Banana Cake, Fischsuppe und Kaffee Fogo

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Banana Cake, Fischsuppe und Kaffee Fogo
Banana Cake, Fischsuppe und Kaffee Fogo
Weihnachten mit 600 m² Segel unter Westafrikanischer Sonne
Cabo Verde - die Kapverdischen Inseln - für Taucher und Segler gleichermaßen ein Synonym des
Außergewöhnlichen. Der ständig wehende Nord-Ost-Passat treibt das Segelschiff zur
Höchstgeschwindigkeit und gibt dem Taucher Strömungstauchgänge mit Fischschwärmen ungeahnter
Ausmaße. Fischsuppe - nicht nur zum Abendessen. Claudia Zywietz und Armin Rohnen segelten auf
der SS Sir Robert Baden Powell einen ca. 250 Seemeilentörn entlang der nördlichen Inseln von Sal
über Boa Vista nach Sao Antao und zuletzt in den Hafen von Mindelo auf Sao Vicente. Dabei kamen
Land, Leute und der Lungenautomat auch nicht zu kurz.
Text und Fotos: Claudia Zywietz & Armin Rohnen
Mitten in der Nacht landete der Airbus der Air Portugal (TAP) auf der
Insel Sal. Wir hatten die Route München mit Zwischenstop in
Lissabon nach Sal aufgrund des besonderen Weihnachtstermins
gewählt. Andere Flugmöglichkeiten bieten Air Cabo Verde (TACV)
und Condor mit Direktflügen ab München bzw. ab Frankfurt via
Dakar. Aber beide Alternativflüge landen auch zu spätnächtlicher Zeit
auf den Kapverden. Bereits auf dem Flughafen wurde deutlich, dass
es sich auf den Kapverdischen Inseln bei weitem nicht um eine
europäische Infrastruktur handelt. Aber alles wird ordentlich und
reibungslos abgewickelt, so dass wir recht schnell unser Gepäck in
den Händen hatten und den Flughafenraum verlassen konnten.
Draußen vor dem Gebäude warteten bereits Karin Volkening und
Karsten Börner. Das Eigner- und Kapitänspaar der Sir Robert ließ es
sich nicht nehmen, ihre Gäste persönlich am Flughafen abzuholen
und zum Schiff zu bringen. Ein kurzer Autotransfer brachte uns zum
Liegeplatz der Sir Robert in die Bucht vor Santa Maria. Im Glanz der nachmitternächtlichen
Vollmondbeleuchtung lag sie majestätisch vor Anker. Selbst noch in der Dunkelheit erschien das
Segelschiff mit seiner Silhouette hochelegant. Zu mehr Bewunderung ließ es jedoch der gealterte
Anlegesteg nicht kommen, über den wir klettern mussten, um zum Schlauchboot zu kommen. In der
Dunkelheit wurden die Gäste und ihr Gepäck mit einem kleinen Beiboot zur Sir Robert gebracht. An
Bord hielt zwar Neugierde und Begeisterung die meisten noch ein Weilchen wach, aber wirklich lange
hielten es auch die reisefreudigsten Gäste nicht mehr aus, zu sehr steckten ihnen sechs bis acht
Stunden Flug und die lange Wartezeit am Zwischenstop in den Gliedern. Die Uhr zeigte auch schon
bald die ersten Morgenstunden an, so dass doch recht schnell alle 14 Gäste dieser Reise in ihren
Kajüten verschwanden. "Frühstück um 10.00 Uhr beim Läuten der Schiffsglocke" - aber so richtig
hatte das niemand mehr mitbekommen, umso erstaunter waren dann die Reaktionen, als um 10 Uhr
wirklich zum Frühstück die Glocke läutete, die die Gäste zu Tisch bat und uns mit ihrem freundlich
angenehmen Klang die ganze Reise über begleiten sollte.
Noch etwas zerknittert von der kurzen Nacht erschienen die ersten Gäste in der Messe, doch der
Anblick des reich gedeckten Frühstückstisches erheiterte die Gemüter sofort und man ließ sich das
herrlich duftende und frisch gebackene kräftige Brot schmecken, dessen Backmischung von einem
Kölner Bäcker extra für die Seeleute zusammengemixt wurde. Nach ausgiebigem Mahl drängten nun
alle an Deck, um die ersten warmen Sonnenstrahlen zu genießen und
sich zwischen Tauen, Bojen, Kisten, Schlauchboot, Sonnenliegen, etc.
zu orientieren. Kapitän Karsten bat alle aufs Achterdeck zu einer
ersten Einweisung rund ums Schiff und machte uns mit den
obligatorischen Sicherheitsvorkehrungen vertraut. Man musste
schließlich wissen, wo sich im Ernstfall die Schwimmwesten
versteckten. Die Reiseroute wurde vorgestellt. Einige Gäste
schmökerten bereits fleißig in den mitgebrachten Reiseführern und
Karten, denn es sollte schon am Nachmittag der erste Segelschlag
nach Boa Vista erfolgen. Zuvor musste noch beim Hafenmeister in Sal
ausklariert werden und so nutzten einige Gäste diese Zeit zu einer
kleinen Stippvisite an Land. Die anderen blieben an Bord, suchten
sich ein sonniges Plätzchen zum entspannen und Schlaf nachholen.
Santa Maria auf Sal hat sich aufgrund der Windverhältnisse
mittlerweile zu einem lebendigen Wassersportressort entwickelt mit schönen kleinen Hotelanlagen an
herrlichen Sandstränden. Die Sir Robert war natürlich nicht unentdeckt geblieben und so konnte man
zahlreiche Kite-Surfer beobachten, die das Segelschiff mit ihren schnellen Brettern kunstvoll und
neugierig umrundeten. Da kam dann schon das erste Urlaubsfeeling auf und die kleineren Strapazen
der Anreise und der Gedanke an winterliche Temperaturen zuhause waren schnell vergessen. Für die
Taucher bestand bereits am ersten Tag die Möglichkeit zu einem ersten Tauchgang, der begeistert
angenommen wurde. Unter der Leitung des Tauchlehrers Holger Pollmann ging es mit dem Dingi zu
einem interessanten Spot direkt neben dem Ankerplatz der Sir Robert.
Nicht weit von der Sir Robert entfernt, eigentlich nur bis zur nächsten unter Wasser gelegenen
Steilwand, war der Weg zu unserem ersten Tauchgang auf den Kapverden. Bereits noch an Bord des
Dingis bemerkten wir die leichte Strömung. Diese sollte uns in den nächsten Tagen ein ständiger
Begleiter bei den Tauchgängen sein. Willkommen im Atlantik, konnte man da nur sagen. Bewuchs
und Artenvielfalt der Fische präsentierten eine gelungene Mischung aus Bekanntem des Roten
Meeres und des Mittelmeers. Dank der Strömung und der noch traditionell betriebenen Fischerei
bekam man oft ausgedehnte Fischschwärme zu Gesicht. Der Tauchgang begann auf einem Plateau
mit etwa 30 Meter Grundtiefe. Am Ende des Plateaus war eine Felskante, die steil abfiel und
irgendwo weit jenseits der 40 Meter endete. Krustenanemonen, die man aus dem Mittelmeer kennt,
sind hier zu Hause. Eine kleine, vorwitzige Moräne kreuzte unseren
Weg und ließ sich von der Kamera überhaupt nicht beeindrucken,
eine Seespinne verhielt sich ebenso. Erst die Vorwarnung des
Tauchcomputers erinnerte uns daran, dass die Verweildauer für uns
Menschen hier unter Wasser endlich und reichlich kurz war. Während
des Sicherheitsstops auf drei Meter wurden wir von der Strömung
davontragen.
Da wir als Gruppe eng beieinander blieben, hatte Gamal, der
Steuermann des Dingis, keine Probleme, unseren Luftblasen zu folgen
und so wurden wir auch immer problemlos wieder aus dem Wasser
geholt.
Am Nachmittag waren wieder alle an Bord und es gab zur Stärkung
für alle heißen Tee und Kaffee, was besonders gerne von den
wassergekühlten Tauchern mit den leuchtenden Augen angenommen
wurde. Dann ging es los mit dem ersten Segelschlag nach
Boa Vista. Wer wollte, konnte kräftig mit anpacken und
helfen, die großen Segel zu setzen und versuchen, sich
zwischen den kompliziert anmutenden Tauen und Seilen
zurechtzufinden und sich in der Kunst des
Knotenknüpfens und perfekten Seilwickelns zu üben.
Elegant und stolz segelte die Sir Robert über die Wellen
des Atlantiks bis zur Westküste von Boa Vista. Für einige
Landratten war es das erste Mal auf hoher See und so
mancher machte leider im Verlauf dieses Törns schon Bekanntschaft mit einem etwas flauen Gefühl
des Unwohlseins in der oberen Magengegend. Als wir in der Bucht von Sal Rei vor Anker gingen, war
die See aber schon wieder glatt und so genossen wir am Abend das erste Drei-Gänge-Menü an Bord.
Das sanfte Schaukeln des Schiffes fühlte sich an, als läge man in seinen Kojen auf einem Wasserbett
und so sanken wir in der Nacht sanft hinein in den Schlaf.
Um 9 Uhr des nächsten Tages (war es wirklich schon so spät?) rief uns die Schiffsglocke wieder zum
Frühstück. Gespannt lauschten wir den Informationen über den ersten geplanten Landausflug. Schnell
war die Fotoausrüstung gepackt und mit dem Schlauchboot flitzten wir zum Hafen von Sal Rei, wo
wir am Kai von einigen Einheimischen mit einem freundlichen Winken begrüßt wurden. Kurze Zeit
später waren zwei Aluguer (Taxi-Pick-Ups) organisiert, die uns über den Tag kreuz und quer durch
den nördlichen Teil der Insel chauffierten. Boa Vista ist eine sandige, flache Insel, die sehr durch
trockenheiße Winde aus der Sahara beeinflusst wird. Die Landschaft ist zudem geprägt von weiten
geröllartigen Lavafeldern, die immer wieder von herrlich weißen Wanderdünen durchgekreuzt wird.
Dazwischen tauchten ab und zu ein paar Palmenhaine und Akazien auf und im Schatten der Bäume
entdeckten wir Ziegen und Esel, die sich mit dem spärlichen Grün begnügten. Wir fuhren auf
schmalen Lavakopfsteinpflasterpisten zu unserem ersten Ziel im Norden der Insel, der Costa de Boa
Esperanca, dem Strand der Santa Maria. Schon von Ferne erblickte man das Schiffwrack der Cabo
Santa Maria, einem 1968 gestrandeten Frachtschiff, das in mehrere Teile zerbrochen weit aus dem
Wasser ragte und ein herrliches Fotomotiv vor der klaren blau-grünen Brandung des Atlantiks bot.
Die Sonne stand hoch am Himmel und ließ neben der Brise und den Fahrtwind auf dem offenen
Pick-up unbemerkt, dass uns am Abend eine erste Bräune bzw. ordentliche Röte im Gesicht beschert
wurde. Die Fahrt führte uns weiter über die Lavafelder der vor vielen Jahren erloschenen und vom
Wind erodierten Vulkane, deren Überreste heute teilweise schroff aber majestätisch aus der
Landschaft herausragen. Es ging über Stock und Stein, aber das nächste Ziel, ein kilometerlanger
einsamer weißer Strand (Praia de Santa Monica) mit hoher Brandung belohnte uns erneut mit einer
berauschenden Ansicht. Wer Lust und Laune verspürte, stürzte sich sogleich in die angenehm
temperierten Fluten (25°C) und frönte dem
erfrischendem Wassergott.
Etwas erschöpft der vielen Eindrücke und dem nicht so
rückenfreundlichen Reisemobil ging es später noch weiter
zu einem anderen beeindruckenden Strandabschnitt mit
bizarr ausgewaschenen Felsformationen südlich des
Küstenabschnitts, vor dem die Sir Robert vor Anker lag.
Zwischendurch machten wir noch einmal Fotopause
inmitten einiger Wanderdünen, wo wir unmittelbar
beobachten konnten, wie sich der Sand, angetrieben von
mitunter peitschenden Windböen, eindrucksvoll seinen
Weg bahnte und dabei fast spielerisch neue
Sandformationen kreierte.
So recht wollte eigentlich niemand glauben, dass
Heiligabend war, da uns doch die Sonne den ganzen Tag
so verwöhnt hatte. Dennoch erwarteten wir gespannt das
Weihnachtsessen. Bevor wir jedoch zum Dinner schritten,
ließen es sich einige Gäste und unsere beiden
liebenswerten kanadischen Stewardessen, Emily und
Jennifer, nicht nehmen, die Messe zu unser aller
Überraschung etwas weihnachtlich "Canadian like", zu
dekorieren. Auch der stolze Tabaluga, ein Ehrenpreis der
Tabaluga-Stiftung, blieb da nicht verschont. Nicht
unerwähnt bleiben darf, dass uns an diesem Abend als
Dessert Emilys Special Banana Cake zur Verköstigung
gereicht wurde, von dem recht schnell nur noch wenige
Krümel übrig blieben. Seeluft macht hungrig!
Der Wind hatte später am Abend aufgefrischt und da
kribbelte es dem Seemann Karsten ordentlich in den
Fingern, bald wieder die Segel in den Wind zu stellen.
Gegen Mitternacht, als die meisten schon schliefen, wurden die Segel zum längsten Törn der Reise
(ca. 90 Seemeilen) gehisst und die Sir Robert zog sportlich ihre Bahn über die hohen Wellen bis in
die Morgenstunden.
Als wir Gäste wieder wach wurden, war der neue Ankerplatz schon fast in Sichtweite. Rechtzeitig vor
dem Frühstück ankerte die Sir Robert vor Ponta Cacimba.
Ein strahlender Tag begann vor herrlicher Bergkulisse in der kleinen Bucht vor Sao Nicolao. Der
Ankerplatz war so gewählt, dass er für jeden Gast etwas bot: schwimmen (Einige wagten den mutigen
Sprung direkt von der Reling oder übten schwungvoll mit einem Seil den Tarzansprung), tauchen,
faulenzen, lesen, Strandspaziergang oder wandern entlang der Küste.
Tauchplatzsuche vor Sao Nicolao
Als die Sir Robert zu ihrem Ankerplatz fuhr, fiel Holger, dem Tauchlehrer, auf, dass das Echolot von
der Grundtiefe plötzlich einen Sprung von gut 40 Meter machte. Als es dann an die Vorbereitung des
Tauchgangs ging und sich herausstellte, dass wir nur eine sehr kleine Tauchgruppe waren, wagte es
Holger, mit uns einen neuen Tauchplatz zu erforschen. Aus den GPS-Daten der Sir Robert wurde die
Richtung ermittelt, in die uns das Dingi bringen sollte. Das mit GPS und Fishfinder ausgestattete Dingi
war für diese Exkursion genau das Richtige. Schnell wurde die Stelle gefunden, an der die Grundtiefe
den Sprung von 20 auf 60 Meter machte. Aufgrund der Oberflächenströmung hatte Gamal diesmal
ein wenig Schwierigkeiten, die genaue Position direkt über der Steilwand zu halten und so setzte er
uns ein wenig mehr über einer flacheren Stelle ab, so dass wir im freien Flug auf das 20 Meter unter
uns liegende Plateau abtauchten. Als wir dort unten ankamen, schauten wir uns gegenseitig ein wenig
enttäuscht an. Außer klarem Atlantikwasser und einer Basaltkugelwüste war hier zunächst einmal
nichts zu sehen. Wir ließen uns ein Stückchen mit der Strömung in Richtung der Steilwand treiben.
Dort, nutzten wir sofort deren Nähe, um im Strömungsschatten noch ein paar Meter tiefer zu gehen.
Wieder faszinierte uns eine dieser für die Kapverden typischen Unterwasserlandschaften. Die
Steilwand entpuppte sich als das Ende eines Lavastroms mit Unterspülungen sowie vielen Nischen
und Grotten. Die obenauf liegenden Basaltkugeln schienen wohl durch die extremen
Temperaturunterschiede zwischen der glühenden Lava und dem kalten Wasser entstanden zu sein.
Ein Schwarm Doktorfische begleitete uns fast den ganzen Tauchgang entlang der Steilwand. An Bord
der Sir Robert hatten wir später wieder die Zuhörer auf unserer Seite, viel Interessantes gab es zu
erzählen und die mitgebrachte kleine Basaltkugel machte die Runde.
Der Parkplatz der Sir Robert stellte sich als nicht so ideal dar, da der Anker auf dem losen
Untergrund einfach nicht liegen blieb. Der Grund dafür waren die vielen kleinen Basaltkugeln, die wir
bei unserem Tauchgang zu anfangs gesehen hatten. Es war damit zu rechnen, dass sich das Schiff
irgendwann selbständig machen würde. So entschloss sich Karsten, die Sir Robert an einer anderen
Stelle zu ankern. Er wechselte vor den Hafen von Tarrafal (erstaunlich, wie viele Orte auf den
Kapverden diesen Namen tragen).Am Kap vor dem Hafen lag ein kleines Drop Off. Holger kannte
diesen Platz sehr gut, ankerte die Sir Robert auf ihren Kapverden-Törns doch schon öfters hier. Auch
hier war wieder die gesamte Palette der Lavaerkaltungsformen zu erkennen. Mit knapp unter 30
Meter hielten wir uns dieses Mal, zumindest was die Tauchtiefe betraf, zurück. Tiefer war auch gar
nicht nötig und eine weite Strecke legten wir auch nicht zurück. Bei den unzählig vielen
Fischschwärmen, die an uns vorbeizogen, kam man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Fast
hätte ich vergessen, dass ich extra die Kamera mit dem Makroobjektiv mitgenommen hatte, um auch
von den kleinen schönen Dingen der Kapverden ein paar Bilder mit nach Hause nehmen zu können.
Auch hierin sollte ich reichlich entlohnt werden, denn einige schöne Exemplare Spinnkrabben,
Königslangusten und gepunktete Seehasen ließen sich mit der Kamera einfangen.
Am 26. Dezember vormittags liefen wir motorisiert in den Hafen von
Tarrafal de Monte Trigo von Sao Antao ein, um frisches Trinkwasser
zu bunkern. Da sich abzeichnete, dass sich der Aufenthalt im Hafen
über mehrere Stunden hinziehen würde, entschlossen wir uns
spontan zu einem kleinen Landausflug und kurze Zeit später ging es
wieder mit einem Insel-Taxi hinauf ins Hinterland bis nach Ribeira
Brava, einem recht pittoresken Örtchen, das in den
Nachmittagsstunden vor sich hindöste.
Da die Uhren auf den Kapverden etwas anders gehen als bei uns
zuhause, war es für Kapitän Karsten, währenddessen die Gruppe
unterwegs war, nicht ganz einfach, den Hafenmeister ausfindig zu
machen, der gleichzeitig auch den Wassertankwagen des Ortes unter
seiner Regie führte, aber ausgerechnet an diesem Tag nicht zuhause
war. Als wir am Abend von unserem Ausflug zurückkehrten, sahen
wir, dass gerade das Wasser in die Tanks gepumpt wurde. Es braucht
halt alles seine Zeit auf diesen Inseln.
Leider ereichte uns am Abend die schreckliche Nachricht via Radio von dem Tsunami-Unglück in
Südostasien und trübte etwas die gute Stimmung an Bord. Wo es irgendwie ging, versuchten wir
mehr zu erfahren, was passiert war, aber in diesem abgelegenen Teil dieser Erde funktioniert ein
Handy "leider" nicht.
Der nächste Segelschlag führte von Sao Nicolao in eine
Bucht vor Santa Lucia, neben Razo, eine der
unbewohnten Inseln des Archipels.
Die Strömung war hier geringer und die Tauchplätze
dadurch auch für weniger Geübte und Anfänger gut
geeignet. Zwei mutige Mitreisende schnupperten dann
auch unter fachkundiger Anleitung von Tauchlehrer
Holger das erste Mal in ihrem Leben Unterwasserluft.
Einige Gäste zog es derweil an Land, um die unbewohnte
Insel ein wenig zu erkunden, denn der helle feine Sandstrand mit den großen schwarzen Lavafelsen
lud verlockend zu einem gemütlichen Spaziergang ein. Es gab nur ein Problem: weit und breit war
leider kein Landungssteg für das Dingi vorhanden, so dass wir im Badezeug kurz vor der Brandung
aus dem Boot ausstiegen und, bis zu den Schultern im warmen Wasser, unser Gepäck kunstvoll auf
dem Kopf an den Strand balancierten.
Am frühen Morgen wurden wieder die Segel gehisst, dieses Mal mit dem Ziel Tarrafal(!) auf Sao
Antao. Das war Segeln live und in Farbe wie das Schiff in ordentlicher Schräglage und mit einer
Geschwindigkeit von durchschnittlich elf Knoten über die Wellen hinweg zog. Man musste sich schon
kräftig festhalten, um den Kaffee in seinem Becher nicht mit Schwung zu verschütten. Aber auf dem
Achterdeck hinter dem großen Steuerrad konnte man auf bequemen Polstern und mit fest
eingeklemmten Füßen unter der Bank wahres Segelfeeling erleben, frische Gischt inklusive. Unsere
beiden unerschrockenen Youngsters machten sich einen herrlichen anzuschauenden Spaß daraus, in
den vorne seitlich über Bord schwappenden Wasserwellen zu duschen. Bei gutem Wind und leicht
bewölktem Himmel fasste sich unser Fotograf ein Herz und fing beeindruckende Impressionen in den
voll aufgestellten Segeln ein, ganz mutig ohne Seil und doppelten Boden.
Gegen Mittag gingen wir in der Baia do Tarrafal vor Anker. Es dauerte auch nicht lange und ein paar
Fischerboote näherten sich der Sir Robert und boten frisch gefangenen Thunfisch an, der sogleich im
Boot mit Horsts großem Küchenmesser zerlegt wurde. Da die Fischer ja Geschäftsleute sind, wurden
wir kurz darauf auch noch mit einigen stattlichen Lobstern versorgt. Was unser Koch wieder daraus
zaubern würde? Wir konnten es kaum erwarten. Zum Leidwesen des Kochs brachte das Beiboot
gerade an diesem Vormittag die Taucher zu den Tauchgründen hinaus. So blieb ihm nichts anderes
übrig, als für die restlichen Einkäufe zwischendurch einmal an Land zu schwimmen. Schließlich sollte
es am Abend etwas von dem schönen Thunfisch geben und es waren
noch Beilagen nötig. Damit ihm aber ja nichts passierte, wurde er von
einem Gast-Schwimmer begleitet, der ihm den wasserdichten
Einkaufssack übers Wasser bugsierte.
Eigentlich sollte es am nächsten Tag weitergehen, doch die Bucht von
war einfach zu schön, so dass beschlossen wurde, noch einen Relax-Tag
anzuhängen und die Seele baumeln zu lassen, natürlich ganz zur Freude
der Taucher, die gleich mehrmals am Tag die Gelegenheit nutzten, die
Welt unter Wasser zu erforschen. Man war doch auch gespannt darauf,
Haie zu beobachten, doch taten diese ihnen den Gefallen leider nicht.
Aber dafür gab es wieder viel "Fischsuppe" zu fotografieren.
Da wir noch bis zum Abend an der Westseite von Sao Antao liegen blieben, hatten wir eine weitere
Gelegenheit für einen außergewöhnlichen Tauchgang. Holger und Gamal waren bei einem Transfer
mit dem Dingi am Vortag auf eine Steilwand aufmerksam geworden und laut Fishfinder gab es dort
große Fischschwärme. Also machten wir uns wieder auf zur Erkundung eines neuen Tauchplatzes.
Gamal setzte uns in der schon gewohnten Präzision über der Steilwand ab. Etwa 15 Meter unter der
Wasseroberfläche begann die Wand. Wir ließen uns bis zum Grund durchfallen. Auf halbem Weg
erkannten wir die Schwanzflosse eines Ammenhaies. Er lag leider - fotografisch gesehen - verkehrt
herum in seiner Felsnische. Behutsam setzte ich mich neben ihn, in der Hoffnung, er würde ein
Portrait von sich wollen. Nun ja, was soll ich sagen, der Hai mochte mich jedenfalls nicht in seiner
Nähe und zeigte mir kurz, welch ein Bewegungskünstler und Sprintstar er ist. Aber auf alle Fälle hätte
ich jetzt etwas zu erzählen, doch leider auch das Nachsehen. Holger grinste verschmitzt in seinen
Lungenautomaten. In Ruhe tauchten wir entlang der Steilwand. Am unteren Ende, im Übergang zum
Sand- und Geröllboden, war die Wand an vielen Stellen unterspült und mit reichlich interessantem
Getier bevölkert. Dicke Knäuel Langusten über und untereinander, da interessierte uns der Hai schon
nicht mehr und auch die Fischschwärme hinter unserem Rücken nahmen wir auch erst wieder beim
Auftauchen wahr. Sehr schnell war ein Name für diesen Tauchplatz gefunden: "Lobster City" und ein
Tauchverbot für den Koch ausgesprochen. Der sollte sich seine Langusten doch lieber beim Fischer
kaufen.
Sao Antao / Porto Novo
Im Hafen war viel los, einige Frachtschiffe und Fähren
löschten gerade ihre Waren, so dass wir mit unserem
Schlauchboot einige Mühe hatten anzulegen. Auf etwas
abenteuerliche Weise mussten wir die hohe Kaimauer an
einem Seil erklimmen, das an einem Autoreifen befestigt
war. Aber sofort waren mehrere freundliche
Einheimische zur Stelle, die uns tatkräftig zur Hand
gingen und uns die Mauer hoch halfen. Die Gäste
nahmen es als sportliche Herausforderung. Während die
zweite Fuhre Gäste von der Sir Robert abgeholt wurde,
schauten wir derweil dem regen Handelstreiben im Hafen
zu. Über und über lagen Waren aller Art bunt
durcheinander gestapelt und warteten darauf, direkt
verkauft oder verladen zu werden. Lautes Stimmengewirr
lag in der Luft und schnell waren wir umlagert von
neugierigen Kindern, die unbedingt fotografiert werden
wollten und sich riesig freuten, sich kurze Zeit später auf
einem Digitalbild wieder zu sehen.
Gespannt warteten wir auf unsere Reisemobile und es
wurde mitunter schon darüber gescherzt, wer dieses Mal
auf dem Beifahrerplatz sitzen durfte anstatt hinten auf den hölzernen Pritschen des Pick-ups. Wir
wurden angenehm überrascht, denn wir wurden von zwei Kleinbussen abgeholt. Die Stoßdämpfer
dieser Vehikel waren zwar auch nicht viel besser als die der Pick-ups, doch waren die Sitze etwas
bequemer und unser Gefährt etwas geräumiger, so dass wir die Fotoausrüstung während der Fahrt
nicht ständig zwischen unseren Knien einklemmen mussten.
In der Gegend um Porto Novo konnte man noch Reste des
Puzzolana-Abbaus über Tage erkennen. Puzzolana (benannt nach
der italienischen Stadt Pozzuoli), ist ein siliziumhaltiger
Bimssteintuff, der früher zu Pulver vermahlen und als Bindemittel
dem Zement beigemischt wurde. Mittlerweile sind die Vorkommen
erschöpft bzw. die Gewinnung dieses Baustoffs rechnet sich nicht
mehr.
Sao Antao ist die westlichste und mit 779 qkm die zweitgrößte Insel
der Kapverden und eine landschaftlich bemerkenswert
abwechslungsreiche Insel. Sie wird von West nach Ost von einer
breiten Bergkette durchzogen, die an einigen Stellen 1.500 m
übersteigt. Unser Ziel war Ribeira Grande auf der nördlichen Seite
der Bergkette. Auf der südlichen Seite begegnete man wieder den
archipeltypischen unwirtlich kargen Trockenfeldern, doch hatte man
einmal den steilen und kurvigen Anstieg geschafft, veränderte sich
die Landschaft schlagartig und es wurde kühl und feucht. Wir befanden uns inmitten eines grünen
subtropischen Urwaldes mit einer bemerkenswerten Pflanzenvielfalt. Unser nächstes Ziel, Ribeira
Grande, war ein eher verschlafener Ort und nach einem kurzen Bummel durch die Hauptstraße der
"Stadt" fuhren wir entlang der Steilküste mit seiner mächtigen Brandung. Später bogen wir ab, um
auf einem Nebenweg (vielmehr ein Flussbett) hinauf in die Berge zu fahren, wo wir uns einen
Rastplatz für unsere Mittagspause suchten. Während wir am Straßenrand auf einer Mauer auf halber
Höhe zwischen Zuckerrohr, Papaya-, Bananen- und Drachenbäumen gemütlich unsere Brote
verspeisten, brauste so mancher, noch älterer und vollbeladener, Pick-up an uns vorbei, doch immer
begleitet mit lautem Gehupe und einem warmherzigen Gruß der Einheimischen. Ab und zu hielt einer
an und plauschte mit unseren Fahrern - hier kennt jeder jeden.
Auf der Insel wird an den steilen Vulkanhängen Zuckerrohr angebaut, das zu dem landestypischen
"Groque" verarbeitet wird. In den Genuss dieses "Gebräus" kamen wir auf der Rückfahrt, als wir eine
Brennerei besichtigten, die uns unser Fahrer empfohlen hatte. Die "Fabrik" verbarg sich hinter
mehreren Bretterverschlägen in einem Hinterhof, wo uns der Besitzer stolz seine Zuckerrohrpresse
zeigte und uns mit einer Probe seines Schnapses verköstigte. Na ja, es war nicht jedermanns
Geschmack, denn kubanischer Zuckerrohrschnaps, auch Rum
genannt, ist halt doch etwas anderes. Die im Hinterhof lebenden
Kühe und Schweine schauten jedenfalls glücklich aus, ließen sie sich
doch die ausgepressten Zuckerrohrstängel und die Restmaische
schmecken.
Unserem mitreisenden Biologen, der der portugiesischen Sprache
mächtig war, hatten wir es dann zu verdanken, dass wir nach einer
kleinen Routenänderung auf der Südseite der Insel am Nachmittag
die steil abfallenden Vulkanhänge doch noch bestaunen konnten,
die sich am Vormittag so gänzlich im undurchsichtigen Nebel
verbargen. Zudem konnte er unserem Fahrer einen zusätzlich
Abstecher zum Gipfel des Pico da Cruz-Kraters abschwatzen, denn
da schlug das Biologenherz höher, noch imposantere Impressionen
des grünen Kraters mit seiner Kamera einzufangen. Der Vulkankrater
lag am Vormittag auch im Nebel versunken, so dass wir erst am
Nachmittag, als sich die Nebelschleier langsam
gelichtet hatten, die fruchtbaren Böden des Ribeira
das Patas erkennen konnten. Die Sonne war später
noch mehr herausgekommen und so konnten wir auf
der Rückfahrt viel besser sehen, wie sich die kleinen
schmucken Dörfchen und versprenkelten Häuser mit
ihren Gärten an den grünen Terrassenhängen von
ihrer farbenprächtigsten Seite zeigten. Es ist schon
erstaunlich, dass es hier das letzte Mal vor 15 Jahren
richtig geregnet hat und die üppige Vegetation
vorwiegend durch die hohe Feuchtigkeit des dichten Nebels gedeiht.
Am Abend brachen wir zu unserem letzten Segelschlag nach Mindelo auf Sao Vincente, dem Endziel
unserer Reise auf. Der Hafen von Mindelo ist der größte der Inselgruppe, das fiel schon durch den
Anblick der zahlreichen großen und kleinen Segelschiffe aus aller Welt sowie diversen Fähren und
Frachtschiffen auf, die vor der malerischen Hafenkulisse im Schutze der sie im Halbrund
umschließenden Bergkette vor Anker lagen. Ruhige See, laue Temperaturen und ein schön gedeckter
Tisch auf dem Achterdeck, wo das Abendessen serviert wurde - so sollte dieser Abend bei einem
guten Glas Wein vor der Kulisse des hell erleuchteten Hafenstädtchens ausklingen. Kapitän Karsten
und seine Frau Karin hatten sich für ihre Gäste an diesem Abend noch eine kleine Überraschung
ausgedacht. Zu vorgerückter Stunde legte ein kleines Boot am Schiff an und eine Gruppe
kapverdianischer Musiker kam an Bord. Sie spielten ihre traditionelle Musik, die Morna - der Fado
der Kapverden - dessen Wurzeln in Portugal, aber auch Brasilien und Afrika liegen. Diese Musik ist
ein interessantes und manchmal ungewöhnliches Gemisch für unsere europäischen Ohren, zu dessen
Rhythmus aber durchaus auch das Tanzbein geschwungen werden konnte.
Am Silvestermorgen rief uns einmal nicht die Schiffsglocke, sondern das laute Horn der Fähre von
Mindelo nach Porto Novo. Mindelo ist ein rühriges Städtchen, an vielen Straßenecken boten uns die
Bauern die Früchte ihrer Ernte feil. Mitten im Ort steht noch die alte Markthalle aus portugiesischen
Kolonialzeiten, die zu einem Bummel zwischen einem reichhaltigen Angebot von Obst und Gemüse
einlud. Von der die Markthalle umlaufenden Empore hatte man einen schönen Überblick über das
lebhafte Treiben. Nach einigem Suchen fanden wir auch einen etwas
größeren Lebensmittelladen, denn als Kaffeegenießer waren wir auf
der Spur des angeblich so guten Kaffees der südlichen Vulkaninsel
Fogo, den wir als kulinarisches Souvenir mit nach Hause nehmen
wollten. Das Angebot war nicht gerade üppig, dennoch wurden wir
fündig und füllten unsere Taschen mit ein paar Pfund rohen und
gerösteten Bohnen.
Durch die Straßen von Mindelo zogen bereits am Nachmittag viele
Menschen und Gruppen, die sich für den Silvesterlauf gegenseitig
anspornten. Laute Musik drang aus großen Lautsprechern, ein kleiner
Vorgeschmack auf die Party, die sich in der Nacht auf den Straßen
und Plätzen abspielen sollte.
Freudig wurde der Abend erwartet, den wir nach Einbruch der
Dunkelheit wieder an Deck bei Kerzenschein und einem guten Essen
genießen konnten. Als besondere Aufmerksamkeit unserer Gastgeber wurde ein traditioneller
kapverdianischer Punsch (Groque gemixt mit Zuckerrohrmelasse und Zitrone) zum Aperitif gereicht,
der den Appetit auf das bevorstehende Silvestermenü deutlich erhöhte. Wir wurden unter anderem
mit einem vorzüglichen Thunfisch und gegrilltem Lobster reich bewirtet und den Abschluss krönte
noch einmal Emilys köstlicher Bananenkuchen. Wenn wir für den Michelin oder ein anderes
sternevergebendes Feinschmeckermagazin schreiben würden, bekäme Horst von uns mindestens
einen Stern. So bleibt uns nur, ihm einen "Kochlöffel" aus der Magazin-Küche unseres
Chefredakteurs zu verleihen (Wir haben nachgekocht.).
In dieser sternenklaren Nacht begrüßten wir das Neue Jahr mit vielen Wunderkerzen und
gleißendhellen Leuchtkugeln und stimmten zusammen mit den umliegenden Schiffen in ein lang
anhaltendes Nebelhornkonzert ein. Von Ferne hörte man von der Strandpromenade in Mindelo das
fußballfeierartige Hupen eines langen Autocorsos, der sich durch den Ort schlängelte und wir
beobachteten zahlreiche Feuerwerke, die überall entlang der Küste entzündet wurden. Später setzten
wir noch einmal hinüber an Land und tauchten in die bunte Welt der feiernden Insulaner mit ein.
Der Abschied nahte und so manch einer war nicht nur aufgrund der Neujahrsfeierlichkeiten etwas
ruhiger als sonst. Der Gedanke, dass wir am Abend dieses schöne Schiff wieder gen Heimat verlassen
würden, stimmte ein bisschen wehmütig. Die Zeit an Bord war so schnell verflogen. Noch ein kurzer
Landgang, dann mussten wir unsere Siebensachen packen. Aber ohne eine kräftige Stärkung unseres
Kochs sollten wir das Schiff am Abend nicht verlassen. Mit einem lachenden und einem weinenden
Auge verabschiedeten wir uns von unseren Gastgebern Karin & Karsten am Flughafen von Mindelo.
Eine lange Reisenacht stand uns bevor, der Flug von Mindelo nach Sal startete erst um 22:30 Uhr.
Berge von Gepäck wurden in eine kleine Propellermaschine eingeladen. Aufgrund des kurzen
Aufenthalts in Lissabon wagten wir es, unsere Fotoausrüstung und das restliche Gepäck direkt von
Mindelo bis nach München durchzuchecken, aber nicht ohne ein leicht unsicheres Gefühl im Bauch,
ob auch alles mit zweimal Flugzeug wechseln heil und vollständig ankommen würde. Wir übten uns
in kapverdianischer Gelassenheit und letztendlich hat alles bestens geklappt.
Nach ein paar Stunden Aufenthalt in Sal und zwei Tassen Tütencappucino zum Wachbleiben ging es
weiter nach Lissabon. Mit einem beherztem Spurt zwischen Ankunft und Abflug in Lissabon durch die
Sicherheitskontrollen saßen wir gegen 8 Uhr im TAP-Flieger nach München. Nun schon etwas arg
übernächtigt klemmten wir uns in die engen Sitzreihen des Airbus, wahrlich ein Aluguer-Feeling, nur
mit dem Unterschied, dass auf dem Insel-Taxi die Aussicht und unsere eigenen Schiffs-Sandwichs
besser waren. Wir waren sehr erleichtert, nach dreieinhalb Stunden Flug wieder die Beine entspannt
ausstrecken zu können. Normalerweise ist es bequemer, direkt ohne umsteigen mit der TACV zu
fliegen, doch dieses war terminlich zu unseren Reiseterminen nicht zu verwirklichen. In München
erwartete uns trübes nasskaltes Winterwetter und nach einem letzten Goodbye von den mitreisenden
Münchnern machten wir uns flugs auf den Nachhauseweg, wo uns ein wärmendes Lagerfeuer im
Kamin erwartete.
Zu gerne hätten wir noch länger unter der Sonne der Kapverden und den weißen Segeln der Sir
Robert verweilt.
Die Kapverden sind es wert, behutsam und unkonventionell entdeckt
zu werden. Bis auf die touristisch etwas erschlossene Insel Sal und
dem Hauptwarenumschlagplatz Mindelo, über dessen Hafen jeglicher
Import für alle Inseln abgewickelt wird, muss man sich darauf
einstellen, dass es keine Infrastruktur gibt, die Touristen bedient.
Taucherisch lohnt sich das Inselarchipel im Atlantik auf alle Fälle. Mit
etwas Glück und einem ortskundigen Tauchlehrer werden die
Tauchgänge zu einem Erlebnis. Je nach Lage des Tauchplatzes ist mit
starken Strömungen zu rechnen. Als Entschädigung dafür bekommt
man aber Fischschwärme und Großfische zu sehen, denn Haie,
Mantas und andere Großfischarten sind hier heimisch. Eine Garantie,
diese zu Gesicht zu bekommen, gibt es allerdings nicht. Die
Sichtweiten im Atlantik um die Kapverden sind unterschiedlich, von
sehr gut bis mäßig schlecht einzustufen. Pauschalisiert kann man
feststellen, dass es an Steilwänden eher gute Sicht hat. Im Einzelfall
ist das jedoch sehr von denörtlichen Gegebenheiten abhängig, das lose Lavagestein trägt dem leider
nichts gutes bei. Das Wasser ist scheinbar dunkler. In wirklichkeit reflektiert einfach das Lavagestein
weniger Licht zurück. Das merkt man auch bei der Durchsicht der Bilder, hier werden schneller die
Grenzen des Blitzlichts erkennbar. Die Tauchbasis der Sir Robert ist als BARAKUDA Tauchschule auch
für eine Tauchausbildung und ein Schnuppertauchen ausgestattet. Auf den Kapverdischen Inseln
sollte man solche Vorhaben jedoch unbedingt mit der Basisleitung zuvor abklären. Nicht an allen
Tauchplätzen und auf allen Segeltörns sind Ausbildungs- und Schnuppertauchgänge möglich, dazu
sind die Strömungsverhältnisse manchmal zu anspruchsvoll.
So fuhren wir nach Hause mit vielen schönen Eindrücken auf und unter Wasser sowie zu Lande,
Fogo-Kaffeebohnen, vorzüglichen Backrezepten, ca. 2000 Fotos sowie ganz viel Erzählstoff für diese
Geschichte.
Bom Dia ! und Auf Wiedersehen auf der SS Sir Robert
Die Sir Robert technisch
An Bord befinden sich ca. 6 Kilometer Seil. Damit da nichts verheddert, sind diese alle sauber
aufgehängt. Man behauptet, dass der Kapitän jedes Seil mit Namen kennt. 600 qm Segelfläche sorgen
für lautlosen Antrieb. Der Rumpf misst 32 m. Das Schiff hat eine Gesamtlänge von 42 m bei einer
Breite von 6,5 m und einem Tiefgang von 3 m. Falls doch einmal der Wind ausgeht oder im Hafen
rangiert werden muss, springt der 21 l Mitsubishi 300 PS Motor ein. Für den ständig vorhandenen
Strom sorgen 2 Generatoren. Ein gekapselter 220 V / 30 kW Generator und ein 55 kW Generator für
den erforderlichen 360 V Drehstrom für die beiden Poppe Tauchkompressoren (gängige UBootkompressoren). Für die Taucher stehen 20x 12 l Alu Tauchflaschen mit INT Anschluss (DIN Adapter nicht vergessen) sowie zwei Dingis zur Verfügung.
Die "Sir Robert" läuft unter holländischer Flagge. Sie ist im Klasse Registerbüro Holland als
Passagierschiff für die Befahrung weltweiter Gebiete registriert. Diese Zulassung setzt einen hohen
Sicherheitsstandard voraus. So ist das Schiff in sieben wasserdichte Kompartimente unterteilt. Als
Rettungsmittel stehen neben Rettungswesten, Rettungsringen und zwei 25-Personen-Rettungsflösse
zur Verfügung. Auch bei den Kommunikationseinrichtungen geizt die "Sir Robert" nicht. Ob Fax,
Telex, Satellitentelefon. KW, UKW, MW, Radar, GPS oder Fischfinder, alles ist vorhanden, was auch
wesentlich größere Kreuzfahrer an Bord haben (müssen).
Insgesamt verfügt die Sir Robert über 7 Kabinen. Dadurch ergibt sich eine maximale Belegung von 18
Personen. Alle Kabinen haben Doppelbett, 5 Kabinen ein Zusatzbett. Es befinden sich 4
Komfortkabinen im vorderen Bereich des Schiffs, diese sind mit Toilette und Dusche ausgestattet. Die
restlichen 3 Kabinen müssen sich eine Toilette und Dusche am Gang teilen.
Nähere Informationen unter www.sir-robert.com
oder der Buchungsadresse
Sir Robert B.P.
Kölnstraße 154
53111 Bonn
Telefon: 02 28 - 63 00 63
Allgemeine Informationen zur Inselgruppe der Kapverden
Bevölkerung: 350.000 Einwohner, 70% Mulatten, 29% Afrikaner, 1% Weiße
Sprache: Amtssprache ist Portugiesisch, die Sprache der Einheimischen heisst "Criolo", eine Mischung
aus Portugiesisch und Teilen afrikanischer Sprachen.
Kultur
Die 500jährige Kolonialzeit ist heute noch im Bau- und Lebensstil, Umgangsformen und Kleidung
erkennbar. Die afrikanische Identität verblieb in der Musik, Literatur und Kunst. Im Alltag finden sich
afrikanische Elemente der Inseln, z.B. das Tragen der Kinder auf dem Rücken und das kunstvolle
Balancieren von Lasten auf dem Kopf.
Geschichte / Wirtschaft
1460 wurden die Inseln von portugiesischen Seefahrern entdeckt. Sie sind die erste portugiesische
Überseekolonie. Sie dienen als Stützpunkt des Sklavenhandels mit Menschen aus Guinea und Sierra
Leone. Ab 1798 wird ein regelmäßiger Postverkehr mit Portugal und es erfolgte der erste
Kaffeeanbau. Des öfteren gab es Hunger- und Dürrekatastrophen. Nachdem kein Profit mehr aus den
Inseln zu schlagen war, vernachlässigte Portugal vernachlässigte die Kolonie. Nach dem
Zusammenbruch der Diktatur in Portugal 1974 erlangten die Kapverden 1975 ihre Unabhängigkeit.
Die Kapverden sind ein Entwicklungsland, Importe übersteigen Exporte (Fisch, Langusten, Bananen,
Thunfischkonserven für Portugal, Italien, Deutschland, USA) um das 10fache. Ca. 95% der
Nahrungsmittel müssen eingeführt werden. Internationale Hilfsleistungen unterstützen das Land. Die
Einnahmen des Staatshaushaltes bestehen vor allem aus Devisenzahlungen der Emigranten (im
Ausland leben doppelt so viele Kapverdianer als auf den Inseln) sowie des Flughafens Sal.
Klima / Zeitunterschied
Ganzjährig warmes, trockenes Klima, ganz selten Regenfälle, Temperaturen zwischen 24°C und 30°C,
Wassertemperaturen zwischen 20°C im Winter und 25°C im Sommer. Der Zeitunterschied zu
Deutschland beträgt minus drei Stunden im Sommer und zwei Stunden im Winter.
Visum
Ein Visum (180 Tage ab Ausstellungsdatum) kostet 40 Euro und ist erhältlich vor Ort am Flughafen
auf Sal, bei Cabo Verde Airlines am Münchner Flughafen oder stressfrei (das Visum wird nach
Eingang des Geldes innerhalb von 2 Tagen ausschließlich per Fax zugeschickt) bei der
Botschaft der Republik Kap Verde
Dorotheenstraße 43
10117 Berlin
Tel: 0 30 - 20 45 09 55
Fax: 0 30 - 20 45 09 66
Mo-Fr 09-17 Uhr
E-Mail: [email protected]
Internet: www.embassy-capverde.de (Visumantrag als PDF-File abrufbar)
Der Reisepass muß bei der Beantragung des Visums noch mindestens sechs Monate gültig sein.
Währung: Kapverdischer Escudo (ECV); 1 Euro = 110, 25 ECV (Stand Okt.'04)
Die einheimische Währung darf nicht ein- oder ausgeführt werden. Die Bezahlung ist zunehmend mit
Euro möglich; ansonsten Traveller Cheques in US-Dollar und Euro bei den Banken eintauschen (zzgl.
Gebühren); Kreditkartenzahlungen sind nur am Flughafen Sal oder eventuell noch in den größeren
Touristenhotels möglich.
Schutzimpfungen sind im Allgemeinen nicht erforderlich. Bitte informieren Sie sich bei Ihrem
Hausarzt; ggfs sollten Sie notwendige Impfungen gegen Typhus, Polio, Tetanus und Hepatitis A
auffrischen.
Sonnen-/Windschutz
Der Lichtschutzfaktor kann nicht hoch genug sein, da die Strahlung sehr intensiv ist, auch bei
bewölktem Himmel. Aufgrund der manchmal frischen Brise auf dem Schiff ist auch ein wärmender
Kopf- und Ohrenschutz gegen den kühlen Wind sehr empfehlenswert.
Reiseliteratur:
Cabo Verde - Kapverdische Inseln ("unser Favorit")
Regina Fuchs, Lucete Fortes, Pitt Reitmaier
Reise Know-How Verlag
2004, ISBN 3-8317-1209-3
Preis: 22,50
DuMont Reisetaschenbuch
Kapverdische Inseln
2004; ISBN 3-7701-5968-3
Preis: 12,00
Weitere informative Websites:
www.king-fischer.de
www.reisetraeume.de/weltweit/cv.html
Backrezepte
All recipes by Emily Wood (Thanks to her mother!)
Sir Robert Banana Cake
4 cups flour (1000 ml)
1,5 tablespoons (25ml) baking powder
1/2 teaspoon salt
1/2 cup oil
1/2 cup butter
2 cups sugar
6 bananas
3 eggs
1/2 cup of milk
a pinch of vanilla
Blend milk, egg, bananas (4 cups fluid total).
Mix flour, baking powder, salt, sugar and vanilla; blend until very fine crumbly mixture.
Blend wet and dry ingredients.
Bake at 175°C for 60-90 min.
Anise Cake
250 g butter
500 g flour
400 g sugar
2 teaspoons (tsp) baking powder
1 pinch vanilla
1 ? cups milk
4 eggs separated
2 tsp anise seeds
Beat sugar with butter until light and fluffy.
Add vanilla and egg yolks.
Blend flour, baking powder, anise seeds.
Beat egg whites until stiff.
Blend milk with flour mixture, then fold in the egg whites.
Pour into an oiled and floured pan.
Bake at 150°C for 1 hour.
Ginger Cake
For ginger cake, first chop one walnut-sized piece of ginger into small pieces and simmer with ? cup
of brown sugar and 1/8 cup water until the ginger is tender and the sauce is thick and syrupy. Stir
into cake just before pouring into the pan. Bake as above.
Chocolate Party Cake (Emily Wood's delicious creation)
4 cups flour (1000 ml)
2 tsp baking powder (30 ml)
1 tsp salt (5 ml)
1 cup oil (250 ml) - use ? butter if you prefer
2 cups sugar (500 ml)
1/3 cup cocoa (80 ml) - use more if you prefer
3 cups milk (750 ml)
3 or 4 eggs (bring milk plus eggs to total 1 liter)
1/4 tbsp cinamon
1/4 cup slivered almonds (or as desired)
1 pinch vanilla (powdered)
Pre-heat oven to 175°C.
Blend dry ingredients, then add oil and butter and blend until thoroughly combined.
Mix eggs and milk, then add to flour mixture.
Stir to blend (it can be a little bit lumpy).
Pour into an oiled and floured pan sprinkled with almonds and bake for 1 - 1,5 hours.
Decorate, almond-side up, with melted chocolate spread drizzled down the sides and let cool (the
"Jenn-effect").
Claudia Zywietz
Seit einigen Jahren die schreibende
Reisebegleitung von Armin Rohnen bei seinen
Expeditionen rund um den Erdball.
Armin Rohnen
Reist, Fotografiert und Schreibt seit 1999 für das
Tauchmagazin www.UnterWasserWelt.de mit einer
Vorliebe für Reisegeschichten die sich nicht
ausschließlich um das Thema „Tauchen“ drehen.
2006 entschloß er sich zusammen mit Claudia
Zywietz zur Herausgabe des Reisemagazins
www.FineArtReisen.de

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