Banana Cake, Fischsuppe und Kaffee Fogo
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Banana Cake, Fischsuppe und Kaffee Fogo
Banana Cake, Fischsuppe und Kaffee Fogo Weihnachten mit 600 m² Segel unter Westafrikanischer Sonne Cabo Verde - die Kapverdischen Inseln - für Taucher und Segler gleichermaßen ein Synonym des Außergewöhnlichen. Der ständig wehende Nord-Ost-Passat treibt das Segelschiff zur Höchstgeschwindigkeit und gibt dem Taucher Strömungstauchgänge mit Fischschwärmen ungeahnter Ausmaße. Fischsuppe - nicht nur zum Abendessen. Claudia Zywietz und Armin Rohnen segelten auf der SS Sir Robert Baden Powell einen ca. 250 Seemeilentörn entlang der nördlichen Inseln von Sal über Boa Vista nach Sao Antao und zuletzt in den Hafen von Mindelo auf Sao Vicente. Dabei kamen Land, Leute und der Lungenautomat auch nicht zu kurz. Text und Fotos: Claudia Zywietz & Armin Rohnen Mitten in der Nacht landete der Airbus der Air Portugal (TAP) auf der Insel Sal. Wir hatten die Route München mit Zwischenstop in Lissabon nach Sal aufgrund des besonderen Weihnachtstermins gewählt. Andere Flugmöglichkeiten bieten Air Cabo Verde (TACV) und Condor mit Direktflügen ab München bzw. ab Frankfurt via Dakar. Aber beide Alternativflüge landen auch zu spätnächtlicher Zeit auf den Kapverden. Bereits auf dem Flughafen wurde deutlich, dass es sich auf den Kapverdischen Inseln bei weitem nicht um eine europäische Infrastruktur handelt. Aber alles wird ordentlich und reibungslos abgewickelt, so dass wir recht schnell unser Gepäck in den Händen hatten und den Flughafenraum verlassen konnten. Draußen vor dem Gebäude warteten bereits Karin Volkening und Karsten Börner. Das Eigner- und Kapitänspaar der Sir Robert ließ es sich nicht nehmen, ihre Gäste persönlich am Flughafen abzuholen und zum Schiff zu bringen. Ein kurzer Autotransfer brachte uns zum Liegeplatz der Sir Robert in die Bucht vor Santa Maria. Im Glanz der nachmitternächtlichen Vollmondbeleuchtung lag sie majestätisch vor Anker. Selbst noch in der Dunkelheit erschien das Segelschiff mit seiner Silhouette hochelegant. Zu mehr Bewunderung ließ es jedoch der gealterte Anlegesteg nicht kommen, über den wir klettern mussten, um zum Schlauchboot zu kommen. In der Dunkelheit wurden die Gäste und ihr Gepäck mit einem kleinen Beiboot zur Sir Robert gebracht. An Bord hielt zwar Neugierde und Begeisterung die meisten noch ein Weilchen wach, aber wirklich lange hielten es auch die reisefreudigsten Gäste nicht mehr aus, zu sehr steckten ihnen sechs bis acht Stunden Flug und die lange Wartezeit am Zwischenstop in den Gliedern. Die Uhr zeigte auch schon bald die ersten Morgenstunden an, so dass doch recht schnell alle 14 Gäste dieser Reise in ihren Kajüten verschwanden. "Frühstück um 10.00 Uhr beim Läuten der Schiffsglocke" - aber so richtig hatte das niemand mehr mitbekommen, umso erstaunter waren dann die Reaktionen, als um 10 Uhr wirklich zum Frühstück die Glocke läutete, die die Gäste zu Tisch bat und uns mit ihrem freundlich angenehmen Klang die ganze Reise über begleiten sollte. Noch etwas zerknittert von der kurzen Nacht erschienen die ersten Gäste in der Messe, doch der Anblick des reich gedeckten Frühstückstisches erheiterte die Gemüter sofort und man ließ sich das herrlich duftende und frisch gebackene kräftige Brot schmecken, dessen Backmischung von einem Kölner Bäcker extra für die Seeleute zusammengemixt wurde. Nach ausgiebigem Mahl drängten nun alle an Deck, um die ersten warmen Sonnenstrahlen zu genießen und sich zwischen Tauen, Bojen, Kisten, Schlauchboot, Sonnenliegen, etc. zu orientieren. Kapitän Karsten bat alle aufs Achterdeck zu einer ersten Einweisung rund ums Schiff und machte uns mit den obligatorischen Sicherheitsvorkehrungen vertraut. Man musste schließlich wissen, wo sich im Ernstfall die Schwimmwesten versteckten. Die Reiseroute wurde vorgestellt. Einige Gäste schmökerten bereits fleißig in den mitgebrachten Reiseführern und Karten, denn es sollte schon am Nachmittag der erste Segelschlag nach Boa Vista erfolgen. Zuvor musste noch beim Hafenmeister in Sal ausklariert werden und so nutzten einige Gäste diese Zeit zu einer kleinen Stippvisite an Land. Die anderen blieben an Bord, suchten sich ein sonniges Plätzchen zum entspannen und Schlaf nachholen. Santa Maria auf Sal hat sich aufgrund der Windverhältnisse mittlerweile zu einem lebendigen Wassersportressort entwickelt mit schönen kleinen Hotelanlagen an herrlichen Sandstränden. Die Sir Robert war natürlich nicht unentdeckt geblieben und so konnte man zahlreiche Kite-Surfer beobachten, die das Segelschiff mit ihren schnellen Brettern kunstvoll und neugierig umrundeten. Da kam dann schon das erste Urlaubsfeeling auf und die kleineren Strapazen der Anreise und der Gedanke an winterliche Temperaturen zuhause waren schnell vergessen. Für die Taucher bestand bereits am ersten Tag die Möglichkeit zu einem ersten Tauchgang, der begeistert angenommen wurde. Unter der Leitung des Tauchlehrers Holger Pollmann ging es mit dem Dingi zu einem interessanten Spot direkt neben dem Ankerplatz der Sir Robert. Nicht weit von der Sir Robert entfernt, eigentlich nur bis zur nächsten unter Wasser gelegenen Steilwand, war der Weg zu unserem ersten Tauchgang auf den Kapverden. Bereits noch an Bord des Dingis bemerkten wir die leichte Strömung. Diese sollte uns in den nächsten Tagen ein ständiger Begleiter bei den Tauchgängen sein. Willkommen im Atlantik, konnte man da nur sagen. Bewuchs und Artenvielfalt der Fische präsentierten eine gelungene Mischung aus Bekanntem des Roten Meeres und des Mittelmeers. Dank der Strömung und der noch traditionell betriebenen Fischerei bekam man oft ausgedehnte Fischschwärme zu Gesicht. Der Tauchgang begann auf einem Plateau mit etwa 30 Meter Grundtiefe. Am Ende des Plateaus war eine Felskante, die steil abfiel und irgendwo weit jenseits der 40 Meter endete. Krustenanemonen, die man aus dem Mittelmeer kennt, sind hier zu Hause. Eine kleine, vorwitzige Moräne kreuzte unseren Weg und ließ sich von der Kamera überhaupt nicht beeindrucken, eine Seespinne verhielt sich ebenso. Erst die Vorwarnung des Tauchcomputers erinnerte uns daran, dass die Verweildauer für uns Menschen hier unter Wasser endlich und reichlich kurz war. Während des Sicherheitsstops auf drei Meter wurden wir von der Strömung davontragen. Da wir als Gruppe eng beieinander blieben, hatte Gamal, der Steuermann des Dingis, keine Probleme, unseren Luftblasen zu folgen und so wurden wir auch immer problemlos wieder aus dem Wasser geholt. Am Nachmittag waren wieder alle an Bord und es gab zur Stärkung für alle heißen Tee und Kaffee, was besonders gerne von den wassergekühlten Tauchern mit den leuchtenden Augen angenommen wurde. Dann ging es los mit dem ersten Segelschlag nach Boa Vista. Wer wollte, konnte kräftig mit anpacken und helfen, die großen Segel zu setzen und versuchen, sich zwischen den kompliziert anmutenden Tauen und Seilen zurechtzufinden und sich in der Kunst des Knotenknüpfens und perfekten Seilwickelns zu üben. Elegant und stolz segelte die Sir Robert über die Wellen des Atlantiks bis zur Westküste von Boa Vista. Für einige Landratten war es das erste Mal auf hoher See und so mancher machte leider im Verlauf dieses Törns schon Bekanntschaft mit einem etwas flauen Gefühl des Unwohlseins in der oberen Magengegend. Als wir in der Bucht von Sal Rei vor Anker gingen, war die See aber schon wieder glatt und so genossen wir am Abend das erste Drei-Gänge-Menü an Bord. Das sanfte Schaukeln des Schiffes fühlte sich an, als läge man in seinen Kojen auf einem Wasserbett und so sanken wir in der Nacht sanft hinein in den Schlaf. Um 9 Uhr des nächsten Tages (war es wirklich schon so spät?) rief uns die Schiffsglocke wieder zum Frühstück. Gespannt lauschten wir den Informationen über den ersten geplanten Landausflug. Schnell war die Fotoausrüstung gepackt und mit dem Schlauchboot flitzten wir zum Hafen von Sal Rei, wo wir am Kai von einigen Einheimischen mit einem freundlichen Winken begrüßt wurden. Kurze Zeit später waren zwei Aluguer (Taxi-Pick-Ups) organisiert, die uns über den Tag kreuz und quer durch den nördlichen Teil der Insel chauffierten. Boa Vista ist eine sandige, flache Insel, die sehr durch trockenheiße Winde aus der Sahara beeinflusst wird. Die Landschaft ist zudem geprägt von weiten geröllartigen Lavafeldern, die immer wieder von herrlich weißen Wanderdünen durchgekreuzt wird. Dazwischen tauchten ab und zu ein paar Palmenhaine und Akazien auf und im Schatten der Bäume entdeckten wir Ziegen und Esel, die sich mit dem spärlichen Grün begnügten. Wir fuhren auf schmalen Lavakopfsteinpflasterpisten zu unserem ersten Ziel im Norden der Insel, der Costa de Boa Esperanca, dem Strand der Santa Maria. Schon von Ferne erblickte man das Schiffwrack der Cabo Santa Maria, einem 1968 gestrandeten Frachtschiff, das in mehrere Teile zerbrochen weit aus dem Wasser ragte und ein herrliches Fotomotiv vor der klaren blau-grünen Brandung des Atlantiks bot. Die Sonne stand hoch am Himmel und ließ neben der Brise und den Fahrtwind auf dem offenen Pick-up unbemerkt, dass uns am Abend eine erste Bräune bzw. ordentliche Röte im Gesicht beschert wurde. Die Fahrt führte uns weiter über die Lavafelder der vor vielen Jahren erloschenen und vom Wind erodierten Vulkane, deren Überreste heute teilweise schroff aber majestätisch aus der Landschaft herausragen. Es ging über Stock und Stein, aber das nächste Ziel, ein kilometerlanger einsamer weißer Strand (Praia de Santa Monica) mit hoher Brandung belohnte uns erneut mit einer berauschenden Ansicht. Wer Lust und Laune verspürte, stürzte sich sogleich in die angenehm temperierten Fluten (25°C) und frönte dem erfrischendem Wassergott. Etwas erschöpft der vielen Eindrücke und dem nicht so rückenfreundlichen Reisemobil ging es später noch weiter zu einem anderen beeindruckenden Strandabschnitt mit bizarr ausgewaschenen Felsformationen südlich des Küstenabschnitts, vor dem die Sir Robert vor Anker lag. Zwischendurch machten wir noch einmal Fotopause inmitten einiger Wanderdünen, wo wir unmittelbar beobachten konnten, wie sich der Sand, angetrieben von mitunter peitschenden Windböen, eindrucksvoll seinen Weg bahnte und dabei fast spielerisch neue Sandformationen kreierte. So recht wollte eigentlich niemand glauben, dass Heiligabend war, da uns doch die Sonne den ganzen Tag so verwöhnt hatte. Dennoch erwarteten wir gespannt das Weihnachtsessen. Bevor wir jedoch zum Dinner schritten, ließen es sich einige Gäste und unsere beiden liebenswerten kanadischen Stewardessen, Emily und Jennifer, nicht nehmen, die Messe zu unser aller Überraschung etwas weihnachtlich "Canadian like", zu dekorieren. Auch der stolze Tabaluga, ein Ehrenpreis der Tabaluga-Stiftung, blieb da nicht verschont. Nicht unerwähnt bleiben darf, dass uns an diesem Abend als Dessert Emilys Special Banana Cake zur Verköstigung gereicht wurde, von dem recht schnell nur noch wenige Krümel übrig blieben. Seeluft macht hungrig! Der Wind hatte später am Abend aufgefrischt und da kribbelte es dem Seemann Karsten ordentlich in den Fingern, bald wieder die Segel in den Wind zu stellen. Gegen Mitternacht, als die meisten schon schliefen, wurden die Segel zum längsten Törn der Reise (ca. 90 Seemeilen) gehisst und die Sir Robert zog sportlich ihre Bahn über die hohen Wellen bis in die Morgenstunden. Als wir Gäste wieder wach wurden, war der neue Ankerplatz schon fast in Sichtweite. Rechtzeitig vor dem Frühstück ankerte die Sir Robert vor Ponta Cacimba. Ein strahlender Tag begann vor herrlicher Bergkulisse in der kleinen Bucht vor Sao Nicolao. Der Ankerplatz war so gewählt, dass er für jeden Gast etwas bot: schwimmen (Einige wagten den mutigen Sprung direkt von der Reling oder übten schwungvoll mit einem Seil den Tarzansprung), tauchen, faulenzen, lesen, Strandspaziergang oder wandern entlang der Küste. Tauchplatzsuche vor Sao Nicolao Als die Sir Robert zu ihrem Ankerplatz fuhr, fiel Holger, dem Tauchlehrer, auf, dass das Echolot von der Grundtiefe plötzlich einen Sprung von gut 40 Meter machte. Als es dann an die Vorbereitung des Tauchgangs ging und sich herausstellte, dass wir nur eine sehr kleine Tauchgruppe waren, wagte es Holger, mit uns einen neuen Tauchplatz zu erforschen. Aus den GPS-Daten der Sir Robert wurde die Richtung ermittelt, in die uns das Dingi bringen sollte. Das mit GPS und Fishfinder ausgestattete Dingi war für diese Exkursion genau das Richtige. Schnell wurde die Stelle gefunden, an der die Grundtiefe den Sprung von 20 auf 60 Meter machte. Aufgrund der Oberflächenströmung hatte Gamal diesmal ein wenig Schwierigkeiten, die genaue Position direkt über der Steilwand zu halten und so setzte er uns ein wenig mehr über einer flacheren Stelle ab, so dass wir im freien Flug auf das 20 Meter unter uns liegende Plateau abtauchten. Als wir dort unten ankamen, schauten wir uns gegenseitig ein wenig enttäuscht an. Außer klarem Atlantikwasser und einer Basaltkugelwüste war hier zunächst einmal nichts zu sehen. Wir ließen uns ein Stückchen mit der Strömung in Richtung der Steilwand treiben. Dort, nutzten wir sofort deren Nähe, um im Strömungsschatten noch ein paar Meter tiefer zu gehen. Wieder faszinierte uns eine dieser für die Kapverden typischen Unterwasserlandschaften. Die Steilwand entpuppte sich als das Ende eines Lavastroms mit Unterspülungen sowie vielen Nischen und Grotten. Die obenauf liegenden Basaltkugeln schienen wohl durch die extremen Temperaturunterschiede zwischen der glühenden Lava und dem kalten Wasser entstanden zu sein. Ein Schwarm Doktorfische begleitete uns fast den ganzen Tauchgang entlang der Steilwand. An Bord der Sir Robert hatten wir später wieder die Zuhörer auf unserer Seite, viel Interessantes gab es zu erzählen und die mitgebrachte kleine Basaltkugel machte die Runde. Der Parkplatz der Sir Robert stellte sich als nicht so ideal dar, da der Anker auf dem losen Untergrund einfach nicht liegen blieb. Der Grund dafür waren die vielen kleinen Basaltkugeln, die wir bei unserem Tauchgang zu anfangs gesehen hatten. Es war damit zu rechnen, dass sich das Schiff irgendwann selbständig machen würde. So entschloss sich Karsten, die Sir Robert an einer anderen Stelle zu ankern. Er wechselte vor den Hafen von Tarrafal (erstaunlich, wie viele Orte auf den Kapverden diesen Namen tragen).Am Kap vor dem Hafen lag ein kleines Drop Off. Holger kannte diesen Platz sehr gut, ankerte die Sir Robert auf ihren Kapverden-Törns doch schon öfters hier. Auch hier war wieder die gesamte Palette der Lavaerkaltungsformen zu erkennen. Mit knapp unter 30 Meter hielten wir uns dieses Mal, zumindest was die Tauchtiefe betraf, zurück. Tiefer war auch gar nicht nötig und eine weite Strecke legten wir auch nicht zurück. Bei den unzählig vielen Fischschwärmen, die an uns vorbeizogen, kam man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Fast hätte ich vergessen, dass ich extra die Kamera mit dem Makroobjektiv mitgenommen hatte, um auch von den kleinen schönen Dingen der Kapverden ein paar Bilder mit nach Hause nehmen zu können. Auch hierin sollte ich reichlich entlohnt werden, denn einige schöne Exemplare Spinnkrabben, Königslangusten und gepunktete Seehasen ließen sich mit der Kamera einfangen. Am 26. Dezember vormittags liefen wir motorisiert in den Hafen von Tarrafal de Monte Trigo von Sao Antao ein, um frisches Trinkwasser zu bunkern. Da sich abzeichnete, dass sich der Aufenthalt im Hafen über mehrere Stunden hinziehen würde, entschlossen wir uns spontan zu einem kleinen Landausflug und kurze Zeit später ging es wieder mit einem Insel-Taxi hinauf ins Hinterland bis nach Ribeira Brava, einem recht pittoresken Örtchen, das in den Nachmittagsstunden vor sich hindöste. Da die Uhren auf den Kapverden etwas anders gehen als bei uns zuhause, war es für Kapitän Karsten, währenddessen die Gruppe unterwegs war, nicht ganz einfach, den Hafenmeister ausfindig zu machen, der gleichzeitig auch den Wassertankwagen des Ortes unter seiner Regie führte, aber ausgerechnet an diesem Tag nicht zuhause war. Als wir am Abend von unserem Ausflug zurückkehrten, sahen wir, dass gerade das Wasser in die Tanks gepumpt wurde. Es braucht halt alles seine Zeit auf diesen Inseln. Leider ereichte uns am Abend die schreckliche Nachricht via Radio von dem Tsunami-Unglück in Südostasien und trübte etwas die gute Stimmung an Bord. Wo es irgendwie ging, versuchten wir mehr zu erfahren, was passiert war, aber in diesem abgelegenen Teil dieser Erde funktioniert ein Handy "leider" nicht. Der nächste Segelschlag führte von Sao Nicolao in eine Bucht vor Santa Lucia, neben Razo, eine der unbewohnten Inseln des Archipels. Die Strömung war hier geringer und die Tauchplätze dadurch auch für weniger Geübte und Anfänger gut geeignet. Zwei mutige Mitreisende schnupperten dann auch unter fachkundiger Anleitung von Tauchlehrer Holger das erste Mal in ihrem Leben Unterwasserluft. Einige Gäste zog es derweil an Land, um die unbewohnte Insel ein wenig zu erkunden, denn der helle feine Sandstrand mit den großen schwarzen Lavafelsen lud verlockend zu einem gemütlichen Spaziergang ein. Es gab nur ein Problem: weit und breit war leider kein Landungssteg für das Dingi vorhanden, so dass wir im Badezeug kurz vor der Brandung aus dem Boot ausstiegen und, bis zu den Schultern im warmen Wasser, unser Gepäck kunstvoll auf dem Kopf an den Strand balancierten. Am frühen Morgen wurden wieder die Segel gehisst, dieses Mal mit dem Ziel Tarrafal(!) auf Sao Antao. Das war Segeln live und in Farbe wie das Schiff in ordentlicher Schräglage und mit einer Geschwindigkeit von durchschnittlich elf Knoten über die Wellen hinweg zog. Man musste sich schon kräftig festhalten, um den Kaffee in seinem Becher nicht mit Schwung zu verschütten. Aber auf dem Achterdeck hinter dem großen Steuerrad konnte man auf bequemen Polstern und mit fest eingeklemmten Füßen unter der Bank wahres Segelfeeling erleben, frische Gischt inklusive. Unsere beiden unerschrockenen Youngsters machten sich einen herrlichen anzuschauenden Spaß daraus, in den vorne seitlich über Bord schwappenden Wasserwellen zu duschen. Bei gutem Wind und leicht bewölktem Himmel fasste sich unser Fotograf ein Herz und fing beeindruckende Impressionen in den voll aufgestellten Segeln ein, ganz mutig ohne Seil und doppelten Boden. Gegen Mittag gingen wir in der Baia do Tarrafal vor Anker. Es dauerte auch nicht lange und ein paar Fischerboote näherten sich der Sir Robert und boten frisch gefangenen Thunfisch an, der sogleich im Boot mit Horsts großem Küchenmesser zerlegt wurde. Da die Fischer ja Geschäftsleute sind, wurden wir kurz darauf auch noch mit einigen stattlichen Lobstern versorgt. Was unser Koch wieder daraus zaubern würde? Wir konnten es kaum erwarten. Zum Leidwesen des Kochs brachte das Beiboot gerade an diesem Vormittag die Taucher zu den Tauchgründen hinaus. So blieb ihm nichts anderes übrig, als für die restlichen Einkäufe zwischendurch einmal an Land zu schwimmen. Schließlich sollte es am Abend etwas von dem schönen Thunfisch geben und es waren noch Beilagen nötig. Damit ihm aber ja nichts passierte, wurde er von einem Gast-Schwimmer begleitet, der ihm den wasserdichten Einkaufssack übers Wasser bugsierte. Eigentlich sollte es am nächsten Tag weitergehen, doch die Bucht von war einfach zu schön, so dass beschlossen wurde, noch einen Relax-Tag anzuhängen und die Seele baumeln zu lassen, natürlich ganz zur Freude der Taucher, die gleich mehrmals am Tag die Gelegenheit nutzten, die Welt unter Wasser zu erforschen. Man war doch auch gespannt darauf, Haie zu beobachten, doch taten diese ihnen den Gefallen leider nicht. Aber dafür gab es wieder viel "Fischsuppe" zu fotografieren. Da wir noch bis zum Abend an der Westseite von Sao Antao liegen blieben, hatten wir eine weitere Gelegenheit für einen außergewöhnlichen Tauchgang. Holger und Gamal waren bei einem Transfer mit dem Dingi am Vortag auf eine Steilwand aufmerksam geworden und laut Fishfinder gab es dort große Fischschwärme. Also machten wir uns wieder auf zur Erkundung eines neuen Tauchplatzes. Gamal setzte uns in der schon gewohnten Präzision über der Steilwand ab. Etwa 15 Meter unter der Wasseroberfläche begann die Wand. Wir ließen uns bis zum Grund durchfallen. Auf halbem Weg erkannten wir die Schwanzflosse eines Ammenhaies. Er lag leider - fotografisch gesehen - verkehrt herum in seiner Felsnische. Behutsam setzte ich mich neben ihn, in der Hoffnung, er würde ein Portrait von sich wollen. Nun ja, was soll ich sagen, der Hai mochte mich jedenfalls nicht in seiner Nähe und zeigte mir kurz, welch ein Bewegungskünstler und Sprintstar er ist. Aber auf alle Fälle hätte ich jetzt etwas zu erzählen, doch leider auch das Nachsehen. Holger grinste verschmitzt in seinen Lungenautomaten. In Ruhe tauchten wir entlang der Steilwand. Am unteren Ende, im Übergang zum Sand- und Geröllboden, war die Wand an vielen Stellen unterspült und mit reichlich interessantem Getier bevölkert. Dicke Knäuel Langusten über und untereinander, da interessierte uns der Hai schon nicht mehr und auch die Fischschwärme hinter unserem Rücken nahmen wir auch erst wieder beim Auftauchen wahr. Sehr schnell war ein Name für diesen Tauchplatz gefunden: "Lobster City" und ein Tauchverbot für den Koch ausgesprochen. Der sollte sich seine Langusten doch lieber beim Fischer kaufen. Sao Antao / Porto Novo Im Hafen war viel los, einige Frachtschiffe und Fähren löschten gerade ihre Waren, so dass wir mit unserem Schlauchboot einige Mühe hatten anzulegen. Auf etwas abenteuerliche Weise mussten wir die hohe Kaimauer an einem Seil erklimmen, das an einem Autoreifen befestigt war. Aber sofort waren mehrere freundliche Einheimische zur Stelle, die uns tatkräftig zur Hand gingen und uns die Mauer hoch halfen. Die Gäste nahmen es als sportliche Herausforderung. Während die zweite Fuhre Gäste von der Sir Robert abgeholt wurde, schauten wir derweil dem regen Handelstreiben im Hafen zu. Über und über lagen Waren aller Art bunt durcheinander gestapelt und warteten darauf, direkt verkauft oder verladen zu werden. Lautes Stimmengewirr lag in der Luft und schnell waren wir umlagert von neugierigen Kindern, die unbedingt fotografiert werden wollten und sich riesig freuten, sich kurze Zeit später auf einem Digitalbild wieder zu sehen. Gespannt warteten wir auf unsere Reisemobile und es wurde mitunter schon darüber gescherzt, wer dieses Mal auf dem Beifahrerplatz sitzen durfte anstatt hinten auf den hölzernen Pritschen des Pick-ups. Wir wurden angenehm überrascht, denn wir wurden von zwei Kleinbussen abgeholt. Die Stoßdämpfer dieser Vehikel waren zwar auch nicht viel besser als die der Pick-ups, doch waren die Sitze etwas bequemer und unser Gefährt etwas geräumiger, so dass wir die Fotoausrüstung während der Fahrt nicht ständig zwischen unseren Knien einklemmen mussten. In der Gegend um Porto Novo konnte man noch Reste des Puzzolana-Abbaus über Tage erkennen. Puzzolana (benannt nach der italienischen Stadt Pozzuoli), ist ein siliziumhaltiger Bimssteintuff, der früher zu Pulver vermahlen und als Bindemittel dem Zement beigemischt wurde. Mittlerweile sind die Vorkommen erschöpft bzw. die Gewinnung dieses Baustoffs rechnet sich nicht mehr. Sao Antao ist die westlichste und mit 779 qkm die zweitgrößte Insel der Kapverden und eine landschaftlich bemerkenswert abwechslungsreiche Insel. Sie wird von West nach Ost von einer breiten Bergkette durchzogen, die an einigen Stellen 1.500 m übersteigt. Unser Ziel war Ribeira Grande auf der nördlichen Seite der Bergkette. Auf der südlichen Seite begegnete man wieder den archipeltypischen unwirtlich kargen Trockenfeldern, doch hatte man einmal den steilen und kurvigen Anstieg geschafft, veränderte sich die Landschaft schlagartig und es wurde kühl und feucht. Wir befanden uns inmitten eines grünen subtropischen Urwaldes mit einer bemerkenswerten Pflanzenvielfalt. Unser nächstes Ziel, Ribeira Grande, war ein eher verschlafener Ort und nach einem kurzen Bummel durch die Hauptstraße der "Stadt" fuhren wir entlang der Steilküste mit seiner mächtigen Brandung. Später bogen wir ab, um auf einem Nebenweg (vielmehr ein Flussbett) hinauf in die Berge zu fahren, wo wir uns einen Rastplatz für unsere Mittagspause suchten. Während wir am Straßenrand auf einer Mauer auf halber Höhe zwischen Zuckerrohr, Papaya-, Bananen- und Drachenbäumen gemütlich unsere Brote verspeisten, brauste so mancher, noch älterer und vollbeladener, Pick-up an uns vorbei, doch immer begleitet mit lautem Gehupe und einem warmherzigen Gruß der Einheimischen. Ab und zu hielt einer an und plauschte mit unseren Fahrern - hier kennt jeder jeden. Auf der Insel wird an den steilen Vulkanhängen Zuckerrohr angebaut, das zu dem landestypischen "Groque" verarbeitet wird. In den Genuss dieses "Gebräus" kamen wir auf der Rückfahrt, als wir eine Brennerei besichtigten, die uns unser Fahrer empfohlen hatte. Die "Fabrik" verbarg sich hinter mehreren Bretterverschlägen in einem Hinterhof, wo uns der Besitzer stolz seine Zuckerrohrpresse zeigte und uns mit einer Probe seines Schnapses verköstigte. Na ja, es war nicht jedermanns Geschmack, denn kubanischer Zuckerrohrschnaps, auch Rum genannt, ist halt doch etwas anderes. Die im Hinterhof lebenden Kühe und Schweine schauten jedenfalls glücklich aus, ließen sie sich doch die ausgepressten Zuckerrohrstängel und die Restmaische schmecken. Unserem mitreisenden Biologen, der der portugiesischen Sprache mächtig war, hatten wir es dann zu verdanken, dass wir nach einer kleinen Routenänderung auf der Südseite der Insel am Nachmittag die steil abfallenden Vulkanhänge doch noch bestaunen konnten, die sich am Vormittag so gänzlich im undurchsichtigen Nebel verbargen. Zudem konnte er unserem Fahrer einen zusätzlich Abstecher zum Gipfel des Pico da Cruz-Kraters abschwatzen, denn da schlug das Biologenherz höher, noch imposantere Impressionen des grünen Kraters mit seiner Kamera einzufangen. Der Vulkankrater lag am Vormittag auch im Nebel versunken, so dass wir erst am Nachmittag, als sich die Nebelschleier langsam gelichtet hatten, die fruchtbaren Böden des Ribeira das Patas erkennen konnten. Die Sonne war später noch mehr herausgekommen und so konnten wir auf der Rückfahrt viel besser sehen, wie sich die kleinen schmucken Dörfchen und versprenkelten Häuser mit ihren Gärten an den grünen Terrassenhängen von ihrer farbenprächtigsten Seite zeigten. Es ist schon erstaunlich, dass es hier das letzte Mal vor 15 Jahren richtig geregnet hat und die üppige Vegetation vorwiegend durch die hohe Feuchtigkeit des dichten Nebels gedeiht. Am Abend brachen wir zu unserem letzten Segelschlag nach Mindelo auf Sao Vincente, dem Endziel unserer Reise auf. Der Hafen von Mindelo ist der größte der Inselgruppe, das fiel schon durch den Anblick der zahlreichen großen und kleinen Segelschiffe aus aller Welt sowie diversen Fähren und Frachtschiffen auf, die vor der malerischen Hafenkulisse im Schutze der sie im Halbrund umschließenden Bergkette vor Anker lagen. Ruhige See, laue Temperaturen und ein schön gedeckter Tisch auf dem Achterdeck, wo das Abendessen serviert wurde - so sollte dieser Abend bei einem guten Glas Wein vor der Kulisse des hell erleuchteten Hafenstädtchens ausklingen. Kapitän Karsten und seine Frau Karin hatten sich für ihre Gäste an diesem Abend noch eine kleine Überraschung ausgedacht. Zu vorgerückter Stunde legte ein kleines Boot am Schiff an und eine Gruppe kapverdianischer Musiker kam an Bord. Sie spielten ihre traditionelle Musik, die Morna - der Fado der Kapverden - dessen Wurzeln in Portugal, aber auch Brasilien und Afrika liegen. Diese Musik ist ein interessantes und manchmal ungewöhnliches Gemisch für unsere europäischen Ohren, zu dessen Rhythmus aber durchaus auch das Tanzbein geschwungen werden konnte. Am Silvestermorgen rief uns einmal nicht die Schiffsglocke, sondern das laute Horn der Fähre von Mindelo nach Porto Novo. Mindelo ist ein rühriges Städtchen, an vielen Straßenecken boten uns die Bauern die Früchte ihrer Ernte feil. Mitten im Ort steht noch die alte Markthalle aus portugiesischen Kolonialzeiten, die zu einem Bummel zwischen einem reichhaltigen Angebot von Obst und Gemüse einlud. Von der die Markthalle umlaufenden Empore hatte man einen schönen Überblick über das lebhafte Treiben. Nach einigem Suchen fanden wir auch einen etwas größeren Lebensmittelladen, denn als Kaffeegenießer waren wir auf der Spur des angeblich so guten Kaffees der südlichen Vulkaninsel Fogo, den wir als kulinarisches Souvenir mit nach Hause nehmen wollten. Das Angebot war nicht gerade üppig, dennoch wurden wir fündig und füllten unsere Taschen mit ein paar Pfund rohen und gerösteten Bohnen. Durch die Straßen von Mindelo zogen bereits am Nachmittag viele Menschen und Gruppen, die sich für den Silvesterlauf gegenseitig anspornten. Laute Musik drang aus großen Lautsprechern, ein kleiner Vorgeschmack auf die Party, die sich in der Nacht auf den Straßen und Plätzen abspielen sollte. Freudig wurde der Abend erwartet, den wir nach Einbruch der Dunkelheit wieder an Deck bei Kerzenschein und einem guten Essen genießen konnten. Als besondere Aufmerksamkeit unserer Gastgeber wurde ein traditioneller kapverdianischer Punsch (Groque gemixt mit Zuckerrohrmelasse und Zitrone) zum Aperitif gereicht, der den Appetit auf das bevorstehende Silvestermenü deutlich erhöhte. Wir wurden unter anderem mit einem vorzüglichen Thunfisch und gegrilltem Lobster reich bewirtet und den Abschluss krönte noch einmal Emilys köstlicher Bananenkuchen. Wenn wir für den Michelin oder ein anderes sternevergebendes Feinschmeckermagazin schreiben würden, bekäme Horst von uns mindestens einen Stern. So bleibt uns nur, ihm einen "Kochlöffel" aus der Magazin-Küche unseres Chefredakteurs zu verleihen (Wir haben nachgekocht.). In dieser sternenklaren Nacht begrüßten wir das Neue Jahr mit vielen Wunderkerzen und gleißendhellen Leuchtkugeln und stimmten zusammen mit den umliegenden Schiffen in ein lang anhaltendes Nebelhornkonzert ein. Von Ferne hörte man von der Strandpromenade in Mindelo das fußballfeierartige Hupen eines langen Autocorsos, der sich durch den Ort schlängelte und wir beobachteten zahlreiche Feuerwerke, die überall entlang der Küste entzündet wurden. Später setzten wir noch einmal hinüber an Land und tauchten in die bunte Welt der feiernden Insulaner mit ein. Der Abschied nahte und so manch einer war nicht nur aufgrund der Neujahrsfeierlichkeiten etwas ruhiger als sonst. Der Gedanke, dass wir am Abend dieses schöne Schiff wieder gen Heimat verlassen würden, stimmte ein bisschen wehmütig. Die Zeit an Bord war so schnell verflogen. Noch ein kurzer Landgang, dann mussten wir unsere Siebensachen packen. Aber ohne eine kräftige Stärkung unseres Kochs sollten wir das Schiff am Abend nicht verlassen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedeten wir uns von unseren Gastgebern Karin & Karsten am Flughafen von Mindelo. Eine lange Reisenacht stand uns bevor, der Flug von Mindelo nach Sal startete erst um 22:30 Uhr. Berge von Gepäck wurden in eine kleine Propellermaschine eingeladen. Aufgrund des kurzen Aufenthalts in Lissabon wagten wir es, unsere Fotoausrüstung und das restliche Gepäck direkt von Mindelo bis nach München durchzuchecken, aber nicht ohne ein leicht unsicheres Gefühl im Bauch, ob auch alles mit zweimal Flugzeug wechseln heil und vollständig ankommen würde. Wir übten uns in kapverdianischer Gelassenheit und letztendlich hat alles bestens geklappt. Nach ein paar Stunden Aufenthalt in Sal und zwei Tassen Tütencappucino zum Wachbleiben ging es weiter nach Lissabon. Mit einem beherztem Spurt zwischen Ankunft und Abflug in Lissabon durch die Sicherheitskontrollen saßen wir gegen 8 Uhr im TAP-Flieger nach München. Nun schon etwas arg übernächtigt klemmten wir uns in die engen Sitzreihen des Airbus, wahrlich ein Aluguer-Feeling, nur mit dem Unterschied, dass auf dem Insel-Taxi die Aussicht und unsere eigenen Schiffs-Sandwichs besser waren. Wir waren sehr erleichtert, nach dreieinhalb Stunden Flug wieder die Beine entspannt ausstrecken zu können. Normalerweise ist es bequemer, direkt ohne umsteigen mit der TACV zu fliegen, doch dieses war terminlich zu unseren Reiseterminen nicht zu verwirklichen. In München erwartete uns trübes nasskaltes Winterwetter und nach einem letzten Goodbye von den mitreisenden Münchnern machten wir uns flugs auf den Nachhauseweg, wo uns ein wärmendes Lagerfeuer im Kamin erwartete. Zu gerne hätten wir noch länger unter der Sonne der Kapverden und den weißen Segeln der Sir Robert verweilt. Die Kapverden sind es wert, behutsam und unkonventionell entdeckt zu werden. Bis auf die touristisch etwas erschlossene Insel Sal und dem Hauptwarenumschlagplatz Mindelo, über dessen Hafen jeglicher Import für alle Inseln abgewickelt wird, muss man sich darauf einstellen, dass es keine Infrastruktur gibt, die Touristen bedient. Taucherisch lohnt sich das Inselarchipel im Atlantik auf alle Fälle. Mit etwas Glück und einem ortskundigen Tauchlehrer werden die Tauchgänge zu einem Erlebnis. Je nach Lage des Tauchplatzes ist mit starken Strömungen zu rechnen. Als Entschädigung dafür bekommt man aber Fischschwärme und Großfische zu sehen, denn Haie, Mantas und andere Großfischarten sind hier heimisch. Eine Garantie, diese zu Gesicht zu bekommen, gibt es allerdings nicht. Die Sichtweiten im Atlantik um die Kapverden sind unterschiedlich, von sehr gut bis mäßig schlecht einzustufen. Pauschalisiert kann man feststellen, dass es an Steilwänden eher gute Sicht hat. Im Einzelfall ist das jedoch sehr von denörtlichen Gegebenheiten abhängig, das lose Lavagestein trägt dem leider nichts gutes bei. Das Wasser ist scheinbar dunkler. In wirklichkeit reflektiert einfach das Lavagestein weniger Licht zurück. Das merkt man auch bei der Durchsicht der Bilder, hier werden schneller die Grenzen des Blitzlichts erkennbar. Die Tauchbasis der Sir Robert ist als BARAKUDA Tauchschule auch für eine Tauchausbildung und ein Schnuppertauchen ausgestattet. Auf den Kapverdischen Inseln sollte man solche Vorhaben jedoch unbedingt mit der Basisleitung zuvor abklären. Nicht an allen Tauchplätzen und auf allen Segeltörns sind Ausbildungs- und Schnuppertauchgänge möglich, dazu sind die Strömungsverhältnisse manchmal zu anspruchsvoll. So fuhren wir nach Hause mit vielen schönen Eindrücken auf und unter Wasser sowie zu Lande, Fogo-Kaffeebohnen, vorzüglichen Backrezepten, ca. 2000 Fotos sowie ganz viel Erzählstoff für diese Geschichte. Bom Dia ! und Auf Wiedersehen auf der SS Sir Robert Die Sir Robert technisch An Bord befinden sich ca. 6 Kilometer Seil. Damit da nichts verheddert, sind diese alle sauber aufgehängt. Man behauptet, dass der Kapitän jedes Seil mit Namen kennt. 600 qm Segelfläche sorgen für lautlosen Antrieb. Der Rumpf misst 32 m. Das Schiff hat eine Gesamtlänge von 42 m bei einer Breite von 6,5 m und einem Tiefgang von 3 m. Falls doch einmal der Wind ausgeht oder im Hafen rangiert werden muss, springt der 21 l Mitsubishi 300 PS Motor ein. Für den ständig vorhandenen Strom sorgen 2 Generatoren. Ein gekapselter 220 V / 30 kW Generator und ein 55 kW Generator für den erforderlichen 360 V Drehstrom für die beiden Poppe Tauchkompressoren (gängige UBootkompressoren). Für die Taucher stehen 20x 12 l Alu Tauchflaschen mit INT Anschluss (DIN Adapter nicht vergessen) sowie zwei Dingis zur Verfügung. Die "Sir Robert" läuft unter holländischer Flagge. Sie ist im Klasse Registerbüro Holland als Passagierschiff für die Befahrung weltweiter Gebiete registriert. Diese Zulassung setzt einen hohen Sicherheitsstandard voraus. So ist das Schiff in sieben wasserdichte Kompartimente unterteilt. Als Rettungsmittel stehen neben Rettungswesten, Rettungsringen und zwei 25-Personen-Rettungsflösse zur Verfügung. Auch bei den Kommunikationseinrichtungen geizt die "Sir Robert" nicht. Ob Fax, Telex, Satellitentelefon. KW, UKW, MW, Radar, GPS oder Fischfinder, alles ist vorhanden, was auch wesentlich größere Kreuzfahrer an Bord haben (müssen). Insgesamt verfügt die Sir Robert über 7 Kabinen. Dadurch ergibt sich eine maximale Belegung von 18 Personen. Alle Kabinen haben Doppelbett, 5 Kabinen ein Zusatzbett. Es befinden sich 4 Komfortkabinen im vorderen Bereich des Schiffs, diese sind mit Toilette und Dusche ausgestattet. Die restlichen 3 Kabinen müssen sich eine Toilette und Dusche am Gang teilen. Nähere Informationen unter www.sir-robert.com oder der Buchungsadresse Sir Robert B.P. Kölnstraße 154 53111 Bonn Telefon: 02 28 - 63 00 63 Allgemeine Informationen zur Inselgruppe der Kapverden Bevölkerung: 350.000 Einwohner, 70% Mulatten, 29% Afrikaner, 1% Weiße Sprache: Amtssprache ist Portugiesisch, die Sprache der Einheimischen heisst "Criolo", eine Mischung aus Portugiesisch und Teilen afrikanischer Sprachen. Kultur Die 500jährige Kolonialzeit ist heute noch im Bau- und Lebensstil, Umgangsformen und Kleidung erkennbar. Die afrikanische Identität verblieb in der Musik, Literatur und Kunst. Im Alltag finden sich afrikanische Elemente der Inseln, z.B. das Tragen der Kinder auf dem Rücken und das kunstvolle Balancieren von Lasten auf dem Kopf. Geschichte / Wirtschaft 1460 wurden die Inseln von portugiesischen Seefahrern entdeckt. Sie sind die erste portugiesische Überseekolonie. Sie dienen als Stützpunkt des Sklavenhandels mit Menschen aus Guinea und Sierra Leone. Ab 1798 wird ein regelmäßiger Postverkehr mit Portugal und es erfolgte der erste Kaffeeanbau. Des öfteren gab es Hunger- und Dürrekatastrophen. Nachdem kein Profit mehr aus den Inseln zu schlagen war, vernachlässigte Portugal vernachlässigte die Kolonie. Nach dem Zusammenbruch der Diktatur in Portugal 1974 erlangten die Kapverden 1975 ihre Unabhängigkeit. Die Kapverden sind ein Entwicklungsland, Importe übersteigen Exporte (Fisch, Langusten, Bananen, Thunfischkonserven für Portugal, Italien, Deutschland, USA) um das 10fache. Ca. 95% der Nahrungsmittel müssen eingeführt werden. Internationale Hilfsleistungen unterstützen das Land. Die Einnahmen des Staatshaushaltes bestehen vor allem aus Devisenzahlungen der Emigranten (im Ausland leben doppelt so viele Kapverdianer als auf den Inseln) sowie des Flughafens Sal. Klima / Zeitunterschied Ganzjährig warmes, trockenes Klima, ganz selten Regenfälle, Temperaturen zwischen 24°C und 30°C, Wassertemperaturen zwischen 20°C im Winter und 25°C im Sommer. Der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt minus drei Stunden im Sommer und zwei Stunden im Winter. Visum Ein Visum (180 Tage ab Ausstellungsdatum) kostet 40 Euro und ist erhältlich vor Ort am Flughafen auf Sal, bei Cabo Verde Airlines am Münchner Flughafen oder stressfrei (das Visum wird nach Eingang des Geldes innerhalb von 2 Tagen ausschließlich per Fax zugeschickt) bei der Botschaft der Republik Kap Verde Dorotheenstraße 43 10117 Berlin Tel: 0 30 - 20 45 09 55 Fax: 0 30 - 20 45 09 66 Mo-Fr 09-17 Uhr E-Mail: [email protected] Internet: www.embassy-capverde.de (Visumantrag als PDF-File abrufbar) Der Reisepass muß bei der Beantragung des Visums noch mindestens sechs Monate gültig sein. Währung: Kapverdischer Escudo (ECV); 1 Euro = 110, 25 ECV (Stand Okt.'04) Die einheimische Währung darf nicht ein- oder ausgeführt werden. Die Bezahlung ist zunehmend mit Euro möglich; ansonsten Traveller Cheques in US-Dollar und Euro bei den Banken eintauschen (zzgl. Gebühren); Kreditkartenzahlungen sind nur am Flughafen Sal oder eventuell noch in den größeren Touristenhotels möglich. Schutzimpfungen sind im Allgemeinen nicht erforderlich. Bitte informieren Sie sich bei Ihrem Hausarzt; ggfs sollten Sie notwendige Impfungen gegen Typhus, Polio, Tetanus und Hepatitis A auffrischen. Sonnen-/Windschutz Der Lichtschutzfaktor kann nicht hoch genug sein, da die Strahlung sehr intensiv ist, auch bei bewölktem Himmel. Aufgrund der manchmal frischen Brise auf dem Schiff ist auch ein wärmender Kopf- und Ohrenschutz gegen den kühlen Wind sehr empfehlenswert. Reiseliteratur: Cabo Verde - Kapverdische Inseln ("unser Favorit") Regina Fuchs, Lucete Fortes, Pitt Reitmaier Reise Know-How Verlag 2004, ISBN 3-8317-1209-3 Preis: 22,50 DuMont Reisetaschenbuch Kapverdische Inseln 2004; ISBN 3-7701-5968-3 Preis: 12,00 Weitere informative Websites: www.king-fischer.de www.reisetraeume.de/weltweit/cv.html Backrezepte All recipes by Emily Wood (Thanks to her mother!) Sir Robert Banana Cake 4 cups flour (1000 ml) 1,5 tablespoons (25ml) baking powder 1/2 teaspoon salt 1/2 cup oil 1/2 cup butter 2 cups sugar 6 bananas 3 eggs 1/2 cup of milk a pinch of vanilla Blend milk, egg, bananas (4 cups fluid total). Mix flour, baking powder, salt, sugar and vanilla; blend until very fine crumbly mixture. Blend wet and dry ingredients. Bake at 175°C for 60-90 min. Anise Cake 250 g butter 500 g flour 400 g sugar 2 teaspoons (tsp) baking powder 1 pinch vanilla 1 ? cups milk 4 eggs separated 2 tsp anise seeds Beat sugar with butter until light and fluffy. Add vanilla and egg yolks. Blend flour, baking powder, anise seeds. Beat egg whites until stiff. Blend milk with flour mixture, then fold in the egg whites. Pour into an oiled and floured pan. Bake at 150°C for 1 hour. Ginger Cake For ginger cake, first chop one walnut-sized piece of ginger into small pieces and simmer with ? cup of brown sugar and 1/8 cup water until the ginger is tender and the sauce is thick and syrupy. Stir into cake just before pouring into the pan. Bake as above. Chocolate Party Cake (Emily Wood's delicious creation) 4 cups flour (1000 ml) 2 tsp baking powder (30 ml) 1 tsp salt (5 ml) 1 cup oil (250 ml) - use ? butter if you prefer 2 cups sugar (500 ml) 1/3 cup cocoa (80 ml) - use more if you prefer 3 cups milk (750 ml) 3 or 4 eggs (bring milk plus eggs to total 1 liter) 1/4 tbsp cinamon 1/4 cup slivered almonds (or as desired) 1 pinch vanilla (powdered) Pre-heat oven to 175°C. Blend dry ingredients, then add oil and butter and blend until thoroughly combined. Mix eggs and milk, then add to flour mixture. Stir to blend (it can be a little bit lumpy). Pour into an oiled and floured pan sprinkled with almonds and bake for 1 - 1,5 hours. Decorate, almond-side up, with melted chocolate spread drizzled down the sides and let cool (the "Jenn-effect"). Claudia Zywietz Seit einigen Jahren die schreibende Reisebegleitung von Armin Rohnen bei seinen Expeditionen rund um den Erdball. Armin Rohnen Reist, Fotografiert und Schreibt seit 1999 für das Tauchmagazin www.UnterWasserWelt.de mit einer Vorliebe für Reisegeschichten die sich nicht ausschließlich um das Thema „Tauchen“ drehen. 2006 entschloß er sich zusammen mit Claudia Zywietz zur Herausgabe des Reisemagazins www.FineArtReisen.de