Geldsorgen, Schulden, Verschuldung - Monique Follmann-Fohl

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Geldsorgen, Schulden, Verschuldung - Monique Follmann-Fohl
Samstag und Sonntag, den 10./11. September 2016
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Ein schwieriges Jahr
für die Exportwirtschaft
Roaming-Gebühren:
Jean-Claude Junckers PR-Fiasko
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Die staatliche Agentur ODL schützt die Exporte Luxemburger
Unternehmen vor politischen und wirtschaftlichen Risiken.
EU-Kommission kassiert ihren Vorschlag zur „Abschaffung“
der Auslandsaufschläge für mobile Kommunikation.
Avery Dennison plant
Millioneninvestition
Rodange. Die Avery Dennison
Corporation, einer der weltweit
führenden Hersteller von Selbstklebematerialien und Etikettiersystemen, will 65 Millionen Dollar
im Süden des Großherzogtum investieren. In einer Unternehmensmitteilung hieß es gestern,
man wolle das Werk in Rodange
erweitern, um die Produktion in
Europa zu stärken und der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden. Insgesamt sollen 12 000
Quadratmeter hinzukommen. Für
Rodange habe man sich aus zwei
Gründen entschieden: wegen der
hohen Produktivität und der Nähe
zu den Kunden. Man rechne für
Ende September mit der behördlichen Genehmigung für die Erweiterung. Die eigentlichen Bauarbeiten sollen vor Jahresende
beginnen. In der zweiten Jahreshälfte 2018 sollen die neuen Anlagen die Produktion aufnehmen. aa
Space X: Elon Musk
appelle à l'aide
San Francisco. L'initiative n'est pas
banale: le p.-d.g. de Space X, Elon
Musk, a appelé à l'aide sur le réseau social Twitter pour comprendre pourquoi sa fusée a pris
feu sur son pas de tir, quelques
minutes avant de lancer un satellite pour Facebook. «Tous les
soutiens et les conseils de la
NASA, de l'Administration américaine de l'aviation, de l'US Air
Force et d'autres seront très appréciés. Merci d'envoyer un
e-mail avec tout enregistrement
de cet événement à [email protected]». L'Américain doit toujours lancer SES 10 pour le
compte de la SES avec la première
fusée réutilisée avant la fin de
l'année. Ce flou sur les causes de
l'incident a été moqué par les
concurrents de Musk. Le patron
d'United Alliance a annoncé que
le prochain lancement n'aurait pas
lieu avant neuf à douze mois. Celui d'Arianespace que «la qualité
avait un prix». T. L.
Ça se bouscule
pour diriger la LHoFT...
Luxembourg. Luxembourg for finance a reçu 175 candidatures
pour diriger la «Luxembourg
House of Financial Technology»
(LHoFT). Le comité de sélection
autour de Nicolas Mackel a retenu
douze candidats qui seront reçus
un par un pour convaincre qu'ils
sont, comme le précisait l'appel à
candidatures, «uniques». Cette
personnalité aura un rôle particulier d'ambassadeur des FinTech
pour le Luxembourg. «La question
est de savoir si le Luxembourg
pourra surfer sur la vague de ce
nouveau monde», se demande le
directeur de la Chambre de commerce sur son blog. Le nombre de
candidatures semble indiquer que
d'aucuns en sont convaincus. T. L.
Wo ist bloß das ganze Geld hin? Viele Menschen in Luxemburg stecken in finanzieller Not. Die neue Broschüre „Geldsorgen. Schulden.
(FOTO: SHUTTERSTOCK)
Verschuldung.“ soll mit kleinen Tipps und Tricks helfen.
Wenn das Geld knapp wird
Die ULC stellte gestern ihre Broschüre „Geldsorgen, Schulden, Verschuldung.“ vor
VON MICHÈLE ZAHLEN
Konsum auf Pump ist eine gefährliche Verlockung. Trotzdem schließen
Verbraucher einen Kredit nach dem
anderen ab und riskieren dadurch
schnell in eine Schuldenfalle zu
tappen. Die ULC will bei finanziellen
Problemen mit einer neuen Broschüre Hilfe leisten.
Das Auto wird geleast, Möbel mit
einer Teilzahlung abgefertigt, für
das Haus wird ein Kredit aufgenommen – die Versuchung auf
Pump zu leben ist groß – auch in
Luxemburg. Das Problem: Ein
Kredit ist schnell abgeschlossen,
die zu zahlenden Raten sind klein,
die Vertragsdauer dafür aber oft
lang.
Unter finanziellen Engpässen
leidet nicht nur das Bankkonto,
sondern auch der Verbraucher.
Geldsorgen sind in Luxemburg ein
Tabuthema. Niemand gibt gerne
zu, Schulden zu haben. Die Scham,
darüber zu sprechen ist groß, die
Hemmschwelle, Hilfe zu beantragen, oft noch größer.
Einfache Tipps und Tricks
können viel bewirken
Um dem Problem entgegenzuwirken, stellte der Verbraucherschutz
UCL gestern die Broschüre „Geldsorgen. Schulden. Verschuldung“
vor. Sie soll zeigen, wie Verbraucher Schulden vermeiden und wie
bereits Verschuldete ihre Geldprobleme in den Griff bekommen
können. Einfache Ratschläge veranschaulichen, wie man unnötige
Ausgaben begrenzen kann. „In einem ersten Schritt muss der Verbraucher sich bewusst machen,
wie viel Geld er zur Verfügung hat
und wie viel er ausgibt“, erklärt die
Autorin des Info-Hefts, Monique
Follmann-Fohl. „Die Menschen
brauchen keine komplexen Gesetzestexte, sondern konkrete Tipps“,
so Follmann-Fohl weiter.
Sie gibt ein Beispiel, das zeigt,
wie viel Geld Verbraucher, teilweise
unbewusst,
ausgeben:
„Wenn Sie jeden Morgen für drei
Euro einen Kaffee kaufen, macht
das bei 220 Arbeitstagen pro Jahr
eine Summe von 660 Euro. Kaufen Sie noch ein Croissant dazu,
sind Sie mit etwa fünf Euro pro Tag
bei 1 100 Euro pro Jahr.“ Hier ließe sich ganz einfach Geld einsparen, man müsse sich dessen nur
bewusst werden. Bei solchen
Denkanstößen soll die Broschüre
helfen.
In Luxemburg ist jeder zweite
Haushalt verschuldet
„Die Hälfte der Privathaushalte in
Luxemburg ist verschuldet“, so
Nico Hoffmann, Präsident der
ULC.
Der Weg von geringen Schulden in eine Überverschuldung sei
manchmal sehr kurz. „Von Überschuldung spricht man, wenn das
monatliche Einkommen nicht
mehr ausreicht, um über einen
Menschen mit Geldsorgen wissen oft nicht weiter. Monique Follmann-Fohl
(FOTO: STEVE EASTWOOD)
hilft ihnen, ihr Problem richtig anzugehen.
Zeitraum von sechs Monaten gängige Ausgaben, wie Miete, Essen
oder Strom und Wasser zu zahlen“, erklärt Hoffmann.
Im vergangenen Jahr gingen 650
Anträge von Überverschuldung
bei den sozialen Diensten „Ligue
médico-sociale“ und „Inter-Action“ ein. Haushalte, die nicht mehr
aus ihrer Überverschuldung herauskommen, können Privatkonkurs anmelden. Gibt der Richter
dem Antrag statt, werden die
Schulden automatisch getilgt.
Viele scheuen
den Gang zum Sozialamt
„Man ist nicht weniger wert, weil
man finanzielle Schwierigkeiten
hat“, so Monique Follmann-Fohl.
Die ULC, lokale Sozialämter und
Vereinigungen wie die „Ligue médico-sociale“ und „Inter-Actions“
können helfen.
Aus Scham würden viele den
Gang zum Sozialamt scheuen, dabei mache sich dieser Schritt oft
in vielerlei Hinsicht bezahlt. „Hat
man seine Geldsorgen erst einmal
im Griff, wächst auch wieder das
Selbstwertgefühl“, so die Autorin
weiter. „Mut tut gut“ resümiert sie
diese Herausforderung.
Eine Herausforderung, die sich
nicht nur positiv auf den Geldbeutel, sondern auch die Psyche
auswirken kann.
Die Broschüre „Geldsorgen. Schulden. Verschuldung.“ ist bei der ULC für fünf Euro erhältlich, das Heft gibt es in deutscher und französischer Sprache. Weitere Informationen unter www.ulc.lu.