Und jetzt ein edles Tröpfchen
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Und jetzt ein edles Tröpfchen
Reise-Magazin WZ | RGA | ST SAMSTAG, 27. JUNI 2009 ˘ Heute Rund um den Globus Und jetzt ein edles Tröpfchen New York: Freiheitsstatue freigegeben FRANKREICH Süden, Ab 4. Juli steht auch der Strahlenkranz der amerikanischen Freiheitsstatue Besuchern wieder offen. 30 Menschen dürfen pro Tag die 171 Stufen erklimmen, die in den Kopf von Lady Liberty führen. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurde New Yorks Wahrzeichen gesperrt, ab August 2004 teilweise wieder geöffnet. Die Sicherheitsvorschriften bleiben hoch: Vor dem Besuch des 90-Meter-Bauwerks auf Liberty Island kommt es auf der Fähre zu Sicherheitschecks. Tickets für drei Dollar sollte man reservieren unter Ewww.statuecruises.com Usedom: Rabattkarte für Urlauber Mit der „Usedom-Card“ erhalten Touristen bis zu 50 Prozent Nachlass bei 19 Attraktionen. Dazu zählen das Historisch-Technische Informationszentrum in Peenemünde und die Schmetterlingsfarm in Trassenheide. Außerdem dient die „Card“ während ihrer Gültigkeit als Fahrschein für die Bäderbahn auf der Ostsee-Insel. Familien zahlen 15 Euro pro Tag oder 45 Euro für die Woche. Ewww.usedom.de Kroatien: Rauchverbot in Restaurants Rechtzeitig vor Beginn der Urlaubssaison hat Kroatien ein Rauchverbot in allen öffentlichen Räumen erlassen. Betroffen sind auch Millionen Touristen in Restaurants und Hotels. Wer gegen das Verbot verstößt, muss 1000 Kuna (130 Euro) Strafe zahlen. Ein Wirt, der Raucher duldet, wird mit bis zu 15 000 Kuna (2000 Euro) zur Kasse gebeten. LUST AUF URLAUB I“Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muss oder ob schon deutsche Touristen dagewesen sind.“ (Kurt Tucholsky, deutscher politisch-satirischer Schriftsteller) REISEFIEBER VON ROLF NÖCKEL [email protected] Ein Drama Und? Wie war der Urlaub so? Das ist ein Standard-Thema, wenn Urlauber nach den schönsten Wochen des Jahres vor dem Heimflug im Flughafen-Warteraum ins Gespräch kommen. Die Standard-Antwort sieht so aus: Sonne und Strand waren super, das Hotel okay, über das Essen konnte man nicht meckern. Und dann greifen sich viele Urlauber an den Rücken und stöhnen: „Aber jetzt freue ich mich doch auf Zuhause. Auf mein Heia-Bettchen!“ So isses: Die fremden Betten sind ein Schwachpunkt der Ferienindustrie. Das Bett ist zu weich oder zu hart, für einen Zwei-Meter-Menschen auch zu kurz. Das Kopfkissen ist zu dick, zu dünn, zu hart, zu weich. Eine Schlummerrolle wäre schön gewesen oder ein Kissen mit Dinkel- oder Federn-Füllung. Inzwischen gibt es Luxus-Hotels, die ihren Gästen ein halbes Dutzend Kopfkissen und drei verschiedene Oberbetten zur Auswahl anbieten. Das ist ja schon mal was. Aber ein Bettgestell nach Wahl – das geht einfach nicht. Hotels müssen Standardbetten anbieten, und die passen eben oft nicht. Und zu all’ dem kommt noch eine besondere Tragödie: Ein Doppelbett, egal ob schmal und französisch oder breit und amerikanisch, birgt Konfliktstoff – wenn es mit nur einer durchgehenden Matratze und nur einer Decke ausgestattet ist. Da wird die leichtgewichtige bessere Hälfte zwangsläufig in die Höhe katapultiert, wenn er seine Kilos im Schlaf herumwälzt. Und wenn mitten in der Nacht die Bettdecke einseitig abwandert, ist es mit der Ruhe des Partners auch vorbei. So beginnt ein Drama – da kann das Bett in Rio stehen oder an der Playa de Palma. Drängende Frage: Wie lässt sich für ruhigen Schlaf in fremden Betten sorgen? Touristiker aller Länder – bleibt wach und macht Euch Gedanken! H Wein und überall „Blablablah“. Ab Juli Direktflug ab Weeze. Von Ursula Meister Südfrankreich: Vom Strand ist es im Hérault nicht weit zu tollen Berglandschaften, dem Canal du Midi und zu Schauplätzen französischer Geschichte. Schöne Ferien! Auf die zusätzlichen Urlaubsgäste, die künftig auf dem kleinen Airport BéziersVias landen werden, ist Sue Hicks gut vorbereitet. Die in Südfrankreich lebende Britin sorgt dafür, dass Passagiere aus Weeze am Niederrhein mit reichlich „Blablabah“ empfangen werden: Diese von Briten am Mittelmeer mitgegründete Zeitschrift liegt dank Sue schon in noch größeren Stapeln als bisher in der Empfangshalle des Flugplatzes aus. Zusätzlich zu den sieben wöchentlichen Flügen von England aus bietet Ryanair ab 5. Juli auch zwei Flüge pro Woche ab Weeze an. „Blablabah“ will den Touristen Südfrankreichs nützliche Tipps und Erklärungen bieten. Etwa die, dass mit „Pays d‘Oc“ auf Weinetiketten das Languedoc gemeint ist. Dies ist nicht nur ein bekanntes Weinanbaugebiet ersten Ranges, sondern auch die größte zusammenhängende Rebfläche von ganz Frankreich. Kein Wein gleicht im Languedoc dem anderen. Wein, der nahe am Meer wächst, schmeckt anders als Pays d’Oc-Weine von den kalksteinübersäten Weinbergen rund um Minerve oder aus dem Talkessel von Roquebrun. In diesem Ort profitieren die Reben von einem einzigartigen Mikroklima. Wein hat in diesem Teil Südfrankreichs das Salz abgelöst, das bis zur französischen Revolution dem Küstenstreifen einen bis heute erkennbaren Reichtum bescherte. „Die vornehmen Häuser bei uns wurden zuerst mit Salz und danach mit Weingeld finanziert“, erklärt Monique Boulze vom Fremdenverkehrsbüro von Béziers bei mehreren Gläsern unterschiedlicher Spitzenweine im Weinlokal „Chameau Ivre“. Wie in einem Gemälde: Béziers mit seiner prächtigen Kathedrale. Das „betrunkene Kamel“, so die Übersetzung, erinnere an das Wappentier der Stadt, ein – wenn auch nüchternes – Höckertier. Béziers wurde auf einem Hügel erbaut und ist nicht zuletzt dank der weithin sichtbaren mittelalterlichen Kathedrale eine der schönsten Städte Südfrankreichs. Doch viele Touristen interessieren sich kaum für die alten Gassen, das vielfältige Kunsthandwerk und erst recht nicht für die Katharer, die hier lebten. Das waren Christen, die hier im 13. Jahrhundert von Kreuzrittern zu Tausenden niedergemetzelt wurden, weil sie statt den katholischen Glauben zu praktizieren nach eigenen Regeln leben wollten. „Die vornehmen Häuser bei uns wurden zuerst mit Salz und danach mit Weingeld finanziert.“ Monique Boulze, Béziers Alle Gäste, die sich mehr für die neuere Geschichte interessieren, sind nur einen Hang und sieben Schleusen im Canal du Midi von Béziers entfernt. Hier werden bis zu 38 Meter lange Schiffe Stufe für Stufe 21 Meter angehoben oder abgesenkt. „Mehr als 12 000 Arbeiter haben den SO ERREICHEN SIE UNS IHR KONTAKT ZUR REISE-REDAKTION POST Königsallee 27, 40212 Düsseldorf TELEFON 0211/8382-2532 FAX 0211/8382-2540 MAIL [email protected] SEITE 9 Auf dem legendären Canal du Midi im Tunnel bei Malpas. Kanal von 1667 bis 1681 mit Pickel und Schaufeln gegraben. Sein Schöpfer war ein Bürger von Béziers, PierrePaul Riquet, der damit die kostspielige und oft gefährliche Fahrt um Spanien und Gibraltar ersetzen konnte,“ sagt der Reiseleiter. Die Erklärungen muss er unterbrechen, wenn wieder eins der vielen Hausboote oder Hotelschiffe in eine Schleusenkammer einfährt. Dann wird nur noch geschaut und niemand hört zu. Von Béziers geht es mit Ausflugsbooten oder per Auto und Bus ein paar Kilometer kanalaufwärts. Hier lockt der einzige Tunnel auf der 241 Kilometer langen Wasserstraße, die das Mittelmeer mit dem Atlantik verbindet. Die Tunnelröhre von Malpas ist keine 100 Meter lang. Und wer mag, kann auf einem Seitensteg von einer Seite zur anderen hindurchwandern. Aber auch der Berg über dem Kanaltunnel lohnt einen Besuch. In der Ebene davor gab es einst einen kreisrunden See. Er wurde vor Jahrhunderten trocken gelegt und das fruchtbare Land danach aufgeteilt wie eine Torte. Alle Felder laufen spitz auf die Mitte zu – das Felderrund ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Wo es immer geht, wächst in dieser Region Wein. Und entsprechend zahlreich sind die Aufforderungen, auf eine Weinprobe bei einem Winzer hineinzuschauen. Eine „Dégustation“ ist ein Muss. Als die Winzergenossenschaft von Florensac eine Verkaufsund Probierhalle baute, wurde eine Hälfte für einen Sternekoch reserviert. Er bietet nun ein täglich wechselndes Spitzenmenü für 16 bis 19 Euro an. Die Genossenschaft liefert dazu ihren Wein zum gleichen Preis wie im Verkauf nebenan. Entsprechend beginnt die Weinkarte mit 4,40 Euro pro Flasche – das ist günstiger als Mineralwasser. Das wird für 5 Euro pro Liter gebracht. Die „Vinipolis“ ist nicht nur Ausflugsziel der Einheimischen, hier treffen sich auch die Touristen aus den nahen Küstenorten mit den Fotos: Ursula Meister langen weißen Sandstränden oder bei Cap d’Agde mit einem schwarzsandigen Strand oder von Pézenas. Die Zufahrt zu dieser mittelalterlichen Stadt ist in Frankreich wegen der vielen Antiquitätenläden, die sie säumen, berühmt. Zu Zeiten des Königs machten betuchte Franzosen Pézenas zu einer Wirtschaftsmetropole des Südens und leisteten sich komfortable Stadthäuser. Schaut von der Straße her bescheiden aus, aber im Inneren wurde an Nichts gespart. Wer hier ■ in einem zum Gästehaus umgewandelten Herrenhaus ein Zimmer bucht, erlebt alten Luxus, aber günstiger als direkt am Meer. Molière wird hier hoch verehrt. Der Schriftsteller arbeitete in Pézenas, nachdem ihm in Paris das Geld ausgegangen war. 1658 konnte Molière dank Protektion durch den König zurück nach Paris. Die Geschichte des Nationaldichters wird in 3-D im historischen Konsularhaus von Pézenas nachgestellt. Und wann die tägliche Show beginnt, verrät das allgegenwärtige „Blablabah“-Magazin, klar... SERVICE ANREISE Von Weeze zum Aéro- port de Beziers-Vias mit Billigflieger Ryanair. Alternative: Thalys und TGV ab Köln Hbf nach Beziérs oder Montpellier. Einen Direktflug ab Düsseldorf gibt es nicht – Air France bietet eine Verbindung über Lyon an. KLIMA Mediterran, ab Mai mild und immer wärmer bis in den Juli. Der August kann sehr heiß werden. Weil dann ganz Frankreich Ferien hat, kann es schwierig werden, noch Zimmer oder günstige Plätze auf den Campingplätzen zu finden. EMPFEHLUNGEN Die genannten Orte sind nur einige der spektakulären Ausflugsziele im Hérault (Französisches Département Nr. 34) Der mittelalterliche Ort Minerve – an der teils unterirdisch fließenden Cesse und an der Landstraße D 907 im Westen des Départements Hérault im Gebirge gelegen – wurde wie ein Adlerhorst auf eine hohe Felseninsel zwischen zwei Flussarme gebaut und ist ein Ausflugziel ersten Ranges. In Marseillan, unterhalb von Florensac am Bassin de Thau, ist für Franzosen die Apéritif-Herstellung von „Noilly Prat“ ein Muss. Im kleinen Ort Sérignan, an der Straße D 19 unterhalb von Villeneuf-lès-Beziers, wurde der Bürgermeister abgewählt, weil er das Dorf mit einem anerkannten Kunstmuseum und einem modernen Theater total überschuldet hat. Sehenswert aber sind beide. Vias, unterhalb des Flughafens, ist ein historisches Zentrum der Küste. Roquebrun – an der D 19 und D 14 in einem Talkessel gelegen – ist samt seiner Weine wegen des einzigartig milden Mikroklimas berühmt. In die Kalkfelsen wurde der „Jardin Méditerranéen“ mit Mittelmeerpflanzen und Exoten hineingebaut. INFORMATION: Comité Départemental du Tourisme, Avenue des Moulins, F-34 184 Montpellier Cedex 4, Telefon 0033/825/ 3400 34. Oder: Französisches Fremdenverkehrsamt, Zeppelinstraße 37, 60 325 Frankfurt, Telefon 069/975 80 136. franceguide.com Ewww www.languedoc.com E