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Neubau · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 05/2015 268 Bäderbau |1 Das neue Krandelbad Wildeshausen – eine Wand verbindet Gestaltung, formale Ausprägung und Farbgebung folgen einem ortsspezifischen Konzept Dipl.-Ing. Rüdiger Wolf, janßen bär partnerschaft mbB – Architekten und Ingenieure, Bad Zwischenahn „Eine Bauaufgabe in ihrer Gesamtheit zu verstehen, heißt uns, den Ort zu erkennen.“ Wie dies gelingen kann, zeigt die Wiedereröffnung des Hallenbades am Krandel in Wildeshausen im September 2014. Die Umsetzung des Hallenbadentwurfs, der 2010 als erster Preis aus einem öffentlichen VOF-Wettbewerbsverfahren hervorgeht, wurde seitens der Wildeshauser Bürger und Schwimmvereine erwartungsvoll und mit großem Interesse begleitet. Bäderbau 269 AB Archiv des Badewesens 05/2015 | Bäderbau · Neubau |2 | |3 1 | Eingangsbereich 2 | Geländeschnitt, Ansicht von Süden 3 | Mit der Linienstruktur der „Wand“: das Logo 4 | Blick ins Grüne Fotos: Stephan Brendgen, Fotodesign, Monheim Neubau · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 05/2015 270 N bietet das neue Hallenbad seinen Besuchern nunmehr wieder ein zeitgemäßes Zuhause. Das Raumprogramm des Hallenbades steht in der Tradition des Ende der 1960er Jahre entwickelten und am Standort errichteten „Europabades“. Es entspricht mit einem j E 25-m-Schwimmerbecken und einem stammenden „Freibades im Naturpark“. Kursbecken als Funktionsbad dem Be- Unter dem Namen „Kurbad am Krandarf der Stadt Wildeshausen. del“ wird es als sog. „Europabad“ konzipiert und gebaut. Der von dem beAusgangssituation kannten Wiener Bäderarchitekten Prof. Grundsteinlegung für das erste Hal- Friedrich Florian Grünberger (1921 lenbad am Krandel ist 1973 zwecks Er- 2007) entwickelte „Europabad-Gedanweiterung des aus den 1955er Jahren ke“ ist zu der Zeit populär und beschreibt ein modulares Baukastensystem für den preiswerten Bau und kostengünstigen Unterhalt von Hallenbädern. Das „Europabad“ stellt eine Reaktion auf den steigenden Bedarf an Hallenschwimmbädern der damaligen Zeit dar und schlägt, innerhalb eines erweiterbaren Raumprogramms, bauliche Lösungen für Familien und den Sportbedarf vor. Nach seiner Fertigstellung vor gut 40 Jahren verfügt das Ganzjahresbad am Krandel im Außenbereich über ein 50-m-Schwimmerbecken. Das Hallenbad beinhaltet ein 25-m-Schwimmer- ! ® Meister für Bäderbetriebe Fachangestellte für Bäderbetriebe Vorbereitungslehrgang • Führungskraft für Bäderbetriebe: Vorbereitungslehrgang zum/r Gepr. Meister/in für Bäderbetriebe Sicher Planschen mit BECO SEALIFE. UV-Schutzkleidung, Schwimmhilfen, Tauchspiele und vieles mehr für den Badesommer mit Pinky, Vince und Ray. Alle Produkte zum ganz großen Freibadspaß im neuen BECO AQUAFUN Katalog. 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Es besitzt eine interne Treppenerschließung, welche die Eingangshalle mit dem Beckenniveau verbindet. U 2 3 U 4 5 6 7 Heidelandschaft, Heideweg Umkleide-/Sanitärbereich Schwimmhalle Aufsicht (für Freibad und Hallenbad) Die Anbindung des Freibades an den Parkplatz erfolgt über eine Außentreppe mit Sommerkassenhäuschen. In den Medien gilt das Hallenbad für die damalige Zeit als das erste und modernste Schwimmbad seiner Art. Im Laufe der Jahre folgen weitere Umbauten bzw. Erweiterungen. Das vorhandene 50-mSchwimmerbecken des Freibades wird in ein Nichtschwimmerbecken umge- 8 9 10 11 Zugang zum Freibad Freibad Schwimmbadtechnik Freibad Sport- und Freizeitpark Krandel baut. Ein neues 50-m-Außenschwimmerbecken und ein Außenspringerbecken werden ergänzt. Die Erweiterung durch ein Massage-Innenbecken mit Nebenräumen und diverse Sanierungen folgen. Nach einer gut vier Jahrzehnte dauernden Betriebszeit wird 2009 aus statischen und betrieblichen Gebäudemängeln heraus beschlossen, das Hallenbad am Krandel abzubre- Neubau · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 05/2015 272 B U 28 U 11 U 13 U 14 U 12 U 16 28 U U 17 U 8 6 U U 4 3 U U 10 7 U U 28 U 15 U 6 U 18 U 1 2 U U 9 5 U 23 U 24 U 23 U U 28 U 19 U 21 U 20 22 U A A U 25 U 28 28 U U 26 26 U U 27 B j 1 2 3 4 5 6 7 8 ?@B12CDFGCC Eingang Eingangshalle, Sitzbereich Aufzug Badleitung Sanitätsraum Toilette Kasse Treppe zum UG 26 U 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Behinderten-Umkleide, Dusche, WC Drehkreuze Fönplätze Umkleiden Herren Wechsel-Umkleiden Umkleiden Damen Duschen Damen Toiletten Damen Toiletten Herren Duschen Herren 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 Badeplatte Schwimmerbecken Schwimmerbecken Badeplatte Kursbecken Kursbecken Geräteraum Putzmittelraum Aufsicht (mit Zugang zum UG) aufschiebbare Fensterelemente Terrasse, Zugang zum Freibad Notausgänge U 4 U 2 1 U j SDF5HII J K J 1 2 3 4 Kursbecken Glastrennwand Sportbecken Wandscheibe U 3 273 AB Archiv des Badewesens 05/2015 | Bäderbau · Neubau 16 U U 8 U 9 11 U U 12 U 6 1 U 5 U U 10 4 U U 3 U 2 U 7 13 U 15 U 14 U j 1 2 3 4 5 6 7 O5I2@12CDFGCC Treppe vom EG Werkstatt Lager Personalumkleide Herren Personalumkleide Damen Personalraum Lüftungsanlage 8 Sicherheitsbeleuchtung 9 ELA-Anlage 10 MSR-Technik 11 Chlorgasraum 12 ZbV 13 Schwimmbadtechnik 14 Treppe zum Aufsichtsraum EG 15 Schacht zur Kaltentrauchung und Notausstieg 16 Außenzugang U 1 2 U U 3 j 1 2 3 4 SDF5HII M K M Schwimmhalle Umkleidetrakt Technik Personal-, Lager- und Nebenräume U 4 Neubau · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 05/2015 274 lich bildet die Stadt Wildeshausen einen wichtigen Wegpunkt auf der „Straße der Megalithkultur“. Umgeben vom Pestruper Gräberfeld (900 - 200 v. Chr.) im Süden und der jungsteinzeitlichen Grabanlage der „Glaner Braut“ (3500 2800 v. Chr.) im Norden stellt Wildeshausen ein attraktives Ausflugsziel dar. Das Areal des Krandelbades liegt am nördlichen Rand der Stadt und ist Teil des „Sport- und Freizeitparks Krandel“, der neben einem Stadion Einrichtungen für verschiedene Ballsportarten umfasst. j ]^_`adef ghe idg`j cPQR TRV VTWcP QXRQR YQTZ[T \T QW- Luft betrachtet klar in der Landschaft setzen. Hierzu wird ein VOF-Wettbe- ablesbar. werb ausgelobt. Eine Achse mit öffentlichen und soziDie Stadt – Lage des Krandelbades alen Bauten (Schulen und Ämtern) Die annähernd 19 000 Einwohner zäh- durchquert von Süden nach Norden lende Kreisstadt Wildeshausen liegt in verlaufend die Stadt. Sie passiert daNiedersachsen im Oldenburger Land. bei den historischen Stadtkern von WilDie Stadt ist verkehrsgünstig gelegen deshausen mit seinen geschichtlich beund mit der Bahn oder über die Auto- deutenden Gebäuden wie der Alexanbahn A 1 erreichbar. Eingebettet in ei- derkirche, dem Remter und dem Ratne waldreiche Geestlandschaft entwi- haus. Eine Umgehungsstraße und ein ckelt sich Wildeshausen, erstmals 851 angrenzendes Industriegebiet verlauerwähnt und am Fluss Hunte liegend, fen im Westen tangential zur Stadt und westwärts. Der mittelalterlich gepräg- verleihen ihr einen modernen, dynate, radiale Stadtgrundriss ist aus der mischen Abschluss. Kulturgeschicht- j klmnhggmdaaj o^p kqrjp Der Wettbewerb Die Stadt Wildeshausen schreibt 2010 ein dreistufiges VOF-Wettbewerbsverfahren für das Krandelbad aus, das den Abriss und den Neubau des Hallenbades sowie, in einem später folgendem Arbeitsschritt, die Generalsanierung und Attraktivierung des Freibades beinhaltet. 13 Fachbüros für den Bäderbau werden zur Teilnahme aufgefordert. Unter dem Titel „Alexanderbad“ geht der Entwurf des Büros janßen bär partnerschaft mbB – Architekten und Ingenieure (vormals de witt janßen partner) als Wettbewerbssieger hervor. Der Siegerentwurf sieht die Grundform einer Ellipse vor, die sich formal aus den regional-zeitgeschichtlichen Spuren des Ortes ableitet und dabei die Badnutzungsabläufe innerhalb zweier bogenförmiger Wandscheiben organisiert. Der Entwurf verweist damit auf den Grundriss der Megalithanlage der „Glaner Braut“, die sich am nördlichen Stadtrand von Wildeshausen befindet. Aufgestellte Findlinge formen dort eine rechteckige, gegliederte Grabanlage, die von Heidepflanzen umgeben ist und auf einer Lichtung in einem Kiefern- und Birkenwald liegt. In den folgenden Bearbeitungsstufen der Ausführung wird das dem Wettbewerbsentwurf zugrunde liegende Konzept in eine rechteckige Formensprache überführt. 275 AB Archiv des Badewesens 05/2015 | Bäderbau · Neubau SEILERSEEBAD ISERLOHN: “ Bessere Ausleuchtung mit weniger Lampen” j shptdptumdaaj ghe vd_ejf^pjw x Mehr Licht mit einem Drittel der Lampen: Im Kombibecken mit einer Sprunggrube (Größe 33x25 Meter!) ersetzten 10 Stück WaterVision LED-Strahler mit je 80W 30 Stück Halogenleuchten mit je 200W. {}~~~} } }~ Anwendung j x ¼asse und Drehkreuz Halogen Beleuchtung LED Beleuchtung Verbrauch pro Stunde Verbrauch pro Stunde ———————————————————————— Solebecken 5.000 Watt 640 Watt Kombibecken 6.000 Watt 960 Watt Glaskuppel 4.800 Watt 400 Watt ———————————————————————— Gesamt 15.800 Watt 2.000 Watt “Nicht nur die Energieeinsparung von mehr als 85% ist enorm, wir sparen auch bei den Installationskosten und bei zukünftiger Wartung” Martin Luig, Betriebsleiter Bädergesellschaft Iserlohn mbH j ygzajhrje_dze Eine Demonstration in Ihrem Bad? Rufen Sie uns an! +49 (0)2821 8944850 [email protected] watervision.de Neubau · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 05/2015 276 Das Erscheinungsbild des Krandelbades wird auf markante Weise durch eine Wandscheibe bestimmt, die das Hallenbad in seiner gesamten Länge durchzieht und jeweils an den Schmalseiten über den rechteckigen Grundriss hinaustritt. Dienende Räume wie Foyer, Umkleiden und Duschen sowie die Räume und Hallen für das Schwimmen entwickeln sich zu beiden Seiten entlang dieser Scheibe. Die Wand ist als anthrazitfarbene Betonwand mit diagonal verlaufenden Vertiefungen ausgebildet und tritt als solche im Innenund Außenbereich in Erscheinung. j du ¼_ujlzjp j du klmnhggj_jlzjp x Die gleichartige Gestaltung (Farbe und Wandrelief) dieses Bauelementes stellt eine Beziehung zwischen Außen- und Innenraum her. Die Scheibe wird als raumübergreifendes, verbindendes Element erlebbar und verbindet Innen und Außen. Die Struktur der Vertiefungen erinnert an einen Strichcode und zitiert den Blick durch Baumstämme der waldreichen Umgebung des Krandelbades. j x nd prägend die Wandgestaltung 277 AB Archiv des Badewesens 05/2015 | Bäderbau · Neubau ¡ Das zweigeschossige Gebäude gliedert sich vertikal in die Bereiche für Personal und Technik im Untergeschoss und den Schwimmbereich, der sich im Obergeschoss befindet. Schwimmunterricht für Nichtschwimmer, Schwimmsport und Aqua-Fitness sind die erklärten Aufgaben dieses neuen Hallenbades. Die Haupterschließung erfolgt über eine Freitreppe bzw. über eine Aufzuganlage. Aus landschaftsplanerischer Sicht legten die Landschaftsarchitekten Horeis und Blatt (vormals Henke und Blatt) besonderes Augenmerk auf die topografische Situation des Ortes. Ein rollstuhlgerechter Weg, der in Form eines Mäanders durch eine idealisierte Heidelandschaft führt, erschließt die Badeebene, die sich auf einem geschosshohen Niveau befindet. Findlinge sind als gestaltendes Element sowohl wegbegleitend als auch auf der Austrittsplattform vor dem Haupteingang platziert. Ein Panoramafenster in der Wandscheibe lädt zu einem Blick in die Schwimmhalle ein und begrüßt den ankommenden Badegast, bevor er das Gebäude betritt. Ein vom Parkplatz zugängliches Treppenhaus mit Aufzuganlage sorgt für die interne Erschließung und stellt die Barrierefreiheit des Krandelbades sicher. j ¢£¤¥£¦§¨ ©ª« ¬£¦© ¯ª°±²«¦ ³±²¯ª´´²£µµ« ¶¦© ·ª¦¸£¦¸ Umkleidebereich In klassischer Reihenfolge der Nutzung sind das Drehkreuz, der Fönbereich, der Stiefelgang und die Sammel- bzw. Einzelumkleiden organisiert. Der Garderobenbereich besitzt vier Sammelumkleiden mit je zwei Einzelumkleiden für Herren und Damen, zwei Familienumkleiden und 18 Einzelumkleiden. Insgesamt umfasst der Umkleidebereich 218 Garderobenschränke, darunter 132 Halbschränke. Der Badegast passier t auf dem Weg in d ie Schwimmhalle den Barfußgang und den Duschtrakt. j ¹£° Die Eingangshalle ist funktional aufgebaut. Sie hält neben den Räumen für die Badleitung und den Sanitätsraum einen Info-Counter sowie einen Sitzund Lounge-Bereich mit Snack- und Getränkeautomaten vor. Durch ein großes Fenster kann der wartende Badegast auch hier in die Schwimmhalle schauen. In Schwachlastzeiten übernimmt ein Kassenautomat die Aufgabe des Info-Counters. Von der Eingangshalle aus ist ein Umkleideraum mit Nasszelle für Menschen mit Behinderungen erreichbar. j »½«¦©µª±²«¤ ¾µª±¥ ¿À¦ ³Á©¯«°§«¦ º¢¶°§«¤º ©«¤ ¬£¦© Neubau · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 05/2015 278 ÂÃÄ ÅÆÇÈÉÊÊËÃÌ Kernstück des Hallenbades ist die Schwimmhalle mit dem 25-m-Schwimmerbecken. Das 318 m2 große Becken ist 1,10 bis 1,80 m tief und verfügt über fünf Schwimmbahnen mit einer Startblockreihe auf der tieferen Wasserseite. Es wird mit einer Wassertemperatur von 28 °C betrieben. Die Halle wird über Eck von drei Seiten aus natürlich belichtet und vermittelt dadurch einen hellen, freundlichen Eindruck. An der zum Freibad hin ausgerichteten Längsseite lässt sich die Schwimmbadfassade an zwei Stellen über mehrere Flügel öffnen. Durch diese Möglichkeit des nahtlosen Übergangs ins Freie ist das Hallenbad im Sommer mit dem Freibad verbunden. Nach Norden hin schließt das Kursbad mit einem 70 m 2 großen Kursbecken an die Schwimmhalle an. Auch hier sorgt die Ecklage des Beckens innerhalb des Gebäudes für eine sehr gute Belichtung und gibt darüber hinaus den Blick über die tiefer gelegene Freibadliegewiese frei. Das Becken hat eine Wassertiefe von 1,10 bis 1,30 m und ist in der Regel 30 °C warm. Für den erleichterten Einstieg verfügt das Becken über eine Wassergewöhnungst reppe, die sich über die gesamte Schmalseite erstreckt. Zu besonderen Veranstaltungen, wie z. B. dem Baby-Schwimmen, wird die Wassertemperatur auf 33 °C erhöht. In dem Kursbad finden u. a. Seniorenkurse und Aqua-Gymnastik statt. Für den erleichterten Beckeneinstieg verfügt das Becken über eine Wassergewöhnungst reppe, die sich über die gesamte Schmalseite erstreckt. Eine verglaste Trennwand gliedert das Bad in einen geräuschaktiven Schwimmerbereich und einen ruhigeren Bereich für den Kursbetrieb. Die Trennwand wird baulich auf ein Schwimmmeisterhäuschen geführt, das sich als eingestellter Baukörper in der Glasaußenfassade befindet. Die zentrale Position des Schwimmmeisterraums erleichtert die Badaufsicht, innen wie außen. Zur weiteren Optimierung der Arbeitsabläufe des Badpersonals ist der Aufsichtsraum über eine interne Treppe an den Technikbereich im Untergeschoss angebunden. Darüber hinaus gliedert der eingestellte Baukörper den Innenraum und fasst dabei Liegebereiche ein, die sich auf beiden Seiten der Glastrennwand befinden. Schwimmerbeckens. Mit Eröffnung des Bades richtete die DLRG wieder den traditionsreichen „Nachtmarathon“ aus, bei dem das Schwimmbad von 19:00 bis 7:00 Uhr des folgenden Tages genutzt wurde. Konstruktion und Materialien Das auffälligste Bauteil des neuen Hallenbades ist die massive Wandscheibe aus Ortbeton. Im Außenbereich hängen an ihr vorgefertigte, textilbewehrte Fertigbetonelemente mit eingelassener Linienstruktur. Die Linienstruktur wurde als „Endlosmuster“ für die Betonmatrizen entwickelt. Sie taucht als ruhiges Gestaltungselement der Betonwand im Innenbereich des Schwimmbades wieder auf. Die Wandscheibe teilt das Gebäude in zwei Bauteile mit unterschiedlicher Konstruktion. Der Umkleidebereich ist in Massivbauweise errichtet. Die Schwimmhallen bestehen aus einer leichten Konstruktion mit Stahlbetonstützen in Kombination mit Stahlbindern im Deckenbereich. Den Dachabschluss bilden Trapezbleche mit einem konventionellen Flachdachaufbau. Neben den Tagesgästen zählen Schulen, ein Schwimmverein und die ört- Die dienenden Räume wie Eingang, Umliche Deutsche Lebens-Rettungs-Ge- kleidetrakt und Personalbereich haben sellschaft (DLRG) zu den Nutzern des als Außenverkleidung ein Wärmedämmverbundsystem. Der Schwimm- und Kursbadbereich ist allseitig verglast. Die Innenwände bestehen aus Sichtbeton mit einem Farbanstrich im Hellton der außen liegenden Betonmatrizen. Als Verkleidung der abgehängten Decken des Hallenbades wurden Holzwolleplatten verwendet, die akustisch wirksam sind und dem Innenraum eine moderne Anmutung verleihen. Farbkonzept j ÍÎÏÐÑÒÒÓÔÕÖ×ÎÏØÑÙ Ú Das Farbkonzept für das Krandelbad verweist in seinen Grundzügen auf den Wettbewerbsentwurf, der die Farben Moosgrün bzw. Grau, Erdbraun und Violett vorsieht. Das Grün deutet auf die waldreiche Gegend der Wildeshau- 279 AB Archiv des Badewesens 05/2015 | Bäderbau · Neubau ÛÜÝ ÞÜÜÛß àáß áâÝÜà ßÜáãäÜáÛÜ àååÛ überwachsenen, alten Baumbestand hin. Die graue, erdbraune und violette Farbwelt orientiert sich an Heidepflanzen, die den Geestrücken und die „Glaner Braut“ einfassen. Das kräftige Moosgrün der Außenfassade setzt im Zusammenspiel mit dem Grauton der Wandscheibe einen kontrastreichen Farbakzent. Die Duschen sind mit vertikalen, violetten Fliesenstreifen gefliest und zitieren einen Strichcode. beinhaltet und die Vermietung von Einzelbahnen vorsieht. Um einen flexiblen und effizienten Personaleinsatz zu unterstützen, hält das Bad in der Eingangshalle, zusätzlich zur Hauptkasse, einen Kassenautomaten vor. An Warmtagen mit hohem Besucherandrang kann außerdem das Kassenhäuschen am Sommereingang personell besetzt werden. Der Sommerdurchgang zum Freibad wird von Frühschwimmern als Eingang, ansonsten In der Raumabfolge der Gebäudeer- generell als Ausgang benutzt. schließung sind die Fliesen des Eingangsbereichs und die des Umkleide- Energiekonzept bereichs hellgrau gehalten. Die beiden Das Ganzjahresbad setzt auf ein nachHallenbadbereiche haben dagegen erd- haltiges, langfristiges und umweltbebraune Fliesen. Wärmesitzbänke mit wusstes Energiekonzept. Aufgrund desgrünen Mosaikfliesen akzentuieren im sen können die Energiekosten positiv Schwimmerbereich den Beckenumgang beeinflusst werden. Die Orientierung und erinnern an das Landschaftsthe- der Glasfassaden der Schwimmhallen ma. Das Farbkonzept harmoniert mit nach Südwesten erzeugt im Winter zuden Blautönen des Wassers und sorgt sätzliche Wärmegewinne. Die verschiebin dem Funktionsbad für ein stim- baren Fassadenelemente sorgen im mungsvolles Ambiente. Sommer für natürliche Lüftung und Abfuhr überschüssiger Wärme. èéêëìíêëî Badeschuhe Aqua Fitness Schwimmaccessoires Betriebskonzept www.fashy.de Das Betriebskonzept des Krandelbades berücksichtigt die unterschiedlichen Nutzergruppen. Derzeit wird das Bad mit einem einheitlichen Tarifsystem betrieben, das ein Wertkartenkonzept jæ çit erfreulich viel Platz Neubau · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 05/2015 280 ïðñòóôõñòð öð÷øùúðûùõüýõþùóÿ Dipl.-Ing. Jörg Steinweg, Wolff + Partner GmbH, Beratende Ingenieure VBI, Bremen Bei der Planung der technischen Anlagen wurde besonderer Wert auf die ökonomischen und ökologischen Ergebnisse der Gesamtanlage gelegt. Um dies zu erreichen, sind umfangreiche Energie- und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen vorgenommen worden. Daraus ergab sich das technische Konzept. Heizungstechnik Die Wärmeversorgung für das Hallenbad erfolgt im direkten Wärmeverbund mit der Kläranlage der Stadt Wildeshausen. Für die Wärmeerzeugung sorgen zwei Blockheizkraftwerke, die mittels der anfallenden Klärgase betrieben werden. Mit diesen können ca. 80 % der benötigten Wärmeenergie des Bades regenerativ gewonnen werden. Für den Wärmeverbund wurde eigens eine ca. 600 m lange Verbindungsleitung zwischen der Kläranlage und dem Bad hergestellt. Die Gesamt-Nennwärmeleistung beträgt ca. 600 kW. Zur Erwärmung des Beckenwassers werden Plattentauscher aus Edelstahl eingesetzt, und zwar für das Schwimmerbecken mit 250 kW, für das Kursbecken mit 90 kW. In dem Bad wurden neun Regelgruppen installiert: j S j W j W S cken, j W j L S j L j L j L j L System eines Durchlauferhitzers arbeitet. Bzgl. der Wasserhygiene (Legionellen) haben diese Systeme den Vorteil, dass nur eine geringe Warmwassermenge bevorratet wird. Die Frischwasserstationen sind komplett mit integrierter Regelung und Zirkulationspumpe ausgeführt. Die Wärmespeicherung erfolgt auf der Heizungsseite mittels Heizwasserpufferspeicher. Es ist eine Station für das gesamte Warmwassernetz eingebaut. Das gesamte Trinkwassernetz wird mit 65 °C beaufschlagt, sodass die Zirkulation gemäß DVGW W551 mit mindestens 55 °C zum Wärmetauscher zurückgeführt wird. Zur Verhinderung des Legionellen-Wachstums sind die Trinkwasserinstallationen als durchgeschliffenes System installiert, um nicht durchströmte Leitungsenden zu vermeiden. Alle Sanitärarmaturen sind über einen KNXBus mit einer zentralen Steuerungseinheit verbunden, wodurch eine automatische Hygienespülung des Warmund Kaltwassernetzes ermöglicht wird. Die Duschen sind als geflieste Duschstände mit einer Bodenablaufrinne aus Edelstahl ausgeführt. Die Duscharmaturen sind einzeln thermostatisch abgesichert mit vom Badegast frei wählbarer Temperatur. Das Bad ist mit einem barrierefreien Dusch- und Umkleidebereich ausgestattet. Für die Badreinigung gibt es an festgelegten Reinigungsschwerpunkten abschließbare Unterputzkästen aus Edelstahl mit Warm- und Kaltwasserzapfstellen sowie Elektroanschlüssen. Lüftungstechnik Die erforderlichen Lüftungsanlagen für das Hallenbad sind gemäß DIN EN 13 779, VDI 2089 und VDI 6022 ausgelegt. Es wurden zwei Luftaufbereitungsanlagen entsprechend den TemSanitärtechnik peraturzonen und Funktionsbereichen Die Warmwasserbereitung erfolgt durch ausgeführt: eine Frischwasserstation, die nach dem Anlage 1: Schwimmhalle j !"##$%&$'$() *+ ,-) Luftmenge 19.800 m 3/h j K.%/&$'$( .(0 1$&$(%2.#$) Luftmenge 8.200 m 3/h Summe: 28.000 m 3/h Anlage 2: Umkleide und Duschen j U#'3$"0$) 45 ,-) Luftmenge 4.600 m 3/h j D./ $() 46 ,-) Luftmenge 4.500 m 3/h j F78$%) 9$%/7(:3&$%$" ) Nebenräume, 22 °C, Luftmenge 5.150 m 3/h Summe: 14.250 m 3/h Die Gesamtluftmenge für das Gebäude beträgt 42.250 m 3/h. Alle Geräte sind für einen energieoptimierten Betrieb mit Frequenzumformern ausgestattet. Die Wärmerückgewinnung erfolgt über Rotationswärmetauscher mit einem Wärmerückgewinnungswirkungsgrad von über 70 %. Für die einzelnen Temperaturund Funktionszonen wurden variable Luftvolumenstromregler und Lufterhitzer installiert. Betriebsweise der Anlagen In Bereichen mit hohem Feuchteanfall (Badbereich, Duschen etc.) wird die erforderliche Luftmenge über die Abluftfeuchte geregelt. Die übrigen Bereiche werden über die Betriebszeiten in Volllast, Teillast und „Aus“ betrieben. In der Schwimmhalle übernehmen die Lüftungsanlagen die erforderlichen Transmissionsverluste des Gebäudes. Bei Ansprechen der Brandmeldeanlage werden die Lüftungsgeräte ausgeschaltet und die Volumenstromregler geschlossen, um eine Rauchausbreitung durch die Lüftungskanäle zu vermeiden. Schwimmbadtechnik Zur Sicherstellung einer hohen Wasserqualität wurden moderne Wasseraufbereitungsanlagen vorgesehen. Die Badewasseraufbereitung erfolgt nach 281 AB Archiv des Badewesens 05/2015 | Bäderbau · Neubau ;<= >? 643, Teil 2, über die Verfahrens- ration. Neben der hohen Wirtschaftstufen Flockung – Mehrschicht-Filtra- lichkeit der Anlagen wurden durch tion – Chlorung. Einsatz dieser Filter auch die Baukosten verringert, da auf die sonst übliZur Reduzierung der Trihalogenme- chen großen Kellerhöhen verzichtet thane und der gebundenen Chlorwer- werden konnte. te erfolgt die Wasseraufbereitung über Mehrschichtfilter mit Hydroanthrazit Insgesamt erfolgt die BadewasseraufH. Die Chlorung geschieht mit Chlor- bereitung der Becken in Abhängigkeit gas, das über eine Vollvakuumanlage von den Wassertemperaturen und Nutden einzelnen Badewasserkreisläufen zungen über zwei Aufbereitungsanlazugeführt wird. gen mit einer Gesamtumwälzleistung von rund 270 m 3/h. Die UmwälzpumDie pH-Wert-Korrektur und die Flo- pen sind mit energieeffizienten Perckungsmittelzugabe erfolgen vollau- manent-Magnetmotoren ausgeführt, tomatisch über Dosierpumpen aus ei- die entsprechend der Belastung über nem Zentraltank. Frequenzumformer angesteuert werden. Bei den verwendeten Filtern handelt es sich um besonders energieeffiziente Niederdruckfilter für die Saugfilt- Anlage 1: Schwimmerbecken 318 m 2 Wasserfläche, 28 °C Wassertemperatur, Umwälzleistung 195 m 3/h Anlage 2: Kursbecken 70 m2 Wasserfläche, 30 °C Wassertemperatur, Umwälzleistung 70 m 3/h Zur Attraktivitätssteigerung wurden im Kursbecken Massagedüsen vorgesehen. Die Ansteuerung erfolgt wahlweise manuell oder über ein Zeitprogramm. Regelungstechnik Es wurde ein speicherprogrammierbares Steuersystem mit einer ganzheitlichen Gebäudeleittechnik installiert. Anhand weniger Übersichtsbilder kann der Betreiber die komplexen technischen Anlagen mit geringem Zeitauf- Neubau · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 05/2015 282 Schlussbetrachtung Architektur ist neben der reinen Lösung funktionaler Bauaufgaben immer auch prägende Gestaltung eines Ortes. Streifen die Ergebnisse von Architekturwettbewerben häufig die Grenze des Machbaren, so zeigt die Realisierung, wie weit dem unter sich verändernden ökonomischen und sozialen Faktoren entsprochen werden kann. Es ist gelungen, in Zeiten strenger Kostenvorgaben mit angemessenem Aufwand eine architektonisch qualitätvolle, dazu gestalterisch niveauvolle Bauaufgabe zu bewältigen. Dank einer abgestimmten Planung und konsequenten Ausführung, die von Anfang an die Politik, die Bürger, die Fachplaner und die Architekten mit einbezog, fielen die w@AB CEGH w@IJGAM NEGH BOG PGEQRBGTGOVVGIJAOX GH YZT[V Baukosten niedriger aus, als das ursprüngliche Gesamtauch die Lichtsteuerung des Bades. Des Weiteren kan n budget dafür vorschrieb. – auch von externer Stelle – auf sämtliche Betriebsdaten zugegriffen werden. Die Abfrage und Verstellung ist durch Das Angebot des Bades wird, wie die kurze Betriebszeit bePasswort geschützt. Eine direkte Weiterschaltung von Stör- reits zeigt, nicht zuletzt auf Grund des einladenden Ammeldungen und Verbrauchswerten erfolgt auf die Leitwar- bientes seitens der Wildeshauser Bürger und Badegäste gut te des Badbetreibers. Neben den Daten der Heizungs- und angenommen. Lüftungsschaltschränke sind auch die Daten der Schwimmbadtechnik mittels Profibus-Anbindung in die Gebäudeleit- Das neue Hallenbad ist ein Ganzjahresbad, das sich als technik integriert. selbstbewusster, infrastruktureller Baustein in den „Sportund Freizeitpark Krandel“ gut einfügt und dazu wegweiJeder Schaltschrank verfügt zusätzlich über ein kleines sende Technologien berücksichtigt. WJR einfaches Display (Touchpanel) zur Kontrolle und ggf. Veränderung der Soll- und Ist-Werte vor Ort. Projektdaten Projekt \]^_`abc^` Am Krandel 15 27793 Wildeshausen Projektbeteiligte defghii fjk dhlihmnhi Stadt Wildeshausen 27793 Wildeshausen Architekt janßen bär partnerschaft mbB (vormals: de witt janßen partner) Architekten und Ingenieure 26160 Bad Zwischenahn Projektleiter: Dipl.-Ing. Architekt Udo Janßen Projektsteuerung Constrata Ingenieur-Gesellschaft 33602 Bielefeld Tragwerksplanung S3 - Sasse Stein Sasse GmbH 28357 Bremen Technische Gebäudeausrüstung – HLS Wolff + Partner GmbH Beratende Ingenieure 28357 Bremen Technische Gebäudeausrüstung – Elektroplanung Ingenieurbüro Wilfried Heise 26802 Moormerland Freiflächenplanung / Außenanlagen Horeis + Blatt Partnerschaft (vormals: Henke + Blatt Partnerschaft) 28329 Bremen Wasserflächen 318 m2 stu]vcaxya_ Wassertiefe 1,10 - 1,80 m, Wassertemperatur 28 °C Kursbecken Wassertiefe 1,10 - 1,30 m, Wassertemperatur 30 - 33 °C 70 m2 Öffnungszeiten Bodengutachter / SiGe-Koordination Urbanski & Versmold GmbH 48165 Münster zu_v^{ Dienstag Mittwoch Kenndaten Donnerstag opejfjq fjk defenpefr Planungsbeginn Baubeginn Eröffnung 2010 Februar 2013 September 2014 Baukosten Gesamtbaukosten inkl. Nebenkosten ca. 6,8 Mio. € netto Flächen und Rauminhalte Bruttogrundfläche Bruttorauminhalt Nutzfläche 1.620 m2 15.130 m3 1.614 m2 Freitag Samstag und Sonntag geschlossen 06:30 - 10:00 Uhr 15:00 - 21:00 Uhr 06:30 - 10:00 Uhr 15:00 - 20:00 Uhr 06:30 - 10:00 Uhr 15:00 - 21:00 Uhr 06:30 - 10:00 Uhr 13:00 - 21:00 Uhr 09:00 - 18:00 Uhr Eintrittspreise Tageskarte Kinder (4 bis 15 Jahre) 2,00 € Erwachsene (ab 16 Jahre): 3,50 € Zehnerkarte 18,00 € 32,00 €