Stalder`s late check-out 7/8
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Stalder`s late check-out 7/8
stalder‘s Late check-out 86 Rivella & Co. lassen freundlichst grüssen K ennen Sie den Witz von den beiden Verliebten, die sich in Florenz vor Jahren im Café SEGAFREDO verabredet hatten – und sich immer noch suchen, weil jede zweite Café-Bar in dieser Stadt mit diesem Namen angeschrieben ist? Diese Geschichte könnte auch aus der Schweiz stammen – wenn auch mit anderen Marken-Namen. Bei uns heissen die Bars und Restaurants – je nach Region – EICHHOF, RIVELLA oder CHICCO D’ORO. Neben dem Logo schreiben die Lieferanten – die diese Restaurant- oder Bar-Beschriftungen bezahlen – netterweise auch noch den richtigen Namen des Restaurants auf die Leuchtreklame. Verständlicherweise wesentlich kleiner. Sodass erst beim zweiten Blick aus der MILLER Bar das Rössli oder das Kreuz wird. Für mich ist das eine falsche Bescheidenheit der Wirte und Hoteliers und eine verpasste KommunikationsChance! Schnell wird klar, dass diese Marketing idee System hat: Auch die Schiefertafel vor dem Hotel und das ParkplatzSchild hat COCA COLA bezahlt, den Menü-Kasten CALANDA und die Rechnungsmappe AMEXCO. Dass FELDSCHLÖSSCHEN das Büfett finanziert hat, ist am grossen Logo auf der Lampe erkennbar. HEINEKEN und ERDINGER grüssen von der Zapfsäule mit beleuchtetem Medaillon und natürlich vom BierTeller auf den Tischen. Schon von Weitem ist dank der Sonnenschirme erkennbar, dass hier – auf Plastik-Standard-Karten – Eis von FRISCO angeboten wird. Das Zelt im Garten hat RED BULL montiert, dank HENNIEZ kann sich der Wirt Tischsets leisten, die Servietten offeriert THOMMY, die Aschenbecher MARLBORO und die Streichhölzer ENGEL & VÖLKERS. Im Hotelzimmer ist schnell erkennbar, dass es ohne BUCHERER keine Zimmermappe geben würde, ohne die UBS kein Schlüsselbüchlein und ohne RANGE-ROVER kein Hotelauto. In dieser Aufzählung fehlen die Gläser von Ice-Teaoder Champagner-Lieferanten, die Zuckerbeutel oder die Tassenuntersetzer. Auch die Köche laufen schon – wandelnden Litfasssäulen gleich – in Jacken herum, auf die Formel- 1-Fahrer neidisch wären. Die Label der Lebensmittel-Industrie und Fertigproduktproduzenten werden von den Punkte-Köchen sogar mit Stolz auf die Weste genäht – jetzt fehlt nur noch die Werbe-Krawatte bei den Hoteliers! Schade, dass wir alle diese Werbechancen der Industrie verschenken – statt die wunderbaren Kommunikations-Möglichkeiten für unseren eigenen Betrieb zu nutzen. So bergen grade einfachste Dinge wie Zuckerbeutel und Streichhölzer eine wunderbare Chance fürs Cross-Selling. So macht die Bar beispielsweise auf das Restaurant im Hotel und seine Spezialitäten aufmerksam. Bereits vor 15 Jahren haben wir im Hotel Saratz in Pontresina die Bierteller selber bedruckt. In der Beach Lounge in Ascona macht der Bierteller auf die Angebote des Partnerhotels oder die musikalischen Events aufmerksam, und das Seven in Ascona auf die eigene Web-Adresse. Eindrücklicher als ein Werbeset drückt das vom Künstler entworfene Tischset den Charakter des Restaurants aus und bietet – ohne Farben gedruckt – zudem eine tolle MalUnterlage für Kinder. Beim Verschenken dieser Zeichnung macht das Kind sogar Dritte auf den Betrieb aufmerksam, weil Web-Adresse und Telefon-Nummer diskret aufgedruckt sind. Auch Postkarten mit Stimmungsbildern aus den eigenen Räumlichkeiten sind günstige, aber effiziente Werbebotschafter. So macht beispielsweise das Misani in Celerina mit Bildkarten und Kleinprospekten auf den Tischen im Restaurant auf die Hotel-Zimmer und andere Betriebe mit Erfolg aufmerksam. Selbstverständlich: Werbung kostet Geld – und das in jedem Falle. Auch die oben genannten einfachen Beispiele können nicht gratis umgesetzt werden. Interessant ist, dass Betriebe, die geschickt in kreative Werbeträger investieren – statt dies der Industrie zu überlassen – entsprechend selten in den «Inserate-Friedhöfen» der regionalen oder überregionalen Zeitungen zu finden sind. Denn tolle Ideen werden vom Kunden aufgenommen und weiterkommuniziert. Der tolle «Nebeneffekt» davon ist zusätzlicher Umsatz – und damit lässt sich gute Werbung bezahlen. Kreative Eigenwerbung gibt dem Kunden das Gefühl, im «richtigen» Betrieb zu sein und nicht in der austauschbaren SEGAFREDO-Bar in Florenz. H Der Autor: Adrian Stalder (48), gelernter Koch und dipl. Hotelier, ist heute einer der erfolgreichsten und innovativsten Berater für Hotellerie und Gastronomie. Er führte in den Neunzigerjahren u. a. das Hotel Saratz in Pontresina. Heute entwickelt er Restaurantkonzepte wie zum Beispiel jenes vom Ristorante Seven in Ascona. [email protected] 07–08I2010