predigt silberhochzeit

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predigt silberhochzeit
ANSPRACHE FÜR DIE FEIER DER JUBELPAARE AM 7. Nov. 2004
Liebe Froschberggemeinde, liebe Jubelpaare, liebe Paare – mit wie vielen gemeinsamen
Ehejahren auch immer…
Walter Wimmer hat uns gebeten, zum Thema „Ehe“ – dem heutigen Anlass entsprechend –
eine Ansprache zu halten. Wir sind jetzt seit 25 Jahren gemeinsam unterwegs, in der ältesten
Kirche Österreichs, in der Martinskirche in Linz haben wir uns das Ja – Wort gegeben. Eine
silberne Wegstrecke liegt hinter uns. Zeit also, Zwischenbilanz zu ziehen und eine
Standortbestimmung zu versuchen.
Wir glauben ja nicht, dass man unbedingt verheiratet sein muss, um über die Ehe zu reden,
denn Blinde reden ja auch von der Farbe und österreichische Astronauten von der Rückseite
des Mondes, aber wir haben uns dennoch gestern Nachmittag hingesetzt und über unsere 25
Jahre Ehe nachgedacht.
Mit einem Zitat von Antoine de Saint – Exupery wollen wir unsere Ansprache heute
beginnen:
„Die Erfahrung lehrt uns, dass Liebe nicht darin besteht, dass man einander ansieht,
sondern dass man gemeinsam in die gleiche Richtung blickt.“
Die meisten Menschen haben den Wunsch, nicht allein durchs Leben zu gehen, sie wollen
Freuden und Sorgen mit einem Menschen ihres Vertrauens teilen. Und ebenso tief ist ihre
Sehnsucht, dass diese Beziehung von Dauer sein möge. Ein hoher Anspruch in einer Zeit, die
wesentlich von Leistungsdenken, Lustprinzip und damit der Gefahr der Oberflächlichkeit
geprägt ist.
Am Beginn der Ehe steht die Trauung. Ein aufschlussreiches Wort. Sich trauen, das bedeutet
einerseits etwas wagen, andererseits aber auch sich etwas zutrauen. Wer heiratet, wagt mit
einem bedingungslosen „Ja“ ohne „Wenn“ und „Aber“, so etwas wie eine Fahrt hinaus aufs
offene Meer. Es handelt sich dabei um eine der schwierigsten und schwerwiegendsten
Lebensentscheidungen, die Menschen meist in relativ jungem Alter treffen.
Am 18. August 1979 haben wir uns das „Ja-Wort“ gegeben. Damals hieß es: „…in guten und
in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, … Liebe, Achtung, Ehre … bis der Tod uns
scheidet.“ Und wir haben ein Dokument unterschrieben und eine Entscheidung getroffen,
deren Tragweite wir damals kaum ermessen konnten.
Ein Hochzeitsjubiläum ist in der Ehe – Biografie eines Paares ein herausragendes Ereignis.
Wir feiern, dass wir eine lange Zeit miteinander unterwegs waren, dass wir Freude und Glück,
aber auch Sorgen und Differenzen miteinander geteilt haben.
Gemeinsam unterwegs zu sein bedeutet, sich miteinander einen Lebensentwurf vorzunehmen
und zu gestalten. Ziel dieses Entwurfes soll ein gemeinsames „WIR“ sein, durch
Verbindlichkeit und Freiwilligkeit getragen.
Verbindlichkeit, weil wir nicht auf Zeit und nicht auf Probe einen Lebensabschnittspartner,
einen so genannten „LAP“ gesucht haben, sondern weil wir damals schon an die lebenslange
Liebe geglaubt haben. In diesem Glauben wurden wir nie enttäuscht – Gott sei Dank!
Freiwilligkeit, weil wir so und nicht anders leben wollten, Kinder haben, sich um ein
christliches Leben bemühen, ja zumindest bemühen wollten wir uns.
Gemeinsam unterwegs zu sein, bedeutet, zu zweit etwas zustande zu bringen, gemeinsame
Lebenserfahrungen zu machen. Mann und Frau finden aneinander Halt, die Wurzeln dafür
liegen schon in der Zeit vor der Hochzeit, als man noch überlegte, ob man wirklich den
„Partner fürs Leben“ - die „große Liebe“ - gefunden hat. Und das Risiko des Scheiterns
schwebt ein Leben lang auch über den harmonischsten Ehen. Lebenslange Treue, ein
Anspruch wie man ihn höher nicht setzen könnte, wenn sie gelingt, ist es wirklich die ganz
große Liebe.
Sie beinhaltet das gegenseitige, bedingungslose Annehmen, bedingungsloses Vertrauen. Sie
beinhaltet, sich fallen lassen zu können und vom anderen in schlechten Zeiten getragen zu
werden. Sie beinhaltet auch eine erfüllte Sexualität. Mann und Frau sind von ihrer
Geschlechtlichkeit durchgehend geprägt. Der Unterschied zwischen ihnen übt eine starke
gegenseitige Anziehungskraft aus. Durch eine Vielfalt von Gesten und Zeichen können sie
sich gegenseitig ihre Zuneigung zeigen. Im Zusammenleben der Eheleute findet sich eine
Fülle von Möglichkeiten, zärtlich miteinander umzugehen, auch und gerade mit
zunehmendem Alter.
Und da sind dann auch noch die gemeinsam gelebten Werte: Ehe im Ehealltag bedeutet
einerseits Pflichterfüllung, Alltagsstress und Arbeitspensum, tägliches Einerlei, aber auch
gemeinsame Freizeit, Familienzeit, Urlaub, Ferien, Wochenenden, Feiertage. Ehepaare sind
nicht am „Egotrip“. Wenn man sich gegenseitig so annimmt, wie man ist, sich in seiner
Unterschiedlichkeit, in seinen unterschiedlichen Stärken und Schwächen akzeptiert und diese
als Bereicherung sieht, wenn man in den grundsätzlichen Dingen des Lebens eine Linie
verfolgt, dann können Vertrauen und Sicherheit wachsen und einen gleichsam durch das
Leben „tragen“. Geborgenheit, wir alle haben sie erfahren und genossen, und können doch
nicht genug davon haben.
Ja, es kann Verzicht zu Zeiten die richtige Strategie sein, denken wir nur an die
Kleinkinderzeit, als uns unsere lieben Kleinen bis an die Grenzen unserer Kräfte gefordert
haben und wir unsere eigenen Bedürfnisse radikal zurückstellen mussten, aber es gab und gibt
– Gott sei Dank - auch Zeiten der Selbstverwirklichung, wo gerade unsere Partner es sind, die
uns aufmuntern und motivieren, neue Dinge zu wagen, Neues zu beginnen.
Wie werden wir uns weiter entwickeln?
Eine spannende Zeit liegt vor uns allen, denn Stillstand würde Rückschritt bedeuten. Wer
will, dass alles so gut bleibt, wie es ist, der muss mit seinem Partner immer im Gespräch
bleiben, miteinander reden ist die Quelle des gegenseitigen Verständnisses. Wach bleiben für
die Bedürfnisse des anderen, die Kritik des Partners annehmen als Chance der
Weiterentwicklung; Den Rollenwandel, den uns einerseits die moderne Gesellschaft,
andererseits unser Älterwerden auferlegt, kreativ mitzuvollziehen – all das sind
Herausforderungen, die noch auf uns alle zukommen werden, solange wir leben.
Und daher wollen wir Gott danken für die gemeinsam verbrachte Zeit, die er uns bisher
geschenkt hat, und ihn um die Gnade bitten, uns in Gesundheit alt werden zu lassen.
Schließen möchten wir mit einem „Gebet der Liebenden“:
Wir wollen uns nicht festlegen auf das, was wir heute sind. Lass uns offen bleiben für das, was
wir morgen sein können, immer bereit, einander zu entdecken. Unsere Freude am
gemeinsamen Leben und Erleben lass nicht ersticken in Meinungsverschiedenheiten,
Misstrauen, Eifersucht oder Gleichgültigkeit. Gib uns Zeit und Phantasie, einander Boten der
Liebe zu werden. Der du Mensch bist für die anderen, hilf uns, einander zu lieben. AMEN
Mag. Bruno und Mag. Barbara Hoisbauer