Raumentwicklung und Nacht - Bundesamt für Raumentwicklung ARE
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Raumentwicklung und Nacht - Bundesamt für Raumentwicklung ARE
03.2015 forum raumentwicklung du développement territorial sviluppo territoriale Informationsheft Bulletin d’information Bollettino d’informazioni Raumentwicklung und Nacht > Die Folgen der 24-Stunden-Gesellschaft Aménagement du territoire et vie nocturne > La société 24h /24 et ses conséquences Lo sviluppo territoriale e la notte > Le conseguenze della società delle 24 ore Bundesamt für Raumentwicklung ARE Office fédéral du développement territorial ARE Ufficio federale dello sviluppo territoriale ARE Uffizi federal da svilup dal territori ARE 03.2015 f or u m INHALT EDITORIAL 3 LEITARTIKEL Zwischen Bewahrung und Eroberung der nächtlichen Stadt 4 PRAXIS Die Nacht als wichtiges Element der Planung 8 FORSCHUNG Szenarien zur 24-Stunden-Gesellschaft im Bereich Mobilität 12 STÄDTE Berner Konzept Nachtleben will Konflikte entschärfen 16 STÄDTE Basel beurteilt lärmintensive Veranstaltungen 19 ZU GAST « Das ständige Aushandeln gehört zu einer lebendigen Stadt.» Gespräch mit Alexandra Heeb 20 PRAXIS Die Nachtlandschaft im Naturpark Gantrisch 26 PRAXIS Lösungswege für Konflikte im städtischen Nachtleben 28 AUSLAND Lyon: Zwischen funktionaler und ästhetischer Beleuchtung 30 REPORTAGE Auf der Suche nach der Nacht 34 KOLUMNE Nächtliche Jagd nach Tankstellenshops 38 SOMMAIRE EDITORIAL 41 GRAND ANGLE Entre patrimonialisation et exploitation des nuits urbaines 42 PRATIQUE La nuit, composante essentielle des plans d’aménagement 46 RECHERCHE Scénarios d’évolution de la société 24h/24 dans le domaine de la mobilité 50 VILLES La ville de Berne s’est dotée d’un Concept pour la vie nocturne afin de désamorcer les conflits 54 INVITEE « Une ville vivante est une ville qui sait négocier, toujours. » Entretien avec Alexandra Heeb 58 ETRANGER Ville de Lyon : entre éclairage fonctionnel réfléchi et esthétique 64 REPORTAGE A la recherche du cœur de la vie nocturne 68 POINT DE VUE Errance nocturne à la recherche d’un pack de bières 72 SOMMARIO EDITORIALE 75 ARTICOLO DI FONDO Tra patrimonializzazione e conquista della città notturna 76 PRAXIS La notte: un importante elemento della pianificazione 80 RICERCA Scenari per la società delle 24 ore nel settore della mobilità 83 CITTA A Berna, il Concetto Vita Notturna intende disinnescare conflitti 86 OSPITE “La mediazione permanente fa parte di una città viva.” Intervista con Alexandra Heeb REPORTAGE Alla ricerca della notte 90 96 RUBRICA Caccia notturna ai negozi delle stazioni di servizio 100 IMPRESSUM 103 forum raumentwicklung 03 / 2015 une ville qui sait négocier Konzept Nachtleben cambiamento dei valori Neonlicht Freizeitintensität le noctambule la ville 24 heures sur 24 il mondo liberalizzato di EGO tavole rotonde sauver la situation bedarfsoptimierte Einsätze Take-away nos besoins de sécurité un laboratoire d’essai Neonlicht maintenir un service minimum de transports Tag-Nacht-Rhythmus le plan-sécurité Lichtgestalter Überzeitbewilligung Littering Sperrstunde l'espace public urbain Bahnhofsunterführung gli spazi liberi Alkoholprävention la pollution lumineuse i conflitti d’utilizzazione Dialogkultur Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Les contributions des personnalités invitées à s'exprimer dans ce numéro ne reflètent pas forcément l'opinion de la rédaction. I contributi firmati non rispecchiano necessariamente l'opinione della redazione. EDITORIAL Wann halten Sie sich im öffentlichen Raum auf? Montags bis freitags zwischen 6.30 und «Unsere Raumentwick- 20 Uhr, an warmen Sommerabenden vielleicht bis 22 Uhr? Angenommen, Sie sind über lung kennt nur den Tag. 30 Jahre alt und erwerbstätig, dann haben Sie ziemlich sicher eine solche «Tageswahr- Die Nacht kommt darin nicht vor. Noch nicht.» nehmung» unserer Lebenswelt. Vor diesem Hintergrund planen und gestalten wir sie auch. In ihrer kumulierten Wirkung führt diese Ausrichtung auf einen klaren Tages- und Wochenablauf zu Morgen- und Abendspitzen im Verkehr. Dagegen herrscht um 5.30 Uhr früh auf Plätzen und Strassen gähnende Leere. Zwar sind die ersten Strassenwischer unterwegs, Camions liefern Frischware und die Zeitungsverträger schwärmen aus. Aber ansonsten dominieren Ruhe, Dunkelheit und Leere. Und ab 23 Uhr stellt sich wieder Stille ein. Ist die Nacht also eine Kapazitätsreserve? Allerdings stimmt die klare Zweiteilung in Tag und Nacht nicht mehr immer und überall. Denn an die Stelle verstaubter Gastrobetriebe ist die Mediterranisierung mit einer breiten Palette von Strassenbeizen und Buvetten getreten. Im Zuge der Liberalisierung wurde die unpopuläre Polizeistunde abgeschafft, die Ladenöffnungszeiten wurden flexibilisiert. Kurz: Ein Hauch von Grossstadtgefühl weht durch die Schweiz! Maria Lezzi Direktorin ARE [email protected] Vor allem gegen Ende der Woche sind an den Brennpunkten dieser neuen Nachtökonomie erstaunlich viele Menschen unterwegs. Die tagsüber unscheinbaren Clubeingänge sind nun grell beleuchtet, Menschentrauben drängen sich davor, Musik dröhnt heraus. An den Bushaltestellen im Aussenquartier kreuzen sich vor Mitternacht die «Ü30»-Heimkehrer mit der unternehmungslustigen Jungmannschaft auf dem Weg in den Ausgang. Beim Nachtvolk ist Schichtwechsel angesagt. Die Kehrseite der Medaille der nächtlichen Nutzungsintensivierung sind zunehmende Nutzungskonflikte: «Schlafen vs. Action». Die öffentliche Hand reagiert darauf, indem sie versucht, die offensichtlichsten Symptome zu managen. Wie würde wohl eine dynamische «Landkarte der Nacht» aussehen? Bisher fehlen der Raumentwicklung in der Schweiz die zeitlichen und kulturellen Perspektiven: Wir müssen das Phänomen der vielfältigen, mehrschichtigen 24-StundenGesellschaft ernst nehmen und überprüfen, ob die Planungsansätze der Vergangenheit den Rahmenbedingungen von heute noch gerecht werden. Klarheit bringen kann ein gesellschaftlicher Aushandlungsprozess, in dem festgelegt wird, welche Verhaltensund Nutzungsweisen wann und wo erwünscht sind, was noch toleriert werden kann und wo die Grenzen überschritten sind. Dies gilt für den öffentlichen Raum ebenso wie für Wohnquartiere und Landschaften. Und in gewissen Regionen sind dann «Natural Lightscapes» die richtige Antwort. Diese integrierte Raumplanung hat sich auch um Chancen und Risiken der räumlichen Ausdehnung nächtlicher Aktivitäten und deren Regulierung und Ermöglichung zu kümmern. Denn nur, wenn man Tag und Nacht als Einheit sieht, eröffnen sich innovative und nachhaltige Entwicklungsszenarien. forum raumentwicklung 03 / 2015 — Editorial 3 LEITARTIKEL Zwischen Bewahrung und Eroberung der nächtlichen Stadt Luc Gwiazdzinski [email protected] 4 forum raumentwicklung 03 / 2015 — Leitartikel In der Schöpfungsgeschichte steht, Gott habe das Licht von der Finsternis getrennt und das Licht Tag und die Finsternis Nacht genannt. So gab es einen ersten Abend und Morgen, einen ersten Tag. Dieser grundlegende Wechsel hat das Leben auf der Erde strukturiert und die Funktionsweise unserer Städte ebenso wie unsere individuellen und kollektiven Rhythmen geprägt. Aber die Zeiten ändern sich. In der Stadt hat sich der Tag-Nacht-Rhythmus verschoben, die Gesellschaft hat sich gewandelt und die Stadtplanung steht vor neuen Fragen. Die Nacht, ein Zerrbild des Tages, hat der Stadt und der Welt viel mitzuteilen. Die Menschen haben seit jeher unermüdlich versucht, die Grenzen der bekannten Welt zu erweitern, sich die Natur untertan zu machen und ihre Herrschaft über den ganzen Planeten auszudehnen. Diese Eroberung der Welt ist heute fast abgeschlossen – mit Ausnahme der Nacht. Der Zeitraum, in dem die meisten menschlichen Aktivitäten ruhen, stellt eine letzte Grenze und eine innere Welt dar, die es zu erkunden gilt. Die Nacht wurde lange als eine Art Unterbrechung wahrgenommen, als Zeit der Finsternis und Dunkelheit, des Schlafes und der Sperrstunde, als vergänglicher und immer wiederkehrender Zeitraum, der kaum bevölkert und belebt ist. Die nächtliche Stadt hat noch nicht alle ihre Geheimnisse preisgegeben. Im Dunkeln scheint sie der Hälfte ihrer Existenz beraubt und einzig den Poeten und Künstlerinnen ausgeliefert zu sein. Nur wenige Forschende, Stadtväter und Stadtplanerinnen interessierten sich für sie. Aber die Zeiten ändern sich. Beschleunigte Kolonisierung In ihrem ständigen Bestreben, sich von den Rhythmen der Natur zu emanzipieren, haben die Menschen das städtische Leben zuneh- mend künstlich geformt und die Nacht kolonialisiert. Während Jahrtausenden blieben Siedlungen nachts in Dunkel gehüllt. Unterdessen hat das Licht aber den städtischen Raum immer mehr in Besitz genommen und die bedrohliche Dunkelheit zum Teil verdrängt. Bei dieser Eroberung der nächtlichen Stadt hat die Verbreitung der öffentlichen Beleuchtung eine entscheidende Rolle gespielt. Sie hat die Ausdehnung von Aktivitäten auf die Nachtstunden und die Entwicklung eines nächtlichen öffentlichen Raums ermöglicht. Dank der Sommerzeit können wir den Stadtraum länger geniessen. Die öffentliche Beleuchtung greift um sich und ihre Funktion verändert sich: Sie dient immer weniger der Sicherheit und immer mehr der Annehmlichkeit. «Lichtgestalter» formen die Nacht und verleihen unseren Städten eine nächtliche Identität. Industrielle Betriebe arbeiten ohne Unterbruch, damit ihre Einrichtungen rentieren. In den meisten Branchen ist die Nachtarbeit zur Normalität geworden: Fast 18 Prozent aller Arbeitnehmenden sind davon betroffen. Immer mehr Dienstleistungsunternehmen rühmen sich, an sieben Tagen die Woche und rund um Uhr erreichbar zu sein. Überall auf der Welt wird das Verkehrsangebot ausgebaut und verdichtet. Viele Aktivitäten verschieben sich in die Abendstunden und das nächtliche Geschäftstreiben breitet sich aus. Das Nachtleben floriert und die Nacht ist zu einem eigenständigen Wirtschaftssektor geworden. Im städtischen Raum gibt es zahllose Automaten, die nächtlichen Konsum ermöglichen, und an «Special Nights» machen Eventveranstalter Kasse. Partys beginnen immer später und sendefreie Zeiten in den Medien gehören längst der Vergangenheit an: Radio und Fernsehen sind nonstop im Äther und im Internet lässt sich die ganze Nacht surfen. Die Nacht – während langer Zeit ein geschützter Raum, für den spezielle Gesetze galten – wird zum Tag. Sogar die biologischen Rhythmen scheinen sich geändert zu haben: Geschlafen wird immer weniger und man geht statt wie vor 50 forum raumentwicklung 03 / 2015 — Leitartikel Jahren um 21 Uhr erst um 23 Uhr zu Bett. Die eigentliche Nacht beschränkt sich heute auf die Zeit zwischen 1.30 und 4.30 Uhr. Je internationaler ein Gebiet ist, desto mehr Kontinuität wird von Wirtschaft und Netzwerken verlangt – ein Phänomen, das alle Territorien mehr oder weniger betrifft. Neue Landkarten Nachts entsteht für einige Stunden eine neue Landkarte der Aktivitäten, die den städtischen Raum unterteilt: in eine Stadt, die schläft; eine, die ständig arbeitet; eine, die sich amüsiert, und eine, die nur tagsüber belebt ist. Es entwickeln sich nächtliche Zentren, die oft nicht mit den Zentren am Tag übereinstimmen. Je später es wird, desto kleiner wird das Angebot an Aktivitäten. Die Stadt wird enger und zieht sich in ihren historischen Kern zurück. Licht und Leben konzentrieren sich auf diese wenigen Quartiere. Die Freiheit des nach Vielfalt suchenden Nachtschwärmers scheint also eine Illusion zu sein. Spannungen und Konflikte Spannungen verschärfen sich in der Nacht, in der grundlegende wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Differenzen deutlich werden. Zwischen den international tickenden Uhren der Geschäftsleute und der auf Ortszeit laufenden Uhr der Bevölkerung, zwischen der rastlosen Stadt der Wirtschaft und jener der Gesellschaft, die dem Tag-NachtRhythmus folgt, zwischen immerwährendem Handel und nächtlich stillstehenden Warenlagern entstehen Spannungen, brechen Konflikte aus und werden Grenzen aufgebaut, an denen sich «Frontbereiche» erkennen lassen – Gebiete, in denen die Nonstop-Gesellschaft und die 24-Stunden-Stadt an Terrain gewonnen haben, aber auch Zonen, in denen der Widerstand obsiegte. Die arbeitende, die schlafende und die sich amüsierende Stadt vertragen sich nicht immer. In den Stadtzentren kommt es zu Konflikten zwischen der 5 ruhebedürftigen Bevölkerung und lärmigen Besuchern von Nachtlokalen, die ein Gradmesser sind für die Entwicklung des nächtlichen öffentlichen Raums. Anderswo verlangen intensive Beleuchtung und Lichtverschmutzung nach neuen Regeln. Neue öffentliche Politiken noch gar nicht stattgefunden hat, werden bereits verschiedenste Initiativen ergriffen. Nachtbürgermeister, Etats généraux de la nuit wie in Paris, Genf und Lausanne oder Zeitbüros: Überall entstehen öffentliche Vorstösse im Rahmen von Politiken, welche die Frage aufwerfen, wer Anrecht auf die Stadt in der Nacht hat. Angesichts des Drucks versuchen die Behörden, die Kontrolle über die Nacht zu bewahren und legen Regeln für Raves und den nächtlichen Autoverkehr fest, lockern aber gleichzeitig die Sperrstunde und bauen das nächtliche Angebot aus, um die Nächte in der Stadt noch attraktiver zu gestalten. Obwohl die grosse Debatte über die 24-Stunden-Stadt Zeitorientierte Stadtplanung 6 forum raumentwicklung 03 / 2015 — Leitartikel Angesichts dieser Entwicklungen müssen die Beziehungen der Stadt und ihrer Nutzer zu Zeiten und Räumen neu überdacht werden, wobei Events und Alltag, das Aussergewöhnliche und die Normalität zu berücksichtigen sind. Das Mittel dazu ist eine zeitorientier- te Stadtplanung. Sie ist definiert als Gesamtheit von Plänen, von zeitlichen Massnahmen und kohärenten raum- und zeitwirksamen Vorkehrungen, die eine optimale Organisation der technischen, gesellschaftlichen und ästhetischen Funktionen der Stadt erlauben und so eine menschlichere, zugänglichere und gastfreundlichere Metropole gewährleisten. Das Ziel ist eine «Temporär-Stadtplanung», die sich auf jene Nutzungen konzentriert, welche die städtischen Räume zu bestimmten Zeiten nur vorübergehend beanspruchen, und die auf einem Kalender aufbaut, der eine Koordination dieser Aktivitäten ermöglicht. Insofern es sich dabei um eine reversible Planung handelt, kann sich die Stadt dadurch ausgehend von vorüber- gehenden Inszenierungen und Einrichtungen entwickeln. Eine solche sanfte Stadtplanung, die auf dem Leichten, Demontierbaren und Temporären aufbaut, lässt Experimente zu. Allgemeiner ausgedrückt: Eine solche Stadtplanung beschäftigt sich mit der Vielseitigkeit und der flexiblen Nutzung von Räumen, also mit der Idee einer «modulierbaren Stadt». Sie erforscht das Konzept des «temporären Wohnens» und fordert dazu auf, sich Gedanken über eine «vorübergehende und situative Zugehörigkeit zur Stadt» und eine «offene und situative Identität» zu machen. Instabilität, Vergänglichkeit, Bewegung und Diskontinuität bedeuten nicht das Ende von Geschich- te, Geografie oder Politik. Damit wird nicht der Tod eines Territoriums besiegelt, sondern seine Komplexität, Vielgestaltigkeit und Farbigkeit akzeptiert. Die Weiterentwicklung der Beziehungen zwischen Zeit, Raum und temporären Bewohnern ermöglicht es, sich neue Instrumente und «Vertrauensverträge» vorzustellen. Im Spannungsfeld von Sicherheit und Freiheit, Bewahrung und Eroberung angesiedelt, stellt uns die nächtliche Stadt heute vor grosse Herausforderungen. Die Städte müssen ein letztes Territorium erschliessen und haben dabei den Schlüssel in der Hand, um das Zusammenleben und die Dauerhaftigkeit der urbanen Systeme zu ermöglichen. Die Gemeinwesen sind aufgefordert, die räumliche und zeitliche Gestaltung neu zu definieren, um Konflikte, eine zeitliche Segregation und die negativen Auswirkungen einer «Zeitschere», die Gruppen und Einzelne voneinander trennt, zu vermeiden. Gefordert sind auch die Forschenden, denen sich keine schönere Aufgabe stellen könnte, als das Mysterium der Nacht zu erhellen. Und letztlich stehen wir alle vor der entscheidenden Frage: Wollen wir überhaupt eine 24-Stunden-Stadt? Wollen wir, dass die Werte und Regeln des Tages auch für die Nacht gelten? Lohnt sich der Aufwand? — LUC GWIAZDZINSKI, *1966, ist Geograf, Direktor des Institut de géographie alpine (IGA) der Universität Grenoble Alpes, Leiter des Master-Studiums Innovation et territoire (www.masteriter.fr), Forscher am Laboratoire Pacte (UMR 5194 CNRS) am MOTU (Milano) und Mitglied von EIREST (Paris 1 Panthéon Sorbonne). In seinen Arbeiten beschäftigt er sich insbesondere mit der Nacht, der 24-Stunden-Stadt und der Chrono-Urbanistik. forum raumentwicklung 03 / 2015 — Leitartikel 7 PRAXIS Die Nacht als wichtiges Element der Planung Rainer Klostermann [email protected] aufgehoben werden müssen. Dazu wird der alte Konkurrenzkampf durch kooperative Modelle der Stadt-, Raum- und Wirtschaftsplanung ersetzt. Urbane Räume sind gelebte Verdichtung und daher auch Inkubatoren für Neues. Hier erhalten innovative Formen von Verkehr, Ökologie und Zusammenleben die Chance für einen Praxistest. Städte sind somit Experimentierfelder für neue, integrale Effizienz, die man noch bewusster nutzen sollte. Die Stadt von heute wird immer intensiver genutzt. Diese Verdichtung schmälert zwar die freie Wahl, Neues auszuprobieren. Umso mehr sind Innovationen gefragt, die das enge Zusammenleben weiterhin ermöglichen. Ob Tag oder Nacht, Freiräume machen eine Stadt aus und sind Voraussetzung dafür, dass die urbanen Zentren langfristig ihre Funktion als treibende Innovatoren wahrnehmen können. Die Schweiz hat allen Grund, sich mit dem traditionellen Verständnis der Abgrenzung von Stadt und Land stärker auseinanderzusetzen, sei es in räumlicher, soziokultureller oder allenfalls sogar politischer Hinsicht. In einer Konföderation von 26 Kantonen, die wiederum von einer grossen Gemeindeautonomie und marktwirtschaftlichem Konkurrenzdenken geprägt sind, kommt dem Thema eine hohe Priorität zu. So ist etwa die Zersiedelung nicht zuletzt auch eine Folge der intensiven Wettbewerbssituation sowohl zwischen den Kantonen als auch innerhalb derselben: Strukturell versucht man zwar, sich mit der Etablierung von Metropolitanräumen auf einer grösseren Ebene zu koordinieren. Doch gerade die Kommunen der Agglomerationsgürtel kämpfen mit ihrem Umland um Identität, Funktionen und Nutzungen. Langfristig Erfolg versprechend ist, wenn die betroffenen Gemeinden zu einem eigenen Selbstbewusstsein und zu urbanem Denken finden. Dieses Denken sollte grenzüberschreitend sein, ohne dass politische Grenzen 8 forum raumentwicklung 03 / 2015 — Praxis Die Landschaft als Gegenkraft zur Stadt Das Beziehungsgeflecht zwischen Stadt und Land präsentiert sich komplex. Es gibt für ein Zusammenwirken kein Patentrezept. Entwürfe bleiben oft Fragmente oder überholen sich selbst durch eine ständige Weiterentwicklung, wobei aber auch provisorische Lösungen durchaus funktionieren können und damit Bestandteil urbanen Denkens sind. Hingegen gibt es in einer expandierenden Wirtschaft kaum Siedlungsraum, der zurückgebaut und bewusst der Natur zurückgegeben wird. Ein rares Beispiel dafür ist eine inzwischen berühmte Strasse nördlich von Zürich, über deren Weiterverwendung oder eben Aufhebung sich die Geister seit Jahren scheiden, während die Strasse selbst langsam zerfällt. Wenn es um den Schutz von vernetzter Natur geht, werden professionelle Lobbys aktiv, und die Schweiz verfügt über durchaus wirksame Gesetze. Für die Ökologie in urbanen Gebieten hingegen ist sehr viel Kreativität gefragt. Diese Gebiete müssen als Landschaft in der Stadt weiterentwickelt werden. In grossen Städten werden diesbezüglich bereits heute neuartige Ideen umgesetzt. Dieser Umbau beginnt in der Schweiz in kleinen Kreisen, mit Bienenzüchtern an der Zürcher Langstrasse oder Urban Gardening auf den Dächern – eben im alltäglichen Wirkungskreis der Bürgerschaft, neben der beruflichen Erwerbstätigkeit. Man orientiert sich dabei an der Green Line in New York oder den berühmten Parkanlagen englischer und amerikanischer Städte, handelt aber – typisch schweizerisch – im Kleinen. Die Investitionen sind allerdings immer noch sehr auf die funktionalen Probleme von Wirtschaft und Verkehr fokussiert, während in die Landschaft im Sinn einer wertigen Gegenkraft zur Stadt noch zu wenig investiert wird – die Landschaft bleibt das zu Schützende und könnte doch Teil der Innovation sein. Die Städte und der Austausch Während man in der Agglomeration versucht, die Wunden der grossen Verkehrsinfrastrukturen zu kompensieren, wird in den dichten Innenstädten immer mehr die Reduzierung des räumlich ineffizienten Strassenverkehrs geübt: Die verdichtete Stadt strebt die Fussgängerräume, die «Mobilité Douce», eben den wirklich dichten Verkehr an. Dieser ist direkt an den öffentlichen Verkehr gekoppelt. Kleinstädte und Dörfer leiden hingegen oft in hohem Mass unter Verkehrsproblemen und sporadisch hohen Lärmemmissionen – dies trotz wenig genutzter Strassenräume. Denn die nur in den Stosszeiten wirklich gebrauchten Strassenwüsten bestimmen die Siedlungsräume rund um die Uhr. Der öffentliche Verkehr ist hier oft «Erfinder der Fussgehenden». Die Verkehrsinfrastrukturen in der Stadt haben also immer eine wesentliche städtebauliche Komponente. Die Städte und die Jugend Städte sind Lebensräume, und diese müssen für alle da sein. Älter werdende Menschen kehren von der Agglomeration in die Innenstädte zurück, weil sie die Versorgung und die Lebensqualität der Städte schätzen. forum raumentwicklung 03 / 2015 — Praxis 9 einen soziokulturellen Ausdruck dar, der regionale Unterschiede aufweist. Die Zeit, als Licht blosser Ausdruck des wirtschaftlichen Erfolgs war, ist vorbei. Ebenso wollen die jungen Menschen die Potenziale urbaner Gesellschaften nutzen. Dank der überaus hoch entwickelten Mobilität mögen diese Trends in den meisten Teilen der Schweiz nicht so stark sein wie im Ausland, trotzdem ist diese Entwicklung ein wichtiger sozialpolitischer Faktor. Unabhängig von ihrem Alter wollen viele Menschen Teil des Lebensraums Stadt sein. Identität und Atmosphäre spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Städte stellen allerdings immer weniger Raum zur Verfügung, wo neue, teils temporäre Lebensformen erprobt werden können. Die urbanen Brachen gehen zur Neige und das Leben ist für die betreffende Bevölkerungsgruppe generell zu teuer. Es sind aber die Städte, die das Potenzial haben, Leistungen und Aufenthalt neu zu organisieren. Jugendliche, Lernende und andere Suchende müssten sich vermehrt mit ihrer 10 Leistung einbringen können, um im Gegenzug besser am Lebensraum beteiligt zu werden. Dazu sollte es mehr Modelle geben, die einer engagierten Jugend Angebote ausserhalb der rein marktwirtschaftlichen Arbeit offerieren. Daraus entstünde möglicherweise auch wieder mehr Raum für Experimente. Hier sind erweiterte Partnerschaften von Privaten und der öffentlichen Hand gefragt. Die Städte und die Dunkelheit Dem baulichen Wachstum und der Mobilität folgt das Licht. Hier stellt sich die komplexe Herausforderung zwischen Bewahren und Weiterentwickeln. Das Licht ist also nicht isoliert zu betrachten; es kann nur in seinen Zusammenhängen zur komplexen Urbanität verstanden und auch bearbeitet werden. Licht ist ökonomisch, funktional, atmosphärisch und ökologisch zu verstehen. Es stellt forum raumentwicklung 03 / 2015 — Praxis Der Gegenpol zum Licht ist die Dunkelheit in all ihren Variationen. So wie man die Landschaft nicht einfach als die Abwesenheit des Gebauten verstehen darf, wird die Dunkelheit bei einem Weiterdenken der Stadt als Lebensraum immer wichtiger. Es gilt, hier wie auch im Verkehr, dass man nicht allen alles zu jeder Zeit zur Verfügung stellen kann. Diese Einsicht bildet den Ausgangspunkt für einen Neuanfang beim Stadtentwurf. Die Stadt als integralen Lebensraum zu sehen, heisst für die Akteure der Stadtentwicklung, dass sie vermehrt aufeinander reagieren und scheinbar nebensächliche Themen vermehrt wahrnehmen müssen. Es gilt also, gleichsam den Schatten mit zu entwerfen – und nicht wie bisher nur das Licht. Man wird dann auch nicht von fehlenden Schatten überrascht. Die Frage nach dem eigentlichen Bedarf wird dabei immer wichtiger; das gilt für den Schatten genauso wie fürs Licht. Die Stadt wird die Lichtnutzung somit immer genauer bestimmen und dabei effizient auf den jeweiligen Nutzen ausrichten müssen: Licht und Schatten haben nur dann eine Berechtigung, wenn sie tatsächlich gebraucht werden. Die Nacht als spezielles Versuchslabor Immer wieder trifft man Reisende, die von Megastädten erzählen, die nachts schlafen, wo also erstaunliche Ruhe herrscht. Zwar hat sich die Arbeits- und Freizeitintensität besonders in dichten urbanen Gegenden zeitlich ausgedehnt, sodass das Kunstlicht einen regelrechten Siegeszug durch alle Städte der Welt antrat. Heute besteht aber Konsens darüber, dass in Sachen Beleuchtung mehr Zurückhaltung geübt werden muss. Einmal mehr sind die scheinbar schwachen Seiten zu schützen und in ihren Werten zu schätzen. Oft ist es die räumliche Leere, die man im überkommerzialisierten Leben anscheinend kaum mehr ertragen kann. Beim Licht ist dies die Dunkelheit, die den einschlägigen Zielen wie Sicherheit, Funktion und Atmosphäre geopfert wird. Der technische Fortschritt kann zwar Abhilfe schaffen, muss aber in einem nachhaltigen Verhältnis zum klassischen ökonomischen Wachstum stehen. Höhere Lichtimmissionen, ausgelöst durch Mobilität, Sicherheitsbedürfnisse und steigende Ansprüche an nächtliche Lebensqualität, treffen die Städte je nach geografischer Lage in unterschiedlichen Ausprägungen. Solche Unterschiede gelten bereits für die kleine Schweiz. Daraus soll lokal eine Kultur weiterentwickelt, global aber verstärkt von der Dunkelheit her gedacht werden. In gewissen Aspekten mag die 24-StundenStadt zwar funktionieren. Doch braucht der Mensch weiterhin seine Ruhezeit – und er lebt in aller Regel nach dem von der Sonne geprägten Tag. Dem Bedürfnis nach Ruhe und Dunkelheit muss die Stadt Rechnung tragen. Die lebendige Stadt braucht die Nacht, wie sie auch die Landschaft braucht. — RAINER KLOSTERMANN, *1958, studierte in Zürich, Wien und Ahmedabad Architektur und Städtebau, er erlangte sein Diplom 1983 an der ETH Zürich. Die ersten Praxisjahre arbeitete er bei Santiago Calatrava, Pierre Zoelly, Burkhalter Sumi und Planpartner AG. 1989 gründete er mit seinem Partner Pierre Feddersen das eigene Atelier mit Ausrichtung auf städtebauliche Aufgaben. Viele kleine Aufgaben gesellten sich zu Grossprojekten wie die gestalterische Begleitung von AlpTransit Gotthard (seit 1993) und der Glattalbahn (1998 – 2012). forum raumentwicklung 03 / 2015 — Praxis 11 FORSCHUNG Szenarien zur 24-StundenGesellschaft im Bereich Mobilität Fabienne Perret [email protected] 12 forum raumentwicklung 03 / 2015 — Forschung Eine Ausdehnung der Aktivitätszeiten in die Nacht manifestiert sich auch im Verkehr, so viel scheint klar. Doch bedeutet eine Zunahme des Zeitraums für Bewegung auch eine Zunahme der zurückgelegten Personenkilometer? Oder verteilen sich die unternommenen Fahrten einfach anders über den Tag respektive die Nacht? Werden in der Nacht andere Ziele angefahren? Welche Verkehrsmittel werden gewählt? Vier Szenarien zeigen, dass die 24-Stunden-Gesellschaft selbst bestimmt, wie sie ihre Mobilität gestaltet. Entscheidend sind dabei die gesellschaftlichen Werte. Welche Auswirkungen hat die 24-StundenGesellschaft auf die Verkehrsströme und damit indirekt auf die benötigte Infrastruktur? Aussagen dazu ermöglichen die Werteszenarien, welche die Schweizerische Vereinigung für Zukunftsforschung (swissfuture) 2011 unter dem Titel «Wertewandel in der Schweiz 2030» entwickelte und zusammen mit Ernst Basler + Partner im Rahmen der Ende 2013 publizierten Studie «Mobilität 2030/2050» vertiefte. Die Szenarien sind bewusst überzeichnet und wollen dadurch die mögliche Bandbreite der Entwicklung aufzeigen. Die zwei prägenden Einflussgrössen auf die vier Szenarien sind der Wohlstand und der Staat. «EGO»: Die Nacht wird zum Tag Das Szenario «EGO» geht davon aus, dass die Schweiz über die nächsten Jahre noch einmal einen spürbaren Wohlstandszuwachs verzeichnen kann. Die Schweiz ist mit den alten und neuen Wirtschaftsmächten in bestem Einvernehmen. Wettbewerb, Globalisierung sowie intensive Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien sind Merkmale dieser Gesellschaft. Das Werte-Set bevorzugt lockere Bindungen, sei es zur Familie, zum Arbeitgeber oder zum eigenen Land. In diesem Szenario dominieren Werthaltungen, die eine starke Selbstbestimmung umfassen und gesellschaftliche sowie ökonomische Auf- und Abstiege als «Früchte der eigenen Leistung» verstehen. Folge für die Mobilität: Geld macht mobil Schneller, weiter, intensiver, flexibler, prestige reicher und individueller: Dies sind die Paradigmen der «EGO»-Mobilität. Staatliche Eingriffe, die einengen, sind tabu. Investiert wird, wo es sich für die freie Entfaltung der Individuen rechnet. Der hohe Wert der persönlichen Freiheit, der Vorrang der Ansprüche des Einzelnen sowie ein schlanker Staat gehen einher mit der Differenzierung und Privatisierung von Verkehrsdienstleistungen. Der 24-StundenGesellschaft werden keine Grenzen gesetzt, jeder kann unterwegs sein, wann, wie und so viel er möchte. Weil die Nachfrage nach nächtlicher Versorgung, Unterhaltung und Konsum in der liberalisierten «EGO»-Welt gross ist, gleichen sich die Mobilitätsbedürfnisse in der Nacht denjenigen bei Tag an, der Verkehr nimmt insgesamt deutlich zu. Dort, wo sich mit nächtlichen Verkehrsangeboten Geld verdienen lässt, stehen private Dienstleister mit differenzierten Angeboten rasch bereit. forum raumentwicklung 03 / 2015 — Forschung «CLASH»: Nachtgesellschaft aus der Not heraus Das Szenario «CLASH» geht davon aus, dass der Wohlstand in der Schweiz über die nächsten 20 Jahre deutlich sinkt. Auch die verstärkte Zusammenarbeit mit Europa kann den ökonomischen Niedergang nicht aufhalten. Generell bringt der schwache Staat keine Lösungen der Probleme zustande. In einer solchen Schweiz ist zu erwarten, dass tiefe gesellschaftliche Gräben aufbrechen. Die daraus entstehenden Verteilungskonflikte sind nicht selten ideologisch aufgeheizt. Die politische Polarisierung führt zur gesellschaftlichen Erstarrung. Das Faustrecht gewinnt wieder an Bedeutung. Angst und Verunsicherung sind weit verbreitet und nähren Missgunst und Misstrauen. Folge für die Mobilität: Not macht erfinderisch Die breite Masse hat wegen der Wohlstandsabnahme zunehmend Schwierigkeiten, ihren Mobilitätsalltag zu organisieren. Die Infrastrukturen verkommen, fehlende öffentliche Angebote werden durch Selbsthilfe und Kooperation im engeren Freundeskreis kompensiert. 13 «BALANCE»: Die rücksichtsvolle Nachtgesellschaft haltig Die Verkehrsmittel werden flexibel miteinander kombiniert. Dabei werden möglichst kurze Wege und hohe Umweltverträglichkeit angestrebt. Bei Verkehrsprojekten wird auf die Qualität des Gesamtsystems, auf eine attraktive Gestaltung und auf eine solidarische Grundversorgung geachtet. In der Nacht unterwegs ist nur, wer unbedingt muss. Entweder mit dem vom Staat flächendeckend weiterentwickelten ÖV-Angebot, das auch bedarfsoptimierte Einsätze umfasst, oder in einem emissionsarmen Fahrzeug, sodass die – mehrheitlich schlafenden – Menschen nicht gestört werden. Aufgrund der gemeinschaftlichen Überzeugung, dass nächtlicher Verkehr nicht menschen- und umweltverträglich ist, wird dieser kaum zunehmen. «BIO CONTROL»: Regulierung und Rationalisierung Die Schweiz ist politisch und ökonomisch isoliert. Anders als in CLASH kapituliert die Politik aber nicht vor der Krise, sondern versucht sie zu bewältigen. Gesellschaftliche Probleme wie Jugendgewalt, mangelhafte Volksgesundheit und fehlende Bildungschancen werden mit einem Bündel von präventiven und repressiven Mitteln angegangen. Unter die- WOHLSTAND zugenommen EGO BALANCE CLASH BIO CONTROL stark STAAT Das Szenario «BALANCE» geht von der Annahme aus, dass der Wohlstand in der Schweiz anwachsen wird. Die Schweiz wird zum führenden Forschungs- und Innovationszentrum Europas. Der daraus resultierende Wohlstandszugewinn wird allerdings anders investiert als in «EGO»: Die Sozialwerke werden den demografischen Entwicklungen und gesellschaftlichen Bedürfnissen angepasst, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird verbessert, die Qualität von Quartieren und Wohnvierteln nimmt zu. Diesem Szenario liegen Werte zugrunde, die sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltige Lösungen hervorbringen, die auf individueller Überzeugung und der Work-Life-Balance beruhen und die zu einer Renaissance des bürgerschaftlichen Engagements führen. Folge für die Mobilität: Aus Einsicht nach- schwach Die 24-Stunden-Gesellschaft entsteht aus der Not heraus, sich das Überleben mit verschiedenen Jobs zu sichern. Der Staat kann nur tagsüber ein minimales ÖV-Angebot aufrechterhalten; nachts sind die Menschen auf sich selbst gestellt. Viele sind mit ihren alten Autos oder Velos auf unzureichend beleuchteten und schlecht unterhaltenen Strassen unterwegs. Der Verkehr nimmt zu, die Sicherheit hingegen sinkt drastisch. abgenommen 14 forum raumentwicklung 03 / 2015 — Forschung samtverkehrsaufkommen stabilisiert werden kann. Robuste Strategien und Projekte gesucht Ob und in welchem Mass sich die vorgestellten Szenarien erfüllen, hängt im Wesentlichen davon ab, welche gesellschaftlichen Werthaltungen in der Schweiz als Antwort auf interne und externe Entwicklungen die Oberhand gewinnen werden. Verlässliche Prognosen darüber sind nicht möglich. Für die Raum- und Verkehrsplanung heisst dies, sich nicht auf ein einziges, wünschbares Szenario auszurichten, sondern robuste Strategien und Projekte zu entwickeln, die für Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt auch unter unerwünschten Umständen einen möglichst hohen Nutzen erzeugen. — sen Annahmen ist eine Schweiz zu erwarten, die ihren Sonderfall-Charakter hochhält und gar mit dem Autarkie-Mythos liebäugelt; eine Schweiz, in der in Kauf genommen wird, dass die persönliche Freiheit zurückstehen muss zugunsten eines guten Funktionierens der Gesellschaft, was zu einem Rückgang individualisierter Lebensstile führt. Folge für die Mobilität: Erzwungen suffizient Umweltbewusstsein und gesellschaftlicher Ausgleich sind auch in der Mobilität zentrale staatliche Maximen. Initiativen in den Bereichen Gesundheit sowie Ressourceneffizienz führen zu Reglementierung und Kontingentierung. Individuelle Einschränkungen und hohe Mobilitätskosten sind die Folge. Der 24-Stunden-Gesellschaft werden enge regulatorische Grenzen gesetzt: Unterwegs sein darf nur, wer eine Bewilligung beantragt und nachweist, dass er nachts für die Gesellschaft relevante Pflichten zu erfüllen hat. Der Staat bestimmt denn auch das Verkehrsmittel für nächtliche Fahrten. Diese zählen bei der Kontingentierung doppelt, damit das Ge- FABIENNE PERRET, *1977, hat an der ETH Geomatikingenieurwissenschaften studiert und arbeitet heute als Verkehrsplanerin bei Ernst Basler + Partner. forum raumentwicklung 03 / 2015 — Forschung 15 STÄDTE Berner Konzept Nachtleben will Konflikte entschärfen Marianne Catillaz-Dubey [email protected] Die Intensivierung des Nachtlebens polarisiert auch in der Stadt Bern. Das Konzept Nachtleben versucht mit verschiedenen Massnahmen, die Interessen von Anwohnerschaft, Clubbetreibern und Gästen in Einklang zu bringen. Dabei haben Kommunikation sowie Eigenverantwortung der Gastrobetriebe Priorität. Hinzu kommt eine Vermittlungsstelle für alle Betroffenen. Bereits wurden Erfolge in Sachen Lärm und Littering erzielt. In den letzten Jahren entstand in der Stadt Bern ein vibrierendes Nachtleben mit Schwerpunkt in der Oberen Altstadt. Diese Entwicklung löste bei der Anwohnerschaft wenig Freude aus. Der Konflikt spitzte sich zu, als ein langjähriger Traditionsclub wegen Lärmimmissionen seine Türen definitiv schliessen musste. Im Rahmen verschiedener politischer Vorstösse und mit einer Petition wurde die Forderung nach einem Konzept für das Berner Nachtleben erhoben. Auch medial wurde das Thema breit diskutiert. Im Weiteren wurden der Verein «Pro Nachtleben Bern» und die «Bar und Club Kommission Bern» (BuCK) gegründet. Nachdem die verschiedenen Bedürfnisse, Anliegen und Forderungen in mehreren Rundtisch-Gesprächen mit Betreibern und Anwohnerschaft präzisiert werden konnten, arbeitete die Stadt Bern ein Konzept aus, das anschliessend den politischen Parteien sowie den involvierten Vereinen und Organisationen zur Stellungnahme unterbreitet wurde. Aus die- 16 ser Vernehmlassung ging schliesslich das im September 2013 verabschiedete Konzept Nachtleben hervor, das den unterschiedlichen Bedürfnissen mit 18 Massnahmen Rechnung trägt. Das Konzept Nachtleben will dazu beitragen, dass die Stadt Bern auch in Zukunft über ein pulsierendes und attraktives Nacht- und Kulturleben verfügt – jedoch im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen. Das Konzept ist denn auch nicht in Stein gemeisselt. Vielmehr soll es regelmässig überprüft und der gesellschaftlichen Entwicklung angepasst werden. Eine erste Aktualisierung ist für 2016 vorgesehen. forum raumentwicklung 03 / 2015 — Städte Security-Konzept soll Kontakte verbessern Eine wichtige Massnahme des Konzepts Nachtleben ist das sogenannte Security-Konzept, das mit dem Ziel entwickelt wurde, Littering, Lärm und Vandalismus in der Nacht zu vermindern. Es wurde von den zuständigen Behörden (Regierungsstatthalteramt BernMittelland, Kantonspolizei Bern, Berner Stadtregierung) gemeinsam mit den Interessengruppen BERNcity, GastroStadtBern, IG Aarbergergasse und Umgebung sowie verschiedenen betroffenen Gastgewerbebetreibenden ausgearbeitet und ist somit breit abgestützt. In erster Linie werden im SecurityKonzept die Voraussetzungen und Regeln genannt, welche die Gastrobetriebe einhalten müssen, aber auch die Störungen, die sie zu unterlassen haben. Dem Security-Konzept unterstehen alle Betriebe mit genereller Überzeitbewilligung in der Stadt Bern, also Lokale, die ganzjährig an bestimmten Wochentagen länger als bis 00.30 Uhr offenhalten dürfen. In der Aarbergergasse, Neuengasse, Genfergasse und Speichergasse – allesamt Gassen mit vielen Bars, Restaurants und Clubs in der Nähe des Bahnhofs Bern – wurde 2011 ein entsprechender Pilotversuch gestartet. Aufgrund der positiven Rückmeldungen wurde nun das SecurityKonzept auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet. Das Security-Konzept regelt beispielsweise die Verpflichtung zum Einsatz von qualifiziertem Sicherheitspersonal. Eine weitere Massnahme ist die Festlegung einer Person pro Betrieb, die als Schnittstelle zu den Behörden fungiert. Dieser Person wird ein sogenanntes Ereignistelefon zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich um ein Handy, dessen Nummer bei den Behörden gemeldet ist. Es wird nur während der Öffnungszeiten des Lokals genutzt. Sämtliche Meldungen seitens des Gastrobetriebs wie zum Beispiel Anfragen oder Hilferufe an die Behörden haben ausschliesslich über dieses Telefon zu erfolgen. Dadurch kann die anrufende Person von den Behörden sofort einwandfrei identifiziert werden, was die Reaktionszeit verkürzt. Umgekehrt ist sichergestellt, dass die Behörden jederzeit mit der zuständigen Person im Betrieb Kontakt aufnehmen können. schen Behörden und Betrieben generell zu fördern und zu verstärken. Dazu finden mehrmals im Jahr Gespräche am runden Tisch statt, bei denen Probleme, Anregungen und Anliegen diskutiert und die verschiedenen Erfahrungen eingebracht werden. Zum Zeitpunkt der Verabschiedung des Konzepts Nachtleben im September 2013 nahmen 33 Betriebe am Security-Konzept teil. Inzwischen haben bereits über 70 Betriebe das Security-Konzept umgesetzt. Die Sicherheitslage an neuralgischen Punkten wie zum Beispiel in der Aarbergergasse hat sich dank des Security-Konzepts massiv verbessert. Dies zeigt, dass sich das Verantwortungsbewusstsein der Klubbetreibenden punkto Sicherheit, Sauberkeit und Ruhe durch das Konzept erhöht hat. Neutrale Vermittlungsstelle für Konflikte Ein anderes Projekt im Rahmen des Konzepts Nachtleben ist die Beauftragung einer neutralen Ansprechperson, an die sich die Be- völkerung bei Anliegen, Fragen und Störungen im Zusammenhang mit dem Nachtleben wenden kann. Dass es eine solche Person braucht, war bei den betroffenen Anwohnerschaften und Clubbetreibenden unbestritten. Hauptaufgaben der Stelle sind die Vermittlung bei Konflikten zwischen Anwohnenden und Clubbetreibenden oder zwischen Behörden und Clubs oder Bars sowie die Beratung aller Betroffenen in grundsätzlichen Fragen zum Berner Nachtleben. Die Vermittlungsstelle soll rasch und unkompliziert agieren und einen engen Kontakt zu Behörden, Betrieben und Quartierorganisationen pflegen. Mit dem ehemaligen Leiter des Jugendamts der Stadt Bern konnte eine Person im Mandatsverhältnis gewonnen werden, die über ein grosses Wissen als Mediator verfügt. Im aktuellen Jahr gab es bis zum heutigen Zeitpunkt neben verschiedenen kleinen Anfragen von Nachtbetrieben, Anwohnenden, Medien und Fachorganisationen zwei grössere Konflikte, bei denen diese Vermittlungsstelle in Anspruch genommen wurde. Mit dieser Massnahme soll die Zusammenarbeit – insbesondere bei drängenden Problemen – verbessert und ein rascheres Einschreiten ermöglicht werden. Zudem stellt das Ereignistelefon eine wertvolle vertrauensbildende Massnahme mit Blick auf eine lösungsorientierte Zusammenarbeit dar. Ein weiteres Ziel des Security-Konzepts ist es, den Austausch und die Lösungsfindung zwi- forum raumentwicklung 03 / 2015 — Städte 17 letzungsgefahr sinkt. Die Aktion Clubcontainer ist ein Erfolg und wird nun in einem ausgeweiteten Perimeter weitergeführt. Weitere Bemühungen trotz Erfolg Mit Clubcontainern gegen das Littering Um dem Problem der unkontrollierten Entsorgung von Take-away-Verpackungen und insbesondere leeren Flaschen entgegenzuwirken, startete die Stadt Bern die Pilotaktion Clubcontainer. Speziell markierte, 360 Liter grosse Abfallcontainer wurden den Clubs der stark frequentierten Gassen zur Verfügung gestellt. Diese Clubcontainer werden von den Betreibern tagsüber in ihren Räumlichkeiten untergebracht, in Eventnächten vor dem Club platziert und anschliessend von der Stadt Bern geleert. Die Auswertung des Pilotjahrs ergab, dass weniger Flaschen, Gläser und Scherben herumliegen, womit auch die Ver- Das Konzept Nachtleben unterscheidet kurzfristige, mittelfristige und langfristige Massnahmen. Die kurzfristigen Massnahmen, die sich innert zwei Jahren realisieren lassen, wurden grösstenteils umgesetzt. Auch die meisten mittelfristigen, auf einen Zeitraum von fünf Jahren zielenden Massnahmen wurden bereits in Angriff genommen, indem Pilotprojekte gestartet, Abklärungen getroffen und Gespräche geführt wurden. Einige der im Konzept Nachtleben vorgesehenen Massnahmen konnten allerdings nicht weiterverfolgt werden, da sie nicht mit den aktuellen Kantons- oder Bundesgesetzen vereinbar sind. Dazu gehörte zum Beispiel die langfristig definierte Massnahme «Anpassung der Lärmvorschriften». Hier lehnte der Nationalrat die von der Stadt Bern unterstützte Motion von Nationalrätin Kathrin Bertschy ab. Der Vorstoss wollte den Bundesrat beauftragen, eine Änderung der gesetzlichen Bestimmungen in Angriff zu nehmen, damit in einer speziell definierten kantonalen Nutzungszone, etwa einer «Urbanzone», je nach Lärmquelle unterschiedliche Grenzwerte hätten vorgeschrieben werden können. Mit dem Konzept Nachtleben begegnet die Stadt Bern aktiv den Problemen, die sich im Zusammenhang mit der zunehmenden Nutzung des öffentlichen Raums in der Nacht ergeben. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass zwar in vielen Bereichen Fortschritte erzielt wurden, dass es sich aber um einen Prozess handelt, der stetig weiterentwickelt werden muss. — Das Konzept Nachtleben und der dazugehörige Übersichtsplan sind zu finden unter: http://www.bern.ch/leben_in_bern/freizeit/ ausgang-in-bern MARIANNE CATILLAZ-DUBEY, *1975, ist Juristin. Sie schloss ihr Lizenziat an der Universität Freiburg i. Ue. ab. Seit 2003 arbeitet sie beim Polizeiinspektorat der Stadt Bern. Zu ihrem Aufgabengebiet gehören insbesondere die Klärung von Rechtsfragen sowie die Durchführung von Verwaltungs- und Gesetzgebungsverfahren. Im Rahmen dieser Tätigkeit war sie an der Erarbeitung des Konzepts Nachtleben beteiligt. 18 forum raumentwicklung 03 / 2015 — Städte STÄDTE Basel beurteilt lärmintensive Veranstaltungen Regina Bucher [email protected] Die öffentlichen Plätze in Basel werden insbesondere in den Sommermonaten intensiv bespielt. Ein neues Beurteilungsverfahren hilft den Behörden, transparent über Dauer und Schallintensität temporärer Veranstaltungen zu entscheiden. Auch in Basel nimmt die Nutzung des öffentlichen Raums zu. Ein Indiz dafür ist die Tatsache, dass allein auf den traditionellen Veranstaltungsplätzen pro Jahr bis zu 120 Musikevents stattfinden – nicht immer zur Freude aller. Aufgrund zahlreicher Beschwerden seitens der Anwohnerschaft stellten sich die zuständigen Behörden die Frage, wie viele lärmige Veranstaltungen die Stadt verträgt. In der Folge entwickelte das Amt für Umwelt und Energie des Kantons Basel-Stadt in Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern ein Beurteilungsinstrument für schallintensive Veranstaltungen (BIV). Dieses Instrument orientiert sich am Bundesgerichtsentscheid zum sogenannten Kulturfloss in Basel aus dem Jahr 2004. Die damals definierten Rahmenbedingungen und Handlungsspielräume der kantonalen Behörde lassen sich mithilfe des BIV als messbare jährliche Lärmdosis pro Veranstaltungsplatz ausdrücken. enden. Die mittels Messung an einem Veranstaltungsplatz ermittelte «tatsächliche» Lärmdosis eines Jahres wird mit der gemäss BIV «zulässigen Jahreslärmdosis» verglichen. Wie hoch diese zulässige Lärmdosis für einen Ort ist, leitet sich aus den Standortfaktoren ab, die vom Bundesgericht beim Entscheid zur Veranstaltungsserie des Kulturflosses berücksichtigt wurden. Dabei werden unter anderem die Distanz zwischen der Bühne und den nächstgelegenen Wohnungen, die Lärmempfindlichkeitsstufe und die Lage des Platzes inner- oder ausserhalb des Innenstadtperimeters bewertet. Mit dem BIV schaffte der Kanton Basel-Stadt eine Beurteilungsgrundlage, die auf der geltenden Rechtsprechung aufbaut. Sie konkretisiert die bestehende gesetzliche Grundlage von Artikel 15 des kantonalen Umweltschutzgesetzes, wonach die Bevölkerung in ihrem Wohlbefinden nicht erheblich gestört werden darf. Schutz für Wohlbefinden der Bevölkerung Zahl der Lärmbeschwerden ist rückläufig Als Lärmdosis wird diejenige Schallenergie bezeichnet, die innerhalb eines Kalenderjahrs auf die umliegende Nachbarschaft eines Veranstaltungsplatzes einwirkt. Lange und laute Veranstaltungen tragen deutlich stärker zur Jahreslärmdosis bei als leise Veranstaltungen oder solche, die bereits um 22 Uhr oder früher Das BIV sorgt auf diese Weise für eine transparente Beurteilung und bietet sowohl den Veranstaltern als auch den Anwohnern mehr Rechtssicherheit. Gleichzeitig reagiert das Instrument flexibel auf die Bedürfnisse der Veranstalter, indem es die Lautstärke und Dauer einer Veranstaltung, aber auch Lärmschutz- vorkehrungen bei der Lärmdosis direkt berücksichtigt. Damit werden die Veranstaltungen nicht mehr – wie in den bis anhin geltenden Bespielungsplänen – über die Zahl der Veranstaltungstage reguliert, sondern über die tatsächliche Schallenergie und die daraus abgeleitete Störwirkung auf die Anwohner. Blickt man auf die Bespielungsintensität in den vergangenen fünf Jahren zurück, zeigt sich, dass die gemäss BIV zulässige Lärmdosis nur an einem einzigen Veranstaltungsplatz im Jahr 2011 überschritten wurde. Seither wird die zulässige Lärmdosis überall eingehalten. Dies spiegelt sich auch in einer stark rückläufigen Zahl von Lärmbeschwerden wider. Die Bespielung der öffentlichen Plätze wurde somit in den letzten fünf Jahren am neuen Beurteilungsinstrument geeicht. Das BIV gibt eine rechtlich verbindliche Antwort auf die Frage, wie viele Veranstaltungen die Stadt verträgt. Sein Einsatz in den speziellen Nutzungsplänen, die künftig die Bespielungspläne ablösen werden, wird in Basel zurzeit öffentlich diskutiert. — Link zum Beurteilungsinstrument für schallintensive Veranstaltungen (BIV): http://www.aue.bs.ch/laerm/veranstaltungslaerm/oeffentliche-veranstaltungen.html REGINA BUCHER, *1963, studierte technische Chemie und technischen Umweltschutz und arbeitet heute als dipl. Akustikerin SGA in der Abteilung Lärmschutz des Amts für Umwelt und Energie Basel-Stadt. forum raumentwicklung 03 / 2015 — Städte 19 ZU GAST ALEXANDRA HEEB « Das ständige Aushandeln gehört zu einer lebendigen Stadt.» Interview: Pieter Poldervaart Fotos: Flurin Bertschinger 20 forum raumentwicklung 03 / 2015 — Zu Gast Nächtlicher Lärm und andere Belästigungen der 24-Stunden-Gesellschaft sind keineswegs statisch, sondern treten oft kurzfristig auf. Statt nur auf Polizei und Ordnungsdienste zu setzen, initiiert Alexandra Heeb, Delegierte für Quartiersicherheit der Stadt Zürich, runde Tische mit Clubbetreibern und Anwohnern. Dennoch bleibe Lärm ein Dauerbrenner, so Heeb. Doch mit Aushandeln und gegenseitigem Zuhören halte eine Stadt diese Spannung aus. Wer hierzulande von der 24-Stunden-Gesellschaft spricht, denkt sofort an die Zürcher Langstrasse. Wie stark beschäftigt Sie dieser Hotspot? Alexandra Heeb: Tatsächlich organisieren wir einen runden Tisch zur Langstrasse, den bisher grössten dieser Art. Doch die Nachtschwärmer-Szene beschränkt sich nicht auf die Langstrasse. Seit der Abschaffung der Polizeistunde und der Liberalisierung des Gastgewerbegesetzes 1996 stieg in der Stadt Zürich die Zahl der sogenannten Nachtcafés, welche die ganze Nacht offen haben dürfen, von unter 100 auf heute über 650. Ein weiteres Indiz für die vermehrte Nachtaktivität ist die Zahl der im Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) transportierten Personen. Auf dem Nachtnetz gab es zwischen 2003 und 2012 ein Plus von 221 Prozent. Was ist hier Huhn, was Ei? Am Anfang reagierte der ZVV mit der Verdichtung der Frequenz bloss auf die wachsende Nachfrage. Doch mit der Zeit wurde die Transportinfrastruktur selbst zum Treiber: Vor allem Jugendliche konnten günstig vom Ausgang wieder nach Hause kommen. Seit dem Ausbau der Nachtkurse der S-Bahn hat sich die Nutzung übrigens gewandelt: Waren die Kurse um 2 Uhr nachts am Anfang dafür gedacht, die Heimkehrer aufzunehmen, die- nen sie heute oft dazu, erst in den Ausgang zu starten. Die 24-Stunden-Gesellschaft verschiebt sich also tendenziell in den frühen Morgen. Und nicht zuletzt erlaubt es der gute Nachtservice, dass mittlerweile Menschen aus der ganzen Deutschschweiz nach Zürich in den Ausgang kommen. « Wir wollen zeigen, dass die Stadt die involvierten Menschen ernst nimmt.» Ist die Stadt Zürich also die Partymeile der Nation? Gewissermassen, aber keineswegs die ganze Stadt. Eine GIS-Darstellung zeigt, dass sich die Gastrobetriebe mit Nachtbewilligung auf die vier Stadtgebiete Langstrasse, Niederdorf, Zürich West und Teile des Kreises 3 konzentrieren. Legt man eine Karte mit den Lärmklagen darüber, sieht man, dass diese beiden Darstellungen korrelieren. In den anderen Quartieren ist die 24-Stunden-Gesellschaft noch nicht angekommen. Nicht nur geografisch, auch im Wochenablauf gibt es grosse Differenzen: je näher am Wochenende, desto mehr 24-Stunden-Gesellschaft. und anderen Immissionen zurande kommen müssen und sich gegen allzu viel Rummel wehren; Player aus der Veranstalterszene, die Raumnot geltend machen; und die verschiedenen Bereiche der Stadtverwaltung, deren Dienste anders oder zu neuen Zeiten nachgefragt werden. Wie reagiert die Stadtverwaltung? Warum boomt die Freizeitgesellschaft dermassen? Wenn wir es wüssten! Offensichtlich ist: Viele Leute haben mehr Geld und mehr Freizeit als früher. Aber selbst die Soziologen sind sich über die Gründe nicht einig. Vermutlich gibt es verschiedene Erklärungsmuster. Ich kann keine Antwort geben, muss es aber auch nicht – denn wir betreiben keine Ursachenforschung, sondern müssen mit den Auswirkungen klarkommen. Mit dem Projekt «Nachtleben» will Zürich die Auswüchse bekämpfen. Was heisst das ganz praktisch? «Nachtleben» will nicht einen Massnahmenkatalog abarbeiten, sondern zeigt, dass die Stadt das Phänomen ernst nimmt – und vor allem die Menschen, die involviert sind: Anwohnerinnen und Anwohner, die mit Lärm forum raumentwicklung 03 / 2015 — Zu Gast Dieses Sommerhalbjahr lief ein Versuch: Eine Polizeieinheit mit rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurde konzentriert am Wochenende eingesetzt – also dann, wenn es mehr Präsenz braucht. Die Auswertung steht noch aus. Ein anderes Beispiel ist die zeitliche Verschiebung der Stadtreinigung: Wenn die letzten Partygänger erst am frühen Morgen heimkehren, können die Strassen und Trottoirs erst danach gereinigt werden. Andererseits verlassen viele Berufstätige schon um 7 Uhr ihr Haus und erwarten dann zu Recht eine saubere Stadt. Fordert also vor allem das Littering die Stadt heraus? Nicht nur. Betroffen ist eine Vielzahl von Verwaltungseinheiten. Häufig braucht es auch sehr kurzfristige Interventionen, ob nun die Polizei, die Reinigungseinheiten oder die Grün- 21 flächenverwalter gefragt sind. Dabei geht es einerseits um blosse Managementfragen, anderseits aber auch um Stadtentwicklung. Wir reagierten auf dieses Ineinandergreifen verschiedenster Aspekte mit einer Plattform, welche die Bedürfnisse und die Reaktionen darauf bündelt. Wichtig ist auch, dass wir akzeptieren, dass das Nachtleben zwar wichtig ist – dass aber dessen Auswirkungen für die Anwohnerschaften erträglich sein müssen. schen hat er sich zum Begegnungsraum für Jugendliche gemausert – doch der Lärm und der liegengelassene Abfall stören die Nachbarschaft. Nun braucht es ein Set von Massnahmen: die Stadtpolizei, die öfter patrouilliert; Grün Stadt Zürich, die den Park anders bewirtschaftet; die Stadtreinigung, die zu definierten Zeiten reinigt; und allenfalls ein Sorgentelefon für die Bevölkerung. Die Nachbarn rufen an, Sie intervenieren? Wie gehen Sie vor? Nehmen wir den MFO-Park in Zürich-Nord. Dieser Platz, wo früher die Maschinenfabrik Oerlikon produzierte, erhielt für seine Gestaltung zwar viele Auszeichnungen. Dennoch blieb er während Jahren ein toter Ort. Inzwi- Ganz so einfach läuft es nicht, denn die Bevölkerung muss bei solchen Massnahmen mitmachen. Sie soll uns nicht nur auf Missstände aufmerksam machen, sondern dann auch im Prozess begleiten und eine Rückmeldung geben, ob sich ein Erfolg eingestellt hat. Und je nach Situation kann auch ein Anwohner als Ansprechperson und «Sorgentelefon» dienen. Ziel ist, ein Gleichgewicht zwischen den Nutzern des öffentlichen Raums und der Anwohnerschaft zu erreichen. Und wie binden Sie die Anwohnerschaft ein? Ein Hotspot ist wie erwähnt die Langstrasse. Diesen Frühling brach der Konflikt erneut auf. In einem offenen Brief beklagten sich die Anwohner darüber, dass die Langstrasse zur reinen Partymeile verkomme, mit entsprechend viel Lärm und Dreck. Ein paar Tage darauf reagierten die Kritisierten mit einer Petition. Die Positionen waren verhärtet. Wir entschieden uns für den runden Tisch Langstrasse, für den sich über 100 Personen angemeldet haben. Wir wollen im Gespräch herausfinden, was es braucht, um besser miteinander auszukommen. Denn das Quartier ist nun mal sowohl ein Ausgeh- wie ein Wohnviertel. Ist dieser runde Tisch ein Novum? Nein, aber an einen runden Tisch kommen normalerweise 20 bis 30 Interessierte. In diesem Massstab ist der Langstrassen-Tisch deshalb eine Premiere. Kann man nebst organisatorischen Massnahmen auch gestalterisch etwas beeinflussen? Im Projekt Nachtleben beschäftigen wir uns mehr mit dem Management und weniger mit der Planung – wir betrachten also vor allem die aktuelle Nutzung. Natürlich sind aber Raumgestaltung und Beleuchtung wichtig. Eine intelligente Organisation des öffentlichen Raums kann helfen, dass sich die Nachbarn untereinander und ihre Ansprechpartner in der Stadtverwaltung besser kennen. Dann lassen sich unerwünschte Entwicklungen schneller erkennen und bekämpfen. Immer wieder ein Thema ist die Beleuchtung. ALEXANDRA HEEB, *1976, studierte Betriebswirtschaft und Philosophie. Sie arbeitete nach ihrem Studium im Sozialdepartement der Stadt Zürich und wechselte dann als Geschäftsleitende Sekretärin der Finanzkommission zum Kanton Bern. Seit 2011 ist sie Delegierte für Quartiersicherheit im Polizeidepartement der Stadt Zürich. 22 forum raumentwicklung 03 / 2015 — Zu Gast « Was wir brauchen, ist ein stärkeres Gefühl der Nachbarschaft: Man muss lernen, sich so zu benehmen, dass die anderen auch leben können.» und Samstagnacht, und zwar hat die Polizei die Schwelle von 4 Uhr als kritischen Moment ausgemacht, wenn die Stimmung häufig kippt: Der Pegel an Alkohol oder anderen Substanzen ist hoch, die meisten Frauen sind nach Hause gegangen, einige Partygänger sind frustriert – dann kann es vermehrt zu Gewalt kommen. Die einen vertreten die These, dass es viel Licht braucht, um die Sicherheit zu erhöhen. Andere sind gegenteiliger Meinung, denn sie glauben, dass Licht die Nachtschwärmer anzieht – und damit Lärm generiert. Im erwähnten MFO-Park testen wir daher zurzeit, ob es nachts ruhiger wird, wenn wir die Beleuchtung dimmen. Anders als bei der Planung kann man mit organisatorischen Massnahmen leichter experimentieren und Fehler rasch wieder rückgängig machen. Eine in Zürich entwickelte spezifische Massnahme ist die Sicherheit Intervention Prävention (sip). Warum braucht es neben Polizei und privaten Sicherheitsdiensten diese Einheiten? Die sip, im Sozialdepartement angesiedelt, ist ein «aufsuchender Ordnungsdienst» ohne polizeiliche Kompetenzen, der keine Zwangsmassnahmen anwenden darf. Statt einer Uniform tragen die sip-Mitarbeitenden einheitliche Arbeitskleidung und zirkulieren in Zweier- oder Dreierpatrouillen. Sie stehen für offizialisierte Zivilcourage und sprechen Menschen an, die ein problematisches Verhalten zeigen. Wer etwa in einem Wohnquartier nachts um 2 Uhr viel Lärm macht oder als Gruppe nach dem Zusammensitzen den Abfall einfach liegen lässt, wird angesprochen. Die Zusammenarbeit mit der Polizei hat sich gut bewährt. Das Konzept wird mittlerweile von anderen Schweizer Städten übernommen. Was für Orte sind besonders problematisch? Ich würde nicht von problematischen Orten oder gar Menschen reden. Denn der Lärm stört zwar, doch gefährliche Erscheinungen wie schwere Körperverletzung oder Tötungsdelikte haben wir wenige. Diesbezüglich sind die problematischen Zeitfenster die Freitag- forum raumentwicklung 03 / 2015 — Zu Gast Dennoch: Die Langstrasse ist nicht nur für Lärm bekannt, sondern auch für Gewalt. Wie sicher ist Zürich? Die Kriminalität geht seit Jahren in fast allen Bereichen leicht bis massiv zurück. Zürich ist heute so sicher wie schon lange nicht mehr, auch in der Nacht. Selbstverständlich braucht es weiterhin Gewaltprävention auf hohem Niveau. Aber zentral ist, die gesellschaftliche Balance der verschiedenen Nutzerinnen und Nutzer zu halten. Etwas salopp formuliert: Zürich steht zum Nachtleben, aber man will irgendwann auch schlafen können. Selbst wenn die nächtliche Gewalt objektiv sinkt: Wie sicher fühlt sich denn die Bevölkerung? Auch das subjektive Sicherheitsempfinden ist gut und steigend. Heute liegt die Zahl jener, die 23 sich sicher oder sehr sicher fühlen, wenn sie allein um 2 Uhr nachts nach Hause spazieren, je nach Quartier bei 80 bis 100 Prozent. Damit können wir sehr zufrieden sein. Also braucht es eher mehr sip als mehr Polizisten? Auch Polizisten tragen zur Beruhigung bei – allein schon durch ihre Präsenz. Gerade das Hauptproblem, der Lärm, lässt sich nicht einfach mit sip-Mitarbeitenden bekämpfen, denn häufig ist die Belästigung nach zwei Minuten ja schon vorbei. Was wir brauchen, ist ein stärkeres Gefühl der Nachbarschaft: Man muss lernen, sich so zu benehmen, dass die anderen auch damit leben können. Wenn Clubs ihre Gäste beispielsweise dazu anhalten, das letzte Bier drinnen zu trinken und nachher nicht vor dem Lokal weiterzudiskutieren, trägt das viel zum Wohlbefinden der Nachbarschaft bei. Lassen sich Clubs und Partyveranstalter tatsächlich einbinden? In den letzten Jahren haben wir die Zusammenarbeit stark intensiviert. Wichtig ist, entsprechende Ansprechpartner zu haben. In Zürich gibt es zusätzlich zur Bar- und Clubkommission seit Kurzem auch einen «NachtStadtrat», in dem neben der organisierten und freien Partyszene auch Partygänger mitmachen. Und welche Ergebnisse hat diese Zusammenarbeit gebracht? Bisher beschränkten wir uns auf den Austausch und die Möglichkeit, sich kennenzulernen. So kann man im Problemfall einvernehmlich Lösungen finden. Dabei sind informelle Absprachen möglich. Wir sind daran interessiert, solche freiwilligen Kooperationen weiter auszubauen. zu Lärmklagen kommt, sowie andere Orte mit grösseren Menschenansammlungen. Wo liegen die Grenzen solcher Gespräche und Kooperationen? Dort, wo das Gesetz zu greifen beginnt. Vorher ist alles möglich – und auch erwünscht. Denn wo sich Gastrobetreiber, Bevölkerung und Verwaltung freiwillig zu einer Lösung zusammenraufen, wird diese nie einseitig ausfallen – solche Kompromisse, die den Gesetzesweg überflüssig machen, sind der eigentliche Mehrwert solcher Gespräche. Die Erfahrung aus Mitwirkungsverfahren in Planungsfragen zeigt, dass diese viel Zeit absorbieren und die Interessengruppen ihre Ziele am Schluss dennoch auf dem juristischen Weg verfolgen… Mit allen 655 Nachtcafé-Betrieben? Das ist natürlich illusorisch. Wichtig sind vor allem die grösseren Clubs, wo es potenziell Akute Nutzungskonflikte unterscheiden sich stark von langfristigen Planungsfragen. Bei Planungen wissen die Beteiligten nicht, was am Ende herauskommt. Vielfach haben die vom Lärm belästigten Anwohner schon den Gerichtsweg eingeschlagen und stehen dort an. Der runde Tisch ist dann ein sehr probates Mittel – aber dennoch: Personen zusammenzubringen, die diametral andere Nutzungsansprüche haben, ist kein Zuckerschlecken. Man muss sich Positionen anhören, die komplett gegensätzlich sind – und dann Kompromisse suchen. Bei akuten Konflikten lässt sich schon nach ein paar Wochen bilanzieren, ob die Versprechen eingehalten wurden und ob der ausgehandelte Kompromiss erfolgreich war. Ein weiteres Konsultationstool in Zürich nennt sich «Nightlife-Roundtable» – das tönt fast schon anrüchig… Keinesfalls, die Sitzungen finden zu Bürozeiten statt … Vier-, fünfmal pro Jahr treffen sich Vertreter von Clubs, den privaten Sicherheitsdiensten und verschiedenen Stadtbehörden. Beispielsweise greifen wir einen 24 forum raumentwicklung 03 / 2015 — Zu Gast « Runde Tische sind nicht einfach eine nette Geste. Sondern sie können und sollen langfristig auch den Aufwand der Stadtverwaltung senken.» Gewaltvorfall auf und besprechen, wie der Clubbetreiber und die Security hätten handeln können, um der Polizei die Arbeit möglichst zu erleichtern. Daraus lassen sich allgemeingültige Regeln ableiten. Im konkreten Fall war das Ergebnis ein Merkblatt, das zeigt, wann man wie reagieren soll. Für viele Clubbetreiber und Securitys ist es nur schon interessant, die andere Seite kennenzulernen und zu verstehen, wie sie funktioniert. Wir bauen Vorurteile ab – das vereinfacht im Ernstfall die Zusammenarbeit. Und Sie sind das Scharnier? Das mache ich natürlich nicht allein. Zwar bin ich in solchen Fragen sowohl für die Bevölkerung als auch fürs Gewerbe die Ansprechpartnerin. Aber häufig besteht meine Aufgabe auch darin, innerhalb der Stadtverwaltung zu koordinieren. In einer Zeit, in der Spezialisten sehr gefragt sind, braucht es im Ge- genzug auch Personen, die den Überblick behalten, wenn es um so divergierende Themen wie Kunst, Kultur, Party, Sicherheit, Dreck, Lärm und Notfall geht. Häufig kann eine solche Koordination innerhalb der Verwaltung unbürokratisch Entlastung schaffen. Haben Sie Kontakte über den Stadtrand hinaus? Wir engagieren uns in der «Arbeitsgruppe Nachtleben» des Schweizerischen Städteverbands, in der wir uns zweimal pro Jahr treffen. Zwar ist jede Stadt und jedes Quartier anders. Dennoch gibt es immer wieder Ideen aus anderen Städten, die wir auf unsere Situation übertragen können. Fast jede Kleinstadt kämpft mit ähnlichen Problemen. Runde Tische, Kooperationen in den Quartieren – laufen Ihnen die Kosten nicht aus dem Ruder? forum raumentwicklung 03 / 2015 — Zu Gast Natürlich hat dieses Vorgehen seinen Preis. Teuer wird es aber, wenn die Stadtpolizei in der Nacht häufiger ausrücken muss oder wenn zusätzliche Reinigungskosten anfallen. Tatsächlich muss sich die Stadt Zürich finanziell nach der Decke strecken – entsprechend versuchen wir, mit Gesprächen mögliche Konflikte und Folgekosten klein zu halten. Runde Tische sind somit nicht einfach eine nette Geste, sondern sie können und sollen langfristig auch den Aufwand in anderen Abteilungen der Stadtverwaltung senken. Sie versuchen, Konflikte zu entschärfen. Doch ist der Clinch zwischen Verdichtung und intensiverer Nutzung überhaupt zu lösen? Der Widerspruch existiert und wird sich auch nie aufheben lassen. Eine Stadt lebt. Es geht darum, Konflikte produktiv zu lösen und dafür zu sorgen, dass man zwar gern in seinem Quartier wohnt, aber dass auch Ausgehen und Partys möglich sind. Es gibt weder Rezepte noch dauerhafte Lösungen, sondern es ist ein ständiges Aushandeln – wie das Leben halt ist. Dieses Aushandeln und das permanente neue Lernen machen eine gute Stadt aus. — 25 PRAXIS Die Nachtlandschaft im Naturpark Gantrisch Nicole Dahinden [email protected] Wenn künstliches Licht ohne Nutzen in den Nachthimmel gestreut wird, spricht man von Lichtverschmutzung. In der Schweiz gibt es nur noch wenige Stellen, an denen man sich dem künstlichen Licht entziehen kann. Eines dieser Gebiete ist der Naturpark Gantrisch. Mit dem Projekt «Nachtlandschaft» möchte der Park daher prüfen, ob er das Zeug zum IUCN-Lichtschutzgebiet hat, einem Ort, der den besonderen Zauber der Sterne bewahrt. Künstliches Licht ist die Grundlage der modernen 24-Stunden-Gesellschaft. Doch es verändert die Prozesse des menschlichen Organismus. Vor allem der Blauanteil im künstlichen Licht übt einen negativen Einfluss aus: Er verzögert die Ausschüttung des Hormons Melatonin, das uns auf die Schlafphase vorbereitet. Den nächtlichen Sternenhimmel neu erleben Noch vor etwa 20 Jahren war es in fast einem Drittel der Schweiz nachts dunkel. Seither hat sich diese dunkle Fläche halbiert. Die LED-Technologie eröffnet zunehmend neue Möglichkeiten der Innen- und Aussenbeleuchtung: Sie lässt sich punktgenau steuern, auf alle Lichtbedürfnisse abstimmen – und ist vom Autoscheinwerfer bis zum Handybildschirm Tag und Nacht allgegenwärtig. Das ist dramatisch, denn die Bewahrung der natürlichen Dunkelheit ist nicht nur für den Menschen von grosser Bedeutung, sondern für dämmerungs- und nachtaktive Tiere sogar schlicht überlebenswichtig. Der Naturpark Gantrisch ist einer der wenigen Orte, an dem man den Nachthimmel mit seiner Milchstrasse und Tausenden von Sternen noch von blossem Auge geniessen kann. Schon seit Jahren pilgern deshalb Liebhaber der ster- 26 forum raumentwicklung 03 / 2015 — Praxis nenklaren Nacht in das Gantrischgebiet. Auf der Sternenbeobachtungsplattform auf dem Gurnigel findet alljährlich die «International Star Party» statt, die viele Astronomen und Sternenbeobachter anlockt. In klaren, mondlosen Nächten sind hier noch bis zu 80 Prozent der Sterne sichtbar, während kats: Diese Auszeichnung wird seit 2009 von der International Union for the Conservation of Nature (IUCN) respektive seit 2007 von der International Dark Sky Association (IDA) verliehen und erlaubt es, den Naturpark oder eine Teilfläche davon als Sternenpark auszuweisen. Fauna, Menschen und Wirtschaft profitieren Bis es so weit ist, müssen aber noch einige Massnahmen getroffen werden. Ein Kriterium für die Anerkennung ist beispielsweise ein Beleuchtungsplan, der eine sinn- und massvolle Beleuchtung im Aussenraum anstrebt. Ein Nachthimmel-Monitoring überprüft, wie sich veränderte Beleuchtungsverhältnisse auf den Nachthimmel auswirken. Mit Informationen und Aktionen soll das öffentliche Bewusstsein gefördert werden, sodass die Verantwortlichen auch die breite Bevölkerung hinter sich scharen können. Zudem wird ein Erfahrungsaustausch mit anderen Sternenparks in Europa angestrebt. Auch die dämmerungs- und nachtaktive Fauna wie Fledermäuse, verschiedene Vogelarten oder Kleinstlebewesen sind auf natürliche Dunkelheit angewiesen, denn künstliche Lichtquellen lenken sie ab und verändern die Lebensräume. Für die Flora hat die Nacht ebenfalls eine besondere Bedeutung. Einige Pflanzen wie Holunder und Nachtkerze verströmen auch nachts ihren Duft. Erst wenig erforscht ist, welchen Einfluss die Nacht als Ruhephase für die Pflanzen hat. in städtischen Gegenden weniger als ein Viertel der Himmelskörper zu sehen ist. Dieser wunderschöne und einzigartige Sternenhimmel über dem Gantrisch soll als immaterielles Kulturgut auch zukünftigen Generationen erhalten bleiben. Daher ist es wichtig, die Bevölkerung für das Thema Lichtverschmutzung zu sensibilisieren. Der Naturpark Gan- trisch mit seinen drei Sternwarten profiliert sich als Vorreiter in dieser Sache. Mit dem Projekt «Nachtlandschaft» widmet sich der Park verstärkt dem Thema Licht und Dunkelheit, um das Anliegen in der Bevölkerung bekannt zu machen. Teil dieses Projekts ist die Prüfung eines Dark-Sky-Zertifi- Nützen würde ein Sternenpark den Einwohnerinnen und Einwohnern allemal: Eine dunkle Nacht bedeutet mehr Schlafqualität am Wohnort, denn hellerleuchtete Nächte führen zu Stress und Ruhelosigkeit. Zusätzlich könnte ein Sternenpark einen Wandel vom Tageszum Nacht- und Übernachtungstourismus in Gang bringen; davon würde die regionale Wirtschaft profitieren. — NICOLE DAHINDEN, *1978, studierte in Bern Geografie und Ethnologie. Sie arbeitet seit 2012 beim Förderverein Region Gantrisch, der Trägerschaft des Regionalen Naturparks Gantrisch. Als Projektleiterin ist sie zuständig für das Projekt Sternenlicht/Nachtlandschaft sowie für weitere Projekte im Bereich Natur und Landschaft. forum raumentwicklung 03 / 2015 — Praxis 27 PRAXIS Lösungswege für Konflikte im städtischen Nachtleben Tom Steiner [email protected] Stadtzentren mit einem attraktiven Nachtleben sind auch als Wohnorte gefragt. Doch führen Lärm, Littering und Vandalismus immer wieder zu Konflikten im öffentlichen Raum. Das Zentrum Öffentlicher Raum (ZORA) fordert deshalb eine klare Haltung der Städte gegenüber dem Nachtleben. Dazu gehören eine Dialogkultur, neue Ansätze im Umgang mit Lärm sowie eine wirksame Alkoholprävention. Das Zentrum Öffentlicher Raum (ZORA) ist eine Arbeitsgruppe des Schweizerischen Städteverbands. Sie setzt sich aus Verwaltungs- 28 forum raumentwicklung 03 / 2015 — Praxis mitarbeitenden verschiedener Fachrichtungen zusammen, die sich mit dem öffentlichen Raum befassen. Im interdisziplinären Erfahrungsaustausch werden Problemlösungen und Entwicklungsstrategien erarbeitet. Beteiligt sind die Städte Basel, Bern, Luzern, Solothurn, St. Gallen, Zug und Zürich. Viele der Herausforderungen im Umgang mit dem öffentlichen Raum zeigen sich vor allem nachts: Die zunehmende nächtliche Belebung insbesondere der Innenstädte führt zu Lärmkonflikten zwischen Partygängern und Wohnbevölkerung. Je später der Abend, umso deutlicher machen sich zudem die negativen Auswirkungen von Alkoholkonsum bemerkbar. nutzen den öffentlichen Raum als nächtliche Flaniermeile, um sich zu treffen oder um vor den Clubs und Restaurants zu rauchen. Auch die Gastronomie verlagert sich zunehmend in den öffentlichen Raum: Die Zahl der Aussenbewirtungen und Take-aways ist in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. Das Nachtleben wird immer mehr zu einem relevanten Wirtschaftsfaktor, was die Interessenskonflikte komplexer und die politische Intervention anspruchsvoller macht. Parallel zu dieser Entwicklung lässt sich ein weiterer Trend beobachten: Die Städte werden zunehmend attraktiv für eine gutbetuchte Bewohnerschaft. Doch wer sich eine teure Eigentumswohnung im Stadtzentrum leistet, möchte dort auch in Ruhe schlafen können. Die Stadtverwaltungen sehen sich deshalb zunehmend mit einem Zielkonflikt zwischen Wohnen und Nachtleben konfrontiert. Wie soll damit umgegangen werden? Viele Menschen fühlen sich durch alkoholisierte Gruppen bedroht und meiden den öffentlichen Raum; nächtliches Littering und Sachbeschädigung beeinträchtigen die Lebensqualität. Gleichzeitig nimmt der Aufwand der öffentlichen Hand für Sicherheit, Reinigung und Unterhalt zu. Vor 20 Jahren galt in den meisten Schweizer Städten noch die Polizeistunde, die ab Mitternacht für Ruhe sorgte. Seit Mitte der Neunzigerjahre folgen jedoch immer mehr Städte dem Trend zur 24-Stunden-Gesellschaft und fördern ein attraktives Nachtleben. Die Öffnungszeiten für Gastronomie und Detailhandel wurden laufend ausgeweitet. Nachtbusse bringen die Partygänger auch in den frühen Morgenstunden noch ins Zentrum und wieder zurück. Und die Menschen > Da sich die Kontrahenten nicht einig sind, wie Nachtruhe zu definieren ist, braucht es seitens der Behörden klare Regeln. > Eine klare und transparente Haltung der politisch Verantwortlichen zur Ausrichtung des Nachtlebens und zur Nutzung des öffentlichen Raums verschafft den Beteiligten eine Orientierungsgrundlage. > Wo die gesetzlichen Regelungen an Grenzen stossen, helfen Partizipation, Dialog und situative Aushandlung weiter. > Es braucht eine wirksame Alkoholprävention. Die einfache Verfügbarkeit von billigem Alkohol trägt massgeblich zu den Konflikten im Nachtleben bei. > Städte sind laut und das Lärmempfinden ist subjektiv. Deshalb muss ein toleranter Umgang mit Lärm in der Stadt eingeübt werden. ZORA steht in diesen Fragen in engem Austausch mit weiteren Organisationen des Städteverbandes; eine wichtige Rolle spielt dabei die Arbeitsgruppe «Städtisches Nachtleben». — TOM STEINER, *1965, war lange in der Bau- und Raumplanung tätig. Heute arbeitet er im Bereich soziale Stadtentwicklung und öffentlicher Raum. Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer von ZORA ist er Dozent und Projektleiter an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. www.zora-cep.ch forum raumentwicklung 03 / 2015 — Praxis 29 AUSLAND Lyon: Zwischen funktionaler und ästhetischer Beleuchtung Alessia Daouk [email protected] 30 forum raumentwicklung 03 / 2015 — Ausland Lyon ist überzeugt, dass dem Licht eine zentrale Rolle in der urbanen Entwicklung zukommt. Deshalb kümmert sich die Stadt seit über 20 Jahren äusserst aktiv um die Gestaltung der städtischen Beleuchtung, liess mehrere Lichtpläne erarbeiten und organisiert alljährlich die «Fête des lumières». Für Lyon ist die Beleuchtung nicht nur funktional und sicherheitstechnisch von Bedeutung. Sie ist auch zu einem Faktor für Gesellschaft, Wirtschaft und Kunst geworden und hat das Image der Stadt tiefgreifend verändert. Als Lyon 1989 auf Anregung des damaligen Bürgermeisters Michel Noir unter der Leitung des für die Stadtbeleuchtung zuständigen Amts den ersten Lichtplan entwickelte, leistete die Stadt wahre Pionierarbeit. Das erarbeitete Konzept war ein strategisches Instrument, das eine klare Richtung vorgab, Prioritäten setzte und auf mehreren Ebenen Massnahmen vorschlug, die den öffentlichen Raum und die städtische Landschaft langfristig aufwerten sollten. Die Empfehlungen waren zwar nicht bindend, aber das Hauptziel war, Lyon das Image einer kohärenten und harmonischen Stadt zu verleihen. Der Lichtplan wurde als offener, flexibler und sich ständig weiterentwickelnder Prozess konzipiert. So wurden nach einer ersten Bestandesaufnahme verschiedene Gebiete ausgewählt, in denen etappenweise Massnahmen umgesetzt und Investitionen getätigt werden sollten. Mit dem ersten Lichtplan wurden 300 Bauten und symbolträchtige Stätten von Lyon buchstäblich ins richtige Licht gerückt. plan wies zwar das gleiche Grundgerüst auf, umfasste aber mehrere Neuerungen. So wurden etwa der Anwendungsbereich und die Zielsetzungen bezüglich der Inszenierung der Stadt erweitert. Kreative Ideen erhielten mehr Raum, neue technische Möglichkeiten wurden integriert. Die Beleuchtung sollte vermehrt zur Förderung einer ökologischen und sozialen städtischen Entwicklung eingesetzt werden und eine «Lichter-Kakophonie» verhindern. Das Ziel war, die Stadt anhand verschiedener Kriterien neu zu gestalten, den menschlichen Aktivitäten und örtlichen Besonderheiten besser Rechnung zu tragen und die örtliche Geschichte sowie städtebauliche, architektonische, soziologische, künstlerische und ökologische Aspekte miteinander zu verbinden. Der neue Lichtplan wollte somit neben Monumenten auch andere, von der Bevölke- rung genutzte Teile der Stadt beleuchten und die Menschen so begleiten. Im Fokus standen dabei Quartiere, natürliche landschaftliche Elemente wie Hügel und Wasserläufe, grosse Verkehrsachsen, Brücken, aber auch die einzigartige Topografie insgesamt. Unter den Namen Lyon-Confluence, Vaise industrie oder Duchère wurden spezielle Beleuchtungskonzepte für einzelne Quartiere entwickelt und individuelle «Licht-Atmosphären» kreiert. Die Beleuchtung trägt zur Aufwertung der Quartiere bei und verleiht ihnen eine neue Identität; sie skizziert die Silhouette der Stadt, zeigt ihre Eigenheiten auf und unterstreicht ihre Vielfalt. Stromverbrauch wie anno 1989 In ökologischer Hinsicht fördert der Lichtplan die Entwicklung energiesparender Projekte. Seit 2006 wurde die öffentliche Beleuchtung Licht setzt neue Akzente 2004 führte eine neue Stadtverwaltung unter der Federführung von Gilles Buna den ursprünglichen Plan weiter. Der zweite Licht- forum raumentwicklung 03 / 2015 — Ausland 31 schrittweise den Anforderungen der nachhaltigen Entwicklung angepasst. So wurde wo immer möglich die LED-Technologie eingesetzt, um den Stromverbrauch zu senken. Als Mittel gegen die Lichtverschmutzung wurden eingeschränkte Betriebszeiten eingeführt: Es erfolgt keine Beleuchtung von Trottoirs und geschlossenen Parks zwischen ein und fünf Uhr morgens. Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, den Stromverbrauch für die Beleuchtung wieder auf den Stand von 1989 zu senken, dem Jahr also, in dem der erste Lichtplan in Kraft gesetzt wurde. Ein neues Image und mehr Kohärenz Die «Fête des lumières», die seit 1999 in Lyon wieder jährlich veranstaltet wird, trägt viel zur Ausstrahlung der Stadt bei. Dieses Fest, das um 1850 aus einer religiösen Tradition hervorgegangen war, findet immer am ersten Wochenende im Dezember statt und dauert vier Tage. Bei der letzten Durchführung beleuchteten über 130 Kunstschaffende 75 urbane Stätten; drei Millionen Besucherinnen und Besucher bestaunten die vergänglichen Werke. Einige der schönsten Kreationen wer- den jeweils auf Dauer beibehalten. Die «Fête des lumières» steht ebenfalls im Zeichen der nachhaltigen Entwicklung: Nur gerade 0,1 Prozent der Energie, die jährlich für die Beleuchtung der Stadt benötigt wird, geht auf das Konto der Veranstaltung. Der Lichtplan und die «Fête des lumières» haben das Image der Stadt verändert: Lyon ist präsenter geworden und hat sich zu einem beliebten Reiseziel entwickelt, das vor allem während des Festes im Dezember Gäste aus aller Welt anzieht. Die Entwicklung Die Verantwortlichen betonen, dass sich alle «nächtlich Aktiven» diesen Plan zu eigen machen müssen, damit er Erfolg haben kann. Deshalb bezog die Stadt Partner aus verschiedenen Bereichen in ihre Überlegungen mit ein und organisierte drei Workshops, an denen Forschende, Fachleute wie Städteplaner und Soziologinnen, aber auch Techniker, Planerinnen sowie Vertreter von Verbänden und Quartieren zentrale Themen gemeinsam diskutierten. Zudem regte Lyon 2002 die Gründung des internationalen Netzwerks Lighting Urban Community International (LUCI) an. Inzwischen verbindet die Organisation über 100 Städte von Paris über Helsinki, Moskau, Shanghai, Seoul und Montreal bis Amsterdam sowie 40 assoziierte Mitglieder wie Lichtprofis oder Universitäten, die alle davon überzeugt sind, dass dem Licht in der städtischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung eine zentrale Rolle zukommt. Ziel des Netzwerks ist es, Wissen im Bereich der städtischen Beleuchtung auszutauschen, zu fördern und voranzubringen. Lyon, der neue Lichtplan von 2004 www.static.lyon.fr/vdl/contenu/actualites/Plan_lumiere.pdf 32 forum raumentwicklung 03 / 2015 — Ausland Webseite der Stadt Lyon http://www.lyon.fr/page/projets-urbains/ plan-lumiere.html Jean-Pierre Charbonneau, Le nouveau Plan lumière de Lyon http://www.jpcharbonneau-urbaniste.com/ index.php/articles/textes-divers/le-nouveauplan-lumiere-de-lyon/ Webseite der Fête des lumières http://www.fetedeslumieres.lyon.fr/fr eines strukturierten, künstlerisch wertvollen, koordinierten und dauerhaften Beleuchtungskonzepts hat die Stadt fundamental aufgewertet. Lyon hat mit seinem Lichtplan aber auch dazu beigetragen, dass die städtische Beleuchtung an sich vermehrt wahrgenommen wird; ihr Wissen und ihre Erfahrungen gibt die Stadt im LUCI-Netzwerk weiter. Durch die gezielte Beleuchtung ihrer gebauten und natürlichen Umgebung, der topografischen Merkmale und der historischen Achsen ist es Lyon gelungen, seinem Stadtperimeter und den menschlichen Aktivitäten, die darin stattfinden, eine stimmige Kohärenz zu verleihen. — ALESSIA DAOUK, *1980, ist Raumplanerin FSU, Geografin und Inhaberin eines MAS in nachhaltiger Stadtentwicklung. Von 2008 bis 2014 arbeitete sie für die Städte Vevey und Nyon. Seit 2015 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im ARE in der Sektion Siedlung und Landschaft tätig, wo sie sich mit der Agglomerationspolitik beschäftigt. forum raumentwicklung 03 / 2015 — Ausland 33 REPORTAGE Auf der Suche nach der Nacht Stefanie Pfändler [email protected] 34 forum raumentwicklung 03 / 2015 — Reportage Tagsüber rühmt sich Solothurn seiner barocken Altstadt mit ihren lebendigen Plätzen und zahlreichen Cafés. Nach Einbruch der Dunkelheit konzentriert sich das Leben jedoch auf einen kleinen Abschnitt am Aareufer, während am Bahnhof die Nacht von Neonlichtern verschluckt wird. Eindrücke einer nächtlichen Verwandlung. Denn hier zeigt sich, was mit dieser Stadt passiert, wenn das Bier wichtiger wird als die imposanten Gemäuer der St. Ursenkathedrale, wenn die Geschäfte schliessen und die Gassen und Plätze nur noch vom fahlen Licht der Strassenlaternen erhellt werden. Eine Stadt legt sich schlafen «Hie isch aues binang», sagt ein junger Mann, der mit seinen Freunden auf dem «Aare- müürli» beim Bier sitzt. Die Solothurner Abende beginnen eigentlich immer hier, bestätigen seine Freunde. Tatsächlich reiht sich am «Aaremüürli» eine Bar an die andere. Trotz der frühherbstlichen Frische sitzen die Gäste draussen, trinken, lachen – eine gewöhnliche Ausgangsmeile eben, nur etwas kürzer und beschaulicher als anderswo. Während hier das junge Volk mit jedem Bier lauter wird, legt sich der Rest der Stadt langsam schlafen. Die tagsüber so bewunderten historischen Solothurn ist ein malerisches Schweizer Städtchen, wie man es von Postkarten kennt. In den verkehrsbefreiten Gassen der barocken Altstadt schlendern Einheimische und Touristen an den zahlreichen Sehenswürdigkeiten vorbei; die Plätze sind mit prunkvollen Brunnen geschmückt und von belebten Cafés gesäumt. In den Strassen ist zumeist Berndeutsch zu hören, doch zum Flair, das Solothurn ausmacht, gehören auch paar Brocken Französisch: Die Stadt ist bis heute stolz darauf, im Spätmittelalter zwei Jahrhunderte lang die französische Botschaft beherbergt zu haben, und nennt sich darum nobel Ambassadorenstadt. Die Weltläufigkeit der Solothurner endet allerdings mit dem Einbruch der Dunkelheit. «Gib dr Artiku lieber leer ab», lautet der wohlmeinende Ratschlag eines befreundeten Einheimischen auf die Frage, wo man denn zu journalistischen Zwecken am besten das lokale Nachtleben auskundschaften solle. «Dr einzig Klub, wo mir hei, ischs Kofmehl, abr do singt glaubs hüt sone aute Maa.» Eine ausgedehntere Recherche ergibt die einhellige Meinung, man solle sich doch am besten ins «Solheure» begeben oder allenfalls ins «Öufi». Vor allem aber ans «Aaremüürli», denn eigentlich schlage nur dort das nächtliche Herz der Stadt. Das «Aaremüürli» entpuppt sich rasch als nichts anderes als – eine Mauer an der Aare. Und doch empfiehlt es sich, hier mit der Suche nach dem nächtlichen Solothurn zu beginnen. Aare-Müürli: Das nächtliche Zentrum der Stadt forum raumentwicklung 03 / 2015 — Reportage 35 Auf dem Weg zum Bahnhof: Nichts los in Solothurn Fassaden versinken in der Dunkelheit, dafür stülpt sich nun plötzlich das Innenleben der Häuser nach aussen: In den hellen Fenstern sieht man die Schatten der Bewohner durch die Wohnungen huschen, hier steht jemand in der Küche, dort liest einer in einem Sessel ein Buch. Der Geschäftsrummel ist längst abgeebbt und in den sich leerenden Restaurants beginnt das Personal, nach dem letzten ausgeschenkten Bier die Tische zu putzen. Das Solothurner Nachtleben scheint sich tatsächlich auf wenige Quadratmeter zu begrenzen. Die Kreuzackerbrücke führt von der Altstadt zum Bahnhof. Vereinzelte Gestalten eilen hier vom einen Aareufer zum anderen. Während am Bahnhof in den frühen Abendstunden noch reges Treiben herrschte und hier die Vorfreude auf die kommenden Stunden regelrecht zu spüren war, herrscht an diesem Verkehrsknoten nun gähnende Leere. Nur Subway und McDonalds haben noch geöffnet, doch im Gegensatz zu den Bars am Aareufer sind sie leer. Einzig drei Jugendliche sitzen vor dem Lokal an einem ungedeckten Tisch, essen Pommes und scheinen sich in der Gleisunterführung: Trist und ungenutzt 36 forum raumentwicklung 03 / 2015 — Reportage nächtlichen Verlassenheit überaus wohl zu fühlen. Ein SBB-Mitarbeiter in oranger Schutzkleidung döst daneben im Firmenwagen. Bei jedem Gejohle der Jugendlichen blinzelt er verschlafen. Zeitverschiebung am Bahnhof In der Bahnhofsunterführung sorgt das Neonlicht für eine seltsame Zeitverschiebung. Hier im Untergrund scheint sich der Tag festge- krallt zu haben, das grelle Licht leuchtet gnadenlos jeden Winkel aus und raubt der Nacht erfolgreich ihre Seele. Die Trostlosigkeit des toten Bahnhofs liegt drückend in der Luft. Am Ende des Gangs verriegelt ein Mitarbeiter gerade den «Memo Imbiss», der so aussieht, als hätte er schon vor vielen Stunden seinen letzten Gast bedient. Daneben: die «Cafe-Bar Fairplay», die ihr Treiben hinter gespiegelten und schallgedämpften Scheiben verbirgt. Es folgt das Restaurant «Passage», ein namenloser Laden mit unscharf definiertem Sortiment, der Lammfleisch, Money-Transfer und günstigen internationalen Mobilfunk anbietet. Beim benachbarten Dancing Club ist unklar, ob er schon bessere Zeiten hatte oder ob es ihm womöglich nie besser ging. Beim letzten Laden sind die Schilder schon abmontiert, hier wird ausgezogen. Man mag es dem Mieter nicht verargen. Auf der Rückseite des Bahnhofs rückt ein geschlossener Denner ins Blickfeld, daneben gähnen leere Ladenflächen und eine deplatziert wirkende Wahlwerbung im Grossformat verkündet zuversichtlich «Freiheit und Fortschritt». Soeben ist der letzte Personenzug Rückseite des Bahnhofs: Leerstehende Ladenlokale abgefahren. Auf dem Bahnhofplatz warten einige Nachtschwärmer auf den Bus nach Biberist und Jegenstorf. Ein Streifenwagen kriecht über den Platz, ein Buschauffeur raucht routiniert seine Zigarette. Plötzlich ein Rauschen, ein Dröhnen, ohrenbetäubend nähert es sich. Und schon fliegt er vorbei, bläst uns den Wind um die Ohren, der Güterzug, der in den nächtlichen Stunden die Waren für den täglichen Kaufrausch in der ganzen Schweiz verteilt. Das Dröhnen und Pfeifen verfliegt so schnell, wie es gekommen ist; ein paar Minuten später folgt der nächste Zug. Der Bahnhof gehört nun für dreieinhalb Stunden dem Güterverkehr. Trostlosigkeit und nächtlicher Charme Während man sich in der Tristesse des Bahnhofs unweigerlich nach dem eigenen Bett zu sehnen beginnt, herrscht am «Aaremüürli» weiterhin reges Treiben. Hier gibt es weder Neonröhren noch unpassende Wahlwerbung, hier ist die Nacht ausgelassen und gemütlich. Hier möchte man die Zeit verstreichen lassen, noch ein Bier bestellen, die Solothurner kennenlernen. Vor allem aber möchte man jene Stunden geniessen, in denen alles etwas schummriger und leichter wirkt als tagsüber, wenn das Licht die dunklen Ecken und Geheimnisse dieser Stadt und ihrer Bewohner ausleuchtet. Nur wenige Meter liegen zwischen Bahnhof und Aare, und doch könnten die beiden Orte unterschiedlicher nicht sein. Da, wo die Neonröhren den Tag simulieren, ist für die Nacht kein Platz. Ihr wird der Charme geraubt, sie wirkt trostlos und verlassen. Erst dort, wo sie ihre Gäste umgarnen kann, wo man genügend Mut hat zur Dunkelheit – erst dort erwacht Solothurn zur Nachtstadt, die auf keinem Wanderwegschild angeschrieben und auf keiner Postkarte abgebildet ist. Sie verleiht ihrer taghellen Schwester ein neues Gesicht. Und obschon sich ihr Leben in denselben Strassen abspielt, fühlt sie sich doch ganz anders an. — STEFANIE PFÄNDLER, *1985, studierte Politik- sowie Umweltnaturwissenschaften und arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Sektion Nachhaltige Entwicklung beim ARE. Seit 2015 ist sie bei der Stadt Dübendorf in der Raumund Verkehrsplanung tätig. forum raumentwicklung 03 / 2015 — Reportage 37 KOLUMNE Nächtliche Jagd nach Tankstellenshops JÜRG SPICHIGER, *1964, ist freischaffender Journalist und Ausstellungsmacher. Er arbeitet als Kurator für Museen und setzt mit Partnern auch eigene Projekte um, beispielsweise zur Schweizer Siedlungsentwicklung seit den Fünfzigerjahren. [email protected] Die Szene spielt im Berner Seeland unweit des Dorfs Ins. Der Blick schweift in die weite Landschaft, die hier für die Schweiz ungewöhnlich offen wirkt. Mit Karacho nähert sich auf der Hauptstrasse von Westen her ein schnittiger Kleinwagen. Der schwarze Peugeot fährt in den Kreisel, wo er auf die T10 wechseln und auf Neuenburg, die nächstgelegene Stadt, zusteuern könnte. Doch der Fahrer hat anderes vor. Rasant biegt er in den grosszügigen Parkplatz ein, der zur Agrola-Tankstelle mit Autowaschstrasse und Landi-Verkaufsladen gehört. Vor der Zapfsäule stoppt der Peugeot brüsk. Der Fahrer, vielleicht 22 Jahre alt, steigt aus, seine Beifahrerin ebenso. Während er beginnt, den Tank nachzufüllen, eilt sie in den Top-Shop. Kurz vor 21 Uhr, fast Ladenschluss. Zeit für die Jugend, sich für die Nacht einzudecken. Das spätabendliche Verkaufsterritorium wird rund ums ländlich-bäuerliche Ins von der «Landi Seeland» beherrscht, die in der Berner Gemüsekammer noch an drei weiteren Agrola-Tankstellen ihre Top-Shops betreibt. Doch wie anderswo in der ländlichen Schweiz sehen sich die nächtlichen Verkaufsstellen einer scharfen Konkurrenz ausgesetzt. Denn wie Pilze sind seit der Jahrtausendwende an Verkehrsknotenpunkten, Überlandstrassen und Ortsrändern Tankstellenshops von BP, Coop Pronto, Migrolino oder Shell entstanden – alle Mineralölhändler wollen vom Tankstellenverkauf profitieren. Mancherorts wurde damit geschickt eine Lücke in der Industriezone genutzt. Vielerorts, so auch in Ins, opferten lokale Bauern dafür beträchtliche Flächen Kulturland. Sehr oft bilden diese im Niemandsland gelegenen Einkaufsstätten für die autofahrende Jugend den Ausgangspunkt nächtlicher Streifzüge. Davon zeugen etwa die leeren, achtlos weggeworfenen Bierdosen und Sandwichverpackungen, die landauf, landab die Strassenränder zieren. Die Betreiber der aus dem bäuerlich-genossenschaftlichen Milieu stammenden Landi-Läden sind gegen solche Unsitten machtlos. Auch die Politik hat in der Frage des 24-StundenKonsums wenig zu melden. Zwar gäbe es die Möglichkeit der Gesetzgebung. Doch die meisten Schweizerinnen und Schweizer wollen die nächtlichen Einkaufsmöglichkeiten eher liberal handhaben: Im September 2013 sprach sich der Souverän für durchgehend geöffnete Tankstellenshops auf Autobahnraststätten aus – «ein grosser Erfolg für die Freiheit der Menschen», kommentierte damals die «Basler-Zeitung». 38 Übrigens sollen gemäss Gesetzestext nicht nur Autobahnraststätten profitieren. Auch Shops an Strassen mit «viel Reiseverkehr» dürfen mit dem Segen der Kantonsbehörden rund um die Uhr ein umfassendes Sortiment anbieten. Ein grundsätzliches Ja für die 24-Stunden-Gesellschaft? «Nicht unbedingt, doch die Welt verändert sich halt», so die pragmatische Meinung vieler Befürworter. Szenenwechsel: Autobahnraststätte Grauholz Süd an der A1 im Kanton Bern, Hoheitsgebiet des Migrolino-Tankstellenshops, der an der Fahrspur Richtung Zürich liegt. Drinnen werden warme Getränke und Aufbackware angeboten, draussen ein Parkplatz mit grosszügiger Raucherzone. Es gebe drei Gruppen von Kunden, sagt die Migrolino-Verkäuferin: Erstens Berufsleute, die nachts arbeiteten oder am Morgen früh zur Arbeit müssten. Auch Taxifahrer etwa kommen zu jeder Tageszeit. Sie tanken, machen Kaffeepause oder bringen Kunden vorbei, die etwas kaufen wollen. Zweitens Ferienreisende, welche die freie Fahrt in der Nacht schätzen. Und drittens sind vor allem an den Wochenenden viele Partygänger und Nachtvögel anzutreffen, die primär Alkohol und Zigaretten kaufen. Da gehe es dann manchmal laut und hitzig zu und her, meint die Verkäuferin. Donnerstagnacht. Vor dem Tankstellenshop lehnen fünf Jugendliche an einem schwarzen Auto. Die Vordertüren sind weit geöffnet, aus dem Wageninnern dröhnt Technomusik. Das Quintett raucht, plaudert, gibt sich lässig. An eine Party wollen sie nicht. «Wir fahren einfach rum», sagt einer. «Manchmal nur bis Mitternacht, manchmal auch die ganze Nacht.» Warum sollten sie auch in die Stadt? «Hier kommen tolle Autos vorbei und wir treffen Kollegen.» Die beiden Polizisten, die eben ihren Streifenwagen parkiert haben und nun aufs Migrolino-Lokal zusteuern, scheint die Party nicht zu stören. Auch diese Nachtarbeiter haben jetzt anderes im Sinn. Die Polizei sei oft hier, sagt die Verkäuferin später. Denn der Tankstellenshop ist in der Nacht im Kleinen, was die Langstrasse im Grossen ist. Man ist zwar an der Peripherie, doch der Grundkonsum für einen erfolgreichen Ausgang ist gewährleistet. — forum raumentwicklung 03 / 2015 — Kolumne DIE ZAHL + 232 % Von 2003 bis 2014 stieg die Anzahl Fahrgäste auf dem Nachtnetz des Zürcher Verkehrsverbunds ZVV pro Nacht von 4474 auf 14'836 Fahrgäste respektive um 232 Prozent. 39 40 forum raumentwicklung 03 / 2015 — Leitartikel EDITORIAL Quand pratiquez-vous l’espace public? Du lundi au vendredi, de 6 h 30 à 20 h, voire « Notre aménagement jusqu’à 22 h lors de chaudes soirées d’été? Les personnes actives de plus de 30 ans du territoire ne connaît ont presque toutes dans l’idée que la vie, notre vie, est diurne. Nous, les aménagistes, que le jour. Il ne prend nous référons aussi à la journée pour concevoir et réaliser les plans de nos lieux de vie. Les effets cumulés de cette conception se reflètent dans des journées et des semaines pas en compte la nuit. standard, avec des pointes de trafic le matin et le soir. A 5 h 30 du matin, par contre, Pas encore. » un grand vide règne sur les places et les rues suisses. Pourtant, les premiers balayeurs s'activent; des camions livrent des produits frais; des distributeurs de journaux se déploient un peu partout. Néanmoins, le calme, l’obscurité et le vide sont prédominants. Ce vide est de retour dès 23 h. La nuit serait-elle une ressource inutilisée? Certes, la séparation nette entre le jour et la nuit s’est estompée. Avec la « méditerranéisation » de notre mode de vie, des bistrots et des terrasses de toutes sortes ont supplanté les établissements d'antan. A la faveur de la libéralisation, les restaurants et les commerces ne doivent plus se tenir à l'heure de police. Bref, un air de grande ville commence à souffler sur la Suisse! En fin de semaine surtout, les hauts lieux de cette nouvelle économie nocturne attirent un nombre étonnamment élevé de personnes. Les entrées de clubs, invisibles le jour, sont illuminées de mille feux la nuit; Maria Lezzi directrice de l’ARE [email protected] des grappes humaines s’y pressent; la musique s’en échappe par vagues. Peu avant minuit aux arrêts de bus des quartiers périphériques, les plus de 30 ans qui rentrent dormir croisent les bandes de jeunes remuants qui partent en boîte. Pour le peuple de la nuit, les trois huit sont la norme. Mais toute médaille a son revers: l’intensification des activités nocturnes accroît les conflits d’utilisation (« dormir ou s'amuser ?»). Les collectivités publiques réagissent en essayant de gérer les symptômes les plus manifestes. A quoi pourrait ressembler une carte dynamique de la nuit? Jusqu’à présent, le développement territorial de la Suisse a ignoré les dimensions temporelles et culturelles. Il est temps de prendre au sérieux le phénomène de la société 24h/24 et ses multiples facettes, et d’examiner si les principes d’aménagement du passé sont encore adaptés aux conditions-cadres d’aujourd’hui. Des processus de négociation entre les différents acteurs concernés peuvent permettre de clarifier les situations, par exemple lorsqu’ils aboutissent à la définition des comportements et des usages souhaités et tolérés à tel ou tel endroit, et des limites à ne pas dépasser. Ces instruments sont valables aussi bien pour l’espace public que pour les quartiers d’habitation et les espaces paysagers. Et dans certaines régions, les natural lightscapes sont la réponse adéquate. Cet aménagement du territoire intégré doit également se soucier des avantages et des risques de l’extension spatiale des activités nocturnes, et veiller à les réguler sans les entraver. C’est en considérant le jour et la nuit comme un tout que des scénarios de développement novateurs et durables pourront voir le jour. (traduction) forum du développement territorial 03/ 2015 — Editorial 41 GRAND ANGLE Entre patrimonialisation et exploitation des nuits urbaines Luc Gwiazdzinski [email protected] 42 forum du développement territorial 03 / 2015 — Grand angle Selon la Genèse, Dieu sépara la lumière des ténèbres. Il « appela la lumière “jour” et les ténèbres “nuit”. Il y eut un soir et il y eut un matin… » Cette alternance essentielle a toujours structuré la vie sur terre, conditionné le fonctionnement de nos villes et l’ensemble de nos rythmes individuels et collectifs. Mais les temps changent. La ville revoit ses nycthémères, la société est bouleversée et l’urbaniste s’interroge. Caricature du jour, la nuit a beaucoup de choses à dire à la ville et au monde. Depuis l’origine, l'homme n'a eu de cesse que de repousser les limites du monde connu, de domestiquer la nature, d'étendre son emprise sur l'ensemble de la planète. Dans cette conquête du système monde aujourd'hui à peu près achevée, la nuit reste un espace-temps finalement peu investi par l'activité humaine, une dernière frontière, un monde intérieur à explorer. La nuit – temps des ténèbres, de l’obscurité, du sommeil et du couvre-feu - a longtemps été appréhendée comme une discontinuité, un espace-temps éphémère et cyclique, faiblement peuplé et animé. Comme amputée de la moitié de son existence, la ville est longtemps restée livrée aux seuls poètes et artistes. Rares sont les chercheurs, édiles et urbanistes à y avoir trouvé un sujet digne d'intérêt. Mais si la nuit urbaine n'a pas encore livré tous ses secrets, les choses sont en train de changer. Colonisation accélérée Pendant des millénaires, les villes sont restées plongées dans le noir. Toutefois, dans sa perpétuelle tentative de s’émanciper des rythmes naturels, l’homme est peu à peu parvenu à artificialiser la vie urbaine et à coloniser la nuit. La lumière a progressivement pris possession de l’espace urbain, gommant en partie l’obscurité menaçante de nos nuits. Dans cette conquête de la nuit urbaine par la technique et le pouvoir, la généralisation de l'éclairage public a joué un rôle fondamental puisqu’il a rendu possible le développement des activités et l'apparition d'un espace public nocturne. Aujourd’hui, les horaires d'été nous permettent de profiter plus longtemps de l'espace public urbain. L'éclairage public se généralise et sa fonction change progressivement passant de la sécurité à l'agrément. Ainsi, les sons et lumières et les illuminations de bâtiments se multiplient ; des « concepteurs lumière » sculptent la nuit et donnent une identité nocturne à nos cités. Par ailleurs, les entreprises industrielles fonc- tionnent en continu pour rentabiliser les équipements et, dans la plupart des secteurs, le travail de nuit se banalise mobilisant près de 18 % des salariés. De plus en plus d’entreprises de services se mettent au « 7 jours sur 7, 24 heures sur 24 », argument publicitaire banal. Partout dans le monde, la tendance générale est à une augmentation de la périodicité, de l’amplitude et de la fréquence des transports. De nombreuses activités décalent leurs horaires vers le soir, les nocturnes commerciales sont de plus en plus nombreuses et l'offre de loisirs nocturnes se développe. La nuit est devenue un secteur économique à part entière. Dans l’espace urbain, les dis- forum du développement territorial 03 / 2015 — Grand angle 43 tributeurs automatiques se multiplient, les « nuits spéciales » font recette et les soirées festives démarrent de plus en plus tard. De plus, le couvre-feu médiatique est terminé : radios et télévisions fonctionnent en continu et Internet permet de surfer toute la nuit. Ainsi, la nuit, qui fut longtemps un espace protégé, doté de lois spécifiques, se banalise. Même les rythmes biologiques semblent bouleversés : on dort moins et s'endort en moyenne à 23 h, soit deux heures plus tard qu’il y a cinquante ans. La nuit urbaine, définie comme la période où les activités sont très réduites, se limite aujourd'hui, à une tranche horaire comprise entre 1 h 30 et 4 h 30 du matin. Plus le territoire est internationalisé, plus la continuité exigée par l’économie et les réseaux s’impose. Pourtant tous les territoires sont concernés. Nouvelles géographies Pour quelques heures, une nouvelle géographie de l'activité se met en place installant une partition de l'espace urbain : une ville qui dort ; une ville qui travaille en continu ; une ville qui s'amuse ; une ville vide, simple coquille destinée à accueillir les activités de la journée. Des centralités nocturnes se dégagent, souvent différentes des centralités diurnes. A mesure que l’on avance dans la nuit, l’offre urbaine diminue, la ville rétrécit et se blottit autour de son noyau historique. Les illuminations et l’animation se concentrent dans ces quartiers et la liberté du noctambule en quête de compagnie paraît alors bien illusoire. Les pressions s'accentuent sur la nuit, qui cristallise des enjeux économiques, politiques et sociaux fondamentaux. Entre le temps international des marchands et le temps local des résidents, entre la ville en continu de l'économie et la ville circadienne du social, entre les lieux des flux et les lieux des stocks, des tensions existent, des conflits éclatent, des frontières s'érigent qui permettent à l’observateur de repérer la « zone de front », les avancées, les résistances ou les replis de la société et de la ville des 24 heures. La ville qui travaille, la ville qui dort et la ville qui s'amuse ne font pas toujours bon ménage. Dans les centres-villes, des conflits surgissent entre des habitants soucieux de leur tranquillité et des consommateurs bruyants, symboles de l'émergence d'un espace public nocturne. Ailleurs, éclairage intensif et pollution lumineuse obligent à de nouveaux arbitrages. 44 forum du développement territorial 03 / 2015 — Grand angle Tensions et conflits Nouvelles politiques publiques Face aux pressions, les autorités tentent de conserver le contrôle (réglementation des raves, couvre-feux, limitation de la circulation des cyclomoteurs…) mais prennent également des initiatives (éclairages, événements festifs gratuits, transports, crèches…) pour rendre les nuits urbaines plus accessibles et hospitalières, ce qui participe à l’accroissement de la flexibilité. Si le grand débat sur la ville 24 heures sur 24 n’a pas encore eu lieu, les initiatives se multiplient partout. Maires de nuits, Etats généraux de la nuit (Paris, Genève, Lausanne) ou bureaux des temps : partout émergent des initiatives et politiques publiques qui posent la question du droit à la ville et à la nuit. Urbanisme des temps Face à ces évolutions, les acteurs de la fabrique urbaine sont poussés à repenser les rapports de la cité et de ses usagers aux temps et aux espaces. Il s’agit de passer de l’événementiel à l’ordinaire, de l’exceptionnel au quotidien avec le déploiement d’un « urbanisme des temps » qui se définit comme l’ensemble des plans, organisations des horaires et actions cohérentes sur l’espace et le temps qui permettent l’organisation optimale des fonctions techniques, sociales et esthétiques de la ville, pour une métropole plus humaine, accessible et hospitalière. L’ « urbanisme temporaire » s’intéresse quant à lui aux modes d’occupation partiels des espaces et temps de la ville et aux « calendriers » d’activités. Cette forme de réversibilité permet de « faire ville » à partir d’une mise en scène et de dispositifs éphémères. Cette fabrique douce de la ville jouant sur le léger, le démontable et le temporaire permet l’expérimentation. Plus largement, l’approche temporelle interroge la polyvalence, la modularité des espaces, autour de l’idée de « ville malléable ». Elle questionne la notion de « l’habiter temporaire » et oblige à s’interroger sur une « citoyenneté éphémère et situationnelle » et sur une « identité ouverte et situationnelle ». L’instabilité, l’éphémère, le mouvement ou la discontinuité ne signifient pas la fin de l’histoire, de la géographie ou du politique. Ce n’est pas la mort des territoires mais l’acceptation de leur complexité, de leur polymorphisme et de leur polychronie. L’évolution des relations entre temps, espaces et habitants tempo- raires permet d’imaginer de nouveaux outils et « contrats de confiance ». Entre sécurité et liberté, patrimonialisation et mise en exploitation, la nuit urbaine nous défie encore. C’est un formidable enjeu pour nos villes, une dernière frontière, un territoire à défricher et une clé d’entrée pour repenser le vivre ensemble et la durabilité des systèmes urbains. C’est un enjeu pour les collectivités qui doivent redéfinir un aménagement dans l'espace et dans le temps afin d'éviter le développement des conflits, la ségrégation temporelle et les effets négatifs du « temps sécateur » qui sépare les groupes et les individus. C’est un enjeu pour les chercheurs qui ne peuvent rêver plus beau projet que de faire le jour sur la nuit. C'est un enjeu pour nous tous enfin. Voulons-nous d’une ville en continu 24 heures sur 24 ? Souhaitonsnous voir la nuit envahie par les valeurs et les règles du jour ? Le jeu en vaut-il la chandelle ? — LUC GWIAZDZINSKI, *1966, est géographe, directeur de l’Institut de géographie alpine (IGA) à l’Université Grenoble Alpes, responsable du Master Innovation et territoire (www.masteriter.fr), chercheur au Laboratoire Pacte (UMR 5194 CNRS) au MOTU (Milan) et associé à l’EIREST (Paris 1 Panthéon Sorbonne). Ses travaux portent notamment sur la nuit, la ville 24 heures sur 24 et le chrono-urbanisme. forum du développement territorial 03 / 2015 — Grand angle 45 PRATIQUE La nuit, composante essentielle des plans d’aménagement Rainer Klostermann [email protected] La Suisse a toutes les raisons de remettre en question la différenciation traditionnelle entre ville et campagne, que ce soit au niveau spa- tial, socioculturel ou politique. Dans une Confédération de 26 cantons, marqués par une grande autonomie communale et une forte concurrence économique, cette réflexion constitue une grande priorité. En effet, l’étalement urbain résulte d’une situation d’extrême concurrence entre cantons et à l'intérieur même des cantons. Certes, on s’efforce de parvenir à une coordination structurelle en établissant des plans à une échelle plus large, par exemple les espaces métropolitains; cependant, les communes de ceinture des agglomérations se battent au niveau régional pour se forger une identité, maintenir leurs fonctions et développer leurs utilisations du sol. 46 forum du développement territorial 03 / 2015 — Pratique La ville d’aujourd’hui est exploitée d’une manière toujours plus intense, ce qui laisse peu de place à l'expérimentation. Or il faut continuer à vivre ensemble, même à l’étroit, ce qui demande de nouvelles approches. De jour comme de nuit, les espaces ouverts forgent l’image d’une ville et restent indispensables au maintien du pouvoir innovant des centres urbains. Lorsqu’une commune prend conscience qu’elle est une ville en devenir, elle met à long terme des atouts dans son jeu. Elle ose dépasser les limites administratives – sans pour autant effacer ses frontières politiques. Des modèles coopératifs de planification urbaine, territoriale et économique sont alors appelés à remplacer l’esprit de concurrence habituel. Les espaces urbains sont des lieux de vie denses et animés, véritables incubateurs de formes novatrices de transport, d’écologie et de pratiques sociales. Les villes servent ainsi de laboratoires d’expérimentation de mo- des de vie intégratifs. Cette caractéristique devrait être mieux exploitée. La campagne, contrepoids à la ville Les interrelations entre la ville et la campagne forment un système complexe. Il n’y a pas de recette miracle pour favoriser leur synergie. Les projets en restent souvent au stade de l’esquisse, ou sont rapidement dépassés car la situation évolue constamment; à noter toutefois que des solutions provisoires peuvent également avoir leur place dans une conception dynamique de la ville. Dans une économie en expansion, par contre, on ne déconstruit pratiquement jamais l’espace bâti pour le rendre à la nature. Contreexemple rare: une route est devenue célèbre au nord de Zurich; elle se dégrade lentement tandis que les partisans de sa réaffectation se disputent à longueur d'année avec ceux qui souhaitent sa suppression. Les lobbies professionnels sont actifs lorsqu’il s’agit de protéger des réseaux biologiques dans les zones rurales; et la Suisse dispose de lois très efficaces. Mais pour trouver des solutions écologiques en milieu urbain, une très grande créativité est nécessaire; elle devrait pouvoir s’épanouir sous forme de projets paysagers. De manière générale, l’engagement reste encore trop fortement axé sur les problèmes fonctionnels de l’économie et des transports, et on investit encore trop peu dans la nature et le paysage en tant que formidables contrepoids à la ville. On en reste au réflexe de protection, alors que ces éléments pourraient faire l’objet de pratiques novatrices. du jour et de la nuit. Dans ces petites villes et villages, les transports publics, trop rares, sont souvent des « incitations à découvrir la marche à pied » ! Les infrastructures de transport des villes sont donc toujours une composante urbanistique importante. Les villes et les échanges Les villes sont des lieux de vie au service de tous. En prenant de l’âge, les gens quittent l’agglomération et reviennent s’installer en ville parce qu’ils en apprécient les équipements et la qualité de vie. Les jeunes, de leur côté, veulent explorer les opportunités offertes par la société urbaine. La mobilité étant très développée dans notre pays, ces tendances ne sont peut-être pas aussi affirmées dans la plupart de nos régions qu’à l’étranger, mais cette évolution est un paramètre sociopolitique déterminant. Indépendamment de leur âge, les gens souhaitent participer à la vie de leur ville. L’identité et l’ambiance jouent à cet égard un rôle important. Alors que les agglomérations cherchent à atténuer les nuisances des grandes infrastructures de transport, les centres-villes s’efforcent de limiter le trafic automobile, inefficace dans ces espaces: rues piétonnes et mobilité douce permettent justement un trafic plus dense, directement couplé aux transports publics. Par contre, les petites villes et les villages pâtissent souvent très fortement de problèmes de trafic, qu’on essaie de résoudre par des protections antibruit. Or les routes restent des déserts au milieu de la ville, fréquentées uniquement aux heures de pointe; elles « phagocytent » l’espace public à toute heure Les villes et la jeunesse Les villes disposent toutefois d’espaces de plus en plus restreints permettant d'expéri- Dans les grandes villes, des idées novatrices sont déjà mises en œuvre aujourd’hui. Ce changement a été initié en Suisse dans de petits cercles, notamment par des apiculteurs amateurs de la Langstrasse de Zurich ou par des horticulteurs en herbe se risquant à créer des potagers urbains suspendus sur le toit des immeubles. Les citoyens se réveillent et se mobilisent hors du champ professionnel. Ce faisant, ils s’inspirent des coulées vertes de New York ou Paris, ou des parcs célèbres de villes américaines ou anglaises. Mais on agit à une échelle réduite – typiquement suisse. forum du développement territorial 03 / 2015 — Pratique 47 menter de nouvelles manières de vivre, même temporaires. Les friches urbaines se font rares et la vie est trop chère en ville pour les groupes de population concernés. Pourtant, c’est bien dans les villes que l’on trouvera des opportunités de repenser les services ou les modalités d’habitation. nouveaux espaces d’expérimentation pourraient peut-être voir le jour. Cela exigerait certainement la conclusion de partenariats plus larges entre particuliers et collectivités publiques. Les jeunes, les apprentis, les étudiants et les "alternatifs" devraient s’impliquer davantage dans ce qu’ils font pour mieux participer à la vie citadine, et contrebalancer ainsi la normalité. Pour cela, il faudrait davantage de modèles montrant à une jeunesse engagée des possibilités d’expression autres que celles proposées par l’économie de marché. De Qui dit extension du milieu bâti et mobilité, dit lumière. On se trouve alors confronté au difficile dilemme du maintien ou du développement de l'éclairage. La lumière et l’éclairage ne doivent pas être planifiés isolément, mais uniquement par rapport à l’urbanité, qui est elle-même un système complexe. La lumière doit être étudiée sous l’angle écono- 48 forum du développement territorial 03 / 2015 — Pratique mique, fonctionnel et écologique, et selon l’ambiance qu’elle crée. Elle est une forme d’expression socioculturelle, avec des variations d’une région à l’autre. Le temps où la lumière était simplement l’expression du succès économique est révolu. Les villes et l’obscurité Le pendant de la lumière est l’obscurité, avec toutes sortes de variations. De même qu’on ne doit pas analyser la campagne comme un vide de constructions, il faut considérer l’obscurité comme un élément important de la ville en tant que lieu de vie. Comme pour le trafic, il n’est pas possible d’offrir tout à tout le monde, à tout moment. Cette prise de conscience constitue le point de départ de sirs s’est considérablement allongée, surtout dans les régions urbaines densément peuplées. Du coup, la lumière artificielle s’est imposée dans toutes les villes du monde. Aujourd’hui toutefois, un consensus émerge pour exiger une certaine retenue en matière d’éclairage. Comme souvent, il faut protéger les aspects apparemment mineurs et les apprécier à leur juste valeur. cette manière de réinventer la ville. Considérer cette dernière comme un ensemble intégré, un lieu de vie, signifie que tous les acteurs du développement urbain doivent davantage réagir les uns par rapport aux autres, et accorder plus d’attention à des thématiques qui ne sont secondaires qu’en apparence. Il s’agit de planifier l’ombre, et pas seulement la lumière comme on l’a fait jusqu’à présent. Cela permettra de ne plus être surpris par l’absence d’ombre. Les villes devront se doter d’un plan lumière, en veillant à l’ajuster aux besoins: l’ombre et la lumière ne se justifient que lorsqu’elles sont effectivement utiles. La nuit, un laboratoire d’essai très particulier On rencontre souvent des voyageurs décrivant les grandes mégalopoles endormies dans lesquelles règne un calme surprenant. Il est vrai que la durée du travail et des loi- Dans notre monde de surconsommation, le vide nous paraît souvent insupportable. En ce qui concerne la lumière, la victime de nos politiques en matière de sécurité, de fonctionnalité et d’ambiance, c’est l’obscurité. Le progrès technique peut, certes, nous aider. Il doit toutefois respecter une certaine durabilité par rapport à la croissance économique classique. A des degrés différents selon leur situation géographique, les villes subissent des pollutions lumineuses provoquées par la mobilité, nos besoins de sécurité et nos exigences accrues en matière de qualité de vie nocturne. Notre petit pays n’est pas épargné. La prise de conscience de ce phénomène doit permettre de développer une nouvelle culture de l’éclairage et d’accorder davantage d’attention à l’obscurité dans un plan lumière intégrant l’ensemble du territoire urbain. Par certains aspects, une ville qui vit 24 heures sur 24 peut fonctionner. Cependant, l’être humain a encore et toujours besoin de repos, et il continue de vivre au même rythme que le soleil. La ville doit tenir compte des besoins de repos et d’obscurité de sa population. Pour rester vivante, elle a autant besoin de nuit que de belle nature. — (traduction) RAINER KLOSTERMANN, *1958, a fait des études d’archi- tecture et d’urbanisme à Zurich, Vienne et Ahmedabad, et obtenu son diplôme en 1983 à l’EPFZ. Il a débuté son activité professionnelle au sein du bureau Santiago Calatrava, Pierre Zoelly, Burkhalter Sumi et Planpartner AG. En 1989, il a fondé avec son associé, Pierre Feddersen, son propre atelier spécialisé dans les questions d’urbanisme. Les petites commandes se sont ensuite muées en grands projets, par exemple, le concept d’aménagement paysager d’AlpTransit au Gothard (depuis 1993) et celui de la ligne de la vallée de la Glatt (1998 – 2012). forum du développement territorial 03 / 2015 — Pratique 49 RECHERCHE Scénarios d’évolution de la société 24h/24 dans le domaine de la mobilité Fabienne Perret [email protected] 50 forum du développement territorial 03 / 2015 — Recherche C’est une évidence: tout développement des activités nocturnes a des incidences sur le trafic. Mais une prolongation des horaires d’activité se traduit-elle par une augmentation des personnes-kilomètres parcourus? Ou, plus simplement, les trajets effectués se répartissent-ils autrement le jour et la nuit? Se déplace-t-on la nuit pour aller dans d’autres lieux? Quels moyens de transport sont-ils privilégiés? Quatre scénarios montrent que la société 24h/24 détermine elle-même les contours de sa mobilité. A cet égard, les valeurs sociales jouent un rôle déterminant. Quelles sont les incidences de la société 24h/24 sur les flux de trafic et indirectement sur les besoins en infrastructures? Plusieurs hypothèses ressortent des scénarios qui ont été développés en 2011 par la Société suisse pour des études prospectives (swissfuture) dans l’ouvrage Wertewandel in der Schweiz 2030 (mutation des valeurs dans la Suisse de 2030). Ultérieurement, ces scénarios ont été approfondis en collaboration avec le bureau Ernst Basler + Partner, dans le cadre de l’étude Mobilität 2030/2050, publiée fin 2013. Le trait a été sciemment forcé pour chacun de ces scénarios afin de montrer le large éventail d’évolutions possibles. Les deux variables décisives dans les quatre scénarios sont la richesse et l’Etat (n.d.t.: compris comme l’ensemble des pouvoirs publics). « EGO »: jour et nuit se confondent Le scénario « EGO » part de l’hypothèse selon laquelle la Suisse peut, ces prochaines années encore, enregistrer une croissance sensible de sa richesse. La Suisse entretient d’excellentes relations avec les puissances économiques tant anciennes qu’émergentes. Compétitivité, mondialisation et utilisation in- tensive des technologies de l’information et de la communication sont les grandes caractéristiques de cette société. Les valeurs de référence privilégient la flexibilité des liens, que ce soit vis-à-vis de la famille, de l’employeur ou de son propre pays. Prédominent dans ce scénario des valeurs telles que l’autodétermination et l’ascension sociale. La réussite sociale et économique – ou la déchéance – sont les seuls fruits de la performance personnelle. Dans ce monde libéralisé, il faut pouvoir consommer et se divertir à outrance toute la nuit; en conséquence, on se déplace autant la nuit que le jour; le trafic dans son ensemble s’accroît. Partout où l’offre nocturne de transports laisse entrevoir la perspective de gagner de l’argent, des prestataires de services du secteur privé s’empressent de proposer des offres différenciées. « CLASH »: des horaires de nuit pour s’en sortir Incidences sur la mobilité: l’argent rend mobile Selon le scénario « EGO », les nouveaux paradigmes sont les suivants: aller plus vite, plus loin, vivre plus densément, être plus flexible, viser le prestige et ne penser qu’à soi. Toute intervention étatique restreignant les libertés est taboue. On investit pour faciliter le libre épanouissement des individus. La grande importance accordée à la liberté personnelle, la primauté des besoins individuels ainsi qu’un Etat allégé vont de pair avec la différenciation et la privatisation des prestations de transport. Il n’y a aucune limite à la société 24h/24; chacun se déplace quand il veut, où il veut et autant qu’il veut. forum du développement territorial 03 / 2015 — Recherche Le scénario « CLASH » part de l’hypothèse selon laquelle la prospérité de la Suisse va nettement diminuer ces vingt prochaines années. Même la collaboration renforcée avec l’Europe ne peut freiner le déclin économique. L’Etat, faible, ne peut apporter aucune solution aux problèmes. Dans cette Suisse, les disparités sociales s'accentuent. Il n’est pas rare que les conflits qui découlent de cette mauvaise répartition des richesses soient attisés par les différentes idéologies. La polarisation politique conduit à une paralysie sociale. La loi du plus fort resurgit de plus belle. La peur et l’insécurité, très répandues, alimentent le ressentiment et la méfiance. 51 Incidences sur la mobilité: la nécessité rend inventif Avec le déclin de la prospérité, la grande majorité des gens a de plus en plus de peine à gérer sa mobilité quotidienne. Les infrastructures périclitent; l’absence de transports publics est compensée par l’entraide et la coopération dans le cercle des proches. La société 24h/24 résulte de la nécessité, pour survivre, d'exercer plusieurs jobs. L’Etat peut uniquement maintenir un service minimum de transports de jour. Pour les trajets de nuit, les gens doivent trouver eux-mêmes des solutions. Beaucoup utilisent leur vieux vélo ou leur vieille voiture sur des routes mal éclairées et mal entretenues. Le trafic augmente, tandis que la sécurité dégringole de façon drastique. de performance environnementale. Les projets d’infrastructures de transport doivent tenir compte de plusieurs paramètres: qualité du système dans son ensemble, offre attractive et desserte de base fondée sur le principe de la solidarité. Seules les personnes qui doivent absolument le faire se déplacent la nuit. Elles profitent alors de l’offre de transports publics dont l’Etat a poursuivi l’extension en ajustant les prestations aux besoins. Elles peuvent aussi utiliser un véhicule peu bruyant, de façon à perturber le moins possible le sommeil des riverains. Comme la collectivité est convaincue de l’incompatibilité du trafic nocturne avec la convivialité et l’environnement, la circulation n’augmente pas. « BIO CONTROL »: régulation et rationalisation La Suisse est isolée politiquement et économiquement. A la différence de la situation décrite dans le scénario « CLASH », les politiques ne capitulent pas face à la crise, mais s’efforcent de maîtriser celle-ci. Les problèmes sociaux - par exemple la violence des jeunes, la dégradation de la santé publique et le manque d’opportunités de formation – sont combattus par la mise en place d’un paquet de mesures, à la fois préventives et répressives. Ce scénario débouche sur l’avènement d’une Suisse qui revendique haut et fort son particularisme et pourrait facilement RICHESSE en augmentation « BALANCE »: des horaires de nuit pour BALANCE CLASH BIO CONTROL faible EGO fort Le scénario « BALANCE » part de l’hypothèse selon laquelle la Suisse continue de prospérer et devient le leader de la recherche et de l’innovation en Europe. Les richesses qui en résultent ne sont pas investies de la même manière que selon le scénario « EGO »: les services sociaux sont adaptés à l’évolution démographique et aux besoins de la société; il devient plus facile d’assurer à la fois vie de famille et ascension professionnelle; la qualité des quartiers et des logements s’améliore. Ce scénario repose sur des valeurs de durabilité sociale, écologique et économique. Les citoyens sont convaincus de l’importance d’un équilibre entre travail et mode de vie; ils s’engagent facilement dans la vie associative. ETAT un mode de vie à visage humain Incidences sur la mobilité: durabilité réfléchie Les moyens de transport se combinent de manière flexible. Le but est de favoriser les trajets les plus courts ainsi qu’un niveau élevé en diminution 52 forum du développement territorial 03 / 2015 — Recherche basculer dans le mythe de l’autarcie. Cette Suisse comprend que le bon fonctionnement de la société est plus important que la liberté personnelle. L’individualisme est en perte de vitesse. Incidences sur la mobilité: efficacité imposée La conscience environnementale et l’équilibre social sont des maximes étatiques essentielles, qui influent aussi sur la mobilité. Des initiatives prises dans les domaines de la santé et de l’efficacité des ressources aboutissent à une réglementation et un contingentement des déplacements. Il en résulte des restrictions individuelles et un coût élevé de la mobilité. Des limites strictes sont imposées pour réguler les horaires de travail 24 heures sur 24: seules peuvent effectuer des déplacements de nuit les personnes au bénéfice d’une autorisation – après avoir apporté la preuve qu’elles avaient d'importantes obligations sociales à remplir durant la nuit. L’Etat définit le moyen de transport autorisé pour le trajet de nuit. Celui-ci compte double dans le décompte du contingentement, car l’objectif visé est de parvenir à une stabilisation du trafic dans son ensemble. A la recherche de stratégies et de projets solides Les scénarios présentés ci-dessus se réaliseront-ils? Si oui dans quelle mesure? Tout dépend, pour l’essentiel, des valeurs qui l’emporteront dans la société suisse, et des réponses qui seront apportées aux diverses évolutions internes et externes. Comme il est impossible de faire des prévisions fiables, la planification des transports et du territoire ne doit pas s’arrêter à un seul scénario, même souhaitable. Elle doit développer des stratégies et des projets résilients qui, même si les choses n'évoluent pas dans le bon sens, seront d’une grande utilité pour la société civile, l’économie et l’environnement. — (traduction) FABIENNE PERRET, *1977, a étudié la géomatique à l’EPFZ et travaille aujourd’hui chez Ernst Basler + Partner en qualité de planificatrice des transports. forum du développement territorial 03 / 2015 — Recherche 53 VILLES La ville de Berne s’est dotée d’un Concept pour la vie nocturne afin de désamorcer les conflits Marianne Catillaz-Dubey [email protected] Le dynamisme de la vie nocturne polarise les esprits également en ville de Berne. Le Concept pour la vie nocturne tente par la mise en place de diverses mesures de concilier les intérêts des habitants, des clubs et des usagers. Parmi ses priorités figurent la communication et la prise de responsabilité des exploitants d’établissements publics. Un organe de médiation pour toutes les personnes concernées a également été mis en place. Des progrès ont déjà été constatés en matière de lutte contre le bruit et du point de vue de la quantité de déchets abandonnés sur la voie publique. Ces dernières années, la vie nocturne en ville de Berne s'est fortement développée, en particulier dans la partie haute de la vieille ville. Cette effervescence n’a pas déclenché l’enthousiasme des riverains. Le conflit s’est exacerbé lorsqu’un club renommé a dû fermer définitivement ses portes en raison du bruit qu’il occasionnait. Plusieurs interventions parlementaires ainsi qu’une pétition ont attiré l’attention des autorités sur la nécessité d’établir un Concept pour la vie nocturne bernoise. Les médias ont également largement relayé cette demande. Une association, Pro Nachtleben Bern (promotion de la vie nocturne à Berne) et une commission, Bar und Club Kommission Bern (BuCK), se sont ensuite créées. Plusieurs tables rondes ont réuni les exploitants d’établissement et les habitants. Elles ont permis de cerner plus précisément les besoins, demandes et réclamations de toutes les parties. La ville de Berne a ensuite élaboré un projet, qu’elle a présenté aux partis politiques et aux associations et organisations concernées. Cette 54 forum du développement territorial 03 / 2015 — Villles procédure de consultation a débouché, en septembre 2013, sur l’adoption du Concept pour la vie nocturne, qui propose 18 mesures tenant compte des besoins des différentes parties. Ce concept permet à la ville de Berne de maintenir une vie nocturne et culturelle dynamique et attractive, tout en faisant res- pecter des règles claires. Ce document n’est bien sûr pas gravé dans le marbre; Il sera régulièrement réexaminé et adapté à l’évolution de la société. Une première réactualisation est prévue pour 2016. Un plan-sécurité pour rassurer les partenaires L’une des mesures phares du Concept pour la vie nocturne est le plan-sécurité (SecurityKonzept) développé dans le but de limiter la quantité de déchets jetés dans la rue, d’abaisser le niveau de bruit et de réduire le vandalisme nocturne. Ayant été élaboré par les autorités concernées (préfecture de BerneMittelland, police cantonale bernoise, exécutif de la ville de Berne), en collaboration avec des groupements spécialisés (BERNcity, GastroStadtBern, IG Aarbergergasse und Umgebung), ainsi qu'avec plusieurs exploitants d’établissements publics, il bénéficie d’un large soutien. Il énumère en premier lieu les conditions et les règles que les établissements doivent observer, ainsi que les nuisances qu’ils doivent éviter. Sont assujettis au plan-sécurité tous les établissements au bénéfice d’une autorisation générale d’ouverture prolongée en ville de Berne, c’est-à-dire tous les locaux au bénéfice d’une autorisation annuelle de prolonger leurs horaires d’ouverture au-delà de 0 h 30, certains jours de la semaine. Un projet pilote a été initié en 2011 dans les ruelles proches de la gare de Berne – Aarbergergasse, Neuengasse, Genfergasse et Speichergasse - qui comptent de nombreux cafés, bars, restaurants et clubs. A la suite des nombreuses réactions positives, le plan-sécurité a été élargi à l’ensemble du territoire de la ville. Le plan-sécurité règle, par exemple, l’obligation d’engager du personnel de sécurité qualifié. Une autre mesure consiste à désigner dans chaque établissement une personne faisant l’interface avec les autorités. Cette personne peut annoncer tout incident grâce à un téléphone mobile mis à sa disposition, dont le numéro est enregistré par les autorités. Cet appareil, utilisable seulement pendant les heures d’ouverture, est réservé aux communications de l’établissement avec les autorités – par exemple questions adressées forum du développement territorial 03 / 2015 — Villles aux services communaux ou demandes d’assistance. La personne qui appelle peut être immédiatement identifiée, ce qui raccourcit le temps de réaction. Inversement, cela permet aux autorités de prendre contact en tout temps avec la personne de référence. 55 Cette mesure a pour but d’améliorer la collaboration, notamment en cas d’urgence, et de permettre des interventions plus rapides. De plus, ce téléphone est un précieux outil de mise en confiance, qui ouvre des perspectives de collaboration constructives. Un autre objectif visé par le plan-sécurité est d’encourager les échanges et la recherche de solutions entre les autorités et les établissements. Pour cela, des tables rondes sont organisées plusieurs fois par année pour discuter de problèmes, propositions et demandes, et pour échanger des avis sur les expériences réalisées. l’ont mis en œuvre. Grâce à ce concept, les conditions de sécurité dans les endroits sensibles – dans l’Aarbergergasse par exemple – se sont considérablement améliorées. Cela démontre que les exploitants de clubs sont plus conscients de leurs responsabilités en matière de sécurité, de propreté et de tranquillité. Un organe neutre de médiation pour la gestion de conflits En septembre 2013, lors de l'adoption du Concept pour la vie nocturne bernoise, 33 établissements avaient adhéré au plan-sécurité. Entre-temps, plus de 70 établissements Le Concept pour la vie nocturne prévoit par ailleurs la nomination d’une personne de contact neutre, à laquelle les habitants peuvent en tout temps s’adresser pour formuler des demandes, poser des questions ou se plaindre de nuisances liées à la vie nocturne. La nécessité d’engager une telle per- 56 forum du développement territorial 03 / 2015 — Villles sonne n’a été contestée ni par les habitants, ni par les clubs. La tâche principale de cette dernière est d’assurer une médiation en cas de conflit entre la population et un exploitant de club, ou entre les autorités et les clubs ou bars, et de fournir des renseignements généraux sur la vie nocturne bernoise. Ce médiateur doit agir rapidement et simplement, et cultiver un contact étroit avec les autorités, les établissements publics et les associations de quartier. La ville de Berne a pu confier un mandat dans ce sens à l’ancien responsable de l’Office municipal de la jeunesse, un spécialiste de la médiation. Cette année, le médiateur a été sollicité pour deux conflits importants. Il a aussi répondu à diverses demandes d’exploitants, d’habitants, de médias et d’organisations spécialisées. Des conteneurs de clubs pour éviter l’abandon de déchets dans la rue Afin de résoudre le problème de l’abandon sur la voie publique d’emballages de nourriture et surtout de bouteilles vides, la ville de Berne a lancé un projet pilote consistant à offrir des conteneurs à déchets de 360 litres aux clubs situés le long des ruelles très fréquentées durant la soirée. Pendant la journée, les exploitants les remisent dans leurs locaux, et durant les heures d’ouverture, ils les placent devant leur porte. Les déchets sont ensuite collectés par les services municipaux. Selon l’évaluation effectuée au terme de cette année pilote, il y a moins de bouteilles, de verres et d’éclats de verre qui traînent, et les risques de blessures ont donc diminué. Cette action est un succès et sera poursuivie dans un périmètre plus large. Il ne faut pas s’arrêter en si bon chemin Le Concept pour la vie nocturne énonce des mesures différenciées à court, moyen et long terme. Les mesures à court terme, réalisables dans les deux ans, ont été pour la plupart mises en œuvre. De même, la majeure partie des mesures à moyen terme, réalisables dans les cinq ans, ont été lancées, que ce soit sous forme de projet pilote, d’examen plus approfondi ou de négociations. Quelques-unes des mesures prévues dans le concept n’ont toutefois pas pu être développées en raison de leur incompatibilité avec des lois cantonales ou fédérales en vigueur. C'est le cas de la mesure « Adaptation des prescriptions en matière de bruit », prévue à long terme dans le Concept pour la vie nocturne. En effet, le Conseil national a rejeté la motion de Kathrin Bertschy, conseillère nationale pourtant soutenue par la ville de Berne. La motion chargeait le Conseil fédéral de proposer au Parlement une modification des dispositions légales. Il s’agissait d’autoriser la création d’une nouvelle zone d’affecta- tion cantonale, dénommée « zone urbaine », dans laquelle auraient pu s’appliquer des valeurs limites de bruit différenciées en fonction de l’origine du bruit. Grâce à son Concept pour la vie nocturne, la ville de Berne empoigne énergiquement les problèmes liés aux utilisations nocturnes, toujours plus intenses, de l'espace public. Les expériences conduites jusqu’à présent montrent que des progrès ont été réalisés dans de nombreux domaines, mais que ceux-ci s’inscrivent dans un processus en constante évolution. — (traduction) Le Concept pour la vie nocturne (en allemand seulement) et son plan d’ensemble sont téléchargeables à l’adresse suivante: http://www.bern.ch/leben_in_bern/freizeit/ ausgang-in-bern MARIANNE CATILLAZ-DUBEY, *1975, est juriste. Elle a passé sa licence à l’Université de Fribourg et travaille depuis 2003 à l’Inspection de la police de la Ville de Berne. Son champ d’activité comprend notamment la clarification de certaines questions juridiques et la conduite de procédures administratives et législatives. Dans le cadre de cette fonction, elle a participé à l’élaboration du Concept pour la vie nocturne. forum du développement territorial 03 / 2015 — Villles 57 INVITEE ALEXANDRA HEEB « Une ville vivante est une ville qui sait négocier, toujours. » Interview: Pieter Poldervaart Photos: Flurin Bertschinger 58 forum du développement territorial 03 / 2015 — Invitée Les bruits nocturnes et autres nuisances de la société 24h/24 sont très fluctuants. Ils apparaissent, disparaissent et réapparaissent soudainement. Au lieu de miser uniquement sur la police et les services d’ordre, Alexandra Heeb, déléguée à la sécurité des quartiers de la ville de Zurich, organise des tables rondes avec des exploitants de clubs et des riverains. Le bruit reste toutefois un problème récurrent, concède-t-elle. Mais la négociation, l’écoute et la médiation permettent à une ville de maîtriser cette contradiction. Dans ce pays, quand on parle de société 24h/24, on pense tout de suite à la Langstrasse de Zurich. Ce haut lieu de la vie nocturne en Suisse vous donne-t-il du fil à retordre? Alexandra Heeb: La table ronde que nous organisons pour la Langstrasse est celle qui nous mobilise le plus pour le moment. Cependant, la vie nocturne ne se limite pas à la Langstrasse. Depuis la suppression des heures de fermeture du soir et la libéralisation de la loi de 1996 sur l’hôtellerie et la restauration, le nombre d’établissements autorisés à rester ouverts toute la nuit est passé de moins de 100 à plus de 650 aujourd’hui. Autre indice indiquant un accroissement des activités nocturnes: de 2003 à 2012, le nombre de personnes qui utilisent les transports publics zurichois ZVV (Zürcher Verkehrsverbund) a connu une augmentation de plus de 221 %. La poule et l’œuf ou l’œuf et la poule? Au début, les ZVV ont juste adapté les fréquences à la demande. Peu à peu, cette infrastructure de transport est devenue ellemême un encouragement à sortir: les jeunes, surtout, pouvaient rentrer de leurs soirées sans se ruiner. Or, depuis l’introduction de trajets nocturnes dans le RER, la fréquentation a considérablement changé: si les trajets nocturnes à 2 h du matin étaient à l’origine conçus pour les voyageurs souhaitant rentrer à la maison, ils permettent dorénavant aux fêtards tardifs de commencer leur soirée. La société 24h/24 a donc tendance à se décaler vers le petit matin. De plus, l’excellence de ce service nocturne incite désormais des personnes de toute la Suisse alémanique à sortir à Zurich. « Nous voulons montrer que la ville prend toutes les parties concernées au sérieux. » La ville de Zurich serait donc le must de la vie nocturne dans notre pays? Dans une certaine mesure, seulement. Toute la ville de Zurich n’est pas concernée. Une cartographie SIG montre que les établissements au bénéfice d’une autorisation d’ouverture nocturne sont concentrés dans les quatre quartiers de la Langstrasse, du Niederdorf, de Zurich West et d’une partie de l’arrondissement 3. En superposant cette carte à celle des plaintes pour cause de bruit, on voit une corrélation entre les deux phénomènes. La société 24h/24 n’a toutefois pas pénétré dans les autres quartiers. Les différences sont d’ordre géographique, mais aussi temporel: la société 24h/24 s’accélère à l’approche du week-end. Le projet « Nachtleben » n’a pas pour ambition de proposer un catalogue de mesures mais de montrer que la ville prend au sérieux ce phénomène et s’intéresse aux personnes concernées: les riverains, qui doivent supporter le bruit et les diverses nuisances et se prémunir contre des soirées trop agitées; les acteurs du spectacles et du divertissement, qui se plaignent de la pénurie de lieux et de locaux; enfin, les divers services de l’administration municipale, sollicités différemment ou selon de nouveaux horaires. Comment expliquer un tel boom de la société de loisirs? Comment réagit l’administration de la ville? Si nous le savions! Manifestement, beaucoup de gens ont davantage d’argent et de loisirs qu’auparavant. Les sociologues euxmêmes ne sont pas d’accord sur les raisons de ce phénomène. Il y a sans doute plusieurs explications. Je n’en ai pas. D’ailleurs, notre travail n’est pas de rechercher les causes de ce phénomène, mais d’en gérer les conséquences. Le projet « Nachtleben » (vie nocturne) de la ville de Zurich vise à prévenir les excès. Pouvez-vous nous en parler? Durant ce semestre d’été, nous avons tenté l’expérience de concentrer sur les weekends – lorsqu’une présence plus importante est nécessaire – l’engagement d’une unité de police composée d’une trentaine de collaborateurs. Nous devons encore procéder à une évaluation. Autre exemple: retarder le passage du service de la voirie, car les rues et les trottoirs ne peuvent être nettoyés qu’après le retour au domicile des derniers noctambules. Or de nombreuses personnes actives partent de chez elles à 7 h du matin et s'attendent à trouver une ville propre. forum du développement territorial 03 / 2015 — Invitée 59 « Nous avons surtout besoin d’améliorer les relations de voisinage: chacun doit admettre que les autres existent aussi. » prix, mais ce lieu est resté mort durant de longues années. Entre-temps, il s’est mué en espace de rencontre pour les jeunes, mais le bruit et les déchets abandonnés gênent le voisinage. Il a donc fallu prendre une série de mesures: augmenter la fréquence des patrouilles de la police municipale, organiser une gestion différenciée du parc par le Service des espaces verts (Grün Stadt Zurich), prévoir un passage de la voirie municipale à des heures bien déterminées pour nettoyer le parc et mettre en place une ligne téléphonique directe permettant à la population de se plaindre des nuisances. La ville ne doit-elle pas surtout affronter le problème des déchets jetés sur la voie publique? Pas seulement. Un grand nombre d’unités administratives sont concernées. Souvent, des interventions très rapides sont nécessaires, que ce soit de la police, du service de la voirie ou des espaces verts. Il s’agit de gestion, mais aussi de développement urbain. Nous avons réagi à cette complexité en proposant une plateforme qui permette d’examiner les besoins et d’étudier les ré- 60 ponses à apporter. Il nous semble par ailleurs primordial de considérer que la vie nocturne a, certes, de l’importance, mais que ses conséquences doivent rester supportables pour le voisinage. Comment procédez-vous? Prenons l’exemple du parc MFO dans le quartier de Zurich-Nord. L’aménagement de ce jardin suspendu, qui est l’ancien site de production de la Maschinen Fabrik Oerlikon a, certes, été récompensé par de nombreux forum du développement territorial 03 / 2015 — Invitée Vous intervenez lorsque les voisins appellent? Ce n’est pas si simple car la population doit également faire sa part. Son rôle ne se limite pas à signaler des abus. Elle doit également suivre ce qui se passe et informer des éventuels progrès qu’elle aurait constatés. Parfois, c’est un riverain qui est désigné comme personne de contact et interlocuteur téléphonique. Notre objectif est de parvenir à un équilibre entre les usagers de l’espace public et le voisinage. Et comment impliquez-vous le voisinage? Comme je l’ai dit précédemment, la Langstrasse est le lieu qui nous mobilise le plus. Le conflit a repris ce printemps. Dans une lettre ouverte, le voisinage s’est plaint du tapage nocturne et de la saleté laissée par les fêtards. Quelques jours plus tard, les personnes visées ont réagi en adressant une pétition aux autorités. Les positions de chaque partie s’étaient durcies. Nous avons donc décidé d’organiser une table ronde, à laquelle plus de 100 personnes se sont inscrites. Notre objectif était de parvenir par le dialogue à dégager des pistes pour améliorer le vivre-ensemble. En effet, la Langstrasse est à la fois un lieu de sortie et un quartier d’habitation. Cette table ronde était-elle quelque chose de nouveau? curité. D’autres, au contraire, pensent que les éclairages intenses attirent les noctambules, ce qui augmente les nuisances. En ce moment, nous faisons un test dans le parc MFO pour examiner si la baisse d’intensité de l’éclairage tranquillise la vie nocturne. Les mesures d’ordre organisationnel sont des instruments plus souples à manier que les mesures d’aménagement, car nous pouvons faire des essais et revenir plus rapidement en arrière si nécessaire. La brigade Sécurité Intervention Prévention (sip) est un service qui n’existe qu’à Zurich. Pourquoi un énième service, en plus de la police et des services privés de sécurité? La sip, qui dépend du Département des affaires sociales, est un service d’ordre de proximité, sans compétence de police. Elle ne peut donc prendre aucune mesure de contrainte. Ses collaborateurs portent une tenue de travail reconnaissable, mais pas d’uniforme. Les patrouilles, effectuées à deux ou trois, sont une sorte de service civique officiel. Les patrouilleurs vont à la rencontre de personnes qui ont un comportement problématique: par exemple quelqu’un qui fait beaucoup de bruit à 2 h du matin dans un quartier d’habitation, ou un groupe de personnes qui laissent tous leurs déchets sur place lorsqu’elles quittent leur lieu de rassemblement. La collaboration avec la police s’est avérée efficace. Ce concept est d’ailleurs repris par d’autres villes suisses. Quels sont les lieux les plus problématiques? Je ne parlerais pas de lieux ou de personnes problématiques. Le bruit est une gêne, Non, mais on ne parvient habituellement à réunir que 20 à 30 personnes à une table ronde. Celle de la Langstrasse est la première de cette ampleur. Mises à part les mesures d’ordre organisationnel, une telle table ronde débouchet-elle sur une nouvelle manière d'aménager l'espace? Dans le cadre du projet zurichois « Nachtleben », nous nous occupons surtout de gestion et moins d’aménagement, car nous partons d’une réalité objective. Certes, l’aménagement urbain et l’éclairage public sont des aspects importants; mais une organisation intelligente de l’espace public peut suffire à favoriser la rencontre entre voisins, et à mieux connaître les services de l’administration communale. Elle permet d’identifier plus rapidement les évolutions indésirables et donc de les combattre. L’éclairage est un sujet de discorde qui réapparaît régulièrement. Les uns défendent l’idée que les éclairages intenses sont un gage de sé- ALEXANDRA HEEB, *1976, a fait des études d’économie d’entreprise et de philosophie. A la fin de son cursus universitaire, elle a d’abord travaillé au sein du Département des affaires sociales de la ville de Zurich, puis a été engagée comme secrétaire exécutive de la Commission des finances du canton de Berne. Depuis 2011, elle travaille au Département de la police de la ville de Zurich en qualité de déléguée à la sécurité de quartier. forum du développement territorial 03 / 2015 — Invitée 61 certes, mais les lésions corporelles graves ou les homicides sont rares. Le vendredi et le samedi soir sont les plus difficiles à gérer; d’ailleurs la police a observé que 4 h du matin était l’heure la plus critique: l’ambiance commence à se dégrader, le niveau d’alcoolémie ou d’autres substances est élevé, les femmes sont pour la plupart rentrées chez elles, les quelques noctambules qui restent sont frustrés, la violence peut éclater à tout moment. « Les tables rondes ne sont pas seulement sympas; elles peuvent et doivent contribuer à alléger le travail de l’administration municipale sur la durée. » La Langstrasse a la réputation d’être bruyante la nuit, mais aussi celle d’être une scène de violence. Comment qualifieriezvous la sécurité à Zurich? Depuis plusieurs années, la criminalité est en légère, voire forte baisse dans presque tous les domaines. Zurich est aujourd’hui une ville bien plus sûre qu’auparavant, et ce, même la nuit. Bien entendu, nous ne devons pas relâcher nos efforts de prévention de la violence. Mais la question centrale est de préserver un équilibre entre les différents usagers. En d’autres termes: il est bon que Zurich soit une ville animée la nuit, mais il faut aussi pouvoir y dormir. Les chiffres disent que la violence nocturne est en recul; mais quel est le sentiment de la population? Le sentiment subjectif de sécurité est élevé, il est en augmentation. Les réponses affirmatives à la question: « Vous sentez-vous en sécurité ou très en sécurité lorsque vous rentrez chez vous à 2 h du matin? » se situent entre 80 et 100 % selon le quartier concerné, ce qui est très satisfaisant. Il faut donc renforcer la sip et pas la police? disparaître au bout de deux minutes. Nous avons surtout besoin d’améliorer les relations de voisinage: chacun doit admettre que les autres existent aussi. Par exemple, les clubs peuvent contribuer efficacement à la tranquillité du voisinage en demandant à leurs usagers de finir leur dernière bière à l’intérieur et de ne pas continuer leurs discussions devant la porte. ? Parvenez vous à impliquer effectivement les clubs et les acteurs de la nuit dans votre démarche? Ces dernières années, nous avons considérablement intensifié notre collaboration. Il est primordial de rechercher les interlocuteurs appropriés. Depuis peu, Zurich dispose non seulement d’une Commission des bars et des clubs, mais également d’un « Conseil municipal de la vie nocturne », dans lequel sont désormais représentés les usagers, en plus des acteurs institutionnels et privés. Quels sont les résultats de cette collaboration? Rien que par sa présence, la police contribue également à tranquilliser les quartiers. La sip ne peut lutter, à elle seule, contre le bruit car cette nuisance est « volatile » et peut Jusqu’à présent, nous nous sommes limités à des échanges et des rencontres. Cela permet de rechercher des solutions consen- 62 forum du développement territorial 03 / 2015 — Invitée suelles dans des cas problématiques. Des accords informels sont alors possibles. Nous sommes intéressés par le développement de ce genre de coopérations volontaires. Avec les 655 établissements au bénéfice d’une autorisation d’ouverture la nuit? Il faut relativiser, bien sûr! Il s’agit de cibler d’abord les clubs importants, qui peuvent être à l’origine de plaintes pour cause de bruit, ainsi que les lieux de grands rassemblements. Quelles sont les limites de ce type de pourparlers et de coopérations? Ces limites interviennent dès que la loi entre en jeu. Avant cela, tout est possible et souhaitable. Si les parties (restaurateurs, hôteliers, population et administration) sont parvenues à un accord à l’amiable dans un cas précis, personne ne rompra cet accord uni- Lorsque les conflits sont très aigus, on procède à une première appréciation déjà au bout de quelques semaines pour voir si les promesses ont été tenues et si le compromis négocié est solide. Zurich dispose d’un autre instrument de consultation: la « Nightlife-Roundtable » (table ronde de la vie nocturne). Une appellation franchement louche! latéralement. La principale vertu de cette approche est d’éviter de passer par la case judiciaire. Expérience faite, les procédures de participation sur des questions d’aménagement prennent beaucoup de temps, et malgré tout, les divers groupements d’intérêts poursuivent leur action en justice… Un conflit aigu n’est pas un projet d’aménagement à long terme. En matière d’aménagement, les participants à une procédure de consultation ignorent la mouture finale des planifications. En matière de bruit, les riverains concernés ont souvent déjà saisi la justice et sont en attente de décision. La table ronde vient alors « sauver la situation », mais elle demande beaucoup d’énergie: il n’est pas facile de faire asseoir autour d’une même table des personnes qui défendent des intérêts et des points de vue diamétralement opposés, puis de rechercher des compromis. Pas du tout! Les réunions ont lieu aux heures de bureau… Les représentants des clubs, des services de sécurité privés et des différentes autorités municipales se réunissent quatre à cinq fois par année. Nous sélectionnons par exemple un acte de violence parmi nos dossiers, et nous discutons de la façon dont l’exploitant du club et le service de sécurité auraient pu agir pour faciliter la tâche de la police. A partir de l’analyse d’un cas particulier, nous mettons au point des règles générales. Dans ce cas concret, nous avons rédigé un mémo indiquant où, quand et comment réagir. Beaucoup d’exploitants de clubs et de services de sécurité trouvent intéressant de connaître et de comprendre l’autre partie. Nous déconstruisons les préjugés, ce qui simplifie la collaboration quand les choses deviennent sérieuses. Vous jouez un rôle charnière? Je ne suis pas toute seule. Certes, je suis autant l’interlocutrice de la population que des commerçants pour ces questions. Cependant, je dois souvent assurer également la coordination au sein de l’administration municipale. A notre époque, où le rôle des spécialistes est très important, il faut également des personnes qui conservent une vue générale de domaines aussi différents que l’art, la culture, l’organisation de soirées de divertissement, la sécurité, la saleté, le bruit et les urgences. Souvent, une telle coordination informelle décharge efficacement les services et évite les lourdeurs administratives. forum du développement territorial 03 / 2015 — Invitée Avez-vous des contacts au-delà de la périphérie zurichoise? Nous sommes membres du groupe de travail « Vie nocturne urbaine » de l’Union des villes suisses, qui se réunit deux fois par année. Chaque ville, chaque quartier est différent. Cependant, nous glanons toujours des propositions émanant d’autres villes, que nous pouvons adapter à notre situation. Presque toutes les petites villes sont confrontées à des problèmes similaires aux nôtres. Des tables rondes, des partenariats dans les quartiers… tout cela ne fait-il pas exploser vos dépenses? Certes, ces procédures ont leur prix. Mais elles reviennent moins cher qu’une augmentation de la fréquence des patrouilles policières la nuit ou qu’un passage supplémentaire du service de voirie. En effet, la ville de Zurich doit veiller à couvrir ses coûts. Aussi nous efforçons-nous, grâce au dialogue, de maintenir au plus bas niveau possible les conflits et les dépenses. Les tables rondes ne sont pas seulement sympas; elles peuvent et doivent contribuer à alléger le travail de l’administration municipale sur la durée. Vous essayez d’atténuer les conflits. Mais peut-on vraiment maîtriser la contradiction entre densification et utilisation plus intensive? Cette contradiction existe et ne disparaîtra jamais. Une ville vit. Il s’agit de résoudre les conflits en veillant à ce que les gens vivent agréablement dans leur quartier, mais à ce que la vie nocturne y soit aussi possible. Il n’y a pas de recette miracle ou de solutions à long terme; il faut sans cesse renégocier… comme dans la vie. Ces processus permanents de médiation et d’apprentissage caractérisent une ville où il fait bon vivre. — (traduction) 63 ETRANGER Ville de Lyon : entre éclairage fonctionnel réfléchi et esthétique Alessia Daouk [email protected] 64 forum du développement territorial 03 / 2015 — Etranger Convaincue du rôle essentiel que joue la lumière dans le développement urbain, la ville de Lyon est très active depuis plus de vingt ans dans la gestion de l’éclairage public. Comme l’illustrent les plans lumière successifs et la Fête des Lumières l’éclairage, à Lyon, n’a pas seulement une valeur fonctionnelle ou sécuritaire, il est devenu un moteur social, économique et artistique qui a profondément modifié l’image de la ville. C'est en 1989, grâce à Michel Noir, alors maire de la ville, que le premier Plan lumière, élaboré sous la direction du Service d'éclairage public voit le jour, faisant de Lyon une pionnière de l’éclairage public. Le Plan Lumière est un outil stratégique qui fournit des orientations, des priorités, et qui liste des actions de valorisation de l’espace public et du paysage urbain à différentes échelles et sur le long terme. Il formule des recommandations qui n’ont pas de valeur prescriptive. Sa principale vocation est de construire une nouvelle image de la ville, cohérente et harmonieuse. Le Plan Lumière est un processus ouvert, évolutif, souple et adaptable dans le temps. Il débute par l’établissement d’un inventaire de l’existant, puis consiste à choisir et prioriser des zones sur lesquelles travailler dans le cadre d’un phasage des réalisations et des investissements. Le premier Plan Lumière de Lyon a permis de mettre en valeur environ 300 bâtiments et sites emblématiques du centre-ville. Le deuxième Plan Lumière En 2004, à la faveur d’une nouvelle municipalité et sous la direction de Gilles Buna, un deuxième Plan Lumière est élaboré. Conservant la même armature que le premier, il élargit son champ d’action et les défis liés à la mise en scène de la ville, puisqu’il am- bitionne de laisser plus de place à la création et d’intégrer de nouvelles possibilités techniques. Il aspire également à mieux utiliser la lumière dans un souci de développement urbain durable et social et à prévenir les risques de « cacophonie lumineuse ». En résumé, il vise à aménager la ville selon une démarche multicritères, en tenant compte des activités humaines et des particularités des sites, tout en conjuguant la mémoire des lieux, l’urbanisme, l’architecture, la sociologie, l’art et l’écologie. Plus concrètement, le nouveau Plan Lumière ne vise pas seulement à éclairer les monuments, mais également à illuminer d’autres éléments de la ville utilisés par les citoyens, de manière à accompagner leurs activités quotidiennes. Il se focalise sur les quartiers, sur les éléments du paysage naturel (collines, cours d’eau, axes de circulation, ponts, etc.) et sur la singularité de la topographie. Il s’appuie notamment sur les projets appelés Lyon-Confluence, Vaise industrie et la Du- forum du développement territorial 03 / 2015 — Etranger chère pour concevoir des plans lumière et créer des « ambiances lumineuses » différenciées et spécifiques à chaque quartier. Ce Plan Lumière va de pair avec la revalorisation des quartiers auxquels il donne une nouvelle identité : la lumière dessine une nouvelle silhouette de la ville, en raconte la réalité tout en mettant en avant sa diversité et sa richesse. Consommer comme en 1989 Du point de vue environnemental, le nouveau Plan Lumière encourage la création de projets plus économes en énergie. Dès 2006, l’éclairage public est progressivement rénové dans une optique de développement durable. Par exemple, pour réduire la consommation énergétique des lampes et la pollution lumineuse, les technologies LED sont utilisées chaque fois que cela est possible et des « horaires d’éclairage raisonnés » (pas d’éclairage de certains trottoirs entre 1 h et 5 h du matin, ni d’illumination des 65 Ville de Lyon, Le nouveau Plan Lumière, 2004 www.static.lyon.fr/vdl/contenu/actualites/ Plan_lumiere.pdf parcs fermés) sont introduits. L’objectif environnemental que s’est fixé la ville est de retrouver un niveau de consommation équivalent à celui existant avant la mise en place du premier Plan Lumière, en 1989. Selon ses concepteurs, l’appropriation du Plan Lumière par les acteurs de la nuit est indispensable pour assurer sa réussite. Ainsi, pour mener à bien sa démarche, la ville a associé à ses réflexions plusieurs partenaires provenant de différents horizons. Les sujets centraux ont été débattus au sein de trois ateliers rassemblant chercheurs, experts (urbanistes, sociologues, techniciens, etc.), professionnels (commerçants, etc.), associations, concepteurs, acteurs de quartier. En 2002, la ville de Lyon a créé le réseau international LUCI (Lighting Urban Community International), qui rassemble plus de 100 villes (Paris, Helsinki, Moscou, Shanghai, Séoul, Montréal, Amsterdam, etc.) et 40 membres associés (professionnels de la lumière, universités, etc.) convaincus du rôle essentiel que joue la lumière dans le développement 66 urbain, économique et social. L’objectif de LUCI est d’échanger, promouvoir et faire progresser les connaissances en matière d’éclairage. L’exploit lyonnais Participant de manière importante à la notoriété de la ville, la Fête des Lumières est célébrée à Lyon depuis 1999. Cette manifestation, issue de la tradition religieuse, remonte à 1850. Elle a lieu chaque premier week-end forum du développement territorial 03 / 2015 — Etranger de décembre et dure quatre jours. Lors de la dernière édition, plus de 130 artistes ont mis en scène 75 sites et environ 3 millions de spectateurs ont admiré leurs œuvres éphémères. Certaines des meilleures réalisations de la Fête des Lumières sont néanmoins maintenues de manière pérenne. La manifestation est également organisée en tenant compte du développement durable puisque la consommation qu’elle occasionne ne représente que 0,1 % de la consommation annuelle consacrée à l’éclairage de la ville. Grâce au Plan Lumière et à la Fête des Lumières, l’image de la « ville qui ne se faisait pas remarquer » a été modifiée. Sa visibilité s’est accrue et elle est devenue une destination touristique d’attrait international, notamment lors de la Fête des Lumières. En développant une gestion de l’éclairage structurée, spécifique, artistique, concertée et durable, la ville de Lyon a revalorisé son image en profondeur. Elle a aussi contribué à faire progresser la perception même de l’éclairage public, et partage désormais ses connaissances au sein du réseau LUCI, qu’elle a fondé. En valorisant son patrimoine (construit ou non), sa topographie et les grands axes historiques par son travail sur la lumière, elle a su donner une cohérence d’ensemble à son territoire et aux activités humaines qui s’y déroulent. — Site Internet de la ville de Lyon http://www.lyon.fr/page/projets-urbains/ plan-lumiere.html Jean-Pierre Charbonneau, Le nouveau Plan Lumière de Lyon http://www.jpcharbonneau-urbaniste.com/ index.php/articles/textes-divers/le-nouveauplan-lumiere-de-lyon/ Site Internet de la Fête des Lumières http://www.fetedeslumieres.lyon.fr/fr ALESSIA DAOUK, *1980, est urbaniste FSU, géo- graphe et titulaire d’un MAS en urbanisme durable. De 2008 à 2014, elle a travaillé pour deux villes romandes, Vevey et Nyon. Depuis 2015, elle est collaboratrice scientifique au sein de la section « urbanisation et paysage » de l’ARE, où elle s’occupe de la politique des agglomérations. forum du développement territorial 03 / 2015 — Etranger 67 REPORTAGE A la recherche du cœur de la vie nocturne Stefanie Pfändler [email protected] 68 forum du développement territorial 03 / 2015 — Reportage Le jour, Soleure s’enorgueillit de sa vieille ville baroque, de ses places animées et de ses nombreux cafés. Une fois la nuit tombée, la vie se concentre sur un petit tronçon des quais de l’Aar, tandis que les néons du quartier de la gare engloutissent la nuit. Impressions d’une métamorphose nocturne. Soleure est une petite ville suisse pittoresque digne d’un paysage de carte postale. Dans les rues piétonnes de la vieille ville baroque, habitants et touristes déambulent devant les nombreuses curiosités; les places, bordées de cafés animés, sont ornées de fontaines richement décorées. Le dialecte bernois prédomine, avec toutefois quelques touches de français qui font tout le charme de Soleure. Aujourd’hui encore, la ville est fière de son passé diplomatique; elle aime se nommer « Cité des ambassadeurs », ce qu’elle fut effectivement, dès la fin du Moyen-Age et deux siècles durant, en tant que résidence de l’émissaire des rois de France. Le cosmopolitisme des Soleurois prend toutefois fin à la tombée de la nuit. « Laisse tomber! », me recommande un ami soleurois en bon dialecte corsé, lorsque je lui demande de m’indiquer les lieux les plus animés de la vie nocturne pour rédiger un papier. « Le seul club de Soleure c’est le Kofmehl, mais c’est un vieux croulant qui chante ce soir. » En creusant le sujet, j’arrive à la conclusion qu’il est préférable d’aller au Solheure ou à l’Öufi (la rive en bernois), mais surtout du côté du fameux Aaremüürli, le cœur de la vie nocturne soleuroise. L’Aaremüürli (le petit mur de l’Aar), n'est en fait rien d'autre que le quai de l’Aar. Mais c’est précisément là que je vais mener ma petite enquête. En effet, dès la fermeture des commerces, dans la lumière blafarde des lampadaires, l’imposante cathédrale Saint-Ours perd sa valeur cardinale au profit de la bière. Ambiance sympathique et conviviale dans ce bar du bord de l’Aar L’heure où la ville s’assoupit « Ici, c’est sympa; on est entre potes… », explique un homme jeune assis à côté de sa bière sur le mur qui surplombe l’Aar, le müürli, justement. « Les soirées commencent toujours ici. » confirment ses amis. Effectivement, les bars s’alignent les uns à côté des autres le long de ce quai. Malgré la fraîcheur de ce début d’automne, les clients sont attablés à l’extérieur; ils boivent et rient fort. C’est un lieu de sortie classique, mais plus modeste et tranquille qu’ailleurs. Alors que le niveau sonore sur les quais monte d’un cran à chaque nouvelle bière, le reste de la ville s’endort lentement. Les façades historiques tant admirées durant la journée plongent dans l’obscurité, tandis que la vie à l’intérieur des maisons se révèle aux passants. Dans l’encadrement des fenêtres éclairées se détache la silhouette des habitants: ici, un homme mitonne un petit plat forum du développement territorial 03 / 2015 — Reportage dans sa cuisine; là, une femme lit un livre dans son fauteuil à bascule. L’agitation des commerces s’est éteinte depuis longtemps; le personnel des restaurants qui se vident commence à débarrasser les tables après avoir servi les dernières consommations. La vie nocturne soleuroise semble effectivement se concentrer sur quelques mètres carrés. Le pont du Kreuzacker relie la vieille ville à la gare. Quelques silhouettes le traversent à la hâte. Si, aux premières heures du soir, on pouvait encore observer une grande animation à la gare et sentir la fébrilité des passants pressés de préparer leur soirée, à cette heure-ci, ce nœud de circulation névralgique est complétement désert. Seuls les fast-foods Subway et McDonald’s sont encore ouverts, mais ils sont vides contrairement aux bars des quais de l’Aar. Trois jeunes sont assis dehors à une table dégarnie. Ils mangent des chips et semblent appré- 69 Les bars et restaurants se vident. Dehors, la nuit commence et dedans, les traces de la journée s’effacent. cier la tranquillité de la soirée. Un employé des CFF en habit de travail orange somnole un peu plus loin dans un véhicule de service. Il cligne des yeux à chaque éclat de rire des jeunes. Décalage horaire à la gare Dans le passage souterrain de la gare, les néons donnent une étrange impression de 70 forum du développement territorial 03 / 2015 — Reportage décalage horaire. Le jour semble permanent; la lumière crue éclaire sans pitié chaque recoin; l’âme de la nuit s’est évanouie. La profonde désolation de la gare est oppressante. Vers la sortie du souterrain, un employé est affairé à baisser le store du Memo Imbiss, sorte de café-bar dont le dernier client a sûrement été servi il y a longtemps. A côté, le Café-Bar Fairplay cache son activité derrière des vitres réfléchissantes. dial du PLR arborant avec confiance le slogan « Liberté et progrès » (à peine déplacé dans ce contexte). Le dernier train de voyageurs vient tout juste de partir. De retour sur la place de la gare: quelques noctambules attendent le bus pour Biberist ou Jegenstorf. Une patrouille de police roule au pas sur la place; un chauffeur de bus fume sa cigarette comme à l’accoutumée. Soudain un bruit se rapproche et s’amplifie pour devenir assourdissant. Il passe à toute vitesse et nous décoiffe; c’était l'un des trains de marchandises qui distribuent dans toute la Suisse les produits que nous achèterons demain. Le roulement s’évanouit aussi vite qu’il est arrivé; le train suivant se fait entendre quelques minutes plus tard. Trois heures et demie durant, la gare sera livrée au trafic de marchandises. Le passage sous voie: triste et désert Désolation et charme nocturne Aux premières heures du soir, la fébrilité des passants qui se réjouissaient de la soirée à venir était palpable. A cette heure, toute trace d’agitation a disparu. Plus loin, le restaurant Passage, un boui-boui à l’assortiment indéfinissable – viande de mouton, transferts d’argent, service international de téléphonie mobile à bas prix. Quant au dancing adjacent, impossible de savoir s’il a connu des jours meilleurs ou s’il n’a jamais eu de succès. Enfin, à la dernière arcade, les enseignes ont été démontées; un déménagement est en cours… on n’en voudra pas à son locataire. A l'arrière de la gare, l’enseigne d’un supermarché Denner fermé barre la vue. A côté, on voit des devantures de commerces vides, ainsi qu’une affiche électorale format mon- Dans le vide blafard de la gare, je n’ai qu’une envie, celle de rejoindre mon lit, mais les quais de l’Aar restent, eux, très animés. Pas de tubes néon ni d’affiche douteuse, la soirée est sympathique et agréable. Je suis tentée de rester, de commander encore une bière et de mieux faire connaissance avec les Soleurois. J’aimerais surtout profiter de ces heures de pénombre où tout paraît bien plus léger que durant le jour, lorsque la lumière efface les recoins sombres et les mystères de la ville et de ses habitants. Seuls quelques mètres séparent la gare de l’Aar, et pourtant ces deux endroits ne pourraient être plus différents. Là où les néons simulent le jour, la nuit n’a pas sa place. Son charme lui est ravi, elle devient lugubre et désolante. Là où elle peut envelopper ses visiteurs et où il faut avoir le courage de marcher dans l’obscurité, là seulement, la nuit de Soleure se révèle. Aucun panneau indicateur ni aucune carte postale ne vous la signaleront. La nuit confère un nouveau visage à sa sœur diurne. C’est le jour et la nuit… dans les mêmes rues pourtant. — (traduction) STEFANIE PFÄNDLER, *1985, a étudié les sciences politiques et les sciences de l’environnement puis a travaillé en tant que collaboratrice scientifique au sein de la section du développement durable de l’ARE. Depuis 2015, elle travaille au service de l’aménagement du territoire et de la planification des transports de la ville de Dübendorf. forum du développement territorial 03 / 2015 — Reportage 71 POINT DE VUE Errance nocturne à la recherche d’un pack de bières JÜRG SPICHIGER, *1964, est journaliste indépendant et réalise des expositions. Il travaille en tant que curateur de musées et lance également ses propres projets en collaboration avec d’autres partenaires. [email protected] La scène se passe dans le Seeland bernois pas loin du village d’Anet (Ins). Le regard du voyageur se perd au loin, dans un paysage plat comme la main, peu courant en Suisse. Arrivant de l’ouest, un petit coupé racé roule à vive allure sur la route principale. La Peugeot noire prend le rond-point; elle pourrait bifurquer vers la T10, direction Neuchâtel, la ville la plus proche, mais son conducteur a une autre idée en tête. Il fait le tour du rond-point et pénètre dans le vaste parking de la station-service Agrola, avec son tunnel de lavage et son magasin Landi. La Peugeot s’arrête brusquement devant la colonne à essence. A peine extrait de son véhicule, le conducteur, 22 ans à peine, saute sur le pistolet distributeur, tandis que sa passagère s’engouffre dans le TopShop Landi. Ouf, il était temps! 20 h 59, une minute avant la fermeture, l’heure à laquelle les jeunes se souviennent que le frigo est vide, alors que la soirée commence pour eux. La surface commerciale, ouverte également en soirée dans cette région maraîchère, est gérée par la Landi Seeland, qui tient trois autres TopShop dans des stations-service Agrola de cette région. Mais, comme partout ailleurs dans la Suisse rurale, les points de vente ouverts le soir sont exposés à une âpre concurrence. En effet, depuis le tournant de ce siècle, les shops de stations-service BP, Coop Pronto, Migrolino ou Shell ont poussé comme des champignons aux nœuds de communication importants, sur les routes cantonales et sur les contournements de localités. Toutes les compagnies pétrolières veulent en effet doter leurs stations-service de commerces intéressants. A certains endroits, on a tiré intelligemment parti de poches non construites en zone industrielle. Souvent néanmoins, et notamment à Anet, les paysans du coin ont dû sacrifier d’importantes surfaces cultivables. Très souvent, ces commerces, situés au bout de nulle part, sont les points de rassemblement d’une jeunesse motorisée prête à en découdre avec le bitume pendant toute la nuit. Au matin, les routes des environs sont décorées de guirlandes de cannettes de bière et de papiers sales. Les boutiques Landi, qui émanent des coopératives paysannes, ne peuvent rien faire contre ces déchets sauvages. Les politiques restent muets sur la question de la consommation 24 heures sur 24. Certes, il y aurait la possibilité d’agir sur le plan législatif; néanmoins, la majorité des Suissesses et des Suisses semble souhaiter un certain libéralisme des horaires nocturnes. En septembre 2013, le souverain s’est prononcé en faveur de l’ouverture continue des « échoppes » de stations-service autoroutières: « un grand succès pour la liberté des individus », commentait à l’époque la Basler-Zeitung. 72 D’ailleurs, selon le texte de loi, les stations-service des autoroutes ne sont pas les seules à pouvoir profiter de ces heures d’ouverture. Les shops situés sur les « grands axes routiers » peuvent, avec l’assentiment des autorités cantonales, proposer 24 heures sur 24 un assortiment complet de marchandises. Est-ce un oui de principe à la société 24h/24? « Pas forcément, mais le monde change, mon bon monsieur! », me répondent avec pragmatisme de nombreux partisans de cette libéralisation. Changement de décor: aire autoroutière de Grauholz-Sud, sur l’A1, direction Zurich, dans le canton de Berne, fief des stationsservice Migrolino. A l’intérieur, boissons chaudes et viennoiseries sont proposées, et à l’extérieur, une vaste zone fumeurs est mise à disposition sur le parking. Selon la vendeuse, il y a trois sortes de clientèle: premièrement, les gens qui travaillent la nuit ou commencent leur travail très tôt; les chauffeurs de taxi, par exemple, viennent se ravitailler à toute heure du jour; ils font le plein, prennent un café ou amènent des clients qui viennent faire leurs courses. Deuxièmement, les vacanciers, qui apprécient la conduite de nuit, car les routes sont alors dégagées. Et enfin, les gens qui se rendent à une soirée, les oiseaux de nuit, les fêtards, le week-end surtout, qui viennent acheter de l’alcool et des cigarettes. « Parfois, les gens sont surexcités et le ton monte… », explique la vendeuse. Jeudi soir. Cinq jeunes sont nonchalamment appuyés sur une voiture noire stationnée devant le shop de la station-service. Les portes avant sont grandes ouvertes et de la musique techno à plein volume s’échappe du véhicule. Le quintet fume, discute et passe du bon temps. « Nous, on ne va pas en boîte; on préfère avaler les kilomètres, parfois seulement jusqu’à minuit, parfois jusqu’au petit matin, dit l’un d’entre eux. Pourquoi irions-nous en ville? Il y a des tas de voitures sensationnelles qui passent par ici, et nous rencontrons des potes. » La petite fête semble ne pas déranger le moins du monde les deux policiers qui viennent de parquer leur voiture bleue et blanche, et qui se dirigent vers le shop Migrolino. Ces travailleurs de nuit ont tout autre chose en tête. « La police passe souvent ici », dira la vendeuse un peu plus tard. La nuit en effet, le shop de la stationservice est animé comme une Langstrasse miniature. Certes, il est situé à la périphérie, mais il permet d’acheter tout ce qu’il faut pour s’éclater. — (traduction) forum du développement territorial 03 / 2015 — Point de vue REPÈRE STATISTIQUE + 232 % Entre 2003 à 2014, le nombre de personnes qui empruntent les transports publics zurichois chaque nuit est passé de 4 474 à 14 836, ce qui représente une augmentation de 232 %. 73 74 EDITORIALE Quando si trova nello spazio pubblico? Dal lunedì al venerdì tra le 6.30 e le 20.00, “La nostra pianificazione durante le calde serate estive magari fino alle 22.00? Supponiamo che lei abbia più di dello sviluppo territoriale trent’anni e svolga un’attività professionale, allora molto probabilmente è questa la conosce solo il giorno. sua “percezione giornaliera” del nostro mondo di vita. Ed è proprio a partire da questo retroscena che noi lo pianifichiamo e lo organizziamo. L’effetto cumulato di questo La notte non ne fa parte. orientamento ad una chiara strutturazione della giornata e della settimana produce Non ancora.” punte di traffico mattutine e serali. Alle 5.30 del mattino, invece, sulle piazze e strade svizzere regna il vuoto. Il silenzio, il buio e il deserto sono animati soltanto dal fruscio delle spazzatrici, dal rombo degli autocarri che forniscono la merce fresca e dalla consegna dei giornali appena usciti dalle rotative. Dalle 23.00, ritorna il vuoto. La notte è quindi una riserva di capacità? In realtà, la netta separazione tra giorno e notte non vale più sempre e dappertutto. Nel corso della mediterranizzazione, un’ampia varietà di caffè, bar e buvette di tendenza ha soppiantato un’antiquata ristorazione tradizionale. Sulla scia della liberalizzazione è stata abolita l’impopolare “Polizeistunde” e sono stati resi flessibili gli orari d’apertura dei negozi. In breve: in Svizzera s’aggira uno “spirito metropolitano”! Soprattutto verso il fine settimana, si osserva un sorprendente numero di persone nei Maria Lezzi Direttrice ARE [email protected] punti focali di quest’economia notturna. Le entrate dei club, di giorno quasi invisibili, sono ora ben illuminate, alle entrate s’accalcano grappoli di persone, la musica echeggia fino in strada. Alle fermate del bus nei quartieri periferici si incrociano prima di mezzanotte la generazione degli ultra trentenni di ritorno a casa con la generazione più giovane e intraprendente in uscita serale. Cambio turno per il popolo della notte. L’altra faccia della medaglia nell’intensificazione notturna dell’utilizzazione è l’aumento dei conflitti d’utilizzazione tipo “dormire o divertirsi”. L’ente pubblico reagisce cercando di gestire i sintomi più evidenti. Quale sarebbe l’aspetto di una mappatura dinamica della notte? In questo senso, fino ad oggi allo sviluppo territoriale svizzero mancano le prospettive temporali e culturali: dobbiamo considerare seriamente il fenomeno della molteplice e complessa società delle 24 ore ed esaminare se gli approcci pianificatori del passato sono ancora adeguati alle condizioni quadro odierne. Maggiore chiarezza potrebbe risultare da un processo di negoziazione sociale per stabilire quali comportamenti e utilizzazioni sono accettati quando e dove, cosa si può tollerare e dove si è decisamente passato il segno. Questo vale sia per lo spazio pubblico che per i quartieri residenziali e le zone rurali. E in alcune regioni la riposta più corretta sembrano proprio essere i “Natural Lightscapes”. Questa pianificazione integrata del territorio deve occuparsi anche delle opportunità e dei rischi dell’espansione spaziale delle attività notturne, della loro regolamentazione e della loro possibilità. Infatti, solo considerando la notte e il giorno come unità si dischiudono scenari di sviluppo innovativi e sostenibili. forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Editoriale (traduzione) 75 ARTICOLO DI FONDO Tra patrimonializzazione e conquista della città notturna Luc Gwiazdzinski [email protected] 76 forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Articolo di fondo Nella genesi, Dio divide la luce dalle tenebre chiamando la luce giorno e le tenebre notte. Così ci furono una prima sera e un primo mattino, il primo giorno. Quest’alternanza fondamentale ha strutturato l’intera vita sulla terra, compresi il funzionamento delle nostre città e i ritmi individuali e collettivi. Ma i tempi cambiano. La città ha modificato il suo ritmo giorno-notte, la società è mutata e l’urbanistica si trova confrontata a nuovi interrogativi. La notte, un’immagine distorta del giorno, ha molto da comunicare alla città e al mondo. Da sempre, gli esseri umani hanno instancabilmente cercato di ampliare i confini del mondo conosciuto, di sottomettere la natura e di esercitare il loro dominio su tutto il pianeta. Questa conquista del mondo è oggi quasi conclusa – ad eccezione della notte. Il periodo durante il quale la maggiore parte delle attività umane riposa rappresenta un’ultima frontiera e un mondo interiore ancora tutto da esplorare. A lungo la notte è stata intesa come una specie di cesura, regno delle tenebre e dell’oscurità, tempo del sonno, della chiusura, spazio temporale fugace, ricorrente, poco popolato, quasi inanimato. La città notturna non ha ancora svelato tutti i suoi segreti. Nell’oscurità appare privata di metà della sua esistenza, lasciata in mano a poeti e artisti. Solo pochi ricercatori, politici e urbanisti se ne sono interessati. Ma i tempi cambiano. Una colonizzazione accelerata Nel loro continuo sforzo di emancipazione dai ritmi della natura, gli esseri umani hanno reso sempre più artificiale la vita cittadina, colonizzando la notte. Per millenni, durante la notte, i villaggi e gli insediamenti erano avvolti nel buio. Nel frattempo, la luce ha sempre più preso possesso dello spazio urbano scacciando in parte la minacciosa oscurità. La diffusione dell’illuminazione pubblica ha giocato un ruolo decisivo nella conquista della città notturna. Ha reso possibile l’estensione delle attività nella notte e lo sviluppo di uno spazio pubblico notturno. Grazie all’introduzione dell’ora legale è possibile vivere più a lungo la città. L’illuminazione pubblica si espande e la sua funzione cambia: serve sempre meno alla sicurezza e sempre più all’intrattenimento. I “creatori di luce” danno forma alla notte e conferiscono alle nostre città un’identità notturna. Le industrie lavorano senza sosta per trarre profitto dagli impianti. Nella maggiore parte dei rami di attività il lavoro notturno è diventato una normalità, coinvolgendo quasi il 18 per cento dei lavoratori. Sempre più imprese dei servizi si vantano di essere raggiungibili sette giorni su sette per ventiquattro ore. Dappertutto nel mondo l’offerta dei trasporti è ampliata e densificata. Molte attività si spostano nelle tarde ore serali e l’attività commerciale notturna si amplia ulteriormen- te. La vita notturna prospera ed è diventata un settore commerciale indipendente. Lo spazio urbano offre infiniti distributori automatici che permettono un consumo notturno e le “special nights” riempiono le casse degli organizzatori di manifestazioni. I party iniziano sempre più tardi e le ore d’intervallo di trasmissione nei media sono solo un ricordo del passato: la radio e la televisione trasmettono ormai ininterrottamente e la rete informatica permette di navigare durante tutta la notte. A lungo uno spazio protetto soggetto a leggi speciali, ora la notte diventa giorno. forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Articolo di fondo 77 Addirittura i ritmi biologici sembrano essere cambiati: si dorme sempre meno e invece di andare a letto alle 21 come cinquant’anni fa ora ci si corica alle 23. Oggi, le ore notturne si concentrano tra l’1.30 e le 4.30 del mattino. Più una regione è internazionale, maggiore è la richiesta di continuità nei confronti dell’economia e delle reti, un fenomeno che tocca più o meno tutti i territori. Nuove mappature Di notte, durante alcune ore, cambia la mappatura delle attività che suddividono lo spazio urbano in una città che dorme e una città che lavora ininterrottamente, una città che si diverte e una che vive solo di giorno. Si sviluppano centri notturni che sovente non corrispondono ai centri diurni. Più si fa tardi più si riduce l’offerta. La città si restringe e si ritrae nel suo nucleo storico. Luce e vita si concentrano in questi pochi quartieri. La libertà del nottambulo alla ricerca di versatilità sembra quindi essere un’illusione. Tensioni e conflitti Durante la notte si inaspriscono tensioni che mettono a nudo profonde disparità economiche, politiche e sociali. Tra i ritmi internazionali degli affari e i ritmi locali della popolazione, tra la città economica che non si ferma mai e quella sociale che vive secondo il ritmo di notte e giorno, tra il commercio ininterrotto e i depositi delle merci fermi durante la notte sorgono tensioni e nascono confini che lasciano riconoscere “zone di fronte”, aree in cui la società nonstop e la città delle 24 ore hanno guadagnato terreno, ma anche zone resistenti. Non sempre la città che lavora, la città che dorme e la città che si diverte riescono a convivere. Nei centri nascono conflitti tra la popolazione che necessita riposo e gli ospiti chiassosi dei locali notturni, simbolo dello sviluppo dello spazio pubblico notturno. Altrove l’intensità dell’illuminazione e l’inquinamento luminoso esigono nuove regolamentazioni. città. Benché il grande dibattito relativo alla città delle 24 ore non abbia ancora veramente avuto luogo, si lanciano già diverse iniziative. Sindaci notturni, Etats généraux de la nuit come a Parigi, Ginevra e Losanna o uffici specifici: dappertutto sorgono proposte pubbliche e politiche che sollevano la questione su chi ha diritto alla città e alla notte. Una pianificazione urbana orientata al tempo Di fronte a questi sviluppi vanno ripensate le relazioni tra la città e i suoi utenti e gli spazi e tempi, tenendo conto di eventi e vita quotidiana, dell’eccezione e della normalità. Lo strumento occorrente a tal fine è una pianificazione urbana orientata al tempo, definita come insieme di progetti, misure sull’asse temporale e disposizioni ad incidenza spaziale e temporale coerenti che assicurano un’organizzazione ottimale delle funzioni tecniche, sociali ed estetiche della città, garantendo uno spazio metropolitano più umano, accessibile e accogliente. L’obiettivo è una pianificazione urbana temporale che si concentri sulle utilizzazioni che occupano solo temporaneamente spazi e tempi della città e strutturata secondo un calendario che permetta di coordinare Nuove politiche pubbliche Le autorità, sotto la spinta dei cambiamenti, cercano di mantenere il controllo sulla notte e stabiliscono regole per i rave e il traffico notturno pur allentando le norme sugli orari di chiusura. Parallelamente ampliano l’offerta per rendere ancora più attraenti le notti in 78 forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Articolo di fondo queste attività. Dato che si tratta di una pianificazione reversibile, può sviluppare la città a partire da installazioni e scenografie temporanee. Questo tipo di pianificazione urbana leggera che si basa sull’evanescente, sulla smontabilità e sul temporaneo, permette la sperimentazione. Più in generale, una tale pianificazione urbana si occupa della molteplicità e della flessibilità nell’utilizzazione degli spazi, quindi dell’idea di una “città modulabile”. Esplora il concetto dell’”abitare temporaneo”, sprona a ragionare su “un’appartenenza temporanea e situativa alla città” e su “un’identità aperta e situativa”. L’instabilità, il transitorio, il movimento e la discontinuità non significano la fine della storia, della geografia e della politica. Tutto questo non sigla la morte di un territorio, ma ne accetta la complessità, la molteplicità e la vivacità. Lo sviluppo ulteriore dei rapporti tra tempo, spazio e abitanti temporanei permette di immaginare nuovi strumenti e “contratti di fiducia”. Nella dialettica tra sicurezza e libertà, patrimonializzazione e conquista, la città notturna odierna ci confronta con sfide importanti. Le città hanno un ultimo territorio da urbanizzare e hanno in mano la chiave per ripensare la vita comunitaria e la durevolezza dei sistemi urbani. Gli enti pubblici sono chiamati a ridefinire l’organizzazione spaziale e temporale al fine di evitare conflitti, segregazioni temporali e gli effetti negativi di una “forbice temporale” che potrebbe dividere gruppi e singoli individui. Anche i ricercatori sono chiamati ad affrontare il più affascinante compito possibile: quello di illuminare il mistero della notte. E infine, tutti noi siamo confrontati con la questione: vogliamo veramente una città delle 24 ore? Vogliamo che le regole del giorno valgano anche durante la notte? La notte vale la candela? — (traduzione) LUC GWIAZDZINSKI, *1966, è geografo, direttore dell’Istituto di geografia alpina (IGA) dell’Università Grenoble Alpes, responsabile del Master Innovation et territoire (www.masteriter.fr ), ricercatore presso il laboratorio Pacte (UMR 5194 CNRS) e presso il centro di ricerca MoTU (Milano) nonché membro di EIREST (Paris 1 Panthéon Sorbonne). Nell’ambito dei suoi lavori si occupa in particolare della notte, della città delle 24 ore e della crono-urbanistica. forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Articolo di fondo 79 PRAXIS La notte: un importante elemento della pianificazione Rainer Klostermann [email protected] Oggigiorno, la città vive un’utilizzazione sempre più intensa, densificazione che riduce la libertà di sperimentare novità. Tanto più sono quindi necessarie innovazioni che consentono di proseguire la convivenza in spazi ridotti. Di notte e di giorno, sono gli spazi liberi a caratterizzare una città e sono la premessa affinché i centri urbani possano svolgere a lungo termine la loro funzione di innovatori trainanti. La Svizzera ha validi motivi per confrontarsi a fondo con il concetto tradizionale di delimitazione di città e campagna sia dal punto di vista territoriale sia a livello socioculturale e addirittura politico. In una Confederazione di 26 Cantoni, a loro volta caratterizzati da un’elevata autonomia a livello comunale e da un atteggiamento di concorrenza dell’economia di mercato, questo tema assume elevata priorità. Ad esempio, il problema della dispersione insediativa è non da ultimo anche una conseguenza dell’intensa competitività tra ed entro i Cantoni, anche se dal punto di vista strutturale si cerca di coordinare in aree più ampie nel quadro degli spazi metropolitani. Ma proprio i Comuni della cintura degli agglomerati competono con il territorio circostante per definire identità, funzioni ed utilizzazioni. A lungo termine, per questi Comuni risulta vantaggioso acquisire una precisa consapevolezza del proprio ruolo e un pensiero urbano in grado di valicare i limiti territoriali senza abbandonare i confini politici. 80 A tal fine la vecchia concorrenza è sostituita con modelli di cooperazione della pianificazione urbana, economica e dell’ordinamento del territorio. Gli spazi urbani sono densificazione vissuta e sono quindi anche incubatori di novità. Qui, le forme innovative di trasporti, ecologia e convivenza hanno la possibilità di verifica pratica. Le città sono allora territori di sperimentazione di un’efficienza nuova ed integrale che andrebbe utilizzata in modo ancora più consapevole. Il paesaggio antagonista alla città La rete di rapporti tra città e campagna si presenta complessa. Non esiste una ricetta forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Praxis sempre valida per un agire comune. I progetti restano sovente frammentari o si sorpassano da sé in un continuo sviluppo benché anche le soluzioni provvisorie possono funzionare identificandosi così come componente del pensiero urbano. In un’economia in espansione praticamente non esiste alcuno spazio insediativo che dopo essere stato smantellato venga riconsegnato consapevolmente alla natura. Un raro esempio in questo senso è una strada ormai famosa a Nord di Zurigo sul cui ulteriore utilizzo o appunto il suo smantellamento si discute da anni mentre la strada stessa lentamente cade a pezzi. Quando si tratta di proteggere una natura interconnessa si attivano lobby professionali e la Svizze- sporti, mentre si investe ancora troppo poco nel paesaggio quale preziosa forza antagonista alla città. Il paesaggio rimane l’oggetto da proteggere mentre potrebbe essere parte dell’innovazione. Le città e lo scambio Mentre negli agglomerati si cerca di compensare le ferite causate dalle grandi infrastrutture dei trasporti, nei centri urbani densificati si cerca sempre più la riduzione di un traffico stradale inefficiente dal punto di vista spaziale: la città densificata cerca spazio per i pedoni, la mobilità dolce, per l’appunto la vera densificazione del traffico. Quest’ultimo è direttamente collegato ai trasporti pubblici. Le piccole città e i villaggi soffrono invece spesso a causa di problemi di traffico la cui soluzione consiste in protezioni foniche e spazi stradali sottoutilizzati. Sono infatti questi deserti stradali utilizzati appieno soltanto nelle ore di punta a determinare giorno e notte gli spazi insediativi. Qui il trasporto pubblico è sovente “l’inventore dei pedoni”. In città le infrastrutture dei trasporti hanno quindi sempre un’importante componente urbanistica. Le città e i giovani Le città sono spazi in cui vivere e devono essere vivibili per tutti. Le persone anziane fanno ritorno dagli agglomerati nei centri perché ne apprezzano le comodità d’approvvigionamento e la qualità di vita. I giovani a loro volta vogliono vivere il potenziale delle società urbane. In gran parte della Svizzera, grazie all’elevato sviluppo della mobilità, queste tendenze non si presentano così evidenti come all’estero, ciò nonostante questo sviluppo rappresenta un importante fattore sociopolitico. Indipendentemente dalla loro età, le persone desiderano essere parte dello spazio sociale cittadino. Identità e atmosfera giocano un ruolo importante. Purtroppo le città mettono sempre meno spazio a disposizione in cui sia possibile sperimentare forme di vita nuove, in parte temporanee. Le aree urbane dismesse stanno per esaurirsi e per questo gruppo della popolazione la vita in città è generalmente troppo cara. Sono però le città ad avere il potenziale per una nuova organizzazione di prestazioni e permanenze. I giovani, gli studenti e apprendisti e altre persone in cerca dovrebbero apportare maggiormente le loro prestazioni per esse- ra dispone di leggi molto efficaci. Per l’ecologia nelle zone urbane invece occorre molta creatività. Essa deve essere sviluppata come paesaggio in Città. Già oggi nelle grandi città si realizzano a questo proposito nuove idee. In Svizzera, tale trasformazione inizia in cerchie ristrette, ad esempio con apicoltori alla Langstrasse di Zurigo o l’urban gardening sui tetti, in mezzo alle attività quotidiane dei cittadini, a fianco della loro attività professionale. Ci si orienta alla Green Line newyorkese o ai famosi parchi urbani delle città inglesi ed americane, agendo però, in modo tipicamente svizzero, in piccole dimensioni. La forza d’investimento è però ancora incentrata sui problemi funzionali dell’economia e dei tra- forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Praxis 81 ne delle diverse utilizzazioni: luce ed ombra avranno una giustificazione solo quando saranno veramente necessarie. La notte come speciale laboratorio di sperimentazione re chiamati, di converso, a partecipare maggiormente allo spazio sociale. In questo senso si dovrebbe disporre di più modelli che offrono a una gioventù impegnata possibilità al di fuori del lavoro puramente commerciale. Forse ne nascerebbero altri spazi per esperimenti. Sicuramente sono qui necessari estesi partenariati tra privati ed ente pubblico. Le città e l’oscurità Alla crescita edilizia e alla mobilità segue la luce. Qui si pone la complessa sfida tra mantenere e sviluppare. La luce non va considerata isolatamente: può essere compresa ed elaborata solo nelle sue relazioni con la complessa urbanità. La luce va compresa in senso economico, funzionale, atmosferico ed ecologico. Essa rappresenta un’espressione socioculturale con differenze regionali. Sono finiti i tempi in cui la luce era solo espressione di successo economico. L’antitesi della luce è l’oscurità in tutte le sue variazioni. Così come il paesaggio non va inteso solo come assenza di costruzioni, così l’oscurità diventa sempre più importante nell’ulteriore considerazione della città come spazio sociale. Anche qui come nei trasporti vale la regola per cui non è possibile accontentare tutti in ogni momento. Questo ragionamento è il punto di partenza per un nuovo inizio nella progettazione urbana. Per gli attori dell’urbanistica, comprendere la città come spazio sociale integrale significa sviluppare maggiormente una reazione reciproca e considerare di più tematiche ritenute marginali. Si tratta quindi in certo qual modo di progettare l’ombra e non, come finora, la luce. Così facendo non si verrà sorpresi dalla mancanza d’ombra. Sempre più importante sarà la questione della reale necessità, sia d’ombra che di luce. La città quindi definirà sempre più precisamente l’utilizzazione della luce e dovrà orientarsi in modo sempre più efficiente in funzio- Sovente si incontrano viaggiatori che raccontano di megalopoli che di notte dormono, dove quindi regna una tranquillità sorprendente. Anche se specialmente nelle zone urbane densificate l’intensità temporale del lavoro e del tempo libero è accresciuta talché la luce artificiale ha potuto compiere una marcia trionfale attraverso le città del mondo intero, oggi esiste un ampio consenso sul fatto che per quanto riguarda l’illuminazione è necessario esercitare una maggiore moderazione. Ancora una volta occorre proteggere le parti apparentemente deboli e apprezzarne i valori. Si direbbe che sovente è il vuoto spaziale a non essere più sopportato nella vita ipercommercializzata. Per quanto riguarda la luce, è l’oscurità ad essere sacrificata a favore di obiettivi specifici come sicurezza, funzione e atmosfera. Il progresso tecnologico può essere d’aiuto, ma deve essere coordinato in un rapporto sostenibile con la classica crescita economica. Maggiori immissioni di luce dovute alla mobilità, alle esigenze di sicurezza e alle maggiori pretese in fatto di qualità di vita notturna, toccano le città sotto forme diverse, secondo la loro ubicazione geografica. Queste differenze valgono già per la piccola Svizzera. Se localmente dovrebbe ulteriormente svilupparsi una cultura, globalmente invece si dovrebbe ragionare maggiormente a partire dall’oscurità. Sotto certi aspetti la città delle 24 ore dovrebbe funzionare, ma l’essere umano ha ancora bisogno della sua tranquillità e normalmente vive ancora secondo il ritmo cicardiano. La città deve tenere conto del dichiarato bisogno di pace e oscurità. La città vitale necessita della notte esattamente come necessita di paesaggio. — (traduzione) RAINER KLOSTERMANN, *1958, ha studiato a Zurigo, Vienna e Ahmedabad architettura e urbanistica diplomandosi nel 1983 al PF di Zurigo. Durante il suo primo periodo di attività pratica ha lavorato con Santiago Calatrava, Pierre Zoelly e presso Burkhalter Sumi und Planpartner AG. Nel 1989 ha fondato con il suo partner Pierre Feddersen il proprio atelier improntato all’urbanistica. Accanto a numerosi piccoli progetti lo studio si occupa anche di grandi progetti come l’accompagnamento architettonico di AlpTransit Gotthard (dal 1993) e della Glattalbahn (1998-2012). 82 forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Praxis RICERCA Scenari per la società delle 24 ore nel settore della mobilità Fabienne Perret [email protected] L’espansione delle attività nelle ore notturne si manifesta a tutta evidenza anche nei trasporti. Ma un aumento della finestra temporale per la mobilità comporta anche un aumento dei chilometri-persona percorsi? O i tragitti si distribuiscono semplicemente in modo diverso lungo l’arco della giornata, rispettivamente della notte? Di notte cambiano le destinazioni? Quali sono i mezzi di trasporto scelti? Quattro scenari rivelano che la società delle 24 ore decide da sé il modo in cui organizza la sua mobilità. Decisivi sono i valori sociali. Quali effetti ha la società delle 24 ore sui flussi del traffico e quindi indirettamente sull’infrastruttura necessaria? Affermazioni in proposito sono possibili grazie agli scenari dei valori sviluppati da Swissfuture (Società svizzera per gli studi prospettici) sotto il titolo “Wertewandel in der Schweiz 2030” (Cambiamento dei valori in Svizzera 2030) e approfonditi in collaborazione con Ernst Basler + Partner nel quadro dello studio “Mobilità 2030/ 2050” pubblicato alla fine del 2013. Gli scenari sono di proposito esasperati per evidenziare la possibile ampiezza dello sviluppo. Le due dimensioni d’influenza decisive sui quattro scenari sono il benessere e lo Stato. cora una volta un sensibile aumento del benessere. La Svizzera è in ottimi rapporti con le potenze economiche vecchie e nuove. La competitività, la globalizzazione e l’intensa utilizzazione delle tecnologie dell’informazione e della comunicazione sono caratteristiche di questa società. Il set dei valori predilige legami deboli sia verso la famiglia sia verso il datore di lavoro o il proprio Paese. In questo scenario predominano valori che comprendono una forte autodeterminazione e che interpretano in termini meritocratici, come “frutti della propria prestazione”, le ascese e le discese sociali. Le conseguenze per la mobilità: il denaro “EGO”: la notte diventa giorno rende mobili Lo scenario EGO parte dal presupposto che la Svizzera nel corso dei prossimi anni vivrà an- Più veloce, più lontano, più intenso, più flessibile, più votato al prestigio e individuale: sono forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Ricerca questi i paradigmi della mobilità EGO. Interventi statali restrittivi sono tabù. Si investe solo dove è utile al libero sviluppo degli individui. L’elevato valore della libertà personale, la prevalenza delle esigenze del singolo e uno Stato snello vanno di pari passo con la differenziazione e la privatizzazione dei servizi di trasporto. La società delle 24 ore non pone limiti, ognuno può muoversi quando, come e quanto desidera. Data la grande richiesta nel mondo liberalizzato di EGO di approvvigionamento notturno, divertimento e consumo, le esigenze di mobilità notturna si allineano a quelle della mobilità diurna, il traffico registra un sensibile aumento complessivo. Dove è possibile guadagnare denaro con offerte di trasporto notturne sono prontamente presenti operatori privati con offerte differenziate. 83 “CLASH”: una società notturna per neces- Le conseguenze per la mobilità: la necessità sità aguzza l’ingegno Lo scenario CLASH presuppone che durante il prossimo ventennio il livello di benessere della Svizzera diminuirà drasticamente. Anche una maggiore collaborazione con l’Europa non può fermare il declino economico. In generale, lo Stato debole non è in grado di elaborare soluzioni ai problemi. In questo tipo di Svizzera occorre aspettarsi profonde spaccature sociali. I conflitti legati alla distribuzione che ne risultano sono sovente fomentati ideologicamente. La polarizzazione politica porta a sua volta all’irrigidimento sociale. S’impone sempre più il diritto del più forte. Paura e insicurezza sono ampiamente diffuse e alimentano l’invidia e la diffidenza. In seguito al calo del benessere, la grande massa ha accresciute difficoltà a organizzare la mobilità quotidiana. Le infrastrutture dei trasporti deperiscono, il mutuo appoggio e la cooperazione tra circoli d’affinità supplisce alla carenza di offerte pubbliche. La società delle 24 ore nasce dalla necessità di assicurarsi la sopravvivenza con attività diverse. Lo Stato è in grado di approntare solo durante il giorno un’offerta minima di trasporti pubblici; di notte le persone devono arrangiarsi da sé. Sulle strade poco illuminate e malridotte circolano numerose vecchie automobili e sgangherate biciclette. Il traffico aumenta, la sicurezza diminuisce drasticamente. Lo scenario “BALANCE” parte dal presupposto che il benessere in Svizzera aumenterà. La Svizzera assurge a centro d’avanguardia per la ricerca e l’innovazione in Europa. Il crescente benessere che ne risulta viene però investito in modo diverso che in EGO: le opere sociali sono adattate alle evoluzioni demografiche e alle necessità sociali, viene migliorata la compatibilità tra vita professionale e famiglia, la qualità dei quartieri e delle zone residenziali aumenta. Questo scenario si basa su valori che producono soluzioni sociali, economiche ed ecologiche sostenibili in base alla convinzione personale, dove conta il work-life balance e che conducono a una rinascita dell’impegno civile dei cittadini. Conseguenze per la mobilità: sostenibili per BENESSERE convinzione aumentato BALANCE CLASH BIO CONTROL debole EGO forte STATO “BALANCE”: una società notturna premurosa I mezzi di trasporto sono combinati tra di loro in modo flessibile. Si perseguono tragitti brevi e un’alta compatibilità ambientale. Nei progetti relativi ai trasporti si considera la qualità del sistema globale, l’organizzazione attrattiva e un approvvigionamento di base solidale. Di notte viaggia solo chi non può farne a meno, mediante un’offerta di trasporti pubblici ulteriormente sviluppata dallo Stato sull’intero territorio nazionale che comprende anche impieghi ottimizzati in funzione delle necessità, o con un veicolo a basse emissioni che non disturba la maggioranza delle persone che dormono. In base alla convinzione comune per cui il traffico notturno non è né antro-compatibile né ecocompatibile non ci sarà praticamente nessun aumento dello stesso. “BIO CONTROL”: regolamentazione e razionalizzazione La Svizzera è isolata dal punto di vista economico e politico. Diversamente che in CLASH la politica non capitola davanti alla crisi ma diminuito 84 forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Ricerca tiene alto il suo carattere di “Sonderfall” e che vagheggia il mito autarchico. Una Svizzera in cui si accetta che la libertà personale passi in secondo piano a favore di un buon funzionamento della società, il che determina in parte la dissoluzione degli stili di vita individuali. Conseguenze per la mobilità: sobrietà forzata cerca di farvi fronte. I problemi sociali come la violenza giovanile, la scarsa sanità pubblica e la mancanza di opportunità di formazione sono affrontati con pacchetti di misure preventive e repressive. Con queste premesse si può prevedere una Svizzera che man- La coscienza ambientale e la perequazione sociale sono determinanti statali centrali anche nel settore della mobilità. Iniziative nei settori della sanità e dell’efficienza delle risorse portano a regolamentazioni e contingentamenti. Le conseguenze sono limitazioni delle libertà individuali e alti costi della mobilità. Alla società delle 24 ore sono imposti stretti limiti regolatori: di notte può muoversi solo chi richiede un permesso e dimostra di adempiere importanti funzioni sociali. Lo Stato stabilisce anche il mezzo di trasporto per i tragitti notturni. Quest’ultimi contano il doppio nel quadro del contingentamento per permettere la stabilizzazione del volume totale del traffico. Si cercano strategie e progetti robusti Se e in quale misura gli scenari presentati si avvereranno dipende soprattutto da quali valori sociali emergeranno in Svizzera come risposta agli sviluppi interni ed esterni. Non è possibile elaborare prognosi affidabili in questo senso. Per la pianificazione del territorio e dei trasporti questo significa non orientarsi esclusivamente verso un unico scenario auspicato ma sviluppare strategie e progetti robusti in grado di ottenere anche in condizioni indesiderate la migliore utilità per la società, l’economia e l’ambiente. — (traduzione) FABIENNE PERRET, *1977, ha studiato al Politecnico federale di Zurigo ingegneria geomatica e attualmente lavora come pianificatrice dei trasporti presso Ernst Basler + Partner. forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Ricerca 85 CITTÀ A Berna, il Concetto Vita Notturna intende disinnescare conflitti L’intensificazione della vita notturna polarizza le opinioni anche nella città di Berna. Il Concetto Vita Notturna (Konzept Nachtleben) cerca di armonizzare gli interessi dei residenti, dei gestori dei locali di ristorazione e dei loro ospiti con diverse misure. Prioritari sono la comunicazione e l’autoresponsabilità degli esercizi pubblici, cui si aggiunge un organo di mediazione per tutti gli interessati. Sono già stati raggiunti buoni risultati per quanto concerne il rumore e l’abbandono di rifiuti. Marianne Catillaz-Dubey [email protected] Nel corso degli ultimi anni a Berna si è sviluppata una vivace vita notturna, specialmente nella parte alta della città vecchia, con scarso entusiasmo del vicinato. Il conflitto si è inasprito quando uno storico locale ha dovuto definitivamente chiudere i battenti a causa delle immissioni foniche. Nel quadro di diversi interventi politici e con una petizione è stata formulata la richiesta di un concetto per la vita notturna bernese. Il tema è stato ampiamente trattato anche a livello mediatico. In seguito sono state fondate l’associazione “Pro Nachtleben Bern” [Pro Vita Notturna Berna] e la “Bar und Club Kommission Bern” (BuCK). Dopo essere riusciti a precisare le varie esigenze, richieste e rivendicazioni in occasione di diverse tavole rotonde con i gestori e i residenti, la Città di Berna ha elaborato un progetto che è stato sottoposto per una presa di posizione ai partiti politici nonché alle associazioni e organizzazioni coinvolte. Da questa consultazione è scaturito infine il Concetto Vita Notturna approvato nel settembre del 2013 e che con 18 misure tiene conto delle diverse esigenze. Il Concetto Vita Notturna vuole contribuire affinché la città di Berna possa mantenere anche in futuro una vita notturna e culturale intensa ed attraente nel rispetto delle norme di legge. Il Concetto, d’altronde, non è scolpito 86 forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Città nella pietra. È previsto un suo regolare riesame e un suo adattamento all’evoluzione sociale. Un primo aggiornamento è previsto per il 2016. Il Concetto Security per migliorare i contatti Un’importante misura del Concetto Vita Notturna è il cosiddetto Concetto Security (Security-Konzept), sviluppato con l’obiettivo di ridurre il rumore, i vandalismi e l’abbandono di rifiuti durante la notte. È stato elaborato in collaborazione tra le autorità coinvolte (Prefettura Bern-Mittelland, Polizia cantonale bernese, Municipio di Berna), i gruppi di interesse BERNcity, GastroStadtBern, CI Aarbergergasse und Umgebung e diversi ristoratori e gode quindi di ampi consensi. In primo luogo, nel Concetto Security sono menzionati le premesse e le regole ma anche i disturbi che gli esercizi pubblici sono tenuti ad adempiere, a rispettare o ad evitare. Sono soggetti al Concetto tutti gli esercizi di ristorazione con un permesso generale di apertura prolungata nella città di Berna, quindi i locali che durante tutto l’anno possono restare aperti fino alle 00.30 di notte in certi giorni della settimana. Nel 2011 è stato avviato un progetto pilota nella zona Aarbergergasse, Neuengasse, Genfergasse e Speichergasse, tutti vicoli con molti bar, ristoranti e club nei pressi della stazione ferroviaria. Sulla base delle esperienze positive fatte, il Concetto Security è stato ampliato e comprende ora tutto il territorio cittadino. Il Concetto Security disciplina per esempio l’obbligo d’impiego di personale di sicurezza qualificato. Una misura ulteriore è la designazione di una persona per esercizio che funga da persona di contatto con le autorità. A questa persona viene messo a disposizione un telefono per le urgenze. Si tratta di un cellulare il cui numero è registrato presso le autorità e utilizzato solo durante l’apertura del locale. Tutte le comunicazioni con le autorità da parte dell’esercizio pubblico come ad esempio domande o richieste d’aiuto devono avvenire esclusivamente tramite questo telefono. In questo modo il chiamante può essere immediatamente identificato con certezza dalle autorità, il che accorcia i tempi d’intervento. Viceversa vi è la sicurezza per le autorità di poter contattare in ogni momento la persona responsabile presso l’esercizio di ristorazione. Con questa misura si intende migliorare la collaborazione specialmente in caso di problemi urgenti e permettere un intervento più tempestivo. Inoltre, questo telefono rap- forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Città presenta una preziosa possibilità di rafforzamento della fiducia nell’ottica di una collaborazione orientata alla ricerca di soluzioni. Un altro obiettivo del Concetto Security è in generale l’incentivazione e il rafforzamento dello scambio e della ricerca di soluzioni tra le autorità e gli esercizi pubblici. Per questo fine si organizzano più volte l’anno tavole rotonde in cui si discutono problemi, proposte e richieste e si esaminano le diverse esperienze fatte. 87 Al momento dell’approvazione del Concetto Vita Notturna nel settembre del 2013 al Concetto Security partecipavano 33 esercizi. Nel frattempo il loro numero è salito a 70. La situazione relativa alla sicurezza nei punti nevralgici come ad esempio la Aarbergergasse è notevolmente migliorata con l’applicazione del Concetto Security. Questo dimostra che, grazie al Concetto, il senso di responsabilità dei gestori dei club per quanto concerne la sicurezza, la pulizia e la quiete pubblica è aumentato. Un organo di mediazione neutrale in caso di conflitti Un altro progetto nel quadro del Concetto Vita Notturna è la delega di una persona di riferimento neutrale cui la popolazione può rivolgersi in caso di richieste, domande e disturbi in relazione alla vita notturna. La necessità di una tale figura era incontestata sia dai residenti sia dai gestori dei locali. I compiti principali dell’organo sono la mediazione in caso di conflitti tra residenti e gestori o tra le autorità e i club o bar nonché la consulenza per tutte le persone coinvolte per quanto concerne questioni di fondo in relazione alla vita notturna bernese. L’organo di mediazione deve poter agire in modo rapido e senza complicazioni e mantenere uno stretto contatto con le autorità, gli esercizi pubblici e le organizzazioni di quartiere. Con il precedente capo del Dicastero giovani della Città di Berna è stata incaricata su base di mandato una persona con grandi esperienze di mediazione. Finora, nel corso di quest’anno, l’organo di mediazione si è occupato, oltre che di diverse semplici richieste di locali notturni, residenti, media e organizzazioni settoriali, di due importanti conflitti. Con cassonetti per i locali contro il littering Per combattere efficacemente il problema dell’abbandono degli imballaggi d’asporto 88 forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Città e in particolare delle bottiglie vuote, la Città di Berna ha avviato l’azione pilota Clubcontainer. Degli speciali cassonetti per rifiuti da 360 litri sono stati messi a disposizione dei club nelle vie più frequentate. Mentre durante il giorno questi cassonetti sono tenuti dai gestori all’interno dei loro locali, durante la notte vengono collocati davanti ai club. Lo svuotamento compete al Comune. I risultati dell’anno pilota hanno evidenziato una diminuzione di bottiglie, bicchieri e frammenti di vetro sparsi per terra, il che contribuisce a ridurre il pericolo di ferimenti. L’azione Clubcontainer è un successo e verrà ora estesa a un perimetro più vasto. Sforzi ulteriori nonostante il successo Il Concetto Vita Notturna prevede misure a corto, medio e lungo termine. Le misure a corto termine che è possibile realizzare nell’arco di due anni sono state per la maggiore parte attuate. Anche gran parte di quelle a medio termine da realizzare entro un quinquennio è stato avviato con il lancio di progetti pilota, l’esecuzione di accertamenti e l’apertura di colloqui. Va detto però che alcune delle misure previste dal Concetto non sono state sviluppate ulteriormente perché non compatibili con le attuali leggi cantonali e federali. Ad esempio, la misura definita a lungo termine dell’“adattamento delle norme sul rumore”. In questo caso il Consiglio nazionale ha respinto la mozione presentata dalla consigliera nazionale Kathrin Bertschy. L’intervento intendeva incaricare il Consiglio federale di procedere a una modifica delle pertinenti norme affinché fosse possibile entro una zona d’utilizzazione cantonale specificamente definita come ad esempio una zona urbana prescrivere altri valori limite secondo la fonte del rumore. rante il periodo notturno. Le esperienze hanno dimostrato che in molti settori sono stati ottenuti dei progressi, ma che si tratta di un processo che dev’essere costantemente sviluppato. — (traduzione) Il Concetto Vita Notturna e la relativa piantina è disponibile al sito: http://www.bern.ch/leben_in_bern/freizeit/ ausgang-in-bern Grazie al Concetto Vita Notturna, la città di Berna si confronta attivamente con i problemi che sorgono in relazione all’aumento dell’utilizzazione dello spazio pubblico du- MARIANNE CATILLAZ-DUBEY, *1975, è giurista. Ha conseguito la licenza presso l’Università di Friburgo. Dal 2003 lavora presso l’Ispettorato di polizia della Città di Berna dove si occupa in particolare di questioni giuridiche e l’attuazione di procedure amministrative e legislative. Nel quadro di quest’attività ha partecipato all’elaborazione del Concetto Vita Notturna. forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Città 89 OSPITE ALEXANDRA HEEB “ La mediazione permanente fa parte di una città viva”. Intervista: Pieter Poldervaart Foto: Flurin Bertschinger 90 forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Ospite Il rumore notturno e altre molestie della società delle 24 ore non sono effetti statici ma sovente fenomeni di breve durata. Invece di puntare solo sulla polizia e i servizi d’ordine, Alexandra Heeb, Delegata alla sicurezza dei quartieri della Città di Zurigo, promuove tavole rotonde con i gestori dei club e i residenti. Ciò nonostante il rumore resta un tema scottante, afferma Alexandra Heeb, ma incoraggiando la conciliazione e il reciproco ascolto è possibile per una città gestire questa contraddizione. Nel nostro Paese quando si parla di società delle 24 ore si pensa subito alla Langstrasse di Zurigo. Quanto la preoccupa questa zona calda? Alexandra Heeb: effettivamente stiamo organizzando una tavola rotonda specifica per la Langstrasse, la più estesa finora. Ma la movida notturna non si limita alla Langstrasse. Da quando è stata abolita la “Polizeistunde”, ossia l’orario di chiusura dei locali pubblici, e liberalizzata la legge sugli esercizi pubblici nel 1996, il numero dei locali aperti tutta la notte nella città di Zurigo è passato da meno di un centinaio agli attuali 650. Un ulteriore indizio della maggiore attività notturna è il numero delle persone trasportate dalla ZVV (trasporti pubblici). Tra il 2003 e il 2012 si è registrato un incremento del 221 per cento. Qual è l’uovo e qual è la gallina in questo caso? Inizialmente, con l’aumento della frequenza la ZVV ha solamente reagito all’aumento della domanda. Con il passare del tempo però la stessa infrastruttura dei trasporti ne è diventata causa: soprattutto i giovani avevano la possibilità di tornare a casa a un prezzo modico dalle loro uscite serali. Tra l’altro, da quando è stata ampliata l’offerta delle corse notturne della rete celere regionale, la sua utilizzazione notturna è cambiata: se all’inizio le corse alle 2 del mattino erano pensate per raccogliere chi tornava a casa, oggi servono sovente al trasporto di chi esce. La società delle 24 ore si sposta quindi tendenzialmente verso le prime ore del mattino. Non da ultimo va detto che proprio il buon funzionamento del servizio notturno permette a persone provenienti dal resto della Svizzera tedesca di venire a Zurigo per le loro uscite notturne. “Vogliamo mostrare che la Città considera seriamente le persone coinvolte”. Quindi la Città di Zurigo è diventata la mecca della vita notturna nella nazione? In una certa misura sì, ma non tutta la città. Una rappresentazione SIG mostra che gli esercizi pubblici con permesso notturno si concentrano nelle quattro zone della Langstrasse, del Niederdorf, di Zurigo ovest e parti del quartiere 3. Se vi si sovrappone una cartina relativa ai reclami dovuti al rumore notturno si vede che queste due rappresentazioni sono correlate. Negli altri quartieri la società delle 24 ore non ha ancora preso piede. Non solo geograficamente, anche nel corso della settimana si notano grandi differenze: più si avvicina il fine settimana, maggiore è la presenza della società delle 24 ore. Perché questo boom della società del tempo libero? Il progetto “Nachtleben” non intende elaborare un catalogo di misure ma dimostra che la città considera seriamente il fenomeno, soprattutto le persone che vi sono coinvolte: gli abitanti del quartiere che devono convivere con il rumore e le altre immissioni e cercano di difendersi dal troppo trambusto, gli impresari e promotori che invece reclamano spazio e i diversi settori dell’amministrazione comunale i cui servizi sono richiesti in modi e tempi diversi. Come reagisce l’amministrazione comunale? Ottima domanda! Certamente molte persone dispongono di più denaro e di maggiore tempo libero di prima. Ma anche la sociologia non ha risposte univoche. Probabilmente ci sono diversi possibili modelli esplicativi. Non posso dare una risposta e non è neppure un mio compito, dato che noi non ci occupiamo della ricerca delle cause ma dobbiamo affrontare gli effetti. Durante il semestre estivo si è provato ad impiegare un’unità di polizia con trenta agenti durante i fine settimana, quando è necessaria una presenza maggiore. Non abbiamo ancora i risultati dell’analisi. Un altro esempio è il differimento d’orario della nettezza urbana: se gli ultimi nottambuli tornano a casa solo nelle prime ore del mattino, le strade e i marciapiedi possono essere puliti solo più tardi. Spesso però chi lavora esce di casa già alle 7 e a giusta ragione si aspetta una città ripulita. Con il progetto “Nachtleben”, Vita notturna, Zurigo vuole combattere gli eccessi. In pratica questo cosa significa? Sono quindi soprattutto i rifiuti sparsi per strada a sollecitare l’amministrazione comunale? forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Ospite 91 Non solo. È coinvolta una moltitudine di unità amministrative. Sovente occorrono interventi a breve termine della polizia, delle squadre di pulizia o della manutenzione delle aree verdi. Da una parte si tratta di mere questioni amministrative, dall’altra però anche dello sviluppo della città. Rispetto a queste interdipendenze di molteplici aspetti abbiamo reagito con una piattaforma che concentra necessità e risposte. Occorre anche riconoscere che se la vita notturna è importante lo è anche la qualità della vita dei residenti e che quindi i suoi effetti devono risultare sopportabili. menti per la sua concezione, ma per anni è rimasto zona deserta. Nel frattempo è diventato un punto d’incontro per i giovani, ma il rumore e i rifiuti abbandonati disturbano il vicinato. Serve quindi un pacchetto di misure: il pattugliamento più frequente da parte della polizia comunale, una diversa cura del verde da parte di Grün Stadt Zürich, i servizi di nettezza urbana che puliscono a orari definiti e per ogni evenienza un recapito telefonico per i reclami dei cittadini. Come procedete? Non è così semplice, perché la popolazione deve partecipare a queste misure. Non deve solo segnalarci situazioni di disagio, deve anche essere disposta ad accompagnarci nel processo e fornirci un riscontro se la situazione è migliorata. Secondo la situazione, può Prendiamo ad esempio il Parco MFO a Nord di Zurigo. Questo parco, realizzato dove un tempo la Maschinenfabrik Oerlikon produceva le sue macchine, ha ricevuto molti riconosci- I vicini telefonano e voi intervenite? fungere da antenna o da recapito telefonico per i reclami anche un abitante del quartiere. L’obiettivo è quello di raggiungere un equilibrio tra gli utenti dello spazio pubblico e la popolazione residente. E come coinvolgete il vicinato? Un punto caldo è come detto la Langstrasse. Questa primavera il conflitto è riesploso. Con una lettera aperta gli abitanti si sono lamentati del fatto che la Langstrasse si stava ormai trasformando in una mera zona di divertimento notturno con corrispondente inquinamento fonico e sporcizia. Qualche giorno dopo i diretti interessati criticati hanno reagito a loro volta con una petizione. Le posizioni erano contrapposte. Abbiamo deciso di organizzare una tavola rotonda a cui si sono annunciate ben 100 persone. Vogliamo cercare di scoprire cosa è necessario per andare più d’accordo tramite il dialogo per armonizzare le esigenze in un quartiere che è sia zona residenziale sia zona di divertimento. Queste tavole rotonde sono una novità? No, ma normalmente vi partecipano dai venti ai trenta interessati. In queste dimensioni, la tavola rotonda della Langstrasse è una prima. Oltre alle misure organizzative, è possibile esercitare un’influenza a livello di sistemazione dello spazio urbano? In seno al progetto “Nachtleben” ci occupiamo soprattutto di questioni amministrative e meno della pianificazione: consideriamo soprattutto l’utilizzazione attuale. Naturalmente anche l’allestimento dello spazio e l’illuminazione sono importanti. Un’organizzazione intelligente dello spazio pubblico può migliorare le conoscenze tra il vicinato e tra il vicinato e gli interlocutori in seno all’amministrazione comunale. In questo modo è possibile riconoscere e combattere con maggiore tempestività eventuali sviluppi negativi. Un tema ricorrente è l’illuminazione. Alcuni ALEXANDRA HEEB, *1976, ha studiato economia aziendale e filosofia. Dopo gli studi ha lavorato presso il Dicastero opere sociali della Città di Zurigo trasferendosi poi nel Cantone di Berna come Segretaria generale della Commissione delle finanze. Dal 2011 è Delegata per la sicurezza dei quartieri presso il Dipartimento di polizia della Città di Zurigo. 92 forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Ospite “Dobbiamo rafforzare il senso di vicinato e imparare a comportarci in modo che anche gli altri possano vivere”. sono dell’opinione che serve molta luce per migliorare la sicurezza. Altri sono dell’opinione opposta perché ritengono che la luce attiri i nottambuli generando quindi rumore. Nel menzionato Parco MFO stiamo testando se è possibile rendere più tranquilla la notte regolando l’intensità luminosa. Rispetto alla pianificazione, con le misure organizzative la sperimentazione è più semplice e la correzione di eventuali errori più facile. Una particolarità di Zurigo è la sip (Sezione Sicurezza Intervento Prevenzione). Perché sono necessarie queste unità d’intervento oltre la polizia e i servizi di sicurezza privati? La sip che fa capo al Dicastero delle opere sociali è un “servizio d’ordine di prossimità” senza competenze di polizia che non applica misure costrittive. Invece di un’uniforme i collaboratori sip vestono abiti da lavoro unitari. Le loro pattuglie di due o tre persone sono espressione di coraggio civile ufficializzato. Si rivolgono a persone che manifestano un comportamento problematico. Ad esempio persone che alle due di notte provocano molto rumore in un quartiere residenziale o un gruppo che abbandona molti rifiuti sul posto di ritrovo. La collaborazione con la polizia funziona bene. Nel frattempo, il concetto è stato ripreso da altre città svizzere. Quali posti in particolare si sono rivelati più problematici? Non parlerei di posti o addirittura di persone problematiche. Il rumore disturba, ma re- forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Ospite gistriamo solo raramente casi pericolosi di lesioni gravi o morte. A questo proposito le finestre temporali critiche indicate dalla polizia sono il venerdì e il sabato notte attorno alle 4 del mattino, quando l’umore cambia: il livello di alcool o di altre sostanze è elevato, la maggior parte delle donne è tornata a casa, alcuni nottambuli sono frustrati, allora possono succedere maggiori atti di violenza. Eppure la Langstrasse non è conosciuta solo per il rumore, ma anche per la violenza. Quanto è sicura Zurigo? Da anni la criminalità diminuisce da lievemente a considerevolmente in quasi tutti i settori. Zurigo oggi è più sicura che mai anche durante la notte. Naturalmente contro la violenza continua ad essere necessaria la prevenzione ad alto livello. D’importanza centrale resta il mantenimento dell’equilibrio sociale tra i diversi utenti. Detto in parole semplici: Zurigo rispetta la vita notturna ma prima o poi si vuole anche dormire. 93 Anche se la violenza notturna cala oggettivamente: quanto si sente sicura la popolazione? Anche la sensazione soggettiva di sicurezza è positiva e in aumento. Oggi alla domanda se si sente sicuro o molto sicuro quando torna a casa a piedi alle due di notte risponde in modo affermativo dall’80 al 100 per cento delle persone. Possiamo dirci molto soddisfatti. Quindi serve più sip che poliziotti? La polizia contribuisce al mantenimento della calma anche solo con la sua presenza. Proprio il problema principale, il rumore, non si può affrontare solo con le pattuglie sip, infatti sovente la molestia dopo un paio di minuti è già passata. Dobbiamo rafforzare il senso di vicinato e imparare a comportarci in modo che anche gli altri possano vivere. Se ad esempio i club invitano i loro clienti a bere la loro ultima birra all’interno del locale e a non fermarsi a schiamazzare dopo davanti al locale chiuso, contribuiscono molto al benessere del vicinato. I gestori di club e gli organizzatori di feste si lasciano effettivamente coinvolgere? motivo del rumore e altri posti con grandi assembramenti di persone. Nel corso degli ultimi anni abbiamo intensificato la cooperazione. Importante è individuare gli interlocutori adatti. A Zurigo, oltre alla commissione bar e club, esiste da poco un “Consiglio notturno” cui partecipano, oltre i promotori organizzati e occasionali di party, anche i loro utenti. Quali sono i limiti di questo dialogo e di questa cooperazione? Quali sono i risultati di questa collaborazione? Finora ci siamo limitati a fare conoscenza e a scambiarci opinioni. In questo modo in caso di problemi sarà possibile trovare soluzioni concertate. Questo quadro permette accordi informali. Siamo interessati ad ampliare ulteriormente questo tipo di cooperazioni volontarie. Il limite si situa dove interviene la legge. Prima, tutto è possibile e anche auspicato. Perché dove i gerenti di esercizi pubblici, la popolazione e l’amministrazione si impegnano a trovare volontariamente una soluzione, questa non sarà mai unilaterale: questi compromessi che rendono superflue le vie legali sono il vero valore aggiunto di questi colloqui. L’esperienza delle procedure partecipative nelle questioni pianificatorie dimostra piuttosto che queste assorbono molto tempo e che ciò nonostante alla fine i vari gruppi d’interesse perseguono i loro obiettivi per vie legali… Con tutti i gestori dei 655 locali notturni? Naturalmente questo è illusorio. Importanti sono soprattutto i club di grandi dimensioni dove sono potenzialmente possibili reclami a I conflitti d’utilizzazione acuti si differenziano fortemente dalle questioni di pianificazione a lungo termine. Nelle pianificazioni le parti coinvolte non sanno quello che si otterrà alla fine. Molto spesso i residenti molestati dal rumore hanno già adito le vie legali e attendono un giudizio. La tavola rotonda è un mezzo assai efficace, ma non sempre facile: riunire persone con pretese d’utilizzazione diametralmente diverse non è una passeggiata. Si deve saper ascoltare posizioni contrapposte e poi cercare dei compromessi. In caso di conflitti acuti è possibile verificare già dopo alcune settimane se i patti sono stati mantenuti e se il compromesso negoziato ha avuto successo. Un ulteriore strumento di consultazione a Zurigo è la “Nightlife-Roundtable”: un termine quasi un po’ equivoco… Ma no, le riunioni si tengono durante gli orari d’ufficio… L’incontro avviene 4 o 5 volte l’anno con i rappresentanti dei club, dei servizi di 94 forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Ospite “Le tavole rotonde non sono semplicemente un bel gesto. A lungo termine possono e devono ridurre l’onere dell’amministrazione comunale”. sicurezza privati e delle diverse autorità cittadine. Ad esempio ci occupiamo di un caso di violenza e discutiamo di come avrebbero potuto agire il gestore del club e la sicurezza per facilitare il lavoro alla polizia. Spesso ne scaturiscono regole generali. Nel caso concreto il risultato è stato un promemoria su come e quando reagire. Per molti esercenti e per la security è già interessante conoscere la controparte e capire come funziona. Abbattiamo pregiudizi e questo facilita la collaborazione in caso di problemi seri. E lei è il punto di riferimento? Naturalmente non da sola. Sono la persona a cui la popolazione e anche i gestori si possono rivolgere, ma sovente il mio compito consiste nel coordinare l’amministrazione comunale. In un tempo in cui gli specialisti svolgono un ruolo importante, occorrono anche persone in grado di mantenere la visione d’insieme su temi così divergenti come l’arte, la cultura, le discoteche, la sicurezza, i rifiuti, il rumore e le emergenze. Sovente questo tipo di coordinazione in seno all’amministrazione permette un alleggerimento pratico senza complicazioni burocratiche. Avete dei contatti al di là dei confini comunali? Ci impegniamo in seno al gruppo di lavoro “Vita notturna” dell’Unione delle città svizzere che si riunisce due volte l’anno. Ogni città e ogni quartiere sono diversi, ma ci sono sempre idee provenienti da alte città che possiamo rapportare alla nostra situazione. Quasi ogni piccola città è confrontata con problemi simili. Tavole rotonde, cooperazione nei quartieri: i costi non vi sfuggono di mano? Naturalmente questo modo di procedere ha i suoi costi, ma si tratta di un onere contenu- forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Ospite to in paragone ai costi di più frequenti interventi notturni della polizia comunale e di ulteriori costi di pulizia. Certo, anche la Città di Zurigo deve tenere conto della sua situazione finanziaria, ed è anche per questo che con il dialogo cerchiamo di contenere i conflitti e le spese che comportano. Le tavole rotonde non sono semplicemente un bel gesto. A lungo termine possono e devono ridurre l’onere anche in altri settori dell’amministrazione comunale. Cercate di disinnescare dei conflitti. Ma il nodo della densificazione e dell’intensa utilizzazione è davvero risolvibile? La contraddizione esiste e non si lascerà mai risolvere. Una città vive. Si tratta di risolvere i conflitti in modo produttivo e di permettere sia di vivere volentieri nel proprio quartiere sia di divertirsi la sera. Non ci sono ricette e neanche soluzioni a lungo termine, ma una continua mediazione, così appunto come è la vita stessa. Questa costante negoziazione e quest’apprendimento permanente fanno di una città una buona città. — (traduzione) 95 REPORTAGE Alla ricerca della – Grundversorgung Thomas Bieger Ein notte [email protected] Roland Scherer konstrukt, das aktive [email protected] Bürgerinnen und Stefanie Pfändler [email protected] Bürger erfordert 96 forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Reportage Di giorno Soletta si vanta della sua città vecchia barocca con le sue piazze animate e i numerosi caffè. Al calare dell’oscurità, la vita si concentra invece in una ristretta area lungo l’Aar mentre alla stazione la notte è inghiottita dalle luci al neon. Impressioni di una metamorfosi notturna. Soletta è una pittoresca cittadina svizzera da cartolina postale. Nei vicoli della città vecchia pedonalizzata gli indigeni e i turisti passeggiano tra numerose attrazioni, le piazze sono ornate da sfarzose fontane e circondate da vivaci caffè. Nelle strade solitamente si sente parlare il dialetto bernese, ma fa parte dello charme di Soletta anche un pizzico di francese: fino ad oggi la città è orgogliosa di avere ospitato durante il tardo Medioevo per due secoli l’ambasciata francese e per questo motivo si fregia del nobile attributo di Città degli Ambasciatori. L’aria cosmopolita dei solettesi svanisce però con il calare delle tenebre. “Ti conviene lasciar perdere” è il consiglio ben intenzionato di un amico del posto alla mia domanda relativa a dove si potrebbe, per motivi giornalistici, esplorare la vita notturna locale. “L’unico club che abbiamo è il Kofmehl, ma oggi lì canta un vecchio”. Da una più estesa ricerca emerge l’unanime opinione che le migliori alternative sono il “Solheure” oppure l’”Oufi”. Soprattutto però l’”Aaremüürli”, perché è lì che batterebbe il cuore notturno della città. In realtà, l’Aaremüürli si rivela essere nient’altro che un muretto lungo l’Aar. Eppure è davvero consigliabile iniziare da qui la ricerca della Soletta notturna. È qui che si scopre cosa succede in questa città quando la birra diventa più importante delle imponenti mura della Cattedrale di Sant’Orso, quando i negozi chiudono e i vicoli e le piazze sono illuminate solo dalla fioca luce dei lampioni. L’ultimo treno passeggeri lascia Soletta. E adesso? Una Città va a nanna “Hie isch aues binang” (“Siamo tutti qui”) ci dice un ragazzo che si fa una birra con gli amici seduto sull’”Aaremüürli”. Le serate solettesi iniziano sempre qui, confermano gli amici. Effettivamente, lungo l’Aaremüürli si allinea un bar dopo l’altro. Nonostante la frescura del primo autunno gli ospiti siedono all’aperto, bevono, ridono: la solita movida, anche se un po’ più modesta e meno frenetica che in altri luoghi. Mentre qui i giovani dopo ogni birra si fanno sempre più chiassosi, il resto della città va a letto. Le facciate storiche tanto ammirate di giorno scompaiono nell’oscurità; ora è la vita interiore delle case che si proietta verso l’esterno: nelle finestre illuminate si vedono le ombre di chi ci abita muoversi attraverso l’appartamento, qui c’è una sagoma in cucina, là qualcuno legge un libro in poltrona. Il viavai degli avventori si sta diradando e nei ristoranti che forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Reportage si svuotano il personale inizia a pulire i tavoli dopo l’ultimo giro di birra. La vita notturna a Soletta sembra proprio limitarsi a pochi metri quadrati. La Kreuzackerbrücke è il ponte che collega la città vecchia alla stazione. Singole figure si affrettano a passare da una sponda all’altra dell’Aar. Mentre nelle prime ore serali i dintorni della stazione erano ancora molto movimentati ed era palpabile la gioiosa attesa delle prossime ore, in questo nodo del traffico ora regna il vuoto. Unicamente Subway e McDonalds sono ancora aperti ma, al contrario dei bar lungo l’Aar, sono vuoti. Solo tre giovani sono seduti davanti al locale ad un tavolo non apparecchiato, mangiano patatine fritte e sembrano sentirsi a loro agio nell’abbandono notturno. Un operaio delle FFS in tuta arancione sonnecchia nella vettura di servizio posteggiata di fianco. Ad ogni schiamazzo dei ragazzi strizza gli occhi assonnato. 97 Verso la stazione: solo poco movimento a Soletta Nel sottopassaggio della stazione la luce al neon determina uno strano sfasamento temporale. Qui nel sottosuolo sembra che il giorno si sia avvinghiato allo spazio. La luce abbagliante illumina senza pietà ogni angolo e ruba l’anima della notte. La desolazione della stazione morta impregna l’ambiente. Alla fine del corridoio un garzone chiude a chiave il “Memo Imbiss” che dà l’impressione di avere ospitato l’ultimo cliente già molte ore prima. Il “Cafe-Bar Fairplay” a fianco nasconde le sue attività dietro vetrate a specchio e insono- rizzate. Seguono il ristorante “Passage”, un negozio senza nome con un assortimento indefinito che offre carne d’agnello, trasferimento di denaro e telefonia mobile internazionale discount. Per il vicino Dancing Club è difficile dire se ha già vissuto tempi migliori o se semplicemente non li ha mai avuti. Nell’ultimo negozio sono già state smontate le insegne, qui si abbandona il campo. Difficile biasimare l’ormai ex inquilino. Dietro la stazione, una filiale Denner chiusa, vicino negozi vuoti e un improbabile manifesto elettorale del PLR che annuncia fiducioso un futuro di “Libertà e progresso”. È partito l’ultimo treno passeggeri. 98 forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Reportage Sfasamento temporale alla stazione ferroviaria Ora sulla piazza della stazione, alcuni nottambuli aspettano il bus per Biberist e Jegenstorf. Un’auto della polizia passa lentamente attraverso la piazza, un conducente del bus fuma un’abitudinaria sigaretta. D’improvviso un sibilo, un frastuono si avvicina assordante. Sta passando con una folata di vento il merci che durante le ore notturne distribuisce in tutta la Svizzera la merce per la diurna corsa al consumo quotidiano. Il fragore e lo stridio svaniscono con la stessa velocità come sono apparsi. Un paio di minuti più tardi segue il prossimo treno. La stazione durante le prossime tre ore appartiene al traffico merci. Desolazione e charme notturno Mentre nella tristezza della stazione si inizia immancabilmente a desiderare il proprio letto, all’Aaremüürli la vita notturna continua. Qui non ci sono lampade al neon o pubblicità elettorale disacconcia, qui la notte è vivace e l’atmosfera è bella. Qui si vorrebbe trascorrere le ore, ordinare un’altra birra, conoscere i solettesi. Soprattutto però si vorrebbero godere quelle ore in cui tutto appare più soffuso e tenue che di giorno, quando la luce illumina gli angoli bui e i segreti di questa città e dei suoi abitanti. Tra la stazione e l’Aar ci sono solo pochi metri, eppure i due posti non potrebbero essere più diversi tra loro. Là dove le luci al neon simulano il giorno non c’è posto per la notte. Il suo charme le è sottratto, assume un’aria desolata e abbandonata. Solo dove le è possibile irretire i suoi ospiti, dove esiste il coraggio dell’oscurità, solo là Soletta si risveglia come città notturna che non è indicata su nessun cartello e non è ritratta da nessuna cartolina postale. Essa conferisce alla sorella diurna un volto nuovo e anche se la sua vita si svolge negli stessi vicoli, è comunque del tutto differente. — (traduzione) Un sottopassaggio: triste e inutilizzato Dietro la stazione: negozi vuoti. STEFANIE PFÄNDLER, *1985, ha studiato scienze politiche ed ambientali ed ha lavorato come collaboratrice scientifica presso la sezione Sviluppo sostenibile dell’ARE. Dal 2015 lavora per la città di Dübendorf nell’ambito della pianificazione del territorio e dei trasporti. forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Reportage 99 RUBRICA Caccia notturna ai negozi delle stazioni di servizio JÜRG SPICHIGER, *1964, è giornalista freelance e organizzatore di esposizioni. Lavora come curatore per musei e realizza insieme ai suoi collaboratori anche progetti propri. [email protected] La scena si svolge nel Seeland bernese poco lontano dal villaggio di Ins. Lo sguardo vaga sul vasto paesaggio che qui appare insolitamente aperto per la Svizzera. Da Ovest si avvicina sulla strada principale con un pretenzioso rombo una piccola utilitaria dalla linea sportiva. La Peugeot nera entra in una rotatoria da cui potrebbe imboccare la T10 e dirigersi verso Neuchâtel, la città più vicina. Ma il conducente ha altre intenzioni. A gran velocità svolta nell’ampio parcheggio della stazione di servizio Agrola con annessi autolavaggio e negozio Landi. La Peugeot frena bruscamente davanti alla colonna di distribuzione. Scende il conducente, un giovane di circa 22 anni, e scende anche la passeggera. Mentre lui inizia a riempire il serbatoio, lei si affretta ad entrare nel Top Shop. Poco prima delle 21, quasi l’orario di chiusura del negozio. Per i giovani è tempo di fare rifornimento per la notte. Il territorio di vendita serale attorno alla località rurale di Ins è dominato dalla “Landi Seeland” che gestisce nella regione orticola bernese altri tre Top Shop presso le stazioni di servizio Agrola. Anche qui, come in altre zone rurali svizzere, i punti di vendita notturni sono esposti ad un’accanita concorrenza. Dall’inizio del nuovo secolo, presso gli svincoli stradali, lungo le strade interurbane e alle periferie dei centri abitati i negozi abbinati alle stazioni di servizio BP, Coop Pronto, Migrolino o Shell sono spuntati come funghi: tutti i commercianti di oli minerali vogliono approfittare delle opportunità di vendita presso le stazioni di servizio. A volte si è abilmente colmata una lacuna nella zona industriale. In molti posti, come ad Ins, i contadini locali hanno sacrificato a tal fine superfici agricole anche estese. Spesso questi punti di vendita ubicati nel nulla sono il punto di partenza per le scorribande notturne della gioventù automunita. Lo testimoniano le lattine di birra vuote e la carta dei panini gettati con noncuranza ai margini delle strade. I gestori dei negozi Landi, che hanno le loro radici nell’ambiente delle cooperative rurali, sono impotenti di fronte a queste cattive abitudini. Anche la politica ha poco da dire sul tema del consumo 24 ore su 24. Ci sarebbe l’opzione legislativa, ma la maggior parte degli svizzeri desidera un approccio piuttosto liberale alla questione degli acquisti notturni: nel settembre del 2013 il sovrano si è espresso a favore dell’apertura ad orario continuato dei negozi delle stazioni di servizio sulle autostrade: “un grande successo per la libertà nel nostro Paese”, era stato il commento della Basler Zeitung. 100 Tra l’altro, secondo il testo di legge non sono solo le stazioni di servizio situate nelle aree di sosta delle autostrade ad approfittarne, anche gli shop lungo le “strade principali con traffico intenso” possono offrire giorno e notte un ricco assortimento con la benedizione delle autorità cantonali. Un sì di fondo alla società delle 24 ore? “Non necessariamente, ma il mondo cambia”, questa l’opinione prammatica di molti sostenitori. Cambio di scena: Canton Berna, area di servizio Grauholz Sud sulla A1 in direzione di Zurigo, appannaggio dei negozi delle stazioni di servizio Migrolino. All’interno lo shop offre bevande calde e panetteria precotta, all’esterno dispone di un parcheggio con un generoso settore per fumatori. Ci sono tre tipi di clienti notturni, confida la commessa Migrolino: prima di tutto le persone che lavorano di notte o che devono recarsi al lavoro di mattina presto. Anche i tassisti arrivano a tutte le ore. Fanno il pieno, prendono un caffè o accompagnano dei clienti che desiderano fare acquisti. Poi ci sono i turisti che preferiscono viaggiare di notte per approfittare del traffico ridotto. In terzo luogo, soprattutto durante il fine settimana, attorno allo shop si affolla il popolo della notte, i frequentatori delle discoteche e i tiratardi che acquistano soprattutto alcool e sigarette. Talvolta l’atmosfera si fa rovente e soprattutto rumorosa, aggiunge la commessa. Giovedì notte. Davanti al negozio della stazione di servizio cinque ragazzi si appoggiano ad un’auto nera. Le porte anteriori sono spalancate, dall’interno dell’auto esce musica techno sparata ad alto volume. Il quintetto fuma, chiacchiera, si mostra disinvolto. I giovani non vogliono andare ad una festa. “Ci facciamo solo un giro in auto” dice uno di loro. “A volte solo fino a mezzanotte, a volte tutta la notte”. Perché dovrebbero andare in città? “Qui passano delle belle auto e possiamo incontrare i nostri amici”. I due poliziotti che hanno appena parcheggiato la loro auto di pattuglia e si dirigono ora verso il negozio Migrolino non sembrano disturbati dalla festicciola. Adesso anche questi lavoratori notturni hanno altro per la testa. La polizia passa spesso, dice più tardi la commessa. Infatti, di notte, il negozio della stazione di servizio è in piccolo quello che è la Langstrasse di Zurigo in grande. Si è in periferia, ma il consumo di base per una serata da leoni è garantito. — (traduzione) forum sviluppo territoriale 03 / 2015 — Rubrica LA CIFRA SUL TEMA + 232 % Tra il 2003 e il 2014, il numero dei viaggiatori sulla rete notturna dell'Associazione dei trasporti pubblici di Zurigo (ZVV) è aumentato da 4474 a 14'836 unità per notte, un aumento quindi pari al 232 percento. 101 102 IMPRESSUM IMPRESSUM forum forumraumentwicklung raumentwicklung forum forumdu dudéveloppement développementterritorial territorial forum forumsviluppo sviluppoterritoriale territoriale Informationsheft Informationsheft Bulletin Bulletind’information d’information Bollettino Bollettinod’informazione d’informazione Erscheint Erscheintdreimal dreimaljährlich jährlich Paraît Paraîttrois troisfois foispar paran an Esce Escetre trevolte volteall’anno all’anno 43. 43.Jahrgang Jahrgang 43 43e eannée année 43mo 43moanno anno Herausgeber Herausgeber Editeur Editeur Editore Editore Bundesamt Bundesamtfür fürRaumentwicklung Raumentwicklung(ARE) (ARE) Office Officefédéral fédéraldu dudéveloppement développementterritorial territorial(ARE) (ARE) Ufficio Ufficiofederale federaledello dellosviluppo sviluppoterritoriale territoriale(ARE) (ARE) Eidgenössisches EidgenössischesDepartement Departementfür fürUmwelt, Umwelt,Verkehr, Verkehr, Département Départementfédéral fédéralde del’environnement, l’environnement,des destranstrans- Dipartimento Dipartimentofederale federaledell’ambiente, dell’ambiente,dei deitrasporti, trasporti, Energie Energieund undKommunikation Kommunikation(UVEK) (UVEK) ports, ports,de del’énergie l’énergieetetde delalacommunication communication(DETEC) (DETEC) dell’energia dell’energiaeedelle dellecomunicazioni comunicazioni(DATEC) (DATEC) Redaktionskommission Redaktionskommission Commission Commissionde derédaction rédaction Commissione Commissionedella dellaredazione redazione Rudolf RudolfMenzi Menzi(Leitung), (Leitung),Doris DorisAngst, Angst,Matthias MatthiasHowald Howald Rudolf RudolfMenzi Menzi(direction), (direction),Doris DorisAngst, Angst,Matthias MatthiasHowald Howald Rudolf RudolfMenzi Menzi(direzione), (direzione),Doris DorisAngst, Angst,Matthias MatthiasHowald Howald Übersetzung Übersetzung Traduction Traduction Traduzione Traduzione Französisch: Französisch:Elisabeth ElisabethKopp-Demougeot, Kopp-Demougeot, Français: Français:Elisabeth ElisabethKopp-Demougeot, Kopp-Demougeot, Francese: Francese:Elisabeth ElisabethKopp-Demougeot, Kopp-Demougeot, Le LeGrand-Saconnex Grand-Saconnex Le LeGrand-Saconnex Grand-Saconnex Le LeGrand-Saconnex Grand-Saconnex Relecture Relectureund undAdaptation: Adaptation:Daniel DanielBéguin Béguin Relecture Relectureetetadaptation: adaptation:Daniel DanielBéguin Béguin Rilettura Riletturaeeadattamento: adattamento:Daniel DanielBéguin Béguin Kontrolle Kontrolleund undKorrektur: Korrektur:Béatrice BéatriceThièry Thièry Contrôle Contrôleetetcorrection: correction:Béatrice BéatriceThièry Thièry Controllo Controlloeecorrezione: correzione:Béatrice BéatriceThièry Thièry Italienisch: Italienisch:Antonella AntonellaSchregenberger-Rossi, Schregenberger-Rossi,Olsberg Olsberg Italien: Italien:Antonella AntonellaSchregenberger-Rossi, Schregenberger-Rossi,Olsberg Olsberg Italiano: Italiano:Antonella AntonellaSchregenberger-Rossi, Schregenberger-Rossi,Olsberg Olsberg Relecture Relectureund undAdaptation: Adaptation:Peter PeterSchrembs Schrembs Relecture Relectureetetadaptation: adaptation:Peter PeterSchrembs Schrembs Rilettura Riletturaeeadattamento: adattamento:Peter PeterSchrembs Schrembs Redaktion Redaktionund undProduktion Produktion Rédaction, Rédaction,production production Redazione, Redazione,produzione produzione Pieter PieterPoldervaart, Poldervaart,Pressebüro PressebüroKohlenberg, Kohlenberg,Basel Basel Pieter PieterPoldervaart, Poldervaart,Pressebüro PressebüroKohlenberg, Kohlenberg,Bâle Bâle Pieter PieterPoldervaart, Poldervaart,Pressebüro PressebüroKohlenberg, Kohlenberg,Basilea Basilea Grafisches GrafischesKonzept Konzeptund undGestaltung Gestaltung Création, Création,réalisation réalisation Creazione, Creazione,realizzazione realizzazione Susanne SusanneKrieg KriegSGD, SGD,Basel Basel Susanne SusanneKrieg KriegSGD, SGD,Bâle Bâle Susanne SusanneKrieg KriegSGD, SGD,Basilea Basilea Fotografie Fotografie Photographie Photographie Fotografia Fotografia Yves YvesMaurer MaurerWeisbrod Weisbrod(Umschlag, (Umschlag,S.S.44––15, 15, Yves YvesMaurer MaurerWeisbrod Weisbrod(Couverture, (Couverture, p.p.44––15, 15, Yves YvesMaurer MaurerWeisbrod Weisbrod(Copertina, (Copertina,p.p.44––15, 15, 18 18––19, 19,39/40, 39/40,42 42––57, 57,73/74, 73/74,76 76––89, 89,101/102); 101/102); 18 18––19, 19,39/40, 39/40,42 42––57, 57,73/74, 73/74,76 76––89, 89,101/102); 101/102); 18 18––19, 19,39/40, 39/40,42 42––57, 57,73/74, 73/74,76 76––89, 89,101/102); 101/102); Martin MartinGuggisberg Guggisberg(S.17); (S.17);Ruedi RuediThomi Thomi(S. 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Tel.058 058462 46240 4060 60 ©©ARE ARE ©©ARE ARE ©©ARE ARE Bern Bern2015, 2015,Abdruck Abdruckerwünscht erwünschtmit mitQuellenangabe; Quellenangabe; Berne Berne2015, 2015,Reproduction Reproductionautorisée autoriséeavec avecmention mention Berna Berna2015, 2015,Riproduzione Riproduzioneautorizzata autorizzatacon conmenzione menzione Belegexemplar Belegexemplarans ansARE ARE de delalasource; source;copie copieààl’ARE l’ARE della dellafonte; fonte;copia copiaall’ARE all’ARE ISSN ISSN1660-6248 1660-6248 ISSN ISSN1660-6248 1660-6248 ISSN ISSN1660-6248 1660-6248 Inhalt Inhaltgedruckt gedrucktauf aufREBELLO, REBELLO, Das DasARE-Forum ARE-Forumwurde wurde Druck Druck/ /Impression Impression/ /Stampa Stampa Recycling Recyclingaus aus70% 70%Altpapier, Altpapier, klimaneutral klimaneutralhergestellt. hergestellt. 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