Université Laval, 2012-13 - Akademisches Auslandsamt

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Université Laval, 2012-13 - Akademisches Auslandsamt
Erfahrungsbericht
Name: Ines Greif
Austauschjahr: WS 2012/13
Gastuniversität: Université Laval
Stadt: Québec City
Land: Kanada
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht,
kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
Erfahrungsbericht über mein Auslandsstudium an der Universität Laval in
Québec City (Kanada)
Als Bachelor-Studentin der Europäischen Kulturgeschichte und Franko-Romanistik, im Nebenfach, an der Universität Augsburg, würde man eigentlich erwarten, das für diesen Studiengang obligatorische Auslandssemester im Rahmen von ERASMUS innerhalb Europas zu
absolvieren. Jedoch war mein Traum bereits zu Schulzeiten, längere Zeit im französischsprachigen Osten Kanadas zu verbringen. Somit stand für mich fest, diesen spätestens im
Studium zu verwirklichen, weshalb ich mich entschloss, mein fünftes Fachsemester als Auslandssemester in Québec City zu verbringen.
So hatte ich die Möglichkeit, im Rahmen des Lehrstuhl von Romanistik von Prof. Dr.
Schwarze, mich bereits bis Ende Dezember 2011, an der Université Laval (Québec City,
Kanada) zu bewerben.
Für meine Bewerbung benötigte ich zunächst ein Motivationsschreiben, welches in französischer Sprache verfasst werden musste, einen ebenfalls in Französisch verfassten tabellarischen Lebenslauf, ein DAAD-Sprachzeugnis für Französisch und eine Notenübersicht in
Form eines STUDIS-Ausdrucks meiner bisherigen Studienleistungen.
Um dennoch die Sicherheit zu haben, im Falle einer Ablehnung von der kanadischen Uni,
einen Studienplatz einer ausländischen Universität zu bekommen, habe ich mich zudem
noch für Lyon beworben.
Als ich jedoch bereits gegen Ende Januar 2012 von Frau Prof. Dr. Schwarze eine inoffizielle
Zusage für Kanada erhalten hatte, dass ich für die Universität Laval nominiert bin, stand für
mich endgültig fest: Im Wintersemester 2012/13 werde ich im Norden Amerikas studieren.
Aufgrund eines langjährigen Kooperationsvertrages zwischen dem Lehrstuhl von Romanistik
und der „Faculté des Lettres“ der „Université“ Laval entfielen für mich die Studiengebühren
an der kanadischen Universität und so musste ich nur lediglich, um weiter an der Universität
Augsburg immatrikuliert zu bleiben, dort den Semesterbeitrag bezahlen.
Somit hatte ich nun die Aufgabe bis spätestens Anfang März alle noch fehlenden Unterlagen,
„application documents“, in Form einer Kopie meiner Geburtsurkunde, meines Reisepasses,
und eine Angabe meiner zunächst vorläufigen Kurswahl, indem ich anzugeben hatte, in welches Programm/ welchen Studiengang ich mich einschreiben möchte und welche Kurse ich
dort beabsichtige zu belegen. Ich entschied mich in Bezug auf mein Hauptfach der „Europäischen Kulturgeschichte“ für „Baccalauréat en Histoire“, „Premier cycle“ für das Herbsttrimester an der Universität Laval. Da in Kanada, anders wie in Deutschland, das Studium in drei
Trimester, Sommer, Herbst und Winter, aufgeteilt ist, fing mein Semester bereits Anfang
September (4. September) an und dauerte bis Ende Dezember (21. Dezember).
Mitte Mai erhielt ich dann meinen endgültigen Zulassungsbescheid, die „Admission définitive
à titre d´étudiant à l´Université Laval dans le cadre d´un Protocole d´entente“, dem eine Broschüre, „Pour une réussie à l´Université Laval“ mit wichtigen Zusatzinformationen beigelegt
worden war, welche man aufmerksam studieren sollte, um zu wissen, was vor der Ankunft
bzw. nach dem Aufenthalt in Québec Wichtiges organisiert werden soll.
Bezüglich der weiteren Vorbereitungen auf meinen Auslandsaufenthalt, bewarb ich mich um
einen Studentenwohnheimsplatz auf dem Campus der Universität Laval, indem ich mir von
der offziellen Website der Uni einen Antrag auf Anfrage für einen Wohnheimsplatz herunterlud. Da man für das Wohnheim bereits die erste Monatsmiete (derzeit 302 $, ca. 230 €) im
Zuge der Bewerbung vorab bezahlen muss, beantragte ich schon jetzt eine Kreditkarte der
DKB-Bank, welche es mir schließlich in Québec auch ermöglichte, problemlos an den zahlreichen „Desjardins“ Banken, kostenlos Geld abzuheben. Unter Angabe eines ungefähr beabsichtigten Ankunftsdatums und einer Kopie des Zulassungsbescheids schickte ich schließlich meine Bewerbungsunterlagen bis 1. Juni 2012 an die Adresse des « Service des Résidences de l´Université Laval ».
Weil ich nicht länger als sechs Monate in Québec blieb, benötigte ich weder das sogenannte
CAQ („Certificat d´Acceptation du Québec“) noch ein Visum („permis d´études“).
Die Reise nach Übersee ging bei mir letztendlich Mitte August los und verlief ohne größere
Zwischenfälle. So buchte ich einen Flug der Fluggesellschaft „Lufthansa“ von München nach
Montréal und landete schließlich mit nur einer weiteren Stunde Flugzeit mit einer kanadischen Maschine der Fluggesellschaft „Air Canada“ in Québec City.
Nachdem ich gute drei Wochen mit meiner Familie eine Rundreise durch die kanadische
Provinz bis an die Atlantikküste der Gaspésie-Halbinsel unternommen hatte, kam ich Ende
August/Anfang September endgültig in Québec City an, um mich direkt auf den Weg zur
Universität zu machen. Dort angekommen, meldete ich mich sogleich beim „Pavillon Parent“,
der „Wohnheimanlaufstelle“ an, um noch am gleichen Tag, mein Wohnheimszimmer im „Pavillon Lacerte“ beziehen zu können. Der Campus verfügt über vier Wohnheime, meines
lag praktischerweise am nächstgelegenen zum großen Supermarkt und einem großen Einkaufszentrum.
Auch wenn die Wohnheimszimmer relativ klein sind und lediglich mit einem 90 cm Bett, einer
Kommode, einem Schreibtisch, einer Nische und einem Waschbecken aus
gestattet sind, sind sie für die paar Monate völlig ausreichend. So hatte ich auch das Glück,
die Gemeinschaftsduschen und Toiletten, welche in meinem Wohnheim (ausschließlich für
Frauen und hauptsächlich Franzosen oder Bewohner der Provinz Québec) zahlreicher vorhanden waren, direkt in meiner Nähe zu haben.
Des Weiteren besitzt jedes Wohnheim sowohl Gemeinschaftsküchen als auch einen Waschkeller, mit Waschmaschinen, Wäschetrockner und Bügelbrettern, Studierzimmern, Gemeinschafträumen, mit Couchen und im Keller Billiardtischen und Tischtennisplatten. Außerdem
hat man die Möglichkeit, sich im Pavillon „Parent“, sowohl einen Kühlschrank, als auch eine
Mikrowelle oder einen Fernseher für eine Leihgebühr von jeweils ca 70 $ zu mieten. Empfehlenswert ist auf jeden Fall ein Kühlschrank, Mikrowellen befinden sich auch im Keller in den
Gemeinschaftsküchen. Bezüglich des Mietvertrags, ist dieser eigentlich für acht Monate abzuschließen. Somit sollte man darauf achten, wenn man nur eine „Session“ bleibt, diesen
rechtzeitig zu kündigen und die anfallende Kündigungsgebühr von 80$ zu begleichen. Zudem ist jeder deutsche Austauschstudent verpflichtet sich abgesehen von eigenen Auslandskrankenversicherung, sich über die Universität Laval zu versichern. Für ein Trimester
entfallen hierfür nochmal 300 $.
Darüber hinaus gibt es auf dem Campus überall, auch in jedem Wohnheimszimmer, kostenlosen WLAN-Zugang, das Internet muss jedoch zunächst für jeden „Neuankömmling“ freigeschaltet werden. In Bezug auf den Einkauf von Lebensmitteln befinden sich zahlreiche Supermärkte wie „Métro“ oder „Provigo“ oder auch für Kleinigkeiten ein „Dépanneur“ in unmittelbarer Nähe, Klamotten bekommt man im direkt an den Campus angrenzenden Einkaufszentrum. Trotzdem muss man sich zunächst an die kanadischen Dollarpreise gewöhnen. So
sind, abgesehen vom relativ günstigen Wohnen im Wohnheim, die Lebensunterhaltungskosten relativ teuer, weshalb es sich empfiehlt, beim Kauf von Lebensmitteln (vor allem Milchprodukten) durchaus auf Angebote zurückzugreifen.
In den ersten Tagen an der Universität habe ich zunächst auf eigene Faust, mit Hilfe eines
Plans, den Campus erkundet. Zu empfehlen sind jedoch auch die von der Uni organisierten
„Campus Ralleys“ und „Stadtralleys“, die sowohl zur besseren Orientierung beitragen als
auch dazu führen, bereits erste Kontakte zu anderen Austauschstudenten zu knüpfen. Um
jedoch auch die Gelegenheit schon von Anfang zu bekommen, Kontakte zu „einheimischen“
Studenten herzustellen, bietet die Uni ein Tutorenprogramm, dem „programme de jumelage“,
an, bei dem bei Bewerbung, jedem Austauschstudenten entweder ein „parrain“ oder eine
„maraine“ zur Seite gestellt wird. Auch wenn ich die Québecer durchaus als sehr offen, herzlich, gemütlich, hilfsbereit und gastfreundlich kennengelernt habe, hatte ich jedoch, wie auch
viele andere Austauschstudenten, ein bisschen Pech mit meiner Tutorin, da diese nur sehr
wenig Zeit hatte. Trotzdem braucht man sich aber um Anschluss keinerlei Gedanken zu machen, da ständig von der Studentenorganisation des „BVE“ der Universität Laval, Ausflüge in
die Umgebung Québec angeboten werden, bei denen man zahlreiche Leute kennenlernen
kann.
Bezüglich des Universitätsalltags war es zuerst meine Aufgabe, mich bei der für mich zuständigen Beauftragten Françoise Gillis, der „Conseillères à la gestion des études“, wegen
meiner nun endgültigen Kurswahl zu melden. Nach einem Spracheinstufungstest für Französisch konnte ich mich für „français, langue seconde“ einschreiben und belegte hier zwei Kurse: „Rédaction des textes académiques“ und „Phonétique practique“. Darüber hinaus schrieb
ich mich für den interdisziplinären Kurs, „Découvrir le Québec: un nouveau milieu de vie“,
welcher einen guten Gesamtüberblick über die Geschichte, Kultur und Sprache der Provinz
Québec gibt, und für den Geschichtskurs, „État du monde: environnement économique et
historique“ ein. Ratsam ist es, vier Kurse mit je 3 Credit Points zu belegen, um als Vollzeitstudent zu gelten und somit auch einen Studentenausweis zu erhalten. Jeder Kurs dauert
drei Stunden und findet meist durch Frontalunterricht statt. Die französischen Sprachkurse
besucht man mit anderen Austauschstudenten, bei den anderen Kursen, so bei mir im Geschichtskurs, ist man hauptsächlich in Gesellschaft von einheimischen Studenten der
Provinz Québec. Dennoch sollte man die Anzahl von vier Kursen nicht unterschätzen, da
diese vom Arbeitspensum sehr umfangreich sind. Somit beinhaltet jeder Kurs sehr viel Lektüre in Form eines Skripts und zusätzlichen Büchern. Diese kann man direkt auf dem Campus in neuer Fassung, oder auch aus zweiter Hand, beim „marché des livres usagés“ erwerben. Darüber hinaus schreibt man in jeden Kurs mindestens zwei Klausuren, in der Regel,
ein bis zwei Hausarbeiten und hat meistens eine Präsentation, unabhängig von den regelmäßigen Hausaufgaben, zu verfassen.
Trotzdem bleibt noch genügend Zeit, in der Freizeit die Umgebung zu erkunden und sich mit
Mitstudenten zu treffen.
Um somit außerhalb des Unialltags die Innenstadt Québecs, mit „Vieux Québec“ und Hafen
besser kennen zu lernen, welche ca. acht Kilometer vom Campus entfernt liegt, hat man
entweder die Möglichkeit, sich beim Fahrradverleih der Uni ein Fahrrad zu leihen oder direkt
vom Campus mit den Bussen in die Stadt zu gelangen.
Insgesamt sind dem Freizeitangebot der Universität Laval keinerlei Grenzen gesetzt. So bietet die Uni Ausflüge für Studenten durch den „BVE“ und den „Club Laval“ an, bei denen man
sowohl an Wanderungen durch die Nationalparks des Osten Kanadas oder Apfelernten teilnehmen als auch hautnah legendäre kanadische Eishockey -oder Footballspiele verfolgen
kann. Zudem bietet das große Sportzentrum, „PEPS“, für Sportbegeisterte zahlreiche Kurse
an.
An die sechs Stunden Zeitverschiebung, die kanadische Mentalität und den Dialekt des
„français québécois“ gewöhnt man sich eigentlich sehr schnell und hat am Ende vielmehr
Probleme, die Freunde, die man in diese Zeit kennengelernt hat und die traumhafte Umgebung Kanadas hinter sich zu lassen. So hieß es auch für mich und alle anderen, die nur für
ein Trimester, eine „Session“ in Québec blieben, im Dezember Abschied zu nehmen und am
23. Dezember die Heimreise anzutreten.
Als Fazit kann ich ziehen, dass es sich bei meinem Auslandssemester in Québec durchaus
um einen durchwegs gelungenen Aufenthalt gehandelt hat und ich es nur weiter empfehlen
kann, eine gewisse Zeit seines Studiums im französischen Teil Kanadas zu verbringen.
Ich hatte nicht nur die Gelegenheit, meinen Horizont in Bezug auf eine andere Mentalität und
Kultur zu erweitern, meine Französischkenntnisse, die ich bis dahin im Rahmen meines Romanistikstudiums in Augsburg in Sprachpraxis, Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft bekommen hatte, zu intensivieren, sondern auch durch die Erfahrung im Ausland
durchaus mehr Selbstständigkeit dazu zu gewinnen. Fest steht, die Kontakte, vor allem auch
zu zahlreichen Franzosen, die ich dort geknüpft hatte, bleiben gewiss noch länger bestehen
und vielleicht gibt es ja auch irgendwann ein Wiedersehen, nicht nur in Deutschland und
Frankreich, sondern auch in Québec.