Felix schwimmt - Praxis für Kinder

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Felix schwimmt - Praxis für Kinder
Felix schwimmt
Eine kleine Weihnachtsgeschichte für Felix und seinen Bruder Florian
Geschrieben von Silke Voss-Schomacher
Ihr kennt ja Frau Voss-Schomacher. Genau, die Physiotherapeutin von Felix. Jeden
Donnerstag nachmittag hat Felix seine Turnstunde bei ihr. Oft ist es schon dunkel,
wenn er mit seiner Mama und seinem Bruder Florian ankommt. Gerade noch war er in
der Schule, dann schnell zuhause etwas essen und trinken, Klamotten evtl. von Mama
gewechselt bekommen, und schon geht es wieder los.
Manchmal würde Felix vielleicht lieber zuhause bleiben und sich einfach
nur noch nach dem anstrengenden Tag ausruhen. Aber ist er erst einmal
in der Turnpraxis von Frau V. angekommen, klappt es oft prima.
Florian läuft immer schon vor und klingelt, damit Frau V. auch weiß, dass Mama und
Felix gleich da sind.
Frau V. ist manchmal schon etwas müde, aber wenn die drei vergnügt in der Praxis
stehen, ist all ihre Müdigkeit verflogen.
Felix übt bei Frau V. über verschiedene Hindernisse zu gehen. Hoch und runter,
manchmal weich oder hart und manchmal ist es so kitzelig, dass er am liebsten die
Füße wegziehen würde. Er ist dabei ganz achtsam, damit er nicht stolpert. Über das
große Wackelbrett kann er vorwärts und rückwärts gehen. Häufig üben sie auch
Trampolinspringen. Dabei hält sich Felix ganz toll, manchmal steht er sogar auf den
Zehenspitzen oder nur auf einem Bein. Das ist wirklich cool. Oder er schaukelt im
Stehen oder Liegen und kann sich manchmal schöne Bälle dabei schnappen.
Felix ist nämlich ein ganz besonderer Sachensucher. Er findet Vieles, was ihn
interessiert, aber manche Sachen sind nach einiger Zeit doch nicht mehr so
spannend, und er läßt sie links liegen. Hat er sich manchmal in seiner Entscheidung
vertan, sucht er den Gegenstand solange wieder, bis er ihn gefunden hat. Den Bären
an der Sprossenwand mag er auch.
Manchmal packt Frau V. Felix auch in ein dickes Kissen. Sie nennt es “Päckchen
packen”. Sogar eine Briefmarke und einen Stempel bekommt er zum Verschicken.
Meistens geht es dann nach Münster, es war aber auch schon mal Australien. Felix
verreist gerne, zwischendurch kommt dann aber sein Bruder Florian ihn besuchen,
damit die Reise nicht zu lang wird, gibt ihm einen dicken Kuss und drückt ihn ganz
fest. Das hat Felix sehr gern. Dann geht Florian wieder zurück zur Mama, die ja
gerade eine schöne Geschichte vorliest, meist von Janosch. Sehr schön. Besonders
sehr schön.
Beeindruckend findet Frau V., dass Felix, seine Mama und Florian immer pünktlich
zum Turntermin da sind. Frau V. ist nämlich manchmal nicht so pünktlich, sie hat
immmer vieles im Kopf, was sie noch erledigen muss und manchmal vergißt sie auch
einfach die Zeit. Wißt ihr, beim Turnen mit Kindern kann man sehr leicht die Zeit
vergessen. Nun arbeitet Frau V. schon so lange, aber das mit der Zeit hat sie immer
noch nicht so gut gelernt. Ein bischen ärgerlich ist sie manchmal schon darüber.
Gerade jetzt sitzt sie z. B. in ihrem Auto, in einer langen Schlange vor der roten
Ampel. Sie ist ganz ungeduldig, weil sie an all das denkt, was sie vor Weihnachten
noch erledigen möchte, und dass es wieder sehr spät für ihre ganzen Ideen ist. Sie
sitzt ganz vorne auf dem Rand des Autositzes und hält sich am Lenkrad fest, als ob
sie den Wagen weiter nach vorne schieben wollte. Geht natürlich nicht. Dabei flüstert
sie Dinge wie: “ Nun fahr doch endlich. Das kann doch nicht wahr sein. Warum sind
hier nur so viele Autos?”
Aber was ist denn jetzt los? Plötzlich entspannt sie sich ja , setzt sich ganz bequem
in ihren Autositz zurück und lächelt. Einfach so. Sie trommelt nicht mehr vor
Ungeduld auf dem Lenkrad herum, nuschelt auch keine Schimpfereien mehr, warum
alle Autofahrer gleichzeitig an dieser Ampel hier sein müssen; nein, sie ist richtig
entspannt. Sie fühlt sich gut.
Denn gerade hat sie wieder an die DVD gedacht, die sie gestern gesehen hat. Darauf
hat sie Felix schwimmen gesehen.
Ganz alleine schwimmt er auf seine Betreuerin zu, schaut sie an, zieht sich
gleichmäßig und stark immer weiter nach vorne, Meter um Meter, im Becken hin und
her. Manchmal schluckt er etwas Wasser, aber das hält ihn nicht auf, er hustet ein
wenig und schwimmt einfach weiter. Einfach immer weiter.
Frau V. ist so stolz auf Felix. Wer lernt schon Schwimmen ohne Schwimmkurs?
Felix
Eine Geschichte für alle Familien mit ihren ganz besonderen Kindern.

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