Untitled - nca - new classical adventure
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BACH • TELEMANN • HERTEL 2 P + C 2009 M.A.T. Music Theme Licensing Ltd. Aufgenommen / Recorded: 04.-06.07.2008, Frankenstein Produzent / Producer: Klaus Feldmann Aufnahmeleitung, Tonmeister, Digitalschnitt / Recording Supervision, Balance, Editing: Michael Glaser Toningenieur / Recording Engineering: Veit Vehmeier Photo Credits Musica Angelica: Paul Antico, Creative Antics, Los Angeles Musica Angelica Robin Johannsen, Sopran Gonzalo X. Ruiz, Oboe Jeremy Joseph, Orgel CD 4 Total Time: 71:39 Johann Sebastian Bach (1685-1750) Toccata e-Moll BWV 914 01 Toccata 02 Fuga 3:54 3:16 Georg Philipp Telemann (1681-1767) Kantate „Endlich wird die Stunde schlagen“ 03Arie: Endlich wird die Stunde schlagen 04 Rezitativ: Ja, endlich brechen Josephs Bande 05Arie: Gott führet mich 3:34 2:12 3:13 Johann Wilhelm Hertel (1727-1789) Partita I C-Dur für Oboe, obligate Orgel und b. c. 06Allegro ma non troppo 6:10 07Largo 3:01 08Allegro 3:01 Georg Philipp Telemann Kantate „Verlöschet, ihr Funken der irdischen Liebe“ 09Arie: Verlöschet, ihr Funken der irdischen Liebe 5:37 10 Rezitativ: Dies ist das grösseste Gebot 1:40 11Arie: Ein Wasserstrahl 5:06 Johann Wilhelm Hertel Partita III d-Moll für Oboe, obligate Orgel und b. c. 12 (Allegro) 3:49 13Largo 3:43 14 Vivace 4:35 Georg Philipp Telemann Kantate „Umschlinget uns, ihr sanften Friedensbande“ 15Arie: Umschlinget uns, ihr sanften Friedensbande 5:18 16 Rezitativ: Durch Zwietracht wird der grösste... 1:58 17Arie: Schönstes Kleeblatt, schmücke mich 2:50 Johann Sebastian Bach Fantasie und Fuge a-Moll BWV 561 18 Fantasie 19 Fuge 2:30 6:11 6 Biografien Deutsch Robin Johannsen 8 Die in Philadelphia geborene Sopranistin Robin Johannsen absolvierte ihr Gesangsstudium an der Carnegie Mellon University und an der University of Cincinnati College-Conservatory of Music. Erste Engagements waren u.a. Galakonzerte im Lincoln Center / New York und Carnegie Hall sowie Opernproduktionen mit der Liederkranz Foundation, dem Opera Orchestra of New York, dem Cincinnati Symphony Orchestra und dem Cincinnati Opera Outreach. In der Spielzeit 2002/2003 kam Robin Johannsen als Stipendiatin der American Berlin Opera Foundation an die Deutsche Oper Berlin und wurde in der darauffolgenden Spielzeit ein festes Ensemblemitglied der Oper. Dort war sie u.a. als Susanna in Die Hochzeit des Figaro, Norina in Don Pasquale, Aljeja in Aus einem Totenhaus, Oscar in Ein Maskenball und Schwester Constance in Dialog der Carmeliterinnen zu hören. Im Sommer 2003 debütierte Robin Johannsen als Junger Hirt in Tannhäuser bei den Bayreuther Festspielen, wo sie in den nächsten fünf Saisons als Hirt und als Waldvöglein in Siegfried auftrat. Von 2005 bis 2007 war die Sopranistin an der Oper Leipzig engagiert und sang dort u. a. Gretel in Hänsel und Gretel, Susanna in Le Nozze di Figaro, Pamina in Die Zauberflöte, Marzelline in Fidelio, Blonde in Die Entführung aus dem Serail sowie Valencienne in Die lustige Witwe. Robin Johannsen gastierte u. a. bei der Internationalen Bachakademie Stuttgart, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, NDR Hamburg, Deutschlandradio Kultur, dem Deutschen Symphonie Orchester Berlin, Kammerorchester Berlin, am Nationaltheater Mannheim sowie beim Singapore Symphony Orchestra. Ferner gestaltete sie Händel-Kantaten mit dem Bach Consort Wien in Barcelona und im Wiener Musikverein. In 2008/2009 debütierte Robin Johannsen als Konstanze in der Entführung aus dem Serail mit dem Freiburger Barockorchester beim Lucerne Festival, Festspielhaus St. Pölten und Theater Freiburg. Weiterhin war sie als Agilea in Händels Theseus an der Komischen Oper Berlin unter der musikalischen Leitung von Alessandro De Marchi zu hören. Im Mai 2008 war sie als Sopranistin des Projektes Seduction and Despair von John Malkovich und Martin Haselböck in Los Angeles zu erleben. Im Sommer 2009 eröffnete Robin Johannsen unter der musikalischen Leitung von Helmuth Rilling das Oregon Bach Festival mit Haydns Schöpfung und wirkte u.a. bei der Uraufführung des Messias von Sven-David Sandström mit. Weitere Projekte umfassen u.a. Konzerte und CD-Produktion mit der Academia Montis Regalis unter Alessandro De Marchi, Deutschland-Tournee und CD-Produktion mit der Bachakademie unter Helmuth Rilling, Eröffnungsgala beim Festspielhaus St Pölten unter Julia Jones, Die Schöpfung mit der Dresdner Philharmonie unter Rafael Frühbeck de Burgos sowie „Jauchzet Gott“ im Konzerthaus Berlin mit dem Kammerorchester Berlin. 10 Gonzalo X. Ruiz ist einer der gefragtesten und von der Kritik am meisten gefeierten Solisten historischer Holzblasinstrumente in Nordamerika. In den letzten Jahren trat er als Erster Oboist und Konzertsolist mit führenden Originalklang-Ensembles Amerikas und Europas unter Dirigenten wie Andrew Manze, Nicholas McGegan und Jordi Savall in Erscheinung. Zahlreiche Einspielungen mit Solo-, Kammer- und Orchestermusik zeugen von seinem Können. Gleichermaßen vertraut mit der modernen Oboe, war er Erster Oboist des Buenos Aires Philharmonic Orchestra und des New Century Chamber Orchestra. Im Jahr 2000 erhielt er den ASCAP Award for Adventurous Programming für seine Arbeit mit dem Ensemble American Baroque. Gonzalo X. Ruiz ist Preisträger des Alte-Musik-Wettbewerbs in Brügge und ein anerkannter Experte für historische Techniken der Rohrblatt-Herstellung; mehr als zwei Dutzend seiner Stücke sind Bestandteil einer ständigen Ausstellung im Metropolitan Museum of Art. Gonzalo X. Ruiz Jeremy Joseph 12 JEREMY JOSEPH wurde 1978 in Durban, Südafrika, geboren. Er erhielt zuerst Klavierunterricht, begann im Alter von 9 Jahren das Orgelspiel zu erlernen und wurde mit 14 Jahren Organist an der Kathedrale von Durban. Nach Privatunterricht bei Hans Fagius in Kopenhagen studierte er von 1998 bis 2003 bei Martin Haselböck an der Musikhochschule Lübeck und seit 2003 bei Jürgen Essl an der Musikhochschule Stuttgart. Im September 1999 gewann Jeremy Joseph den internationalen Silbermann-Wettbewerb und erreichte den zweiten Preis im internationalen Orgelwettbewerb von Dublin. Konzerte beim Schleswig-Holstein-Musikfestival, Nürnberg Orgel Woche, Musikhalle Hamburg, Leipziger Gewandhaus, Wiener Musikverein und Konzerthaus, Hofkirche Dresden, Ottobeuren, Madrid, Rom, Salamanca, Monaco, Hong-Kong, Dallas, Los Angeles, New York, Mexiko, Johannesburg, für NDR, SWR (Deutscher Rundfunk), ORF (Österreich) und MR (Ungarn). Jeremy Joseph lebt und arbeitet in Wien als Organist und Cembalist der Wiener Akademie und hat mit der Wiener Hofmu- sikkapelle (Wiener Sängerknaben und Mitglieder der Wiener Philharmoniker), den Wiener Symphonikern, den Hamburger Philharmonikern, Musica Angelica Baroque Orchestra (Los Angeles) und dem Spanischen Nationalorchester konzertiert. Als Lehrer hat Jeremy Joseph Meisterkurse an der Austria-Barock-Akademie gehalten und wurde ans Tschaikowski-Konservatorium und die Gnessin Akademie Moskau eingeladen, um Meisterkurse zum Spiel des Basso Continuo zu halten. Seit April 2008 unterrichtet er an der Universität für Musik in Wien. Jeremy Joseph ist als Organist an der Wiener Hofburgkapelle tätig. Seine erste Solo-CD „Orgelmusik am Wiener Hof“ wurde an der historischen Orgel im Stift Klosterneuburg aufgenommen und bei NCA 2009 veröffentlicht. KLEINE BESETZUNG – DENNOCH EFFEKTVOLLE MUSIK 14 Johann Sebastian Bach (1685–1750), der uns heute als einer der bedeutendsten Komponisten gilt, war zu seinen Lebzeiten weniger aufgrund seiner Kompositionen als vielmehr wegen seiner erstaunlichen Virtuosität auf Tasteninstrumenten geschätzt. Schon sehr früh in seiner Jugend muss er damit Aufmerksamkeit erregt haben. Seine Toccaten zeugen von den virtuosen Effekten, die für seine Reputation mit verantwortlich waren. Wann genau die Toccata e-Moll BWV 914 entJ.S. Bach standen ist, wissen wir nicht, da sich kein Autograph erhalten hat, das aufgrund der Wasserzeichen oder der Schrift nähere Aufschlüsse ermöglichen würde. Die erhaltenen sieben manualiter-Toccaten (BWV 910– 916) scheinen aber in etwa den gleichen kompositorischen Entwicklungsstand zu repräsentieren, der mit Sicherheit relativ früh – etwa 1706 oder wenig später – anzusetzen ist. Sah man lange Zeit in der norddeutschen Schule die Vorbilder für diese Werkgattung Bachs, so wurde unlängst auf die Toccaten Georg Muffats in seinem „Apparatus musico-organisticus“ von 1690 aufmerksam gemacht, die möglicherweise einen sehr viel stärkeren Einfluss gehabt haben, weisen sie doch in mancherlei Hinsicht größere Ähnlichkeiten zu denen Bachs auf als etwa die Toccaten Dietrich Buxtehudes. Die Bachsche Toccata ist in drei Abschnitte gegliedert, denen eine Fuge folgt; deren Subjekt ist fast identisch mit dem einer anonym überlieferten Fuge in e-Moll, die Benedetto Marcello zugeschrieben wird, da in dieser Handschrift hauptsächlich ihm zugeschriebene Kompositionen enthalten sind. Erst ab T. 20 nehmen die beiden Kompositionen einen anderen Verlauf. Ein lediglich 13 Takte langer Einleitungsteil in gemäßigter Passaggio-Manier leitet über zu einer mit „un poco allegro“ überschriebenen Fuge mit insgesamt sechs Themeneinsätzen, bei der das Kontrasubjekt stets unmittelbar an das Thema geknüpft ist. Kleinere chromatische Wendungen in den Zwischenspielen verleihen diesem Satzteil zusätzlichen Ausdruck. Weiter ausholend und damit noch effektvoller sind die Figuren im dritten, mit „adagio“ überschriebenen Abschnitt, die mit ihren zackigen Passagen dem Stylus phantasticus verpflichtet sind; innerhalb dieser Stilebene schreckt Bach wie in T. 65 selbst vor clustermäßigen Dissonanzen (Fis – e´ – g´ – ais´) nicht zurück. Die abschließende Fuge für drei Stimmen knüpft mit dem Anfangsmotiv, einem schlichten Wechselnotenmotiv, an den Einleitungsteil an. Die markanten Septimen-Pendelschläge, die sich jeweils über einen halben Takt erstrecken, geben dem Thema einen insistierenden Charakter, zumal sich diese im Zwischenspiel (T. 18ff.) verselbständigen und zum dominanten Gestaltungsmittel werden. Vor dem neunten und letzten Themeneinsatz wirkt die über eine Dezime aufwärts 16 geführte Skala im Diskant, die nun durch konsequente Sequenzen in der unteren Stimme gestützt wird, wie ein Ausrufezeichen, das auf den energischen, mit massiveren Akkorden arbeitenden Schluss aufmerksam machen will. Dass in vorliegender Einspielung diese Toccata auf der Orgel dargeboten wird, widerspricht zwar der Einordnung als Cembalowerk im Bach-Werke-Verzeichnis (BWV), die aber neueren Forschungen zufolge keineswegs gesichert ist. Ähnlich früh wie BWV 914 dürfte auch das Satzpaar Fantasia e Fuga amoll BWV 561 entstanden sein, dessen Echtheit freilich in den letzten Jahren recht kontrovers diskutiert worden ist. Schon 1948 zweifelte Hermann Keller dessen Authentizität an, da ihm die darin verlangte Virtuosität zu sehr Selbstzweck zu sein schien. Dergleichen, so Keller, fände sich bei Bach nicht, da bei ihm „Virtuosität musikalisch gerechtfertigt“ sei. Obwohl eine derartige Einschätzung vor allem für die frühen Tastenmusikwerke Bachs gewiss nicht zutrifft, geriet dieses Satzpaar nach dieser Kritik Kellers erst wieder ins Blickfeld der Forschung, als es 2003/4 im Abschlussband der Serie IV (Orgelwerke) der Neuen Bach-Ausgabe veröffentlicht wurde. Wenngleich der Herausgeber Ulrich Bartels lediglich aufgrund der für Bach als Autor sprechenden Quellenüberlieferung und nicht aus stilistischen Gründen dieses Satzpaar in den Band aufgenommen hat, so wurde es doch nachfolgend aufgrund der für Bach typischen Fuge in Ritornellform mit ihren insgesamt sechs unproportionierten Zwischenspielen wieder stärker beachtet. Allerdings wird es nun als ein überwiegend didaktisches Werk begriffen; denn die Mitwirkung des Pedals beschränkt sich in der einleitenden Fantasia und dem Schluss auf Orgelpunkte, während in den anderen Teilen der Einsatz des Pedals nicht erfordert wird. Da in einer der beiden überlieferten Quellen ausdrücklich von „Preludio e Fuga per il Cembalo“ die Rede ist, wäre dann an ein Saitenklavier mit Pedal zu denken, doch ist eine Ausführung auf der Orgel damit keineswegs ausgeschlossen. Die Fantasia wird ihrem Namen weniger in harmonischer Hinsicht gerecht als vielmehr aufgrund der lebhaften, teilweise wie improvisiert wirkenden Spielfiguren, die den Spieler effektvoll in Szene setzen. Ihre nach oben gerichteten Dreiklangsbrechungen und die nach unten führenden Skalen, die den vorher umspannten Tonraum auffüllen, nutzen die gesamte Tastatur – lediglich das tiefe C wird ausgespart; es folgen zwei Abschnitte mit umgekehrter Bewegungsrichtung sowohl der Dreiklangsbrechungen als auch der Skalen. Zunächst scheint es, als würden nachfolgend die Dreiklangsbrechungen immer dominanter, doch wird dieser Eindruck bald durch die Sexten- bzw. Terzenketten aufgefangen, die wiederum in Dreiklangsfiguren über einem Orgelpunkt münden. Hier will sich offenkundig ein noch junger Komponist auf der Tastatur austoben. Da die Themen der nachfolgenden Fuge ausschließlich auf der I. und der V. Stufe einsetzen, kann Bach lediglich in den Zwischenspielen harmonisch weiter ausgreifen. Wenn Bach anschließend noch einmal die Skalen und die Dreiklangsbrechungen des Beginns der Fantasia aufnimmt, so sicherlich, um das Stück formal abzurunden und zu bändigen. Diesem Ziel gelten wohl auch die wenigen Adagio-Takte, die das virtuose Treiben fast unvermittelt zur Ruhe kommen lassen, bevor es durch lange Trillerfiguren und Wiederaufnahme der stets nach unten arpeggierten Dreiklänge endgültig zur Ruhe kommt. 18 Anders als Johann Sebastian Bach war Georg Philipp Telemann (1681–1767) zu seinen Lebzeiten international als Komponist und weniger als Virtuose gefragt. Anders als jener war dieser offenkundig auch bereit, sich den Fähigkeiten und Erwartungen unterschiedlicher Zielgruppen ideal anzupassen. Hiervon zeugen eine Reihe von Kantatenjahrgängen wie etwa der in Leipzig 1725/26 im Druck erschienene „Harmonische Gottesdienst“, dessen Kantaten für alle Sonntage des Kirchenjahres gezielt aufgrund ihrer MinimalbesetG.PH. zung und auch ihrer technischen Schwierigkeiten Telemann für Kirchenmusiker in kleinen Gemeinden, aber auch für Erbauungszwecke in „Haus=Andachten“ sowie für Übungszwecke konzipiert und geeignet sind. „Auf eine leichte und bequeme Ahrt“ seien die Kantaten gesetzt, um auch dem Ungeübten den Zugang zu erleichtern. In seinem ausführlichen Vorwort beschreibt Telemann sehr genau, wie etwa die Rezitative auszuführen sind oder wie Unsicherheiten sowohl der Sänger wie der Instru- mentalisten durch eine andere Besetzung ausgeglichen werden können. So nämlich die Sänger ihren Aufgaben nicht gewachsen seien, könnten an ihrer Stelle auch Oboe oder Violine den Vokalpart übernehmen. Auch die Lizenz zu Instrumentenwechsel je nach Verfügbarkeit oder zur Auffüllung durch weitere Instrumente wird dem Interpreten explizit zugesprochen. Der Druck jedoch beschränkt sich auf eine Instrumental-, eine Gesangs- und eine Continuostimme. Falls das vorgeschriebene Blasinstrument („bald eine Hautbois, und bald eine Flûte douce oder traversière“), das „nach dem Umstande seiner Natur=Ahrt, sich hören lässet“, nicht zur Verfügung stehen sollte, könnte „die Violine alles allein, und, ohne dass ihre gewöhnliche Application Gewalt leide, oder der durch jene auszudrückende Affect dadurch sonderlich geschwächet werde, heraus bringen…“ Dass sich die Leichtigkeit freilich nicht gegen „die vorkommende Affecten, und die benötigte Veränderung“ stellt, wird ausdrücklich konstatiert. Auch die Wahl überwiegend langsamer Tempi gehört ins Kalkül, erleichtern diese doch für die Musiker die Aufführung schon allein aufgrund des übersichtlicheren Notenbildes. Trotz dieser geschilderten Einschränkungen gelingt es Telemann, in den hier eingespielten drei Kantaten ein Höchstmaß von musikalischer Bildhaftigkeit und Gedanken einzubringen, die unmittelbar Wirkung machen. Allen drei Kantaten gemein ist die Anlage Aria – Rezitativ – Aria, wobei die Arien bis auf eine Ausnahme ausschließlich die Dacapo-Form nutzen. Auch in der Besetzung mit Oboe und hoher Singstimme (wobei Telemann hierfür sowohl Sopran als auch Tenor zulässt) entsprechen sie einander. 20 In der ersten Aria der Kantate „Endlich wird die Stunde schlagen“ TWV 1:440 für den 2. Advent scheint der Basso Continuo mit den jeweils durch Pausen abgetrennten musikalischen Figuren – Achtel, zwei Sechzehntel und wiederum ein Achtel – das im Text angesprochene Schlagen der letzten Stunde abzubilden, das auch den Mittelteil mitprägt. Die Glückseligkeit, die dem Text nach Römer 15, 4–13 gemäß dann erreicht wird, zeichnet Telemann, wie dies auch in der zeitgenössischen Oper geschehen würde, durch Terzengänge von Oboe und Singstimme nach, die in einem relativ langen Melisma gegen Ende des A-Teils das „beglückte Ende“ versinnbildlichen. Das nachfolgende Rezitativ mahnt den Gläubigen zur Geduld; allein der Glaube könne aus Angst und Trübsal führen. So schlicht Telemanns Vertonung auch wirken mag, so zeichnet er doch auch hier den zugrunde liegenden Text und dessen Affekt musikalisch sehr genau nach. Die abschließende Arie, die fakultativ auch Streicher einsetzt – die Singstimme wird dann colla parte von der Oboe begleitet – weist mit ihrem wiegenden 3/8-Takt in diese tröstende Zukunft. Während der A-Teil durch das Wechselspiel von Ritornell und Singstimmenpassagen geprägt ist, verzichtet Telemann im B-Teil, der in der Paralleltonart a-moll gehalten ist, auf die instrumentale Beteiligung. Offenbar ist ihm mehr daran gelegen, die Textworte „scherzen“ und „lachen“ durch Melismen hervorzuheben, deren Rhythmus dem menschlichen Lachen deutlich nachgebildet ist. Die ambitionierteste der hier eingespielten Kantaten Telemanns ist wohl „Verlöschet, ihr Funken der irdischen Liebe“ TWV 1:1471 nach Johannes 4, 16–21 für den 1. Sonntag nach Trinitatis. Das hängt gewiss auch mit dem Text der ersten Aria zusammen, in der zahlreiche Textworte enthalten sind, die ein Komponist in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bei der musikalischen Umsetzung schwerlich ignorieren konnte. „Funken, „entbrennt“, „Triebe“ und „Liebesseile“ verlangen geradezu nach eindeutigen musikalischen Umsetzungen. Wie wichtig diese Telemann waren, zeigt das einleitende Instrumentalritornell, das nicht wie üblich den Einsatz der Singstimme vorausnimmt, sondern das Melisma über „entbrennt“. Der zweite Abschnitt des Einleitungsritornells antizipiert hingegen die instrumentale Begleitung, die diesem Melisma folgt. Für Telemanns musikalische Rhetorik typisch ist das lange Melisma über „Liebesseilen“, das durch zahlreiche Überbindungen von Noten die Seile notengraphisch darstellt – eine Art Augenmusik. Der B-Teil ist demgegenüber sehr viel zurückhaltender gestaltet und überrascht mit mehreren, von der Oboe in Terzen begleiteten kleineren Melismen, denn normalerweise wird das Wort „ewig“ eher durch lange Haltenoten musikalisch ausgedrückt. Nach dem schlichten Rezitativ folgt eine vor allem in der Instrumentalbegleitung bewegte und effektvolle Aria. Auslöser hierfür ist das Textwort „emporgetrieben“, das durch entsprechende Skalen nach oben dargestellt wird. Gleichzeitig bilden diese Skalen aber auch den „Wasserstrahl“ musikalisch ab. Doch nach drei Takten schon ändert sich die Bewegungsrichtung der raschen Skalen in der Oboe, sobald von „Niederschuss“ die Rede ist. Das Melisma bei „netzen“ ist geprägt von Vorhalten. Nach der etwas modifizierten Wiederholung des A-Teils verdichten sich im B-Teil die bereits bekannten, aufwärts geführten Skalen. Aber 22 wie soll man den Text „gen Himmel steigen“ musikalisch adäquater ausdrücken? Wie im A-Teil wendet sich kurz darauf die Bewegungsrichtung der Skalen („herunterneigen“), so dass der für Dacapo-Arien typische Kontrast im B-Teil hier entfällt und die gesamte Arie ungewöhnlich einheitlich gestaltet ist. Die dritte hier eingespielte Kantate Telemanns, „Umschlinget uns, ihr sanften Friedensbande“ TWV 1:1426 zum 17. Sonntag nach Trinitatis, deren Text eine Umdichtung des Briefes an die Epheser 4, 1–6 darstellt, weist ebenfalls trotz aller Kürze und Schlichtheit sehr enge Textbezüge auf. Hier verrät sich die Hand des Meisters, werden diese musikalischen Bilder doch völlig ungekünstelt in den homogenen Ablauf der Komposition integriert und entfalten so eine unmittelbare Wirkung. Das Umschlingen der sanften Friedensbande in der ersten Aria wird durch den fugierten Einsatz von Singstimme und nachfolgend Oboe bildhaft umgesetzt. Dass das Melisma über „einiger [Gottesgeist]“ durch Terzenführung von Singstimme und Instrument charakterisiert ist, entspricht ebenfalls den barocken rhetorischen Topoi. Die 32tel-Bewegungen der Oboe im B-Teil versinnbildlichen „Streit und Eifer“. Ebenfalls unter rhetorischem Aspekt zu sehen sind die Generalpausen jeweils nach „zerreißt“. Das nachfolgende Rezitativ ist wiederum sehr schlicht gehalten, wodurch die wenigen harmonisch unerwarteten Wendungen auffallen und ihre Textabhängigkeit erkennen lassen. Bereits im Eingangsritornell der abschließenden zweiten Aria, die ausnahmsweise nicht als reine Dacapo-Arie konzipiert, sondern mit der Gliederung A – B – A – C – A der Rondoform verpflichtet ist, nutzt Telemann den anapästischen Rhythmus, der in einer typischen Melodiefloskel als kurzes Melisma über „schmücke“ verwendet wird. Im kurzen B-Teil, der von der Eintracht handelt, setzen Singstimme und Oboe gleichzeitig in Terzen ein; auch dies eine typische Textausdeutung. Dass hier in der Tat eine bildhafte Umsetzung von Text und Musik vorliegt, beweist Telemann im C-Teil, der – bedingt durch das Wort „Friedenspalmen“ – ebenfalls viele Terzparallelen aufweist, bevor Instrument und Singstimme beim Textwort „brechen“ rhythmisch auseinander gehen. J.W. Hertel Johann Wilhelm Hertel (1727–1789) war Enkelschüler von J. S. Bach und wirkte zunächst in der Strelitzer Hofkapelle, später dann, nach Reisen, um etwa das Berliner Musikleben näher kennen zu lernen, in Schwerin. Als Komponist und Musiktheoretiker ebenso wie als Lehrer war Hertel zu seiner Zeit durchaus angesehen, ja er galt sogar als einer der „geschmackvollesten Komponisten, sowohl was die Instrumental- als Vokalmusik anlangt“. Dennoch waren seine Kompositionen auch den Zeitgenossen weitgehend unbekannt geblieben, da er nur wenige publizieren konnte. Ein weitgehend Unbekannter ist er bis zum heutigen Tag geblieben, wird doch lediglich sein Trompetenkonzert hin und wieder noch aufgeführt. Dabei erweisen ihn seine zwei hier eingespielten Partiten I C-Dur und III d-Moll für Oboe, obligate Orgel und Basso Continuo als einen sehr versierten Tonsetzer, der vor allem hinsichtlich seiner ausgesprochen natürlich wirkenden melodischen Erfindung nach wie vor Beachtung verdient. Beide Partiten haben mit den ebenso bezeichneten Kompositionen, die aus verschiedenen Variationen über eine Choralmelodie bestehen, nichts zu tun. Sie entsprechen in ihrer Anlage mit zwei schnellen Außensätzen und einem langsamen Mittelsatz eher der Sonatenform. Die obligate Orgel hat hierbei eine doppelte Funktion: Zum einen fungiert deren Oberstimme (rechte Hand) als zweites Melodieinstrument, das stets zunächst die Melodie vorstellt, bevor die Oboe diese aufgreift; die Unterstimme hingegen entspricht zugleich dem Basso Continuo. Ganz zeitgemäß ergehen sich die Oberstimme der Orgel und die Oboe häufig in Terz- oder Sext-Parallelen, die zudem von Seufzervorhalten geprägt sind. Die Natürlichkeit und Lieblichkeit der melodischen Erfindung wird kaum einmal von harmonischen Überraschungen gestört. Dass solche Kompositionen mit ihrem bewusst naiv-empfindsamen Charme in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts den Nerv ihrer Zeit trafen, belegen verschiedene sehr positive Urteile der Zeitgenossen. Dass diese Musik, die langsam, aber sicher das Tor zur Klassik aufzustoßen half, auch heute noch gefallen kann, dürfte außer Zweifel stehen. Reinmar Emans Biografies English 25 Robin Johannsen 26 Philadelphia-born soprano, Robin Johannsen, completed her studies in Vocal Performance at Carnegie Mellon University and the University of Cincinnati College-Conservatory of Music. Among her first engagements were gala concerts in Lincoln Center and Carnegie Hall as well as opera productions with the Liederkranz Foundation, Opera Orchestra of New York, Cincinnati Symphony Orchestra and Cincinnati Opera Outreach. In the 2002/2003 season, Robin Johannsen won a scholarship from the American Berlin Opera Foundation to sing with the Deutsche Oper Berlin and became a soloist in the ensemble in the following season. Her roles there included Susanna in Le nozze di Figaro, Norina in Don Pasquale, Aljeja in Aus einem Totenhaus, Oscar in Un ballo in maschera, and Soeur Constance in Les dialogues des Carmélites. In the summer of 2003, Robin Johannsen made her debut as the Young Shepherd in Tannhäuser at the Bayreuth Festival, where she continued to appear as the Shepherd and the Forest Bird in Siegfried for the next five seasons. From 2005-2007, the soprano was engaged by the Oper Leipzig, where her roles included Gretel in Hänsel und Gretel, Susanna in Le nozze di Figaro, Pamina in Die Zauberflöte, Marzelline in Fidelio, Blonde in Die Entführung aus dem Serail, and Valencienne in Die lustige Witwe. Robin Johannsen has sung with various companies including the Internationale Bachakademie Stuttgart, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, NDR Hamburg, Deutschland Radio Kultur, Deutschen Symphonie Orchester Berlin, Kammerorchester Berlin, National Theater Mannheim, and the Singapore Symphony Orchestra. She also performed Handel Cantatas with the Bach Consort Wien in Barcelona and at the Wiener Musikverein. In 2008/2009, Robin Johannsen gave her debut as Konstanze in Entführung with the Freiburger Barockorchester at the Lucerne Festival, Festspielhaus St. Pölten and the Theater Freiburg. Beyond that, she was heard as Agilea in Handel’s Teseo at the Komische Oper Berlin under the musical direction of Alessandro De Marchi. In May 2008, she was a featured soprano in John Malkovich’s and Martin Haselböck’s Seduction and Despair, in Los Angeles. In the summer of 2009, Robin Johannsen opened the Oregon Bach Festival with Haydn’s Creation under Helmuth Rilling’s direction and also performed in, among others, the world premiere of Sven-David Sandström’s Messiah. Future Projects include concerts and a CD production with Academia Montis Regalis under Alessandro De Marchi, a German tour and CD production with the Internationale Bachakademie under Helmuth Rilling, concerts with the Pittsburgh Symphony Orchestra, a season opening gala at the Festspielhaus St. Pölten under Julia Jones, Haydn’s Creation with the Dresden Philharmonic under Rafael Frühbeck de Burgos and Jauchzet Gott in the Konzerthaus Berlin with the Kammerorchester Berlin. Gonzalo X. Ruiz 28 GONZALO X. RUIZ is one of the North America‘s most critically acclaimed and sought-after historical woodwind soloists. In recent seasons he has appeared both as principal oboist and concerto soloist with leading period instrument groups in America and Europe under conductors such as Andrew Manze, Nicholas McGegan, and Jordi Savall. His playing is featured on numerous recordings of solo, chamber, and orchestral repertoire. Equally accomplished on the modern oboe, he was principal of the Buenos Aires Philharmonic and the New Century Chamber Orchestra and was awarded the 2000 ASCAP Award for Adventurous Programming for his work with American Baroque. A prizewinner at the Brugges competition, Mr. Ruiz is an acknowledged expert in historical reedmaking techniques, and over two dozen of his pieces are on permanent display at the Metropolitan Museum of Art. JEREMY JOSEPH was born in Durban, South Africa in 1978. He first began playing the piano, but then at the age of 9 began learning to play the organ and at 14 was the organist at Durban Cathedral. After taking private lessons with Hans Fagius in Copenhagen, he studied under Martin Haselböck at the Lübeck College of Music from 1998 to 2003. Since 2003 he has been studying under Jürgen Essl at the Stuttgart College of Music. In September 1999 Jeremy Joseph won the international Silbermann Competition and was awarded the second prize in the international Organ competition in Dublin. He has performed in concerts at the Schleswig-Holstein Music Festival, Nuremburg Organ Week, Hamburg Musikhalle, Leipzig Gewandhaus, Vienna Music Society and Konzerthaus, the Dresden Hofkirche, Ottobeuren, Madrid, Rome, Salamanca, Monaco, Hong Kong, Dallas, Los Angeles, New York, Mexico, Johannesburg, NDR, SWR (German Broadcasting Companies), ORF (Austria) and MR (Hungary). Jeremy Joseph lives and works in Vienna as an organist and harpsichordist for the Vienna Academy and has performed with the Vienna Hofmusikkapelle (Vienna Jeremy Joseph Choirboys and members of the Vienna Philharmonic), Vienna Symphonic, Hamburg Philharmonic, Musica Angelica Baroque Orchestra (Los Angeles) and the Spanish National Orchestra. As a teacher, Jeremy Joseph has given master classes at the Austria-Barock Academy and has been invited to give master classes in Basso Continuo at the Tchaikovsky Conservatoire and the Gnessin Academy in Moscow. Since April 2008 he has been teaching at the University of Music in Vienna. Jeremy Joseph is organist at the Vienna Hofburgkapelle. handwriting. The surviving seven manual-only toccatas (BMV 910-916) seem to be at roughly the same compositional stage of development which can certainly be pinpointed to a relatively early date – around 1706 or a little later. For a long time the north German school was considered to be the model for this genre of Bach’s work, more recently however attention has been drawn to the toccatas by Georg Muffat in his “Apparatus musico-organisticus” from 1690 which possibly had a very much stronger influence as in some respects they have a closer resemblance to Bach’s toccatas than to perhaps the toccatas of Dietrich Buxtehude. SMALL ORCHESTRA – DRAMATIC MUSIC NEVERTHELESS The Bach toccata is divided into three parts which follow a fugue; their subject is almost identical to a surviving anonymous fugue in E minor which has been attributed to Benedetto Marcello as surviving compositions in this handwriting have mainly been attributed to him. It is only from bar 20 that the compositions take a different path. An introductory part of only 13 bars in a measured passaggio style leads into a fugue titled “un poco allegro“ that has in total 6 theme entries whereby the counter subject is always directly related to the theme. Smaller chromatic modulations in the interludes give this part of the movement additional expression. The figures in the third section entitled “adagio” are more extensive and thus even more effective with their ragged passages indebted to the Stylus phantasticus; within this style Bach does not shy away from clusters of dissonance (F sharp – E’ – G’ – A sharp’) as in bar 65 itself. 30 J.S. Bach Johann Sebastian Bach (1685–1750), today regarded as one of the most important composers, was during his own lifetime more respected for his incredible virtuosity on keyboard instruments than for his composing. He must have attracted attention with this talent at a very young age. His toccatas display the virtuoso effects that were partly the reason for his reputation. We do not know when exactly the Toccata in E minor BWV 914 was written since no autograph has survived which would make it possible to obtain more information from the watermarks or 32 The closing fugue for three voices is related to the initial motif of the introductory part, a simple auxiliary note motif. The distinctive alternating seventh notes which each stretch over a half bar give the theme an insistent character, particularly since these become independent and the dominant compositional element in the interlude (bar 18ff.). Before the ninth and last theme entry the ascending scale in the treble over a range of ten notes, which is supported by consistent sequences in the lower voice, has an effect like an exclamation mark which draws attention to the energetic finale with its massive chords. That this toccata in this recording is performed on the organ contradicts its classification in the BWV (Bach Works Catalogue) as a harpsichord work but this has not been confirmed by the most recent research. Similar to BMV 914, the pair of movements Fantasia e Fuga in A minor BWV 561 may have been written very early and their authenticity has been a source of much controversy in recent years. As long ago as 1948 Hermann Keller doubted their authenticity since the virtuosity demanded in them seemed too much an end in itself. This would not be found in Bach, according to Keller, since he considered “virtuosity musically justified”. Although this type of assessment does not apply to the early keyboard works by Bach above all, following Keller’s criticism this pair of movements was drawn back to the attention of research when they were published in the final volume of series IV (Organ Works) of the New Bach Edition in 2003/4. Although the editor Ulrich Bartels included this pair in the volume solely because of the source evidence for Bach as the author, not for style reasons, subsequently it was considered more closely because of the ritornello form fugue with its total of six unproportional interludes which is typical of Bach. However, it is recognized as a teaching work predominantly: the contribution of the pedals limits itself to the introductory Fantasia and the finale on pedal points, whereas in the other parts the use of the pedals is not required. Since one of the two sources explicitly mentions “Preludio e Fuga per il Cembalo” a stringed keyboard instrument with pedals would be the obvious thought, but a performance on the organ is by no means excluded. The Fantasia lives up to its name less in a harmonious sense than because of its lively, partially improvised sounding ornamental figures which allow the performer to show off their skills. Its ascending triad arpeggios and descending scales, which fill the previously complete range, use the entire keyboard – only the low C is omitted; this is followed by two sections with an inverted direction of movement in both triad arpeggios and scales. At first it seems that subsequently the triad arpeggios become ever more dominant but this impression is soon broken by the chains of sixths and thirds, which in turn flow into triad figures via a pedal point. Here apparently an even younger composer wants to run riot over the keyboard. Since the themes of the following fugue enter exclusively on the I. and V. level, Bach can only extend the harmony further in the interludes. When Bach subsequently takes up the scales and triad arpeggios from the beginning of the Fantasia again it is certainly to formally round off and subdue the piece. This was the aim of the few adagio bars which almost abruptly let the virtuoso drive fade before it finally rests through long trill figures and the taking up of the consistently descending arpeggio triads. 34 G.PH. Telemann In contrast to Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann (1681 – 1767) was in demand as a composer and less as a virtuoso during his lifetime. The latter was obviously also prepared, in contrast to the former, to adjust perfectly to the skills and expectations of different target groups. Proof of this is found in a series of cantata cycles such as the “Harmonische Gottesdienst” (Harmonious Service) published in Leipzig in 1725/26, whose cantatas were conceived and therefore suitable for every Sunday in the church year due to their technical difficulty, their requirement for few church musicians in small communities, and also for reasons of edification in private services as well as for practice purposes. His cantatas are composed “in a light and easy way” in order to make them easier for the outof-practice. In his detailed foreword Telemann describes very exactly how the recitatives are to be conducted for example, or how insecurity on the part of the singers or instrumentalists can be balanced out with a different setting. Thus, should the singers not be equal to the task, oboe or violin can take over their vocal part. The licence to substitute instruments according to availability or add instruments as needed was explicitly given to the interpreters. The edition however limits itself to an instrumental, a vocal and a basso continuo part. Should the required wind instrument (“at times a hautbois, at times a flûte douce or traversière”) which “according to the circumstances of its nature makes itself heard”, not be available, “the violin alone, and without its usual application suffering force, or being especially weakened by the emotion to be expressed … could produce everything”. It is expressly stated that the lightness certainly does not contradict “the occurring emotions, and the necessary change”. The choice of predominantly slower tempos also belongs in the calculation as they make performing easier for the musicians alone by virtue of the fact that the notation is clear. In spite of these limitations, Telemann succeeds in including a high degree of musically graphic quality and thought in these three cantatas which have a direct effect. All three cantatas have in common the system aria – recitative – aria whereby the arias with only one exception all use the da-capo form. They also correspond to each other in the setting with oboe and high vocal part (whereby Telemann here allows both soprano and tenor). In the first aria of the cantata “Endlich wird die Stunde schlagen” (Finally the hour will come) TWV 1:440 for the second Sunday in Advent, the basso 36 continuo appears to portray the chimes of the last hour which is mentioned in the text, each time with musical figures – quaver, two semiquavers and another quaver – separated by pauses and this also characterises the midsection. The state of bliss which will be reached according to the text which follows Romans 15, 4-13, is described by Telemann, as would happen in contemporary opera, with runs of thirds in the oboe and vocal part, which represent the “happy end” in a relatively long melisma towards the end of part A. The following recitative warns the believers to have patience; faith alone can provide a path away from fear and misery. As simple as Telemann’s setting may seem, he describes the base text and its emotion very exactly. The closing aria, which gives the option of using strings – the vocal part is then accompanied colla parte by the oboe – points to this comforting future with its swaying 3/8 beat. While part A is characterised by the alternation of ritornello and sung passages, Telemann does without instrumentation in part B which is in the parallel key A flat. Obviously it was more important to him to highlight the words in the text “scherzen” and “lachen” with melismas which have a rhythm similar to human laughter. The most ambitious of these Telemann cantatas may well be “Verlöschet, ihr Funken der irdischen Liebe“ (Fade away, sparks of worldly love) TWV 1:1471 according to John 4, 16–21 for the first Sunday after Trinitatis. Without doubt this is due to the text of the first aria which includes many words a composer from the early 18th century could hardly be expected to ignore when setting the text to music. “Funken”, “entbrennt”, “Triebe” and “Liebesseile” practically demand an unambiguous musical interpretation. Just how important this was to Telemann becomes clear in the introductory instrumental ritornello that does not anticipate the entry of the voice part, as was the custom, but instead the melisma above the word „entbrennt”. The second segment of the introductory ritornello does, however, anticipate the instrumental accompaniment following this melisma. A typical element of Telemann‘s musical rhetoric is the long melisma for the word „Liebesseilen“ that graphically represents those bonds in numerous tie-overs between notes – a kind of music for the eyes. In contrast to this, part B is much more restrained and surprises with several smaller melismas accompanied by the oboe in thirds, since the word “ewig” usually is expressed in music with longheld notes. After the simple recitative there is another impressive aria with its main movement in the instrumental accompaniment. Its trigger is the word “emporgetrieben” in the text which is expressed by corresponding ascending scales. At the same time, these scales also musically depict the “Wasserstrahl”. Only three bars later, the direction of the rapid scales in the oboe part changes, just as the text mentions “Niederschuss”. The melisma on “netzen” is characterised by suspensions. After a slightly modified repetition of part A, the ascending scales we encountered before intensify in part B. But how could the words “gen Himmel steigen” be expressed more adequately in music? As in part A, the direction of the scales changes shortly afterwards (“herunterneigen”), so that the typical contrast in da-capo arias in part B is not found here and the entire aria appears unusually uniform in its shape. 38 The third of Telemann’s cantatas recorded on this CD, “Umschlinget uns, ihr sanften Friedensbande“ (Embrace us, sweet bonds of peace) TWV 1:1426 for the seventeenth Sunday after Trinitatis, whose text is a new rendering of the epistle to the Ephesians 4, 1-6, remains very faithful to the words despite its shortness and simplicity. This shows the master‘s hand, as the musical images are integrated into the homogeneous course of the music without any artificial addition and thus immediately display their effect. The embrace of the sweet bonds of peace in the first aria becomes almost visible in the fugued entry of the voice and then the oboe. Another instant of the continuing rhetorical topoi of the Baroque era is the melisma above the words “einiger [Gottesgeist]” which is characterised by the voice and the instrument led in thirds. The demisemiquaver passages of the oboe in part B represent “Streit und Eifer”. Another rhetorical aspect are the general pauses inserted after each “zerreißt”. The following recitative is also kept very simple, thus accentuating the few harmonically unexpected turns and shows how they are related to the text. Telemann uses the anapaestic rhythm which in a typical melodious turn is used as a short melisma for the word “schmücke” even in the initial ritornello in the concluding second aria, by way of an exception not designed as a pure da-capo aria but indebted to the rondo form in its structure of A – B – A – C – A. In the short B part that focuses on harmony and union, the voice and the oboe enter simultaneously and in thirds, once again a typical way of interpreting the text. Telemann in fact proves the related imagery of text and music for this piece in part C which – due to the word ”Friedenspalmen“ – also features many parallel thirds before the instrument and the voice rhythmically diverge when they come to the word „brechen“ in the text. J.W. Hertel Johann Wilhelm Hertel (1727–1789) studied under a former student of J.S. Bach and first was a member of the Strelitz court orchestra before moving on to Schwerin after a period of travelling to familiarise himself with, for instance, the music scene in Berlin. Among his contemporaries, Hertel enjoyed a good reputation as a composer and music theorist, and he was even regarded as one of the most “tasteful composers, both for instrumental and for vocal music”. Nevertheless, most people at the time were unfamiliar with his music because he was only able to publish very little. And thus he has remained largely unknown to this day: only his trumpet concert is still occasionally performed. However, the two Partitas I in C Major and III in D Minor for oboe, organ obbligato and basso continuo on this recording show him to be a very skilful composer who still deserves our attention especially because of his very natural melodious ingenuity. Both partitas have nothing to do with music of the same title that consist of several variations on a hymn melody. Their overall structure with two faster external movements and a slower middle movement reminds one more of the sonata form. The organ obbligato fulfils a double function: the top part (right hand) acts as a second melody instrument which always presents the melody before the oboe continues it while the lower part corresponds to the basso continuo. As was the custom at his time, the top part of the organ and the oboe frequently run in parallel thirds or sixths with additional appoggiatura suspensions. The naturalness and loveliness of the melodious development is rarely disturbed by surprises in the harmony. Several different very positive verdicts from contemporaries show that such pieces of music with their consciously naïve-sentimental charm were extremely popular with the audiences in the second half of the 18th century. It can hardly be doubted that this music which slowly but surely helped to open the door to classical music can still give pleasure today. 40 Reinmar Emans Biographies français 41 ROBIN JOHANNSEN Robin Johannsen 42 Née à Philadelphie, la soprano américaine fait ses études de chant à la Carnegie Mellon University et au Conservatoire de Musique de l’Université de Cincinnati. Aux débuts de sa carrière, elle se produit, entre autres, dans le cadre de galas au Lincoln Center à New York et au Carnegie Hall et dans des productions d‘opéras avec la Liederkranz Foundation, l’Opera Orchestra of New York, l’Orchestre Symphonique de Cincinnati et le Cincinnati Opera Outreach. Dans la saison 2002/2003, Robin Johannsen est boursière de la fondation American Berlin Opera Foundation au Deutsche Oper de Berlin dont elle devient membre de l’ensemble dès la saison suivante. Au Deutsche Oper, elle chante, entre autres, Susanna dans Les Noces de Figaro, Norina dans Don Pasquale, Aljeja dans De la Maison des Morts, Oscar dans Un Bal masqué et Sœur Constance dans les Dialogues des Carmélites. En été 2003, Robin Johannsen fait ses débuts au Festival de Bayreuth où elle incarne, pendant cinq saisons successives, le Jeune berger dans Tannhäuser et l’Oiseau des bois dans Siegfried. De 2005 à 2007, elle est engagée à l’Opéra de Leipzig où elle chante, entre autres, Gretel dans Hänsel et Gretel, Susanna dans Les Noces de Figaro, Pamina dans La Flûte enchantée, Marzelline dans Fidelio, Blonde dans L’Enlèvement au Sérail et Valencienne dans La Veuve joyeuse. Robin Johannsen s’est produit avec l’ensemble Internationale Bachakademie Stuttgart, le Rundfunk-Sinfonieorchester de Berlin, le Deutsche Symphonie Orchester de Berlin, l’Orchestre de chambre de Berlin, l’Orchestre Symphonique de Singapore et au Théâtre National de Mannheim, et a participé à des productions de la NDR de Hambourg et de la Deutschlandradio Kultur. Avec le Bach Consort de Vienne, elle a présenté, à Barcelone et au Musikverein de Vienne, un programme consacré aux cantates de Haendel. En 2008/2009, elle débute dans le rôle de Konstanze dans L’Enlèvement au Sérail avec le Freiburger Barockorchester au Festival de Lucerne, au Festspielhaus de St. Pölten et au Théâtre de Fribourg-en-Brisgau. À l’Opéra Comique de Berlin, elle se produit dans Teseo de Haendel, sous la direction musicale d‘Alessandro De Marchi. En mai 2008, elle se présente à Los Angeles dans Seduction and Despair, projet signé John Malkovich et Martin Haselböck. En été 2009, elle participe à la production d’ouverture de l’Oregon Bach Festival, La Création de Haydn, sous la direction musicale de Helmuth Rilling, et dans la création du Messie de Sven-David Sandström. Parmi ses projets ultérieurs, citons les concerts et enregistrements qu’elle effectue avec l’ensemble Academia Montis Regalis sous la direction d‘Alessandro De Marchi, une tournée en Allemagne et un projet de CD avec la Bachakademie et Helmuth Rilling, la gala d’ouverture au Festspielhaus de St. Pölten sous la direction de Julia Jones, La Création de Haydn avec l’Orchestre Philharmonique de Dresde sous la direction de Rafael Frühbeck de Burgos ainsi que Jauchzet Gott au Konzerthaus de Berlin avec l’Orchestre de chambre de Berlin. 44 Gonzalo X. Ruiz GONZALO X. RUIZ compte parmi les solistes à vents d’époque les plus recherchés de l’Amérique du Nord et les plus acclamés par la critique. Dans la période récente, il s’est produit comme hautbois principal et soliste de concerto avec des ensembles d’époque de premier plan en Amérique et en Europe, sous la direction de chefs tels que Andrew Manze, Nicholas McGegan et Jordi Savall. De nombreux enregistrements (répertoire solo, musique de chambre et orchestrale) témoignent de ses qualités d’interprète. Tout aussi rompu au hautbois moderne, il a été hautbois principal de l’Orchestre Philharmonique de Buenos Aìres et du New Century Chamber Orchestra. En 2000, son travail avec l’ensemble American Baroque a été récompensé par le ASCAP Award for Adventurous Programming. Lauréat du concours de Bruges, Gonzalo X. Ruiz est reconnu aussi comme expert dans les techniques anciennes de la fabrication d’anches. Plus de deux dizaines de ses anches font partie d’une exposition permanente au Metropolitain Museum of Art. JEREMY JOSEPH, né en 1978 à Durban (Afrique du Sud), reçoit d’abord des leçons de piano. À l’âge de 9 ans, il commence à apprendre à jouer de l’orgue et devient, à seulement 14 ans, organiste à la cathédrale de Durban. Après des leçons privées avec Hans Fagius à Copenhague, il poursuit ses études, de 1998 à 2003, avec Martin Haselböck à la Musikhochschule de Lübeck et, à partir de 2003, avec Jürgen Essl à la Musikhochschule de Stuttgart. En septembre 1999, Jeremy Joseph remporte le concours international Silbermann et obtient le deuxième prix du concours international d’orgue de Dublin. Il s’est produit au Festival de musique de Schleswig-Holstein, dans le cadre de la Semaine de l’orgue de Nuremberg, à la Musikhalle de Hambourg, au Gewandhaus de Leipzig, au Musikverein et au Jeremy Joseph 46 Konzerthaus de Vienne, à l’Église de la Cour de Dresde, à Ottobeuren, Madrid, Rome, Salamanca, Monaco, Hong-Kong, Dallas, Los Angeles, New York, au Mexique et à Johannesbourg, et a participé à des productions radiophoniques de la NDR, SWR (Allemagne), ORF (Autriche) et MR (Hongrie). Jeremy Joseph vit à Vienne où il travaille comme claveciniste et organiste de l’orchestre Wiener Akademie. Il s’est produit en concert avec l’ensemble Wiener Hofmusikkapelle (constitué des Wiener Sängerknaben et de membres de l’Orchestre Philharmonique de Vienne), l’Orchestre Symphonique de Vienne, l’Orchestre Philharmonique de Hambourg, le Musica Angelica Baroque Orchestra (Los Angeles) et l’Orchestre National d’Espagne. Jeremy Joseph a donné des master-classes à l’Austria Barock Akademie et a été invité à donner des master-classes sur la basse continue au conservatoire Tchaïkovski et à l’Académie Gnessine de Moscou. Depuis avril 2008, il enseigne à l’Université de Musique de Vienne. Outre cela, Jeremy Joseph est organiste à la Hofburgkapelle de Vienne. Son premier CD solo, consacré à la « Musique d’orgue à la Cour de Vienne » et enregistré sur l’orgue historique du couvent de Klosterneuburg, a paru chez NCA en 2009. PETIT EFFECTIF – GRANDE MUSIQUE Si de nos jours, Johann Sebastian Bach (1685–1750) est considéré comme un compositeur des plus grands qui aient existé, ses contemporains l’apprécièrent davantage pour sa stupéfiante virtuosité au clavier dont il paraît avoir fait preuve dès son jeune âge. Ses toccatas en particulier font témoignage de ces prouesses virtuoses qui contribuèrent à fonder sa réputation. La Toccata en mi mineur BWV 914 reste impossible à dater avec certitude, du moment qu’aucun manuscrit autographe ne subsiste dont le filigrane ou la graphie J.S. Bach pourraient fournir des indices concluants. Toutefois, elle semble réfléter à peu près le même stade de développement que Bach avait atteint comme compositeur dans les sept toccatas manualiter (pour manuels seuls) BWV 910–916, ce qui indiquerait une date autour de 1706 ou peu après. Si longtemps on croyait avoir trouvé les modèles des toccatas bachiennes dans celles de l’école d’orgue nordallemande, des recherches plus récentes semblent indiquer que l’influence décisive venait plutôt des toccatas publiées en 1690 par Georg Muffat dans son recueil Apparatus musico-organisticus. De fait, les toccatas de Bach 48 présentent, à maint égard, plus de parentés avec celles de Muffat qu’avec celles de, par exemple, Dietrich Buxtehude. La toccata en mi mineur s’articule en trois sections suivies d’une fugue dont le sujet est presque identique à celui d’une fugue anonyme en mi mineur qui, ayant été transmise dans un manuscrit contenant pour la plupart des compositions de Benedetto Marcello, est généralement attribuée à ce compositeur. Ce n’est qu’à partir de mes. 20 que les deux compositions prennent un cours divergent. Une section introductive de seulement 13 mesures, en passaggi d’allure modérée, conduit à une fugue marquée « un poco allegro », à six entrées du sujet, où sujet et contre-sujet restent étroitement liés. Quelques petits chromatismes font pour plus d’expressivité dans les intermèdes. Plus amples et par là d’autant plus efficaces, les figures de la troisième section indiquée « adagio » se rattachent au stylus phantasticus ; dans ce cadre stylistique, Bach peut même se permettre d’inclure des dissonances à la limite du cluster (comme dans mes. 65 : fa dièse - mi´- sol´- la dièse´). La fugue conclusive, à trois voix, renoue avec l’introduction dont elle reprend le simple motif initial en notes alternées. Les poignants sauts de septième répétés sur une demie-mesure confèrent au thème un caractère insistant qui va s’intensifiant dans l‘intermède (mes. 18 et suiv.) où ils se font indépendants, au point de dominer le discours musical. Avant la neuvième et dernière entrée du sujet, une gamme descendante sur une dixième placée à la voix de dessus (que viennent soutenir des développements séquentiels à la voix inférieure) marque un point d’exclamation qui annonce la conclusion énergique en accords plus massifs. Dans le Catalogue des œuvres de Bach (BWV), la composition figure parmi les œuvres pour clavecin. Selon des investigations plus récentes, sa destination instrumentale reste cependant loin d’être certaine. Une interprétation sur l’orgue comme dans le présent enregistrement paraît donc tout à fait justifiée. C’est à la même époque environ qu’appartient, de toute vraisemblance, la Fantasia e Fuga en la mineur BWV 561 dont l’attribution à Bach a été assez controversée ces dernières années. Déjà en 1948, Hermann Keller avait émis des doutes sur l’authenticité de l’œuvre à laquelle il trouvait une virtuosité trop « fin en soi », telle qu’elle n’apparaît, à son avis, nulle part ailleurs dans l’œuvre de Bach où toute virtuosité est « musicalement justifiée ». Bien qu’un tel jugement s‘avére peu pertinent notamment pour la musique de clavier du jeune Bach, le verdict de Keller fit de sorte que les spécialistes de Bach tendaient à se désintéresser de l’œuvre, jusqu’au moment où celle-ci fut publiée dans le volume concluant la IVème série (œuvres pour orgue), paru en 2003/04, de la Neue Bach-Ausgabe (nouvelle édition complète). Bien que l’éditeur, Ulrich Bartels, ait fondé sa décision uniquement sur le fait que les sources conservées parlent nettement en faveur de la paternité de Bach, et non pas sur des critères d’ordre stylistique, l’œuvre a bénéficié depuis lors d’un intérêt renouvelé, dû en particulier à la fugue en forme ritournelle, typique de Bach, avec ses six intermèdes disproportionnés. Aujourd’hui pourtant, on tend à la considérer essentiellement comme une œuvre à intention didactique, 50 la participation de la pédale se limitant à quelques longues tenues qui viennent enrichir la Fantasia initiale et la partie finale. Comme l’une des deux sources conservées parle explicitement d’un « Preludio e Fuga per il Cembalo », la pièce paraît avoir été destinée à un clavecin à pédalier, ce qui n’empêche cependant en rien son exécution sur l’orgue. Si la Fantasia justifie bien son nom, ce n’est pas tellement au niveau harmonique que par la richesse de ses figurations variées, parfois à l’air improvisé et bien propres à faire briller les qualités de l‘interprète. Les arpèges de triades ascendants et les gammes descendantes qui viennent remplir le cadre tonal établi par ces premiers exploitent toute l’étendue du clavier, à l’exception de l’ut grave. Dans les deux épisodes qui suivent, arpèges et gammes réapparaissent, mais en direction inverse. Si les arpèges semblent dominer la suite, cette tendance sera bientôt contrariée par les fréquentes successions de sextes et de tierces qui à leur tour aboutissent à de nouvelles figures d’arpèges sur pédale. L’impression générale est celle d’un jeune compositeur donnant libre cours à sa fougue clavieristique. Étant donné que les sujets de la fugue qui suit débutent invariablement soit au Ier soit au Vème degré, ce n’est que dans les intermèdes que Bach a pu élargir le cadre harmonique. Si ensuite il reprend encore une fois les gammes et les accords brisés du début de la Fantasia, c’est sans doute dans le souci de conférer à la pièce une structure plus équilibrée. C’est le même but que semblent servir les quelques mesures adagio qui viennent mettre une fin presque abrupte à la virtuosité debridée, avant que des figures de trilles prolongées et le retour des arpèges, maintenant invariablement descendants, n’apportent la conclusion définitive. À l’opposé de Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann (1681–1767) fut plus apprécié de son vivant comme compositeur que comme virtuose. Surtout, Telemann se montra de loin moins réticent que Bach à adapter son écriture aux attentes et aux besoins de ses publics différents. En témoignent, entre autres, plusieurs cycles annuels de cantates sacrées, dont l’un intitulé Harmonischer Gottesdienst (Le service divin harmonique) qui fut publié en 1725/6 à Leipzig. Les cantates pour tous les dimanches de l’année liturgique ne font appel qu’à un effectif minimum et ne posent aucune difficulté G.PH. technique notable, ce qui les rend particulièrement Telemann appropriées pour les petites paroisses, mais aussi pour les dévotions domestiques et pour fins d’exercice. Dans la préface étendue, Telemann déclare les avoir rédigées « dans une manière facile et commode », afin d’en faciliter l’accès à ceux qui manquent de pratique en musique. De même, il donne des indications très précises quant à l’exécution des récitatifs et explique comment les déficiences éventuelles des chanteurs et des instrumentistes peuvent être compensées en modifiant la distribution des parties. Si par exemple les chanteurs ne peuvent pas satisfaire à leur tâche, 52 la partie vocale peut tout aussi bien être exécutée soit au hautbois, soit au violon. De même,Telemann encourage expressément le remplacement, selon l’opportunité, d’un instrument par un autre ou bien l’ajout d’instruments ultérieurs, l’édition imprimée ne comportant cependant qu’une partie instrumentale, vocale et de continuo respectivement. Pour le cas où l’instrument à vent originalement prévu (lequel sera « tantôt un hautbois, tantôt une flûte douce ou traversière » et « se fera entendre selon la condition de sa nature ») ne serait pas disponible, le violon pourra à lui seul faire l’affaire, « sans que cela ne porte atteinte à son emploi habituel, ou que l’affect qu’il est censé exprimer n’en soit sensiblement affaiblie ». S’y ajoute le choix délibéré de tempos plutôt lents, propres à faciliter l’exécution en offrant aux musiciens une notation plus aisée à déchiffrer. Néanmoins, Telemann souligne expressément que la simplicité ne doit pas aller à l’encontre des « affects contenus dans la musique » et de la « diversité nécessaire ». Les restrictions qu’il s’est lui-même imposées n’ont cependant en rien empêché Telemann de développer, dans les trois cantates enregistrées ici, un langage musical fort imagé et riche d’idées immédiatement efficaces. Les cantates adoptent le même schème formel, aria – récitatif – aria, avec les airs, sauf un, en forme da capo. Elles sont écrites pour une voix aiguë (laissant le choix entre soprano et ténor) et prévoient toutes un hautbois. Dans l’air initial de la cantate Endlich wird die Stunde schlagen TWV 1:440, pour le 2ème dimanche de l’Avent, les figures marquantes, entrecoupées de silences, de la basse continue – faites de deux croches encadrant deux doubles-croches – semblent traduire en musique les coups du glas qui sonne l’heure ultime dont parle le texte et se poursuivent jusque dans la section centrale. La béatitude qui sera alors atteinte, comme il est dit dans le texte d’après Romains 15. 4 à 13, est rendue, tout comme dans l’opéra de l’époque, par les tierces parallèles du hautbois et de la voix chantante qui culminent, vers la fin de la partie A, dans un mélisme relativement prolongé symbolisant « das beglückte Ende » (la fin bienheureuse). Le récitatif qui suit exhorte le croyant à la patience et lui rappelle que seule la foi puisse le délivrer de l’angoisse et de la détresse. La mise en musique par Telemann, aussi simple qu’elle puisse paraître, capture le sens et l’expression du texte avec une précision remarquable. Dans son rythme berceur à 3/8, l’air final, auquel peuvent être ajoutés des cordes (en ce cas, la voix chantante sera doublée par le hautbois qui joue colla parte), semble faire entrevoir au croyant la perspective reconfortante d’un meilleur avenir. Tandis que la partie A est marquée par l’alternance entre ritournelle et épisodes vocaux, Telemann renonce à la participation des instruments pour la partie B, dans la tonalité relative de la mineur. Manifestement, il lui importe plus ici de rehausser les mots « scherzen » (plaisanter) et « lachen » (rire) par des mélismes dont le rythme imite clairement le rire humain. Parmi les cantates de Telemann enregistrées ici, Verlöschet, ihr Funken der irdischen Liebe TWV 1:1471, écrite sur un texte d’après St-Jean 4. 16 à 21 pour le premier dimanche après la Trinité, est sans doute la plus ambitieuse. Cela tient non pas en dernier lieu au fait que le texte sur lequel est composé l’air initial comporte nombre de mots-clé que nul compositeur du premier XVIIIe siècle aurait laissé passer sans les exploiter musicalement. « Funken » (étincelles), 54 « entbrennt » (s‘enflamme), « Trieb » (affection) et « Liebesseile » (cordes de l’amour), voilà des mots qui crient littéralement pour être représentés en musique. Telemann y attachait la plus grande importance, comme le montre la ritournelle instrumentale introductive qui, au lieu d’anticiper, comme d’habitude, l’idée initiale de la voix chantante, en anticipe précisément le mélisme illustrant le mot « entbrennt » (s’enflamme), tandis que la deuxième section de la ritournelle présente à l’avance l’accompagnement instrumental qui lui succède. Un exemple typique de la rhétorique musicale de Telemann est le mélisme prolongé sur les « Liebesseilen » (cordes de l’amour), rendus visibles dans la partition par les nombreuses liaisons de notes – sorte de « musique pour les yeux ». La partie B, bien plus simple, surprend quand même par les petits mélismes, accompagnés par le hautbois en tierces, placés sur le mot « ewig » (éternel), vu que, habituellement, la notion d’éternité s’exprime en musique plutôt par de longues tenues. Le simple récitatif est suivi d’une aria qui impressionne surtout par son accompagnement instrumental efficace et mouvementé qui s’inspire des mots du texte. Ainsi, les gammes montantes qui servent à illustrer le mot « emporgetrieben » (poussé vers le haut) représentent en même temps le « Wasserstrahl » (jet d’eau) évoqué par le texte. Au bout de seulement trois mesures cependant, lorsque le texte parle de « Niederschuss » (retombée), les gammes rapides au hautbois change de direction. Après la reprise, quelque peu modifiée, de la partie A, les gammes montantes reviennent en se multipliant dans la partie B. Mais comment trouverait-on meilleure adéquation musicale à l’idée de « gen Himmel steigen » (monter vers le ciel) ? Là aussi pourtant, comme dans la partie A, les gammes ne tardent pas à redescendre (à partir du mot « herunterneigen », se pencher vers le bas). N’offrant donc aucun contraste entre partie A et partie B, la pièce en son entier présente une image unifiée et homogène peu typique d’une aria da capo. La troisième des cantates télémanniennes enregistrées ici, Umschlinget uns, ihr sanften Friedensbande TWV 1:1426, pour le 17ème dimanche après la Trinité, dont le texte est une libre paraphrase d’après Éphésiens 4. 1 à 6, révèle des liens tout aussi étroits entre mots et musique. Avec toute sa brièveté et simplicité, elle trahit quand même la main du maître qui a su intégrer les figuralismes au flux musical avec tant de naturel qu’ils ne manquent pas de produire un effet immédait. Les « doux liens de la paix » évoqués dans l’air initial qui viennent unir les croyants sont représentés musicalement par les entrées fuguées de la voix chantante et du hautbois. Les tierces parallèles de ceux-ci qui marquent le mélisme sur « einiger [Gottesgeist] » ( [esprit] unifié [de Dieu]) représentent, quant à eux, un autre topos de la rhétorique baroque. Dans la partie B, des mouvements en triples-croches au hautbois sont censés illustrer « Streit und Eifer » (querelle et zèle). De même, les silences générales placées après les énoncés du mot « zerreißt » (se déchire) en renforcent l’effet rhétorique. Le récitatif qui suit est de facture très simple. D’autant plus se font remarquer quelques tournures harmoniques surprenantes qui trouvent elles aussi leur justification dans le texte. Déjà dans la ritournelle initiale de l’air final qui, exceptionnellement, n’est pas en forme da capo mais se rapproche, de par son plan formel (A-B-A-C-A ), de la forme rondo, Telemann fait emploi du rythme anapèste qui marquera plus tard, dans une formule mélodique assez typique, le bref mélisme sur « schmücke » (pare-toi). Dans la brève partie B qui traite de la concorde, la voix chantante et le hautbois font leur entrée ensemble, à une tierce d’intervalle. Cette correspondance entre mots et musique n’est pas fortuite, mais nous sommes là en présence d’un autre figuralisme typique, comme en atteste la partie C où les « Friedenspalmen » (palmiers de la paix) se traduisent précisément par une forte présence de tierces parallèles, avant que l’instrument et la voix chantante n’empruntent, sur le mot « brechen » (rompre), des voies rythmiquement divergeantes. 56 J.W. Hertel Johann Wilhelm Hertel (1727–1789), disciple de deuxième génération de J. S. Bach, fut employé comme musicien à la cour de Strelitz et plus tard à Schwerin, après des voyages qu’il entreprit, entre autres, pour se familiariser avec la vie musicale berlinoise. De son vivant, Hertel jouit d’un renom considérable en tant que compositeur, théoricien et pédagogue, et fut même compté au nombre des compositeurs « du goût le plus exquis, tant en musique instrumentale que vocale ». Néanmoins, la plupart de ses compositions demeuraient inconnues même de ses contemporains, du fait qu’il ne pouvait en publier qu’un petit nombre. Jusqu’à ce jour, mis à part un concerto pour trompette qui se joue encore quelquefois, Hertel est au fond resté un compositeur essentiellement inconnu. Les deux œuvres enregistrées ici, Partita I en ut majeur et Partita III en ré mineur, pour hautbois, orgue obligé et basse continue, nous font découvrir un compositeur fort habile qui, grâce surtout à une invention mélodique d’un grand naturel, n’a rien perdu de son intérêt. Ses partitas n’ont cependant rien à voir avec les compositions du même nom qui consistent en une série de variations sur la mélodie d’un choral. De par leur disposition formelle, avec deux mouvements vifs encadrant un mouvement intermédiaire lent, elles se rapprochent plutôt de la forme sonate. L’orgue obligé y assume une double fonction, la voix supérieure confiée à la main droite faisant office de second « instrument de dessus » auquel est exposée la mélodie avant d’être reprise au hautbois, tandis que la voix inférieure assure la basse continue. Conformément au goût du temps, la voix supérieure de l’orgue et le hautbois procèdent souvent par tierces ou par sixtes parallèles, ajoutées de retards « soupirants », et ce n’est que par moments que quelque surprise harmonique vient troubler le naturel et la grâce de l’invention mélodique. Écrites dans un style délibérément naïf et sensible, ces compositions étaient en parfaite adéquation avec l’esprit de l’époque dans cette seconde moitié du XVIIIe siècle, comme en attestent les jugements très favorables des contemporains. Voilà de la musique qui en son temps ouvrit la voie au classicisme et qui sans doute peut encore plaire aujourd’hui. Reinmar Emans (Traduction : Babette Hesse)