Das Darmzentrum der Asklepios Klinik Altona
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Das Darmzentrum der Asklepios Klinik Altona
Medtropole | Ausgabe 17 | April 2009 Das Darmzentrum der Asklepios Klinik Altona Dr. Martin Keuchel*, Prof. Dr. Wolfgang Schwenk*, Dr. Dietrich Braumann*, Priv.-Doz. Dr. Florian Würschmidt**, Frank Kühl*, Prof. Dr. Friedrich Hagenmüller* * Asklepios Klinik Altona ** Radiologische Allianz Mörkenstraße, Hamburg Die Deutsche Krebsgesellschaft hat jüngst mit Übergabe der Urkunde durch Prof. Dr. Ulrich Kleeberg, Vorstandsmitglied der DKG und Pionier des Onkologie-Standorts Hamburg, die Asklepios Klinik Altona als Darmzentrum anerkannt. Das „Organzentrum Darm“ versteht sich als Teil des ebenfalls zertifizierten Tumorzentrums der Klinik. Keimzelle des Darmzentrums ist die seit Jahren etablierte „GastroClinic“ der Asklepios Klinik Altona, eine interdisziplinäre Einrichtung der Abteilungen für Gastroenterologie und Viszeralchirurgie. Dreh- und Angelpunkt für fachliche Entscheidungen ist das interdisziplinäre Tumorboard. Aufgabe des Darmzentrums ist die evidenzbasierte Behandlung aller Patienten mit intestinalen Tumoren und anderen Erkrankungen der Verdauungsorgane durch ein hoch spezialisiertes, interdisziplinäres Expertenteam mit hohen Fallzahlen. Die maßgeschneiderte Therapie für jeden Patienten auf höchstem Qualitätsniveau ist das Ziel. Mit besonderer Intensität widmet sich das Team des Darmzentrums der Behandlung des kolorektalen Karzinoms, die Diagnose bedeutet keineswegs immer den chirurgischen Eingriff. Vorsorge und Behandlung des kolorektalen Karzinoms Seit 2002 wird in Deutschland für alle gesetzlich versicherten Bürger ab 55 Jahren eine Vorsorge-Koloskopie angeboten. Sie erlaubt eine echte Prävention durch Entfernung von Polypen als Vorstufen des kolorektalen Karzinoms. Findet sich in einem solchen Polypen ein Karzinom, kann bei frühen Formen mit hoher Differenzierung, freien Resektaträndern, allenfalls minimaler Infiltration der Submukosa und fehlender Lymph- und Veneninfiltration die endoskopische Therapie ausreichend sein. 670 Durch endoskopische Mukosaresektion lassen sich heute auch große flache Polypen abtragen. Bei frühen Karzinomen kann durch endoskopische Submukosadissektion eine enbloc Resektion erfolgen. Chromoendoskopie und Farbfilter verbessern die Diagnostik. Der Stellenwert der in Altona neu verfügbaren „optischen Biopsie“ durch konfokale Lasermikroskopie muss sich noch beweisen. Bei der Behandlung früher Karzinome ist der Dialog zwischen Endoskopiker, Pathologe und Chirurg gefragt. Ist eine Nachresektion erforderlich, kann die endoskopische Markierung der Abtragungsstelle die Operation erleichtern. Weiter können heute zahlreiche Dickdarmkarzinome minimal-invasiv reseziert werden, ohne dass die onkologischen Langzeitergebnisse dadurch gefährdet werden. Beim Rektumkarzinom ist neben der histologischen Diagnose auch eine exakte Sta- dieneinteilung (CT/MRT und Endosonographie) wichtig. Liegt ein Stadium T3 und/oder N1 vor, kann eine neo-adjuvante Radio-Chemotherapie vor der Operation die Prognose verbessern. Nach gemeinsamer Wertung der Befunde und Beschlussfassung im Tumorboard wird die ambulante RadioChemotherapie mit den niedergelassenen Kollegen initiiert, die Anlage eines Venenports vereinbart und die anschließende Rektumresektion – unter Umständen wiederum als laparoskopischer, minimalinvasiver Eingriff – gebahnt. Nach der Resektion wird der Patient erneut im Tumorboard besprochen und festgelegt, ob eine nachfolgende adjuvante Chemotherapie aufgrund des pathologischen Stadiums erforderlich ist. Auch in metastasierten Situationen kann den Patienten vielfältige Hilfe angeboten werden. Neben der CT bietet hier die Kontrastmittel-Sono- Interdisziplinär Die Tumorkonferenz tagt dreimal wöchentlich im Hörsaal der Asklepios Klinik Altona graphie für Lebermetastasen ausgezeichnete Detektionsraten. Die vollständige Resektion von bis zu drei Lebermetastasen kann mit einer Langzeitheilung einhergehen. Dagegen erlaubt die sonographisch gesteuerte Radiofrequenzablation RFA (ggf. auch intraoperativ) oder die radiologische transarterielle perkutane Chemoembolisation (TACE) die erfolgreiche palliative Behandlung nicht resektabler Lebermetastasen. Bei diffusem Befall kommen systemische Chemotherapien in Betracht, ggf. auch als second oder third line Therapie, sowie die Gabe monoklonaler Antikörper. Chirurgische und endoskopische Palliativeingriffe stehen bei fortgeschrittenen Tumoren ebenso zur Verfügung wie palliative Bestrahlung oder Plexusblockade. Es wird jedoch nicht das medizinische Problem behandelt, sondern der Kranke in seiner Ganzheit als menschliches Wesen. Hier sind neben persönlicher Zuwendung der medizinisch Verantwortlichen auch der Einsatz der Seelsorger und Psychologen wichtig. Bei Bedarf kümmern sich Schmerztherapeuten, Sozialarbeiter oder Stomatherapeuten um den Patienten. Bei Karzinomen junger Patienten oder familiären Erkrankungen besteht die Möglichkeit einer genetischen Beratung und gezielten Genanalyse. Besondere Situationen eines Patienten können zum Abweichen von den Leitlinien führen. Dies wird dann von allen Mitgliedern des Tumorboards nach Diskussion getragen und nicht als einsame Entscheidung eines einzelnen Arztes. Qualitätssicherung Wichtiger Bestandteil eines Darmzentrums ist die Qualitätssicherung. Hierzu gehört das in Altona vorhandene klinische Krebsregister. Ausgewählte Daten von Darmkrebs-Patienten werden in einer Datenbank erfasst. Die Software ermöglicht zudem die Übertragung ausgewählter Daten an das Hamburger Krebsregister. In regelmäßigen Abständen werden Dokumentare den Kontakt zu Arztpraxen suchen, um sich über den weiteren Verlauf der Behandlung zu informieren und die Verlaufsdaten zu dokumentieren. Der Sicherstellung einer leitliniengerechten Behandlung dient ein 1.300 Seiten umfassendes Behandlungspfade-Handbuch. Leitlinien und Standards beschreiben die medizinischen Prozesse von der Aufnahme des Patienten bis zur postoperativen Versorgung und sind im Intranet einsehbar. ligten Klinikern und Niedergelassenen wird die leitlinienbasierte Behandlung festgelegt und dokumentiert. Gerade für jüngere Ärzte hat dies einen hohen Lerneffekt. Die Konferenzen sind als Fortbildungsveranstaltung von der Ärztekammer Hamburg anerkannt. Das Zertifikat „Darmzentrum“ ist kein Qualitätssiegel für die Ewigkeit. Zur Aufrechterhaltung des Status überprüfen externe Auditoren jährlich erneut die Strukturen, Prozesse und Behandlungsergebnisse des Darmzentrums. Eine Rezertifizierung erfolgt in drei Jahren. Kontakt Prof. Dr. Friedrich Hagenmüller Medizinische Abteilung – Gastroenterologie Asklepios Klinik Altona Paul-Ehrlich-Straße 1, 22763 Hamburg Das intraoperative Controlling sichert die chirurgische Qualität neben den etablierten prä- und postoperativen Maßnahmen. Zu festgelegten Momenten eines Eingriffes wird ein zweiter Chirurg – außerhalb des Operationsteams – zur Operation gebeten. Er dient als Korrektiv für die intraoperative Diagnose, die Festlegung der operativen Strategie und schließlich des Ergebnisses. Tel. (0 40) 18 18-81 12 01 Fax (0 40) 18 18-81 49 02 In den regelmäßig stattfindenden Tumorkonferenzen werden dem Tumorboard alle Patienten mit Darmkrebs vorgestellt. Im interdisziplinären Gespräch mit den betei- Tel. (0 40) 18 18-81 16 01 Fax (0 40) 18 18-81 49 07 E-Mail: [email protected] Prof. Dr. Wolfgang Schwenk I. Chirurgische Abteilung – Allgemein- und Viszeralchirurgie Asklepios Klinik Altona Paul-Ehrlich-Straße 1 22763 Hamburg E-Mail: [email protected] 671