMI-Ausbildung in Deutschland. Fachrichtungsübergreifende Studie zum beruflichen Verbleib der Absolventen (Karin Holste-Flinspach) ___ 163 Blickpunkt Internet Mit Monitoring einen Schritt voraus / Systematische Überwachung: Im Netz Relevantes über die eigene Institution finden (Jürgen Plieninger) _____________ 169 Aus dem Berufsverband Einladung zur BIB-Mitgliederversammlung am 18. März 2010 in Leipzig. – Aus den Landesgruppen: Ergebnisse des Seminars zum Zeitmanagement (Baden-Württemberg) • Aufruf zur Kandidatur für die Vorstandswahl 2010/2013 der Landesgruppe Baden-Württemberg • Studienfahrt Wien 2009 (Mecklenburg-Vorpommern) • Rückblick auf die Fortbildung zur Entwicklung und Sicherung von Auskunftsqualität (Nordrhein-Westfalen) • Rückblick 2009 (Saarland). – Service: Mitgliedernachrichten ________________ 168 Editorial ____________________________ 99 Impressum _________________________ 132 Summary · Résumé __________________ 166 Stellenmarkt ________________________ 174 BuB | 62 (2010) 02 Foyer | BuB Tarifverhandlungen Tarifverhandlungen »Wir müssen weiter für unsere Forderungen kämpfen!« e Leistungsgerechte Bezahlung: Tarifexperte Wolfgang Folter hält eine Abschaffung der Bibliotheks-Fallgruppen für möglich Ende 2009 haben Gewerkschaften und die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) intensiv über die Entgeltordnung des TV-L, also über die Eingruppierungsmerkmale verhandelt. Am 9. Dezember wurden diese Verhandlungen ohne Ergebnis unterbrochen. Hauptstreitpunkte sind die durch den TV-L weggefallenen Bewährungsaufstiege und die veralteten Tätigkeitsmerkmale, die die Eingruppierung im BAT bestimmten. Warum eine Modernisierung dieser Merkmale für alle Bibliotheksbeschäftigten von großer Bedeutung ist, erklärt Tarifexperte Wolfgang Folter im Interview mit BuBRedakteur Bernd Schleh. w w w .B –u Vor einem Monat, am 12. Januar, hat ein Erdbeben die Karibikinsel Hispaniola erschüttert und verheerende Zerstörungen in Haiti angerichtet. Mehr als 150 000 Menschen kamen ums Leben. Die Schäden an Gebäuden und Infrastruktureinrichtungen, vor allem in der Hauptstadt Port-au-Prince, sind enorm. Nachdem die vergangenen vier Wochen in erster Linie von Sofortmaßnahmen zur Rettung und Unterstützung der verletzten und traumatisierten Menschen geprägt waren, geht es inzwischen um den Wiederaufbau des Landes – an dem sich auch Bibliothekare aus aller Welt beteiligen. Neben privaten Initiativen gibt es derzeit zwei internationale Organisationen, die die fachliche Hilfe für Bibliotheken in Haiti koordinieren: »Libraries Without Borders« ist eine private Hilfsorganisation, die versucht, über den Aufbau und die Unterstützung von Bibliotheken weltweit die Analphabetenrate zu senken und Bildung auch armen Menschen zugänglich zu machen. In Haiti betreut die Organisation über ihren französischen Ableger »Bibliothèques Sans Frontières« bereits seit Längerem Bibliotheksprojekte. Wer diese Arbeit unterstützen und beim Wiederaufbau helfen möchte, kann entweder direkt Geld spenden oder aber französischsprachige Bücher. Nähere Informationen, beispielsweise zur Art der benötigten Bücher, gibt es unter www.librarieswithoutborders.org/haiti.php. Das »International Committee of the Blue Shield« (ICBS) ist eine internationale Vereinigung, deren Ziel die Verbesserung des Schutzes von Kulturgütern vor den Auswirkungen von Kriegen und Katastrophen ist. Die Organisation versucht aktuell, den Einsatz von ausländischen Experten in Haiti aus den Bereichen Archiv, Dokumentation, Architektur und Bibliothekswesen zu koordinieren. Bibliothekare, die ihr Fachwissen und ihre Arbeitskraft für den Wiederaufbau der zerstörten Bibliotheken vor Ort einsetzen möchten, können ihre Hilfe auf einem Online-Formular anbieten: http://haiti2010.blueshield-international.org/. Das ICBS wird von Fachverbänden aus den Bereichen Archivierung, Museumswesen und Denkmalpflege sowie vom internationalen Bibliotheksverband IFLA (International Federation of Library Associations an Institutions) getragen. Gegründet wurde die Vereinigung 1996 infolge der massiven Kulturgutzerstörungen während des Krieges im ehemaligen Jugoslawien, allen voran der Bombardierung der Altstadt von Dubrovnik. In 14 Ländern haben engagierte Kultur-Fachleute inzwischen Nationalkomitees eingerichtet. Der einzige größere EU-Staat, der noch durch Abwesenheit glänzt, ist Deutschland. Der Aufbau eines nationalen ICBSKomitees ist aber in Vorbereitung. Dazu werden Mitstreiter gesucht. Wer sich beteiligen möchte, findet unter http://blauesschild.de/index.html weitere Informationen. Bernd Schleh (BuB-Redakteur) BuB | 62 (2010) 02 Der erste Teil der Lösung besteht darin, dass wir zumindest wegkommen müssen von Kriterien wie Bestands- und Ausleihzahlen, Unterstellungsverhältnissen und Ähnlichem. Dies entspräche auch der 1993 von den gewerkschaftlich organisierten Bibliotheksbeschäftigten aufgestellten und seitdem immer wieder bekräftigten Forderung, die »speziellen Tätigkeitsmerkmale« zu streichen und uns nach den »Allgemeinen Fallgruppen«, wie sie im Verwaltungsbereich angewandt werden, einzugruppieren. Der zweite Teil der Lösung könnte in einem ganz neuen, eher analytischen Verfahren der Stellenbewertung liegen, wie es das »ver.di-Modell einer neuen Entgeltordnung« von 2007 vorsieht. Dann würden auch ganz neue Kriterien, wie zum Beispiel soziale Kompetenz oder psychische Belastung, bei einer Eingruppierung berücksichtigt. Wir müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass alle Modelle, schönen Forderungen und Ideallösungen unserer und anderer Berufsgruppen derzeit insofern utopisch sind, als sich die Tarifparteien im Länderbereich am 1. März 2009 darauf geeinigt haben, zunächst lediglich die alte BAT-Vergütungsordnung ein bisschen zu entrümpeln und dann wieder neu in Kraft zu setzen. Versuchsweise soll daneben in ausgewählten Einrichtungen ein anderes Modell, wohl das »ver.di-Modell«, erprobt und nach eineinhalb Jahren einer Auswertung unterzogen werden. .d Hilfe für Haiti –B Editorial BuB: Herr Folter, warum ist eine Neuregelung der Entgeltordnung, und hier vor allem die Anpassung der Eingruppierungsmerkmale, so wichtig? Wolfgang Folter: Dafür sind mindestens zwei Gründe zu nennen: Die neuen Manteltarifverträge TVöD und TV-L sind ohne eine neue Entgeltordnung einfach unvollständig. Dass beide Teile untrennbar zusammengehören, war von Anfang an klar, wurde so auch vereinbart und ist nun seit vier Jahren überfällig. Und speziell aus unserer Sicht als Bibliotheksbeschäftigte: Seit mindestens 1971 fordern wir Verhandlungen, weil gerade unser Bereich von völlig veralteten und irrelevanten Tätigkeitsmerkmalen bestimmt ist, mit denen in der Praxis nicht den heute geforderten Qualifikationen entsprechend eingruppiert werden kann. Wie ist der derzeitige Stand der Verhandlungen? Welche Lösung würden Sie als TaDer Vollständigkeit halber sei rifexperte empfehlen? erwähnt, dass ja auch im TVöD- 99 BuB | Foyer Tarifverhandlungen .B Was würde es für den Berufsstand bedeuten, wenn die inhaltlich veralteten Beschreibungen von Bibliotheksaufgaben aus den Sechzigerjahren fortgeschrieben würden? Wenn es denn wenigstens überhaupt »Beschreibungen von Bibliotheksaufgaben« wären … Die Unsäglichkeit dieser Merkmale sehe ich vor allem darin, dass sie so gut wie gar nichts mit Anforderungen und Qualifikation zu tun haben: Zum Beispiel kann die Erledigung e nach der TVöD-Tarifrunde geht es auch bei den Ländern weiter, wenn nicht sogar früher. Das heißt aber auch, dass weiterhin um Vc und IVa BAT sowie um Sind von der Neuregelung nur unsere eigentliche Forderung, Bibliothekare oder auch andere die Abschaffung der BiblioAngestellte im öffentlichen Dienst theks-Fallgruppen, gekämpft werden muss. betroffen? Es geht generell um eine neue Entgeltordnung, die für den Wird eine Einigung bei den LänLänderbereich sowohl die BAT- dern automatisch auf Bund und Vergütungsordnung wie auch Kommunen übertragen? Nein, automatisch auf keinen übrigens das Lohngruppenverzeichnis der ArbeiterInnen ablö- Fall. Wie ja leider schon TVöD sen würde, es sind also alle Beru- und TV-L zeigen, meint ja jeder fe und alle Landesbeschäftigten der drei öffentlichen Arbeitgeber, zumindest einige eigene betroffen. Steckenpferde reiten zu müssen. Wie schätzen Sie die weitere Ent- Aber eine neue Entgeltordnung der Länder würde sicher einen wicklung ein? Von einem »Abbruch der ganz massiven Druck auf den Verhandlungen«, wie es die TVöD-Bereich ausüben, dort TdL darstellte, würde ich nicht ebenfalls zu einem Ergebnis zu sprechen. Ich denke, spätestens kommen. w Der TVöD ist seit 2005 in Kraft – seither gab es von bibliothekarischer Seite keine offiziellen Vorschläge für eine künftige Entgeltordnung. Haben die Verbände die Entwicklung verschlafen? Ich halte nichts von hoch spezialisierten Entwürfen für eigene Bibliotheks-Fallgruppen. Die wären in zehn Jahren auch wieder überholt – und wir als kleine und gewerkschaftlich nicht besonders gut organisierte Berufsgruppe könnten dann abermals 30 Jahre um neue Verhandlungen betteln. Sinn macht es meiner Meinung nach nur, die Tätigkeitsmerkmale möglichst allgemein zu halten, und mit einer großen Zahl von davon Betroffenen mitzuschwimmen – sei es durch die Anwendung der »Allgemeinen Fallgruppen« oder die Einführung des »ver. di-Modells«. Diese Vorschläge liegen aber seit Langem auf dem Tisch und wurden zum Beispiel von der Kommission Eingruppierung und Besoldung (KEB) des Berufsverbandes Information Bibliothek (BIB) auch immer wieder bekräftigt – von daher würde ich den Verbänden keinen Vorwurf machen. .d –u Bei der Ausbildung der Bibliothekare gab es in vergangener Zeit große Veränderungen: Die Trennung zwischen Öffentlicher und wissenschaftlicher Bibliothek besteht so nicht mehr, außerdem wurden die neuen Abschlüsse Bachelor und Master eingeführt. Werden diese Entwicklungen in der Diskussion um die neue Entgeltordnung berücksichtigt? Wenigstens das wurde bis Mitte Dezember erreicht: Zwar stehen im derzeitigen Entwurf immer noch die »Diplombibliothekare« drin, und auch getrennt nach ÖB und WB, da die alte Vergütungsordnung ja möglichst wenig geändert werden soll – aber diese Formulierung wurde um den »vergleichbaren (Fach-) Hochschulabschluss« ergänzt. Diplom-Bibliothekar Wolfgang Folter ist seit 1973 in der Stadtund Universitätsbibliothek Frankfurt am Main (damals StUB) beschäftigt. Von 1981 bis 2004 war er dort Personalrats-Vorsitzender, mit Eingliederung der StUB im Jahr 2005 in die Goethe-Universität Frankfurt ist er in den Uni-Personalrat gewechselt. Darüber hinaus ist Folter in der Gewerkschaft ver.di aktiv, insbesondere in Bibliotheks- und Tariffragen. Seit 1987 ist er Mitglied im Berufsverband Information Bibliothek (BIB), 2003 Mitglied der BIB-Kommission Eingruppierung und Besoldung (KEB). Er hat zahlreiche Seminare zu BAT / TVöD / TV-L / TV-H und zu Eingruppierungsfragen durchgeführt. – Kontakt: [email protected] furt.de –B der Aufgaben in einer OPL, für die jemand ständig das gesamte Ausbildungswissen vorhalten muss, durchaus schwieriger sein als eine eher routineartige Arbeit in einer großen Bibliothek mit sehr spezialisierten Stellen – aber die Eingruppierung ist von der Bibliotheksgröße abhängig. Andererseits wiederum gibt es gerade in großen Bibliotheken und Verbünden heutzutage Aufgaben, die weit über das »klassisch Bibliothekarische« hinausgehen, aber wegen der einengenden »Speziellen Tätigkeitsmerkmale« nicht adäquat honorierbar sind. w Bereich, also kommunale Arbeitgeber und Bund, Verhandlungen laufen – dort treffen sich die Tarifparteien seit Jahren alle paar Monate einmal und gehen wieder ergebnislos auseinander … Die Verhandlungen für den TV-L-Bereich sind Mitte September 2009 mit einem enormen Zeitdruck gestartet worden und sollten eigentlich bis Weihnachten beendet sein. Kurz vorher wurden sie allerdings ohne neue Terminvereinbarung unterbrochen, zum einen wegen derzeit nicht vereinbarer Positionen, zum anderen wegen des zeitlichen Zusammenhangs mit der beginnenden TVöD-Tarifrunde, in der das Thema »Entgeltordnung« auch eine Rolle spielt. Neben vielen anderen offenen Themen ist auch unsere grundsätzliche Frage »Eingruppierung von Bibliotheksbeschäftigten nach speziellen oder den allgemeinen Fallgruppen« noch nicht entschieden. Hinzu kommt ein fast noch gravierenderes Problem, das ebenfalls noch der Lösung harrt: Da es bei den Verhandlungen ja nur um die Überarbeitung der BATVergütungsordnung gehen sollte, wurde dort völlig übersehen, dass unser Bereich auch von zwei wichtigen außertariflichen Eingruppierungen »lebt«, der Vc BAT (ÖB und WB) und der IVa BAT (WB). Wenn nur die Vergütungsordnung durchgearbeitet wird, lassen sich diese Eingruppierungen natürlich nicht aufspüren, da sie auf einer nur protokollierten Einigung der Arbeitgeber von 1970 beruhen. w 100 Der Aufschrei der Verbände kam erst Ende November 2009, wenige Tage bevor die Tarifpartner die neue Entgeltordnung regeln wollten. War es da schon zu spät? Hätte mehr erreicht werden können, wenn sich die Verbände früher zu Wort gemeldet hätten? Auch hier: »Freispruch«! Die Verhandlungen wurden von vornherein mit einem sehr eingeengten Ziel geführt, es könnte bezeichnet werden mit: »Veränderungen der Vergütungsordnung nur dort, wo unbedingt nötig«. Daher hätte es sowieso keine Chancen gegeben, etwa durch frühere oder ausführlichere Stellungnahmen eine intensivere Diskussion herbeizuführen. Eine Bereitschaft zu umfassenderen Reformen ist derzeit einfach nicht gegeben – eine Abschaffung der speziellen Fallgruppen wäre meiner Meinung nach schon ein Riesenerfolg, der aber auch immer noch möglich ist. BuB | 62 (2010) 02 Foyer | BuB Bildungspartner Bibliothek Bildungspartner Bibliothek PAPALAPAP-Aktionskisten begeistern Kindergartenkinder .d –B Kreativer Zugang zur Mediennutzung .B –u Den vielen Kindergartengruppen, die spontan oder regelmäßig eine Bibliothek besuchen, wird ein kreativer, handlungsund erlebnisorientierter Zugang zur Mediennutzung angeboten. Die PAPALAPAP-Aktionskiste ist ein praktisches Instrument, das bei Bibliotheksbesuchen sofort und unkompliziert eingesetzt werden kann. Die Kiste enthält zwölf Bilderbücher und dazu passendes Aktionsmaterial, wie zum Beispiel Quiz-, Mal- und Liedervorlagen, Puzzle- und Bewegungsspiele oder entsprechende Hörbücher. Bei der Auswahl der Buchtitel wurde darauf geachtet, dass Titel und Themen das Vorschulprogramm der Kindergärten (Buchstaben, Zahlen, Formen und Farben) sinnvoll begleiten. Doch auch die jüngeren Kinder werden konkret mit Titeln angesprochen, die ihre eigene Erlebniswelt erfassen. w w Neben einem wechselnden Aktionsangebot werden die Kinder vor allem durch das Basisinstrument PAPALAPAP-Malbuch breit und dauerhaft erreicht. Jedes junge Mitglied der Bibliothek kann kostenlos in allen Einrichtungen sein individuelles Malbuch erhalten. In diesem bunt gestalteten Heft setzen die Kinder malend um, was ihnen von den Eltern, in der Bibliothek oder im Kindergarten vorgelesen wird. Durch diese intensive Auseinandersetzung mit den ersten Lese- und Vorleseerlebnissen werden Kreativität und Vorstellungskraft nachweislich gestärkt. Das PAPALAPAP-Malbuch soll auch zum stolzen Präsentieren im Freundes- und Familienkreis animieren. Besonders lohnend ist jedoch ein Vorzeigen in der Bibliothek. Für die Bilder bekommen die Kinder nämlich kleine Preise als Motivationsanreiz – eine einfache pädagogische Maßnahme mit großer Wirkung. Sind die Kinder erst einmal dabei, überwiegt bei den meisten der Spaß an der Sache. Außerdem werden sie in frühester Jugend spielerisch an die Bibliothek gebunden und lernen in einem entscheidenden Alter, die vielfältigen Angebote einer Öffentlichen Bibliothek zu nutzen. Kundengewinnung und -bindung an den »Ort« Bibliothek mit seinen professionellen Bildungs- und Wissensangeboten sind vorrangige Ziele der Kölner Bibliothekspolitik. Dies gilt auch für die Konzeption der Sprach- und Leseförderungsprojekte. Gleich zu Beginn der Projektphase von PAPALAPAP wurden Synergien zu allen alterskonformen Bildungseinrichtungen ausgebaut. Dabei sind die über 500 Kindergärten in Köln naturgemäß die wichtigsten Ansprech- und Kooperationspartner. Gerade in den Kindergärten bildet die Sprach- und Leseförderung eine entscheidende Säule der Bildungsarbeit. Mit dem Besuch des Kindergartens öffnet sich für die Kinder eine ganz neue Welt. Das Land Nordrhein-Westfalen führt seit 2007 für alle vierjährigen Kin- w Sprache und Lesen sind der Schlüssel zu Bildung und Wissen. Die Sprach- und Leseförderung der Kinder und Jugendlichen gehört daher zu den vordringlichen Aufgaben der StadtBibliothek Köln. Initiativen wie »Leseclub«, »Ran ans Lesen«, »LeseWelten«, »Bücherbabys« bis hin zu Bibliotheksrallyes, Klassenund Kindergartenführungen sind regelmäßige und stark frequentierte Angebote in der Zentralbibliothek und den elf Stadtteilbibliotheken. Bereits seit einigen Jahren macht die Bibliothek gute Erfahrungen mit ihrem Angebot PAPALAPAP, einer Initiative zur frühkindlichen Sprach- und Leseförderung für Kinder ab drei Jahren. BuB | 62 (2010) 02 In jeder Bibliothek ist neben der Aktionskiste auch eine Materialkiste mit farbigen Malblättern, Scheren, Buntstiften und Anspitzer vorhanden. Ein Ordner mit Malvorlagen passend zu den Büchern, farbigen Sitzkissen, ein Moosgummi-Buchstaben-Set und ein Musikinstrumente-Set gehören ebenfalls zur Ausstattung. Im vergangenen Jahr fanden unter dem Titel »Erlebnis Bibliothek – Methoden und Konzepte für den Besuch einer Kindergartengruppe in der Bibliothek« mehrere Fortbildungsveranstaltungen in der Zentralbibliothek und den Stadteilbibliotheken statt. Neben Bibliothekseinführungen, Katalogrecherchen, Präsentationen geeigneter Medien und Hinweisen auf didaktische Fachliteratur wurde den Erzieherinnen und Erziehern auch die PAPALAPAP-Aktionskiste vorgestellt. e Neues Angebot der StadtBibliothek Köln zur Sprach- und Leseförderung der Sprachstandserhebungen durch, die unter dem Begriff »Delfin4« bekannt sind. Vor diesem Hintergrund erweiterte die StadtBibliothek Köln ihre Initiative um ein neues Modul: die PAPALAPAP-Aktionskiste. Die Aktionskiste enthält Materialien mit konkreten Vorschlägen für ein selbstständiges Erkunden einer Öffentlichen Bibliothek im Rahmen der Sprach- und Leseförderung (siehe hierzu auch: www.stbibkoeln.de/papalapap). PAPALAPAP: Die Kiste enthält zwölf Bilderbücher und dazu passendes Aktionsmaterial. Foto: StadtBibliothek Köln Gute Erfahrungen Die Resonanz der Kindergärten ist bisher sehr positiv. Die Bücher in den Kisten werden regelmäßig ausgetauscht beziehungsweise das Programm der Kisten erweitert. So können auch die Gruppen, die schon alle zwölf Bücher bearbeitet haben, weiterhin an der Aktion teilnehmen. Das Modul Aktionskiste kommt auch der personell angespannten Situation in den Bibliotheken entgegen. Der Arbeitsaufwand beschränkt sich lediglich darauf, den Erzieherinnen und Erziehern die Material- und Aktionskisten auszuhändigen beziehungsweise auf die Nutzungsmöglichkeit aufmerksam zu machen. Der Bibliotheksbesuch mit der Gruppe kann dann kreativ nach den jeweiligen Bedürfnissen gestaltet werden. In diesem Jahr wird die Fortbildung in leicht modifizierter Form erneut angeboten, um weitere Erzieherinnen und Erzieher auf das Angebot der Stadtbibliothek aufmerksam zu machen. Annette Beltermann, Sarah Weber 101 BuB | Foyer Bildungspartner Bibliothek Bibliothekarischen Fachkraft als Leitung Die BSB hat allen neun Schulen eine Vollzeitstelle für eine bibliothekarische Fachkraft zur Verfügung gestellt, und alle Schulleitungen haben inzwischen diese Stelle mit einer bibliothekarischen Kraft oder einem/ einer FaMI besetzt. Diese Leitung vor Ort soll den EDV-gestützten Bibliotheksbetrieb gewährleisten, die Honorarkräfte oder ehrenamtlichen Mitarbeiter für den Ausleihbetrieb während der umfangreichen Öffnungszeiten koordinieren und ist für die Präsentation des Medienbestands verantwortlich. Ihre Hauptaufgabe ist aber, die Schulbibliothek als einen zentralen Lehr- und Lernort im Schulbetrieb zu verankern, das heißt interaktive Bibliothekseinführungen für alle Jahrgangsstufen zu erarbeiten und zu institutionalisieren, sich aktiv in den bibliotheksgestützten Unterricht einzubringen und das pädagogische Kollegium zur Medienergänzung, zu Projektund Profilunterricht sowie zur unterrichtlichen Nutzung der Schulbibliothek zu beraten. Damit sich die Fachkraft vor Ort dieser schwierigen Aufgabe angemessen widmen kann, übernimmt die SBA auch im laufenden Betrieb wesentliche zentrale Bibliotheksdienste. Sie führt weiterhin die Medienbeschaffung durch (auf der Basis regelmäßiger elektronischer Bestelllisten) und stellt die Medien den Schulbibliotheken ausleihfertig bearbeitet zur Verfügung, inklusive Katalogdaten und sachlicher Erschließung. Damit gewährleistet sie auch die Recherche im Opac und im online zugänglichen Katalog der Schulbibliotheken. –u Die SBA als zentrale Servicestelle .B Die Schulbibliothekarische Arbeitsstelle (SBA) der Bücherhallen Hamburg fungiert von Anfang an als zentrale Servicestelle und gewährleistet dadurch ein Schulbibliotheksnetz mit hohem Qualitätsanspruch. Die SBA hat im letzten Jahr die Schulleitungen vor Ort bezüglich der Umbaumaßnahmen für die Bereitstellung der Bibliotheksräume beraten und in Kooperation mit der ekz für jede Schulbibliothek ein Raumkonzept hinsichtlich Medienpräsentation, Recherche- und Arbeitsbereich, Kommunikations- und Ausleihzone entwickelt. Sie hat die Kaufaufträge für die Grundeinrichtung abgewickelt und nimmt die fachgerechte Einrichtung ab. Die SBA hat außerdem den Startbestand zusammengestellt und erworben und stellt ihn den Schulbibliotheken ausleihfertig bereit. Die EDV-Abteilung der Bücherhallen Hamburg organisiert den Aufbau eines technischen EDV-Netzwerkes für dieses Projekt. Es ist beabsichtigt, w Der Hamburger Koalitionsvertrag zwischen CDU und Grünen aus dem Jahr 2008 sieht deshalb in Zusammenhang mit der großen Schulreform die Neueinrichtung von Schulbibliotheken in enger Zusammenarbeit mit der Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen (Bücherhallen Hamburg) vor. Mittelfristig sollen an allen Schulen Schulbibliotheken eingerichtet werden. Als Pilotprojekt wurde der Aufbau eines Schulbibliotheksnetzes von insgesamt neun Schulbibliotheks-Prototypen an Grundschulen, Gesamtschulen und Gymnasien beschlossen. Diese Schulbibliotheken sind schwerpunktmäßig als multimediale Arbeitsbibliotheken konzipiert und damit als Lernort für individualisiertes, selbst verantwortetes Lernen. Für dieses Pilotprojekt erhalten die Bücherhallen Hamburg von der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) eine Gesamtzuwendung von 602 000 Euro im Jahr 2009 und 173 000 Euro im Jahr 2010. Die Mittel sind jeweils auf das nächste Jahr übertragbar. Die Kosten eingerechnet, die der Bildungsbehörde entstehen, sind circa drei Millionen Euro für diese zweijährige Pilotphase veranschlagt worden. Im Rahmen eines Anschlussprojekts und auf der Grundlage einer Evaluation durch die Universität Hamburg soll dieses Schulbibliotheksnetz ab 2012 ausgeweitet werden. Das Projekt sieht eine einheitliche Struktur der Prototypen vor. Die Bibliotheksräume werden mit einem Regalsystem der ekz bestückt, der Startbestand ist – natürlich schulformbezogen – weitgehend standardisiert. Die Schulbibliotheken werden mit einem fachgerechten EDVNetzwerk (Katalog und Ausleihverwaltung) auf der Basis einer einheitlichen Bibliothekssoftware arbeiten können. w Zeitgemäße Schulbibliotheken, die mit ihren Medien und ihrem Service in das pädagogische Konzept der Schule und den Schulalltag eingebunden sind, fördern nicht nur die Lesemotivation und -kompetenz der Schüler, sondern ermöglichen ihnen zugleich einen effektiven Umgang mit Medien und Informationen und befähigen sie zur Bibliotheksnutzung. e Vollzeitstelle für bibliothekarische Fachkraft an jeder Pilot-Schule / SBA übernimmt Koordination Außerdem beraten und informieren die SBA-Kollegen die einzelnen Schulbibliotheken regelmäßig vor Ort zur Betriebsorganisation, zur Anwendung des technischen Netzwerks und bei der Vermittlung von Informationskompetenz. Zwar ist die räumliche und mediale Ausstattung einer Schulbibliothek gemäß bibliotheksfachlichen Standards eine maßgebliche Voraussetzung für die Funktionalität einer Schulbibliothek, aber entscheidend hierfür bleibt letztendlich die pädagogische und bibliothekarische Qualifikation ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Deshalb werden das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung und die SBA im Rahmen eines Fortbildungsprogramms regelmäßige Treffen der Bibliotheksfachkräfte, der Verbindungslehrer für die Schulbibliothek und der SBAKollegen initiieren. Neben dem kontinuierlichen Austausch werden in diesen Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen Trends in Bereichen Schulbibliothekswesen, Medienmarkt und Unterrichtsentwicklung vermittelt werden. .d In Hamburg entsteht ein neues Schulbibliotheksnetz Ausleihe und Katalog über eine Anbindung an den Verbundkatalog Öffentlicher Bibliotheken (ÖVK) zu realisieren. In allen neun Schulbibliotheken (als Filialen) und in der SBA (als zentraler Servicestelle) soll das System Pica-LBS4 (LBS) eingesetzt werden. –B Bildungspartner Bibliothek w 102 Fazit Der entschiedene politische Wille und das Bereitstellen von nennenswerten Finanzressourcen des Hamburger Senats sind zwar wahre Pfründe für das Gelingen des sehr anspruchvollen Projekts. Die Kooperationspartner aus der BSB, von den Bücherhallen Hamburg und die Schulleitungen müssen sich aber immer wieder den sehr ungewohnten Anforderungen stellen. Wie soll beispielsweise die für Baumaßnahmen oder technische Ausstattung zuständige Abteilung des Schulamts Überzeugungstäter in Sachen Schulbibliothek sein? Plötzlich finden sich Schulleitungen in Bewerbergesprächen mit Bibliotheksfachkräften wieder – und so weiter. Ingrid Lange-Bohaumilitzky, Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen BuB | 62 (2010) 02 Foyer | BuB Bildungspartner Bibliothek Bildungspartner Bibliothek e Erfolgreiche Modellprojekte –B Es gibt immer mehr innovative Ansätze in der Jugendbibliotheksarbeit, die auf das neue Medienverhalten der Zielgruppe ausgerichtet sind, zum Beispiel in der @hugo Jugendmedienetage der Hugo-Heimann-Bibliothek in Berlin-Mitte. Foto: Stadtbibliothek Berlin-Mitte –u In den »Richtlinien für die Bibliotheksarbeit mit Jugendlichen« der IFLA heißt es: »Jugendliche haben ein Recht auf Bibliotheksangebote, die denen für andere Altersgruppen qualitativ in nichts nachstehen. Daher sollte jede Bibliothek Dienstleistungen für Jugendliche als Bestandteil ihres Kernangebotes einführen.«1 Die Jugendbibliothek stellt einen eigenständigen Übergangsbereich zwischen der Kinder- und der Erwachsenenbibliothek dar und bietet allen Jugendlichen des Einzugsgebietes spezielle Medien und Dienstleistungen für die Bereiche Bildung, Information, Kultur und Freizeit an. .d dbv-Kommission nimmt verstärkt Jugendliche ins Visier / Aktion »Lesen im Sommer« wird ausgedehnt 1 Richtlinien für die Bibliotheksarbeit mit Jugendlichen: www. digitale-chancen.de/transfer/ downloads/MD469.pdf 2 Siehe dazu: Kerstin Keller-Loibl: Handbuch Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit, Bad Honnef, 2009, Seite 107 ff. 3 Aus der Expertengruppe Kinderund Jugendbibliotheken schieden im Juli 2009 nach sechsjähriger Tätigkeit Ute Hachmann (Stadtbibliothek Brilon), Karin Rösler (Stadtbücherei Stuttgart) und Susanne Brandt (Gemeindebücherei Westoverledingen) aus. Ihnen sei an dieser Stelle herzlich für ihre Arbeit gedankt. Janette Achberger (Hamburger Bücherhallen) und Prof. Dr. Kerstin Keller-Loibl (HTWK Leipzig) setzen ihre Arbeit in der Kommission fort. Neue Mitglieder sind Jochen Dudeck (Stadtbücherei Nordenham), Ines Hoppe (Stadtbibliothek Chemnitz) und Ronald Gohr (Stadt- und Landesbibliothek Potsdam). Ute Hachmann und Prof. Susanne Krüger haben Gaststatus. w w w .B Um Jugendliche zu erreichen, bedarf es aktueller, zielgruppenspezifischer Angebote. Nachdem in den letzten Jahren innovative Projekte der frühkindlichen Bildung, Leseförderung und der Zusammenarbeit mit Schulen neue Impulse für die Bibliotheksarbeit brachten, gilt es nun, den Fokus verstärkt auf die Einrichtung von Jugendbibliotheken beziehungsweise Jugendbereichen zu legen und die Entwicklung neuer Dienstleistungen und Angebote noch stärker an den Mediennutzungsgewohnheiten Jugendlicher zu orientieren. Ob es in Zukunft gelingen wird, die heranwachsende Generation an die Bibliothek zu binden, wird entscheidend von den Angeboten abhängen, die Öffentliche Bibliotheken und Schulbibliotheken heute Jugendlichen unterbreiten. Innovative Ansätze in der Jugendbibliotheksarbeit, die auf das neue Medienverhalten der Zielgruppe ausgerichtet sind, gibt es seit einigen Jahren in Modellprojekten wie zum Bei- BuB | 62 (2010) 02 spiel der Einrichtung der Dresdner Jugendbibliothek medien@ age, der @hugo Jugendmedienetage in der Hugo-HeimannBibliothek in Berlin-Mitte und der Hamburger Jugendbibliothek Hoeb4U. Standards und zukünftige Aufgaben wurden im »Handbuch Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit«2 definiert und an Modellprojekten verdeutlicht. Neben einer modernen Einrichtung und Medienausstattung ist künftig eine kreative Medienarbeit mit Jugendlichen sowohl in der Bibliothek wie auch im virtuellen Raum in Form von Online-Beratungen, Blogs oder Diskussionsgruppen in sozialen Netzwerken von besonderer Bedeutung. Jugendliche wachsen heute in einer medialen Partizipationskultur auf. Darauf sollte die bibliothekarische Medienvermittlung und medienpädagogische Arbeit reagieren. Neue Modelle der Partizipation gilt es zu entwickeln und zu erproben. Die dbv-Kommission Kinder- und Jugendbibliotheken3 legt aus diesen Gründen in ihrer Amtszeit von 2009 bis 2012 einen besonderen Schwerpunkt auf die Förderung und Weiter- entwicklung der Jugendbibliotheksarbeit. Sie berät Bibliotheken bei der Einrichtung von Jugendbibliotheken beziehungsweise Jugendbereichen und regt neue Entwicklungen in der Medienarbeit an. Zudem verfolgt das Fachgremium auch weiterhin die Themen frühkindliche Bildung, Leseförderung und Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz sowie – in Zusammenarbeit mit der dbv-Kommission Bibliothek und Schule – den Ausbau der Zusammenarbeit von Bibliothek und Schule. Geld vom Bundespräsidenten Erfreulich ist, dass aktuell zwei Bibliotheksprojekte für Jugendliche finanziell gefördert werden konnten. Der Bundespräsident spendete die Hälfte der Erlöse aus dem Benefizkonzert in Hamburg 2009 dem Deutschen Bibliotheksverband für zwei Projekte, mit denen sich der Verband beworben hatte. Das erste geförderte Projekt sind die »Medienboxen für Jugendliche«, die im Rahmen von »Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek« vom 6. bis 13. November 2009 an 30 Bibliotheken übergeben 103 BuB | Foyer Recht Recht Chance für Studierende vertan e TU Darmstadt unterliegt im Urheberrechtsstreit / Anachronismus in Zeiten elektronischer Medien lichkeit, Kopien von Textteilen zu erstellen, um zuverlässig memorieren und zitieren zu können. Das Landgericht Frankfurt hatte dies anerkannt. Das OLG verurteilt die Nutzer nun zum Abschreiben mit der Hand – in Zeiten elektronischer Medien, des Internet und der e-science ist das ein Anachronismus. Der eigentliche Sinn des Paragraf 52b, auch auf digitalem Weg –B .d Die Technische Universität Darmstadt bedauert das Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Frankfurt vom 24. November 2009 und die damit nun sehr eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten der von Bibliotheken eigenständig digitalisierten Medien. Anlass ist ein seit März vergangenen Jahres laufender Rechtsstreit zwischen der TU Darmstadt und dem Ulmer Verlag zur Auslegung des neuen Paragrafen 52b des Urheberrechtsgesetzes (UrhG) vom 1. Januar 2008. Wissenschaftliches Arbeiten mit digitalen Kopien muss in zeitgemäßer Form In seiner Entscheidung verbietet möglich sein. das OLG Frankfurt, anders als das Landgericht Frankfurt in seinem erstinstanzlichen Urteil, wissenschaftliche Texte in monun auch die Möglichkeit des derner, im universitären Umfeld teilweisen Ausdrucks der digi- längst selbstverständlich gewortalisierten Werke. Das Landge- dener Form verfügbar zu maricht hatte bereits die Erstellung chen, wird damit auf den Kopf digitaler Kopien (Download) gestellt. verboten. Aus Sicht der TU Darmstadt Grundsätzlich bestätigt ist der Gesetzgeber gefordert, in zwar auch das OLG Frankfurt den anstehenden Beratungen das neugeschaffene Recht der zum Dritten Korb der NovelBibliotheken, in ihrem Besitz lierung des Urheberrechts für befindliche Druckwerke auch Klarheit zu sorgen. Wissenneueren Datums unabhän- schaftliches Arbeiten mit digitagig von eventuell bestehenden len Kopien muss in zeitgemäßer Verlagsangeboten zu digitali- Form möglich sein. sieren. Erlaubt ist auch, die so Mit den jetzt durch den gewonnenen Dateien Nutzern Ulmer-Verlag vertretenen, aber an besonders eingerichteten vor allem auf Drängen des Börelektronischen Leseplätzen in senvereins des deutschen Buchden Räumen der Bibliothek zur handels durchgesetzten BeLektüre zur Verfügung zu stel- schränkungen ist eine sinnvolle len. Dennoch werden die Rechte Nutzung der durch die ULB der der Leser nun entscheidend ein- TU Darmstadt produzierten digeschränkt. Das in Paragraf 53 gitalen Medien nicht mehr mögUrhG grundsätzlich verankerte lich. Recht auf Privatkopie zum wisBis zu einer hoffentlich zeitsenschaftlichen Gebrauch soll gemäßeren Neufassung des Pahier nicht greifen. ragraf 52b wird die UniversitätsDie Entscheidung hat Folgen und Landesbibliothek Darmfür das Studium und die wis- stadt ihr bisheriges Angebot senschaftliche Verwendbarkeit deshalb einstellen. Eine Chance, von digitalen Texten. Wissen- vor allem für die Studierenden, schaftliches Arbeiten mit Texten ist vertan. erfordert zwingend die MögTU Darmstadt –u den Zielgruppen männliche Jugendliche und Jugendliche mit Migrationshintergrund. So wurden sowohl Bücher zu Themen wie Fantasy, Liebe & Sex sowie leicht lesbare Texte als auch Mangas, Konsolen- und PC-Spiele und eine Auswahl an Spielfilmen und Hörbüchern in die Auswahlliste aufgenommen. Diese Empfehlungsliste der dbvKommission für Kinder- und Jugendbibliotheken steht nun allen Bibliotheken für die Anschaffung neuer Jugendmedien zur Verfügung. Ein Download der Kern- und Ergänzungsliste ist auf der Homepage des dbv möglich.4 Das zweite Projekt, das vom Erlös des Benefizkonzertes des Bundespräsidenten profitiert, ist die deutschlandweite Ausbreitung des Sommerleseclubs. »Summer Reading« ist die ursprüngliche Bezeichnung für diese Idee aus den USA, die Schülerinnen und Schüler in den Ferien gezielt zum Lesen motivieren will. Nach Deutschland kam diese Projektidee über die Bertelsmann Stiftung in die Briloner Stadtbibliothek, die 2002 erstmals einen Sommerleseclub in Deutschland durchführte, um dann von den Bibliotheken Nordrhein-Westfalens mit Unterstützung des Kultursekretariats aufgegriffen zu werden. Auf dem 4. Leipziger Kongress für Information und Bibliothek findet unter Regie der dbv-Kommission Kinder- und Jugendbibliotheken das dritte Arbeitstreffen aller Initiativen »Lesen im Sommer« statt. .B Jugendliche wachsen heute in einer medialen Partizipationskultur auf. In den folgenden Jahren hat sich dieses erfolgreiche Projekt in vielen Bundesländern etablieren können, so zum Beispiel der »Julius-Club« in Niedersachsen, der »Lesesommer« in Rheinland-Pfalz, der »FerienLeseClub« in Schleswig-Holstein sowie Initiativen in Bremen und Thüringen. 2009 startete in Bayern die Initiative »Bock auf Buch«, die konzeptionell ebenfalls die Idee des Sommerleseclubs aufgreift. Um die weitere Ausbreitung dieser Idee in Deutschland zu befördern, veranstaltete die dbv-Kommission Kinder- und Jugendbibliotheken am 5. November 2009 in der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam eine Fortbildung zur Organisation und Durchführung von »Leseclubs im Sommer«, in der das Know-how der vorhandenen Initiativen an interessierte Kolleginnen und Kollegen aus Bibliotheksfachstellen und Bibliotheken weitergegeben wurde. Für die Neueinrichtung von »Leseclubs im Som- w wurden. Die dbv-Kommission Kinder- und Jugendbibliotheken erarbeitete aus diesem Anlass eine umfangreiche Empfehlungsliste (Kern- und Ergänzungsliste) aktueller Titel für Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren. Bei der Auswahl der Medien lag der Schwerpunkt auf w mer« konnten sich Fachstellen und Großstadtbibliotheken beim dbv bis zum 15. Januar 2010 um finanzielle Mittel bewerben, wenn sie für ihre Region (Bundesland oder Großstädte) den Sommerleseclub 2010 organisieren. Auf dem 4. Leipziger Kongress für Information und Bibliothek findet unter Regie der dbv-Kommission Kinder- und Jugendbibliotheken das dritte Arbeitstreffen aller Initiativen »Lesen im Sommer« statt, um Erfahrungen auszutauschen und die weitere Vernetzung der 4 Unter folgender Adresse: www. Projekte anzuregen. bibliotheksverband.de/fachgrup Prof. Dr. Kerstin Keller-Loibl, pen/kommissionen/kinder-undVorsitzende der dbv-Kommission jugendbibliotheken/publikatio nen.html Kinder- und Jugendbibliotheken w 104 BuB | 62 (2010) 02 Foyer | BuB w w Der Katalog kann auf mehreren Wegen benutzt werden, so zum Beispiel mithilfe einer Suchmaske. Man gibt verschiedene Begriffe in das Suchfeld ein, das können Namen von Personen oder auch Sachbegriffe sein. Möglich ist auch die Suche mit alphabetischen Listen: Index Name, Index Buchtitel, Index Zeitschriftentitel, Index Schlagwort, Index Reihentitel. Eine weitere Möglichkeit bietet der Katalog der Arbeitsgemeinschaft der Gedenkstättenbibliotheken (AGGB), die seit Oktober 1998 besteht: www.zeitgeschichte-online.de/ alg-agg/. Er enthält zurzeit die Bestände von sieben Fachbibliotheken. Im Verzeichnis stehen Bücher, Aufsätze aus Zeitschriften und Sammelbänden, Broschüren und elektronische Medien. Die vor 1945 erschienene Literatur ist nicht vollständig im Katalog enthalten. In der Kölner Fachbibliothek stehen rund 14 800 Bände. Dazu zählen sowohl Literatur zum Nationalsozialismus in Köln und Umgebung als auch wichtige Grundlagenpublikationen allgemein zu diesem Thema. Es handelt sich um aktuelle Literatur, Bücher, Zeitschriften, aber auch um Examensarbeiten. Zum Bestand gehören darüber hinaus Veröffentlichungen zu BuB | 62 (2010) 02 .d –B Recherchen zum Bestand der Bibliothek im NS-Dokumentationszentrum sind bisher nur vor Ort möglich gewesen. Jetzt steht der Katalog unter www.nsdok.de/ unter dem Menüpunkt »Bibliothek« auch online im Internet zur Verfügung. Das NS-DOK aktualisiert ihn vierteljährlich. Für Kinder und Jugendliche gibt es spezielle Bücher, die sich meist in literarischer Form mit dem Thema Nationalsozialismus auseinandersetzen. Foto: Jürgen Seidel –u NS-Dokumentationszentrum Köln verbessert Serviceleistungen .B Bibliothekskatalog geht online Themen wie Vergangenheitsaufarbeitung, Gedenkstätten und Rechtsextremismus. Für Pädagogen gibt es eine Sammlung von Unterrichtsmaterialien, für Kinder und Jugendliche spezielle Bücher, die sich meist in literarischer Form mit dem Thema Nationalsozialismus auseinandersetzen. Außer der aktuellen gibt es auch zeitgenössische Literatur und Quellen. Dazu gehören zum Beispiel Mitteilungsblätter verschiedener NSDAP-Organisationen, der HJFührerdienst oder Firmenzeitschriften (3 KronenRundschau, Stollwerck-Post). Sie sind teils im Original, teils in Kopie vorhanden und sonst nur schwer zugänglich. Auch Schulbücher aus der NS-Zeit, Liederbücher verschiedenster NS-Organisationen und Sammelalben zählen zum Bestand. Zeitungen in mikroverfilmter Form wie zum Beispiel der »Westdeutsche Beobachter«, die »Kölnische Zeitung«, aber auch »Das schwarze Korps« und »Der Angriff« ergänzen die Sammlung. Sowohl Mitarbeiter des NSDOK als auch Forscher und die interessierte Öffentlichkeit können die Fachbibliothek nutzen. Das Personal der Bibliothek berät alle Bürgerinnen und Bürgern, auch von außerhalb, und gibt ihnen sachkundige Auskünfte. Viele Dissertationen, Fach- und Examensarbeiten haben in den vergangenen 20 Jahren in der Fachbibliothek eine wichtige Arbeitsgrundlage gefunden. Die Nutzungszahlen steigen von Jahr zu Jahr. Ausleihen sind in der reinen Präsenzbibliothek nicht möglich. Es stehen jedoch Kopierer und Readerprinter ebenso zur Verfügung wie Anschlussmöglichkeiten für Laptops. Die Benutzung der Bibliothek ist kostenlos. Die Fachbibliothek ist Dienstag bis Donnerstag von 10 bis 16 Uhr und am Freitag von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Gruppen werden um Anmeldung unter 02 21/221-2 63 61 gebeten. Dieter Maretzky, NS-Dokumentationszentrum Köln w Spezialbibliothek e Spezialbibliothek 105 BuB | Foyer Hochschule Hochschule Wohnzimmer und Arbeitsplatz für alle .d –B Gruppenarbeit: Studierende tauschen sich während der Kritikphase über ihre negativen Erfahrungen mit Bibliotheken aus. Foto: David Maus, Rembert Wohlers .B –u zu einer weltweiten Universalbibliothek, die für jeden gleichermaßen real und digital kostenlos erreichbar ist. Eines hatten alle Visionen jedoch gemeinsam: Auch in 25 Jahren wird es noch die Bibliothek als Gebäude geben und ihre Aufgaben werden vielfältiger sein denn je. Sie wird ein Ort der Begegnung sein, der gleichermaßen der Entspannung und der Bildung dient und somit als »Wohnzimmer« und »Arbeitsplatz« für alle dienen kann. Utopie und Realität In der Praxisphase würden im Regelfall die Utopien der Gruppen in Bezug zur Realität gesetzt und einzelne Umsetzungsmöglichkeiten mit Vereinbarungen erarbeitet. Ziel dabei ist, kon- w Auf Initiative von Professorin Ute Krauß-Leichert sollte hierbei die Methode der Zukunftswerkstatt angewandt werden, um den Studierenden gleichzeitig diese für sie bisher unbekannte Methodik näherzubringen. Die Idee der Zukunftswerkstatt geht auf Robert Jungk zurück und basiert auf der Annahme, dass Menschen über das notwendige Wissen, aber auch über Wunschvorstellungen und Phantasien verfügen, wie Probleme bezüglich ihrer Lebensumstände gelöst werden können. In einer Zukunftswerkstatt werden drei Phasen durchlaufen: die Beschwerde- und Kritikphase, die Fantasie- und Utopiephase sowie die Verwirklichungs- und Praxisphase. In der Kritik- und Fantasiephase werden die realen Bedingungen und Möglichkeiten nicht berücksichtigt und die Ideen und Visionen der Teilnehmer nicht von vornherein beschnitten und eingeengt. Vor Durchführung der Zukunftswerkstatt setzten sich die Studierenden in Vorträgen mit Themen wie Migration, demografischer Wandel, Finanzkrise und Mega-Cities auseinander, um die Entwicklung der Öffentlichen Bibliotheken in einem größeren gesellschaftlichen Kontext betrachten zu können. Die Zukunftswerkstatt fand am 4. Dezember 2009 statt und wurde von Torge Bünemann, Vorstandsmitglied des Kontrast e.V., moderiert. In der Kritikphase sollten die Teilnehmer laut Bünemann zunächst »Druck ablassen«. Unter der Fragestellung »Bibliotheken – Was nervt?« tauschten sie sich über ihre Erfahrungen aus und fanden so einen emotionalen Einstieg in die weiteren Phasen. Durch kurze Sketche unter Titeln wie »Kunden – nein Danke« und »Servicewüste Bibliothek« wurden die stärksten Kritikpunkte überspitzt dargestellt und so vergegenwärtigt. Anschließend konnten die Teilnehmer ihren Ideen in der Fantasiephase freien Lauf lassen und in fünf Gruppen ihre persönlichen Idealbilder der Bibliothek der Zukunft visualisieren. Die Visionen reichten von der Bibliothek als Eventstätte für die ganze Familie mit Kinderbetreuung und Konzerten bis hin w Wie sieht die Öffentliche Bibliothek der Zukunft aus? Gibt es in der Zukunft überhaupt noch Bibliotheken? Und wenn ja, werden dort weiterhin Bücher verliehen? Und wer werden die Mitglieder dieser Zukunftsbibliothek sein? Auf diese und ähnliche Fragen wollten 22 Studierende des ersten Semesters im Masterstudiengang »Informationswissenschaft und -management« am Department Information der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) mögliche Antworten finden. e »Zukunftswerkstatt Öffentliche Bibliotheken« an der HAW Hamburg blickt nach vorne w 106 Angeregte Diskussionen mit den Teilnehmern: Torge Bünemann leitet die Hamburger Zukunftswerkstatt. Foto: David Maus, Rembert Wohlers krete Arbeitsgruppen zu bilden, die für die Realisierung der Projektansätze in einem festgelegten Zeitplan verantwortlich sind. Dies war nicht das Ziel dieser Zukunftswerkstatt, da die Teilnehmer keinen Auftrag hatten, wie es beispielsweise bei Auffällig war, dass viele Ideen bereits teilweise von einigen Öffentlichen Bibliotheken umgesetzt werden. Mitarbeitern einer realen Stadtbibliothek der Fall wäre. Daher konzentrierten sich die Teilnehmer in dieser Phase auf Aspekte, die ihren persönlichen Interessen entsprachen: digitale Kommunikation, räumliche Gestaltung, übergreifende Bibliotheksausweise und digitale Bibliotheken. Das Wissen um knappe finanzielle Ressourcen und gesetzliche Einschränkungen ebenso wie mangelnde gesetzliche Sicherheit führten dazu, dass gute Ideen immer wieder von den Studierenden selbst verworfen wurden. Dadurch gestaltete sich die Entwicklung möglicher Realisierungsansätze als schwierig. Auffällig war jedoch, dass viele Ideen bereits teilweise von einigen Öffentlichen Bibliotheken umgesetzt werden. Es wird am Aufbau hybrider Bibliotheksbestände gearbeitet und durch verschiedene VeranstalBuB | 62 (2010) 02 Foyer | BuB Ausland Ausland Interkulturelle Bibliotheksarbeit in Madrid .B w werden gebeten, alle Änderungen ihrer personenbezogenen Angaben, insbesondere des Namens, der Anschrift und der Beitragsgruppe, nicht dem Verlag von BuB, sondern der Geschäftsstelle des BIB mitzuteilen. BIB-Geschäftsstelle Postfach 13 24 72703 Reutlingen Telefon 0 71 21/34 91-0 Telefax 0 71 21/30 04 33 [email protected] BuB | 62 (2010) 02 .d –u Verblüffend: In Madrid haben die Öffentlichen Bibliotheken weitgehend jeden Tag von 9 Uhr morgens bis 9 Uhr abends geöffnet. Im Winter auch am Sonntag! Am Sonntagvormittag (in Spanien ist das um 12 Uhr – Mittag gegessen wird frühestens um 15 Uhr) findet das Familienprogramm statt: »Libros en Familias«. Ich war dabei, als in der Zweigstelle Salamanca Jaime, der Kinderbibliothekar, mit den Kindern zuerst ans Regal ging, für jeden Teilnehmer ein Buch aussuchte und jedes Buch dann am Tisch kurz vorstellte, eigentlich nur neugierig machte, wovon es handelte. Eine Geschichte, die er zusätzlich mitgebracht hatte, wurde dann ausführlich erzählt (nicht vorgelesen!). Danach schloss sich eine Aktivität an, die wir generell mit »kreativer« Umsetzung umschreiben können. Auffallend war die Leichtigkeit, mit der er zu spät kommende Kinder integrierte (zu spät kommen ist in Spanien einfach normal). In einer anderen Bibliothek wird in diesem Familienprogramm Wert darauf gelegt, dass jede Aktivität in eine Art selbstproduziertes Buch mündet, das Kinder und Bezugsperson gemeinsam gestalten. Auf Einladung der Bibliothekarin des Goethe-Instituts in Madrid, Susanne Teichmann, verbrachte ich im Rahmen meines Fortbildungssemesters eine Woche in der Stadt, um einen Workshop zur Interkulturellen Bibliotheksarbeit vorzubereiten und durchzuführen. Auf einer Vortragsreise im April war deutlich geworden, dass die Arbeitsform »Workshop« in der bibliothekarischen Weiterbildung nicht so üblich ist wie bei uns. Das war eine Herausforderung, die ich trotz meiner fehlenden Sprachkenntnisse annahm, weil ich auf die Hilfe der zweisprachigen Mitarbeiterin Anna Maria Ballester-Bohn setzen konnte. –B Spaniens Bibliothekslandschaft lohnt, sie kennenzulernen! Auf dem Bibliothekskongress im kommenden Monat in Leipzig ist Spanien das Gastland. In Zukunft sollen Bibliothekspartnerschaften auch mit Spanien intensiviert werden. In diesem Zusammenhang berichtet Susanne Krüger von einem Aufenthalt in Madrid. w Mitglieder des BIB den in drei Gruppen, die aber alle Teilnehmer hintereinander durchliefen, praktische Konzepte zur zweisprachigen Arbeit mit Kindern und ihren Eltern erprobt, mit dem aus der interkulturellen Arbeit in Frankfurt bekannten »Würfel« für Führungen Ideen gesammelt und mit einem einfachen WindowsSoftwareprogramm »Fotostory« erste medienpraktische Erfahrungen gemacht, die für alle höchst befriedigend waren. Die Arbeitsform »Workshop« hat überzeugt. Ich hatte Glück, dass in den Bibliotheken gerade ein Geschichtenerzähler-Festival stattfand: »Madrid de Cuento«, schon zum 15. Mal. Am eigenen Leib habe ich erfahren, wie schön es ist, wenn man mit geringen Sprachkenntnissen trotzdem die ganze Geschichte versteht, weil durch die erzählerischen Mittel Wiederholung, Parallelhandlung und ausdrucksstarkes Bild die Handlung erschlossen wird, auch wenn man nicht alle Worte verstehen kann. Natürlich auch die Mimik und Gestik des Erzählers. Interkulturelle Arbeit mit Kindern muss vom Erzählen ausgehen! Überraschend für mich war, dass es in Spanien keine Autorenlesungen nach unserem Schema gibt, sondern ausschließlich Gespräche mit Autoren oder Personen, die etwas über das Buch erzählen. Von Autoren vorgelesen zu bekommen, würde als sehr merkwürdig empfunden, lesen könne man doch selbst, wurde mir mehrere Male versichert. So habe ich zum Beispiel eine Autorenbegegnung von Rafael Chirbes und Uwe Timm miterlebt, in der es um Politik und Literatur ging, in dem aber nur Uwe Timm ein ganz kurzes Stück vorlas und dies als typisch deutschen Zugang zur Literatur apostrophierte. So stößt man nach wie vor auf viele kleine, aber feine Unterschiede, auch wenn sich äußerlich das Straßenbild der Städte immer mehr angleicht: die gleichen Werbetafeln, die gleichen Baustellen. Susanne Krüger, HdM Stuttgart e Workshop mit spanischen KollegInnen / Spanien ist Gastland beim Bibliothekskongress in Leipzig w tungen versucht, Menschen aller Altersgruppen in die Bibliothek zu locken. Gerade im Bereich der digitalen Kommunikation gibt es zahlreiche Einzelprojekte, die von der Innovationsfähigkeit der Öffentlichen Bibliothek zeugen. Im Austausch unter den Teilnehmern zeigte sich allerdings, dass durch die weite Verteilung einzelner Projekte, diese häufig maximal von den eigenen, sehr aktiven Kunden wahrgenommen werden und nicht den Aufmerksamkeitsgrad erreichen, der eigentlich notwendig und wünschenswert wäre. Zusammenfassend erwecken die Erfahrungen innerhalb der Zukunftswerkstatt den Eindruck, dass die Öffentlichen Bibliotheken mit den Bedürfnissen ihrer Kunden durchaus Schritt halten können und dem digitalen Zeitalter offen gegenüberstehen. Es stellt sich somit die Frage, ob die Probleme der Bibliotheken eher in der mangelnden Vernetzung untereinander sowie den ungenügenden Kooperationen und in der Kommunikation nach außen zu suchen sind. Anneke Lühr, Nina Schroeder; HAW Hamburg Kontroverse Ansichten Ausgangspunkt waren aktuelle Projekte zur Interkulturellen Bibliotheksarbeit in Deutschland, die ich während des Vortrags im April vorgestellt hatte, die jetzt aber in praktische Handlungsanweisungen für die teilnehmenden Bibliotheken umgesetzt werden sollten. Diskussionsformen wie das »Kugellager« (eine Diskussion über eine begrenzte Fragestellung mit einem Partner, den man alle 3 bis 5 Minuten wechselt – wir tauften dies moderner in »Speeddating« um), halfen schnell, eine gute Gesprächsbasis zu schaffen. Am Vormittag setzte man sich in Kleingruppen mit der Sinus-Milieustudie auseinander, die auch für Spanien durchgeführt wurde. Ausgewählte Textstellen aus dem Essay von Amins Maalouf »Mörderische Identitäten« ermöglichten eine weitere Sensibilisierung für das Thema, das zum Beispiel beim Stichwort »Transkultur« durchaus kontroverse Ansichten provozierte. Am Nachmittag wur- 107 BuB | Foyer Tagungen –u .B w In seinem Einführungsvortrag skizzierte Jakob Voß, SoftwareEntwickler bei der Verbundzentrale (VZG), anhand von herkömmlichen bibliothekarischen Katalogeinträgen den für das Semantic Web typischen Wandel weg von einem Web vernetzter Dokumente hin zu einem Web vernetzter Daten. Die Nutzung vorhandener Standards sollte diesen Wandel begleiten. Einen dieser Standards könnte die »Bibliographic Ontology« (bibo) darstellen, die auf existierenden Ontologien wie Dublin Core basiert und die Voß in einem weiteren Vortrag vorstellte. Dabei warf er die provozierende Frage auf, ob die bibo die Nachfolge bibliografischer Datenformate antreten werde. Lars G. Svensson, IT-Manager an der Deutschen Nationalbibliothek (DNB), stellte hingegen nicht bibo, sondern »Resource Description and Access« (RDA) ins Zentrum der DNB-Planungen. »Fünf gute Gründe«, warum sich kulturelle Einrichtungen mit dem Semantic Web beschäftigen sollten, benannte Professor Stefan Gradmann, Inhaber des Lehrstuhls für Wissensmanagement an der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Beschäftigung sei unter anderem erforderlich, damit diese Einrichtungen zukünftig überhaupt noch wahrgenommen werden. Andererseits könnten sie durch die Verknüpfung von bibliothekarischen Metadaten und Kontextdaten (wie Personennormdaten) einen spezifischen Beitrag zum Semantic Web leisten. Auch Bernhard Haslhofer, Assistent am Lehrgebiet für Verteilte Multimediasysteme an der Universität Wien, sieht ein gro- w Unter dem Motto »Fachtagung für innovative Bibliothekare« hat am 24. und 25. November 2009 in Köln erstmals die Veranstaltung »Semantic Web in Bibliotheken – SWIB09« stattgefunden. Die international besetzte Tagung wurde vom Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz) und der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW) gemeinsam ausgerichtet, um Bibliotheken das »Semantic Web« näher zu bringen. Die aus Platzgründen auf rund 100 am ersten Tag und 60 am zweiten Tag begrenzten Teilnehmerplätze waren rasch ausgebucht. Während der erste Tag eine Einführung und erste Anwendungsbeispiele bot, die das Potenzial von Semantic Web-Anwendungen zeigten, vermittelte der zweite Tag anhand praxisnaher Beispiele Anforderungen und Lösungsszenarien für Bibliotheken. e Anwendungsbeispiele und Lösungsszenarien in Bibliotheken / Eine Veranstaltung von hbz und ZBW Ed Summers, Software-Entwickler bei der Library of Congress (LoC), verwies in seinem Vortrag auf die vielfältigen Verknüpfungsmöglichkeiten und Anwendungen von Linked Data. Foto: Dirk Baumbach fe Integration von Ontologien direkt in die verwendete Programmiersprache am Beispiel von Repository Software. André Hagenbruch, Mitarbeiter der Universitätsbibliothek Bochum, stellte ein Projekt für ein Linked Data-basiertes Bibliotheksportal vor, das neben bibliografischen Daten auch administrative Informationen wie Personaldaten oder Öffnungszeiten integrieren soll. Interessante Einblicke bot Jürgen Kett von der DNB zur hauseigenen Linked DataStrategie. Dazu gehört die Veröffentlichung der Personennamendatei (PND) zwecks kostenfreier Weiterverwendung .d Auf dem Weg in das Semantic Web ßes Potenzial darin, klassische Mechanismen der Informationsorganisation durch Bibliotheken als »Linked Open Data« in das Semantic Web einzubringen. Sie könnten möglicherweise sogar Baustein einer freien und community-getriebenen Alternative zu konzerngetriebenen Anwendungen wie Google Books sein. Voraussetzung sei allerdings, dass Bibliotheken nicht an ihren Datenbeständen in Form geschlossener Datensilos festhalten. Dazu passte das leidenschaftliche Plädoyer für Free Data von Patrick Danowski, Emerging Technologies Librarian am CERN: Die ganze Mächtigkeit seiner Netzwerkeffekte könne Linked Data nur entfalten, wenn die Daten unter einer freien Lizenz veröffentlicht werden, wobei Danowski für eine Bereitstellung als »public domain« plädiert. Mehrere Beiträge zeigten, dass mit Linked Data mittlerweile eine geeignete Technologie vorliegt, um das Semantic Web für Bibliotheken Wirklichkeit werden zu lassen. Ed Summers, Software-Entwickler bei der Library of Congress (LoC) und zuständig für einen der bislang größten Linked Data-Bestände aus Bibliotheken, die LoC Subject Headings, verwies in seinem Vortrag auf die vielfältigen Verknüpfungsmöglichkeiten und Anwendungen von Linked Data. So können Schlagworte aus verschiedenen Vokabularen in Beziehung gesetzt werden und Presseartikel mit »Flickr«Bildern und Geokoordinaten verknüpft werden, die das Ereignis bebildern beziehungsweise räumlich verorten. –B Tagungen w 108 Moderne Web-Anwendungen Wie ein klassischer Bibliothekskatalog in eine moderne WebAnwendung und in Linked Open Data überführt werden kann, berichtete Anders Söderbäck von der Schwedischen Nationalbibliothek. Unter dem Thema »Linked Applications« entwarf Felix Ostrowski, ITEntwickler beim hbz, eine tie- Allgemein war der Wunsch nach einer Neuauflage der Tagung in 2010 zu hören. durch andere Bibliotheken. In einem weiteren Vortrag gingen Kett und sein Kollege Svensson auf Details ihres aktuellen Linked Data-Projekts ein, das in einer ersten Stufe URI- und SPARQL-Zugriff auf die SWDund PND-Datensets sowie ihre Verknüpfungen zu internationalen Normdatenbeständen ermöglichen soll. Ein Beta-Dienst soll bis Mitte 2010 online gehen. Timo Borst, Leiter der ITEntwicklung der ZBW, griff dies auf und demonstrierte die Integration von Thesaurusund Personennormdaten in den ZBW-Dokumentenserver. Als technischer Zugangspunkt für Linked Data wurde dabei auch ein experimenteller SPARQLEndpoint der DNB genutzt, dessen Abfrage eine automatische Vorschlagsfunktion für PND-Einträge ermöglicht. Praktische Erfahrungen aus den Linked Data-Projekten der ZBW fasste Joachim Neubert, IT-Entwickler bei der ZBW, zusammen, verbunden mit Hinweisen zu Tools, Communities und Best Practice-Beispielen im Web. Einen Einblick in Ontologien, die eine wesentliche Säule des Semantic Web bilden, ihren BuB | 62 (2010) 02 Foyer | BuB Tagungen Tagungen Wissenschaftliche Themen mit einer Prise Humor e Locker, ungezwungen und informativ: Der niederländische »Bibliothekartag« in Ede w .B w BuB | 62 (2010) 02 Landesverband, welcher sich dafür einsetzt, das Fachwissen seiner Mitglieder zu verbessern und auf dem neuesten Stand zu halten sowie deren Interessen zu vertreten. .d –u ist. Allgemein war der Wunsch nach einer Neuauflage der Tagung in 2010 zu hören. Das Programm der Tagung, Abstracts und Vorträge sind online unter www.swib09.de. Dr. Timo Borst, Birgit Fingerle, Joachim Neubert (ZBW), Anette Seiler (hbz) w Zusammenhang mit natürlicher Sprache und ihre Nutzungsmöglichkeiten gab Elena Semanova, Forscherin und selbstständige Ontologie-Expertin. Aus dem Museumsbereich stellte Karin Teichmann (Leiterin der Grafischen Sammlung im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der DNB) das als ISOStandard vorliegende »CIDOC Conceptual Reference Model« vor, das unterschiedlich strukturierte Informationen durch ein übergreifendes Meta-Modell zusammenführen kann. Professor Stefan Gradmann und Marlies Olensky, Forscherin an der HU Berlin, präsentierten die semantische Datenschicht der Europeana, die den W3C-Standard SKOS und Linked Data nutzt, um Benutzeranfragen, Browsing und Ergebnispräsentation zu unterstützen. Über die umfassenden Linked Data-Aktivitäten innerhalb der DBPedia, einer Semantic WebVersion der Wikipedia, berichtete Anja Jentzsch, Forscherin an der Freien Universität Berlin. Neben der Infrastruktur für Linked Data veranschaulichte sie die Integration von DBPediaDaten in Browser-, Such- und Portaloberflächen. Eine von Jürgen Kett moderierte Abschlussrunde sammelte Stichpunkte zur Frage »Wie geht es weiter?« Um den Austausch fortzuführen, wurde unter anderem eine Kommunikationsplattform vorgeschlagen, die im Umfeld der Semantic Web-Aktivitäten des W3C angesiedelt –B Die »Fachtagung für innovative Bibliothekare«in Köln bot immer wieder Gelegenheit zu Fragen und Diskussionen. Foto: Dirk Baumbach Ede, eine Stadt mit etwa 70 000 Einwohnern, die in der niederländischen Provinz Gelderland, nicht unweit der deutschen Grenze liegt, genießt sicherlich keinen Weltruf und doch pilgerten etwa 1 000 Menschen aus allen Ecken des Landes am 12. November 2009 dort hin. Im Kongresszentrum findet an diesem Tag der »Jaarcongres« der »Nederlandse Vereniging voor Beroepsbeoefenaren in de bibliotheek-, informatie- en kennissector« (NVB) statt, einem bibliothekarischen Neben Informationsspezialisten, die für Öffentliche oder wissenschaftliche Bibliotheken arbeiten, haben sich auch Teilnehmer angemeldet, die beispielsweise an Schulen, Behörden oder für kommerzielle Unternehmen tätig sind. Auffällig viele sind auch dem medizinischen Sektor zuzuordnen. Ähnlich vielfältig wie die Teilnehmer gestaltet sich das Kongress- und Begleitprogramm. Den ganzen Tag über besteht die Möglichkeit, sich im Messebereich an Ständen über neue Produkte zu informieren. Auch werden überall gratis Kaffee, Tee, Wasser und Säfte angeboten, zusammen mit Gebäck und Kuchen. Parallel läuft ein Vortragsprogramm, welches gegen 10 Uhr feierlich im Theater des Kongresszentrums eröffnet wird. Wir sitzen in roten Samtsesseln und schauen auf die Theaterbühne. Alle Plätze sind besetzt, und auch am Rand haben sich noch ein paar Nachzügler gedrängt, um sich die Begrüßung von Bart van der Meij, dem Vorsitzenden des NVB anzuhören. Diese fällt kurz aus, dafür geht sie aber fast nahtlos in ein einführendes Unterhaltungsprogramm über, welches uns auf das Thema des Tages »Verbinden op inhoud« einstimmen soll. Mirjam Mare, eine Geschichtenerzählerin, trägt spannend und mitreißend ein russisches Märchen vor, welches die wachsenden Anforderungen und rasenden Veränderungen der heu- 109 BuB | Foyer Tagungen Aktives Publikum Ähnlich dem Deutschen Bibliothekartag besteht jedoch auch hier die Möglichkeit, die Sessions zwischendurch zu wechseln und somit verschiedene Vorträge zu unterschiedlichen Themenbereichen zu verfolgen. Und so höre ich im Laufe des Tages fünf Vorträge, von denen ich anfangs wenig erwartet und letzten Endes viel mitgenommen habe. Denn nicht ein einzi- Tagungen Möglichkeiten und Grenzen der Personalentwicklung e Round Table der dbv-Managementkommission in Frankfurt am Main congres« ist kurz. Nach noch nicht einmal zehn Stunden ist er wieder vorbei, und viele Menschen, alle mit den gleichen roten Taschen, gefüllt mit Infound Werbematerial, verlassen das Kongresszentrum Richtung Bahnhof. Ein bisschen schade ist es, denn noch vieles bleibt ungesagt, ungehört und undiskutiert. Doch anderseits ist, wie seit langem bekannt, manchmal Qualität wichtiger als Quantität. Und qualitativ hatte dieser Tag einiges zu bieten und wird sicherlich noch eine Weile nachwirken in den Gedanken der Teilnehmer und vielleicht auch in deren Arbeitsalltag. Katharina Perlbach, Goethe-Institut Rotterdam eigenen Standortbestimmung folgen dann gezielte Fortbildungsangebote aus dem circa 25 000 Managementkurse umfassenden Portfolio. Die große Relevanz des Feedbacks zur eigenen Verortung im Arbeitsumfeld und zur Identifizierung notwendiger und geeigneter Entwicklungsmöglichkeiten der Mitarbeiter führte Imma Hendrix, stellvertretende Direktorin der Universitätsbibliothek –B .d Der Round Table der Managementkommission des Deutschen Bibliotheksverbands (dbv) hat unter der Überschrift »Personalentwicklung: Konzepte – Grenzen – Möglichkeiten« Mitte November vergangenen Jahres in Frankfurt am Main stattgefunden. Im neu eingerichteten Auditorium des Amts für Gesundheit führte die Moderatorin Sabine Homilius die gut 40 TeilnehmerInnen durch fünf Vorträge, die den Bogen von der Führungskräfteentwicklung in einem internationalen Privatunternehmen über das Change Management in wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands bis hin zu den Möglichkeiten der Personalentwicklung in der Schweiz spannten. –u Der niederländische »Jaarcongres« ist kurz. Nach noch nicht einmal zehn Stunden ist er wieder vorbei. w sen zu spannen, Platon genauso mit einzubeziehen wie das Einordnen von Supermarktprodukten in Kategorien und dabei keine Sekunde zu langweilen. Doch ist das nicht zu populärwissenschaftlich und zu weit weg von der Bibliothekswissenschaft, wie die meisten von uns sie kennengelernt haben, mag sich an dieser Stelle so manch einer fragen. Sicher, das ist es, doch Haring regt zum Nachdenken an, was eine sicherlich wichtige Basis für den weiteren Tag darstellt. Denn schließlich kommt nach seinem Vortrag auch der Punkt, an dem jeder gezwungen ist nachzudenken, abzuwägen, zu werten und selbstständig zu entscheiden, da im weiteren Verlauf vier parallele »Tracks« zur Auswahl stehen: »Der Profi«, »Der Kunde«, »Die Technik« und »Die Verbindung«. .B Es sind Themen, wie man sie von vergleichbaren Kongressen in Deutschland kennt, die Präsentation dieser Thematiken jedoch ist mir neu. ger ist schlecht, langweilig oder trocken vorgetragen. Jeder der Referenten bindet das Publikum lebhaft in seinen Vortrag mit ein, regt zu Diskussionen an, verknüpft interaktive Elemente wie kurze Filme oder beispielsweise ein Quiz mit seiner Präsentation und lässt so die Zeit schneller vergehen als erwartet. Auch hier werden Kritiker anbringen, dass bei einem solchen Vorgehen die Wissenschaft zu wenig im Vordergrund steht oder durch Entertainment in den Hintergrund gerät. Doch ist es verboten, wissenschaftliche Themen witzig und unterhaltsam zu verpacken? So wird zum Beispiel immer mit einer Prise Humor darüber diskutiert, was einen Informationsspezialisten ausmacht, wie sich das Image der Bibliothekswissenschaften verbessern lässt, oder wie es um die Beziehungen zwischen Bibliotheken, ihren Mitarbeitern und Kunden steht. Es sind Themen, wie man sie von vergleichbaren Kongressen in Deutschland kennt, die Präsentation dieser Thematiken jedoch ist mir neu. Der niederländische »Jaar- w tigen Zeit veranschaulicht und sich mit etwas Vorstellungskraft leicht auf die Innovationen des Informationssektors übertragen lässt. Es folgt der Auftritt von Bas Haring, einem PhilosophieDozenten der Universität Leiden, der gleichzeitig Autor ist und mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet wurde. Er schafft es, in seinem etwa 45-minütigen Vortrag einen Bogen zwischen Philosophie und Bibliothekswe- w 110 Catrin Adams-Lang, Teamleiterin Führungskräfteentwicklung bei der Deutschen Lufthansa, führte in den Aviation Compass, das Kompetenzmodell der Lufthansa, ein. Die Personalentwicklung in diesem internationalen Unternehmen wird als kulturstiftendes Instrument verstanden. Das Funktionieren der dezentralen Struktur hängt davon ab, in welchem Maße es gelingt, einerseits die individuelle Unternehmerschaft zu fördern und zu entwickeln und andererseits die Besonderheiten der segmentierten Funktionsbereiche in ein gemeinsames Führungsverständnis zu integrieren. Ein wichtiger Baustein ist dabei das sogenannte 360-GradFeedback. Dabei soll in einem geschützten Raum die Möglichkeit der Standortbestimmung mittels Feedback durch Mitarbeiter, Vorgesetzte und Kollegen derselben Hierarchiestufe sowie Kunden gegeben werden. Der Zum Berufsstart in einer Schweizer Bibliothek gehört der arbeitsfähig hergerichtete Arbeitsplatz inklusive Blumenstrauß ebenso wie das Abschiedsessen mit dem Direktor im Restaurant bei der Pensionierung. der Humboldt Universität zu Berlin, am Beispiel einer großen Führungskräftebefragung an der Humboldt Universität aus. Sehr deutlich wurde in dem Beitrag das Risiko von Personalentwicklungsmaßnahmen, denen das Geld für die Realisierung der im Projekt identifizierten Verbesserungsmaßnahmen fehlt. Als nachahmenswertes Beispiel aus der Praxis stellte Hendrix das Interessenbekundungsverfahren vor, mit welchem die UB die Zusammenlegung von zwölf Zweig- und einer Zentralbibliothek in der neuen Zentralbibliothek im Jacob-undWilhelm-Grimm-Zentrum mitarbeiterorientiert abfederte. Die Mitarbeiter an allen bisherigen Standorten erhielten in diesem Verfahren die Gelegenheit, ihr Interesse auf einzelne Arbeitsgebiete zu bekunden. In den meisten Fällen konnte die BuB | 62 (2010) 02 Foyer | BuB Nachrichten w BuB | 62 (2010) 02 malen Mitbestimmungstatbestände, auf die Notwendigkeit der engen Zusammenarbeit mit den örtlichen Mitbestimmungsgremien, vom Personalrat über die Gleichstellungsbeauftragte bis zur Behindertenbeauftragten hin. Jedes vernünftig durchgeführte Projektmanagement bedarf eines Gremiums, in dem alle am Projekt beteiligten Nachrichten Kabinett beschließt Deutsche Digitale Bibliothek e Schnittstellen ebenso vertreten sind wie Vertreter der Beteiligungsgremien. Je konsequenter die Mitarbeiter während der Projektlaufzeit aus den Hierarchien entbunden sind, desto eher kann das Projekt erfolgreich umgesetzt werden. Die Vorträge des Tages stellten Konzepte großer Unternehmen, großer wissenschaftlicher Bibliotheken und von Großstadtbibliotheken vor. Im Publikum wurden Zweifel formuliert, ob die vorgestellten Instrumentarien in kleinen und mittleren Bibliotheken einsetzbar sind. Die Komplexität der Personalentwicklung der Lufthansa kann im deutschen Bibliothekswesen sicher nicht erreicht werden, gleichwohl wurde deutlich, dass viele Maßnahmen, die auch in kleinen und mittleren Bibliotheken durchgeführt werden, wie das Wiedereingliederungsmanagement, die Begleitung von Rückkehrern und Neuanfängern durch Paten oder die gezielte Qualifikation im Hinblick auf neu zu übernehmende Aufgaben, integraler Bestandteil der an vielen Bibliotheken praktizierten Personalentwicklung sind. Die Vorträge sind unter folgender Adresse zu finden: www.bibliotheksverband.de/ fachgruppen/kommissionen/ management/fortbildung/vor traege.html#c4464 Anke Berghaus-Sprengel, Berlin Berlin. Bereits Anfang Dezem- ber 2009 hat das Bundeskabinett die Errichtung der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) beschlossen, deren Start 2011 erfolgen soll. Kultur- und Medienstaatsminister Bernd Neumann erklärte: »Durch die DDB werden in Zukunft Datenbanken von über 30 000 Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen in Deutschland vernetzt und über ein einziges nationales Portal allen Bürgern zugänglich gemacht werden. Sie ist ein Jahrhundertprojekt in der digitalen Welt und leistet einen herausragenden Beitrag zur Bewahrung unserer kulturellen Identität und zum Urheberrechtsschutz.« Vorgesehen ist, dass die DDB digitale Kopien von Büchern, Bildern, Archivalien, Skulpturen, Noten, Musik und Filmen aus Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen (Bibliotheken, Archiven, Museen, Mediatheken, Kulturdenkmalen, wissenschaftlichen Instituten et cetara) umfasst. Die DDB ist ein Gemeinschaftsvorhaben von Bund, Ländern und Kommunen. Der Aufbau der zentralen Infrastruktur wird mit Mitteln aus dem Konjunkturprogramm II des Bundes finanziert, der Dauerbetrieb ab 2011 zur Hälfte von Bund und Ländern. .d –B –u Das Personalentwicklungskonzept an der ETH Zürich ist geprägt von verbindlichen Zielvereinbarungen, präzise formulierten Leistungsanforderungen und dem Bemühen, Leistung zu belohnen. w Das Personalentwicklungskonzept an der ETH Zürich ist geprägt von verbindlichen Zielvereinbarungen, präzise formulierten Leistungsanforderungen und dem Bemühen, Leistung zu belohnen und den Mitarbeitern gezielte Wertschätzung der erbrachten Leistungen zu vermitteln. Zum Berufsstart in der Bibliothek gehört der arbeitsfähig hergerichtete Arbeitsplatz inklusive Blumenstrauß ebenso wie das Abschiedsessen mit dem Direktor im Restaurant bei der Pensionierung. Ein gestuftes Prämiensystem erlaubt unter anderem, gute Leistungen direkt mit einer Leistungsprämie zu honorieren. Die Leistung wird in regelmäßigen Vorgesetzten-Mitarbeiter-Gesprächen beurteilt. Sollte der Mitarbeiter mit der Benotung nicht einverstanden sein, so kann er oder sie zwar die Unterschrift verweigern, jedoch hat dies keinerlei Konsequenzen. Carola Schell-Wolff, Direktorin der Stadtbibliothek Hannover, führte demgegenüber die deutsche Situation vor Augen. Die Stadtbibliothek musste in den letzten Jahren diverse Stellenstreichungen verkraften. Um trotzdem die Servicequalität aufrecht erhalten zu können, setzt die Bibliothek auf gezielte .B Leistung wird belohnt Fort- und Weiterbildung. Die Fortbildungsbeauftragte der Bibliothek eruiert im Rahmen einer Arbeitsgruppe gezielt Bedarfe, sichtet den Markt der Fort- und Weiterbildungsangebote und evaluiert neue Angebote. So lagen im vergangenen Jahr die Schwerpunkte des Qualitätscoachings in den Bereichen Auskunftsdienst, Medienbereitstellung und bei der Verbesserung der Servicebereiche der Stadtteilbibliotheken. Die Führungskräfteentwicklung wird in Kursen mit sechs Terminen an jeweils drei Tagen sehr intensiv gefördert und soll dabei helfen, die Modernisierung und Automatisierung der Bibliothek kompetent zu begleiten und dabei die richtigen Akzente zu setzen. Noch weiter in den Norden entführte uns Professor Gabriele Beger, Direktorin der Staatsund Universitätsbibliothek Hamburg, Carl von Ossietzky. Beger leitet die Bibliothek seit knapp vier Jahren und hat in dieser Zeit einige Veränderungen durchgeführt. Mit einer Mischung aus Pragmatismus und Offenheit für Verbesserungsvorschläge seitens der Mitarbeiter konnte stets eine große Offenheit gegenüber Änderungen erreicht werden. Nichtsdestotrotz wies die Juristin auf die for- w Aufgabenverteilung in der neuen Bibliothek den Wünschen der MitarbeiterInnen gerecht werden. Gleichwohl war der Arbeitsaufwand sehr hoch, und es gab selbstverständlich auch Fälle, in denen nicht dem Wunsch der Mitarbeiter entsprochen werden konnte. Faszinierend waren die Eindrücke, die der Direktor der ETH-Bibliothek Zürich, Wolfgang Neubauer, aus der Schweiz anschaulich vermitteln konnte. Es gibt dort keine formalen Laufbahnen und kaum formale Mitarbeiterrechte, das heißt keinen Betriebs- oder Personalrat, keine Mitbestimmungsrechte, aber auch wenig Hürden (außer der Leistung) für die Karriereplanung. Viele Wege führen zu BuB Forum Bibliothek und Information Gartenstraße 18 72764 Reutlingen Postfach 13 24 72703 Reutlingen Telefon 0 71 21/34 91-0 Telefax 0 71 21/30 04 33 E-Mail [email protected] Internet www.b-u-b.de Menschen wollen Wissen! Biberach an der Riß. »Menschen wollen Wissen!« – unter diesem Motto veranstaltet die BID (Bibliothek und Information Deutschland) vom 15. bis zum 18. März den 4. Leipziger Kongress für Information und Bibliothek. Die Stadtbücherei Biberach hat sich von diesem Motto inspirieren lassen und ein Marketingkonzept für Medienpräsentationen und Pressearbeit entwickelt. Dahinter steht die Zielsetzung, Kunden der Stadt- 111 BuB | Foyer Nachrichten Spektakulärer Diebstahl w Göttingen. Die Göttinger Polizei hat Anfang Dezember 2009 einen spektakulären Diebstahl aus den historischen Beständen der Niedersächsischen Staatsund Universitätsbibliothek aufgeklärt. Ein Mitarbeiter steht im Verdacht, ein kostbares antiquarisches Werk aus einem Sondermagazin entwendet zu haben. Bei dem Buch handelt es sich um die 1545 erschienene Erstausgabe des Traktats »Arte de navegar«. Der Bibliotheksmitarbeiter hatte das Buch per E-Mail von seinem Dienstrechner aus einem Antiquar in Holland für 100 000 Euro angeboten. Der schöpfte jedoch Verdacht und informierte die Universität Göttingen. Der nichts ahnende Bibliotheksmitarbeiter vereinbarte zwischenzeitlich einen Termin zur Geldübergabe. Als er auf einer Autobahn-Raststätte auf e reits 1970 veröffentlichte er als »Rufer in der bibliothekshistorischen Wüste« eine Publikation über »Volksbücherei und Nationalsozialismus: Materialien zur Theorie und Politik des öffentlichen Bibliothekswesens 1933 – 1945«, wie Peter Vodosek noch 2003 anlässlich einer Rückschau auf die schwierige Aufarbeitung dieses Zusammenhangs in den späten Achtzigerjahren erinnert. Schon Ende der Sechzigerjahre hatte Friedrich Andrae unter anderem die schulischen Verhältnisse in der »Zeit« kritisiert, ein System, das »Die unpolitischen Oberschüler« befördere. Bis Mitte der Neunzigerjahre betätigte sich Andrae publizistisch und als Autor auch weiter jenseits der bibliothekarischen Medien. Zuletzt veröffentlichte er 1994 eine größere Arbeit: »Auch gegen Frauen und Kinder – Der Krieg der deutschen Wehrmacht gegen die Zivilbevölkerung in Italien 1943–1945«. Selbst wenn unter akademischen Historikern nicht ganz unumstritten, der gebildete historische Mensch Friedrich Andrae zeigt Haltung: Willkür und Gewalt müssen aufgezeigt werden. Aus der Geschichte ist unbedingt zu lernen. Als ich Friedrich Andrae im gleichen Jahr 1994 persönlich kennenlernte, schaute er mich etwas skeptisch an. Das ist also die Nachfolgegeneration, schien er zu denken. Und ich dachte aus meiner Perspektive Ähnliches vielleicht auch über ihn und die Vorgängergeneration. Jetzt denke ich manchmal: Warum haben wir heute eigentlich so wenig Gelegenheit, unseren kritischen Bildungshorizont in unsere Berufspraxis einzubeziehen? Hella SchwemerMartienßen, Hamburg .d Am 14. September 2009 ist Dr. Friedrich Andrae 82-jährig in Hamburg verstorben. Er war seit dem 1. April 1956 als Bibliothekar, Bibliotheksleiter und Referent bei der Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen beschäftigt, vom 1. Januar 1967 bis zu seinem Abschied am 30. März 1990 als deren Direktor. Am 1. Januar 1927 in Kassel geboren, studierte Friedrich Andrae nach Kriegsende in Göttingen Geschichte, Deutsch und Religion, machte 1951 seinen Abschluss mit Promotion und der Prüfung für das Lehramt an Höheren Schulen. Danach schrieb er sich an der Büchereischule in Hamburg ein, wo er im September 1953 sein Examen als Diplombibliothekar ablegte. Im Oktober begann er seine bibliothekarische Laufbahn beim Verband Deutscher Diplombibliothekare in Rendsburg, wechselte 1954 als Bibliothekar an die Stadtbibliothek Lübeck, bevor er dann 1956 in Hamburg seine Berufung fand. Dort hatte er kurz zuvor seine Frau Ingrid geheiratet, eine Gymnasiallehrerin. Das Ehepaar Andrae war von Beginn an kontinuierlich bis 2006 in der Lektoratskooperation engagiert, sie verfassten insgesamt weit über 10 000 Rezensionen für den ID und für den BA. »Jedes Buch ist ja an sich eine Herausforderung«, schrieb Ingrid Andrae, als sie sich beide von dieser Arbeit weit nach dem Ruhestand verabschiedeten. Das war ihr gemeinsamer Leitspruch. In berufliche Kontexte hat sich Friedrich Andrae auf vielfältigste Weise eingebracht, in der Lenkungsgruppe der Leko, als erster Vorsitzender der Sektion 1 des Deutschen Bibliotheksverbands nach deren Begründung 1970 und als langjähriges Mitglied des Aufsichtsrats der ekz, um nur einige Daten zu nennen. Das ist aber nur eine Seite seines Wirkens. Friedrich Andrae verkörpert idealtypisch den demokratischen Neuanfang des öffentlichen Bibliothekswesens nach dem nationalsozialistischen Terror. Einer der ersten Sätze in seiner Bewerbung in Hamburg lautet: »Mitglied der NSDAP bin ich nie gewesen. … Neben meiner beruflichen Tätigkeit gilt mein besonderes Interesse der Arbeit mit Jugendlichen, fürsorgerischen Problemen und der Volkshochschule.« Bereits kurz nach Kriegsende beteiligte sich Andrae in Berlin aktiv an äußeren Rekonstruktionen für den Wiederaufbau des Schulwesens. Dem expliziten Vorsatz, die politische Bildung intellektuell zu fördern, hielt er zeitlebens die Treue. Be- –B meinnützige Verein Litprom – Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika verleiht »Medienkisten zur Mehrsprachigkeit«. Diese Kisten werden auf Wunsch des Kunden zusammengestellt (Sprachkombinationen und Altersstufen; sie enthalten: Bücher, Spiele, CDs, zweisprachige Romane, Geschichten, Lernmedien) und können vier bis sechs Wochen gegen die Zahlung der Protokosten (circa 15 Euro) entliehen werden. Nähere Informationen gibt es unter www.litprom.de. Friedrich Andrae verkörpert den demokratischen Neuanfang des öffentlichen Bibliothekswesens nach dem Krieg –u Frankfurt am Main. Der ge- Ein großer Förderer der politischen und historischen Bildung .B Medienkiste Mehrsprachigkeit Nachruf w bücherei auf deren vielfältige Informations- und Lernangebote aufmerksam zu machen. Seit Januar werden unter der Überschrift »Menschen wollen wissen« existenzielle Wissensfragen der Menschen im Erdgeschoss der Stadtbücherei präsentiert. Beginnend mit der Grundfrage »Wer bin ich und woher komme ich?« geht es im Folgenden um Tod, Glück, Erfüllung, Lernen, Wissen, Gesundheit, Kindererziehung, Glaube, Geschlechterkampf und die Zeit. Zu jeder Fragestellung gibt es im vierwöchigen Rhythmus eine Ausstellung im Erdgeschoss der Bücherei. w 112 den vermeintlichen Kaufinteressenten wartete, erschien stattdessen ein Einsatzkommando der Polizei und nahm ihn fest. Er habe inzwischen ein Teilgeständnis abgelegt, so die Polizei. Die Ermittlungen waren bei Redaktionsschluss noch nicht abgeschlossen. So wurde noch untersucht, ob weitere antiquarische Werke aus der Bibliothek entwendet worden sind. BuB | 62 (2010) 02 Foyer | BuB Nachrichten in den Beständen der drei Bib- DBS-Datenposter liotheken über die jeweiligen Hannover. Die Akademie für Fachportale zu recherchieren Köln. Das HochschulbiblioLeseförderung der Stiftung und zu bestellen. thekszentrum des Landes Lesen hat eine langfristige Zukunft an der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek. Bei einer Sitzung des Lenkungsausschusses der Akademie am 1. Dezember 2009 wurde der Vertrag über die Auszeichnung Verlängerung der Akademie bis Ende 2012 unterschrieben. Zugleich bekräftigten die Vertreter des Kultusministeriums, des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur sowie der GeschäftsKatholische Öffentliche Bücherei Wortschatz in führer der Stiftung Lesen, HeinHöchst erhält Hessischen Bibliotheksförderpreis rich Kreibich, ihre Absicht, die Akademie als dauerhafte Institution zeitnah zu etablieren. Die Katholische Öffentliche Bü- te Arbeit der Öffentlichen BüDie Akademie wird im Rahmen cherei Wortschatz in Höchst im cherei, deren langjährige erfolgder baulichen Umgestaltung der Odenwald ist Ende 2009 im Rah- reiche Bibliotheksarbeit auf eiGottfried Wilhelm Leibniz Bibmen der Verleihung des Hesnem fundierten und bewährten sischen Bibliothekspreises mit Konzept basiert«. Ein Schwerliothek bis 2012 größere, besser einem Förderpreis für ehren- punkt des Angebots der Bücherei ausgestattete und leichter zuamtlich geführte Büchereien Wortschatz liegt in der Leseförgängliche Räume erhalten. Nordrhein-Westfalen (hbz) hat eine neue Auflage des DBSDatenposters vorgelegt. Darin werden in übersichtlicher Weise die wichtigsten Zahlen und Fakten aus dem Jahr 2008 zu Öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland präsentiert – als Hintergrundinformation, zur Außendarstellung oder für die eigene Positionierung. Ausführlichere Daten gibt es in der Gesamtauswertung für Bund und Länder zu Dienstleistungen, Medien, Personal und Finanzen der deutschen Bibliotheken auf den Internet-Seiten der DBS unter www.hbz-nrw.de/angebote/ dbs/auswertung. –B Anerkennung für ehrenamtliches Engagement .d e Zukunft gesichert w –u .B w Hannover. Der Leibniz-Bibliotheksverbund Forschungsinformation – Goportis hat seine Informationsplattform einem grundsätzlichen Relaunch unterzogen. Seit Dezember 2009 bietet die gemeinsame Homepage der drei Deutschen Zentralen Fachbibliotheken TIB (Technische Informationsbibliothek, Hannover), ZB MED (Deutsche Zentralbibliothek für Medizin, Köln/Bonn) und ZBW (Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, Kiel/Hamburg) gebündelt Auskünfte zu den zentralen Zukunftsthemen wissenschaftlicher Bibliotheken. Inhaltliche Schwerpunkte der Informationsplattform sind Lizenzen, nicht-textuelle Materialien, Langzeitarchivierung, Open Access und vor allem die Volltextversorgung von Wissenschaft und Wirtschaft, Lehre und Forschung mit digitalen und gedruckten Publikationen. Neben den Informationsseiten von goportis.de ist es seit Anfang 2010 weiterhin möglich, mit nur einer Kundennummer derung, wo intensiv mit den ortsansässigen Kindergärten und der Grundschule zusammengearbeitet wird, um möglichst früh die Entwicklung von Sprach- und Lesekompetenz zu fördern. w Informationsportal ausgebaut ausgezeichnet worden. Der Förderpreis wird jährlich vergeben und ist mit einem Preisgeld von 1 500 Euro verbunden. Die Jury vergab die Auszeichnung »für die engagierte und beispielhaf- BuB | 62 (2010) 02 Thomas Wurzel, Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, und Sabine Homilius (rechts), Geschäftsführende Vorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbandes, Landesverband Hessen, und Leiterin der Stadtbücherei Frankfurt gratulierten der Büchereileiterin Silvia Habereder und ihrem Team zu der Auszeichnung und lobten das damit verbundene ehrenamtliche Engagement. Foto: Bücherei Wortschatz Bibliothek im Film (1) Konstanz. Die Universitätsbibliothek hat bereits im vergangenen Jahr gemeinsam mit Studierenden der Medienwissenschaft und des studentischen Fernsehprojekts Campus TV einen Film produziert, der sich an Studieninteressierte und -anfänger richtet. Der Film mit dem Titel »Lesen Sie doch, wann Sie wollen!« präsentiert in wenigen Minuten die zentralen Services der Bibliothek, und zwar ganz bewusst aus studentischer, nicht aus bibliothekarischer Sicht. Für ausländische Studierende gibt es eine Version mit englischen Untertiteln. Beide Versionen stehen unter www.ub.uni-konstanz.de/ bibliothek/wir-ueber-uns.html. BIS-Kongress und Neubaubesichtigung Lausanne (Schweiz). Der BIS- Kongress vom 1. bis 4. September 2010 in Lausanne bietet erstmals die Möglichkeit, den spektakulären Neubau der EPFL-Bibliothek (Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne) zu besichtigen. Er heißt Rolex Learning Center und ist ein Modell für künftige Bibliotheken. Das Thema des Kongresses lautet: Bibliotheken bewegen – changeons les bibliothèques. Nur drei Monate nach der Eröffnung des Rolex Learning Centers wird der Kon- 113 BuB | Foyer Nachrichten und die British Library arbeiten an einem gemeinsamen Projekt, mit dem beide Einrichtungen den Online-Zugang zu ihren Archiven – für Wissenschaftler und für die breite Bevölkerung – verbessern wollen. Vorgesehen ist dazu die Digitalisierung von 150 Millionen Bänden der British Library aus den vergangenen 250 Jahren sowie von einer Million Stunden Sendezeit aus dem BBC-Radio- und -Rundfunkprogramm seit 1922. In einem Abkommen wurden dazu kurz vor Weihnachten 2009 technische und rechtliche Details geregelt. Buchgeschenke für Kinder sitätsbibliothek Regensburg der »Regensburger Bibliotheksverbund« (RBV) ins Leben gerufen worden. Der Regensburger Bibliotheksverbund ist ein Zusammenschluss von Einrichtungen des Bibliotheks-, Archiv- und Dokumentationswesens in unterschiedlicher Trägerschaft aus der Stadt und der Region Regensburg. Die Zielsetzung des Zusammenschlusses ist, die Kooperation aller einschlägigen Einrichtungen zu fördern, zu organisieren und zu unterstützen. Zentrale Aufgabe ist die Abstimmung gemeinsamer Dienstleistungen, die Öffentlichkeitsarbeit und die Zusammenarbeit mit anderen kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt und der Region Regensburg. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.regensburger-biblio theken.de. Für alle dreijährigen Kinder in Mönchengladbach hat es im vergangenen Dezember ein zusätzliches Weihnachtsgeschenk gegeben: Das Päckchen von der Stadtbibliothek enthielt ein Kinderbuch, Vorlesetipps sowie einen Gutschein für einen kostenlosen Kinderausweis der Stadtbibliothek. »Anpfiff zum Lesestart« hieß die Aktion, die gegen Bildungsarmut kämpfte und dabei auch Kinder und Eltern aus Migrantenfamilien fürs Lesen und BIB bietet Kooperation Vorlesen interessieren wollte. w w Mönchengladbach. Bibliotheksverbund gegründet e Anforderung eine kostenlose Eintrittskarte, gültig für einen beliebigen Messetag. Das Angebot beschränkt sich auf den kostenlosen Eintritt. Um den Koordinationsaufwand für alle Beteiligten möglichst gering zu halten, wird um Sammelbestellungen der Berufsschulen gebeten. Alternativ ist auch eine Anforderung durch die jeweiligen Bibliotheken möglich. Die Freikarten können ausschließlich über die BIB-Geschäftsstelle bezogen werden: Stichwort: »FaMI-Freikarte«; [email protected] Der Versand der Freikarten erfolgt ab Mitte Februar. rei bei Fortbildung Reutlingen. Die Kommission für Fortbildung des Berufsverbandes Information Bibliothek Regensburg. Bereits Ende No- (BIB) hat eine Handreichung vember 2009 ist an der Univer- »(Über-)Regionale Fortbil- ten Geldautomaten entfällt. In Tübingen ist die Zahlung per Geldkarte durch den öffentlichen Nahverkehr und die Parkgebühren sehr verbreitet. Die Bezahlung per Geldkarte verursacht nur geringe Kosten, die Gebühren können nicht via Bank zurückgeholt werden und der Datenschutz ist gewährleistet, da nicht auf die Kontonummer zugegriffen wird. .d Der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) hatte in den vergangenen Jahren Freikarten für FaMI-Azubis zum Besuch der Buchmesse in Frankfurt am Main organisiert. Diese sehr erfolgreiche Aktion wurde 2009 erstmals auch für die Buchmesse Leipzig angeboten. Nach den guten Erfahrungen und der großen Nachfrage haben sich die Leipziger Messe GmbH und der Berufsverband dazu entschlossen, die Gemeinschaftsaktion 2010 für Leipzig (www.buchmesse-leipzig.de) erneut anzubieten. Auszubildende zum/zur Fachangestellten für Informationsdienste (FaMI) erhalten auf –B London (England). Die BBC Freikarten für FaMI-Azubis –u BBC und British Library kooperieren Buchmesse Leipzig .B gress des Verbandes Bibliothek Information Schweiz (BIS) den Teilnehmenden die Möglichkeit bieten, die architektonisch und konzeptionell spektakuläre Bibliothek der EPFL zu besichtigen. Der Name des Bauwerks mit Kosten von über 100 Millionen Franken ist Programm: Rolex = private Mitfinanzierung, Learning = Bibliothek als Ort zum Arbeiten, Center = zentrale Lage mitten im Campus der eidgenössischen polytechnischen Hochschule EPFL. w 114 dungskooperation« erstellt und veröffentlicht. Darin werden gezielt Personen und Organisationen angesprochen, die bei der Fortbildung mit dem BIB zusammenarbeiten und von dessen Erfahrungen in diesem Bereich profitieren möchten. Unter anderem werden Beispiele für gemeinsame Fortbildungsangebote, Möglichkeiten der Finanzierung sowie Hinweise zur Koordination und Kontaktaufnahme gegeben. Die Handreichung steht auf der BIB-Website unter www. bib-info.de/kommissionen/ fobikom/basisangebote.html. Bezahlung per Geldkarte Weimar in Vaduz Vaduz (Liechtenstein). In Anwesenheit von Fürstin Marie von und zu Liechtenstein ist bereits Ende vergangenen Jahres in Vaduz die Ausstellung »Welt der Wiegendrucke« mit den ältesten und kostbarsten Druckschriften der Herzogin Anna Amalia Bibliothek eröffnet worden. Präsentiert werden 60 Spitzenstücke, darunter die Schedelsche Weltchronik in deutscher und lateinischer Fassung, aus der rund 450 Titel umfassenden Weimarer Inkunabelsammlung. Besonders viel Wert wurde auf die didaktische Aufbereitung und Erläuterung der Exponate gelegt. Die Schau war bereits 2007/08 in Weimar zu sehen und erlebt jetzt ihre zweite Station. Sie läuft noch bis 18. April. Programmheft erschienen Wetzlar. Das Programmheft Frühjahr/Sommer 2010 des Zentrums für Literatur der Phantastischen Bibliothek Wetzlar ist erschienen. Es ist einsehbar unter www.phantastik.eu. Bibliothek im Film (2) Wien (Österreich). In der ösTübingen. Die Stadtbücherei terreichischen Hauptstadt zei- hat ihre drei Selbstverbuchungsterminals der Firma Easycheck mit einer zusätzlichen Funktion ausgestattet. Ab sofort ist die Zahlung per Geldkarte an jedem Gerät möglich. Dadurch können der Ausweis am Selbstverbuchungsterminal verlängert und alle anfallenden Gebühren bargeldlos bezahlt werden. Zusätzliches Anstehen an der Theke oder an einem separa- gen die Bibliotheken zweier Hochschulen in neuen Filmen, warum es junge Menschen in die Bibliothek zieht. Der Film der UB der Universität für Musik und Darstellende Kunst ist unter www.univie.ac.at/voeb/ blog/?p=3396 zu finden, der Film der UB der Wirtschaftsuniversität steht unter www. wu.ac.at/library/help/firststeps im Internet. BuB | 62 (2010) 02 Foyer | BuB Termine Leseförderung mit Sachtexten – Klasse 5/6 18. Februar – Mainz, Erbacher Hof (1. Sitzung), 2. Sitzung nach Vereinbarung · BuB 1/2010 Literaturverwaltung in Zeiten von Web 2.0 18.–19. Februar – Köln, Fachhochschule, GWZ · BuB 1/2010 Basiskurs Bibliotheksarbeit 22.–24. Februar – Lüneburg, Büchereizentrale Niedersachsen · BuB 1/2010 Beschwerdemanagement – Gesprächsverlauf & Problemlösung an der Theke 22.–23. Februar – Berlin, Freie Universität · BuB 1/2010 Fortbildung .B BIB gründet Unterstützungsfonds Solidarität im Personalverband ermöglicht finanzielle Zuschüsse w mation und Bibliothek mit je 200 Euro Zuschuss für maximal zehn BIB-Mitglieder die Teilnahme an regionalen BIB-Fortbildungen mit je 75 Euro für maximal zehn BIBMitglieder sowie die Teilnahme an einem BIBSommerkurs mit 250 Euro für ein BIB-Mitglied. Sämtliche Unterstützungsleistungen finanzieren die Mitglieder des BIB aus ihren Mitgliedsbeiträgen. Der BIB setzt damit ein Zeichen der Solidarität von Kollegen für Kollegen. Mitglieder, die die Förderung in Anspruch nehmen wollen, richten bitte einen formlosen Antrag per Mail an: Haike Meinhardt (Mitglied des BIB-Bundesvorstandes); haike.meinhardt@ fh-koeln.de w w Der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) als Personalverband aller Beschäftigten in Bibliotheken und Informationseinrichtungen wird ab 2010 für zunächst zwei Jahre einen Unterstützungsfonds einrichten. Das Ziel des Verbandes ist es, arbeitssuchenden Mitgliedern oder Wiedereinsteiger/innen dabei zu helfen, die Verbindung zu ihrer Profession aufrecht zu erhalten. Das soll erreicht werden, indem diesen Mitgliedern die Teilnahme an Fort- und Weiterbildungen durch finanzielle Zuschüsse ermöglicht beziehungsweise erleichtert wird. Pro Jahr stehen dafür 3 000 Euro bereit; gefördert werden: die Teilnahme am Deutschen Bibliothekartag oder am Leipziger Kongress für Infor- BuB | 62 (2010) 02 Einführung in die Grundbegriffe der RAK-WB und die Grundlagen der bibliografischen Beschreibung für Auszubildende 24. Februar – Jena, Multimediazentrum der FriedrichSchiller-Universität · BuB 1/2010 Rechtsfragen in der Bibliothek 24. Februar – Mainz, Stadthaus · BuB 1/2010 Meine Bibliothek als Marketingprodukt 24.–25. Februar – Köln, Fachhochschule, GWZ · BuB 1/2010 –u Benutzerführung – Tipps und Tricks 23. Februar – Bochum, Workshop Leseförderung im Curriculum 34th Annual Conference of the German Classification Society (GfKl) and International Symposium on the Data Analysis Interface Karlsruhe, July 21 – 23, 2010 e Februar Treffpunkt Frankfurt am Main 24. Februar – Frankfurt (Main), Deutsche Nationalbibliothek · BuB 1/2010 The 34th Annual Conference of the German Classification Society – Gesellschaft für Klassifikation (GfKl), a member of the International Federation of Classification Societies (IFCS) – will focus on the interface that data analysis has in common with such areas as computer science and operations research when a best interpretation of data that describe an underlying application is at stake. The scientific program will include sessions with invited talks and contributed presentations from a broad range of topics. Special emphasis will be laid on interdisciplinary research and the interaction between theory and practice. Suggestions for (the organization of) additional topics are welcome. Further information: http:// gfkl2010.wiwi.uni-karlsruhe. de/gfkl2010/ .d Projektmanagement mit Web 2.0 22.–23. Februar – Köln, Fachhochschule, GWZ · BuB 1/2010 Landesspracheninstitut in der Ruhr-Universität · BuB 1/2010 –B 22. Februar – Kelsterbach, Stadt- und Schulbibliothek · BuB 1/2010 Fortbildung Recherche unter der Bibliothekssoftware PICA 25.–26. Februar – Jena, Multimediazentrum der Friedrich-Schiller-Universität · BuB 1/2010 Bestandserhaltung Fotografie – Identifizieren – Archivieren – Präsentieren 26. Februar – Berlin, Freie Universität (FU) · BuB 1/2010 März Schimmelbefall in Bibliotheken und Archiven 1. März – Berlin, Freie Universität · BuB 1/2010 Mit Augen, Ohren, Händen: Aktionen zur Lesemotivation für die Primarstufe 1. März – Neustadt/ Weinstraße, Casimirianum · BuB 1/2010 Katalogisieren mit Bibliotheca 2000: Grundschulung 2. März – Koblenz, Landesbibliothekszentrum, Büchereistelle · BuB 1/2010 »Für wen mache ich das eigentlich alles hier?« Fortbildungsschwerpunkt Zielgruppen 3. März – Lüneburg, Büchereizentrale Niedersachsen · BuB 1/2010 Book Slam: Durchschlagender Erfolg mit Buchvorstellungen bei Jugendlichen 3. März – Gießen, Stadtbibliothek · BuB 1/2010 Presenting your library: Performing a library tour in English 4. März – Köln, Hochschulbibliothek der Fachhochschule · BuB 1/2010 Elektronische Spiele in ÖB – Auswahlkriterien für den Bestandsaufbau 115 BuB | Foyer Termine Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.zew. de oder bei Vera Pauli, Telefon 06 21/12 35-240. bibliothekarische »Vermarktung« in Theorie und Praxis 22. März – Wiesbaden, Landesbibliothek · BuB 1/2010 Recherche und Katalogisierung unter der Bibliothekssoftware PICA 22.–26. März – Erfurt, Universitätsbibliothek · BuB 1/2010 .d Basiskurs allegro-OEB: Die Thekenfunktionen des Ausleihmoduls für Anfänger 17. März – Lüneburg, Büchereizentrale Niedersachsen · BuB 1/2010 –B Literarische Veranstaltungen in Bibliotheken: Workshop 8. März – Hildesheim, Beratungsstelle Südniedersachsen · BuB 1/2010 Digibib, Munzinger & Co: Bereitstellung von elektronischen Diensten und deren Archive im Informationszeitalter – Modul D1 – Das digitale Archiv 8.–9. März – Berlin, Freie Universität (FU) · BuB 1/2010 Achtung: Vampire! Vorsicht: Piraten! Lachen mit Pippi! Spielketten zur Leseförderung in Kindergarten und Grundschule 9. März – Wardenburg, Gemeindebücherei · BuB 1/2010 Fortbildung Mit Augen, Ohren, Händen: Aktionen zur Lesemotivation für die Primarstufe 10. März – Landesbibliothekszentrum, Büchereistelle Koblenz · BuB 1/2010 Vom 3. bis 12. Mai findet an der Hochschule der Medien (HdM) Stuttgart zum dritten Mal die Internationale Summer School statt. Organisiert von den Bachelor- und Masterstudiengängen Bibliotheks- und Informationsmanagement bietet die Veranstaltung einen deutschsprachigen sowie fünf englischsprachige Workshops. Aufgrund der Erfolge der beiden ersten Summer Schools – im Jahr 2009 zum Beispiel zählte die Veranstaltung über 60 Teilnehmer – wurde das Programm für 2010 erweitert. Zur Auswahl stehen folgende, mehrtägige Workshops: Music in Digital Libraries and Archives Media Literacy for Information Professionals Introduction to Multimedia Systems Intercultural Encounters Management und Technik Digitaler Bibliotheken Strategic Management for Electronic Publishing Book Slam: Durchschlagender Erfolg mit Buchvorstellungen bei Jugendlichen 10. März – Lüneburg, Büchereizentrale Niedersachsen · BuB 1/2010 Achtung: Vampire! Vorsicht: Piraten! Lachen mit Pippi! Spielketten zur Leseförderung in Kindergarten und Grundschule 10. März – Bibliothek der IGS und Gemeinde Fürstenau · BuB 1/2010 w Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) lädt am Dienstagabend, 2. März, von 17 bis 20 Uhr zu einem Expertenseminar über »Digitale Literatur und Urheberrecht« nach Mannheim ein. Geklärt werden sollen folgende Fragen: Welche Konsequenzen hat die Änderung des Urheberrechtes für Bibliothekare, Archivare und andere Informationsexperten? Was ist zu beachten bei der Beschaffung von digitalisierten wissenschaftlichen Werken? Wem dürfen (digitale) Dokumente in welcher Form zugänglich gemacht werden? In welchem Umfang und unter welchen Bedingungen dürfen sie genutzt werden? Welche Unterschiede zwischen öffentlichen und privatrechtlichen Organisationen sind wichtig? Und welche Auswirkungen hat das für die Versorgung mit Dokumenten? Welche weiteren Entwicklungen sind im Markt für Information zu erwarten? Welche Pläne verfolgt die neue Bundesregierung (»3. Korb« und Digitalisierungsprojekte)? Katalogisieren mit Bibliotheca 2000: Aufbauschulung 16. März – Landesbibliothekszentrum, Büchereistelle Koblenz · BuB 1/2010 Sprach- und Leseförderung für Kinder mit Migrationshintergrund in der Bibliothek 15. März – Mainz, Stadthaus · BuB 1/2010 Kostenrechnung in Bibliotheken (II): Für Fortgeschrittene April »Bibliothek mit Qualität und Siegel«: Vorbereitungsworkshop zur Zertifizierung 12. April – Lüneburg, Büche- Summer School 2010 –u Expertenseminar am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim Achtung: Vampire! Vorsicht: Piraten! Lachen mit Pippi! Spielketten zur Leseförderung in Kindergarten und Grundschule 8. März – Schortens, Stadtbücherei · BuB 1/2010 .B Digitale Literatur und Urheberrecht w Fortbildung 15.–16. März – Berlin, Freie Universität · BuB 1/2010 e 6. März – Erfurt, Stadtund Regionalbibliothek · BuB 1/2010 w 116 Deutsch- und englischsprachige Workshops an der Hochschule der Medien Stuttgart Neben Professoren der HdM konnten Experten aus den USA, den Niederlanden und Malaysia als Dozenten gewonnen werden. Willkommen sind Studierende und Berufstätige aus dem In- und Ausland, die das gemeinsame Lernen durch ihre unterschiedlichen Fachkenntnisse und Perspektiven bereichern und sich durch E-Learning, Gruppenarbeit, Diskussionen, Präsentationen, Exkursionen sowie das kulturelle Rahmenprogramm intensiv fachlich austauschen möchten. Alle Teilnehmer erhalten ein Zertifikat. Für Studierende besteht die Möglichkeit, ECTS-Leistungspunkte zu sammeln. Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.hdmstuttgart.de/bi/bi_akademie/ summerschool Kontakt: Katrin Sauermann, HdM, sauermann@hdm-stutt gart.de, 07 11/2 57 06-211 BuB | 62 (2010) 02 Foyer | BuB Termine w Bilderbuchkino lebendig gestalten: Neue Ideen für Fortgeschrittene 19. April – Aurich, Regionales Pädagogisches Zentrum Veranstalter: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken BuB | 62 (2010) 02 e –B gan und andere) sowie einen bekannten Gast aus Nicaragua (Ernesto Cardenal). Auch der Kinderbotschafter der Ruhr.2010, Ritter Rost, wird mit Jörg Hilbert und Burgfräulein Bö (Patricia Prawit) dabei sein. In Rezitationen werden Voltaire, Eichendorff, B. Traven und Hélène Berr lebendig. Die Veranstaltungen werden an vertrauten und ungewöhnlichen Literaturstätten stattfinden (Kirchen, Industriegebäude, Schloss, Planetarium, (Strom-) Museen, Kneipen, Bibliotheken, Theatersäle et cetera). In den Jahren 2003 und 2005 war die LiteraturRE bereits ein Literaturereignis in der Stadt Recklinghausen, mit überregionaler Wirkung und großem Zuspruch; 2007 konnte diese Ausstrahlung mit sechs weiteren Städten im Kreis Recklinghausen noch vergrößert werden. Dazu haben große Namen wie Bodo Kirchhoff, Konrad Beikircher, Elke Heidenreich, Wibke Bruhns, Arnon Grünberg, Magdalen Nabb, Suzanne von Borsody ebenso beigetragen wie vie- –u Die LiteraturRE-Ruhr präsentiert vom 28. Februar bis zum 21. März Literatur höchster Qualität aus der Region beziehungsweise bringt Literatur höchster Qualität in die Region. Durch Autorinnen und Autoren, durch dramatisierte Fassungen berühmter Werke, durch Literatur-Events, durch Kinderveranstaltungen und Veranstaltungen für Jugendliche wird die Literatur während des Festivals zur wichtigsten Nebensache in der Metropole Ruhr. Autorinnen und Autoren aus dem Ruhrgebiet (Fritz Eckenga, Jochen Malmsheimer, Jan Zweyer , Nicola Kaminski, Dietrich Groenemeyer, Jacques Berndorf) fehlen dabei ebenso wenig wie europäische Schriftstellerinnen und Schriftsteller, insbesondere aus Italien (Dacia Maraini, Marisa Fenoglio, Herbert Rosendorfer) und Belgien (Diane Meur, Geert van Istendael), außerdem gibt es Literaten mit und ohne Migrationshintergrund (Lale Akgün, Nilgün Tasman, Sibylle Lewitscharoff, Selim Özdo- Weser-Ems in Kooperation mit dem Regionalpädagogischen Zentrum der Ostfriesischen Landschaft in Aurich Referentin: Renate Schiffers, Schauspielerin und Sprecherzieherin, Hamburg Anmeldung: (bis 29. März) Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Weser-Ems, Esenser Str. 26, 26603 Aurich, Telefon: 0 49 41/9 73 79-30, Fax: 0 49 41/9 73 79-31, E-Mail: bst-weser-ems@ le kleine Aktivitäten von und mit der Bürgerschaft. 2010 wird es neben den Veranstaltungen in neun Städten des Kreises Recklinghausen (Recklinghausen, Dorsten, Haltern am See, Marl, Castrop-Rauxel, Datteln, Herten, Gladbeck, Oer-Erkenschwick) auch Veranstaltungen in Gelsenkirchen, Herne, Bochum, Essen und Dortmund geben. Ein Themen-Schwerpunkt der LiteraturRE-Ruhr ist Literatur, die die vielfältige Wirkung von heimisch und fremd, Daheimbleibern und Migranten, Vertriebenen und Deportierten, hier und heute, an anderen Orten Europas (zum Beispiel Clandestini in Italien) und in anderen Epochen sein, verarbeitet. Neben bekannten Interpreten wie Walter Sittler mit dem Buch »Maestro« von Peter Goldsworthy und Nina Hoger mit dem »Pariser Tagebuch, 1942– 1944« von Hélène Berr, sind national und international bekannte Autorinnen und Autoren persönlich vor Ort, um ihre Werke dem Publikum zu präsentieren. Die LiteraturRE-Ruhr ist eines der zentralen Projekte der Kulturhauptstadt Europas Ruhr.2010, die federführend von den Stadtbibliotheken organisiert werden, durch Kooperation untereinander und mit anderen Trägern. Das ausführliche Programm steht im Internet unter www.Li teraturRE-Ruhr.de. .d Bekannte Autoren aus dem In- und Ausland / 28. Februar bis 21. März w Der Erste Eindruck ist entscheidend! Lustige Klasseneinführungen für Kinder 16. April – Niestetal, Gemeindebücherei Veranstalter: Hessische Fachstelle für öffentliche Bibliotheken Referentin: F. Kemnitz von Lesart Berlin Anmeldung: Hessische Fachstelle für öffentlichen Bibliotheken bei der Landesbibliothek Wiesbaden, Rheinstr. 55–57, 65185 Wiesbaden, Telefon: 06 11/334-26 90 Frühlingsfestival im Ruhrgebiet .B Aktuelle Entwicklungen im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur und ihre Auswirkungen auf die Literaturvermittlung 14. April – Erfurt, Universitätsbibliothek Veranstalter: Deutscher Bibliotheksverband – Landesverband Thüringen Referentin: Anke Vogel, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Institut für Buchwissenschaft Gebühr: 20 Euro für dbv-Mitglieder, 40 Euro für andere Teilnehmer Anmeldung: (bis 14. März) Universitätsbibliothek Ilmenau, Postfach 10 05 65, 98684 Ilmenau, Telefon: 0 36 77/69 47 01, Fax: 0 36 77/69 47 00, E-Mail: [email protected] Literatur w reizentrale Niedersachsen Veranstalter: Büchereizentrale Niedersachsen Referent: Meinhard Motzko, Praxisinstitut Bremen Anmeldung: (bis 22. März) Büchereizentrale Niedersachsen, Lüner Weg 20, 21337 Lüneburg, Telefon: 0 41 31/95 01-0, Fax: 0 41 31/95 01-24, E-Mail: [email protected], www.bz-niedersachsen.de bz-niedersachsen.de, www.bz-niedersachsen.de Grundkurs: Regeln für die alphabetische Katalogisierung in wissenschaftlichen Bibliotheken (RAK-WB) 19.–22. April – Weimar, Universitätsbibliothek Veranstalter: Deutscher Bibliotheksverband – Landesverband Thüringen Referenten: Susanne Winter, Manfred Müller, Bayerische Staatsbibliothek München Gebühr: 80 Euro für dbv-Mitglieder, 160 Euro für andere Teilnehmer Anmeldung: (bis 18. März) Universitätsbibliothek Ilmenau, Postfach 10 05 65, 98684 Ilmenau, Telefon: 0 36 77/69 47 01, Fax: 0 36 77/69 47 00, E-Mail: [email protected] Basiskurs für ehren- und nebenamtlich tätige Büche- 117 BuB | Foyer Termine Zeitmanagement 28. April – Kassel, Fachstelle für ÖB Veranstalter: Hessische e –B Wisskomm2010: 5. Konferenz der Zentralbibliothek im Forschungszentrum Jülich vom 8. bis 10. November Bibliotheken vor allem im Umfeld von Naturwissenschaft und Technik hin zu virtuellen Portalen für Literatur, Information und den damit verbundenen Dienstleistungen. Die Zentralbibliothek lädt alle an diesem Prozess Beteiligten in Bibliotheken und Informationseinrichtungen, in Verlagen, Agenturen und Software-Firmen sowie in Hochschulen und Bibliotheksorganisationen dazu ein, ihre Sichtweisen auf diesen Prozess darzustellen und gemeinsam Perspektiven für die Zukunft der Informationsversorgung zu entwerfen. Die eingesandten Abstracts für Vorträge beziehungsweise Posterbeiträge werden dem Programmkomitee zur Begutachtung vorgelegt. Bitte senden Sie Ihren Abstract (circa 2 000 bis 3 000 Zeichen) bis zum 15. Februar ein. Bitte teilen Sie uns mit, ob der Beitrag bevorzugt als Vortrag oder als Poster berücksichtigt werden soll. Die Benachrichtigung über die Annahme des Abstracts erfolgt Mitte April. Der ausformulierte Beitrag wird bis Mitte August benötigt, da der Proceedingsband bereits zur Konferenz im November vorliegen soll. Aktuelle Informationen zur Konferenz: www.wisskom2010. de Edith Salz, Forschungszentrum Jülich, Zentralbibliothek –u Bereits zum 5. Mal veranstaltet die Zentralbibliothek im Forschungszentrum Jülich eine Konferenz zu Themen im Spannungsfeld von Wissenschaft und Information. Beschäftigten sich die Konferenzen der Zentralbibliothek in den früheren Jahren schwerpunktmäßig eher mit Trends in der Wissenschaftskommunikation, liegt der Fokus der WissKom2010 auf den Herausforderungen des zunehmend elektronischen Informationsmarkts und dessen Anforderungen an Bibliotheken im akademischen Umfeld und in Forschungseinrichtungen. Im Vorfeld der Veranstaltung konnten bereits Expertinnen und Experten aus der internationalen Verlagswelt, innovativen Bibliotheken und Verbänden als Keynote Speaker gewonnen werden: Felix Haest (Elsevier), Alice Keller (University of Oxford); Ralf Schimmer (MPDL); Werner Reinhardt (GASCO) sowie Peter Shepherd (COUNTER). Zu folgenden Schwerpunkten des Konferenzthemas sind Beiträge und Poster erwünscht: Virtuelle Bibliothek E-Journals E-Books ERM-Systeme Bestandsmanagement in einer virtuellen Bibliothek Insgesamt thematisiert WissKom2010 den Wandel von Bibliothek mit Qualität und Siegel Ziele bestimmen – Erfolg planen: Fortbildungsschwerpunkt: Zielfindung 28. April – Lüneburg, Büchereizentrale Niedersachsen Veranstalter: Büchereizentrale Niedersachsen Referentin: Caroline Meinke, Systemische Praxis Berlin Anmeldung: (bis 7. April) Büchereizentrale Niedersachsen, Lüner Weg 20, 21337 Lüneburg, Telefon: 0 41 31/95 01-0, Fax: 0 41 31/95 01-24, E-Mail: [email protected], www.bz-niedersachsen.de .d eLibrary – den Wandel gestalten w WinBIAP-Anwendertreffen zur Version 4.0 23.–24. April – Bad Hersfeld, DGUV-Akademie Veranstalter: Hessische Fachstelle für öffentliche Bibliotheken Weitere Informationen: www. hlb-wiesbaden.de/index.php? dom=1&lang=22&p=275 oder http://www.datronic.de/ service/veranstaltungen.htm Anmeldung: Hessische Fachstelle für öffentliche Bibliotheken bei der Landesbibliothek Wiesbaden, Rheinstr. 55–57, 65185 Wiesbaden, Telefon: 06 11/334-26 90 Anmeldung: Hessische Fachstelle für öffentliche Bibliotheken bei der Landesbibliothek Wiesbaden, Rheinstr. 55–57, 65185 Wiesbaden, Telefon: 06 11/334-26 90 Konferenz .B Lesen in der Peer Group: Workshop 21. April – Lüneburg, Büchereizentrale Niedersachsen Veranstalter: Büchereizentrale Niedersachsen Referent: Maik Philipp, Zentrum Lesen, Fachhochschule Nordwestschweiz Anmeldung: (bis 30. März) Büchereizentrale Niedersachsen, Lüner Weg 20, 21337 Lüneburg, Telefon: 0 41 31/95 01-0, Fax: 0 41 31/95 01-24, E-Mail: [email protected], www.bz-niedersachsen.de Fachstelle für öffentliche Bibliotheken Referentin: Ilona Buchecker, Hessische Landesbibliothek Wiesbaden w reileiter/innen und -mitarbeiter/innen Zielgruppe: Interessent/innen aus ehren- und nebenamtlich geleiteten kommunalen Öffentlichen Bibliotheken in Rheinland-Pfalz 20. April – Koblenz, Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle Koblenz Veranstalter: Landesbibliothekszentrum, Büchereistelle Koblenz Referenten: Bibliothekar/innen der Büchereistelle Koblenz Anmeldung: Landesbibliothekszentrum, Büchereistelle Koblenz, Bahnhofsplatz 14, 56068 Koblenz, Telefon: 02 61/9 15 00-311, Fax: 02 61/9 15 00-302 w 118 Basiskurs für ehren- und nebenamtlich tätige Büchereileiter/innen und -mitarbeiter/innen Zielgruppe: Interessent/innen aus ehren- und nebenamtlich geleiteten kommunalen Öffentlichen Bibliotheken in Rheinland-Pfalz 29. April – Landesbibliothekszentrum, Büchereistelle Neustadt Veranstalter: Landesbibliothekszentrum, Büchereistelle Neustadt Referenten: Bibliothekar/innen der Büchereistelle Neustadt Anmeldung: Landesbibliothekszentrum, Büchereistelle Neustadt, Lindenstr. 7–11, 67433 Neustadt, Telefon: 0 63 21/39 15 21, Fax: 0 63 21/39 15 39 BuB | 62 (2010) 02 Foyer | BuB Markt w BuB | 62 (2010) 02 Swets: Beschaffungsplattform für E-Books in der Testphase e pr. – Swets hat die Testphase für sein neues E-BooksBeschaffungsportal gestartet. Die Plattform integriert einen E-Book-Katalog mit Bestellfunktion in die bestehenden SwetsWise Services, insbesondere SwetsWise Subscriptions. Diese Funktionalität stellt den Kunden ein zentrales System für E-Book-Bestellungen und ein Hilfsmittel für die Auswahl des gewünschten Anbieters sowie der Inhalte zur Verfügung, unabhängig davon, ob sie direkt vom Verlag oder einem Aggregator stammen. .d w Zum Angebot der NORISTransportverpackung GmbH gehören DVD- und CD-Verpackungen, CD-Taschen und Schutzhüllen, Multimedia-Verpackungen in verschiedensten Ausführungen, Verpackungen für Hörbücher, BiblioDiscpacks für DVDs und CDs sowie Verpackungen für USB Sticks, Speicherkarten und Software. Da sich der bisherige Inhaber aus Altersgründen aus dem aktiven Berufsleben zurückzieht, stand das Unternehmen zum Verkauf. Die Marke NORIS ist seit 1984 im Markt eingeführt und soll auch weiterhin Bestand haben. Die NORIS-Transportverpackung GmbH wird am bisherigen Standort in Nürnberg weitergeführt. »Ich gehe davon aus, dass die Akquisition der NORIS-Transportverpackung GmbH der ekz einen Wachstumsschub auf längere Sicht bringen wird«, ist Jörg Meyer, Geschäftsführer der –B pr. – Als Komplettanbieter für Bibliotheken hat die ekz.bibliotheksservice GmbH die NORISTransportverpackung GmbH in Nürnberg übernommen. Bisher war die Firma NORIS als Spezialist für Multimedia-Verpackungen auf dem Bibliotheksmarkt aktiv und dort vor allem im Bereich der Nonbooks tätig. –u ekz: NORIS-Transportverpackung GmbH übernommen .B In der Rubrik »Markt« werden Pressemitteilungen von Unternehmen und Dienstleistern – ohne redaktionelle Bearbeitung – veröffentlicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge auszuwählen und zu kürzen. dank der neuen Software nun durchgeführt werden kann. Die Bedienung der Selbstverbucher-Touchscreens, die mit der iPhone-Optik vergleichbar sind, ist selbsterklärend und damit simpler als der Gebrauch von elektronischen Obst- und Gemüsewaagen«, freut sich BibDie Marke NORIS ist liotheksleiter Heinz Morf. Die seit 1984 im Markt eingeneuentwickelte Software verführt und soll auch weiterlangt vom Benutzer nur noch hin Bestand haben. halb so viele Klicks bei der Verbuchung als die bisher übliche packs, Medienverpackungen, Software. So wird die Ausleihe unzerbrechlichen Medienboxen und so weiter steigen. Hier profitiere man auf jeden Fall von dem Die neuentwickelte Software Know-how der NORIS-Mit- verlangt vom Benutzer nur arbeiterInnen. Schließlich war noch halb so viele Klicks bei das Unternehmen über 25 Jahre der Verbuchung als die bisher erfolgreich in diesem Marktsegübliche Software. ment tätig. Zusammen mit ihren Unternehmensbeteiligungen an der tatsächlich enorm schnell und DiViBiB GmbH in Wiesbaden, bedienungsfreundlich. die seit 2005 »Digitale Virtuel- »Das BiblioCockpit ermöglicht le Bibliotheken« betreibt und uns eine stets aktuelle ›Life entwickelt, und der EasyCheck view‹ über alle Abläufe von eiGmbH & Co. KG in Göppin- nem zentralen Arbeitsplatz aus. gen – sie liefert seit 2006 Tech- Es ist großartig, wenn wir auf nologien, wie beispielsweise diese Weise in jedem Moment Selbstverbuchungsgeräte und Statusinformationen über das RFID-Etiketten – setzt die ekz komplette RFID-System haben. damit ihren Weg konsequent Jederzeit können wir Leistungsfort, in praxisorientierte Pro- statistiken aller RFID-Geräte dukte und Dienstleistungen für abrufen oder vom BiblioCockBibliotheken zu investieren, um pit auch unmittelbar supportdamit deren Zukunft zu sichern. technisch in das Gesamtsystem www.ekz.de eingreifen«, so Heinz Morf. Die Stadt- und Kantonsbibliothek Zug ist ein gut frequentierter Betrieb mit 207 000 Medien. Während 1987, im ersten BeBibliotheca RFID: triebsjahr, im jetzigen Gebäude, eine Bibliotheksangestellte im Next Generation Jahr durchschnittlich knapp Software im Einsatz 14 000 Ausleihen verarbeiten musste, stieg die Zahl bis zum pr. – Im Herbst 2009 hat die letzten Jahr auf beinahe 42 000 Stadt- und Kantonsbibliothek Ausleihen, die zu bewältigen Zug das BiblioChip RFID-System waren. Eine derartige Steigemit der Next Generation Softrung war nur möglich, indem ware und dem BiblioCockpit er- andere Aufgaben zurückgestellt folgreich in Betrieb genommen. wurden. Die Einführung der Die Bibliothek ist somit Vorreiter Selbstverbuchung soll nun erder Öffentlichen Bibliotheken in lauben, dass Kundendienstleisder Schweiz. tungen wieder gepflegt werden können. Mit den beiden Tisch»Unsere BenutzerInnen und und einem Standgerät können MitarbeiterInnen sind begeis- Besucher Verbuchungen probtert, wie einfach, schnell und lemlos eigenhändig bewältigen. sicher die Medienverbuchung www.bibliotheca-rfid.com ekz, überzeugt. Gerade durch die Zunahme und ständige Weiterentwicklung der RFID-Technologie für Bibliotheken werde über Jahre hinaus die Nachfrage nach geeigneten Biblio-Disc- w Markt In den letzten Jahren wurde Swets von Kunden verstärkt auf die aktuell komplexen Prozesse der Auswahl und Beschaffung von E-Books angesprochen. Dank der Erfahrung in der Abonnementverwaltung von elektronischen Inhalten und den damit verbundenen Preisund Zugriffsmodellen, ist Swets dafür gerüstet, sich diesen Anforderungen zu stellen. »Unsere Kunden sprechen uns vermehrt auf eine zentrale Plattform an, über die sie verschiedene Lieferanten und Beschaffungsoptionen von EBooks herausfinden und vergleichen können. Unser neues Beschaffungsportal wird diese Anforderung erfüllen«, sagte Debbie Dore, Chief Commercial Officer von Swets. »Dank der Integration in unsere bestehenden SwetsWise Services entsteht außerdem eine einzigartige Umgebung, in der Bibliothekare, Informationsspezialisten, Studenten und Forscher, unabhängig vom Medienformat, ihre lizenzierten Inhalte durchstöbern, beschaffen, darauf zugreifen und verwalten können.« SwetsWise Subscriptions hat sich als Verwaltungsplattform für Abonnements etabliert und spielt in Bibliotheken und Informationsabteilungen weltweit eine zentrale Rolle. 119 BuB | Foyer Markt Thieme: Primärdaten für Chemie verfügbar Primärdaten sind wissenschaftliche Messdaten, die in Experimenten gewonnen werden. In der Chemie fallen solche Daten bei unterschiedlichsten Forschungsmethoden an. Bislang .d –B Plus angebotenen Publikationen sind hauptsächlich Werke mit kleinteiligen Informationseinheiten wie Adressverzeichnisse, Bibliografien oder Wörterbücher. »Durch die Integration der Referenzinhalte in Reference- –u liegt ein Großteil dieser Daten breit verstreut auf den Rechnern der Wissenschaftler, es gibt keinen zentralen Speicher und damit keine Archivierung. In Fachzeitschriften publiziert werden lediglich wissenschaftliche Ergebnisse – nicht jedoch die zugrundeliegenden Daten in ihrem ursprünglichen Format. Primärdaten sind daher häufig schlecht dokumentiert, schwer zugänglich und langfristig nicht gesichert. »Der Zugang zu Primärdaten ist eine grundlegende Voraussetzung für die Forschungsarbeit«, erklärt Susanne Haak, als Programmplanerin bei Thieme Chemistry für die chemischen Fachzeitschriften verantwortlich. Gemeinsam mit der TIB hat Thieme deshalb jetzt eine einheitliche und verbindliche Form zur Publikation dieser Daten entwickelt und für die technische Umsetzbarkeit gesorgt. w pr. – Gemeinsam mit der Technischen Informationsbibliothek Hannover (TIB) ermöglicht Thieme den Zugang zu Primärdaten aus der Chemie. Diese Messdaten liegen heute überwiegend in digitaler Form vor. Mittels einer digitalen Objektkennung, dem Digital Object Identifier (DOI), werden die Daten künftig registriert und auf Thieme-connect veröffentlicht. So haben Wissenschaftler einen einfachen Zugriff auf Artikel und die begleitenden Daten. handelt es sich um E-Books, die wie eine Datenbank durchsucht werden können. Der Nutzer erhält als Ergebnis einer Suchanfrage kein PDF, das wie eine Buchseite aussieht, sondern den direkten Eintrag der Information. Die als eBook- .B Diese Datensammlungen können nun gemeinsam mit allen anderen Inhalten von De Gruyter, wie E-Books und E-Journals, durchsucht und genutzt werden. Zusätzlich zu den Datenbanken erscheinen auf ReferenceGlobal wichtige Nachschlagewerke im Format eBookPLUS. Dabei Auf der Plattform ReferenceGlobal (www.reference-global.com) sind jetzt auch die Datenbanken von De Gruyter mit circa fünf Millionen Einträgen komplett verfügbar, wie etwa die Deutsche Biographische Enzyklopädie und das Allgemeine Künstlerlexikon. Screenshot: De Gruyter w pr. – De Gruyter schafft eine weitere Etappe bei der Integration seiner elektronischen Inhalte: Ab sofort sind auch die Datenbanken des Unternehmens mit circa fünf Millionen Einträgen auf der Plattform ReferenceGlobal (www. reference-global.com) komplett integriert und verfügbar. Dazu zählen etwa die Deutsche Biographische Enzyklopädie und das Allgemeine Künstlerlexikon, aber auch große bibliografische Datenbanken. Global erhöhen wir den Kundennutzen deutlich«, so Sven Fund, CEO von De Gruyter. »Zudem erleichtert sich dadurch die Handhabung in Bibliotheken. Waren früher aufgrund unterschiedlicher Oberflächen aufwendige Schulungen der Mitarbeiter und Nutzer erforderlich, entfällt dies zukünftig durch eine intuitive Nutzerführung.« Denn mit der Integration der Datenbanken und Nachschlagewerke bieten sich dem Nutzer optimierte Funktionalitäten: So kann jede Publikation im Volltext oder mit einigen für sie spezifischen Suchfeldern durchsucht werden. Alle Suchfelder bieten eine »Find-as-you-type«Funktionalität an, die bereits bei der Sucheingabe signalisiert, ob der Suchbegriff vorhanden ist. Schließlich sind die Einträge der Nachschlagewerke mit relevanten Zeitschriftenartikeln und E-Books auf ReferenceGlobal verlinkt. www.degruyter.com e De Gruyter: Alle elektronischen Inhalte auf einer Plattform w 120 OCLC: SISIS-SunRise Implementierung in Rekordzeit pr. – Die neugegründete Hochschule Rhein-Waal mit Sitz in Kleve und Kamp-Lintfort stattet ihre Hochschulbibliothek mit dem OCLC Bibliotheksmanagementsystem SISIS-SunRise aus. Die Bibliothek hat im September 2009 den offiziellen Betrieb aufgenommen. Zwischen Gründung der Hochschule und Eröffnung der Bibliothek für den Studienbetrieb lagen nur fünf Monate. Nach der Gründung der Hochschule Rhein-Waal stand die Bibliotheksleitung der Hochschule vor der Herausforderung, innerhalb kürzester Zeit eine voll funktionstüchtige, moderne Bibliothek aufzubauen. Nach Prüfung der bestehenden Opti- onen wurde die OCLC GmbH im Juli mit der Implementierung des Bibliotheksmanagementsystems SISIS-SunRise für die Bibliotheksstandorte Kleve und Kamp-Lintfort beauftragt. Gleichzeitig wurde entschieden, für Hosting und First-LevelSupport den ASP-Dienst (Application Service Providing) der Verbundzentrale des Bibliotheksverbunds Bayern (BVB) zu nutzen. In den verbleibenden drei Monaten bis zum Beginn des Studienbetriebs am 21. September und gleichzeitiger Bibliothekseröffnung wurde die Bibliothekslösung mit den Modulen Katalog, Erwerbung, Ausleihe mit Buchsicherungsanlage und Web-OPAC installiert, das System für den Echteinsatz eingerichtet und die Bibliotheksleitung geschult. Ende August konnte diese bereits die ersten Medien im Verbundsystem des hbz katalogisieren. BuB | 62 (2010) 02 Foyer | BuB Markt w BuB | 62 (2010) 02 e .d –B Die Lösungen von Lyngsoe Systems automatisieren zentrale Arbeitsprozesse in den Bibliotheken wie die Rückgabe oder das Sortieren umlaufender Medien. Dadurch wird der Kundenservice verbessert und das Bibliothekspersonal von administrativen, arbeitsintensiven Aufgaben entlastet. Foto: Lyngsoe Systems Lyngsoe Systems: Niederlassung in Deutschland eröffnet oder das Sortieren umlaufender Medien. Dadurch wird der Kundenservice verbessert und das Bibliothekspersonal von administrativen, arbeitsintensiven pr. – Lyngsoe Systems hat den Aufgaben entlastet. Grundstein für eine verstärkte Weiterhin übernimmt LynPräsenz in Deutschland gelegt. gsoe Systems das Vermögen Der Anbieter von Systemen für des dänischen Unternehmens die automatisierte Ausleihe, Codeco (www.codeco.dk). Die Rückgabe und das Sortieren Übernahme beinhaltet alle von Bibliotheksmedien gründe- Rechte hinsichtlich Konstrukte eine deutsche Tochtergesell- tion, Fertigung, Software und schaft, die Lyngsoe Systems AG Service sowie das geistige Eimit Sitz in Wiesbaden. gentum von Codeco. Codeco bietet seit 1990 intelligente und »Mit diesem Schritt wollen wir interaktive Selbstbedienungsdie Aktivitäten auf dem deut- Systeme für Bibliotheken an. schen Bibliotheksmarkt intensivieren und Lyngsoe Systems als Die Lösungen von Lyngsoe kompetenten Partner für die BeSystems automatisieren lange der deutschen Bibliothezentrale Arbeitsprozesse in ken präsentieren«, erklärt Thoden Bibliotheken wie die mas Astheimer, Sales Manager Rückgabe oder das Sortieren Library Systems und Leiter der umlaufender Medien. deutschen Niederlassung. Lyngsoe Systems übernahm im August 2009 das Biblio- Schwerpunkt der Geschäftsaktheksgeschäft der weltweit tivitäten war Skandinavien, wo tätigen FKI Logistex Library das Unternehmen einen signiSolutions von den beiden Unter- fikanten Marktanteil vorweisen nehmen Crisplant A/S aus Dä- kann. Lyngsoe Systems besitzt nemark sowie Intelligrated, Inc. nach der Übernahme von Codeaus den USA. co eines der umfassendsten ProDie Lösungen von Lyngsoe dukt-Portfolios für die AutomaSystems automatisieren zen- tisierung logistischer Prozesse in trale Arbeitsprozesse in den Bibliotheken. Bibliotheken wie die Rückgabe www.lyngsoesystems.com –u Thematisch behandelt werden das Arzthaftungsrecht, das Arztrecht (Vertragsrecht, Berufsrecht, Strafrecht), das Recht der gesetzlichen Krankenversicherung (insbesondere dem Kassen(-zahn)arztrecht), das Krankenhausrecht, das Recht der Heilberufe (Apotheker, Heilpraktiker, Psychotherapeuten), das Arzneimittel- und Medizinprodukterecht sowie das einschlägige Verfahrens- und Prozessrecht. Neben Kurzanmerkungen zu aktuellen medizinrechtlichen Gerichtsentscheidungen enthält er bei Bedarf auch Erläuterungen zu medizinrechtlichen Gesetzesvorhaben. Als Herausgeber konnte die Rechtsanwaltspartnerschaft Möller und Partner aus Düsseldorf gewonnen werden, die sich auf das Medizinrecht spezialisiert hat. Der neue juris PraxisReport ist einzeln oder als Bestandteil anderer juris-Produkte erhältlich. Die in den Anmerkungen zitierten Normen und Entscheidungen können im Volltext ohne Aufpreis abgerufen werden. Wie bei allen anderen juris PraxisReporten ist der juris PraxisReport Medizinrecht auch als Informationsdienst per E-Mail erhältlich. Die juris PraxisReporte gibt es zu 16 weiteren Themen, unter anderem zu Arbeitsrecht, Bankund Kapitalmarktrecht, BGHZivilrecht, Bundesverwaltungsgericht, Familien- und Erbrecht. w Die für das erste Quartal 2010 vorgesehene Verfügbarkeit von Sudoc-Daten unter WorldCat wird die Bestände des französischen Hochschulwesens präsenter machen. Neben der Zugangserweiterung für die Daten bringt die Einbindung in WorldCat den Sudoc-Bibliotheken zusätzliche Vorteile. »Durch ihren Beitrag werden die Bibliotheken zu OCLC-Mitgliedern«, meint ABES-Direktor Raymond Bérard, »und können somit beispielsweise auch die WorldCatAPI zur Entwicklung eigener Anwendungen nutzen. Außerdem sind die Sudoc-Bibliotheken als OCLC-Mitglieder auf regionaler Ebene der OCLCFührungsstruktur stimmberechtigt.« »Wir freuen uns sehr über die Zusage von ABES«, sagt Rein van Charldorp, Geschäftsführer von OCLC EMEA. »OCLC arbeitet seit über zehn Jahren mit ABES zusammen, und die aktuelle Ausweitung der Zusammenarbeit stellt den logisch nächsten Schritt dar. Die globale Bibliotheksgemeinschaft wird erheblichen Nutzen aus der Bereicherung von WorldCat um die Sudoc-Titel ziehen.« pr. – Mit dem neuen PraxisReport zum Medizinrecht ergänzt juris als Anbieter für juristische Informationen seine Reihe der Praxisreporte um ein weiteres Rechtsgebiet. Der juris PraxisReport Medizinrecht erscheint monatlich online. Er wendet sich vornehmlich an Rechtsanwälte (insbesondere Fachanwälte für Medizinrecht), Gerichte, Behörden, Verbände und Sozialversicherungsträger. .B pr. – OCLC und ABES (Agence Bibliographique de l‘Enseignement Supérieur) haben vereinbart, dass die neun Millionen Datensätze des Système Universitaire de documentation (Sudoc), dem Katalogisierungssystem der von ABES verwalteten französischen Hochschulbibliotheken, in WorldCat eingestellt werden. Im Zuge dieser Vereinbarung werden die Sammlungen der 110 teilnehmenden SudocEinrichtungen, die über 1 000 Bibliotheken vertreten, weltweit für Internetrecherchen unter WorldCat.org zur Verfügung stehen. juris: Erweitertes Angebot im Medizinrecht w OCLC: ABES stellt französischen Sudoc-Katalog in WorldCat ein 121 122 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Streitfall Gebühren Christof Capellaro Gleichklang – Missklang – Schweigen e Bibliothekarische Gebührendiskurse in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1950 und 2010 Jugendliche oder für Ausleihen aus dem Sachbuchbestand) realisiert. Durch solche frühen Erfolge erhielt auch die einschlägige Debatte eine unverkennbar offensive Stoßrichtung. Innerfachlich herrschte die Überzeugung vor, dass der Gebührenfreiheit die Zukunft gehöre und es sich nur noch um eine Frage der Zeit handeln könne, bis diese in allen ÖB des Landes und auf Dauer umgesetzt sei. Dabei verband sich das bibliothekarische Ziel der kostenlosen Buchbereitstellung nicht zuletzt mit dem Wunsch, den zahlreichen kommerziell operierenden Leihbibliotheken das Wasser abzugraben. Diese Einrichtungen, die es in der Bundesrepublik der Fünfzigerjahre noch massenhaft gab3, stellten für die Öffentlichen Bibliotheken nicht nur eine unbequeme Konkurrenz dar, sondern galten auch als gefährliche Brutstätten der sogenannten Schmutz- und Schundliteratur. Gerade aus diesem Grund griffen die Bibliothekare in den Fünfzigerjahren oft auf volkserzieherisch motivierte Argumente zurück, wenn es darum ging, den kommunalpo- W –B .d ährend das Thema in der westdeutschen Fachliteratur der ersten Nachkriegsjahre nicht näher behandelt worden war, gewann die Frage nach der Berechtigung einer allgemeinen Benutzungsgebühr ab Anfang der Fünfzigerjahre stark an Bedeutung. Die Gebührenfreiheit als unumstrittenes fachliches Ziel – die Fünfzigerjahre –u Von einer Gebührendebatte im strengen Sinn des Wortes kann man in diesem Jahrzehnt dennoch nicht sprechen, da die Gebühr von den Verfassern einschlägiger Beiträge ausnahmslos abgelehnt wird. Bibliothekarische Stimmen, die für die Beibehaltung oder Ausweitung der Gebühr eingetreten wären, fehlen. Die Gebührenfreiheit wird vielmehr als von ausnahmslos allen Bibliothekaren bejahtes Ziel dargestellt, das gegen den Widerstand teils noch »uneinsichtiger« Kommunalpolitiker beziehungsweise im Verein mit »einsichtigen« Vertretern der Kommunalpolitik, möglichst flächendeckend durchgesetzt werden soll. Die Forderung nach Abschaffung der um 1950 noch praktisch überall erhobenen Gebühr darf dabei nicht isoliert betrachtet werden. Sie ist vielmehr im Zusammenhang mit anderen zeittypischen Forderungen zu sehen, die nicht mehr bloß auf einen Wiederaufbau, sondern einen weiteren Ausbau des öffentlichen Bibliothekswesens abzielten und die aufgrund der günstigen Wirtschaftsentwicklung vergleichsweise problemlos in die Realität umgesetzt werden konnten. Obwohl eine zuverlässige Gesamtstatistik der Öffentlichen Bibliotheken Westdeutschlands in den Fünfzigerjahren fehlt, kann auf Basis von Einzelerhebungen2 der Schluss gezogen werden, dass der Anteil gebührenfreier Bibliotheken im Verlauf der Fünfzigerjahre bereits erkennbar zunahm. In vielen Bibliotheksorten, wo der Übergang zur kostenlosen Ausleihe aller Bestandsgruppen an alle Benutzergruppen noch nicht möglich war, wurde zumindest die Einführung der »teilweisen Gebührenfreiheit« (zum Beispiel für w w w .B Der folgende Beitrag arbeitet zentrale Entwicklungslinien der bibliothekarischen Debatte um die allgemeine Benutzungsgebühr in Öffentlichen Bibliotheken (ÖB) von der frühen Bundesrepublik bis in die Gegenwart heraus. Im Mittelpunkt stehen dabei die Haltung der Bibliothekare, ihre Argumentation und die Bildersprache einschlägiger Beiträge. Auf Basis einer Auswertung der Schnellstatistik beziehungsweise der Deutschen Bibliotheksstatistik (DBS) wird außerdem der Verbreitungsgrad der Gebühr in den hauptamtlich geführten Öffentlichen Bibliotheken betrachtet. Der Aufsatz basiert auf der Magisterarbeit des Verfassers, in deren Rahmen knapp 600 einschlägige Dokumente aus der Fachliteratur gesammelt und mithilfe des Ansatzes der Kritischen Diskursanalyse nach Siegfried Jäger einer synoptischen Auswertung unterzogen worden sind.1 In den Siebzigerjahren sahen sich die Bibliothekare zum ersten Mal mit erheblichen Bedrohungen des auf dem Gebiet der Gebührenfreiheit Erreichten konfrontiert. litischen Entscheidungsträgern die Notwendigkeit der Gebührenfreiheit vor Augen zu führen. Daneben wurde in den Fünfzigern freilich auch schon häufig ins Feld geführt, dass durch die Abschaffung der Gebühr Benutzung und Ausleihe rein quantitativ gesteigert werden könnten. Zur Untermauerung dieser Argumentation erschien eine Reihe einschlägiger Erfolgsberichte aus der Praxis. Meist handelte es sich dabei um Kurzbeiträge, in denen die in einer Bibliothek zu zwei verschiedenen Zeitpunkten erhobenen Ausleihe- beziehungsweise Benutzungszahlen einander tabellarisch gegenübergestellt und deren Steigerungsraten dann monokausal auf die zwischenzeitlich eingeführte Gebührenfreiheit zurückgeführt wurden.4 Mit dem Bestreben die positiven Auswirkungen der »Freiausleihe« solcherart zu untermauern, korrespondiert auf der Ebene der Sprachverwendung die Tendenz, die Gebührenfreiheit mit sprachlichen Bildern der Freiheit und Barrierelosigkeit zu belegen, während die Gebühr als Barriere, Hemmnis und Hindernis der Bibliotheksbenutzung dargestellt wird. BuB | 62 (2010) 02 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Streitfall Gebühren 123 .d –B –u len Gemeinschaftsstellung für Verwaltungsvereinfachung (KGSt) von 1966. Es kommt zu dem Schluss, dass die Erhebung zumutbarer Gebühren mehr Arbeit verursache, als ihr Ertrag rechtfertige und empfiehlt den Bibliotheken daher, aus wirtschaftlichen Gründen auf die Gebühr zu verzichten.5 Solche Überlegungen fanden ihren Niederschlag dann auch in der Ausgestaltung einschlägiger bibliothekarischer Debattenbeiträge mit sprachlichen Bildern: Die Gebühr wurde nun nicht mehr nur als Hürde für den Leser dargestellt, den sie von der Bibliotheksbenutzung abhalte, sondern auch als Hemmschuh für den w w w 1 Christof Capellaro: Die Gebührendebatte im Öffentlichen Bibliothekswesen der Bundesrepublik Deutschland seit 1945. – Eine Diskursanalyse. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Konrad Umlauf und Prof. Günter Beyersdorff betreut. Der Volltext ist einsehbar unter: www.ib.hu-berlin.de/~kumlau/handrei chungen/h224/. Zum Ansatz der kritischen Diskursanalyse nach Siegfried Jäger vgl.: Kritische Diskursanalyse. – Eine Einführung. Münster 2004 2 Vgl. dazu zum Beispiel Jürgen Busch: Büchereiverwaltung. In: Johannes Langfeldt (Hg.): Handbuch des Büchereiwesens. Bd. 2. Wiesbaden 1965, S. 1–129, hier S. 95f. 3 Vgl. Karla Fohrbeck, Andreas Wiesand: Bibliotheken und Bibliothekstantiemen. Pullach 1974, hier S. 72f. 4 Als exemplarisches Beispiel eines solchen Beitrags vgl. Burkhard Macholz: Gebührenfreiheit – eine Voraussetzung zum Erfolg. In: BuB 11(1959), S. 267 5 Vgl. KGSt: Kommunale Öffentliche Bücherei. Köln 1964, S. 68f. 6 Dazu ausführlich: Konrad Umlauf: Bibliothekspläne 1965–1990 im Kontext der Regionalplanung. Berlin 2004; www.ib.hu-berlin. de/~kumlau/handreichungen/h100/ (2. Januar 2010) 7 Bibliotheksplan. I. Berlin 1969, S. 13f. Abbildung 1. Die Gebührensituation im öffentlichen Bibliothekswesen der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1965 und 2005 (Hauptamtlich geführte ÖB ohne Sonderformen, Bibliotheken mit Zweigstellen wurden nur einmal gezählt.). Quelle: Schnellstatistik beziehungsweise DBS für das angegebene Jahr und eigene Berechnungen. Der Anteil der teilweise gebührenfreien Bibliotheken wird von der DBS seit 2000 nicht mehr erhoben. Vergleiche zu den zugrunde liegenden Daten auch Capellaro, wie Anmerkung 1, Seite 185f. .B In den Sechzigerjahren kam es zu keinem grundlegenden Richtungswechsel der Debatte. Äußerungen von Bibliothekaren, die für die Gebühr eingetreten wären oder die auf mögliche positive Auswirkungen der Gebühr hingewiesen hätten, fehlen auch in diesem Jahrzehnt völlig. Da die kostenfreie Ausleihe infolge der insgesamt nach wie vor günstigen Entwicklung der Öffentlichen Haushalte weiter ausgedehnt werden konnte, behielt die Debatte ihre offensive Stoßrichtung. Zugleich erlebte sie eine graduell modernisierende Modifikation: Volkserzieherische Erwägungen zugunsten der Gebührenfreiheit verloren erkennbar an Bedeutung. Neben das Argument, durch die Gebührenfreiheit könne eine quantitative Steigerung von Benutzung und Ausleihe erreicht werden, trat nun verstärkt der Hinweis auf die Unwirtschaftlichkeit der Gebühr und deren Rolle als Hindernis bei der allgemein angestrebten Rationalisierung des Bibliotheksbetriebs. Diese Entwicklung hängt eng damit zusammen, dass die Einführung neuer, vereinfachter Verbuchungsverfahren jetzt oftmals zum Anlass genommen wurde, über Kosten und Aufwand der Gebührenerhebung nachzudenken. Im Zentrum steht hier das Gutachten der Kommuna- e Die Gebühr als Rationalisierungshindernis, die Gebührenfreiheit als Norm – die Sechzigerjahre BuB | 62 (2010) 02 Die erste Bedrohung ging von der seit 1969 durch den Verband deutscher Schriftsteller erhobenen Forderung nach Einführung einer Bibliothekstantieme aus. Bibliothekar, den sie bei der Etablierung einer auftragsgemäßen und vor allem rationalen Arbeitsweise behindere. Auch die für das Bibliothekswesen im Besonderen, aber auch die bundesrepublikanische Gesellschaft der späten Sechziger insgesamt typische Planungseuphorie6 brachte für die uneingeschränkt positive Darstellung der Gebührenfreiheit einen weiteren Schub. Firmierte die Gebührenfreiheit in den Fünfzigerjahren noch als – wenngleich unumstrittenes – Ziel, so fand sie nun als unverzichtbare fachliche Norm Eingang in zentrale bibliothekarische Planungspapiere wie etwa den Bibliotheksplan 69.7 Erste Bedrohungen der Gebührenfreiheit – die Siebzigerjahre In den Siebzigerjahren sahen sich die Bibliothekare zum ersten Mal mit erheblichen Bedrohungen des auf dem Gebiet der Gebührenfreiheit Erreichten konfrontiert. Obwohl sich aus der Rückschau sagen lässt, dass diese Bedrohungen noch allesamt hypothetisch geblieben sind, trug die einschlägige Debatte dadurch doch erstmals einen eher defensiven Zug. Die erste Bedrohung ging von der seit 1969 durch den Verband deutscher Schriftsteller erhobenen Forderung nach Einführung einer Bibliothekstantieme aus. Da sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen inzwischen verschärft hatten, fürchteten viele Bibliothekare, die Unterhaltsträger könnten versuchen, sich Ausgaben für eine solche Tantieme durch die Wiedereinführung von Gebühren zurückzuholen. Von bibliothekarischer Seite wurde die Forderung nach der Tantieme daher energisch bekämpft. Oft wurden dabei Argumente ins Feld geführt, die man in den Jahren zuvor schon gegen die Gebühr mobilisiert hatte. Daneben gewannen – sowohl im Kampf gegen die Gebühr wie auch im Kampf gegen die Schwerpunkt BuB | Lesesaal Streitfall Gebühren 1975 + 20 % 1980 + 10 % 1985 - 11 % 1989 +5% 1990 +8% 1995 - 14 % 2000 - 20 % 2005 - 22 % Abbildung 2. Zuwachs- und Verlustraten bei den vollständig gebührenfreien Öffentlichen Bibliotheken (Hauptamtlich geführte Bibliotheken ohne Sonderformen, Bibliotheken mit Zweigstellen wurden nur einmal gezählt.). Quelle: Schnellstatistik beziehungsweise DBS für das angegebene Jahre und eigene Berechnungen 8 Maria Gabriel: Gebührenfreiheit – eine heilige Kuh? In: BuB 26(1974), S. 942f. 9 Ebd. S. 942 10 Vgl. Christian Grawe: Aufgabe der Gebührenfreiheit – ein Rückschlag für die Demokratie. In: BuB 27(1975), S. 19; Hans-P. Mieslinger: Gebührenfreiheit! Ja zur »heiligen Kuh«! In: BuB 27(1975), S. 19f. 11 Vgl. dazu und zum Folgenden: Horst Gutzmann u.a.: Benutzungsgebühren in öffentlichen Bibliotheken? Berlin 1976 12 Vgl. Abbildung 1 und 2; zum Bestandswachstum Umlauf, a.a.O., S. 29 13 Wilhelm Totok: Rechenschaftsbericht des Vorstandes erstattet […] anläßlich der Mitgliederversammlung des DBV 1981. In: DBV-Info Nr. 7 (1981), S. 5–20, hier S. 5 14 Vgl. Abbildung 1 und 2 15 Als exemplarisches Beispiele vgl. etwa Uwe Holler: Benutzungsgebühren in Öffentlichen Bibliotheken. In: BuB 35(1983), S. 659–661; Hans-Joachim Ballschmieter: Kiel: Gebühren als tödliche Lawine. In: BuB 35(1983), S. 667–669 16 Als Beispiel vgl. Annegret Glang-Süberkrüb: Bielefeld: Erfinderisch, beharrlich, zukunftsorientiert. In: BuB 35(1983), S. 662–665 w w w Tantieme, bildungspolitische Argumente an Bedeutung. 1975 wurde das Tantiemeproblem zur Zufriedenheit der Bibliothekare gelöst. Bund und Länder erklärten sich zur Übernahme einer pauschalierten Vergütung zugunsten der Autoren bereit. Schon 1974 war indes ein weiter Angriff auf die Gebührenfreiheit erfolgt, diesmal sogar aus den eigenen berufsständischen Reihen. In einem Diskussionsbeitrag dieser Zeitschrift8 hatte die Bibliothekarin Maria Gabriel die Praxis der kostenlosen Ausleihe einer kritischen Musterung unterzogen und die Frage aufgeworfen, ob die Gebührenfreiheit »diese Regelung, die in der Nachkriegszeit ihre Berechtigung hatte, unter den gegenwärtigen Verhältnissen noch vertretbar« sei.9 Unter Verweis auf veränderte sozioökonomische Rahmenbedingungen und die vermeintliche oder tatsächliche Zahlungsbereitschaft vieler Benutzer beantwortete Gabriel diese Frage mit einem klaren Nein. Ihr selbsterklärtes Ziel war es, eine echte fachliche Kontroverse über Sinn oder Unsinn von Benutzungsgebühren anzustoßen. Da sich aber kein einziger Berufsgenosse bereit fand, Gabriels gebührenfreundliche Überlegungen öffentlich aufzugreifen, zu unterstützen oder weiterzudenken, blieb dieser Effekt aus. Gabriel erntete lediglich wütende Protestreaktionen von Fachkollegen, die ihr bei dieser Gelegenheit bezeichnenderweise auch gleich jede fachliche Urteilsfähigkeit absprachen.10 Eine noch ernstere Bedrohung als die Tantieme und die Ansicht der beruflichen Außenseiterin Maria Gabriel bildete in den Siebzigern die Finanzlage vie- Christof Capellaro studierte von 2002 bis 2007 Bibliothekswissenschaft und Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2007 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Buchwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Foto: Frank Donati) – Kontakt: christof.capellaro@ gmx.at e + 28 % .d 1970 ler Kommunen. Sie hatte sich durch die Wirtschaftskrise, die dem ersten Ölschock folgte, ab 1973/74 zugespitzt. Die Kämmerer begannen nach Einsparmöglichkeiten bei den sogenannten freiwilligen Aufgaben zu suchen. Vor diesem Hintergrund veröffentlichte die Berliner Arbeitsstelle für das Bibliothekswesen (AfB) 1976 ein Papier, das Kommunalpolitikern und Bibliothekaren »eine Argumentations- und Entscheidungshilfe« in Sachen Gebühr an die Hand geben sollte.11 Dieses Papier ist besonders deshalb interessant, weil in ihm erstmals eine veränderte bibliothekarische Haltung zum Ausdruck kommt, die als bedingte Akzeptanz der Gebühr bezeichnet werden kann und die den weiteren Verlauf der Debatte (allerdings erst ab den Achtzigerjahren) entscheidend geprägt hat. Anders als Gabriel befürwortete die AfB die Gebühr nicht aus grundsätzlichen Erwägungen. Sie wiederholte vielmehr alle inzwischen kanonisch gewordenen Argumente gegen die Gebühr. Wenn man sich aber infolge der Wirtschaftskrise vor die Wahl gestellt sähe, sich zwischen einer Reduzierung des Erwerbungsetats und einem, wie man damals meinte, zeitweiligen Verzicht auf die Gebührenfreiheit zu entscheiden, so müsse die Entscheidung gegen die Gebührenfreiheit ausfallen. Nur so könnten »echte Substanzverluste« vermieden werden. Ein Blick in die Bibliotheksstatistik lässt freilich vermuten, dass sich faktisch nur die wenigsten Einrichtungen zwischen den beiden genannten Einsparop- tionen zu entscheiden hatten, weil die kommunalen Sparstifte in den Siebzigerjahren dann doch noch nicht an den Bibliotheken angesetzt wurden. – Der Anteil der gebührenfreien an allen von der DBS erfassten ÖB stieg jedenfalls auch in den Siezbzigern weiter an – und zwar bei im Durchschnitt gleichzeitig wachsenden Beständen.12 –B – –u 1965 .B 124 Gebührendebatte im Zeichen der Haushaltskonsolidierung – die Achtzigerjahre Bereits 1980 hatte Wilhelm Totok auf der Hauptversammlung des Deutschen Bibliotheksverbandes (dbv) vorausgesagt, man werde in den kommenden Jahren mit drastischen Einsparungsmaßnahmen der Unterhaltsträger zu rechnen haben. Als Gründe für diese Prognose nannte Totok die schwierige finanzielle Lage vieler Kommunen und den Umstand, dass der hohe Grad der Staatsverschuldung politisch immer weniger akzeptiert werde.13 In der Tat war die bibliothekarische Fachdebatte der frühen Achtzigerjahre insgesamt stark von der Auseinandersetzung mit dem Bestreben vieler Kommunen geprägt, an ihren Bibliotheken zu sparen. Auch die Gebührenfrage wurde nunmehr fast ausschließlich vor dem Hintergrund von Sparplänen der Unterhaltsträger beziehungsweise der Bibliotheken selbst diskutiert. Die defensive Schlagrichtung, die für die Gebührendebatte schon in den Siebzigerjahren kennzeichnend geworden war, setzte sich dadurch fort und verschärfte sich noch: Erneut war die Gebührenfreiheit einer Bedrohung von außen ausgesetzt. Anders als in den Siebzigern blieb diese nun aber keine hypothetische mehr: In den frühen Achtzigerjahren musste erstmals eine erhebliche Zahl bislang gebührenfrei benutzbarer Bibliotheken wieder zur Erhebung von Gebühren zurückkehren.14 BuB | 62 (2010) 02 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Streitfall Gebühren .d 1990 erreichte der Anteil der vollständig gebührenfreien an allen von der DBS erfassten hauptamtlich geführten ÖB einen Anteil von fast 90 Prozent. –u –B Grundtenor entsprechender Beiträge15 ist, dass Bibliothekare an Sparmaßnahmen nicht mitwirken oder diese gezielt desavouieren sollten, so etwa durch die Mobilisierung von Benutzerprotesten. Während man in solchen Beiträgen Verständnis für die schwierige Finanzlage vieler Unterhaltsträger vergebens sucht, werden negative Auswirkungen der Gebühr besonders herausgestellt. Dabei wird das Gebührenthema stark emotionalisiert. Das geschieht, indem die Wirkung der Gebühr mit Bildern extremer Gewalttä- w w w BuB | 62 (2010) 02 tigkeit sowie Krankheits- und Todesmetaphern belegt wird. Ein anderer Teil der Bibliothekare vertrat die Ansicht, man müsse die Position der Unterhaltsträger verstehen. Sparmaßnahmen, auch in Bibliotheken, seien notwendig. Die Wiedereinführung der Gebühr stelle aber eine der schlechtesten und gefährlichsten Maßnahmen dar. Deshalb solle – auch bibliotheksintern – nach anderen Einsparmöglichkeiten gesucht werden. Diese Ansicht vertrat in den Achtzigern unter anderen der dbv. Schließlich finden sich Beiträge, in denen Bibliothekare argumentativ an das AfB-Papier von 1976 anknüpfen. Kennzeichnend für solche Beiträge16 ist eine starke Identifizierung mit dem Unterhaltsträger und die Logik tatsächlicher oder vermeintlicher Sachzwänge. Vor deren Hintergrund wird die Wiedereinführung der Gebühr als eine Maßnahme dargestellt, die zwar nicht grundsätzlich wünschenswert, im Notfall aus fachlicher Sicht aber akzeptabel ist. Auch werden hier erstmals positive Auswirkungen der Gebühr oder positive Reaktionen der Benutzer auf die Gebühr ge- e Bildungs- und Kulturbereich entschieden ab. Dabei wurde besonders der Verweis auf angebliche oder tatsächliche Geldverschwendung in anderen Bereichen (zum Beispiel Militärausgaben) genutzt, um die Notwendigkeit des Sparens an Bibliotheken generell in Abrede zu stellen. Der .B Für viele Berufskollegen scheint diese Entwicklung – trotz der frühen Warnungen Totoks nicht absehbar gewesen zu sein. Diese Interpretation legt zumindest die Art und Weise nahe, wie in vielen Beiträgen von der Wiedereinführung der Gebühr gesprochen worden ist. Die Gebühr wird hier wie eine Naturkatastrophe geschildert, die als »Gebührenwelle« oder »Gebührenlawine« schlagartig und unerwartet über das öffentliche Bibliothekswesen hereingebrochen sei. Welche Haltung nahmen nun die Bibliothekare angesichts der erschwerten Rahmenbedingungen und der Einsparungswünsche vieler Unterhaltsträger zur Benutzungsgebühr ein? Setzte sich der Berufsstand weiterhin ungebrochen für das Ziel der Gebührenfreiheit ein, oder gab er seine, noch in den Fünfziger- und Sechzigerjahren so einhellig erhobene Forderung nach flächendeckender »Freiausleihe« zusehends auf? In den Achtzigerjahren lassen sich hier drei verschiedene Grundpositionen unterscheiden: Ein Teil der Bibliothekare lehnte nicht bloß die Wiedereinführung der Gebühr, sondern jede Form von Einsparungen im 125 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Streitfall Gebühren w w e In der zweiten Hälfte der Achtziger hatte der Anteil der gebührenfreien Bibliotheken noch einmal zugenommen. .d Es ist kein Zufall, dass die erste echte Kontroverse zwischen Bibliothekaren über die Gebühr gerade in den Neunzigerjahren stattfand. gen Grad an Polemik geführt wurde. Von einer »Gebührendebatte« im strengen Sinn des Wortes kann man nur für diesen vergleichsweise kurzen Zeitraum sprechen. Die Gegner der Gebühr18 richteten dabei ihren Blick weniger auf die einzelne Bibliothek als auf das öffentliche Bibliothekswesen als Ganzes, dessen soziale und emanzipatorische Funktionen sie betonten. Sie vertraten die Idee einer Bringbibliothek, deren Aufgabe es sei, alle Teile der Bevölkerung an das Buch und andere Medien heranzuführen und die Benutzung beständig, besonders auch auf benachteiligte Gruppen, auszudehnen. In der Gebühr sahen sie ein entscheidendes Hindernis für die Erfüllung dieses Auftrags und daher die bibliothekarische Todsünde schlechthin. Die Befürworter der Bezahlbibliothek, besonders Heinrich Obberg und Ute Klaasen19, wollten dagegen überhaupt nicht mehr über die Berechtigung der Gebühr als solcher diskutieren. Da man ja gesehen habe, wie wenig die Argumente zugunsten der Gebührenfreiheit in Krisenzeiten bei den Unterhaltsträgern verfingen, müsse es jetzt darum gehen, die Gebühr als Chance zu begreifen und sinnvolle Gebührenmodelle zu entwickeln. Der Fokus richtete sich dabei auf die Finanzlage der einzelnen Bibliothek. Nicht gesellschaftliche w 1990 erreichte der Anteil der vollständig gebührenfreien an allen von der DBS erfassten hauptamtlich geführten ÖB einen Anteil von fast 90 Prozent. Dies hängt zunächst damit zusammen, dass in einem Teil der westdeutschen Bibliotheken die Gebühr in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre wieder abgeschafft worden war, teils weil sich die wirtschaftliche Lage der Unterhaltsträger gebessert hatte, teils weil man tatsächlich oder vermeintlich verheerende Folgen der Gebühr steuern wollte. Der Hauptgrund ist freilich im Beitritt der DDR zur BRD zu sehen, der in diesem Jahr vollzogen wurde. Die DBS für 1990 erfasste auch schon die ÖB der neuen Bundesländer und diese waren praktisch ausnahmslos gebührenfrei. Der Höchststand des Anteils gebührenfreier Bibliotheken 1990 war also eher ein bibliothekshistorischer Zufall als ein nachhaltiger bibliothekspolitischer Erfolg. Er rief daher auch keine euphorischen Kommentare hervor. Die ostdeutschen Bibliothekare ahnten, dass es nach dem Wegfall der Bibliotheksgesetzgebung der DDR mit der Gebührenfreiheit in ihren Bibliotheken rasch bergab gehen konnte. Den westdeutschen Bibliothekaren war klar, dass eine neuerliche Krise der kommunalen Haushalte ähnliche Maßnahmen nach sich ziehen konnten, wie man sie in den frühen Achtzigerjahren bereits erlebt hatte. Genau diese Entwicklung trat dann auch ein. Nach einem kurzzeitigen Boom infolge der »Wende« kämpfte die deutsche Wirtschaft ab 1992 mit einer erneuten Rezession.17 Spätestens 1993 war klar, dass die Bibliotheken vor einer weiteren Sparund Gebührenwelle standen. Sich häufende Berichte über lokale Wiedereinführungen der Gebühr ließen das Interesse der Fachöffentlichkeit am Gebührenthema erneut ansteigen. Dabei sind Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede zum Verlauf der Debatte in den Achtzigerjahren festzustellen. Wirksamkeit oder die Ausdehnung der Benutzung auf sozial schwache Gruppen sollte das Hauptziel der bibliothekarischen Arbeit sein, sondern die optimale Befriedigung der bereits vorhandenen Benutzer- oder (wie es in einschlägigen Beiträgen oft hieß) Kundenbedürfnisse. Es ist kein Zufall, dass die erste echte Kontroverse zwischen Bibliothekaren über die Gebühr gerade in den Neunzigerjahren stattfand. Dieses Jahrzehnt war insgesamt von einem Verlust an fachlichem Konsens geprägt.20 Das belegen auch andere Auseinandersetzungen, mit denen sich der Streit um die Gebühr nun teilweise verwob, zum Beispiel die Diskussion um die Bedeutung der sogenannten sozialen Bibliotheksarbeit oder um Nutzen und Nachteil des Einsatzes von Marketingmethoden. Da Gegner und Befürworter der Gebühr von miteinander völlig inkompatiblen Menschenbildern und Auffassungen von den zentralen Aufgaben einer Öffentlichen Bibliothek ausgingen, stand am Ende der ab 1996 wieder versandenden Kontroverse keine wie auch immer geartete »Lösung«. Für den weiteren Fortgang der Debatte blieben die Auseinandersetzungen dennoch nicht ohne Bedeutung. Obberg und Klaasen war es in ihrem Verlauf nämlich gelungen, das Regelwerk, dem das bibliothekarische Sprechen und Schreiben über die Gebühr unterlag, nachhaltig zu verändern. Spätestens seit Mitte der Neunzigerjahre galt die Ansicht, Gebühren seien aus fachlichen Erwägungen zu befürworten nicht mehr als absolutes Tabu, sondern als – wenn auch nicht –B Vom kurzen Streit zum langen Abschied – die Neunzigerjahre Der wesentlichste Unterschied besteht darin, dass die Wiedereinführung der Gebühr nun nicht mehr als etwas Ungewohntes, Unerwartetes und Schockierendes wahrgenommen wurde. Man hatte es, wie vielfach zu lesen war, wieder einmal mit einem alt bekannten Problem zu tun. Allerdings unterschieden sich die Antworten, die Bibliothekare auf die wieder akut gewordene Gebührenfrage gaben, jetzt immer stärker voneinander. Erstmals seit Maria Gabriel Mitte der Siebziger den – damals freilich erfolglosen – Tabubruch gewagt hatte, traten in den Neunzigern Bibliothekare auf, die die Gebühr nicht nur als zeitweiligen Notbehelf, sondern aus grundsätzlichen Erwägungen und auf Dauer befürworteten. Zwischen ihnen und jenen Bibliothekaren, die die Gebühr nach wie vor entschieden ablehnten, entspann sich zwischen 1993 und 1996 ein Meinungsstreit, der von beiden Seiten mit großer Vehemenz und einem nicht gerin- –u schildert. Negative Auswirkungen werden dagegen weniger stark gewichtet, selbst empirisch nachweisbare Rückgänge in Ausleihe und Benutzung als nur zeitweilig auftretende Kollateralschäden interpretiert. Mit eindrücklichen sprachlichen Bildern belegt wird in Beiträgen dieses Typs nicht die Wirkung der Gebühr, sondern die Haushaltslage des Unterhaltsträgers. Sie, nicht das Ende der »Freiausleihe«, erscheint als die eigentliche Katastrophe. .B 126 17 Vgl. Michael v. Prollius: Deutsche Wirtschaftsgeschichte nach 1945. Göttingen 2006, hier S. 260 18 Exemplarisch Jürgen Seefeld mit seinem Beitrag: Benutzungsgebühren in Öffentlichen Bibliotheken – ein Allheilmittel gegen leere Kassen? – Ein Plädoyer für soziale Vernunft, Chancengleichheit und bildungspolitische Verantwortung. In: BibliotheksInfo 3(1993), S. 751–760 19 Exemplarisch Klaasens Beitrag: Von heiligen Kühen oder Wie beantworten wir die Gebührenfrage? In: BuB 48(1996), S. 428 20 Vgl. Konrad Heyde: Verlust des fachlichen Konsens‘. In: BuB 48(1996), S. 364–367 21 Vgl. z.B. N.N.: Leihen statt kaufen. In: BibliotheksInfo 7(1997), S. 163f. BuB | 62 (2010) 02 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Streitfall Gebühren w w BuB | 62 (2010) 02 e Gebühr bedient und die Frage, wie die Forderung nach Gebührenfreiheit den Unterhaltsträgern in der Praxis erfolgversprechend vermittelt werden kann, völlig ausblendet. Beides muss als problematisch gelten, weil es sich bei der bibliothekarischen Gebührendebatte um einen vermittelnden Diskurs handelt: Die Bibliothekare können die Gebühr nicht abschaffen, sie können aber die zuständigen Kommunalpolitiker davon überzeugen, dies zu tun. Deshalb ist es für die Gegner der Gebühr von strategischer Bedeutung, Argumente zu finden, die an die in Kommunalpolitik und Gesellschaft insgesamt hegemonialen Diskurse möglichst gut anschlussfähig sind. Diese Diskurse wandeln sich aber kontinuierlich.27 Den Bibliothekaren früherer Generationen war das klar: Es ist kein Zufall, dass in den Fünfzigern besonders mit volkspädagogischen, in den Sechzigern mit Rationalisierungs- und in den Siebzigern mit bildungspolitischen Erwägungen für die Gebührenfreiheit argumentiert worden ist. Seit den Achtzigern haben die Gebührengegner dagegen kaum neue Argumente entwickelt und scheinen die Notwendigkeit, dies zu tun, auch nicht mehr einzusehen – ebenso wenig wie die Notwendigkeit, ihre Forderung der Kommunalpolitik .d Der Rest ist Schweigen – Entwicklung nach 2000, Ausblick und Schluss –u –B Seit dem letzten Drittel der Neunzigerjahre ist es still geworden um die Gebühr. Wird das Thema in der Fachliteratur doch einmal behandelt, so geschieht dies kaum mehr mit Blick auf die Frage nach dem »Ob« (Sollen überhaupt Gebühren erhoben werden?), sondern fast nur noch mit Blick auf die Frage nach dem »Wie«, so etwa nach möglichst effektiven, besonders automatengestützten Formen des Gebühreneinzugs.25 Gleichzeitig nimmt der Anteil der gebührenerhebenden Bibliotheken in der Bundesrepublik weiterhin zu. Nach wie vor gibt es zwar entschiedene Gegner der Gebühr. Anders als in den vorangegangenen Jahrzehnten, besonders den Fünfziger- und Sechzigerjahren, rekrutieren sie sich jedoch nicht mehr aus prominenten Verbandsfunktionären oder den Leitern von Groß- und Mittelstadtbibliotheken. Es handelt sich um eine eher randständige Gruppe von Bibliothekaren. Sie verweigert sich gezielt dem, was seit Ende der Achtzigerjahre im Bibliothekswesen, besonders unter dem Einfluss der Bertelsmann Stiftung, als fachlicher Mainstream durchgesetzt worden ist, so etwa der Orientierung an Marketing- und Managementmethoden oder dem Bestreben, im Benutzer einen zahlenden Kunden zu sehen. Ein Teil dieser Gruppe ist im Arbeitskreis kritischer BibliothekarInnen (Akribie) organisiert, der jüngst mehrfach versucht hat, den Berufsstand insgesamt wieder für das Gebührenthema zu interessieren. Hiervon zeugt eine Vortragsveranstaltung auf dem Bibliothekartag 2006 und die Herausgabe eines einschlägigen Sammelbandes.26 Eine breite Debatte um die Gebühr wollte sich trotz dieser Bemühungen aber nicht einstellen. Die wichtigsten Gründe dafür sind, dass der Arbeitskreis sich fast ausschließlich schon lange bekannter Argumente gegen die w 22 Dies zeigt ein Vergleich zweier einschlägiger Positionspapiere des Verbandes: Zur Frage der Benutzungsgebühren in Öffentlichen Bibliotheken. In: DBV-Info Nr. 5 (1981), S. 81–87 und Zur Frage der Benutzungsgebühren. In: BuB 46(1994), S. 989–992 23 Vgl. z.B. Ute Klauser-Dreßler: Fossiler Standpunkt. In: BuB 48(1996), S. 641f. 24 Vgl. z.B. Uwe Holler: Benutzungsgebühren in öffentlichen Bibliotheken – Nutzen oder Schaden? In: Dienstleistungen und Gebühren. Bad Hersfeld 1994, S. 42–49 25 Exemplarisch etwa Ute Scharmann: Gebührendiskussion zwecklos. In: BuB 59(2007), S. 162f. 26 Maria Kühn-Ludewig, (Hg.): Lesen: der neue Luxus. Nümbrecht 2007 27 Vgl. Jäger, a.a.O., S. 143 28 Vgl. dazu: Michael Reisser: Rez. zu »Lesen: der neue Luxus« In: BuB 59(2007), S. 474f. 29 Dies zeigt sich etwa am Stellenwert, den neuere Papiere der Verbände für die Lobbyarbeit (zum Beispiel »Bibliothek 2007« oder »Bibliothek 2012«) der Forderung nach Gebührenfreiheit zumessen. gerjahren: In der zweiten Hälfte der Achtziger hatte der Anteil der gebührenfreien Bibliotheken noch einmal zugenommen (auch wenn man nur Westdeutschland bis 1989 betrachtet) und die Gegner der Gebühr optimistisch gestimmt. In den Neunzigern war der Abwärtstrend dagegen ungebrochen. In Summe trieben die genannten Entwicklungen die Resignation vieler Gebührengegner voran, die ihren Standpunkt nun zusehends selbst als anachronistisch betrachteten.23 Einzelne gaben ihre die Gebühr ablehnende Haltung nun auf.24 .B von allen geteilte – »normale« bibliothekarische Meinung. Einen Wandel signalisiert auch die Berichterstattung über Angebote, die unter Bezeichnungen wie »Bestsellerausleihe« in den Neunzigerjahren in einigen Bibliotheken etabliert wurden. Sie zielten darauf ab, Teile des Bestandes unter Verweis auf einen vermeintlichen oder tatsächlichen Zusatznutzen (zum Beispiel besondere Aktualität) mit einer Extragebühr zu belegen. Wurde über solche Angebote berichtet, so stand – anders als dies noch bis in die Achtziger der Fall gewesen wäre – nicht der Erhebungsaufwand im Vordergrund oder der Umstand, dass sich hier das Ende der Gebührenfreiheit durch die Hintertür anbahnte. Vielmehr wurde der angebliche Service-Charakter solcher Angebote herausgestellt und betont, dass die kostenpflichtige Leihe immer noch günstiger käme als der Kauf.21 Auch die mit viel Deutungsmacht ausgestatteten Verbände unterzogen ihre Haltung zur Gebühr nun einer Revision. So maß etwa das zentrale bibliothekarische Planungspapier der Neunziger, die von der Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände approbierte Schrift »Bibliotheken ’93«, der Forderung nach Gebührenfreiheit schon wesentlich weniger Gewicht zu, als vergleichbare Papiere der späten Sechziger- und frühen Siebzigerjahre. Auch der dbv schwenkte von der entschiedenen Ablehnung der Gebühr zu deren bedingter Akzeptanz im Sinne eines zeitweiligen Notbehelfs um.22 Hinzu kam ein weiterer wesentlicher Unterschied im Vergleich zu den Achtzi- 127 Ob in diese Pattstellung noch einmal Bewegung und damit die Gebührendebatte erneut in Schwung kommt, wird die Zukunft weisen. sinnvoll zu vermitteln, also Lobbyarbeit für die Gebührenfreiheit zu betreiben.28 Die Verbände indes haben sich in den letzten Jahren zwar verstärkt der Lobbyarbeit als solcher zugewandt, die Forderung nach Gebührenfreiheit aber ad acta gelegt.29 Ob in diese Pattstellung noch einmal Bewegung und damit die Gebührendebatte erneut in Schwung kommt, wird die Zukunft weisen. Aus heutiger Sicht jedenfalls lassen sich 60 Jahre bibliothekarischen Sprechens und Schreibens über die Gebühr auf eine einfache Formel bringen: Gleichklang – Missklang – Schweigen. Schwerpunkt BuB | Lesesaal Streitfall Gebühren Das Lesen nicht bestrafen! e In Heikendorf kämpft ein Freundeskreis erfolgreich gegen die Einführung von Bücherei-Gebühren der Sozialstation sowie der örtlichen Buchhandlung. Es werden Vorlese- und Bastelstunden für die Kleinen sowie Autorenlesungen und Klassenführungen für die Schüler durchgeführt. In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule werden Ausstellungen in der Bücherei organisiert. Im Altenhilfezentrum wird einmal monatlich zur Ausleihe ein Bücherwagen präsentiert. Eine weitere Kooperation besteht mit dem örtlichen Hospizverein, und es gibt zum Thema Hospizarbeit (Leben und Sterben) in der Bücherei eine große, in der Region recht bekannte Sammlung, eine Art kleines Sondersammelgebiet. Diese Partnerschaften wurden alle von der Bibliotheksleiterin angeregt und stießen anfänglich häufig auf Desinteresse oder Widerstand. Durch nachdrückliches Werben der Leiterin konnten die Einrichtungen von der Nützlichkeit der Zusammenarbeit zum Wohl der Betroffenen überzeugt werden, was die Vielzahl der gemeinsamen Aktionen augenfällig demonstrieren. .d –B Auf diese Weise konnte der in vielen Büchereien durch Einführung von Lesegebühren verursachte Leserrückgang vermieden werden. –u Euro für die Ausstellung des Büchereiausweises bezahlen. Dies sind die einzigen Gebühren, die anfallen – neben Mahn- und Fernleihegebühren. Im Gegensatz zu den sonst vielfach erhobenen jährlichen Lesegebühren setzt Ein Ort zum Wohlfühlen die Bücherei komplett auf freiwillige Spenden. Die Bibliotheksleitung will weg vom Konzept Viele Kooperationen des »Wissenstempels« und hin zum Ort des Austauschs und des Treffpunkts, an dem sich Kooperationen bestehen mit den Kindergär- die Bürger der Region und die zahlreichen ten, allen Schulen vor Ort (Grund- und Haupt- Touristen (mit kostenloser Ausleihe) wohlfühschule, Realschule, Gymnasium), mit der len können. Diese Idee ist in der GemeindeVolkshochschule, dem Altenhilfezentrum und bücherei schon seit längerer Zeit erfolgreich umgesetzt. Seit einigen Jahren befindet sich in dem Bereich, in dem die laufenden Zeitungen und Zeitschriften untergebracht sind, eine Kaffee-Ecke, in der man sich für einen freiwil- Der bisherige Erfolg zeigt beispielhaft, wie man dem landläufigen Trend zum Einsparen an Bildung und Kultur entgegenwirken kann. w w Heikendorf liegt zehn Kilometer von Kiel entfernt und hat rund 8 000 Einwohner. In der Öffentlichen Bibliothek sind im Jahr 2008 circa 4 100 aktive Nutzer registriert, der Medienbestand umfasst 22 300 Werke, hauptsächlich Bücher sowie ein kleiner Bestand an CDs, Hörbüchern und einigen gespendeten Videos und DVDs. Im selben Jahr werden 58 400 Ausleihen verzeichnet. Geleitet wird die Bücherei von Diplom-Bibliothekarin Beate Geier, die von eingearbeiteten Hilfskräften sowie Schülern und eh- renamtlichen Helfern unterstützt wird. Die Verbuchung der Ausleihe erfolgt noch konventionell im Ticketverfahren ohne EDV-Unterstützung. Wer sich als neuer Leser in der Gemeindebücherei anmeldet, muss als Erwachsener vier .B Im Jahr 2004 wollen Gemeindevertreter jährliche Lesegebühren für die Nutzung der Bücherei Heikendorf in Schleswig-Holstein einführen. Diese Absicht ruft viele engagierte Bürger auf den Plan, die sich zu einem Freundeskreis zusammenschließen und die Bibliotheksleiterin beim Kampf gegen die Einführung der Gebühren unterstützen – nicht zuletzt auch, um erheblichen bürokratischen Aufwand zu vermeiden. Der Freundeskreis führt erfolgreich das Konzept »Spenden statt Gebühren« ein und sammelt damit in den Jahren 2007 und 2008 jeweils fast 5 000 Euro für die Bücherei. ligen Beitrag Kaffee und Tee bereiten und ein paar Kekse essen kann. Zweimal im Jahr wird ein Bücherflohmarkt in der Bibliothek veranstaltet, bei dem Bücherspenden und ausgesonderte Exemplare aus der Bücherei zu geringen Preisen verkauft werden. Viele Veranstaltungen, die in der Bücherei stattfinden, werden von ehrenamtlichen Kräften und Schülern begleitet. So wurde in Wollen keine Gebühren in ihrer Bücherei: Mitarbeiterin Suzanne Nissen (links) und Heidrun Klausner vom diesem Frühjahr zum Welttag des Buches ein Freundeskreis Foto: Sascha Svoboda, Heikendorf Sinnes-Parcour angeboten, bei dem es galt, w 128 BuB | 62 (2010) 02 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Streitfall Gebühren mit verbundenen Augen und nur durch Hören, Fühlen, Schmecken und Riechen den Titel eines Buches zu erraten. e Ehrenamtliches Engagement –B .d Ehrenamtliches Engagement wird großgeschrieben. So gibt es den Vorlesekreis, der regelmäßig Vorleseaktionen für Kinder und ältere Menschen anbietet, und das Bücherteam, das für die Pflege der Bücher zuständig ist. Auch die Homepage (www.ge meindebuecherei-heikendorf.de) wurde ehrenamtlich von einem Ein Konzept, das zur Nachahmung empfohlen wird! w w w .B –u ehemaligen Schüler erstellt und wird regelmäßig gepflegt. Der Freundeskreis der Bücherei unterstützt die Bibliothek seit fünf Jahren bei vielfältigen Aktionen, er organisiert Verkaufsstände auf dem Wochenmarkt, führt Versteigerungen durch, lässt historische Postkarten und Dorfansichten drucken und vieles mehr. Der gesamte Erlös kommt der Gemeindebücherei zugute. Darüber hinaus ist er bei Ausschusssitzungen der Gemeindevertretung aktiv und hat durch Überzeugungsarbeit bei den Gemeindevertretern bisher erfolgreich die Einführung von Lesegebühren verhindert. Auf diese Weise konnte der in vielen Büchereien durch Einführung von Lesegebühren verursachte Leserrückgang vermieden werden. Bei häufig stattfindenden Gesprächen und Diskussionen erläutern die Mitglieder des Freundeskreises den Bürgern, dass der Zugang zu Bildung und Literatur nicht abgeschnitten werden darf, sondern vielmehr durch ein vielseitiges Angebot in Öffentlichen Bibliotheken gefördert werden muss (siehe Flugblatt auf dieser Seite). zen, um damit das kulturelle Leben in Heiken- Bildung und Kultur entgegenwirken kann. Ein Mit weiteren Projekten und Aktionen wird dorf zu bereichern. Konzept, das zur Nachahmung empfohlen wird! sich der Freundeskreis auch künftig für den Der bisherige Erfolg zeigt beispielhaft, wie Heidrun Klausner, Freundeskreis der gebührenfreien Zugang zur Bibliothek einset- man dem landläufigen Trend zum Einsparen an Gemeindebücherei Heikendorf BuB | 62 (2010) 02 129 130 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Streitfall Gebühren Martin Eichhorn minder hart ist wohl zu nennen, wenn Bibliotheken bereits ab 25 Euro Ausstand den Gerichtsvollzieher losschicken und pfänden lassen. Das gibt es durchaus. Wenn wir den Nutzern ans Portemonnaie müssen … Vorgetäuschtes Mitgefühl Deeskalation an der Verbuchungstheke / Tipps für die Praxis e Wie verkaufen wir also schlechte Nachrichten? Wie treten wir in Gebührendiskussionen auf? Die von hochgezogenen Augenbrauen begleitete Frage »Haben Sie unsere Benutzungsordnung nicht gelesen?« führt nicht weiter. Mitgefühl ist der Schlüssel – zur Not auch glaubhaft geheucheltes. Wenn es gelingt, keine ironische Brechung durchklingen zu lassen, kann vorgetäuschtes Mitgefühl vielerlei Konflikte entspannen. All die oben genannten Serviceleistungen sollte die freundliche Thekenkraft gebetsmühlenartig wiederholen, wenn Gebührendiskussionen Platz greifen. Der Begriff »sparen« ist positiv besetzt. Er lässt sich gut aufgreifen: »Sie können die Säumnisgebühr beim nächsten Mal sparen, wenn Sie…« Fragen klingen häufig weicher als Aussagen: »Wissen Sie, dass hier noch 8 Euro offen sind?« Da der Mensch nichts so gerne hört wie seinen eigenen Namen, ist es immer gut, den Namen des Nutzers dosiert einzusetzen und ihn namentlich anzureden. Aber Vorsicht: Nichts hört der Mensch so ungern, wie seinen falsch ausgesprochenen oder verwechselten Namen. Da sind wir plötzlich ganz dünnhäutig. Wenn Sie Ihre Position vertreten müssen und keine Kulanz üben wollen beziehungsweise können, führt nichts an dem Wort »nein« vorbei. Diese vier Buchstaben klingen umso unangenehmer, je höher Ihre Stimme dabei ist. Wenn Sie Ihre Stimme absenken, klingt Ihr striktes »nein« wesentlich besonnener und sympathischer. Nehmen Sie es nicht persönlich, wenn Ihre Nutzerinnen und Nutzer Sie mit Notlügen traktieren, um einer Zahlung zu entgehen. Ohne Notlügen sähen wir alle manchmal blass aus. Wenn Sie jedoch den Eindruck gewinnen, dass ein bestimmter Nutzer immer wieder auf Kulanz pocht oder auf die Blauäugigkeit des Personals setzt, dann können Sie, wie in manchen Bibliotheken praktiziert, eine kodierte Nachricht ins Konto schreiben, vielleicht ein »K« für Kulanz. Falls sich diese Nachrichten dort häufen, bietet sich auch mal ein strengeres Vorgehen an. Mit der im Einzelhandel üblichen Formulierung: »Das macht 8 Euro!« werden Sie bei Ihren Nutzern nicht unbedingt auf D w w –u –B .d abei lassen sich Bibliotheken schon erdenklich viel einfallen, um Konflikten um Gebühren vorzubeugen. Wer, wie der Verfasser dieser Zeilen, durch den deutschsprachigen Raum reist und Bibliotheksmitarbeiterinnen und -mitarbeiter schult, hört von vielen verschiedenen Lösungsansätzen: Bibliotheken bieten Online-Verlängerungen oder telefonische Verlängerungen an. Sie versenden Erinnerungs-Mails und gar Erinnerungs-SMS. Sie offerieren Teilzahlungen und heben die Leihsperre nach dem Eingang der ersten Rate manchmal wieder auf. Bibliotheken ermöglichen teilweise die für den Anbieter nicht eben billige EC-Karten-Zahlungen. In manchen Häu- .B Wenn Sie schlechte Nachrichten verkaufen müssen, kann Ihre Körpersprache unterstützen. sern kann der Nutzer das Geld überweisen und in ganz modernen seine Wut am Kassenautomaten auslassen, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Theken gemeinhin als große Erleichterung empfinden. Das Hartgeld, es kann jetzt nicht mehr geflogen kommen! Zudem ist die Toleranz gegenüber einem Automaten bei manchem Zeitgenossen größer als die gegenüber einer Thekenkraft. Mit Kindern gehen Bibliotheken gemeinhin sanft um, was sich hie und da in halbierten Säumnisgebühren manifestiert. Familienkarten umgehen auch einige Probleme. Sie gelten für alle jugendlichen Kinder eines Haushaltes. Eine Öffentliche Bibliothek ist mir bislang untergekommen, die keinerlei Jahresgebühr, dafür aber eklatant hohe Säumnisgebühren erhebt. Interessant ist auch das Vorgehen einer anderen großen Stadtbibliothek, die keine Jahresgebühr für unter 18-Jährige fordert, im Anschluss indes keinerlei Ermäßigungen mehr gewährt. Doch auch die härtere Linie wird in einigen Bibliotheken gefahren, wenn eine Leihsperre bereits ab 5 Euro Zahlungsrückstand ausgesprochen wird. Nicht w Falls Sie das nächste Mal in einer Videothek sind, so fragen Sie doch die Dame beziehungsweise den Herrn hinter der Theke, ob sie Diskussionen um Gebühren kennen. Sie werden wahrscheinlich Verwunderung ernten. Denn in Videotheken zahlt die Kundschaft meist problemlos für DVDs, die sie zu spät zurückbringt. Das ist in Bibliotheken manchmal anders. Falls Sie das nächste Mal in ein Stadtbad gehen, so fragen Sie doch dort, ob es ab und an Badegäste gibt, die eine Einzelkarte lösen, jedoch mit mehreren Personen in die Halle drängen. Sie werden wahrscheinlich ebenso Verwunderung ernten. Denn in Stadtbädern ist den Schwimmgästen klar, dass pro Person eine Einzelkarte gelöst werden muss. Auch das ist in Bibliotheken manchmal anders, wo Eltern ihre Medien gern auf den ermäßigten Bibliotheksausweis des Kindes oder andere Nutzer ihre Medien gerne auf den Bibliotheksausweis eines Dritten entleihen möchten. Und wenn wir Nutzern dann ans Portemonnaie wollen, werden einige barsch. Eine typische bibliothekarische Erfahrung ist: Hohe Gebühren werden häufig klaglos gezahlt, um relativ niedrige wird dagegen gefeilscht. BuB | 62 (2010) 02 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Streitfall Gebühren Gleichbehandlung aller Nutzer –B Wenn Sie beim Zurückbuchen feststellen, dass alle Medien zu spät vorgelegt werden, sollten Sie Ihrem Nutzer die Möglichkeit einräumen, sich mental vorzubereiten. »Oh, der Computer sagt mir gerade, dass –u 1 William Ury: Nein sagen und trotzdem erfolgreich verhandeln. Frankfurt a. M., 2009. Seite 151 2 Empfehlenswert hierzu: Allan und Barbara Pease: Die kalte Schulter und der warme Händedruck. Berlin, 2004 – oder Stefan Spies: Authentische Körpersprache. Hamburg, 2004 w w w BuB | 62 (2010) 02 e diese Medien alle zu spät zurückkommen. Ich fürchte, dass er gerade ein hübsches Sümmchen zusammenrechnet« oder ähnlich. Berufen Sie sich auf die Gleichbehandlung aller Nutzerinnen und Nutzer und unterstreichen Sie, dass Sie hier »generell« so handeln müssen. Das lässt den Konflikt weniger personenbezogen erscheinen. Antworten Sie auf die Frage nach einem Gebührenerlass ohne Begründung: »Tut mir leid, dass kann/darf ich nicht.« In kleineren Kommunen kann es hilfreich sein, dick aufzutragen: »Ich muss jeden Gebührenerlass schriftlich bei unserem Stadtkämmerer begründen. Das ist leider ein strenger Mann, er willigt nur ein, wenn der Fehler eindeutig auf Seiten der Bibliothek lag.« Endlose Diskussionen können Sie mit einer Frage abschließen, welche die Ausweglosigkeit deutlich macht: »Möchten Sie das heute oder beim nächsten Mal begleichen?« Sie können bei sturen Nutzerinnen und Nutzern auch umschalten auf die effektive Kommunikationstechnik »Sprung in der .d genüber sozusagen Ihre Halsschlagader an. Sie signalisieren damit: »Ich vertraue darauf, dass Du dort nicht Deine Zähne hineinschlägst! So vertraue auch mir!« Das sind uralte Mechanismen, die hier greifen. Um selbst keine Angriffsfläche zu bieten, können Sie sich auch, fast im Orwell’schen Sinne, auf »das System« berufen: »Oh, das System sagt mir gerade, dass hier noch 8 Euro offen sind!« .B Wohlwollen treffen. Ihre Professionalität sollten Sie auf die Spitze treiben, wenn Sie womöglich Gebühren eintreiben müssen für eine erfolglose Fernleihe oder für eine Bereitstellung, die nicht abgeholt wurde. Nutzerinnen und Nutzern ist solcherlei bisweilen schwer zu vermitteln. »Eine der größten Künste im Leben besteht darin, Unangenehmes zu sagen, ohne unangenehm zu sein.«1 Wenn Sie schlechte Nachrichten verkaufen müssen, kann Ihre Körpersprache unterstützen. Die Körpersprache ist unsere älteste Sprache, und wir verstehen sie häufig in Sekundenschnelle.2 Wenn Sie kerzengerade an der Ausleihtheke sitzen und frontal mit erhobenem Haupt verkünden, dass Sie auf Zahlung bestehen, kommt das bei Ihrem Nutzer schlecht an. Wenn es Ihnen trotz der vielleicht stressigen Situation gelingt, sich zu öffnen, die Unterarme auf der Theke abzulegen, die Handflächen zu zeigen und den Kopf etwas (!) zur Seite zu legen, wirken Sie viel vertrauensvoller und mitfühlender. Warum ist das so? Der Grund hierfür liegt in grauer Vorzeit. Wenn Sie den Kopf zur Seite neigen, bieten Sie Ihrem Ge- 131 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Streitfall Gebühren Verlag und Anzeigenverwaltung: BOCK + HERCHEN Verlag Postfach 11 45 . 53581 Bad Honnef Reichenbergerstraße 11 e . 53604 Bad Honnef Telefon (0 22 24) 57 75 Telefax (0 22 24) 7 83 10 E-Mail: [email protected] Anzeigenverwaltung: Gabi Bott w Herstellung: Satz: Punkt & Pixel, Bad Honnef Druck: Strube OHG, Gudensberg Erscheinungsweise: zehn Hefte jährlich (Doppelhefte: Juli/August und November/Dezember) Preis: je Heft € 12,50, jährlich € 88,– Studierende sowie Mitglieder des VDB jährlich € 44,– Preise einschließlich Mehrwertsteuer und zuzüglich Versandgebühr. Für Mitglieder des BIB ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten. BuB ist kündbar bis jeweils 15. November. Bezug durch den Verlag Redaktionsschluss für Heft 4/2010: 17. Februar Anzeigenschluss für Heft 4/2010: 8. März .d e Dr. Martin Eichhorn ist zertifizierte Fachkraft für Kriminalprävention und als selbstständiger Trainer tätig. Er bildet das Berliner Ordnungsamt aus und hat bislang auch über 2 000 Bibliotheksmitarbeiterinnen und -mitarbeiter geschult. Nähere Informationen auf seiner Homepage unter: www.Sicherheit-in-Bibliotheken.de In Jobcentern, die unter anderem das Arbeitslosengeld II auszahlen, kommt es nicht selten zu großen Spannungen. Eine meiner Seminarteilnehmerinnen hatte eine kreative Idee, wie sie sich selbst nach einer besonders anstrengenden Situation belohnen könne: Im Vorfeld packte sie sich eine kleine »Trostkiste«, welche sie in ihrem Schreibtisch verwahrte. Sie legte einen Beutel besonderen Tee, eine exquisite Schokolade und ein paar private Fotos rein, die ihr immer Freude bereiteten. Das nenne ich Prävention und Selbstschutz. Zum Ende sei noch auf den Artikel von Otto Jagla verwiesen, der in dieser Zeitschrift über den Sinn von Mahnschreiben nachdachte und heraushob, dass Bibliotheken nicht verpflichtet sind zu mahnen.4 Wie Mahnschreiben elegant formuliert werden, lässt sich in Fortbildungskursen lernen. Wichtig ist auf alle Fälle, in dem Brief zu erwähnen, dass die Gebühren nach Erhalt des Briefes durch den Nutzer weiterlaufen. Sonst sind Konflikte an der Theke programmiert. Bibliothekarinnen haben unfreiwillig komische Ausreden gesammelt, die in Dialogen an der Theke vorgebracht wurden: »Ich komme jeden Tag in die Bibliothek, alle kennen mich, da hätte man mich doch beizeiten daran erinnern können, dass ich meine Bücher abgeben muss«, ist eine davon.5 Die Kolleginnen räumen mit einem Augenzwinkern ein, dass sie »liebend gerne als Sündenbock, Lebensplanungsbüro und Raubtierbändiger fungieren« und geben den Nutzern nun ein Formular an die Hand, in dem sie versuchen, allen »erdenklichen Beschwerden, Begründungen und Ausreden« gerecht zu werden. Hier findet sich auch: »Ich war im Urlaub, meine ganze Familie war im Urlaub und ich ging davon aus, Sie wären ebenfalls verreist und habe daher von einer Buchverlängerung Abstand genommen.« Auch die Arbeit an der Theke hat ihre lustigen Momente. –B Atmen Sie durch! Wenn Sie ein vehementer Nutzer ins Schwitzen bringt, so beherzigen Sie einen der ältesten Tipps: Atmen Sie durch! Die positive Wirkung auf Ihren Körper und Ihr Wohlbefinden ist enorm, was wir in Stresssituationen häufig aus dem Blick verlieren. Hierbei kommt es auf die Bauchatmung an, die natürlichste Form der Atmung. Bei Nervosität oder Anspannung verlagert sich der Atem bei den meisten Menschen nach oben und führt zur ungünstigeren Brustatmung. Außerdem ist besonders in Stresssituationen das bewusste Ausatmen wichtig. »Die Ausatmung befreit nicht nur von seelischem Ballast: Beim Ausatmen werden Stoffwechselschlacken, vor allem Kohlendioxid, über die Lunge abgeatmet. Die Ausscheidung von körperlichen Abfallprodukten und damit die Entgiftung funktionieren umso besser, je tiefer das Ausatmen ist. Im Ausatmen liegt somit der Schlüssel zu einer besseren Gesundheit und mehr Wohlbefinden.«3 Damit erreichen Sie ebenfalls, dass Sie nicht zu schnell auf einen verbalen Angriff anspringen. Auch Polizeibeamte kontrollieren sich in anspruchsvollen Situationen vor allem über ihre Atmung. w Herausgeber: Dr. Carola Schelle-Wolff, Hannover Olaf Eigenbrodt, Berlin Prof. Cornelia Vonhof, Stuttgart Redaktionsbeirat: Dale S. Askey, Kansas State University Library, Manhattan, KS .Prof. Jürgen Hering, Stuttgart . Dr. Jürgen Lodemann, Schriftsteller, Freiburg im Breisgau und Essen . Dr. Gerhard W. Matter, Kantonsbibliothek Baselland, Liestal . Prof. Dr. Elmar Mittler, Göttingen . Walburgis Fehners, Bibliothek der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven . Dr. Georg Ruppelt, Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek/Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover . Barbara Schleihagen, Deutscher Bibliotheksverband, Berlin . Dr. Harald Weigel, Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz Redaktion: BuB Postfach 13 24 . 72703 Reutlingen Gartenstraße 18 . 72764 Reutlingen Telefon (0 71 21) 34 91-0 Telefax (0 71 21) 30 04 33 E-Mail: [email protected] Redaktion: Julia Hellmich (hel), Susanne Richt (ric) und Bernd Schleh (verantwortlich, slh) . unter Mitarbeit von Michael Reisser (rei) –u (Bis 2000: »Buch und Bibliothek«) Fachzeitschrift des BIB . Berufsverband Information Bibliothek e.V. (www.bib-info.de) 62. Jahrgang, Nr. 2, Februar 2010 ISSN 1869-1137 Platte«, für Jüngere: »Kratzer auf der CD«. Sie sagen dann sinngemäß immer wieder dasselbe, und dies am besten mit Mitgefühl: »Es tut mir leid, aber diese Gebühren muss ich kassieren.« Manche Nutzer lassen sich besänftigen, wenn Sie wortkarg anmerken, dass die Gebühren vom Land/der Kommune/der Universität festgesetzt wurden. Andere freuen sich, wenn sie zu hören bekommen, dass die Bibliothek von den Gebühren neue Medien kauft. Dann sehen sie einen Sinn in der Zahlung, auch wenn Bibliotheken selten tatsächlich so verfahren können. Versuchen Sie, stressige Gebührendiskussionen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Welche positive Absicht oder Eigenschaft verbirgt sich vielleicht hinter dem Nutzerverhalten? Wer um Gebühren feilscht, der ist, positiv gewendet, ein sparsamer, nicht obrigkeitshöriger, gar mutiger Mensch. .B (www.b-u-b.de) w 132 3 Delia Grasberger und Ronald Schweppe: Richtig atmen. München, 2006. Seite 29 4 Otto Jagla: »Doppelt gemoppelt«. In: BuB 4/2009. Seite 224 5 Cornelia Freiwald und Petra Ott: »Ausredenhilfen« unter www.bibliothekar.de/content/ view/14/30/ (13. Dezember 2009) BuB | 62 (2010) 02 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Streitfall Gebühren Bibliotheksfinanzierung durch Benutzungsgebühren? Überlegungen an der Universitätsbibliothek Hohenheim D .d ie Universitätsbibliotheken werden aus den Etats der Universitäten finanziert. Folglich stellt sich auch die Frage, wie die Bibliotheken über Mahngebühren et cetera hinaus zu ihrer eigenen Finanzierung beitragen können. Für die wissenschaftlichen Bibliotheken des Landes Baden-Württemberg galt bis zum 31. Dezember 2006 eine einheitliche, vom Wissenschaftsministerium Ba- Finanzierung durch Studiengebühren? –B Diskutiert wurde in Hohenheim von Beginn an ausschließlich die mögliche Einführung von Benutzungsgebühren für die Benutzergruppe »Externe Nicht-Stu- w w w .B –u Die Universitäten des Landes BadenWürttemberg haben 1997 einen Hochschulpakt (Solidarpakt I) mit der Landesregierung geschlossen. In dieser Vereinbarung wurde den Universitäten für zehn Jahre finanzielle Planungssicherheit auf Basis des Haushaltes 1997 garantiert. Mit dem Solidarpakt II für den Zeitraum 2007 bis Ende 2014 wird die finanzielle Planungssicherheit, aber auch das aus Sicht der Universitäten zu niedrige finanzielle Ausstattungsniveau, fortgeschrieben. Die Universitäten versuchen vor diesem Hintergrund, bisher nicht genutzte Finanzierungsquellen zu erschließen. zungsgebühren. Bekannt war zu diesem Zeitpunkt, dass die Rektorate der Universitäten Mannheim und Konstanz Benutzungsgebühren für universitätsexterne BibliotheksnutzerInnen planten. Der Bibliotheksausschuss der Universität Hohenheim diskutierte mit der neuen Gebührenordnung auch die Frage der Einführung von Benutzungsgebühren und beauftragte die UB, in der folgenden Sitzung des Ausschusses über die Entwicklung in den anderen baden-württembergischen Universitätsbibliotheken zu berichten. e Karl-Wilhelm Horstmann 133 BuB | 62 (2010) 02 Im Ostflügel des Hohenheimer Schlosses befindet sich als Teil der Universitätsbibliothek die Bereichsbibliothek für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Sie ist eine Präsenzbibliothek, deren Bestand in Lesesälen und einem offenen Magazin systematisch aufgestellt und überwiegend frei zugänglich ist. Foto: Universität Hohenheim den-Württemberg erlassene Bibliotheksgebührenverordnung. Diese Verordnung sah keine Benutzungsgebühren vor. Zum 1. Januar 2007 hatten die Universitäten für ihre Bibliotheken jeweils eine lokal gültige Gebührenordnung zu erlassen. Auch die UB Hohenheim hat dem Bibliotheksausschuss der Universität im Sommer 2006 den Entwurf für eine Bibliotheksgebührenordnung zur Beratung und Empfehlung vorgelegt. Dieser Entwurf enthielt keine Bibliotheksbenut- dierende«, das heißt, Studierende anderer Hochschulen sollten auch nicht mit Benutzungsgebühren belastet werden. Bibliotheksnutzungsgebühren hatten bis Anfang 2008 die Universitäten Heidelberg und Konstanz (siehe Seite 136) in Höhe von maximal 30 Euro pro Jahr für Externe eingeführt. Die Universitäten Karlsruhe, Mannheim und Ulm erhoben eine einmalige Gebühr für die Ausstellung einer Bibliotheksbenutzerkarte (Chipkarte) zwischen 10 und 25 Euro pro Jahr. Schwerpunkt BuB | Lesesaal Streitfall Gebühren gebühren auch die UB. Warum sollten Externe die UB dann weiterhin kostenlos nutzen können? Der Universität fehlen Finanzmittel und somit auch der UB. Andere Finanzierungsquellen sollen erschlossen werden. Benutzungsgebühren für Externe sind eine mögliche Finanzierungsquelle. Schloss Hohenheim wird von der UB als Präsenzbibliothek geführt. Studierende haben die Möglichkeit, über Nacht und Wochenende zu entleihen. Wissenschaftliche MitarbeiterInnen haben umfangreiche Entleihmöglichkeiten. Die Bereichsbibliothek wird auch von Personen genutzt, die sich auf die Steuerberater- oder Wirtschaftsprüferprüfung vorbereiten. Ein Teil dieser NutzerInnen sind AbsolventInnen der Universität Hohenheim. Diese externen NutzerInnen der UB Hohenheim konkurrieren mit Hohenheimer Studierenden um die knappen Arbeitsplätze in der Bibliothek. Der Prorektor für Struktur sah hier finanzkräftige Personen, die die UB Hohenheim kostenlos nutzen, aber mitfinanzieren könnten. Die Diplomarbeit stellt im Einleitungsteil Aufbau, Aufgaben, Finanzierung und die Benutzerstruktur der UB Hohenheim dar. Der zweite Teil der Arbeit ist mit »Preismanagement für die UB Hohenheim« überschrieben. Hier werden Gebührenalternativen diskutiert, Rahmenbedingungen für eine Gebührenerhebung und bestehende beziehungsweise geplante Benutzungsgebühren in Stuttgarter Bibliotheken dargestellt. –u –B .d Ein weiterer Anlass die Einführung von Benutzungsgebühren zu diskutieren, war die Untersuchung der baden-württembergischen Universitätsbibliotheken durch den Landesrechnungshof im Jahr 2007. Der Landesrechnungshof hatte im Rahmen der Untersuchung angekündigt, dass er eine Benutzungsgebühr von e 134 Zentral- und Bereichsbibliothek Im Sommer 2008 hat der Prorektor für Struktur der Universität – gleichzeitig Inhaber des Lehrstuhls BWL insbesondere Controlling – angeboten, eine Diplomarbeit zu Kosten und Gebühren der Universitätsbibliothek Hohenheim erstellen zu lassen. Der Bibliotheksausschuss der Universität hatte daraufhin im Herbst 2008 entschieden, die Ergebnisse der Diplomarbeit abzuwarten und anschließend weiter zu diskutieren. Diese Arbeit ist im Februar 2009 fertiggestellt worden. Titel der Arbeit: »Soll ein Steuerberater die Hohenheimer Bibliothek kostenlos nutzen dürfen?« Um diesen Titel zu verstehen, sind folgende Informationen zur UB Hohenheim wichtig. Die UB Hohenheim besteht aus zwei räumlich getrennten Teilen: Die Zentralbibliothek enthält den gedruckten Bestand für die Agrar- und Naturwissenschaften und die Lehrbuchsammlung für alle Fächer. Diese Bibliothek ist Ausleihbibliothek. Die Bereichsbibliothek für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften im w w w voraussichtlich 30 Euro pro Jahr für universitätsexterne NutzerInnen empfehlen werde. Diese Empfehlung hatte er auch bei der vorausgegangenen Untersuchung der Landesbibliotheken Stuttgart und Karlsruhe ausgesprochen. Daraufhin wurden im Mai 2009 Benutzungsgebühren an den Landesbibliotheken eingeführt. Der Bibliotheksausschuss der Universität Hohenheim hatte im Januar 2008 beschlossen, die Empfehlung des Landesrechnungshofes abzuwarten. Seit dem Sommersemester 2007 zahlen Studierende an den baden-württembergischen Universitäten 500 Euro Studiengebühren je Semester. In Hohenheim wird ein beträchtlicher Teil der Studiengebühren für die Finanzierung des Medienetats der UB und für die Ausweitung der Öffnungszeiten (Montag bis Freitag 8 bis 22 Uhr; Samstag, Sonntag 10 bis 21 Uhr) verwendet. Diese Tatsache hat dazu geführt, dass im Bibliotheksausschuss Benutzungsgebühren in der Folgezeit insbesondere unter zwei Aspekten diskutiert wurden: Die Studierenden der Universität Hohenheim finanzieren mit ihren Studien- .B Die Zentralbibliothek ist die Ausleihbibliothek der Universität Hohenheim. Hier befindet sich die Lehrbuchsammlung für alle Fachbereiche. Sammelschwerpunkte der Zentralbibliothek sind die Agrarwissenschaften, Biologie und Naturwissenschaften. Foto: Universität Hohenheim Nutzerbefragung Im Rahmen der Arbeit ist auch eine internetbasierte Befragung unter den BenutzerInnen der UB Hohenheim durchgeführt worden, um Aussagen zur Zahlungsbereitschaft für mögliche Benutzungsgebühren zu erhalten. Die externen, eingetragenen NutzerInnen sind von der UB per Mail über die Befragung informiert und um Teilnahme gebeten worden. Ein Link zur Befragung war Bestandteil der Mail. Die Ergebnisse dieser Befragung beruhen auf 1 546 verwertbaren Fragebögen, bei circa 8 000 aktiven NutzerInnen in 2008. Circa 25 Prozent der verwertbaren Fragebögen sind von »Externen Nicht-Studierenden« ausgefüllt worden. Diese Gruppe ist besonders interessant, da sie aus Sicht des Bibliotheksausschusses der Universität potenzielle BenutzungsgebührenzahlerInnen sind. In 2008 hatte die UB Hohenheim ungefähr 22 000 aktive externe NutzerInnen. Aufgrund von Analysen aus Vorjahren kann davon ausgegangen werden, dass rund 40 Prozent, also circa 900 der externen NutzerInnen, »Externe Nicht-Studierende« sind. In dieser Zahl sind auch die Nutzergruppen enthalten, die üblicherweise von Gebühren befreit werden, oder von denen ermäßigte Gebühren erhoben werden. BuB | 62 (2010) 02 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Streitfall Gebühren w w BuB | 62 (2010) 02 Aussichten Die Anlehnung an die Benutzungsgebührenstruktur der Württembergischen Landesbibliothek und die Absprache mit den Universitäten Stuttgart und Tübingen ist aus Sicht der UB Hohenheim wichtig, da im Raum Stuttgart-Tübingen von vielen BibliotheksnutzerInnen mehr als eine dieser Bibliotheken genutzt wird. Ungleiche Gebührenstrukturen in den Bibliotheken haben in der Vergangenheit zu Unverständnis bei NutzerInnen geführt. Die Berücksichtigung der Nutzung elektronischer Bibliotheksressourcen bei der Erhebung von Benutzungsgebühren ist wichtig, da auch die UB Hohenheim in den letzten Jahren zunehmend Quellen rein elektronisch lizenziert hat. Der Bibliotheksausschuss hat im Sommer 2009 die zu erwartenden Einnahmen aus Benutzungsgebühren kalkuliert. Bei einer Jahresgebühr von 30 Euro können bei optimistischer Schätzung Einnahmen von maximal 15 000 Euro erwartet werden. Auch die Kosten für elektronische Zugangskontrollen sind diskutiert worden. Der Vertreter der Hohenheimer Studierenden im Bibliotheksausschuss befürwortet Benutzungsgebühren für »Externe Nicht-Studierende« ausdrücklich. Die Universitäten Stuttgart und Tübingen planen gegenwärtig nicht die Einführung von Benutzungsgebühren für ihre Bibliotheken. Vor diesem Hintergrund hat der Ausschuss für das Bibliothekssystem der Universität Hohenheim empfohlen, das Thema »Benutzungsgebühren« mit den Universitäten Stuttgart und Tübingen auf Ebene der Rektorate abzustimmen. Die Universität Hohenheim will nicht Vorreiter bei der Einführung von Benutzungsgebühren in der Region sein. Der Abstimmungsprozess mit den Universitäten Stuttgart und Tübingen ist noch nicht abgeschlossen und somit keine Entscheidung über Benutzungsgebühren getroffen. .d –B –u Jahresgebühr: 30 Euro Quartalsgebühr: 10 bis 15 Euro Monatsgebühr: 5 bis 10 Euro Bandgebühr je Entleihung: 2 Euro Im Juni 2009 hat der Bibliotheksausschuss der Universität die Ergebnisse der Diplomarbeit beraten. Untersuchungsergebnisse und Empfehlungen des Landesrech- Bei einer Jahresgebühr von 30 Euro können bei optimistischer Schätzung Einnahmen von maximal 15 000 Euro erwartet werden. nungshofes lagen zu diesem Zeitpunkt nicht vor. Die Universitätsbibliothek hat, für den Fall dass die Universität Benutzungsgebühren in der UB erheben will, vorgeschlagen: Entgegen der Empfehlung der Diplomarbeit sollte ein einheitliches Gebührenmodell für die UB Hohenheim, das heißt für beide Bibliotheksteile, beschlossen werden. Die elektronische Nutzung der Bibliotheksressourcen muss in einem Gebührenmodell berücksichtigt werden. Die Gebührenstruktur in Hohenheim sollte an die Benutzungsgebührenstruktur der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart angepasst sein. Die Einführung von Benutzungsgebühren sollte in Absprache mit den Universitäten Stuttgart und Tübingen erfolgen. w In der Arbeit werden unterschiedliche Gebührenmodelle für die Bereichsbibliothek und die Zentralbibliothek empfohlen: In der Bereichsbibliothek kann aufgrund der Organisationsform Präsenzbibliothek nur die Präsenznutzung mit einer Benutzungsgebühr belegt werden, da »Externe Nicht-Studierende« nicht ausleihberechtigt sind. Hier sollte die Nutzungsberechtigung über eine Chipkarte (Bibliotheksausweis) und entsprechende automatische Kontrollmechanismen im Eingangsbereich der Bibliothek geprüft werden. Es wird in der Diplomarbeit auch darauf hingewiesen, dass die Kosten für die erforderliche Kontrolltechnik bei der Entscheidung über die Einführung von Benutzungsgebühren berücksichtigt werden müssten. Für die Ausgabe der Chipkarten sollte eine Verwaltungsgebühr erhoben werden. Die Benutzungsgebühr für die Zentralbibliothek könnte als Jahres-, Quartals-, Monatsgebühr oder Bandgebühr bei Entleihung erhoben werden. Hier würde die Benutzungsgebühr nur im Falle der Entleihung von Medien fällig. Die Präsenznutzung in der Zentralbibliothek sollte nicht mit einer Gebühr belegt werden, da die Kosten eines Kontrollmechanismus für die Präsenznutzung voraussichtlich die Einnahmen aus reiner Präsenznutzung übersteigen würden. In der Arbeit werden folgende Gebührensätze empfohlen: .B Verschiedene Gebührenmodelle Karl-Wilhelm Horstmann studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn, Abschluss als Diplom-Volkswirt. Bibliotheksreferendariat in Göttingen, Bonn und Köln. Ab 1988 Leiter der Bereichsbibliothek Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universitätsbibliothek Hohenheim. Seit 2000 Direktor der UB Hohenheim. Mitglied im Unterausschuss Überregionale Literaturversorgung der DFG, in der Steuerungsgruppe für den BIX und im Arbeitskreis Kosten- und Leistungsrechnung der Universitäts- und Landesbibliotheken Baden-Württembergs. 2003 bis 2008 Vorstandsmitglied des DBVLandesverbandes Baden-Württemberg. – Kontakt: Karl-Wilhelm.Horstmann@ uni-hohenheim.de e Die Befragung ergab, dass die »Externen Nicht-Studierenden« folgende Gebührensätze für angemessen halten: Jahresgebühr: 24 Euro Monatsgebühr: 5,40 Euro Bandgebühr je Entleihung: 1,65 Euro Diese Ergebnisse werden in der Diplomarbeit so bewertet, dass die tatsächliche Zahlungsbereitschaft voraussichtlich höher liegt, da die befragten Personen davon ausgehen konnten, dass die Befragung Grundlage für eine Gebührenfestlegung sein kann. Der Schlussteil der Arbeit enthält Empfehlungen für die Erhebung von Benutzungsgebühren, beziehungsweise zur Gebührenbefreiung. Gebührenbefreit sein sollten nach Auffassung des Diplomanden Schüler, Studierende anderer Hochschulen, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, Rentner, Zivil- und Wehrdienstleistende. Diese Empfehlung orientiert sich stark an den Regelungen, wie sie in anderen Bibliotheken üblich sind. 135 136 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Streitfall Gebühren Petra Hätscher die Nutzung des anerkanntermaßen guten Bestandes der Bibliothek sowie für begleitende Servicedienste zu zahlen. Positive Zwischenbilanz nach heftigen Startproblemen Einführung der Nutzungsgebühr .d I –B m Vorfeld der Aufhebung der zentralen Gebührenordnung des Landes BadenWürttemberg zum 1. Januar 2007 hatte es universitätsintern und im Gespräch mit dem Wissenschaftsministerium Diskussionen über die Einführung einer Nutzungsgebühr für nicht universitäre Nutzer der Bibliothek gegeben. Die Universität litt im Jahr 2005, dem Beginn der Diskussionen über die neue Gebührenordnung, unter erheblicher Finanznot, die sich auch direkt in der Bibliothek durch einen stark sinkenden Erwerbungsetat bemerkbar machte. Die Idee, den Gesamtetat durch eine Kostenbeteiligung der außeruniversitären Nutzer der Bibliothek zu entlasten, war naheliegend. Zumal bei zahlreichen Führungen von sogenannten »Externen« regelmäßig die Frage gestellt wurde, was die Nutzung des Gesamtangebotes der Bibliothek denn koste und die Antwort, dass der Service kostenfrei sei, meistens schieres Erstaunen hervorrief. Es war also eine gewisse Bereitschaft vorhanden, für w w w .B –u Die Bibliothek der Universität Konstanz erhebt seit 2007 von Kunden, die nicht Angehörige der Universität sind, eine Nutzungsgebühr in Höhe von 30 Euro jährlich. Von dieser Gebühr sind in Ausbildung befindliche Personen befreit sowie Empfänger von Arbeitslosengeld beziehungsweise Sozialhilfe.1 Der Einführung der jetzt geltenden Gebührenordnung ging eine sehr kontroverse Diskussion voraus, die vor allem die Höhe der Jahresgebühren sowie die Befreiungsgründe zum Inhalt hatte.2 Der Entwurf der Bibliotheksgebührenordnung für die Bibliothek der Universität Konstanz regelte vor allem die Punkte Jahresnutzungsgebühr und Mahngebühren neu. Vorgesehen war im ersten Entwurf eine Nutzungsgebühr in Höhe von 20 Euro jährlich, alternativ eine Monatsgebühr von 5 Euro. Außerdem sollten die Mahngebühren angehoben werden. Dem Entwurf der Gebührenordnung wurde in der Sitzung des zuständigen Senatsausschusses der Universität uneingeschränkt und ohne Diskussion über die Höhe der Gebühren zugestimmt und der Entwurf mit der Empfehlung zur Änderung an den Senat weitergeleitet. Zur Senatssitzung legten die Vertreter der Studierenden einen Änderungsantrag zur Gebührenordnung als Tischvorlage vor, der zwei Punkte umfasste: Der Jahresbeitrag für externe Nutzerinnen und Nutzer solle von 20 auf 56 Euro erhöht werden, was dem Beitrag entspräche, der sich aus der Berechnung der eingesetzten Studiengebühren pro Studierendem für das Jahr 2006 und 2007 für die Bibliothek ergäbe. Der geplante Gebührenerlass für Arbeitslosengeldempfänger sei zu streichen, da Arbeitslose bei berechtigtem Interesse zur Nutzung der Bibliothek diesen Jah- e Die Bibliotheksgebührenordnung der Universität Konstanz: Eine Geschichte in Fortsetzungen 1 Der genaue Wortlaut der geltenden Gebührenordnung ist unter www.ub.uni-konstanz. de/fileadmin/Dateien/Informationsblaetter/ Bibliotheksgebuehren_und_-Aenderungen. pdf zu finden. 2 Vgl. auch Bibliothek aktuell, Nr. 85, 2007, S. 17–20 und Nr. 86, 2007, S. 6 Im Jahr 2009 hatte die Bibliothek der Universität Konstanz 4 090 aktive externe Nutzer, rund vier Fünftel davon waren von den Gebühren befreit. Foto: Michael Latz/Universität Konstanz BuB | 62 (2010) 02 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Streitfall Gebühren w w BuB | 62 (2010) 02 .d e Die Nutzung durch externe Kunden ist seit 2006, dem letzten Jahr ohne Nutzungsgebühren, rückläufig. Im Jahr 2006 hatte die Bibliothek 5 666 aktive externe Nutzer, im Jahr 2009 waren es 4 090. Davon zahlten 671 die Jahresgebühr, 68 die Monatsgebühr und 71 die Einzelausleihgebühr. 3 279 Personen waren von den Gebühren befreit. Die Aufregung um die Einführung der Gebühren hat sich gelegt. Die Vermutung hat sich bestätigt, dass Gebühren grundsätzlich akzeptiert werden, wenn sie sich für die Kunden in einem akzeptablen Rahmen bewegen und wenn soziale Aspekte berücksichtigt werden. Was akzeptiert werden kann, wird von Universität zu Universität und von Bibliothek zu Bibliothek differieren, abhängig vom Umfeld müssen die einzelnen Gebühren festgelegt werden. Die entstehenden Verwaltungskosten halten sich in engen Grenzen, da das Bibliotheksverwaltungssystem Libero die Gebühren automatisiert bucht, sodass keine manuellen Arbeitsgänge zu erledigen sind. Die Einnahmen decken das Einnahmesoll der Bibliothek, das bis dahin defizitär war und aus Literaturmitteln gedeckt werden musste. Nach heftigen Startproblemen kann daher letztendlich eine positive Bilanz der Gebühreneinführung an der UB Konstanz gezogen werden. –B Tatsache, dass Einkommensschwache, und das sind häufig Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger, keine Befreiung von den Gebühren erhalten, stieß auf breites Unverständnis. Die Universität erschien als unerbittliche und sozial ausgrenzende Einrichtung. Neuregelung der Nutzungsgebühr Angesichts dieser Reaktionen wurde erneut der Gremienweg beschritten, um Änderungen auf den Weg zu bringen. Der zuständige Ausschuss sowie der Senat befassten sich auf Antrag der Bibliothek nach einem halben Jahr erneut mit der Gebührenordnung. Folgende Argumente spielten in der neuerlichen Diskussion eine Rolle: starker Rückgang der Anmeldungen externer Nutzer um über 50 Prozent, die Auswirkungen auf das Image der Universität, die sich als nach außen abschottend präsentiert sowie die Notwendigkeit, eine Ausnahmeregelung für einkommensschwache Personen (zum Beispiel Hartz IV-Empfänger) zu treffen. Nach einer durchaus kontroversen Diskussion wurde die vorgelegte Neufassung ohne Änderungen mehrheitlich angenommen und trat zum 1. August 2007 in Kraft. Somit gelten seitdem folgende Regelungen: Externe Benutzerinnen und Benutzer können wählen zwischen einer Jahresgebühr in Höhe von 30 Euro, einer Gebühr für einen Monat in Höhe von 10 Euro oder einer Einzelausleihgebühr in Höhe von 3 Euro pro ausgeliehener Einheit. Von der Gebührenpflicht befreit sind alle in Ausbildung befindlichen Personen, (zum Beispiel Schülerinnen und Schüler, Studierende anderer Hochschulen), Empfänger von Arbeitslosengeld I und II beziehungsweise Sozialhilfe und vergleichbaren Leistungen sowie Alumni und der Universität besonders nahestehende Personen (zum Beispiel Gastdozenten, Research Fellows, Mitglieder der Internationalen Bodenseehochschule, ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter). w tung der Universität, die in der Öffentlichkeit am meisten wahrgenommen und genutzt wird, sie stellt damit – quasi en passant – ein Bindeglied zwischen Universität und Region dar, und das ohne großen Aufwand, da die Bibliothek keine gesonderten Angebote für die regionalen Nutzer macht, sondern die Bestände und Dienste anbietet, die für die Universität sowieso aufgebaut werden müssen. Die Bibliothek trägt mit geringem Aufwand erheblich zum Imagegewinn der Universität in der Region bei. Die neue Jahresgebühr in Höhe von 56 Euro sowie die Streichung einer »Sozialklausel« wirkten prohibitiv. Die Reaktionen direkt nach Bekanntgabe über die Einführung der Jahresgebühr bestätigten diese Einschätzung. Die Kommentare der Kunden monierten vor allem zwei Punkte: Die Gebühr sei unangemessen hoch. Fast alle Betroffenen schrieben, dass sie mit der Einführung einer moderaten Gebühr einverstanden wären, aber 56 Euro ständen in keinem Verhältnis zu der Intensität, mit der sie die Bibliothek nutzen würden. Die meisten sprachen von einer Nutzungsfrequenz von zwei- bis dreimal pro Jahr. Die –u Die Aufregung um die Einführung der Gebühren hat sich gelegt. Petra Hätscher, seit 2007 Direktorin der Bibliothek der Universität Konstanz, stellvertretende Direktorin seit 1996, vorher Leiterin der Stadtbibliothek Berlin-Kreuzberg. – Kontakt: [email protected] .B resbeitrag von der Agentur für Arbeit erstattet bekämen und eine Nutzung ohne nachgewiesenen Bedarf reines Freizeitinteresse sei und nicht von der Universität subventioniert werden müsse. Der Senat folgte nach sehr kurzer Diskussion dem Änderungsantrag und verabschiedete die Gebührenordnung mit der erhöhten Jahresgebühr von 56 Euro und praktisch ohne Befreiungsregelungen. Das Ergebnis war sowohl in der Öffentlichkeit als auch innerhalb der Bibliothek nur schwer zu vermitteln. Aus bibliothekspolitischer Sicht sind Bibliotheken Stätten der Bildung, die möglichst vielen Menschen offenstehen sollen. Die eingesetzten Steuergelder sollen allen Bürgerinnen und Bürgern zugute kommen. Eine moderate Gebühr für die Nutzung ist vertretbar, ähnlich wie bei Museen und öffentlichen Schwimmbädern auch Eintritt gezahlt wird über den Beitrag hinaus, der schon über durch Steuerzahlungen in diese Einrichtungen geflossen ist. Eine Bibliothek lebt von ihrer Nutzung, sonst ist sie »totes Kapital«, das keinen Gewinn bringt. Die Bibliothek der Universität Konstanz ist vermutlich die Einrich- 137 Schwerpunkt Themenschwerpunkte in BuB Heft 9/2009: Medientrends auf der Buchmesse Heft 10/2009: Bibliotheksbau Heft 11-12/2009: Bibliotheken in der Finanzkrise Heft 1/2010: Der Katalog der Zukunft Heft 2/2010: Streitfall Gebühren Heft 3/2010: Transatlantische Impulse Heft 4/2009: INTERNET-Tagung 2010 | Lesesaal Information digital Erwin Miedtke Antworten rund um die Uhr Die Deutsche Internetbibliothek als kooperatives Angebot / Mitstreiter gesucht A –B .d nders als noch zu Zeiten der beiden Bremer Vorläuferprojekte BINE und ILEKS1, die eher noch als Rufer in der Wüste agierten, sind digitale Angebote der Bibliotheken heute ein »must«. Der virtuelle Raum ist zum weiten Aufgabenfeld für neue bibliothekarische Dienstleistungen geworden. Das entspricht der Lebenswirklichkeit der KundInnen in Bibliotheken, die sich dramatisch verändert hat. Der Vernetzungsgrad von Informationen, die zu nutzen sind, steigt stetig. KundInnen möchten von jedem Ort – und sofort – gewünschte und am besten geprüfte Information abrufen können. Auf vieles haben Bibliotheken längst reagiert und agieren im Spagat zwischen lokaler und OnlinePräsenz. Die Ausleihe von digital verfügbaren Medien gehört ebenso zum Angebot wie das Mapping von Datenbankeinträ- .B –u Die Deutsche Internetbibliothek ist ein unabhängiges nichtkommerzielles Online-Auskunftsportal, das im wesentlichen zwei Dienstleistungen anbietet: eine kostenlose E-Mail-Auskunft zu allen Wissensfragen sowie einen umfangreichen und regelmäßig kontrollierten Linkkatalog für das Internet. Derzeit arbeiten 55 Öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken im deutschsprachigen Raum am Projekt mit. Weitere Mitstreiter werden gesucht. Warum sich das Engagement lohnt, zeigen der folgende Bericht sowie die eingestreuten Kommentare von langjährigen Mitarbeiterinnen. gen im Opac, Newsletter und andere Formen des Kunden-Mailings. Eine nach wie vor ganz besondere Leistung in Bibliotheken sind an der Informationstheke Antworten auf beziehungsweise Hilfestellungen bei direkten Kundenanfragen zu bestimmten oder besser zu allen möglichen Themen; gerade dann, wenn Antworten eben nicht einfach gefunden (gegoogelt) werden können. Neben dem lokalen Eins-zu-eins-Kontakt sind Chat-Angebote oder entsprechende E-Mail-Services die Online-Varianten. Nach diversen Erfahrungen in Bibliotheken wird ein Chatangebot von der Kundschaft eher zurückhaltend angenommen und ist zudem für die meisten Bibliothek inakzeptabel personalintensiv. Ein wichtiger Faktor der Angebotsgenerierung und -bewertung ist hier das tatsäch- e 138 BuB Die Anzahl der insgesamt an die DIB gestellten Fragen ist jahreszeitlich sehr unterschiedlich. liche Nutungsverhalten der Kundinnen und Kunden, die sich nicht »einfach« auf eine technische Möglichkeit umleiten lassen wollen, sondern Angebote immer nur »Imagegewinn für die Bibliothek« Die Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt nimmt seit Projektstart 2002 an der Deutschen Internetbibliothek teil. Über eine Bewerbung mussten wir nicht lange nachdenken. Spontan waren wir von der Idee überzeugt, am Aufbau eines so komplexen neuen Serviceangebotes mitzuarbeiten. Kommentierte thematische Linksammlungen geben dem Nutzer des Internet Orientierung. Als besonderen Vorteil sehen wir die Unabhängigkeit und Werbefreiheit des Portals. Die Qualitätsprüfung durch Informationsfachleute macht das Ganze zu einer umfassenden Dienstleistung, die eine einzelne Bibliothek nie hätte anbieten können. Auch für die eigene Recherche ist die Linksammlung ein gutes Hilfsmittel. Natürlich kann man googeln und wird es auch weiterhin tun, aber wer nicht selbst selektieren möchte, hinter welchem der vielen Treffer sich wertvolle Informationen oder völlig Belangloses verbirgt, wird mit dem kleinen, aber feinen Angebot der Internetbibliothek Freude haben. w w w 138 Die Komponente »E-Mail-Auskunft« der Deutschen Internetbibliothek spornt uns immer wieder zu Höchstleistungen an und erfordert oft unsere ganze Erfahrung. Manchmal kommt man allein mit Internetquellen nicht weiter, da helfen unser gut ausgebauter Bestand an Nachschlagewerken oder die Mitglieder der Rabe-Liste. Sehr interessante Recherchen sind keine Seltenheit, und mit mancher Fragestellung und ihrer Recherchegeschichte könnte man Abendunterhaltungen bestreiten. Die Kollegen, die in der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt für die Internetbibliothek arbeiten, fühlen sich bereichert und ihr Wissen und ihre Erfahrung gut eingesetzt. Nicht zuletzt erhoffen wir uns mit der Teilnahme an der Deutschen Internetbibliothek einen Imagegewinn für unsere Bibliothek, indem wir täglich unsere Kompetenz als Informationsvermittler unter Beweis stellen, nicht nur für unsere eigenen Kunden. Kerstin Weishäupl, Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt BuB | 62 (2010) 02 Lesesaal | BuB139 139 Information digital .d e in einem entsprechenden Nutzungskontext akzeptieren, wenn sich damit auch ein real erfahrbarer Mehrwert verbindet. Das Angebot der Beantwortung von E-MailAnfragen scheint der bessere Weg zu sein. Und genau hier greift das Kooperationskonzept der Deutschen Internetbibliothek (DIB) mit den Angeboten des Linkkatalogs und der E-Mail-Auskunft. Nach diversen Zwischenstufen2 wurde die DIB –u Umfangreicher Linkkatalog: Die Homepage der Deutschen Internetbibliothek ist unter www. frag-die-bibliothek.de zu finden. mengefunden, um gemeinsam OnlineServices anzubieten, die jede Bibliothek allein so und entsprechend kostengünstig nicht erbringen könnte. Kommentierter Linkkatalog .B Derzeit sichten BibliothekarInnen thematisch aufgeteilt Informationen im Internet und stellen die wichtigsten Links in einem kommentierten Linkkatalog zusammen; die E-Mail-Auskunft entspricht dem »24/7«-Format. Dennoch gibt es in Bibliotheken, so wird jedenfalls berichtet, und vor allem bei ihren Auftrag- und Geldgebern immer noch Vorbehalte, sich an diesem Angebot – zumeist aufgrund der (doch sehr überschaubaren) Kosten für diesen Service – zu beteiligen. Die jährliche Betriebsgebühr beträgt für 1. Bibliotheken der Sektionen 1, 2 und 4: 400 Euro; 2. Bibliotheken der Sektionen 3 a und 3 b: 200 Euro. Für die Einrichtung fällt eine einmalige Gebühr an: Bibliotheken gemäß Nr. 1: 740 Euro; und gemäß Nr. 2: 370 Euro. Hier ist die Frage zu stellen, inwieweit insbesondere bei den Auftraggebern die Aufgaben der Bibliotheken gerade auch im Kontext digitaler Literalität und der aktuellen Empfehlungen der EU-Kommission vom 20. August 2009 zur Medienkompetenz in der digitalen Welt3 bekannt sind und für die Aufgabenstellung der Biblio- w im März 2008 unter der Schirmherrschaft des Deutschen Bibliotheksverbandes (dbv) in den Regelbetrieb des Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ) überführt mit dem Ziel, gemeinsam ein frei zugängliches, unabhängiges deutschsprachiges Informationsportal im Regelbetrieb anzubieten und laufend weiterzuentwickeln, damit KundInnen durch die Beantwortung von Fragen und/oder Nutzung des Linkkatalogs einfach und schnell an qualitativ hochwertige Informationen gelangen. Um in Zeiten des digitalen Wandels und einer rasanter Aufgabenfülle der Bibliotheken alles zu erfüllen, nutzt der Service eine der höchsten Tugenden des Bibliothekswesens: Vernetzung und kooperatives Handeln! Ähnlich wie bei der kooperativen Systematikpflege, der Verbundkatalogisierung und des ekz-Informationsdienstes haben sich in der Deutschen Internetbibliothek über ihre aktiv beteiligten Beschäftigten Öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken zusam- –B Für die beitretenden Bibliotheken sind die rechtlichen Bedingungen geklärt. w w 1 Vgl. unter anderem dazu: Erwin Miedtke: »Ein Lektoratsdienst für Internetquellen. ILEKS geht in den Echtbetrieb: ein Arbeitsbericht« in: BuB 51(1999)10, Seite 622–624 sowie Erwin Miedtke: »ileks – Meilen- und Baustein der Distribution von OnlineDienstleistungen der Öffentlichen Bibliotheken« in: Bibliothek. Forschung und Praxis 26(2002)1, Seite 44–50 2 Vgl. dazu: Holger Nitzschner und Arend Flemming: »Der Ausbau der Deutschen Internetbibliothek zu einem Netzwerk öffentlicher und wissenschaftlicher Bibliotheken« in: Bibliotheksdienst, 40(2006)5, Seite 598–605 3 Empfehlung der Kommission (20. August 2009) zur Medienkompetenz in der digitalen Welt als Voraussetzung für eine wettbewerbsfähigere audiovisuelle Inhalte-Industrie und für eine integrative Wissensgesellschaft, siehe: http://ec.europa.eu/avpolicy/media_liter acy/docs/recom/c_2009_6464_de.pdf 4 Stand September 2009; weitere Bibliotheken planen ihre Teilnahme BuB | 62 (2010) 02 theken als wichtig erachtet werden und inwieweit wir selbst diese Aufgaben ebenfalls als wichtig erachten und mit Sicht auf Personalressourcen und -kosten nur im Verbund entsprechend kostengünstig und verlässlich leistbar argumentativ herüberbringen? Gute Gründe dafür gibt es genug! Die Leistungszahlen des Kooperationsverbundes DIB lassen sich sehen: 55 Öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken aus Deutschland sowie Österreich und der Schweiz4 nehmen an der DIB teil und sorgen dafür, dass allein der Link-Katalog mit über 1,2 Millionen Recherchen jährlich pro Tag fast 4 000 Mal mit bis zu 14 500 Seitenabrufen nachgefragt werden kann. Spitzenwerte für die Kataloganfragen werden insbesondere in der Mittagszeit gemessen. Die Anzahl der insgesamt an die DIB gestellten Fragen ist jahreszeitlich sehr unterschiedlich und variiert von 20 Fragen pro Tag im Januar 2009 bis zu sieben Fragen im August 2009. Die zuvor häufig geäußerte Befürchtung der Bibliotheken, in der Masse zugestellter Fragen unterzugehen, hat sich nicht bestätigt, sondern hier gilt es, das Volumen durch Werbemaßnahmen und zum Beispiel prominente Darstellung der DIB auf den Homepages der Bibliotheken deutlich zu steigern. Für die beitretenden Bibliotheken sind die rechtlichen Bedingungen geklärt; die einzelvertraglichen Regelungen der Bibliotheken mit dem BSZ für die Dienst- | Lesesaal Information digital »Einer unserer spannendsten Jobs« w Mit der Übernahme durch das BSZ hat es viele positive Weiterentwicklungen in den DIB-Services hinsichtlich des Layout und des Workflow gegeben. Beitrittserklärung beitreten. Auch für Bibliotheken, die das Informationsportal DIB durch ein aktives Formular und Design als einen Service ihrer Bibliothek über ihre Website anbieten möchten, jedoch nicht selbst aktiv an der DIB mitwirken können, bietet der Rahmenvertrag in Paragraf 3.4 Nummer 3 diese Option für jährlich 80 Euro an. .d Grundsätzlich gilt, je mehr Bibliotheken an der DIB teilnehmen und auch zahlen, desto größer ist das Gewicht dieses Projekts. –B –u Positive Weiterentwicklung Mit der Übernahme durch das BSZ hat es viele positive Weiterentwicklungen in den DIB-Services hinsichtlich des Layout und des Workflow gegeben. In Abstimmung mit dem vom dbv eigens dafür beauftragten Übergangsbeirat in persona Monika Ziller (1. Vorsitzende, Sektion 2), Erwin Miedtke (stellvertretender Vorsitzender, Sektion 1), Claudia Schäfer (Sektion 3) und Petra Hätscher (Sektion 4) wurden sowohl für die Organisation als auch den lokalen Workflow wesentliche Neuerungen für den Linkkatalog und die Fragebeantwortung erarbeitet und umgesetzt. Eine wichtige strategische Entscheidung in diesem Zusammenhang war die Auflösung der bisherigen thematischen Bearbeiter-Kompetenzzentren zugunsten der organisatorisch schlankeren Einzelverantwortung der jeweiligen ThemenBearbeitenden, die aber erst durch die Steuerungsbereitschaft und -kompetenz des BSZ möglich wurde. In einer hervorragenden Kooperation mit den vom BSZ dafür beauftragten Beschäftigten ist es w leistung der DIB sind durch den Rahmenvertrag zwischen dbv und BSZ für alle dem Konsortium beitretenden Bibliothek »wasserdicht« ausgehandelt. Der Vertrag beinhaltet alle Rechte und Pflichten, die sich aus dem Betrieb der DIB ergeben und bildet so eine rechtlich abgesicherte Plattform für alle dbv-Mitgliedsbibliotheken, die dem Kooperationsverbund nur noch durch die Unterzeichnung einer Es beeindruckte auch unseren Dezernenten, als er für einen Freund Info-Material über den Zustand der borrealen Wälder benötigte, wie schnell wir eine beachtliche Menge durch unseren Service herzaubern konnten. Die meisten Fragen sind allerdings recht einfach. Viele KollegInnen meinen, wer imstande ist, eine Frage per Mail zu stellen, müsste auch googeln können. Das ist aber nicht der Fall. Die Fülle der Treffer überfordert die meisten. Kinder und Jugendliche stellen uns Fragen, die sie bewegen. Ich erinnere mich an die Zweifel eines Schülers während des »Karikaturenstreits«. Er fragte, ob es diesen Mohammed überhaupt gegeben habe. Oder die besorgte Frage eines noch jüngeren Kindes, wie man sich überhaupt vor der Vogelgrippe schützen könne, »wenn diese einfach von oben auf uns kacken und uns somit anstecken würden«. Ich hoffe es gibt eines Tages einen eigene Deutsche Internetbibliothek für Kinder nach dem schwedischen Muster. Hier ist der Link des finnischen Service auf Englisch: www.libraries.fi/en-GB/ask_libra rian/ Armi Bernstein, Stadtbibliothek Göppingen .B Die Gründung der deutschen Internetbibliothek war für mich die Erfüllung eines persönlichen Traumes. Wie oft hatte ich die Auskunft des finnischen »ask a librarian Service« bemüht, und manchmal bereits in einer halben Stunde die Antwort per Mail. Ich verband damit auch die Hoffnung, dass zumindest jüngere Menschen jetzt leichter den Zugang zu uns als Informationsstelle für alles Mögliche finden würden. Musste man früher umständlich die Bibliothek anrufen, deren Leitungen notorisch verstopft waren durch telefonische Verlängerungen, konnten die Fragen jetzt bequem per Mail gestellt werden. Unsere damalige EDV-Fachkraft und ich rissen uns förmlich um die Fragen und empfanden diese als einen unserer spannendsten Jobs. Manchmal gab es persönliches Feedback. Ich erinnere mich an einen Fall aus Österreich. Da suchte jemand schon länger nach den Spuren eines Verwandten, von dem sie vermutete, dass er als Zeuge beim Auschwitzprozess ausgesagt hatte. Ich recherchierte für sie, in welchen österreichischen Bibliotheken die Prozessprotokolle vorhanden waren. Dort wurde sie dann fündig, und sie bedankte sich bei mir überglücklich. in relativ kurzer Zeit gelungen, mit dem derzeit präsentierten Stand der DIB eine technisch innovative, webbasierte Lösung als Startversion zur Verfügung zu stellen. Damit wird den Bibliotheken eine organisierte und weitgehend standardisierte Bearbeitung von DIB-Benutzerfragen sowie eine einfache und direkte Möglichkeit zur Bearbeitung von Links im Katalog ermöglicht, unter anderem wurde die Änderung von Linkeinträgen deutlich vereinfacht und für die Löschung von Links eine e 140 BuB w 140 Papierkorbfunktion eingerichtet. Weiter wurden Unterstützungen wie zum Beispiel Textvorlagen für Standardformulierungen, eine ausgefeilte Benutzerverwaltung und eine transparente Steuerung der Verteilung und Bearbeitung der Fragen entwickelt. Auf Anregung einer Bibliothek können Anfragende jetzt auch Dateien hochladen und der Frage anfügen. Der neue Workflow für das Modul »Virtuelle Auskunft« setzt auf das pro-aktive Verhalten der Bearbeitenden, die sich seit dem 1. April 2009 die Fragen selbst abholen – erinnert durch eine morgendliche Mail. Wenn das mal nicht klappt, hakt das BSZ per Mail nach und bittet um Beantwortung der offenen Fragen. Nach den bisherigen Erfahrungen und auch nach Rückmeldung auf dem ersten Anwendertreffen in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt/Main wird das gut umgesetzt: Die Fragen werden zügig abgeholt und beantwortet. Die Umstellung bietet im Wesentlichen für die Bibliotheken mehr Flexibilität in der zeitlichen und inhaltlichen Einteilung und auch einen geringeren Aufwand an Kommunikation über Organisatorisches, wie zum Beispiel bei Urlaubsabmeldungen. Manches ist mit Rücksicht auf unterschiedliche Situationen vor Ort optional geregelt. Es ist sichergestellt, dass Anfragen sowohl lokal wie im DIB-Modul der Virtuellen Auskunft bearbeitet werden können; innerhalb der eigenen Bibliotheken können Fragen über eine E-MailListe zur Bearbeitung an Experten im Haus weitergeleitet werden, und immer ist technisch gewährleistet, dass Fragen nicht doppelt beantwortet werden! Für das Layout bietet das BZS an, lokale Sichten einzurichten, die für jede Bibliothek individuell angepasst werden können. BuB | 62 (2010) 02 Lesesaal | BuB141 141 Information digital »Die Teilnahme ist ein Muss« wir finden! Leider noch zu wenig genutzt. Das Feedback von den Nutzern ist toll, wir bekommen sehr oft Dankesschreiben von Kunden, denen wir via Mail-Auskunft helfen konnten. Das Bertelsmann-Projekt lief aus, und die Zukunft des Projektes war ungewiss. Dann übernahm das Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ) die Federführung, und es gab im Kollegenkreis die Diskussion, ob wir für die Arbeit, die wir leisten auch noch zahlen sollen. Aber für uns ist klar, dieses Angebot ist wichtig. Bibliotheken haben die Aufgabe und die Kompetenz, Informationen aufzubereiten und zu systematisieren – gerade auch im immer wichtiger werdenden Bereich der neuen Medien. Daher hoffen wir auf viele Neukunden und werden weiterhin alles dazu beitragen, dass das Angebot »Deutsche Internetbibliothek« bestehen bleibt und weiter verbreitet wird. Julia Gruber, Stadtbibliothek Herrenberg w w w Als wir von dem Projekt der Bertelsmann Stiftung »Die Deutsche Internetbibliothek« hörten, waren wir uns gleich einig: Die Teilnahme an diesem Projekt ist ein Muss! Warum? Da Bibliotheken beziehungsweise die dort tätigen Bibliothekare und Mitarbeiter die Kompetenzen besitzen eine zielgruppenorientierte Medienauswahl zu treffen, können und müssen sie auch eine Linksammlung zusammenstellen, um Internet-Nutzern einen einfachen und schnellen Zugang zu hochwertiger Information zu ermöglichen. Der E-Mail-Auskunftsdienst bietet eine neue Dimension im Bereich der Auskunft. Internet-Nutzer können Fachpersonal über das Portal kontaktieren und bekommen innerhalb eines Werktags Nachricht. Die Bibliotheken selbst haben ihre Fach- und Kompetenzgebiete, um Fragen in diesem Bereich zu beantworten, gleichzeitig gibt es aber auch die Möglichkeit, Fragen an andere Bibliotheken weiterzuleiten. Ein tolles Angebot, wie BuB | 62 (2010) 02 e Erwin Miedtke, bibliothekarisches Diplomexamen Hamburg 1975, Leiter der Bereiche Bibliotheken, Medien und Information sowie stellvertretender Direktor der Stadtbibliothek Bremen. Mitarbeit in diversen Projekten, unter anderem bei den Vorläufern der Deutschen Internetbibliothek BINE und ILEKS, bis 2009 für die dbv-Sektion 1 im Fachbeirat für die Deutsche Internetbibliothek, Experte der Stadtbibliothek Bremen für literarische und künstlerische Themen, Leitung der Literarischen Woche Bremen und Vorstandsmitglied im Virtuellen Literaturhaus Bremen. – Kontakt: Erwin.Miedt [email protected] .d –B –u Eine wichtiger Punkt in großen, gerade auch überregional arbeitenden Gruppen sind immer die Schnittstellen und die Organisation der Kommunikation zwischen allen Beteiligten: Hier hat das BZS auf vier Regionaltreffen Schulungen für Mitarbeitende in der DIB durchgeführt; zudem stehen eigens erstellte E-Learning-Module zur Einarbeitung und Unterstützung zur Verfügung. Für die Bearbeitenden wird das ehemalige »DIB-Handbuch« aktualisiert. Für den operativen Austausch über Probleme und Anregungen stehen die Beschäftigten des BSZ zur Verfügung; für strategische Fragen findet ein jährliches Anwendertreffen statt. Auf diese Weise bilden die Erfahrungen und Wünsche der Fragenden wie der Bearbeitenden den Ausgangspunkt für die technische, gestalterische und inhaltliche Weiterentwicklung der DIB. Auch der neugewählte reguläre Beirat hat hier eine wichtige Funktion und entscheidet zusammen mit dem BSZ über die Qualität des Angebots und über die Fortentwicklung der DIB. Die Beiratsvorsitzende Monika Ziller, Stadtbibliothek Heilbronn, steht sowohl für den dbv als auch für die dbv-Sektion 2; für die Sektion 1: Ulrich Isigkeit (Stadtbibliothek Bremen), für die Sektion 3 a/b: Birgit Lange (Stadtbibliothek Lahr) und Armi Roth-Bernstein (Stadtbibliothek Göppingen); die Sektion 4 wird von Petra Hätscher (UB Konstanz) vertreten. Grundsätzlich gilt, je mehr Bibliotheken an der DIB teilnehmen und auch zahlen, desto größer ist das Gewicht dieses Projekts im BSZ selbst hinsichtlich der Einnahmen und letztlich der zur Verfügung stehenden Personalressourcen für die Weiterentwicklung, die sich an den Ansprüchen und Erwartungen der NutzerInnen sowie an den technischen Möglichkeiten auf dem Weg zu einem dynamischen Informationsportal mit integrierten Web 2.0-Angeboten orientieren muss. Tue Gutes und sprich darüber; das gilt natürlich sowohl für Bibliotheken als auch für das kooperative Angebot Deutsche Internetbibliothek. Zum einen müssen weiterhin Berufsöffentlichkeit und Auftraggeber erreicht werden, um die Zahl der teilnehmenden Bibliotheken zu erhöhen, zum anderen natürlich auch die allgemeine Öffentlichkeit. In der Informationsschrift »21 gute Gründe für gute Bibliotheken« des Dachverbands Bibliothek & Information Deutschland (BID) wird unter Punkt 14 »Frag‘ die Bibliothek!« auf die neue URL www.frag-die-bibliothek.de der Deut- .B Regelmäßige Schulungen schen Internetbibliothek aufmerksam gemacht, die seitens der Bibliotheken bitte weiter intensiv zu propagieren ist. Die bereits teilnehmenden Bibliotheken haben sich vorgenommen, in ihren beruflichen Zusammenhängen für die DIB zu werben, unter anderem durch Vorträge auf Fachstellenkonferenzen, regionalen Bibliothekstagen et cetera. Bis zum Bibliothekskongress 2010 sollen neue Werbematerialien erstellt werden, ein Finanzierungszuschuss des dbv steht dafür in Aussicht, weitere Sponsoren werden gesucht. Die Idee eines »Gütesiegels« (Logo) soll umgesetzt werden, das auf die Seite jedes In der Informationsschrift »21 gute Gründe für gute Bibliotheken« des Dachverbandes BID wird unter Punkt 14 »Frag’ die Bibliothek!« auf die neue URL www.frag-die-bibliothek.de der Deutschen Internetbibliothek aufmerksam gemacht. Linkeintrages aufgenommen werden kann und so wiederum auf die DIB verlinkt. Es gilt jedoch, dass über alle technischen Möglichkeiten hinweg sowohl die Zahl der teilnehmenden Bibliotheken erhöht werden muss als auch der tatsächliche Mehrwert insbesondere der E-MailAuskunft für KundInnen intensiv zu vermarkten ist, denn sie sind letztlich die Experten, die über Nutzung und Bewertung der Qualität den tatsächlichen Mehrwert dieses Angebotes bestimmen und dafür sorgen, wie die weitere Entwicklung aussehen wird. 142 BuB | Lesesaal Information digital Hans-Christian Wirtz Schnelle Schnittstelle zum Kunden Wenn ein Kunde zum Beispiel auf der Suche nach aktueller Literatur rund um das Thema »Digitalfotografie« ist, kann er mit der Digibib der StLB Dortmund feststellen, welche Buchtitel vor Ort bereitstehen. Der Link von den Katalogdaten zu Google Books gibt zusätzliche Infos. Die Digibib bietet aber auch die Möglichkeit, einen Blick in die aktuellen Volltext-Inhalte von Fachzeitschriften oder anderen Quellen zu werfen. Zahlreiche Datenbankzugänge zu Katalogen, Fach- und auch Volltextdatenbanken hat das Hochschulbibliothekszentrum Nordrhein-Westfalen (hbz) als Provider der Digibib für die rund 215 angeschlossenen Digibib-Bibliotheken mittlerweile geschaffen.3 e EZProxy für den authentifizierten Fernzugriff / Stadt- und Landesbibliothek Dortmund macht gute Erfahrungen W –B .d aren es vor einigen Jahren noch lediglich Kataloge und bibliografische Datenbanken, die Bibliotheken ihren Kunden in digitaler Form angeboten haben, sind es heute zunehmend elektronische Inhalte im Volltext, wie zum Beispiel Zeitschriften, EBooks und auch große Nachschlagewerke, für die oft nicht unerhebliche Mittel aus dem Bibliotheksetat aufgewendet werden. In Zeiten von Digitalen Bibliotheken, E-Learning, Online-Enzyklopädien und E-Books kann es sich keine Bibliothek mehr leisten, diese Inhalte nur noch in den Einrichtungen der Bibliotheken selbst anzubieten. Die Kunden erwarten erfahrungsgemäß ganz selbstverständlich überall den »Link zum Inhalt«. –u EZProxy ermöglicht Benutzern den externen Zugriff auf von Bibliotheken angebotene Web-Inhalte. Es handelt sich dabei um eine Software, die Bibliotheksbenutzer anhand lokaler Authentifizierungssysteme erkennt und ihnen unter Berücksichtigung des Benutzerprofils den externen Zugriff auf lizenzierte Inhalte ermöglicht. Mehr als 2 500 Institutionen in über 60 Ländern arbeiten bereits mit EZProxy – unter anderem die Stadt- und Landesbibliothek Dortmund. Die guten Erfahrungen dort fasst im Folgenden Hans-Christian Wirtz zusammen. Totale Vernetzung w w .B So wird in der neuen ARD/ZDF-OnlineStudie 2009 nachgewiesen, dass das Internet in Deutschland immer weiter verbreitet ist. Die Internetanbindung bei der Gruppe der 14- bis 29-Jährigen beträgt 96 Prozent und kommt damit einer totalen Vernetzung gleich, gefolgt von den 30- bis 49-Jährigen mit 85 Prozent und den 50bis 59-Jährigen mit 67 Prozent. Zu den fünf wichtigsten Anwendungen zählt nach dieser Studie die Suchmaschinenabfrage und das zielgerichtete Surfen. 45 Prozent interessierten sich für »Informationen aus Bildung, Forschung und Wissenschaft«.1 w 142 Remote Access Seit 2002 bietet die Stadt- und Landebibliothek Dortmund mit der Digibib Literatursuchmaschine ihren Kunden den authentifizierten Zugriff auf lizenzierte Inhalte (Remote Access).2 Waren zu Beginn die lokalen, regionalen und nationalen Kataloge sowie Fachdatenbanken von großem Interesse, können die Kunden heute gleichzeitig auch lizenzierte Volltextdatenbanken mittels einer Metasuche durchsuchen. Voraussetzung für den Zugriff ist die Authentifizierung mit Kundennummer und PIN. IP-Authentifizierung Will ein Bibliothekskunde per Remote Access auf die Angebote bei den Verlagen selbst zugreifen, das heißt zum Beispiel auf E-Books oder eine Datenbank mit der Suchmaske des originären Anbieters, ist dies nicht möglich, denn die Authentifizierung findet über die IP-Nummer statt. Das heißt, wenn der Kunde nicht von einem Rechner der lizenzierten Einrichtung aus recherchiert, sondern von zu Hause aus, wird er vom Angebotsanbieter abgewiesen. EZProxy ist eine gute und preiswerte Lösung, um lizenzierte Inhalte authentifiziert für den Zugriff durch Kunden bereitzustellen. Bei den Angeboten mit IP-Authentifizierung ist der Zugriff eigentlich nur in den Bibliotheken selbst mit der IP-Nummer der Einrichtung möglich. Durch den Einsatz von EZProxy haben Bibliotheken 1 ARD/ZDF-Onlinestudie 2009 »Höchste Internetverbreitung in der Gruppe der 14bis 29-Jährigen Nutzer« unter: www.digi tale-chancen.de/content/stories/index.cfm/ key.2710/secid.16/secid2.49 2 Stadt- und Landesbibliothek Dortmund unter: www.bibliothek.dortmund.de 3 hbz – Digibib – Die Digitale Bibliothek unter: www.hbz-nrw.de/angebote/digitale_biblio thek 4 EZProxy: unter http://en.wikipedia.org/ wiki/Ezproxy 5 Chris Zagar: Unlocking Library Subscriptions. Library Journal, Vol. 132, 15. Oktober 2007, S. 6–9 6 LITA/Brett Butler Entrepreneurship Award winner announced – ALA (2009) unter: www.ala.org/ala/mgrps/divs/lita/litaresour ces/litascholarships/06butler.cfm 7 OCLC acquires EZproxy: Library Journal, 2008, Vol. 133, Nr. 3, S. 23–25 BuB | 62 (2010) 02 Lesesaal | BuB143 143 Information digital w w w BuB | 62 (2010) 02 e .d 2006 erhielt Zagar einen Preis von der »Library & Information Technology Association« für die Entwicklung der Software und den guten Support. In der Begrün- .B Laut Wikipedia wird EZProxy auch als Web-Proxy-Serverprogramm bezeichnet, das weltweit häufig von Bibliotheken eingesetzt wird, um Bibliothekskunden den Zugriff auf Webseiten zu ermöglichen, die über die IP-Adresse authentifiziert sind. So ist es für Bibliothekskunden möglich, sich von zu Hause oder einem beliebigen Standort aus in den EZProxy einzuloggen und elektronische Angebote zu nutzen, die von der Bibliothek lizenziert wurden.4 Diese Software wurde 1999 vom Amerikaner Chris Zagar entwickelt, der sich mit dem Problem auseinandersetzen musste, dass der Zugriff auf Datenbanken – für die eine Online-Lizenz vorlag – mit zu vielen Hemmschwellen belastet war.5 Zagar gründete das Unternehmen »Useful Utilities«, das diese sehr günstige Software weiter vertrieb und den Support übernahm. dung für die Preisverleihung wird betont, dass die »bisher bekannten Proxy-Lösungen zu komplex und zu schwierig für die Authentifizierung einzusetzen waren und dass Lösungen wie Shibboleth noch Zukunftsmusik sind«.6 Im Oktober 2007 wurde die Software bereits von 2 250 Bibliotheken weltweit genutzt, und so überrascht es nicht, dass Anfang 2008 EZProxy von OCLC gekauft wurde.7 Zurzeit ist EZProxy in über 2 500 Bibliotheken in 60 Ländern weltweit im Einsatz. EZProxy in der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund Als (noch) eine der wenigen deutschen Bibliotheken hat die Stadt- und Landesbibliothek Dortmund nun EZProxy im Einsatz. Die Empfehlungen von den Kollegen der Nationallizenzen in Göttingen, die auch über EZProxy verwaltet werden, haben sich bewährt, und die ersten Wochen Einsatz zeigen sehr gute Ergebnisse. Wenn man sich für EZProxy interessiert, ist es möglich, auf den Webseiten von –B EZProxy – Was ist das? Hans-Christian Wirtz, geboren 1960, Ausbildung zum Außenhandelskaufmann und Auslandsaufenthalt, Studium zum DiplomBibliothekar in Köln 1985 bis 1988. 1988 bis 89 als Bibliothekar beim Juristischen Hauptseminar der Universität Köln, leitete 1989 bis 1998 die Bibliothek und Dokumentation des Harenberg Verlages in Dortmund. Seit 1998 in der Stadtund Landesbibliothek Dortmund tätig. 2000 bis 2002 Betreuung des Projektes Digitale Öffentliche Bibliothek. Seit 2005 Leitung Informationsvermittlung und Elektronische Ressourcen. Sprecher der AG Datenbanken ÖB – Kontakt: [email protected]; www.bibliothek. dortmund.de –u die Möglichkeit, ohne große Hemmschwellen technischer Art den Fernzugriff zu ermöglichen. 144 BuB | Lesesaal Information digital e Verlage mit den Inhalten, auf die die Kunden zugreifen wollen. Auf den englischsprachigen EZProxy-Support-Seiten von OCLC gibt es neben einer Menge Informationen auch eine lange Liste von Konfigurationsmöglichkeiten für zahlreiche in Bibliotheken genutzte Datenbankanwendungen.9 EZProxy Single Sign-on .d Auf den OCLC-Webseiten ist ebenfalls zu lesen: »Mit EZProxy können Benutzer per Einmalanmeldung und unter Verwendung vorhandener Benutzernachweise (zum Beispiel Benutzerkarte und PIN) auf unterschiedlichen E-Content« der Bibliothek zugreifen.10 So soll vermieden werden, dass sich die Kunden jedes Mal aufs neue anmelden müssen. Die Software arbeitet mit Cookies, und so muss sich ein Kunde nur einmal anmelden und erhält Zugang zu den unterschiedlichsten Anwendungen, völlig unabhängig von Opac und anderen Portalen. Durch die hohe Anzahl von EZProxyBibliotheken ist eine starke Nutzergemeinde entstanden. Fachliche Informationen rund um den Einsatz von EZProxy können auf dem »Unofficial EZproxy SelfSupport Wiki« abgerufen werden.11 In der aktiven, ebenfalls englischsprachigen Mailingliste werden täglich Fragen aus der Nutzergemeinde beantwortet. Es gibt offensichtlich immer Kollegen, die zu der einen oder anderen spezifischen Frage Antworten parat haben.12 –B –u .B EZProxy ermöglicht Benutzern den externen Zugriff auf von Bibliotheken angebotene Web-Inhalte: Bei der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund erfreut sich der Service zunehmender Beliebtheit. Foto: Stadt- und Landesbibliothek Dortmund Authentifizierung und Schnittstellen w w OCLC zahlreiche Informationen rund um das Programm zu finden. Vor allem aber gibt es auch eine Probeversion als Download. Wie sagte man uns: »Ein stabiler PC reicht für den Anfang«. EZProxy läuft auf Linux, Solaris und Windows-Rechnern. In den Großstadtbibliotheken fördert EZProxy die Flexibilität bei den elektronischen Angeboten. w 144 Die Tests wurden erfolgreich auf einem Netz-PC durchgeführt. Später wurde auf einen virtuellen Server gewechselt. Die erste wichtige Frage war natürlich, wie eine Schnittstelle zu den gültigen Nutzerdaten hergestellt werden kann. Glücklicherweise sind diese Probleme vor uns schon von zahlreichen Bibliotheken gelöst worden. Keine Bibliothek will ihren Kunden mehrere Nutzerkennungen zumuten. So wird in der Regel über das Bibliothekssystem auf die gültige Kundennummer und das Passwort zurückgegriffen. Die für die Authentifizierung notwendige Übernahme der aktuellen Kundendaten bei EZProxy ist über verschiedene Wege möglich. So bietet das System Schnittstellen zu einzelnen Bibliothekssystemen (zum Beispiel zu Sirsi Dynix Horizon), aber auch zu anderen Systemen, wie zum Beispiel LDAP, Windows Active Directory. Sollte irgendwann Shibboleth zur bevorzugten Authentifizierungsmethode werden, ist dies mit EZProxy ebenfalls möglich.8 Auf der einen Seite steht die Verbindung mit EZProxy, sodass nur authentifizierte Nutzer auf lizenzierte Inhalte zugreifen können. Auf der anderen Seite stehen die EZProxy für wen? Wenn man einmal EZProxy einsetzt und die zahlreichen Vorteile in der Praxis erlebt, erscheint es überraschend, warum diese Software nicht in mehr deutschen Bibliotheken verbreitet ist. Die Anzahl der Online-Kunden steigt überall stetig. Und die Zahl der Kunden, die nur noch einmal im Jahr zur Bibliothek kommen, um sich anzumelden, ansonsten aber online aktiv sind, nimmt ebenfalls zu. Ein Grund mehr für Werkzeuge wie EZProxy. In den Großstadtbibliotheken fördert EZProxy die Flexibilität bei den elektronischen Angeboten, denn die Abhängigkeit von Aggregatoren und Datenbankanbietern wird hiermit vermindert. Zudem wird die Möglichkeit der Remote-Nutzung für alle Angebote erhöht. Besonders interessant ist diese Technik für Angebote, die nur eine IP-Authentifizierung haben. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist das Kindlers Literatur Lexikon. BuB | 62 (2010) 02 Lesesaal | BuB145 145 Information digital .d EZProxy-Loginseite für authentifizierten Zugriff –B Egal wie hoch der Betrag ist, den eine Bibliothek für ihre elektronischen Angebote ausgibt, die Kunden müssen leicht darauf zugreifen können, sonst rentieren sich die Ausgaben nicht. e Studenten an vielen Hochschulbibliotheken haben in der Regel den charmanten Vorteil, dass Sie über das VPN (Virtuell Private Network) der Hochschule die Möglichkeit bekommen, auf lizenzierte Angebote ihrer Bibliothek zuzugreifen. Doch was auf den ersten Blick verlockend aussieht, ist auf den zweiten Blick nicht immer erfolgversprechend, denn VPN bedeutet meistens auch Installation und Konfiguration von Software – also zusätz- .B –u liche Hemmschwellen. Deshalb gibt es Einrichtungen, wie zum Beispiel die ETH Zürich, die EZProxy einsetzen, um einen niedrigschwelligen Zugang zu den E-Ressourcen anzubieten.13 Egal wie hoch der Betrag ist, den eine Bibliothek für ihre elektronischen Angebote ausgibt, die Kunden müssen leicht darauf zugreifen können, sonst rentieren sich die Ausgaben nicht. w Das neue Release 6 der Digibib in der Dortmunder Sicht w w 8 Authentifizierungs- und Zugangssoftware Ezproxy unter: www.oclc.org/de/de/ezproxy/ default.htm 9 EZproxy Database Specific Issues unter: www.oclc.org/support/documentation/ez proxy/db/default.htm 10 EZproxy Single Sign-on unter: www.oclc. org/de/de/netlibrary/authentication/ezproxy. htm 11 Unofficial EZproxy Self-Support Wiki unter: http://pluto.potsdam.edu/ezproxywiki/in dex.php/Main_Page 12 EZproxy E-Mailingliste unter: ezproxy-re [email protected] 13 Nenad Milosevic: EZProxy – Vereinfachter Zugang von außerhalb ins Netz der Universität Zürich unter: www.id.uzh.ch/cl/zinfo/ zinfo0027/kattipps/ezproxy-27.html BuB | 62 (2010) 02 Hanser E-Books mi IP-Authentifizierung | Lesesaal Praxis Ein Ausbildungskonzept auch für Bibliotheken? w w .B –u Wie kann die Ausbildung von Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste attraktiver gestaltet und verbessert werden? Und wo könnte gleichzeitig ein Mehrwert für die Bibliothek entstehen? Eine mögliche Antwort besteht in der Etablierung einer Juniorenfirma. Unter dem Titel »Juniorenfirma – learning by doing« entstand im Frühjahr 2009 an der Hochschule der Medien Stuttgart die Bachelorarbeit von Karin Klingbeil, welche die Autorin im Folgenden zusammenfasst und dabei auf aktuelle Praxisbeispiele eingeht. men« und »Juniorenfirmen als (zeitweilig vollständiger) Ersatz innerbetrieblicher Ausbildungsmaßnahmen«. Die beiden Ausprägungen unterschieden sich sowohl durch den Einsatzzeitpunkt der Junioren als auch in der Dauer ihres Arbeitens in der Juniorenfirma. Möglichkeiten, um die Auszubildenden zu unterstützen Die Auszubildenden können durch verschiedene Instrumente unterstützt werden. Um einen größtmöglichen Handlungsfreiraum und ihre Eigenverantwortung zu gewährleisten, können sich die Auszubildenden an Leitfäden, Checklisten oder Handbüchern orientieren. Dabei ist es ein erklärtes Ziel, dass die Auszubildenden lernen, sich fehlendes Wissen selbst anzueignen und sich eigene Wege zur Informationsgewinnung erschließen. Daneben stellt der Ausbilder selbst eine wichtige Hilfefunktion dar. Er nimmt die Rolle eines Coaches beziehungsweise Beraters ein und wird im Idealfall während des Einsatzes der Auszubildenden in der Juniorenfirma überflüssig. Allerdings sollten regelmäßige Treffen eingeführt werden, an denen die Auszubildenden gemeinsam mit dem Ausbilder ihre bisherige Arbeit reflektieren. Die Auszubildenden sollen durch diese Treffen angeregt werden, ihre Lernfortschritte und ihre Problembereiche zu erkennen und über sie nachzudenken. Das so vom Ausbilder erhaltene Feedback kann durch die Rückmeldung der anderen Auszubildenden und das der Kunden ergänzt und erweitert werden. Dadurch entstehen Synergieeffekte, die die Auszubildenden als Team weiter zusammenwachsen lassen und die Möglichkeit bieten, die Juniorenfirma und ihre Dienstleistungen und Produkte zu optimieren. .d Juniorenfirma – learning by doing as verbirgt sich nun hinter einer Juniorenfirma? Der Begriff Juniorenfirma steht für eine reale Übungsfirma, die im Rahmen der Berufsausbildung in einem Unternehmen integriert ist. Sie weist folgende Merkmale und Kennzeichen auf: Praxis- und handlungsorientierter Lernansatz »Kleinfirma in der Großfirma« Ergänzungsmethode der betrieblichen Ausbildung Auszubildende leiten und arbeiten selbstständig und eigenverantwortlich in einer autonomen Abteilung oder einem eigenen Betrieb im Unternehmen die Abteilung oder der Betrieb besitzt Modellcharakter – bildet die Struktur und Organisation des Mutterunternehmens auf einer weniger komplexen Ebene ab Auszubildende können Abläufe und Zusammenhänge innerhalb der Organisation besser einschätzen Geschäftsfeld der Juniorenfirma kann sich von dem des Stammunternehmens unterscheiden oder aber sich daran anlehnen Realitätsbezug: wirkliche Geld- und Warenströme, Erbringung von Dienstleistungen, Erstellung von Produkten, Kunden- und Lieferantenkontakt weitere Aufgabengebiete: Personalführung, Marketing, Kundengewinnung, Rechnungslegung Auszubildende übernehmen in Teilen die wirtschaftliche Verantwortung für ihr Handeln und ihre getroffenen Entscheidungen Erlernen und Vertiefen von Schlüsselkompetenzen (Fach-, Methoden-, Sozialund Personalkompetenzen) Zusammenarbeit von Auszubildenden verschiedener Ausbildungsberufe, wodurch »das berufsübergreifende Lernen« gefördert wird Erstellen von Übergabematerialien – bei der Übergabe der Juniorenfirma von einer Ausbildungsgeneration an die andere ist es wichtig, den neuen Auszubildenden eine Leitlinie über Stand und Aufgaben der Juniorenfirma zu überreichen (Handbuch, Checklisten) Bei all den verschiedenen Merkmalen einer Juniorenfirma muss darauf hingewiesen werden, dass es keine festen Regeln oder Standards für den Aufbau, die Organisation oder das Betätigungsfeld der Juniorenfirma gibt. Alles kann an den Rahmenbedingungen des Betriebes und dem jeweiligen Ausbildungsplan ausgerichtet werden. So erklärt sich, dass es zwei Ausprägungen von Juniorenfirmen gibt: »Ausbildungsbegleitende Juniorenfir- e W Karin Klingbeil –B 146 BuB w 146 Warum ist die Einführung einer Juniorenfirma so interessant? Die Einführung einer Juniorenfirma ist deshalb interessant, weil sich unser Alltag und unsere Arbeitswelt durch eine fortschreitende Technisierung und eine immer tiefergreifende Einflussnahme der Informationstechnologien auszeichnen. Deshalb ist es von Bedeutung, dass sich der Mensch gerade in der Rolle des Arbeitnehmers die Fähigkeit des lebenslangen Lernens erhält beziehungsweise aneignet. Die Arbeitnehmer handeln verstärkt in komplexen Wechselbeziehungen, übernehmen mehr Verantwortung in ihrem Ressort und arbeiten vermehrt in Teams BuB | 62 (2010) 02 Lesesaal | BuB147 147 Praxis w Jugendbibliothek Hoeb4U w Wie bereits erwähnt, ist die Hoeb4U das bekannteste Beispiel einer Juniorenfirma. Die Jugendbibliothek gehört zum Bibliothekssystem der Bücherhallen Hamburg, besitzt aber ein eigenes Gebäude, das auf die Bedürfnisse der Zielgruppe ausgerichtet und angepasst ist. Das Konzept der Juniorenfirma wurde in Hamburg konsequent umgesetzt, was vor allem durch die Berufsschulzeiten möglich war. Die Auszubildenden besuchen die Berufsschule außerhalb der Öffnungszeiten der Jugendbibliothek. Diese hat montags geschlossen und öffnet dienstags bis donnerstags von 14 bis 18 Uhr. So BuB | 62 (2010) 02 Jugendmedien@age – Baden-Baden –B .d e Mit dem Namen Jugendmedien@age wird die Jugendabteilung in der Stadtbibliothek Baden-Baden bezeichnet. Sie ist das jüngste Beispiel für eine Juniorenfirma im bibliothekarischen Bereich und entstand im Sommer 2008. Ideengeber für die Einrichtung einer eigenen Abteilung Die Hoeb4U in Hamburg ist das bekannteste Beispiel einer Juniorenfirma: In der Jugendbibliothek der Bücherhallen übernehmen die Auszubildenden die Benutzerdienste, die Personalplanung, die Beratung, das Kassenwesen und alle anfallenden Büroarbeiten. Auch in den Bereichen der Öffentlichkeits- und Veranstaltungsarbeit handeln die Jugendlichen selbstverantwortlich und eigenständig. Foto: Bücherhallen Hamburg itiative und Eigenverantwortung am Bestandsaufbau, denn was sie vorschlagen, wird angeschafft. Auch in den Bereichen der Öffentlichkeitsarbeit und der Veranstaltungsarbeit handeln die Jugendlichen selbstverantwortlich und eigenständig. Alles wird im Team abgestimmt und gemeinsam ausgeführt. Die Übergabe von einem Ausbildungslehrjahr an das folgende findet Anfang Dezember innerhalb einer Woche statt. w Im Bibliothekswesen findet das Konzept der Juniorenfirma bisher nur in wenigen Einrichtungen Verwendung. Das bekannteste Praxisbeispiel ist die Jugendbibliothek in Hamburg, die Hoeb4U. Neben der Hoeb4U wurden noch vier weitere Juniorenfirmen verwirklicht, von denen allerdings heute nur noch drei existieren. Zum einen ist das die Jugendbibliothek medien@age in Dresden und zum anderen die Jugendabteilung Jugendmedien@age in Baden-Baden. Neben den Beispielen aus dem öffentlichen Bibliotheksbereich gab es in der Universitätsbibliothek Dortmund die Juniorenfirma Second Book. Anhand von Second Book kann abgelesen werden, welche Einsatzmöglichkeiten eine wissenschaftliche Bibliothek bietet und mit welchen Problemen die Juniorenfirmen konfrontiert werden können. Außerdem gibt es ein weiteres Beispiel: die biblioquest. Dahinter verbirgt sich keine Bibliothek, sondern das Angebot des Bibliotheksdienstleisters ekz. Die Auszubildenden stellen in dieser Juniorenfirma Ergänzungsprodukte für Kinderbibliotheken her. Da die biblioquest allerdings kein expliziter Vertreter einer bibliothekarischen Juniorenfirma ist, wird sie in diesem Artikel nicht vorgestellt. dungsbetreuer stets mit Rat und Tat zur Verfügung. –u Wie kann die Realisierung einer Juniorenfirma in einer Bibliothek aussehen? ist es möglich, dass sich der Berufsschulunterricht nicht mit der Arbeitszeit der Jugendlichen überschneidet. Die Auszubildenden kommen Mitte des zweiten Lehrjahres in die Jugendbibliothek und bleiben dort für zwölf Monate, also bis zur Mitte ihres dritten Lehrjahres. In dieser Zeit übernehmen sie die Benutzerdienste, die Personalplanung, die Beratung, das Kassenwesen und alle anfallenden Büroarbeiten. Außerdem beteiligen sie sich im hohen Maße mit Eigenin- .B zusammen. Zusätzlich richtet sich die Arbeit stärker an der Zufriedenheit und den Bedürfnissen der Kunden aus. Gerade der letzte Punkt trifft auch auf Bibliotheken zu. Außerdem bietet die Juniorenfirma die Möglichkeit, die Ausbildung in der Bibliothek stärker handlungsorientiert durchzuführen. Dadurch wird der Erwerb von Schlüsselqualifikationen, also überfachlichen Qualifikationen, gefördert. Die Auszubildenden starten ihren Einsatz in der Jugendmedien@age mit dem Beginn ihrer Ausbildung. Jeder Auszubildende des dritten Lehrjahres lernt einen Auszubildenden des zweiten Lehrjahres in einem Aufgabengebiet an. Ergänzt wird diese Anlern- und Weitergabephase durch ein Handbuch, das von jedem Ausbildungslehrjahr überarbeitet wird und in dem alle wichtigen Abläufe beschrieben sind. Für darüber hinausgehende Fragen stehen auch die Ausbil- für Jugendliche waren die Hoeb4U und die medien@age Dresden, die mit ihrem Namen auch gleichzeitig Pate für die Jugendmedien@age stand. Das Konzept der Jugendmedien@age sieht aufgrund unterschiedlicher Rahmenbedingungen anders aus als das der Hoeb4U. Auch in Baden-Baden leiten die Auszubildenden die Etage weitestgehend allein und kümmern sich um alle anfallenden Arbeiten des Alltagsgeschäfts. Lediglich bei der Beschaffung halten sie Rücksprache mit der Ausbildungsleiterin. Die Auszubildenden starten ihren Einsatz in der Jugendmedien@age mit dem Beginn ihrer Ausbildung. Dies liegt zum einen daran, dass die Bibliothek nicht zu einem Bibliothekssystem gehört und zum anderen an den Berufsschulzeiten, die in Form von Blockveranstaltungen durchgeführt werden. Das heißt, die Verantwortung für die Etage liegt jeweils bei den Auszubildenden, die gerade nicht im Blockunterricht und somit vor Ort in der Bibliothek tätig sind. Für diese wechselnden Zeiten haben sich die Jugendlichen eine andere Form | Lesesaal Praxis Medien@age Dresden w e .d Wie bereits erwähnt, besteht die Juniorenfirma Second Book der Universitätsbibliothek Dortmund nicht mehr. Das Konzept sah vor, dass die Auszubildenden vom ersten bis zum dritten Lehrjahr für die gesamte Dauer ihrer Ausbildung in Second Book zum Einsatz kommen sollten. Ein Mal pro Woche trafen sich die Lehrlinge für zwei bis drei Stunden in der Juniorenfirma, um den Dublettenverkauf der Universitätsbibliothek zu organisieren. Das Ziel der Juniorenfirma bestand darin, den bisherigen Dublettenverkauf zu verbessern, die Einnahmen daraus zu erhöhen und die vorhandenen Dubletten zu dezimieren und somit Platz zu schaffen. Der Grund für die Auflösung der Juniorenfirma lag im zeitlichen Arbeitsaufwand. Für die erfolgreiche Weiterführung des Dublettenverkaufes wäre eine Ausweitung der Arbeitszeit nötig gewesen. Dies konnte aufgrund der begrenzten Rahmenbedingungen des Ausbildungsplanes nicht durchgeführt werden, ohne dass wichtige Inhalte der Ausbildung zu kurz gekommen wären. Fazit w Die Juniorenfirma in Dresden nennt sich medien@age und ist ebenfalls eine Jugendbibliothek. Sie gehört zu den Städtischen Bibliotheken Dresden und besitzt wie die Hoeb4U eigene Räumlichkeiten. Das Konzept der medien@age wird seit zwei Jahren durchgeführt und ist jeweils auf zwei bis vier Wochen angelegt. Am Ende jedes Ausbildungsjahres übernehmen die Lehrlinge aller Ausbildungsjahrgänge die Leitung der medien@age und kümmern sich um die Organisation und Abwicklung aller anfallenden Arbeiten. In dieser Zeit ist das Stammpersonal der medien@age nicht im Haus, außer wenn in dieser Zeit längerfristig geplante Veranstaltungen stattfinden. Die Auszubildenden erhalten eine dreitägige Einweisung und bekommen Checklisten für die einzelnen Fachbereiche zur Verfügung gestellt. Innerhalb der Ausbildungsgenerationen besteht eine Hierarchie. Die Auszubildenden aus dem dritten Ausbildungsjahr verteilen die anstehenden Aufgaben an das erste und zweite Lehrjahr je nach ihrem bisherigen Wissens- und Kenntnisstand. Alle Auszubildenden haben so die Möglichkeit, in dieser Projektphase ihre erworbenen fachlichen Kompetenzen auszuüben und zu erweitern. Daneben lernen sie unter realen Bedingungen, was ihre Verantwortungsbereitschaft, ihre Selbst- Second Book – Juniorenfirma der Universitätsbibliothek Dortmund Andererseits kann durch den Einsatz in der Juniorenfirma ihre Persönlichkeitsentwicklung gestärkt und ihnen so ein selbstbewusster und flexibler Berufseinstieg ermöglicht werden. Die Bibliothek als Arbeitgeber erhält durch die Juniorenfirma zukünftig fähigere Mitarbeiter, die sich schneller und einfacher auf neue Entwicklungen einstellen können. Des Weiteren dient das Konzept der Juniorenfirma dazu, die Qualität der Ausbildung zu steigern und stellt gleichzeitig einen enormen Imagegewinn der Bibliothek als modern, innovativ und zukunftsorientiert dar. Zudem ist das Konzept für jeden Bibliothekstyp denkbar und lässt sich durch seine Flexibilität nach eigenen Vorstellungen, die den Rahmenbedingungen und den Möglichkeiten der Bibliothek entsprechen, gestalten. Es lässt sich somit an die Bibliotheksorganisation, den Ausbildungsplan und die Kapazität der Bibliothek anpassen. Die Tatsache, dass das Konzept der Juniorenfirma bisher hauptsächlich Anwendung im Jugendbereich der Öffentlichen Bibliotheken gefunden hat, ist sicher der praktischen Erwägung geschuldet, dass die Auszubildenden aufgrund ihres Alters eine natürliche Fachkompetenz mitbringen. Jedoch sind auch verschiedene Anwendungen in wissenschaftlichen Bibliotheken denkbar, wie zum Beispiel die Leitung einer eigenen Veranstaltungsreihe, die Aufrüstung von technischen Altgeräten der Bibliothek oder eine feste Etablierung von Benutzerbefragungen. Allgemein sind Tätigkeiten denkbar, die die Bibliothek mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln nicht leisten kann. Aber auch bei den Öffentlichen Bibliotheken sind neben dem Jugendbereich weitere Einsatzfelder möglich. Ihre Fachkompetenz könnte zum Beispiel auch in Musikbibliotheken oder, falls vorhanden, in Mediatheken zum Einsatz kommen. Außerdem können sich die Lehrlinge im virtuellen Bereich betätigen und in Kooperation mit Programmierern – oder ähnlichen Ausbildungsberufen – eine Plattform erstellen. Ziel eines solchen Portals könnte im Austausch aller Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste bestehen. Die Möglichkeiten, eine Juniorenfirma einzurichten, sind vielfältig und können auch von kleinen Bibliotheken durch Kooperation realisiert werden. Der Mehrwert für die Auszubildenden kann weiterhin nur betont werden. Es bleibt zu hoffen, dass sich in naher Zukunft weitere Bibliotheken dazu entschließen, eigene Juniorenfirmen einzurichten. –B der Übergabe überlegt. Alle Neuigkeiten und Änderungen werden in einem eigenen Dokument mit Datum festgehalten, sodass die Auszubildenden genau nachvollziehen können, was sich in ihrer Abwesenheit verändert hat. Zusätzlich zu dieser Maßnahme existiert ein Handbuch, in dem alle Arbeitsschritte detailliert festgeschrieben sind. ständigkeit, ihre Kooperationsbereitschaft und ihre Teamfähigkeit stärkt. Die Auszubildenden erhalten die Möglichkeit, sich durch ihre Tätigkeit in der medien@ age intensiver mit der Bibliothek als Ausbildungsbetrieb zu identifizieren und aus der vierwöchigen Arbeit heraus genügend Motivation mitzunehmen, um ihre Ausbildung erfolgreich abzuschließen. –u Karin Klingbeil, B.A., studierte an der Hochschule der Medien Stuttgart Informations- und Medienmanagement und schloss im Sommer 2009 mit dem Bachelor ab. Seit dem Wintersemester 2009/2010 ist sie im Masterstudiengang Bibliotheksund Informationswissenschaft an der Humboldt Universität zu Berlin eingeschrieben. – Kontakt: karin.klingbeil@ hu-berlin.de .B 148 BuB w 148 Wie das zuletzt vorgestellte Beispiel aus der Praxis zeigt, ist die Ein- und Weiterführung einer Juniorenfirma nicht immer problemlos. Deshalb ist es wichtig, dass vor der Einführung Überzeugungsarbeit geleistet wird, denn nur wenn alle Abteilungen bereit sind, die Juniorenfirma zu unterstützen, kann diese erfolgreich und nutzbringend für die Auszubildenden sein. Neben der guten Vorbereitung besteht ein kalkulierbarer Aufwand bei der Etablierung. Dieser sollte zwar nicht vernachlässigt werden, dürfte aber durch die Vorteile, die für die Bibliothek und die Auszubildenden entstehen, aufgewogen werden. Die Vorteile für die Auszubildenden bestehen einerseits darin, dass sie wichtige Schlüsselqualifikationen erlernen oder vertiefen können. Diese sind für eine erfolgreiche berufliche Entwicklung im heutigen schnellen Arbeitswandel nötig. BuB | 62 (2010) 02 Lesesaal | BuB149 149 Praxis Heidi Best-Sendel Getestet und für gut befunden –B Der Einsatz der Medienboxen in den Kindertagesstätten ist sehr vielfältig: Sie werden vorrangig zur Unterstützung der Projektarbeit, zur Bereicherung des Stuhlkreises und zur eigenständigen Nutzung durch die Kinder verwendet. Foto: Bücherhallen Hamburg D –u Der frühe Umgang mit Büchern ist für eine positive Persönlichkeitsentwicklung unverzichtbar – daher beginnen die Bücherhallen Hamburg, bereits die Kleinsten für Bücher zu begeistern. Die kleinen blauen Medienboxen für Kitas und Vorschulen unterstützen ganz praktisch die Projektarbeit in den Einrichtungen und vermitteln wertvolle Anregungen für die frühkindliche Bildungsarbeit. In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg stand das Projekt jetzt auf dem Prüfstand. .d e Evaluation der »Medienboxen für Kitas« in den Bücherhallen Hamburg w w w .B en Bücherhallen Hamburg liegen die zwei- bis sechsjährigen Besucher besonders am Herzen, denn eine möglichst frühe »Literacy«-Erziehung ist die wichtigste Grundlage eines späteren Lese- und Lernerfolgs. Die Bildungsforschung weiß längst, dass die neuronalen Strukturen für Lernkompetenz in den ersten Jahren ausgebildet werden. Sprachund Ausdrucksfähigkeit, Sozialkompetenz, Neugierde und Selbstsicherheit, alle diese Fertigkeiten werden durch das Vorlesen befördert. Mit einem Netz von 32 Stadtteilbücherhallen und der zentralen Kinderbibliothek am Hühnerposten verfügen die Bücherhallen Hamburg über ideale Bedingungen, frühkindliche Bildungsangebote zu initiieren und in diesem Fall auch zu evaluieren. Seit Ende 2006 läuft das Projekt »Medienboxen für Kitas« als Kooperationsprojekt der Bücherhallen Hamburg, der Behörde für Kultur, Sport und Medien und der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz. Die blaue Medienbox (Standard-Angebot der ekz-Medienboxen) ist eine flexible kleine Lerneinheit für Kindergärten, Kindertagesstätten, Förder- und Vorschulen und enthält altersgerechte Bücher, CDs, Spiele, CD-ROMs, ein feierliches Samttuch sowie didaktisches Material, das neue Anregungen zur Projektarbeit und persönlichen Weiterbildung der Erzieherinnen und Erzieher bietet. Die 23 Themen der Medien- BuB | 62 (2010) 02 boxen orientieren sich an den Hamburger Bildungsempfehlungen für die Bildung und Erziehung von Kindern in Tageseinrichtungen (2005) und sind vielfältig: vom Thema »Gefühle« über »Kinder der Welt« bis »Zirkus« – alles Dinge, die eine große Faszination auf Kinder ausüben. Neben der Wissensvermittlung ist die Sprachförderung ein vorrangiges Ziel der Medienboxen. Die Boxen gibt es mittDie Medienbox wird in den Kindertagesstätten, so ergab die Befragung, von der Mehrzahl der Erzieherinnen im Team gemeinsam genutzt. lerweile in 15 Bücherhallen. Diese liegen in Stadtteilen, in denen überwiegend bildungsferne Familien leben, sich soziale Probleme konzentrieren und die deshalb seitens der Stadt verstärkt Bildungsangebote erhalten. Die Kita-Gruppen holen ihre Box gewöhnlich selbst in der Bücherhalle ab: Sie werden mit einem Spiel oder Lied begrüßt und durch eine Aktion auf ihr Projektthema eingestimmt. Sie hören eine Geschichte oder erleben ein Bilderbuchkino. So macht Bildung Spaß. Greta und Anton sind immer mit dabei: Die 40 Zentimeter großen Figuren aus dem Bilderbuch »Anton und die Mädchen« von Ole Könnecke wurden speziell für das Projekt angefertigt. Die Kinder ler- 150 BuB | Lesesaal Praxis zu identifizieren sowie die intendierten Ziele zu überprüfen. In einem zweiten Schritt wurden Empfehlungen abgeleitet, um die Medienboxen für Kitas in Hinblick auf die Nutzung und die Akzeptanz zu verbessern. Aufgrund dieser Zielsetzungen handelt es sich schwerpunktmäßig um eine formative Evaluation, das heißt eine Evaluation, die den laufenden Prozess begleitet und die gewonnenen Ergebnisse in den Programmprozess zurückspeist. Folgendes Design wurde gewählt: Qualitative Befragung der Bücherhallen-Leitungen, die Medienboxen in ihrem Stadtteil anbieten (n=4) Quantitative Befragung (durch Rückmeldebögen) von Erzieherinnen und Erziehern, die das Angebot »Medienboxen« bereits genutzt haben (n=16) Qualitative Einzelinterviews von Erzieherinnen und Erziehern, die die Medienboxen regelmäßig nutzen (n=3) Qualitative Befragung von Kita-Kindern in zwei Einrichtungen (n=10) Teilnehmende Beobachtung in drei Kindertagesstätten vor Ort Nutzung der Boxen durch Studierende des Fachbereichs und Abfrage ihrer Einschätzung (n=7) Analyse von bereits bestehendem Datenmaterial (Nutzung) –B .d e 150 Abbildung 1. Ausleihe nach Themeninhalten der Medienboxen .B –u fanden Fortbildungen zu folgenden Themen statt: Zauberhafte Sprachförderung: Kinder mit Zauberkunst fesseln und sprachlich fördern Ganzheitliches Lernen – ganzheitliches Spielen: Kinder entdecken spielerisch die Welt der Buchstaben Ein Tag mit singenden, klingenden Tönen: Mit Kindern singen und einfache Instrumente basteln Sprachlos? Gefühle verstehen und ausdrücken: Kreative Sprachförderung und interkulturelle Kompetenz Zahlenzauber: Eine Reise in die Welt der Zahlen und Formen mit Musik, Spiel und Bewegung Gefühle in allen Farben: Geschichten und Gedichte zur Sprachförderung Erzieher und Bibliothekare agieren gemeinsam als Bildungspartner auf Augenhöhe. So öffnen sich nicht nur die Kitas, sondern auch die Bücherhallen für eine neue Qualität ihrer Arbeit. Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser! In Zusammenarbeit mit der HAW Hamburg (Studiengang »Bildung und Erziehung in der Kindheit«) entstand unter Regie von Professor Dagmar Bergs-Winkels (Kontakt: [email protected] burg.de) und Anna-Sophia Jochums eine Akzeptanz- und Optimierungsstudie zum Projekt. Ein halbes Jahr lang wurden Erzieher, Bibliothekare und Kinder befragt, Ideen weiterentwickelt, Maßnahmen erarbeitet und Ergebnisse dokumentiert. Evaluation ist häufig der Schlüssel zu neuen Steuerungsmodellen in der pädagogischen Praxis. Das Ziel der Evaluation war, positive und veränderungsbedürftige Aspekte w nen Anton und Greta in der Bücherhalle kennen, die beiden gehen mit in die Kita und erleben dort viele (Erzähl-)Abenteuer und unterstützen so ganz spielerisch die kindliche Sprachentwicklung. Als Bildungspartner haben sich die Bücherhallen in den letzten Jahren intensiver um nachhaltige Kooperationen bemüht, haben Angebote und Produkte ausgebaut und die Zusammenarbeit verstärkt. Das Bibliothekscurriculum der Bücherhallen Hamburg (2008) hat zum Ziel, flächendeckend alle Hamburger Kinder vom KitaAlter bis einschließlich Sekundarstufe I regelmäßig mit der altersgerechten Nutzung der Hamburger Bücherhallen vertraut zu machen. Es geht bei diesem Projekt also auch um den Aufbau einer Bildungspartnerschaft zwischen Kita und Stadtteilbücherhalle, die auf einer systematischen und kontinuierlichen Zusammenarbeit fußt. Auf dem Prüfstand w w Die vertragliche Vereinbarung mit der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz sieht vor, lektorierte Medienbestände in Kita-Gruppen zu liefern, ein bibliothekspädagogisches Begleitprogramm in der Bücherhalle anzubieten und gemeinsame Fortbildungen zu verschiedenen Projektthemen durchzuführen. Mit den steigenden qualitativen Anforderungen an Kindertageseinrichtungen steigen auch die Anforderungen an die Qualifizierung des Personals. Deshalb sind diese Fortbildungen ein ganz wichtiger Projektbaustein: Gemeinsam voneinander lernen ist erklärtes Ziel dieses bundesweit einmaligen Angebotes. 2009 Unterschiedliche Akzeptanz Zunächst wurden die bestehenden Nutzungsdaten analysiert, um Bücherhallen zu identifizieren, bei denen das Angebot gut beziehungsweise verhalten angenommen wird. Darüber hinaus konnten aus der Dokumentation Kindertagesstätten für die Interviews ausgewählt werden. Für die quantitative Befragung wurden alle Einrichtungen ausgewählt, die bereits eine Medienbox ausgeliehen hatten. Das Angebot der Medienboxen wird in den 15 Bücherhallen mitunter sehr unterschiedlich angenommen. Untern anderem in Schnelsen, Steilshoop und Mümmelmannsberg werden die Medienboxen sehr zahlreich ausgeliehen, wohingegen zum Beispiel in Jenfeld, Finkenwerder und Neuallermöhe die Ausleihzahlen vergleichsweise gering sind. In Osdorf zeigt sich ein deutlicher Anstieg vom zweiten Halbjahr 2008 zum ersten Halbjahr 2009. In Eidelstedt werden die Medienboxen erst seit diesem Jahr angeboten, die Ausleihzahlen sind bereits hoch. In Steilshoop gab es einen leichten Rückgang. Siehe hierzu auch Abbildung 1 auf dieser Seite. Interessante Einblicke ergeben sich aus der Aufschlüsselung nach ThemeninhalBuB | 62 (2010) 02 Lesesaal | BuB151 151 Praxis –B .d e ten. Im Balkendiagramm der Abbildung 1 wird deutlich, dass einige Themen sehr viel stärker nachgefragt werden als andere. Farben und Formen ist die Box, die mit Abstand am stärksten ausgeliehen wird. Sinne, Körper und Gesundheit, Gesunde Ernährung und Sprachförderung werden ebenfalls häufig abgefragt. Verkehr, Basteln und Malen, Kunst mit Kindern sowie Musik und Theater werden kaum ausgeliehen. Es gilt zu beachten, dass die Medienbox Buchstaben und Zahlen in zwei Medienboxen aufgeteilt wurde, sodass sie in dem Diagramm separat aufgeführt werden. Die Box Sprachförderung (groß) umfasst die Ausleihe der SprachförderungsBox (1) und der Sprachförderungs-Box (2). w w .B w Das Projekt zielt darauf ab, die Bildungspartnerschaft zwischen Bücherhalle und Kindertagesstätte auszubauen, um sie praxisnah in ihrer pädagogischen Arbeit zu unterstützen. Die Einzelinterviews mit den Leitungen der Bücherhallen und den Erzieherinnen ergab folgendes Bild: In den Einzelinterviews wird deutlich, dass die Leitungen der Bücherhallen (n=4) sich sehr stark für eine gute Zusammenarbeit mit den Kindertagesstätten und die Steigerung der Annahme der Medienboxen einsetzen. Sie suchen den direkten Kontakt mit den Einrichtungen durch Rundbriefe, Vorstellung der Boxen vor Ort und Ansprache von Erzieherinnen beim Besuch der Bücherhalle. Darüber hinaus wird das Angebot auf Stadtteilkonferenzen und -festen immer wieder beworben. Die persönliche Ansprache und das regelmäßige Bewerben der Medienbox wirken sich jedoch nicht gleichermaßen bei allen Bücherhallen auf die Ausleihzahlen aus. Eine Leitung betonte, dass es wichtig ist, den Nutzen sowie den Mehrwert der Medienbox den Erzieherinnen zu verdeutlichen. Die Leitungen der vier Bücherhallen reagieren offen und flexibel auf die Bedürfnisse der Kindertagesstätten, zum Beispiel indem die kreativen Aktionen auch bei Abgabe der Medienbox stattfinden und sie weitere Medien zur Ergänzung der jeweiligen Box bereitstellen. Die quantitative Erhebung unter den Erzieherinnen ergab (n=16), dass die Mehrzahl die Bücherhalle monatlich bis alle paar Monate besucht. Die Koopera- –u Die Inhalte der Medienboxen sind nach Einschätzungen der Erzieherinnen und Studierenden nur teilweise für Drei- und Vierjährige geeignet. BuB | 62 (2010) 02 Greta und Anton sind immer mit dabei: Die 40 Zentimeter großen Figuren aus dem Bilderbuch »Anton und die Mädchen« von Ole Könnecke wurden speziell für das Projekt angefertigt. Foto: Bücherhallen Hamburg tion zwischen ihrer Einrichtung und der besuchten Bücherhalle wird von zehn Befragten als gut bis sehr gut eingestuft. Sechs geben an, dass dies nur teilweise zutrifft. Die Erzieherinnen, die in einem qualitativen Einzelinterview befragt wurden (n=3), besuchen circa alle sechs Wochen mit den Kindern die Bücherhalle und sprechen von einer gelungenen Bildungspartnerschaft zwischen der Bücherhalle und ihrer Einrichtung. Unter einer guten Bildungspartnerschaft wird eine verlässliche und vertrauensvolle Basis zwischen Bücherhalle und Kindertagesstätte verstanden: Sie können sich jederzeit an die Mitarbeiter der Bücherhalle wenden, erhalten Anregungen und Unterstützung bei der Auswahl von Medien, die Mitarbeiter sind offen für Fragen und haben einen guten Draht zu den Kindern und es findet ein regelmäßiger Austausch zwischen Erzieherin und BücherhallenMitarbeiter statt, zum Beispiel nach einer kreativen Aktion in der Bücherhalle. | Lesesaal Praxis w Eine regelmäßige Aktualisierung der Inhalte der Medienboxen sowie mehr didaktisches Material ist anzustreben. vorrangig zur Unterstützung der Projektarbeit, zur Bereicherung des Stuhlkreises und zur eigenständigen Nutzung durch die Kinder eingesetzt. Eine Erzieherin schrieb im Fragebogen, dass sie die Medienbox als Schatzkiste nutzen und diese immer wieder »hervorzaubern«. Dreizehn Erzieherinnen (n=16) nutzen die Medienboxen zur Vorbereitung eines Themas und zehn bieten die Boxen konkrete Anregungen für neue Projekte sowie die Gestaltung der pädagogischen Arbeit in der Kindertagesstätte, bei vieren trifft dies teilweise zu. e der kindlichen Bildungsprozesse durch die Arbeit mit den Medienboxen gelingen kann. Es ist jedoch anzumerken, dass die Gestaltung und die Vermittlung durch die Erzieherinnen dabei zentral sind. Der Aufwandsbeitrag von acht Euro pro Kiste stellt überwiegend keine Hürde dar, das Angebot anzunehmen. Es existieren jedoch teilweise organisatorische Schwierigkeiten, wie die Öffnung der Bücherhallen erst gegen Mittag, die erforderliche Terminplanung sowie der Transport der Box. Die gemeinsamen Fortbildungen verzeichnen einen insgesamt hohen Zulauf, und die Zufriedenheit der Teilnehmer ist hoch. .d Der Evaluationsbericht hat viele Handlungsfelder benannt. Wir machen einen prima Job, aber … –B Diskussionen entstanden. Eine Erzieherin wies darauf hin, dass Hinweise für die Handhabung der Handpuppen sinnvoll wären. Die Inhalte der Medienboxen sind nach Einschätzungen der Erzieherinnen und Studierenden nur teilweise für Drei- und Vierjährige geeignet, gerade für Dreijährige seien die Medien und Inhalte partiell zu komplex und textlastig. In den drei Einzelinterviews wurde der Wunsch nach regelmäßigem Austausch und Aktualisierung der Inhalte der Medienboxen geäußert. Bei der quantitativen Befragung wurde dieser Wunsch von 13 Befragten bestätigt. Die Lernfortschritte der Kinder werden von den Erzieherinnen und Studierenden als mittelhoch bis hoch bewertet, sodass eine Unterstützung Heidi Best-Sendel, geboren 1970 in Wilhelmshaven. Studium an der FH Hamburg, Examen 1996. Von 2001 bis 2006 Leitung der Abteilung Presseund Öffentlichkeitsarbeit der Bücherhallen Hamburg. Seit 2008 Projektleitung der »Medienboxen für Kitas« und »Lese-Hör-Kisten« in der Fachstelle der Bücherhallen Hamburg. Berufliche Stationen waren unter anderem die Leitung der Gemeindebibliothek Bad Zwischenahn (»bibliothek am meer«), Fachbibliothek BGW Hamburg, Stadtbibliothek Bremen (»Internet-Projekt BINE«) und Fachbibliothek der PwC Hamburg. Fachaufenthalte an der University of Sheffield und an der Public Library of Liverpool. Seit 2006 Mitarbeit am Besprechungsdienst für Öffentliche Bibliotheken mit den Themengebieten Religion (CD-ROM), Wirtschaft und Sozialwissenschaften; seit 2007 ehrenamtliches Mitglied der BIB-Kommission für Verbandsmarketing und Verbandskommunikation. – Kontakt: heidi.best@bue cherhallen.de w Insgesamt wurden zehn Kinder im Alter zwischen vier und fünf Jahren (ein Kind war drei Jahre alt) aus zwei Kindertagesstätten in Jenfeld und Osdorf interviewt. Neun von zehn Kindern konnten die Frage, was eine Bücherhalle sei, beantworten (»Was kann man denn da machen?« – »Nur Bücher angucken.«). Vier Kinder fügten hinzu, dass man diese auch ausleihen kann. Fünf Kinder betonten, dass sie gerne in die Bücherhalle gehen. Zwei Kinder bejahten die Frage, ob sie einen Mitarbeiter aus der Bücherhalle kennen (»Kennst du denn jemanden in der Bücherhalle?« – »Nur den Mann da, der das alles verkauft.«). Auf die Frage, was sie mit der Medienbox in der Kindertagesstätte machen würden, antworteten drei Kinder, dass sie Bücher angucken würden (»Und was macht ihr mit der Medienbox?« – »Bücher rausholen und reinpacken.«). Die anderen Kinder beschrieben, dass das eine Box mit Büchern ist. Vier Kinder betonten, dass ihnen die Nutzung der Medienbox Spaß machen würde. Die Medienbox wird in den Kindertagesstätten, so ergab die Befragung (n=16), von der Mehrzahl der Erzieherinnen im Team gemeinsam genutzt, vier gaben an, dass die Kolleginnen ebenfalls Medienboxen ausleihen würden. Die Medienboxen werden vorwiegend in der Altersgruppe zwischen drei und sechs Jahren eingesetzt. Zwei Befragte gaben jeweils an, sie ebenfalls für die Altersgruppe der unter Dreijährigen und für Sechs- bis Zwölfjährige zu nutzen. Die Nutzung beziehungsweise der Einsatz der Medienboxen in den Kindertagesstätten ist sehr vielfältig: Sie werden Die quantitative Befragung (n=16) ergab (leider), dass die Handpuppen Greta und Anton überwiegend in der Bücherhalle bleiben und nur von drei Erzieherinnen regelmäßig bis manchmal eingesetzt werden. Eine Erzieherin setzte Anton und Greta häufig als Dialogmedium ein, wodurch witzige, aber auch ernsthafte –u Kinder kommen gerne in die Bücherhalle .B 152 BuB w 152 Die Ergebnisse der Evaluation machen deutlich, dass der Nutzen der Medienboxen hoch ist, diese vielseitig einsetzbar sind und sie eine Unterstützung bei der Umsetzung der Hamburger Bildungsempfehlungen darstellen. Es ist daher zu überdenken, das Angebot auf alle Hamburger Bücherhallen zu erweitern und so allen Hamburger Kindertagesstätten die Inanspruchnahme dieses Angebots zu ermöglichen. Eine Fülle an standardisierten und praxisnahen Aktionsvorschlägen findet sich bereits im Intranet. Die stetige Weiterentwicklung des Intranet ist jedoch erforderlich, um den Mitarbeitern der Bücherhallen eine Unterstützung bei der Gestaltung der kreativen Aktionen zu den Medienboxen zu bieten und einen fortlaufenden kollegialen Austausch zu ermöglichen. Die zukünftige Rolle von Greta und Anton gilt es zu überdenken. Eine regelmäßige Aktualisierung der Inhalte der Medienboxen sowie mehr didaktisches Material ist anzustreben, da dieser Wunsch von der Mehrheit der befragten Erzieherinnen geäußert wurde. Darüber hinaus ist zu überlegen, wie der Transport der Box einfacher gehandhabt werden kann, gerade für Kindertagesstätten, die nicht im nahen Umfeld der Bücherhalle ansässig sind. Der Evaluationsbericht hat viele Handlungsfelder benannt, nun gilt es, das Projekt schrittweise zu optimieren. Eine kontinuierliche und qualitative Zusammenarbeit mit Kitas ist unerlässlich, um Kinder in ihrer Entwicklung und ihrem Selbstbildungsprozess optimal zu unterstützen. Jedem Kind – ob zukünftiger Forscher, Künstler oder Konstrukteur – zu einem guten Start ins Leben zu verhelfen, ist unser gemeinsames Ziel. Die »Medienboxen für Kitas« sind eine wichtige Etappe auf diesem lohnenden Weg. BuB | 62 (2010) 02 Lesesaal | BuB153 153 Praxis Organisation der Ausleihe professionellen Standards. Einen besonderen Ansatz verfolgt »Bilderreich & Wortgewandt« mit der regelhaften Ausleihe der Bilderbücher an die Familien der Kinder. Die Ausleihe der auch zweisprachigen Bilderbücher aus den Kitas in die Familien ist gerade für Kinder mit Migrationshintergrund Bilderreich & Wortgewandt e Bilderbuch-Bibliotheken in Hamburger Kindertagestätten .d Erstmals wurde in Deutschland ein wissenschaftlich fundiertes Konzept für die Einrichtung und Arbeit mit thematisch, sprachlich und vor allem bildlich hoch differenzierten Bilderbuchbibliotheken in zehn Kindertagesstätten in Hamburg etabliert. 2010 werden 14 weitere Bibliotheken ihre Arbeit aufnehmen. Die Arbeit wird durch ein intensives Fortbildungsprogramm, durch Hospitationen in den Einrichtungen und durch eine fortlaufende Qualitätssicherung begleitet und fundiert. w Neben der thematischen und sprachlichen Spannweite der Bilderbücher stehen die ästhetische Qualität und die Vielfalt der Bildsprache im Vordergrund. und für Kinder aus bildungsfernem Milieu ein niedrigschwelliges Angebot, auch die Eltern intensiv in die Literacy-Erziehung mit einzubeziehen. Die Arbeit wird durch ein intensives Fortbildungsprogramm, durch Hospitationen in den Einrichtungen und durch eine fortlaufende Qualitätssicherung begleitet und fundiert. Friederike Plaga .B –u –B Der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband Hamburg hat in Zusammenarbeit mit seinen Mitgliedsorganisationen im Bereich der Kindertagesbetreuung das Bibliothekskonzept »Bilderreich & Wortgewandt« gestartet. In dem Projekt, das von der Kulturwissenschaftlerin Friederike Plaga (Leuphana-Universität Lüneburg) entwickelt wurde, sollen die Literacy-Kompetenzen von bildungsbenachteiligten Kindern in Hamburger Kindertagesstät- Die Bilderbuch-Bibliotheken von »Bilderreich ten durch eine intensive Bibliotheksarbeit vor & Wortgewandt« folgen in der Einbindung, Ort gefördert werden. Frühe Erfahrungen mit Signierung mit einem Farbleitsystem und der Büchern, mit Schrift und Bildern fördert die Sprach- und Bildkompetenz nachhaltig. Die Bibliotheken sind in acht Themen unterteilt, die alle Bildungsbereiche beinhalten: Kunst und Musik – Lyrik – Märchen – Geschichten – Ich, Du, Wir, Gesellschaft – Philosophie, Religion, Andere Kulturen, Zweisprachige Bücher – Naturwissenschaften – Lexi- w w ka. Neben der thematischen und sprachlichen Spannweite der Bilderbücher stehen die ästhetische Qualität und die Vielfalt der Bildsprache im Vordergrund. »Bilderreich & Wortgewandt« beinhaltet ein Raum-im-Raum-Regalkonzept. Es ermöglicht, die Bücher für die Kinder ständig griffbereit und sortiert nach Themenbereichen an einem exponierten Ort in der Einrichtung zu platzieren, sodass anregende Begegnungen mit Schrift und Bildern einen ungestörten Raum bekommen. Möglich wurde dieses Projekt auch durch »Bilderreich & Wortgewandt« beinhaltet ein Raum-im-Raum-Regalkonzept. Es ermöglicht, die engagierte fachliche Unterstützung der die Bücher für die Kinder ständig griffbereit und sortiert nach Themenbereichen an einem exFoto: Friederike Plaga ekz.bibliotheksservice GmbH in Reutlingen. ponierten Ort in der Einrichtung zu platzieren. BuB | 62 (2010) 02 | Lesesaal Bau Christian Enichlmayr Das Neue verbindet sich mit dem Alten Wiedereröffnung der Oberösterreichischen Landesbibliothek (Linz) nach Sanierung und Erweiterung D .d ie ehemalige »Bundesstaatliche Studienbibliothek« war 1999 vom Land Oberösterreich übernommen worden. Sie passte nicht mehr in die Linzer Bibliothekenlandschaft, die von mehreren Universitätsbibliotheken einerseits und einer mit der Volkshochschule verschmolzenen Stadtbibliothek andererseits geprägt wird. Als Landesbibliothek ist sie nunmehr seit über zehn Jahren Bewahrer des historischen Erbes aus ehemaligen oberösterreichischen Klosterbibliotheken. Zusätzlich ist sie aber primär Dienstleistungsbetrieb für bildungsinteressierte Jugendliche und Erwachsene sowie erste Anlaufstelle für die landeskundliche Forschung. In der Vergangenheit stark auf die Funktion als Ausleihebetrieb orientiert, möchte sie künftig stärker als Lernort im Eine moderne Bibliothek des 21. Jahrhunderts –B Das Architekturbüro Bez & Kock (Stuttgart) konnte in einem europaweit ausgeschriebenen Architekturwettbewerb 2006 mit seinem Entwurf für die Erweiterung und Sanierung des historischen Gebäudes überzeugen und errang den ersten Preis unter 52 Einreichungen. Für Architekt Thorsten Kock war die Auseinandersetzung mit dem historischen Gebäude aus den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts eine besondere Herausforderung, aber auch die inhaltliche Wandlung der Institution von einer eher archivalisch orientierten Magazinbiblio- w w .B –u Die »Oberösterreichische Landesbibliothek« ist eine Universalbibliothek im Zentrum von Linz. Im Vorfeld der Wahl von Linz zur »Kulturhauptstadt Europas 2009« bot sich die Chance, die ehemalige Magazinbibliothek aus den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts von Grund auf zu sanieren und zu erweitern. Das Gebäude selbst – im Stil der »Neuen Sachlichkeit« errichtet – ließ aufgrund von Kleinräumigkeit, langen Verkehrswegen für Publikum und Personal und schlechtem Bauzustand wenig Spielraum für Kunden- und Dienstleistungsorientierung. städtischen Bildungs- und Kulturangebot wahrgenommen werden. Durch die Teilnahme am »Österreichischen Bibliothekenverbund«, durch die Optimierung der Geschäftsprozesse und ein dienstleistungsorientiertes Angebot wurden bereits vor dem Umbau beachtliche Steigerungen bei den Leserzahlen erreicht. Das sanierte Gebäude mit seiner Verzehnfachung der Publikumsfläche sollte nochmals Potenzial für Lese- und Veranstaltungsbetrieb ermöglichen. e 154 BuB w 154 Aus dem ehemaligen Festsaal wurde der »Erlebnisraum Altes Buch«, der die barocken Bücherschränke eines ehemaligen Jesuitenklosters beherbergt, erweitert durch die multimediale Rauminstallation des Linzer Medienkünstlers Peter Hans Felzmann. Felzmanns »Raumerzählung« zur Entwicklung der Schrift bietet den Besuchern der Landebibliothek die Möglichkeit, in eine Inszenierung von Schrift- und Kulturgeschichte einzutauchen. Ein Trailer zu dieser Installation ist auch auf »youtube« abrufbar. BuB | 62 (2010) 02 Bau thek hin zur leser- und kundenorientierten Freihandbibliothek war nicht einfach zu bewältigen. Seit September 2009 können die Leserinnen und Leser statt früher auf .d –B Das Architektenteam Bez und Kock aus Stuttgart hat auf die Anliegen des Denkmalschutzes mit viel Sensibilität geantwortet und sogar die historische Außenfassade wieder dem entstehungszeitlichen Bild angepasst. Foto: Stephan Baumann / büro für raum im bild .B –u neues Lese- und Ausstellungszentrum geworden, von dem aus auch die historische Architektur in neuer Form erst »erlebbar« wird. Im Gegensatz zur offenen Halle, befinden sich im Altbau viele abgeschlossene Räume, die einer neuen Nutzung zugeführt wurden, wie zum Beispiel Gruppenarbeitsräume oder die »Fachinformation«, in der vertiefende – von Bibliothekaren betreute – Recherchen in vorwiegend elektronischen Informationsquellen angeboten werden. 235 Jahre Bibliotheksgeschichte Oberösterreich w w w 150 Quadratmeter Publikumsfläche auf über 2 000 Quadratmetern schmökern und lesen. Die Vorgabe lautete, keine gravierenden Veränderungen am vorhandenen Gebäude vorzunehmen und dennoch den Zweck einer modernen Bibliothek des 21. Jahrhunderts zu erfüllen. Gelungen ist dies dadurch, dass an der Gebäuderückseite ein »Gebäudebegleiter« entstand, der in drei Tiefgeschossen die historischen Bestände aufnimmt und in den Obergeschossen die Publikumsflächen der Bibliothek vorsieht. Nach dem Passieren des historischen Eingangsportals werden die Besucherinnen und Besucher nunmehr von einer lichtdurchfluteten Halle empfangen, von der aus sich die galerieartig angeordneten Geschosse öffnen und die Leserinnen und Leser zu Zeitungen, Magazinen, Büchern und zu den elektronischen Informationsträgern führen. Das neue bibliothekarische Konzept sieht vor, dass die Leserinnen und Leser sich selbst an den Freihandregalen bedienen und in der neuen Literatur schmökern und lernen. Dazu wurde der historische Bücherspeicher aus den 1930er-Jahren für das Publikum geöffnet und an die neuen Verkehrswege des Erweiterungsbaus angebunden. Der neue Baukörper funktioniert als »Passstück« zum historischen Bestand und nicht als zusätzliches neues Gebäude. Architekt Kock erläutert: »Es passt wie der Schlüssel zum bereits vorhandenen Schloss«. Das Neue verbindet sich mit dem Alten: Zwischen dem historischen Altbestand und dem Neubau fungiert die neue Informationsdrehscheibe als Schnittstelle zwischen den Leserinnen und Lesern einerseits und den Bibliothekarinnen und Bibliothekaren anderseits. Die neue Mitte des Hauses, abgeschottet vom Lärm der Stadt, bietet sich hervorragend für Ausstellungen und abendliche Lesungen an; der Raum wird mittlerweile auch für Fremdvermietungen genutzt, ein Zeichen, dass Kultur- und Bildungseinrichtungen auch für Firmenveranstaltungen einen attraktiven Rahmen bieten können. Aus dem ehemaligen Hinterhof des Studienbibliotheksgebäudes ist ein e Seit September 2009 können die Leserinnen und Leser auf über 2 000 Quadratmetern schmökern und lesen. BuB | 62 (2010) 02 Festschrift erschienen Zur Wiedereröffnung der Oberösterreichischen Landesbibliothek ist die Publikation »Von der Schatzkammer des Wissens zum Lernort – 235 Jahre ›bibliotheca publica‹, zehn Jahre Oö. Landesbibliothek« erschienen. Die Festschrift ist als gedruckte Ausgabe im Selbstverlag der Bibliothek erschienen beziehungsweise als PDF im Internet verfügbar: www.landesbibliothek.at/uploads/me dia/Folder/Festschrift_Ooe_Landesbib liothek2009.pdf?fsize=0.63. Die Bibliothek – ein Kulturbauwerk Aus dem ehemaligen Festsaal wurde der sogenannte »Erlebnisraum Altes Buch«, der die barocken Bücherschränke des ehemaligen Jesuitenklosters samt früher und seltener Druckwerke beherbergt, aber nunmehr um eine multimediale Rauminstallation des Linzer Medienkünstlers Peter Hans Felzmann erweitert wurde. Felzmanns »Raumerzählung« zur Entwicklung der Schrift bietet künftig einen zusätzlichen Anreiz, das Haus nicht nur zum Lesen zu besuchen, sondern zu einem musealen Eintauchen in eine Inszenierung von Schrift- und Kulturgeschichte. In der Auseinandersetzung mit dem Thema »Schrift« und Buchdruck wird die wichtigste konservatorische Aufgabe der Landesbibliothek thematisiert. Ohne Eingriffe in den historischen Raum vorzunehmen, etwa durch Leinwände oder Bildschirme, wird der gesamte Raum in Form von Boden, Wänden und Decke zu einem multimedialen Erzählraum. Die heikle Aufgabe, den historischen Festsaal umzugestalten, ohne technische Eingriffe vorzunehmen, ist durch die Projektion in den gesamten Raum gelöst worden. Der erzählerische Bogen der künstlerischen Arbeit umfasst dabei die ersten an Felswänden gemalten Bilder und Zeichen und spannt sich bis zum Einfluss der lateinischen Sprache auf die europäische Schriftkultur. Die »Raumerzählung« schildert akustisch und bildhaft die Vielfalt der Kalligrafie, der Typografie, zeigt mittelalterliche Handschriften aus oberös- | Lesesaal Bau e ähnliche Bedeutung ergeben. Als Begriff mit der Assoziation zur Bibliothek wählten Sabine Bitter und Helmut Weber das Wort REGAL, das in umgekehrter Reihenfolge gelesen LAGER ergibt. Lager, im Sinne eines Bücherspeichers und der Lagerung von Wissen. Den Künstlern ist durchaus bewusst, dass der Begriff des »Lagers« im deutschen Sprachgebrauch historisch vorbelastet ist. Dazu Helmut Weber: »Gerade in diesem Zusammenhang wird klar, dass Bedeutung und Interpretation eines Begriffes immer auch vom Kontext, vom Blickwinkel und vom Bewusstsein des Betrachters abhängen«. Sachlichkeit, aber auch auf Installationen. So wurde das historische Glasfenster mit dem Wessobrunner Gebet, einer der frühesten poetischen Arbeiten in althochdeutscher Sprache, ergänzt um eine Installation der aus Oberösterreich stammenden Künstler Sabine Bitter und Helmut Weber. Sabine Bitter und Helmut Weber bauten rund um das gelbe Fenster aus den Dreißigerjahren drei weitere Fenster in den Farben des Herstellungsprozesses des Vierfarbdruckes, nämlich den Farben Cyan, Magenta und Schwarz. Als »Formfindungsprinzip« arbeiteten die Künstler mit dem Begriff des »Palindroms«. Palindrome sind Wörter, die auch in umgekehrter Richtung gelesen, dieselbe oder eine Schwerpunkte der Erweiterungs- und Sanierungsmaßnahmen Einwohnerzahl Oberösterreich rund 1,4 Millionen Einwohnerzahl Linz rund 190 000 Anschrift der Bibliothek Schillerplatz 2, 4021 Linz, Österreich Träger/Bauherr Land Oberösterreich Leitung Dr. Christian Enichlmayr Fläche der Bibliothek Gesamtnutzfläche: 4 720 Quadratmeter, davon im Neubau 1 988 Quadratmeter Publikumsfläche: 2 237 Quadratmeter Magazinfläche: 900 Quadratmeter Regallängen: geschlossenes Magazin 937 Meter, davon 685 Meter im Neubau, Freihandbereich 534 Meter Ausstattung An der Rückseite des Bibliotheksgebäudes in der Rainerstraße wurde ein dreigeschossiger Tiefspeicher errichtet, der die wertvollen Sammlungen der Landesbibliothek aus den aufgelösten oberösterreichischen Klöstern beherbergt. Die sogenannte »Schatzkammer«, der Tresorraum für die Zimelien (Kostbarkeiten) des Landes Oberösterreich, verwahrt Handschriften und Inkunabeln, darunter das älteste Schriftdokument des Landes, ein Fragment aus dem Kloster Mondsee aus dem 9. Jahrhundert. Für diese Bestände wurden sicherheitstechnische und klimatechnische Voraussetzungen für eine normgerechte Aufbewahrung geschaffen. w Kompaktmagazine: Zambelli Freihand: teilweise Altbestand in Metall und teilweise Tischlerregale –u –B Oberösterreichische Landesbibliothek (Linz) Dr. Christian Enichlmayr ist seit 1999 Leiter der Oberösterreichischen Landesbibliothek in Linz. Davor war er an der Informationsvermittlungsstelle der Universitätsbibliothek Linz. Nach dem Studium (Publizistik und Psychologie) war er in den 1980erJahren an der Umstellung eines Pressearchivs auf elektronische Datenspeicherung als Projektleiter beteiligt. – Kontakt: [email protected] .d terreichischen Klöstern und die Wirkung der Erfindung des Buchdrucks. Sie spinnt das Thema weiter bis zum Stellenwert der Schrift in der Kunst und zeigt historische Schriftdenkmäler aus den oberösterreichischen Klöstern oder Autografen von Johannes Kepler und Anton Bruckner. Ein Trailer zu dieser Installation ist auch auf »youtube« abrufbar. Die Bibliothek sammelt und archiviert aber nicht nur Kunst und Kultur in ihren Mauern, sondern sie ist selbst ein Kunst(bau)werk. Das bezieht sich einerseits auf das Baudenkmal im Stil der neuen .B 156 BuB Bibliothekssystem Aleph 500 mit Anbindung an den »Österreichischen Bibliothekenverbund« circa 14 Millionen Euro w Kosten (Bau-/Einrichtungskosten) Planung/Architekt/Gestaltung Büro Bez + Kock (Stuttgart) Bestand circa 400 000 Medieneinheiten Etat w 156 1, 9 Millionen Euro (2008 ohne Gebäudekosten oder -abschreibungen) Personal 24 Vollzeitäquivalente Öffnungszeiten Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr, Samstag 9 bis 12 Uhr In Linz sind seltene Drucke des 16. bis 18. Jahrhunderts in Kompaktregalanlagen in den Untergeschossen der Landesbibliothek untergebracht, mittelalterliche Handschriften und Inkunabeln werden in der Schatzkammer in säurefreien Kartonschubern verwahrt. Foto: Land Oberösterreich BuB | 62 (2010) 02 w w w .B –u –B .d e | Lesesaal Bau Besonders die mittelalterlichen Handschriften und frühen Drucke sind nunmehr gegen Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit weitgehend geschützt. Über den Tiefgeschossen liegt ein mit Glas überdachter Innenhofbereich, der mit einer Empfangs- und Informationstheke die Orientierung im neuen und kompakteren Gebäude erleichtern soll. Die denkmalgeschützte Substanz des Bestandsbaus musste umfassend saniert werden, um den Leserinnen und Lesern ein angenehmes Ambiente zu bieten. So wurden beispielsweise die großen Kastenfenster aufwendig restauriert, um die Lesebereiche besser vom Lärm der Innenstadt abzuschirmen, aber auch um einen effizienten Luftaustausch im Inneren zu ermöglichen. Bereits im Vorfeld der Planung hat der Dialog mit dem Bundesdenkmalamt ei- e 158 BuB .B –u –B .d Nach dem Passieren des historischen Eingangsportals werden die Besucherinnen und Besucher nunmehr von einer lichtdurchfluteten Halle empfangen, von der aus sich die galerieartig angeordneten Geschosse öffnen: Der überdachter Innenhof dient als Verbindung zwischen historischem Bautrakt und Freihandflächen im Erweiterungsbau. Fotos: Land Oberösterreich w Die schnörkellose Inneneinrichtung ist einheitlich auf die historische Bausubstanz abgestimmt: Die Materialien sind Eichenholz beim Mobiliar und Muschelkalkstein an den Fassaden. w w Kunst im Treppenhaus (links): Sabine Bitter und Helmut Weber haben rund um das historische gelbe Glasfenster mit dem Wessobrunner Gebet drei weitere Fenster in den Farben des Herstellungsprozesses des Vierfarbdruckes, Cyan, Magenta und Schwarz, gestaltet. Die Bibliothek sammelt und archiviert nicht nur Kunst und Kultur in ihren Mauern, sondern sie ist selbst ein Kunst(bau)werk. nen breiten Raum eingenommen. Besonders die »räumliche Erlebbarkeit« des Innenhofes war den Denkmalschützern ein Anliegen. Das Architektenteam hat auf die Anliegen des Denkmalschutzes mit viel Sensibilität geantwortet und sogar die historische, schimmernde Außenfassade wieder dem entstehungszeitlichen Bild angepasst. Organisatorisch macht die sanierte Bibliothek einen großen Sprung in Richtung mehr Selbstbedienung für die Leserinnen und Leser. Der aktuelle Bücherzuwachs von jährlich etwa 10 000 Bänden ist weitgehend in frei zugänglichen Regalen untergebracht und durch galerieartige Verbindungsgänge zwischen Altbestand und Zubau sowie durch das historische Treppenhaus erschlossen. Auch die historischen, oberirdischen Speicher aus den Dreißigerjahren mit einem – für die damalige Zeit revolutionären – Glasboden sind nunmehr für das Publikum geöffnet. Im Erdgeschoß ist eine »Leselounge« eingerichtet: in Kaffeehausatmosphäre kann man sich in das aktuelle Zeitungsund Magazinangebot der Bibliothek vertiefen. Dort liegen nicht nur die regionalen Tages- und Wochenzeitungen auf, sondern auch ein Querschnitt durch das deutsch- und fremdsprachige Angebot an Qualitätszeitungen und NachrichtenmaBuB | 62 (2010) 02 Lesesaal | BuB159 159 Bau e gazinen. Insgesamt ist die »Lounge« im Nahbereich des Eingangsportals stärker am Unterhaltungslesen als am Informationslesen ausgerichtet. Alles in allem ist die Bibliothek bestrebt, den Leserinnen und Lesern mehr »Informationskompetenz« zu vermitteln. Die Bücher und Zeitschriften sind nach Wissensbereichen aufgestellt, sodass der –B Leseplätze im Freihandbereich der Jugendliteratur verlocken zum Schmökern. .B –u geführt werden. Mit dem System soll auch sichergestellt werden, dass Bücher nicht »versehentlich« aus dem Bestand mitgenommen werden. Ein weiteres Highlight der Bibliothek ist die sogenannte »eLibrary«. In dieser Zone ist der Zugang zu den elektronischen Diensten der Bibliothek konzentriert. Entsprechende Anleitung durch qualifiziertes und beratendes Personal ist in den letzten Jahren ein Qualitätsmerkmal der Bibliothek geworden. Kern der eLibrary ist der Zugriff auf von der Bibliothek lizenzierte elektronische Dienste wie Datenbanken, elektronische Zeitschriften, Artikeldienste, Volltexte und E-Books. Auch die Bibliothek selbst arbeitet – in Kooperationen – immer stärker an der Volltextdigitalisierung von urheberrechtsfreien Texten. So wurde in Zusammenarbeit mit der Nati- w w w Einzelne direkt am Regal arbeiten und lesen kann. In einem Evaluierungsprozess haben sich die Bibliothekarinnen und Bibliothekare für die Universalklassifikation der Dewey-Dezimalklassifikation in der aktuellen Ausgabe (DDC 22) als Aufstellungssystematik entschieden. Gründe dafür liegen unter anderem darin, dass die Möglichkeit des syntaktischen Indexierens eine große Erschließungstiefe insbesondere bei den landeskundlichen Beständen zulässt und dass die Notationen zunehmend mehr in den Fremddaten der Bibliothekenverbünde nachweisbar sind. Die Bibliothek hat sich bei der Wahl der Aufstellungssystematik aber auch von erfolgreichen Beispielen aus Kantonsbibliotheken und norditalienischen Regionalbibliotheken leiten lassen, die die DDC als Aufstellungssystematik verwenden. Die Teilnahme der Landesbibliothek am österreichischen Bibliothekenverbund sichert die Einhaltung von normierten Qualitäten bei der Buchbearbeitung und nutzt andererseits die rationelle Bearbeitung durch Übernahme von bibliothekarischen Erschließungsstandards im Arbeitsprozess (Katalogisierung, Beschlagwortung). Der Selbstbedienungsprozess der Leserinnen und Leser wird nunmehr auch durch den Einsatz von Selbstbedienungsterminals unterstützt Die Schlüsseltechnologie dazu sind die Transponderchips, die in Etikettenform in jedes Buch eingeklebt sind. Auf dem Chip, der keine eigene Stromversorgung benötigt, befindet sich die eindeutige Identifikationsnummer für jedes Buch. Über eine Sende- und Empfangseinheit, die mit der Datenbank des Bibliotheksverwaltungssystems verknüpft ist, kann der Ausleihevorgang vom Leser selbst berührungslos und im Stapel durch- .d Die historischen, oberirdischen Speicher aus den Dreißigerjahren mit einem – für die damalige Zeit revolutionären – Glasboden sind nunmehr für das Publikum geöffnet. BuB | 62 (2010) 02 Sehr aufwendig gestalten sich die Maßnahmen für den Brandschutz: Während der Tiefspeicher mit den wertvollen Beständen mit einer Gaslöschanlage ausgestattet wurde, sind die oberirdischen Bereiche mit einer Sprühnebelanlage ausgerüstet. onalbibliothek das »Oberösterreichische Landesgesetzblatt« ab 1863 digitalisiert und online zugänglich gemacht (alex.onb. ac.at). Auch ein Digitalisierungsarbeitplatz und ein Arbeitsplatz für sehbehinderte Leserinnen und Leser ist im Bereich der eLibrary angesiedelt, um auch für Men- schen mit Handicap einen Zugang zur Literatur gemäß dem Stand der Technik zu ermöglichen. Die Zielgruppe der jugendlichen Leserinnen und Leser wird mit einem räumlich geschlossenen Angebot versorgt: Sachliteratur und Belletristik speziell für diese Zielgruppe, aber auch ein attraktiver Querschnitt an LiteraturDie während des Jahres 2009 fertiggestellte Sanierung und Erweiterung ist der erste Abschnitt eines in zwei Etappen gegliederten Bauvorhaben. verfilmungen auf DVDs soll besonders die Teenager noch stärker in die Bibliothek führen. Sehr aufwendig gestalten sich die Maßnahmen für den Brandschutz: Während der Tiefspeicher mit den wertvollen Beständen mit einer Gaslöschanlage ausgestattet wurde, sind die oberirdischen Bereiche mit einer Sprühnebelanlage ausgerüstet. Diese Technik kommt im Brandfall mit wenig Wasser als Löschmittel aus, das unter hohem Druck den Brandherd bekämpft. Die Schädigung der Sammlungen kann somit geringstmöglich gehalten werden. Die während des Jahres 2009 fertiggestellte Sanierung und Erweiterung ist der erste Abschnitt eines in zwei Etappen gegliederten Bauvorhabens zum Vollausbau. 160 BuB BuB || Magazin Lesesaal Fachliteratur Andere Definition von Wissen Es ist dem Rezensenten nicht gelungen, eine Quelle zu finden, die diese Definition mit Umstätter teilt, was auch dadurch erschwert wurde, dass er selbst keine angibt. Trotzdem genügt diese Definition dem Autor, um »unzählige Laien, aber auch Wissenschaftler« dafür zu tadeln, dass sie das Wort Intelligenz falsch gebrauchen (S. 53). Das ist umso bemerkenswerter, als auch die Vorstellung, dass »Wissen« angeboren sei, dem Alltagsgebrauch des Begriffs »Wissen« widerspricht. »Wissen«, als Tätigkeitswort, meint »von etwas Kenntnis haben«, und das »Wissen«, als Substantiv, ist dann die Formulierung dieser Kenntnis. Für Umstätter ist »Wissen« schlicht etwas, was abrufbar ist: Eine Pflanze »weiß«, wie sie wachsen muss, ein Vogel »weiß«, wie er fliegen muss. »Der Grund dafür, dass die Erkenntnis, dass auch Pflanzen schon Wissen haben und nicht nur der Mensch, vielen Wissenschaftlern Schwierigkeiten bereitet, ist einfach, die meisten Menschen verwechseln Wissen mit Bewusstsein«, schreibt Umstätter (S. 171). »Die meisten Menschen« liegen also falsch, aber Umstätter nicht! Solcherart definiert, lässt sich der Begriff auf alles Mögliche anwenden. Konsequent wäre es, festzustellen, dass auch Pantoffeltierchen »ererbtes Wissen« haben – und also »intelligent« sind. Unabhängig von solcher alltagsfernen Gebrauchsfestlegung bringt Umstätter eine andere Definition von »Wissen«. Diese leitet er aus dem ab, was er für »Informationstheorie« hält, nämlich: »Wissen ist bei genauerer Betrachtung begründete Information [...], also eine Information, zu der eine Begründung ihrer Richtigkeit gehört. Diese Begründung ist aber im Prinzip nichts anderes als eine spezielle Form der Redundanz, aus der man auf die folgende Information schließen kann, eine a priori Redundanz« (S. 82, vgl. S. 172, S. 224). Auch hier wüsste der Leser gerne, ob es für diese Definition eine andere Quelle als den Autor gibt. –B Umstätter, Walther: Zwischen Informationsflut und Wissenswachstum. Bibliotheken als Bildungs- und Machtfaktor der modernen Gesellschaft. Berlin: SimonVerlag für Bibliothekswissen, 2009. 337 Seiten. – broschiert 28,50 Euro Der Umgangssprache entspricht sie jedenfalls ebenso wenig wie der Psychologie oder der Erziehungswissenschaft: Das »Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts« gibt die Bedeutung von »Intelligenz« mit »geistige Fähigkeit, Klugheit« an (ähnlich das deutsche »Wiktionary« und der »Große Duden«). Die Psychologie benutzt »Intelligenz« als Allgemeinbegriff für kognitive Fähigkeiten. .d Walther Umstätter streift in seinem »Rückblick« viele Themen er Titel von Walther Umstätters jüngstem Buch verspricht erfahrungssatte Urteile: Er klingt nach einer Summe der wissenschaftlichen und praktischen Arbeit des ausgewiesenen Fachmannes. Bis 2006 lehrte der promovierte Biologe am Berliner Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, zuvor an der Fachhochschule für Dokumentations- und Bibliothekswesen in Köln und hatte 1975 bis 1982 an der Universitätsbibliothek Ulm die erste OnlineLiteraturdokumentation aufgebaut. Nun legt er seinen »Rückblick« vor »auf eine Entwicklung, die ihre Schatten schon weit voraus geworfen hat und deren Erkenntnisse Licht in unsere Zukunft bringen«, wie der Klappentext mit einer schiefen Metapher ankündigt. e D Können Pflanzen wissen? Intelligenz nicht trainierbar? .B –u Tatsächlich bietet das Buch eine Fülle von Meinungen und Urteilen – recht selten ist ersichtlich, was diese mit dem vom Titel angekündigten Thema des Buches zu tun haben. Umstätter präsentiert autobiografisch-anekdotisch einige Lieblingsgedanken. Er bettet sie in eine Fülle von Bemerkungen ein, die nur eines gemeinsam haben: Er wollte sie veröffentlichen. So streift er unter anderem auf den hier beispielhaft herausgegriffenen Seiten 50 bis 100 (von etwa 300 Seiten) die Themen Vegetarismus (unrealistische Utopie!, Seite 57), Amokläufe (schlechte Didaktik macht Schüler aggressiv! S. 58), Willensfreiheit (ganz einfaches Problem! S. 75), Atheismus (verantwortungslos! S. 77), Bachelor-Abschluss (Etikettenschwindel! S. 86), Sinn von Strafe (durch Massenmedien verzerrt! S. 100), Nationalsozialismus (bornierte Dummköpfe! passim). Doch worum geht es im Ganzen? Dies festzustellen macht Umstätter seinen Lesern nicht leicht. Der Rezensent orientiert sich an ein paar Begriffen, die dadurch herausgehoben sind, dass sie einem im Buch häufiger begegnen: »Intelligenz«, »Wissen«, »Information« beziehungsweise »Informationstheorie«. »Intelligenz«, schreibt Umstätter, »ist das ererbte Wissen von Lebewesen, im Gegensatz zu dem, das sie im Laufe ihres Lebens erwerben« (S. 49 und an anderer Stelle). Dieser Satz mutet an wie eine Definition, und er erklärt dem verblüfften Leser zum Beispiel, warum Umstätter Intelligenz für nicht trainierbar hält (S. 45): Wissen lässt sich eben nicht trainieren. Wie kommt Umstätter darauf? Ist das eine in der Biologie übliche Definition, die er sich aus dem Studium bewahrt hat? w w w 160 160 Anschrift des Rezensenten: Dr. Joachim Eberhardt, Lippische Landesbibliothek, Hornsche Straße 41, 32756 Detmold; [email protected] BuB | 62 (2010) 02 Magazin Lesesaal || BuB BuB 161 161 161 Fachliteratur w w BuB | 62 (2010) 02 Fazit .d e Das Buch ist 300 Seiten dick und doch sehr dünn. Bis zur letzten Seite muss der Leser rund 600 Kommafehler, 200 Druckfehler (»Juriprodenz«, S. 311) und exzessive Selbstreferenzialität des Autors ertragen (58 von 145 Titel im Literaturverzeichnis sind von ihm). Ganz ernsthaft schreibt er Sätze wie: »Durch die Massenmedien unserer Zeit, besteht schon seit längerem die große Gefahr, dass Kriminalität, Faustrecht, Pornographie etc. kultiviert und damit das Wort Kultur immer stärker verballhornt wird. Es war nicht zuletzt der Nationalsozialismus, der unter J. Goebbels die Massenmedien dazu missbrauchte, Gewalt und Betrug in Deutschland zur Durchsetzung eigener Interessen zu kultivieren.« (S. 311) Störend ist zudem die ständige »Die anderen irren«-Attitüde angesichts der zahlreichen Irrtümer im Buch. – Ein paar Beispiele: Die Autorin der Harry-Potter-Romane heißt nicht »Rawlings« (S. 146) und Kleists Heldin von Heilbronn nicht »Gretchen« (S. 150). »Naheliegend« findet die Tatsache, dass eine »dichotome Verzweigung« zwei Äste hat (S. 179), nur, wer nicht weiß, dass dichotom »zweiteilig« bedeutet. Goethe wollte mit den Versen »Wär nicht das Auge sonnenhaft, / die Sonne könnt es nie erblicken« sicher nicht, wie Umstätter aber gönnerhaft feststellt, »sehr schön deutlich [machen], dass die Lebewesen dieser Erde die physikalischen Gesetzmäßigkeiten in sich inkorporiert haben« (S. 76, Fn. 50) – das Sonnenhafte des Auges geht unmissverständlich über Physik hinaus. Die »eigentliche Bedeutung des Wortes Psyche« ist nicht »unsterbliche Seele« (S. 257); die Vorstellung einer »unsterblichen Seele« ist viel jünger als das Wort, das Umstätter gegen die Psychologie in Schutz nimmt. Solcherlei dem Autor vorzuhalten, ist – das sei abschließend festgestellt – darum naheliegend, weil Umstätter jegliche Selbstreflektion fehlt. Wer im Glashaus sitzt, für den ist es womöglich unsichtbar. Joachim Eberhardt –B Außer Umstätter käme wohl auch kein Informationstheoretiker auf die Idee, den Begriff »Wissen« in seine Überlegungen einzubeziehen, da hier, selbst wenn man Umstätters eigenwilliges Verständnis von »Wissen« zugrunde legt, der Begriff der »Bedeutung« ins Spiel zu kommen droht: Nur die Bedeutung sagt einem, ob beim Bit-für-Bit-Vergleich zweier Zeichenstränge die Abweichung des zweiten überraschend ist, das heißt »informativ« (im altagssprachlichen Sinne), oder ob schlicht ein Übermittlungsfehler vorliegt. »Die Informationstheorie war im letzten Jahrhundert ohne Zweifel die größte Revolution«, meint Umstätter (S. 34), trotz echter Revolutionen wie der friedlichen vom November 1989. Sie »bildet seit 1963 (Weinberg-Report) die Basis der Bibliothekswissenschaft«, daher seien die Begriffe Bibliothekswissenschaft und Informationswissenschaft »weitgehend tautologisch« (S. 166) Trotzdem widmet Die Gedanken kondensieren zu keiner These, die sich wiedergeben ließe. w Umstätter meint, sein esoterischer Wissensbegriff habe die Folge, dass Wissen sich »messen« ließe »wie Information« in Bits und Bytes (S. 172). Wie genau das gehen soll, verraten aber auch andere Umstätter-Publikationen nicht. Man erfährt dort nur, dass die vorhergesagte Information mit der eintreffenden »Bit für Bit« verglichen werden müsse. Würde das bedeuten, ich habe ein Wissen von »zwei Bit«, wenn die vorhergesagte Information von der eintreffenden um zwei Bit abweicht? Oder eines von 98 Bit, wenn 98 Bit zwischen beiden übereinstimmen? Aber nach Umstätter sind doch diese 98 Bit in der zweiten Information gerade redundant? Was fangen wir damit an, dass dieselben »Informationen« (umgangssprachlich gesprochen) sich unterschiedlich codieren lassen, also in unterschiedliche Bitmengen gefasst werden können? Der Rezensent will gerne einräumen, dass er als Geisteswissenschaftler die Feinheiten der Informationstheorie vielleicht einfach missversteht, deren Bedeutung Umstätter nicht müde wird zu betonen und in deren Gedankengebäude er sich wie zu Hause zu fühlen scheint. Allerdings hat er ein paar Zimmer eingebaut, die man in anderen Darstellungen nicht findet, sodass es nicht so erstaunlich ist, wenn sich der Leser nicht gleich zurechtfindet. So schreibt Umstätter etwa, »eine Information können wir nach der Informati- Offene Fragen –u Feinheiten der Informationstheorie onstheorie von Shannon, Weaver, Wiener etc. nur als solche bezeichnen, wenn sie für uns neu ist. Wenn wir dagegen zum hundertsten Mal lesen, dass wir unter einer Informationsflut leiden, ist das Redundanz« (S. 107). Nach der Informationstheorie von Shannon/Weaver bezieht sich jedoch Redundanz auf die Übermittlung einer Nachricht. Sagt man, dass sich eine Nachricht zu einer anderen »redundant« verhält, dann benutzt man das Wort »Redundanz« nicht fach-, sondern alltagssprachlich. .B Umstätter erklärt die Idee der »A-priori-Redundanz« wie folgt: »Wenn wir beispielsweise die Information haben, dass die Kirchturmuhr, die wir in einer schlaflosen Nacht hören, vor einer Stunde Elf geschlagen hat, wissen wir, sobald wir den ersten Schlag hören, dass nun noch elf weitere folgen werden.« Man weiß, dass noch elf Schläge folgen werden, weil man die elf Schläge aus dem ersten vorhersagen kann, so Umstätters Überlegung. Aber ist die Zahl der Schläge das, was wir wissen wollen, wenn die Uhr schlägt? Oder geht es nicht vielmehr darum, dass wir wissen wollen, wieviel Uhr es ist? Schlagzahl und Uhrzeit sind durchaus verschiedene Dinge, und ihr Zusammenhang ist nicht etwa der der »Begründung«. Dass die Uhr zwölf Mal schlägt, bedeutet, dass es zwölf Uhr ist; aber das Uhrenschlagen verursacht die Uhrzeit nicht. Umstätter jedoch denkt sich den Begründungszusammenhang tatsächlich kausal (wie man auf Seite 169 sieht, wo er von der »kausalen Vernetzung« der Begründung mit dem Begründeten schreibt). er tatsächlich einige Gedanken auch noch echten Bibliotheken, schreibt über die Geschichte von IuD in Deutschland, über die »Online-Revolution«, über das Internet. Das geschieht jedoch so wenig zielbewusst, dass das Buch zu keiner These kondensiert, die sich hier wiedergeben ließe. Die (mögliche) Bedeutung der Informationstheorie für die praktische Arbeit der Bibliotheken bleibt dem Leser darum verborgen. Und was Wissensmessung, so sie vorgenommen werden kann, austrägt für die Theorie der Wissensorganisation, für die Gestaltung von Katalogsbenutzeroberflächen, für die Lehre der Informationskompetenz oder für die »Macht« in der Gesellschaft, um beim Buchtitel zu bleiben, das steht dahin. 162 BuB BuB || Magazin Lesesaal Fachliteratur W w Keine eigene Rechtsposition Kauert beginnt seine Untersuchung, indem er zunächst den Begriff des Werkmittlers und dessen unterschiedliche Leistungen vorstellt. Dabei legt er einen besonderen Schwerpunkt auf die historische Entwicklung. Es zeigt sich, dass technische Innovationen, neue Medien zumal, oft mit neuen Schutzrechten einhergehen. Beispielhaft führt Kauert den Tonträgerhersteller und das Sendeunternehmen an. Auch die gegenwärtige Phase der Digitalisierung bietet Gelegenheit, über neue Schutzrechte für Werkmittler nachzuden- e .d Dogmatische Schieflagen Nach dieser soliden Einführung in die allgemeine Problematik von Leistungsschutzrechten stellt Kauert die konkrete Rechtslage beim Verlegerleistungsschutz ausführlich dar. Auch wenn es kein eigenes Leistungsschutzrecht für Verlage gibt, sind sie bei den von ihnen erbrachten Leistungen doch nicht schutzlos. So werden etwa im Datenbankherstellerrecht, bei nachgelassenen Werken oder wissenschaftlichen Ausgaben bestimmte Aspekte verlegerischen Wirkens geschützt; ein umfassender Schutz indes fehlt. Gegenüber Konkurrenten kann zwar das Wettbewerbsrecht helfen, doch ist sein Schutzumfang meist nicht klar. Um in jeder Hinsicht juristisch geschützt zu sein, kommen Verlage nicht umhin, sich von den Autoren umfassende Nutzungsrechte einräumen zu lassen. Aus dieser Situation freilich ergeben sich dogmatische Schieflagen, die Kauert in einem eigenen Abschnitt thematisiert. Namentlich die Stellung der Verleger in den Verteilungsplänen der Verwertungsgesellschaft Wort (VG Wort) ist hier ein Problem. Darüber hinaus ist der aus verlegerischen Rechtsschutzgründen gegenwärtig gebotene Gleichklang von Autoren und Verlegern rechtspolitisch kritisch zu sehen. Entgegen landläufiger Auffassung w enn Bibliotheken daran gehen, urheberrechtlich geschützte Werke, die lediglich gedruckt vorliegen, retrospektiv zu digitalisieren, fragen sie regelmäßig die Autoren, vor allem dann, wenn sie als Wissenschaftler an einer Hochschule tätig sind. Der Verlag jedoch wird nicht kontaktiert, auch dann nicht, wenn das gedruckte Verlagsprodukt als Vorlage für die Digitalisierung verwendet wird. Dieses Vorgehen erzeugt manchmal ein gewisses Unbehagen. Immer wieder taucht die Frage auf, ob nicht auch eigene Rechte des Verlages betroffen sind, wenn dessen Erzeugnisse ungefragt digitalisiert werden. Welche Rechte könnten das aber sein? Die Berliner Dissertation von Michael Kauert widmet sich ausführlich diesem Thema. sind die Interessen von Autoren und Verlegern durchaus nicht immer deckungsgleich. Deutlich wird dies vor allem im Wissenschaftsurheberrecht. Während Autoren hier keine starken Ausschließlichkeitsrechte, vielmehr eine weite Sichtbarkeit ihrer Werke wünschen, ist den Wissenschaftsverlagen vor allem im digitalen Bereich meist an einer umfassenden Kontrolle über die Werknutzung gelegen. Mehr Kontrolle? Kauert plädiert hier dafür, die spezifische Leistung der Verlage in einem eigenen Schutzrecht zu würdigen, anstatt sie über abgeleitete Nutzungsrechte zu schützen. Sorgfältig zeichnet er die bisherige Diskussion nach und wägt Vor- und Nachteile eines eigenen Verlegerleistungsschutzsrechts gegeneinander ab. Im Ergebnis befürwortet er ein solches Leistungsschutzrecht und unterbreitet als rechtspolitisches Ergebnis seiner Arbeit einen konkreten Formulierungsvorschlag für ein eigenes Leistungsschutzrecht der Verleger. Dieses Leistungsschutzrecht muss nicht notwendigerweise eine gesteigerte Kontrolle der Werknutzung durch die Verleger bedeuten. Im Gegenteil: Die rechtlich saubere Trennung der Anteile von Autor und Verlag an einem konkreten Produkt ermöglicht Wettbewerb. So ist es denkbar, dass ein Text in seiner Rohfassung frei zugänglich im Netz kursiert, professionell aufbereitet aber ein rechtlich gesondert geschütztes Verlagsprodukt darstellt. Hier hat ein eigenes Verlegerleistungsschutzrecht durchaus interessante Perspektiven, auch und gerade für neue Geschäftsmodelle mit grundsätzlich freien Inhalten. Insgesamt kann Kauerts Arbeit nachdrücklich empfohlen werden. Sie ist gut geschrieben, liest sich flüssig, mitunter spannend und zählt zu den wichtigeren Neuerscheinungen der jüngeren Vergangenheit im Recht des Geistigen Eigentums. Vor allem mit Blick auf den Dritten Korb und das in diesem Zusammenhang bereits diskutierte Leistungsschutzrecht für Presseverleger sollte es von allen, die rechtspolitisch kompetent mitreden wollen, zur Kenntnis genommen werden. Eric W. Steinhauer –B Kauert, Michael: Das Leistungsschutzrecht des Verlegers. Eine Untersuchung des Rechtsschutzes der Verleger unter besonderer Berücksichtigung von § 63a UrhG. Berlin: de Gruyter Recht, 2008. XXI, 307 Seiten. – gebunden 79,95 Euro –u Rechtlich saubere Trennung der Anteile von Autor und Verlag an einem Werk könnte neue Geschäftsmodelle eröffnen ken. Dabei geht es nicht um einen kreativen Beitrag des Werkmittlers, sondern um den wirtschaftlich relevanten Einsatz von Arbeit und Kapital. Während sich der Tonträgerhersteller und der Sendeunternehmer in den Paragraphen 85 und 87 Urheberrechtsgesetz auf eigene Schutzrechte berufen können, gibt es eine entsprechende Rechtsposition für den Verleger nicht, obwohl er einer der ältesten Werkmittler ist. Kauert stellt die Regelungen für den Tonträgerhersteller und den Sendeunternehmer in Grundzügen vor und entwickelt unter Einbeziehung weiterer im Urheberrechtsgesetz geregelter Leistungsschutzrechte Kernelemente eines Leistungsschutzrechtes für Werkmittler. Nach Kauert hat dieses Recht vor allem den wirtschaftlich-organisatorischen Beitrag des Werkmittlers zum Gegenstand, der sich im endgültigen Produkt verkörpert beziehungsweise dort seinen rechtstatsächlichen Anknüpfungspunkt hat. Daneben sollen aber auch minimal-kreative Beiträge des Werkmittlers geschützt werden, denen ansonsten die für einen Urheberschutz notwendige Schöpfungshöhe fehlte. .B Plädoyer für ein eigenes Leistungsschutzrecht der Verlage w 162 162 Anschrift des Rezensenten: Dr. Eric W. Steinhauer, Universitätsbibliothek der FernUniversität, Postfach, 58084 Hagen; [email protected] BuB | 62 (2010) 02 Magazin Lesesaal || BuB BuB 163 163 163 Fachliteratur Bei geschätzten maximal 5 000 Absolventen innerhalb der letzten zehn Jahre – die Berufsbildungsstatistik 2000 bis 2006 weist die zu niedrig gegriffene Zahl von 3 170 Absolventen aus – hat Astrid Seng mit ihrer Fragebogenaktion in ihrer Urliste 1 635 verwertbare Erhebungseinheiten erhalten. Ausgehend von der von der Autorin angenommenen Zahl von 4 671 Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste als Grundgesamtheit, wären dies rund 35 Prozent. Die sich ungeachtet dieser recht hohen Zahl stellende Frage nach der Repräsentativität im statistischen Sinne wird von der Autorin selbst verneint. Kritisch zu sehen .B w w w 83,8 Prozent der Absolventen hatten die Fachrichtung Bibliothek, 10 Prozent verkürzen die Ausbildung, 5 Prozent haben einen zweijährigen Ausbildungsvertrag. Anschrift der Rezensentin: Karin Holste-Flinspach, Stauffenbergschule, Arnsburger Straße 44, 60385 Frankfurt am Main; [email protected]‘ BuB | 62 (2010) 02 Zahlen – und ein Blick zurück Als »Appetizer« nachfolgend auszugsweise ein paar Zahlenwerte und Schlussfolgerungen der Studie: – 83,8 Prozent der Absolventen haben die Fachrichtung Bibliothek – 10 Prozent verkürzen die Ausbildung, 5 Prozent haben einen zweijährigen Ausbildungsvertrag – 87,3 Prozent wollen nach der Ausbildung im Beruf bleiben, 16,1 Prozent nehmen nach der Ausbildung ein Studium auf – 83,1 Prozent bleiben im Bundesland der Ausbildung, von Bibliotheks-FaMIs sogar 97,2 Prozent – 40 Prozent erhielten ihre aktuelle Stelle durch Verbleib bei der Ausbildungsstelle – 51,5 Prozent sind unbefristet beschäftigt, 76,7 Prozent arbeiten in Öffentlichem Dienst. Nach der Ausbildung arbeiten FaMIs am häufigsten in den drei Bereichen Medienund Informationsvermittlung, Formalerschließung und Erwerbung, im Regelfall auf Mischarbeitsplätzen. Mit der Neueinführung des FaMI-Berufes im Jahr 1998 verbunden war seitens der Verordnungsgeber als berufspolitisches Hauptargument die Mobilitätserhöhung der Absolventen. Durch die Erweiterung der früher monodisziplinären Assistentenausbildung sollte den Bewerbern ein größeres Arbeitsplatzspektrum offen stehen. Diese Erwartungen sind bis zum heutigen Tage zwar in Bezug auf die Bibliothekssparte, aber ansonsten nur bedingt eingetreten, insbesondere – so stellt es auch die vorliegende Verbleibstudie fest – ist die Durchlässigkeit zwischen den Fachrichtungen sehr gering. Auch ist der erwartete Ausbildungsplatz- und Arbeitsplatzzuwachs in der Privatwirtschaft nicht eingetreten. .d Kleine Lücken –u Seng, Astrid: 10 Jahre FaMI-Ausbildung in Deutschland. Fachrichtungsübergreifende Studie zum beruflichen Verbleib der Absolventen. Berlin: Humboldt-Universität, Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, 2009 (Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft; 256). 203 Seiten: grafische Darstellungen. – online unter edoc. hu-berlin.de/series/berliner-handreichun gen/2009-256 werden. Auf die ausführliche Darstellung der Methodik hinsichtlich der Datenerhebung und Datenaufbereitung soll hier nicht näher eingegangen werden, sondern schwerpunktmäßig auf die Analyse des umfänglichen Datenmaterials. –B Ergebnisse einer umfangreichen Fachangestellten-Befragung zu deren Vorbildung, Lehrzeit und Verbleib ehn Jahre Fachangestelltenausbildung – eine »Festschrift« des Berufsverbandes Information Bibliothek e.V. für den »neuen« Beruf liegt bereits vor (siehe die Rezension in BuB Heft 10/2009, Seite 748 f.), und nun auch eine Masterarbeit über den Verbleib der Berufsabsolventen. Was findet man nun in der an der Humboldt-Universität (betreut von Konrad Umlauf) verfassten Abschlussarbeit? Jede Menge Zahlen, die die Autorin mittels einer Internetabfrage erhoben hat und die im Anhang ausführlich in Tabellenform ebenso wie die Online-Fragebögen detailliert aufgeführt werden. Die Autorin hat Absolventen zu den drei großen Themenkomplexen Vorbildung, Fachangestelltenausbildung und beruflicher Verbleib befragt. e Z Daten und Fakten zur FaMIAusbildung ist vor allem die nicht vollständige Einschlusswahrscheinlichkeit, da – via Internet nicht alle Absolventen auf die Befragung aufmerksam wurden und – vor allem die Stimmen derjenigen fehlen dürften, die nach Beendigung der Ausbildung im erlernten Beruf nicht Fuß fassen konnten oder wollten. Diese Einschränkungen mindern Wert und Anspruch der Studie jedoch kaum, trotz fehlender Zufallsauswahl attestiert die Autorin ihrer Studie eine sehr gute quotenmäßige Abbildung der Grundgesamtheit mit prozentual nur geringfügigen Abweichungen. Diese Bewertung kann auch aus Außensicht durchaus geteilt Niedrige Arbeitslosenquote Die ursprünglich vom Bundesinstitut für Berufsbildung erwartete Zahl von 1 000 bis 1 500 Ausbildungsplätzen wird im Schnitt nur zur Hälfte bis zu einem Drittel erreicht. Auch ist die etwas später hinzugekommene fünfte Fachrichtung der Medi- 164 BuB BuB || Magazin Lesesaal Blickpunkt Internet e .d –B Im vergangenen »Blickpunkt Internet« (BuB-Doppelheft 11/12-2009) habe ich über Datensicherheit geschrieben und brach dabei auch eine Lanze dafür, sich nicht herauszuhalten, sondern ein – kalkuliertes – Risiko einzugehen, um ansprechbar zu sein und an der Kommunikation teilnehmen zu können. Beim Thema Sicherheit gehen die Ansichten darüber, was angemessen ist, freilich weit auseinander. Wir kennen das von unseren IT-Abteilungen... Jedenfalls möchte ich an das letzte Thema in einer besonderen Weise anknüpfen, nämlich mit »Monitoring«. Darunter ist das Beobachten dessen zu verstehen, was im Netz über mich, über meine Institution, über die Mitglieder meiner Institution beziehungsweise über meine Konkurrenten zu finden ist. Oder über Themen, die mich oder meine Benutzer interessieren. Der Anknüpfungspunkt ist der, dass ich, um Risiken abwägen zu können, wissen muss, was über mich und mein Umfeld im Netz veröffentlicht wird. Was gibt es hier für Mittel und Methoden? Allgemein angesetzt: »Monitoring« ist eine alte Methode und ein herkömmliches Geschäftsfeld, in dem im Bereich Dokumentation etliche Firmen ihre Dienstleistungen anbieten, beispielsweise »Ausschnittdienste«, die Pressemeldungen zu bestimmten Themen liefern. Ein moderneres Beispiel sind Spezialsuchmaschinen im Bereich der Personensuche, die ein »Reputationsmanagement« anbieten, nämlich das Monitoring, welche Informationen zu bestimmten Personen im Netz vorhanden sind und w w Angetreten mit dem Ziel, insbesondere die derzeitige Arbeitsmarktsituation und das Berufsbild näher zu beleuchten, liefert die gut recherchierte Untersuchung bei nur kleineren Unstimmigkeiten umfängliches, gut verwertbares Zahlenmaterial und damit eine verlässliche Basis für weitere Untersuchungen, gegebenenfalls auch für eine mögliche Evaluation des Berufes. Der Zahlenmenge geschuldet, ist die Zusammenfassung der Ergebnisse stellenweise nicht sehr flüssig lesbar. Wenn auch für Ausbildungsinsider wenig wirklich neue Erkenntnisse aus der Arbeit zu gewinnen sind, so gibt es endlich – und das ist das unstrittige Verdienst der Arbeit – auf Erhebungen basierendes Zahlenmaterial fachrichtungsübergreifend und bundesweit (im Gegensatz zu den zwischenzeitlich üblichen Verbleibstudien einzelner Hochschulen). Fazit: Die Arbeit von Astrid Seng ist für alle an der Fachangestelltenausbildung Interessierte Pflichtlektüre – dies wurde, wie gut 300 Zugriffe auf das pdf-Dokument in den ersten zwei Monaten zeigten, auch schon von der Berufsöffentlichkeit erkannt. Karin Holste-Flinspach Systematische Überwachung: Im Netz Relevantes über die eigene Institution finden –u Gesicherte Erkenntnisse Mit Monitoring einen Schritt voraus .B zinischen Dokumentation faktisch wieder im Verschwinden begriffen. Hoffnungen, mit einer längeren und breiteren Ausbildung auch bessere Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten zu erreichen, wurden nur sehr eingeschränkt erfüllt, folgerichtig ist der hauptsächliche Kritikpunkt der Befragten die Vergütungssituation im öffentlichen Dienst. Ungeachtet dessen, konnte sich in der Gänze der FaMi-Beruf am Arbeitsmarkt positiv positionieren bei einer erfreulich niedrigen Arbeitslosenquote von 1,3 Prozent und wäre sicherlich noch ausbaufähig durch informations- und imagefördernde Aktivitäten zur Bekanntmachung des Berufsbildes. Vom Stimmungsbild der Befragten her identifizieren sich die meisten im hohen Maße mit den erworbenen Qualifikationen mit positiven Auswirkungen auf die Zufriedenheit mit dem Beruf (Ausreißer sind hier teilweise das Tätigkeitsniveau sowie die schon erwähnte Bezahlung). w 164 164 das (kostenpflichtige) Angebot, missliebige Informationen zu entfernen. In den USA gilt das Monitoring seit einiger Zeit auch als ein Geschäftsfeld von (Firmen- beziehungsweise Spezial-)Bibliotheken und Informationszentren und wird dort unter dem Begriff »competitive intelligence« zusammengefasst. »intelligence« meint hier nicht Intelligenz, sondern die Gewinnung von adäquaten Informationen, so wie es ja ursprünglich auch bei Geheimdiensten (Central Intelligence Agency) oder in der frühen Presse (Intelligenzblatt) zum Ausdruck kommt. Gut: Sie könnten das Monitoring auch als ein »Geschäftsfeld« begreifen: Was wird über Ihre Bibliothek, Ihre Institution, die Angehörigen Ihrer Institution im Netz veröffentlicht? Sie können sich die entsprechenden Stichworte überlegen und Suchmaschinen und Spezialsuchmaschinen damit füttern. Das ist sehr aufwendig? In der Tat! Deswegen möchte ich Ihnen hier Mittel und Wege vorstellen, wie man das rationell und quasi automatisiert einrichten kann, sodass der Zeitaufwand sich minimiert und man sich einen Großteil der relevanten Informationen zuschieben lässt. Im Zentrum steht dabei die Anwendung von RSS-Feeds. Man kann zwar etliches mithilfe von E-MailBenachrichtigungen einrichten, doch einen weiten Bereich kann man effektiv nur mit RSS erfassen. Dazu im einzelnen: Suchmaschinen und Spezialsuchmaschinen habe ich als Suchdienste für Monitoring bereits genannt. Doch wie kann man sie so einrichten, dass einem neue Ergebnisse auf bestimmte Suchanfragen (quasi als »Push«- @ Dr. Jürgen Plieninger arbeitet als Bibliothekar in Tübingen und ist im Internet als Informationsanbieter und Rechercheur aktiv. Näheres zur Person unter http://homepages. uni-tuebingen.de/juergen.plieninger BuB | 62 (2010) 02 Magazin Lesesaal || BuB BuB 165 165 165 Blickpunkt Internet Blickpunkt Internet w w BuB | 62 (2010) 02 e .d @ @@@@ bietet Yahoo! Pipes gute Möglichkeiten der Manipulation der ursprünglichen Daten. Noch ein Hinweis: Sollten Sie fremdsprachige Feeds mit in Ihr Monitoring einbeziehen wollen, so bietet Google Reader reader. google.com die Möglichkeit, quasi »on the fly« die abonnierten fremdsprachigen Feeds zu übersetzen. Das ist sicher nicht perfekt, zur Beurteilung der Nachricht langt es aber allemal! Monitoring von Webseiten, die keinen RSS-Feed anbieten: Nun gibt es aber viele Webseiten, welche keine RSS-Feeds zur Verfügung stellen. Was machen Sie nun? Sie basteln sich einen mithilfe des oben bereits genannten Dienstes page2rss! Wann immer die Seite aktualisiert wird, bekommen Sie es in Ihrem Feedreader mit, so, als böte sie einen RSS-Feed an. Das klappt selbst bei Content Management-Systemen (CMS) recht gut, aber nicht immer hundertprozentig. Beispielsweise beobachte ich die Seite bibliojobs und bekomme täglich Meldung, aber nicht nur, wenn inhaltlich etwas passiert ist, w kommen möchten. Danach geben Sie noch die Häufigkeit der Lieferung an und Ihre EMail ein und speichern es. Wenn Sie die Abfrage als RSS-Feed haben möchten, müssen Sie sich bei Google als NutzerIn registrieren. Wenn Sie angemeldet sind, haben Sie die Wahlmöglichkeit zwischen E-Mail- und Feed-Bezug. Sie bekommen dann jeweils die relevantesten Ergebnisse der Suche zugesandt. Bei allgemeineren Anfragen bedeutet das, dass eine Auswahl getroffen wird. Ist die Suche aber spezifisch, beispielsweise Ihr Name oder jener Ihrer Institution als Phrase (in Anführungszeichen gesetzt), dann sind die relevanten aktuellen Ergebnisse sowieso in der Nachricht enthalten. Abonnieren und Zusammenführen von RSS-Feeds: Wie man RSS-Feeds abonniert, habe ich bereits im »Blickpunkt Internet« in Heft 4/2007, Seite. 306f. (www.b-u-b.de/ cgi-local/byteserver.pl/pdfarchiv/HeftBuB_04_2007.pdf) geschildert. Hier nun geht es darum, viele Feeds auf einmal zur Kenntnis zu nehmen. Warum viele? Sie müssen beim Monitoring nach möglichst vielen relevanten Stichwörtern suchen, um sicher zu sein, alle möglichen Variationen auch gemeldet zu bekommen (Eigennamen, Institutionen, gegebenenfalls auch in mehreren Sprachen, Suchworte in Singular und Plural, Synonyme). Sie müssen beim Monitoring Ihr Netz möglichst weit auswerfen, um alle relevanten Informatio- sondern auch, wenn das Bild unten rechts, das nichts mit dem eigentlichen Inhalt zu tun hat, ausgetauscht wurde. Daneben gibt es etliche kostenlose Dienste, die Ihnen Änderungen von Webseiten per E-Mail melden. Beispielsweise Watch that Page www.watchthatpage.com, welches zuverlässig arbeitet. Das ist zwar nicht so schön schlank zu verarbeiten, wie RSS-Meldungen, aber wenn Sie mit Filtern in Ihrem E-Mail-Programm arbeiten, dann können Sie sich die Meldungen gleich in ein Unterverzeichnis einsortieren lassen, das Sie dann periodisch abarbeiten können. Zum Schluss möchte ich noch einmal auf die Frage zurückkommen, wozu diese Technik dienen kann: Sie können damit eine »Nachrichtenzentrale« einrichten, mit deren Hilfe Sie Informationen über sich und Ihr Umfeld überwachen und gegebenenfalls weiter nutzen können. Wenn Sie beispielsweise die Homepage Ihrer Institution pflegen, sind aktuellste Informationen, die man von außen bekommt und einbinden kann, sehr gut. Ein Beispiel: Eine Studierende meines Instituts ist bei der Bundestagswahl 2009 jüngste Bundestagsabgeordnete geworden. Erfahren habe ich dies aus der Zeitung eines Nachbarortes, über den Feed einer Zeitungssuchmaschine. Aber ebenso kann man reagieren, wenn unliebsame Informationen oder Wertungen kommuniziert werden. Was bei Spezialbibliotheken natürlich noch hinzukommt, das ist die Beobachtung relevanter Informationen über das Geschäftsfeld der Trägerorganisation. Hier kommt zusätzlich zum Geschilderten noch eine Routine hinzu, die relevanten Fachdatenbanken zu durchsuchen, ob neue wissenschaftliche oder Marktinformationen zum Thema xy verfügbar sind. Viele dieser Datenbanken bieten mittlerweile auch die Möglichkeit, sich per E-Mail/RSS-Alert benachrichtigen zu lassen, wenn neue Aufsätze, Statistiken oder Preprints in der Datenbank verfügbar sind. Für Rechtsbibliotheken unabdingbar ist oft das Abonnement der höchstrichterlichen Rechtsprechung. Up to date bleiben – hier bekommt es eine ganz systematische Bedeutung, wenn man die Marktbeobachtung als eigenen Dienst der Bibliothek begreift, aufbaut und anbietet. –B @@@@ –u @ nen mitzubekommen. Da ist es mit einem Stichwort nicht getan! Wenn Sie Ihren Feedreader richtig strukturieren, so können Sie die einzelnen Feeds ohne weiteres in einer Ordnerstruktur unterbringen und so rasch überblicken. Eine andere Möglichkeit wäre die Anzeige der abonnierten Feeds auf einer sogenannten »Startseite«, beispielsweise bei Netvibes www.netvibes.com. Dort sehen Sie auf einer Fläche, ob sich etwas getan hat oder nicht, sehen erst einmal die Überschrift und erst danach, wenn es Sie interessiert, die ganze Information. Wenn Sie verschiedene Feeds in einem vereinigen möchten, bietet sich Yahoo! Pipes pipes.yahoo.com/pipes/ als »Werkzeugkasten« an. Dort können Sie sich einen »Geschäftsgang« basteln, welcher verschiedene Quellen vereint und in einem Feed ausgibt. Das ist immer dann nützlich, wenn man viele ähnliche Quellen hat, die man nicht nach und nach zur Kenntnis nehmen möchte. Wenn Sie dann die Einträge noch filtern oder ordnen möchten, auch hier .B Dienst) zugeschoben werden? Nicht jede Suchmaschine bietet diese Möglichkeit, und bei jenen, die sie bieten, wandert diese Funktion immer wieder mal, wird umbenannt et cetera. Nehmen wir als erstes Google. Dort finden Sie unter www.google.de/alerts die Möglichkeit, Suchabfragen, die Sie bei dieser Suchmaschine als besonders effektiv hinsichtlich der dargestellten Ergebnisse bewerten, (mit Copy und Paste) einzufügen. Sie können dann wählen, ob Sie Ergebnisse nur aus der Suchmaschine oder auch von den Spezialsuchmaschinen zur Zeitungsartikelsuche und zur Blogsuche zugesandt be- BuB BuB || Summary Lesesaal Young Enterprise – Learning by Doing / A Training Scheme for Libraries, too? (Karin Klingbeil) (pp. 146–148) e The concept of »Young Enterprise« involves an actual practice company which is integrated into a real enterprise in connection with a professional trainee program. It consists of practical learning experiences to supplement training in a company. In Germany some libraries are already using this scheme. Trainees organize and work independently and responsibly in an autonomous department of the library which serves as a model of the host organization at a less complex scale, thus enabling the trainees to understand the processes and interrelated features of the organization better. It involves real funds, goods and services and real dealings with customers and suppliers. Trainees are also responsible for personnel, marketing, customer recruitment, and billing. Hence they take on economic responsibility for their decisions, thereby learning and deepening important key competencies. Trainees take their bearings from guidelines, checklists, and handbooks. They are supposed to learn how to acquire the knowledge and information which they need through their own initiative. The trainer plays the role of a consultant and, ideally, becomes superfluous. As the employer hosting a Young Enterprise department, a library acquires qualified staff members who are able to adapt readily and quickly to new developments. The idea behind this project is to improve the quality of training and enhance the image of the library as a modern, innovative and future-oriented enterprise. The program can conceivably be introduced in any type of library and designed flexibly in terms of the library’s organization, training program, and other general capacity. Translated by Martha Baker –u –B .d EZProxy is a software when grants users external access to restricted-access websites provided by a library. The software recognizes the library users through a local authentification system and enables access to licensed content in conjunction with the user profile. More than 2 500 institutions in 60 countries already use EZProxy, among them the City and State Library of Dortmund. Its positive experience is described in this article by HansChristian Wirtz. In view of the many advantages provided by the implementation of EZProxy, it seems surprising that it is not found more widely in German libraries. The number of online customers is growing everywhere, and the number of customers who visit a library only once a year to register, but are otherwise active online users, is also growing. This is one more reason for a tool like EZProxy. In large municipal libraries EZProxy enables flexible electronic services by reducing the dependency on service providors and database suppliers while increasing the opportunity for remote access to all services. This is of particular interest for services with only a single IP authentification, i.e. when access would otherwise only be possible on the library premises. By employing EZProxy the library has the possibility to offer remote access without significant technical barriers. In summary, the City and State Library of Dortmund has found EZProxy a good and economical solution for providing customers with licensed content through authenticated remote access. w w This article provides an in-depth analysis of the directions taken by librarians in the debate over user fees in Germany’s public libraries since the 1950s. Christof Capellaro focuses on the positions taken, how they are argued and the visual imagery employed in the pertinent publications. Since the latter third of the 1990s little has been heard about user fees. If fees are mentioned at all, then scarcely with a view toward the question of »whether« (should fees be charged at all?), but rather almost only in terms of »how,« i.e. what is the most effective, and in particular, best automated or computer-based form of collection. Meanwhile the proportion of libraries charging user fees is steadily growing. Although there are still emphatic opponents of user fees, they are no longer to be found among prominent office-holders in professional organizations – as was the case in the 1950s and 1960s – or among the directors of large and middle-sized libraries. Today these librarians form a peripheral group in the profession. Arguments for non-fee library service were based in the 1950s on social pedagogical concerns, in the 1960s on concern for efficiency, and in the 1970s on educational politics. Since the 1980s, though, opponents to fees have presented hardly any new arguments and apparently recognize neither a need for new arguments nor a need to convey their objections meaningfully to local politicians, i.e. through lobby work. The library profession’s associations have dedicated themselves more intensively to lobbying activities in recent years, but have shelved their demands for non-fee service. Swift Interface With Customers / City and State Library of Dortmund’s Positive Experience with Authenticated Remote Access via EZProxy (Hans-Christian Wirtz) (pp. 142–145) .B Consonance – Dissonance – Silence / German Librarianship’s Discourse on Fees between 1950 and 2010 (Christof Capellaro) (pp. 122–127) w 166 166 BuB | 62 (2010) 02 Lesesaal Résumé || BuB BuB La contribution de Christof Capellaro dégage les évolutions principales du débat bibliothéconomique concernant les droits d’inscription dans les bibliothèques publiques en Allemagne des années 50 jusqu’à nos jours. Au coeur du débat l’attitude des bibliothécaires, leur argumentation et la langue imagée de leurs contributions pertinentes. Depuis le dernier tiers des années 90, c’est le silence autour des droits d’inscription. Si toutefois le thème apparaît dans la littérature professionnelle, la question posée n’est plus de l’ordre du »doit-on?« (demander des droits d’inscription?), mais de l’ordre du »comment«, (comment percevoir les droits de la manière la plus efficace et si possible automatisée). Dans le même temps, le nombre de bibliothèques allemandes qui demandent des droits d’inscription continue à augmenter. Pourtant il existe toujours des adversaires décidés des droits d’inscription. Contrairement aux décennies passées, notamment aux années 50 et 60, ils ne se recrutent plus parmi les stars des permanents d’associations ou les directeurs de bibliothèques de villes grandes et moyennes. Il s’agit d’un groupe plutôt marginal de bibliothécaires. Dans les années 50 les arguments en faveur de la gratuité étaient plutôt du type »éducation populaire«, dans les années 60 il s’agissait d’arguments de rationalisation et dans les années 70 de politique culturelle. Depuis les années 80, les adversaires des droits d’inscription n’ont pas développé d’arguments nouveaux et ils ne semblent pas éprouver la nécessité de le faire, pas plus que la nécessité de transmettre efficacement leur revendication aux élus communaux, et donc de faire du lobbying en faveur de la gratuité. Pourtant les associations ont renforcé leur travail de lobbying depuis quelques années, mais la revendication d’exemption de droits d’inscription a été abandonnée. Le proxy EZ permet aux usagers un accès externe aux contenus numériques proposés par les bibliothèques. Il s’agit d’un logiciel qui reconnaît les usagers de la bibliothèque grâce à des processus d’identification locaux et leur donne l’accès externe à des contenus légaux en fonction de leur profil d’utilisateur. Plus de 2 500 institutions dans plus de 60 pays travaillent déjà avec le proxy EZ, notamment la bibliothèque municipale et du Land de Dortmund. Hans-Christian Wirtz décrit dans son article cette expérience positive. Lorsqu’on utilise EZProxy et lorsqu’on fait l’expérience de ses avantages multiples, il peut paraître surprenant que ce logiciel ne soit pas plus répandu dans les bibliothèques allemandes. Le nombre des clients en ligne ne cesse d’augmenter partout. Et le nombre des clients qui ne viennent plus à la bibliothèque qu’une fois par an pour prendre leur inscription, mais qui sont actifs en ligne augmente aussi. Une raison de plus en faveur d’outils comme ProxyEZ. Dans les bibliothèques de grandes villes ProxyEZ augmente la flexibilité des offres électroniques parce-que la dépendance par rapport à des agrégateurs et des fournisseurs de banques de données diminue. De plus la possibilité de l’utilisation à distance de toutes les offres est améliorée. Cette technique est particulièrement intéressante pour des offres qui ne demandent qu’une authentification IP. En principe, pour les offres avec authentification IP, l’accès n’est possible que dans la bibliothèque même avec le n° IP de l’institution. Grâce à l’utilisation de EZProxy les bibliothèques ont la possibilité sans grandes difficultés techniques de rendre l’accès à distance possible. Le bilan de la bibliothèque de la ville et du Land de Dortmund: EZProxy est une bonne solution, peu onéreuse, pour mettre à disposition des clients des contenus licenciés et authentifiés. Le terme »entreprise junior« désigne une entreprise réelle d’apprentissage, qui dans le cadre d’une formation professionnelle est intégrée dans une entreprise. Elle se caractérise par un apprentissage basé sur la pratique et orienté vers l’action, et complète la formation donnée. En Allemagne plusieurs bibliothèques travaillent selon ce modèle de formation. Les personnes en formation dirigent et travaillent de façon autonome et en responsabilité personnelle dans un département de la bibliothèque. Ce département est un modèle réduit, et représente la structure de l’entreprise mère sous une forme moins complexe, de manière à ce que les apprenants puissent mieux appréhender les modes de fonctionnement et les relations au sein de l’organisation. Il existe réellement des flux d’argent et de marchandises, des services sont rendus, des produits réalisés, des clients et des fournisseurs pris en compte. La gestion du personnel, le marketing, la recherche de clientèle et la facturation sont aussi entre les mains des apprenants. Ils prennent ainsi la responsabilité économique de leurs décisions et apprennent et approfondissent des compétences fondamentales. Les apprenants s’aident de lignes directrices, de checklists et de manuels. Le but est qu’ils apprennent à s’approprier eux-mêmes le savoir qui leur manque, et qu’ils s’ouvrent des chemins personnnels pour rechercher l’information. Le formateur endosse le rôle d’un conseiller, et idéalement, il devient inutile dans l’entrepise junior. La bibliothèque en tant qu’employeur gagne grâce à l’entrepise junior des collaborateurs plus compétents, qui s’adaptent plus vite et plus facilement à des évolutions nouvelles. Ce modèle sert à améliorer la qualité de la formation, et donne une image plus moderne, innovante et orientée vers le futur de la bibliothèque. Ce modèle est envisageable pour tous les types de bibliothèques, et peut être réalisé de façon flexible selon ses propres représentations, et s’adapter ainsi à l’organisation, au plan de formation et aux capacités d’une bibliothèque particulière. Traduit par Suzanne Rousselot –B –u .B w w w BuB | 62 (2010) 02 L’ entreprise junior- apprendre en faisant/ un modèle de formation pour les bibliothèques aussi? (Karin Klingbeil) (pp. 146–148) e Un interface rapide avec le client / EZProxy pour l’accès à distance authentifié – la bibliothèque de la ville et du Land de Dortmund est satisfaite de l’expérience (Hans-Christian Wirtz) (pp. 142–145) .d Accord – désaccord – mutisme: les discussions des bibliothécaires sur les droits d’inscription en Allemagne fédérale entre 1950 et 2010 (Christof Capellaro) (pp. 122–127) 167 167 Berufsverband Aus den Landesgruppen Aus den Landesgruppen Einladung zur BIB-Mitgliederversammlung am 18. März 2010 in Leipzig Landesgruppe Baden-Württemberg: Liebe Kolleginnen und Kollegen, § 12 Kommissionen Kommissionen regeln ihre Organisation und Arbeitsweise selbst, wobei diese nicht im Widerspruch zur Satzung, Geschäftsordnung, Aufgabe und Arbeit des Vereins stehen dürfen. Der Kommissionsvorsitzende wird vom Vereinsausschuss bestellt. Dieser berichtet in der Mitgliederversammlung und im Vereinsausschuss über Arbeit und Ergebnisse der Kommission. Der Beschluss über die Auflösung einer Kommission wird im Vereinsausschuss getroffen. Die Mitglieder der Kommission werden vom Kommissionsvorsitzenden vorgeschlagen, vom Vereinsausschuss bestätigt und der Mitgliederversammlung vorgestellt. Es werden maximal sieben Mitglieder in die Kommission berufen. Der Vereinsausschuss ist zuständig für die Abberufung eines Kommissionsvorsitzenden. Sie bedarf keiner Bestätigung durch die Mitgliederversammlung. […] BIB-Mitglieder, die nicht zugleich Besucher des Kongresses sind, lösen für die Mitgliederversammlung eine Tageskarte und bekommen die Kosten nach Einreichung bei der BIB-Geschäftsstelle (Postfach 13 24, 72703 Reutlingen) erstattet. Susanne Riedel, Bundesvorsitzende Begründung: Um wirklich motivierte Kolleginnen und Kollegen zu finden, die sich vielleicht auch in zwei Kommissionen einbringen möchten, sollte hier keine feste Mitgliederzahl vorgegeben werden. Auch sind Themen und Projekte von entsprechender Größenordnung denkbar, die nur von personell größeren Kommissionen zu bewältigen sind. Auch Neugründungen sind ja in der Zukunft nicht ausgeschlossen. Im Übrigen sei angemerkt, dass eine Kommission bereits jetzt mehr als sieben Mitglieder hat. –u .B Änderungsvorschlag: Der Satz »Es werden maximal sieben Mitglieder in die Kommission berufen.« wird ersetzt durch: »Der Vereinsausschuss entscheidet über die Anzahl der Mitglieder jeder Kommission.« w w Auszug aus der GO in der derzeitigen Fassung (vom 25. März 2004): Eigentlich hat jeder Mensch gleich viel Zeit am Tag zur Verfügung, und doch hören wir oft »Hab leider keine Zeit! – bedingt nicht zuletzt durch Personalknappheit, immer mehr zusätzliche Aufgabengebiete und den Spagat zwischen Beruf und Familie. Grund genug also, ein Seminar zum Thema »Zeit- und Selbstmanagement« anzubieten. –B Tagesordnung: 1 Regularien 1.1 Genehmigung der Tagesordnung 1.2 Wahl der Versammlungsleitung 1.3 Bestätigung der Beisitzer 1.4 Genehmigung des Protokolls der Mitgliederversammlung des BIB vom 4. Juni 2009 in Erfurt 2 Jahresbericht des Vorstandes 3 Aussprache über den Jahresbericht des Vorstandes 4 Bericht der Kassenprüfer 5 Aussprache über den Bericht der Kassenprüfer 6 Entlastung des Vorstandes 7 Wahl des/der RechnungsprüferIn für die Geschäftsjahre 2010 bis 2011 8 Anträge 8.1 Antrag auf Änderung des § 12 der Geschäftsordnung des Berufsverbandes Information Bibliothek e.V. (Zahl der Kommissionsmitglieder) 9 Kommissionsforum 10 Bericht von BuB 11 Vortrag zum Gastland Spanien mit einem Überblick über aktuelle Entwicklungen in spanischen Bibliotheken 12 Bericht der Präsidentin Barbara Lison aus dem Dachverband Bibliothek & Information Deutschland (BID) 13 Nachträge 14 Verschiedenes Zu TOP 8.1. Antrag auf Änderung des § 12 der Geschäftsordnung des Berufsverbandes Information Bibliothek e.V. Seminar am Bodensee: »Die Kunst, seine Zeit optimal zu nutzen« .d hiermit lade ich Sie sehr herzlich ein zur Mitgliederversammlung des Berufsverbandes Information Bibliothek e.V. (BIB) im Rahmen des 4. Leipziger Kongresses für Information und Bibliothek 2010. Die Mitgliederversammlung findet statt am Donnerstag, dem 18. März 2010, von 9 bis 12 Uhr im Saal 2 des Congress Center Leipzig. e 168 BuB BuB || Aus Lesesaal dem w 168 168 Antragsteller: Tibor Maxam (Stadtbibliothek Springe) Prioritäten setzen Zuerst ging es darum, eigene Zeitfresser zu erkennen: Bekomme ich ständig Telefonanrufe von außen? Gibt es zu viele bürokratische Vorgaben? Oder lasse ich mich ständig ablenken? Außerdem sollten sich die Teilnehmerinnen überlegen, welche Fähigkeiten sie in Bezug auf das Zeitmanagement haben und was ihnen leicht fällt. Als drittes ging es daran, seine eigenen »Antreiber« herauszufinden. Bin ich eher eine, die es allen recht machen will? Will ich alles perfekt oder auch schnell machen? Nach dieser ersten Reflexion wurde in kleinen Arbeitsgruppen diskutiert, wie man ein bestimmtes Zeitproblem beheben kann. Weiter ging es mit Prioritäten und Zielen. Denn nur, wenn man seine Ziele kennt, kann man Prioritäten setzen. Die Referentin, Ilona Munique (Wega-Team, Bamberg), stellte anschaulich verschiedene Methoden vor, wie man die Wichtigkeit von Aufgaben prüfen kann und welche Faktoren man dabei berücksichtigen sollte. Führung inklusive Dazu gehört etwa die eigene »Leistungskurve«, denn nicht jeder ist ein Frühaufsteher und kann am Vormittag hochkonzentriert arbeiten. Es gibt also nicht das Patentrezept schlechthin, die Fähigkeiten zum eigenen Zeitmanagement sind individuell. Ziel des Seminars war es also, den Teilnehmerinnen geeignete Hilfs- und Orientierungsmittel an die Hand zu geben. BuB | 62 (2010) 02 Aus dem Berufsverband Lesesaal || BuB BuB 169 169 169 Aus den Landesgruppen –B .d e der Kandidatin, Institution, Anschrift, Telefonnummer und/oder E-Mail. Danach wird der Wahlausschuss klären, ob sich die vorgeschlagenen Kolleginnen und Kollegen für eine Wahl zur Verfügung stellen. Die Vorstellung der Kandidatinnen und Kandidaten erfolgt am 22. März 2010 in der Stadtbücherei Göppingen im Verlauf der ordentlichen Mitgliederversammlung. Auch während der Mitgliederversammlung kann sich noch jemand kurzfristig melden und spontan zur Vorstandswahl kandidieren. Fleur Hummel (StB Pfullingen), Vorsitzende des Wahlausschusses Keine Patentrezepte, dafür eine Menge praktischer Anregungen für die Organisation des täglichen Geschäfts in ihrer Bibliothek und Informationsreinrichtung bekamen die Teilnehmerinnen beim BIB-Seminar in Friedrichshafen am See. Foto: LG BW –u .B Aufruf zur Kandidatur für die Vorstandswahl 2010 bis 2013 der BIB-Landesgruppe Baden-Württemberg – Fleur Hummel, Leopoldstraße 22, 72768 Reutlingen, fleur.hummel@ yahoo.de – Anette Kugler, Nürtinger Straße 8, 72555 Metzingen, kugler@uni-hohen heim.de – Karola Adam, Ernst-Moritz-ArndtWeg 7, 72793 Pfullingen, karola. [email protected]. Bitte geben Sie dabei folgende Daten an: Vollständiger Name des Kandidaten oder Bibliothekarische Studienfahrt Wien 2009 Die Landesgruppen Mecklenburg-Vorpommern der Berufsverbände BIB und VDB haben in der ersten Septemberwoche 2009 eine Studienfahrt nach Wien im Rahmen der bibliothekarischen Fortbildung unternommen. Rund dreißig Kolleginnen und Kollegen folgten der Einladung der Verbände. w Getagt hatte die Seminargruppe Ende November 2009 im Medienhaus am See in Friedrichshafen – sehr stimmungsvoll mit Blick auf den Bodensee und den Schnee, der ab Nachmittag vom Himmel fiel. Zum Seminar gehörte auch eine Führung durch das Medienhaus (www.medienhaus-amsee.de). Isabell Leibing (UB Konstanz), BIB-Landesvorstand Baden-Württemberg Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern: w w Alle drei Jahre werden in den BIB-Landesgruppen die Vorstände neu gewählt, so auch 2010 in der Landesgruppe BadenWürttemberg. Die Mitglieder der jeweiligen Landesgruppe wählen den neuen Vorstand im Rahmen einer Briefwahl. Der Wahlausschuss nimmt für die Vorstandswahlen im Frühsommer 2010 der BIB-Landesgruppe Baden-Württemberg gerne formlos die Wahlvorschläge für mögliche Kandidatinnen und Kandidaten entgegen. Es ist ausdrücklich auch möglich, sich selbst vorzuschlagen (Anmeldung einer Kandidatur). Der Wahlausschuss bittet die Mitglieder der Landesgruppe bis 10. März 2010 um Zusendung von Vorschlägen oder persönlichen Kandidaturen an eines der folgenden Wahlausschussmitglieder: BuB | 62 (2010) 02 Die Wiener Hofburg mit der Nationalbibliothek war erste Anlaufstelle der mehrtägigen Studienreise in die österreichische Metropole. Fotos: LG MV 170 BuB BuB || Aus Lesesaal dem Berufsverband Aus den Landesgruppen .d –B –u Erschöpft, aber auch mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen: Die Reisegruppe beim Verlassen der Hauptbücherei der Stadt Wien am Ende der Exkursionswoche. .B der Bibliothek. In einem eindringlichen und wissensreichen Vortrag sprach Schlass über Geschichte und Sammlung dieser Bibliothek, die eine große Reihe einmaliger, wertvoller Drucke und Handschriften besitzt, für deren Erschließung und Bekanntmachung in den wissenschaftlichen Kreisen aber noch einiges getan werden w w Erster Besichtigungstermin war die Österreichische Nationalbibliothek. Mitarbeiterin Michaela Kiradi führte die Gruppe, vorbei an den Räumen der Generaldirektion, in den berühmten Prunksaal der Bibliothek, der von 1723 bis 1726 unter Kaiser Karl VI. gebaut worden war. Er beherbergt wahre Kostbarkeiten Alter Drucke und bietet einen imposanten Einblick in die weit zurückreichende Historie der Bibliothek. Um die Bibliothek auch in der Öffentlichkeit stärker zu präsentieren, wurde der historische Prunksaal vor vielen Jahren als eine Art Bibliotheksmuseum geöffnet. Die Räume sind ein herausragendes und einmaliges Beispiel einer barocken Saalbibliothek. Anschließend besichtigte die Gruppe die Tiefmagazine sowie die eher praktischen und für die normale Bibliotheksbenutzung vorgesehenen Räume wie Büros, Information, Ausleihe und Lesesaal. Mit acht Millionen Medieneinheiten ist die ÖNB eine der großen europäischen Bibliotheken. Am Nachmittag desselben Tages fand eine Führung in der Alten Stiftsbibliothek des Schottenstiftes mit Mitarbeiter Gerhard Schlass statt. Diese Bibliothek hat einen beträchtlichen und wertvollen Altbestand, der im Laufe von Jahrhunderten im Kloster des Schottenstiftes gesammelt worden ist. Das Stift betreibt neben dem Klosterbetrieb eine öffentliche Schule. Hier war Schlass viele Jahre als Lehrer und Bibliothekar tätig. Nun engagiert sich der Kollege ehrenamtlich für die Erhaltung und Nutzung e Nationalbibliothek und Schottenstift w 170 170 Bei allen Führungen, Vorträgen und Fachgesprächen wie hier in der Wienbibliothek im Rathaus standen der Reisegruppe kompetente österreichsche Kolleginnen und Kollegen zur Seite. kann. Bis dahin geht es vorrangig darum, diese bedeutenden Schätze zu sichern und zu bewahren. Wienbibliothek und Mechitaristenkloster Am folgenden Tage war die Reisegruppe in der Wienbibliothek im Rathaus mit Christian Mertens und Julia KönigRainer verabredet. Bevor die Teilnehmer einen Rundgang durch die Bibliothek machen konnten, wurden in einem interessanten und informativen Vortrag Historie, Aufgaben und Sammlungsbereiche der Wienbibliothek vorgestellt. Sie befindet sich im riesigen Gebäudekomplex des Wiener Rathauses und präsentierte sich sehenswert. Eine etwas andere und ungewohnte Besichtigung kam im Anschluss im Mechitaristenkloster. Armenisch-katholische Mönche dieses Ordens waren 1805 nach Wien gekommen und haben in einem Kloster über zwei Jahrhunderte christlicharmenische Religion, Kulturgüter und Kunstgegenstände bewahrt. Bis vor etwa zehn Jahren betrieben sie auch eine anerkannt hochwertige Druckerei, die sich insbesondere Drucken in schwierigen und fremdartigen Schriften widmete. Die Führung durch das Museum und die Bibliothek entführte die Gäste in die BuB | 62 (2010) 02 Aus dem Berufsverband Lesesaal || BuB BuB 171 171 171 Aber insgesamt blieb zwischen dem umfangreichen Besichtigungsprogramm in den Bibliotheken und dem Rückflug noch Zeit einiges mehr zu entdecken. Zum Schluss bleibt nur zu sagen: Danke Wien und den Organisatoren, Dank an die österreichischen Kolleginnen und Kollegen, die uns einen Blick in ihre Arbeitswelt ermöglichten. – Und wo ist das nächste Ziel? Stefan Siebert (UB Rostock) Landesgruppe Saarland: Lobbyarbeit über Grenzen: Rückblick 2009 Hauptbibliothek der Büchereien Wien w w BuB | 62 (2010) 02 Von Saarbrücken nach Paris kommt man mit dem ICE in knapp zwei Stunden, von der saarländischen Bibliothekslandschaft hin zum integrierten Bibliothekskonzept dauert es sicher noch ein bisschen länger. Aber die BIB-Landesgruppe im Saarland ist dennoch zuversichtlich, besonders nach dem ereignisreichen Jahr 2009. –B Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: »Was für ein Service!« Ein Seminar zur Entwicklung und Sicherung von Auskunftsqualität .B –u »Was erwartet eine Kundin, ein Kunde, wenn er/sie in einer Bibliothek den InfoService oder die Auskunft konsultiert?« Diese Frage war Ausgangspunkt der Fortbildung, die die BIB-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen Mitte November 2009 in Essen angeboten hatte. Referent Tom Becker (StB Mannheim), der zusammen mit Carmen Barz an der Stadtbibliothek München die Formulierung von Qualitätsstandards entwickelt hatte, berichtete von seinen Erfahrungen und vermittelte sein Wissen auf spannende und unterhaltsame Art. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernten viel über Evaluation und Mystery-Shopping, über Optimierungsmaßnahmen und Qualitätssicherung. Der kollegiale Austausch war ein wichtiges Instrument der Fortbildung. Jede und jeder konnte in unterschiedlichen Kleingruppen Erfahrungen austauschen, Bestätigungen und Anregungen erhalten. w Für den letzten Tag hatten die Organisatoren mit Leiter Christian Jahl eine Führung durch die Hauptbibliothek der Büchereien Wien am Urban-Loritz-Platz verabredet. Mit einem völlig anderen Aufgabenspektrum ausgestattet als jede der vier vorher besichtigten Bibliotheken, hatten die Exkursionsteilnehmer zum Abschluss Gelegenheit, praktische Kulturpolitik im sozialen Umfeld einer multikulturellen Großstadt mit ihrer ungeahnten politischen, künstlerischen und literarischen Vielfalt wie langer Tradition zu erleben. Hinzu kam ein Leiter, der – man spürte es mit jedem Wort – mit jeder Meinung und Äußerung in dieser Verantwortung nicht nur steht, sondern sie auch lebt und so die Akzeptanz und Wirkung der Bibliothek für die Bürger Wiens weiter zu entwickeln weiß und erlebbar zu machen versteht. Neben dem beeindruckenden, im ersten Moment etwas verwegen anmutenden Architekturkonzept, eine Bibliothek über einem offenen U-Bahnhof zu bauen, war dies eine Lehrstunde für die Umsetzung einer architekturbezogenen, raumplanerischen Gesamteinbindung einer Öffentlichen Bibliothek in das soziale Leben einer Stadt, mit ihren Büchern, ihren Veranstaltungen und besonders mit dem Engagement ihrer Mitarbeiter, die hinter diesem Konzept stehen (müssen). Kontrastreicher konnte dann die Besichtigung des Hundertwasserhauses (leider nur von außen und unter Anwesenheit Dutzender Touristen – bemitleidenswerte Bewohner des Hauses) dann nicht ausfallen. Hier wurde, in dem scheinbar fast unendlichen, in seiner Struktur sich stets wiederholenden kompakten Wohnungsbau der Stadt Wien, ein deutliches Zeichen der Farbigkeit und Strukturdivergenz gesetzt. Ein erfrischendes, einmaliges und nicht so leicht wiederholbares Konzept zur künstlerischen Erweiterung moderner Architektur. wenn man zusammen mit seinem Team Standards formuliert, diese kontinuierlich verbessert und aktiv lebt. Anja Bley (StB Velberg) und Silke von der Stein (StB Essen), BIB-Landesvorstand NRW .d unbekannte und entfernte Welt religiöser armenischer Kultur. Das Kloster hatte vor knapp einem Jahr einen ungewöhnlich großen Wasserschaden durch defekte Regenwasserleitungen, und nur mühsam konnte der feuchte Baukörper, insbesondere die mit Sand und Kies gefüllten Deckenkonstruktionen, getrocknet werden. Eine teure und aufwendige Sanierung war gerade im Anfangsstadium, sodass ein Teil der Schätze nicht oder nur verhüllt gezeigt werden konnte. e Aus den Landesgruppen Standards und Kundenzufriedenheit Die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer verließen nach gut sieben Stunden die Essener Zentralbibliothek mit vielen Antworten, aber auch zahlreichen neuen Fragen. Eines war allen Informationsspezialistinnen und -spezialisten klar geworden: Einfach wird der Weg zur Festlegung von Auskunftsstandards nicht, aber es ist ein lohnenswertes Ziel! Denn die neueste Evaluation in München zeigt, welche Steigerung von Kundenzufriedenheit erreicht werden kann, Kontakte im Ländereck Die angebotenen Studienreisen und Fortbildungsveranstaltungen wurden nicht nur von den Mitgliedern gerne besucht, auch am monatlichen Stammtisch in Saarbrücken sah man hier und da ein neues Gesicht. Die Studienreise nach Luxemburg als Auftaktveranstaltung war sehr interessant und hat den Kontakt zu der luxemburgischen Partnerorganisation ALBAD (Association Luxembourgeoise des Bibliothécaires, Archivistes et Documentalistes) vertieft. Im Mai war die Landesgruppe zusammen mit der Fachstelle für katholische Büchereiarbeit im Bistum Trier, dem Ministerium für Familie, Frauen, Bildung und Kultur sowie dem dbv auf der Europäischen Kinder- und Jugendbuchmesse vertreten. Im Gemeinschaftszelt konnten sich Interessierte nicht nur über Wirken und Handeln der einzelnen Verbände informieren, sondern bekamen sogar vorgelesen. Dieses Angebot wurde vor allem von Kindern und Jugendlichen so gut angenommen, dass das Zelt oft viel zu klein war und deshalb für die kommende Messe im Mai 2010 ein kleines Zirkuszelt bestellt wurde, in dem neben den Vorleseangeboten dann auch Fortbildungen im Rahmen der Messe angeboten werden sollen. Fortbildung spartenübergreifend Außerdem war die Landesgruppe Teil der Jury des Saarländischen Lesedino- Berufsverband Mitglieder .d e Neueintritte –B Vorlesewettbewerbs und des Wettbewerbs der Schulbibliotheken. Im Frühsommer wurden gleich zwei Veranstaltungen angeboten: Neben der Besichtigung der Bibliothek des Landesdenkmalamts in Landsweiler-Reden führte Frank Merken in seiner Fortbildungsveranstaltung in die Thematik »Zielgruppenarbeit« ein. Nach der Sommerpause ging es im Oktober gleich energiegeladen weiter: Das eintägige Seminar »Fachspezifische und effiziente Internetrecherche« fand diesmal nicht in Saarbrücken, sondern in Merzig statt und stellte die Referentin Anne-Katharina Weilenmann vor eine große Herausforderung: Bibliothekare aus Öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken kamen mit einem Potpouri an Fragen. Anschließend trafen sich die Teilnehmer in der Merziger Stadtbibliothek zur Mitgliederversammlung und besichtigten die Lernwelt Merzig, eine vorbildliche und gute Einrichtung, deren Personal aber leider viel zu viel Zeit damit verbringen muss, die Verantwortlichen von der Notwendigkeit einer solchen Einrichtung zu überzeugen. Änderungen w w .B Politik konkret Die Saar-Lor-Lux-Studienreise, die jedes Jahr immer wieder eine gute Gelegenheit bietet, den Kontakt zu den lothringischen und luxemburgischen Kollegen zu vertiefen, musste dieses Jahr leider ohne saarländische Mitglieder stattfinden, der Termin war einfach zu knapp vor dem Event des Jahres: der Podiumsdiskussion nach der Landtagswahl über ein integriertes Bibliothekskonzept für das Saarland (siehe BuB Heft 1/2010, Seite 89 f.). In diesem Jahr wird der Landesgruppenvorstand den Fokus auf Fortbildungen, die Neuwahl des BIB-Landesvorstandes und die Ausbildung im Bibliothekswesen legen. Auch wird eine verbesserte Zusammenarbeit mit dem dbv erhofft. Vielleicht ist das saarländische Bibliothekswesen gar keine alte eingerostete Diesellok, sondern ein Interregio. Der Landesvorstand und die Mitglieder hoffen und mühen sich weiter. Ein gutes Neues Jahr 2010. Katrin Lück (Bibliothek des Europa-Instituts der Universität Saarbrücken), BIB-Landesvorstand Saarland Mitglieder –u 172 BuB BuB || Aus Lesesaal dem w 172 172 BuB | 62 (2010) 02 Aus dem Berufsverband Lesesaal || BuB BuB 173 173 173 Mitglieder Impressum »Aus dem Berufsverband« Herausgeber: BIB . Berufsverband Information Bibliothek e.V., Postfach 13 24, 72703 Reutlingen Mitglieder des BIB e Redaktion: Jörg Sämann, Stadtbibliothek Merzig, Hochwaldstraße 47, 66663 Merzig Telefon 0 68 61/85-393/-394 Telefax 0 68 61/85-158 [email protected] .d werden gebeten, alle Änderungen ihrer personenbezogenen Angaben, insbesondere des Namens, der Anschrift und der Beitragsgruppe, nicht dem Verlag von BuB, sondern der Geschäftsstelle des BIB mitzuteilen: Redaktionsschluss für Verbandsmitteilungen BuB Heft 4/2010: 17. Februar w w w .B –u –B BIB-Geschäftsstelle Postfach 13 24 72703 Reutlingen Telefon 0 71 21/34 91-0 Telefax 0 71 21/30 04 33 [email protected] BuB | 62 (2010) 02