PDF / 77 KB - Stiftung Kleine Füchse

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Presse-Nachbericht
ADHS, Autismus oder doch „nur“ Hochbegabt
Gut besuchter Informationsabend „Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern“
der Stiftung Kleine Füchse
Viel zu häufig wird Hochbegabung falsch diagnostiziert oder die Kinder passen sich so stark
an, dass ihre Begabung lange Zeit unerkannt bleibt: mit teilweise schweren physischen und
psychischen Auswirkungen. Um zu sensibilisieren, zu informieren und „betroffenen“ Eltern
Gehör zu verschaffen, lud die Stiftung Kleine Füchse am vergangenen Mittwoch zum
Informationsabend „Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern“ in den Kaisersaal des Bürgerhauses
Wiesbaden-Sonnenberg ein.
Dr. Sebastian von Stuckrad-Barre, Neurologe an der Deutschen Klinik für Diagnostik, begrüßte
als Moderator der Veranstaltung etwa 100 Gäste, die der Einladung gefolgt waren. Nach
Informationen zum Modell Kleine Füchse erläuterte die Leiterin der Begabungspsychologischen Beratungsstelle, Diplom-Psychologin Kristina Blatt, wie Symptomüberschneidungen
von ADHS, Autismus, Ängsten und Hochbegabung zu Fehlinterpretationen führen können. In
ihrem Vortrag gab sie ihren Zuhörern eindrucksvolle Einblicke in Testsituationen mit begabten
und hochbegabten Kindern. Anschließend berichteten die Mütter von zwei „Kleinen Füchsen“,
Frau Dr. Andrea Elmer aus Wiesbaden und Frau Andrea Kronfeld aus Ingelheim, sowie Frau
Linda Lippert, Leiterin der EG Kiddy Mainz-Kastel, und die Erzieherin der ev. KITA Igstadt, Frau
Ann-Kathrin Nagel, anschaulich von ihren Erfahrungen. Nach einer offenen Fragerunde nutzten
viele Gäste noch die Möglichkeit für persönliche Gespräche mit den Referenten.
Ungefähr zwei von 100 Kindern sind hochbegabt, das bedeutet, in etwa jeder zweiten KITAGruppe ist ein hochbegabtes Kind. Ohne einen geschulten Blick bleibt dies jedoch vielfach
unentdeckt und die daraus resultierenden Verhaltensauffälligkeiten werden zum Teil fälschlich
als ADHS oder Autismus diagnostiziert“, berichtet Psychologin Kristina Blatt.
Überdurchschnittlich begabte Kinder unterscheiden sich in verschiedenster Weise von ihren
Altersgenossen. Typisch kann eine sehr früh ausgeprägte Sprachentwicklung oder ein stark
ausgebildetes logisches Denkvermögen sein. Doch der Auslöser für das Entdecken einer
Hochbegabung ist oftmals erst das Auftreten von Verhaltensauffälligkeiten. Diese reichen vom
„Zappelphilipp“ über Aggression und Wut bis hin zur Isolierung und Vereinsamung. Ein
Problem für hochbegabte Kinder stellt die nicht-gleichzeitige Entwicklung dar. Wenn das Kind
z.B. bereits sehr früh Worte und Buchstaben kennt, die Feinmotorik aber das einwandfreie
Schreiben nicht möglich macht, sind Wutausbrüche eine häufige Folge.
Durch ein "Standardprogramm" sind die Kinder in der Schule oder im Kindergarten unterfordert.
Sie können sich nicht frei entfalten und werden in ihrem Lernen gehemmt. Von dieser
Erfahrung berichtete auch eine Mutter, deren Kind in der Kita mit den Worten „das ist zu
schwer für dich“ ein Puzzle nicht lösen durfte. Wie diese Mutter fühlen sich viele Eltern mit ihrer
Situation alleingelassen, Ansprechpartner fehlen. In der Diskussionsrunde zeigte sich deutlich
der große Bedarf an Unterstützung für hochbegabte Kinder und ihre Eltern. Der Vater einer
vierjährigen Tochter, der seit langem erfolglos auf der Suche nach einem adäquaten
Kindergartenplatz ist, war dankbar für die ihm angebotene Hilfe der Stiftung Kleine Füchse.
Der Übergang vom Kindergarten in die Schule stellt meist eine große Herausforderung dar.
Generell gehen Eltern davon aus, dass ihr Kind in der Schule angemessen gefördert wird. Ist
das Kind dazu noch hochbegabt, sollten ihm gute Noten doch zufallen. Doch ein hoher IQ
reicht nicht aus für eine unbeschwerte Schulzeit. Unterforderte Kinder leiden ebenso, wie
überforderte. Die Mutter eines achtjährigen Mädchens berichtete von plötzlicher Stagnation und
dem Wunsch des Kindes „dumm zu sein“. „Vielfach wird zum Überspringen von ein oder
zwei Klassen geraten, das ist ein guter Schritt, doch es genügt nicht. Auch Zusatzaufgaben zu
vergeben ist nicht förderlich“, erklärt Frau Blatt. „Die Kinder fühlen sich ungerecht behandelt
und verlieren die Motivation. Eine bessere Lösung wären Ersatzaufgaben.“
Werden hochbegabte Kinder entsprechend ihrer Begabungen gefördert und integriert statt
gebremst, können sie sich glücklich und ihrer Begabung entsprechend entfalten. Mehr noch,
sie übernehmen eine Art „Zugpferdchen-Funktion“. Dass ein hochbegabtes Kind viel Motivation
in die gesamte Gruppe bringen kann, berichtete auch Frau Lippert, die Leiterin der EG Kiddy
Mainz-Kastel: Beim Thema Dinosaurier kam dem hochbegabten Kind sofort die Frage in den
Sinn: „Wie ist eigentlich die Erde entstanden?“ Das Thema wurde aufgegriffen und es
entwickelte sich daraus eine Dynamik, die alle Kinder mitzog.
Die Stiftung Kleine Füchse bietet Fortbildungen für Erzieher und Grundschulpädagogen an,
jährlich erhalten 40 bis 50 Teilnehmer ihr Zertifikat, die im Pädagogischen Forum Erfahrungen
austauschen und sich informieren können. Ein weiterer Schwerpunkt ist die intensive
Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten. Derzeit sind bereits mehr als 50 KITAs im Großraum
Rhein-Main-Gebiet mit der Stiftung vernetzt und viele weitere sollen folgen. Eltern haben
jederzeit die Möglichkeit, sich von den Psychologinnen der Stiftung beraten und ihr Kind testen
zu lassen.
Neurologe Dr. Sebastian von Stuckrad-Barre moderierte die Gesprächsrunde: V.l.n.r.: Mütter von zwei „kleinen
Füchsen“, Dr. Andrea Elmer und Andrea Kronfeld, Dipl.-Psych. Kristina Blatt, Erzieherin Ann-Kathrin Nagel, KITALeiterin Linda Lippert

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