Predigtscript Habakuk – Wenn du Gott nicht

Transcription

Predigtscript Habakuk – Wenn du Gott nicht
Predigtscript
5.8.2012
Habakuk – Wenn du Gott nicht mehr verstehst
Das Leben ist voller Fragen. Fragen, die so
schwierig zu beantworten sind. Ich meine, hast
du dich nicht auch schon gefragt, was ein
Schmetterling im Bauch fühlt, wenn er verliebt
ist? Oder warum sagt man: „Ich habe diese
Nacht geschlafen wie ein Baby.“ - aber eigentlich weiss man ja, dass ein Baby alle zwei
Stunden aufwacht. Oder eine andere Frage:
„Gibt es in einer Teefabrik Kaffeepausen?“
Oder: „Warum ist das Wort „einsilbig“ dreisilbig?“ Fragen über Fragen.
Viele Fragen hatte auch Habakuk. Aber seine
Hauptfrage war: „Warum ist Gott nicht fair?“
Habakuk stellt im ersten Kapitel die Fragen:
„Wie lange, Herr, rufe ich schon um Hilfe, du
aber hörst nicht!“1 Oder: „Ich schreie zu dir:
Gewalttat! Du aber hilfst nicht!“2 Oder im Vers
3: „Warum schaust du dem Unheil zu?“ Spulen
wir mal vor zu heute. Menschen fragen immer
noch dieselben Fragen:
- „Gott, warum haben schlechte Menschen
Erfolg? Aber den Guten geht es schlecht?“
- „Warum arbeite ich so hart und bin ehrlich.
Aber mein Kollege betrügt und wird befördert?“
- „Warum stirbt dieser liebevolle Vater mit 42
an Krebs? Warum Gott?“
- „Wir haben versucht, unsere Kinder nach
deinem Wort aufzuziehen. Wir haben uns wirklich Mühe gegeben, aber jetzt ist ihr Leben
völlig aus dem Ruder gelaufen. Unsere Freunde
haben sich kaum für ihre Kinder interessiert,
aber diese Kinder sind gut rausgekommen. Was
ist da los, Gott?
- „Warum können andere beten und du antwortest sofort, aber wenn ich bete, passiert
genau gar nichts?“
- „Warum gehen diese Migränen nicht weg?“
1
2
Habakuk 1,2
Habakuk 1,2
- „Warum kämpfe ich seit Jahren mit Depressionen? Gott, du könntest etwas dagegen tun.
Aber du machst nichts! WARUM!?“
Solche Fragen haben Habakuk beschäftigt. Also
beschäftigt ist noch stark untertrieben. Solche
Fragen haben an Habakuk gezerrt, genagt,
haben ihn auseinandergerissen, haben seinen
Glauben auf die Probe gestellt und er hat damit gerungen. Aber bevor wir da eintauchen…
Wer ist dieser Habakuk überhaupt? Was war
das für ein Typ?
Was klar ist: Habakuk hatte gemeine Eltern.
Das ist schon mal klar. Warum sonst hätten sie
ihren Sohn „Habakuk“ genannt?
Dann ist Habakuk einer der zwölf kleinen Propheten. Es gibt ja viele prophetische Bücher im
Alten Testament. Da gibt es die Grossen: Jesaja,
Jeremia, … Die sind lang, bekannt und werden
oft zitiert. Dann gibt es die Kleinen prophetischen Bücher. Die sind weniger bekannt. Die
sind klein – also kurz. Die werden nicht oft
zitiert.
Habakuk gehörte zu den zwölf kleinen. In seinem Buch hat es ganze drei Kapitel. Von Habakuk weiss man sehr wenig. Vermutlich war er
ein Musiker im Tempel und dann wurde er
später Priester und Prophet.
Habakuk könnte 600 v.Chr. gelebt haben. Aber
auch das ist nicht sicher. Auf jeden Fall war es
eine Zeit, in der die Menschen in Israel sehr
korrupt waren. Da war Gewalt. Da gab es
Kämpfe. Menschen kümmerten sich nicht um
Gott. Wer gerecht leben wollte kam unter die
Räder.
Und in dieser Zeit will Gott Israel zum eigenen
Wohl bestrafen. Aber hier springt Habakuk ein.
Er ist nicht einverstanden. Er ringt mit Gott.
Daher kommt wahrscheinlich auch die Bedeutung des Namens „Habakuk“. Habakuk heisst
SEITE 2
einerseits: „umarmen“ andererseits heisst der
Name aber auch „ringen, kämpfen“.
Das passt super zu uns Schweizern und zum
ersten August. Denn wenn wir Schweizer ringen, dann umarmen wir uns gleichzeitig: Wir
halten uns an den Hosen und versuchen uns
umzuwerfen. Also einerseits umarmen wir uns
und andererseits kämpfen wir. Wir nennen das
dann nicht ringen, sondern schwingen.
Gott anklagen
Wir schauen heute das erste Kapitel von Habakuk an. Habakuk ist im Gespräch mit Gott.
Hört euch mal an, was die beiden miteinander
bereden.
gibt jedes Kind zur Adoption frei. Und wir… Wir
sind ein treues Paar. Unser einziges Gebet ist:
Gott gib uns ein Kind. Aber wir bekommen
keines!“ „Was sagst du dazu – Gott? Wo bist du
da – Gott?“ Das ist das Problem von Habakuk
mit Gott. Er versteht Gott nicht!
Er sagt: „Warum Gott! Ich verstehe dich
nicht. „Wenn es nach mir geht würde ich sagen: Gott – dir ist das alles ja Wurst. Du kümmerst dich nicht um uns! Und weisst du was?
Du bist der einzige der etwas tun könnte. Aber
du tust nichts!“
Mal ganz ehrlich: Wer von euch denkt manchmal auch so?
1 Dies ist die Botschaft, die der Prophet Habakuk in einer Vision vom Herrn empfing.
2 Herr, wie lange schon schreie ich zu dir um
Hilfe! Aber du hörst mich nicht. "Überall
herrscht die Gewalt!", rufe ich dir zu, doch von
dir kommt keine Rettung.
3 Warum muss ich so viel Unrecht mit ansehen,
und warum schaust du untätig zu, wie die
Menschen einander das Leben zur Hölle machen? Unterdrückung und Gewalt, wohin ich
blicke, Zank und Streit nehmen kein Ende!
4 Niemand nimmt mehr das Gesetz ernst - wie
soll da noch ein gerechtes Urteil gefällt werden? Der Gottlose treibt den Unschuldigen in
die Enge, Recht wird in Unrecht verdreht.
Vielleicht hattest du gerade ein geistliches
Hoch. Das sieht dann grafisch so aus.
Habakuk hat diese Last. Aber er nimmt das
nicht einfach so hin. Er sieht einfach nichts
Gutes an dieser Botschaft. Er ist unzufrieden. Er
hinterfragt Gott: „Hey, was soll ich mit diesen
bad news?“ „Ich habe keine Lust, das dem Volk
zu erzählen.“ Er ist der einzige der zwölf kleinen Propheten, der mit Gott argumentiert. Er
sagt: „Gott, warum tolerierst du diese Ungerechtigkeit? Warum greifst du nicht ein?“
Das sind die Fragen, die wir uns auch stellen.
„Gott ich verstehe das nicht. Warum lässt du es
zu, dass dieser Betrunkene in dieses unschuldige vierjährige Mädchen fährt und jetzt wird
es den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen.“ Oder: „Warum hopst dieses Frau von Bett
zu Bett, wird schwanger und schwanger und
Du betest und es passiert. Du spürst die Gegenwart von Gott. Du liest in der Bibel und
Gott spricht zu dir. Du erlebst, wie jemand
geheilt wird. Du erlebst Gott und du vertraust
Gott. Aber dann erlebst du einen Schicksalsschlag.
SEITE 3
Gott ist nicht spürbar. Du betest für die eine
Sache und das Gegenteil tritt ein. Du denkst:
Gott ist unfair.
Einige von euch befinden sich heute genau
hier. Am Anfang von Kapitel 1 von Habakuk. Ihr
schreit: „Gott wo bist du?! Und was tust du?!“
Genau an diesem Punkt steht Habakuk.
Antwort von Gott
Da kommt Gott und gibt eine Antwort. Er hat
das Klagen gehört. Hier die Antwort von Gott:
5 "Seht euch einmal unter den Völkern um! Ja,
schaut genau hin, und ihr werdet aus dem
Staunen nicht mehr herauskommen! Was ich
noch zu euren Lebzeiten geschehen lasse, würdet ihr nicht für möglich halten, wenn andere
es euch erzählten.
6 Ich lasse die Babylonier zu großer Macht gelangen, dieses grausame und kriegerische Volk.
Ihre Truppen durchstreifen die ganze Welt und
erobern ein Land nach dem anderen.
7 Sie verbreiten Furcht und Schrecken, sie herrschen mit Gewalt und schaffen sich ihr eigenes
Recht.
8 Ihre Pferde sind schneller als Panther und
wilder als Wölfe auf der Jagd. Aus weiter Ferne
stürmen ihre Reiter heran; sie fliegen herbei
wie Adler, die sich auf ihre Beute stürzen.
9 Ihr einziges Ziel ist Blutvergießen, unaufhaltsam rasen sie vorwärts. Sie nehmen ihre Feinde gefangen, wie man Sand zusammenschaufelt.
10 Dann machen sie sich über die Könige lustig
und treiben mit den angesehenen Männern
ihren Spott. Über die Festungen ihrer Gegner
lachen sie nur, sie schütten einen Belagerungswall auf und erobern sie.
11 Dann ziehen sie weiter, wie ein Wirbelwind
jagen sie davon und richten schreckliche Verwüstungen an. Ihre eigene Stärke ist ihr Gott!"
Vielleicht hast du erwartet, dass Gott sagt:
„Hey Habakuk, alter Kumpel. Ich habe dich
gehört. Du hast ja Recht. Ich nehme alles zurück. Ich sorge dafür, dass alles gut kommt.
Kein Problem.“
Aber nein. Gott setzt gleich noch einen
obendrauf. Und Gott kündet nicht nur an, dass
es Verwüstung und Zerstörung gibt, was ja
schon schlimm genug ist. Gott sagt gleich
noch: Die Babylonier werden diese Zerstörung
anrichten.
Aber das ist ja völlig ungerecht. Was ist mit
Gott los? Das Volk von Habakuk wird bestraft,
weil die Leute ungerecht sind und weil sie
andere unterdrücken. Aber bestraft werden sie
von einem Volk, das noch viel ungerechter und
grausamer ist. Das versteht Habakuk überhaupt
nicht mehr. Statt dass es jetzt aufwärts geht,
geht es gleich noch weiter runter.
Reaktion von Habakuk
Was macht jetzt Habakuk damit? Hier könnte er
sagen: Das ist genug! Ich habe die Schnauze
voll! Aber hör dir mal an, was Habakuk sagt:
12 O Herr, mein Gott, bist du nicht von jeher
unser heiliger Gott gewesen? Du wirst uns doch
nicht sterben lassen, denn du bist für uns wie
ein schützender Fels. Die Babylonier hast du
dazu bestimmt, deine Strafe an uns zu vollstrecken.
13 Du bist zu heilig, um Böses mit ansehen zu
können; du erträgst es nicht, wenn Menschen
misshandelt werden.
Wow! Jetzt hat dieser Mann gerade gehört: Du
hast gejammert und geklagt. Aber es kommt
alles noch viel schlimmer. Eure Feinde werden
euch platt machen. Jetzt hätte er allen Grund
SEITE 4
gehabt alles hinzuschmeissen. Er hätte sagen
können: „Jetzt reicht’s mir endgültig!“ „Was ist
los mit dir – Gott?!“ Aber nein. Er reagiert ganz
anders. Er hält daran fest, wie Gott ist. Er sagt
konkret:
- „Du bist schon immer unser heiliger Gott
gewesen.“
- „Du wirst uns nicht sterben lassen.“
- „Du bist zu heilig, um Böses ansehen zu können.“
Dieser Mann hält daran fest, wie Gott ist. Mitten im Elend drin. Er erinnert sich daran, wie
Gott ist und dann sagt er sich: „Ich stelle mich
darauf.“ Das ist mein Fundament. Ich stelle
mich darauf. Nicht auf die momentanen Umstände.
Stell dir das nochmals vor: Die Situation ist
schon unglaublich schlecht. Habakuk schreit zu
Gott. Aber Gott sagt: Weisst du was? Es wird
noch viel schlimmer.
Und genau da hält dieser Mann an Gott fest.
Aus unserer Sicht ist das ein blödsinniger Weg:
Es ist schlecht, aber es wir noch viel schlimmer.
Nur: Habakuk vertraut darauf, dass Gottes Weg
der Beste ist. Selbst dann, wenn er übel aussieht.
Du
Was machst du, wenn du heute Morgen genau
in diesem ersten Kapitel von Habakuk bist?
Wenn du dich genau so fühlst, wie Habakuk.
Die Antwort ist: „Mach eins auf Habakuk.“
Mach einen Schwinger-Kampf mit Gott. Das
heisst: Du ringst mit Gott. Du schwitzt. Es geht
hin und her. Aber, du lässt nie los. Du hältst
dich an ihm fest. Und ich kann dir versprechen: Er wird dich nie loslassen. Egal was passiert.
Nun wäre ein Happy End angebracht. Aber ich
habe kein Happy End. Wenn du im ersten Kapitel bist. Wenn du in der Grafik ganz unten
bist, dann kannst du manchmal nur noch etwas tun: Ihn umarmen.
Aber wenn du hier festhältst, dann wird dein
Glaube wachsen. Und dein Glaube wird tiefer
und intimer und reicher. So wie er sonst nie
geworden wäre.
Zeugnis über Brian Doerkson zu seinem Song
„Your Faithfulness“
Es bleibt nur noch eine Frage: Wo bist du an
einem Tiefpunkt? Wo fragst du: „Gott warum?
Ich versteh dich nicht!“ Und wo sagst du heute
Morgen: „Genau. Ich möchte Gott wieder vertrauen. Egal wie seine Pläne sind. „Du kannst
jetzt Nägel mit Köpfen machen.
Quellen:
- Der Tag des Gerichtes Gottes, Rolf Freiherr von
Ungern-Sternberg, Helmut Lamparter
- Habakkuk, Craig Groeschel
Chrischona Zürich – Kirche die bewegt
Wilfriedstrasse 5
8032 Zürich
© Chrischona Zürich, 2012
Predigt: Christian Defila, 5.8.2012
Kontakt: [email protected]

Documents pareils