Systematische Zufriedenheitsumfrage

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Systematische Zufriedenheitsumfrage
aus ISBN 918-3-8474-0624-2, Seite 199 tt
Systernati sche Zufriedenhe itsbefragungen
von Schülerinnen und Schüler
Sammelband I: Kinderrechte in der Praxis pädagogischer Bezie
Systematische Zufriedenheitsbefragungen von Schülerinnen und Schüler als
Ausg;angspunkt zur Verbesserung pädagogischer Beziehungen und der Unter-
richtsqualität
von OSID Bernhard Gödde und OSIR' Eva Sprenger
..Wir wollen. dass unsere Schülerinnen und Schüler in ihren Lerngruppen zufrieden sind - und
wenn sie es nicht sind, dann kümmern
wir uns darum!" Dieser vor über
10 Jahren von der Schul-
leitunlg definierte Grundsatz stellt bis heute einen wichtigen Baustein der systematischen Quali-
tätsentwicklung am Gymnasiums Schloß Neuhaus (GSN) dar.Dazu werden neben der regelmäßigen Analyse schulimmanenter Daten und Ergebnisse zielgerechte Befragungen von allen am
Bil-
dungsprozess in der Schule Beteiligten durchgeführt. wobei der Befragung von Schülerinnen und
Schü1,:r als Hauptbeteiligte am schulischen Bildungsprozess eine besondere Bedeutung zukommt.
Schließlich sind es die Kinder und Jugendlichen selbst, die als anerkannte und ernst genommene
Experten nicht nur Aussagen zum Klassen- oder Schulklima treffen, sondern auch ihre Zufrieden-
heit mit der jeweiligen Unterrichtssituation in einer Lerngruppe bewerten. Der einzelne Schüler
fungiert damit arn GSN einerseits als ..stimmungsbarometer" seiner Schulgemeinschaft und dient
andererseits als wertvoller Feedbackgeber seines Lehrers - ein Geben und Nehmen im pädagogischen Beziehungsgeflecht, dessen Institutionalisierung an einer Schule
Mut zur Innovation, einer
systenratischen Evaluationsstruktur und zugleich großer Sensibilität bedarf.
1. Die Schule
und ihre Rahmenbedingungen
Das Ciymnasium Schloß Neuhaus ist ein voll ausgebautes, 6-zügig geführtes Gymnasium mit fast
1400 iichülerinnen und Scl-rüler sowie 125 Lehrerinnen und Lehrer.
Als Stadtteilschule im Norden
der Kernstadt von Paderbom mit städtischen und ländlichen Einzugsgebieten werden hier Lernende au:; allen Schichten an fünf Vormittagen in der Woche unterrichtet
.:
zusätzlich steht ihnen ein
offene:s Ganztagsangebot samt Hausaufgabenbetreuung und Arbeitsgemeinschaften täglich
bis
16
Uhr optional zur Verfügung. Das Gymnasium hat sich seit 1994 zum Ziel seiner systematisch
angelegten Schulentwicklung gesetzt, humanistisch gebildete, junge Persönlichkeiten zu erziehen,
die basierend auf einem reflektierlen und anerkannten Wertesystem mit Kompetenz, Kooperation
und Kreativität denken und handeln. Der Bildungs- und Erziehungsarbeit am Gymnasium Schloß
Neuhaus liegt dabei ein sehr breit gefasster und positiv besetzter Leistungsbegriff zugrunde, was
beispielsweise bei der Verteihung der jahrlichen GSN-Awards deutlich wird, bei der Schülerinnen
und Schüler fi;r ihre besonderen Fähigkeiten in schulischen und auch außerschulischen Bereichen
OSID Bernhard Gödde, OSIR' Eva Sprenger
Systemati sche Zufriedenheitsbefragungen
von Schülerinnen und Schüler
Kindenechte in der Praxis
ischer Beziehun
prämilrt uzerden. Die Europaschule ist zudem international ausgerichtet, versucht Englisch als
,,zweile Mutterspracheo' in den Alltag zu integrieren und garantiert ftir jeden Schüler im Laufe
seiner Schulze,it Auslandserfahrungen in einer von
1l
europäischen Paftnerschulen
mit
Besuch
und (iegenbesuch. Einen weiteren Entwicklungsschwerpunkt stellen die Kompetenzen in den
MINT'-Fächem mit modernen, medienorientierten Methoden dar, der wie die gesamte Bildungsar-
beit am GymrLasium Schloß Neuhaus auf der Grundlage eines sorgsam gepflegten und als sehr
wertvrtll erachteten Schulklimas verfolgt wird, in dem sich Schülerinnen und Schüler wie auch
Lehrerinnen und l-ehrer gegenseitig mit Anerkennung und Respekt begegnen. Schließlich sind die
Zufriedenheit der SchüQualit,ät päidagogischer Beziehungen und damit untrennbar verbunden die
lerinnen und Schüler sowohl für deren persönlichen Erfahrungen als auch für ihren Lernerfolg
von gt'oßer BerJeutung.
2.
Sichülterbefragungen und ihre Auswirkung auf die pädagogische Arbeit am Gymnasium
Sichloß Neuhaus
Eine tschule birgt in beinahe allen Bereichen der Erziehungs- und Bildungsarbeit fortwährend
Entwicklungs- und Optimierungspotential" Am Gyrnnasium Schloß Neuhaus legen Eltern, Lehrer
und Schüler g;emeinsam Wert auf eine systematische Qualitätsentwicklung. weshalb auch alle
und diese
Quel|:n genut,zt werden. um Verbesserungsmöglichkeiten und Erkenntnisse zu erlangen
gleich in dlie weitere Arbeit der Schule mit einfließen zu lassen. So werden zum Einen systema-
tisch Ergebnisse und schulimmanente Daten analysierl und zur Diskussion an die zuständigen
Stellen in ,Cer Schule weitergeleitet: Detaillierte Untersuchungen der Anmeldezahlen eines Schuljahres mit Ursachenforschung (d.h. die Beantwortung der Frage, wie viele Viertklässler aus dem
Einzugsgebiet sich aus welchem Grund
liir
eine andere weiterführende Schule entschieden ha-
ben), die e;enaue Ermittlung aller nicht versetzter bzw. abgehender Schüler samt Begründung des
individuellten lVlisserfolgs, lerngruppen- und fachspezifische Auflistung aller erteilten Mahnungen
und Z,eugrrisnoten oder die Auswertung von Zent"ralprüfungsergebnisse sind nur einige Beispiele
ftir dateng,;stützte Schulentwicklung am Gymnasium Schloß Neuhaus.
Hinzu kornmen regelmäßig stattfindende Befragungen aller Mitglieder der Schulgemeinschaft
selbst
nach Verbesse,rungsvorschlägen, deren Umsetzung gemeinsam eröftert wird. Ein von Eltern
mit einer über
entworfen,lr Fragebogen, der von den Erziehungsberechtigten der Jahrgangsstufe 8
zu Stärken
90-prczentigen Rücklaufquote beantwoftet wird. wiederkehrende Lehrerbefragungen
und S,chwrächen cles Systems wie auch zur Schulleitung sind weitere Bausteine der schuleigenen.
OSID Bernhard Gödde. OSIR' Eva Sprenger
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von Schülerinnen und Schüler
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systenlatischen Evaluationsstruktur. Einen besonderen Schwerpunkt bilden jedoch die jährlich
stattfirdenden Befragungen der gesamten Schülerschaft - denn wer könnte besser und differenziefter pädagogische Beziehungen und Unterrichtsituationen aus der Innensicht des Systems heraus be:weften als die Kinder und Jugendlichen selbst?
2.1. I)er GSN-Fragebogen
Seit nunm,;hr über fiinfzehn Jahren erfolgt im Frühjahr am Gymnasium Schloß Neuhaus die Be-
fragulg allier k.napp 1400 Schülerinnen und Schüler in Form des so genannten GSN-Fragebogens.
Der ZeitpuLnkt ist bewusst so gewählt. denn wenn die Versetzung kurz vor der Tür steht und damit
der pgrsönliche Erfolgsdruck vieler Schülerinnen und Schüler steigt. ist die Ehrlichkeit? in der
Beantwortung der Fragen vermutlich am größten. An einem dem Kollegium vorher bekannt gegebenen
Temin verteilen alle Lehrerinnen und Lehrer zeitgleich in der ersten Stunde in ihren Lern-
gruppen dr:n Fragebogen, nachdem sie ihre Schülerinnen und Schüler nochmals auf die Ernsthaf-
tigkeif, die Ve,rantwoftung und den Nutzen ihrer Stimmabgabe (mit einem genonnten Text) hingewiesen 1raben. Anschließend gilt es nun, auf einer fiinfstufigen Skala unter anderem die Klassengemeinschaft, das Schulklima, eventuelle Mobbingvorkommnisse oder
Ordnlng in
de,r Schule einzuschätzen und
zum,1.eitaufr.vand
fiir
die Sauberkeit und
quantitative Fragen zur Hausaufgabenzeit pro Tag oder
regelmäßiges Jobben oder Freizeitaktivitäten außerhalb der Schule zu be-
antworten.
In meiner X.lassengemeinschaft fühle
ich mich n'ohl.
Der flmgang der Schüler/-innen
miteirrander in meiner Klasse
/ah I fl: in dcr.[or) ist freundlich.
In meiner
Mnhhinq
K.lasse spielt das Thema
ine hedeutsame Rolle.
ln meiner Schule fühle ich mich wohl.
Ich achte aurf Sauberkeit in meiner
ke
enhul r
Haus:rufgahren pro Tag
Wie viel Zeit wendest Du Pro Woche
für regelmäßige außerunterrichtliche
Ä
l,f;rrifSfon
rrrfl)
stimmt völlig
stimmt ziemlich
stimmt teils. teils
stlmmt wenlg
stimmt gar nicht
stimmt völlig
stimrnt ziemlich
stimmt teils. teils
stimmt wenig
stimmt gar nicht
stimmt völlig
stimmt ziemlich
stirnmt teils. teils
stimmt rvenig
stimmt gar nicht
stimmt völlig
stimmt ziernlich
stimmt teils. teils
stimmt \\enig
stimrnt gar nicht
stimnrt i'öllig
stimmt ziemlich
stimmt teils. teils
stimmt lvenig
stimmt gar nicht
Gib bitte die durchschnittlich venvendete Zeit lür von den Lehrerinnen und Lehrern aufgegebenen Hausauflaben in Minuten an:
Minuten
lnstrumentalunterricht. Basketball in einem Sportverein. usu" Gib
bitte die Anzahl der durchschnittlich pro Woche verwendeten
Stunden an:
Stunden
AuszuP aus dem GSjY'-Fra
Die
srystematische Auswertung
(
20
t3
der 20 jährlich wiederkehrenden und stets weiter entwickelten
passgenau zu reagieren. Liegen
Frage,n ermöglicht es, pro Lerngruppe auf eventuelle Missstände
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her Beziehu
beispielsw,lise die .,Mobbingwerte" einer Klasse deutlich über denen der Parallelklassen, so bietet
der Fl'ageb,ogen als Diagnoseinstrument fundierten Anlass für Gespräche mit allen Beteiligten,
sodas:; schon firühzeitig Schwierigkeiten im Klassenverband erkannt und bei Bedarf entsprechende
Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können.
Des V/eiterren'wird auch die Nachhilfesituation in einer Klasse evaluiert (,.lch bekomme regelmä-
ßig bezahlte Nachhilfe im Fach ..."). Allgemein gilt: Nachhilfe kann in Ausnahmefüllen sinnvoll
und nranchmai sogar notwendig sein, beispielsweise nach längerem, krankheitsbedinglen Fehlen
oder b,esonderen familiären Umständen. Es kann allerdings kein Zeichen von guter pädagogischer
Arbeit. sein, wenn viele Schüler einer Lerngruppe angeben, in einem bestimmten Fach dauerhaft
externe Nachhilfe zu erhalten. Damit ist in einem Fach nicht nur der Kollege tätig, sondern neben
ihm unterrichten im Hintergrund noch drei oder mehr Lehrer in der Lerngruppe - ein nicht zu
akzeptierender Zustand, der gemeinsam zu diskutieren und
mit schulischen Fördermaßnahmen
oder strukturellen Veränderungen zu verbessem ist.
Ein br:soncleres Augenmerk wird bei der Auswertung des GSN-Fragebogens auf die Einschätzung
der S<:hülerinnen und Schüler zum Klassen- und Schulklima gelegt (,"In meiner Klassengemein-
schaft...'o bz\v...In meiner Schule ftihle ich mich wohl"). Dieses regelmäßig erhobene..Stimrnungr;barc,rnel.er" zielt auf die entscheidende Grundvoraussetzung
für gelingende Bildungsarbeit:
Nach vielen Jahren der Beobachtung sind wir sicher, dass erfolgreiches und nachhaltiges Lernen
nur auf der BeLsis eines guten .,schulgeistes" und in einer funktionierenden Klassengemeinschaft
wirklich gelingen kann. Schülerinnen und Schüler lernen leichter. wenn das Unterrichtsklima einer Klasse von Freundlichkeit, gegenseitiger Unterstützung und gutem Klassenraummanagement
geprä13t
ist. Das Rezept fi.ir den allgemeinen Erfolg schulischen Lernens muss deshalb lauten: Be-
ziehurrg, Erziehung, Bildung - und zwar in dieser Reihenfolge! Die regelmäßige Abfrage der Be-
findlichkeit von Schülerinnen und Schülerin in ihren Lerngruppen sensibilisiert die Kinder und
Jugendlichen ,,ryie auch ihre Lehrerinnen und Lehrer für eventuell vorhandene Probleme, die außerhalb des fachlichen Rahmens liegen. rcg!zur gemeinsamen Aufarbeitung an und trägt so wiederunr seltrst 7um Wohlbefinden und lernförderlichen Klima bei - fi.ir Schüler und Lehrer gleichermallien.
2.2. DieZ,ufriedenheitsbefragung am Gymnasium schloß Neuhaus
der aktuellen
Untrennbar mit dem Wohlbefinden eines Schülers ist auch dessen Zufriedenheit mit
Jahre zusätzUnterrichtrssituation in einem bestimmten Fach verbunden. Deshalb gibt es alle zwei
OSID Bernhard Gödde, OStR' Eva Sprenger
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von Schülerinnen und Schüler
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scher Beziehunsen)
lich zr.rm GSN-Fragebogen eine Befragung aller Schülerinnen und Schüler zu ihrer Zufriedenheit
in ihr,:n jeweiligen Lerngruppen. Diese Erhebung stellt einen Meilenstein in der EvaluationsgeschiclLte s1n [iymnasium Schloß Neuhaus dar: Schülerinnen und Schüler bekommen Gehör, in-
dem sie als Quellen der Unterrichtsbeschreibung fungieren. Für sie
gilt
es, auf einer Skala
von I
bis 5 ihre ilufriedenheit mit der jeweiligen Unterrichtssituation zu beweften (,.Mit der Unterrichts-
situation irn F,ach
... bin ich zufrieden"). Den Lernenden
muss jedoch
im Vorhinein die Bedeu-
tung und clie Vorgehensweise der Zufriedenheitsbefragung erklärt werden. Es ist nämlich durchaus anspruchs.,roll und erfordert große Sensibilität, aus dem eigenen Bildungsprozess heraus diesen
zLL
xion
beureften. Für die Schülerinnen und Schüler am Gymnasium schloß Neuhaus ist die Refle-
<les Themas
Unterrichtsklima und Unterichtsqualität zwar nichts Neues. über Jahre hinweg
ist zusamnnen mit allen Mitgliedern unserer Schulgemeinschaft eine Feedbackkultur entwickelt
word€,n, in.nerhalb derer regelmäßig gute Bedingungen des Lernens benannt und diskutiert werden. ].iichtsdestotrotz
wird die gesamte Schülerschaft im Vorfeld jeder Zufriedenheitsbefragung
von d,:r Schulleitung darauf aufmerksam gemacht. dass sie nicht zufrieden sein können, wenn der
Lehrer sie einläch ,.in Ruhe lässt" und ihnen keine Leistung abverlangt. Es gehört eben zur Rolle
eines (guten) l-ehrers. seine Schüler immer wieder zu motivieren, sie zum Fleiß anzuhalten und
zum rLachhLaltigen Lernen anzuregen; manchmal bedarf es eben bei schwierigen Erkenntnisprozessen zgsätzlichr:r Ermutigung seitens der Lehrkraft.
Die Schülerinnen und Schüler dürfen bei der
Bewertung; der Unterrichtssituation aber rratürlich auch die Bedeutung ihres eigenen Beitrags zum
schulischen Erfolg nicht außer Acht lassen. Schließlich haben sie es selbst in der Hand. durch
eigenes Engag,ement und eigene Mitwirkung ihre schulische Leistung zu beeinflussen und damit
zu ihrer eigenen Zufriedenheit beizutragen.
Die 4uswefiung der Zufriedenheitsbefragung erfolgt ausschließlich durch den Schulleiter. der
organisatorisc6e und zeitliche Aufwand hierflir ist zugegebenermaßen beträchtlich. Die Gesarntergebnisse werden
und Fächern
für die Schulgemeinschaft veröffentlicht, kategorisiert nach Jahrgangsstuf,en
- jedoch nicht nach Lehrkraft.
Denn die Einzelergebnisse der Klassen bekommt jeder
Lehrer vertraul ich ausgehändi gt.
Auf der Gnuncllage über zehnjähriger Erfahrung mit der Zufriedenheitseinschätzung unserer Schülerinnen und Schüler, gesammelt in einer gewaltigen Datenmenge, lässt sich feststellen, dass die
Fächern bei
Schüler - mit nur wenigen Ausnahmen - ihren Bildungsprozess in den verschiedenen
die einzelnen
unters;chiedlichen Lehrpersonen ehrlich und präzise bewerten können. Schneiden
Fachrichturngen auch unterschiedlich
ab (letztmalig schwankten die Mittelwerte bei einer
OStD Bernhard Gödde, OSIR' Eva Sprenger
5-
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ischer Bezie
stufig,3n Sliala zwischen 1,7 bis 2,6), so wurde die über 12O-köpfige Lehrerschaft am Gymnasium
Schloß Neuhaus schon zum wiederholten Male insgesamt mit der Durchschnittsnote 2,0 bewertel
- ein Jlrgebnis, auf das wir gemeinsam stolz sind. Hier wird besonders deutlich, dass die Zufriedenheitsbefragung, anders als von einigen Kolle-
ginnen un,C Kollegen zunächst befi.irchtet, keine
Art dcr Atrrechung von Schülerinnen und Schüler
mit ilrrem jeweiligen Lehrer darstellt. Ganz im
Gegenteil: Die:se Form der Evaluation hat an unserer Schule r;ine Kultur des Lobens hervorge-
Gesamtergebnis Schuljahr
20121 13
5,0
4,5
4,0
3,0
2,0
1,6
1,0
bracht:. So ist es überaus erstaunlich, dass es im-
mer ,viedr:r l-ehrkräften gelingt, von (nahezu)
allen lschülerinnen und Schüler einer Klasse bzw.
eines Kurses mit der Bestnote 1,0 beweftet zu
0,5
0,0
Anzahl befragter LerngruPPen: 493
Mittelwert:
2,0
Zufriedenheitsbefragung am Gymnasium Schloß Neuhaus
6pfl 2013)
werde n - uLnd rJas, obwohl die Mitglieder der Lerngruppe selbst ..notmalverteilt" beufteilt worden
sind. Manr;hen Kollegen gelingt es also, Schülerinnen und Schüler in ihrem Unterricht detaft zu
überzr:ugen und zu begeistern. dass selbst die Kincler und Jugendlichen mit einer ..mangelhaften"
Zeugrrisnote ihrer Lehrkraft eine Zufriedenheits-Eins erteilen! Schülerinnen und Schüler können
offens;ichtlich sehr wohl differenziert einschätzen, in welchem Unterricht und in welchem Lernumfr:ld sie sich angenommen, aufgehoben, insgesamt einfach wohl liihlen. Doch wie erreichen
jahKollelgen jahrg;angsstufenübergreifend derartige Zufriedenheitswerle? Die Ergebnisse unserer
relanE;en Schülerbefragungen unterstützen die Aussagen der im Jahr 2008 veröffentlichten Hattie-
Studir:: Alltagstaugliche Lehrerpersönlichkeiten, die mit weftschätzendem Verhalten, Erklärungsgeschick und rSerechtigkeit sowie mit Empathie. Fachwissen, Konsequenz und Humor angemessenen Unterricht
mit Langzeitwirkung erteilen, erweisen sich als ideale Wissensverrnittler. Für die
Lehrers mitsamt seiner Persöneualir:ät von Llnterrichtzeigt sich also die zentrale Bedeutung des
l'chke it als schülerorientierter Unterrichtsgestalter; statt methodischer Patentrezepte bildet die
und
euali':ät und regelmäßige Pflege pädagogischer Beziehungen die Basis für erfolgreiches
nachhaltiges Lemen.
Das tirfragen der Zufriedenheit unserer Schülerschaft lässt zwangsläufig Unterschiede zwischen
Fächern urrd l,ehrkräften deutlich werden. Auch wenn die Befragung von ihrer Anlage her kein
Lehrer:ranlling erlaubt (was zunächst aber von einigen Kollegen befürchtet worden war). so offen-
barl das Cesamtergebnis eines Fachs den nicht so positiv bewerteten Lehrern doch nachprüfbare
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Unterrschiede.
ischer Beziehungen)
Um hier Enttäuschungen und Resignation zu vermeiden, steht die Schulleitung
nach ,Jer 2lufriedenheitsbefragung
für persönliche Beratungsgespräche jederzeit bereit, begleitet
bei Bgdarf'Gespräche zwischen Lerngruppe und Lehrkraft oder eröifnet (2.T. umfassende ) irrdividue.
1e
Fortbi ldungsperspektiven.
Inner6alb ,Cer Lehrerschaft fordert die Zufriedenheitsbefragung am Gymnasium Schloß Neuhaus
das
re
gelmäßilge Nachdenken und Hinterfragen der eigenen pädagogischen
Arbeit geradezu her-
aus. Fachg;rupllen oder die in einer bestimmten Klasse tätigen Kollegen kommen miteinander ins
Gespräch und tauschen sich über Unterrichtserfahrungen und subjektiv empfundene Lerngruppenatrnosp,häre aus, sodass nach und nach ein Klima entsteht, das sinnbildlich Klassentüren öffnet
und Tea.marbeit alltäglich werden lässt. Systematische Parallelarbeiten und die enge Zusammenar.beit in Jahrgangsstufenteams bilden die organisatorische Grundlage professionellet Zu-
-
sammenarlbeit. deren Nutzen allen Beteiligten zugute kommt: Erfolgserlebnisse beispielsweise in
zentre.len prüfungen werden gemeinsam erfahrbar gemacht, das Wir-Gefuhl
wird intensiviert und
so dars Schulklima nachhaltig positiv beeinflusst. Denn zu einer funktionierenden und gesunden
Schulgemeinschaft gehören nicht nur wertschätzende Beziehungen zwischen Schülern und Lehrern. luch der unterstützende Umgang der Lehrerschaft untereinander trägt zum besonderen Geist
einer Schule bei.
3.
F a:,r,it l,Aru
s
tr
lick
Syste;natische Zufriedenheitsbefragungen wie am Gymnasium Schloß Neuhaus sind kein Garant
fi.ir ein fur-rktionierendes Schulklima oder eine erfolgreiche Bildungsarbeit: sie erzeugen keinen
neuer, sondern fragen lediglich einen geltenden Zustand ab. Aber sie bieten einer Schule bei angemeisenem Binsatz die wertvolle Chance, auf dem Weg zur Prozess- und Ergebnisoptimierung
als zielgerichtetes Steuerungssystem zu dienen. Wer nicht fragt, der verschließt die Augen vor
dem. was ist. Und somit ist es das erklärle Ziel unserer vielf?iltigen Befragungen, unzufriedene
Schüler zu zu:lriedenen zu machen. Die Ergebnisse unserer langjährigen Evaluationspraxis bestä-
tigen, dass; dier Ausprägung einer guten Schulgemeinschaft nachweislich in den Leistungsbereich
hinei. wirkt, das heißt ohne eine gewisse Zufriedenheit Schülerleistungen nicht zu optimieren
sind.
Die tlefraguntgen unserer Schülerschaft zeigen zudem, dass die Lehrerpersönlichkeit einen wedamit verbunsentlichen Anteil an der individuellen Wahrnehmung der Unterrichtssituation und
Gewähran der Ler.nbereitschaft und -begeisterung eines Schülers hat. Neben einer fachlichen
den
OSID Bernhard Gödde. OStR' Eva Sprenger
Systematische Zufriedenheitsbefragungen
von Schülerinnen und Schüler
(Sammelband I: Kinderrechte in der Praxis
scher Bezie
leistutrg derr in den Curricula auferlegten Kompetenzen ist damit die Qualität pädagogischer Beziehungen grundlegend für den allgemeinen Erfolg schulischen Lernens
-
diese systematisch und
regeh:räßig; zu evaluieren, eröffnet einer Schule aus unserer Erfahrung heraus ein breites Spekt-
rum v/eftvrf, ller Entwicklungspotentiale.
OSID Bernhard Gödde. OSIR' Eva Sprenger

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