Reizdarmsyndrom – die wichtigsten Empfehlungen
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Reizdarmsyndrom – die wichtigsten Empfehlungen
MEDIZIN KLINISCHE LEITLINIE Reizdarmsyndrom – die wichtigsten Empfehlungen Viola Andresen, Jutta Keller, Christian Pehl, Michael Schemann, Jan Preiss, Peter Layer ZUSAMMENFASSUNG Hintergrund: Das Reizdarmsyndrom ist charakterisiert durch chronische abdominale Beschwerden und Stuhlunregelmäßigkeiten ohne nachweisbare Ursache in der Routinediagnostik. In den letzten Jahren hat sich unser Verständnis der Pathophysiologie grundlegend erweitert; parallel wurden neuartige Therapieansätze entwickelt. Die Zusammenfassung und praxisnahe Bewertung dieser Fortschritte erfolgte im Rahmen einer interdisziplinären S3-Leitlinie. Methodik: Eine systematische Literatursuche identifizierte 5 573 Arbeiten, von denen auf Basis formaler und inhaltlicher Kriterien 243 ausgewählt, einzeln bewertet und in Evidenztabellen erfasst wurden. Die daraus formulierten Empfehlungen wurden mittels Delphi-Verfahren und Konsensuskonferenz diskutiert, modifiziert und verabschiedet. Ergebnisse: Störungen verschiedener gastrointestinaler Regulationsebenen bewirken variable Symptomkonstellationen. Die Diagnoseerstellung erfordert chronische, beeinträchtigende, darmbezogene Beschwerden sowie den Ausschluss relevanter Differenzialdiagnosen. Die Therapie stützt sich auf allgemeine Behandlungsprinzipien, diätetische Empfehlungen, psychologische Komponenten sowie eine symptomorientierte medikamentöse Behandlung. Mit unterschiedlichen Empfehlungsstärken werden unter anderem Ballaststoffe, Laxanzien, Spasmolytika, Loperamid und Probiotika bewertet, für ein ausgewähltes Patientenkollektiv unter anderem auch Antidepressiva, 5-HT4-Agonisten, 5-HT3-Antagonisten und topische Antibiotika. Zusammenfassung: Die erste deutsche S3-Leitlinie zum Reizdarmsyndrom setzt den publizierten wissenschaftlichen Erkenntnisstand in konkrete, praxisorientierte Empfehlungen zum diagnostischen und therapeutischen Management um. In dem Ausmaß, in dem immer mehr ursächliche Pathomechanismen aufgedeckt werden, ist die zunehmende Entwicklung neuer, kausal wirksamer Behandlungsprinzipien zu erwarten, die viele der hergebrachten, rein symptomatischen Therapien voraussichtlich ergänzen beziehungsweise ablösen werden. ►Zitierweise Andresen V, Keller J, Pehl C, Schemann M, Preiss J, Layer P: Clinical practice guideline: Irritable bowel syndrome—the main recommendations. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(44): 751–60. DOI: 10.3238/arztebl.2011.0751 Israelitisches Krankenhaus Hamburg: Dr. MSc Andresen, Prof. Dr. med. Layer, Dr. med. Keller Kreiskrankenhaus Medizinische Klinik Vilsbiburg: PD Dr. med. Pehl Lehrstuhl für Humanbiologie, Technische Universität München: Prof. Dr. rer. nat. Schemann Medizinische Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie, Campus Benjamin Franklin Charité Centrum 11, Berlin: Dr. med. Jan Preiss Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 44 | 4. November 2011 ine Fülle neuer Erkenntnisse zu Genese, Pathophysiologie und rationalem Management des Reizdarmsyndroms erfordern eine aktuelle Umsetzung in realitätsnahe, an unser Gesundheitssystem angepasste Empfehlungen. Dies waren die Ziele einer interdisziplinären S3-Leitlinie unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechsel Krankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie & Motilität (DGNM) (eKasten 1) (1), deren wesentlichen praxisrelevanten Aussagen im Folgenden dargestellt werden. Für Details der Empfehlungen und ihrer Kommentierung, insbesondere auch der pädiatrischen Aspekte, verweisen wir auf den Volltext der Leitlinie (1). E Methodik Die federführenden Fachgesellschaften bildeten ein Koordinationskomitee, das im Januar 2008 in Absprache mit der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) die Methodik der Leitlinie festlegte. Die Leitliniengruppe umfasste 69 Repräsentanten unterschiedlicher Fachdisziplinen, davon 26 als verantwortliche Autoren (eKasten 1). Nach der Konsensuskonferenz (09/2009) wurde ein Manuskript erstellt und nach Zustimmung aller Fachgesellschaften im Februar 2011 publiziert. Für die klinischen Fragestellungen wurde eine systematische Literatursuche in Medline, Premedline, Psycinfo, cambase und Cochrane Central Register of Controlled Trials bis September 2008 durchgeführt. Hierfür wurde eine Basissuche zur Erfassung aller relevanten Arbeiten zum Themengebiet definiert (eKasten 2). Zur Beantwortung der AG-spezifischen Fragen definierte jede AG zusätzlich Suchwörter sowie Ausschlusskriterien, die mit der Basissuche und speziellen methodischen Filtern verknüpft wurden (eKasten 2). Berücksichtigt wurden kontrollierte Studien sowie Beobachtungsstudien mit einem Beobachtungszeitraum von mindestens vier Wochen, aber keine Fallserien (formale Auswahl). Die identifizierte Literatur wurde weiter selektiert, indem jede Arbeit anhand des Titels, Abstracts, gegebenenfalls auch Volltextes auf ihre Eignung zur Beantwortung von Schlüsselfragen geprüft wurde (inhaltliche Auswahl). Beantwortung von Fragen mit Arbeiten der Evidenzklasse 1 erübrigte die Einbeziehung von Arbeiten niedrigerer Evidenzklassen. Aus 5 573 identifizierten Arbeiten wurden 243 ausgewählt, einzeln bewertet, in Evidenztabellen erfasst und mit diesen im Konsensusprozess allen Teilnehmern 751 MEDIZIN TABELLE 1 Empfehlungsstärken Empfehlungsstärke Formulierung Bedeutung für Ärzte Bedeutung für Patienten Symbol stark dafür „soll“ Die meisten Patienten sollten die empfohlene Intervention erhalten „Definitely Do it“ Nahezu alle Patienten würden sich für die empfohlene Intervention entscheiden und nur eine kleine Minderheit nicht ↑↑ schwach dafür „sollte“ oder „kann“ Unterschiedliche Entscheidungen sind bei verschiedenen Patienten angemessen, die von der Situation des Patienten abhängen, aber auch von persönlichen Vorstellungen und Präferenzen „Probably Do it“ Eine Mehrzahl der Patienten (> 50 %) würde sich für die Intervention entscheiden, aber viele auch nicht ↑ schwach dagegen „sollte eher nicht“ „Probably don’t do it“ Eine Mehrzahl der Patienten (> 50 %) würde sich gegen die Intervention entscheiden, aber viele auch nicht ↓ stark dagegen „soll nicht“ „Definitely don’t do it“ Nahezu alle Patienten würden sich gegen die Intervention entscheiden und nur eine kleine Minderheit nicht ↓↓ unklar „keine Empfehlung” sollte eine begründete Ausnahme bleiben. In der klinischen Praxis muss schließlich oft trotz fehlender Daten dennoch eine Entscheidung getroffen werden. zur Verfügung gestellt. In der vorliegenden Kurzversion werden ausgewählte Arbeiten zitiert, die die Basis für zentrale Empfehlungen bilden; aktuelle, bei Leitlinienerstellung noch nicht publizierte Studien sind entsprechend gekennzeichnet. Nach iterativer Überarbeitung in einem modifizierten Delphi-Verfahren wurden die Empfehlungen in einer Konsensuskonferenz modifiziert und verabschiedet. Die Formulierung der jeweiligen Empfehlungsstärke erfolgte nach definiertem Schema (Tabelle 1). Empfehlungen, bei denen kein Konsens erreicht wurde, wurden in einer weiteren Online-Delphi-Runde nachbearbeitet. Zur besseren Verständlichkeit werden die Aussagen hier teilweise paraphrasiert und mit Kommentaren wiedergegeben. Evidenzgrade, Empfehlungs- und Konsensstärken sind generell im Text angegeben, im spezifischen Therapieabschnitt in eigenen Tabellen zusammengefasst. Die Finanzierung der Leitlinie erfolgte ausschließlich durch die DGVS, ihre Erstellung in redaktioneller Unabhängigkeit. Alle Teilnehmer mussten potenzielle Interessenkonflikte offenlegen. Die Details der Methodik sind in einem ausführlichen Methodenreport wiedergegeben (2). Definition Die Krankheit des Reizdarmsyndroms (RDS; Irritable Bowel Syndrome/IBS) liegt vor, wenn alle drei folgende Punkte erfüllt sind: ● Es bestehen chronische, das heißt länger als drei Monate anhaltende Beschwerden (zum Beispiel Bauchschmerzen, Blähungen), die von Patient und Arzt auf den Darm bezogen werden und in der Regel mit Stuhlgangsveränderungen einhergehen. 752 ↔ ● Die Beschwerden sollen begründen, dass der Patient deswegen Hilfe sucht und/oder sich sorgt und so stark sein, dass die Lebensqualität hierdurch relevant beeinträchtigt wird. ● Voraussetzung ist, dass keine für andere Krankheitsbilder charakteristischen Veränderungen vorliegen, die wahrscheinlich für diese Symptome verantwortlich sind (starker Konsens). Diese neue Definition unterscheidet sich somit von allen Vorgängern einschließlich dem Rom-IIIKonsens (e1): Die bisher obligate Symptomkombination aus Bauchschmerzen und Stuhlgangsveränderungen wird verlassen; umgekehrt wird nun der typische und oft besonders belastende Symptomkomplex Blähungen/Flatulenz berücksichtigt. Erstmals ist der Schweregrad der Symptome und somit die Abgrenzung von banalen „Verdauungssymptomen“ zwingend für die Diagnosestellung: Nur relevante Minderungen der Lebensqualität indizieren ein systematisches diagnostisches und therapeutisches Management. Pathogenese Beim Reizdarmsyndrom sind gastrointestinale Motilität, Sekretion und Wahrnehmung gestört. Konsistent, aber immer nur in Subpopulationen, können molekulare und zelluläre Alterationen auf Schleimhautebene, Veränderungen der Darmflora, Störungen übergeordneter Regulationssysteme und erhöhte Prävalenzen psychischer Komorbiditäten nachgewiesen werden. Wechselbeziehungen zwischen kausalen und sekundären Alterationen sind ungeklärt. Diese Veränderungen wurden in separaten Studien nachgewiesen und sind nicht RDS-spezifisch, ermöglichen daher keine spezifische Diagnosestellung. Sie tragen Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 44 | 4. November 2011 MEDIZIN TABELLE 2 Pathogenetische Faktoren und nachgewiesene Veränderungen beim Reizdarmsyndrom*1 A) pathogenetische Faktoren Erläuterungen Entwicklung eines RDS durch eine bakterielle Enteritis (sogenanntes postinfektiöses RDS) – Risiko für ein RDS nach bakterieller Enteritis 8–15-fach erhöht – Höhe des Risikos abhängig von der Schwere des akuten Krankheitsbildes – bis zu 30 % der akut Erkrankten können ein jahrelang persistierendes RDS entwickeln. Veränderungen der Darmflora – Nachweis veränderter Darmflora (unklar: Ursache oder Folge gestörter Funktionen?) – Entwicklung eines RDS nach bakterieller Darminfektion (s. o.) – Entwicklung eines RDS nach Antibiotikatherapie – Bedeutung der Darmflora für Barrierefunktion und mukosales Immunsystem (s. u.) – Besserung der RDS-Symptome durch Probiotika oder topische Antibiotika persönliche Veranlagung – wahrscheinliche Mechanismen: genetische Faktoren sowie erlernte Verhaltensmuster psychische Faktoren – traumatische Ereignisse (u. a. Missbrauch!), psychische Komorbidität (z. B. Depression, Angststörung) und Stress können exarzerbierend wirken, in Untergruppen möglicherweise auch ursächlich beitragen B) nachgewiesene Veränderungen Erläuterungen Veränderte Motilität – erhöhte Transitzeit bei RDS-D – verringerte Transitzeit bei RDS-O – Störungen des Gastransits vorwiegend im Dünndarm, partiell auch im Kolon (zusätzlich zu vermehrter Gasproduktion) Veränderte Sensitivität – erniedrigte Schmerzschwellen unter rektaler Ballondistension (Barostat) – Veränderungen der zerebralen Verarbeitung von viszeralen Reizen Schleimhautpermeabilität – verringerter Gewebewiderstand – verminderte Barrierefunktion – verringerte Expression des Tight Junction Proteins ZO-1 Immunzellen in Schleimhautbiopsien – Intraepitheliale T-Zellen – Mastzellen – Nerv-Mastzell-Assoziation – erhöhte Anzahl von CD3+-Lymphozyten – erhöhte Anzahl und Reaktivität c-kit- und Tryptase-positiver Zellen – verstärkte lokale Assoziation zwischen Nerven und Mastzellen Immunmediatoren in Schleimhautbiopsien – Tryptase und andere Proteasen – Histamin – Proteasen – Zytokine – Defensine – erhöhte Freisetzung – erhöhte Freisetzung – erhöhte Freisetzung bei RDS-D – erhöhte Freisetzung von IL1β bei PI-RDS – erhöhte Freisetzung von humanem β-Defensin 2 Nerven in Schleimhautbiopsien – Nervenfasern – Viszerale Afferenzen – erhöhte Anzahl PGP 9.5 positiver Nervenfasern, erhöhte Substanz-P-Expression – erhöhte TRPV1-Expression Schleimhautbiopsie Überstände – Nervensensibilisierung Immunmediatoren im Blut – Zytokine – HPA-Achse – Antikörper – Aktivierung des ENS durch Histamin, Serotonin und Proteasen – Aktivierung viszeraler Afferenzen – erhöhte TH2-Zytokinspiegel, erhöhte IL6-, IL8-, TNFα-, IL1β-Spiegel – erhöhte ACTH- und Cortisol-Spiegel – Antikörper gegen bakterielles Flagellin Serotoninmetabolismus – Serotoninspiegel – enterochromaffine Zellen – Serotonin-Wiederaufnahmetransporter (SERT) – erhöhte Serotonin-Plasmaspiegel bei RDS-D – erhöhte Anzahl in Schleimhautbiopsien – veränderte SERT-Expression und -Funktion Genexpression – Schleimhaut – erhöhte Expression von DKFZP564O0823 (vermutliche Funktion: Schleimproduktion) Stuhl – Mediatoren aus Immunzellen oder Mikrobiota – Mikrobiota – erhöhte Konzentration von humanem α-Defensin, Proteasen, S100A12, Lactoferrin – instabile Mikrobiota *1 Nachweis der Veränderungen in separaten Studien und jeweils nur in Subpopulationen der Reizdarmpatienten; sie sind nicht RDS-spezifisch und ermöglichen daher keine positive Diagnosestellung ACTH, Adrenokortikotropes Hormon; RDS-O, Reizdarm vom Obstipationstyp; RDS-D, Reizdarm vom Durchfalltyp; ENS, enterisches Nervensystem; HPA-Achse, Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse; IL, Interleukin; ZO-1, Zonula occludens 1; PI-RDS, postinfektiöses Reizdarmsyndrom; PGP, Protein gene product (panneuronaler Marker); TRPV1, Transient Receptor Potential Vanniloid Receptor 1 (Marker viszeraler Afferenzen) Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 44 | 4. November 2011 753 MEDIZIN GRAFIK 1 KASTEN 1 Laboruntersuchungen bei unklaren chronischen Abdominalbeschwerden ● Generell empfohlene Laboruntersuchungen ● Diagnostisches Vorgehen bei der erstmaligen Abklärung chronischer Abdominalbeschwerden, die auf ein Reizdarmsyndrom hinweisen könnten KU, körperliche (einschließlich rektaler) Untersuchung; A-Sono, Abdominalsonographie; Gyn, Gynäkologische Untersuchung; Pt, Patient; RDS, Reizdarmsyndrom aber zum Verständnis der verantwortlichen Pathomechanismen bei (Tabelle 2), und bilden so die Grundlage für die Erforschung neuer therapeutischer Optionen (3). Diagnosestellung Die Diagnosestellung erfolgt grundsätzlich klinisch. Die sorgfältige Anamnese zur Erfassung und Einordnung des Symptomkomplexes ist hierfür entscheidend. Hiermit kann die Diagnose gestellt werden, wenn zusätzlich relevante Differenzialdiagnosen verlässlich ausgeschlossen sind. Die Diagnosesicherung erfordert somit zwei Komponenten: ● Anamnese und Muster der Beschwerden sprechen für ein Reizdarmsyndrom. ● Symptomabhängig gezielter Ausschluss relevanter Differenzialdiagnosen, insbesondere bei Vorliegen von Alarmsymptomen (Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑↑, starker Konsens). Nach verlässlicher initialer Diagnosestellung soll – bei Ausbleiben neuer Aspekte – grundsätzlich keine Wiederholungsdiagnostik erfolgen (Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑↑, starker Konsens). Eine frühe Diagnosesicherung ist wichtig, um eine Verschleppung anderer, schwerwiegender Ursachen der Symptome zu vermeiden; dies gilt insbesondere bei einer kürzeren Beschwerdedauer (4) (Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑↑, starker Konsens). Besteht Diarrhö als Leitsymptom, so liegt meist kein Reizdarm zugrunde (5). Aber auch eine andere Beschwerdekonstellation ohne Alarm- oder Entzündungszeichen wird bei mehr als 10 % durch eine „organische“ Erkrankung verursacht. 754 – Blutbild – Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG)/C-reaktives Protein (CRP) – Urinstatus Individuell optionale Laboruntersuchungen – Serum-Elektrolyte, Nierenretentionswerte, Leberund Pankreasenzyme – TSH – Blutzucker/HbA1c – Stuhl-Mikrobiologie (vor allem bei Diarrhö) – Zöliakie-AK (Transglutaminase-AK) – Calprotectin A/Lactoferrin im Stuhl KASTEN 2 Empfehlungen im Zusammenhang mit der Ernährung beim RDS ● Abklärung von Kohlenhydratmalabsorptionssyndromen ● ● ● ● ● (z. B. Laktose, Fruktose, Sorbitol) und bei Nachweis probatorische Meidung der entsprechenden Zucker Abklärung von sonstigen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und probatorische Meidung der entsprechenden Nahrungsmittel nach ausführlicher Ernährungsberatung Möglichkeit einer probatorischen glutenreduzierten Diät in Einzelfällen bei erwachsenen Patienten mit RDS ohne Hinweise auf eine Zöliakie Bei Eliminationsdiäten obligate Verlaufskontrollen zur Vermeidung von Mangelernährung sowie dauerhafte Fortführung nur bei Therapieansprechen Möglicher Nutzen von Ballaststoffen bei Obstipation Möglicher Nutzen von Probiotika; Auswahl der Stämme nach Symptomatik Umgekehrt weisen Zöliakie (6, 7, e2), chronisch entzündliche Darmerkrankungen (4, 8), aber auch Kolonebenso wie Ovarialkarzinome (4, 9–11, e3, e4) sowie chronische gastrointestinale Motilitätsstörungen (12) typische „Reizdarmbeschwerden“ bei 40–85 % der Betroffenen als dominante, oft erste beziehungsweise einzige klinische Manifestation auf. Eine abgesicherte, Patienten wie Arzt überzeugende Diagnosestellung (Grafik 1) ist auch von therapeutischer und gesundheitsökonomischer Relevanz: Ein verbessertes Vertrauensverhältnis und die damit verbundene Beruhigung (Reassurance) trägt wesentlich zum Behandlungserfolg bei. Folge ist ein Rückgang der nachfolgenden Arztbesuche („Doctor-Shopping“) Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 44 | 4. November 2011 MEDIZIN GRAFIK 2 TABELLE 3 Wichtige Differenzialdiagnosen des Reizdarmsyndroms bei Patienten mit chronischen „reizdarmtypischen“ Abdominalbeschwerden Leitsymptom Wichtige Differenzialdiagnosen (u. a.) Diarrhö infektiöse Enterokolitiden mit chronischem Verlauf, z. B. bakterielle, parasitäre oder virale (z. B. Zytomegalie Virus [CMV] bei oder ohne Immunsuppression) Erreger; Pilzinfektionen (z. B. Histoplasmose bei HIV) M. Crohn Colitis ulcerosa Sprue / Zöliakie bakterielle Fehlbesiedelung des Dünndarms symptomatische Kohlenhydratmalabsorption (z. B. Laktose- oder Fruktosemalabsorption) mikroskopische Colitis chologene Diarrhö Clostridium difficile Colitis Motilitätsstörungen des Dünndarms exokrine Pankreasinsuffizienz autonome Neuropathie (Diabetes) Medikamentenunverträglichkeit Nahrungsmittelallergie Hyperthyreose Inkontinenz hormonaktive neuroendokrine Tumoren kolorektales Karzinom (paradoxe Diarrhö) Schmerz M. Crohn Ulkus-Krankheit gastrointestinale Tumoren mesenteriale Ischämie Porphyrie Endometriose Ovarialtumoren Dünndarm-Stenosen (z. B. radiogen, Briden) postoperative Funktionsstörungen (z. B. Briden) C1-Esterase-Inhibitor-Mangel intestinale Motilitätsstörungen (z. B. chronisch intestinale Pseudoobstruktion) Obstipation Medikamentennebenwirkung Hypothyreose kolorektales Karzinom (im Wechsel mit paradoxer Diarrhö bei Stenosesymptomatik) chronische Divertikelkrankheit Motilitätsstörungen, z. B. neuropathische Kolonparese (Slow-Transit-Obstipation) funktionelle oder strukturelle Stuhlentleerungsstörung Blähungen, Distension bakterielle Fehlbesiedlung (Small Intestinal Bacterial Overgrowth, SIBO; oft sekundär z. B. bei Dünndarmdivertikeln, Motilitätsstörungen etc.) Kohlenhydratmalabsorption (z. B. symptomatische Laktose- und/oder Fruktosemalabsorption) postoperative Funktionsstörungen (z. B. Briden) Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 44 | 4. November 2011 Das Management des Reizdarmsyndroms beinhaltet die verlässliche Diagnosesicherung, die Führung des Patienten einschließlich der Vermittlung eines Krankheitskonzepts, Allgemeinmaßnahmen und eine symptomorientierte medikamentöse Therapie. *Beachtet werden muss auch, dass viele neue, in ihrer Wirksamkeit gut gesicherte Medikamente nur im Ausland oder in Deutschland nicht für diese Indikation („off-label“) zugelassen sind. und der diagnostischen Prozeduren. Angesichts des chronischen Verlaufs der Erkrankung kommt diesem Effekt im langfristigen Management eine große Bedeutung zu. Beim unbekannten Patienten ist grundsätzlich eine Basisdiagnostik durchzuführen (Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↑↑, starker Konsens) und in Abhängigkeit von Anamnese und Symptomkonstellation durch eine individuell angepasste weiterführende Stufendiagnostik gezielt zu ergänzen (Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens). Überdiagnostik und undifferenzierter Einsatz von Ressourcen sind zu vermeiden. Im Mittelpunkt stehen die sorgfältige Anamneseerhebung (Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑↑, starker Konsens) und die körperliche Untersuchung (Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↑↑, starker Konsens), ergänzt durch Basislabor (Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑↑, starker Konsens) (Kasten 1), Abdomensonographie (Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↑, Konsens) und gegebenenfalls gynäkologische Untersuchung (Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑↑, starker Konsens). Hiernach kann bei unauffälligen Befunden auch ohne Diagnosesicherung (s. u.) probatorisch therapiert werden (Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↑, Konsens). Dies ist individuell zu entscheiden und ist 755 MEDIZIN TABELLE 4 Empfehlungen zur Therapie von RDS-Schmerzen Therapie gegeben werden periphere Analgetika „sollten eher nicht“ [Evidenzgrad B (Paracetamol), Evidenzgrad D für andere Medikamente, Empfehlungsstärke ↓, starker Konsens] Opiate und Opiatagonisten „sollen nicht“ [Evidenzgrad A für Kappa-Agonisten, Evidenzgrad D für µ-Agonisten und klassische Opiate, Evidenzgrad A für Opiat-Antagonisten, Empfehlungsstärke ↓↓, starker Konsens] Spasmolytika „sollten“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens] lösliche Ballaststoffe „können“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens] trizyklische Antidepressiva „können“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens] SSRI „können“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens] 5-HT3-Antagonisten „können in Einzelfällen“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, Konsens] Probiotika „können“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens] Antibiotika „sollten eher nicht“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↓, Konsens] Pregabalin/ Gabapentin „sollten eher nicht“ [Evidenzgrad B , Empfehlungsstärke ↓, starker Konsens] Phytotherapeutika „können“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens] Aloe vera „sollte eher nicht“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↓, starker Konsens] Pankreasenzyme „sollen nicht“ [Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↓↓, starker Konsens] insbesondere bei milden und nichtprogredienten Beschwerden gerechtfertigt, erlaubt dann aber nicht die Diagnosestellung „Reizdarmsyndrom“ (Grafik 1). Bei chronischer Diarrhö als wichtiges Symptom ist grundsätzlich eine eingehende diagnostische Abklärung einschließlich Erregerdiagnostik im Stuhl sowie endoskopischer (mit Stufenbiopsien) und funktionsdiagnostischer Untersuchungen indiziert (Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑↑, starker Konsens); (Grafik 1). Die Diagnosesicherung eines Reizdarmsyndroms erfordert beim Erwachsenen eine einmalige Ileokoloskopie (Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↑, Konsens). Die Diagnostik sollte individuell unter Einbeziehung endoskopischer, bildgebender, funktionsdiagnostischer und gegebenenfalls weiterer Verfahren ergänzt werden, um weitere plausible Differenzialdiagnosen (siehe Tabelle 3) auszuschließen, die typische Reizdarm-Symptome verursachen können (Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑↑, starker Konsens). Kriterien hierfür sind Intensität und Muster der Beschwerden, Alter, Symptomdauer, Symptomdynamik sowie psychologische Evaluation des Patienten. Nahrungsmittelunverträg- 756 lichkeiten lassen sich durch probatorische gezielte Eliminationsdiäten prüfen (Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↑, Konsens); die Untersuchung von Immunglobulin-G-Titern auf Nahrungsmittelallergene (Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↓, Konsens) und Bestimmungen quantitativer Parameter der Stuhlflora (zum Beispiel „Darmökogramme“) (Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↓↓, Konsens) sind abzulehnen. Therapie Allgemeine Prinzipien der Behandlung Grundsätzlich ist den Patienten ein verständliches pathophysiologisches Krankheitsmodell und ein Behandlungskonzept zu vermitteln. Hierbei fördert der Ausschluss möglicher bedrohlicher Differenzialdiagnosen ebenso den Therapieerfolg wie eine vertrauensvolle Arzt-Patient-Beziehung (13). Individuelle Triggerfaktoren sollten gezielt eruiert und berücksichtigt werden (Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↑↑, starker Konsens). Jede Behandlung misst sich an Symptombesserung und Verträglichkeit und ist grundsätzlich zunächst probatorisch, weil das individuelle Therapieansprechen nicht vorherzusehen ist. Dies sollte mit dem Patienten zuvor besprochen werden. Jedes erfolgreiche Therapieregime kann fortgesetzt, als Bedarfs- oder Dauermedikation verändert oder im Auslassversuch unterbrochen werden. Bei unzureichendem Therapieerfolg können unterschiedliche Medikamente (auch nicht-medikamentöse Behandlungen) sukzessiv oder auch kombiniert eingesetzt werden. Ineffektive Medikamente sind nach spätestens drei Monaten abzusetzen (Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens). Nach sorgfältiger individueller Risiko-Nutzenabwägung können in Einzelfällen, insbesondere bei therapierefraktärer und schwerer Symptomatik, Off-Label-Therapien sinnvoll sein, wenn nach wissenschaftlicher Datenlage ein relevanter therapeutischer Nutzen zu erwarten ist. Ähnliches gilt für bislang nur im Ausland zugelassene Wirkstoffe; hierbei wird die Konsultation eines spezialisierten Zentrums angeraten (Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↑, Konsens). Allgemeingültige Vorgaben für Ernährung und Lebensstil existieren nicht. Ernährungs- und Verhaltensempfehlungen sollten aber zur Elimination individueller Symptomtrigger (beispielsweise Stressoren, definierte Nahrungsmittel, Bewegungs- oder Schlafmangel und so weiter) gegeben werden. Ebenso sollten psychische Einflussfaktoren und Komorbiditäten (zum Beispiel depressive Störungen) sowie extraintestinale Beschwerden (Somatisierungstendenzen!) ermittelt werden. Alternative Therapieformen können derzeit aufgrund unzureichender Datenlage nicht empfohlen werden; komplementäre Therapieansätze sind im Einzelfall zu erwägen (Evidenzgrad A* für Akupunktur, sonst C/D, Empfehlungsstärke ↓, starker Konsens). *Eine Metaanalyse mehrerer Studien zur Akupunktur fand keinen akupunkturspezifischen Effekt beim Reizdarm (e5). Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 44 | 4. November 2011 MEDIZIN Ernährungsempfehlungen Es werden zwar keine allgemeinen diätetischen Maßnahmen empfohlen; sinnvoll sind aber individuelle Ratschläge, die sich an den bestehenden Symptomen und individuellen Unverträglichkeiten ausrichten (Kasten 2) (Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens). Psychische Komorbiditäten Zur Erfassung der beim Reizdarmsyndrom gehäuften psychischen Komorbiditäten reicht oft schon die Befragung nach Angststörungen und depressiven Symptomen sowie gegebenenfalls die (vorsichtige!) Exploration von Trauma und Missbrauch aus. Gegebenenfalls sollte eine fachgerechte psychiatrisch/psychologisch/ psychosomatische Untersuchung und/oder Betreuung veranlasst werden (Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens). Hinweise auf eine relevante psychosoziale Belastung indizieren ebenfalls eine psychologische Diagnostik und gegebenenfalls Psychotherapie. Dabei ist die allgemeine ärztliche Betreuung weiterzuführen (Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑↑, Konsens). Auf haus- und fachärztlicher Ebene kann eine abgestufte psychotherapeutische Intervention, zum Beispiel mittels Selbsthilfestrategien, mit oft günstigen Effekten durchgeführt werden (Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens). Reine Entspannungstherapien (autogenes Training etc.) sollten nicht als Monotherapie durchgeführt, sondern mit anderen Maßnahmen kombiniert werden (Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↓, Konsens). Aufwendigere psychotherapeutische Verfahren (darmbezogene Hypnose, kognitive Verhaltenstherapie, psychodynamische Therapie) sind effektiv und sind in ein interdisziplinäres Therapiekonzept zu integrieren (Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens). Antidepressiva können beim Vorliegen psychischer Komorbiditäten (Angststörung, Depression) indiziert sein (Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens). Trizyklische Antidepressiva zur Therapie der Reizdarmsymptome (Diarrhö, Schmerzen; cave: Obstipation) sind in geringerer als der üblichen Dosis einzusetzen (Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens); auch SSRI können insbesondere bei RDS-O versucht werden (Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑, Konsens). Reizdarmbeschwerden sprechen aber bei fehlender psychischer Komorbidität offenbar nicht auf Antidepressiva an. Gezielte symptomorientierte Therapie Allgemeine Maßnahmen einschließlich Diagnosesicherung und Aufklärung über die Erkrankung können durch symptomorientierte medikamentöse Behandlungsansätze ergänzt werden (Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↑↑, starker Konsens) (Grafik 2). Es wurde in der Leitlinie bewusst keine Effektstärken für einzelne Therapien angegeben, weil sie weder die wissenschaftliche Evidenzlage noch die praktische Realität reflektieren: Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 44 | 4. November 2011 TABELLE 5 Empfehlungen zur Therapie von RDS-Diarrhö Therapie gegeben werden Loperamid „kann“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens] Racecadotril „kann nicht empfohlen werden“ [Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↔, starker Konsens] Ballaststoffe „können“ [Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens] 5-HT3-Antagonisten „können in Einzelfällen“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, Konsens] Cholestyramin „kann“ [Evidenzgrad C, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens] Probiotika „können“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens] Antibiotika „sollte eher nicht“ [Evidenzgrad C, Empfehlungsstärke ↓, starker Konsens] Phytotherapeutika „können“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, Konsens] Aloe vera „sollte eher nicht“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↓, starker Konsens] Spasmolytika „können“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, Konsens] traditionelle chinesische Medizin/ Kräutertherapie „sollte eher nicht“ [Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↓, Konsens] ● Für viele Therapien fehlen aufgrund der unzureichenden Studienqualität adäquate Daten. ● Symptomvielfalt, Symptomvariabilität und unterschiedliche Pathomechanismen sind die Ursachen für generell inhomogene Studienpopulationen und uneinheitliche Kriterien des Therapieansprechens (Schmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten, Blähungen etc.). ● Der typischerweise fluktuierende Symptomverlauf suggeriert oft fälschlich hohe Placeboansprechraten; umgekehrt weisen alle Therapieformen variable Raten an Non-Respondern auf. Daher werden selbst für Therapien, die bei Untergruppen hocheffektiv sind, in der Gesamtpopulation oft nur mäßige Ansprechraten dokumentiert. Entsprechende Subgruppenanalysen wurden aber meist nicht vorgenommen. Somit erlauben die mittleren Ansprechraten keine sinnvollen Rückschlüsse auf den möglichen Therapieerfolg beim einzelnen Patienten. Typische Beispiele für die Streuungen der publizierten Effektstärken einzelner Therapien gegenüber Placebo finden sich unter anderem für: ● Probiotika mit mittleren (!) Symptombesserungsraten zwischen 0 % und 88 %, nicht nur in Abhängigkeit von Studienpräparat und Endpunkten, sondern auch innerhalb fixer Studienprotokolle (14, 15). 757 MEDIZIN ● TABELLE 6 Empfehlungen zur Therapie von RDS-Obstipation (RDS-O) Therapie gegeben werden Ballaststoffe in Form wasserlöslicher Gelbildner (z. B. Psyllium) „sollten“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens] osmotische Laxanzien vom Macrogoltyp „können“ [Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens]. andere osmotische oder stimulierende Laxanzien „können“ [Evidenzgrad C, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens] Prucaloprid „kann in therapierefraktären Fällen“ [Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑, Konsens] Domperidon „sollte eher nicht“ [Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↓, starker Konsens] Lubiproston „kann unter Berücksichtigung der Verfügbarkeit“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, Konsens] Antibiotika „sollten eher nicht“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↓, Konsens] Probiotika „können“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens] Phytotherapeutikum STW5 „kann“ [Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens] sonstige Phytotherapie „sollte eher nicht“ [Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↓, starker Konsens] Spasmolytika „können“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens] SSRI „können bei therapierefrakt. RDS-O, bes. bei Schmerz ± psych. Komorbidität“ [Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑, Konsens] TABELLE 7 Empfehlungen zur Therapie des Symptomkomplexes Blähungen/abdominelle Distension/Meteorismus/Flatulenz Therapie gegeben werden Probiotika „können“ [Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens] Rifaximin „kann“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, Konsens] Phytopharmaka „können“ Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens] Cholinergika/ Parasympatomimetika „sollten eher nicht“ [Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↓, starker Konsens] Entschäumer „können“ [Evidenzgrad C, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens] Pankreasenzyme „soll nicht“ [Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↓↓, starker Konsens] Analgetika „sollten eher nicht“ [Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↓, starker Konsens] Trizyklische Antidepressiva und SSRI „sollten eher nicht“ [Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↓, Konsens] SSRI; Serotonin-Wiederaufnahmehemmer 758 Antidepressiva, deren prinzipielle Wirksamkeit für Reizdarmsymptome nicht nur in randomisierten Studien, sondern selbst in aktuellen Metaanalysen vollkommen kontrovers bewertet wird: Errechnete Gesamteffekte reichen von unwirksam (tendenziell schlechter) bis signifikant wirksam (16, 17). Im Folgenden sind die wichtigsten Therapieempfehlungen in Abhängigkeit vom Leitsymptom zusammengefasst; Details zu Formulierungen, Empfehlungsstärken, Evidenzgraden und Konsensusstärken finden sich in den beigefügten Tabellen. Schmerzen (Tabelle 4): Schmerzen sprechen oft auf Spasmolytika (Butylscopolamin, Mebeverin, Pfefferminzöl) (e6, 18) oder Probiotika (14, 15) als Basistherapie an; unklar ist bei den letzteren noch, welche Präparate welche Symptome lindern; frustrane Behandlungsversuche sind daher in Kauf zu nehmen. Lösliche Ballaststoffe können individuell auch Beschwerdeverschlechterungen auslösen. In Einzelfällen können Antidepressiva (insbesondere bei psychischer Komorbidität); (17), Phytotherapeutika (zum Beispiel STW-5) oder, besonders bei begleitender Diarrhö, 5-HT3-Antagonisten (19) versucht werden. Klassische „Analgetika“ (Acetylsalicylsäure, Paracetamol, nichtsteroidale Antirheumatika etc.) ebenso wie Opioide und Opioid-Agonisten sind generell ungeeignet (e7). Eine topische Antibiotikatherapie (Rifaximin) wurde in der Leitlinie noch nicht empfohlen; inzwischen vorgelegte randomisierte Studien sprechen allerdings dafür, dass sie bei nicht-obstipiertem RDS eine anhaltende Symptomlinderung bewirken können (20). Diarrhö (Tabelle 5): Neben klassischen Antidiarrhoika (wie Loperamid; [e8]) können Cholestyramin, lösliche Ballaststoffe oder Probiotika hilfreich sein, ebenso versuchsweise Phytotherapeutika (zum Beispiel STW-5) oder Spasmolytika (zum Beispiel Mebeverin, Butylscopolamin, Pfefferminzöl) sowie, insbesondere bei psychischer Komorbidität, auch trizyklische Antidepressiva. Bei schwerem therapierefraktärem Beschwerdebild kann auch ein selektiver 5-HT3-Antagonist (zum Beispiel Alosetron; [19]) eingesetzt werden, jedoch nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung aufgrund sehr seltener Nebenwirkungen (ischämische Colitis, schwere Obstipation) (21). Eine Untergruppe spricht wohl auch auf das – in der Leitlinie noch nicht empfohlene – Rifaximin (20) an (s. o.). Obstipation (Tabelle 6): Bei Obstipation sollte zunächst der Pathomechanismus aufgedeckt und insbesondere sekundäre Obstipationsformen (Medikamentennebenwirkungen, Grundkrankheiten) sowie anorektale Funktionsstörungen (Stuhlentleerungsstörungen) ausgeschlossen werden. Osmotische Laxanzien vom Makrogoltyp sind meist effektiv und verträglich (e9). Wasserlösliche Ballaststoffe sind prinzipiell ebenfalls geeignet, auf das Auftreten von verstärkten Schmerzen und/oder Blähungen ist aber zu achten (e6). Auch andere Laxanzien können nach Wirksamkeit und Verträglichkeit versucht werden. Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 44 | 4. November 2011 MEDIZIN Bei Nebenwirkungen oder Beschwerdezunahme sollte das neue Prokinetikum Prucaloprid eingesetzt werden (22, 23). Weitere Therapieversuche beinhalten Probiotika, Phytotherapeutika (STW5), Spasmolytika sowie Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI); trizyklische Antidepressiva sind bei Obstipation zu vermeiden. In Einzelfällen kann auch Lubiproston, ein ChloridkanalAktivator, unter Berücksichtigung seiner eingeschränkten Verfügbarkeit (Zulassung: USA, Schweiz) und etwaiger Kontraindikationen versucht werden. Die Zulassung des Guanylatcyclase-C-Agonisten Linaclotid, dessen gute Wirksamkeit beim Obstipations-prädominanten RDS nachgewiesen wurde (24), wird zeitnah erwartet Symptomkomplex Blähungen/abdominale Distension/Meteorismus/Flatulenz (Tabelle 7): Die meisten Patienten leiden auch unter erheblichen, oft dominanten Beschwerden aus dem Bereich Blähungen, Meteorismus und Flatulenz, deren Therapie daher beträchtliche Bedeutung hat. Besserung von Obstipation beziehungsweise Diarrhö lindert häufig auch Gasbeschwerden (Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens). Effektiv ist eine Modulation der Darmflora durch Probiotika (14, 25) oder das topische Antibiotikum Rifaximin (20). Weniger gut gesichert sind Phytopharmaka oder Entschäumer (Simeticon, Dimeticon). Interessenkonflikt Dr. Preiß erhielt Honorare für Beratertätigkeiten von der Firma Essex, Honorare für eine Autoren- bzw. Co-Autorenschaft sowie für Gutachtertätigkeiten von der Firma medac und des Weiteren Reise- bzw. Übernachtungskosten und Honorare für einen Vortrag von der Firma Falk. Prof. Schemann erhielt Honorare für Beratertätigkeiten und für Vorträge von den Firmen Shire und Steigerwald. Außerdem erhielt er Forschungsgelder auf ein Drittmittelkonto von der Firma Steigerwald. 2. Preiss JC, Andresen V, Keller J, et al.: Methodikreport zur S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom und Intestinale Motilitätsstörungen. AWMFHomepage 2011. www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/021–016.html 3. Spiller R, Garsed K: Postinfectious irritable bowel syndrome. Gastroenterology 2009; 136: 1979–88. 4. Garcia Rodriguez LA, Ruigomez A, Wallander MA, et al.: Detection of colorectal tumor and inflammatory bowel disease during followup of patients with initial diagnosis of irritable bowel syndrome. Scand J Gastroenterol 2000; 35: 306–11. 5. Fernandez-Banares F, Esteve M, Salas A, et al.: Systematic evaluation of the causes of chronic watery diarrhea with functional characteristics. Am J Gastroenterol 2007; 102: 2520–8. 6. Sanders DS, Carter MJ, Hurlstone DP, et al.: Association of adult coeliac disease with irritable bowel syndrome: a case-control study in patients fulfilling ROME II criteria referred to secondary care. Lancet 2001; 358: 1504–8. 7. Ford AC, Chey WD, Talley NJ, et al.: Yield of diagnostic tests for celiac disease in individuals with symptoms suggestive of irritable bowel syndrome: systematic review and meta-analysis. Arch Intern Med 2009; 169: 651–8. 8. Minderhoud IM, Oldenburg B, Wismeijer JA, et al.: IBS-like symptoms in patients with inflammatory bowel disease in remission; relationships with quality of life and coping behavior. Dig Dis Sci 2004; 49: 469–74. 9. Goff BA, Mandel LS, Melancon CH, et al.: Frequency of symptoms of ovarian cancer in women presenting to primary care clinics. JAMA 2004; 291: 2705–12. 10. Goff BA, Mandel LS, Drescher CW, et al.: Development of an ovarian cancer symptom index: possibilities for earlier detection. Cancer 2007; 109: 221–7. 11. Hamilton W, Peters TJ, Bankhead C, et al.: Risk of ovarian cancer in women with symptoms in primary care: population based casecontrol study. BMJ 2009; 339: b2998. 12. Keller J, Wedel T, Seidl H, et al.: S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) zu Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie intestinaler Motilitätsstörungen (AWMF-Registriernummer: 021/018). Z Gastroenterol 2011; 49: 374–90. PD Dr. Pehl erhielt Honorare für Beratertätigkeiten der Firma Movetis/Shire. Ihm wurden Teilnahmegebühren für Fortbildungsveranstaltungen/Kongresse sowie Reisekosten erstattet von den Firmen Falk, Lilly, Shire, Merckle-Recordati, Abbott, Essex, Sanofi-Aventis, Novo Nordisk und Astra Seneca. PD Dr. Pehl erhielt Honorare für Vorträge von den Firmen Buck Elektromedizin, Falk, Lilly, Movetis und Shire. Er erhielt Forschungsgelder auf ein Drittmittelkonto von den Firmen Fresenius und Medtronic. 13. Owens DM, Nelson DK, Talley NJ: The irritable bowel syndrome: long-term prognosis and the physician-patient interaction. Ann Intern Med 1995; 122: 107–12. Prof. Layer erhielt Honorare für Beratertätigkeiten der Firmen Abbott, Solvay, Shire und Norgine. Ihm wurden Reise- bzw. Übernachtungskosten erstattet von den Firmen Shire und Norgine. Weiterhin erhielt er Honorare für Vorträge von den Firmen Falk, Movetis/Shire, Abbott/Solvay, Axcan, Boehringer und Novartis. Prof. Layer erhielt Honorare für klinische Auftragsstudien von den Firmen Axcan und Solvay. 15. McFarland LV, Dublin S: Meta-analysis of probiotics for the treatment of irritable bowel syndrome. World J Gastroenterol 2008; 14: 2650–61. Dr. Andresen erhielt Honorare für Beratertätigkeiten und Vorträge, sowie erstattete Übernachtungs-, bzw. Reisekosten und Teilnahmegebühren zu Fortbildungsveranstaltungen/Kongressen von den Firmen Norgine, Falk und Axcan, Abbott/Solvay und Shire/Movetis. PD Dr. Keller wurden Teilnahmegebühren, Übernachtungs- und Reisekosten im Rahmen von Vorträgen von den Firmen Aptalis Pharma und Shire erstattet. Auch erhielt sie Honorare für Vorträge von ebendiesen Firmen. Manuskriptdaten eingereicht: 1. 7. 2011, revidierte Fassung angenommen: 1. 8. 2011 LITERATUR 1. Layer P, Andresen V, Pehl C, et al.: S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM)1 (AWMF-Registriernummer: 021/016). Z Gastroenterol 2011; 49: 237–93. Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 44 | 4. November 2011 14. Moayyedi P, Ford AC, Talley NJ, et al.: The efficacy of probiotics in the treatment of irritable bowel syndrome: a systematic review. Gut 2010; 59: 325–32. 16. Quartero AO, Meineche-Schmidt V, Muris J, et al.: Bulking agents, antispasmodic and antidepressant medication for the treatment of irritable bowel syndrome. Cochrane Database Syst Rev 2005CD003460. 17. Ford AC, Talley NJ, Schoenfeld PS, et al.: Efficacy of antidepressants and psychological therapies in irritable bowel syndrome: systematic review and meta-analysis. Gut 2009; 58: 367–78. 18. Ford AC, Talley NJ, Spiegel BM, et al.: Effect of fibre, antispasmodics, and peppermint oil in the treatment of irritable bowel syndrome: systematic review and meta-analysis. BMJ 2008; 337: a2313. 19. Andresen V, Montori VM, Keller J, et al.: Effects of 5-hydroxytryptamine (serotonin) type 3 antagonists on symptom relief and constipation in nonconstipated irritable bowel syndrome: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Clin Gastroenterol Hepatol 2008; 6: 545–55. 20. Pimentel M, Lembo A, Chey WD, et al.: Rifaximin therapy for patients with irritable bowel syndrome without constipation. N Engl J Med 2011; 364: 22–32. 759 MEDIZIN 21. Chang L, Tong K, Ameen V: Ischemic colitis and complications of constipation associated with the use of alosetron under a risk management plan: clinical characteristics, outcomes, and incidences. Am J Gastroenterol 2010; 105: 866–75. 22. Camilleri M, Kerstens R, Rykx A, et al.: A placebo-controlled trial of prucalopride for severe chronic constipation. N Engl J Med 2008; 358: 2344–54. 23. Ford AC, Brandt LJ, Young C, et al.: Efficacy of 5-HT3 antagonists and 5-HT4 agonists in irritable bowel syndrome: systematic review and meta-analysis. Am J Gastroenterol 2009; 104: 1831–43; quiz 1844. 24. Johnston JM, Kurtz CB, Macdougall JE, et al.: Linaclotide improves abdominal pain and bowel habits in a phase IIb study of patients with irritable bowel syndrome with constipation. Gastroenterology 2010; 139: 1877–1886 e2. 25. Hoveyda N, Heneghan C, Mahtani KR, et al.: A systematic review and meta-analysis: probiotics in the treatment of irritable bowel syndrome. BMC Gastroenterol 2009; 9: 15. Anschrift für die Verfasser Dr. med. Viola Andresen Israelitisches Krankenhaus Medizinische Klinik 22297 Hamburg [email protected] SUMMARY Clinical Practice Guideline: Irritable Bowel Syndrome–the Main Recommendations Background: Irritable bowel syndrome is characterized by chronic abdominal symptoms and irregular bowel movements without any cause than can be revealed by routine diagnostic assessment. In recent years, its pathophysiology has come to be much better understood, and new therapeutic approaches have been developed. These advances were taken into consideration and assessed for their relevance to clinical practice in the framework of a new interdisciplinary S3 guideline. Methods: A systematic search of the literature retrieved a total 5 573 articles, from which 243 were selected on the basis of criteria relating to their form and content, individually assessed, and summarized in evidence tables. The recommendations formulated in this way were discussed in a Delphi procedure and a consensus conference, then accordingly modified and finalized. 760 Results: Variable symptom constellations are caused by disturbances of gastrointestinal regulation at multiple levels. The diagnosis of irritable bowel syndrome requires both chronic bowel symptoms that interfere with everyday life and the exclusion of relevant differential diagnoses. Its treatment is based on general therapeutic principles, dietary recommendations, psychological components, and symptomatic medication. Bulking agents, laxatives, spasmolytics, loperamide, and probiotic agents are recommended (with variable recommendation strengths), as are—for selected patients— antidepressants, 5-HT4 agonists, 5-HT3 antagonists, and topical antibiotics. Conclusion: The first German S3 guideline on irritable bowel syndrome translates up-to-date scientific knowledge as represented in current publications into concrete recommendations for diagnosis and treatment in clinical practice. In the future, it is likely that further causative pathophysiological mechanisms will be discovered; this should lead, in turn, to the development of new, causally directed treatments, which will supplement or replace the traditional, purely symptomatic treatments that are still in use today. Zitierweise Andresen V, Keller J, Pehl C, Schemann M, Preiss J, Layer P: Clinical practice guideline: Irritable bowel syndrome—the main recommendations. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(44): 751–60. DOI: 10.3238/arztebl.2011.0751 Nachdruckgenehmigung Die grafischen Elemente eKasten 1, Tabelle 2, Grafik 1, Tabelle 3 stammen aus: Layer P, Andresen V, Pehl C, Allescher H, Bischoff S C, Claßen M, Enck P, Frieling T, Haag S, Holtmann G, Karaus M, Kathemann S, Keller J, KuhlbuschZicklam R, Kruis W, Langhorst J, Matthes H, Mönnikes H, Müller-Lissner S, Musial F, Otto B, Rosenberger C, Schemann M, van der Voort I, Dathe K, Preiß J C: S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungsund Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM): Irritable Bowel Syndrome: German Consensus Guidelines on Definition, Pathophysiology and Management. Z Gastroenterol 2011; 49(2): 237–93. Abdruck mit Genehmigung von Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart. @ Mit „e“ gekennzeichnete Literatur: www.aerzteblatt.de/lit4411 The English version of this article is available online: www.aerzteblatt-international.de eKästen: www.aerzteblatt.de/11m0751 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 44 | 4. November 2011 MEDIZIN KLINISCHE LEITLINIE S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom 2011: Die wichtigsten Empfehlungen Viola Andresen, Jutta Keller, Christian Pehl, Michael Schemann, Jan Preiss, Peter Layer eLITERATUR e1. Longstreth GF, Thompson WG, Chey WD, et al.: Functional bowel disorders. Gastroenterology 2006; 130: 1480–91. e2. O’Leary C, Wieneke P, Buckley S, et al.: Celiac disease and irritable bowel-type symptoms. Am J Gastroenterol 2002; 97: 1463–7. e3. Vine MF, Calingaert B, Berchuck A, et al.: Characterization of prediagnostic symptoms among primary epithelial ovarian cancer cases and controls. Gynecol Oncol 2003; 90: 75–82. e4. Friedman GD, Skilling JS, Udaltsova NV, et al.: Early symptoms of ovarian cancer: a case-control study without recall bias. Fam Pract 2005; 22: 548–53. e5. Lim B, Manheimer E, Lao L, et al.: Acupuncture for treatment of irritable bowel syndrome. Cochrane Database Syst Rev 2006CD005111. e6. National Institute for Health and Clinical Excellence N: Clinical Practice Guideline on Irritable Bowel Syndrome in adults: Diagnosis and management of irritable bowel syndrome in primary care. www.nice.org.uk, 2008. e7. Schafer E, Ewe K: [The treatment of irritable colon. Efficacy and tolerance of buscopan plus, buscopan, paracetamol and placebo in ambulatory patients with irritable colon]. Fortschr Med 1990; 108: 488–92. e8. Efskind PS, Bernklev T, Vatn MH: A double-blind placebo-controlled trial with loperamide in irritable bowel syndrome. Scand J Gastroenterol 1996; 31: 463–8. e9. Khoshoo V, Armstead C, Landry L: Effect of a laxative with and without tegaserod in adolescents with constipation predominant irritable bowel syndrome. Aliment Pharmacol Ther 2006; 23: 191–6. Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 44 | 4. November 2011 13 MEDIZIN KLINISCHE LEITLINIE Reizdarmsyndrom – Die wichtigsten Empfehlungen Viola Andresen, Jutta Keller, Christian Pehl, Michael Schemann, Jan Preiss, Peter Layer eKASTEN 1 Zusammensetzung der Leitliniengruppe ● Teilnehmende Fachgesellschaften Koordination – Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) in Koordination mit – Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie & Motilität (DGNM) In Zusammenarbeit mit – Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) – Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen (bng) – Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE) – Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) – Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) – Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) – Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS) – Deutsche Gesellschaft für Verhaltensmedizin und Verhaltensmodifikation (DGVM) – Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) – Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG) – Deutsche Gesellschaft für Naturheilkunde – Deutsche Reizdarmselbsthilfe e. V. (Patientenorganisation) ● Federführende Autoren der Leitlinie – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – Prof. Dr. med. Peter Layer, Hamburg Dr. MSc Viola Andresen, Hamburg PD Dr. med. Christian Pehl, Vilsbiburg Prof. Dr. med. Hans-Dieter Allescher, Garmisch-Partenkirchen Prof. Dr. med. Stephan C. Bischoff, Stuttgart Dr. med. Martin Claßen, Bremen Prof. Dr. med. Paul Enck, Tübingen Prof. Dr. med. Thomas Frieling, Krefeld Dr. MSc Sebastian Haag, Essen Prof. Dr. med. Gerald Holtmann, Adelaide Prof. Dr. med. Michael Karaus, Göttingen Dr. med. Simone Kathemann, Essen Dr. med. Jutta Keller, Hamburg Dipl.-Psych. Rita Kuhlbusch-Zicklam, Krefeld Prof. Dr. med. Wolfgang Kruis, Köln PD Dr. med. Jost Langhorst, Essen Dr. med. Harald Matthes, Havelhöhe Prof. Dr. med. Hubert Mönnikes, Berlin Prof. Dr. med. Stefan Müller-Lissner, Berlin PD Dr. med. Frauke Musial, Essen PD Dr. med. Bärbel Otto, München Dr. med. Christine Rosenberger, Hamburg Prof. Dr. med. Michael Schemann, München Dr. med. Ivo van der Voort, Berlin PD Dr. med. Katarina Dathe, Berlin Dr. med. Jan Preiss, Vilsbiburg Nachdruckgenehmigung Aus: Layer P, Andresen V, Pehl C, Allescher H, Bischoff S C, Claßen M, Enck P, Frieling T, Haag S, Holtmann G, Karaus M, Kathemann S, Keller J, Kuhlbusch-Zicklam R, Kruis W, Langhorst J, Matthes H, Mönnikes H, Müller-Lissner S, Musial F, Otto B, Rosenberger C, Schemann M, van der Voort I, Dathe K, Preiß J C: S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM): Irritable Bowel Syndrome: German Consensus Guidelines on Definition, Pathophysiology and Management. Z Gastroenterol 2011; 49(2): 237–93. Abdruck mit Genehmigung von Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart. Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 44 | 4. November 2011 11 MEDIZIN eKASTEN 2 Literatursuche am Beispiel der Arbeitsgruppe „Therapie von RDS-Obstipation und -blähungen“ ● Basissuche ((„Colonic Diseases, Functional“[MeSH] NOT „Colonic Pseudo-Obstruction“[MeSH]) OR „functional bowel“ OR („functional gastrointestinal“ NOT „dyspepsia“[MeSH]) OR bloat* OR flatulence OR „irritable bowel“ OR „functional constipation“ OR „functional abdominal pain“ OR „functional diarrhoea“ OR „functional diarrhea“)((((( OR dyspepsia ))))) {bei AG 4, 6 und 9} AND ((German[LA] OR English[LA]) NOT (letter[PT] OR editorial[PT] OR historical article[PT] OR comment[PT] OR case reports[PT]) NOT (animals[MeSH] NOT humans[MeSH])) AND 1 : 2008/09/30[PDAT])) AND (systematic[SB] OR (randomized controlled trial[PT] OR controlled clinical trial[PT] OR (clinical trial[PT] OR randomized[TIAB] OR placebo[TIAB] OR dt[SH] OR randomly[TIAB] OR trial[TI] OR groups[TIAB]OR (epidemiologic studies[MeSH] OR „case control studies“[MeSH] OR „cohort studies“[MeSH] OR case control[TW] OR (cohort[TW] AND (study[TW] OR studies[TW])) OR Cohort analy*[TW] OR (follow up[TW] AND (study[TW] OR studies[TW])) OR (observational[TW] AND (study[TW] OR studies[TW])) OR longitudinal[TW] OR retrospective[TW] OR cross sectional[TW] OR „cross sectional studies“[MeSH]) OR ((economic[TIAB] AND (evaluation* OR analys*)) OR pharmacoeconomi* OR health economi* OR cost benefit* OR cost containment* OR cost effective* OR cost minimi* OR cost utilit* OR „costs and cost analysis“[MeSH] OR „economics“[MeSH])) ● Spezifische Suchstrategie am Beispiel der AG 8 (Therapie von RDS-Obstipation und -Blähungen), die mit der oben angewandten Basissuche verknüpft wurde „Complementary Therapies“[Mesh] OR „Neurotransmitter Agents“[Mesh] OR „Serotonin Antagonists“[Mesh] OR „Receptors, Serotonin, 5-HT4“[Mesh] OR „ATI 7505 „[Substance Name] OR „Receptors, Adrenergic, alpha-2“[Mesh] OR „Clonidine“[Mesh] OR „Somatostatin“[Mesh] OR „Octreotide“[Mesh] OR „alvimopan“ [Substance Name] OR „Receptors, Opioid“[Mesh] OR „Receptors, Corticotropin-Releasing Hormone“[Mesh] OR „lubiprostone“ [Substance Name] OR „Cholecystokinin“[Mesh] OR „MEN 11420“ [Substance Name] OR „SR 48968“ [Substance Name] OR „dexloxiglumide“ [Substance Name] OR „Cholinergic Antagonists“ [Mesh] OR „Muscarinic Antagonists“[Mesh] OR „Antidiarrheals“[Mesh] OR „Loperamide“[Mesh] OR „Loperamide“[Mesh] OR „Benzodiazepines“[Mesh] OR „Anti-Bacterial Agents“[Mesh] OR „Neomycin“[Mesh])OR „Probiotics“[Mesh] OR „Parasympatholytics“[Mesh] OR „Dicyclomine“[Mesh] OR „Trimebutine“[Mesh] OR „Dicyclomine“[Mesh] OR „mebeverine „[Substance Name] OR „DA 3177“ [Substance Name] OR „octylonium“ [Substance Name] OR „pinaverium“ [Substance Name] OR „Desipramine“[Mesh] OR „Amitriptyline“[Mesh] OR „Doxepin“[Mesh] OR „Trimipramine“[Mesh])OR „Mianserin“[Mesh] OR „Paroxetine“[Mesh] OR „Citalopram“[Mesh] OR „Antidepressive Agents“[Mesh] OR „Dietary Fiber“[Mesh] OR „Psyllium“[Mesh] OR „Enema/therapy“[Mesh] OR „Laxatives“[Mesh] ● Anzahl der Arbeiten Basissuche: 5 573 Arbeiten Verknüpfung mit der AG8-Strategie: 1 103 Selektion nach inhaltlichen und methodischen Kriterien: 62 12 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 44 | 4. November 2011