Mobiler Pflegewagen

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Mobiler Pflegewagen
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Mobiler Pflegewagen
Katja Rüegg, Eva Hollenstein
Zusammenfassung
Der mobile Pflegewagen ist der neue Arbeitsplatz der Pflegenden. Er enthält einen PC sowie alle
wichtigen Medikamente und Materialien. Dadurch arbeitet die Pflegekraft überwiegend in den
Patientenzimmern und kann nach der Untersuchung direkt die erforderlichen Dokumentationen
durchführen.
Zielsetzung / Leitfragen für die Praxis
• Wie können lange Wegzeiten für Pflegekräfte reduziert werden?
• Wie kann die wertschöpfende Pflegezeit bei der Patientin/ dem Patienten erhöht werden?
• Wie können Dokumentationsfehler (zum Beispiel Fehlübertragungen vom
Handschriftlichen in das EDV-System) verhindert werden?
Voraussetzungen / Notwendige Ressourcen
Die Anschaffung von mobilen Pflegewagen ist relativ kostspielig. Es empfiehlt sich, Modelle
mehrerer Anbieter zu vergleichen und zu testen. Es ist wichtig, im Voraus zu überlegen, welches
Material auf dem Wagen gelagert werden muss, ob eine Schublade abschliessbar und wie flexibel
die Einrichtung des Wagens sein soll. Der Wagen lässt sich beliebig mit Schubladen,
Ablageflächen, Abfalleimern, Infusionshaltern usw. kombinieren.
Detailbeschreibung des Tools
Beobachtungen von Pflegekräften zeigen, dass diese jeden Tag grosse Distanzen zurücklegen.
Unter Einsatz von elektronischen Schrittzählern wurde beispielsweise in einer chirurgischen
Abteilung eines Spitals gemessen, dass eine Pflegekraft durchschnittlich 5.5 bis 7 km in einer 12Stunden-Schicht zurücklegt. Diese langen Wege sind häufig auf das Layout der Stationen
zurückzuführen, zum Beispiel wenn sich das Stationszimmer am Ende eines langen Ganges
befindet (Graban, 2009).
Aber auch das Konzept des Stationszimmers trägt massgeblich dazu bei, dass viele unnötige
Wege zurückgelegt werden müssen. In diesem Raum werden unter anderem die
Patientenbetreuung vorbereitet, Dokumentationen vorgenommen, Materialien gelagert und
Dienstbesprechungen abgehalten.
Aufgrund der Arbeit mit dem mobilen Pflegewagen verbringt das Pflegepersonal mehr Zeit bei
den Patientinnen und Patienten, weil direkt vor Ort dokumentiert und Leistungen erfasst
werden können. Zudem werden unnötige Wege reduziert, da auf dem Pflegewagen alle
wichtigen Medikamente und Materialien vorhanden sind.
Leanhealth.ch: Die Lean-Hospital-Transformationsplattform
Der Einsatz mobiler Pflegewägen trägt also nicht nur zur Reduktion langer Wege bei sondern
ermöglicht auch kürzere Reaktionszeiten und umfassendere Betreuungsmöglichkeiten der
Patientinnen und Patienten (Graban, 2009).
Die Pflegenden arbeiten pro Person mit einem Pflegewagen. Dieser ist standardisiert bestückt,
so dass alle Materialien und Utensilien für eine Patientenrunde vorhanden sind. Die Bestückung
wird individuell auf die Bedürfnisse einer Station angepasst. Die Schublade mit den wichtigsten
Medikamenten kann abgeschlossen werden.
Jeder Pflegewagen enthält zudem einen Laptop bzw. einen grossen Bildschirm mit Tastatur.
Dadurch können die Pflegekräfte direkt im Zimmer die Werte der Untersuchungen
dokumentieren, ihren Bericht verfassen und Leistungen erfassen. Dazu sollten Sitzgelegenheiten
in den Zimmern bereitgestellt werden. Dies gewährleistet eine zeitnahe Verfügbarkeit der Daten
im System und reduziert Fehler (beispielsweise durch fehlerhafte Übertragung handschriftlicher
Notizen).
Die Nachrüstung und die Reinigung des Pflegewagens werden von der Pflegenden selbst oder
von der Logistik nach Schichtende übernommen. Der Wagen enthält einen Akku, der nach zwei
Schichten wieder aufgeladen werden muss.
Wie der Einsatz von mobilen Pflegewägen in der Praxis aussieht, wird in der Fallstudie LeanSuccess-Stories – Spitalzentrum Biel beschrieben.
Stärken und Schwächen
Herausforderungen
Die Umstellung auf ein Arbeitssystem mit einem mobilen Pflegewagen erfordert einen
Kulturwandel. Das Stationszimmer, welches oft der Mittelpunkt des sozialen Geschehens auf der
Station war, wird in seiner ursprünglichen Form nicht mehr benötigt: Alle Pflegenden arbeiten
mobil in den einzelnen Patientenzimmern.
Aus diesem Grund kann es hilfreich sein, vor der kostspieligen Anschaffung des Pflegewagens
alle benötigen Materialien in einer Box zu transportieren und so den Einsatz eines Pflegewagens
zu simulieren. Darauf aufbauend kann Feedback zum neuen Vorgehen von den Mitarbeitenden
und den Patientinnen und Patienten eingeholt werden (Kämpfer & Walker, 2015).
Obwohl der Wunsch nach mehr Zeit bei den Patientinnen und Patienten von Pflegenden oft
geäussert wird, ist die Umstellung in der Realität gewöhnungsbedürftig, da sich eingespielte
Abläufe grundlegend verändern.
Stärken
Der Pflegewagen bringt viele Vorteile mit sich. Die zurückgelegten Kilometer der Pflegenden
reduzieren sich enorm, da sie alles nötige Material bei sich haben. Die zeitnah verfügbaren
Informationen im System verbessern den Informationsfluss mit anderen Pflegenden und der
Ärzteschaft. Des Weiteren erhöht sich die Sicherheit der Patientinnen und Patienten, weil
weniger Informationen verloren gehen.
Zudem verfügen alle Pflegende über ihren eigenen Arbeitsplatz und müssen nicht mehr auf das
Freiwerden der wenigen Computer im Stationszimmer warten. Durch die sofortige
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Dokumentation kann der Wagen nach Schichtende direkt an die nächste Schicht übergeben
werden, was nachträgliche Arbeiten und Überstunden reduziert.
Schwächen
Der Pflegewagen ist relativ gross und je nach Modell unhandlich. Es lohnt sich, zwei bis drei
Modelle zum Testen zu bestellen. Es sind klare Regelungen nötig, die festlegen, wo der Wagen
abgestellt werden darf, ansonsten kann es in den Gängen chaotisch aussehen und Wege werden
blockiert. Eine Möglichkeit ist die Zuweisung von fixen Parkplätzen im Materiallager oder
Stationszimmer.
Bitte zitieren Sie diese Quelle wie folgt:
Rüegg, K. & Hollenstein, E. (2016). Mobiler Pflegewagen. In A. Angerer (Hrsg.), LHT-BOK – Lean
Healthcare Transformation Body of Knowledge, Version 1.0. Winterthur. Abgerufen von
www.leanhealth.ch
Literatur
Graban, M. (2009). Lean hospitals: improving quality, patient safety, and employee satisfaction.
Boca Raton: CRC Press.
Kämpfer, M. & Walker, D. (2015). Die Leistung einer Generation. In D. Walker (Hrsg.), Lean
Hospital - Das Krankenhaus der Zukunft. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche
Verlagsgesellschaft. Abgerufen von
http://public.eblib.com/choice/PublicFullRecord.aspx?p=2071682
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