Kreuzgang der Kathedrale von Le Puy

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Kreuzgang der Kathedrale von Le Puy
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Geschichte Rundgang Notre-Dame Der Schatz Informationen
du Puy
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du Puy
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du Puy
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du Puy
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Deutsch
Notre-Dame du Puy
Astragal: Rundprofil zwischen Schaft und
Kapitell einer Säule
Clergeon: junger Geistlicher oder Ministrant der
Kathedralschule, der während der Gottesdienste
mit dem Gesang betraut war
Gurtbogen: quer zur Längsachse eines Gewölbes
verlaufender, hervorspringender
Verstärkungsbogen
Jakobsstab: brust- bis übermannshoher
Wanderstock
Kapitel: wöchentliche Versammlung der
Kanoniker zur Beratung über ihre
Angelegenheiten
Maschrabiyya: in der arabischen Architektur
vor ein Fenster gesetztes Gitter, durch das
man sehen kann, ohne gesehen zu werden
Olifant: aus dem Stoßzahn eines Elefanten
hergestelltes Horn
weltgeistlich: in der Gesellschaft lebend, ohne
einer religiösen Gemeinschaft anzugehören
Auf dem Weg nach Santiago
Zur Information
Dauer des Rundgangs: ca. 1 Stunde
Führung in Französisch
Auskünfte am Empfang
Behindertengerechte Besichtigungen
Boutique-Buchhandlung
Den Reiseführer über dieses Baudenkmal finden Sie in der Leitfadenreihe
Cathédrales de France in der Boutique-Buchhandlung.
Centre des monuments nationaux
Cloître de la cathédrale du Puy-en-Velay
3 rue du Cloître
43000 Le Puy-en-Velay
tél. 04 71 05 45 52
[email protected]
www.monuments-nationaux.fr
crédits photos Arch.Phot.Paris © Centre des monuments nationaux, Paris conception Plein Sens, Anders. réalisation Marie-Hélène Forestier. traduction Caractères et cætera. impression Stipa, janvier 2013.
Erläuterungen
Im 11. Jh. erfreute sich die Wallfahrt nach
Santiago de Compostela wachsender Beliebtheit,
begünstigt durch die Wiedereroberung der
spanischen Territorien aus der Hand der Moslems.
Die Pilger, erkennbar am Jakobsstab * und der
Jakobsmuschel, bezeugten ihre Frömmigkeit
oder taten Buße und hielten auf dem Weg nach
Santiago an, um andere Heilige zu verehren.
Der Jakobsweg ab Le Puy
(Via Podiensis)
Vier Hauptwege führten die Christen aus ganz
Europa nach Spanien. Einer davon begann in
Le Puy, seitdem Godescalc, Bischof der Stadt
und einer der ersten Pilger im Jahr 951, diese
Wanderung nach Santiago gefördert hatte. 1987
erhob der Europarat die „Wege der Jakobspilger“,
wichtige Routen des kulturellen, künstlerischen
und intellektuellen Austauschs, zur „ersten
europäischen Kulturstraße“, bevor sie von der
UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden.
Schätze in der Kathedrale: Gold und
Stickereien
Eine Sammlung von seltener Qualität
2010 konnte der Staat von zwei passionierten
Sammlern, Josiane und Daniel Fruman, ein
Ensemble aus 185 bestickten Textilien erstehen,
von denen 75 im Saal der Stände des Velay zu
sehen sind. Die Sammlung bietet einen breiten
Überblick über die Stickerei der Ornate und
Votivbilder im Europa des 15. bis 19. Jh.
*Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts
Innenhof der Kanoniker
Ausgangspunkt des Jakobsweges
Funktion der Kirchenschätze
Die Schätze der Kathedrale umfassen alle für die
Ausübung des Kults notwendigen Gegenstände:
Goldschmiedearbeiten, liturgische Bücher und
edle Stoffe, die den Zeremonien Glanz verleihen
(Verzierung des Altars und Gewänder der
Zelebranten). Dazu kommen Reliquienschreine
und einige seltene Stücke zur Erbauung der
Gläubigen wie der Olifant*. Wie der Name
besagt, ist ein Schatz kostbar, aber er besteht vor
allem aus Gegenständen mit genauen Funktionen,
die im Laufe der Jahrhunderte verwendet und
bewahrt wurden.
Bedeutende Kultstätte
Der Bischof Godescalc soll auch die Verehrung
der Gottesmutter, dargestellt in Form einer
schwarzen Madonna mit Kind, angeregt haben.
Die heute in der Kathedrale zu sehende Statue
erinnert an die ursprüngliche, die während der
Französischen Revolution verbrannt wurde.
Zahlreiche Zeugnisse wie die im Schatz gezeigten
Votivgaben belegen die Bedeutung dieses Kults.
Kreuzgang
der Kathedrale
von Le Puy
Dialog zwischen zwei Sammlungen
Die historischen Kleidungsstücke von Notre-Dame
du Puy gehören zum Schatz der Kathedrale
und bilden eine der Brücken zu der StickereiSammlung. Die Ausstellung zeigt zum einen die
Verschiedenartigkeit der Objekte, die einst die
religiösen Schätze bildeten, zum anderen den
Reichtum eines künstlerischen Schaffens im
Dienste der Schönheit des Kultes.
*Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts
Die Stadt
Le Puy im
17. Jh., Stich.
Die Kathedrale krönt den riesigen Basaltfelsen,
an dessen Hängen die Stadt Le Puy errichtet
wurde. Dieser „Mont Anis“ ist seit der gallorömischen Zeit besiedelt.
Er wurde im 4. Jh. zu einer
Marienstätte und im 7. Jh.
Sitz des Bischofs. Am Ende
des 10. Jh. konnte die
Stadt ihren Ruf rund um
die Verehrung einer Marienstatue festigen: NotreDame du Puy. Die Pilger aus den angrenzenden
Ländern kamen hier zusammen, um weiter
Richtung Santiago de Compostela zu pilgern.
Ein Kreuzgang der Kanoniker
Die Kirche wurde im 11. und 12. Jh. vergrößert,
um Platz für die immer zahlreicheren Pilger zu
schaffen. Ein Kreuzgang wurde angebaut. Er
war ausschließlich für die weltgeistlichen*
Kanoniker der Kathedrale bestimmt, die sich hier
versammelten und den Rat des Bischofs darstellten.
Zwischen dem 14. und dem 18. Jh. fanden
zahlreiche Restaurierungen des Kreuzgangs statt.
Von 1842 bis 1853 nahm der Architekt Mallay
bedeutende Renovierungsarbeiten vor, die von
Mimey bis zu Beginn des 20. Jh. unter Bewahrung
des ursprünglichen Architekturkonzepts
fortgesetzt wurden.
*Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts
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du Puy
▲
Architektur und Ornamentik
Der Kreuzgang stützt sich an die drei letzten
Nordjoche des Schiffs der Kathedrale. Der Bau
des Kreuzgangs begann höchstwahrscheinlich
in der Mitte des 11. Jh. Er verfügt über einen
rechteckigen Grundriss. Die Galerien weisen im
Norden und Süden fünf, im Westen neun und
im Osten zehn Arkaden auf.
Starke Säulen tragen die Kreuzgratgewölbe der
Galerien und verleihen dem Kreuzgang ein
massiges Aussehen. Sie stützen auf der Gartenseite
Arkaden mit doppeltem Bogen, deren Bogensteine
abwechselnd aus weißem Sandstein und dunklem
Vulkanstein bestehen. Über diesen befindet sich
ein mehrfarbiges Mosaik aus gebranntem Ton. Der
Wechsel von Farben kann auch in anderen Kirchen
wie der Basilika Sainte-Madeleine in Vézelay im
Burgund oder der Kirche Saint-Austremoine in
Issoire in der Auvergne beobachtet werden und
zeugt von der Kreativität der romanischen Erbauer,
welche die lokalen Materialien für eine Ornamentik
im Polychromie-Stil des 12. Jh. nutzten.
1 Der Empfangssaal ist der ehemalige Saal der
Wachen.
Die Galerien des Kreuzgangs
Der Kreuzgang führte zu den Gebäuden, die den
für den Chordienst an der Kathedrale zuständigen
weltgeistlichen* Kanonikern vorbehalten waren.
Sie versammelten sich hier während der Kapitel* .
Die meisten von ihnen lebten außerhalb in
Stadthäusern. Die Kapitelle im Innern der
Galerien sind alle noch im Originalzustand
erhalten und bieten einen Einblick in die
Stilentwicklung im 12. Jh. Ein Großteil der
Kapitelle auf der Gartenseite wurde im 19. Jh.
restauriert.
2 Ostgalerie: Die Kapitelle bilden durch ihre
Form korinthischen Einflusses, die Tier- oder
Menschenköpfe und die Flechtmotive mit
Rippen eine stilistische Einheit.
Kathedrale
Kreuzganggeschoss
7
Portalvorbau Saint-Jean
große
Treppe
6
im Obergeschoss,
Saal der Stände
des Velay
14
8
4
N
Taufkapelle
Saint-Jean
2
5
a
9
3
b
Richtung 12
Eingang
11
10
12
c
13
d
15
e
Der sakrale Kunstschatz
1
3 Den Kapitelsaal schließt ein spitzbogiges
Tonnengewölbe mit Gurtbögen* ab. Man betritt
ihn vom Kreuzgang aus über ein Portal mit
Archivolten aus gezackten Bögen, die auf gewellten
Pilastern aufliegen. Dieser auch „Kapelle der
Toten“ genannte Saal diente später - von 1339 bis
zur Französischen Revolution - als Grabstätte für
die Kanoniker. Ihre Grabsteine sind an der Wand
ausgestellt. Die Wappen erinnern daran, dass so
einige Kanoniker aus dem Adel stammten.
4 Eine Kreuzigung, gegen 1200 auf die Südwand
gemalt, weist noch in der Art der Darstellung
der Figuren und ihrer Attribute byzantinische
Züge auf. So erinnert die goldene Palme an die
Darstellungen des thronenden Christus der
byzantinischen Mosaike.
5 Das Gebäude der Clergeons* kann im
oberen Bereich nicht besichtigt werden. Dieses
Wohngebäude bot auf zwei Geschossen eine
hochwertige Unterkunft. Es verfügt noch über
einen außergewöhnlichen Kamin aus der
romanischen Zeit. Dessen zylindrisches
Ableitungsrohr überragt nach den Worten von
Viollet-le-Duc „eine Mitra in Form einer Laterne,
die mit einem Kegel bedeckt ist“.
6 Die Südgalerie wird auf das 11. Jh. datiert und
wurde während der Restaurationen im 19. Jh.
verändert. Die Kapitelle in der Süd-Ost-Ecke
weisen Farbspuren auf, die daran erinnern,
der über Lehnsrechte über den Velay verfügte.
Es war ein wesentliches Element des Wehrsystems
und schützte den Bischof und die Kanoniker vor
den Gefahren der damaligen Zeit: Raubüberfälle
und städtische Aufstände. Der Bau verfügt über
5 Geschosse, darunter zwei unterhalb der Höhe
des Kreuzgangs.
11 Die ehemalige Bibliothek im 3. Stockwerk – im
Kreuzganggeschoss – ist heute Reliquienkapelle.
Sie ist von der Kathedrale aus zugänglich.
dass der Kreuzgang im Mittelalter bemalt war.
Die kannelierten Säulenschäfte lehnen sich an
die antike dorische Ordnung an.
7 Drei Kapitelle zeugen von einer Anlage vor dem
Jahr Tausend oder einer Wiederverwendung von
karolingischen Elementen. Die imposanten Kapitelle
weisen eine korinthische Form mit Akanthusblättern
auf und haben kein Astragal* . Eines zeigt an den
Ecken Tauben auf Körben aus ocker-rot gefärbtem
Flechtwerk. Die im 19. Jh. erstellten Kopien sind an
ihrer Weiße und perfekten Symmetrie erkennbar
8 Das schmiedeeiserne Gitter schließt den Beginn
der Westgalerie ab. Es wird auf das Ende des 12.
oder den Beginn des 13. Jh. datiert und stellt eine
der ältesten Kunstschmiedearbeiten Frankreichs
dar. Die in sich gerollten Motive des Gitters
erinnern an Maschrabiyyas* .
9 Auf den Figurenkapitellen des 12. Jh. kann man
einen Olifant* spielenden Engel (a), Zentauren
auf der Gartenseite (b), einen von zwei Dämonen
umgebenen Engel (c), einen Abt und eine Äbtissin,
die sich um einen Bischofsstab streiten (d) und
Löwen (e) erkennen.
10
12 Der Saal der Stände des Velay im vierten
Geschoss des Gebäudes mit Maschikulis ist
der ehemalige Herrensaal des Bischofs und
der Kanoniker. Die Grundherren des Velay,
Lehnsmänner des Bischofs von Le Puy,
versammelten sich hier. Der Schatz aus
liturgischen Goldschmiedearbeiten, Malereien
und Skulpturen wurde 2011 durch eine
Sammlung von gestickten Werken, darunter
Andachtsbilder, zahlreiche Textilien und
liturgische Kleidungsstücke, erweitert.
13 Die Maria mit Kind „Sedes sapientiae“ ist die
älteste Stickerei der Sammlung. Sie stammt aus
dem 15. Jh.
14 Der Mantel aus dem 16. Jh., verziert mit einer
Wurzel Jesse, diente zur Bekleidung der Statue
Notre-Dame du Puy, die früher in der Kathedrale
verehrt wurde.
15 Der Heilige Nagel, angeblich einer der Nägel
der Kreuzigung Jesu, der dann in ein Gebiss für
das Pferd des Kaisers Konstantin verwandelt
wurde, gehört seit dem 19. Jh. zum Schatz
von Le Puy und befand sich zuvor in einem
der umliegenden Klöster.
Das Gebäude mit Maschikulis
Dieses die Westgalerie überragende imposante
Gebäude steht im Zusammenhang mit der
weltlichen Macht des bischöflichen Klerus,
*Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts

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