Pkw - VCD

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Pkw - VCD
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10178 Berlin
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Berlin, 4. September 2015
SPERRFRIST: 4. September 2015, 11:00 MESZ
Deutliche Unterschiede zwischen den Stickoxid-Emissionen moderner DieselPkw: bis zu 15-fache Überschreitung des Grenzwerts, selbst im Labortest
Die Technologien, um die Stickoxid-Emissionen moderner Diesel-Pkw auch unter
realistischen Fahrbedingungen niedrig zu halten, sind bereits heute serienmäßig verfügbar.
In einigen Fällen setzen Fahrzeughersteller diese Technologien so ein, dass die
Abgasemissionen auch in dem für 2017 geplanten neuen Labor-Testverfahren den in der
EU geltenden Euro 6 Grenzwert einhalten. In anderen Fällen liegen die StickoxidEmissionen deutlich höher – im Durchschnitt mehr als doppelt so hoch wie der derzeitige
Grenzwert, selbst unter Laborbedingungen. Zu diesem Ergebnis gelangt eine heute in Berlin
vorgestellte Studie der unabhängigen Forschungsorganisation International Council on
Clean Transportation (ICCT).
Für die Studie wurden Messdaten des ADAC für insgesamt 32 Euro 6 Diesel-Pkw
ausgewertet. Die getesteten Fahrzeuge repräsentieren 10 verschiedene Hersteller sowie
unterschiedliche Technologien zur Abgasnachbehandlung. Die neuen Ergebnisse kommen
zu einem Zeitpunkt, an dem die EU-Mitgliedsstaaten über die Einführung von „conformity“Faktoren beraten, d.h. über die Frage, um wie viel die Abgasemissionen von Neufahrzeugen
unter realistischen Fahrbedingungen von den Labormesswerten abweichen dürfen.
Die Fahrzeuge wurden im Rahmen des ADAC EcoTest entsprechend dem derzeit geltenden
Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) getestet. Zusätzlich wurden die Abgasemissionen
aller Fahrzeuge auch im neuen Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Cycle (WLTC)
gemessen. Der WLTC soll laut Plänen der EU-Kommission ab 2017 den NEFZ ersetzen und
zu realistischeren Testbedingungen führen. Alle 32 getesteten Fahrzeuge hielten im NEFZ
den Euro 6 Grenzwert von 80 Milligramm Stickoxide pro Kilometer (mg/km) ein. Aber
lediglich 10 der 32 Fahrzeuge konnten denselben Wert im WLTC einhalten.
„Die Stickoxid-Emissionen der getesteten Fahrzeuge lagen im neuen Testverfahren im
Durchschnitt mehr als doppelt so hoch wie der Euro 6 Grenzwert“, sagt Dr. Peter Mock,
Geschäftsführer von ICCT in Europa. Die höchsten Emissionen wurden für Fahrzeuge von
Volvo (14,6 Mal so hoch wie der Grenzwert), Renault (8,8) and Hyundai (6,9) gemessen. Die
niedrigsten Emissionen wurden für ein BMW-Modell gemessen (70 Prozent unter dem
Grenzwert).
„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass einige Fahrzeughersteller die Technologien zur
Abgasnachbehandlung so einsetzen, dass die Stickoxid-Emissionen in beiden Testverfahren
möglichst niedrig gehalten werden. Andere Hersteller scheinen ihre Fahrzeuge dagegen auf
den gesetzlichen Grenzwert im heutigen Testverfahren hin zu optimieren, während die
Emissionen unter realistischeren Fahrbedingungen weiterhin sehr hoch sind“, sagt Dr.
Vicente Franco, Forscher bei ICCT und einer der Autoren der Studie.
Im Mai diesen Jahres verständigten sich die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union auf
die Einführung verbindlicher Straßentests für neue Fahrzeugmodelle. Ab 2016 sind
Fahrzeughersteller aufgrund dieser neuen Regelung dazu verpflichtet, die Abgasemissionen
ihrer Pkw nicht nur unter Laborbedingungen sondern zusätzlich auch unter realistischen
Fahrbedingungen zu messen. Ab 2017 sind dann Sanktionen vorgesehen, falls bei diesen
Straßentests auffällig hohe Abgasemissionen festgestellt werden. Die EU-Mitgliedsstaaten
ringen derzeit in Brüssel mit Vertretern der Automobilindustrie um die Frage, um wieviel
höher die Emissionen ihrer Fahrzeuge unter realistischen Testbedingungen im Vergleich
zum Labortest sein dürfen – die sogenannten „conformity“-Faktoren.
Stickoxide werden als gesundheitsschädlich eingestuft und können zu
Atemwegserkrankungen und vorzeitigen Todesfällen führen. Diesel-Fahrzeuge sind der
größte Verursacher von Stickoxiden in der EU. Insbesondere im städtischen Raum werden
die gesetzlich erlaubten Höchstwerte für Stickoxide in der Atemluft regelmäßig überschritten.
Gegen einzelne Mitgliedsstaaten, darunter auch Deutschland, hat die EU bereits rechtliche
Schritte aufgrund dieser Überschreitungen eingeleitet.
NOx control technologies for Euro 6 diesel passenger cars
PDF zum Download hier (ab 04.09.): www.theicct.org/nox-tech-euro6-diesel-cars
Der International Council on Clean Transportation (ICCT) ist eine gemeinnützige und
unabhängige Forschungsorganisation mit Schwerpunkt Fahrzeugtechnologien und deren
Auswirkungen auf Luftqualität und Klima. Der wissenschaftliche Beirat des ICCT setzt sich
zusammen aus Behördenvertretern und unabhängigen Verkehrsexperten der wichtigsten
Fahrzeugmärkte weltweit. ICCT wurde 2005 gegründet und beschäftigt heute 40 Mitarbeiter
in verschiedenen Ländern. Seit 2012 ist die Organisation mit einem Büro in Berlin vertreten.
ICCT wird finanziert durch private Stiftungen, darunter die ClimateWorks Stiftung in den
USA und die Stiftung Mercator in Deutschland.
Ansprechpartner:
Dr. Peter Mock
Geschäftsführer ICCT Europe
Neue Promenade 6, 10178 Berlin
Tel.: +49 (30) 847129-102
Email: [email protected]
2
By NOX control technology
NOX CF, NEDC cycle
1
6
NEDC CF = WLTC CF line
24
18
(vehicles close to this line had similar NO control performance over both cycles)
0.8
X
0.6
0.4
LNT best over NEDC, worst over WLTC
(performance optimized for certification test)
0.2
CF>6: high emitters (outliers)
0
0
2
4
6
8
10
NOX CF, WLTC 2.0 cycle
SCR (11)
LNT
(16)
12
14
12
14
EGR (5)
By segment
NOX CF, NEDC cycle
1
0.8
0.6
smaller cars
0.4
Larger vehicles tend to perform slightly better,
both over NEDC and WLTC
larger cars
0.2
0
0
2
4
6
8
10
NOX CF, WLTC 2.0 cycle
B (1)
C (5)
D (13)
E
(6)
F (7)
By manufacturer
NOX CF, NEDC cycle
1
average
0.8
very poor (likely unfit for RDE; only
one vehicle tested per manufacturer)
0.6
poor
0.4
above average
0.2
0
0
AUDI (3)
BMW (13)
Some manufacturers perform relatively well over both NEDC and WLTC;
extreme WLTC outliers tend to be “on the edge” of NEDC compliance
2
4
6
8
10
NOX CF, WLTC 2.0 cycle
CITROËN (1)
HYUNDAI (1)
MAZDA (5)
M. BENZ (5)
OPEL (1)
12
RENAULT(1)
14
VW (1)
VOLVO (1)
(Solid dots mark the average of the vehicle subset. Numbers in parentheses indicate the number of cars in the subset)
Abbildung 1. Stickoxid-Emissionen der 32 getesteten Fahrzeuge im NEFZ sowie im WLTC Testverfahren
(von oben nach unten: nach Art der Abgasnachbehandlung, nach Fahrzeugsegment, nach Hersteller). CF
steht für „conformity factor“, gibt also an, um wie viel höher der Messwert im Vergleich zum Euro 6
Grenzwert von 80 mg/km liegt.
3
Weitere Ansprechpartner zum Thema:
Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (IFEU)
Hr. Udo Lambrecht
+49 (6221) 4767 35
[email protected]
Allgemeiner Deutscher Automobil-Club (ADAC)
Prof. Reinhard Kolke
+49 (8191) 938600
[email protected]
Verband der Automobilindustrie (VDA)
Dr. Jakob Seiler
+49 (30) 897842-285
seiler@vda
Verkehrsclub Deutschland (VCD)
Hr. Gerd Lottsiepen
+49 (30) 28 03 51-11
[email protected]
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