Kreuzgang der Kathedrale von Le Puy
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Kreuzgang der Kathedrale von Le Puy
puy-en-velay DE_puy 08/11/12 17:17 Page1 Geschichte Rundgang Notre-Dame Der Schatz Informationen du Puy Geschichte Rundgang Notre-Dame Der Schatz Informationen du Puy ▲ ▲ Geschichte Rundgang Notre-Dame Der Schatz Informationen du Puy ▲ Geschichte Rundgang Notre-Dame Der Schatz Informationen du Puy ▲ Deutsch Notre-Dame du Puy Astragal: Rundprofil zwischen Schaft und Kapitell einer Säule Clergeon: junger Geistlicher oder Ministrant der Kathedralschule, der während der Gottesdienste mit dem Gesang betraut war Gurtbogen: quer zur Längsachse eines Gewölbes verlaufender, hervorspringender Verstärkungsbogen Jakobsstab: brust- bis übermannshoher Wanderstock Kapitel: wöchentliche Versammlung der Kanoniker zur Beratung über ihre Angelegenheiten Maschrabiyya: in der arabischen Architektur vor ein Fenster gesetztes Gitter, durch das man sehen kann, ohne gesehen zu werden Olifant: aus dem Stoßzahn eines Elefanten hergestelltes Horn weltgeistlich: in der Gesellschaft lebend, ohne einer religiösen Gemeinschaft anzugehören Auf dem Weg nach Santiago Zur Information Dauer des Rundgangs: ca. 1 Stunde Führung in Französisch Auskünfte am Empfang Behindertengerechte Besichtigungen Boutique-Buchhandlung Den Reiseführer über dieses Baudenkmal finden Sie in der Leitfadenreihe Cathédrales de France in der Boutique-Buchhandlung. Centre des monuments nationaux Cloître de la cathédrale du Puy-en-Velay 3 rue du Cloître 43000 Le Puy-en-Velay tél. 04 71 05 45 52 [email protected] www.monuments-nationaux.fr crédits photos Arch.Phot.Paris © Centre des monuments nationaux, Paris conception Plein Sens, Anders. réalisation Marie-Hélène Forestier. traduction Caractères et cætera. impression Stipa, janvier 2013. Erläuterungen Im 11. Jh. erfreute sich die Wallfahrt nach Santiago de Compostela wachsender Beliebtheit, begünstigt durch die Wiedereroberung der spanischen Territorien aus der Hand der Moslems. Die Pilger, erkennbar am Jakobsstab * und der Jakobsmuschel, bezeugten ihre Frömmigkeit oder taten Buße und hielten auf dem Weg nach Santiago an, um andere Heilige zu verehren. Der Jakobsweg ab Le Puy (Via Podiensis) Vier Hauptwege führten die Christen aus ganz Europa nach Spanien. Einer davon begann in Le Puy, seitdem Godescalc, Bischof der Stadt und einer der ersten Pilger im Jahr 951, diese Wanderung nach Santiago gefördert hatte. 1987 erhob der Europarat die „Wege der Jakobspilger“, wichtige Routen des kulturellen, künstlerischen und intellektuellen Austauschs, zur „ersten europäischen Kulturstraße“, bevor sie von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Schätze in der Kathedrale: Gold und Stickereien Eine Sammlung von seltener Qualität 2010 konnte der Staat von zwei passionierten Sammlern, Josiane und Daniel Fruman, ein Ensemble aus 185 bestickten Textilien erstehen, von denen 75 im Saal der Stände des Velay zu sehen sind. Die Sammlung bietet einen breiten Überblick über die Stickerei der Ornate und Votivbilder im Europa des 15. bis 19. Jh. *Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts Innenhof der Kanoniker Ausgangspunkt des Jakobsweges Funktion der Kirchenschätze Die Schätze der Kathedrale umfassen alle für die Ausübung des Kults notwendigen Gegenstände: Goldschmiedearbeiten, liturgische Bücher und edle Stoffe, die den Zeremonien Glanz verleihen (Verzierung des Altars und Gewänder der Zelebranten). Dazu kommen Reliquienschreine und einige seltene Stücke zur Erbauung der Gläubigen wie der Olifant*. Wie der Name besagt, ist ein Schatz kostbar, aber er besteht vor allem aus Gegenständen mit genauen Funktionen, die im Laufe der Jahrhunderte verwendet und bewahrt wurden. Bedeutende Kultstätte Der Bischof Godescalc soll auch die Verehrung der Gottesmutter, dargestellt in Form einer schwarzen Madonna mit Kind, angeregt haben. Die heute in der Kathedrale zu sehende Statue erinnert an die ursprüngliche, die während der Französischen Revolution verbrannt wurde. Zahlreiche Zeugnisse wie die im Schatz gezeigten Votivgaben belegen die Bedeutung dieses Kults. Kreuzgang der Kathedrale von Le Puy Dialog zwischen zwei Sammlungen Die historischen Kleidungsstücke von Notre-Dame du Puy gehören zum Schatz der Kathedrale und bilden eine der Brücken zu der StickereiSammlung. Die Ausstellung zeigt zum einen die Verschiedenartigkeit der Objekte, die einst die religiösen Schätze bildeten, zum anderen den Reichtum eines künstlerischen Schaffens im Dienste der Schönheit des Kultes. *Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts Die Stadt Le Puy im 17. Jh., Stich. Die Kathedrale krönt den riesigen Basaltfelsen, an dessen Hängen die Stadt Le Puy errichtet wurde. Dieser „Mont Anis“ ist seit der gallorömischen Zeit besiedelt. Er wurde im 4. Jh. zu einer Marienstätte und im 7. Jh. Sitz des Bischofs. Am Ende des 10. Jh. konnte die Stadt ihren Ruf rund um die Verehrung einer Marienstatue festigen: NotreDame du Puy. Die Pilger aus den angrenzenden Ländern kamen hier zusammen, um weiter Richtung Santiago de Compostela zu pilgern. Ein Kreuzgang der Kanoniker Die Kirche wurde im 11. und 12. Jh. vergrößert, um Platz für die immer zahlreicheren Pilger zu schaffen. Ein Kreuzgang wurde angebaut. Er war ausschließlich für die weltgeistlichen* Kanoniker der Kathedrale bestimmt, die sich hier versammelten und den Rat des Bischofs darstellten. Zwischen dem 14. und dem 18. Jh. fanden zahlreiche Restaurierungen des Kreuzgangs statt. Von 1842 bis 1853 nahm der Architekt Mallay bedeutende Renovierungsarbeiten vor, die von Mimey bis zu Beginn des 20. Jh. unter Bewahrung des ursprünglichen Architekturkonzepts fortgesetzt wurden. *Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts puy-en-velay DE_puy 08/11/12 17:17 Page5 Geschichte Rundgang Notre-Dame Der Schatz Informationen du Puy ▲ Architektur und Ornamentik Der Kreuzgang stützt sich an die drei letzten Nordjoche des Schiffs der Kathedrale. Der Bau des Kreuzgangs begann höchstwahrscheinlich in der Mitte des 11. Jh. Er verfügt über einen rechteckigen Grundriss. Die Galerien weisen im Norden und Süden fünf, im Westen neun und im Osten zehn Arkaden auf. Starke Säulen tragen die Kreuzgratgewölbe der Galerien und verleihen dem Kreuzgang ein massiges Aussehen. Sie stützen auf der Gartenseite Arkaden mit doppeltem Bogen, deren Bogensteine abwechselnd aus weißem Sandstein und dunklem Vulkanstein bestehen. Über diesen befindet sich ein mehrfarbiges Mosaik aus gebranntem Ton. Der Wechsel von Farben kann auch in anderen Kirchen wie der Basilika Sainte-Madeleine in Vézelay im Burgund oder der Kirche Saint-Austremoine in Issoire in der Auvergne beobachtet werden und zeugt von der Kreativität der romanischen Erbauer, welche die lokalen Materialien für eine Ornamentik im Polychromie-Stil des 12. Jh. nutzten. 1 Der Empfangssaal ist der ehemalige Saal der Wachen. Die Galerien des Kreuzgangs Der Kreuzgang führte zu den Gebäuden, die den für den Chordienst an der Kathedrale zuständigen weltgeistlichen* Kanonikern vorbehalten waren. Sie versammelten sich hier während der Kapitel* . Die meisten von ihnen lebten außerhalb in Stadthäusern. Die Kapitelle im Innern der Galerien sind alle noch im Originalzustand erhalten und bieten einen Einblick in die Stilentwicklung im 12. Jh. Ein Großteil der Kapitelle auf der Gartenseite wurde im 19. Jh. restauriert. 2 Ostgalerie: Die Kapitelle bilden durch ihre Form korinthischen Einflusses, die Tier- oder Menschenköpfe und die Flechtmotive mit Rippen eine stilistische Einheit. Kathedrale Kreuzganggeschoss 7 Portalvorbau Saint-Jean große Treppe 6 im Obergeschoss, Saal der Stände des Velay 14 8 4 N Taufkapelle Saint-Jean 2 5 a 9 3 b Richtung 12 Eingang 11 10 12 c 13 d 15 e Der sakrale Kunstschatz 1 3 Den Kapitelsaal schließt ein spitzbogiges Tonnengewölbe mit Gurtbögen* ab. Man betritt ihn vom Kreuzgang aus über ein Portal mit Archivolten aus gezackten Bögen, die auf gewellten Pilastern aufliegen. Dieser auch „Kapelle der Toten“ genannte Saal diente später - von 1339 bis zur Französischen Revolution - als Grabstätte für die Kanoniker. Ihre Grabsteine sind an der Wand ausgestellt. Die Wappen erinnern daran, dass so einige Kanoniker aus dem Adel stammten. 4 Eine Kreuzigung, gegen 1200 auf die Südwand gemalt, weist noch in der Art der Darstellung der Figuren und ihrer Attribute byzantinische Züge auf. So erinnert die goldene Palme an die Darstellungen des thronenden Christus der byzantinischen Mosaike. 5 Das Gebäude der Clergeons* kann im oberen Bereich nicht besichtigt werden. Dieses Wohngebäude bot auf zwei Geschossen eine hochwertige Unterkunft. Es verfügt noch über einen außergewöhnlichen Kamin aus der romanischen Zeit. Dessen zylindrisches Ableitungsrohr überragt nach den Worten von Viollet-le-Duc „eine Mitra in Form einer Laterne, die mit einem Kegel bedeckt ist“. 6 Die Südgalerie wird auf das 11. Jh. datiert und wurde während der Restaurationen im 19. Jh. verändert. Die Kapitelle in der Süd-Ost-Ecke weisen Farbspuren auf, die daran erinnern, der über Lehnsrechte über den Velay verfügte. Es war ein wesentliches Element des Wehrsystems und schützte den Bischof und die Kanoniker vor den Gefahren der damaligen Zeit: Raubüberfälle und städtische Aufstände. Der Bau verfügt über 5 Geschosse, darunter zwei unterhalb der Höhe des Kreuzgangs. 11 Die ehemalige Bibliothek im 3. Stockwerk – im Kreuzganggeschoss – ist heute Reliquienkapelle. Sie ist von der Kathedrale aus zugänglich. dass der Kreuzgang im Mittelalter bemalt war. Die kannelierten Säulenschäfte lehnen sich an die antike dorische Ordnung an. 7 Drei Kapitelle zeugen von einer Anlage vor dem Jahr Tausend oder einer Wiederverwendung von karolingischen Elementen. Die imposanten Kapitelle weisen eine korinthische Form mit Akanthusblättern auf und haben kein Astragal* . Eines zeigt an den Ecken Tauben auf Körben aus ocker-rot gefärbtem Flechtwerk. Die im 19. Jh. erstellten Kopien sind an ihrer Weiße und perfekten Symmetrie erkennbar 8 Das schmiedeeiserne Gitter schließt den Beginn der Westgalerie ab. Es wird auf das Ende des 12. oder den Beginn des 13. Jh. datiert und stellt eine der ältesten Kunstschmiedearbeiten Frankreichs dar. Die in sich gerollten Motive des Gitters erinnern an Maschrabiyyas* . 9 Auf den Figurenkapitellen des 12. Jh. kann man einen Olifant* spielenden Engel (a), Zentauren auf der Gartenseite (b), einen von zwei Dämonen umgebenen Engel (c), einen Abt und eine Äbtissin, die sich um einen Bischofsstab streiten (d) und Löwen (e) erkennen. 10 12 Der Saal der Stände des Velay im vierten Geschoss des Gebäudes mit Maschikulis ist der ehemalige Herrensaal des Bischofs und der Kanoniker. Die Grundherren des Velay, Lehnsmänner des Bischofs von Le Puy, versammelten sich hier. Der Schatz aus liturgischen Goldschmiedearbeiten, Malereien und Skulpturen wurde 2011 durch eine Sammlung von gestickten Werken, darunter Andachtsbilder, zahlreiche Textilien und liturgische Kleidungsstücke, erweitert. 13 Die Maria mit Kind „Sedes sapientiae“ ist die älteste Stickerei der Sammlung. Sie stammt aus dem 15. Jh. 14 Der Mantel aus dem 16. Jh., verziert mit einer Wurzel Jesse, diente zur Bekleidung der Statue Notre-Dame du Puy, die früher in der Kathedrale verehrt wurde. 15 Der Heilige Nagel, angeblich einer der Nägel der Kreuzigung Jesu, der dann in ein Gebiss für das Pferd des Kaisers Konstantin verwandelt wurde, gehört seit dem 19. Jh. zum Schatz von Le Puy und befand sich zuvor in einem der umliegenden Klöster. Das Gebäude mit Maschikulis Dieses die Westgalerie überragende imposante Gebäude steht im Zusammenhang mit der weltlichen Macht des bischöflichen Klerus, *Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts