Die Besatzung der „Hermann Marwede“ arbeitet im selben
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Die Besatzung der „Hermann Marwede“ arbeitet im selben
Die Besatzung der „Hermann Marwede“ arbeitet im selben Schichtsystem, wie ich es über 22 Jahre in der Schifffahrt getan habe. Da gibt es viel zu reden und dabei kommen wir auch auf das Thema Schichtwechsel zu sprechen. Vieles läuft an Bord des Rettungskreuzers ähnlich ab, wie es bei uns gehandhabt wurde. So auch, dass am Tag des Besatzungswechsels, der Koch häufig einen Eintopf vorbereitet, den die neue Schicht dann nur noch aufwärmen muss. Unser Koch war bekannt dafür, dass er diesen in großen Mengen zubereitete und danach in fünf Liter Dosen, die zuvor mit Speiseeis gefüllt waren, einfror. Dieser vorherige Inhalt war vom Geschmack her meistens wesentlich besser, als der danach eingefüllte Eintopf. Als wir wieder einmal unsere vierzehn Tage Schicht antraten und in der Küche den leicht angetauten Block aus der ungeliebten Suppe vorfanden, machten wir kurzen Prozess. Der Block wurde in Packpapier gehüllt, die Adresse des Kochs darauf geschrieben und zur Post gebracht. Die Suppe taute langsam vor sich hin und ein paar Tage später erhielt unser Koch Besuch vom Ermittlungsdienst der Post. Die hatten in der aufgetauten Pampe noch seine Adresse sichern können. Da wir auf einen Absender aber wohlweislich verzichtet hatten, fragten sie nun bei ihm nach, wer für diesen schlechten Scherz wohl zur Rechenschaft zu ziehen sei. Immerhin waren auch andere Postsendungen in Mitleidenschaft gezogen worden. Er versicherte aber treuherzig, keinerlei Ahnung zu haben, woher solch ein Paket denn kommen könne. Wohl oder übel mussten sich die Ermittler damit zufrieden geben und die Sache war erledigt. Bei späteren Schichtwechseln hatte der Koch immer etwas anderes vorbereitet, so dass es keinen Anlass gab, weitere Pakete zu versenden. Die Männer des Kreuzers nehmen die Story mit viel Lachen zur Kenntnis. Ich würde mich nicht wundern, wenn demnächst mal wieder ein Eintopf per Post verschickt würde.