Programmheft21

Transcription

Programmheft21
Übersetzung
Thomas Brasch
Bregenzer Fassung Kai am See
Gloster später Richard III.Maximillian Laprell
BuckinghamAlexander Julian Meile
Edelmann IMartin Olbertz
Edelmann IIAndreas Jähnert
Clarence
RichmondMichael Schiemer
„Archetyp“ Richard
PrinzNico Raschner
Kleiner York
Fabienne Lässer
Clarence´ TochterLinn Ritsch
Lady Anne später Herzogin von YorkKatrin Hauptmann
Königin ElisabethStephanie Brenner
Königin Margaret
Tamara Stern
Herzogin von YorkAngelika Bissmeier
RegieAndreas Kloos
BühnenmusikOliver Welter
Dramaturgie
Dirk Diekmann
Ausstattung
Gerhard Fresacher
LichtArndt Rössler
AssistenzSimon Skina /
Markus Harms
Personenopferverzeichnis
König Edward IV., der Heinrich VI., den letzten Herrscher des
Hauses Lancaster, entthronte und in den Tower warf, wo ihn
seine Brüder: Richard und der Herzog von Clarence, ermordeten. Zuvor war der einzige Sohn Heinrichs VI. von Richard,
Prince of Wales in der Schlacht bei Tewkesbury erstochen
worden. Edward, Prince of Wales, der im Alter von 12 Jahren
im nämlichen Tower an der Themse auf Richards Geheiß
ermordet wurde.
spitzar.com Fotografie: Marcel Hagen
Entstanden wahrscheinlich 1592/93
Richard, Herzog von York, Edwards IV. zweiter Sohn, der im
Alter von 10 Jahren in eben jenem Tower auf Richards Geheiß
ermordet wurde. Georg, Herzog von Clarence, Edward IV.
Bruder, der im nämlichen Turm auf Richards Geheiß ermordet wurde. Des Herzog von Clarence Sohn. Des Herzog von
Clarence Tochter, die minderjährig, einem einfachen Edelmann
zur Frau gegeben wurde, damit sie nicht Königsmutter werde.
Die Herzogin von York, Mutter zweier Könige, Großmutter
eines Königs und einer Königin, aus deren gesamter Nachkommenschaft nur ein Sohn und eine Enkeltochter eines natürlichen Todes gestorben sind.
Jan Kott, Shakespeare heute
Technischer Leiter: Norbert Kammler, Rainer Wilde; Leiter
der Beleuchtung: Arndt Rössler; Beleuchtung: Simon Flatz;
Requisite: Lothar Sonnweber; Maske: Susanne Lampert;
Garderobe: Hannelore Pegger; Bühnenmeister: Tino Machalett,
Robert Mäser; Bühnentechnik: Werner Mathis, Werner Pettinger,
Marco Kelemen (Lehrling), Jan Wielander (Lehrling);
Werkstattleiter: Thomas Huber; Werkstatt: Andreas Feuerle,
Roland Sonderegger; Schneiderei: Wilma Seidl-Willam (Leitung),
Bettina Henning; Bühnenmalerei: Leslie Bourgeois
richard iii.
Aufführungsrechte bei Suhrkamp Frankfurt
von william shakespeare
T
www.landestheater.org
Schauspiel
22
Du hinkend-stinkend
ekelhaftes Schwein
Margaret in Richard III.
Premiere am 15. Oktober 2010, 19.30 Uhr
Vorarlberger Landestheater, Grosses Haus
Weitere Aufführungen T 20/10 (2:1), 28/10, 30/10, 02/11, 07/11, 26/11
William Shakespeare
Dieser Shakespeare gehört mir
(* 1564 in Stratford-upon-Avon; † 23. April 1616 ebenda) war
ein englischer Dramatiker, Lyriker und Schauspieler. Shakespeare gehört zu den bedeutendsten und am meisten aufgeführten und verfilmten Dramatikern der Weltliteratur.
Er schrieb etwa 38 Dramen und Versdichtungen, darunter
eine Sammlung mit Sonetten.
„Der wahre Übersetzer muß der Dichter des Dichters seyn .“
(Novalis). Keine andere deutsche Übertragung hat einen solch
sakrosankten Status erreicht wie Schlegels Shakespeare, der
sich den originären Dichtungen der deutschen Klassik, der sich
den Werken Goethes und Schillers bruchlos an die Seite stellen
ließ, der unabhängig von der Argumentationsrichtung stets
als leuchtendes Beispiel der Vollkommenheit, als Ideal dessen,
was Übersetzung zu leisten vermag, angeführt wurde. Aussicht
auf Eingang in das Pantheon der Unsterblichkeit, auf klassischen Rang scheint nur dem beschieden zu sein, der im Sinne
Schlegels verdeutscht. So verschieden die Übertragungen der
romantischen Übersetzungsepoche, im einzelnen auch sein mögen, so ist doch ein dichtungs- und übersetzungstheoretischer
Hintergrund erkennbar; die Übertragungen nach 1945 dagegen scheinen als individuelle Leistungen, die sich kaum mehr
nach einem gemeinsamen Übersetzungsbewusstsein befragen
lassen, unverbunden, wie erratische Blöcke, nebeneinander zu
stehen. Aber eine signifikante Formel, die eine sowohl interne
als auch externe Verbindung herzustellen ermöglicht, läßt sich
als gemeinsamer Fluchtpunkt der Fülle des Disparaten ausmachen: dieser Shakespeare gehört m i r.
Thomas Brasch
(* 1945 in Yorckshire; † 2001 in Berlin); Der Regisseur und
Autor studierte zunächst Journalistik in Leipzig, wurde aber
wegen ‚Verunglimpfung führender Persönlichkeiten der
DDR exmatrikuliert. Späterhin wurden seine Regiearbeiten
verboten. 1976 war Brasch Mitunterzeichner der Resolution
gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Nachdem die
Publikation von Prosatexten verweigert worden war, stellte
er einen Ausreiseantrag und übersiedelte gemeinsam mit
Katharina Thalbach nach West-Berlin. 1978 erhielt er den
Ernst-Reuter-Preis. Für den Film „Engel aus Eisen“ (Regie&
Drehbuch) erhielt er den Bayerischen Filmpreis. Seine Dankesrede führte zum Eklat, als Brasch sich ausdrücklich bei der
Filmhochschule der DDR für seine Ausbildung bedankte. Sein
Hörspiel „Robert, ich, Fastnacht und die anderen“ wurde mit
dem Kleist-Preis ausgezeichnet. Ab 1986 übersetzte er mehrere Theaterstücke William Shakespeares ins Deutsche. 1992
erhielt er den Kritikerpreis der Berliner Zeitung.
„So kämpften sie ... Da gab es vier Jahre lang ganze Quadratmeilen Landes, auf denen war der Mord obligatorisch, während
er eine halbe Stunde davon entfernt ebenso streng verboten
war. Sagte ich: Mord? Natürlich Mord. Soldaten sind Mörder.“
Kurt Tuchlosky
Gesa Horstmann: Dichterkulte
Die Opfer sind die Täter
Richard entstammt einer Reihe von Opfern, die Täter waren.
In dieser Reihe soll er sich verwirklichen und Richard ordnet
seiner Selbstverwirklichung alles unter. Grenzenlos ist seine
Gier, König zu werden, das Auge seiner eigenen Schöpfung ruht
auf ihm und schützt ihn auf diesem Weg, König zu werden: also
der Mittelpunkt der Welt. es ist sein natürlicher Zustand, dieser
Mittelpunkt zu werden: der mittelpunktigste Mittelpunkt der
Welt. und es ist nur konsequent, dass er diesen seinen Mittelpunkt verteidigt, sobald er ihn erreicht: gegen alles, was ihn
gefährdet. Aber dieser Mittelpunkt kann sich nicht selber sehen
in diesem Mittelpunkt, denn er ist nicht geboren Mittelpunkt
zu sein, er ist geboren Mittelpunkt zu werden. Er kann keine
Erhaltungsmaschine sein, keine Wartungsmaschine, denn er ist
eine Vernichtungsmaschine, er ist die Heuschrecke, hinter der
Heuschrecke, die die Heuschrecke frisst auf ihrer Wanderschaft
der Werdung. Eine solche Heuschrecke wäre das Ende einer
Kette von Heuschrecken und Richard wäre somit das Ende einer
Kette von Mittelpunktwerdern, was für einen Mittelpunktwerder
unmöglich ist. König Richard muss sich also zwangsläufig selbst
vom Mittelpunkt entfernen, er muss runter vom Thron, um sich
erneut und erneut und erneut in den Mittelpunkt zu rücken und
am Ende steht, er, als sein eigener Gegner, im absoluten Zentrum des Mittelpunkts: Täter und Opfer sind eins geworden. und
ringen um ein Werden im Vergehen. Ein gewaltvoller Reigen
erzeugt aus und in einem einzigen Mittelpunktwerder ohne jede
weitere Version. Das Opfer wird zum Täter wird zum Opfer.
Kai am See – Richard III.
Die menschlichen Leidenschaften sind aus Ton. Und auch die
Menschen sind aus Ton, aus dem man machen kann was man
will. Die ganze Welt ist ein riesiger Tonklumpen aus dem man
machen kann, was man will.
Jan Kott
Richard III. ragt schon in den Bereich überlebensgroßer
Charaktere, in dem Shakespeare später Meister sein wird.
Historisches ins Mytische gesteigert , ist verbunden mit psychologischen Motivierungen. Seine seelischen Defekte allein
aus seinen körperlichen Defekten zu erklären, hieße diese
vielfältig schillernde Gestalt zu eng zu sehen. Richard ist ein
Renaissance-Mensch, der seine Klugheit für sein eigens Verdienst und die Beschränktheit seiner Umwelt für deren Laster hält. Er kennt sich selbst sehr genau: er weiß dass er ein
Verbrecher ist, und er ist es mit Vergnügen. Dass er vor sich
selbst aufrichtig und nicht nur klug, sondern ungewöhnlich
mutig ist, noch im Angesicht seines Untergangs - dies gibt
seinen Verbrechen eine schauerliche Größe. Er ist ein Genie
und ein Mörder. Sein Intellekt lässt ihn schließlich erkennen,
dass er selbst die Ursache seines Unterganges ist. Nur der
Chor der klagenden und fluchenden Frauen hat etwas von
seiner mythischen Gewalt – es sind Schicksalsstimmen von
antikischen Maßen.
Georg Hensel, Spielplan

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