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dsr rostock
BÜCHER
Hans-Hermann Diestel: Seeleute berichten.
Von Bomben, Fidel und Fischen, Hinstorff
Verlag Rostock 2014, 223 S. 14,99 Euro. ISBN
978-3-3560-1822-6.
Hans-Hermann
Diestels Sammlung von Seemannsberichten,
ein bunter Strauß
von Szenen aus
der Fracht-, Passagier- und Fischereiseefa hr t
der DDR, ist nicht
nur Erinnerungsalbum von und
für Ehemalige, sondern auch historisches
Dokument – Teil einer „Maritimen Erzählreihe“, mit der der Hinstorff-Verlag
sich daran gemacht hat, eine Seefahrtsgeschichte der DDR vorzulegen und von Autoren ganz unterschiedlicher Biografie erzählen zu lassen. In Kapitän Diestels Buch
schreiben Angehörige aller Decks, vom
Matrosenlehrling über den Maschinisten,
von der „Kabinenmieze“ über den Koch
bis zum Kapitän – inklusive einiger Berufe, die es in der heutigen Seefahrt schon
nicht mehr gibt. Konsequent ist es daher,
dabei auch den Vertreter einer Berufssparte zu Wort kommen zu lassen, den die Zeit
auch gleichsam von Bord genommen hat,
den Politoffizier – wäre doch, so der Herausgeber, ohne dessen Berichte „das Bild
von der außergewöhnlichen und einmali-
gen Seefahrt der DDR unvollständig“. Auch
dadurch entstehen, gruppiert in Kapitel wie
„Leben auf See“, „Die Schiffe“, „Die ‚Alten
auf der Brücke“, sowohl in Schreibmanier
wie in Sujet ganz unterschiedliche Texte
und Perspektiven und insgesamt ein breites Panorama der Fahrt unter der Flagge
der Deutschen Seereederei (DSR) – ergänzt
durch einige wenig romantische Berichte
von Bord bundesrepublikanischer Schiffe,
die einen, so der Herausgeber, „bemerkenswerten Kontrast zur Ausbildung und Seefahrt bei der DSR Rostock“ bieten.
Flankiert von zahlreichen Schwarz-WeißAbbildungen aus den Fotoarchiven der Autoren, deren Kurzbiografien sowie einem
Glossar, präsentiert das Buch in atmosphärisch zumeist dichten und detailreichen Geschichten ein weites maritimes Feld: von
schwerer See und Ruderversagern, vereistem Oberdeck, Charakterköpfen und „Paradiesvögeln“ auf der Brücke, von Kochkünsten, Landgang unter Palmen, einem
Handschlag von Fidel Castro und vom Zoll,
dem „Freund der Seeleute“. Und auch die
besonderen Rahmenbedingungen von Seefahrt in der DDR, vom „Polit“ (s.o.) bis zum
„UV (unerlaubtes Verlassen)“ von Schiff
und Staat, rücken in den Blick. Und so ist
Diestels Berichtssammlung ein fakten- und
aspektenreicher Beitrag zur maritimen Alltagsgeschichte der DDR, aber auch Reminiszenz von Dabeigewesenen an eine, wie
es gegen Ende des Buches heißt, „schöne
Frank Ganseuer
Seefahrt bei der DSR.“
Siegfried Borgschulze: Schaluppen in Ostfriesland. Ein vergessener Schiffstyp und
sein Verbleib. Quellen zur Geschichte Ostfrieslands Band 21, hrsg. von der Ostfriesischen
Landschaft in Verbindung mit dem Niedersächsischen Landesarchiv-Standort Aurich, Ostfriesische Landschaft, Aurich 2014, 328 Seiten, 11
Farbbilder, 158 Schwarz-Weiß-Bilder, 57 Zeichnungen (Karten Pläne und Risse) im Buchhandel zzt. nicht verfügbar, 24,95 €, ISBN 978-39406-0118-6
Als Schaluppen
entstanden um
1800 kleine flachbodige Segelboote
mit scharfen Unter wasserli nien,
die als konstruktive
Abkömmlinge der
niederländischen
Tjalk vornehmlich
als Fischereifahrzeuge auf den Ostfriesischen Inseln von Borkum bis Wangerooge beheimatet waren. Diese Boote
wurden auf Werften der Inseln und den
ostfriesischen Küstenorten gebaut. Aufgrund ihrer scharfen Unterwasserschiffslinien waren sie gute Segler und außerdem
als Plattbodenschiffe für den Verkehr Wattenmeer bestens geeignet. Der Höhepunkt
ihrer Entwicklung und des Einsatzes, vor
allem im Schellfischfang, der mit Angeln
betrieben wurde, lag in den beiden Jahrzehnten nach 1850. Später dienten sie auch
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MARINEFORUM 12-2015
M  F 
dem Transfer von Badegästen vom Festland zu den Inseln. Für die nachträgliche
Motorisierung wenig geeignet, kamen die
Schaluppen schon kurz nach Beginn des
20. Jahrhunderts außer Fahrt.
Siegfried Borgschulze verfügt durch seine langjährige Tätigkeit als Geschäftsführer im „Arbeitskreis historischer Schiffbau“ als wissenschaftlicher Laie über ein
profundes Wissen in der Schifffahrts- und
Schiffbaugeschichte. Mehr als dreißig Jahre intensiver Recherche in den verschiedenen Lokalarchiven Ostfrieslands und ein
eingehendes Studium zeitgenössischer Lokalzeitungen ermöglichten ihm die Vorlage einer grundlegenden Dokumentation
über Entstehung, Formgebung, Bau und
Einsatz eines Bootstyps der deutschen
Kleinschifffahrt. Darüber hinausgehend
werden mehr als 200 Einzelfahrzeuge detailliert nachgewiesen. Selbstverständlich
sind alle seine Angaben exakt quellenmäßig und durch die Fachliteratur belegt. Damit liegt hier eine solide Studie zur ostfriesischen Landeskunde vor, die außer den
rein schiff bautechnischen Details auch
viele Aussagen zur lokalen Wirtschaftsund Sozialgeschichte enthält. Das wurde
nicht zuletzt auch durch die Übernahme
der Herausgabe durch die „Ostfriesische
Landschaft“ honoriert. Der Band kann angefordert werden über: Fischer@ostfriesiHeinrich Walle
schelandschaft.de
Burkhard Brenk: Unter Rauch geschwärzten
Segeln. Verlag epubli GmbH. Berlin 2014. 53 S.
5,90 Euro. ISBN 978-3-7375-1887-1
Eine Novelle,
wie das Nachwort des Autors
verheißt, ist es
dann doch nicht
geworden – dazu
fehlt dem Büchlein, das hier anzuzeigen ist, die
goethesche „unerhörte Begebenheit“. Aber es
wird durchaus ein Event beschrieben: die
Jungfernfahrt des ersten aus Stahl gebauten
Passagierschiffes der Welt, der SERVIA der
ZU GUTER LETZT
britischen Cunard-Line im Jahre 1881. Und
dies nicht bloß als spröder Bericht, sondern
in Form eines literarischen Experimentes:
als „fiktiver Erlebnisbericht“ nämlich, so
der Untertitel, eines an Bord mitfahrenden, das Schiff, die See, Besatzung und
Passagiere miterlebenden Erzählers. Illustriert mit zahlreichen Schwarz-WeißAbbildungen, großenteils von der Hand
des Autors, des Kunstmalers und Modellbauers Burkhard Brenk, beschreibt dieser den Beginn des Schiffslebens der SERVIA mit Taufe, Werftabnahmefahrt und
erster Reise von Liverpool nach New York
am 26. November 1881. Durch den Kunstgriff, diese Reise fiktiv-erlebnishaft darzubieten, wird das Schiff mitsamt seiner
innovativen technischen Ausstattung, namentlich seiner elektrischen Beleuchtung
und der fernbedienbaren Schotten, aus der
Binnenperspektive beschrieben, von den
Stationen Brücke, Signaldeck und der Arbeit „vor den Kesseln“ bis ins Reich der
Passagiere – vom eher spartanischen und
vorwiegend Auswanderern vorbehaltenen
Zwischendeck bis zum kronleuchterilluminierten Captainsdinner. Mit Abschied,
Sehnsucht, tobender See, souveränen Offizieren und glücklicher Ankunft im Hafen
werden alle Ingredienzien herkömmlicher
Seefahrtsliteratur eingewoben und fügen
sich zu Stimmungsbild und einem –vermittels der an Bord beschriebenen Personen – „belebten“ Schiffsporträt. Beschlossen wird der Reisebericht mit einem Epilog
über die weiteren Fahrten und das Ende
der SERVIA, einem Quellennachweis,
dem Personenverzeichnis der auftretenden realen und fiktiven Personen, Foto
und Beschreibung des vom Autors gebauten Schiffsmodells der SERVIA und einer
Erklärung der verwendeten maritimen Begriffe. Ein etwas aufmerksameres Lektorat hätte dem Buch zweifellos gut getan;
gleichwohl ist es ein ambitionierter erzählerischer Versuch und sein Verdienst, mit
der ersten Fahrt des Royal Mail Steamers
SERVIA auch ein seefahrtgeschichtliches
Schlaglicht auf die Dynamik maritimer
technischer und nautischer Entwicklung
im ausgehenden 19. Jahrhundert geworfen
Frank Ganseuer
zu haben.
DIE ART DES GEBENS IST WICHTIGER
ALS DIE GABE SELBST
MARINEFORUM 12-2015
90. Jahrgang · 2015
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